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Cr JU> \i \ 5 »1 V» (S,^. Cf-v7 J~^?S.
I^arbarti College I,ttirars.
FROM THE BE<^EST OF
JAMES WALKER, D.D., LL.D.,
(Glttsa of 1S14),
FOKMER PRESIDENT OF HARVARD COLLEGE;
" Preference being given to works in the
Inteliectual and Moral Sciences."
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mattin gutjei*/
€ine ^togropl^ie
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D. 8|e0lr0r Jofte,
otbentl. ^rofcffot an bet Unltoetptfit Ctlanflcn.
II. ^anb.
gricbtic^ «nbrca« ipcrtl^eg.
1889_^j',
! — i^^fjCS. 4^0 /r^s.
9/aMuAj <£^-^/.
J:2r.
VIIc 9t(d»t( »oriiclialtcti.
ftuf ber SBottbwrg unb in SBtttcnbcrg Kö jum
flitögang bc8 ©auenrfricg«.
tolkt, 8iit(«t. n.
L 9{aptfeC
IKe IDartImrinilie titiil itt ütttmn in Wiütnhttq.
SRitten aui ben äßitten l^erauS, aud bem %üx unb Sßibet
ber fiteitenben Parteien, me att$ feinet gemol^nten taftlofen
flxfKxt, l^tte ber gutft feinen ^tofeffor an einen ftiHen, fidleren,
»albumfd^Ioffenen Ott bringen laßen. 8tö Runter (Keotg l^tte
man Sutl^er bafelbfi eingefnl^tt Suf^et bem ©d^loftl^auptmann,
bem ^enn t>. Setlepfd^ unb feinet @emapn, bie i§m balb ]^etj=
Ud^ 100^ moQten unb benen et fein ßeben lang ein banibated
UnbenCen bemal^tte, »aten nut »enige ind Sßetttauen gejogen.
S)en Übtigen gegenübet mu^te et nun ben 9iittetiSmann fpielen.
9n bie ©teUe bet ftutte unb bet ftapttje ttat je^t ein l^öfifd^eS
iSemanb unb ein »eltlidgeiS Satett. S)et, »ie bie filteften Gilbet
jeigen, nie fonbetlic^ glatttafiette 83att, loie bad bid^te ^auptl^at,
btttften je^t ftei »ad^fen. (Sine golbene Stette, bie man il^m
jtt ttagen gab, mie baiS @d^mett, meld^eS et umjugfitten l^tte,
wenn et, in bet Sftegel Don einem Detttauten Stned^te begleitet, bie
Slfiume beS @d§loffed betliei foUte bie Xfiufd^ung betboQftfinbigen.
äRan leitete il^n an, mt et fic^ benel^men mfiffe, unb et fanb fi^
fo gut obet fo fd^led^t eS ging, in biefe gänjlid^ anbeten aSet=
l^ltniffe unb tonnte übet fein 9iittettum f(^et}en. (St etfteute
^d^ an SBalb unb glut, bon bet et auftet auf feinen 9R6nd§8s
teifen in ben legten fünfje^n S^l^ten nid^t biel gefeiten l^aben
mod^te. S)a laufd^te et bem (i^efang bet Sßdgel, »ie fie ®ott
loben >£ag unb 92ad^t, pfludte mol^l aud^ JBeeten im SBalbe. %bet
1*
4 luf ber ffiartbutfl.
au^ an ber ^ctfi^ ^^W ^ ^^U' einmal jmei Zage leintet einanber,
um baS „ffifes bittere" SJergnugen ber gtofeen O^^n ^«««1 8^
lernen. «äBir fingen jmei ^fen unb ein paar armfelige 9le6s
l^fil^ner, furwal^r eine »ürbige 93ef(i^fiftigun9 für Seute, bie nid^tiS
}u tl^un l^a&en.'' S)ie ©ad^e l^tte il^m, mie er an Spalatin
fd^reibt, Vergnügen gemad^t, aber feine tl^eologifd^en ®eban{en
mar er barflber nid^t loS geworben. Sfiger, ^unbe unb ^afen
erinnerten il^n an ben @atan ober ben $apft, mie er burd^ feine
^unbe, bie Sifd^öfe unb ^^eologen, ben einf<igen unb gl&ubigen
©eelen nad^fteUt. Unb tok l^tte er Dergeffen tdnnen, toai ba
brauf^en Ddrging! SRan foQte meinen, ba^ bie Stille unb Se=
l^glid^teit mä) ben fd^meren Stumpfen ber legten ^a^^xt unb ben
aufreibenben ^agen in SBormd il^m befonberd »ol^lgetl^an l^tte,
aber er vi>ax (eine 9latur, bie baran (Kefaüen fanb* S)a$ ritter=
lid^e SBol^lleben, in ba$ er fi(^ t)on ber fc^makn Stloftertofi auf
einmal oerfe^t fanb, tl^at feinem Störper aud^ nid^t gut. 93iS in
ben ^erbft l^tte er über l^eftige Unterleibdbefd^merben ju (tagen.
3m 3uni »ollte er fogar beSl^lb nad^ Erfurt reifen, um bie
bortigen ärjte jurate ju jicl^en.
Steinen XugenblidC Dermod^te er bie fc^mere 93erantmortung }u
öergeffen, bie auf il^m laftete, unb bie ^flld^t, auc^ femer benen
ein Berater ju fein, bie il^m bisl^er gefolgt waren. (5r burfte
ft(^ fagen, ia^ er nur mibermillig nachgegeben, aber bod^ qu<e
il^n immer wieber ber (Sebante, man tonne il^m Dormerfen, ia^
er im «ugenblide ber ©efal^r gerabe jeftt, wo man gegen feine
Unl^nger wüte, fi(^ jurüd^iel^e, wfil^renb er bo(^ Diel lieber, wie
er bem Sielanc^tl^on Derftcbert, mit bargebotenem Fladen ben wüten::
ben ®egnern entgegen getreten wfire.
„5)a fifte ic^ nun*", fd^reibt er, «unb ftelle mir ben ganjen
Xag bad Sudfel^en ber Stirere Dor Sugen unb fd^aue jened SBort
beS ^falmiften (89, 48): Söarum willft bu alle 3Renfd^en um=
fonfi gefd^^en l^ben? O @ott, wie erfd^redlid^ ift ber Xnblidt
beS Qoxnt^ (Sottet unb wie abfc^eulid^ ba^ 9leid^ be$ römifd^en
Sntic^riftS. Unb \ä) oerwünfd^e meine ^&xtt, bag id^ nic^t ganj
in Jrfinen serfKefee, bafe id^ mit ben Srunnen meiner Irfinen
beweinte Die erfd^lagenen Söl^ne meinet 93ol(e$. Sber e^ ift
(StPe 9(tBeitett. 6
feiner, ber ftd^ etl^ebc unb (Kott fe^l^alte ober fid^ entgegen fieQe
ald a^auet für baS l^auS 3^rael an biefem legten Xage feines
3ornS. O über baS 9ieid^ beS $at>fteS, »firbig bed (SnbeS unb
ber C^^f^ i>^t Seiten. ®ott erbarme fid^ unfer."
^ber er begnügt fid^ nid^t mit Stlagen. ®ogleid^ in feinem erfien
©riefe üon ber SBartburg ermal&nt er mit fefiftigem SBorte bie
SBittenberger greunbe, 8lmSborf, ben jungen SRagifter S^^'^«««
llgricola aus (SiSleben, unb t>ox aUen SReland^tl^on, baS SSßort
®otteS unbetfimmert um ben ^a\i ber geinbe ju prebigen unb
auf ber SBarte ju fielen; er tooüc inbeffen beten. Sber eS brangte
il^n aud^ jur llrbeit. S)ie tlöfterlid^e Steigung jur ftiUen Kontemplation,
»oju er jje^t bie befte (Selegenl^eit gel^abt l^tte, »ar Ifingft t>ou
über. äRel^r als jje l^atte er aud^ je^t mieber bie ganje grof)e
@efa]^r beS ^QeinfeinS burd^iufoften. ©d^mere (SlaubenSanfed^
tungen unb fünblid^e Biegungen mad^ten il^m t)iel ju f(^affen. ^Qen
(SrnfteS vermeinte er in feiner Don ber Sinfamteit enegten $l^an=
tafie, es mit allerlei Xeufelsfput ju t§un ju l^aben, »enn aud^
mand^eS, »aS bie greunbe fpdter barüber oon il^m gel^ört l^aben
n^oUten, auSgef(^müd(t fein mag.
SSon Anfang an feinte er fic^ nad^ feinen ©üd^ern, nad^ ben
bereits begonnenen litterarifd^en arbeiten, bie feiner l^rrten. Qroax
fleißig ftubierte er je^t mieber ben |ebr&ifd^en unb gried^ifd^en %qi
ber Schrift, aber baS nannte er SRüfeiggang. Unb nod^ el^e feine
SRanuflripte eingetroffen, mad^te er fid^ an neue Arbeiten. ©aS
erfte, »aS er fd^rieb, mar eine erbauliche ®r!lfirung beS 68. ^falm.
S)ann oeranla^te il^n bie Shinbe, ba^ man bie JBeid^te baju benu^e,
um bie kommen Dom (Soangelium abiumenben unb fie nad^ feinen
Sudlern auSjuforfd^en, ju einer neuen ©d^rift (Dgl. oben I, 318)
über bie Seid^te. ©d^on ber Jitel: „SSon ber Seid^te, ob
bie ber «ßapp SRac^t l^abe ju gebieten", läfet erfennen,
»orauf er l^inauS »iß. @r beult nid^t baran, bie ©eid^te ju Der=
werfen, aud^ nid^t bie „l^eimlid&e Seilte", man foU fie Diel mel^r
preifen als eine ®abe ®otteS. ©ie ift „ein töftlid^ ©tüd Dom
l^eiligen areuj". „D, »enn »ir »üfeten, »eld^ gndbigen (Sott eS
mad^t, bafe ber SRenfd^ il^m ju @$ren fic^ |elbft Dernic^tet unb
bemütigt, »ir »ürben bie Seilte aus ber (grben graben unb über
6 9^00 bet Seilte.
tattfenb SReilen Idolen.'' WKt falfd^ ifi c», bem ^apfte unb feinen
^tiefletn allein ba^ Äed^t bet Äbfolution jujuf einreiben, ate ob
man nid^t aud^ ®ott adein bie @ünben beCennen, ober im 9loU
faUe einem JBtuber ftd^ anüettrauen unb bon il^m ben 3ufP^u<^
bei ©ünbenbetgebung empfangen bfitfe, ba bo(^ aOein bie Stirere,
bie Sßetfammiung bet (Slfiubigen, bie @d^lüffelgemalt etl^atten. %bet
me l^od^ aud^ bie JBeid^te ju pteifen, fo l^at fte boc^ nut SBett ffit
ben, bet pd^ fteiwiHig il^t untet^iel^t unb nic^t mit „gejmungenem
C^etjen" unb um SKenfd^engeboteS willen, ©atum tdt et, getabe
ju Dftetn liebet nid^t ju beid^ten, »eil bet ^apft ein feelenüet«
betbetifcftes ©efeft batauS gemad^t l^at „3« ^^ ®ett)ijfen m\ü
©Ott allein fein, unb fein äßott aUein tcgieten laffen, ba foK
Steilheit fein bon aßen SRenfd^engefc^en.'' ©eutlid^et l^at et wol^l
laum itgenbtoo ben eüangelifc^cn ©afe t)on bet ®e»iffen§ftei]^eit
auSgefptod^en al$ l^iet, unb man ettennt batauS ben unmittelbaten
Sla^tlang bet äBotmfet Sßetl^anblungen, »enn et fic^ in langen
JluSful^tungen gegen baS SBerbetblidde bet SRenfd^enlc^ten »enbet,
gegen ba« falfd^e ^od^en auf bie Ronjilien, bie bodd feine feien,
unb gegen allen 3wöng in litd^lid^cn unb teligißfen ©ingen, fo auc^
inbejug auf laufe unb Äbenbmal^l. ^3<ä^ ^<^öt ptebigen ben
(Stauben obet bie laufe, abet niemanb baju smingen.'' „©taube
fid^etlic^, »eld^e bu ^ietmit nic^t l^etjubtingft , bie »itfl bu mit
©eboten unb SRötigen nic^t feligUdd J^etjubtingen."
©iefc ©c^tift, „feine 8lpotal^j)fe, bie et in feinem ^atmoS
gefd^tieben", »ibmete et gtanj üon ©itfingen, als ©anl ^filt feine
üielfÄltige Jtöftung unb fein ©tbieten''. 3^fct bcenbete et aud^ bie
fd^on ftul^et ettoäl^nte 8luSlegung beS „SRagnifilatä", be5 8ob=
gefangen bet SRatia, in bet et fie nod^ ganj unbefangen als fünb=
los bcjeid^net unb il^te ^Jütbitte antuft. Unb in getabeju etpaun=
liefet ©d^neHigleit, in nod^ nid^t 14 Jagen (8. bis 20. 3uni) fd^tieb
et feine auSfül^tlid^e ©tteitfc^tift gegen ben ßöwenet Jl^eologen
ßatomuS, bet eS übet fu^ genommen l^atte, feinet galultät SSet-'
bammungSutteil übet ßutl^etS Sudlet unb il^te SSetbtennung ju
ted^tfettigen. öutl^et l^atte feine anbeten SBud^et bei pd^ als bie
l^eilige ©c^tift, abet »otauf eS il^m l^auptffid^lic^ anlam, baS loal^te
äföejen Don ©unbe, Sufee unb ©nabe gegen bie abjd^iofid^enben
Segtiffdbeftimmungen f^olafttf(^et ®t>iftfi>(^i9l^ten fid^ ju fteQen,
boju bebutfte et nut feiner JBibel, unb mit fold^er (Bntfd^iebenlfteit
betonte et l^iet bie @<^tift atö aOieinige JQueOie ^tiftlic^ Stfennt^
WS, bafi et fogat bad Zl^un bet fon^ t)on il^m fo l^od^efd^ten
@^nobe ju 92icfia, ba« äSetl^ltiftd (Sj^tifti sunt SSatet mit einem
ni^t bet Sd^rift entnommenen föotte sn be^eid^nen, ffit anmaftenb
et{ifitte.
@ein gleift n^at in bet 2J^at ein ganj aufietotbentlid^et. S>enn
neben ben fd^on etw&l^nten ©d^tiften unb einigen anbeten, auf
bie nod^ sutud}uf0mmen fein koitb, atbeitete et an bet ^ottfelung
feines gtof^en ftommentatS )um ^faltet, ben et übrigen« nut bis
3um 22. $falm fottful^tte, Dot aUem abet an einet tooffi fd^n bot
bem 9iei(^tage begonnenen beutfd^eit ^oftiQe. S)ie leitete
Stbeit toai f o ted^t feine gteube. gut fie mfinf d^te et aud^ f ^Sne
2;^{)en unb eine balbige £)tud(egung. ^ielt et bod^ eine betftfinbige
Untet»eifung bes 93olteS nad^ bem lauteten (Soangelium, in ein»
fädlet, atten betftfinblid^et ©ptad^e, in biefet fd^weten S^\t fut
bas ^detnottoenbigfte. ^%ixx meine S)eutf(^en bin id^ geboten,
il^nen miQ iä) aud^ btenen'', fd^rieb et einmal im C^etbft untet
Hinweis auf biefe unb anbete beutfd^e ©d^riften. Unb tto^ il^tet
nid^t abjuleugnenben JBteite, bem oft betben %ont unb bet untet
bet S3efel^bung t)onfeiten bet ®egnet fel^t fd^atfen ^olemil i^ biefe
Sitc^enpoftille fid^et 2;aufenben biegü^terin in bie S6ibel unb
ju eDangelifd^et SttenntniS gemotben. ^UetbingS fd^ritt baS ä&ett
nut fel^t langfam ootmätts. d^ etfd^ien btud^flädts»eife, juetfi
bie Auslegung bet ^bbentspetilopen, bann im gtäl^jal^t 1522 als
etftet Slbfd^nitt bie Auslegung bet ^oangelien unb (Spifteln bis
jum Sptpl^antenfefte, bie et bem ®tafen SUbted^t bon SRanSfelb
»ibmete. ®ie anbeten Icile fmb etfl in fpfiteten 3ö^ten untet
äRitatbeitetfd^aft bon Sutl^etS @d^ületn juftanbe getommen, bie
feine jum Xeil nad^gefd^tiebenen, jum jteil in (^injelbtudCen auSge=
gebenen ^tebigten fammelten. @t felbft l^atte anbeteS }u tl^un.
Smmet »iebet routbe et bon bet frieblid^en «tbeit aufgeftött.
®o aud^ ie^t. SB&l^tenb et fetn bon SBittenbetg in piet ä&alb-
einfamfeit feine ganje Rtaft batauf betujenben wollte, baS 83oll
in bie l^eilige @d^tift ein^ufül^ten, bal^nten fid^ Sßetmidtelungen an.
S 2)ie ^timtmtng im SoOe.
^ie aüc^, mai IbiSl^t gemcnnen mx, toiebet in t$tage fteUten unb
bie gtd|te SSerminung anrid^teten.
S)ie S3etUTteUung Sutl^erS unb feinet Slnl^nget butd^ baä fd^atfe
(Sbilt mar nunmel^t eine betannte ^l^tfod^e. dtio> man, meldte
Hoffnungen fid^ an baS Somnftn beiS ftaiferä unD Sutljferd (Sr=
fd^einen bot bem Steid^dtage gelnu))ft l^atten, fo begteift fid^, baf)
e$ eine gto|e Q^ntt&ufd^ung l^etDottufen muffte, ba| aud^ mand^e
but(^ ben ®))tud^ bet §öd^ften meltlid^en ®emalt auf (Stben an
i|tet ftu^eten Übetjeugung bon bet äS^al^tl^eit bet Seilte Sutl^etS
itte ju »etben anfingen. S^^effen üon bem ©d^tedten, ben bie
etfte Sunbe Don feinem geJ^eimni^boUen aSetfd^mtnben, bon feinet
tt)a]^tfd^einUd^en (Stmotbung, unb bie ^uSfid^t ba| ba§ (Seti^t fid^
nun balb übet feine Sln^Altget etfttedten tt)etbe, oetanlagte, etlgolte
man ftd^ gat balb. 92eland^t§oniS äRitteilunganäßenjedlauS SinI:
,rtlnfet teuetftet SSatet lebt", fanb jubelnben SBiebet^aU, mol^in fie
btang. ©ie «Jtagßbie'', fo beliebte befonbet« (StaömuS ben ganjen
^anbel ju nennen, bat teineSmegd au§, mie ^leanbet unb ®e=
noffen gel^offt l^atten. äBenn man geglaubt l^tte, baf} e^ nut
beS faifetlu^en Siegeln untet bem tSmifd^en ^ann bebutfte, um
ba^ beutfd^e SSoU ju übetjeugen, baf} Sutl^et ein fiud^mutbiget
Se^et, fo mat bieS ein S^tum. SSkiS aud^ tommen foUte, bet
blo|e ^utotit&tiSglaube, bet felbft mibet baS (Semiffen fid^ untet
baS SEBott bet titd^lid^en (Setoalten beugte, mat füt immet bal^in.
^ mat nid^t unbead^tet geblieben, baf} Sutl^et ftd^ etboten, ju
mibettufen, faQs man i|n mibetlege, unb baf} man batauf bet=
jid^tet l^tte. äBatum l^at man il^n ntd^t übetmunben? mat bie
gtage beS gemeinen 92anneS. äßan bel^anbelte fte in mannigfad^en
^atiationen in ben jal^lteid^en f^lugfd^tiften, bie tto^ bet neuen
Senfut übetaU auftaud^ten. „SBenn bie 8e§te Stattin Sutl^etS'',
.|ei|t es in einet fold^en ^lugfd^tift, „t§nen nid^t ©d^aben btdd^te
an bemalt, Q^§ten, im ©fidtel, Seilet nnb in bet Studie, fie u>üt=
ben nid^t btel bamibet teben, mutben aud^ uns nid^t üetbieten,
beutfd^e Sandtet }u lefen. 3§nen mutbe gleid^ gelten, ob mit
nimmet beid^ten, SRejf' obet ^tebigt l^ötten. ©et $apft nel^me
®tli> unb liege aUeS, als et bisset getl^an l^at.'' ©aS leud^tete
t>cm Sutget unb SSauetSmann ein. Sine bet mettmätbigften |$lug=
glttgfd^riftm über Sutl^er^ «etnrtcUung. 9
fd^riften aus jenen Xagen ift »o§l «Dr. SRartin ßut^ctl ?}afrton\
in bet bet ^etgleid^ t)on Sutl^etd 93et]^dr in SBotmS mit bem
S3et]^dte (Sl^tifti bid in§ Ueinfle butd^gefül^tt t^^iebrid^ }>m SBeifen,
r>on bem man ein entfd^iebeneted Eintreten fut Sutl^et ermattet
l^tte, bie 9lo(le beä t)etleugnenben $ettud jugemiefen mitb. ^ilatuS^
bet ungeteilte Richtet, ift bet (Stjbijd^of oon Jtiet. ©ein SBeib,
bie beutfd^e Station, etmal^nt il^n: „S)it foU nichts fein mit biefem
©eted^ten — , mutbe et Detbtannt. »ütbe ia§ ganje beutjd^e 8anb
t)on feinetmegen leiben muffen.'' (&x miU i^n loiSlaffen, abet et
mitb übetfd^tieen: „(St metbe DetbtanntI mette bu, laffeft bu ben
lebig, fo bift bu nid^t ein^eunb beS tömifd^enS9if(|ofS; et mitb
bit ^ilfe tl^un mibet ^anfteid^.'' QSnblid^ mitb et oetutteilt unb
im Silbe Detbtannt. »©ie metben feigen*, fd^lie|t bie ^affion,
„in meldten fie geftod^en l^ben."
3u biefet btaftifd^en, nid^t miS}ut)etfte]^enben SBeife, untettid^tete
man baS S3oU übet bie 93otgange in SBotmS unb befeftigte bie
CotfteUung üon bem ungeted^ten Utteil, an beffen SSeftanb bie
entfd^iebenften (Segnet be§ StefotmatotS balb nid^t mel^t ju glauben
n>agten. „S^ftt gel^t ein gtofjet O^gel übet Sutl^et unb feine 9ln=
l^änget, abet wenn bie ted^te ^txt fommen mitb, »o bie ftomme
d^tiftlid^e (Semalt baö ©d^mett etgteift bann mitb eS anbetS gelten'',
l^eifit es in einem (Sef))t&(^e jmift^en ^^i^ unb Stun^. %bet mel^t
nod^ befd^ftigte bod^ bie (Semütet bie anbete äßSglid^teit, bafs
geiftlid^e mie meltlid|e Dbtigfeit fottful^ten, mtel^tten ©inneS mibet
9ied^t unb S3illig{eit gegen bie offenbate SBal^tl^eit beS (S^angeliumS
3U l^anbeln, unb eS ifl bejeid^nenb, bag faft aUe et)angelifd^ ge::
laltenen e^lugfd^tiften bie gtage aufmatfen, maS bann ju tl^un,
unb übet Sutl^S ©tanb))unft l^inauägel^enb, nid^t nut baS Siedet
füt ben ßaien in ?lnfj}tud^ nahmen, bie Dbtigleit, geifttid^e mie
meltUd^e, aus (SotteS SSSott „ju fttafen", b. 1^. tabelnb ju Det=
matnen, fonbetn aud^ gegen il^ten SßiUen felbft&nbig, menn eS
fein mul mit ®emalt bie nctmenbigen SSetbeffetungen üotjune^men.
„gutma^t, es feiltet aUein batan, ba| mit bet ©ad^en einen
£Kiu))tmann l^&tten, fo mfitbe eS gelten", I5|t ein ©d^tiftfteUet ben
©auet „ftatpl^anS'' ju ©idfingen fagen. ©iefet meint, man foüe
es auf ftieblid^em SBege t)etfud^en, abet et tül^mt bod^ beS SBeiteten
tO Solgen be9 Sormfer QSbift9.
boS 93etfal^ett beä 3idbi- »©oQ bie ®eifilid^teit tefotmitt toetben,
jo mu| man (mie in Söl&men gefd^el^en) ben meinen %^ bet
itttd^n abbred^en, benn bie biemeil fte fiel^, bleibt oQeiDege eine
f[ntei5ung bes pffiffifd^en (Seijed unb ber S^idglaube mag ni(^t
<iu$ bem gemeinen 83oU gebrad^t metben, man nel^me benn biefen
Überffug l^inmeg unb tilge ab aUe SRdnd^Sotben.'' SSeffer tofite
^ fteitid^, tDenn man fte butd^ (Srmal^nung baju bringen fdnnte,
ben Sl^tiften ben (Sl^rißenglauben mebetjugeben, ben bie %oftel
^el^bt, ba fie ed aber nid^t moQen, wirb man fie bap jmingen
muffen, unb menn bie 3^fiStung ber ftldfter nid^t balb lommt,
„mufi bie d^riftUd^e SBclt burd^ fie üerarmen!" ,,©afi fie fi(^ auf
il^re ^ei^eit berufen, mürbe atöbann menig angefel^en merben, benn
mir merben uns an @an(t $aulu§ l^alten, ber fprid^t ju ben
Äorintljern: ,»0 ber ®eifi ®ottc§ ift, ba ift greil^eit.'" 'S)ai
waren bebenllid^e 9tu|erungen unb eine nod^ bebentlic^ere %rt ber
©d^riftbenuftung, bie aber, »ie fie bem gemeinen Slannc, bem
©firger unb Sauer in ben SRunb gelegt mürbe, nur ju gern gerabe
toon il^m aufgegriffen mürbe, unb jene fleifd^lid^en greiljeitsgebanlen
näl^rtc, bie im SSauernlriege jum Äusbrud^ famen.
Unb mer jene gemalttl^dtigen Steigungen nid^t billigte, ber furd^tete
fie bod^. 3n nid^t menigen Territorien mürbe nad^ einigem 35g^ni
ba§ SBormfcr Sbift üerlunbet, aber an eine rfidtfid^tölofe ?luS=
ffil^rung beSfelben mar nid^t ^u beuten, menigftenS nid^t ol^ne bie
®efa§r eine« allgemeinen JumultS. ©aruber mar fid^ aud^ ßutl^er
ßttt. „^c fd^neller e3 ber ?ßaj}ft berfud^t, um fo fd^neller merben
er unb bie ©einen untergel^cn^ unb id^ merbe jurudttel^ren*', fd^rieb
tx am 26. 3Rai an SReland^tl^on. ^ier unb ba berbrannte man
ßutl^erS Sudler ober befd^rdnlte iljren freien SBertauf, forfd&te nad^
Sutberanern, in ber erften Qcxt befonberd im (Sebiete ®eorg§ bon
©ad^fen — , ba§ mar fo jiemlid^ alle^. ®ie SSemegung, bie gerabe
leftt nad^ ben SJorgdngen in Sßormö mcl^r nod^ all frül^er in bie
untcrften ©d^id^ten be§ Collen brang, mar mit ®emalt nid^t ju
bfimpfen, ©0 urteilten balb aud^ bie ®egncr.
„®cn Sutl^er l^abcn mir berloren*, fiufeerte, mie man fi(^ er=
jal^lte, ein Somanift gegen ben SRainjcr fturfurften, „aber baS
Sßoll ip fo erregt, ba| id^ beforge, mir merben taum unfer ßeben
2)ie XBittettberger ^od^fd^ttle. li
tctten, wenn toit il^n nid^t flfectaU mit Sieötctn fud^cn «nb juru(f=
tttfcn.*
S(m menigften badete man natfitUd^ in Stutfad^fen batan, bem
^ilte nad^)tt(ommen. ^n SBittenbetger Sheifen f)}tad^ man bat)on,
man UKitte nut, 6id bet Staifer S)eutf(|tanb berlajfen l^aben metbe,
um Sutl^ fofott aud feiner SSetbannung jutfitfjurufen. ©ie«
mx v>o^ faum bie «bfid^t bet ^enen in iorgau^.aber es ift
be^eid^nenb baffir, mel(|e geringe SSebeutung man bem 8ieid|§tag^
bej(^lu| beilegte, ©ie C^od^fd^ule ful^tte fid^ taum irgenbmie babut(|
bebtol^t. Sßol^l fel^lte bet ^l^tet, aber feine Seilte unb feine
@tunbf% maten fd^on ju feft gemutjelt, ald baf; es nid^t eine
Seit lang aud^ ol^ne il^n gegangen ti>ate. S)aS meinte aud^ Sutl^
felbfl. SReland^tl^on feufjte »ol^l übet feinet ©etlajfenl^eit, abet et
l^tte anfangs nur Q^tfteulid^eS ju berid^ten. Stad^ mie t)ot fttdmten
bie @d^olaten auS allen S&nbetn in bem unfd^einbaten SS^ittenbetg
jufammen. Um bie 92affen ju bel^etbetgen, entfaltete fid^ bott
je^t eine tege Säautl^tigfeit. S)a toax faum eine euto)}&ifd^e
Station, bie nid^t bertteten geiuefen »fite. S)et g^embe, bet in
bie ®tabt (am unb bie 2aufenbe \)on jjungen Seuten fo Detfd^iebenet
9tt unb ^bfiammung beobad^tete, munbette fid^, ba| aQeS fo ftieb::
lid^ l^etging, unb fanb eS auffaOenb, ba| bie ©tubenten teine Slkiffen
ttugen. ®et Ort fei l^äfeli^ fo berid^tet ein ©d&meijet in feinet
^mat, bas 93olt ungebilbet, au(| bie Soft nid^t gl&njenb, abet
es gfibe aud^ nid^tS, maS bie @tubenten bon ben fd^önen äBiffen=
f duften abj%, unb baS bebeute l^iet alles, äßand^et mag mit
l^eimlid^em (Stauen in bie Ste^etftabt gebogen fein, abet eS ftanb
feft, nut in SBittenbetg fonnte man jjeftt otbentlid^ gelel^tt »etben.
®o utteilten nid§t nut bie Jl^eologen, fonbetn nic^t minbet bie
3ttriften unb SRebijinet. 8Rit bet 3<i^l ^^ ©tubenten »at aud^
bie 3# bet Seiltet gemad^fen. (Sine Sleil^e junget (Selel^tten l^atte
fid^ in SBittenbetg niebetgelaffen. SRufite fo mand^et aud^ balb
koiebet meitet manbetn, fo mat eS bod^ immet eine gute dm-
pfel^lung, eine Seit lang an bet l^ol^en @d^ule ju SBittenbetg gelel^tt
JU l^aben. Unb bet ftutfutfl fd^eute lein Dpfet fut biefelbe.
Unmittelbat nad^ bem SBotmfet Steid^Stag mutbe nad^ bem 9iate
fitttl^etS eine SJeuorbnung bet UniDetfitätSoetl^filtniffc butd^ ©palatin
12 9le«c Scl^m. aRcland^tl^on^ LocL
vorgenommen, erlebigte SeJörftul^le neu bcfe^t, neue, fo für 3Ratl^c=
matit unb SRebijin, emd^tet. Hn ©teUe bed t)etfiot&enen Sted^tö^
lel^tetd Henning ®dbe, bet aud^ $topft bed XUetl^eUigenftiftd
ge»efen roax, »utbe ßutl^ctö begeiftcrtet anlanget SufluS 3ona§
betttfen. S3on bet ^^riftetei »oute er aber nid^tö mel^r miffen,
unb Sutl^er münfd^te il^m ®(ud, ba| er aud bem fiürmifd^en Speere
ber menfd^lid^n 9led^t^elel^rfam(eit in bem {)aten ber l^eiligen
®<^tift gelanbet fei. SBoQte man il^n fefil^Uen, mugte man bad
üerl^aBte {anonifd^e Sted^t i^on einem anberen lefen laffen, Sonad
moOte nur nod^ X^eologie teuren. 3n SlurogaQuiS gemann man
enblid^ einmal einen fef^l^aften Seigrer ber l^ebrfiifc^en @))rad^e, ber
5uglei(^ ein tebl^afteS ^ntereffe an ber @d^rifter((&rung l^atte unb
in ber golge l^utl^erd ®e§Ufe bei ber Sibeluberfe^ung mürbe, ^n
biefer ^txt, im ^pril 1521, tam aud^ ^^l^ann S3ugenl^gen nad^
SBittenberg, bejfcn SBirfJamleit für bie (Sntwidtelung euangclifd^en
Stird^entumä fo bebeutfam merben foQte.
93or aOem mar e$ freilid^ bie Seigre Sut^erS unb ber Stuf
bed jungen 9Reland^t§on, ber bie äRaffen anjog. „2>er Heine
©rieche", ober »ie ö^jog ®eorg f|)öttelnb il^n nannte, ba§ Heine
äRcinnlein, l^atte fic^ mirtlid^ äberrafd^enb fd^ineO in bie 2:^eoIogie
l^ineingelebt. @ben je^t lie^ er eine ®d^rift brudCen, in ber
jum erftenmale baä ?ßofitiöe ber eöangelifd^en ^rebigt in lel^r=
^after äS^eife 5ufammengefa|t mürbe: auiS feinen 93orlefungen über
^t\x Siömerbrief ermad^fen, finb biefe nad^mal^ meltberul^mten Loci
communes theologici „bie tl^eologif(^en ^au))tbegriffe'' ber erfte
SSerfud^ einer ebangelifd^en ©ogmatil, für lange Qcxt baS ^aupU
unb SRufterbud^ berfelben, menn t^ \\(S) aud^ in 9!(arl^eit unb ©d^ärfe
beö ©enfenS, mie in ber ©^ftematit ber ©toffbel^cnfd^ung mit
bem f|)äteren „d^riftlid^en Unterricht'' (Salöinö nid^t meffen lann.
ßut^er freute fi(^ über icbcn ©rudtbogen, ben er crl^ielt.
?lbcr lonntc man mirllid^ bei ber Seigre flel^en bleiben? SBenn
e« crmiefen, bafe bie ftirc^e in ber bab^lonifd&en (Sefangcnfd^aft
fd^mad^te, foUte man, nad^bem alle C)of[nung auf ben äteid^dtag,
auf $(aifer Starl vergeblich gemefen, nac^bem bie ®t&nbe in SBormS
baS @vangelium Verleugnet, nid^t baS 8ted^t l^aben, bie Letten ju
bred^en? @(bon mar ein ganje§3al^r in§ ßanb gegangen, feitbem
$rie9erel^(. fbtbreaS Cariflabt. 18
bad ffiott t)on bet greil^t eined (S^ftenmenf(|en, ber SRad^t
l^bc übet aOc ©ittgc, jum ctftcnmol »icbet crf^oUen, — foUtc
bicfe (^rifllic^e gteil^cit nur eine Jl^eotie fein? Dbet foDte
man nid^t enbti^ nad| fobiel ©d^teiben unb Sieben einmal jut
Xl^t fd^reiten unb bon itc ebangelifd^en ^eil^t ^ebtaud^ mac^n
bfitfen?
(£d war menfd^Udl, baj} bie fattif(^e Stefotm mit bem StQer-
menfd^Ud^ften anfing. @(^on (Snbe 9Rai mutbe t9 rud|6at, baj}
©ernl^tb gdbfirc^en, bet ^T0t)ft öon aemberg, unb batb batauf
}Wei anbete ®eifUid|e aud bet (Kegenb t)on ffiittenbetg jut (Sl^e
flefd^titten feien, unb Sutl^et billigte biefe ftonfequenj feinet Seilte
unb bewunbette ben Wut jener ^tieftet, in fo unrul^iger geit ein
fol(^e$ äßagni^ ju unternel^men. Unb ein groj}e$ SBagnid war
^5 gewife. ®ie Aufregung über biefen ©d^ritt mar teine geringe.
S3ar au(^ gelbürd^en in bed fturfurften Sanben gefd|u|t, fo traf
bo(^ bie beiben anbem atöbatb l^arte Cerfotgung.
^arnit war bad (Sid gebrochen. (&i lag auf ber ^ani, baf)
es babei nic^t bleiben würbe, unb fel^r jum ©d^aben einer rul^igen
iSntwidelung berftanb ed je^t ein 92ann, ftd^ jum Seiter ber ^e^
Regung itt mad^en, bem eS nic^t ungelegen fam, in Sut^rd Xbwefen=
i^eit einmal bie erfte 9loUe ju fpieten — Snbrea^ Sobenfiein bon
fiarlftabt. 83on niemanbem geliebt, bon tiefen öerbammt, ifl biefer
]^o(^begabte Vtam, ber ed freilid^ bei aQer iSelel^rfamleit niemals ju
einer witftid^en Qurd^bilbung gebracht l^t, eine ber mertwfirbigften (Sr=
fd^einungen ber Steformationdjeit. @eit ben Sagen in Seip^ig, wo wir
il^m iule^t begegnet, l^atte er fxi) eigenartig entwidCelt. Obwol^l er ju-
etft, wie wir l^örten, wenn aud^ noc^ ol^ne 9Serftänbni3 für bie 2;rag=
weite bed @a^ed, bie Sinerfennung ber ®d^rift ald alleiniger ®lauben^
queQe geforbert l^tte, blieb er jun&d^ft weit l^inter Sutl^er juräd(.
3n fingftlid^er ®orge für feinen 9tuf unb feinen Sinf[uf( auf bie
©tubentenfc^ft öermieb er in feinen ©treitfc^riften jeben Angriff
auf 9tom. Qann trat im @ommer 1520 eine offenbare (Spannung
in bem aSerl&ältni« mit Sutl^er ein. ©cjfen 8lrt, in ber SBäfe
ber alten ftird^e eine terfc^iebenartige SBertfc^^ung ber bibtifc^en
Sucher anjune^men, war i^m im ^öd^ften 9!af)e bebenUid^. ®er=
felbe 92ann, ber mit al^nung^boQem Slidf, ber biblifd^en Sbritit auf
14 Cartpabt« (Snüoicfclimg.
3a^Tl|unbette ffxn üorgreifenb, etnfte 3tt)eifel an bet mofaifd^en flb^
faffung beS ^entateud^d unb fonftige l^od^inteteffante tritifd^e Sebenteti
laut »erben lte|, moQte l^infid^tlic^ bed Umfange« beS StanonS
an be( überaus bagen tir(^Ud|ett Sirabitton feftgel^ten miffen. (Sine
^uletung Sutl^etd übet ben il^m unf^mpatl^ifclen ^(^(obudbriet, bie
er gelegentUd^ ber 93etteibigung fetner Seipjiger ®&|e getl^an l^tte,
n&mlid^, baj} ber ®tU bedfelf^en „l^inter ber apoftoltfd^en Staiefifit
»ett jurüdfi&nbe unb mit bem ))aulinifd^en in feiner SSkife ju
bergleid&en fei", fd^eint ber «inlafe ju feiner ®(^rift „über bie
canonifd^en ©duften" gewefen ju fein. S)a5u (am freilid^ nod^
ein anberer Seweggrunb l^lUd^er llrt, ben er in feiner Seiben?
fdgaft nid^t einmal ju verbergen bermo(^te. 92i«gunß gegen beti
SoQegen, „jenen guten ^riefter'', ber DieUei(^t nur aud ^a% gegen
il^n f 0 übel über ben ^alobudbrief geft)rod^en, um il^m, ber bamal»
barüber la«, bie 2\x^ixix ju entjiel^en. ®er SBormurf be« SReibe*
UKir mo^l JU plump, bie ^l^r= unb fKibfui^t bed 92anneS, Don ber
man in Uniöerfitat3= unb C>öffreifen fd^on jo mand^e ^robe gefeiten,,
mar mol^l ju betannt, ald baf) biefer Angriff grofien (SinbrudC ge»
mad|t l^&tte. Unb Sutl^er felbfi mar bamald (Huguft 1520) mit
größeren 2>ingen bef(^ftigt, ald ba{( er auf fold^e (leine Stobet
ftid^e, mie Derle^enb fie aud^ maren, fonberlid^ geachtet l^tte. ^x
ermfil^nt fie mit (einem SBorte. Unb menn man au^ in einjelnen
Sbreifen baDon muffte, fo nannte man bod^, mo man bie Bitten^
berger Selber feierte, ßutl^er unb Sarlftabt jufammen. (5rfl als
il^m bie geinbfc^ft SdtS ben rSmifc^en S3ann eingetragen, manbte
aud^ er ju Sutl^erd greube feine Sßaffen gegen Stom. (Sr batte
bereu Diele unb liebte ed, aud^ jje^t feine ®elbft5nbig(eit gegenüber
Sutl^er JU betonen, unb mie Dielfad^ er fid^ an^ mit Sutl^ begegnete,
fein SBeg mar ein anberer. ftonnte ed jumeilen fdgeinen, als moOte
er fid^ mit anbad^tSDoUer ®lut in bie 2:iefen m^ftifd^er ^dmmig=
(eit Derfen(en, für feiner @eelen @elig(eit alles bal^ingeben, fo trat
fogleid^ bie uuDertennbare ®ud^t l^erDor, bur(^ 9leueS bie 8lufmer(s
fam(eit ju erregen. (Sine munberlid^e, unl^rmonifd^e 92atur, mit
ber Steigung, immer ben jmeiten @d|ritt Dor bem erften ju t§un,
marf er in fid^ felbß fiberftürjenber ^ft feine neuen ^een in bie
ft€.
^äl^rung in SSittenberg. ittofletgelübbe. 1fr
9}oc^ mar man in SBittenberg (dngft nid^t batubet einig, olb
bie ^riefiere^ au(^ witflid^ gerechtfertigt fei, al8 Sarlfiabt im
3uni 1521 bie SSel^uptung aufmarf, baf) nunmel^r aud^ bie S^Snd^e
unb 92onnen bad 9!lofter t)erlaffen unb l^raten bürften. S)er @a|
UKir täl^ner, ald ed und l^eute erfd^nen möd^te. SBurbe et befolgt
fo muffte 6d ber mel^rfa^ betonten S3ebeutung bed SRdnc^tumd für
bad religidfe Seben eine Umn)&ljung aller (itdglid^en unb religififen
SBerl^ltniffe entftel^en. Sad, n»ad ben Sldnd^en im (Segenfa^ ju
ben 9klt)>rieftern il^e l^ol^e äRac^t über bie (Semüter berfd^ffte, mar
bod^ t)or aQen Singen ber ®eru(| ber befonberen C^iligfeit unb
il^er Strenge, ben bie Stlofterreformattonen ber legten fünf jig Sal^e
nod^ erl^d^t litten, fo ba| man gern über einzelne ^rgemiffe ]|intt>egfa]^.
S>aran litten bie (Sreigniffe ber legten Sal^e aud^ in Wittenberg
nid^tS ju dnbern bermod^t. Qaf) 8ut§er "Stinä) nKir, l^t ol^nt
3tt>etfel in mand^ frommen Sheifen t)xd ju feiner Popularität
beigetragen, örtannte man in feiner ^rebigt ^^8 reine ®otte«=
»ort, fo war bied in ben Sugen bed %iolUi bod^ jugleid^ eint
neue ®lorie für ben gottbegnabeten l&eiligen @tanb, bem er.an=
gehörte. Unb mit biefem @tanb foQte ed je^t nichts fein. 3^ne
f^eiligleit, bie toi) für fo manche tro| Sutl^erd ^rebigt nod^ bie
^tm&fyc eines befonberd mirtungdtr&ftigen @egend mar, foQte nun
ein 2rugbilb fein unb — bad iBolf pflegt berlei prattif(^e Ston-
fequenjen immer juerft }u jie^en — , menn bad Unglaublich ge»
fd^al^, menn bie S^dnd^e unb 9ionnen i|r ®elübbe brad^ unb bie
ftlöfter Derlief^en, mad mürbe ba au§ ben Sinnioerfarien, ben
(Seelenmeffen unb anberen gunbationen, bie il^re 9$orfa§ren um
il^rer Seelenrul^e miflen mit fd^merem (Selbe »für emige Seiten **
geftiftet litten?
SRan begreift, baj} fid^ eine ungel^re Aufregung ber Gemüter
bemfid^tigte. ISd begann in ber SBittenberger eet)dlferung ju
g%en. ®(^on mar ed }u Unrul^en gelommen, bie mol^l bamit
jufammen l^ingen. 9}fid^tli(^ermeile litten, mie bie UniDerfit&t am
24. 3uni beim fturfürften flagte, mehrere Angriffe auf ^riefler»
l^ufer flattgefunben. «ud^ benen, bie ben ®ang ber (Sreigniffe
mit Hufmertfamteit t)erfolgt ober gar felbft an bem biiSl^er nur
mel^r tl^eoretifd^en Stampf gegen bie ^apfttird^e beteiligt gemefen
16 iHüftergdüBbe. Saienfel«.
toaren, tarn bie neue ffietibuttg ubetrafd^enbr felbß Sutl^er mat
loeit entfernt bat)on, in SarlftabtS @fi^en lebtgUd^ eine Stonfequenj
bet Billigung bet ^tieftetel^e ober anbetet friil^et Sel^uptungen
ju feigen. ^(Butet ®otf, fc^teibt et an ©patatin, „unfete aBitten=
betger moQen nun aud^ nod^ ben S92dnd|en SBeibet geben. 9ber
mit foOen fte leinS aufbringen.'' Sie @ad^e mad^te il^m t)iele
@otge. Unb fie wat mitflic^ fd^wietig genug. Sie Sl^eloftgfeit
bet ^tieftet betul&te nut auf einem ®ebote bet ftit(^e, übet beffen
UnfittUc^teit bie (Soangelifd^gefinnten einig maten, bie bet SR0n<i§e
unb 9{onnett auf einem fteimiQig übernommenen (Kelübbe. @oIIte
man fo ol^ne meitered (Selübbe bred^en bürfen? Sad toot bie
meitete umfaffenbete grage, bie baraud erioud^d.
Sarlftabt mar nid^t bet SRann baju, lange ju überlegen, ob
etmal frommte ober nid§t. ^e parabo}:et befto bcffet, befto mel^
fpta(^ man babon. 3« 2:]^efcn übet feine neuen (Sttenntniffe, bie
et füt eine am 21. ^mx abjul^altenbe ©isputation auffteflte,
fotbette et nic^t nut füt SRönd^e unb Spönnen baS 9ied^t, untet
Aufgabe il^te^ (Selübbe« bie ftlöftet ju Detlaffen, fonbetn machte
ben ®eifHid|en fd|on ba« O^iraten jur ^fli(^t, fo follte ba«,
HDa^ geftem blog erlaubt mar, l^eute fc^on i3efe| fein. 3^^^
nannte au(^ er eS @ünbe, ba$ Siönc^dgelübbe ju bred^en, aber
me tleinete al$ aul SZangel an Sntl^altfamfeit in Unteufd^l^it
JU Derf allen. Unb in fäner luftigen SBeifc liefe er nid^t ab, bie
®a(^e JU öerfolgen. 3n mel^reren ©d&riftcn fud^te er in m^ftifd^
xillegorifd^er Siu^legung feine @fi^e au^ ber @d^rift, jumal be^
Sllten ^Zeftamente^, ju bemel^ren — , ein munberlid^e^ ®emifd^ ton
ffial^rem unb galfd^em, oofler SBiberfprüd&e, aus bem ber Un=
funbige nur entnehmen tonnte, bafe alles unfid^er fei.
®enn fd^on ging er weiter unb eiferte gegen ©ilbcrbienfl unb
^eiligenüerel^rung, unb l^atte Sutl^er jmar längft bie Äeftitution
beS Caienleld^eS geforbert, aber bie SSerantwortlid^teit für bie
SSerftfimmelung beS ©atraments ben lird&lid^en Oberen jugefc^oben,
fo ertlärte eS (Sarlftabt im 3uli gerabeju für eine ©ünbe, baS
Sbenbmal^l o^ne ben Stelc^ ju genießen. @o tilgte immer eine
grage bie anbere, ol^ne bafe man jur ftlarl^eit getommen m&re.
3eber Sag mufete bie allgemeine Verwirrung et^ö^en, ber ju
Sut^er über bie fttoftergelilbbe. 17
feuern, SReland^tl^on unb bie iitnri^en Sinologen nid^t gctoad^fen
waten. SRan mod^te gej^jannt fein, »ie Sutl^et fic^ baju flellcn
würbe.
yiaä^ bem, was jwifd^en ben Reiben i^otgefaQen, l^tte et tDO^
übet (Satlfiabtö tafd^ed S^fal^^en, bad man bod^ auf feine %ed^
nung fd^teiben wfitbe, jutnen mögen. ©a§ tl^t et anfangt boc^
nid^t. <St bemunbette üielmel^t ben mac^fenben SRut bet SBitten=
betget, menn et aud^ meit entfetnt mat, il^t %^mx fo o$ne meitete^
)u billigen obet ftd| Sattfiabt^ Sctoeidffil^tung anjuctgnen, bie ben
&pott bet ®egnet l^etauSfotbetn, unb m%enb fie bie iobendmette
Äbfid^t IJabe, bie (Sewiffen ju bcfteien, pe in neue ©elummetnlffe
ffil^en muffe. „D ia% @atlfiabtö @d^tiften, in benen fo biel
®eifl unb ®elel^tfam!eit ift, mel^t Sid^t litten', fd^teibt et an
©palatin. ,rUnfet Sßott muf( ol^ne Xabel fein. 9{id^tö foQ an^
gelten, ma$ nid^t fo Hat fic^ auf bie @(^tift gtflnbet, baj} ed J^Qet
ift als Sonne unb SRonb."
^eilic^, bie @elfibbe legen unetttfiglic^e Saften auf, baS be::
jmeifelt er leinen Äugenblidf. „SBenn bet f)ett, bet Ocil^^^b unb
S3ifd^of bet Seelen ba mfite, mütbe et mol^l aud^ biefe ^effeln
fj)tenflcn", meint et. Äbet batf man benn ftei gegebene ®elübbe
bted^en? S)ieS toollte SReland^tl^on befallen, fei eS bod^ unmöglid^
fie iu Italien. Slbet, bemettte Sutl^et bagegen, bamit Ifife man
aud^ bie Gebote ®otte$ auf. Um bie i6emel^tung butd^ bie
Sd^tift l^anbelt ed fic^, nid^t batum, ma^ bet SSetnunft ein=
leuchtet.
Seit jenem fingen um ba§ 3SetftfinbniS bet göttlichen iSe=
tec^tigteit unb bet Sted^tfettigung beS SunbetiS Dot (Sott, ^atte
il^n wol^l teine gtage fo befc^äftigt al5 biefe. 3wmet unb immet
wiebet etwog et fie, wie »it auö feinen ©tiefen etfel^en, abet
au{)et ©(^tiftgtunben miQ et nid^ts gelten laffen. UnD gegenubet
ben Sd^m&^ungen bet ®egnet, meldte bie Sad^e fo l^infteUen
möd^ten, als ob es Sutl^et nut batum ju tl^un gemefen, möglic^ft
fc^neU bie Ififtige Shttte abjumerfen, lann nid^t genug betont mer=
ben, \>a^ bie gtage, ob bie ®elübbe eine ftned^tfc^aft finb ober
nid^t, Don i^m als bebeutungSloS jutiicfgemiefen toitb, unb mal^t-
l^ft gtofeattig ift bet Saft: ^?ludf| bas ift ein Icil bet d^tiftlid^ea
ftoUe, Sntl^. II. 2
18 SBert btr ©etübbe.
^ei^eit ^ (Kelübben unb (Sefe^en untoorbnen ju bflrfen." ®inb
tttd^t aud^ Diele, »ie bet l^eilige Oetnl^tb, atö SRönd^e glucflic^
gemefen? SHe gtage ift lebigUd^ bte, ob bie @^elubbe felbft unb
bcT ^w^d, bcn jie verfolgen, mit bcm (Süangelium üetcinbar finb.
$aulu$' äßerl^alten ben ®alatern gegenäber mu| il^m ben ©d^lfiffet
liefern. S)er 8(pofiel tabelt bie @atatet ob i^ret ®efe|li(i^Ieit.
Slber nid^t, »eil fie fid^ bent ®efe^ untertootfen, tabelt er fie,
fonbern meil fte e$ mit einem fned^tifc^en ^emiffen getl^an. S)ad:=
felbe ift nun bei benen ber galt, bie ba§ SRdnd^Sgelübbe auf fid^
genommen l^ben, um eben baburd^ ^eil unb (Sered^tigteit ju er=
»erben, »oburd^ fie t^atfäc^lic^ ®ottlofig(eit unb ®ö^enbienft ge=
lobt l^aben. Senn ol^ne aud^ nur an ben rec^tfertigenben Glauben
ju benfen, gelobten fie burd& il^re SBerte baö f)eil erwerben ju
»ollen. ®in fold^eS ®elubbe barf man aufgeben, ja muf) ed
t)ielme]^, benn ed ift ®ünbe. Sßer aber ba$ ®elübbe mit freiem
unb euangelifd^em Sinne geleiftet ^t, ober nac^bem er fein
SBefen erfannt, c§ in biefem Sinne erneuern »iH, ber mag e§
l^alten, »ie ed billig unb red^t ift, »enn bieS ol^ne ©elbfttäufd^ung
möglid^ fein biirfte. SBie üiele »ürben »o^l, fragt er, baS ®e=
lubbe abgelegt l^aben, l^dtten fie ge»uf(t, bag fie baburd^ »eber
^eil nod^ (Sered^tigteit erringen tonnten! ®r felbft, bezeugt er,
»firbe es ge»ig nid^t getl^an l^aben.
£)iefe ®ebanfen fül^rte er »eiter aus in einer langen 9leil^e
bon £)if))utationSt^efen, bie er am 9. September 1521, alfo na(|
langer, langer Überlegung nad^ SBittenberg fd^idlte. Sie finb ein
SReifterftudf tiarer uberjeugenber S3e»eiSfü^rung, baS bie ftlöfter
als ©tfitten beS Unglaubens unb ber 93erffil^rung baju fd^on bem
Untergange »eil^te. tlber »ie beftimmt er aud^ bie ®elubbe als
und^riftlid^ uermarf unb fie als fold^e er»ieS, fo quälte il^n bod^
bie Sorge, baf) mand^e nid^t geniigenb belel^rt, i^ieHeid^t um anberer
Überlegungen »iCen, mit einem Stad^el im ®c»iffen oon il^rer
d^riftli^en greil^eit ®ebraud^ mad^en »urben, unb »aS er Don ben
fogleid^ ju er»&]^nenben Unrul^en Dernal^m, mu|te il^n in biefer
Vermutung nur beft&rlen. S)eSl^lb fc^rieb er feine umfangreid^e
lateinifd^e Sd^rift: „SBon ben aioftcrgelubben". 3u ben
fd^on er»äl^nten ®runben gegen bie (Sl^riftlic^leit ber ®elübbe lam
Seitete Slenerungen. Gabriel Bmifling. 19
l^iet ber fr%r nut leife inix^ttt ®ebanlc Iginju, ba^ bie ^nd^e
ben ^fiid^ten bet Siebe entjo^en tofitben, \o baf) fie in entfe^Ud^er
©elbftfud^t eben ba$, motin il^r Sl^tiftentum ftd^ jeigen foQe, in
bet bienenbcn Siebe geßenüber bem Släd^ften, »etad^teten unb fo
ben felbftgetoäl^lten gotttofen (Sel^otfam gegen bie Dbeten an bie
@teae beS ^eJ^oifamS gegen ®ott unb ben äS^unfd^ unb Sßiden
bet Sltetn festen. ®a jie^t aud^ bie ®efd^i(^te feines eigenen
Sßdnd^tumS an il^m Dotübet, mie ed angefangen fyit mit Unge=
l^otfam gegen bie ©tetn unb bem 3otn be5 SSatetS. 83oß gteube
batübet, ftei t)on bem ®elübbe, nunmel^t miebet ein gel^otfamet
@ol^n gemotben ju fein unb anbeten miebet ju il^ten ©dienen ju
betl^elfen, wibmet et mit einem fd^önen el&tetbietigen ©d^teiben
(21. 5Robembet 1521) biefe ©d^tift feinem alten 83atet: „mein
©clubbe »at nid^t einet ©d&le^cn mett; benn id^ 50g micft bamit
aus (Semalt unb SBiUen bet ®tetn, bie mit oon ®ott geboten
maten.''
2Bie toid^tig biefe ©c^tift nun auc^ fut bie golge mutbc, auf
ben ®ang bet SSct^ltniffe in SBittenbetg fclbft l^atte fie leinen
@influf(. ©palatin l^atte mit il^tet 93et5ffentlid^ung gejögett. ®^e
fie etf^ien — eS »itb ®nbe gebtuat 1522 gewefen fein — ,
l^atte man bie gtage in SBittenbctg langft ptaftifd^ entfd^ieben.
Unb nid^t biefe allein. 83on nid^t getingctct SScbeutung »aten
bie gotbetungen nad^ S^etänbetung im S(ultuS.
%ud^ ^iet tpat, mie gefagt ßatlftabt bet inteOettueQe Utl^ebet
gemefen. 8lbet feine tafd^ jufal^tenben öuSlaffungen fanben ben
ftud^tbatflen SBoben untet Sut^etS DtbenSgenoffen im 8luguftinet=
flofiet. ©Ott mat eS ein gewiffet ®abtiel S^iöi^Sr ^«^f ol^ne
bafe et totl^et eine fonbetlid^e Sloüe im Dtben gefpielt, jeftt bon
fid^ teben mad^te. 8lllem «nfd^eine nad^ ol^ne Äufttag bettat
et bie Jlanjel in bet 8luguftinettitd^e, um, ganj etgtiffen bom
®eifte SatlftqbtS, in beffen ©inne gegen bie SRflnc^Sgelfibbe unb
gegen ben ®teuel bet Sieffe ju ptebigen. ©enn eben gegen biefe
richtete fid^ jeftt, nad^bem il^te 83etwetflid^teit Idngft aus bet ©d^tift
ettoiefen, bet etfte tlnftutm. Unb bet fleine, unanfcl^nlid^e, ein=
äugige SRann betpanb eS, feine 3ul^8tet mit ftd& fottinteifeen unb
fie fut ben ®ebanten ju begeiftetn, alles auf bie @infeftung (S^tifti
aO Btoillutg fiegen bie SReffe.
jutud^ufül^ten. Sefonbetd fielen bie bamaU in etl^fbli(l|et %nial^l
in Sßittenberg fhtbietenben KugufHnet aud ben Stiebeclonben bem
^jmeitcn ßut^'' bei, unter il^nen bie Ifingft fut ßut^er gcioottnenen,
Safob ^täpofttuS, bet ft)ätere »lefotmatoT öon ©remen, unb C)«in=
ni) Don 3ött)l^^Wr bie in jenen g^l^ren fid^ bie erften t^eologifd^en
ffifitben etmatben.
SRit bem «ngriff gegen bie SReffe »ar Sut^r DoDIommen ein=
))erftanben. Sltö il^m SRe(an(^tl^on bai)on Slitteilung mad^te, ant=
mottete et, bafe et il^te Äbft^affung ju fotbetn, fid| für ben %aU
feinet Sludttel^t öot allen ©ingcn öotflenommen l^be. .3(^ »etbe
in (Smigleit (eine ^tibatmeffen mel^t lefen.''
3laäi audm&tt^ betid^tete man beteitd, ba| SReland^tl^on am
92t(^aeUdtage mit aQen feinen ©dgületn bad Kbenbmal^l unter
beibetlei ®eftalt genommen l^be. &cmit mat man nodg nic^t.
Slbet in S&lbe l^offte SmiQing biefed 3^^' P ettrid^en. 91m ®onn=
tag, ben 6. Dltobet, t)tebigte et in bet «uguflinctfitd^e jwei ®tun=
ben lang, unb nad^ (aum einfifinbiget SRittag^paufe nod^ einmal
luftiger atö )e gegen ben ®teuel bet S92effe. S)ie Anbetung be$
©altaments fei äbgöttetei, cttlfitte et; e« fei ©ünbe, in bet
biSl^etigen Seife bie Steffe ju l^alten; ade, meldte jugegen feien,
mfifiten bad Slbenbmal^l unb ^mat in beibetlei (Seftalt emt}fangen,
niemanb bütfe l^infott als blofeet S^ffbxct bet 9Ke|fe bcimol^nen.
Unb um fie möglic^ft bet etften Slbenbmal^töfeiet aniu|)affen, mollte
et, ba| ftc^ immet je jmölf um ben ^tieftet ^um ®enujfe bed
®attament$ t^eteinigten.
ttntet bem (Sinbtudt biefet $tebigt l^Stten bie Sluguftinet an
biefem Sage auf, bie tfiglid^e SReffe ju lefen. ®et $tiot, eS
mat Sfontab ^elb, moUte bie Don ibnen gemunfc^te ^benbma]&tö=
feiet nic^t geftatten, ba Detjic^teten fie liebet ganj batauf. ©a«
enegte bod^ gtof^e S3eftutjung auc^ bei benen, bie tl^eotetifc^ f(^on
5ugeftimmt l^atten. ®ic SBittenbetget Xl^cologcn, SRcland^tl^on,
^onaS, ^elb(it(6en unb (Satlftabt fud^ten bie SRönd^e manlenb ju
matten, abet fie blieben fcft.
2|n dngftlic^et @otge Dot etma au4^btec^enben Untul^en fanbte
^ietauf bet Jhitfütft am 10. DItobct feinen Ranjlet SBtucf nac^
ffitttenbetg. um oon Rapitel unb Unioetfität SSetid^t ju ctfotbetn.
^erl^btungen borfiber. 21
£)et Stanjlet meinte noä^, baf( bie SRSnd^e ed balb in ftud^e unb
Reflex entpfinben »utben, menn fie nic^t SReffe lefen mürben, tlbet
jolc^e ptalttfd^e S3eben!en (amen bamald nid|t in Setxad^t. Sine
Z)uSputation, mel(^e (Eatlftabt am 17. Dttobtt oetanfialtete, gab
®elegenl^eit, baS ^t unb SBibet nad^ allen Seiten ju prüfen, ^n
gefc^idter Sßeife brad^te er fetbft afle^ Dor, mad für bie bisherige
9Ref(e auSgefagt merben tonnte. %m ©d^luf; war man bod^ t^on
il^rer 93erberbli(|Ieit überjeugt, nur münjd^te man, ba| nod^ me^r
bai)on geprebigt merbe, unb bie Sbfd^affung auf ®emeinbebej(^luf(
erfolgen foQe. Sal^in \}fxa^ ficb befonber^ (Sarlftabt aus, inbem
er bamit mol^l einen Zabel gegen bie Kuguftiner Derbanb, wfil^renb
SRelan(^tl^on meinte, baf) biefe in il^rer Stirere mad^en tdnnten, n>a$
fie moflten , unb bie @tubenten in ber 93orlefung auf bie balbige
Stnfül^rung beS Slbenbmal^tö unter beiberlei ®eftalt i^erlrdftete.
ffiie wenig man fd^on einig mar, scigt ber ©erid^t ber Unis
Derfität, ben fie unter bem 20. Dftober an ben fturfürften abgelten
lief(. Stan fanb, ba| bie SRSnc^e, mit benen man au^fül^rlid^
Derl^anbelte, i^re (Sac^e im ganjen trefflich 5u begrünben müßten.
SMI bie biSl^erige ^rt, bie iReffe ju begel^en, ndmlic^ atö ein Opfer,
ein äRi|brau(^ unb barum eine ber grdgten ®ünben auf @rben
fei, marb il^nen rucf^attSlOiS jugeftanben, ebenfo ba| fie red^t träten,
fid^ nic^t baju jmingen ju laffen. ©amit fei aber nod^ nicbt bar=
getl^n, ba| bie ^rii^atmejfe nun überl^aupt nic^t me^r gebulbet
merben burfe. Um ber @d|ma(^en miQen muffe man 92ad^fid^t
üben. 9lvix bie @penbung be^ Hbenbmal^tö unter bdberlei @^eftalt,
a\ä auf 6§rifti (Sinfe^ung fuf^enb, l^ielt man für bringenb geboten.
^m Übrigen befd^eibet man fid^, an ben Shirfürften bie Sitte ju
rid^ten, feinerfeits als ein c^riftlid^er gürft, ol^ne Slüdffic^t barauf,
ba| man il^n einen fte^er fi^elten mürbe, ben äßigbrauc^ ber SReffe
in feinem Sanbe abjut^un.
Dl^ne 3»>^if€l »ö^ biefer ®ebanfe nur eine Folgerung au«
Sutberfd^en ®&^en, aber mie menig (annte man bod^ ben Stur-
fürften, menn man geglaubt l^atte, folci)e g^tberungen an ibn mit
Crfolg fteßen ju lönnen. SRit einer großartigen ffieit^erjiglcit ^atte
er aOed gelten laffen, fo meit er nic^t Unrul^n baüon befürchtete,
©elbft einjugreifen in biefe tl&eologif(^en unb firt^lic^en f)änbel
22 2)er ^rfürf}. %u9ttitt ber Slugu^er.
l^iclt et fid^ ttic^t für berufen, baju meinte et aud^ ju »enig untet=
tid^tet ju fein. Ü&tigcnS gab et ben SBittenbetgetn ju bebenten, bai
fie nur ein tteinet Jeil bet Sl^tiftenl^eit feien, »äl^tcnb bie ®ad^,
um bie es f4 l^anble, bie ganje Sl^tifienl^eit angelte. SßaS foQe
nod^ batauS metben, menn man bie SReffen faQen laffe, mfil^tenb
bod^ bie meiften ftitd^en unb ftlöftet batauf geftiftet feien? „9Ü^
ein ßaie, bet bet ©d^tift nid^t betid^t'', tat et, bie ©ad^e weitet
JU betaten, bod^ nichts üotjunel^men, wotauS S^i^frölt unb Äuf=
tul^t entfte^ien fönnte.
Auf ben ©tteit im Äuguftinetttoftet liefe et fid& nid^t ein.
8Uä bet ^tiot bei il^m JWage ful^tte, üetwieS et il^n an bie Uni=
Detfttat, bie in fid^ uneinS, il^m leine ^ilfe gegen bie ungel^ot-
famen Stübet gewällte unb in bem 83et]^alten beS ftutfutflen jum
minbeften eine l^lbe S9iIIigung bet fßeuetung feigen lonnte. Unb
»%enb bet ftampf um bie SReffe einen ?lugenblidf jutudtttat,
menigftenS bie beabfid^tigte (Sinfu^tung Don beibetlei @>eftalt aQem
Sinfc^eine nad^ nod^ untetblieb unb man fid^ bamit begnügte, gegen
il^te „Äbgöttetei'' ju ptebigen, wotin fid^ ganj bejonbetö nod^ "^om^
l^etüüttl^at, »utbe bie SKönd^Sftage immet btennenbet. SBal^t=
fd^einlid^ mar bie$ bet @inf(u| Don Sutl^etS 2)§efen, meldte, menn
and) fpät, boc^ am 18. Dltobet bafclbft fd^on befannt maten. 3n=
bem man feine Gebauten auf bie ©pi^e trieb, jum Z^i aud^
miSDetftanb, l^iefe ed jje^t, niemanb im Stiofiet l^alte bie Gebote
(Sotteö, lein SRönc^ »etbe in bet Rappe feiig; met im ftloftet fei,
fei in SieufelS Flamen eingegangen, bie ®elubbe feien mibet baS
@üangelium. ^a nad^ bem äSetic^te beS $tiot^ fud^te man aud^
bie Saien gegen bie SRönd^e aufjuftad^eln, unb tiet fc^on baju, fie
mit bemalt au^jutteiben unb bie Stloftetgeb&ube ju Detnid^ten.
3n ben etften Jagen beö fßoöcmbct legten nid^t meniget al§
bteije^n Äuguftinetbtubet bie SRönc^Stutte ab unb oetliefeen baö
Stlo^et. @^ lafet ftd^ etmeffen, bafe bieS nid^t ol^ne 2;umult oot
fid^ ging. Untet Sütgetn unb ©tubenten ttieben fie il^t SBSefen,
bie allgemeine (Sfil^tung in bet ©tabt nod^ etl^öl^enb. Sinet, ein
ßaienbtubet unb Sifd^let, wollte ficb öetl^eitaten unb bat ben Slat
um baS Sütgettec^t, »a^ il^m biefet gewfil^tte, unb t)etgeb=
lid^ fud^te bet ^tiot ben weltlid^en ?ltm ju i^tet Swi^dföl^^ws
,,t$om W^ihxavLöf ber Tlt^t." 2$
jtt geipinnen. 9äemanb im ftlofier geJ^otd^te il^m mel^t. SBon ben
etoa t)ier)tg SRönd^en, bie bamals barin maten, mad^te jeber, ma^
et moOte. SBaS joQte bataud merben?
SZatutlid^ toutbe Sutl^ k^on oUebem unterrichtet, unb baft
feine Sugufttner eS toaren, bie juerfi ben (Sreuel ber 9le{fe ab=
5uf (Raffen anfingen, erfuQte il^n mit ©tolj, maS er besorgte, mar
nur bie^, ba| fie nid^t ade ein gutes ^emifjen babei l^&tten, unb
ob fie ^art genug fein mürben, bie barauf folgenbe Sd^mad^ ju
ertragen. 3§nen babei ju bienen, f^rieb er fogleid^ auf bie er^e
Shinbe k^on itn 93orgdngen in SBittenberg nod^ Dor ber ®(^rift
„Über bie ©elübbe'' eine anbcre umfangreiche, „SBom SRife=
brau^ ber äßeffe'', beren lateinifc^e Stejenfton im SBibmung$=
fd^reiben ia^ S)atum beS i. 9bbember tr>.
®a belennt er, »ic oft il^m fein ^tti erjittert, mie oft er
fid^ bie ^age vorgelegt, ob er benn allein meife, ob benn fo biele
^al^rl^unberte geirrt, aber Sl^riftuS l^abe il^n immer ge^drft mit
feinem ©ort. ®(^on jittere fein ^erj nic^t mel^, fonbem
fpotte ber papiftifc^en Argumente. Unb mit bcm 9iad&»ei§ be§
falfd^ ertr&umten ^rieftertumS, meld^eS mit ber biblifd^en Seigre
Dom ^rieftertum oder ®(&ubigen in SBiberfprud^ fielet, jerfc^l>
er jugleic^ k)on neuem mit oQem, mad fid^ barauf erbaut, mie bem
Jeufelstrug \)om gegefeuer, bie römifd^e Dpfert^eorie: beruht fie
bo(^ auf litm feelengef&l^rlid^en , beunrul^igenben Gebauten, baft
(Sott nod^ nid^t öerföl^nt fei, bafe er erft oerjöl^nt »erben unb
burd^ Opfer befänftigt »erben muffe, alfo im tiefinnerften ®runbe
auf f(^merem Unglauben, meSl^lb ade, bie ba Sänften fein moden,
fold^e 9leffe ab^utl^un l^elfen fodten. ^mit oerbinbet er in oft maj)=
loS fd^arfer ®pra^e eine auSfu^rli^e gurudboeifung beS päpftlid^en,
antid^riftif(^en Sl^riftentumS unb ader feiner 9Renf(^enfa^ungen, bie
gerabe immer baS Gegenteil Don bem geböten, maS ®ott in ber
l^eUigen ®^rift als feinen Saiden funbget^n. 9m @(^lu| menbet
er fi^ mieber fpejied ju ben SBittenberger Sßer^filtniffen, um ber
{»Öffnung ^uSbrudC ju geben, ba| menigfienS bort bie Steffen balb
faden, baS „$ldnen unb SSrüden" in ben Stireren aufl^ören möd^te,
ob aud& ber ^apiftenl^aufe fpräc^e: „©ie^e 1>a, ju SBittenberg ifl
lein ^otteSbienfi mel^r, man l^lt (eine SRe^e mel^r, man orgelt nid^t
unb ftnb aQe fte^et unb unfinnig motben.'' Unb er f^eut fid^ nid^t
meQeid^t auf bie Shinbe baoon, ba| ftutfurft ^iebttd^, bet fromme,
bibellefenbe e^ütft, tro^ aQebem, toad gefd^el^en, feine gro|e äteliquien^
fammlung in SSittenberg no(^ immer neu audjuftatten fud^e, Dor
allen Singen auf baS SSetl^aben (ba$ fyiVL^ ber 2lbg9tterei), bie
SQer^eiligentir^e in SBittenberg l^injumeifen: „Sßiebiel armeSeute
l^tte man baoon in @ad^fen ernähren tSnnen!'' ^ber man muji
bo^ rul^men, bafe „ber gfirft fein J^rann no^ S^iarr'' ift, ber bie
Sßal^rl^it gerne ^öret unb leiben mag, me^l^alb bad angefangene S&ert
unter il^m befto beffer boObrad^t werben tann. ^bei erinnert er an
bie SSSeidfagung bom ffaifer ^iebric^, ber ba (ommen merbe, ba^
l^ilige ®rab ffi erlöfen. Sollte bamit oieUeii^t ber Shirfurft ^iebrid^
gemeint fein, ber ja ju ^antfurt menigften^ jum ftaifer gewfil^lt
morben, unter bem bie lebenbige SSal^rl^eit bed (Eoangelii ift
l^erfärgefommen. ,,äßie, n^enn.ic^ mid^ rühmte, ia% id^ ein (Sngel
ober äRagbalena bei bem ®rabe gemefen m&re?'' ^ebenfaQd ift
ed ben äßittenbergern bor anberen gegeben, ia^ reitte unb erfte
9lngefid^t bed (ibangelii 5U feigen, barum foUen fie es nur fur^t=
lod ausbreiten, aber fo bafi man bie ©d^nnid^en f(^one.
3n biefen legten Sudfäl^rungen tritt bei aller 93emü]^ung,
oieUeid^t ben fturfurften bur^ fold^e ^ufierungen ju einem ent=
f^iebeneren auftreten für ba$ (Ebangelium 5U oeranlaffen, bod^
aud^ ein nur mul^fam jurudCgel^altener S^^^ baruber l^erbor, baft
felbft in feinem äßittenberg nod^ ber fd^m&l^li^e Unfug beS 8tes
liquienmefenS mit bem baran l^aftenben Sblaf) fortbeftel^e. Unb
mfi^renb er bied f^rieb, l^atte er aQe Urfa^e, me§r aU je über
biefen Xeil bed rdmifc^en UnmefenS ^ornig 5U fein. (Erjbif(^of
Slbre^t bon äRainj l^tte, n>o}u il^n eine ))&))ftlid^e SuUe bom
Saläre 1519 ermfid^tigte, im September jugunflen feiner ®tiftä=
tird^e unb feines ftetS leeren 93eutelS bie ^nb&d^tigen jum Sefud^e
feines reid^en 9ieliquienfd^a^eS in fyiüt einlaben laffen. S)erfelbe
toar nod^ grof^artiger als ber 5U äßittenberg unb entl^ielt neben
t0ftli(^fien Shtnftfd^d^en bie munberbarften S)inge: tonnte man
bod^ bort u. a. etn^aS fe§en, beffen fid^ fonft mol^l (aum eine
Sammlung rül^men burfte: „n&mlidg ben maleren Fronleichnam
(Sl^rifti, melden er im Zobe feinem l^immlifc^en 93ater geopfert.''
2)er 9(bgott in ^oHe. 2b
2)em entf))ta^ bie SRenge ber Sbtfiffe, bie mit bem Sefud^ ))er=
bunben maten, n&mltd^ 39540120 j^a'^xt unb 220 Zage (!) —
y feiig bie fid^ beffen teill^aftig mad^en''.
Ö^ tonnte nid^t anbete fein, auf bie ftunbe baüon, baf) getabe
biefet SRann ben Sbla| miebec aufrundeten mage, aU ob in ben
leisten Sollten gar nid^ts gefd^e^en fei, loberte Sutl^etS 3^^n in
l^eUen flammen auf. ©ofott toat et entfd^loffen unb ^ielt bo?
mit aud^ nic^t leintet bem Setge, baS treiben beS Stainjetd in
tudCfi^tSlofeftet SBeife aufjubedten. Sabon loat man am ^ofe be$
ftutfürften, mo eben je^t, mie fiut^er erfuhr, 0)0)^1 unter bem (Sin=
brudt ber SBittenberger ©orgfinge berfc^iebene ?ßarteien fid^ geltenb
mad^ten, menig erbaut. 3^ ^^^ aOgemeinen (Srtofigung, meieren
Sarm eS erregen »urbe, »enn ber gebannte ©d^ü^ling beö ftur=
fiirflen gegen ben erften gurften beS Sleid^S feine f^arfe gebet
richten toürbe, tam bie oon ^Ibred^t gefliffentlid^ gendl^rte 93orfteflung,
ia^ er eS gar nid^t fo fd^limm meine, bafs er felbft, ber Semunberet
bed (SraSmuS, gemiffen äieformen ^Sd^ft juget^an, auc^ mit Sutl^er^
SSorgel^en gegen ben rßmifd^en ©tul^l nic^t fo unjufrieben wäre.
Chatte bod^ ber ftarbinat bem SRinoriten)>robinjial gemehrt, al^
biefer in feiner ©iöcefe gegen ßutl^er prebigen wollte, weil gegen=
feitigeS @c§m%n nid^t ber SBeg jur Süul^e fei, fonbem bie ein=
fac^e unb reiite ^rebigt bed (Soangelium^. So berid^teten feine
State, befonbers ber fd^on früher (I, 170) erwäl^nte SB. gabr.
Sapito, beffen reformatorif^e ®efinnung il^n nid^t ge^inbert, erft
Som))rebiger ^Ibrei^tS unb f))äter fein ftanjler )u werben. (Sx
gefiel fid& feitbem in ber Slofle be8 SSermittlerö, ber nichts liebet
woQte als eine tul^ige tefotmatotifc^e (SntwidCelung, warnte bot
Sutl^erS, bie SSilbung gefäl^rbenber unoorfid^tiger ftul^nl^eit, bie ben
Umfturj aller Sßerl^ltniffe anbal^ne, unb pries bie (Sl^riftlid^teit feines
^errn unb feine „unf&glid^e greube am (Soangelium'', fo ba^
felbft (Sarlftabt in jenen 2:agen l^offnungSboH „ben Primaten ®er=
manienS'' Sffentltd^ als ben Siräger nationaler SteformationSgebanfen
bejeic^nen tonnte, ^ud^ auf Sut^er §atte er einpwirten gefud^t,
wenn aud^ bergeblid^. S)a erfd^ien im September 1521 eine
„(Sloffe'' , bie ben ^Oifd^en Slbla| berfpottete unb ben ftarbinat
felbft bebrol^te. 3« ^« SReinung, bafs Sutl^er ber Url^eber fei.
26 Siber ben 9(6gott }u ^atte.
teifie ^pito nad^ SBittenberg, um butd^ 93etmittlung 3Rüani)(fyon^
ßutl^et jut ®d^onung feines $^etrn ju ermal^nen unb »eiteren
@turm, Don beffen Snjug man DieUeid^t fc^on gel^dtt, ju 6ef(!^ioöten.
iRelan^tl^Qn Detl^ielt fi(^ ablel^nenb, befio größeren (Sinbrud machten
feine Sßorfleflungen am fäc^fifd^en ^ofe. ©palattn erl^iett ben Äuf=
trag, ßutl^etö Angriff auf ben Ratbinal ju öctl^inbern. 3nbeffen
Sut^er ermibette auf feine S^al^nung: „^d) n)etbe ed nid^t über
mid& gcminnen tonnen, nic^t gegen ben SRainjer Abgott — bamit
meinte er ben W)la% mit feinem ®d^anbl^aud priDatim unb öffent=
lic§ oorsugel^en." ®o fd^rieb er am 7. Dltober. ^m 1. 3lo:^
üember »ar feine ©d^rift fertig, ©palatin »urbe bringenber
unb brol^te mit bem ffirftli^en ßorne. SBa5 »ar baS für ßutl^r!
©Palatino Siebe, bafe ber gurft eine S^rift gegen ben SKainjer unb
eine Störung be§ öffentlid^en griebenö nid^t bulben »erbe, erttdrte
er für unerträglid^. ßieber »ofle er il^n felbft unb ben gurften unb
bie ganje SBelt ju ®runbe gelten lajfen. ,,C>öbe id& bem ?ßapfte
»iberftanben , »arum foflte id^ feiner Rreatur »eid^en?" „Qvim
SSeflen ber Schafe (Sl^rifli mufe man biefcm firgften ®olfe mit
aßen Ärfiften wiberftreben." ©palatinS (Srmal^nungen, feine ^xn=
»eife auf bie äuöfd&reitungcn, bie ba unb bort oorgelommen, oer=
mod^ten il^n nid^t, eine ®ilbe ^u finbern ; f o toie fie mar, foHte feine
©d^rift allen ben feinen unb »elttlugen äiatfd^ldgen jum Iro^ au§=
gelten, faßS nic^t äReland^tl^on, bem er bieS DertrauenSooD über=
liefi, etmaö ju Änbern fänbe. 3« ^^ %^^i^ fl^b er menigftens
JU, bafe man bie ^erauögabe einft»eilen oerfd^iebe.
3n feinem SSorl^aben aber, ben Rarbinal ju äüd^tigen, liefe er
fid^ nid^t l^inbern, weber burd§ baö, ma^ ©palatin aus (SapitoS 3Ser=
fid^erungen über beS ftarbinalS ebangelifd^e Steigungen mitteilte, nod^
burc^ bie SRad^rid^t, bafe berfelbe einen um feiner (Sl&e willen ge=
fangenen ®ei^lid^en freigegeben l^abe. Unter bem l. ©ejembet
fanbte er ein ©(^reiben an il^n, mie el mol^l nod^ nie ein fold^er
Äird^cnfurft erl^alten l^atte. S^^eimal, baran erinnert er ben ftar=
binal, l^abe er frül^er in lateinifd&er ©prad^e an il^n gefd^rieben:
eö l^abc nid^tS gel^olfen, je^t motte er e§ auf ©eutfd^ tl^un, „ob's
l^elfen moDt, fo überflfiffigeS, unbeipflid^teteS ©amen unb gleiten.
@S l^at i^t ®n). fturfurftl. ®naben ju Chatte mieber aufgerichtet
«tief an fabxtä)t t>on Wtaxni, 37
bcn ?lbgott, bct bic atmen, einfältigen ß^ri^cn um ®elb unb
@ectc bringet; bamit frei öffentli^ belennt, wie atteS ungefd^idtte
burd^ ben Jejel gefd^cl^en, nic^t fein oDein, fonbetn beö Sif^ofS
öon äRainj SOtoitmiU geaejen. — (fe benit üieUeid^t @». fturfutftl.
€5naDett, 16) fei nun üon bem ^lan, »iD nun bor mit fielet fein,
unb but(i^ bie »aifctl. SKaicftät ben Wind) m^ bdm))fen. ®aS
laffe id^ gefd^el^en, abet nod^ fofl (gm. »urfütfll. ®naben »ifjen,
bafe id^ »ill t^un, »aS d^riftlid^e Siebe forbett, nid^t angefe^en
aud^ ber l^öflifd^en Pforten, gefd^meige benn ungeklärte ^opfte,
ftarbindle unb Sifd^öfc. 31* berl^alben meine untert^dnige SSitte,
(S». fturfürftl. ®naben tooüc ba§ arme ©oll unüerful^rt unb
unberaubt lafjen, fid^ einen ©ifd^of nid^t einen SBolf erjeigen."
©ann erinnert er baran, meld^ ein greulid^eS geuer auö bem ber=
ad^teten günllein geworben, bafe man ®otte§ SBort baran greifen
tonn. ..©erfelbige ®ott lebt nod^, tonn aud^ bie Sunft, bafe er
einem ©arbinal üon SJiainj »iberftel^e, wenn gleid^ toier Raijer
über il^m l^ielten. (gr l^at aud^ befonbere ßuft, bie l&ol^en (S^titxn
ju bre^en unb bie l^oc^mutl^igen, berftodCten ^l^araone« ju be=
mutigen. — Sro. Rurfürftl. ®naben beulen nur nid^t, bafe gütiger
tobt fei, er wirb auf ben ®ott, ber ben ^apft gebemütigt l^t,
fo frei unb fröl^lii^ pod^en, unb ein ®piel mit bem Sarbinal toon
SKains anfangen, Defe fid^ nid^t üiele öerfel^en.*' SBerbe ber Abgott
nid^t abgetl^an, muffe er, lünftiger göttlid^er ßel&re unb d^rifllid^er
©eligteit jugut, ben Sifd^of »ie ben ?ßapft „öffentlid^ antaften''
unb aller SBSelt anjeigen ben Unterfd^ieb jtoifc^en einem Sifi^of
unb 8Bolf. ©obann l^dlt er il^m feine I^rannei gegen bie
^riefter üor, bie, um Unleufd^^eit ju öermeiben, jur ©l^e gegriffen
litten, unb brol^t, faflö biefe nid^t abgefteflt mfirbe, unter beut=
lid^em ^in»ei§ auf baS nur ju betonnte unfittlid^e geben 8lbred^t§,
feine eigene ©c^anbc oor aller SBSelt aufjubedten. SBierjel^n Sage
^ft gab er bem ftarbinal, tommc big bal^in leine Antwort, bann
»erbe er feine ©d^rift wiber ben äibgott ju ^aüc auSgel^en laffen.
Unb ba§ Unglaublid^e gefd^al^. ®er ^ol^e SKrd^enfürft bemutigte
fid^ üor bem gebannten Slönc^e, betonnte fxä) al§ einen armen,
fünbigen SRenfd^en j|a „unnu^en ftinfenben Rot" unb lieg ftd^ miliig
ftrafen. „Srüberlic^e unb d^riftlic^e ©träfe tonn id^ »ol^l leiben".
28 mbxiäft» Snttoort. »eife mäf ffiittenBerg.
fc^ricb et in feinet Äntroort oom 21. ©cjembex, meinte inbeffen, bie
ttrfad^e t)on Sutl^d Sd^teiben fei l&ng^ abgetl^n, unb betf))ta(^ mit
(Sottet C)ilf^ fi(^ tut bie 3ufunft fo ju leiten, atö einem ftommen^
geiftlic^en unb (^tiftli(^en ^tften iuUme. Sutl^ vm taum
baoon übetjeugt, baf( t^ bem ftatbinol bamit etnft fei, unb bied
um fo meniget, atö jugleid^ ein Stief Sapitod einlief, bei Don
neuem feinen güxften in @^u| nal^m unb in feinet leifettetenbea
Seife eto^mifc^en Gebauten bad SBott tebete. S^mel^t unb mel^x
toax et geneigt, bed Statbinatö 93etl^lten nut als eine finge 8i^
anjufe^en, tpad et feinem State in fc^atfen ^utcd^tfe^enben Sßottett
aud^ audfptad^. äReland^tl^on foUte einftmeilen bie ®(^ft auf-
bemalten. @ie ift nie and Xagedlid^t gefommen. (Stöbere, mid^
tigete JSufgaben btfingten ben (Gebauten batan }utüd.
äß&^tenb jene Sßetl^anblungen fpielten, in ben etften Sagen
bes £)eiembet, etfd^ien Sutl^et plö^lid^ in SSittenbetg. (Sd l^ielt
i^n nic^t (finget in feinem $atmo^. St mu|te felbft iufel^en, mie
bie "Dinge lagen, t)on benen oft nut buntle, nid^t feiten mol^l au(^
entfteOenbe Säetic^te in feine ®infam{eit btangen. (&^ loat ein
gef&l^tli^et SBeg, jum 2eil but^ bad Gebiet beS C^etjogS ®eotg,
üon bem et fi(^ bed @d^limmfien Detfel^en tonnte. fLm 3. Cejembet
teifte et butd^ Seip}tg, wo eine ^au i^n tto( feinet Slittetttad^t
unb bed Satted fpatet ettannt l^ben moflte. ^eimlic^ (am et in
fein SBittenbetg. S9ei 92i(olaud ^mdbotf flieg et ab, benn ind
Rloftet ju gelten »agte et nic^t. ®ott etfd^ienen bie gteunbe,- unb
et l^atte feinen ®pa| batan, mcnn üe ben ftemben SUttetdmann
nic^t tannten. ®o §at et fic^ au(^ oon Sutad Sttanad^ malen
lafjen. gto^ bed langentbel^iten Swföwmenfeind mit ben gteunben
k)ot allem mit feinem 9Relanc§t§on Detbta^te et bafelbft meistere
Sage, um fo ^eimlid^, mie et gefommen, »iebet ^utuctjufe^ten.
Unmittelbat t)ot feinem ä3efud^e mat ed in Sßittenbetg fc^limm
jugegangen. S)ie ftiil^e ^od^ad^tung oot ben l^eiligen SRönd^en
mat nad^ beii neuen (Stfenntniffen nut ju balb einet gtünbli(^en
9ßeta(^tttng gewid^en, unb fd^on jeigte fi^ bie Steigung, aUenfaUd
bie etfel^nten 9ieuetungen mit bemalt but^jufe^en obet bod^ bad
aite nid^t mel^t ju bulbcn. ©etattige ©efttebungen in bet ®tubentcn=
f(^aft wutben noc^ öetftfitft butc§ „8Rattinianet\ anlanget Sut^etd
etubenttfc^e Unruhen in SHttettberg. 29
<tttS (StfuYt, XDo bal^ nai) SutJ^erS Wxitt^x aud Sßormd, ju beffett
nid^t geringem Seibmefen, bie ^Bannung eines \^m ergebenen S)oms
i^errn ju einem auftül^rexifi^en ©türm gegen bie (Seiftlid^feit ge=
fu^t ^tte. ^nli(^e$, menn au^ in üeinetem 9ßa|ftabe ooUjog
fid^ ie^t l^iet. %m 3. Cejembet btattgen junge Seute, meiften^
<3tubenten, mit SReffem unter ben 9ld(ten in bie ^fanlird^e ein,
nal^men bie äßelbüd^er fort unb trieben ben ^riefter bom 8ltar.
SRel^reren (Seiftlid^en mürben bie ^enfter eingemorfen. £)aS 93ar-
fufeerltofter geriet in ernftlid&e (Sefal^r. 3« «i^em an bie Stird^tl^ure
flel^efteten S^tel brol^ten iStubenten, ba« ftlofter ju ftürmen. Sin
l^ölserner »Itar fiel i§nen aui) »irtlid^ jum Dpfer. ®er 9iat
mufite ben S3rubem eine SBSac^e geben, Unb aU er bie ©(^ulDigen
jur ^erantmortttng jiel^en moQte, wagte ed bie ®emeinbe, mit
Ungeflum bie greilaffung berfelben ju oerlangen, ja fie forberte
jugleii^ bom Sftate in mo§I formulierten ärtiteln ^eigebung bcr
«oangelifc^en ^rebigt, «bfd^affung ber SBinlclmejfen , 93igilien,
Sruberfd^aften, bie Srlaubni^ jur Kommunion unter beiberlei
<8eftalt unb anbere ©inge, bie (Suteö für bie gulunft öerfprad^cn,
mie Sbfd^affung ber C^äufer ber Unjud^t unb ber ©d^entl^dufer.
SRan fielet, in meld^er SSeife bie Sewcgung um fid^ gegriffen l^atte.
SBfil&rcnb bie Uniberfitfit, ol^ne fi^ einigen ju Wnnen, noc^ über
SBJert unb Unwert ber 9ReJfe ober »enigftenS über baS 9led^t il^rer
tlbfd^affung bebattierte, mar bie Sürgerfc^aft Idngft auf bie Seite
ber Sßeuerer getreten. ®rft nad^ längeren Sßerl^anblungen gelang
es bem Shirfürften, bie Slube miebcr ^erjuftellen. Sian foüe,
betretierte er fd^licfelid^ in jeiner SBeiSl^eit, barüber f(^reiben, lefen,
bisputieren aber injmifc^eu beim alten SSraud^e bleiben.
Sutl^er, ber freilidg bis bal^in ^öd^ftenS oon jenem treiben ber
©tubenten am 3. ©ejember ftunbe l^atte, legte feinen befonberen
SBert barauf. ®t mod^te barin Stnabenftrei^e feigen. ®o l^tte
er fi^ aud^ einige JBod^en frül^er geäufeert, als ©tubierenbe einem
bettelnben Äntonitermönd^e übel mitgespielt l^atten. 5Roc^ oon
SS^ittenberg auS fd^rieb er an ©palatin, ba| il^n baS, »aS er bort
l^öre unb fe^e, mit grofeer grcube erfülle. SlllerbingS fe^te er ^inju:
„©Ott ftärle ben ©eift bercr, bie rool^l gejinnt finbl" ®enn
fc^on untermegS ^atte er manches l^artc Urteil über bie 3Bittcn=
80 ^^Sermal^nttng t>or Slnftul^t unb (Sm^9rttitg/'
betger 93etl^tniffe l^dren muffen, befonberd äuf^etungen bet %vixä)t,
ba| man ie^t jenem aQgemetnen Slufrul^t entgegen gel^e, ben bie
früher erwäl^nten SBoIföfc^riften atö notoenbige golge bet unerttäg=
ticken Si^rannet in Sudftd^t gefteUt l^atten. Sad toax tein SSSunber,
wenn felbft ein "^o^. ßang in ffitfurt meinte, man muffe leibet
fd^ier bad (Soangelium mit bem ©d^mett erl^alten.
S)a))on beuntul^igt fd^rieb Sutl^er gleid^ na^ feiner Mdk^x auf bie
SBattburg feine @^tift: „(&\nt treue 93er ma Innung ju allen
Sl^riften, fi^ ju oerl^uten Dor Sufrul^r unb (Sm))örung.''
SlderbingS, eine balbige 93emi(^tung bed $a))fttumS unb feines
Snl^anged l^ielt auc^ er für nal^e beoorfiel^enb, aber ni^t bie gelinbe
©träfe, ber rr?5w<^M^»>ön5 beS leiblid^en JobeS" mirb fte treffen,
^bie ©d^rift gicbt bem ?ßapft unb ben ©einen gar üiel ein an ber
(gnbe benn leiblij^ Job unb Äufrul^r. ©aniel 8, 25 fprid^t: @r
foQ ol^ne ^ani jerlnirfc^t merben, bad ift nic^t mit bem ©d^mert unb
leiblid&er (Semalt *, fonbern mie ?ßauluS fc^reibt (2il^eff. 2, 8): ber
^en »irb fie umbringen mit bem ®eift feines SKunbeS unb burd^
bie ffirfi^einung feiner Sufunft. (Sbcn beSl^alb furd^tet ßutl^er nid^t
mie anbere ein „allgemeines Äntaften", möd)te aber bod^ bie ©einen
über baS SBefen beS äufrul^rS belel&ren. ©a ftel^t il^m als oberfter
©runbfafe fe^, bafe lein ?lufrul^r rec^t ift, „mie redete ©ad^e er
auc§ immer l^aben mag, unb jumal in biefer ©ad^e ifi eS Sin^^
gebung beS ©atanS, unfere Seigre ju fd^impfiercn". S)ie Dbrigkit
nid&t „ber C^err DmneS", baS betont er mie früher, ift baju berufen,
jmifc^en ®utem unb SBöfem ju unterfc^eiben unb einjugreifen. Unb
menn fie eS nid^t tl^ut, fo foll man bußfertigen ^erjenS in ber
(SrIenntniS, fol^eS berbient 5u l^aben, »iber baS pfi))ftlid^e Stegiment
beten unb fortfal^ren, bamiber ju fd^reiben unb ju reben. SRid^t mit
®emalt — , „mit bem ßi^tc ber SBa^r^eit, menn man il^n gegen
(S^rifto unb feine ßel^re gegen baS @oangelium l^<, ba f&llt ber
$apfi unb mirb junic^te ol^ne aüt SRul^e unb Arbeit. — (Sr foll mit
bem äRunbe (S^rifti jerftört merben.'' Unb maS biSl^er gefd^el^en, ift
ja ni(^t unfer äOSerf. „@S ift nid^t mSglid^, baf) ein äRenfi^ allein
foUte fold^ ein SBefen aufaßen unb führen. — ffiin anberer ^ann
ifl'S, ber baS Stäble treibt." Unfere aufgäbe ift, baS l^ilige
@t)angelium ju treiben: „ßel^re, rebe, fd^reibe unb prebige mie
äRenfd^engefe^e nid^td fein. SBel^e unb tätige, bal niemanb $faff,
"SRinäi, 9!onne mctbe, unb xocx btinnen ifi, l^eraudge^e. ®kb
ni(S)t mel^r ®elb ju Süden, ftet^en, (Slocfen, Zafeln, Stitd^en,
fonbetn fage, ba| ein d^tiflH^ Seben ftel^e im Glauben unb Siebe
unb Ia| und bad noi) jmei ^a^te treiben, fo foQft bu toofjlL
feigen, mo ^apfl, 33if<^of, SKön^e, Spönnen k. unb ba« ganje
(Sefd^mütm unb Setoütm pd))ftlic^en ätegimentd bleiben, mie ber
9iaui) foQ ed üerfd^toinben.'
aber au(^ biejenigen betmarnt er, bie „menn fie faum ein paar
Slätter gelefen ober eine ^rebigt gel^Srt, ripö, raps J^erauSmifc^en"
unb anbere ald nid^t eoangelifd^ audfd^reien, ol^ne auf il^re (Sinfalt
Slfidfid^t 5U nel^men, blofe um gut lutl^erifd^ ju fein, ©arauf
etflart er: „jum erften bitte id^, man wollt meinet 3iamenS f^»eigen,
unb fi^ nid^t lutl^erif(^, fonbern Sl^ften beif^en. 3^ ^^^ unb
min leined äReifter fein, ^d^ l^abe mit ber (Semeine bie einige,
gemeine Seigre (Sl^rifti, ber allein unfer SReifter ift/ Unb jum
anbern foQe man auc^ bie $erfon ad^ten, bie @d^ma(^en nid^t
uberpoltern unb übenumpeln, fonbern il^nen ®runb unb Urfad^
anjeigen ber cbriftlid^en greil^eit, beren man fid^ felbft bebiene,
fonft »erbe man mel^r fd^aben al§ nü^en, ^ben jffidlfen lannft bu
nid^t 5U l^rt, bcn ©d^afen nii^t ju meid& fein''.
®aS »ar feine erfte, in wenigen Sagen l^ingefd^riebene Arbeit
nad^ feinem SBefud^e in Wittenberg. 3Bi(^tiger »ar ein (Sntfc^lujj,
ber gerabc bort 5ur Steife fam, fein geliebte^ SBort ®otteS feinen
lieben ©eutfc^en in äner aßen oerftanblid^en unb lesbaren gorm
in bie ^anb ju geben.
SRan lann nid^t fagen, r>a% bamaU erft ber $lan baju attf=
getaud^t »fire. ©i^on ßutl^erö erfle felbftanbige ©d^rift, bie Aus-
legung ber fieben Sufepfalmen, burfte al5 ein erfler Anfang einer
neuen ©ibeluberfe^ung bejeid^net »erben. 3^ ^^¥ ^^"^^ ^^^
l^eilige ©d^rift als allein geltenbe 92orm in ben Sßorbergrunb trat,
unb bie ®emeinbe aufgerufen »urbe, barauS fid^ il^r Urteil über
Sal^rl^eit ober Unmal^rl^eit Don Sutl^erS Seigre }u bilben, um fo
mel^r mufete ber ©unfd^ fi^ geltenb mad^en, beutfd&e ©ibeln üer=
breiten ju (önnen. (Ss gab beren längft, jSl^lte man bo(!^ bis
jum (Srfd^einen üon Sutl^erS Überfe^ung nid^t meniger als bierjel^n
82 2)eutf4e mUln.
beutf^e Sibelaudgaben. Sber nur mit Unted^t l^at man batauf-
l^in auf eine gto|e Setbteitung unb ein oielfa^eiS Sibelftubium
gefd^Ioffen, tooUStümlid^ finb fte niegemefen, in Saienfreife finb fie
nur feiten getommen. Cad üetl^inberte fc^on ber l^ol^e $reid unb
bie toiclfa^ unDerft&nblid^e, gtSItenteiU bem 14. ^al^rl^unbett an-
ge^fitenbe @pia^e, bie ben Ze^t in mögtid^ft n)örtli(^em Snfd^lufi
an bie lateinifd^e Übecfe^ung gab. 2luc§ in SBittenberg l^t man
fie fid^et gefannt, aber man (ann fie nur menig benu^t ober ge^
fd^ä^t l^aben. SRitc^enbiS mirb il^rer bafelbft ober aui) in Sutl^er^
austoärtigem greunbeSfreife (Srtofil^nung getl^an, gef^meige benn bajj
man bad 93olt barauf ^ermiefen l(>£tte.
Um gegen bie römifc^e SRenfd^enlel^re bamit }u (fimpfen, be=
burfte ed einer neuen beutfd^en SBibel. Z)at)on mar man in SBitten=
berg Ifingft überzeugt. (S^ entfprac^ ben 33erl^<niffen, menn man
na4 einem Seric^te Sarlftabts mitten im fd^drfften Stampfe gegen
Slom im C>erbft 1520 jucrft ernftlit^ baran badete, neue beutfc^e
SSibeln ausgeben }u laffen. Unb auc^ anbermärt^ mürbe bad S9e=
bürfnis geful^lt. bereits im Sommer 1521 gab Sang in Erfurt
eine Überfeftung beö 3Rattl^äu§ l^erauö, ber er bann eine 8ßer=
beutfd^ung beS Slarlu^ unb fiuta^ folgen liejj.
Unb ßutl^er ^atte ja feit 3öl^ren leinen fel^ntic^eren SBunfd^,
aU ba§ (Süangelium unter ba§ 93olt ju bringen unb e5 ju einer
baS ganje geben be^errfd^enben ^tai^t ^u mad^en. Saraud ent=
fprangen au(^ faft alle feine Arbeiten auf ber SBartburg. ©em
galt feine fortmä^rcnbe Sorge für ba§ ?ßrebigtamt, »obei mir
mand^en eigentämlic^en ®eban(en begegnen. S)a r&t er aQen
(SrnfieS, 3Relanc^tl^on foUe im Slnfc^lufi an alttirc^lid^e formen
ober ma^ er bafür l^lt, an gefttagen, um Srinigelagen mt> bem
Spielen Dorjubeugen, bem 9Solfe ,,irgenbu)0 in ber Stabt'' prebigen.
SBaö tl^ut'ö, bafe er „ni(^t gefalbt, nid^t rafiert unb »erheiratet
tft". ®r ift bo(^ ein rechter ^riefter, benn ^riefter fein l^eifet
baS (Soangelium leieren, ©ie ganje ®emeinbe foüe i^n nur be=
rufen unb bringenb bitten, bann tann er nic^t ausweichen. SBäre
er in Wittenberg, fo mürbe er 9lat unb ©ürgerfd^aft beranlaffen,
^elanc^t^on ju crfud^en, über ia^ (Süangelium beutfc^ ju lefen,
bafe aud^ ha§ SBol! unb bie grauen i^n l^flren tonnen, ^at bod^
beginn btx eibetüberfeftitng. SS
mä) DtigeneS ptibatim grauen untenid^tet. .»tttib t)ot aQen
S)ingen tft bem SBoUe bad SBort ®otte$ toonnöten/ S)aj^ au(^
bie $o^Qe baju no^ nid^t genügte, mürbe il^m bei ber Sfrbeit
baran immer tiarer. Sei bem 93efu^e in Sittenberg tam bie
Slotmenbigfcit einer neuen ©ibelfiberfcftung jur ®pxaift. ©ie
greunbe, befonberd SReland^tl^on , brdngten il^n ba)u, bie Aufgabe
felbft ju übernel^men. Unb fo entf(^lof) er fid^ benn. @o fd^rieb
er am 18. S)eiember an ^ol^. Sang. ©a| biefer eine Überfe^ung
angefangen, tonnte il^n nid^t abgalten, fein IBunfd^ mar, ba| jebe
@tabt einen Überfe^er l^ben möchte.
Sofort ma^te er \\d) an bie Arbeit in ber C^offnung, „feinem
©eutfc^lanb" eine beffere Überfe^ung liefern ju tonnen, atö fte
bie Sateiner litten, eine Überfe^ung, mert bon (Sl^riften gelefen
)u »erben, greili^ bie ®d^n)ierigfeiten berl^el^lte er fic^ nid^t.
®ogleid^ bei beginn erlldrte er, ba| bie Aufgabe mol^l über jeine
Shrfifte ge^e. 3^^t merte er, maS uberfe^en l^ei^e, unb marum
bie frül^eren Überfcftcr fic§ nid^t genannt SKit bem aiten 2;e^a=
ment »oUte er [id^ gar nid^t ol^ne. Slit^ilfe ber greunbe bef äffen.
CeSl^alb l^tte er fid^ am liebften in 2lm§borfS C^aufe berborgen
geleiten, jebenfaQd mar biefe Arbeit ein ®runb mel^r, fi(^ nad^
SBittenberg jurudC^ufel^nen , mo^in er Oftern jurfidtjute^ren Der^
f)}ra(^. (5^ ift möglid^, ia fogar fel^r ma^rf(^einU(^, baf^ er fpdter
dltere Überfejjungen oerglid^en l^at, auf ber SBartburg felbft fehlten
il^m baju bie ^Hilfsmittel. SebigUd^ ben griec^ifd^en Urtqct, mie er
il^m in ber Ausgabe bed (SradmuS 5ur ^nb mar, legte er ju
<^runbe, einjig unb allein beftrebt, bie emige IBal^rl^eit aOen
öerftanblic^ 5u mad^en. Unb troft aller Arbeit, bie fonfl auf i^m
laftete, ben mand^erlei Slnfec^tungen, bie il^m ju fd^affen mai^Un,
ben üielen (Sorgen unb Setümmerniffen , meiere bie Siad^rid^ten
öon na^ unb fern in il^m mad^riefen, oollbrad^te er baS SBerl
mit einer erftaunlid^en ©c^nclligteit. 3n meniger als brei SRo=
naten l^atte er bie Überfe^ung beS ^euen S^eftamentS, üon ber
mir nod^ ^ören merben, in il^ren ®runbjugen beenbet. S>aS
tonnte nur jemanb leiften, ber feit ^al^ren gemo^nt mar, im
©i^riftmort ju leben. —
®ie 3w^anbc in Miltenberg geftalteten fi(^ inbeffen immet
Äotbe, «littet. II. 3
84 (EartftabtS Steuerungen.
Bebenllid^er. ®ie fucfürfllic^c SKal^nung, über bic obmaltcnbcn
Streitfragen jtoat ju btöputteren, ju ptebigen unb ju fc^teiben^
aber nichts }u finbem, Ue| \\i) nid^t einl^alten. 3^^^^ (Saxlftabt,
no(!^ gcreijt burd^ bcn SBibcrjprud^ jeincr ftoflegen am Stift, l^ielt
bei ber in bet ©tabt l&eufc^enben Stimmung bie ^tit für ge=
lommen, bie eoangelifd^e greil^eit but^}ufu§ren. 92a(i^bem er
I&ngere 3^^^ ni^t geptebigt, etfl&tte et am 22. S)e)ember 1522,
auf bet Jtanjel bet Stiftötitd^e, er »erbe ju SReujal^r, an tpelc^em
2age et baS ^od^amt ju l^alten l^atte, baS Äbenbma^l o§ne ptie|tet=
lic^e äbjeic^en in beibetlei ®eftalt teilen. Aber et mattete nid^t
einmal jo lange: auf bie ftunbe, baft bie Siegietung il^n l^inbetn
molle, fü^tte et fein Soil^aben {d^on am Sßeil^nacbtdfefte au^.
9!ad^ einet $tebigt, in meldtet et bie ®emeinbe )um ted^ten @m=
pfang be$ Saltamentd nac^ ß^tifti (Sinfe^ung etmal^nte, ttat et
üot ben ?lltat unb teilte untet gottlaffung bet auf ba§ Dpfet
bejüglid^en SBotte, aQen bie e3 bege^tten, baS Äbenbma^l auS,
ol^ne bafe eine ©eid^te, bie et ffit unnötig etflfitte, üotangegangen.
©benfo am SReuja^tStage, an bem an taufenb ^etfonen baS 8lbenb=
mal^l nal^men, unb an ben folgenden Sonntagen. Unb jebet Sag
btad^te SReueö. Untet bem 5. ^amai lünbigte et an, bafe et fid^
üetlobt l^abe — feine Staut mat ?lnna ö. SKod^au, bie l^fibfd^e
nod^ junge Zocktet eine§ ^»atmen'' (SbelmanneS, mie aüe SBe=
tid^te mo^l i^m jjum Sobe l^insufugen. am 19. ^amax fcictte
et mit unnötig gtofeem ßdtmen feine Oöc^jeit. 3ona§ folgte
feinem S3eifpiele na^ toon aßen Seiten l^ötte man, bafe ©eifllic^e
Öeitateten. Untet ben Jtugen be§ Sutfutftcn butfte fogat bet
^fattet üon Sod^au ein SBSeib nel^men.
äl^nlid^e SRcuetungen mie Satlftabt nal^m ju gleid^et ^zxt,
bieHeid^t nad§ üotl^etiget 33etabtebung, ©tubet ®abtiel in bet Um=
gegenb öot. ?lm ffiei^nac^töabenb etfc^ien et in bem nal^cgclegenen
©ilenbutg, bcmäd^tigte fid§ bafelbft bet Jtanjel in bet ^fantitd^e
unb ptebigte ol^ne ptieftetUt^c Slbjeic^en, mit betmac^fenet 2onfut,
in einem langen fc^matjen Stubententodf, auf bem ftopfe ein $e(5=
batett. Unb »a§ et bafelbft btei Jage leintet einanbet gegen ben
©teuel öon SKeffe, Pfaffen unb SRönc^tum unb bie pfipftli^e
SSette^tung d^tiftlic^et grei^eit üetttat, fanb aud^ l^iet izn Seifaß
StDiUiiig in (Sitenbntg, 2)ie SCugufHner. S5
bct SJicngc. ®ct ?ßfartcr, bcr üon bct Sicffc nid^t laficn wollte,
rourbc fccbtol^t. 3Ran warf il^m bic genftct ein. ®ie fürftlid^en
Beamten leiteten ber Sfieuerung S3orfd^u6. ©er Stcntmeifter ^anS
b. Xaubenl^eim exöätte bcm ^anet, et moüe gut fic^n für
allen ®^aben; maS frage ber^urfürft nad^ bem Srjbifd^of ! 9Rtt
Dftentation übertrat man bie gaftengebote. Slm SReuja^rStage
{penbete aud^ S^i^ti^S ba^ ^benbmal^l unter beiber ®eftalt. ^n
jwei C^unbert ^erfonen, SRfinner, grauen unb Sinber, nal^men
in einer Meinen Sfird^e am ©d^lofeberge baran teil. Seber niufete
babei bie C^oftie in bie ^anb nel^men. ©en äSein go| er, fo
crjäl^lte man )ii} menlgften^, in einen „^ofbec^er", unb einer
teid^te il^n bem anbern. ®o mar au(^ §ier ein Anfang mit
JtuUuöänberungen gemad^t. Unb bie SJeroegung ergriff alle Rreife.
Sieben ^an§ D. lauben^eim ftanb obenan ein ©d^ufter S^^fl^
©d^önid^en, ber feine neue @rfenntni§ in ber golge aud^ in ©rudt=
fc^riften öffentlich ju berfed&ten oerftanb. Unb ä^nlid^eS wie oon
@ilenburg l^örte man aUbalb auc^ üon ©c^miebeberg in ©ac^fen,
wo ber Pfarrer bie Sonfelration mit lauter ©timme oerlünbete unb
fid^ weigerte, fortan bie SReffe ol^ne ftommunilanten ju feiern.
3l\d)t minber bebeutfam waren bie 9Ra|nal^men, §u benen bie
SKuguftinereremiten in biefen Sagen ju SBittenberg fc^ritten. ®er
®eneraloi(ar ber beutfd^en Sluguftiner, SJenjeSlaud Sin(, tonnte
bem treiben ber SBittenberger S3ruber ni(^t länger mel^r äufel^en.
®afe bariiber ber Drben in ©d^mad^ unb ©d^anbc getommen,
baran war fein ßw'^if^'f ebenfo, bafe bie ©c^ulbigen, bie wiber ben
®ib, ben fie ®ott unb bem Drben gefd^woren, baö Rleib be0
Drben^ abgeworfen, ben l^ärtejten ©trafen berfaüen waren. Aber
wer würbe fie ooUjiel^en, etwa wie frul^er bie weltliche ©ewalt?
3n ©ac^fen wenigfteng fal^ es nic^t banad^ au^. Unb war ber
Drbenöobere auc§ in feinem ©ewiffen bered^tigt, fie ju f orbern?
©aS waren fd^were gragen. ©er ftrenge Drbenömann, ber nun=
me^r baju gebrängt werben fotlte, ^a^, wofür er getämpft, al^
eine gro^e Sl^orl^eit, \a al^ eine ©unbe anjuertennen, fam ba in
Irrten Sonflitt mit bem ©elenner beS (gbangelium^, im greunbe
Sutl^erS. ©c^liefelic^ fiegte ber le^tere. 8ut§er felbft follte raten,
©eine äintwort war flar. SBie 8inl fd^on längft bie Sled^tfertigung
s*
86 Bcf^tüffe M 9ttgtt|Hnert<M)iteU.
allein aud bem Glauben geprebigt tt>uf|te er. S)atan erinnert er
il^n unb l&|t tl^n felbfi bte Folgerungen jie^: ^3<^ bin fid^,
baf) bu nichts, tpaS bem (SDangelium juwiber ift, tl^n ober bulben
tpirft, att(^ wenn baruber aUe $tl5fter jugrunbe gel^n mufiten.''
Z)ad tumultuarifd^ SSerlaffen ber ftlfifier, loie ed in IBittenberg
gefd^el^en, mif)billigt er bur^auiS. ^n ^eben unb unter gegen^
feitiger ÜbereinfHmmung l^fitten bie Srüber fd^iben foUen. Slber
auc^ menn fie nid^t red^t gel^nbelt, barf man fie bod^ nid^t iuxnd^
rufen ; baS Sefte mürbe fein, nad^ bem Seifpiele beiS S^ruS in
einem öffentlichen (Ebitte, benen, bie bad ftlofter oerlaffen mollten,
bie ^eil^eit ju fd^enfen, (einen l^inaudiuftoften, (einen mit bemalt
jurudCju^alten. Sint felbft möge immerl^in mit ^eremiaS im
S>ienfte Labels bleiben, mie er au^ felbft ftloflermeife unb =trad^t
beizubehalten geben{e.
Unb l^iema^ l^anbelte Sint. 9luf einem ftapitel, bad er um
Spipl^anien 1522 in S&ittenberg abl^ielt, ju bem aber nur menige
auSm&rtige S6rüber erfd^ienen maren, mürben folgenfc^mere (Snt=
jd^lfiffe gefafit. Z)em XSorte (Sottet muffen aOe ftreaturen
meieren — , bad ift ber ®runbfa^, ber an bie ®pi^e gefteUt mirb.
,,®eil »ir ber Sd^rift folgen, moUen mir unS nid^t bur(^ irgenb=
eine menfc^lid^e Autorität ober menf^lid^e Xrabitipnen brudCen
laffen."" S)anad^ mirb jebem geftattet, ba§ SHo^er ju Derlajfen,
ober in bemfelben ju bleiben, ©ie ba bleiben, werben ermahnt,
SRönd^Sgemanb unb bie l^ergebrac^ten ®emo^nl^eiten beijubel^alten,
bo(^ fo, baf( niemanb Derle^t unb ba^ ®ebot ber Siebe gemalert
bleibe, ©er SBettel mirb aU fd^riftmibrig gfinjlid^ oerboten, ebenfo
bie SSotiomeRen. ©er ni(^t baju gefd&idft, baS ©ort ®otte§ ju
leieren, foll mit feiner ^finbe Arbeit bie Srüber ernfil^ren Reifen.
Unb ba nun (ein emigeS ®elubbe me^r oerbdnbe, merben ade
ermal^nt, aus freier Siebe 1>tn Oberen ^u gel^orc^en unb in i^rem
SSanbel bafür }u forgen, ba^ bad (Soangelium nid^t oerlaftert
»erbe.
@o meit mar man aber noc^ nic^t in ber d^riftlid^en (&xttmU
niS üorgebrungen. 3wtt&<^fl fö^tte bie neuermorbene greil^eit ju
offenbaren Spcefien. Saum l^atle ber ®eneralbi(ar baS Sitten:^
berger ftlofter oerlaffen, al3 bie Äuguftiner in il^rer ftird^e bie
Satiflabt« (Semdiibeorbiinng. 87
flit&xt bem (Stbboben gleid^mad^ten unb bie ^cUigenbUber Det^
nieteten, \a foflat ba« l^ciUgc @a\bil üerbtannteit. 5)et «nffil^ter
mar wieber ®abricl 3»iÖW9- ^ W^^^ «l^ ^^ ^^ nicmartb
bcm ©inbtudt feiner ^tebiflt entjieJ^n fdnnte. 5Kan berid^tete
nad^ aufwärts, bafe SReland^tl^on feine feiner ^rebigten Derjdume.
Unb ber (Erfolg machte i^n immer tfil^ner. ®egen (Snbe Januar
fing er fogar an, t>on ber Ranset l^erab ^om^ unb »möborf,
ob il^er Saui^eit in ber ^rebigt bed Soangeliumd , öffentlich )u
tabeln. Unb Sarlflabt blieb nid^t jurfidf. Um feiner amtlid&en
Stellung willen al§ Ärt^ibialonuS unb ^rofeffor mar fein 8uf=
treten nod^ gemid^tiger, unb n)fil^renb er frfil^er bielfad^ fein %mt
k)erffiumt l^atte, tonnte er fid^ \z%t in agitatorifc^r $rebigt nid^t
genug tl^un. (5^ mar nid^t^ ®eringerc$ ald eine ooQftdnbige
Umfinberung nid^t nur ber tirt^lid^en fonbern aud^ ber fojialen ?Jer=
l^ltniffe, bie er anftrebte. Unb ma$ l^atte er nic^t aüt^ für ®es
bauten I S)a foQte Dor aQen £)ingen ein ,, gemeiner Saften' ges
bilbet merben, in ben nad^ SSbjug aQed beffen, maS bie {ewigen
ftird^enbiener bis ju il^rem Xob ober austritt bejdgen, alle (irc^s
li(^en (Sintfinfte }u fliegen l^&tten. hieraus foUten neben ben
SSaifen bie ^ur Srbeit untü^tigen %rmen unterl^alten, il^ren Sinbern
bie Glittet jum ©tubium ober ju (Srlemung eines ^anbmertS ge=
geben, au(^ armen ^anbmertern burd^ Carlel^n um einen m&^igen
3indfufe oon üier ^rojent gcl^olfen »erben, ©agegen fei jjebe
%rt k)on SSettel }u oerbieten, folc^e, bie nic^t arbeiten moUten,
mu|ten auSgemiefen merben. Steid^ten bie (Sintfinfte ni(^t auS, fo
fei bas listige burd^ eine nad^ bem 93ermdgen ju bered^nenbe
©teuer auf Einbringen , ju meld^er auc^ bie ^riefter l^erangejogen
»erben foUten.
3u biefen tief eingreifenben fojialen 93eftimmungen (amen bie
lirc^lic^en gorberungen. ®le längfl »erlangte (Sinffil^rung einer
»irtlid^ d^riftlid^en SReffe nad^ ber Sinfe^ung (Sl^rifli, für bie
(Sarlftabt im einjelnen S5orfd^riften gab, follte enblid^ jur SBa]^r=
l^it »erben, gur SSermeibung ber Abgötterei »urbe baS Sbt^un
ber Silber unb ber Altäre geforbert. C>8<^P««^ i>^«i «iltäre,
aber o^ne bie ©ilber, ^bie Ölgö^en", foßtcn befielen bleiben
burfen.
88 B^fiSntng ber 8ttber. ^tat ^xop^tm.
Unb biefe SS^ittenberget ®emetnbeotbnung, beten ®runbjuge
ffir mand^e anbete \p&ttt aU 93ot6ilb bienten, mutbe am 24. 2lanuar
t)om Slate untet Swpiinwwnfl ^^ Uniüetfttfit angenommen. Unter
bem ffiinpufe beS balb batauf jum Sütgetmeiftet gewfil^lten Dr. Sl^ti=
ftian aSe^ct betfd^ob man iebod^ bic Hbfd^offung bet 33ilbet; bie
Dbtigteit moQe fie felbft fottnel^men, l^iefi ed. W>tx bet ®ttom
mat nid^t mel^t ju l^emmen. Unbetufene griffen ju unb riffen
»ie bei bcn Äuguftinetn nunmel^t aud^ in bet ^fatrlitd^e bie
SSilbet l^etuntet. ©et Rutffitft mad^te fd|»ad^e 53etfu(^e, bem
2;teiben @inl^alt ju tl^un. @t etteid^te bod^ nut, ba| man il^n
bon neuem bejeugte, n)0tan il^m nac^ au^en l^in biel gelegen mat,
bafe et in bie SReuetungen nid^t gewilligt l^abc, unb bet JRat bes
l^ante auf feinem 9ied^te, bie SUbet felbft abt^un ju bütfen. Äbet
ttoft bet angefttebten litd^Ud^en Dtbnung ging aÖeS btuntet unb
btubet, tl^at jebet ®eift(id^et, maS et moQte. Datubet l^ötte aQe
©eelfotge auf. 9liemanb Ifimmette fid^ mel^t um bie Jttanlen unb
©tetbenben. Dl^ne Seid&tüetmal^nung gingen ^unbctte jum ?lbenb=
wal^U gefliffentlid^ übetttat man bie gaftengebote. 83etgeben§
»utbe SReland&tl^on angetufen, gegen bie aufteijenben ^tebigct
feinen (Sinfiufi geltenb ju mad^en. S)a t)etlie| ®abtiel 3tt>iDing
SKitte gebtuat SBittenbetg, unb Satlftabt, bet nod^ bot futjem
eine lutfutftUd^e SRal^nung mit ttoftigen SBotten 5Utüd(ge»iefen
l^atte, etlWtte um biefetbe Qtxt, wiUig ©ttafe ju leiben, faö5 et
fid^ nid^t fetnet aufteijenbet ^tebigten entl^ieltc.
(S§ wat ol^ne QmciHl ein neuet ®eift übet il^n gelommen, bet
®eift eined neuen ^topl^etentumd, ba§ fd^on feit SBod^en t)on fid^
teben mad&te, ol^ne bafe ubtigend ein ©nflufe bedfelben auf bie
etjäl^Iten Untul^en nad^tt)ei5li(^ »äte.
©d^on am 27. ©ejembet 1521, alfo mitten in jenen bewegten
SBeil^nadötdtagen, »aten btei SRännet in SBittenbetg etfd^ienen,
bie ben Slnfptud^ ctl^oben, unmittelbat butd^ (Sott betufene, neue
^toj)]^eten ju fein. Qtotx batjon waten Sud^webet, öon benen bet
eine 9?ifolau§ @totd^ l^iefe, bet btitte, SRatlud I^omä ©tubnet,
wat ein nod^ junget 3Rann, bet in SBittenbetg im C^aufe SReIand6=
tl^ond betfel^tt §atte. ®ie tamcn aus 3»^*^«, bet gewetbteid^ften
ffid^fifd^en ©tabt, wo ©anl bet ^tebigt beS S^^cinn SgtanuS unb
2>ie Bkoidauer $to))]^ten. 89
bed ^l^omaS äRunjer, bie fic^ freiitd^ in Uetnlici^em (Sl^tgei) aufd
§efttgfte befel^beten, ZaÜftt (angfi jal^lteidge ^nl^anger gcfunben l^tte.
92amentU(i^ l^tte bis r>ox (utiem 2:]^oma^ 9)2üniet, ein unrul^iget,
nid^t unbebeutenber Stopf, mit grofiet äRac^t gegen SRflnd^e unb
Pfaffen geeifert, unb angeregt burd^ bie m^^ifd^en Schriften eine^
Jauler unb ^einrid^ ©ufo, ©ebanfen vorgetragen, bie unter ®e=
ringfc^&^ung aller aufjeren formen toie ber @d§rift ben unmittelbar
im ^erj^en ber (Staubigen f))rec^enben ®eift ®otteS aUein ju Sßorte
fommen lafjen »oflten. 3n einer ©eüfllferung, bie, na§e an ber
bdl^mifd^en (Srenje, mol^l nie ganj ol^ne taboritifd^e Sejiel^ungen
geblieben »ar, fanb feine 9iebe ben frud^tbarften SSoben. SBefonberS
fiel baö crfte ®e»erbe ber Stabt, bie 3unft ber lud^mad^er il^m ju.
©ie Saien muffen unfere ^rfilaten »erben, l^atte er geprebigt, unb
balb fanben fid^ fold^e, aQen Doran jener obengenannte 92ifolau$
@tord^, bem Zi)oma^ ^ünjer bad B^^Sni^ ^^^ l^eiligen ®eifte§ gab.
®inb mir red^t berid^tet, fo f(^lo| man fic^ balb in Stonbentiteln
€nger jufammen, mäl^lte jtoölf ju Slpofteln unb ^meiunbfiebiig ju
Jüngern, um für eine wal^Tl^afte Sieformation im ®eifte ju mirten.
3n bem, wa^ fie oerfunbeten, mifd^tc fid^ älteä unb 5Reue5. 3^
ben längft befannten $ro))l^ejeiungen bon ber Eroberung S)eutfd^=
lanbs burd^ ben 2;ür(en, bem balbigen @trafgerid^t über aQe
^ricfter, Unfrommen unb @ünber, fam bie SSel^auptung öon ber
Uujulanglid^Ieit ber ©d^rift unb bie Berufung auf bie unmitteU
bare innere S3elel^rung burc^ ben @eift, auf Offenbarungen unb
®efid^te. ^t öolfötumlid^er baS eine mar, fobafe man laum ba=
öon äufl^eben^ mad^te, um fo mel^r erfd^redfte ba5 anbere, Inupften
fid^ baran bod^ nad§ lurjer ^zxt, für ade berftänbUc^e, praltifd^c
golgcrungen, »ie bie SSermerfung ber SKnbertaufe. 8ll§ SRünjer
um feinet 3:reibend miUen meid^en mugte, fam ed baruber ju einem
äufftanbe, bei bem me§r al§ fünfjig Jud^fnappen oerl^aftet »urben.
3nbeffen bauerte bie Semegung fort. ®rft alö ber greunb ßutl^er§,
92itolau$ O^^u^niann, als Pfarrer bal^in gefommen, mad^te man
crnfilid^e Änftalten, ben unrul^igen Röpfen beijufommen. Um einer
Unterfud^ung ju entgelten unb il^r ^ropl^etentum aud^ bort 5ur
Geltung ju bringen, tamen bie gfi^rer nad^ SBittenberg.
C)ier machten fie jundd^ft grofeeö Auffeilen. SReland^tl^on, oor
40 2nt^ Aber bie „fxop^ttti''.
bem fie juerft etfd^ienen unb ft(^ auf Sutl^ beriefen, tou^k i^nen
ntc^t mel ju entgegnen. SRel^r atö il^te ^immlifd^e ftefid^te, übet
bie ex fid^ balb beruhigte, befc^ftigte i§n bie ^tage Don bet
2:aufe, meldte befonberd @tubner betonte, m&^enb @tOT<l^ batauf
leinen fonberUc^en jföett legte. SoQte jjener nic^t etma red^t
§aben mit jeinet S3el^auptung, ba| bet (Staube bet ^ten, auf
ben man bie Shnbet taufe, il^nen nichts l^elfe? (Sofort melbete et
bie neue SBenbung bet ©inge bem Jhitfütften unb tief fingftlid^
nac^ Sut^. ®d^(ie|)U(^ betul^igte er fic^: mie ed auc^ um SS^ett
obet Unwett bet Joufe ftel^e, bie Cwwptfad^e, bie ^täbeftination,
»etbe baüon nid^t betul^tt.
SBie anbetä boc^ 8ut§et! Sie Jlotfd^teie bet SBittenbetget,
bie il^n oon feinet Übetfefeung bet ©d^tift, in bie et fid^ foeben
üettieft, auffd^euc^en joQten, mad^ten il^m toenig @inbtud(. (St
fd^alt bie e$ut(^tfamteit beS ^eunbed. S)a| jene fut baS "Sttiit,
dffentlid^ ju (elften, fid§ auf il^te Offenbatungen unb ®efi(^te
betiefen, lie|) et nid^t gelten. ®ott fd^idft feinen ®efanbten, ol^ne
bafe et üon SKenfd^en betufen obet butd^ offenbate göttlit^e 3«id^«n
bejeugt fei. SRan ftage, »et fie betufen? SRan muf( bie (Seiftet
ptufen. SBiffen fte nut oon fd^önen, l^enlid^en S)ingen }u etjfi^ten,
tuft et bem Stelanc^tl^on ju, fo ettenne fie nid^t an, aud^ »enn
fie bi^ in ben btitten ^io^w^^l ^^^¥ f^i^i looHen. ©anac^ foDe
et fotfd^en, ob fie aud^ etma^ etfal^ten l^ben oon ben ängften be$
5tobe$ unb bet ^iüc, o§ne meldte fid^ (Sott nid^t offenbate. S)a^
blieb fein ftanon gegen alle ungefunbe ©d^mdtmetei unb geiftUd^e
^^ntafieen.
®af| bet @atan ben $un(t oon bet Stinbettaufe betiil^ten
»etbe, etflätte et, längft etmattet ju l^aben, unb et etfannte bie
gtoj^e (Sefal^t fut bie 93etennet be$ SoangeliumS. Die (Sinmütfe
bet (Segnet fod^ten il^n abet nid^t an. £)af| eignet (Staube jum
(Empfang beS ©altaments notmenbig fei, l^atte et (dngft bel^uptet.
Unb ful^n genug fagt et, jene foüten boc^ etft einmal beweifen,
ba| bie ftinbet ben (Stauben nid^t l^fitten; bie ^auptfad^e ifi il^m
abet bod^ bie ^utbitte bet ®emeinbe um ben (Stauben unb bie
(Sabe beS ®a(tamcnt$ fut bie Täuflinge, bet (Sott nid^td abfd^tagen
»etbe. ®o »enig biefe (Stöttetung aud§ ben ftetnpunft bet ©ad^e
Solgen M $ro))]^tttm«. (Eatlpabt. 41
traf, fo f(|eint fie bod^ bamaU genügt ju l^ben. ®e»aU anju=
toenben gegen bie bleuerer, moju anf SSetanlaffung Oetjog ®eoTg»
bie lutfutftlid^en Mtt nid^t üble Suft litten, nid^t aber ber Shit^^
fürft, bet aud^ il^nen ^ulbung gemfi^ten moQte, faQ$ fte feine
Unrul^en enegten, »ibcmet er, »ie er bo^ immer ben fte^em nnb
@eftierern gegenüber getl^an l^t.
(SiS roax ani) (eine Sßeranlaffung ba, bon Dbrigfeitd »egen ein»
^ufd^reiten. ®tor(^ l^ielt fid^ nur borüberge^enb in SS^ittenberg
auf, unb ®tubner, ben SReland^tl^on atö ©d^fttenner fd^fi^te, fo^
bafi er il^n in feinem {Kiuje bel^erbergte, mar offenbar (ein Agitator,
»enn er auc^ für feine Sinfd^auungen ju »erben fuc^te. 9?ur burc^
feine m^ftifd^en ®eban(en mirfte er in weiteren Sheifen. Surd^
ba«, »a^ er bon ber böDigen (Belaffenl^eit ber Seele, öon ber
Söfung bon aQem @innlid^en unb Sublimen unb ber bamit gege=
benen SBerad^tung aller realen SSerl&dltniffe, al5 bem Skk alle^
d^iftlid^en Strebend rebete, toirb er aud^ @arlftabt getoonnen l^aben,
inbcm er beffcn unö fd^on be(annten, früheren m^ftifd^en Steigungen
bon neuem erwedtte unb bertiefte. ©er geleierte unb wiffenöftolje
SRann toarb plfl^Uc^ ein ganj anberer. 9Rit ©taunen erfuhr man,
wie er in bie ^fiufer ber ©urger ging, um fie ju fragen, wie
fie biefen ober jenen @prud^ Derfi&nben, unb fid^ barauf berief,
ba| e$ in ber Schrift l^eifie, bafi (Sott ben Sßeifen unb ftlugen
berberge, was er ben Unmünbigen offenbart l^be. ®tanb e$
aber fo, bafi aQe (SrtenntniS unmittelbar burc^ ben ®eifi eingegeben
werbe, woju brauchte man bann nod^ (Schulen? Chatte ber O^r
nid^t feinen Sängern berboten, fid^ SKcifier nennen ju laffenl ®aran
erinnerte man fid^ je^t. JBoju bie afabemifd^en (Srabe unb
Stürben? 92ar(ud Stubner i^tte er(lärt, Sudler ju fd^reiben, l^abe
il^m ®ott oerboten. Sollte nid^t aQe ®ele^rfam(eit unnötig, ja
bieHeid^t jur Seligfeit fd^fiblid^ fein? ®ewif|, fo war eö, bas war
bie neue ®r(cnntni§, bie Sarlftabt jefet in feinen SBorlefungen offen=
barte, nod^ ))ad(enber unb unmittelbarer ber Sc^ulmeifter ®eorg SRore,
ber bom Sd^ulfenfier aud bie Seute auf ber Straj^e um (Sottet
wiQen bat, bie Stinber aud ber Sd^ule 5U nel^men. Unb ber (Seift
griff um fid^. ®ie Sd^ule löfte fidd auf, il^re Säume würben in
eine Srotban( berwanbelt. 3n Scharen berliefien bie Stubenten
42 (Satlffabt
bie Uniüetfit&t, um iti bie ^eimat bie ftunbe ju bringen, matt
bürfc nid&t mcl^r pubietcn, bejjct »fite c§, ein C>anb»etl ju lernen.
&6)on §drte man aud§, baf) einjelne ^rofefforen bie ®tfitte, too
fie mit jebem Zage unnSttger mürben, ju üerlaffen gebadeten.
S)et Sekret beS ^ebrfiifd^en, SturogaQud, moQte nad^ $rag gelten,
flud^ SRetand^tl^on (onnte bie mad^fenbe Sßermilberung nic^t mel^r
mit anfeilen. Um Oftern, fo erjfil^lte man ftd^, moflte auc^ et
fottjie^en. 3« SBittenberg l^enfd^te je^t nur nod^ bet (Seift, ftei=
lid^ bet (Seift bet Unorbnung unb ber SBiOfär.
2. 9{Qptte(.
€itt^er0 Httdtkel^r mi bie anfange hts tdmitlxfiftnAxtäitnmtftm.
(Ss »aten fd^Umme £)inge, bte gütiger in feinem ^atmo^ üon
jeiner ®emeinbe unb ber Uniüerfit&t ju ^öten befam. S)a$ grofie
33ertrauen, ba§ et ju feinen glaubenSftatfen SBittenbergern gelabt,
»id^ jje^t ber fd^metften ©orge. SlHeS, »a^ man il^m bi^^et 5U=
leibe getl^n, etlldrte er, fei bagegen ein ©d^erj. „aUe meine
geinbe famt aQen Teufeln, mie nal^e fie mir gefommen finb Diels
mal, l^aben fie mid^ bod^ nid^t troffen, mie id^ je^t getroffen
bin Don ben Unfern, unb mufi befennen, baf( mid^ ber 9taud^
übel in bie fingen beigt unb fi^elt midg fafi im ^ttf^tn." „Um
ber 3ö>itfauer »iUen fomme id^ nid^t", $atte er nod^ am 17. "^anmx
gefd^rieben. ^e^t beburfte eS faum nod§ eines neuen 9lufeS feiten^
ber SBittenberger greunbe. ©d^riftUd^e ©rmal^nungen tonnten l^ier
nid^ts l^elfen, barüber mar er \xi) fofort öar, er mufete felbft bem
©türm entgegentreten. Slber würbe er eä aud^ üermögen? SBer
bürgte bafür, bafe feine geifterfutlten fflittenberger f4 aud^ mürben
t)on il^m firafen laffen. £ßaS foQte bann merben, menn ed il^m
tiid^t gelang, ben ausgetretenen ©trom in rul^ige S3al^nen jurüdfs
iulenlen? ©iefer ®ebanle eines 3KifeerfolgeS fd^eint i^m gar nic^t
gelommen ju fein. ®ie ftiUen SBartburgtage mit il^rem immer
*^« gel^enben ©d^riftflubium, l^atten ol^ne ^mx\tl in il^m baS
SBcmufetfein feiner ©enbung erl^öl^t. 3Kan tann beobadftten, bafe
« niemals fo oft bon feinem il^m burd^ (Sott geworbenen ^toj)l^eten=
tum fjjrid^t als um bie 3eit feiner Slfidffel^r na(§ SBittenberg. ©aS
44 ^nffinbtgung bet Mdttf^t t>on bet SartButg.
Sßort (Sottet, tootauf er fid^ gxunbete, mu|te aud^ feine Sßitten-
berget jur Vernunft bringen. ©a8 »ar feine felfenfefle äber=
jeugung. ©aS jeigt auc^ fein legtet ©rief, ben er auf ber SBart=
bürg fd^rieb. (8r »ar an ben Jhirfurften gerid^tet. ,,®nabe unb
®lud(*, fo begann er, „jum neuen Heiligtum." @r »unfd^t iJ^m
®IM baju, ba^ i§m (Sott, nad^bem er in allen Sanben nad^
Heiligtümern §abe fuc^en (äffen, in ben SBittenberger SBinen nun
,,ol^ne aUe Stoßen unb SRül^e ein ganjed Sheuj mit 9lfigeln, Speeren
unb ®eifeeln* gefd^idtt l^abe. (Sr möge nur tlug unb »eife fein
unb nid^t nad^ SBernunft unb Anfeilen ber ^erfon rid^ten. ^8afet
SBelt fc^reien unb urteilen, Iaf)t faden, i»er ba fällt, aud^ ©t. ^eter
unb bie ?lpoftel, fn werben »ol^I »iebertommcn am britten Jage,
menn Sl^riftuS wicber aufcrftel^t." 3lur nebenbei fünbigt er an,
bafi er balb felbft ba fein merbe. „dto. ®naben nel^me fic^ meiner
nur ni(^t an.*' gur ben il^m aufgebrungenen @d^u^, ben er ftet^
aU eine Saft empfunben, b^tte er naturlid^ lein SBort beS ©anfe^.
©ie ironifc^e änfpielung auf bie äleliquienfuc^t beö JJurfürften »ie
ber ganje felbftbemu|te Jon be^ @(^reiben^ litten biefen mol^l
beriefen fönnen. 3n feiner Antwort »erteibigt er fic^ boc^ nur
gegen ben etmaigen Sßormurf, nic^t rec^t unb gegen ®otteS SBort
gel^nbelt ju l^aben. S&ü|te er eigentUd^ unb grunblic^, mad red^t
unb gut wäre, fo fei er gern bereit, ba5 il^m baruber auferlegte
Streuj 5u leiben. Sber in äßittenberg ging e^ fo ju, ba| niemanb
toüf^te, mer Stod^ ober Redner märe. Unb unter f)inmeid auf bie
ernfte ®efal^r für il^n unb anbete »arnt er ?utl^er bringenb oor
ber beabfid^tigten Slüdttel^r nad^ Wittenberg.
Unb bie ©efal^r mar nic^t ju unterfc^äften.
©ie Steigung, ba5 SBormfet dbift fo oiel al§ möglid^ auö=
Sufül^ten, »utbe natutgemäfe gtöfeet, aU ia^ 3Ri«bel^gen über
feine ©ntftel^ung burd^ bie Jhinbe oon ben ©ittenberger aSorgängen
Surüdtgebtängt »utbe. SBar e^ bodft no(^ leidster als l^eute, barau§
bie SBerberblid^tcit ber gefamten ßel^re ßutl^erS abjuleiten. ^tUn
nid^t bie böl^mifd^en Steuer, oor benen man fid^ noc^ immer be=
freujtc, ebenfo angefangen?
$on nid^t geringer Sebeutung toar e$ auc^, baj^ in benfelben
Jagen um ^{ic^aelis, ald bie Steuerungen in SBittenberg begannen.
2)a9 9tei(i9tegimetit in 9{üniBtrg. ^sog (Seora. 45
baS neugegtunbete 9ieid|)dtegiment jum etftenmal in 92fitn6cT0 ju»
fammenttat. %ud^ bet Stat biefer ®tabt mu|}te fic^ je^t baju
bequemen, bie fibei Sutl^et ettannte Sld^t betonnt ju geben unb
Sutl^etS ©ud^er ju »erbieten. Unb niemanb max eifriger, gegen
ben ®efi(i^teten ju fd^firen, als Oerjog ®eorg Don (Sad^fen, ber
feit SBeil^nad^ten in Mmbetg mar unb überall feine @))fil^er l^iett.
©tetS tonnte er mit bem Sleueften bienen, unb er üerftanb ed,
feine SRitteilungen feinen ^vo^tn bienftbar }u mad^en. !(0e$
Unl^eil, auc^ ben fRiebergang be^ Sergbaued in feinem eigenen
Sanbe, fc^ob er auf Sut^er. ®r mar feft entfd^loffcn, bie 3ieuerungen
mit (Semalt ffi unterbrudten. !(ud ben oerfc^iebenften Drten feinet
®ebieteö l^örte man oon ftrengem 83orge§en gegen bie Übertreter
ber gafiengebote, nic^t menige maren ob il^rer Sutl^erei in ben
Xurm gemorfen morben. (gleiches münfc^te er aQentl^alben getl^n
ju fe§en. SS^oQe fturfac^fen auf feine oermanbtfd^aftUc^en dt-
mal^nungen, an benen er e3 nid^t feilten liej^, nic^t l^Sren, muffe
man Don Steid^^ megen oorge^en. S)er furfurftlid^e (Sefanbte beim
^eid^regiment, ^and Don ber $tani^, gab fid^ bie gröj^te SRul^e,
bie fio^alitfit feinet C^errn barjut^un. ^ ^alf nid^td, bafi e$rieb^
rid^, al^ man über baS auslaufen ber SRSnd^e Qagte, ertlären Iie|,
er l^abe bie SRdnd^e nic^t fontroUiert, aU fie ind ftlofter §inein=
liefen, er lönne aud^ leine 5Rotij baDon nel^mcn, »enn fie mieber
l^inauöliefen. ®ie§, mie bie grage Don ber SKeffe unb ber ^riefter=
el^c, feien geiftlid^e Dinge, über bie er atö 8aie lein Urteil ^abe,
man mad^te il^n bod^ für ia^, ma^ in feinem Öanbe fic^ ereignete,
Derantmortlid^. ^eilid^ $lani^ ging auc^ no(^ meiter. SS^enn er
barauf l^inmied, ba| Stönc^dorben, ^rieftercölibat unb bie ftelc^=
entjie^ung teinedmeg^ Don Anfang an in ber Si^riften^eit gemefen,
fonbern auf ))ä))ftli(j^er Einrichtung berul^ten, alfo auc^ Dom $apft
ober „gemeiner SBerfammlung" mieber abgeftellt merben lönntcn, fo
mar ber Sßittenberger (5influ| unDertennbar, unb man entfette ficb
baDor. fturfürft ^^ci^itn Don Sranbenburg unb 0^^$^9 &einric^
Don Sraunfd^meig riefen i^re <Stubenten ^urüdC, nic^t menige Sanbed=
l^erren erliefeen jje^t ftrenge SJanbate gegen 8ut§er unb feine 8lns
langer. Auf »eranlaffung bed C^crjog« ®eorg forberte aud^ baä
8lei(^«regiment fc^on unter bem 20. 3önuar nii)t nur bie um=
46 Sut^et9 Stüdteife. «ufetit^alt in 3ena.
»ol^ncnben SBifd^öfc fonbcm aud^ bcn SJurffitflen fclbft auf, j|cg=
lid^c SfJeuctung ju üct^inbern unb üorfommcnbenfafls ju ftrafcn.
SBeitereS foQte auf bem ^cid^Stage befc^loffen merben, ber auf
SRittfaften nac^ Sßurnbcrg au^gcjc^ricben »ar.
SBie nun, »cnn fogar Sutl^cr fclbft, unter SfJic^tac^tung allcö
beffcn, »aö borgctommcn »at, micbet auf bem ^la» ctfd^icn
S)eut(i(^ genug lic| bet ftutfütft bürc^bliden, ba| et il^n bann
nid^t tticl^t »urbe idduften tonnen, (Sewif), bie (Sefal^t für 8cib
unb 8eben »ar gtofe. aibet Sutl^er ad^tete fie gering. f)ier mufete
gel^anbelt merben ol^ne langet SSebenten. (Sr mu|te feine ®efangen=
fc^aft jerreifeen. 8lm 28. gebruar mad^t er fid^ auf ben 2Beg.
^m 3. äRät}, es mar gaftnad^t, übernachtete er im „©c^marjen
Sdren'' ju 3ena. ©ort trafen jwei @d^»eijer ©tubenten, bic nad^
äBittenberg moOten, einen äleiterSmann, mie er am £ifd^ ]a%,
bic ^anb auf bem ©d^mertlnauf, oor fit^ ben l^ebrfiifd^en ^faltcr.
®r nal^m \\i) ber armen (Sejeden freunblic^ an unb führte mit
i^nen gottjelige unb geleierte ©efpräd^e. @ie hielten il^n für
^utten. Unter ben Slnmejenben l^atte einer, es war ein ftauf=
mann, baS eben erfd^ienene ®tüdf Don Sutl^erS ^oftiQe bei ftt^.
®o fam man aud^ auf Sutl^er ju fpred^en, unb eS mad^te
biefem ^eube ju l^ören, maS man üon il^m badete. @iner äu|erte,
ber Sut^er mä|te entmeber ein @ngel Dom ^immet ober ein
leufel aus ber C^öfle fein, aber er gäbe je^n ®ulben barum,
toenn er bem ßutl^er beid^ten tonnte, ©ie 8ieben beS fremben
SRitterS, bie fo wenig ju feiner Jrad^t pafeten, erregten bie
allgemeine ?lufmertfamleit. ®er SGBirt fagte i^m gerabeju, er
m&re Sutl^er, waS er mit einem @c^erje ^urücfwies. 9l\xi mit
SRül^e tonnte er fein ©el^eimniS magren. ®en ©tubenten trug
er auf, wenn fie nad^ SBittenberg tämen, Dr. ^ieron^muS ©d^urf
5U gtüfeen. ®ie fragten, mie fie i^n nennen follten. ©arauf
antwortete er: ^®agt il^m nic^t mel^r benn bieS: ber ba lommen
fod, läfet Suc^ grüfeen**. @S mar eine ©cene, bie fie nie oer=
gafeen. ®er eine öon i^nen, Äcfeler oon ©t. ©allen, l^at fie in
feiner S^ronit befc^rieben.
^m 5. SRdr$ mar er in S3orna, nid^t meit Don Seipjig. (Srft
oon l^ier aus, als bie ©ad^e nic^t mel^r ju finbern mar, beant^::
Sutl^er an ben tnrfüt|len. 47
»ortete er ^ie furfurftlic^en Tarnungen fo befiimmt unb juüerfid^t^
\x^, tok eS eben nur Sutl^er tonnte, flud^ menn eS neun Sage
eitel O^ä^g ©eorge regnete, fd^rieb er in feiner braftijd^en SBcife,
unb ein ieglid^er neunfa(j^ mütenber »äre benn biefer, »ollte er
fid^ nic^t abl^alten taffen, fogar menn e^ fein mu|te, mi) iÄp^x^
cinjureiten. „(&to. ßurf. ®naben wifjc, ic^ tomme gen Witten-
berg in gar biet einem l^ö^eren &i)\x% benn beS fturfürften. ^d^
l^ab'^ aud^ nid^t im @inn, oon (&. 9. %. ®. @d^u^ }u begel^ren.
^a id^ §alte, i^ moQte @. ft. g. ®. mel^r fc^fi^cn, benn fie mid^
fd^ugen fönnten. Saju, menn id^ muffte, baf( mic^ (S. &. %. ®.
tonnte unb moQte f^ü^en, fo moOte xi) nid^t fommen. S)iefe
Sachen foB, nod^ tann tein ©d^wert raten ober l^elfen ; (Sott muf^
l^ie adein fd^affen, o§ne aQe^ menfd^lic^e ®orgen unb 3^^^^^*
S)arum mer am meiften glaubt, ber mirb l^ier am meiften fc^ugen.
S)ien)eil id^ benn nun fpure, bafi @. S. %. ®. nod^ gar fdbmad^
ift an (Stauben, tann id^ fcinerleiwegc (g. ft. g. ®. für ben SRann
anfeilen, ber mid^ fd^ü^en ober retten tonnte.''
S)er fiurfürft §atte aud^ miffen moUen, mie er jtd^ nac^ Sutl^er^
SRat nunmehr oer^lten foüe. ©arauf antwortet er: „@. R. %. (S.
^at fd^on aQju biel getl^n unb foQt gamid^tS t§un. S)enn (Sott
roin unb tann nid^t leiben @. ft. %. (S. ober mein ©orgen unl^
treiben. 6r toiü'ö il^m gelaffen l^abcn — , ba mag fic^ g. <S.
na(^ rid^ten. — ©ieweil benn id^ nic^t »iO (S. 9. %. (S. folgen^
fo ift @. Ä. g. ®. für ®ott entfc^ulbiget, fo id^ gefangen ober
getöbtet »urbe, oor ben SKenfd^en fott (g. ». g. ®. aljo fi(^ galten:
ndmlic^ ber Obrigteit aU ein Sturfurft ge^orfam fein, unb fta^f.
SRajefldt laffen »alten in (5. ft. g. ®. ©tdbtcn unb ßdnbern, unb
Seib unb ®ut, mie fic^'d gebul^ret nad^ 9leid^^orbnung, unb ja
nic^t meieren unb miberfe^en ber ®e)oalt, fo fie mic^ fallen ober
tdbten mü. S)enn bie ®en)alt foQ niemanb bred^en noc^ toiber^
fielen, benn afleine ber, ber fie eingcfefet l^t, fonft ift'5 Smpörung
unb »iber ®ott. 3<^ l^offe aber, bafe fie »erben ber SBernunft
braud^en, bafi fie @. St. g. ®. ertennen merben, atö in einer
^öl^eren SBiegen geboren, benn bafe fie felbft f outen ©todfmcifter
über mir werben, ffienn @. ». g. ®. bie Sl^ore offen Ififet, unb-
baS freie furfurftl. ®eleit ^<, menn fie felbft tdmen, mid^ ju
48 Sieber in Wittenberg.
I^len, ober i§re (Befanbten: fo l^t (S. ft. %. ®. bem (Be§orfam
gnufl getl^n-''
£)a§ mar jetn 9lat an ben Stuifürften, bet und jugleid^ üon
neuem einen (Sinblid gem&l^tt in feine naiüe aSorfteOung t)on bem
ftaatdted^tlid^en SSerl^ltnid jwifd^en bem ftaifet unb bem fianbed^
fütflen.
Sei Shtrfurft mar bamit im aflgemeinen jufrieben, nur ȟnjc^te
er ein @d^teiben Don Sutl^er ju l^aben, meld^ed bie ®rünbe feinet
Wxdttfyc »ibet bcn lanbedl^enlid^en SBiQen bejeugte unb fo abge=
fajjt mfite, baf) ber fturffirft fic^ barauf berufen Wnnte. ßut^et
mar bereit baju, mu|te jebod^ einige SteQen audmerjen, wobei
^d i§m bef onberd unangenel^m toax , ooit bem Staifer atö feinem
aOergnfibigften ^errn reben ju foUen, ba bo(J^ ade 8BeU miffe,
toie feinbfeüg i^m ber Raifer fei. dx tröftete fid^ bamit, bafe bied
»ol^l fo Stil fei. Unb biefe§ ©d&reiben »urbe in ber Jl^t jur
<Sntlaftung be§ Shtrfüiften bem 9lei(]^dregiment mitgeteilt. —
lim 6. SRdrj mar er mieber in SSittenberg. Sie erften Sage
maren bem Sßetlel^r mit ben alten greunben gemibmet. ^m ^c^ufe
bed ig^ieron^mud Sd^urf trafen il^n jene Sd^meijer ®tubenten,
tok er fid^ oou ben t^reunben er^al^len lief(. äßad §atten fte il^m
nic^t alled mitjuteilenl (5r mochte ed bodb fd^Ummer ftnben, atö
er gebac^t §atte. ^^iijt^'* , fc^rieb er balb batauf an 9{i(olaud
^auSmann, „mad^t mir me^r ®orge atö unfer 93ol(, mt ed ol^ne
9iudf|id^t auf baS SBort ®otte9, ol^ne (Staube unb Siebe, fid^ baburd^
mit feinem (Sl^riftentum brüftet, ba|) eS oor ben @d^mac^en t^leifd^,
^et, VtUdi effe, beiberlei (Seftalt genie|en fann unb nic^t fafte
unb ntd^t bete.** Und) üon bem SSuten bet ^einbe in ber Uni-
gegenb, oon ^tx^o^ ®eorg unb ber Stimmung in 9lurnberg l^örte
^r §ier mel^r. Saju fam bie fingftlid^e ®orge bed ^o\t^, bie il^m
ju f (Raffen mad^te, nic^t um feinetmillen, fonbern um beS $}ol(e§
toiüzn, mcil er mit <Sid^erl^eit bei ber aQgemeinen Hufregung beS
Golfes, „bad offene 9uge l^abe unb nid^t mit ®emalt gebrängt
merben moUe noc^ fönne'', ein aQgemeineS Slutbab über ganj
Seutfddlanb, wie ed ftleanbet üotauSgefagt, ^cteinbted^en fal^, »enn
man fid^ einfallen liefee ju (Semaltmitteln ju gteifen. „^ene",
fc^teibt er an Sint, „trad^tcn banad^ ben Sut^er }u berberben, aber
(Srßed Slttftteten in SBittenberq. 41^
bct ßut^cr trad^tct banad^ fic ju tettcn." ®r »ar fid^ üoll unb
flanj bcwufet, »ic üiel je^t öon feinem änfttetcn abging, unb bafe
it augenblidlid^ inmitten ber tatlofen greunbe fo aQetn ftanb mie
niemals ^uDor.
8lm ©onntag giibocaoit, eS war ber 9. SRdrj, beftieg er jum
erftenmale mieber feine Ranjel in ber ^farrlirdf^e, um nad^ »ol^U
überlegtem $lane an 8 £agen l^intereinanber ju prebigen. 9l\^t
üU ftrafenber, sorniger Äid^t«^» fonbern »ie ein Uebenbcr Sßater,
boc^ auc^ im SSoQbemultfein feiner Autorität als Pfarrer, ber
nid^t ju fem gemefen, als bafe man il^n l^tte um feinen 8lat
fragen tonnen, »ollte er bie il^m anvertraute €)crbe auf ben redeten
SBBeg juriidtfül^ren.
SRit ben mid^tigften C^ciuptftudten beS d^riftlid&en (SlaubenS, bie
■er feiner (Semeinbe fo oft geprebigt, ber ffirfenntnis ber eigenen
©ünbl^aftigteit unb ber (Snabe ®otteS in Sl^rifto 3^fu beginnt er
unb fann nid^t uml^in, bie SBittenbcrger ju loben, ba| fie eS im
v^®lauben über alles Erwarten in furjer 3eit fo weit gebrad^t l^ätten.
Iber 5u jenen beiben ©tfidfen d^riftlid^er ©rlenntnis lommt als
bijS britte bie ßiebe unb bie (Sebulb, bie SRudffid^t nimmt auf bie
^mac^en unb „fid^ fc^idft nad^ bes 5Räd^ften 3lotburft". ®aran
feflt es* »ie an ber Drbnung, bie fid^ nid^t überfturjt unb nid^tS
t^t, ol^nt ben redeten SSeruf baju ju l^aben: ,,bie ©ad^e ift »ol^l
flut an i§r fclbft; aber baS ©len \\t ju fd^nelle. ®enn auf jener
©eite finb auc^ nod^ Srüber unb ©d^meftern, bie ju uns gel^ören;
bie muffen nod^ l^erjugebrad^t »erben. — ®er ®laube mufe allejeit
unbe»eglid^ in unfcren C^^tjen bleiben, unb mufe nid^t babon »eichen
nod^ manfen: bie ßiebe aber beweget unb lenlet fid^, nad& bem eS
unfer Släd^fter begreifen unb folgen mag. SS finb etlid^e, bie
Wnnen rennen, etlid^e »o^l laufen, etlid^e aber taum tried^en.
Darum muffen wir nic^t unfer SSermögen, fonbern unfereS SruberS
©d^wad^l^eit unb Unbodlommenl^eit bctrad^ten, auf ^a^ ber, ber
ba fd^wac^ im ®lauben ift, fo er bem ©tarten folgen wollte, nid^t
Dom leufel äerriffen werbe." Unb ®ott werbe ben jur 8led^en=
fd^ft jic^en, ber einen ©d^wad^en herleitete, etwas wiber fein
®ewiffen ju t^un, waS i^n bann in feiner lobesflunbe anfechten,
würbe.
«olbe,8tt%r. H. 4
60 2)te $rebigt n>tber bie ©dfttoSrmer.
aSon Mcfcn ®runbfaftcn au5 untcrfd^eibct et in »cifcr un^
Ttüd^tcrnct ©atlcgung jroifd^cn bcm, mag ber ®laube nottöcnbij
forbctt, tüoju aber bo^ bic Siebe ben (Sinjelnen nid^t smingt unb
bem tt)a§ frei ift, „ba§ man l^alten mag ober nid^t, o^ne ®efal^r
bc5 ®lauben§ unb bei ©eelen ©cligteit", unb fafet jeinc SRcinunj
bal^in jufammcn, bafe er fagt: „(Summa fummarum! prebigcn »itt
ic^'§, jagen mitl id^'§, fd^reiben »itl ic^'ö, aber jmingen, bringen
mit ber ®emalt will id^ nicmaub; benn ber ®(aube miüi willig,
ungenötigt angezogen metben."
^iernad^ beurteilt er ba§ Sl^un ber ©ittenberger unb befprid^t
bie äbfd^affung ber SSBintelmeffen, bie miber ®otteö SBiÜien feien,
unb bie Singe, bie ®ott frei gelaffen l^abe, mie bie (Sl^e ber ®eift-
lid^en, ba^ Älofterleben , bie grage üom gaften, \>o\x ber Seid^te
unb ben Silbern in ber Rirc^e, »obei er ba^ Ungered^tfertigte
ber Silberftiirmerei flar barlegt, übrigens feinerfeits auc^ feine
Abneigung gegen bie Silber um ber üielfad^ bamit getriebenen 8lb=
götterei mitlen nic^t üer^el^lt. Slber mu| man beS^alb, ober barf
man beSl^alb bie Silber herunterreißen unb üerbrennen? „©et
SBein unb bie Söeiber bringen mand^en in gammer unb C)crjeleib,
mad^en üiel ju Starren unb ma^nfinnigen Seuten; wollen mir
barum ben SBein megfd^ütten unb bie SBeiber umbringen?'' Sc=
beutfam ift babei bie Schärfe, mit ber er eine ba§ ?l6enbmal&l
betreffenbe grage bcl^anbelt. |)atten bie ^ajjiften auf bic Serül^=
rung beö gemeinten Srote§ unb SBeineS üonfeiten eines ßaien
fd^mere ©trafen gefegt, fo meinten bie SBittenberger il^re ^eil^eit
nic^t beffer bejeugen ju fönnen, als "t^a^ fie bie gorberung auf=
fteUten, jeber müfete Srot unb Jfeld^ anrül^ren. Safe man gerabe
in biefem ^unft einen 3^a^9 aufgerichtet, ber allentl^alben Srger=
nis erregen mufete, obwohl man ja au^ SJtad^t ^abc fo ju l^anbeln,
barin fab Sutl^er einen fd^weren greüel. „SBerbet il^r t)on biefem
©tiidC nid^t abftel^en, fo barf mid^ fein ^aifer no^ Sfönig, noc^
jonft jemanb bon Irinnen jagen; i^ miti »ol^l ungetrieben üon
cud^ felbs laufen. 3^^ i^^^f ^^¥ wnb frei fagen, bafe mir meinet
geinbe feiner, mie tt)o^l fie mir biel SöfeS faeibrad^t, fo üiel 8eibe§
getrau l^at als eben il^r, meine greunbe, mit biefem einigen ©tüdEe.
2^t l^abt mid^ l^ierinnc re4)t troffen. — SBolIt il^r bamit gute
S)ie Shil^c totrb toicbct l^ctgepellt. 51
Sl^riften fein unb cud^ barin rfil^mcn, bafe il^r ba§ ©alrament,
bcn Scib Sl^rifti mit ben ^änbcn angreift, fo mären bie S^ben,
C)erobe$ unb ^ilatu§, bie beften Sl&riften gemefen; id^ meine ja,
fie l^aben ben Seib Sl^rifti angetaftet. 9iein, lieben greunbe, nein!
aUo gel^t*^ nid^t an, baS Sleic^ (Sottet [teilet nid^t in äufeerlid^em
Singe, ba§ man greifen unb füllen !ann; fonbern im ®lauben
unb in ber ^aft." Unb niemanb l^at an fold^em Jl^un einen
SfJu^en, biele aber ©d^aben. SBa§ foüi'^ alfo? „®arumb mu|
man fid^ mol^l borfel^en, bafe man feilte 9?euigleit miber alte
löbliche (Semol^nl^eiten aufrid^te, e§ fei benn ba§ Sbangelium jutjor
burc^ unb burc^ mo^l geprebigt unb getrieben/ „Söenn man
ia^ SBort frei gelten Idfet unb binbet e§ an fein SBcrf, fo rül^rt
e§ l^eute ben, morgen einen anberen; faßt alfo in§ ^erj, unb
nimmt bie ^zxizn gefangen. Sll^bann gel^ets fort, ia% man^
aud^ nid^t gemal^r mirb, »ie e§ ift angefangen. — SBol^Ian, ®ott
»irb nod^ atle§ jum S3eften fd^idCen, »o il^r nur folgen wollt unb
bon biefem üRifebraud^ unb ©türmen abftel^en, mie id^ mid^ benn
ganjlid^ üerfel^e, bafe il^r e§ tl^un werbet."
Unb biefe C)offnung l^at il^n nid^t jufd^anben werben laffen.
©ein (Erfolg war ein jweifellofer. @^ mar nid^t bie l^inreifeenbe
(Semalt feiner Serebfamteit, — bcrgteid^t man biefe ^rebigten, bie
mir freiließ faum mortgetreu befi^en, mit anbern, fo fann man
fie nüd^tern finben — , e^ mar feine eigenartige ^erfönlid^teit, ba§
in fid^ fefte unb gemiffe SBefen, bie rul^ige Älar^eit unb bie Über=
jeugtl^eit feiner Slu^fül^rung gegenüber ben l^immelftürmerifd^en
SBerf^mommenl^eiten Sarlflabt§ unb ®enoffen, bie il^m ben ©ieg
errang, ©iejenigen, bie il^n bi^l^er nur au§ feinen ©d^riften tannten
unb il^n nun jum erftenmale fallen, bie neuen ©tubenten maren
erftaunt über bie milbe, jum ^cxitn fpred^enbe greunblic^feit be§
gemaltigen 9Ranne§. „SBer il^n einmal gel^ört l^at, ber müfete
ein ©tein fein, menn er i^n nid^t mieber unb immer mieber ju
l^ören münfd^te", fc^rieb ein ©c^meijer in feine C)ßintat. Site menn
e§ [\ä) Don felbft Derftänbe, untermarf fid6 bie erregte ©tabt bem
Sfanne, ber il^r ba§ Süangelium gebra(^t. ?lud^ nid^t einer miber=
fprac^. ®er SRat eierte il^n, fo gut er fonnte, fc^idtte il^m Jud^
5u einem neuen SRßnc^^gemanbe, berel^rte il^m ©ier unb SBein
4*
52 ^fßon Bdber (^cit M @altament9 )u nel^tnen 2c."
unb janbte einige 3^it barauf eine gleiche (Babe auc^ feinem SSatet
nad^ SKanSfelb. ©atlftabt moi)U im gel^eimen grollen — üo»
Anfang an l^ielt Sutl^er eine mitUid^e ®inned&uf(etung bei i§m für
fel^r unmal^rfd^einlid^, aber er fd^mieg ^unfid^ft. SBon dkibriel 3u>iQing
tonnte Sutl^er balb berichten, baf) er in fid^ gegangen unb ein
anberer SRenfd^ gemorben. SReland^tl^on badete nid^t mel^ baran,
SBittenberg ju berlaffen. ^^^^^nann l^atte bad ®eful^l unb fprad^
cS aus, baf( nun aQed lieber gut merben mäf(te. ®tabt unb Unis
üerfität l^atten il^en gul^rer »ieber gewonnen, unb alsbalb trat
Sutl^er mieber in feine getool^nte Xl^&tigfeit. Sßor ber ®emeinbe
))rebigte er ie^t mieber über bie je§n Gebote. S)ad alabemifd^e
ßel^ramt burfte er anfangs nur in befd^ränltem SKafee »ieber attf=
genommen l^aben, menigftenS ful^rte 9i{eland^t§on bie üon fiutl^er
bei beffen Fortgang übernommenen SSorlefungen meiter. S)ie erfte
3Sorlefung, oon ber mir nad^ feiner äifidfel^r fidlere SJunbe l^ben,
ift eine !(uSlegung beS S)euteronomium Dor ben noc^ oorl^nbenen
ftlofterbrfibern. (Sx begann fie am 23. ^^^tuar 1523. @ie erfd^ien
im "^a^xt 1525 im ®rud(.
@el^r balb nad^ feiner StucKel^r lieg er eine Schrift auSgel^en
unter bcm Jitel: „5}on beiber ®eftalt beS ©alramentd
ju nel^men unb anberer SReuerung. " Sie bel^anbeltc bie
im 2,itel bezeichneten ^agen unb maS bamit jufammenl^ing,
iPoUte aber aufeerbem aud^ bie (Srünbe öor aUer SBelt Ilor legen,
»arum er einftroeilen ju ber alten Drbnung jurudtgefel^rt fei,
n&mlid^ um bie ©d^mad^en ju fd^onen, unb niemanbeS (Semiffen,
ber nod^ nid^t feft geworben, ju befd^weren.
®o foQte benn einftmeilen aQeS beim ^Iten bleiben, ober t)ieU
mel^r man fül^rte, was überl^aftig abgefd^afft worben war, wicber
ein. SBieber fal^ man bie geweiften ®ewänber, l^ielt man bie
SReffe in lateinifc^er Sprache, nur würben bie (Seiftlid^en ange=
ttiefen, bie auf bas Opfer bejuglid^en SBorte wegjulaffen, xoa^ um
fo el^er, ol^ne Ärgernis ju enegen, gefc^e^en tonnte, als ber gemeine
äRann üon bem SBortlaute gar nid^ts oemal^m. S)ie ^auptfac^e
fei bod^, ba| bie JBorte bes @atramenteS fieifiig geprebigt würben
unb baburd^ bie ®ewiffen erflartten. ^©er gemeine SKann wirb
nid^t mit ber 2;i^at nod^ mit ber Drbnung, fonbern mit bem
Sieberl^etfieKung ber ür^Uci^n 3u|l&iibe. 58
(SDangcUo geleiert, bafe bcibc ®cftalt tcd^t fei." ©cSl^ölb mutbc
aud^ ba^ ^benbmal^l mie frül^et in eina (Seftalt angeboten, »er
es aba unter beiberlei (Seftalt em))fangen moQte, tonnte es au(^
fo l^aben, aber bann ju einer anberen 3^^*/ ^^«^^t ^i^ ©d^wad^en
nic^t ge&rgert mürben. 0ud^ bie t&glid^e SReffe l^ätte Sutl^er gern
abgetl^an unb nur eine »irflid^e Äbenbrnal^lSfeier, wenn ia^ S5eburf=
nis bafur üorl^nben, jebe SBod^e ober jeben SRonat eingerid^tet
gefeiten, aber „^^ ift ^u frul^e, fold^eS anjufal^cn'', eröfirte er in
jener ©dftrift. ©ie gemeil^te C^oftie blieb in ber SRonftranj —
für bie ftrantentommunion, bie 8utl^er übrigens bamals für un=
nötig erßfirte, inbem eS genug fei, bafe man gefunb baS ®atra=
ment nel^me ober eS nid^t berad^te im Sterben, ©ie SBinfelmeffen
blieben offijieU abgetl^an, bod^ »urbe ein ^ricfter, ber fie ©ewiffenS
l^alber l^alten ^u muffen glaubte, baran nic^t gel^inbert. Unb maS
Sutl^er immer mieber bamarf, mar jebe ?lrt bon S^Jangr ciud&
bann, menn man glaubte, fid^ aufs (Sbangelium berufen ju tonnen.
„Seber mag nad^ feinem (Semiffen jufel^en, mie er bem ©Dangelium
cntfprid^t, bis alle junel^mcn unb alle eöangclifd^ merben." 3«=
beffen mu| man bie, meldte baS (Sbangelium nod^ nic^t f äffen,
tragen. ®o l^offte er, bafe fic^ lebiglic^ auf ®runb ber eban=
gelifc^en ^rebigt aUcS Sufeere bon felbft ergeben merbe. Unb
gleiches SSerfal^ren riet er aud^ ben auSmfirtigen greunbcn. ®ic
©d^mierigteiten, bie ber ÄuSfül^rung feines frommen aber bo(^
rec^t naioen ®ebantenS entgegenftel^en mußten, finb il^m gar nid^t
5um S3emu|tfein getommen. Unb bie ®ad^e lieg fid^ ganj gut
an. ^reilic^, ganj bas alte ©eprfige befam ber ®otteSbienft nid^t
mel^r. SRand^eS, maS (Sarlftabt eingerichtet, lief( man befleißen.
®o blieb bie parrtird^e in ber Siegel gefd^loffen unb mürbe nur
5um ®otteSbienft geöffnet. (Sinige ®d^mierigfeit bereitete ber
inimifd^cn eingetretene SRangel an ®eiftlic^en unb an Sl^orffingem,
bie burd^ bie ^ufl^ebung ber ftnabenfd^ule in' Slbgang getommen
maren. ©ie beiben nod^ üorl^anbenen ©iatonen mußten mit
bem ftüfter neben bem öltar ftcl^enb bie 8tef})onforien fingen,
unb bis SBugenl^agen 1523 jum orbentlid^en ^Pfarrer berufen
»orben mar, laftete bie ^rebigtarbeit fo jiemlid^ allein auf ßutl^er.
%vix gemCl^nlid^ ))rebigte er am ®onntag jun&(|ft in feinem ftloßer,
54 £ut^er unb bU dioidauer ^to^^etea.
lieft fi(i^ hierauf mit ben übrigen Srül>ern bon bem ^xxox, ber
bie Hbenbmal^lSmorte je^t in üernel^mUci^er SBeife oorttug, baS
Slbcnbmal^l reichen unb begab fic^ bann in bie ^farrfiic^e, um
aud^ boxt ju prebigen. !Z)aju tarn mittag^ 12 U^t noc^ eine
jweite ^tebigt oot bei ©tabtgemcinbe.
%u(l^ bet (Sinfiuft ba Qwidavi^ ®(^m&rmet mar aldbalb
öorübcr. äU ßutljier oon ber SBartburg jurüdtfe^rte, waren i^rc
gü^rer in ber ©tabt nic^t anmefenb, unb erft einige Socken fpdter
l^atten S^lartuS ®tubner unb ein gewiffer SRartin (SeOariuS au$
®d)wabtn eine Unterrebung mit Sutl^er, ber ftd^ nur ungern mit
il^nen einliefe, ffiie früher bie SOiittcilungen ber greunbc über
il^re Offenbarungen, fo machte auc^ jc^t, wa^ jene äR&nner t>er=
fönlic^ Cutter oortrugen, leinen (ginbrucf auf i^n, ober beftdrtten
il^n Dielme^r nur in feiner Überjeugung, baß i^re ße^re wiber ba^
@üangelium fei unb auf einer Sanierung be^ ®atan«$ berul^e.
Über baS ©c^riftmort ^inauS moQte er oon Offenbarungen nichts
wiffen, eS fei benn, bafe fic i^re barüber ^inauSgel^enbe ßcl^re unb
i^r ^rop^etentum burc^ SBunber bejeugtcn. Sr würbe i^nen fc^on
nod§ glauben muffen unb würbe ßt\(i)cn genug je^en, erwiberten
jene burd^ öutl^ers 8lble^nung gercijt, aber biefer antwortete ooü
3uüerfi(^t: „SRein (Sott wirb'ö beinem ®ott wo^l oer bieten, bafe
bu fein ^ii(i)^n t^uft." 3ö^"^^ffiÜt oerlicfeen fie fogleic^ ©tabt
unb ßanb. Kuc^ JlitolauS ©tord^ wie fein nicbt unbebeutenbcr
änl^ängcr, ber 3urift Dr. ©erwarb SBcfterburg auö fföln, bie im
^erbft nad^ SBittenberg (amen, oerfu(^ten oergeblic^, Sut^er für
fic^ ju gewinnen. ®er aftere, ber wie ein ßanbötned^t auftrat,
mad^te auf ibn nur ben ©inbrudC eineä leichtfertigen Sienfc^en, ber
auf fein (Serebe felbft nic^t oiel gebe. ^®o jpielt ber Satan
mit bem äRenfc^en'', fd^rieb fiutl^er an ©palatin, unb oon i^ren
Anhängern war nid^t me^r bie Siebe. —
älber auc^ anberwärtS galt es, bie 9iu§e wieber l^eriufteOen
unb eine gewiffe (ird^lic^e Orbnung ein jurid^ten , benn an nic^t
wenigen Orten ^atte fic^ bie Steigung gejeigt, in ä^nlic^er Seife
wie in äßittenberg borjuge^en; befonberS war eS ber oft über=
l^aftete Austritt ber SKönc^e unb i^r nid^t feiten fieifd^lic^eS ^oc^en
auf i§re c^riftlid^e greil^eit, weld^eS bie @emüter berwinte. aSo
tt nur tonnte, fud^te Sut^et burd^ briefliche äRal^nungen unb
SBarnungen ju berul^igen, l^attc aber jel^r balb öerj^jred^en muffen,
iine 8lrt üon „SSifitation" oorjune^men. ®ie mar gewiffermafecn
ba^ (SegenftüdC ju ben äJifitationen , bie gerabe um bie 3cit üon
fiutl^er^ SliicKe^r auf jpeäieUe ^lufforberunfl bc^ SReic^Srcflimcntö
bie ©ifd^öfe üon SRerfeburg unb 3Reifeen in i^ren ©prengeln
öornal^men. JDer Untere, ber üon 8utl&cri5 altem (Segner, bem
Dr. Dd^fenfart^ oon Seipjig, begleitet mürbe, liefe fid^ babei fogar
i^erab, ju prebigcn.
Salb nad^ Dftern, grcitag ben 25. äpril, machte fic^ ßutl^er
<iuf bie äleife, um 33orna, Stltenburg, 3">i*öu unb ©ilenburg ju
befuc^en. ©ie mar nic^t ungefährlich, benn er mufete mieber
Sllbertinifd^eö (Sebiet berül^ren. Überallhin mar er bef^nberö ein=
gelaben. ^n Slltenburg ^anbelle eö fic^ mefentlid^ um bie @in=
feftung eine3 coangelifc^en '»^farrer^. ®ie ©tabt münfc^te einen
jolc^en, aber ber ^ropft unb baS (Sl^or^errenftift , bem baö 33e=
fe^ung^red^t juftanb, moUte i^n nic^t julaffen. Sut^er beft&rtte
bie 8lltenburger in i^rer SReinung, bafe e3 baö Sed^t ber ®e=
meinbe fei ober be§ 3lateö, itn man o§ne meitereö aU 3le|)räfen=
tauten ber ©emeinbe an bereu ©teile feftte, falfc^en ?ßrebigern ju
wehren unb fid^ eöangelifc^e ^^rebiger ju beftetlen. @r §atte il^nen
(Sabriel S^^iUittfl öorgefc^lagen. Aber tro% feiner Smpfe^lung
«rllärte fic^ ber Surfärft in Srinnerung an beffen Umtriebe mit
aSeftimmt^cit gegen i^n. Änftatt feiner mürbe Anfang 1523
SBBenjeölau^ ßint, ber fein Drbenöoitariat nieberlegte unb balb
barauf l^eiratete, ber erfte eoangelifc^e ^rebiger 8lltenbuxg§.
Unter ganj befonberem 3ulauf prebigte ßut^er oiermal in bem
nod^ immer aufgeregten 3ö>i*ttw- ®^ *>i^ Sirenen bie laufenbe,
bie oon allen ©eiten, um il^n ju l^ören, jufammenftrömten , nic^t
ju faffen oermod^ten, fprac^ er einmal oon einem genfter beS
Slatl^aufe^, ein anbere^ 3»al oom ©c^loffe au§. ^kx l^offte er
für ba^ (Soangelium ben beften gortgang. ©enn in S^^^^^
loirlte, mie bereite ermäl^nt, mit jmei anberen eoangelifc^ gefinnten
^rebigern fein greunb SRifolauö C^ciuSmann, ein ®eiftli(^er, ber
ob feinet fittlid^en Srnfteö, ber Sleinl^eit feines S^aratterS unb
feiner fonftigen 2ü(^tigteit Un beften SKännem ber Sleformation
96 ^iBoniinenfd^enUl^teptneibett.'' ^03ibet bnt folfd^ genannten gei|lt @tanb.'*
bcijujdl^cn ifl. ?luf bet Studtteife ptebigtc er wie bctcitt auf bcr
{)tnfal^tt nod^ jmeimal in Sotna, wo inbeffen bet 16ifd^of oijttiert
l^tte, ebenfo in (Silenburg, an weld^em Orte fid^ feit bem Vuf::
treten 3tt>ißiii9^ We Parteien befel^beten. ©er fturfurft follte, fo
fd^eb er bon l^ier and an @))alatin, aU Obrigfeit unb au^
(5l^flett})flid^t l&ier felbft eingreifen, ,,ben SBölfen meieren'*, un^
jum ereile feinet SBoIted ben 9lat )ur ^nfledung eines eüangelifd^en
$rebigerd beranlaffen.
SRel^rere ber auf ber Äeife gel^altenen ^rebigten finb uns er=
leiten. @ie geigen, wie er ed meinte, wenn er verlangte, baft
man bor aßen ©ingen bas (Sbangelium prebigen unb aßeS anbere
ftd^ entwideln lajfen foQe. Überaß bejweden fie bie innaUd^e
geftigung feiner 3u^örer in ber d^riftli^en (grtenntni« befonbcrS
au(^ l^infid^tlic^ beS aßgemetnen ^rieflertumS aßer (S^riften unb
ber barauS l^erborgel^enben 9ted^te unb ^flid^ten, aud^ bie ®tfir-
tung ber noc^ fd^wanfenben (Sewiffen, bie er über bie wal^ren unb
falfd^en S3ifc^Sfe unb beren unbered^ttgte ©a^ungen belel^rt. ©em-
felben Qmdt bientcn aud^ jwei Schriften, bie er im ©ommer
ausgeben lieg, eine tleinere: i,SBon Slenfc^enlel^re ju meiben''
unb eine gröfeere: „SBiber ben falfd^ genannten geiftli(^en
©tanb beS ^apfteS unb ber Sifc^öfe". Sefttere, wol^l
l^erüorgerufen burd^ bie mel^r als biSl^er l^erbortretenbe Slbfic^t ber
SSifd^öfe, bie eoangelifc^e ^rebigt ju üerfolgen, ift jugleid^ eine ber
fd^ärfften unb jornigften ©d^riften, bie ßutl^er je gef (^rieben l^t.
3}m SSoflgefu^le feines göttlid^en »erufeS, als „(ScclefiafteS Don
®otteS (Snaben*', bedfte er barin mit einer faft berle^enben Offenl^eit
baS Und^riftentum unb bie Safter beS ftleruS unb ber ftlofterleute
auf, um fie bamit ber aßgemeinen 93erac^tung preiSjugeben. ©ie
oft gel^örte Siebe, ^a% er burd^ fein ftrafenbeS SBort Aufruhr wibcr
bie geiftlic^e Obrigteit enegen tonnte, fi(|t il^n wenig an: ,,®oQ
barum (SotteS SBort nad^ bleiben unb aße SBelt Derberben? — (5S
wäre beffer, ia^ aße Sifd^öfe crmorbet, aße (Stifter unb ftlöfter
auSgewurjelt warben, benn ba| (Sine ®eele berberben foßt.**
„föenn ^e nid^t l^dren woßen Ü^otteS Sort, fonbern wüten unb
toben mit Sattnen, brennen, SRorben unb aßem Übel, waS be?
gegnet il^nen bißig, benn ein fiarter Sufrul^r, ber fie bon bet
2>te Biiß^nbe in (Srfurt 67
SBcIt ausrotte. '^ gteilid^, ,,(SottcS SBott mad^t nid^t auftul^t,
fonbcrn bcr öetftodttc Ungcl^otfam, Der fid^ bamiber aufkl^net*'.
(Sl^rifti SBort ftürmet mit nicmanb leibKd^; e5 öerfünbigt aber
letblid^eS ©türmen ben J^rannen unb löfet fänftlic^ bie ©eelen
von il^ren S3anben, ia% fte berad^tet »erben: meld^eS ift baS aQer»
befte ©türmen." Unb fo bie in il^rem ©ewiffen bebrfingten ftlailer
unb ftlofterleute bur(^ flare unb l^eQe ©c^riftworte aud benen il^nen
oft »iber SBiflen auferlegten ©anben ju löfen, ift ein ^aujjtjiocdt
feiner ©d^rift. Sabei bead^tet er aud^ bie mirtfd^aftlic^e ©eite
ber grage. ®r weife, bafe fel^r biele nur, um baS bäterlid^e @rb=
gut nid^t adjufel^r 5U jerfplittern, bem ftlofter übergeben würben.
^SBarum tl^ut man nid^t", fragt er ba, ^»ie im Solle 33rael
gef(^l^, ba nur immer einer ftSitig blieb, ©einen S3rübern gab
man etwas unb liefe fie ben anbern im 93olf gleid^ fein. 3Rüffen
aOe e^ürfien unb @ble bleiben, bie dürften unb (Sble geboren fmbi
8BaS fd^abet eS, ein gurft ne^me eine Bürgerin unb liefee il^m
genügen an eines jiemlid^en Bürgers ®ut? Sieberum eine eble
^agb n&l^me auc^ einen Bürger. (Ss wirb'S boc^ bie Sdnge nic^t
tragen eitel Slbel mit ^bel l^eiraten, ob wir üor ber 3Belt ungleich
finb, fo finb wir boc^ bor (Sott äße glei(^, ?lbamS ftinber, ®otteS
ftreatur unb je ein 3Renf(^ beS anbern wert.'' —
92od^ mel^r als in ben obengenannten Orten wunfd^te man
ßut^erS Änwefenl^it in (grfurt. ©ort war es, wie wir fc^on l^flrten,
ju Sut^erS grofeem ßeibwefen, bereits im ?lpril 1521 ju bem unfeligen
^faffenftürmen getommen. Jffienn auc^ bie aufeere Stulpe wieber
flergefteüt war, fo gdl^rte eS bod^ weiter. Unb was Sut^er aud^ bort
betlagen mufete, war ber SRangel an Sefonnen^eit, an äSßeisl^eit
unb (^riftlid^er Siebe, bie fic^ um ber ©d) wachen willen auc^ eine
©efd&ränfung ber c^riftlid^en grci^eit aufjulegen öermoc^te. ©(^on
im ©ejemba 1521 I^Srte man bon tumultuarifc^en Austritten ber
SRdnc^e. Als baS Auguftinertapitel bann allen bie ^eil^eit jurfidt
gegeben, unb aud^ Sang, ber $rior, fein OrbenSgewanb abgelegt
l^ttc, war fein C>cilten me^r. ßutl^er fc^rieb baruber an ßang:
m^^ fel^e, bafe unfere SRönc^e jum grofeen 2;eil auS teinem anbern
(Brunbe austreten, als aus welchem fie eingetreten finb, nfimlid^
bem ©aud^e unb menfd^Ud^er greil^eit ju fröl^nen." SBie urteilten
58 Unrul^en in Sifutt. ©enbfci^teibtn t>on bet $eitigent>eu]^rung.
bann crft bic ©cgncr! ®ic anbeten Drben folgten bem ©eifpiel
ber äuguftiner, unb Don biejen blieb nur ein einiiget, 8ut^3 alter
öel^ret Ufingen, bem Drben treu unb l^atte, als er mit Überjeugung
für bie alte ßel^re eintrat, Schimpf unb ©pott bon ben früheren
(Senoffen ju erfal^ren. SÄud^ ßutl^er liefe fid^ balb ju l^arten unb
ungered^ten Urteilen über i^n Einreißen, menigftenö in ©riefen.
®elang eS anä) ben frül^eren äRSnc^en, in ben meiften ^rc^en ber
®tabt baS Soangelium ju oertünbigen, fo gefd^a^ bieS tod) nic^t
o^ne ben ^eftigften SBiberfprud^. S3alb befdmpfte man fic^ auf
ben Äanjeln unb in grober litterarifd^er gelobe, S^ftanbe, welche
bie ^eblic^en oerfc^euc^ten unb bie Unioerfität aufd ernftlidjfte
fc^Sbigten. ^uc^ ^ier l^enfc^te unter ben @oangelif(6gefinnten, beren
c^riftlid^e @r(enntniS l^inter i^r«m polternben @ifer fel^r jurü(f=
ftanb, bie Sieigung, furjer ipanb in Sarlftabtfc^er ©eije ju refor=
mieren, ferner ein aus bafelben SBurjel entftammenber gejeftlid^cr
3ug, ber auc^ bie bürgerliche (SefcftespPege nac^ SRofeS SSorfc^riften
regeln ju muffen glaubte. Sut^er tonnte ni(^t genug baoor n)arnen,
fic^ 5u überftütjen, ,,bef (Reiben unb ru^ig ju leieren bei ben SJien=
fd^en, um befto tü^ner unb gefeftigter gegen ben Satan ju fein".
SBenn irgenbroo, fo lag in ©rfurt bie (Sefa^r cor, bafe gerabe bie
eoangelijc^en ^rebiger baS (goangelium in ©c^anbe unb SScrad^tung
biäd^ten. ®c^on am 29. SRai 1622 tünbigte er ein ©enbfd^reiben
an bie ®emeinbe an, tam aber erft am 10. S^^li baju, eS auS=
gelten ju laffen. @S war oon allgemeinem Sntereffe, ba eS neben
ber fpejieflen (Srma^nuug ju griebe unb ©ntrac^t, ber ernften
äBarnung oor gen^altfamer Steuerung unb @mp5rung eine ^age
bel^anbelte, bie nid^t nur ju Srfurt, fonbern aud^ anbermärtä ge=
rabe bamaU unter ben Soangelifc^gefinnten oielfac^ erörtert würbe,
bie grage nad^ SBefen unb SBert ber ^eiligenoere^rung. ®S tonnte
faft befremben, aber eS ift c^aralteriftifd^ für ßut^erS ®laubenS=
leben, mie fern i^m felbft um jene 3cit biefe grage lag. ®r tann
fid^ gar nid^t öorftellen, mie jemanb, ber fein |)eil allein auf ®ott
unb (5§riftuS grünbe, fic^ mit fo unnötigen ©ingen quälen fönne,
unb fo l^at bei i^m felbft, wie er fc^reibt, ber ^eiligentultuS roie
oon felbft aufgel^ört, obne bafe er einen S^itpwJ^tt bafür angeben
fönne. ®o muffe eS bei aUen fein, unb fo rät er benn ben
$rebigtcn in Erfurt unb SÖcimat. 59
^rfurtetn, fidg let)iglt(^ an baS ®emiffe ju galten, ben einigen
SRittIcr 3efum S^tiftum, übrigen^ bie ©d^wac^en ju fc^onen, bcnn
fagt er, „xok voo^l eS o^ne 3lot ift, bie C)eiligen ju üexel^ten, ad^tc
id) ioi), ben nic^t ju Dcrbammen, bet fie noc^ eieret, )o et nid^t
fein aSertrauen auf fie feftt*. 3Rit dl^nlit^et SBatnung bor t^ßric^tcn,
unnötigen fragen, bie ber ®atan nur jum ®(^aben beS @bangeUumS
l^crauffü^re, antwortete er, »ie in äSora^nung fünftigen Unl^eUä,
auc^ ben SBalbenfem, bie im Sommer 1522 jum erftenmal mit
il^m aSerbinbungen antnü))ften. äRitte Oftober lieg a fic^ bann
bod^ noc^ tro^ ber bro^enben (äefa^r beftimmen, felbft nac^ Srfurt
ju fommen, wo bie greunbe i§n freubig begrüßten, aber ber Slat
unb bie Unioerfitfit jeben offijieüen ©mpfang oermieben. 3Relanc^=
tl^on, 8lgricola unb ber frühere SÄuguftinerprior ^alob ^^Jrdpofitu^ be=
gleiteten i^n. SBaä er bort über bie Steuerung ber S)inge beiprad^,
miffen »ir nic^t. 5Rur feine ^rebigten finb unö erhalten. 3Rit ber
offenbaren W]xi)t, beru^igenb ju mirten, be^anbelte er bar in fein
f>aupttl&cma bon bem aSer^ältniö Don ©tauben unb guten Söerfen,
unb mie fc^on anbermärtö fteüt er im übrigen al^ mafegebenben
(Srunbfa^ auf: „®a§ Soangelium bebarf unjerer ^ilfe nic^t, e§ ift
für fic^ jelb^J genugiam, man fott e§ prebigen unb atteö anbere (Sott
überlaffen." ©ri^eblid^ polemifc^er gegen ben ^^Japft unb fein älegiment,
gegen bie ocrmeintlic^e SJerbienftlic^feit beä SRönd^tumS unb anbereS
mel^r, maren feine ^rebigten, fec^ö an ber Qafjil bie er auf ber |)in«»
unb Südfreife in ©egenmart beö ^^h^Sß Sol^ann unb feineä ®ol^ne§
in ©eimar ^ielt. 3m übrigen finb fie bemerfenefroert burc^ feine
©arlegungen über ba^ atigemeine ^rieftertum in feinem S3erl^ciltni5
jum ämt unb über bie Aufgaben ber rocltlid^en Dbrigteit, ©ebanten,
bie i§n bamalö oiel befc^äftigten unb balb in eigenen ©c^riften be=
l^anbelt werben foHten. 2)em ©palatin fc^einen über jene ^rebigten
unb bie 33orgänge auf ber Steife allerlei ©erüc^te ju Dl^ren gefommen
ju fein, ßuti^er unb 4Reland^t§on tonnten il^n beruhigen, ©er treue
greunb am |)ofe ^atte jeftt mieber einen fd^meren Staub. 8lÜent=
leiben fotlte er oermitteln, 1:>a l^emmenb, bort förbernb mirfen unb
Dor allen ©ingen tm ängftlic^en »urfüiften, bei bem Cutter balb
für bie{en, balb für jenen Sc^u^befol^lenen etwas ju bitten l^atte,
bei guter ßaune erl^lten. ©aS war jeftt fc^wieriger alö je.
60 streit mit ^inrtd^ VIII. bon ^glanb.
3u ßutl^etS alten (Scgnctn »at nod^ ein neuer getommen, fein
getingerex als bet ftönig ^einric^ VIII. t)on Snglanb. Obmcl^l
bieget autottatifc^e ^m\(iia fid^ barin gefiel, bet (Sonnet. bc5
(StaSmuS ju fein, unb ftd^ Don ben C>umaniften üetl^ettlic^en lief(,
toax er bo(^ nid^t minber ein aSere^rer beö Jl^oma« bon tlquine.
®emtg toar ed jum großen Steil ))erffinlt(|e (Siteltett unb ber
föunfc^, ben Sani beS $a))fted ju ernten, toenn er befd^log, gegen
Sutöer als ©(^riftftetlcr aufjutreten, aber fd^on frul^er l^atte et
groben feiner ?5erel^rung be« infallibeln ^apfttumS gegeben unb
Ȋl^renb beS SBormfer 8leic^StageS ben ftaifer jur SBernic^tung bes
SBittenberger fte^erS aufgeforbcrt. ©alb barauf fd^rieb er feine
„Segrunbung ber fieben ©atramente" gegen ßutl^er, bie nic^t fo
fel^r ben ßmedt ^tte, gütiger wirttid^ 5U miberlegen, als feine 9%ud^=
lofigfeit barjutl^un unb bie 9{otn)enbig{eit feiner SBerbrennung, bie
er mit offenen ©orten forberte, ju erweifen. Jroft ber für einen
ftönig immerl&in auffalleuben RenntniS ber ©c^olafHl mar eS ein
elenbes SKad^wert, baS in SSerbrel^ung beffen, »aS ßut^er gefagt,
©ro^eS leiftete unb in unflätigen @c^mäl^ungen ins SRa^lofe ging,
(grft fpät, im ©ommer 1522, betam ßut^er bie ©d^rift ju ®efi(^t.
3n wenigen lagen l^attc er eine ge^arnifc^tc beutfc^e unb eine
lateinifd^e Entgegnung gefd^rteben. Sie ©ad^e mad^te il^m teine
©d^mierigleiten, ju offen ^atte ^dmxii VIII. feinen ©(^riftbemei^
berfpottet unb alles unb jjebeS auf baS Stecht ber ftirc^e, fo ju
l^nbeln, wie fie getl^an, unb bie 8luSfpruc^e ber SSäter gegrünbet.
Jlaturlid^ mar nun auc^ ßutl&er nic^t fein. Unb wol^l niemals
»ar biSl^er ein ftönig in fo oerfid&tlic^er SBeifc bel^anbelt »orben,
als biejer ©c^olaftifer auf bem ÄönigStl^rone üon bem SBittenberger
äßönc^e, unb freiließ l^atte mo^l auc^ niemals bisl^er ein ftönig
untöniglid^er gefd^rieben als biefer. Unb »enn irgenb etmaS feinen
3orn nod^ exl^ö^en tonnte, fo mar eS ber Umftanb, bafe ßeo X.
bem ftSnige t)tn noc^ l^eute bon ben englifc^en ^errfc^ern geführten
litel eines SSerteibigerS beS ©laubenS beilegte unb öen ßefem
feines S3uc^eS einen ^e^nt&gigen 96laf( gemährte. 9BaS mar il^m
aud^ ber ftönig! SRertmurbig übrigens, mie Diel er bon i^m unb
feiner ?ßolitit mufete. (gs mar il&m nid^t unbetannt, mie bie luborS
burd^ SBlutbergiefeen auf ben l^ron gelangt. ®aran erinnert a
UrteUe bet gteunbe barüber. ^tbetüberfe^ung. 61
in ber populär gcl^altcncn beutfd^cn Sluögabc feines ©ud^cS, bie et
für nötig l^ielt, roeil ®eotg t)on @ad^fen eine beutfd^e Übetfe^ung
^ct fönifllid^en ©d^rift beranlafet ^atte: ^(Sr fütd^tet feine ^aut,
baS S31ut möd^te an il^m getod^en toerben. S)arum gebentt et ftd^
<in ben $apft ju l^dngen unb tl^m ju l^eud^eln, auf ba^ et feft
ftften möge. ®o l&ing et fic^ aud^ »eilanb an ben ßaifet, jeftt
<in ben Sönig bon gtantteid^, »ie benn pflegen bie t^tannif^en
unb böfen ©ewiffen ju tl^un. (Sie finb ted^t jufammen, ^apft
unb ^einj t)on (Sngellanb. ^enet l^at fein ^apfttum tooffl mit fo
gutem ®e»iffen, als biefet fein ftönigteic^ etetbet. ®atum judtet
einet ben anbetn, wie bie SRaulefel einanbet judten."
©eine fd^atfe ©ptad^e ettegte auc^ bei ben gteunben, bon
benen mol^l nut toenige (mie aud^ ]^eut}utage) bie ®4ltift beS SönigS
gelefen l^aben mod^ten, peinlid^eö Auffeilen. Slbet ßutl^et füllte fid^
in feinem Siechte. „3<^ §abe eö au§ »ol^lbebad^tem 3Rute getrau",
fd^tieb et, aU man il^m SBotfteUungen mad^te. Unb ,,n)et meine
Seilte mit ted^tem ^tq^tn auffafet, mitb fid| an meinem ©ekelten
ni^t ätgetn". ÜbtigenS l^ielt et fic^ mit bet löniglid^en Seifiung
nic^t lange auf, nut bie aHgemeinen ^rinjipien unb bie äuölaffung
übet ba§ ©aftament be5 JlltatS »ibetlegt et auSfu^tlid^, fonft
bettoeift et auf feine ftül^eten ©c^tiften. „(&^ liegt mit bie SSibel
}u Detbeutfd^en auf bem ^al^ neben anbeten, ia% x6) je^t nic^t
länget in ^einjenS ®tedt mälzten tann.'' ®o »at c^.
©ie aSetbeutfd^ung bet SSibel na^m jeftt feine meifte 3^it in
ättfptud^. Qtoax l^atte et, wie fc^on etjäl^lt, bie Übetfe^ung beS
3ieuen 2eftamentä nod^ auf bet SBattbutg beenbet. ?lbet im S3e=
mufetfein bet ©d^toietigfeit beS SBetteS »oUte et fie nid^t auSgel^n
laffen, o^ne bie gteunbe babei jutate ju jiel^en. SBäl^tenb bie
etften Sogen fic^ fd^on im ®tudC befanben, mutbe bie ganje Sltbeit
nod§ einmal mit SReland^tl^on butd^gcfptod^en, unb fein unb 3Relanc^=
tl^onS ©tiefmed^fel laffen etfennen, »ie et bis ins ©injelnfte nac^
©enauigteit fttebte unb fic^ leine 3Rfil^e betbtiefeen liefe, um ben
tid^tigen unb ben allen betftänblid^en ?luSbtudt ju finben. 8lb=
ftammung unb (gntmidfelung befähigten il^n baju in befonbetem
SRafee. SBon ^etfommcn ein SRittelbeutfd^et, beffen ©ptad^e auS
mand^etlei Utfad^en fid^ längft als bie ®emeinfptad^e auSjubilben
62 »tSetü6etfe^ung.
angefangen, l^atte et auf feinen Steifen mic butd^ ben SSetfel^r mit
ßeuten au§ allen ©egenben, bie anbeten SKunbatten jut ®enüge
fennen geletnt, um il^te (Sigenatt mctten ju fönnen. @t l^at f|)ätcr
in feinem „ ©tiefe üom ©oUmetfc^en'' e§ als eine Hauptaufgabe
beö Übetfe%et§ bejeidinet, bafe et ben ßeuten aufö SKaul fd^auc.
®a§ l^at et fc^on bamals getl^an. SJiit feinem butd^ jal^ttei(^c
Seifpielc ju belegenbem feinen SSetftänbniö füt bie Slebeipeife bc^
8Solfev, il^te fttaft mieil^te ©d^önl^eit, unb bet gteube am ®ptid^=
»Ott, l^at et manchen bräftigen obet finnigen SSolteauöbtucf in
feine mittelbeutfdöe ©ptad^e mit aufgenommen, üetmod&te et e§,
mie laum ein anbetet untet feinen ßcitgenoffen, ju beutteilen, mic
weit eine SBSenbung obet ©a^fleflung aüen üetftänblid^ , beutfd^
obet „unbcutfci^" mäte obet nid^t. 3öie laum ein anbetet lebte
et abet auc^ in bet ©d^tift, roat fie il^m ju eigen gewotben — fie
unb fie allein ju oettünben wat ja feit g^l^ten fein Seftteben
gemefen. ®aS mat eS, toaS il^n befähigte, bie ©ibcl nid^t nur
5U übetfe^en, fonbetn, fo batf man mol^l fagen, fie ins ©eutfd^e
umjugiefecn, eine beutjdöe SBibel ju fd^affen.
®et S)rudf wutbe möglid^ft beschleunigt. ®tei ^^Jteffen atbeiteten
batan. Jioc^ Ȋl^tenb beSfelben mutben bie einzelnen leile an
©palatin unb C^^ä^g 3ol^ann üetfanbt. ^m übtigen l^ielt man
bie @ad)e, mol^l um Jiad^btudt ju üetl^fiten, möglid^ft gel^eim.
©leid^tDO^l l^atte fid^ bie Sunbe baoon fc^netl bctbteitet. SJiit
Spannung mattete man übetall, »o bie eoangelifd^e ßel^te (Singang
gefunben, auf baS ©tfd^einen beS SBetteS. Am 21. ©eptembet
mat bet ®tudf öollenbet, unb fiutl^et tonnte ooll ®antbatfeit
eines bet etften S):cmplatc an feinen ^Jfieget auf bet SBattbutg,
C)ettn bon Sctlepfc^, Jenben. ®ie Übetfe^ung etfc^icn in golio unb
ttug ben Jitel: „®aS 9teue Jeftament, ©eutfd^. SBitten.-
betg." C>an^ Sufft in SBBittenbetg l^atte fie gebtudCt. Sutl^etS
5Rame »at webet auf bem Jitel nod^ fonft itgenbmo genannt,
tlbet feine ©igenatt, mie fte fid^ lunbtl^at in ben Itäftigen anti=
tömifd^en Sftanbbemetfungen unb ben SSotteben, bie et ju einzelnen
Jeilen gefd^ticben, roat nid^t ju üettennen. Obenan ftel^t ba
feine 3Sottebe jum Stömetbtiefe. 3^ il^t entwicfelt et in gtofeen
3ügcn l>a^ ©anje feines ^eilSberftfinbuiffeS unb giebt jugleic^ eine
Urteite ü6er ben Sert ber etn^etnen Bibtifd^en ©d^riften. 63
Übctfid^t über ^en 3*^l^alt bicfcr (Spiftel, bie il^m felbft erft ben
maleren ©inblidf in ben ®nabenmiüen ®otteö gemdl^tt l^atte, unb
beten f)am)t9ebanfen fid^ einjuprdgen, er barum ganj befonbcr^ ben
©Ifiubigen empfal^l. ®ie Sleil^enfolge, bie er ben einzelnen SBüd^ern
gab, — e§ ift biefelbe, bie wir nod^ l^eutigen Sageö in unferen
SBibeln Rnben, mar nic^t bie gen)öl^nli(6e, aber fie war feine tt)iü=
furüc^e. SBie fc^on frul^er ermäl^nt, lenlte Sutl^er in ber ©e=
trac^tung^mcifc ber einjelnen Schriften ju bev Überlieferung ber
alten Äird^e jurücf unb machte mie biefe SBertunterjc^iebe. 8ltler=
bingä »aren bie il^n leitenben ©efid^töpunfte ganj anbere, taum
allgemeingültige, üielfad^ fogar rec^t fubjettiüe. 35Sa5 Sl^riftum
prebigt, ift il^m in erfter fiinie 'ba^ Äanonijdje. S)arum giebt er
bem mel^r reficftierenben 3öi&cinni§cüangelium ben SBorjug oor ben
übrigen, beren angeblid^e C)erüorl^ebung ber SBunbertl^aten ^z\}x
il^m minber mertüoU ift. ®en SBrief an bie Hebräer, ben er ent=
gegen ber bamalö l^errfd^enben SReinung nic^t bem Jlpoftel ^auluö,
fonbern einem Slpoftclfd^üler sufd^reibt, bie Spiftel beö ^^tobuö,
bie beS 3wba§, in ber er nur einen 8lu§jug auö bem ^meiten
^etruSbriefe fie^t, unb bie Offenbarung be§ gö^^anneö ftel^en il^m
Ipinter ben fonftigen ©d^riften beö 9^euen ieftament^, ,,bie bir
©l^riftum geigen unD afle§ leieren, bafe bir ju miffcn not unb feiig
ift", weit jurüdt. ®ie Spiftel 3atübi, für beren 2iefe er nie
ein 33erftänbni§ gel^abt Bat, wenn er fie auc^ fpäter weniger ab=
fd&ä^ig beurteilt, nennt er, ^weil fie gar feine eoangelifc^e 8lrt an
fid^ l^abe", im SSergleic^ ju ben anberen, „eine rechte ftrol^erne
Spiftel". 33ead^ten§wert ift aud^ feine Beurteilung ber Dffen=
barung 3*>^ötini§, beren 3nl^alt eine änjal^l freilid^ jiemtid^ rober
unb gefd^madflofer ^oljfd^nitte üeranfd^aulid^en foUten. ®a finbet
er, „bafe weber S^riftuä nod^ bie Jlpoftel, noij bie altteftamentlid&en
^rop^eten, fo burc^ unb burd^ mit ®efid^ten unb SBilbern ^anbeln",
fonbern „mit flaren unb bürren SBorten weiöfagen, wie eö auc^
Dem apoftolif(^em <lmt gebül^rt*. 9Kan lefe barin, bafe feiig fein
foüen, bie t)a galten, wa5 brinnen fte^t, „fo bod^ niemanb weife,
toa^ e§ ift". Sr will Reinen an fein Urteil binben, aber er mufe
befennen, bafe er fid^ in \)a^ S3uc^, ,M^ fcfeon üiele üon ben
Sßätem öorjeiten oerworfen", nid^t f (Riefen fann, „unb ift mir bie
64 iBebetttung bet ÜSetfe^ttng itttb i^re Xttfnal^tnt
Urfad^ genug, bad i<i^ fein nid^t l^od^ad^te, ba^ Sl^riftud btinnen
mebet getel^ret noc^ erfannt tottb, »eld^eS bod^ }u tl^un bor aQen
©ingcn ein ?l))ofteI fc^ulbig ift, »ie er fagt «ct. i: 3^r foUt
meine Stn^tn fein. ®arum bleibe td^ bei ben Suchern, bic mir
S^riftum l^cU unb rein bargeben/ ®ad waren Äußerungen frei=
mutiger Dffenl^eit, bie Sutl^er ol^ne S3ebenten in bie ®emeinbe
l^ineinmarf. SRoc^ten fie aud^ l^in unb »ieber befrembenb »irfcn,
fo l^aben fie bod^ ber äufnal^me fcina Arbeit nid)t gef(^abct.
91^ wenn e$ bisl^er noc^ (eine Überfe^ungen gegeben ptte, unb
bie äRel^rjal^l l^atte ja freiließ nie eine ju ®efi(^t be{ommen, er^^
griff man biefc neue, unb troft bes üer^ältniämäfeig l^o§en ^rcifc^
öon li ®ulben war bic ganje aufläge in fürjefter Seit »ergriffen,
©d^on im S)ejember tonnte eine neue ausgegeben »erben, bic
bereits einige ^erbefferungen aufmieS.
Snbeffen galt bie Segeiftcrung unb bie greube, mit ber man
baS S3ud& aufnal^m, nic^t fo fe§r, wie man oielfac^ annimmt,
ber SReifterfd)aft in ber Überfeftung, als bem SBorte ®otte5.
SBaS ßutl^cr nad& l^eutigcm Urteil jum anertannten SReifter bib=
lifd^er Überfe^ung gemad^t l^at, baS berftänbnisinnige SBerfenten in
ben Urtext, bie gemaltige ^aft feiner tluSbrudtSmeifc, bie Dolte=
tümlic^e aflgemeinberftfinblid^c ©jjrac^e, bie rounberbare ©el^err=
fc^ung bcs SBortfc^afteS, bie faum bon irgenbeinem je »ieber in
biefem SRafee eneic^te ®abe, im ed^teften Deutfc^ bod^ bie gärbung
beS biblifc^en Originals mieberjugeben, bicS alles unb anbereS
mel^r, woburd^ bie ßutl^erbibel eines ber l^errlid^ften ©prac^benfmale
unfereS SolIeS unb bie ßel^rmeifterin oon S^l^rl^unberten geworben,
l^at bod^ erft eine fpätere Qät erfannt, bie ju SSergleic^en 8lnlafi
unb ®elegenl^eit l^atte. S)ie ßeitgenoffen , fotoeit fie auf 8ut§erS
Seite ftanben, fallen in il^r lebiglidf) baS SBort ®otteS, beffen
unenblid^en Söcrt man in ben legten ^aX^xcn burc^ beSfelben
SRanneS SRunb erfahren, beffen treue Arbeit je^t bic SSibel »ie
bon neuem ju f dienten fd^ien. ®afe ßut^er, an beffen SBort
man l^ing, biefe Überfeftung geliefert, mar bon eben fold^er )8c=
beutung für i^re SSerbreitung, wie burc^ biefe ber ®ang ber
cbangelifd^en S3e»egüng unb bie gefamte fid^ baran anfd^licfeenbe
®eifteSenttt)idtelung einen neuen Jluffc^mung nal^m. ßutl^erS
äßunfd^, baS äßort (Sottet in aUec C^ättbe ju miffen, festen fid^
in Salbe erffiUen ju moUen. @ein (Segner @od^leu# mu^ e^
mit Unmillen rul^men, „ia^ aud^ ©c^ufter, ©eiber unb überl^am)j
jebioebc Saien, »eld^e cinigermafeen beutfc^ lefen gelernt ^aben,
ba§ !Keue Jeftament, al3 ob e3 bie CtucDe aller SBeiel&eit mfire,
<iuf§ begierigfte Icfen. ®ie trugen baS S3ud^ in ber 2af4e mit
fic^ nnb prägten feinen 3nl^alt burc^ l^äufigeö Öefen bem ®ebä(i^t=
niffe ein, anf biefe Seife erlangten fie in ©cnig 3)ionaten fo öiele
ÄenntniS, bafe fie fid^ Herausnahmen, nid^t nur mit ßaien oon
ber fatJ^olifc^en Partei, fonbern aud§ mit ^rieftern unb Siönc^en
unb fogar mit SRagiftern unb ©oftoren ber Jl^eologie über ben
Glauben unb \ia^ (goangelium ju bi§})utieren.'' ©ine glugfc^rift
amal^nte bic Saien, fid^ eine ©ibel ju laufen, mcnn fie etmaS
®elb übrig l^ätten, l^ätten fie feinet, fo fotlten fie fid^'S erbetteln,
unb tonnten fie nid^t lefen, fo foUten fie'5 lernen. Unb biefc
<grmal^nungen maren nid^t üergeblid^. @§ gab roirllic^ Seute, bie,
um fid^ in ba§ (Sc^riftmort vertiefen ju tonnen, no(H fpät bie
Äunft beS 8efen§ lernten, unb noc^ gegen @nbe beS Sa^rjel^ntS
begrfinbeten beutfc^e ®rammatifer mit ber ßuft am ßefcn ber
33ibel il^r Unterfangen, 5ur (Erlernung ber ßefetunft bienlic^e
SSud^er l&crau§jugeben.
Unter biefen Umftänben mar e§ nid^t ju üermunbern, menn
bie ®egner alle SRittel in 8emegung festen, bic 95erbreitung
bcS beutfc^en 3ieuen leftamentS ju üerl^inbern. ^n ©ac^fen,
in ber SRarf, in Bauern crfd^ienen aläbalb Slanbate, bie
feinen SSetlauf mie feinen S3efi^ unterfagten. @eorg üon
©ac^fen liefe bie S^emplarc auffud^en, gab übrigen^ Srfaft bafftr.
<Sbenfo 3öttd)i^^ ^^^ SBranbenburg. ®er ©reöbener f)oftl^eologc
@mfer griff bon neuem jur geber. @r fd^rieb änmerfungen ju
Sutl^erö Übcrfeftung, eine grofee Arbeit, in ber er i^m ni^t
weniger al^ „bierjel^nl^unbert feierlicher S^rtumer unb ßügen"
nat^juroeifen unb bamit ba§ SSibeloerbot beö ^erjogö ^u red^t=;;
fertigen fud^t. ^Ibgefe^en oon Öutl^erS SSorrcben unD 8lanb=?
bcmerfungen fül^rt er babei mefentlic^ feine Äbmeid^ungen oon beit
gebrdud^lid^en lateinif(^en Überfe^ungen in^ gelb. Safe biefelben
faft immer barauf berul^ten, bafe ßut^er auf ben gried^ifc^en Ur^
«olbe, «Mt<>et. II. 5
iift jutudgriff, loar (Smfer natürlich »i^t unbefannt, abn ber
Menflt)e{jii[fene SKann )og ed Doc, Sut^et ^ einen t)Uatbif(^en, l^uf^
filmen %q:t' unter^ufd^ieben, and bem et fein {e^etifd^ed ®ift ge^^
fogen. S)iefed ^exfa^ten, ben Gegner ald Kpofiel bed Detbajtten
bd^ifd^n fte^erd l^injufteQen, l^atte et f(^on ftu^et eingefc^lagen.
(Sd machte feinen (Sinbtutf me^. SSä^tenb fiutl^td Übetfe^ung, für
bie et, mie ubetl^upt immet, fein Sd^tiftfteQetl^onotat annal^m,
teij^nben tlbfa| fanb, unb btefe fteubige Suftimmung feinen Slfer
etl^l^te, mit ber fd^mietigen Übetfejjung beS Xlten Xeftamentö, bie
et unüetroeilt in bie fyxnt genommen, mutig fortjufiil^rcn, — bc=
teitS im Januar 1523 gebadete et, bie Übetfefeung bet fünf ©uc^
SRofid in bie ^rudCerei ju fd^idten, beilegte fi(^ bet SBetleget (Smfer^
bittet batfibet, ba^ niemanb nad^ beffen (Schriften verlange.
®leid^mol^l ful^lten fic^ bo<4 Diele burcb jene 93ibeloetbote bet
weltlid^en Dbtigkit in il^tem ©emiffen bebtfingt. 3^ ^^^ ^=
lel^tung unb .^u einem S^wß^i^ tt)ibet bie ungetec^te J^tannei ber
meltlic^en ^enf(iet fc^tieb ßutl^et bedl^alb eine eigene ©c^tift, bie
et bem ^^x^o^ "^o^mn uon ©oc^fcn ju Sfieujal^t 1523 mibmetc.
Sie ttägt ben iitel: rrSSon weltlid^ct Obtigfeit, mie mcit
man il^t ®e§otfam fd^ulbig fei". SBäl^rcnb bet ctfte leil
gemiffetmafeen cinlcitcnb bie ©elbftänbigfeit unb göttliche Dtbnunj
bet weltlichen Dbtigfeit, wie auc^ bie SRotwenbigleit beS ©c^mette^
gegenübet fc^toärmctifc^en ®ebanfen, wie fie fpätet üon ben läufem
in Umlauf gefegt »utben, eröttctt, bel^anbclt Sut^ct im jweiten
bie ®tenjen ber meltUd^en ®cmalt, wie bed weltlichen 9tegiment^
(Scfcft fid^ nic^t weitet ctfttedfe, „benn übet Seib unb ®ut unb
was äu|etlid^ ift auf Stben. S)enn übet bie ©eele tann unb
wiü ®ott niemanb laffen tegicten, benn fic^ felbö aüeine, batumb
wo weltlich ®ewalt fidf) bctmiffet, ben Seelen ®efe^ ju geben,
ba gtetft fie ®ott in fein Regiment unb oetfü^tet unb öcrberbet
nur bie Seelen." Db |emanb glaube ober nidbt glaube, fei ®es
wiffenSfacbe, woburc^ ber weltlichen ®ewalt fein Slbbiud^ gefc^el^e^
barum „foll fie auc^ jufrieben fein unb il^reS ®ing« warten, unb
laffen glauben fonft ober fo, wie man fann unb will unb niemanb
mit ®ewalt brängen". Sion biefem ©tanbpunfte aus ertlärt et
fi^ wie fc^on ftü^et nid^t nut gegen jebe SSefttafung bet fte|et
tottfeiten beiS weltlichen ttrmeiS, bie nur mit bem IBotte Sotten
bejtoungen metben tonnen, fonbem übtt^vipt gegen jjebe Sin;:
mtfd^ung bet Dbngtdt in Slanbendfad^en unb t&t mit <intfd^ieben=
l^it, bem t^tanntfd^en Gebote, bie 9{euen Xeftamente auSjuliefem,
nus^t }u gel^oTd^en. Stimmt man baS ^ab unb <Knt mit (Sematt,
fo foU man ft(^ jelig pteifen, um be§ Glaubend »illen }u bulben,
aber „nid^t ein 16(ättlein, nid^t einen SSud^ftaben foOen fie über»
antworten, bei 93etluft i^tet Seligteit'. Samit oetbinbet ev emfie
ffiomungen bon bem „^bhd unb bem gemeinen SRann, bet je^t
k)etft&nbig werbe unb biel Don ber $lage ber dürften rebe'', unb
f))ri(^t bie SeforgniS aud, baf( i^m ni^t ju meieren fein würbe,
wenn bie durften nid^t wieber anfingen, „f&uberlic^ unb mit SSer»
nunft iu regieren. SRan wirb nid^t, man tann nid^t, man wiS
ni^t euer Si^rannei unb äRutwiUen bie Sdnge leiben. Sieben
^rften unb £)enen, ba wiffet eud^ nad^ ju rid^ten, (9ott wiQ'«
nic^t länger §aben. ^ ift ]e|it nid^t mel^r eine IBelt wie oor
Seiten, ba il^r bie fieute wie ia^ Sßilb jagtet.'' Unb im britten
Xeile, ber bem 3lai)rod^ bienen foQ, ba^ auc^ dn gfirft ein
Sl^ft fein fönne, wenn e$ au(^ feiten Dorfomme, benn ein S^rift
fei ein SKilbbret im £)immel, giebt er eine fht gurftenfpiegel,
reic^ an weifen Seigren aber auc^ Doli fic^tlid^er Abneigung gegen
bod Seben unb abreiben an ben C^dfen, weld^ei^ er fein ganjeS
Seben lang mit großem SRiStrauen beobat^tet. Übrigen^ war eiS
gewife nic^t nur ber ©rtrag l)erfönlid^er Sebenöerfal^rung, fonbem
me§r ein 92ac^{lang auguftinifd^ » mittelalterlid^er Stuffaffung, bie
in ben weltlid^en SRad^t^abern bie 92imrobdfS^ne fal^, wenn er
in biefer ©d^rift entgegen fonftigen ^ui^laffungen l^ö(^ft abfd^&^g
aber bie prften urteilt. (Selegentlid^ ge^t er fo weit, i^re geift«
lic^ J^rannei baoon abjuleiten, bafe fte eben „wcltlid^e'' gürften
feien: „®ie muffen il^rem 2:itel unb 9!amen genug tl^un. Unb foQt
»iffen, ba| oon 8lnbeginn ber Sßelt gar ein feltfam Sßogel ift um
dnen fingen gürftcn, nod^ ein fdtfamer um einen frommen gutften.
®ie finb gemeiniglich bie gröfeten 3iarren oba bie firgften »üben
auf (Srben: barum man fid^ allejdt bd i^nen bed ^rgften Der«
feigen unb wenig iSutd Don il^nen gewarten mu|, fonberlid^ in
gtttltd^en Sachen, bie ber @eden ^eil belangen. S)enn ^ ftnb
5*
68 Srieftoeil^fel ndt ^)0g i^org.
®otted @to(fmeifter unb ^en{et unb fein gflttlic^et 3otn gebraucht
fic, ju ftrafen unb fiufierUc^ctt gtieben ju l^alten.''
®ad maten £u|erungen, bie iii(^t nur l^cute fonbetn no(^ me§r
bamald, ju einet ^At, mo bie mittelaltetli(^e ^uffaffung oon bct
$fli(^t unb bem Siedete ber dürften, aud^ in teligiöfe Singe
einjugteifen, natürlich no(^ in »eiten ©d^id^ten ber SeDdUerung
murjelte, bequem atö aufrul^retifc^ gebeutet merben tonnten.
®ie maren ol^ne ßn^eifel l^uptffiii^lic^ gegen ®eorg oon @ad^fen
gerichtet, ben Sutl^er atö ben größten ®egner beS (SüangeliumS
anfal^, unb eben al^ er jene @(i^rift fd^rieb, mar er in eine neue
perfönlic^e gelobe mit bem ©erjog geraten, ©er lefttere l^ttc
atten ®runb, fid& öon Sutl^er beleibigt ju füllen. 3^ einem
©enbfd^reiben, »eld^$ er balb na^ feiner Siueffe^r üon ber SBart=
bürg an ^artmut D. Stronberg, einen 93ermanbten ©idingen^, bet
ffir bie ®ad^e Sut^er^ in mehreren ©(l^riften aufgetreten mar,
gerid^tet, l^atte er l^arte SBorte gegen bie ^o^erne unb papieme
2t)rannet gebrandet, üon ber man fid^ nic^t feige machen laffen
foQe, yber eine ift fümemlid^ bie SSSafferblafe N, tro^t bem ^immel
mit i^rem ^ol^en Saud^ unb l^t bem (Soangetio entfagt, §at'$
aud^ im Sinn, er möfle S^riftum freffen, wie ber SJolf bie
IRucfen k." ©id^er mar C^^tjog ®corg bamit gemeint, unb ein
©rudt nannte aud^ auSbrücflid^ feinen 92amen. ig)ieruber fef^te
C)er50g ®eorg (&r(t)c ©ejembcr 1522 ben SSriefftefler ju Äebe,
ßut^er antmortete fo grob alö möglid^. SBd^rcnb er fonft ^iSotteö
(Snab unb grieb" unb feine „untertl^änigen ©ienfte" ober fein
„arme§ ©ebet" im Singang ju entbieten ppegte, begann er bie«=
mal: „Äufl^örcn ju toben unb ju muten miber ®ott unb feinen
Sl^rip anftatt meinet ©ienft'^ juüor. Ungnabigcr giirft unb ^en:."
®er*gurft ^atte miffen moDen, meffen er „gcftänbig'' fein moße.
©arauf ermibcrt er: ^3ft ^i^t gleid^ meine Äntmort, bafe mir'5
gleid^ gilt üor ®. g. ®., c^ mcrbe für geftanben, gelegen, gefeffen
ober gelaufen genommen." (gr marf il^m bor, e^ fei nid^t ba5
erfte SRal, bafe er oon i^m belogen fei unb meiter unten: „a!^
merbe mi(§ brum öor leiner äöafferblafcn jutob furchten". ©a=
mit l^atte er ben tlu^bruef anerfannt. ©er gurft, ber in feinem
Iatl^olifd§ = (trd^lid^en (Sifer ftc^ befonber^ aud^ burd^ ben ^ormurf,
bie d^TiftIt(|e SBal^tl^eit ju fd^&nben unb ju oetififtem, in feinet
(g§re fd^mer berieft ffil^lte, bat barauf in einem btingenben ©riefe
an feinen SSetter ben Rutfurpcn um Sbl^ilfe unD wie^ babei auf
bie bem ganzen ^aufe angetl^ane &(l^mai) ^in. 2)amit l^atte e$
gute SBege. ©et Rutfutft, bet feinet SJettetS ©eftnnung gegen
fi(^ lannte, braud^te in biefem fc^mietigen f>anbel fel^t biel ^txt
jur ©etatung. SRan f(^tieb l^in unb §et, ol^ne bod^ ju einem
Siele 5u lommen. Sutl^et, auf ben aud^ bet ®taf *llbted)t Don
SRan^felb betgeblic^ einjumirlen fuc^te, etllfitte jwar, bafe et bem
C)etjog nid^t l^abe an bie (Sl^te gteifen »oBen, blieb abet babei
befielen, gute ®tunbe ju feinem @d^teiben gelabt ju l^aben. ^tö
feine ©c^tift „SSon bet »eltlid^en Dbrigleit" ctfd^ienen »at, fotbettc
bet ^txr^oi btingenbet Sutl^t^ ©eftrafung, »otauf ber Rutfutft
etn)ibette, bei feinet ®emol^nl^eit, fic^ in Sutl^tS Sngelegenl^eiten
nid^t 5u mengen, bevl^atten ju mo0en. äRel^t bemfil^ten fid^ um
einen ftiebtid^en Jlu^gleii^ O^^tjog go^ann unb fein ©(^waget, bet
^urft Sßolfgang t^on Slnl^alt, obmol^l bet ftutfurft ben erfteten
baüor »atnte, fid^ bo<^ nic^t jum „©rie^w&ttet" obet Rampf=
tid^ter l^ctjugeben. ©ic Untetl^anblungen bauetten bi§ in ben
^onat S^li. ©d^Iie^lid^ foUte eine munbU(|e SSetl^nblung ftatt-
finbcn, JU bet jebe ^attei btei Äfite ju fc^idfen l^tte. 3tti>€ff^*i
fc^eint e$ nid^t baju getommen ju fein, ©er C)erjog gab eS U)o§t
auf, bie ®a(|e meitet 5U betfolgen, unb anbete ©inge, bie ftd^
im Sieid^e abspielten, ttaten in ben Sotbetgtunb.
3. XapM
fttHer «nl Ite üfftMüätm •nmiltnt.
SRit bem $a)>f)tttm mat Sutl^ l&ngfi fettig. (5r l^tte für
badfelbe nur nod^ beifienben @pott unb ^ol^n. (Sin »enig fd^dned
Seifpiel baDon ift eine @(^ft, bie (Snbe 1521 ober Anfang 1522
oiidgegangen fein mitb. @(^on bei 2;itel Denfit il^ren (Sfyixattet.
„Bulla coenae Domini, b. i. bie S3ulle tom Sbenb»
treffen beS aUerl^eiügften ^ettn beS ^apfte^, öet=
beutfc^t butd^ 9Rattitt Sut^et. S)em «Uet^eilig^eR
KSmifd^en @tul^( jum neuen S^l^t.'' '^n bie fogenannte
Xbenbmal^tebuQe, meldte bie Steuer am (Srunbonnerdtage öffentlid^
)>eiflud^te, mar Dftern 1521 aud^ Sutl^er aU fteger aufgenommen
morben. %uf bie Sunbe l^tetDon gab Sutl^er biefe grobe, cm
@d^tmpfmorten reid^e ®loffe ^erauS, ber er eine ^udlegung bed
jel^nten $falm mit aQfeitiger Deutung beSfeiben auf ba$ $apfttum
beiffigte.
Unterbeffen mar Seo X. am l. S>eiember 1521 geftorben.
Unb in ben £agen, in benen man in Sßittenberg unter mand^erlei
<8er&ufd^ baju fd^ritt, aud^ im Seben mit bem äßittelalter }u
bred^en, mdl^lte man in 9iom einen neuen $a))ft, ber, eine burd^
unb burd^ mittelalterßd^e Statur, erfuUt mar t^on bem Gebauten,
bad ftird^entum nad^ ben Sbealen bed 15. ^al^r^unbertd ju ge=
fialten.
(Sd mar ^brian oon Utred^t, ein geleierter 2;ieeologe, ben auc^
(SraSmuiS Derel^rte, ein SRann Don reinen (Sitten unb ^finben mit
«bdati VI. 7t
)>eii ^burfntffen em<d Sinflcblerd, fe^ unb ftatr in feinen ®tun^
ti^jctt, M<w uti4 jiel&wufet in feinem aßoßen. Slit bteifeig Sö^^ten,
€tiöa 1488, »at et ^rofefjor in 8&wetr gewi^tböi. »bet; l&»gH
latte man ben angefel^enen SKann ju ükdfierem berufen. @r l^tte
Me ®tjie|utig be« pngen ftatt, bed fp&tern ftaifet^ 5U leiten, mtb
ilm Detbantte bet junge gfltft mol^l nid^t }um »enigfteu bie
fitenge, am {»ergebrad^ten unDetbtud^Hil^ l^&ngenbe gorm feineiS
€^rifietttum$. ®eit 1515 finben mit %brian attd| in bi))lomütif(|et
®enbung in ®))anien*tl|&tig. tdd Sif^of ton 2:0tr0fa, bann ati
Snquifitot unb in aiibeten ©teaungcn, »uube et, butd^ bas uUp
feebingtefte SSetttauen feine« Söäftng* fl^^^^t i^^^^ ^^^ ^^ ^^^
getbinanbs be« ftatl^oUfd^en iteben bem Staxbinal £imened, bem
^tima« Don ©ponien, eine bet einflu^teid^ften ^erfönlid^Ieiten
be5 Sanbe«. ^m 3al^te 1518 etl^ielt et üon Öeo X. ben ^ttmt.
^l« Statl fid^ 1520 nad^ £)eutfd^(anb manbte, übernahm Sbtian
bie aiegeutfd^aft. ^oä) befanb et fid^ in bicfet ©teHung, als il^n
bie 92ad^ric^t oon feinet am 9. Januar 1522 etfotgten S^al^l jum
fJa|}ftc erreichte. ®ie fam i^m ebenfo unctwattet »ie itx ge=
famten Sl^riften^eit. ISS maten meniget feine nal|eh Sejiel^ungen
jum Äaifet^aufc, benen et bie bteifac^e Jftone öetbanlte, benn bet
Staifer begunftigte bielme^t SBolfe^, ben {tatbina( Don ^ott, alS
bie @ifetfuc^t bet tömifc^en ftatbinaldfamilien, tyon benen leine bet
anbeten tia^ ^apfttum gönnte. (Sinige untet ben {tatbin&len, bie
eine 9tefotm munfd^ten, mie bet ftu^et etmfi^nte Sluguftinet
%ibiuS Don S3itetbo, mod^ten auc^ mitflic^ ®uteS üon i^m et?
matten. Unb ftc^et ^atte feit langet 3^^^ ^^^^ SRann Don fo
gutem Äufe unb fo gutem S3eftteben ouf bem pfipftlid^en ©tul^e
gcfeffen.
C)&tte bie« allein genügt, fo l^fitte man fid^ Don biefem legten
«rbeutfc^en" ^apfte, mie man il^n mit jmeifell^ftem Siechte ge=
nannt l^at, ®to^e« üetfpted^en tonnen. Untet benen, mel<i^e bie
SSetl^ältniffe tannten, maten bod^ nut menige, bie i§m jujubelten.
©en 8i5metn mat unb blieb et ein S3atbat. ®afe et mie ein
tilget, batfu^ feinen Sinjug in 9lom §ielt, mar in ben %ugen
bet bamaligen ©ebölfetung eine fd^led^te (8m})fe]^lung. ®ie gteunbe
SWlJet« mußten, ma« r)on bem- entfc^iebenen anlanget be« Wim,
72 ^abtian. 2)a9 fltt\6ßxt^xmmt in iRümberg.
im SSetfed^tet ber tömif(|en SaframentöUl^te, bet in Sutl^er^
SSerutteilung butd^ bie Söipenet gatultfit eingeflimmt, ald (&xo^
iaquifitot in Spanien 25000 SKcn|(^en ücrutteitt, au(i& bcn Iaifct=
Ii(!^en (Sifet auf bem legten 9iei(^dta(|e gefd^utt l^atte, ju etmarten
war. S)atan finbette ni^tö, n^a^ etma k^on feinen SleformDetfud^en
ober feinen 9lbfid^ten, in ba$ Slbla^mefen eine Anbetung ju
bringen, bid nad^ S)eutf(|lanb gebtungen n^ar. Übrigen^ nal^m
man in ben Steifen ber (Soangelifc^en bon ben S)ingen in Stom
fe^r »enig 9lotxi, 3*^ ßutl^cr« ©riefmed^fel wirb anfangt ber
92ame beiS neuen ^apfted taum ermdl^nt. 9ian §atte über bem
(Söangelium ben ©tatt^lter S^rifti auc^ fc^on in »eiteren »reifen
entbel&ren gelernt. Srft alö Sut^er im ©ommer 1523 erfüllt,
bafe man aud& unter biefem ^apft bie @rlaubni5, innerl^alb ber
fogenannten geiftlid^eu SSermanbtjc^aft ju l^eiraten, nur um ®elb
erteilen »olle, liefe er feinen 3orn auö gegen ben SKeifter Äbrian,
ben „magister noster bon Sd»en, »o man fold^e (Sfel trönt''^
ber üiefleic^t, »eil ber ^blafe geringer »erbe, nunmehr beabfid^tige,
„grauenleiber befto teurer ju üerlaufen". 3"^»ncrl^in (am bod^
fel^r biel für ben Fortgang ber ®aö)c Sut^erS barauf an, ob e^
biefem ^apfte gelingen »ürbe, größeren ©influfe in ©eutfd^lanb
5u eningen, aB baä bei Seo X. ber %aü ge»cfen »ar.
gur baS ^Jrul^ial^r 1522 »ar »ie gcfagt ein 8leic^3tag nad^
9lürnbetg auSgefd^rieben »orben. @ben beSl^alb l^atte man am
Iurffitfili(^en ^ofe grofee ©orge »cgen 8utl^er§ 9iucHel^r gelabt.
Snbeffen ging ber Sleic^^tag, ber ftd^ »ef entließ mit ber Jurfen^
frage befd^äftigte, na<^ fel^r (urjer ^txt au^einanber. S^ax »urben
bie Riagen C>^jog§ ®eorg über bie Umtriebe ber SReuerer unb
über ßutl^er^ angeblid^e ©d^mäl^ungeu beS Sleid^SregimentS immer
bringenber, aber fie fanben, al§ er nid()t mel^r felbft in 5Rurn=
berg anmefenb »ar, nid^t bie gleiche ?lufmert|amleit »ie frui^er*
SRan l^atte teine 3^it ober leine ßuft, barauf einsugel^en, »enn
nid&t et»a bie Überlegung babei mitipielte, ia^ ein »irtUc^er 83cr=
fud^ jur Unterbrudfung bon Sutl^erö Se^re ben inneren grieben
aufs ernftlid()fte gefä^rben lönnte. 3m ©ommer traf bann grieb=
rid^ ben Seifen bie Äeil^e, feinen ©ife im Sleid^Sregiment einju*
nel^men. SBir finb über biefe aSerl^filtniffe fe^r »enig unterrid^tet,
9ü((ett>et6ote. Verfolgung in ben 9hebet{anben. Aldingen. 78
f>oä} l^at bic annähme toicl SBal&rfc^einlic^tclt für fid^, bafe bie
9laä)xx6)t, wie e^ Sutl^er alSbalb gelungen, bie Stulpe in bem auf=
geregten Sittenbetg mieber J^erjufieUen, bie etma k^or^anbenen ^tx^
jporne befanftigte. 9?itgenb§ finbet man, bafe man etnflUd^ batan
gebadet l^&tte, bad Dor^erermfi^nte SRanbat be$ ^eic^^regimentö
üon "Stixä)^ megen }ur Studfü^rung ju bringen, loenn aud^ einzelne
Regierungen, »ie bie ba^erifd^c, erneuerte ©bitte gegen bie ftefter
etUef^en, unb im ig^erjogtum ©ac^fen bie ^nl^nger üiutl^er^ in
fortmfil^renber ®efa^r maten. SBä^renb bie SSuc^erDerbote ben
xeijjenben %bfa^ bon Sutl^erd ®d^riften ntd[)t l^inbern tonnten,
unb i^r (Srfolg jid^ baburc^ jeigte, baf( man faft aOentl^alben, ^um
Seil fturmifd^ bie $rebigt be^ ©DangeliumS forbette, magten bie
Obrigteiten faum irgenbmo eine f^ftematifd^e 93erfolgung einjuletten.
^ur in beS Slaifetd Stblanben glaubte man baju ((^reiten ju
burfen. Sangft mufete man, bafe bie gefäl^rlic^ften SSerbreiter ber
eoangelifd^en ßel^re, Sut^er^ OtbenSgeno{fen, bie Hugufiinercremiten
maren. SBon Wittenberg, wo ni(^t toenige eine ßcit lang ftubierten,
trugen fie il^r neue^ ®laubenSbemuf(tfeiu in bie l^eimifd^en Slöfter.
(Siner ber etften Äonbente, in bem SutJ^etö Se^rc auc^ bem ?3olfe
»erlunbet »urbe, »at ber ju Slntmerpen gcmefen. SBon bort ^er
l^örte man au(^ im ©pätfommer 1522 oon jc^meren 93erfolgungen,
bic über bie ©ruber l^ereinbtac^en. ®ö mirb ipäter nod) baoon
ju erjdi^len fein.
3m C)crbfle beö S^l^teS fc^ien e^, alö ob etwaö anbcrct^ ba«
allgemeine Sntereffe an ber Sad^e Sut^er^ in ben ^intergrunb
brfingen foflte. granj bon ©idtingen ^atte @nbe Äuguft bem »ur=
furften 8iic^arb bon Jtier abgejagt, unb balb erfuhr man, bafe
bieS bod^ mcl^r bebeutete atö eine gemö^nlic^c ge^be }mii(^en jmei
mäd^tigen ^zxxtw, wie fie aüe Sanbftieben^gefe^e ni(^t Ratten
ausrotten tonnen. Sdngft mar ©iefingen baS anerfannte C>öupt
ber beutfc^en Äitterpartei. ®d()on früher hörten mir, mie feiner
il^re »lagen über ben 9iiebergang i^reö ©tanbe«, über feine
öebrudung burd) bie prftengemalt, über bie baS Stecht ber
©(^mäc^eren beugenben ©eric^te, fo trefflich inS 8anb ju rufen
öerftanb, als Ulrid^ bon C>utten. ©ocbcn ^atte er fie erneuert,
»urj, nad^bem ber ftaifer im 3Rai bie Slieberlanbe berlaffen, um
74 ^ittten an bie et&bte. ^idlngeit.
mi) @panm jntudjutel^ten, richtete ^utten ein beutfd^eä (Bebtet
<in bie greift&bte beutfd^et Station, um fte 5U einem S3uitbnt«
^en bie SBergenKiUigung burc^ bie gütftenma^t crafjufotbern^
Unb »enn er nic^t unbeutlid^ auf bie Sbfd^affung be^ 9lei^^
xegimentd, bed äteid^d bei S^rannen, bie ben ^bei auiSgefc^offetiv
atö ben nä(^ften Sieg jut Unbol^nung befjerer 3uftönbe l^inmie^,
fx} fpra(^ er nur aud, mad feine Stonbedgenoffen betoegte. Hkx
anbers xoax aber ber SRann, fo ®ro^ed audjuful^ren, atö ©idingen !
©abott war er felbft Ifingft uberjeugt. Unb wenn er fid^ je^t gegen
einen ber erften Sfleid^Sfürften erl^ob, um alte ^änbel auSjufec^en,
to »u^te man im Steid^, ba^ biefer ®(^(ag gegen bie gfirfiettt:
gemalt fiberl^aupt U)ie gegen bie ganje Drbnung be$ 9iei(^d geric^t^t
»ar. ®d »ar »o^l unoergeffen, baf( C)utten fc^on anbertl^tib
Salute frül&er bem greunbe ben ^reis be§ ©öl^men 3*^^ in ben
^unb gelegt: „O^tte er nid^t fein SSaterlanb bon ber S^inif^ttt^
fd^aft befreit, au^ ganj ©öl^men bie nic^tSmurbigen SKenfc^en, bie
faulen Pfaffen unb unnuften SRönd^e bertrieben, il^re ®üter bem
allgemeinen heften jurudCgefteUt unb ben rSmifc^en Angriffen unb
ben Sfläubercien ber ^äpfte iaS Sanb berfd^loffen!" ©er biel geJ^afete
SSöl^me, ben nur feine geinbe bcrfc^rieen, fing an, in ge»iffen Greifen
^opul&r ju merben, menn e$ aud^ mand()em babei ni^t XDof)l jumute
»ar. äBie bereite ermäl^nt lie^ aud^ eine bielgelefene ^lugfc^rift
„Slcularfll^anS" ©iefingen bie ll^aten be§ S3ö^men rul^men.
Sßad fo biete in tcn legten ^al^ren bon 9aifer unb 9ieid^
erl^offt, fteflten jcfet bie SRanifefie be^ turnen 9iitter§ in «uSfic^t.
©en Untertl^anen bon irier berfprad^ er, „fie bon bem fc^meren
«ntid^rifllid^en ®e{eft ber Pfaffen ju erlöfcn unb fie jur ebangelifd^cn
greil^eit ju bringen''. C^^^mut b. Jtronberg melbete an ©palatin,
@idftngen moOe bem (Sbangelium eine %f)üx öf[nen. ©aS mar
leine Slebenöart in feinem SKunbe. @^ mar il^m ernft bamit.
<Sr l^atte groben babon gegeben. Unter ber ^ul^rung Dtolampabd
§atte man fic^ mit juerft. auf feiner tiefte @bernburg bon ben
alten Krd^lid()en gormcn loSgeriffen, feierte man bort in beutfd^er
®prad^e "üa^ l^eilige ^benbmal^l in beiberiet (Seftalt. DColampab,
%ucer unb anbere um ibres (Staubend miOen berjagte iSeiftlid^,
bie er bei fid^ aufnal^m, förberten feinen (Sifer um bie ebangelif^
Sian) 1». ©itfitigen. 75
®ai^^- 3^^ ^^^^^ ^^ fi^ batan, fein ®(l^»ert bafüt em;ttfe|eH,
mit SBaffcngematt bie eiKingelifc^e Seigre einjuful^ett. S)ad f d^ien nm
fo geted^tfettiater, atö man, toie Dtolampab beri(^tete, fc^on im tipvi
auf ber Sbentbutg miffen moOte, ba{| fic^ ffimtlic^e gutfkn jur
Sßetnid^tung ber lutl^etifd^en Partei Derfc^todren moQten. „SReine
ftitter", fd^rieb Sucer, „finb mit fold^em (Eifer für boS Sbangettum
entflammt, ba{| fte mit ^reuben für bie Sel^auptung berfelben ^i
unb ®ut, 8eib nnb Seben laxan ju geben bereit fmb."
^nbejfen l^iefie eS ©idingen fd^led^t lennen, moQte tmn üfm,
iebiglic^ ibeate 9R(>tik)e jufc^reiben. 93enn er aviä) in ber iffot
ber eüangeltfd^en ®aiit bienen moflte, fa freute ed il^n bo(^ nid^t
minder, bag mit bem S^^foinmenbruc^ beS alten ftirc^entumd, ben
Pfaffen, Die er l^afete, ein ©d^abernod gefpielt, ben ©omftiften
ber il^nen fo {c^bltd^e 9iei(^tum unb Sefi^ entzogen merben u^firbe.
£)er ftreitbare bitter mu^te, maS i^m frommte, »ad feine SRad^t
vergrößerte unb fein Slnfel^en meierte. (Ss mcire fc^mer ju fagen,
melc^er ®eban(e bei il^m überipog. SBad er für beS Sieid^ed SBol^k
fal^rt unb bie c^riftlid^c greil^cit unternal^m — e§ mufete, mie
*ucer üoraudfagte, auf eine grofee unb attgemeine Umgeftaltung ber
Singe hinauslaufen — , fc^ien il^m fidler auc^ baS eigene S^o^t
am ©eften ju fördern.
9iit feinen lilbfic^ten ^ielt er nic^t l^inter bem äSerge. 92ad^
ber ©roberung ber erflen Irierfd^en ©tabt, eS mar ©t. SBenbel,
lieft ^^ i^^ bernel^men, aU moQe er felbft fturfürft merben. X)a$
äSeid^Sregiment baS i^n fofort nac^ ber Sunbe Don bem Su$bru(§
ber ge^be auf ben äiec^tSmeg bermiei^, erl^ielt fd^nöbe üntmort:
($r moUe ein beffered 9ie(^t machen als jene, ©o gut mie fte fei auc^
er ein ©iener bc5 Jtaifcrd, ber werbe il^m nid[)t jurnen, wenn er bem
83if(^of bie Jtronen, bie er Dom ftönig granj (Dor ber ftaifermal^l)
angenommen, ein menig eintrdnte. ä&enn man i^m folgen moOe, merbe
ber ftaifer nic^t mel^r mie bidl^er aus äRangel an @(elb baS Sanb
Derlaffen muffen. 9ian üerftanb, ba| eS babei auf bie geiftli(^en
@ifiter abgefe^en mar. Sßom ftammergeric^t mollte er nid^tS miffen,
mit %U(^fen unb ftartl^aunen moOe er ))ro5ebieren. £)abei glaubten
mirtlid^ manche, ba| ber 9{itter, mie er geJ^eimnißPoU burd^blidten
liefj, im ©inne beS ftaiferS |anble. ©elbft Seute, bie ben politifd^en
76 eitfingen. 2>er 9{ei4«tag gu 9Nimberg.
SBerl^ltniffen jo nol^e ftanben, mie ^lant^, bet tut{fi(^fi{(^€ ®e=
fanbtc beim aici(|«tc8iment , »aren in 3n>«ifrfr »^^ ^<^'^^^ ^ja^t
lodte.
S5Mc fünf jig Salute früher in bcn lagen Ratl« Don ©utgunb
»aten bie Xugen ber gongen Station toiebetum auf einen tfil^nen
C>elben gerid^tet, ber ber ganjen JBelt Zxoti ju bieten fd^ien. S)er
k)olI$tumli(|e Slitter, bem bisher aUed geglüdt, mar in aQer SRunbe.
(Sro| mar fein Unterfangen, bie ^§antafie bed SBolte^ l^ob e^
ind Ungemeffene. @elbft SJelanc^tl^on meinte, bafi er fic^ ^vAin^
Cfijar jum 93orbilb genommen. Unb ed gab Seute, bie feine
turnen Sieben ernft nal^men unb i^m bie ^bfid^t unterf(^oben, fic^
jum ^aupt ber beutfd^en Station )u mad^en.
f)flrte man il^n reben unb erinnerte man fi(|, mie 8ut|er in
jenem frul^er ermfil^nten ®enbf(|reiben an ftronberg „^tnn granj.
unb C^errn Utric^ bon C^uttcn'' aU feine f^reunbe im Glauben
bejeidinet l^atte, fo mar ed fein SBunber, baf( man aldbalb feine
unb fiutl^erS ©ad^e 5ufammenmarf. ^a ber fturfurft oon Xrici
mad^te auSbrucflid^ Sutl^er für ben ÜberfaO ©icfingenS berant=
mortlic^.
S)a§ mar bie Sage ber S)inge, aU man fid) im C^erbft 1522>
jum 91eic^stage in 92urnberg üerfammelte. %tö ftaiferlic^er ®tatt=
^Iter mattete (Srjl^erjog ^erbinanb. ^m Steic^^regiment l^atte
Soac^im oon S3ranbenburg feinen iSi^ eingenommen, unb be?
^apft l^atte, nad^bem er fic^ in fpejiellen ©reoen an bie einjelnen
(Bt&nbe, aui) an griebri(^ ben Sßeifen gemanbt, ben 9arbina(
S^ierigati na(^ 9?urnberg gefd^icft.
(Srft fpät, @nbe Stobember, mar ber äteid^Stag fo meit ooO}5l^lig,
um bie äSeratungen beginnen )u (önnen. %6er ba mar menig
(Sinigfeit ju fpuren: bie fc^on längft oorl^anbenen ©egenffifte unter
ben einjelnen ©tfinben l^atten fid^ crl^eblid^ Dcrfc^ärft. Seber ©tanb
l^attc fid^ über bcn anberen ju beflagcn unb füllte fic^ burd^ il^n
in feinen 3tttcrefjen oerleftt. ®ic ©täbtebotcn erhoben bittere ©e--
fd^merbe über il^ren 8(u§fd^lufe oom 8lcic^äregiment, bie Sangfamfeit
ber 8le(^tf|)rcd^ung, bie Unfid^crl^eit im ßanbe, bie SBifltür ber
fürftti(|en 380^ w«^ 4>ic geiftlic^en ®cricl)tc. ©ic Äitter nic^t
minber, nur bafe fie in bcn reid^en ©tfibtcrn nid^t mcniger i^re
Der Sldd^tctg ju «RütnBerg. 77
"gcittbe fallen aU in bcn Pfaffen unb bct »ad^fcnben gurftcn=
gemalt, ^ie durften tlagten über beibe unb tonnten, morein
iDteber bie l^o^e ®etftlid^teit mit einftimmte, auf bie bebrol^Uc^en
SSotgänge am 9ll^ein l^inmeifen. Sie Sefd^wetben über bie seift=
lid^en Otanbe waren natürlid^ am allerwenigften üerflummt, aber
bie Äird^enfurften l^atten ®runb barauf ju Dcrweifen, mie menig
fie in bcr ?luöubung il^rer Siedete gefd^iiftt miirben, unb bie aß=
gemeinfte ftiage rid^tete ftd^ gegen bie großen ftaufmannsgefeO^
fd^aften, bie bie Seben^beburfniffe verteuerten, burc^ (Sinful^rung
frember SBaren ba§ ®elb aus bem öonbe ful^rten unb bie ®enufe=
fud^t er^ö^ten, ben Slittcr »ie ben SRinbermol&l^obenben unb ben
{leinen ®efc^&ftSmann burd^ il^re ftapitaltoirtfd^aft jugrunbe richteten.
^I^re jd^on mel^r als einmal beratene ^ufl^ebung märe ol^ne ßtoeifel
Dolfötfimlid^ gemefem (Sinftmeilen befc^lofe man, fie nur mel^r in
geringerem Umfange ju bulben, unb, maS ben ftabtifc^en ^anbel in
feiner ®e|amtl^eit nod^ mel^r traf, um baS 9leid^Sregiment, mie baS
Rammergeriii^t felbftänbiger unb bamit mirfungStrdftiger ju machen,
eine allgemeine S^ögtenje gegen baS äuSlanb feftjufe^en. greilic^
tarn man über bie erften Sntmurfe nic^t ^inauS, aber mie viele
3ntereffen maren fd^on baburd^ bebrol^t! SJoH Unmut barüber,
bei einer fie fo unmittelbar betreffenben Angelegenheit teine Stimme
JU l^aben, verfagten bie @täbte fogar bie fo bringenb erbetene
Jurlen^ilfe. SSonfeiten ber Übrigen mufete fic^ bcr päpftlid^e Segat
mit geringfügigen ^erfpre^ungen begnügen, von benen eS jmeifeU
l^aft blieb, mie meit fie jur Äusful^rung fommen mürben, ^on
irgenbroel(^cm gemeinfamen ^anbcln tonnte leine SRebe me^r fein.
®aS gegcnfeitige 3RiStrauen mud^S von lag ju Jag. ®er ßegat
§atte gemunfc^t, man möd^te bie bem ftaifer jur Siomfal^ri be=
wiüigte SRannfcbaft nunmel^r jum Sw ^^^^ ^^^ Jfitten ber=
menben. SaS lel^nte man ab, inbem man barauf l^inmies, ba|
unter ben obmaltenben Umftfinben leidet ein grofeer Sranb im
3nnern entftel^en tonnte, menn man fo viele Jruppen aufeer ^ßanbeS
gelten liefe. ®i^f^ @orge vor einer faum abjumenbenben inneren
Ummdljung bilbet ben C>intergrunb bei aßen SJerl^anblungen, aucb
über bie tird^lid^e grage. ®er Segat l^atte natürlicb ben Auftrag, bie
tlttSffi^rung beS SJormfer DetretS ju forbem. Jlber feine ^nfttultion
IS eutl^« @o4e an beut ttri^tag.
ettautte bod^ aud^ offen ba^ Serbctben an ber Shtrie unb int
Slerud an, t>ct\pxai) etnftUd^e Kefotmen unb erbat fid^ baju bie
SRitiotTbtng ber ®t&nbe. SRit biejen (Srtlarungen l^ielt ber Segot
einfltoeilen jurudt. 9lld er jum erftenmal in biefer ®ai)c üor ben
®tönben baiS SBort ergriff, tl^at er ed, um aDed, »ad Sutl^er ge^
ti^n, auf bad fc^ärffte ju oerurteilen. ^n ben oer&d^tlic^ften
tluSbrüdtcn fprad^ er bon feiner ^erfon. ®r tonne ed nid^t •be=
greifen, mie eine fo ftreitbare unb anbfid^tige Station fid^ burcl
ein „lügenl^afted Stflnd^lein'' oerffil^ren laffen tSnne. (Sr Dergleic^t
il^n mit SRol^ammeb, ben er freilid^ noc^ überbiete, inbem er ben
fieifd^U^en Suften naii^gebe unb Pfarrern unb l^eiligen ftlofterleuten
bie Sl^e geftatte. ^n bemeglidben Sßorten ermahnte er, bem (&in=
l^alt ju tl^un, inbem er ju i^eigen fud^te, mie bie Untergrabung
ber tird^lid^en ^utorit&t ben Umftui^ aud^ aller »eltUd^en Drbnung
^erbciful^ren muffe.
S)iefe Sludlaffungen fielen auf guten ä3oben. 2)ie geiftli(^en
^rfien l^atten auf bem äteid^Stag bie Dberl^nb, aber aud^ bie
meltlid^en loaren Sutl^er faft ade entgegen, ^m 9tegiment trat
allein ^(ani^ für i^n ein. ^m war eö S^ad^im bon a3ranben=
bürg, ber e§ allen jubortl&at fturfürft gricbrid^ muffe ßutl^er ettt=
fernen, mar feine C>auptforberung. Sr lönne fonft leid&t bie ftui
verlieren, ^lani^ fal^ bie S)inge ^eitmeilig fel^r fd^timm an. (St
tonnte ernftlid^ in Srmdgung jiel^en, ob e§ nid^t gut m&re, menn
„Sutl^er e§ an einem anberen Drte eine SGBeile berfuc^te'', l^abc
boc^ Sl^riftuS felbft oft öor feinen geinben fiiel^en muffen, be^
gleichen auc^ ^aulud unb anbere mel^r. dt fd^rieb felbft an Sutl^,
um i^n ju größerer SRfifeigung ju üermögen, unb riet bem ftur=
fürften ju einer SBerfiigung, meiere ben ©rudf Don ©d^mäl^buc^lein
in SBittenberg verbiete.
®ie äieligiondangelegenl^eit fc^ien )u einer unmittelbaren dnU
fd^eibung ju brängen, al§ ber fiegat am 4. Januar 1623 Dor
9teid^^tag unb 9legiment oon neuem im 92amen beS ^apfteS bie
93oüfiredtung bed ä&ormfer (Sbilted verlangte unb jugleicb gemiffers
ma^en ald Anfang feinet ^oQjugeS forberte, oier Stfirnberger
$rebiger, benen er auf falfd^e SRdnd^^erud^te l^n gotteSldfterlid^e
SReben üorioarf, barunter ben jungen geleiten Vnbread Dftanbei:,
©timmnng in iH^ümberg. 7^
2^ )9eT§aften unb jur Stbutteilung nac^ 'Stom ju ((Riefen. Soac^im
k)on Sranbenbutg, ber im 92amen bed Siegimentö ba$ SBott ets
griff, ettldtte fid^ fofort für Semidigung ber p&pfttid^en giTtberung.
3lii)t \c bie übrigen ®tänbe. ^n ^nfei^ung be§ ((^meren C^anbcli^
»oOten fie bie Slngelegeitl^eit einem Su^fc^uj} übergeben miffen.
@eine Sufammenfe^ung mar eine berartige, ba^ man baS @(|Ummfte
ermarten tonnte, ^ber ber <Segenfa^ unter ben ®tanben, fobann
bie 9^ot»enbigteit, welche bie ^eifefpornc jmar immer üon fic^ al):=
toiefen, bie \\ä) aber boc^ immer mieber aufbrfingte, n&mlic^ fid^
bie grage Dorjulegen, »ie »eit man o^ne ©efal^r für bie öffent=
Ud^e Stulpe gelten fdnne, l^atte auf bie (Sntfc^Kefiung mel^r (Sinflu{(,
aU man ftd^ jugeftanb. ^on allen @eiten (amen bebro^lid^e Stades
tickten. Slu$ bem S(fa| l^örte man gerabe je^t mieber Don einer
SSauernbemegung. Unb ni^t am menigften fc^wierig mar bie ®tim=
niung in SJiirnberg felbft.
®cö Segaten Änöage gegen bie beliebten ^rebigcr l^atte grofee
(Erbitterung l^eroorgerufen. „^iemanb", fdirieb ^irfl^eimer an ®xa^^
ttiuS, „i(| fage-niemanb mfirbigt il^n ber geringften ®^rc. @r ge^
reicht üielmel^r ber gefamten SSeüSUerung jum Spott unb jur
Sßerad^tung.'' Sber aud^ ber 9iat mar entfd^loffen, über feinen
^rebigern ju mad^en, unb faQ^ man ed magen foUte, fte ^u Der^
^ften, fie mit ®emalt burd^ feine ftnec^te ju befreien. 9tan traf
umfaffenbe SRaferegeln jur Slufrei^tcrl^attung ber Siul^e, bejen Störung
leben Slugenbliit }u befürd^ten mar, aber aud^ jur eigenen ©id^er::
^eit. SBie menig ®uteS man einanber zutraute unb mie meit bie
(Segenffi^e f(^on gebiel^en maren, jeigt bie X^atfac^e, bag ber
9lat Sßortel^rungen traf, monad^ niemals aOe StatSmitglieber ober
au(^ nur bie Älteren, fidd bereDen laffen foflten, gemeinfam ju
(Sri^erjog gcrbinanb ober in bie ö^^bcrgc eine^ anberen gfirften
)u ge^en. Unter biefen Umftanben fd^rtcb ber Segat feiner (Sönnerin,
ber gurftin Don @fte, ßut^crS ©ac^e l^abe fo Diele SBurjeln, ba|(
taufenb SRenfc^en fie nic^t ausreißen fönnten, gef(|»eige bcnn er,
ber aOein fei, tröftete fic^ aber bamit, ba^ alled, maS er leibe, i^m
atö SRartt)rium angerechnet merben mfiffe.
3u bem leiteten gehörte mol^l auc^, ba^ man im tludf(|u{| bai(
))£|)ftlid^e ^eCenntnid be$ in ber römifc^en Stirere ^errfc^enben S3er^
80 9teic!^9ta896efc!^(fiffe. äßan berlangi ein J^ott^U.
betbenS, bantbar anertannte unb baraud S(n(af) nal^m, bie bem ^apftt
in Äuöfi^t flcftcHtc SBefferung bcr l^cn|c^cnbcn S^ftänbc, »ic bic
^Ibftcßung bet bcutfd^en ©cf(|toctbcn, bic man üon neuem überreichte,
bringenb 5U bcgel^ren : o§ne bem fei fein ^tebe jwtfdien ®eifili(^en
unb ffieltüd^en ju ^offcn. 3m übrigen l^iefe eS im Statfd^lag be§
äuäfd^uffed, "ba^ ben lutl^erifc^en Errungen o^ne ein c^rifllit^eö,
in einer beutfd^en 9teic^Sftabt ab^u^altenbes 9on}U niAt ab^ul^elfen
wdre. Unb ipunbcrbar genug Derlaugte man e$ in formen, mie
fic Sut^er nic^t eüangclifc^er l^fittc forbern fönnen. S)a§ ftonjil
fei fo auSjufc^reiben, "ta^ {ebermann, ®etftlic^e mie SBeltlic^e, unr
ge^inbcrt feien, „göttliche unb eüangelifd^c ©al&rl^eit ju reben", ja
üiclme^r beim ^dl i^rer Seelen baju ücrpflic^tet. 3" ^i^^nt '^a^xt
mfiffc e§ jufammentretcn. ?lDein auf biefem ffiege, burd^ ttjirtlidbe
äbfteüung ber beutfd^en SSefd^merben unb burc^ ©erufung eine^
fol(^en Ronjilg ^offe man, „bafe biefe Smpörung, '^wxwz unb Un=
»iüe bc§ gemeinen SRanne^ faft gefüllt »erben fofl." Unb eben
biefe le^te SSemertung tann allein alö ©c^luffel bienen für bic
))öllig unüetftänblid^e C^^ltung be$ 9iatfci^lageS , bcr fc^on am
19. 3oi«war \>txi (Stäuben borgelcgt würbe.
S3ei biefen »ic im 9ieic^Sregiment fanb er lebhaften SBibcrf^jruc^.
gerbinanb erlanntc »ol^l, »ic tief ^ic lutl^crifc^e Bewegung ging, —
an feinen SSruber fcbrieb er bamal^: „55ie ßel^re Sut^erS ift im
ganjen SReid^e fo cingewurjclt, bafe unter taufenb ^erfonen ^eutc
n\d)t einer ganj frei baüon ift", — aber auf biefe Sl^atfac^e 9iüdt=
fid()t JU nc^en, fanb er feinen änlafe, nod^ weniger bie wie gcfagt
in ber SRcl^rja^l befinblid^en geiftlid^en Stäube. Seid^ten C)er5enS
leugneten fic ben ermähnten 93auernaufftanb unb, bafe e§ ju ^f^n-
lid^cm tommeu fönnte, „wo man ju benen griffe, bic bem Cutter
anl^ingen''. ?ßlani§ bemettt baju: „3<^ beforge, fic ^aben ben
redeten nod) nic^t angegriffen, fic werben eö wol^l nod^ gewal^r
werben."
®ic Sinfid^tigen tonnten fic^ jumal im ^inblidt auf bic brol^enbe
Haltung, bie ber frdnfifd^e Abel noc^ immer cinnal^m, bem bod^
nic^t üerfc^tiefeen. ©urd^fd^lagcnber war üielleic^t bei bem Siegiment
aud^ für biefe grage bie brüdfenbe ginanjnot, brol^tcn boc^ bic
Stäbte, bic Söl^'wngen für ba§ SRcid^ gan^ einjuftellen. So tam
„teibet bic «cttc^ter unb J^äJf^cr faifcrli^cn aWanbat«." 8l
es, bag man ben 9iatfd^lQg beS Slud{(i^uffeS im großen unb gaujen
annahm. %xcH\i) Don einem ©timmted^t ber fiaien auf bem be=
abfid^tigten ftonjil xoax nid^it mel^r bie Siebe. Slnftatt bcs utfprunä=
li(^en Sotfd^laflS, bafe nid^tö gebrudft unb feilgeboten werben folle,
voa^ ju Empörung unb ^ufrul^r unb anbeten unc^riftUd^en Ortungen
bienen lönnc, l^iefe e§ jefet fogat, ßutl^er joUe uberl^aupt nid^ts fc^teiben.
^Dagegen tonnten bie ^ömifd^=ge)innten nid^t eneid^en, woran i§nen
befonbetS oiel lag, bafe bis jum Stonjil bie „oier ©ottoren" ber
römifd^cn Jfird^e, ^kxo\\\)mvi^, Stuguftin, ?lmbrofiuS -unb ®regor
namentUd^ als ßel^rautoritäten aufgefteüt mürben. Sian beftimmte,
unb fo würbe eS im 9iei(^e oertunbet, es )oUte nid^tS geleiert
»erben als baS redete lautere (SoangcUum nad) ber Seigre unb
Auslegung ber bewahrten unb Don ber c^iiftlict)en S^ir^e ange=
nommenen ©(^riften.
©amit eine SJiüiguug ber eoangelijc^en Seigre auSjujprec^cn,
war nun kineSwegS bie ^b[ic^t ber 3Rcl^rl^eit, auSbrücfli^ ertanntc
man oiclmtl^r bie §Bevpfli(^tung an, bem ?ßapfte 5U gcl^orjamen^unb
trug ben ©ifd^öfen auf, über bie ?ßrebigcr ju wad;en; aber wenn
man il^n mit ber StbleJ^uung, baS SBormfer @bitt auSjufu^ren, ju=
fammen na^m, fo lieg biejer laoicrenbe äleic^StagSbefc^luf^ a\xä)
eine für bie Slni^anger Suti^erS Jünftigc StuSlcgung 5U, unb ßutl^er
erfldrte fid^ bamit ganj jufrieben. greilid^ fal^ er fic^ f(^on im
©ommer genötigt, „wiber bie 3ßerle^rer unb gfitfd^er
laiferüc^en SRanbatS'' an bie Statthalter unb ©tfinbe beS
Sicid^SregimentS ein ©enbfc^reiben auSgel^en ju laffen. S'^^^iw er
ba ben ®ebanfen l^erborl^ebt, \)a^ baS taiferlic^e SRanbat bie
Itbftc^t l^abe, bis ju einem Sloniil ein weiteres Umfid^greifen beS
StoiefpaltS JU l^inbern, tritt er anberen ©eutungen entgegen unb
meint, wie er bieS fd^on gegenüber bem S^urfurften getl^an, jiem-
tid^ tttl^n, es wolle ol^ne S^^^if^^ «^^fe '^^ SBiberpart fein ®(^ul=
gejani unb l^eibnijc^e ftunft, bie eben }u nid^tS als C^aber biene,
beifeite laffen unb nur baS lautere @Dangelium prebigen folle. ®o
fjabz er eS bem SSolte erllfirt. 5Bon biefem SSerftanbe auS »olle
er es l^alten, nur finbe er ben Jlrtilel, ber bie ^rieftet, weld^c
heiraten, wie bie, weld^e auS ben Drben treten, ber ©träfe beS
gciftUd^en Sled^tS unterftetit, ju l^rt, auc^ ift er ber SKeinung, bafj
82 „i>ai 3efu9 C^rißu9 ein gehonter 3abe fei.''
e^ biUig fei, ba| feine ^etfon 6iS jum ftonjil auS Sann unb
addt entlaffen merbe.
©UT<^ ben SJurnbctaer Sleid^^tag bctantafet mar noc^ eine anbete
©c^rift. Dl^nc S^^^if^l <iwf Änfliften be« päpfllic^en Öegaten, ber
bcnjielben aSormurf Dem Dfianber mad^te, l^atte gcrbinanb öerbreitet,
bafe ßut^et bie gwngftaufc^aft ber SRaria leugne, bafe et 3^fum
al5 (natutUd^en) abfßmmling äbra^amS bejeidine, au^ bel^aupte,
bafe SRatia fpdtet nodd anbete Äinbet gel^abt. "^of^am üon änl^alt
fotbette il^H aufr \\^ batfibct ju teinigen. ®r l^iett e^ eigentUd^
füt fel^t übeifläffig, auf folc^eS tl^ötic^teS (Setebe einjugel^en. SDann
jc^tieb et bo<^, inbem et bct ®ad§e eine ptaftifd^e äöenbung gab
unb nut an jene Sieben antnüpfte, eine Heine, tul^ige iSd^tift: »®afe
3efu§ ®l^tiftu5 ein gebotnet 3wbe fei'', ©eine äbfid^t i|t,
womöglich ben einen obet anbetn ber S^ben, bie Don ben S3if(^öfen
bi^l^et fo übel t)etnad§ldffigt motbeu/ babutd^ ju gewinnen. ^SBenn
bie aipoftel, bie auc^ 3uben maten, alfo l^dtten mit un§ Reiben
gel^anbelt, mie wit C)eiben mit ben S^ben, e§ »ätc nie ein S^tift
untet ben Reiben »otben." 3"^^ etftcnmale feit langet Qcxt cr=
innett et miebet an bie l^eilige ^flid^t, bie 3«^^«^ ^^^ ^oi) ba§
SBolt ®otte§, Don bem ©eblüte S^tifti »fiten, »äl^tenb mit Don
ben Reiben ftammenb nut gtemblitige feien, bem Söangelium suju^
füllten. 9Jut auf bem SBege bet SSelel^tung, bie et il^nen butc^ ben
SRad^weiS bet ©tfüllung bet mcffianijd^ien Sßeiöfagungen ju geben
betfud^t, lönne bie§ gefd^el^en. ©eine anficht übet il^te S5e]^anb=
lung fafet et am ©c^lufe jujammen, inbem et fagt:/„©atum »fite
mein ©itt unb Slat, bafe man fäubetUc^ mit il^nen umging, unb
au§ bet ©d^tift fie untettid&tet, fo möd^ten i^t etli^e ]^etbei=
lommen. ^bet nu mit fie nut mit ©emalt tteiben unb gelten
mit ßfigentl^eibingen um, geben il^nen ©d^ulb, fie muffen ®l^tiften=
blut l^abcn, bafe fie nic^t ftinten, unb »eife nid^t »efe be§ 3iatten=
metl^ mel^t ift, ba| man fie gleid^ fut ^ur(i>t l^filt; maS foQten
ipit gut§ an il^nen fd^affen. 3teöt, bafe man il^nen öetbeut unter
uns ju atbeiten, l^anbtieten unb anbete menfd[)lic§e ©emeinfd^aft
ju l^aben, bamit man fie su »uc^etn tteibt; wie follten fie baS
beffetn? SBiU man il^nen Reifen, fo mufe man-nic^t be§ ^apfieg,
fonbetn d^tifttic^et fiiebc (Sefe^ an il^nen üben, unb fie fteunblid^
SidingenS unb ^uttend ^lu^Aang. 83
anncl^mcn, mit laffcn werben unb arbeiten, bamit fte Urfat^e unb
Slauni geminncn, bei unb um un§ ju fein, unfere d^riftlid^c ßel^re
unb 2eben ju l^öten unb ju fc^en. Db etlid^e l^afeftarrig finb,
was liegt baran? finb »ir bod^ aud^ nid^t alle gute S^riften.''
Sin bem, was fonft auf bem 9ieid^§tage üerl^anbelt muibc,
nal^m er nur geringen Slnteil. @§ mirb taum in feinen SSriefen
ermäl^nt. 8lu^ öon ©idtingen fprid^t er nur feiten. 33on ®i)m=
patl^ieen für feine Sr^ebung finbet fid^ feine ©pur. ®afe nur
Unl^eil babei ^erau^tommen mürbe, fal^ er fogleid) oorauS. 2Re=
land^tl^on, ber fid^ auf baS fd^cirffte bagegen au^fpric^t, bejeugt,
roie Diel ©d^merj ©idfingenS Stufrul^r Sut^er üerurfac^e.
©ie wed^felöoflen ©d^idffale besfelben tonnen l^ier nicf)t »erfolgt
werben. 3^ mel^r unb me^r mürbe er ju einem Kampfe jroifd^cn
bcr gürftengemalt unb ber Sicic^Sritterfd^aft. Sßie weit aui)
©idtingen feine gäben gejponnen, fie reid^ten bis na^ Söhnten,
in ber ©tunbe ber ©ntfcbeibung ftanb er aHein. Sinjeln l^atten
bie ©egner feine getreuftcn greunbc üernid^tet, anbere Dom S^J^S
fern gcl^alten. Sßon ber Übermad^t unterbrüdft, töblid^ öcrmunbet
mufete er feine gefte ßanbflul^l 'iitn ©iegern übergeben. Soor
il^rcn ?lugen ftarb er am 7. 3Rai 1523, ungebeugt, auc^ im Sobe
ein treuer SBetenner beS döangeliumS.
SBeld^e Söebeutung fein Job fo wie feine unb feiner greunbe
9Zicberlage für bie allgemeine politifc^e ©ntmidCelung l^atte, l^aben
bamalS mol^l nur wenige ertannt, mit ber fird^lid^en Snttoidtelung
brad^ten il^n bie mciften in SSerbinbung. ®ie SRömer frol^lodCten :
,,©er afterJaifer ift tot, balb wirb cS au(^ mit bem Slfterpapft
5u ^nit fein", worunter man 2ut^er üerftanb. änbere, wie
aSucer unb ber ^umanift Dtto o. S3runfelS, bie wirflid^ auf
©idCingenS 3wg gtofee C^offnung für bie ©ac^e beS SöangeliumS
gefefet, erl&obcn grofee Slage barüber. SlnberS ftanb fiutl^er felbft.
®aS (Snbe be§ tül^nen, oon S'^ealen erfüllten ritterlichen gelben
erfd^fitterte i^n, aber in feiner ©d^arfe gegen jebc äiuflel^nung fal^
er barin nur baS SBalten bcr göttlid^en ©ere^tigteit.
SBenige SKonate fpfiter, Snbe Sluguft, würbe au(^ ©idCingenS
greunb unb Sfitatgeber, Ulrid^ o. |)utten, bal^ingerafft. Unftät unb
pd^tig, in ber bürftigften Sage, an fd^redflic^er Rranfl^eit leibcnb,
6*
84 KtbctMIa^ 6otgc fftr fMndft ttnb Stomteit.
blieb et boc^ bi^ jum legten Sugenblid, — et ftatb auf ber
3nfel Ufnau im Qüxiä^tx^tt, bet mutige Stufet im ©ttcit. 3n
fiutl^etS lettefen finbet fid^ tein SBott batubet, mie auc^ anbeces,
Don bem man glauben möd^te, ed l^tte il^n bewegen müfjen, (einen
SBiebetl^U in feinen ^u^etungen finbet.
S)a«f (ann auffallen, ^nm %t\i »at ed mol^l, mie man mit
äUec^t bemettt ^at, eine gemifje etl^bene (Sleic^gultigteit gegenüber
ben Singen, bie ba brausen Dorgingen unb nid^t unmittelbar bie
Sad^e be^ Soangeliumsf betül^rten, bie fid^ f(!^on bamal^ geltenb
mad^te, aber et l^atte auc^ feine 3^itr fid^ batum ju fumment.
©eitbem et miebet in SBittenbetg mat, §&tte et eine bteifac^e
^tbett^traft ^aben muffen, menn er allen Slnforbetungen, bie man
an i^n (teilte, l^ätte genügen moUen. SBie Diele felbftänbig bentenbe,
l^etDorragenbe Seute fic^ aud^ fd^on Sutl^et angefd^loffen, unb mie
Diele anbretfeit^, bie badfelbe betannten, SBett batauf legten, nic^t
feine ^nl^anger ju fein, fonbern 92a(^folget be$ (SDangeliumS,
fo ift es iod) nut ju begreiflich, ba^ faft Unjfi^lige, bie burd^
feine (Sd^riften jur ®rtenntniö il^reS £)eil5 gelommen maren, nun
ber SReinung lebten, im SBiberftreit ber Jlnfic^ten ober bei auf=
fteigenben ä^^if^l^ "wr bei öutl^er })erfönlid^ Äat unb €)ilfe finbcn
ju lönnen. ©er ©riefe unb ilnfragen tonnte er fu^ taum cr=
meieren. S)a maren nid^t nur einzelne, meiere feine ^ilfe unb
feine 3^^^ ^^ Slnfpruc^ nal^men, fonbern aud^ ftdr))erfd^ften,
SRagiftrate u. f. f. @o wollte 5. 8. ber Slat oon Stettin an=
fang 1523 miffen, ob bie ©oml^euen oerpfUc^tet feien, an ben
öffentlichen Saften teiliunel^men, ma^ ßutl^er in einem offenen
©enbfc^reiben bejal^te.
S)ie meifte ißül^e unb ®orge oerurfad^ten i^m mol^l bie aus
bem ftlofter entwid^enen äKönd^e unb 9tonnen. 2)a mar ja, mie
fd^on ernjfil^nt, Don Anfang an feine grage, bafe neben Dielen,
bie (SemiffenSangft unb religiöfe Überjeugung aus bem ftlofter
getrieben, aud^ nid^t wenige waren, bereu (Srünbe fittlic^ betrad^tet
fel^r niebrige waren, unb nid^t minber Derwunberlid^ ift eS, ba^
fo mand^e, bie nun nid^ts ^u leben l^atten, ober gern il^r bem
ftlofter ^ingebrad^teS jurudC erhalten wollten, ftd^ nad^ Sittenberg
unb an öutl^er um feinen 3lat wanbten. ©er war leichter iu
erbitten atö )u geben, ttnb ma$ Sutl^et an SSiQigteitägtfinben )u
il^ten ®unften geltenb mad^te, um baS 93etmögen jutüd^ufotbetn,
ober eine 2;eilung be§ üorl^anbenen Äloftergute^ Dotjunel^men, fanb
bod^ nur feiten bie SBifligung bcr SBittenbctget Suriften, gegen bie
^x(S) bei ßutl^ct jum Jeil infolge beffen jiemlid^ ftfl]^ eine gemiffe
Abneigung enttoidteltc.
3eitweilig tarnen bie ^ilfefud^enben in ©d^aren. ©o erfd^ienen
am 7. 8lj)til nid^t weniger al§ neun 5Ronnen aus bem ßlofler
92iem))tfc^en bei Sutl^er. ©ie gel^drten ben beften XbeUgefd^led^tem
beS SanbeS an. Unter il^nen befanben ftd§ jmei gräulein ü. ©d^ön=
felb, eine D. S^ff^^r ^i"^ ©d^mefter beS ©taupi^ unb Satbarina
ö. S3ora. SReift waren fie in frfil^er "^n^tnh wie fo Diele bem Rlofter
übergeben worben. S^ftt war aud^ ju il^nen baS äSort Don ber
d^riftUt^en greil^eit gcbrungen. 9Kit öilfe mel^rerer SBfirger Don
Storgau, bie Sutl^er Dorl^er Don il^rem 83orl^aben Dcrftfinbigt ju l^aben
fd^einen, gelang eS il^nen, au§ bem ßlofter ju entfliel^en. %m fie
foüte er nun forgen. 3« f^i«^ großartigen SJertrauenöfeligteit war
er barum nid^t Derlegen. „(Srft wifl id^ il^ren 3Serwanbten 3Rit=
teilung mad^en, bamit fie fie aufnel^men'', fd^rieb er an ©palatin,
„wollen fie nidftt, werbe id^ bafür forgen, bafe fie anberöwo auf=
genommen werben.'' 3"beffen follte ©})alatin bei ben ^ofleuten
für pe betteln, ©ie auc^ nur wfil^renb* ber näd^ften läge ju
unterl^alten, l^atte feine ©d^wierigfeit. ßutl^er felbft l^atte nid&t§.
©ein Älofter war ärmer als je. ®aS ftörte il§n für feine ^erfon
wenig. ^SBir leben Don einem 2;ag jum anbern.'' Siie $auluS
feinen Rorintl^ern wollte er gern ben SBittenbergern umfonft bienen.
aber in bemfelben Briefe, in bem er ©palatin um §ilfc für bie
9?onnen bittet, Dergleid^t er bie SBittenbergcr bod^ mit ben 9apct=
naiten, bie wol^l ob ber Äeid^l^altigleit ber eDangelifc^en ^rebigt fo
weit getommen wfiren, bafe er Dor furjem auf feinen Siamen für
einen armen SSürger nid||t jel^n (Sulben bätte leil^weife aufbringen
lönnen. Aber jeftt gelang eS il^m. ®ie Don il^m Derfuc^te „Rollelte"
für bie armen SRonnen, ju ber ber fturfürfl aud^ l^eimlid& beifteuem
fönte, tam juftanbe; bie meiften fanben balb ein Unterlommen
ober Der^eirateten fid^, woDon nod|| ju fjjrec^en fein wirb. Unb
il^r SSeifpiel, weld^eS Sutl^er in einem an il^ren ^auptbefreier,
86 Serbtettung M (Süangeliutnd burd^ bte 9[ugnfHner.
ßeonl^atb Ro))pe, gerichteten Senbfd^teiben („Utfad^e unb ^nt=
»ort, bafeSwngfrauenftlöflcr göttlid^ üerlajfen mögen*')
Dot aller Äugen fteüte, fanb üielfac^ iRad^al^mung. Um ^fingftcn
würben fogar au$ bemfclben Stlofter mel^rcre Jungfrauen bon il^rcn
aSerwanbtcn felbft gel^olt, ®o rdfc^ brac^ fid^ ba, »ol^in baö
Soangelium gebrungen mar, bie Überjeugung Sal^n, bafe biefcr
gepriefenfte ®tanb ber mittelalterlid^en Rirc^e eine äbfel^r öom
gottgewollten ßeben fei.
Unb wol^in war um baS ^af^t 1523 in beutfd^en ßanben baS
(goangelium nod^ nid^t gebrungen f
SRiemaU bat man in SBittenberg baran gebadet, etwa bcfonberc
^rebiger be§ SüangeliumS au^iufenben. <Sic ergaben ftd^ öon
jelbft, e3 waren bie ausgetretenen SKönd^e, bie Don SBittenberg
lommenben ©tubenten, bie 93ud^fül^rer mit il^ren Irattaten, aflen
Doran, wie fc^on erwdl^nt, ßutl^erä Drbengenoffen. ®a fic fd^on
frül^er als ^rebiger betannt unb beliebt waren, gelang e§ il^nen
faft überall, wo fie auftraten, befonberS wenn fid^ mit ber ^rebigt
oom ©tauben nid^t ju oertcnnenber fittüd^er Srnft oerbanb, bie
(Semeinben für fic^ ju gewinnen. 5)a waren neben ben un3 fd^on
belannten, Sint, ©abriet 3»^iöitt9» SKänner wie Silemann ©d^nabel
aus i&effen, Jo^^i^neS SKantel üon Stuttgart, bie 9fiiebertänbet
3atob ^rdpofituS, i^einrid^ t). Sütpl^cn, Don benen wir nod^ 6e=
fonberS l^ören werben, SRattl^iaS Stiefel t)on Sfelingen unb ÄaSpar
®üttel Don SiSleben. 2Der lefttere, gleid^gewanbt als Sleöner wie
als ©d^riftfteller, erwarb fid^ namentlich in Springen unb im
SRanSfelbifc^en grofee SSerbienfte um bie ^Verbreitung ber eoangc=
Uferen Seigre; bagegen war ber l^od^begabtc SRattl^iaS ©tiefet, bct
fpdter in mand^erlei wunberlid^e ©petulationen Derfiel, ju jener ^t\t
neben ^o'^. SRantel ber eifrigfte SßorJämpfer Sut^erS im ©d^waben=
lanb. SBereitS im grül^jal^r 1522 liefe er unbefümmert um bie
brol^enbe ©efal^r in Sfelingen „ein überaus fd^ön fünftUd^ Sieb \)on
ber d^riftförmigen red^t gegrfinbeten Seigre ©oftor SRartin Sutl^erS"
auSgel^en. ?ln eine ber betannteften 3SoltSweifen fid^ anfd||liefeenb
fanb es lebl^aften SBieberl^atl. ©tiefet war eS aud^, ber juerft
^en Sngel ber Offenbarung 3«?]^anniS (14, 6) auf ßutl^er, ben
„anbern SliaS'' beutete.
9(ud5reitung be9 (S^angetiuntS in aUtn Itreifen. 87
SRid^t tttinbct Ifil^n traten bic gtaniiSJancr Sbcrlcin ü. (Sunjbutg
unb i^cinxid^ D. Scttcnbac^ in SBort unb ©d^tift für ba§ (SdangcUum
unb feine (Seltenbmad^ung im Seben ein, unb mel^t ober minber
»ädere Eampfer fteflten bie übrigen Drben. ©aju lamen bie aus
aüer €>erren ßänber ftammenben jungen Zl^eologcn, bie in ben legten
Salären in SBittenberg auSgebilbet »orben, unb in bie ^eimat jurü(f=
gefeiert, feft entfc^loffen maren, bie Seigre fiutl^erö, beren SBal^rl^eit
fie f elbft erfal^ren, nun auä) anbern ju bertünben. SRid^t immer ftanben
i^nen ftird^en ju ®ebote. Slber ganj im ©inne ßutl§er§ fragte man
in biefen grul^UngStagen ber Sieformation nid^t oiel nad^ Slaum ober
3eit. ©a mar iebet Drt gut genug, wo man l^offen fonnte, bie
ßeute ju erreid^en, bic ©trafee, ber SRar!tt)laft, ber Rird^l^of, ober
100 eS immer mar. geleite eS an ebangelifd^ gefinntcn ©eiftlid^en,
ober jSgerten biefe nocfe, offen l^eroorjutreten, fo fammelte ein
Saie, nid&t feiten ein |)anbioerfömann, bie ^eilsbeburftigen um bie
SBibel. Unb eS giebt fein flarereS S^ugniS für bie Unbetannt=
fd^aft mit ber SBibel, in »eld^er bic römifd^e Stird^e ba§ SSoll ju
erl^alten oerftanben l^atte, als ber @ifer, mit'bem man jje^t baS
SBort ®otte§ ergriff. (SS ift fd^on bai?on bie 3lebe gewefen, in
»eld^er SBeife Sod^leuS bieS bejeugen mufete. Unb mertourbig, wie
f^neQ man fid^ baran gewöl^nte, in ber ©d^rift bie allein untrüg^
lid^e Duelle ber äBa^rl^eit ju feigen. S)aS 92eue Zeftament war,
wie erjfil^U, in golio gebrucft. (Sleid^wol^l nal^m man eS bod^ mit
in ben ©otteSbienft, um bie ber ^rebigt jugrunbe gelegten iejcteSs
Worte nad^julefen unb ju feigen, ^.ob eS fic^ alfo oerl^ielte*' , wie
ber ^rebiger barlegte, ©ie frül^er fo fd^arf gejogenen ®renjen
jwifd^en ©eiftlid^en unb öaien waren burd^ bie ^rebigt be§ aBt
gemeinen ^rieftertums fel^r balb üerwifd^t. ©d^on l^atten aud^
bie Saien jur geber gegriffen, um in oolfötumlid^en Jraltaten,
überall auf baS ©d^riftwort fid^ berufenb, bie SBal^rl^eit ber eDan=
gelifd^en ^rebigt ju erweifen. Unter ben neuen religiöfen ©d^rifts
ftellern finben wir öeute auS aüen ©tfinben. Unb natürlich mad^te
es ben gröfeten SinbrudC, wenn einfädle ^anbwerfer, wie ber fi^on
erwähnte ©d^ufter ®eorge ©c^önic^en Don Silenburg, ber ßürfd^ner
©ebaftian So^er oon SRemmingen, ber Partner Siemens SW^
Don ©trafiburg, ben äRagiftern baS ©d^riftwort entgegenl^ielten,
88 2)tt neue Sitterotttr.
ober gat ^auen toxt bic ttefflid^e Utfula Sßetbin, bic @(^dfferin
}u (StfcnbetQ, kocld^c bie Unioifjenl^it bed Sbtd toon $egau an
ben pranget ftedte, ober bie ffil^ne 9TQu(a t)on ®Tum6a(^@tauffen,
bie ed fogat mit bet Unitetfitfit Sngolftabt aufnal^m. Unb ber
Sud^fü^rer verbreitete biefe (Srjeugnifje einer neuen Sitteratur btd
in ben Heinften Drt. @ein ®en)er6e u>ar in biefen 3<^§ren eine«
ber mid^tigften. Selten toax er jul^ufe. überall f(!^lug er feinen
Stauen auf, auf ber 8anbftraf)e, auf bem SRartte, in ben ^öfen,
um feine ©d^riften anjupreifen, bie oft fc^on burd^ il^re mit ben
munberlic^ften ®eftaUen versierten Zitelblfitter bie Sufmertfamteit
erregen mußten, ^attt er unter feinen 9{euigfeiten etma ein
„fd^öneö Sieb", fo fing er »ol^l an, bie gemöl^nlid^ betannte SSE^eife
ju fingen. 9{atür(i(^ fel^lte ed au(^ nid^t an ^lugfd^riften aud
bem gegnerif(^en Sager. ^uf^er (Smfer, bem Sarfufter Sd^a^ger
au§ SRünd^en »arf in ben S^l^ren 1522—1524 namentlich
Sod^leu« teitö eigene ^(ugfc^riften , teild fold^e feined ^eunbe«
©ietenberger auf ben SRarlt. Aber, mie f(^on erwfil^nt, bie 9Jad^=
frage mi) il^nen »urbe immer geringer, dagegen mürben bie
Dielen Keinen ©d^riften 8utl^cr5 unb feiner greunbe um ein
billiges jtt Vielen Xaufenben verbreitet. ®lücflid^, mer ba mit bem
Sfeueften bienen tonnte! (Sben bed^alb mürben aud^ fo viele
einzelne ^rebigten Sutl^erd, beren man l^bl^aft merben lonnte,
nid^t feiten miber feinen SBillen unb nad^ ungenauen Slad^fc^riften
in ben Drudt gegeben.
3laii allebem tonnte e§ nid||t fel^len, ba|( baS (Evangelium
ftd^ über alle beutfd^en Sanbe, unb »eit bariiber l^inauS nad^
C&nemart, @(^tt)eben, $olen, Ungarn Verbreitete, befonberd aud^
tro^ aller ®egenma^regeln in ben öfterreid||ifd^en (Srblanben. SBenn
®^^^^i gerbinanb feinem S3ruber von Siürnberg auS gefd&rieben
l^atte, ba^ unter taufenb 9Renf(^en in S)eutf(^lanb laum einer
ganj frei von ber ße§re fiutl^erS fei, fo mar bies tcine Über=
treibung. SBo man immer bie beutfc^e @{)rad^e rebete, von Xirol
bis nac^ SiVlanb, begegnen »ir ber gleid^en 93ewegung. ^n erfter
Sinie »aren eS bie 8lei(^8ftfibte, bie mit ber SKel^rjal^l il^rer SBe=
tvol^ner, tro^bem fie jum 2;eil Sifd^ofSfi^e maren, ber evangelifc^en
Seigre }ufielen. S&ir brauchen bad (Sinjelne nic^t ju verfolgen:
2)et ®attg ber ^u^Srettung. 2)te Surften unb $enen. 89
bet ®an8 ber (Steigitiffe mar fo jtemlid^ uberad ber gleid^e.
®er eine ober ber anberc ^rebiger, oft war e« ein grember,
etwa ein frül^erer SKönd^, prebigte gegen ben römifd^en a6er=
glauben, ben S^^otonieenbienfi unb bie SReffe. darüber tarn es
ju Sefel^buttgen mit ben Slnl^fingem beS Sllten, oft ju firgerlid^en
Äanjelgejfinlen, in benen bie",8ürger in ber Äeget für ben eDan=
ge(if(^en ^rebiger Partei nal^men. £)ier unb ba mu|(te berfelbe
aud^ »eid&en, um nad^ lurjer ^tit jurüdfgerufcn ju »erben, ober
es trat fe§r 6alb ein anberer an feine @te(Ie. (Sd fanben fid^
®enoffen; bie ftlöfter »urben Derlaffen, bie etwa barin bleiben
»oUten, fielen ber S3erac§tung anl^eim. S)er 9luf nad^ ber freien
$rcbtgt beS (SüangeliumS würbe immer bringlid^er. 2;ro^ emft=
li(^er SSerwarnung ober SSebrol^ung öonjciten ber lird^tid^en
Oberen, bie bod& feine 3Ra(^t batten, mufete ber Äat fie fd§lie6=
lid^ geftatten. äßenn eS nötig war, tonnte er \\^ barauf be=
rufen, baf) bieS ber einjige S&eg fei, um etwaigem Slufrul^r t)or-
iubeugen.
(Sinjelne Heine ^men unb ®rafen traten au(^ fd^on birelt
an bie ©pi^e il^reS Sird^enwefenS unb erbaten fic^ Don Sutl^er
ebangelifd^e $rebiger. Con nic^t wenigen durften wufite man
fd^on, ba|> fte reges 3«*^^ am^Sbangelium l^atten. Sold^eS
jeigte unter anbern ber auS feinem ßanbe vertriebene Äönig S^riftian
t)on 2)finemart, ber ftd^ t^ielfac^ in @ad^fen aufl^ielt, unb feiner
befud^te ben alten Rurfürften ober tarn burd^ SSittenberg, ol^ne
eine $rebigt Sutl^erS ju 1^5ren. SRel^rmalS mu^te Sutl^er ju btefem
3wedl nac^ ber furffirftlid^en Surg S^weinife tommen. Aber bis jjefet
mu^te man fid^ auf bie C^^ffnung befd^r&nten, ba^, wie bie k)or]^in
erw&l^nte Urfula SBeibin fi(^ auSbrücfte, aud^ bie „Surften einmal
Sl^rifien werben" ; ein offenes SSetenntniS l^tte nod^ feiner gewagt.
Unb bie S3ifd^öfe unb fonftigen l^ol^en äBürbentrdger ber Jlird^e>er=
Rieften pd^ burd^auS ablel^nenb. S^^ar wollte man auc^^öon bem
einen ober anbern SBifd^of wiffen, bafe er bem^Soangelium nid^t
abgeneigt, aber wo etwoige reformatorifd^e Steigungen üorl^anben
waren, fo gingen fie im beften galle nid^t über (SraSmuS l^inauS.
ßut^er fe^te feine Hoffnungen auf fie. Um fo erfreulid^er war
es, als er im ^ofyct 1523 auS bem fernen Storboften bie Sunbe
90 fltbxt^t toon eranbenbnvg. 2)er l&ctttfd^otbeit.
ctl^idt, bafe ®cotg Don ^olcnj, bcr S3ifc^of Don ©amlanb im
prcugif(^en DrbenSlanb, nid^t nur ba$ (Süangelium gemfil^tett lieg,
fonbcTu butd^ Scxufung cüangclifd^cr ^rcbigct offen ffit bic SBcr=
breitung besfclben »irfte. Sin 2<^f)X ftjätct tl^t ber anbete
))reugif(^e SSifd^of, (Stl^atb £tuei|, baä ®(eid§e. Unb fd^on l^tte
man üon bort au$ anbete äSexbinbungen angetnupft, bie fut bie
ganje SntmidCelung bet Slefotmation üon bet aüetgtöfetcn S3ebeu=
tung fein follten.
@ube 1510 mat ein ^ol^enjoHet, Slbted^t toon 93tanben6utg,
bet Srubet be5 SKaifgrafen (Seotg üon 83tanbenburg=?ln§bad^, jum
^o(^mci|iet bc§ beutfd^en Dtben« gewfil^lt worbcn. ©aä öon i^m
ererbte S3eftreben be§ Drbenö, fid) öon bet brfidtenben polnifd^en
Scl^n^l^o^eit freisumac^en , l^atte ju einem unglüÄüd^en , baS Sanb
ücrl^eerenbcn Ärieg geführt, auf ben im 3^l^re 1521 ein Dier=
jähriger SBaffcnftiDflanb folgte. S^w^^li^ «^b fiufeerlid^ l^erab-
getommen, nid^t mel^r getragen oon l^ol^en teligidfen ^bealen tüie
in ben Jagen be^ erften JtampfeS, öon ber allmfil&lid^ jum
®el6ftben)uf(tfein gelangten einl^eimifd^en S3et)öIIerung gesagt unb
jum Jeil an bie ^olen öerraten, tonnte ber Drben laum nod^
barauf rechnen, auö eigener Straft fic^ bor bem Untergange ju
retten. SSergebenS fc^aute ber i^od^meifter nad^ §Ufe au5, bei ben
beutf^en gürften, ben Gittern im SReid^, bie fo eben ben legten
Sampf um i^re Unabl^&ngigteit (ampften, auf bem 9leid^$tage ^u
SRurnberg. ©ort würbe er mit ber Seigre fiutl^erö belannt, ®ie
?ßrebigt beö jungen feurigen Dfianber mad^tc grofeen (Sinbrud
auf i^n. ßutl^er erfuhr, bafe er bem pfipftlid^en ßegaten erllfitt
l^abe, um ber Jtird^e aufjul^elfen fei e§ nid^t ber redete 3Beg, bie
offenbare SBal^rl^cit ju Derbammen unb Sudler ju berbrenncn.
aSieüeid^t mar bie§ ber fiufecre anlafe für fiutl^cr, bem beutfc^cn
Drben feine befonbere Slufmertfamleit jujuwcnben unb il^m unter
bem 28. 9D?drj% 1523 eine ©d^rift ju »ibmen: „^n bie Qzxxtn
bcutfc^en Drbenö, bafj fie falfd^e Eeufd^l^eit meibcn
unb jur redeten el^elid^en Reufd^l^eit greifen. @r=
ma Innung.'* SBie bie SSerl&filtniffe im Drben lagen, wufetc
ßutl^er ganj genau: „@r ift weber ®ott nod^ ber SBelt etwa§
nuftc" — ftud^ ^apft Äbrian forberte bamate eine Jieformation
intfytt unb ber beutfd(ie Orbett. 91
bcSjclbcn. gut fiutl^cr fd^icn nur bie eine mögüd^, bic un(i&rift=
Ud^en DrbenSgelubbe überl^aupt aufjugeben, unb er roax übetseugt,
»enn ber beutfd^e Drbcn fid^ baju entfd^löffe, »ürbe er ein grofeeS
tref[üd^eS 83eift)icl für aflc anbcxn fein. S5er ®Töfec feiner gorbe=
rung ifi et fid^ mol^l bemufet, aber mit mettwürbigem politifd^en
SBeitblidC tocx% et aud^ fcfeon ben SBeg ju jeigen, »ie bie ent=
gegenftcl^enben ©d^toierigfeiten ju löfen. ©ein reid^et S3efi§ et=
leid^tett bcm Drben ba§ Untetne^men. SKan tann il^n untet bie
fetten verteilen, „Sanbfaffen, Ämtteute obct fonftige nüftlid^e ßeutc
batau§ mad^en''. ®a5 mitb ben Untertl^anen liebet fein ate bet
biöl^etige Suftanb, bcfonbetS menn bic 83eränbetung mit il^tet
3uftimmung gefd^icl^t. Slbet ba^ finb, obmol^l fel^t bead^tenSwette,
bod& nut ,,menfd)lid^e Urfad[)en", gtöfscren SBett muffe man auf
bie ©TÜnbe legen, bie et, ftiil^et au§gefptod)ene (Sebanlen »iebet=
l^olenb, aus ®otteS SBott gegen bie ©elübbe ins gelb fül^tt.
®utc^ einen Detttauten 88at liefe bet ^od^meiftet bie OtbcnS=
regel fiutl^et Vorlegen, um feine 8inftd^t übet etwaige Anbetungen
JU l^öten. SBit lennen feine Slntroort nid[)t, dietleic^t l^at et nut
auf jenes ©enbfd^teiben oettoiefen. S3ei feinem Slufentl^att in
©od^fen, im C>^tbfl 1523, jog ^tlbted^t bann ßutl^et petfönlid^ jutate.
ftutjet ^anb tiet biefet il^m ba, bie „bumme unb üetle^tte'' Siegel
falzten ju laffen, ein SBeib ju nel^men unb auS ^teufeen ein
gutftens obet ^zx}^o^\\xm ju mad^en. SRatfgraf ?llbted^t l^atte
batauf gelächelt unb gefd^wiegen. ©et finge 9tat bcS SBittens
betget ?ßtofeffotS fc^ien i^m »ol^l ubetful^n, abet et Dergafe il^n
nid^t unb liefe fic^ weitet \)on ßutl^et betaten. 3loä) mufete et
fic^ jutudf^altcn, abet feine el^angelifd^en Steigungen waten bod^
im Sanbe bcfannt, unb ba bet SBunfd^ nad§ eüangelifd^et ^tebigt
bcfonbetS in ben ©täbten immet lautet »utbe, bie polnifd^e 8le=
gietung bem abet entgegen atbeitete, fo et»ud[)fen bem Drben
batauS neue ©^mpatl^ieen. fiutl^et l^offte, eS wetbe baju lommen,
bafe baS 35olI felbft ben Dtben btangen »etbe, feinet „§etma=
pl^tobitifd^en i^etrfd^aft", bie webet geiftlic^ nod^ weltlich fei, ein
Snbe JU mad^en. ®afut ju Witten, etmal^nte et ben fd^on als
eöangelifd^en ^tebiget bewfi^tten ^aul i?. ©Jjtetten (©petatuS), bet
im ©ommet 1524 nad^ ftdnigSbetg betufen wutbe, um neben
92 Setfolginig in bot 92Ubertanben.
einem anbem ^eunbe Sutl^erd, bem ftfil^en grattiislanet Solenn
SrieSmann, bafelbft bet @a(^e beö (Süangeliumd ju bienen.
Unb no(^ bebeutfamer für bie 3tt(unft foUte ed »erben, ba^
bet junge Sanbgtaf ^^ilipp bon Reffen feit bem @ommer 1524
ein tiefeted S^teteffe ffit bie edangelifd^e Seilte jeigte. SRetand^tl^on,
ben et auf bet Steife gettoffen, l^atte il^n nfil^et bamit betannt
gemad^t. 9laif (utjet ^At fodte et bet entf^iebenfte Snl^nget
beSfelben fein. —
Sod^l teilten mit jum ^Jftt 1523 jutud.
%nii bie (Segnet legten bie ^finbe nid^t in ben @(i^o|. Sßo
fte bie SRad^t litten, ^ögetten fie nid^t, fte füllten ju lafjen. £>aS
l^atten bcfonbetS Sutl^etd Dtbendgenoffen in ben 9liebetlanben ^u
etfal^ten. SBit miffen, meldten tegen Slnteil einjelne »fil^tenb
il^te^ SBittenberget Slufentl^ltd an ben bottigen 9teuetungen ge^
nommen l^atten. ^n il^te ^eimat jutfidtgelel^tt, »aten fie ntd^t
meniget eifrig, bad (SüangeUum ju ptebigen, l>a^ t)om Softe mit
gteuben etgrif[en »utbe. Übet bie ©tattl^altetin SKatgatete, eine
lante be5 »aifetö, »at entfd(|loffen, ben taifetlid^en ffiitten jut
«u^ful^tung ju bringen. 92o(^ 1521 l^atte fi^ ^atob ^tfipofituS,
bet ^tiot be5 Huguftinetßoftetd ju Unttoctpen, üot bem ^w:
quifitionSgetid^t ju Detantmotten. 3u nid^t geringem ©dornet}
Sutl^etS leiftete et in einet fc^wad^en ©tunbe, butd^ SRife=
l^anblung gebeugt, feierüd^en SBibettuf. Äbet bie ®egnet l^atten
ju ftul^ ttiumpl^iett. ^m SSefift feinet gteil^cit ptebigte et »ie
}ut)ot. 93on neuem mit bem ^euettobe bebtol^t, gelang e$ il^m,
na(^ SBittenbetg ju entlommen. Sbet fein 9{ad^foIget in bet
Seitung be§ Rloftet«, ^txnnä) ö. Swtpl^en, Hefe fid^ butd^ ba« 85ot=
gefallene ^nid^trfd^tedfen. SRel^t nod^ ald juDot fammelte ftd^ bie
l^eilsbegierige SRenge um feine ftan}el. 2;aglid^ U)ud^ö!^fein 9n=
l^ang in bet @tabt, namentlid^ untet ben ^auen. S)a enblid^
im~@et)tembet*"l522, ©fil^tenb bie ©tattl^lterin in llnttt)ett)ett
anmefenb mat, glaubte man ben @(^lag gegen ben beliebten ^xt-
bigct »agen ju fönnen. SKitten in bet ^tebigt etgriff man il^n,
um il^n in ben ftettet ju fc^leppen. Datubet tam ed ju einem
gtofeen 2;umult. ®elbft bie SBeibet bewaffneten fid^. S)et ®e=
fangene wutbe befteit. ffit entflog naii^ SStemen, beffen »at il^n
atö $tebiaer bei fic^ bel^ielt unb a0en ^ufforbetungcn jum 2;to^
pd^ weigerte, ben SSeifel^mten au^juliefetn.
Um fo mel^r mutete man gegen bie 3utüdFgeblie6enen. Sioftet
unb JKtd^e »utben jexftött. ©en ©rfibetn würbe ber ^rojefe 8e=
mad^t. 3« ber Xobeäangft leiftete bie SRe^rja^l ben geforberten
SS^iberruf. %ix brei waren nid^t baju ju bewegen: O^inrid^ SßoeS,
Solenn 0. (Sfjen (ober (5{d^), beibe nod^ jung an S^^l^ren, unb
Lambert SJ^orn. SBeber bie Su^fid^t auf ben geuertob noc^ bie
ÜbenebungSffinfte ber ®egner tonnten fie irre machen. Samberl
Xl^om würbe aud ®rünben, bie wir nic^t tennen, gefc^ont; au^
einem Säriefe, ben Sutl^er ein ^a^x fp&ter an il^n rid^tet, erfe^en
wir, bafc er bamatö nod^ im Gefängnis war. S)ie beiben anberen
ftarben für il^ren Glauben. 93or bem 9latl^au^ ju Särüffel wur»
ben fie am i. S^li 1523 oerbrannt. 92od^ unter ben glammen
beS ©c^eiterl^aufend fangen fie ba^ Sob il^red ^tnn. S)aS war
eine erfd^fitternbe ftunbe, bie il^reS ®inbruct$ in beutfc^en Sanben
nic^t oerfel^lte unb Sutl^er tief bewegte. Xber nid^t nur bieS, ber
%db biefer glaubenäftarleu äRfirt^rer war für i^n bod^ Dor adem
ein ftarter (Srwei^ ber ®otteätraft beS (Soangelium^. S)aoon
fd^rieb er in einem turjen ,, ©enbbrief an bie (Sl^riften }u
Oollanb, äärabant unb glanbern'', baoon fang er in
einem fd^dnen Slage:: unb ©iegeälieb, bem erften Srjeugnid feiner
©id^ttunft, welc^ed wir tennen:
„(Sin neued Sieb wir lieben an,
S)ai3 walt ®ott unfer $erte,
3u fingen, xoa^ ®ott f^at getl^an
3tt feinem Sob unb ^l^re:
3u Trüffel in bem 9liebeclanb
aBo^I burd^ )n)een junge ftnaben
^at et fein SBunbetmad^t betannt,
2)ie er mit feinen ©aben
6o reid^Kd^ bat gelieret.
^S)er erft ted^t mobi So^anned b^i^t,
6o rei^ an ®otted Bulben;
Sein Sruber ^einrid^ nac^ bem ®etft,
@in red^ter (E^nft o^n 6d^ulben:
Ü Ht^tx9 Sieb i9on ben ä)i5rt)^rettt.
Son btefet Sßelt gefd^ieben T^nb,
Sie l^an bie ffton ttxo^xhtn,
SRed^t wie bie frommen ®ottedltnb,
5ür fein 3Bott finb gcftotbcn,
Sein Ttaxtxn ftnb fte motben ic."
®o fingt er ganj in ber SBeifc bc3 fßolU^, crjfi^lt bie aSor=
gänge im einjelnen, bie üergeblid^en SSemu^ungcn bcr ©opl^iften,
fie jum ?tbfatt ju bringen, »ic man fie auö bem ^ricflerftanbc
geftofeen, unb fie bamit erft rechte ^rieftcr geworben, unb roie fie
mutig bem geuertob entgcgcnfa^cn:
„3roei grofee geuet fie jünbten an,
^te Knaben fie l^erbrad^ten.
6d nal^m gro^ SBunber jebermann,
S)ag fie fold^' $etn vttaä^tm:
ÜJlit greuben fie fidj gaben b'rein,
SJltt ®otted Sob unb fingen;
S)er 9Rut marb ben 6opl^iften !letn
gut bicfen neuen Singen,
S)a^ ft4 ©Ott lie^ fo merlen.''
„S)ie ©d^anb im ^tx^tti belfeet fie", be^l^alb läftern fie, aU
litten jene in ber legten 5ßot nod§ il^ren ®Iauben miberrufen:
„Sie la^ man lügen immerl^in,
Sie l^abenS !einen gtommen.
SGÖit foücn banfcn ®ott barin,
Sein SGÖort ift roiebet fommen:
2)er Sommer ift l^art für ber 2;^ür,
S)er 2Biutcr ift ©ergangen,
Sie garten iBlümlein ge^n l^erfür!
Ser ba^ ^at angefangen,
Ser wirb eg wol^l ©oücnben/'
©pdter fd^ob Sutl^er nod^ bie fd^öne ©tropl^e ein:
„Sie Slfd^en wiH nid^t laffen ab,
Sie ft&ubt in aQen Sanben:
$ie l^tlft !ein Sad^, Sod^, ©rub nod^ ®rab,
Sie mad^t ben getnb ju Sd^anben:
Äarbinat (^am^m- ?^JSttc gegen griebrt^ öön (Ba6f\tn, %
S)te et im Seben but(i^ ben SRorb
3u fd^ioetgen l^at gebtungen^
S)te mu^ er tot an aßem Ort
Ttit aller ©ttmm unb Bungen
®ar frö^Uc^ laffen fingen.''
Unb fo mar c§ aud^. SBic in bcn lagen bct erftcn (£§riften=
l^cit bienten bie SJerfoIgungcn nur bcr äuSbreitung bcr eüangclifd^en
Semegung. Sutl^ct jprad^ einmal bie i&offnung aus, bie törid^ten
gfitften unb Sifd^öfc werben barauS entnel^men, bafe baS nid)t
„ber SRenjd^ ßut^er, fonbcrn bet aUmäd^tige S^riftuS wirfe\
®aju war ftcilic^ nod§ toenig ?lug[id^t. ©rjl^erjog gerbinanb, bcr
laiferlid^e ©tattl^alter, bet aus feinem ^afe gegen fiutl^er tcinen
^el^( mad^te, muffte aber bod^ in einem an ben $a))ft gerid^teten
Briefe eingeftel^en, bafe et bcr ©ad^e nid^t mcl^t gemad^fcn fei.
Unb l^tcr unb ba tonnte eS fc^einen, als fei man in beutfd^cn
ßanbcn mit bem ^apft ebcnfo fertig, als ßutl^cr fclbfl. ®er
Sarbinal Sampeggi, ben ftlemcnS VII., auS bcm ^aufe SRebici,
bcr 3?ad^folget bcS am 14. ©eptembct 1523 berftorbenen Slbrian,
im Stü^jal^t 1524 jum 8icid§Stag nad^ 9?utnbctg entfanbtc, mad&tc
fd^limmc (Srfal^tungcn. ÄlS et bei feinem @injug in ^tugSburg
mit fegnenbet C^^nb baS ftteuj fd^lug, berfpottetc man i§n. Unb
noeld^en Sinbtucf mu^tc cS auf ben tömif^cn Sarbinal, iitn un=
mittelbaren SSctttetet beS ?ßaj)fteS, mad^cn, als i^m baS 8leid^S=
tegimcnt fagen liefe, in Änbcttad^t bct einmal obroaltenben SBct=
l^ältniffc biefe Singe in 5ßfirnberg lieber ju laffen.
(5s »atcn eigentümlid^c Jfonpctiationen gcwefen, »etd^e mibcr
(gtroarten auf bem legten äieic^Stagc einen für bie ©ad^c fiutl^ctS
Dcrl^ältniSmäfeig günfttgen Slbfd^ieb ju SBege gebrad^t l^atten. SRid&t
mit Unred)t fonnten bie ?lnpnger bcS Sllten barauf l&inmeifen,
bafe es im legten ®tunbe bie Haltung Sturfad^fenS fei, bie alle
SRafenal^men gegen i^n mirtungSloS mad^e. (Segen grieörid^ ben
SBeifen rid^teten fid^ bal^er aud^ allerlei ^läne. 3m Sommer
1523 melbete ^lani^, bafe man bon neuem, wie fd^on im,3auuat,
ernftlid^ babon fptäc^c, i^m bie Rutwürbe ju entteifeen, fie ^erjog
®eorg ju ubetttagen ober gat an baS i^auS Öftetreid^ 5u bringen.
@t l^ielt eS füt wal^rfd^einlid^, bafe man Sutl^etS $luSliefetung
forbetn, unb U)omdgli(^ ben ftaifer felbfi baju Deranlajfen werbe,
an ben Shitfürften biefed Snfinnen ju (teilen. SBaS foQte bann
gefd^el^enf $lant^ riet, bem juDor5utommen unb Sutl^et eine
Seit lang au|er SanbeS ju tl^un, bi^ man \S^t, too bie &a^t
l^inauSlaufe. Slbet et ermog boc^ auc^ ben %aü, ba|( bet ShiT=
fur|t einer etwaigen faiferlid^en aufforberung ni(^t §olge leiften,
Jonbern „el^cr etmaS baruber leiben ©ofle", unb l^ielt e3 bann für
geraten, an ©unbeägenoffen ju benkn, „ob eS bie SRot erf orbern
moQt, ma^ bod^ (S^riftud gnfibiglici^ Derl^ute, ba^ (S. S. ®. aud^
»fifetc, bei wem fie nad^ (Sott au(^ C^Ufe unb Jroft fu(^en foQte''.
Z)iefe SReinung, griebric^ tonnte um Sutl^er^ mtUen etma gar an
einen bewaffneten SBiberftanb bcnfen, war ein mufeiger (Sebante
beS Sutl^er ganj ergebenen $lani^. %6er wir wiffen nid^t, ma^
ber fturfürft barauf geantwortet ^t. SBa]^rf(^einli(^ ungefähr
baöfelbe, toa^ fein frommer ©ruber, C>etjog Sol^ann, auf bie
Äunbe oon bem „erfd^redflid^en ^anbel" am 29. 3wli cm griebtic^
fd^rieb: „^^ wi0 ®ott oom ^immel vertrauen, er werbe bie
®ad||e unb alle @a^en nad§ feinem gdttlid^en SBiUen wol^l fc^idten,
benn @. 8. I^aben ja niemanb (eine Urfad^e 5U fold^em gegeben'',
fiutl^er fd^eint oon ben planen, bie ^lanift mit il^m l^atte, nid^tö
erfal^ren ju l^ben.
?latürli(^ mufete auf bem neuen äieit^ötage wieber über bie
religidfe t^rage t^erl^anbelt werben. Seine^wegS aber ftanb fie oben
an. SnbereS überwog für ben Slnfang. S)ie bur^ bie ftänbifd^e
Sntereffcnpolitit fc^arf gefonberten Parteien mafeen fid^ nod§ mel^r
aU ba$ le^te 9Ral. ^urc^ eine ®efanbtfd||aft an ben taiferli(!^en
C)of l^atten e$ bie @täbte burd^gefe^t, bafc bie beabfid^tigten Qoü^
maßregeln aufgegeben würben. Äud^ il^ren fonftigen SBünfc^en
würbe für bie gulwiift äßerüdCfid^tigung in ?lu5fi(^t geftellt. ©iefer
@icg ber ftfibtifd^en C)anbeUintere{fen bebeutete jugleid^ eine 9lieber=
läge be5 3lei(^5regiment5, beffen Shcaftfiufeerungen jene ju t)er=
bfid^tigen berftanben l^atten. ©em ftimmten anbere bei, bie mit
ber C)altung beS StegimentS in ber ®a(^e @idfingenS unjufrieben
waren. 9Ran oerlangte eine anbere 8efe^ung bedfelben. S)a9
wollte aud^ ber ftaifer. äßieber anbere wünfc^ten ed äber]^au{)t
abgetl^an ju feigen. SKan fprad|| üon ber SBal^l eine§ tömifd^en
2)ie ^x<Sfix(ftt grage auf bem dieid^^tag. 97
RönigS. ®abei l^attc bcr ftönig Don %xatdxixä) feine §anb im
©piele. UnDct^ol^len fud^te er gegen ben ftaifet unb feinen^SBrubct
ju toetben unb ermedte bei me^t als einem beutfti^en dürften
el^rgetjtge ®ebanten. ©d^Ue^lid^ mürbe baS 9lei(^Sregiment nad^
(SflUngen t)erlegt. Set aUebem griff bod^ auc^ bte tirc^lid^e
grage ein. @injelne ®egner mad^ten bem 9leic^Sregiment ganj
offen SSegünftigung ber lutl^erfd^en SBinen jum SBorrourf.
®anj anberS gruppierten fid^ jeboc^ bie Parteien, aU man
bie tird^lid^e Slngelcgenl^eit fpejieU bornal^m. greilid^ für ßut^cr
tooQte nicmanb Partei nel^men, aber für feine Sac^e. ®ie ©tfibte
»iefen baraufl^in, mie ber gemeine äRann nai) bem (Soangelium unb
ber Sibel burfte. SßoIIe man il^m baS SBort ®otteS nel^men, fo
würbe es barüber ju »ufrul^r unb SBlutbergicfeen fommen.
Unb wie tief bie ebangelifc^e ßel^re bereits bie (Semuter er=
griffen unb fie Don bem papiftifd^en ftird[)enu)efen loSgelöft, tonnte
man DieQeid^t am befieu in 97ürnberg felbft feigen. SlnbreaS
Dfianber unb anbere prebigten fd^cirfer als je gegen baS 8lnti=
c^riftentum beS ^apfteS. 83or ben klugen beS RarbinalS unb beS
(Srjl^erjogS gerbinanb büüjogen fid^ gerabe bamals tief einf(^neibenbe
93erfinberungen im ftultuS. ^n ber ftartpoc^e nal^men taufenbe
baS Sbeubmal^l unter beiberlei ®eftalt, barunter nic^t nur WU
glicber beS 3lei(^SregimenteS, fonbern auc^ bie ftönigin bon ©ane=
marl, bie ©(^»efter beS RaiferS unb Srjl^erjog gerbinanbS.
äRac^tloS ftanb ber päpftUd^e Segat bem allen gegenüber, ©ein
perfSnlic^eS Sluftreten, feine fdbmu^ige C^cibfuc^t waren nic^t baju
angetl^an, bie ©ac^c ju förbern, bie er bertrat. SRit feinen 8reun=
bei, 3o5- ®od^leuS unb 2l^omaS SKurncr bon ©trafeburg, bie fic^
gleid^faOs in 92üruberg eingefunben l^atten, l^atte er bie ganje
93erad^tung beS ^apfttumS ju empfinben, welche weite ©c^id^ten
ber ©eböllerung ergriffen l^tte. »uf bie (Srinnerung an bie auf
bem legten Sleic^Stag bon ben ©tdnben eingebrachte unb nod^
immer unerlebigte 93efd^werbefd^rift erwiberte er mit ber SluSrebe,
bafc eine amtliche SRitteilung berfetben nid^t erfolgt fei, wol^l ^be
er einen 2)rud( berfelben gefeiten, aber, fo wagte er ju fagen, er
l^be nic^t glauben lönnen, ba| bie 9teid^Sft5nbe eine folc^e „aber-
malig ungefc^idCte ©d^riff' bef(^loffen Ratten, ^ie Slnwefenl^eit
Stent, 8ut^. u. 7
98 2)ie mäfitatflbtWmt.
bc§ faifctlid^cn ®c?anbtcn, bcr ba« SBormfcr (Sbitt aufredet ju
ctl^ltcn, auf baö bcftimmtcftc angcwicfcn mar, ba5 ©tangcn bcr
gciftlid^cn gfitften unb bcr ba^etijd^cn O^Söfl« ^^^ anbrcrjcitö bic
Slucf|id^tna§mc auf bic Sßclteftiminuttg, brachte cS bann ju einem
fcl^t eigentümlichen S3cfcf)lufe. ®ic ©tdnbe öctfptad^en, bem SBotmfer
Sbitt na(^5utommcn fo üiel aU möglid^. S)amtt »utbe t>a^^
felbc jmar als ju 9ieci^t beftel^enb anettannt, unb bad mar ol^ne
Sweifcl für bic 3Raj|orität bie ^avipt\aä)t, aber feine a3erbinbli(^=
feit bod^ auf^ l^öd)ftc befc^r&ntt. S)ie ^n^&nger be$ ^Iten l^atten
c§ nid^t buTd^jc^cn tonnen, bafe man bamit bie gtage al§ etlebigt
anfal^. Sie gotDctung cinc^ ftonjils »urbe erneuert, unb bic
S3orbereitung eines feieren »cQte man felbft in bie ^anb nel^men.
®ie einjelnen ©tänbe foflten burc!^ geleierte, erfal^rene unb t)er=
ftfinbige 9iäte ,, einen SluSjug aller neuen ßel^ren unb 83ud§er,
maS barin bisputicrlic!^ befunben" anfertigen laffen unb einer ju
SRartini in Speier abjul^altenben ,, gemeinen 93erfammlung beutf(^er
Jiation" üorlegen. ©ort »oüte man feftftetlen, »ie es bis ju
einem Ronjil gel^altcn werben folle. gur bie S^if^^^näcit bis ju
jenem 2agc warb »ie fd^on frül^cr geboten, baS l^eilige ®ban=
gelium unb ®otteS SBort nad^ red^tem majorem SSerftanb unb ber
Auslegung ber öon gemeiner ftird^c angenommenen Seigrer ol^ne
Slufrul^r unb Ärgernis ju prcbigen.
Sutl^er l^atte aud§ an biefem SReid^Stag fein grofecS 3*itereffe.
„Um ben SHeit^Stag", fd^rieb er an ©palatin, ber ben ffurfürftcn
bortl^in begleitet l^atte, ^forge id^ mid^ nid^t biel, ba ic^ mi^,
was ®atan bebeutet. SRöd^te ber 9ieid^Stag wenigftenS baS bc=
forgen, was baS öffentlid^e SBol^l angelet, um Don ber ©ac^c bes
®öangeliumS ju fc^weigen, er würbe bamit genug ju tl^un l^aben."
(Sr fal^ eine neue S3erbammung beS (SüangeliumS oorauS. S>ie
furfllit^en Seid&tddter würben wol^l, meinte er, bei ber öfterüd^n
S3eid^te bieS il^ren ©eid^tfinbern als ©enugtl^uung für il^re ©ünbcn
auflegen, als bann baS neue @bitt in beS ÄaiferS Sßamen auS=
ging, brad^ er in mafelofen 3orn aus. SBie biel SKfil^e eS gcs.
loftet l^atte, bem faiferlid^cn Söillen entgegen aud^ nur fo öiel
burd^jufeften, als eS bot, wufete er natürli^ nid^t. ®S würbe fein
Urteil aud^ faum geänbert l^aben. SBaS i^n fo tief berichte, war
„S^tx faifcrtt^e uneinige nnb toibettofirtige (SeBote jc." 9%
bic fittlid^c ^altfojtgfcit unb bic S5oj)prfjungigIcit, mit bcr man
auf bcr einen ©eite ia^ SBormjet ®bift aufredet etl^iclt, il^n alfo
tjctbammte, unb auf bcr anbcrcn ein cnbguUigcS Urteil über feine
Seigre ioä) erft in «uäfid^t fteüte. Sßod^ mel^r al§ in bem 8lei(i^§=
tagSabfd^ieb felbft, ben Sutl^cr wal^rfd^einlid^ gar nic^t ju ©efid^t
belommen, trat bic§ l^erüor in bem SRanbat, ba§ gerbinanb bon
Dfterreic^ auf ®runb be^felben am 18. Slpril erliefe. @§ mieber=
l^oltc ben ^«'^fllt be5 Sieid^^abfd^ieb^ , um bann auf ia^ fci^arffte
bie 33eobad^tung be§ SBormfer SbiltS ju forbern. ®iefe§ SBer=
fal&ren foBte gebranbmartt »erben. Sebermann foüte ba5 SQ3iber=
fprud^^bofle be^felben erlennen. Unter bem Jitel: „S^^ei Iaifer=
lid^e uneinige unb mibermartige ®ebote ßutl^ern
betreffenb", gab er ba§ SBormfer wie ia^ Sßurnberger ®bitt
mit Slanbbemertungen unb einer a3or= unb iRad^rebe l^erau^. S^
»ar in ber Il^at eine biöl^er unerl^örte ©Jjrac^e, bie ber gebannte
unb gead)tete SBittenberger ^rofeffor ba gegen bie (Srofeen ber
(Srbe ful^rte. 3Ran mufe fie lejen, um bie ®ntruftung ber ®egner
ju »urbigen. „©c^cinblid^ lautet^", fo fd^reibt er in ber SSonebe,
„bafe Äaifer unb gurften öffentlich mit Sugen umgel^en; aber
fd^änblid^er lautete, bafe fie auf einmal juglcid^ »iberwärtige
®ebot laffen auggel^en; »ie bu l^ierinnen fiel^eft, bafe geboten wirb,
man foüe mit mir l^anbeln nad^ ber äd^t, ju SQ3orm§ ausgegangen
unb baSfelbige ®ebot ernftlid^ üoQfül^ren unb bod^ baneben and)
ba§ SBibergebot annel^men, ia^ man auf Ißnftigen 9iei(^§tag ju
®J)eier fofl aflererft l^anbeln, xoa^ gut unb böfe fei in meiner
ßel^re. ®a bin id^ jugleid^ Dcrbammt unb aufs Ifinftige ®erid^t
gefj)art, unb foHen mid^ bie ©eutfd^en juglei(^ al§ einen 33er-
bammten l^alten unb verfolgen unb bod^ »arten, »ie id^ ber=
bammt »erben foü. ®aS muffen mir ja truntene unb toHe
gürften fein."
SBie eine buftere 8(§nung beffcn, »a§ ia lommen foHte, Hingt c5,
»enn er fortfdl^rt: ,,SBo$lan, »ir ©eutfd^en muffen ©eutfd^e unb beS
^apftS (gfel unb SKärt^.rer bleiben ; ob man uns gleid^ im SRörfer
jerfliefee (als ©alomon fprid^t) »ie eine ®rü§e, nod^ »iß bie
X^orl^eit nid^t üon uns laffen." ©ie giirften unb Ferren eilten
mit il^m jum Xobe, in ber SReinung, baburd^ ge»onnen ju l^ben,
7*
100 teilte ffiarnung an bie gürßen.
aber c^ töiiae gaaj anbcr^ fomnicn. 3«^ SBoQgcfül^l feiner )öc=
beutung unb im ©craufetfein babon, wa^ fein wamcnbe^ SBort
gegenüber ben immer fc^micriger merbenben unteren SSoltefc^id^ten
bebeute, mirft er bie grage auf: «SBie, wenn be§ Sut^erö ßeben
fo üiel t)or ®ott gälte, bafe, »o er nic^t lebte, euer leiner feinet
SebenS ober ^errfc^aft fic^cr »fire unb bafe fein Job euer aUet
Unglucf fein würbe. (£5 ift nid^t ju fd^erjen mit ®ott. gal^rct
nur frifd^ fort, würget unb brennt! 3^ wiU nid^t »eichen, oh
(Sott miß. C^ie bin ic^! Unb bitte euc!^ gar freunblid^, wenn
i^r mic^ getötet ^abt, ba^ i^r mid^ ja nid^t lieber aufmedet unb
nod^ einmal tötet. ®ott ^at mir (wie id^ fel^e) nid^t mit öer^
nünftigen ßeuten ju fd^affen gegeben, fonbern» beutfd^e S3eftien
foDen mi(^ töten (bin id^'S mürbig), gerabe al^ wenn mid^ SBSlfc
ober ®due jeniffen."
@r bittet bie gürften bringenb, bie ©ad^e anber§ anjufaffcn
unb fic^ ein wenig ju fürd^ten üor ber Sflugl^eit (Sottet, bafe er
uid^t Dietleic^t i§rc ©ebanfen au» Ungnaben alfo geftellet ^a6c,
auf bafe fie anliefen, um feine SRad^t an il^nen ju ertoeifen.
„(gg ift wal^rlid^, mal^rlid) ein Ungludf borl^anben, unb ®otte5
3orn geltet an, bem i^r nid^t entfliel^en werbet, wo i^r fo fort=
fahret."
gaft nod^ fd^drfer ift fein SRad^wort. ©a warnt er baüor,
wie er unb anbere mel^r bie§ fd^on im "^a^xc 1518 getl^an, ja
nid^t wiber ben 2firten ju jiel^en ober für ben Jürfenjug ju
geben: „SBaö foflte fold^en Darren wiber ben lürfen gelingen,
bie ®ott fo 1^0^ Derfud^en unb Ififtern?" ©old^e ßdfterung fielet
er üor aüem barin, bafj ber „arme fterblid^e SRabenfadt, ber ftaifet'',
ber feinet ßebenö nid^t einen StugenbUdf fieser, fid^ rül^me, ber
wal^re oberfte ©efd^irmer beg d^riftlid^en ®(auben5 ju fein, beg=
felben ®tauben3, bon bem bie @d§rift fage, er fei eine göttlid^c
Rraft unb ein gel3, ber bem leufel, 2ob unb aller SRat^t ju
ftarf fei. So finb rafenbe, wal^nfinnige Starren. ®^ ift il^r t)cr=
bienter ßol^n, bafj fie ba§ SBort ®ottc§ Verfolgen. „®ott erlöfe
un3 bon il^nen unb gebe un$ au^ ®naben anbere 8iegenten. Amen."
SRan fielet, bie l^arte SRebe entfprang bem S^tn über bie ?ln=
mafeung, göttUi^e Singe meifteru ju wollen. C^iergegen $u eifern fal^
2)€r ?ap|l über bcn 9lürnberger «eldj^tag. 101
et als fein Siedet unb feine ^flid^t an. ©arnit gegen bie DBrigleit
ju ypred^cn, lam i^m nid^t in ben ®inn. S)afj man aud^ ben böfen
X^rannen untettl^an fein muffe, l^atte er oft= unb üielmatö geleiert,
unb bei ber ©teile be5 SBormfer SbiltS, in bet man il^n be§ an=
taftenS bed weltlid^en 8ied^teä befd^ulbigen »oute, bermeift er aud^
Jier auf fein Sud^ ^83on ber »eltUd^en Dbrigfeit". ®k\ijtoofjll max
es leidet f^wcn ÄuSlaffungen aufrül^rerifd^e ?lbfi(^ten unterjufc^ieben.
Übrigens ftimmte ber ^ap\t mit ßutl^erS SBerurteilung beS
Slurnberger SRanbatS merlmurbig übercin. ©d^on fein ßegat l^atte,
n)enn aud^ üergeblid§, bagegen ^ermal^rung eingelegt, namentlid^
gegen bie beabfid^tigte SSerfammtung ju ©peier. SBfil^renb fie üon
ben ©täuben bod^ nur als eine Art Sieid^Stag gebadet mar, malte
er fid^ baS ©d^recfbitb aus, bafj man bie 3wtoffung bon jebermann
forbere, unb r,baS gemeine SSolI jufammen mit bcn gürften unb
Prälaten fifeen unb entfd^eiben werbe". Als fflemenS Vn. babon
crful^r, tl^at er fein 3R5glid^fteS, um aller SBelt baS Unerl^örte
ber ?lfimberger ©efd^lüffe barjutl^un. SBie ßutl^er fanb er cS
unbegreiflid^, bafi man baS SBormfer (Sbilt ju l^alten berfpred^e,
um weiterhin nod^ bon ben Seigren, bie bereits längft berurteilt,
als bon bisj)utablen ©ingen ju fpred^en. „©amit berfpotte man
ben apoftolifd^en ©tul^l nid^t minber als ben JEaifer'', fd^rieb er
an ©rjl^erjog gerbinanb. ®ie ©eutfd^en reben bom SJonsil, flagte
er bem »arbinal SBolfet), als wären |k bie ^mcn ber SBelt, unb
als ob bie (Sl^rifienl^eit aus bem einzigen S)eutfd^lanb beftfinbe.
S)en Äaifer ermal^nte er auf baS bringenbfte, bie beabfid^tigten
SKafenal^men ju ber^inbern. ©er ffurfürft bon ©ad^fen l^bc Idngft
feine ßurwürbe berwirlt. S^n nod^ länger ungeftraft ju laffen,
werbe aud^ bcn ©cl^orfam ber übrigen gurften untergraben. 6inen
befonberen ^afi l^atte aber biefer ^apft gegen bie SReid^Sfläbte,
bie, wie er an ben Äaifer fd^rieb, fid^ ominöfer SBeife ^SteiC
nannten. SßenigftenS an einer berfelben mfi^te ein (§>j:tmpd ftatuicrt
werben. (Sr riet, fie in bie Sleid^Sad^t ju erltären, unb atter
Drten il^ren ^anbel ju unterbriicfcn. ©aS entfprad^ aUeS ben
eigenen SBünf(^en beS ftaiferS. @r ad^tete bie fird^tid^e ^age
nic^t gering. ®en SBittenberger SJefeer l^afjte er nid^t weniger als
ber ^apft. Ratten il^n feine anberen Aufgaben nid^t gel^inbert.
102 ^r J^aifer gegen ba« IRÜtnberBet <8bift.
l^tfe ni^t b€t faft ununtetbtO(^cne {trieg mit grantreid^, ^ie Se»
tul^iguna jeiner anbctn, feinen jntereffcn nS^rliegenbcn ^robinjcn
feine Jhaft unb feine Jlnmefenl^eit geforbert, Ifing^ l^ätte et feinem
SBiflen Ächtung öerfd^afft. ®o t§at et, »aä et tonnte. 3" einem
(Stlaife Dom 15. 3^^ annullierte et baS iRütnbetget Sbift unb
üetbot bie ®peteret äSetfammlung. S>en ®ebanten an ein Konjit
nal^m au^ et auf, abet bie Sbfic^t bet beutfd^en (Staube, i^tet-
feit5 ju befd^Uefeen, »ie e3 bi§ jum ftonjit gel^alten merben fofle,
etflätte et für eine unet^ötte 9nmaf)ung unb fal^ batin bad S3e=
ftteben, löblid^e d^tiftlic^e Dtbnung ju üettBetfen unb abjut^un.
®et „unmcnfd^üd^e unb unci^tifllid^e Sutl^et" Detmeinte jwat, „mit
feinem unfeügcn böfen (Siff fo Diel il^m möglid^ an Seib unb
Seele ju Detbetben unb fi^ butd^ feine „atgliflige ©osl^eit", toie
einjt bet gtofee SJetful^tet SRol^ommeb, Dot ben SKenfd^en gtofe
unb anfel^nlic^ 5U mad^en, abet ba^ metbe et ni<i^t bulben. Untet
Änbto^ung bet fd^werpen ©ttafen »utbe allen ©tdnben geboten,
Don bem äBotm|et Sbifte in {einet äBeife abjumeid^en.
Untetbeffen l^atte bie pdpfllici^e ^oliti! nod^ einen anbetn
@rfolg ettungen, bet ffit bie ganje Sntmicfelung !E)eutf(^lanbd
Detl^ngni^Doll »etben follte. ^o6) in Jiürnbetg ^atte bet pdpft=
lid^e üJegat, atfet xömifd^et Übung gemäfe, bie Sßeifung crJ^alten,
wenn eS mit bet ®efamtl^t nid^t möglich, fid^ mit einjelnen ju
Detftfinbigen unb nötigenfalls il^ncn ^^ßattifulatteformationen" ju=
jugeffel^en. ®aju »at cä in Jiütnberg nid^t gefommen, ?lbct
fd^on bott plante bet Segat eine lleinete aSetfammlung bem tÖ=
mifd^n ©tul^le etgebnet Staube, bie bann 6nbe ^\xnx ju 8iegen5=
bUtg ftofttfanb. ?lufeet Sampeggi l^atten fid^ Srjl^etjog getbinanb,
bie ^jöge Don ©a^ctn, mehrere Sifc^öfe, »ie bet Don ©al5=
butg« ttnb bet Don iticnt, eingcfunben. Sine Snjal^l fübbeUtfc^ct
ffitd&enfutfien l^atten Sßetttetet gefanbt. abet auc^ bie Utteratifc^en
(Segnet 8ut^r«, 3ol^. gäbet Don ftonffanj, 3ö§. ®df unb ^o^.
(Sod^eu^, maten zugegen.
SBaä l^iet im ©egenfaft ju bem SBitlen bet beulfd&en Sleid^Ss
Detttetung befd^loffen mutbe, wat nid^ts ©etingeteS al5 ein ®onbet=
bunb jut ÄuStottung bet lutl^etifd^en Sfeftetei unb jut aufte(^t=
etl^ltUTtg bet pfipftlid^en «nf^tfid^e. SRid^t bie getingfte Anbetung
2)a9 9tegen9Burger i6ünbm9. 103
in Äultuö, Äitd&c, ©ittc unb Seigre foflte gcbulbct werben, ©et
in bem einen (Sebiete SSetfolgte foüte au(i& in ben anbem feiner
(Strafe nid^t entgelten, ©aneben fefttc man unter wefentlic^er
SSeil^ilfe be§ Sod^leu^ eine SieformationSorbnung auf, bie jwar
cittjclnc, bem beutfd^en 33oUc ganj befonberS Derl^afete utateriette
SBebrudCungen abjufteHen oerfjjrad^, aber fonft nur auf (Erneuerung
älterer ürd^Iid^er Seftlmmungen l^inau^Uef, bie ftd^ immer als
unauSffil^rbar ermiefen l^atten. Sie »ar nid^t ber Äebe wert, nur
bie Satire |at fid^ il^rer bemäd^tigt.
©d^on früher l^atte ber ^apft ben Söa^ern fowol^l wie bem
Srjl^erjog gerbinanb eine bebeutenbe ©d^a^ung il^reS ftterud etn=
geräumt, erfteren fogar eine ?lrt Sluffid^tSred^t über bie faumfeligen
^ifd^öfe. ©a5 war baö S^tereffe, welches bie Sägern unb ben
Dflcneid6er, bie fonft in il^rer $oliti( fo öerfd^iebene SBege
gingen, mit einanber üerbanb. ^lud^ jeftt mufeten fid^ bie S3ifd^öfe,
bie bem SSunbniffe beitraten, baju bequemen, minbeftenS ben fünften
«Pfennig ber geiftlid^en Sinlunfte an bie SBeltlid^en ju jal^len.
®ie ll^aten'ö, um gröfecre SBertufte ju üermeiben. gerbinanb burfte
triumpl^ierenb nad^ 9lom bcrid^ten, waö in SRurnberg nid^t möglid^
gewefen, fei jcftt in SRegcnSburg erreid^t worben. Aber nod^ mel^r.
®iefer üon bem ?ßapft angejettelte erfte Anfang ber ©paltung
ber beutfd^en Station üoUsog ftd^ aud^ unter bem Subel beS
ftaiferS. ®o wenig 93erftänbniS l^atte er für baS (Sebeil^en unb
bie SBol^lfal^rt be5 9ieid§e3.
äRan l^at bieS in beutfd^en Sanben bamatö nid^t fo fel^r
cmpfunben. An ber ©tfirfung ber laiferlid^en S^^tralgewalt, wie
fie im Sleid^§rcgiment üerförpert fein foHte, l^tte Dießeid^t nur
einer unter ben beutfd^en ©tdnben ein reges S^tercffe. ©aS war
griebrid^ ber SBeife. ÄlS man in 5Rürnberg baran ging, bem
Sfteid^Sregimente ttn ©nabenftofi ju geben, ba reifte er ab. Sr
woQte mit biefen ©ingen nid^ts mel^r 5U tl^un ^aben.
Unb bie guftänbe tonnten laum üerwintcr fein, als fie woren.
3Kan mufj fid^ nod& einmal baran erinnern. SRitte ^Ipril eröffnete
ber 9iei(^Stag im 9!amen beS SaiferS ber beutfd^en Station bie
ausfielt, bie religiöfe grage auf ®runb berftcinbiger d^riftt d^er
(Sutad^ten in einer il^ren SBünfd^en entfpred^enben SBeife Dorge::
IM !2)a9 9{egeQ96ttrget 8ünbni«.
nommen ju feigen. @ofort fe^te man ft(| an bie S(tbeit. 9{od^
befi^en mx eine Stetige fotd^et ®uta(^ten, bie befümmt maten, in
@ptxcx Dotgelegt }u merben. ^bet {aum mar bet Steid^dtag aus^
einanbet gegangen, ald eine Heine ^rtei unter bem Sßorfi| bed
faiferlid^en ®tattl^altetd bem entgegenarbeitete unb entg^engefe^te
Sefd^Iü^e faf)te. ^o^ mar baüon taum ettoad in bie D{fentlid^=
feit gebtungen, als ber ftaifet bie unter feinem fßamen au^e^
gangenen 92ürnberger S3ef(^(üffe umftieft. JESaS befianb ba nod^
ju ated^t? SBad bebeuteten bie 8tei(|Stagdebifte? fiutl^ l^tte
nidgt nStig gel^abt, fie Der&d^tlid^ ju mad^en: Die SffentUd^en ®e=
malten forgten fd^on felbft bafär.
4. KapiteC.
HU Mfm^t >e0 netten etiangeltf4ien £eben0. Hie Jtfßt
nttt dtasrnw.
3tn groften unb gansen ^atte Sutl^et, tote mir Rotten, ben
iSotteSbienfi na(| feinet MUc'^x mit tfuSnal^me bet SReffe auf feine
alten dornten jutüdgefü^tt. S3id ju befferet (Sttenntnid fodte e$
aud^ um bet @d^mad^en toiQen geftattet fein, benen, bie eS be=
gelitten, baS S(6enbnta]^t unter einer ®efta(t ju reid^en. ®aS
fd^eint mon in ber ©tabtflemeinbe fel^r balb nid^t mel^r »erlangt ju
l^aben. ?lnbere5, »aö ebcnfaüg freigelaffen »urbe, biirfte aud^ batb
in Abgang getommen fein, fo Dor aQem bie 93eid^te. ^t länger
je mel^r mad^te ftd^ ber SBunfd^ nad^ einer gemiffen Drbnung geltenb.
®an) befonberS )?on auSmdrtS, mo bie aSer^ältniffe fid^ ä^nlid^
enttoidfelten, e^ aber an autoritativen ^erfSnlid^feiten fehlte, bie mie
Sut^er baS ganje in ber ^anb l^atten, brängte man baju. aber
mer foUte nun, nad^bem man fid^ bem Jalfd^en geiftlid^en ®tanb
ber SBifd^öfe'', »eil pe baö ©üangelium Verleugnet, entjogen, bie
notmenbige SIeuorbnung üornel^men?
©d^on in jenen SBeimarer ^rebigten l&atte Sutl^er biefe grage
bel^anbelt, je^t ful^rte er biefelben Gebauten in einer Diedeid^t Oftern
1523 crfd^ienenen Sd&rift aus: „®afe eine d^riftUd^e a3erfamm=
lung ober @emeinbe Siedet unb SRad^t |abe, alle Seigre
ju urteilen unb Seigrer ju berufen, ein= unb abjufefeen.
®runb unb Urfad^e auö ber ©d^rift". SBaS er ^ier barlegt,
finb nur bie praltifd^en gorberungen au5 bem, »ad er fc^on in ber
@(^rift an ben llbel auS bem allgemeinen ^riefiertum aQer ®l&ubigen
106 „^ag eine d^tifilid^e Serfatnmtung dttäft unb SRad^t ^abe :c.''
abgeleitet l^atte: „S)et ^en etmttet Don ben @(!^afen, baf) fte
bie ©timme be^ guten Ritten t)on ber be$ SRietUngd untetfd^eiben
lönncn.^ (3ol^. 10.) An aHe gel^t bie apoflolifd^e Äufforbcrung:
^^rüfet aüc^ ic.** (1. I^eff. 5, 21.) «Ile foflen bon ®ott ge=
leiert fein. S)aTau$ folgt t^m Sted^t unb ^flid^t einet dgriftlid^en
©emeinbc, fid) il^ten bi^l^erigcn Stegenten, aö bie „wiitt ®ott
unb fein SBort klaren unb regieren", ju entjiel^en, unb weit fie um
ber Drbnung »illen nid^t ol^ne Seigrer unb ^rebiger fein fann,
fid^ felbft fold)c ju fcften. greilid^ l^at jeber um feinet Sl^riften=
ftanbe^ miQen 9ied^t unb 9?ad^t, bad SBort ®otteS ju leieren, unb
mag, wo feine S^riften fmb, ol^ne »eiteret Don biefem Siedete
®c6raud) madien, ebenfo unter 93erufung auf 1 Stör. 14, 30 im
SRotfalle, wenn ber ?ßrcbiger irrt, aber in einer ®cmcinbe Uon
Sl^riften bebaxf e§ bod^ einer orbcntüd^en Berufung, ©old^e
fommt ber ®emeinbe ju, unb lein ©ifd^of foQ einen ^rebiget
„ol^ne ber ©emeine SBa^l, SBill unb Serufen einfeften*. Äud^ bie
jerufalemitifd^e ®emeinbe l^at bie „fieben äR&nner'' felbft gemfil^lt
unb fie nur oon ben tl))ofteln beftfittgen laffen. Sßad man etwa
aus ^auU ?(nweifungcn in ben ^aftoralbriefen bagegen geltenb
mad^en lönne, paffe nid^t auf biefe ^zxt ber Slot, in ber man,
weil bie geiftlid^en SSe^örben eitel 2;9rannen unb SBSlfe, aud^ ol^ne
©eftdtigung berfelben redete ^Pfarrer einfeften Knne unb müjfe, wie
bieg ja aud^ fd^on frul^er Dielfad^ don weltlid^er Dbrigfeit, StatS»
l^erren unb gürften gefd^el^en. 3n berfelben ©eife fprad^ er fi(ft
aud^ in einem (lateinifd^en) an bie ^rager cali):tintfd^e ®emetnbe
gerid^tcten ©enbfd^reiben „Über ©infeftung ber Äit^enbieneT"
au5. Unter Scrucffid^tigung il^rer befonberen Sßerl^filtniffe empfieljlt
er ba fogar, fc^limmftenfaüs, wenn man feinen orbentlid^en ^riefter
baben fönnc, bie C)au€üfiter in il^ren gamilien bas Soangelium
treiben ju laffen unb allem anbercn ju entfagen, aud^ bem Äbenbs
mal^t, fei )>o^ jur ©eligfeit nur bie taufe, bie nad^ altem Craudje
jcber üenid^ten fönne, unb baS ©öangelium bonnöten.
3cne Änweifungen würben bann in ber "iJ^t bie Srunblage
für bie 9Jeuorbnung"ber ©inge an Dielen Drten, xoo bie®emeinbe
in i^rer SReJ^rjal^l bem ©bangelium beigepflid^tet war, unb ba
man einen Unterfd^ieb jwifd^en lird^lid^er unb poUtifd^er ®emetnbe
^farrtoai^t in SBittenBerg. leugenl^agett. 107
ttid^t tarnte, mad^te ed fid^ Dort felbft unb jmar, ol^ne bafe fid& ein
SBibetyjjrud^ erl^ob, bafe ber SRat bet ©tabt al§ bie gcorbnctc S3er=
ttctung bct ®emeinbe bcn ^faxtet einfette. @o l&attc c3 Sutl^cr
aud^ \i)on in Briefen feit 1522 in ^uSftc^t genommen, ^oi) ifi
eS aud^ Dorgefommen, ba| ®emeinben toixtiii), mte Sutl^er eS für
ben 9?otfatt al^ geted^tfettigt l^ingefteflt, au5 fid^ felbft einen et=
»aalten, bem fie ba^ ^tebigtamt üöerttugen.
9?od^ im C)erbft 1523, nad^bem bet SBittenberger ^Pfarrer
Simon ^dn^t, ben Sutl^et fo lange at^ ^ßrebiget öertteten, um
SRid^aeli^ geftotben war, na§m man aud^ in SBittenberg felbfl im
Snfd^lufe an jene ®tunbföftc eine ^farrmal^l üor. ©ort l^atte
bisl^er ba^ Äapitel an ber aflerl^eiügenfirc^e ba§ ©efefeungSred^t.
6^ trug juerft bem SlmSborf bie Pfarrei an, bann ßutl^er, unb
al5 au4 biefcr megen Überlabung mit ®efd^äften ablel^nte, fdölug
man ben 2BenjeSlau§ ßinl bor, »ic e§ fc^eint, um bie ®ad^e ^in=
jul^alten. SBenigftenö »urbe Dermutet, bie ©tiflöl^erren »ufeten
fel^r tool^l, bafe Sinf, ber in Jlltenburg üiel beffer gefteUt war,
ebenfo »ie bie bciben anbeten ablel^nen n?urbe. ®a ging man
felbftdnbtg üor. ©er Slat lüfi^lte, »ie er bem aurfürflen fjjatcr
au^einanberfeftte, ^ neben ber gemei)n nac!^ ber ebangclifd^en lere
®anct ^auli" Sol^ann Sugenl^agen jum Pfarrer. @r l^atte »ol^l
no<^ bie »bfid^t, be^l^alb mit bem Kapitel ju üerl^anbeln. SRic^t
fo ßutl&er. 3ene SBa§l genügte i^m, um ben S3ugcn^agen bon
ber ftanjel ate ^Pfarrer ju prollamieren, wogegen alle ^rotefte beö
Kapitell toirfung^loS maren.
©d^on Dotier l^atte man, unb bei aßen biefen ©ingen befd^tänlte
fid^ bie SKitioittung ber ©emcinbe in SBittenberg »o^l nur auf
eine gemiffe 3wftimmung, »id^tige Snberungen im gotte^bienftlid^en
ßeben Dotgeuommen. ®in ganj Keinem ©c^tiftc^en: „33 on ber
Drbnung be§ ®otte§bienfte5 in ber ©emeinbe", mel^r
ein Flugblatt unb fid^erlid^ jundc^ft für bie SBittenbetger ©emeinbc
beftimmt, funbigte fie an. SRontag, ben 23. SKätj, begann man
baraufl^in mit neuen SBod^engotteSbienften. ©ie beftanben »efent=
lic^ au§ ©(^riftoerlefung unb einer türjeren Auslegung, bie ein
anbercr üorjuncl^men l^atte, um fo mögli(^ft apoftolifc^en SBorbilbern
nal^ejufommen. Um SRorgen wollte man baS SRcue Jeflament
108 „^cn ber Orbnung be8 ®otte8bienfl9.'' Vbcnbntapbetl^SY.
betiefen, mfil^tenb be9 86enbd, toofüt ed anfangt nod^ an ben
nötiflen ftrdften fel^lte, bie ßeltion auS bem Ätten Jeftamente 9C=
nommen n^etben fodte. @o l^offte Sutl^er, nad^ unb mii baS 93oH
mit ber ganjen @(^nft befannt )u mad^en. S)ie tfigtid^en SReffen
fielen ie^t für immer, mie tool^l bie Sbenbrnal^töfeiet nid^t auf ben
©onntag bef(|r&ntt blieb. ®benfo mutben je^t auc^ bie meifien
Oeiligentage abgef<j^afft. S>abei übte Sutl^er bod§ »iebet bie gtöftte
@d^onung. äRel^tere 9!atienfefte, fogat ba$ geft SRariä ^immel?
fa|tt, f Otiten um bet ©d&mad^en willen nod^ eine 3^it lang be=
flel^en bleiben, ©ne weitere Steuerung fteflt ßutl^er einftweilen erft
in SluSftd^t. 92ad^ alter ^ewol^nl^eit gingen bie meiften um Dftem
jum ©aframent. ©eitbem ber Seid^tswang gefallen, l^atte man
angefangen, jeben o|ne Unterfd^ieb jum Äbenbmal^l jujulaffen.
©arin fal^ Sutl^er einen SRangel.
am 2. Slpril 1523 lünbigte er in feiner ©runbonner^tagprebigt
an, bafe, wenn eä aud^ bie^mal nod^ geftattet fein foUe, bie« für
bie golgcseit nid^t anginge. SBie man tjon bem Ifinfling ben
®tauben unb bie Äbfage Don bem Jeufel forbere, fo mfiffe man
aud^ beim ©alrament beS ältarS feben fragen, xoa^ baS *[bettb=
mal^t wSre unb warum er e§ näl^me. 8Rit bem blofeen ©lauben,
bafj unter bem Srot unb SBcin gleifd^ unb S3lut ©l^rifti bargeboten
würbe, unb mit ber blofjen 93er[id^erung, baf) man \>a^ ©atrament
begel^re, wa§ man im ^apfttum gef orber t, Wnne man fid& nid^t
begnügen. 3^ bem erfteren lönne man fid^ leidet überreben, unb
ju bem anbcren (önne ber SBunfd^, ein gute« SBerl ju Derrid&tcn,
ber eigcntlid^e S3ewcggrunb fein. SBorauf bie aSemel^mung bei ber
Slnmelbung jum Slbenbmal^l ju rid^ten, beutete er fd^on lurj an.
Salb barauf ftellte er fünf einfaci^e gragen mit Antwort, bie SBert
unb ©ebeutung be§ ©alrament« in fc^lic^ter SBcife beftimmen, als
frei JU gebraud^enbe« ©d^ema für ein fold^e« ?lbenbmal^l«t)erl^5r 5U=
fammen. SRit einer Sßorrcbe SSugenl^agenS Derfcl^en, ber fie t)iellei(^t
junäc^ft für feine ®emeinbe l^erauSgcgcben, fanben fie fpfiter in ben
berfd^iebcnften ©egenben SSerbreitung unb Änwenbung. 9Kan wirb
fie aud^ als aSorarbcit für^ba« fünfte ^auptftüdf im ftated^iSmuS
betrad^ten fönncn. Übrigen« war öutl^er« Äbfid^t babei Ieine«=
weg« etwa, eine ^Prüfung ber SRed^tgläubigfeit borjunel^men, fonbem
Soufbüt^teut. Wlan bdngt gu weiteren S^eformen. 109
bic innere ©ewifel^eit ju ftdrlen, »ie et Jagt: „bamit bu (önnteft
®Tunb unb Uxfad^ anjeigen, bafe bu red^t batan tl^ueft, auf bafe bu
gerüftet feiefl, wenn man bid^ angreifen mürbe'', ©arum foflte aud^ ein
jold^eg aSer^ör bei benen, bei meldten man ein rid^tigeg SJerftdnbniS
erwarten burfte, ober bie ein fotd^eS gejeigt l^atten, unterlaffen »erben.
©leid^em 3"?^*^/ w)ie jene fünf fragen, follte ba§ Don ßutl^er
in bemfelben '^a^xt l^erau^gegebene „laufbud^lein" bienen, eine
faft »örtlid^e Überfeftung bcö rßmifc^en 3litual5, bem er nad^ turjer
3eit ein eigene^ SRitual folgen liefe: „SBie man xtä)t unb
üerftdnblid^ einen SRenfd^en jum (S^riftenglauben
taufen foir. S^ ift erl^eblid^ lurjer, Idfet einige ber bei ben
8iömern üWid^en S^^^ntonieen, »ie bie ©atbung fort, bel^dlt aber
anbere römifc^e Suffixe »ic baö Salj unb bie Anlegung be§
SGBefterl^embS noc!^ bei. —
Sßon ben berfd^iebenften ©eitcn brfingte man ju weiteren Sles
formen. ?lber nur jögernb f(^ritt ßutl^er baju, »ufete er bod^,
bafe cö Diele gab, meldte biefe Steuerungen au3 5Reuerung$fud^t be=
ge^rten, um beö 5Reuen balb ebenfo uberbrujftg ju fein wie be^
?Üten. 3^1 feinem fünfte war er geneigter, bie ©inge fid§ ent=
»idteln unb ausreifen ju laffen. SBie entfd[)ieben er fein (onnte
in aSerwerfung gotte^läfterlid^er ©inrid^tungen, fo wenig SBert legte
er im übrigen für feine ^erfon auf bie gotteöbienftUd^en gormen.
Unb immer wieber betonte er bie ^flid^t, bie ©d^wad^en ju fd^onen,
unb warnte bie, weld^e einen fd^nelleren ©c^ritt wfinfd^ten, „bie
alten ©d^ul^e fortjuwerfen, el^e man neue l^abe". ®abei war bod^
nid^t JU berfennen, ia% fid^ bei längerem Sög^tn in ©emeinben, in
benen man bie SBerwerflid^teit ober bod^ Unangemeffenl^eit ber alten
gormen erfannt l^tte, ein ernftlid^er ?lotftanb ^erauöfteHte. ©o
war es j. 33. in 3wi*^w, wo burc^ bie Jl^ätigteit be§ mel^r=
erwähnten ^ßrebigerö 5Ri(olaul C^^w^JW^i^^ föp bie ganje a3urger=
fd^aft bem ©bangelium jugefallen war. ^auSmann^ bringenbe
83itten fd^einen Sut^er aud^ beranlafet ju ^aben, auf weitere gotte^=
bienftlid^e SSeränberungen ju beuten.
3m C)erbft 1523 finben wir i§n bamit befc^dftigt. SBa^ er
jundc^ft al$ perjönlid^en JRat für ö^u^mann im ?tuge ^atte, be=
jd^lofe er bann bod§ ber Dffentlid^feit ju übergeben. So entftanb
110 w6i>tm bet SReffe ttnb ftMnnrnttiott."
yemcnateinif(^c ©d^rift: „%oxm bcraJicffc unb Römmunion
f fit bie SBittcnbetfler ©emcinbc". »m 4. ©cjembcr 1523
lonnte er fte an ^audmann, bem fte anä) getDibmet mar, berfenben.
SBcit entfernt baüon, eine allgemein gültige (SotteSbienftotbnung
fein ju »oHen, gab fie nur ÄuSlunft über baS, wa« in biefer 83e=
}iel^ung befonberS l^infic^tlic^ bet !(beitbma^Ufeier in äßittenberg
bereite geft^el^en ober nodg im SBette n^ar. S)en ®eban(en, aU
muffte man nun aQentl^atben, mo man bem (Süangelium jugefaQen,
aud^ bie SBittenberger formen beS gotteSbienftlic^en icbtn^ annehmen,
»cift er mit ©cftimmtl^cit jurüd. SBenn nur bie ©infeftung^
roorte in ibrer 3"t<^9^ität beibehalten unb für ba5 SBolf üemel^m=
l\ä) üertünbet »erben, ift ia^ Übrige üon geringer Sebeutung. 6r
marnt bator, eS l^ierin jum 3K>öngc lommen ju lafjen ober be§=
l^alb Spaltung J^erüorjurufen. Sfeiner foUe barum ben anbercn bcr=
ad^ten. 5iid^t bie Sliten machen ba§ SReid^ (Sottcö, fonbern ber (Slaube.
®en ®otte§bienft nad^ einer beftimmten I^eorie aufjubauen,
baran l^at Sutl^er meber bamals noc!^ fpfiter gebadet. Dbtt}o]^l il^m
bod^ längft bie ^rebigt ba^ SBid^tigfte mar, legt er l^icr leinen
S38ert barauf, in »eld^cm Jeile be§ ®otte§bienfte5 fie 5u ftel^en
lomme. S5on bem l^iftorifd^ ©eworbenen gel^t er aus. ®r »eife,
wie frfil^ gerabe bie einfädle geier beS ^cxtcnmoijilc^ burd^ liturgtf(^e
3ufäfee erweitert »oiben fei. 3ft i^^rin nid^ts Unbiblifd^e§, will
er e§ nid^t gerabeju tabeln. „SBir tootlen aflc§ prüfen unb ia^
®ute bellten", ba§ »ar fein ®runt)faft, ber aud^ bem eüangelifd^
wcrbenbcn ®otte§bienft wenigftenS im S3ercid^c ber lutl^erifc^cn
8leformation jein ®epräge gegeben l^at. Sine rabitale 5Reugeftaltung
be§ ®otteäbicnfle§ üorjunel^men, baran bentt er nid^t unb l&at er
niemals gebadet. 5Rur baS Uneüangelifd^c unb baS etwaige 3ubicl
in ®effingen unb 9icfponJorien u. bgl., waS ermübet unb bie
^avipt\aä)c, bie ^rebigt beS (SoangeliumS, nid^t }u il^rem Siedete
lommen laffen »iH, foß abget^an werben, ©o lafet er benn
aud^ baS meiftc üon ©ejängen unb aUeJponforien unb anbete
Sliten beftel^en, giebt aber babei jal^lreic^e SBinfe, wo dwa fpdter
aSeranberungen einjutreten l^ötten, jo g. S3. in ber ÄuSwal^I
ber epiftolifd^cn ^eritopen, auf bie er fd^led^t ju fpred^en ip,
ba fie fo biel bie äßerte treiben. @leid^wol^l will er fie nod^
iDttttmrfuiig bet (Btmmbt Im ^otteSbienfl. j^trd^enlieb. 111
weiter beftcl^ett lafjeit, ba ja bie ^beutjd^e ^tcbigt" etjanjcnb cin=
treten !önnc.
®ic grage, ob ber SBein mit SQ3a{jer 5U mifd^en fei ober nid^t,
l^dlt er nid^t bc§ Streitend für wert, entfd^eibet fi^ aber für ba§
le^tere. dagegen forbcrt er aflentJ^alben, »0 ba§ ®t)angelium ge=
tiügenb geprcbigt fei, bie ©arreid^ung be§ äbenbmal^l^ unter beiberlci
iSeftalt. ®en ©nmurf, man »oüe »arten, bi§ ba§ Sfonjil bcn
ßeld^ »ieber frei gegeben, Icifet er nid^t mel^r gelten. SBa^ al5
©infcfeung ©l^rifti au§ bem ©bangelium offenbar fei, baruber l^abe
lein Sonjil ju entfd^eiben.
%nx bie golgejcit toar üielleid^t bas SBid^tigfte, »aö ßull^er
in biefer ©c^rift über bie SRitwirfung ber ©emeinbe am ®otte§=
bienfl dufeerte. @r ift überjeugt Datoon, bafe bie bamal§ nur
Dom (S^or gefungenen Slcfponforien urfj)runglid^ bie Antwort ber
ganjen ©emeinbe gemefen feien. S)a§ wunfd^t er mieber ein=
geful^rt ju feigen, bor allem aber beutfd^c ©efänge. Sie l^aben
ber beutfd^en Rird^e nie ganj gefel^lt. aber bon ben t)or=
l^anbenen finben bod^ nur wenige, bie, wie frul^er erwfil^nt, il^m
fd^on in ber ^n^^n)) lieb unb wert waren, feinen Seifaß, unb er
crl^ebt bie ff läge, bafe e« an beutfd^en ©ängern geiftlid^er ßieber
fel^le ober fic nid^t befannt feien, ^m übrigen bejeid^net bie ©d^rift
in ber ©efci^id^te be§ ebangelift^en ®otteöbienfte§, Don beffen a[u§=
geftaltung fpfiter au§ful^rli(^er ju fpred^en fein wirb, nur eine Keine
dtappt. Sutl^rd Sßunfd^ war wol^l ein boUftänbig beutfd^er ®otteS=
bienft. ©amit l^atte e^ aber nod^ gute 3Begc, unb ba§ Suffallenbfte
war gewifi bieS, bafe nici^t nur bie meinen ®ebete unb ©efänge
cinflweilen lateinifd^ blieben, fonbern fogar nod^ Diele g^l^re lang
bie biblifd^en ^eritopen lateinifd^ beriefen würben.
©afiir etflang benn bo(^ fel^r balb ba§ beutfd^e ebangelifd^e
Rird^enlieb. ?ltlcrbing§ bie Slufforbcrungcn an biefen ober jenen
greunb, fid^ in biefer SSejiel^ung ju Derfud^en, etwa in Übertragung
eines beftimmten ?ßfalm§, waren nur Don geringem ©rfolge gefrönt.
aber fd^on l^tte ßutl^er fid^ felbft baran gemad^t; unb wenn man
feine ßieber mit anbcren (Srjeugniffcn beutfd^er S)id^tlunft jener
Seit Dergleid&t, möd^te man glauben, eS müfetcn bem SBorl^anbenen
ältere SSerfuc^e üorangegangen fein, bie un§ nid^t erl^alten fmb.
112 ^Qtl^r« txftt Siebet. 2>ie et^ ®efangbfi<!^.
S)ad erfte geiftUd^e Sieb, loeld^ed mit üon i^mbefi^en: ^fflun
fteut eu(^ liebe (S^tiftengemein", bad no(^ aus bem 3^l^re 1523
ftammen mitb, fd^lug fogleid^ einen eigenartigen Xon an. @inb mandle
üon Sutl^etd (Senoffen unter ben Sieberbid^tern voxt $aul b. @pretten
(Speratud) bei ber bamaligen ftunftpoefte, ben SReifterfingem, in
bie @(^ule gegangen, \o ift baS bei Sutl^er ni<j^t ber gall. SSie
bei feiner SSerbeutfd^ung ber a3ibel l^at er aud^ bei feinem fär ba§
^olt beftimmten geift(i<^en Sieb bem 93oUe auf bie Sippen gefel^n,
unb babei bod^ mieber ben redeten SKrd^enton getroffen. SSiCl man
an Sßorbilber beuten, fo (dnnte man an bad l^iftorifd^e S^oUsUeb
erinnern. SBie biefed miß es nid^ts ©ubjettibeS auSfpred^en, fon=
bem nur baS, »aS bie ®efamtl^eit bewegt in gurc^t unb C^^^ff^^n
unb freubiger 3ut)erft(!^t Unb eben n^eil ed nid^ts 92eued ausfagt,
fonbern nur bas, »as ade wufeten unb belannten, »urbe eS fofort
5um (Semeinbelieb.
Xro^ ber bieten S)inge, auc^ äußerlicher 9rt, bie bamals gerabe
»ieber auf il^m lafteten, fobaß er einmal bem @palattn tlagt, er
»erbe baruber beS Sebenö überbruffig, entmidfclte er auf biefem ®ebiete
eine gerabeju erftaunlid^e ^ud^tbarfeit. Stnfang 1524 ^ören mir
bereits bon einem jmeiten Siebe: ^8luS tiefer 3lot fd^rei* iä) ju bir."
(i^in {(eines ®efangbäd^lein, mcld^eS im beginn beS ^^^reS 1524 ju
SBittenberg erfc^ien, eS ifi baS erfte eDangelifd^e, melc^eS loir überhaupt
knnen, bringt unter feinen ot^t Siebern öier bon Sut^er. Darunter
finbet fid^ neben ben genannten unb mel^reren Don ^aul ©peratus,
au(^ baS fd^Öne: ,,S(d^ ®ott bom ^immel ftel^ barein ''. ®ine
anbere, ebenfalls ol^nc fein ßutl^un berßffentlic^te Sammlung (Erfurter
UrfprungS brad^te »eitere Dierje^n ®efänge, unb nod^ t)or Snbe beS
3al&reS lannte man bereu bereits nid^t menigcr als üierunbjmanjifl.
Sie finben fid^ in ber erftcn Don Sutl^er felbft unter bem Jitel:
„(Seijtlid^ (Sefangbüd^lein" l^erauSgegebeuen Sammlung. 5iad^ gorm
unb ^n^aÜ finb fie bon fel^r üerfd^iebener Art unb toerfd^iebenem
SBert: teils Überfeftungen altlirc^Ud^er ^^mnen (j. 83. SRitten wir
im Seben finb bon bem Job umfangen), beren Übertragung uic^t
immer gludflid^, teils SBerbefferungen unb Erweiterungen fd^on be=
lannter beutfd^er (Sefänge, enblid^ freie SBiebergabc öon $falm=
»orten, »orin feine bid^terifd^c Segabung am reic^ften jur Entfaltung
^ie TltXohxtm. (^emdnbcgefang. HS
lam. An eine t)oflflänbige SJetbtängung be^ lateinifd^en JKt(i^en=
gefangen badete er übrigen^ nid^t. Sud^ lateint|(^e (Seffinge, beten
teilttjcife Seibel^altung ex um bct lieben '^UQtn'b »illen für einige
®otte§bienfte »unfd^te, finben \\^ in jenem ®efangbu(^.
Unb im ®otte§bien[te, mofur fte beftimmt waren, finb Sutl^er«
löieber atebalb gefangen worben. ©a§ »ar bod^ nur babutc^
mßglid^, bafe fte \\^ an altl^crgebrad^te SKelobieen anfd^toffen. 33ei
jenen bierunbjiüanjig Siebern miib bie SRclobie faum eines, aud^
Tiid^t, wie man lange gemeint l^at, bie ber Überfe^ung beS Srebo :
„SBir glauben aW an einen ®ott" auf ßutl^er jurudfjufül^ren fein.
S3ei Icn nur ücrbcfferten, ubcrfe^tcn ober umgebid^teten (Seffingen
ergab fid^ bie ©eibel^ltung ber alten SBeife bon felbft. ^r anbere
griff er mit einer Unbefangenheit, bie bamals niemanb üerle^te
unb bie bis tief in§ 17. 3^^""^^^ beobachtet »erben fann, jum
Sßoltelieb. Die ißne, bie bem SJolfe lieb unb wert unb bor aüem
geläufig maren, entlel^nte er ol^ne ©d^eu für bie neuen geiftlid^en
(Sefdnge, mochten pe aui) urfpTunglid& l^öd^ft mcttlid^en ßiebern
gebient l^aben — , rootite er boc^, mie er in ber ?Jonebe feines
(Sefangbuc^eS fagt, ,,ba6 bie "^w^zrCb etwas l^tte, bamit fie ber
^ul^llieber unb fleifc^lid^en @ef finge loS werbe". ®aS war aud^
ber ®runb, weSl^alb er bie 3Retobieen in üicrftimmigem ®afte, "bm
3ol^. SBalter, ber turfütftlic^e ©angcmciflcr, geliefert, l^injuffigte.
®iefe prinjipicfle Sinfül^rung beS ®emcinbcgcfangS in ben
®otteSbienft, ber fid^ balb überaö SSal^n brad^ unb }^u neuen
ßieberbic^tungen unb -fammlungcn 5Hnlafe gab, benn ßutl^er wollte
auc^ in biefem ^unttc nur angeregt l^abcn, war nä(^ft ber Äb=
fd^affung ber 3Reffe wol^l bie wid)tigfte Snberung im gotteSbienft=
lid^en Scben. ®ie liefe erlennen, welche anbere ©teflung je^t bie
©cmeinbe einnal^m. ®aS trat nirgenbs beutlid^er l^erbor, als
wenn fie jcftt felbfl, wie cS früher nur ber ^riefter getrau, in
bem Siebe: ^SBir glauben all* an einen @ott", il^ren ®lauben
unb il^re 3wö^tfi(^t bclannte. —
aber äße biefe SSerfinberungen, bie Sutl^er in Wittenberg öor=
nal^m, bejogen fi(^ nur auf bie ©tabtgcmeinbe. 3^ ber @tiftS=
fird^e blieb einftweilen aDeS beim tllten. SBie oft aud^ ber Rurfürfl
feine Siebe jum göttlichen SBort bejeugt l^atte unb afleS gewfi^rea
Jtolbe, 8tttl^er. n. 8
114 2)a« OUtcnBnget etift irab ber Ihtrfütff.
ttei mai^ ol^ne (S^effil^tbung ber Otbnung oot fi(^ ging, feinerfeit^
badete et niii^t batan, mit ben alten 3^^>nonteen obet mit bem
il^m an^ O^S gemad^fenen %eliquienbienft 5U brechen. 92o(^ bi$
ins ^l^r 1622 hinein mußten ®palatin unb feine Agenten neue
XeKquien auffud^n. ^n feine Stiftung lief) et fi(^ nic^t ]^tnein=
teben, ©arfiber »utbe öutl^et immet dtgetUc^er. 3eme^ ber
Steliquienbienft unb baS ganje Unmefen ber äReffe burd^ ben durften
fonttioniert ju »erben fc^icn, um fo ungeflfimer forberte Sut^er,
»ie er bied in ber ®(^rift bom SRif(6rauc^ ber SReffe getl^n, feine
Xbfd^affung. Sr tonnte aud^ barauf bermeifen, bafc mit »enigen
«uönal^men bie ®tif t«l^erren , »ofur er 3^"S«« 'Ö^^e, burc^ ttn=
fittlic^ed Seben 8ffentlid()e3 Ärgernis erregten. IBenn man fie aud^
bulben muffe, prebigte er, fo fei ei$ bo(^ $fli(^t >ed SiateS, gegen
il^e Unjttd()t einjufd^reiten ober fte jur (Sl^e ju jwingen. ®a n)at
e§ fein SSBunber, »enn fie ber C^ol^n ber ©tubentenfd^ft traf,
unb biefe bann unb wann loie bei ber (Sl^riftmeffe 1522 ftd^ ju
groben S^jeffen ]^inrei|en lie{(. Sad SRinbefte fei, mie Sutl^et an
©palatin fd^rieb, bafe bie öon ber furfurftUd^en Jfammer bejal^lten
SReffen eingefteUt würben. ^aS moDte fc^on etwad fagen. SRan
benfe, bag nad^ ®pa(atin^ SSered^nung im SBittenberger ®tift mel^r
aU 9901 Steffen im 3<^^re gelefen würben, bafe bie Qaffl ber
ftleriter, beren (SteQen bamatö freilid^ nid^t mel^r aUe befe^t waren,
bur(^ bie SRunificenj beS Rutfurften nac^ unb nac^ auf 83 geftiegen
war unb mel^r atö 36000 ^funb 2Bad()§ ju (g^ren ber lieben
^eiligen im 3^^ bcrbrannt würben.
3n aflebem war ber alte ^err aber fel^r fcftwierig. ®erabe
jeftt ffird()tete er wieber jeben ©d^cin einer ^arteinal^me. Um bem
Vorwurf 5u entgegen, bie ^rieftcrl^eiraten ju begunftigen, l)er=
weigerte er baS für Sugenl^agenS ^od^jeit erbetene SBilbbret.
©palatin lieferte e§ flatt beffen.
Älö bann im gebruar 1523 ber ©tift^bec^ant geftorben, nal^m
Sutl^er ®elegenl^eit, ba5 ftapitel in einem privaten ©(^reiben ju
ermahnen, nunmel^r ba$ öffentliche Ärgernis abjuftellen. SRad&gerabe
fei baS (Sbangelium burc^ SBort unb ©d^rift lange genug geprebigt
worben. £)ie Uniberfit&t (am feinen 3Bfinf(^en entgegen, inbem fie
?lm3borf jum ©ed^anten wäl^lte. ©erfelbe trat aber jurfidt. ©a er
Sutljet fotbett bie abfd^affong ber SKeffe hn ©tift. 116
mit Scftimmtl^cit ctflättc, bic SKeffcn nid^t biilbcn ju Wnncn, wfitbe
er aud^ faum bic futffitftlic^c ©cftfittguitg etl^ltcn l^aben. ®o
»urbc ein anbetet gewäl^lt unb eö blieb alleö beim aiten.
»ibet Sutl&et tul^te nid^t. «m 11. 3uli fanbte et ein jweite«
SKal^nfd&teiben an bie »apiteföl^tten. ®af| bicfe pd^ auf beu SBillett
be§ Jhirfutften betiefen, mad^te il^m leinen (ginbtudf: „3d& tebe
iftunb mit eutem (Sewiffen, waö gel^t un« bet ftutffltjt in fold&en
&aä)tix an? 3l^t »iffet, »a5 @t. ^ettu§ faget «pofitelgefd^. 5, 25 :
3Kan mufe ®ott mel^t gel^otd^en atö ben SKenfc^en." ^anbele t»
fi(^ bod^ nicbt um menfd^lid^e ®ebtäu(^e, fonbetn um (gintic^tungen,
»eld^e mibet bie lautre Seilte S^rijii unb ben ®Iauben ftteben.
„(S^ ifl lang genugfam gebulbet um bet ©c^mac^en unb Unwiffenben
»iOen; »a^ mit länget bulben, »ifl auf un3 fommen unb mit
ftemben ©finben un§ befd^meten." (St ging jefet fo weit, il^nen
bie (^tiftlic^e ®emeinjd^aft aufjulfinbigen, unb bto^te in einet
fd^atfen ^tebigt üom 2. «uguft, l^infott »ibet fie beten ju moUen,
wie et bi^l^et füt fie gebetet l^abe. ©atubet befd^metten fic^ bie
©tiftäl^etten jofott am nfid^ften läge beim Shitfutften. ®a5 @etud&t
l^atte 8ut^et§ ©tol^ungen nod^ öetgtöfeett. ®ie »oUten glaublidj
hmö)Ut jein, Sutl^et woDe fie mit bem SSanne befd^weten, „(&^
meinfd^aft bet ^^wonet, alsi gemeinen fauff, bit, btot, fleifc^e^
unb anbete ju öetbieten''. ©atübet liefe bet ftutfötfl Sutl^et etnft
lic^e SSotftettungen mad^en, etinnette an baS nal^e bebotftel^enbe
ftonjil, aud^ baf( Sut^et feine SSeteitfd^aft etll&tt |abe, ftd^ nad^
bem taifetlid^en äRanbate Detl^alten ^u noUen. (Sin betattiged SSep»
falzten l^abe et batum nic^t etwattet. S^^^ff^w glaubte 8ut|et in
feinem Siechte ju fein unb etflätte, afle @ewalt üetl^inbetn abet au(§
in feinet ^tebigtweife fottfal^ten ju »oflen. ©ietbutd^ eingefc^üd^tett
fd^ienen bie ©tiftsl^etten jeftt ju Anbetungen beteit. Hbet eS fam
nid^t baju. ®utd^ ßutl^et^ SSotgel&en bei bet SSefeftung bet ^fattei
Detfd^&tfte fid^ mol^l bie ©timmung bet ftapitel^l^enen gegen il^n,
unb fie l^atten einen 9ludl^alt an bem ftutfütften, bet Don bem,
»aö et unb feine SSotfal^tcn geftiftet, nid^t lafjen wollte. 9t
untetfagte jebe Anbetung unb betätigte btei neuettt)ä|lte ©tift3=
geifilidge, benen et nid^t ttaute, nut auf il^t a3etf))ted^en, il^en
litd^lid^en Dbliegenl^eiten nac^fommen ju moUen.
8*
116 int^x9 ftom^f gegen ba« fOIei^igctt^ft.
S)ad glaubte Sutl^ec nic^t bulben ju büxfen. OffentUd^ utib
)>n)>atim belfimpfte et bad Unmefen im HDexl^eUigenftifte unb
forbettc befonbetd burd^ ©palatin feine Äufljebung. 3ene brci
@tiftdl^enen Dermoc^ten au(^ il^t S3eTf))tec^en nid^t ju leiten. @te
gaben besl^lb il^re ®teQen auf, freiließ in bet O^pung, ber StuT=
fuift »erbe fie, wie Sutl^r il^m am 8. ^^li 1524 oorfc^lug, als
Seigrer an bet Unibetfitfit bie ftul^eten ^tdbenben genicfeen lafjen,
Übetl^aupt ging fein äBunf(^ bal^in, "ba^ Don ben ©tiftsl^etten unnü^
betgeubete ftapital bet Unibetfitfit jujuwenben.
(Sin (leinet ®tfolg mat ed, aU biefelben untet bet O^nb bet=
\pxaä)m, ba« Jlbenbma^l nut untet beibetlei (Seftalt aufteilen ju
tDotten. ©a bie ®emeinbe fo befd^loffen, fd^ien eg baS SRinbefte ju
fein, tt)a§ Sutl^et je^t glaubte fotbetn ju muffen, ©ie Jhinbe, bie
il^m bann im 92obembet jutam, baf( man bo(^ gelegentlich nad^
bet alten SBeife üetfal^te, betfeftte il^n in ben ^eftigften S^tn.
S)af( bem etma ®emiffenSbeben{en ju @tunbe liegen fönnten, ^ielt
et in ^nbettad^t bed fonftigen Setl^altenS bet ®egnet unb bet fo
oft gel^ötten ^tebigt bed (SbangeliumS \üx auSgefd^loffen. (St fal^
barin nut bie Slbfid^t, bie (Sinigteit bet ®emeinbe ju ftdten, Flotten
unb @e(ten aufjutic^ten, ©aS enblid^ ju Äuftu^t füllten »ctbe.
„©cSl^alb »etbe id^ gebtungen", fc^xieb et an bie ©tiftsl^ettcn, ,,al§
ein Setufenet biefet ®emeine, mit (Spottes (Snaben, ^t unb äßittel
bamibet futjunel^men, bamit id^ meinem (Semiffen genug tl^ue, unb
baS Seuet, »eil e^ nodd im gunbet glimmet, ju bfimpfen, fo biel
an mit ift." ®o ft^tieb et ©onnetftag, ben 17. 5llobembet, mit
bet beftimmteften «uffotbetung, bis jum näd^flen Sonntag eine
tlate äntmott, ja obct ndn, abjugeben. ©d^on am fotgenben
Jage baten bie ©tifts^etten mn (gntfd^ulbigung; abet Sutl^et bet=
langte ungeffiumte HbfteHung aUet SReffen, btol^te, beSl^lb beibe
©ütgetmeiftet an fie abjufd^idfen, auc^ ben ^tebigtftu^l ju bet=
laffen unb einen anbeten batauf ju fteUen, bet fo ptebigen foUe,
bafi bie SReffen geioi^ abgetl^an mutben. Unb bai mitllid^ bei
Mngetet SBeigetung »uftu^t unb lumult ju etwatten »at, jeigte
ft($ nut }u balb. 9Die Stubenten lief)en ftd^ gtobe VuSfd^teitungen
befonbetS gegen ben ©ed^anten S3e|(au jufd^ulben fommen, unb
nut mit 3Rfi^e lonnte ßutl^et ©d^limmete« betl^uten.
,,$oit bem (Greuel ber ^ixüm^t." 117
S)eT fturfürft mar im f^Mj^itn äßa^e ungel^alten. (St Ue|
Sutl^ct batan erinnern, bafe er ja jclbft ptebigc, ^ba| man baS
SBort ®otte§ foBe fcd^ten laffen, baö »erbe 5u feiner S^it wenn
ed ©Ott l^aben »oUt, »ol^l wirten". ©od& ßut^et liefe fi(^ nic^t
beirren.
9lo(i^ nid^t am nfic^ften, aber am barauffolgenben ©onntag,
am 27. Siooember 1524, brad^te er bie ©ad^c »ieber auf bic
ftansel, erläuterte baS ®otteSlfiflerlid|e be§ 3Refetanon§ unb forberte
jum ©d^lufe alle, durften, S3urgermeifter unb Slid^ter auf, fold^e
(Sotteöldftcrung nit^t ju bulben. „3ft eud^ erlaubt üon ®ott, einen
üermegenen ©üben, ber ba tfiftert auf bem SKarlt, ju ftrafen, ei!
fo lafet eudd erlaubt fein, biefe greuliche, grofee anti(^riftlid^e ®otU^:
Idftcrung auSjurcuten." Unter biefem ©epc^töpunltc ber 8ffcnt=
liefen ®ütte^läfterung, baran mufe man \\i) erinnern, um fein
fd^roffeö SJorgel^en ^u üerftel^en, fafete er ben gortbeftanb bcö SRefes
lultuö auf. 2)ie§ fül^rte er ani) in einer gleichzeitigen, »efentlii^
für bie äBittenberger beftimmten ©c^rift: „85on bem ®reuel
ber ©tillmeffe" auö, in ber er ben SRefefanon burd^nimmt.
Sicd^tlid^ mar nac^ feiner ^uffaffung burd^ „allgemeinen Äonfenfud'',
morauf er, »ie er fc^on am 30. Sidtj 1522 fc^rieb, l&atte martcn
»ollen, bie SReffe gefallen. ?lufecrbcm mar nad) feiner Überjeugung
nun genug geprebigt: jene Ififterten miffentlid), mc^l^alb bic ®es
meinbe, ol^ne eine 3Ritfd^ulb auf fid^ ju laben, fte nid^t mel^r mit
®ebulb tragen bürfe. Un§ SKoberne tann bie^ bcfremben. Sin
SBiberfpvu(^ mit Sutl^erS frul^eren ?lu§laffungcn lag bod^ nid^t barin.
SBie oft er früher ober fpäter bic ©cmiffcnSfrei^eit unb für ben
einjelncn aud^ \>a^ 9ted^t, ungläubig ju fein, betont: baS Siedet
eine§ bon ber ®emeinbe fid^ abfonbernben ftultu§ ^at meber er
no^ irgenbeiner ber Sleformatoren barauö abgeleitet. ®er ®ebanlc
ber Slcligionöfrei^cit »ar jener ^dt ein gänäli(^ frember.
®ie SBittenbergor ®emcinbe l^atte ßut^er oötlig auf feiner
Seite. S3alb mä) jener ^rebigt forberten 9lat, ®cmeinbe unb
Uniüerfität il^rerfeitö bic ?l6fc^affung be§ ®reuel5, ben fie nid^t
mel^r bulben tonnten. ®a§ mirfte. Unter bem ®rudt ber 83er=
§ättniffe gab man nad§. SBeil^nad^ten 1524 jeigten bic ®tiftS=
Irenen an, bafe fie fi(^ überjeugt l^ätten, bafe bic 3Reffe ni^t attf=
118 Sbf^affmig ber STOcffe. 2)er fturfttrll. (Sbertut Mtt ®ün)bttrg.
tec^t 5U erl^lten fei. Unb ber Shitfut^ tief) es gefc^e^en, »enn
aud^ mit fii^toerem Oetjen unb üoQ UnmiQen^ über ßutl^. ®o
fittfierte er ftd^ gegen feinen Sruber Solenn, ber il^n fd^on im
Sommer 1623, aU man in Z^iiringen unb fogar in Xorgau bie
grol^nlei(l^namd)>ro}effion unterlaffen l^tte, barfiber getröftet l^tte.
3e^t f))ra(l^ er fein SSebauern barüber aud, baj) Sutl^er bem Ihtrffirften
»entgegen l^nbele". (Sin paax Xage fp&ter aber, am 27. S^nuar
1525, fii^rieb er boQ ^eube über ba^, toQ& er ju Sßittenberg ge=
fe|en unb gel^ört, unb mie ,,ein grof(e$ SSoU in ber Stireren ju
Sßittenberg'' bei ßutl^erg ^rebigt gemefen, unb er baDon geprebigt,
oie man beten unb mad man beten foUe unb aUemeg bas %^tu
trauen ju ®ott l^aben, baf) ed il^m gefaUe.
daneben bef(^fiftigte Sutl^er nid^t minber bie @orge um bie
gefiigung d^riftlid^en Sebenö unb bie SReucrbnung beö ®emcinbe=
lebend in jeber ©ejiel^ung. ^ier waren bie ©d^wierigteiten vod^l
ttod^ größer atö auf anberen ®ebieten. äBie bie neuen @rtennt=
niffe überall ju einer üoUftänbigen Snberung afler öebendüer]^lt=
niffe brängten, ift fd^on beobachtet worben. Unb je »eitcr 8ut|er3
®ebanfen burc^ SBort unb ©c^rift in bie SRenge getragen »urben,
je mel^r jeigte pd^ l^ier unb ba bie Steigung, relatio Siebenfäcblid^eS,
meil ed in bem eigenen ®efid^t§treid lag, als ba$ 92äd^ftliegenbe
anjufel^en. S)aS gilt }. S3. üon bem trcfflid^en (Sberlin Oon ®un}=
bürg, einem granjistaner bon Ulm. 3^^ f^i^^w ooltstümlid^en
Schriften warf er eine güfle praltifd^er ®ebanlen in bie SKenge,
bie jum 2;eil nic^t audfül^rbar waren, ober bod^ erft in ferner
Seit. Caju lam, woüon fpfiter in anberem Sufammenl^ang ju
fpred^en fein wirb, »ad man oon ben SReformationöanfängen in
ber ©d^meij unb ben bamit oerbunbenen politifd^en Sßorg&ngen t)er=
nal^m, eine ftunbe, bie auf manche fubbeutfc^e ®egenben ni^t ol^ne
(ginflufi fein tonnte. S3ei ben fi^ fo oielfad^ heujenben g^tcr-
effen wirb ba tein Serftänbiger eine gerablinige ®nt»idfelung cr=
UKirten. ®ab es bod^ au(^ abgefe^en üon Sarlftabt unttare ftdpfe
genug, bie fid^ barin gefielen, Den einen ober anberen ®ebattfcn
aufjugreifen unb gerabe üon feiner Änertcnnung unb ©urc^fuJ^rung
baS ^eil abl^&ngig i\x mad^en.
©al^in gel^örte 3af. ©traufe, ein geleierter SRann, ber frul& öon
3aIob @ttau6 unb feine X^xxt t>om ®efe^ unb i9om Sudler. 119
ßutl^ctS 2c|tc ergriffen, bereite im grül^ia^r 1521 ju ^afl im 3nn=
tl^ale ba^ (Soangelium geprebigt, unb Don bort bertrieben nad^ mancherlei
Srrfal^rten im ^a^xt 1623 ^rebtger in ©fenad^ würbe, ^in seigte
er p(^ ate einen rul^rigen, tl^atfräftigen SKann, ber mit toielem ©fer,
für Sutl^er allerbing« ju l^aftig, reformierte unb bei ^erjog 3öl^Änn,
ber gemö^nüd^ in SBeimar reftbierte, in großen Knaben ftanb. ®e|r
balb beobachtete man bei il§m eine gewiffe @efeftlid§teit. ©ie SBert«
fc^&ftung ber ®c|rif t fteigerte er bi§ jur gorberung, unter Äbfd^ffung
ber gettenben Sled^t^orbnungen ba« mofaifd^e ®efeft, befjen ewiflen
SSeftanb er leierte, wieber auf jutid^ten. SBon biefem (Sebanfen au8
belampfte er nid^t nur wie Sutl^er unb anbere ubermäfeigeö ^in^«
nel^men, fonbcrn wollte e§ fd()on für SBuc^er angefel^en wtffen, wenn
jemanb auc^ nur einen Pfennig über bie geliel^ene (Summe forberte;
ja e§ fd^ien il^m nic^t minber funblid^, 3i«f^w i^ i^^^ ^"^ jw
nel^men. ©old&e Sufeetungen, mit benen er fd^arfe auöffiöe gegen
Abel unb ^faffentum ocrbanb, bie jum SSerberben be§ armen
^anne^ eben auS bem äßud^erjin^ bie Mittel ju i^rem 9Ru|iggang
gewannen, fielen auf nur ju guten Soben. SRid^t mit Unrecht l^at
man il^mr fpfiter oorgeworfcn, ben SSauern bie Äöpfe oerbrel^t ju
JU l^aben. ©d^on bamalö nannte man feine Sieben aufrul^rerif^.
^reilid^ aud^ SReland^tl^on l^atte in feinen loci theologici Dom
Saläre 1521 bie ©nfül^rung be§ mofaifd^en ®efefte§ unb fogar
„ber meiften 3ctemonieen" für wunfc^enöwert ertlärt, weil ba3
SBort ®otteö allen mcnfc^lid^en Sinrid^tungen üorjujicl^en fei, l^atte
aber feitbem Ifingft ertannt, baf( ba§ (Soangelium mit ben S)ingen
biefer SBelt nid^t^ ju tl^un, unb ber S^rift, foweit e§ ol^ne ©finbe
möglid^, fi(^ nad^ ®efe^ unb £)rbnung bed Sanbe^ ju rid^ten l^abe.
®aüon fud^te er ©traufe im grü^ial^r 1524 bei einer Änwefenl^eit
in (Stfenad^ ju überzeugen. ®o \pxa(l) fid^ aud^ 8ut§er an oielen
©teQen au$, u. a. gegenüber bem ^erjog S^l^ann Don ©ad^fen,
auf ben bie (Brunbe beS ©traufe nid§t o§ne (ginflufe geblieben
waren. Über beffen Seigre üom IBud^er l^atte ßutl^er fd^on im
Dttober 1528 auf ben Sßunfd^ bed Stanjlerd S3rüd( ein miSbiUigenbefS
®utad^ten abgegeben. SBel(^e§ Unl^il bie Siebe, e^ fei fünblid^
3ittfen JU bejal^len, bei bem ^gemeinem ^öfel, ber folc^eö nid^t
anberd benn um feinet 92u^en8 wiQen gerne l^öret unb tl^ut", an«
120 ^rmott Mm f&uäftx unb llauffti^aitbluttg.
tid^ten muffte, tonnte i^m natüt(i(^ nic^t entgelten, di n)unj(|te,
ba{( ^etjog 3<^'^it>i V^^^ anl^teltc, Jolä^t^ bem 93o{te miebet attd=
juteben''. 9Dad eneid^te er bei bem fel^r felbft&nbigen (Eifenac^er
^tebiger, bet Öutl^et feinedweg« ate Äutoritfit anertannte — ßutl&erä
jlame »itb in feiner feiner ©d^riften genannt — freilid^ nic^t-
SBenn ®trauf( auc^ etmaS einlenfte, {o nal^m er bod^ ni^td jurüdC;
ol^ne irgenbmie auf ®egengrunbe ju ad^ten, moQte er fogat bad
3u6el)al^r, »onad^ ade funfjig S^l^re bie t)ertauften ®üter an ben
urfprunglid^en SSefi^er jurüdtfaUen feilten, eingeful^rt fe|en, unb e^
gab t)ie(e, bie bem Dom ^erjog S^^^^ti^ gef^fi^ten SRanne, bem
bod^ audd ßutl^er in Dielen SDingen feine Snertcnnung nid^t oerfagen
tonnte, jum 93erberben ber ganzen Sanbfd^aft gl&ubig laufc^ten.
®ie§ unb bie immer »icbcr Don neuem erörterte gtage nac^
ber SSerec^tigung ber großen ftaufmannSgefeUfd^aften, fomie birette
Slnfragcn Deranla^ten Sutl^er, im ^<x})Xt 1524 feinen »großen
©ermon Dom SBud^er" neu l^erauSjugeben unb bamit eine Schrift
Don „ Ä a u f 5 1 a n b l u n g • ju Derbinben. SRit fid^tlid^er Slbneigung
gegen ben ®ro|>l&anbel überl^aupt, für beffcn ßeben^bebingungen
bei aUer fonftigen ftlarl^eit in \>tn fragen beS öffentlid^en SebenS
er lein rechtes SJerftänbniö ^at, etörtert er bie il^m befannt ge=
worbenen Jfniffc unb SDiittelcben ber Raufleutc, einen größeren S3ot=
teil JU erjielen, al5 bie mittelalterlid^c ftnfd^auung julicfe. ©anj
befonberS Derurteilt er aud^ ba§ 93firgf(^aft^tt)efen. S3urgc »erben
unb SBütgfd^aft annel^men ift il^m ein falfc^ciS 85ertrauen auf SRenf^en
unb ein ungemeffeneö ©ingreifen in ®otteS SBert. 3Rit gutem
®e»iffen in ftaufmannSgefeUfc^aftcn ju bleiben, l^ielt er für un=
möglich : rf Sollen bie ©efeUfd^aften bleiben, fo mu^ S^led^t unb
8lebli(^teit untergel^en. ©oll älec^t unb SRcblid^feit bleiben, fo
muffen bie ®cfeflf(^aften untergel^cn.'' 3Rit biefen Siu^laffungen
ftellte fic^ ßutl^er auf ben ©tanbpunft cine§ gtofeen Seils ber
beutfd^en 9lation, ber Don ber 8lbfc^affung ober »enigflenS S3c=
fc^ränlung jener ®efetlfd^aftcn unb il^rer SRonopolmirtfd^aft eine
»efcntlid^e ©efferung ber »irtfd^aftlid^en ßage erwartete. Sbenfp
fidler Derlefete er bamit in ben ftreifen ber Äaufmannfd^aft, unb
man tann bie S3eobad^tung mad^en, bafe man in einjelncn ©tdbten
}. S3, in SlugSburg ju Seiten bie tird^li^e grage mit ber SKonot)oU
2)ic toad^fcnbc i«ot bct W6n6ft. 121
»ittjd^aft in bic cngfle aSctbinbung bra(^tc unb, weil man fid^ 1>\xx6)
gutl^cT^ gcwid^tigcö SBort in feinen 2«teteffen bebrol^t fal^, aud^
gegen il^n übetl^aujjt etllätte. —
anbetet al5 ba§ ©twäl^nte berül^rte Sutl^er in biejer ^cxt nod^
nnmittelbatet.
®a5 abfd^äftige Urteil über bic Älöfter befonberä Die »etteU
Ilöftcx |atte fel^t balb bie SBittung, bafe bie SJönd^e, bie nod^
nic^t gettiflt »aten, bie Shitte au^ju^iel^en , nid^tö mel^r ju leben
l^atten. ©er S3ettel war bcrboten, ia^ Jlid^tStl^un geächtet, unb
es mar menfd^lid^, bag bie freiwilligen Siebeggaben abnahmen ober
aufl^örten, nad^bem man ertannt, bag man ftc^ baburd^ nid()t ben
^immel erwerben fönne. S)iefer materielle Umjd^lag DoQjog [id^,
nod§ el^e man auf Kbl^ilfe l^atte benfen (önnen, fo bajj bie SRönc^e
barfiber in 3lot famen. S3ereitö im Slpril 1522 fa^ fic^ ßutl^er
gejwungen, 5U prebigen, man miiffe entweber ben ©ettel wieber jus
laffen ober für bie Smäl^rung ber ßeute jorgen. ®en SBerluft, ben
fein eigenes ftlofter burd^ ben gortfall beS ©ettclS crfal^ren, fc^dftte
Sutl^er fc^on im 3Rai 1522 auf 300 ©ulben. ©aju fam, bafe beim
SRangel an tird^lid^en (Strafmitteln bic ®infünfte aus S^nfen unb
liegenben (Srünben nur fpärlid) eingingen. @in C)au))tf(^ulbner beS
ftlofterS, (Sünt^er b. ©taupi^, fcbien fic^ nunmehr jeber ä^l^lwng
entiiel^en ju woüen. SRan lebte üon ber ^anb in ben SRunb, oft ol^ne
ju wiffcn, roa§ ber nä(^fte iag bringen werbe. 3^i^"^^i'i9 »«^ ^i^
5Rot fo grofe, bafe Sutl^er baran badete, ob i^n biefe Unban£bar£eit
ber SBittenberger, bie il^m mand^e trübe ©tunbc mad^te, ja ben
lob erfel^nen liefe, nic^t jwingen würbe, „ben ^apiften unb ftaife=
rifc^en ju ®ef allen" üon SBittenberg ju wei(^cn. ®o ftanb eS in
SBittenberg unb nic^t minber an anberen Drten in biefer fc^wexen
3eit beS Übergangs.
SBer l^attc eigentlich baS ©gentumSred^t an ^ab unb ®ut ber
ftlöfter^ ®S lag nabe, bafe bie einjelnen in Sluflöjung begriffenen
ftonoente baSfelbe für fid^ in Änfprud^ nal^men. Unb ßutl^er billigte
es, als bie 8lugufliner in ^^x^bttg, in ©ac^fen im SRai 1522
baran badeten, i§re Jfleinobicn ju üerfaufen unb ben @rlös unter
fid^ JU öerteilen, „bamit fie nid^t fo baar aus bem Rlofter gingen".
®ieS würbe aber üon ber Dbrigleit nic^t gelitten.
122 2>ie (frage na4 bem ffttä^t auf Ue etlftttngftgelbn.
(Sine meitere ^age mar, mie ed mit ben fitii^Ud^eti Stiftungen
ju leiten. (Sollten mit ben äReffen m^ bie Stiftungen feI6ft
faden? (Satiftabt l^tte in ber Don il^m l^enfil^renben IBittenberger
SKtd^enorbnung bie ^age bol^in gelAft, baf( bie ^rieftet nad^ bem
Kuf§5ten ber SReffe für bie il^nen jufaQenben ©tiftungdgelber bie
armen, tränten ßeute befud^en unb in il^ren 92ftten trfiften fodten.
Sutl^er riet, faQd bie no(^ lebenben (Stifter nid^t mit ber S3eis
bel^ltuug ber Stiftungen ju anberen S^i'eden einDerftanben mfiren,
batauf ju Derjic^ten. (Sbenfo fd^ien e$ i|m bie 93inig(eit }u forbem,
aSerioanbten früherer (Stifter, bereu Cegate nun bem tömifc^en
(Bfi^enbienfte bienten, bad (Selb jurfidTjugeben.
Kber angefic^t^ ber 2:l^tfad^e, ba{( bie meiften (Seiftlic^en
auf biefc (Sinfünfte angemiefen maren, erl^ob fi(^ immer mieber
bie praltifd^e ^rage, tt)obon bann leben? 8Bot)on foQten aud|
bie alten, trauten Wtini)t, bie nic^t me^r arbeiten tonnten, bie il^r
S3ermögen bem ftlofier eingebrad^t, moüon follten bie Dielen 9lonnen
leben, bie nunmehr t)on il^rer d^riftlid^en greil^eit (Sebraud^ gemad^t
litten? 9Ran lann fid^ ben ®egen{a^ beS fid^ erft entmidelnben
neuen ®cmeinbetcben§, baö unter ben fc^imerigften SSer^filtniffen
erft nac^ neuen f^ormen fud^te, nid^t greO genug Dorftellen, unb ed
ift bcgrciflidd, bafe manche nid^t§ ate Verwirrung ju feigen meinten.
SBie ia Drbnung ^ineinjubringen, war für ßutl^cr ein (Segen=
ftanb fortwäl^renber ©orge.
Sm 3ufammen^ang fi^ baruber auS}uf))re(^en, Deranla^te il^n,
ba$ SSorgel^en einer Keinen jfid^fifc^en (Stabt, 8eif(nid( an ber
SRulbe. Sie l^at ben 9iul^m, wenn audd unter SSenu^ung ber
fc^ott erwähnten (Sarlftabtjcben Drbnung für SBittenberg, ben erften
S3erfu(^ gemacht ju l^aben, bad ganje (Semeinbewefen einf(^lie|lid^
ber SSerf orgung ber ©eiftlid^en, ber arment)flege, ber öffentUd^en
3ud^t unb bed Untenid^td nad^ äßaf(gabe ber Der&nberten ®ad^
läge neu ju orbnen. ®er ®runbgebante war ber, alle (Suter ber
ftird^e unb ber gciftlid^en ©rfiberfd^af ten, ber StiftungSgclber unb wa«
fonft etwa an (Selb unb ®aben bie d^riftlid^e Siebe ju fpenben
bereit war, in eine allgemeine $!affe, ben gemeinen fta^en, fliefien
ju laffen. SertrauenSmänner, bie nad^ flänbifd^en Slfidtrtd^ten ju
wfi^len wfiren, foQten bie aSerwaltung berfelben fibernel^men unb
Seignidet Kafienorbnung. 128
baDoti nid^t mx bie SKtc^ens unb ©d^ulbienec auf eine beftimmte
»efolbunfl fcften, fonbem aud^ bie öffentUd^e ätmetis unb SBaifens
pflege u. a. m. befreiten. ®iefe Drbnung, bie ol^ne S^üfzl unter
gul^rung mel^retet fetten Dom Kbel, mie bed ®eb. t>. $(5tteri^fd^
unb gelegentlichem 93eitat Sutl^etd, bet im (September 1522 in
1Beif(nid gemefen, juftanbe gelommen toax, gab Sutl^er, bamit fie
anbeten Drten jum SSotbilbe bienen lönnte, im g^l^ial^t 1523
l^erau^. Sr f(^rieb baju eine 93otrebe, beten S3ebeutung tt)eit übet
jene ftafienotbnung l^inauSgel^t.
£)iet fafite et bie @a(^e im gtofien an. @o Diel l^at il^m fd^on
bie @tfa^tung getel^tt, M% etlid^e geijige S&nfte fold^e geiftlid^
®utet an fic^ teilen'' unb ftd^ bann auf il&n betufen »erben. @o
Diel et fann, »ill et bem Dotbeugen unb Sßotfd^l&ge machen, mie mit
ben (Sfitetn 5U berfal^ren, ^o^ne ))a^ fie in bie Äopufe lommen''.
S)a| bie ftlöfter abgetl^n »erben muffen, gilt i^m atö et^
tt)iefen, aud^ baf| bie Obtigteit bafut fotgen foHc, nid^t nut babutd^,
bafe fie bie ftloftetleute frei ^erauögel^en laffe, fonbem aud^ neue
aufjunel^men Der^inbere. Tillen ®iferern gegenüber erlldrte er fid^
aber fofort bagegen, aüe biejcnigen, „welche, fei eä 8iltetS=, SSaud^ös
ober (Sewiffend^lber" bleiben moQten, au^jutreiben ober fie un=
freunblic^ ju be^anbeln. ^m ®cgenteil riet er, fie bcffer 5U Der*
forgen, ^bamit man ja fpürc, bafe nid^t ber ®eij bem geiftlid^en
(Sut, fonbern d^riftUd^er ®laube ben Sllöflern ein geinb fei".
©ie ©inigleit forbert aber aud^, bie Äu^tretenben auö bem
ftloftergut ju unterftu^en, bamit fie etmaS 92eueS anfangen (dnnen,
geben fie bocb mit il^rem austritt aud^ il^ren Unterl^lt auf. ^aS
SBid^tigfte fei aber, aus ben übrigen fird^lid^en ®intfinften, bie, mie
gefagt, in einen gemeinen ftafien fliefecn foUen, allen ©ürftigen im
Sanbe auc^ burd^ Carle^en auf^ul^elfen. S)abur(^ merbe man bem
SBiöen ber Stifter entfprcd^en, bie, menn fie aud^ geint, bod^
immerl^in mit il^ren ®abtn ®ott litten eieren »oOien. Unb mo
gebe eö einen grö|eren ®otte«bienft als bie d^riftlid^e Siebe! ©a«
bei maö)t er ani) l^ier ben 93orfd^lag, ben 92ad^tommen ber (Stifter
ju geftatten^ bie (Stiftung ber ^l^nen ganj ober teitoeife jurfidts
itt^iel^en. (gr mad^t fid^ felbft ben (Sinmurf, baf( ba »o^l nid^t
öid übrig bleiben »erbe, aber baS beint il^n nid^t. ®r l^at e«
124 2)ie ^ignider Jlaflenorbnung.
nur „mit bet d^riftUd^cn ßicbe" ju t^un, Der et a\x^ nur 8»at
geben »iß, @cfe%e Uefeen fic^ barübcr ni(^t auffleDen. SBa§ aber
Don ben (Sütetn „auf SBud^et ftel^e", foüe Don üotnl^erein au§=
gefonbett »erben unb ben tec^tmäfeigen ©cfi^ern sufallen.
®ie SScttelflöfter »iti er, »ie er eS fd^on in ber ©d^rift an
ben «bei au^gcfprod^en, ju ftnaben= unb SRfibd^enf(^ulcn üerwenöct
»ificn, bic übrigen Jtlö^cr mögen bie ©tfibte nad() il^rem SBebarf
einjiel^en. ©urdd f^^^ft^ SSorlcl^rungcn l^offt er, bem S5ettel »ie
bem SBuc^er unb aud^ bem SRifebraud^ be§ S3anne3 ju »el^rcn,
ber \o häufig um ber ^faffenguter »iflen öerlängt »orben. ©a§
S3cbeutjamftc, unb »a§ für bic ^olge berl^fingni^boll »erben foHte,
»ar aber, bafe er bic XtuSfül^rung tiefer SSorfc^läge unb befonberö
bie (Sinjiel^ung be§ Rirc^enguteä jum S^Jcdfc ber 8Scr»enbung für
allgemeine tirc^lit^e unb »irtf(^aftlid()c ©ebürfniffc bertrauenöüoD
in bie |)finbe ber Dbrigfeit legte. S5cad&ten§»crt ift aud^ bie
SRa^nung, jene S3isitum§inl^abcr, bie über 2ani unb ßcute ju ge=
bieten l^aben unb, ^bie im ®runbc ber SBal^rl^eit »eltlic^c ^cncn
mit einem »eltlid^en SRamen finb**, aud) »irflid) ju meltli^en
^enen ju machen.
©aö »aren ge»if> aCieä me^r ober minber Folgerungen ober
aud^ nur SBieberbolungen befjcn, »a§ er bereite 1520 au§gcf|)rod^en,
aber fie »aren je^t, al§ beim 3ufammenbrud^ bcö Alten bie 3R8g=
lid^feit üorlag, fie jur ?lu§ful^rung ju bringen, boc^ üon ganj
anberer SBebeutung. ©ie »urben, »cnigftenS nad^ ber Siid^tung,
bafe bie Dbrigfeiten bie Äird^cngüter in Scfi^ nal^men, bie 8iid^t=
fd^nur für bie allmähliche SReuorbnung ber Singe, greilid^, bie
Hoffnung, bafe babci „bie d^riftli^e Siebe'' bie Hauptrolle fpielen
»ürbe, erfüllte fic^ nid^t.
Übrigen^ lam fd^on in Scifenicf felbft jene ftaftenorbnung nie
ofiUig 5ur XluSfü^rung, »o§l be^l^alb, »eil bie SRittel nic^t l^in=
reid^ten, um alle Sebürfniffc ju befriebigcn; bieUeid^t aud^ barum,
»eil bem 9iate in ber au§ ©tabt unb Sanb gemifd^ten (Scmeinbe
nid^t biejenigc ^errfd^enbc ©tellung jugcbilligt »ar, bie er bean=
fprud^te. 33ergeblid^ erfud^te ßut^er ben Rurfürften, bic ©urd^=
fül^rung in bie ^anb ju nel^mcn, unb nad^ lurjer ^Ät ]pxaä) er
bie SSeforgniö au§, bie ®emeinbe üon öeifenidf »erbe i|ren tud^
2)eflbettu9 (Sta9inu9. 125
ttgen $faner, ed war bet fxül^ete Slugufttner Xilemann Sd^nabel,
burd^ Qmi^ Dettteiben, unb mit tiefem Sc^metj fal^ Sutl^et, baf)
iener fo Diel toetfptec^ettbe Anfang fo wenig l^ielt. —
S)te Dielen alten unb neuen ®egner, bie Smfet, Sod^leuS, ^abet,
©d^a^ger, ^ietenberget unb wie fie aQe Igeif^en mod^ten, bie ftd^
in^ber Set&mpfung Sut^ö üerjud^ten, liefe biefet grofeenteil^ ganj
unbcat^tet, ober trug ben jüngeren (Senofjen il^re SBiebertegung
auf. SRan finbet aud^ nic^t, bafe fie im eigenen Sager grofee
«nertennung erful^ren, bie ®a(^e war Diel ju weit gebieten, bie
®egenf&^e ju grog geworben, al^ bafe burd^ bie Erörterung bed
einen ober anberen ^untted etwas §dtte enei(^t werben tonnen.
änberS würbe bieS, als enblid^ ber grofee (SraSmuS in ben ftampf
eintrat, ©c^on ju einer 3^^, in ber man im beutfd^en SSoUe
feinen 92amen no4 DertrauenSDoU neben bem ^uttenS unb Sutl^erS
nannte, bereits im ^uguft 1522 wollte man in ä&ittenberg wijfen,
bafe (SraSmuS bamit umgel^e, gegen Sutl^er }u ((^reiben. ®aS
war ein ^ntum. @r badete bamalS nid^t baran, wiewol^l er feit
©elanntwerben ber Sannbuße feine ®elegenl^eit unbenu^t liefe,
iebe ®emeinf(^aft mit Sutl^er abzuleugnen, unb Don il^m unb feinen
Snl^ngern in ber Deräd^tlid()ften äSeife ju fpred^en. ®aS ^alf il^m
bo4 nid^t. 3Ran warf i^n immer wieber mit Sutl^er jujammen.
®ie SBaffe lag ju nal^e unb war ju bequem, als bafe bie alten
mönd^ifd^en ®egner fie nid^t immer wieber gegen il^n gebrandet
lottert, auf ber anbem Seite fuc^te man il^n 5um Stampfe ju
br&ngen. äSaS fe^te man nid^t für Hoffnungen auf il^n! 3Ran
Derfprad^ fid^ einen entfd^eibenben (Srfolg. ©raSmuS tonnte ftd^
rül^men, Don jwei topften, bem Saifer, bem Sönige Don (Snglanb
unb nid^t wenigen anberen l^od^gefteUten $er{önlid^{eiten unb ®e=
leisten, }um Jeil bie bringcnbften Äufforberungen erhalten ju
l^ben. Hber wie fel^r bieS aud^ feiner (Sitelleit fd^meic^eln mocbte,
fo jögerte er bod^. ®r wufete, waS für il^n auf bem ©piele
fianb. (Snblid^ war eS wol^l mel^r bie (Sorge für ben 9iuf feiner
Slec^tgläubigfeit unb Sirc^lic^teit, als bie ^uSfid^t auf einen
neuen 8iu|m, bie ben äuSf^lag gab — , fd^on im 3^re 1521
l^tte er Dom ^apfte bie Erlaubnis erbeten, Sutl^erS Sudler lefen
ju bfirfen.
126 tot^ nnb <5ra9mu«.
Sutl^er fa§ bied aUed tommen. S)a{i er bed (Sra^mus 9Reifter=
fd^ft ni(^t furd^te, unb faQd er angegriffen merbe, „bem berebten
(Sra^muS ol^ne 9ifi(tft(^t auf Unfeinen, ^tarnen unb (Sunft entgegen-
treten werbe", l^atte er bereits in einem Briefe Dom 28. SRoi
1622 audgefprod^en, ben aQ^ueifrige B^eunbe aud^ t)er5ffent(t(^t
l^atten. (Siti^voo^l l^tte er ben unerquidClid^en unb fid^erlid^ un=
frud^tbaren ftampf gern Demtieben gefeiten. Sie ^{abel^tc^e, mit
benen (gra3mu§ il^n unb bie ©einen fortwdl^renb bebac^te, »ar er
entfd^Ioffen nid^t }u beachten, mie fel^r il^n an^ bad l^eud^terifi^e
IBefen, bem er bie unrfil^mlidde Stedt^eit eines (SdC borjog, inner=
li(^ tturmte. SBa« jener gcleiftet, erfannte er »ittig an. ®o
fd^rieb er am 20. ^uni 1523 an £>(oIampab in S3afel: „(6x l^at
getl^n, moju er beftimmt mar. (Sr l^t bie Sprachen eingeführt
unb üon ben »ibergöttlid^en @tubien abgelenft. SSielleid^t mirb
aud^ er wie SKofeS in ben (Sefilben SRoabS fterben. ®enn ju
ben bcfferen ©tubien, bie auf bie grömmigteit abjielen, ffil^rt er
nid^t. @r l^t genug getl^an, baf( er baS Sdfe gejeigt, aber baS
®ute JU jeigen unb inS Sanb ber S3er^eij}ung ju ful^reu, baS
üermag er nid^t, fo meit ic^ fel^e." ®ieS bejog ftd^, »ie er es
au(^ etßärte, auf beS (SraSmuS ©d^rifterßärung, beten Dberfldc^
lic^teit er je länger je mel^r erfannt l^atte. 3^ ber neuen ?luf=
läge feines ftommcntarS jum ®alaterbrief, tilgte er besl^alb alle
©teilen, in benen et bie Auslegung beS (SraSmuS gelobt l^attc.
Untctbeffen lauteten bie SRac^ti(^ten Don bem beabfid^tigtcn 8[n=
gtiffe immet beflimmter. 8lud^ beuteten bie fc^atfen ausfälle in
ber ©d^rift gegen ben toten ^utten fc^on barauf l^in. Unter
ßutl^etS gtcunben fütd()tete man, biefet lönute nod^ üotl^et losbrechen.
@r betul^igte fie. SBenn et il^n einmal fad^lid^ angtiffe, »erbe er
bereit fein ; auf bie petfönlid^en ©d^mäl^ungcn unb SSerbäc^tigungen
»erbe er nic^t ad^ten, ertlätt et öon neuem in einem (»al^tfc^eins
lid^ an Äontab ^ellitanuS getid^teten) ©tiefe Dom 1. Dttober 1523.
rrS^ ^abe jemanben, ber meine ©ad^e üctteibigt, ob au(^ bie ganje
Sßelt gegen mid^ muten mag.'' ^m t^ül^jal^t 1524 \6)xxtb Sutbet
felbft an CtaSmuS, um womöglich butd^ offene SluSfptad^e ben ?lus=
btud^ beS ©träteS ju üermeiben. ©er Srief mar gut gemeint, baS
l^t au(^ (SraSmuS anettannt; abet bie 9uSbtud(e maren nid^t immet
^uti^er itnb (Stammst«. ^ 127
gut gem&^lt. Sutl^er l^tte (eine gute ®tunbe, aU et il^n fd^tieb.
SBenn et ba ju bed (Stadmud Sntfc^ulbigung anful^tt, baf) il^m
eben bie ®abc bet lapfetleit nid^t üetliel^en fei, unb man üon
niemanbem me^t üetlangen butfe, atö et ju (eiften imftanbe fei,
fo l^fitten biefe Äufeetungen, obwol^l et bamit eine lebl^fte Änets
fennung beffen Detbanb, roa^ (Sta^mu^ auf bem il^m eigenen ®ebiete
geteiftet, aud^ einen weniget eitlen SRann Detlefen tonnen. %u<i^
fonft fehlte v$ nid^t an HuSbtud(en eined auf ben ®egnet l^etab-
fel^nben @elbftben)uf|tfein3, »ie es Sutl^et fonft nid^t eigen wat.
Unb bie äRal^nung, fid^ boc^ ja nic^t butd^ bie (Segnet Detleiten
ju laffen, gegen ßut^et ju fd^teiben, in »elc^em gafle et bann
au(^ auf feine Dielen ^oS^eiten fd^ioeigen U)oQe, tonnte aud^ atö
C)etau0fotbetung gebeutet wetben.
9bet einet folc^en ^etauSfotbetung bebutfte ed ni(^t me§t. ®et
$feil mat (fingft gefd^ni^t unb tag f(^on auf bem Sogen. SSeteitd
im Salute 1523 ^atte StadmuS bem Stönige t)on (Snglanb unb
®eotg oon ©ac^fen einen Seil feinet ©d^tift }ut ®infi(|t gef(^idtt
unb nid^t untctlaffen, Don bet gtofeen ©efal^t, bie i^m brol^c, ju
etjäl^len. ffit fütd()tet gefteinigt ju »etben. ftein ©tudfet wetbe
feine äibeit btudten. ®ie etfd^ien bann boeb bei feinem gemöl^ns
lid^en 93etleget ^oben in Safel. ^m ©cptembet 1524 tonnte
et fie an bie ®tofeen bet (8tbe üetfenben.
®ie l^anbelte ,,t)om fteien SBillen''. SaS 2:i^ema mat
infofetn gefc^idtt gewählt, alö eS eine 3«wttalftage bel^anbelte unb
fiutl^et babei }u betampfen mat, ol^ne baf( (StaSmuS in ®efal^t
tarn, in offenbaten äßibetfptudd mit ftu^eten tluSfagen ju tommen,
wie eS nid()t ju üermeiben gewefen, »enn et einen bet gewöbnlid^en
©tteitpuntte aufgegtiffen l^fitte. (Sin englif(^et (Sonnet fd^eint il^n
auf biefen (Sebanten gebtad^t ju l^aben. Sutl^et l^atte in feinet
lateinifd^en 83etteibigung bet Don bet SäannbuUe Detbammten
Xttitel in abftd^tlid^et S^fP^^u^S f^ü^et auSgefptod^enet (Sebanten
bie Unfteil^eit beS menfd^lid^en SBiUenS in bet Steife behauptet, baf)
et ubetl^upt nut ®ott einen SBillcn jufc^tieb, batum, weil als oon
®ott gewollt, aUeS »a§ ba ift, al5 notwenbig ausuferen wate. ®ie8
gefc^al^ fid^et im 3nteteffe; alle§ ^eil allein Don bet götflid^en ®nabe
abl^ngig ju machen, abet biefe bialeftifd^e Übettteibung, bie f^liefelid^
128 (Sradmue' ®4nft «>Dm freien Sitten.
baju ful^ren mü|te, ®ott jum Utl^eber bed Sdfen }u mad^en, mar
aue§ Don fiutl^erd Slnl^ngetn üielfac^ atö anftö|ig empfunben iDorben.
@o ettl&tt e$ ti<^, ba| felbft einem S^^eland^tl^on, ber mit (SraSmu^
no(^ immer in freunbfd^afttid^em SBtiefmec^fcl ftanb, beffcn Angriff
nid^t ungelegen tarn. ®d^on l&ngfi, f(^rieb er an (Spalatin, l^be
er gemunfc^t, bafj in biefer fo überaus wid^tlgcn ©ac^e, „fid^ettic^
ber fyLVipt\a^z in ber d^tiftlit^cn Sicligion", Cutter ein lluger (Segner
crmuc^fe. Unb einen fol(^en glaubte er in @cadmu^ ju ertennen.
©aö wax freili(^ ein 3ntum. Auf eine mifjenf(i^aftlid^e SMarfteflung
unb ßöfung beS fc^roierigen Problem« fommt cS il^m gar md)t
an. (5r l^abe, fo erfldtt er fogleic^ im ®iiigang feiner Schrift,
eine libnetgung gegen fefte ®ä^e, be^^alb f(^lage er ft(^ leicht auf
bie Seite ber ©teptiter. SBie üiel au^ über ben betreffenben 8el^r=
punft üerl^anbelt »orbcn, fo l^abe er boc^, wie er 5ugeftel^t, noi)
feine fiebere Überjeugung baoon, aufeer ber, bafe e§ eine gewiffe
Äraft be§ freien SBillenö gebe, ©ie ganje grage gel^ört il^m ju
ben Dielen ©ingen, bie (Sott in ber l^eiligen Schrift in tiefet (Sc-
^eimni^ gefüllt l^abe, mogegen er einiget jur allgemeinften StenntniS
bringen mollte — , bie SSorfc^riften ju einem guten ßeben. ©a^
ift il^m ba§ offenbare äBort ®otteS, M^ toeber Dom l^ol^en ^immel
^erab, noc^ aud bem meiten äReer l^eraufge^olt merben mu|, \>a^
oielme^r beinal^e in unferem SRunbe unb in unferem f)er5en ift".
©aö foUc man leieren, alleö anbete aber ®ott überlaffen. ©ie
Erörterung folc^er bunller ©inge, mie ber Seigre oon ben beiben
5Raturen , ber Jrinität u. f. w. gebiert nur Unl^eil. 3ebenfall5
bürfe baö SBa^re barüber, aud^ menn e§ erforfd^t werben tonnte,
nid^t in bie grofee SRenge gcbrad^t »erben.. SRanc^eS ift fd^on
be^balb fc^äblic^, roeil e§ n\6)t angemeffen ift, wie SBein für ben
gieberfranten.
®o erörtert er aud^ nur notgebrungen bie grage üom freien
SBillen. Sin innere^ 3^tcreffe an il^rer ööfung ^atte er nic^t.
ßutl^erö Abfielt, mit feiner S3el^auptung bem SRenfd&en aüe^ Slül^mett
JU nel^men, erlennt er gelegentlich an ; welche tiefe religiöfe ©ebeutung
fie für i^n l^atte, öermoc^te er nid^t ju würbigen, ©ei feiner um=
fangreid^en ©efpred^ung mel^r ober minber paffenber ©c^riftfteflen
tommt e§ il^m barauf an, burd^ eine Ipi^finbige ©ialeftit, aber
(SraSttmd gegen Sutl^. 12i^
aud§ unter wol^l berechnetem C^inmeid auf ben gefunben äRenfc^en-
oerßanb, Sutl^er^ f<i^toffe ^uffteQungen al$ ungereimt l^injufieaen,
ütel weniger il^nen etmaS SefÜimmteS entgegenjufe^en. Sr toiü bie
(S^treme üermeiben. Sßan mujs bie rechte äRitte galten. ®d foU
beibed 5U feinem Sted^te fommen, — bie gSttlid^e ®nabe unb ber
menfd^lid^e SBille, aber ®nobe ift fd^on, bafe »Ir fmb unb leben
unb einen SBiUen l^ben. Cerfelbe ifi jmar burd^ bie @ünbe
gefd^mac^t, aber (eine^megd oernic^tet. @d bebarf barum leiner
DoQftdnbigen 92eubelebung, fonbern nur einer Unterftü^ung burc^ bie
göttliche ®nabe, unb berfelben (ann man ftd^ mürbig machen. Saö
ift etma feine äReinung. %n mand^en Stellen rfiumt er aQerbingd
in ber SBeife be$ ^elagiud ber ©elbfltl^tigteit bed SRenfd^en einen
n^eit grSJseren 9{aum ein, m&l^renb er an anberen bod^ mieber ed fär
fromm erttört, allen Siu^m Sbrifto jujufc^reiben. ftlar ift nur
baö eine in feiner fd&iHernben ©arftefliung, ba| er ein berartigeS
3ufammen»irfen üon (Snabe unb menfd^lic^er grei^eit „ptohabtl**
ju mad^en fud&t, baö ber römifc^en SBerfc unb SSerbienftfreubigfeit,
an bereu formen er bod^ manches auSjufe^en l^at, ein genügenb
meiteS gelb ld|t. S)a$ mar es aud^, was il^m bei Sut^erS Gegnern
befonbem S3eifaII eintrug, ©er Übelmollenbe tonnte freiließ ^Sxt^t^
genug finben. Slber fie maren nur bebingungSmeife auSgeft)rod^en.
SBenn er bie eine ober anbere, üon ber lird^lid^en Sebre ober
^rajciS abmei(^enbe SReinung als üieQeid^t ri^tig |infiellt, er=
Ilfirt er eS boc^ immer für pc^erer, ber Autorität ber ftird^e ju
folgen. ®o üerftanb er eS, fein fird&lic^eS unb fein n)if{en|cöaft=
lid^eS ®emiffen }u fabieren. Unb an tlnertennung, fiobfpruc^en
unb S3clol^nung für feine grofee Jl^at fel^lte eS nic^t. ©elbft er=
bitterte geinbe reichten il^m je^t bie $anb. ®eorg Don @ad^fen
erinnerte aUerbingS baran, bafe bie ©d^rift einige ^af^u ju fpät
Ifime. (Sr »oUte in biefer Arbeit, mit ber ©raSmuS bod& glaubte
baS ©eine getrau ^u l^ben, erft einen Anfang bes oon il^m ju
erwartenben ftampfeS fe^en.
Sutl^er empfanb einen »al^ren ®lel bei ber Selture beS ©ud^eS.
(5S war i^m lebiglic^ eine Erneuerung l&ngft wiberlegter S3e-
l^uptungen. «nfang SRooember l^attc er laum jwei Sogen baüon
gelefen. ©arauf antworten ju f ollen, war i^m überaus Ififtig.
irolbe, entVet. n. 9
180 Snt^te Q^egenfc^rift: ^«om getne^teten XBiaen".
%üx feine $erfon ful^lte et (ein Seburfnid baju. 92ut um anbetet
miUen, bie ben Sta^muS atö Sutotitfit anfallen, moQte et e§ tl^un.
©ie gteunbc btdngten oft genufl. ©ie ©ttafebutget, bie tro%
il^tet alten gteunbfc^aft mit Stasmud nac^ biefet Seifiung bod^
aud^ nxi)U mel^t i^on il^m miffen moUten, etfuc^ten Sutl^et, ja feine
®(^onuns ju üben. ®t l^atte ed nic^t eilig. (Stft nac^bem bie
gto^en Rdmpfe bed ^al^teS 1525, t7on benen fpfitet bie S^ebe fein
»itb, öotubet, anbete »id^tigetc SItbeiten, »ie bie ^etauSgabe feines
ftommentatS 5um ©eutetoncmium, DcQenbet maten, mad^te et fid§
an bie unangenel^me Aufgabe. ®tft im ©ejembet 1525 etfd^ien
feine lateinifc^ gefc^ticbenc, iibtigenS alsbalD üon gi^ftuS SonaS
ins ©eutfd^e übetfe^te Entgegnung: „S3om getnec^teten
SBillen\
^{eland^tl^on ^atte bem @taSmuS gegenübet bie C^^^ffnung au§ge=
f<)tod^en, Sutl^ct »etbe mafeboQ fc^teiben, »ie jenet in bet gotm
»enigftenS bie i^m eigene Utbanitfit ge»al^tt l^atte. ©iefc iluöfid^t
üetfe^te (gtaSmuö in Untul^e. @t f fiteste tc, man lönnte meinen,
bas ®anje fei eine abgefattete ©ac^e. ©iefc ©otge »at unnötig.
3»at blieb aud^ Sutl^et l^öfUc^, befleißigte fid^ aud^ im ^inblidt auf
ben (Segnet eines SatcinS, baS bcS ©taSmuS Staunen ettegte, tel^tte
abet bie ©c^ätfe beS (SegenfafteS um fo entfc^lebenet l^etoot. ©atübet
belel^tten fd^on bie etften ©eitcn. ©ie J)tinji))iellc ©teUung beS
StaSmuS JU bet ganjen, Don il^m fut ben fö^tiften als un»cfent=
li(^ bejeic^neten §tage, feine Abneigung gegen fc^atfe, llate ©fi^e,
»ctben ba einet fd^atfen ^itif untetjogen. ©einem ^a unb Siein,
baS fid^ fd^liefelic^ um bet ©ic^etl^eit »itlen, aud^ »ibet bie eigene
Übetjeugung, bet Jlutotitat bet Jfitc^e untet»itft, ftetlt et bie 5iot=
»enbigfeit d^tiftlid^et ®e»ifel^eit gegenübet. Sine feftc, in fid^ ge=
»iffe Übetjeugung l^infid^tlic^ beffen, »aS unS bie §1. ©d^tift übet=
liefett l^at, ge^ött il§m fo fe^t jum SBefen beS S^tiftentumS, ia^
man ol^ne fie übetl^aupt (ein (S^tift fein tonne, „©et 1^1. ®eift
ifi (ein ©teptitet. SZic^tS 3tt>^ifcll&afteS obet blofje SReinungen l^t
et in unfete ^^i^n gefd^tieben, fonbetn beftimmte Söal^tl^eiten, bie
fid^ctet finb als baS Seben felbft unb jebe Stfal^tung.** Unb »enn
es wit(li(^ füt ben S^tiften un»efentlid^ »fite, ju »iffen, »aS eS
um ben fteien SBiUen fei, »oju mad^e et benn bon bet ©ad^e
^9otn gefne^teten Sitten/' 131
jo Diel tlufl^ebenS? ^n feinet Dialeltil, met^e bet bed (StaStnud
nici^t^ nad^gtebt bedCt et bie ^toteu^natut bed ®egnetd auf, jeigt
et bie ftonfequenjen feinet flcptifd^en Steigungen unb bie ganje
i^altloftgteit feines @tanbpuntted: lauteten bod^ feine SBotte fo, ds
ob es gleid^gultig mfite, loas man glaube, „menn bie Sßelt nur
babei gtteben l^be, unb man ol^ne (Befallt füt ßeben unb Auf,
®ut unb ®unfl eS fo' mad^en bfitfe »ie jenet, bet ba fage:
man bel^auptet'S, folglid^ bel^aupte x^ es au(|; man leugnet'S, fo
leugne id^'S aud^*'. ®t »ill nut fagen, baf( bie ffiotte fo lauten,
abet etinnett batan, baf( ®ott $^5^ «nb 5Rieten ptüft unb pd^
butd^ fd^ön geycftte ffiotte nic^t täufd^en Ififet. S3ctuft ftd§ CtaSmuS
auf bie ©unklbeit bet ©d^tift, fo etflatt ßutl^et: fie ift nid^t
bunfel, Sl^tifhtS l^t unS il^ten ®inn etöf[net; aQeS, maS gef daneben
ifl, ifl uns jut Seilte gejd^tieben. Sßid^t an bet ©unleli^eit bet
©d^tift liegt eS, bafe oielen bieleS »ibetfmnig etfd^eint, fonbetn
an il^tet Slinbl^eit unb 3lad^lfiffigleit: »eil jte fid^ ni(^t bemül^en,
baS fo ^eöe Sid^t ju feigen.
©aS Unetttfiglid^fte ift abet, bafe (gtaSmuS bie gtage bom fteien
SßiQen untet biejenigen sfil^lt, meiere unnu^ unb unnötig feien, baf)
et an il^ret ©teile als jut (^tiftltd^en gtßmmtgleit genugenb eine
gotm beS d^tiftlid&en ßebenS befd^teibe, »ie fie aud^ ein 3ube obet
ein C>cibe, bet üon Sl^tiftuS gat nid^ts »eif(, batftellen Wnnte. Als
ob d^tiftlid^e gtömmigleit ol^ne S^tiftuS fein fönntel ©amit tl^ut
fid§ il^m bet tieffte, unübetbtudffiatc ®egenfaft jmifd^en beS (StaSmuS
unb feinet J^eologie auf: „ffienn bu biefe gtage als fut Sl^tiflen
unnötig ettldtft, bann tritt ab bom Rampfplaft, »it l^aben nid^tS
mit einanbet gemein: id^ l^alte fie fut notwenbig". Unb et l^filt fie
ffit notmenbig, »eil fte eine C)eUSftage ift. ®enn um ®otteS ®naben=
»itlung, feine SKajeftdt unb ®nabe oöQig ju etfennen, mufe id^
etft etfennen, »aS i^ betmag obet nid^t oetmag. ©o gilt eS il^m
bie (Sfyxt ®otteS, eine e»ige ©ad^e, bie et — im ®egenfaft $u
beS @taSmuS griebenSbebütfniS — oetteibigen unb bel^aupten
mfiffe, aud^ »enn bie ganje SBelt batübet ni(^t nut in ftampf unb
©tteit getaten, fonbetn aud^ jugtunbe gelten foUte. ©ie Stfa^tung,
bie il^n »ie «uguflin fo ganj be^ettfd^t, feine Ctlöfung als ein
teineS ®efd^enf ®otteS ju befi^en unb fie um fo »eniget gefunben
9*
Stt ^ben, jje md^ er fic gefugt ^t, l&|t il^n ^tb itonifi^ anet^
lennen, ba| (iradmud aOein t)on aOen (Bkgnem ben Srenn))ttn(t bed
flkgenfoted ecfa|t ^t n&mlul^ ob bet SRenf^ }tt feiner ®eligtett
mittoirlen ttnnt ober nU^L S)ad gtebt ben @d§lfip ffir bte
fietbenfd^ft, mit ber er feine Zl^e ,Som getnec^teten SBiDen"
Derfid^t unb in fiberraf d^enber Cialeltif t)ot feiner Folgerung jutwt
fd^edt, mo ed gilt, ^e ju fi(^em. ,,3^ @umma'', fagt er am
®(i^ltt|, ^menn mir glauben, ba| (S^rifiud bie SRenfd^ bur^
fein Slut erl5ß ffot, fo merben mir }U bem (Beft&nbniS ge^mungen,
ba| ber gan^e SRenfd^ Derberbt gemefen ifi, fonfi mad^en mir
(S^rifhtm fiberPffig ober jum (irlSfer bed geringften Xeitö an und,
mad gottedtöfterlid^ unb bladp^emifd^ iß. (Sd ifi entmeber falf4
ba| mir (Bnabe um (Bnabe empfangen l^en, ober ed ifi öffentlich,
ba| ber freie SBiOe ni(^td ift, benn ed lann nid^t beibed bei
dnanber ftel^.''
Sie @d^rift ift f o fpebtlatio mie läne anbere Sutl^d, aber bod^
bürdend Dom ))raltifd^en 3ntereffe eingegeben, ^i^mer lommt ed i§m
barauf an, burd^ %ner(ennung bed DSQigen fittUd^en Unoermögend ^ur
S>emut jtt fül^ren unb babur(^, ba{) er ®ott allein XBiden juf d^reibt
unb aQed, mad gefcbiel^t burd^ il^n, bei bem XBiOen unb C^inbdn
}ufammenf5nt, bebingt fdn 15f)t, baiS fomit lebiglid^ auf ®ott be^
rul^enbe ^il befto fefter unb gemiffer ju mad^en. S)ad fu^rt il^n
jur Sel^uptung einer unbebingten ^rfibeflination, na(^ meld^
(Bott in feinem unabfinberlid^en, unmiberfie^Iid^en S&iQen bie
einen jur @eligteit beftimmt, bie anbeten il^rem SJerberben unb
ber @finbe, aud Der fein Entrinnen, überlfi^t. Unb nod^ mel^r.
8bam fonnte nur Dermöge ber güttlid^en ®nabe ®otted ®ebot
erffiOen, aber ®ott überliefe il^n pd^ felbfl, um il^m ju jeigen, ba|
er felbfl nid^tö Dermöge, bofe ®ott fei afles in aOem: fo mirb
®ott le^tlid^ aud^ jum Urheber be$ SünbenfaUd, unb im Seftreben,
ba$ il^n, mie gefagt, bei aUen biefen ©pefulationen befeelt, bie
(Bnabe ®otted ate ben aUeinigen ®runb beö ^eils ju ermeifen,
gelangt Sutl^er fd^liefelid^ bei einem DöUigen S)eterminidmu$ an, ber
aOei^ unb febed au(^ innerl^lb ber ®\l^xt bed ftreatfirlid^en auf
®otte$ SBiQen unb Zl^un surudffiil^rt. S&enn man auf i^n fielet,
gefd^ie^t aUeS nur oud Slotmenbigfeit, nicbt jmar fo, boft ber
Jßom getnci^tetot SBiflen." 18S
SRenfd^ (mit SSemujstfdn) gejtoungen l^nble: er l^nble bielmel^,
oi er iux^ bie (Snabe bad ®ttte tl^ue, ober menn er im S)ienße
bed ®atan$ ba$ SSdfe tl^ue, mit 8uft unb Steigung, aber infolge
jener inneren Jiotwenbigleit, bie il^n an ben einjig ejnftierenben
JBiOen binbet. ®ott ift eS barum, ber oud^ im S5fen »irlt unb
im ®atan, o^ne ba| bamit bie (Sd^ulb bed SRenf^en geleugnet
»erben foU. ®ott fe^t nid^t ba$ Sdfe, er mirtt nur bermittelft
beS bereits S95fen, mie menn j|emanb, bad ift fein Seifpiel, mit
einer fd^rtigen @fige fd^lec^t fdgt. S)a ift ed ber @figenbe jUKir,
ber bad SBert vollbringt, aber baft er fd^led^t f>, ift nid^t feine
@d^u(b, fonbern bie bed SBer^euge^. SRertmärbig ifi babei, mie
Sutl^ ftd^ mit jjenen Sd^ftfteden au^dnanberfe^t, bie babon
reben, bajs <Bott nic^t ben Xob beS @unberd »oUe, unb bon ber
Snnal^me ber gSttlid^en (Snabe bad ^ abl^ngig mad^en. 3n
il^nen fielet er ben offenbaren SBUIen (Sottet, ben er in feinem
JBorte Dettünbigen ld|t. an ben man fid^ aud^ l^alten foQ, aber
baDon ift )u unterfd^eiben ber verborgene, l^eimli(^e SBiQe ber
SRajefldt ®otted, monac^ er aUerbing^ n)ie bad Seben biefer fo ben
Xob jener toid: ®in unerforfd^lid^er S&iQe, nad^ beffen (Srünben
»ir nid^t ju fragen l^aben, er ifi nur ein ®egenfianb ber tlnbetung.
8ud^ mürben mir bie (Srunbe gSttlid^en X^uniS fd^lec^tl^in ni^t
berflel^en. Unb nur bedl^lb nimmt bie Ufigelnbe Vernunft baran
Snftoft, meil fte ®otteiS ^anbeln nad^ bem SRaJse unb ben Kegeln
unfered ^anbelnd meffen mid. Sber beffi|e fein SBiUe %egel,
SRajs, Urfad^e, fo mdre er l^iermit nid^t mel^r ber göttliche SBide.
S)er Glaube meijs, '^^^ ®ott gut fei, aud^ »enn er alle äRenfd^en
berberbe, unb bie Smigteit merbe au(^ l^ier, bad mar feine ^offs
nung, aüt€ ind tlare Sid^t fe^en.
ßut|er |at biefe S^rift für eine fdner beften Arbeiten ge=
leiten, bon ber er münfd^te, baft fie erlitten bliebe, aud^ menn
aUed anbere sugrunbe ginge. Unb ftd^erlid^ nimmt fie na^ gorm
unb Stt^alt eine l^erborragenbe (Stellung ein, mie meleS barin
aud^ befremben muf) unb nur au$ bem frül^er auSeinanbergefe^ten
Sufammenl^nge berftdnblid^ mirb. S)ie eigentümlid^e Siebe von
bem gel^eimen SBiUen ®otte$, für bie er fid^ bod^ nid^t auf bie
®(^ft berufen tonnte, ^at er niemals jurüdTgenommen, au^ nid^t
184 9ebeutong be8 4tamt>fe9 mit (Srodmnf.
jene betetminiftifc^n ^ujsetungen, fi(i^etlt(^ bedl^lb, meil er ba=
mit aud^ feine Überzeugung bom bSQigen Unbetmögen bed eigenen
jßidend unb ber alleinigen XBirffamteit ber ®nabe aufjugeben
glaubte. Sber mie emft et ed auäi meinte, jene ®% maren ge=
toiffetmalen ioäi nur Hilfslinien in feinem Semeife« Sie Ratten
ni^t bie grofte IBic^tigleit fut fein eigenes ®laubenSleben, wie eS
an einigen ©teilen fd^einen Wnnte, fonfl l^tte er in feiner ^rcbigt
nid^t fo ganj babon abfeilen tonnen, mit er es bod^ tl^t, inbem
er immer nur auf bas in S^riflo offenbar gemorbene Erbarmen
®otteS l^inmieS, ber ni(^t ben %o\> beS ®ünbetS moQe, fonbem
baf) er ftd^ beleihe unb lebe. Unb ber nebenl^etgel^enbe Stampf
um baS Satrament ging bon 93orauSfe^ungen aus, mit benen bie
l^ier bertretene ^räbiftinationsle^re nic^t üereinbar »ar. ' ©o bes
rul^t benn aud^ bie Sebeutung btefer ©d^rift nid^t fo fel^r auf
il^ren tl^eologifc^en (Srgebniffen, fonbem barauf, \>a% fie tlarlegte,
auf weld^em prinjipieQ anberen ©tanbpuntte (SraSmuS unb Sutl^
fianben. (SraSmuS l^atte nic^t me^r ju fürchten, für einen Sutl^eranet
5tt gelten. S)aS l^atte er u^enig^enS eneic^t. e^ortan t)olljog fxii
au(^ offen ein ©(^eibungSprojef^ jmifd^en Humanismus unb 9le=
formation, üon )^tm mir no(^ ^ören »erben. Äuc^ baS golgenbe
mar bafür öon ©ebcutung. —
©em ^rcbigcr bon (gifenad^, ^atob ©traufj, l&atte ßutl^er in
ber Slbfic^t, il^n üon feinem fosialiftifd^cn Ireiben abiulenten, ge=
raten, fid^ lieber ber ®räic§ung ber Swgenb ju mibmen. gl^r
l^tte bon S3eginn feiner reformatorifc^n Xl&ätigteit feine ©orge
gegolten. SBir erinnern uns, mie er fd^on in ber ©d^rift an ben
Abel nid^t nur für eine Slcform ber l^o^en ©d^ulcn, fonbern aud^
ffir bie Srrid^tung oon Snaben= unb äRdbc^enfd^ulen eingetreten
mar. Jlber nichts in feinem Sleformationöprogramm war, mie oft
er aud^ feitbem ®elegen]^eit genommen, baran ju erinnern, bielleid^t
fo menig bead^tet morben als bieS. Unb jjeber, ber offene Hugen
l^atte, mu|te feitbem nod^ einen erl^eblid^en 9iudgang im ©^uk
mefen ertennen. SefonberS (lagten bie Oumaniften unb jmar mit
Stecht. Hatten nod^ bis bor turjem bie l^umantftifd^en ©tubien
im l^öd^^en Slnfe^en geftanben, bie gul^rer beS Humanismus
ftd^ il^reS immer billigeren ©iegeS über bie „©opl^iften'' ge=
^etfaQ be9 @4ulmef«n9. 135
Tui^mt, fo ging jefet ftd^tlid^ ein 3w8 ^^ ®eringfd^fi^ung bcr Öaf»
fifd^cn ©tubicn, ja bet geleierten ©tubien uberl^aupt burd^ bas Sanb.
©a§ trat nirgenbs fo l^ettjor al3 in (Stfurt, befjen nod^ üor lurjcm
fo blül^enbe Uniüetfitdt einem rafd^en SSerfaU entgegen eilte. äl§n=
Ud^ ftanb cö an ben meiften ^od^jd^ulen, au(§ SBittenberg ging
jurudE, unb aud^ l^ier »axen c3 uor allem bie p]^ilologif(^en S5or=
Icfungcn felbft eine^ SReland^tl&on, bie in SSerad^tung gerieten.
^an (ann fid^ barüber nic^t n^unbern, lam boc^ gcir Dielet
jufammen, um biefe traurigen S^ftänbe §erüor5urufen. 3^^^^^
bie Tcligiöfe g^age unb alles, waS mit il^r jufammenl^ing, bie
(Scmüter bel^errfc^te, um fo mc^r'fanl bie Steigung für bie ^ro=
buftc ber neuen ^oeten. ober aud^ ber alten glaubte man ent=
raten ju fönnen unb meinte gute ©rünbe bafür ju l^oben. Söenn
Saxlftabt unb (Senoffen bie äBittenberger ©c^ule auflöften, weil
man im S3efi^e beS ®eifteö fie nid^t beburfe, fo ftanb er nid&t fo
allein, aU eS anfangt fc^einen mod^tc. SBaren bie (Srfinbe aud^
nid^t biefelben, in ben Folgerungen, ber ©eringfd^dftung geleierter
Söilbung überi^aupt, berührten fi(^ mit ii^m weite Rreife. ^m
ftolsen ©efüi^le, baS Sßeue Jeftament, balb bie ganje l^eilige ©d^rift
in beutfd^er ©prad^e ju befiften, fonnte bei ber f^on beobachteten
92eigung, aUeS auf baS 9Za(^ftliegenbe ju bejiei^en, felbft bei ge»
leierten ©eiftlid^en bie f^rage entftel^en, ob man benn bie alten
©prac^cn noc^ braud^e, unb fd^on gab cö Siferer, jumal unter
ben ^rebigern ©rfurtS, bie, »eil (IraSmuS nic^t mit il^nen ging,
anbere ^umaniften an ii^rem ftürmifd^en SBefen änftofe nahmen,
auö) bie ©tubien, bie fie vertraten, bermarfen, lurjer ^ar(i> bie
l^umaniftifc^en ®egner Suti^erS mit ben geinben Steud^linS, ben
©o<)ieiftcn, auf eine ßinie ftellten, ober and) alles, maS nid^t un=
mittelbar bem ©üangelium biente, üeräd^tUde ju mad^en fud^ten.
?lus Aberglauben, tlagte 3Relanc^t§on , geben fie bie SBiffeufd^aft
auf unb mad^en bie SReligion jum ©edtmantel ii^rer gaul^eit. ®aju
i^tten moi^l aud^ — freilid^ fei^r gegen feinen Söillen — , Sut^erS
i^arte SBorte gegen bie Unidcrfitfiten, wie fie bamals waren, bie
„SRörbergruben unb ©t)nagogen beS SSerbcrbenS'' beigetragen. S5afe
er eben beS^alb eine üollftÄnbige 3ieformation berfelben geforbert,
trat felbft bei Suti^erS greunben bielfad^ bagegen jurudt.
186 Sevfon beS e^nM««.
fSbtt au^ mit ben nieberen ©deuten ftatib ed fc^limm. SUd^t
wenige loaten mit ben ftUftetn, bei benen fie beftanben, ju <Srunbe
gegangen. 3^^ Z^l ^^f ^^^ Slmofen mei^erec^tet Siebedtl^tig^
teit gegtänbetr l^Arten fie auf toie man(^ed anbete, butd^ beffen
Unterftfi^ung man bie @eligfeit }u eningen gel^offt l^tte. Unb
eS ft^ien niemanb batan ju benfen, Stened }u fd^affen; 9tat unb
Sfitgetf(l^ft liefen jetfaQen, ma^ ba jetfieL 9u(^ ffil^tte bie 93e=
tmtung bed ffietted ber Arbeit, bad (Spelten auf ben äRflffiggang
ber SRSnd^e unb SRe^tiefter, mie bie ganje Detfinbette Sachlage
bajtt, ben geiftlic^en @tanb, »ie ben ber Seiltet, nic^t fonbetUc^
begel^renStoett etf(|einen ju laffen. SBoju foQte man nod^ fiubieren?
«@oa ber geifiltd^e @tanb nWi fein, fo moUen mir auii^ bad
Seilten laffen anfielen unb mi)ti baju tl^un", fagte man, mie
Sutl^er nagte. S&ad foQte baraud metben? Sie ®orge, baft dSV
bie geleimte Silbung, bie fo eben etft il^ren fiegreid^en (Sin^ug in
bie beutfd^en Sanbe gel^alten, in Sfilbe mieber oetloten ge§en
I0nnte, mar eine aUgemeine. SRetan^tl^on, ber tief barunter litt,
glaubte fd^on eine Barbarei l^ereinbred^en ju feigen, „mie ^u ben
Seiten ber Sngeln unb ©coten", unb bie Gegner maren gef^dftig
mie l^eute, biefe Sudmüd^fe ber neuen Semegung ald notmenbige
Siefultate ber ^rebigt be$ (Soangeliumi^ l^injufteden, unb man^
unter ben ^umaniften, ber Sutl^ jugejjubelt l^atte, jog fid§ je^t
t)erßimmt jurudf.
Su(^ Sutl^er fal^ bie @ad^e fel^r ernft an, aber bod^ boU 3^
»erficht für bie 3wtuttft. SJor einer Überfd^^ung ber l^umaniffc
f(^en ®tubien l^atte er immer gemarnt, unb er tonnte in einem
Sriefe an ben fturfürflen, ^eland^tl^ond p^ilologifd^e SSorlefungen
im SSergleid^ ju ben biblifd^en, ju benen er il^n mel^r herangezogen
miffen moQte, ,,Iinbifd^e Setlionen" nennen, unb bod^ fd^^te er
fie fel^r l^oc^. @r mar feft babon überzeugt, bafs ol^ne ftenntni^
ber Sprad^en eine ed^te Xl^eologie nid^t befielen lönne, unb ben
ernfien Setrieb l^umaniftifc^er ®tubien ertlfirte er für eine not=
menbige Sebingung ber tl^eologifd^en. S)amit fud^te er ben
(EobanuS {>effu$ unb beffen Seforgniffe im B^l^]al^r 1523 ju be^
S)ie X&i(^tig{eit ber ©ac^e Deranlaftte il^n bann boc^ im Saufe
„fixt bie ^at9!^mta ofler et&bte btutfcM Sonbefl.'' 187
bed Sal^ed 1624, eine befonbete &ifti\t au^gel^en ju laffen: ,,%n
bie %at$]^etten aller ®t5bte beutfd^ed Sanbed, baft
fte (^tifilid^e Sd^ulen aufti(i^ten unb l^alten follen".
S)a fpri(^t et ein entfiel SBott mit bem „fleifd^lid^en Raufen",
bet feine ftinbet nid^t mel^ ftubieten laifen moüt, n^eil man fie
mäjjt mzfyc „in ftlöfter vivi> Stifte Detftoften unb in frembeiS (Bat
fe|en (önne": um fo mel^t foQten fte |e^t lernen, bamit fie fi(^
felbft etn&l^ten (Snnten. X&a$ tl^ut man nid^t aQed, um bem
Xtttten, bem Strieg ober bem SBaffer ju welken! „Ca betfte^t
man, mad ©d^aben unb frommen fei, aber maS l^ier bet Xeufel
im ©inne l^t, fielet niemanb, futd^tet aud^ niemanb. Unb boc§
ift e^ eine gtoge etnfie ©ac^e, ba Sl^tifto unb allet SBelt t7iel
anliegt, baft toit bem jungen 93oU l^elfen unb taten/ SBenn
man nut einen 2eil beffen, toa^ man ftubet auf %blaf(, Steffen
u. f. m. Detmanbt nunmel^t }ut (Stjiel^ung bet ^^genb üetmenben
mollte, mfite ed ein leidstes, neue Spulen ju enid^ten unb bie
alten ju beffetn. Dtingenb mal^nt et, bie je^ige ^nabenjeit nid^t
iu Detffiumen: niemals l^be £)eutfd^lanb fo tüchtige Seiltet gel^abt,
niemals bidl^ baS SBott ®otteS fo teic^lic^ gel^ött. ^ud^ biefe
Seit mitb Detgcl^n: „®otteS SBott ift ein ^l^tenbet pa^tegen,
bet nid^t miebetlommt, wo et einmal gemefen ift." ®S ift l^eilige
^fii(bt, unfete ftinbet unb bad jjunge 93oU ju etjiel^en. DaS
gilt nun fteilid^ junfic^ft bcn (Sltetn, bann abet, ba bie meiften
(Sltetn baju ungef(^id(t ftnb, bem 8tat unb bet SDbtigteit, bet bie
ganje @tabt befohlen ift. „Unb einet @tabt befteS unb aUet»
teid^fieS (Sebeil^en, ^eil unb Sttaft ift, baf( fie oiel feinet, gelel^ttet,
k>etnunftiget, el^tbatet unb modlet jogenet Sutget l^abe." Sie
(Sintebe, moiu bie ftemben ©ptad^en unb bie fteien ftunfle, ba
man boc^ Sibel unb @otteS IBott beutfd^ leiste, üetmitft et untet
£)inmeiS auf bie auSlfinbifd^en SBaten, bie boc^ unnu^ unb un-
nötig feien, beten man fid^ abet bod^ nic^t entfc^lagen moQe —
unb „bie Sänfte unb ©ptac^en, bie uns o^ne ©d^aben, )a gtoftet
@d^mudt, 92u^, (Sl^te unb gtommen finb, beibeS, bie l^eilige
@d^tift itt betftel^en unb meltlic^ Siegiment }u füllten, mollen mit
Detad^tenl'' (Ss ift i^m eine tolle %ebe beutfd^et Statten. Unb
benen, bie im aSoQbefi^ bes SbangeliumS bet ©ptac^en nic^t me^t
188 9{ottoettbigIdt bet ©^ta^ftubten.
}u beburfen glauben, ruft Sutl^er ju: „®o lieb und ba$ @t)an=
gelium ift, fo l^tt Ia|t und über ben ©ptad^en ^Iten. — Sa|t
und bad gefagt fein, bajs toxi bad @DangeUum nid^t wo^ »erben
erbalten ol^ne bie Sprachen. Die Sprachen ftnb bie Sd^eiben,
barin bad SKeffer bed ®eifted ftedtt. Sie fmb ber ©darein, barin
man biefed ftleinob tr>.'' (Sin ft^lid^ter ^rebiger l^be mol^l
aud^ in ber beutfd^en Sibel l^eQe ©prud^e unb %q:U genug,
(S^rifium ju Derfiel^en unb ju leieren, „wenn ed aud^ faul unb
fd^»ad^ ge|it unb man'd jule^t mübe unb überbrufftg wirb", aber
jum »irftid^en Jludlegen ber ©d&rift unb jur Sejtreituug ber
(Segner ift bie ftenntnid ber ©prac^en unentbel^rlid^. %ud^ gegen
bie loenbet er fid^, bie fic^ bed (Seifted rül^men unb barum ©c^rift
unb ©prad^e gering ad^ten, unb beruft fid^ barauf, bafe il^m
felbft, beffen ®eift fid^ ioä) tl^atfräftig ermiefen, erfl bie ©prac^cn
gel^olfen unb il^m bie ©c^rift fieser unb gemil gemacht l^aben.
?lber aud^ nic^t minber um bed jeitlic^en Slegimentd miflen
braucht man bie Schulen, älud^ wenn ed feine ©eele, leinen
^immel ober ^iüz gebe, l^dtten mir Urfac^e genug, Rnaben= unb
SR&bd^enfc^ulen ju errichten, um ben meltlid^en ©tanb aud^ du|er-
lid^ JU galten. „SBenn id^ Stinber l^fitte", fagt er, „unb üer=
möd^t'd, fie mußten mir nic^t allein bie ©prac^en unb C>tftorien
IJören, fonbern aud^ fingen unb bie SRufifa mit ber 3Rat§e=
matita lernen.'' Unb ein ober jmci ©tunben täglich liefeen ft^
für jebed ftinb aud^ neben bem C>anb^^t ^^^ ber O^u^c^^'^^t
für bie ©d^ule erübrigen, ben ,,Äudbunb* aber, bie Seigrer unb
^rebiger ju werben gefd^idtt fein, foüe man »eiter förbern. ©enn
mo wollen wir bie ßeute l^ernel^men, bie und SBort unb ©alra=
ment reid^en, wenn man bie ©deuten eingel^cn läf)t? äßal^rlid^
®runb genug, aller Drten ©d^ulen ju enid^ten, unb — bad m3d^te
er wenigftend für bie größeren ©tdbte oorf (plagen, „Sibrareien
ober Süd^erl^äufer" anjulegen. ©arin foüten fid^ aufeer ber S3ibel
in allen Sangen bie beften Sudler aud allen SBiffenfc^aften finben,
t)ome]^mli(^ aber bie (Sl^ronilen unb ^iftorien, an benen wir
©eutfd^en fo arm wfiren, unb bie bod^ fo überaud nfifelid^ feien,
„ber Söett Sauf ju erfennen unb ju regieren, ja aud^ @otted
SBunber unb SBerl ju feigen".
®tfo(g feiner iE^al^nungen. 189
8ltö einet, bet nid^t ba$ feine, „fonbexn aQein beS ganzen
beutfc^en ßanbeö ®lud( unb ^dl fud^t", »oQte ßutl^et feinen
SanbSleuten ins ®emi[fen gerebet §aben, unb fein gerabed, offene^
SBort, fein äuftuf, glcid^ l^exbotragenb burd^ bie aller Orten ]^er=
t^orbtec^enbe Siebe für feine Station, ber er o§ne S)an{ mand^en
%at gegeben, mie burd^ ben weiten SUdC unb baS Qare 93ers
ftcinbnis für ben S^fammen^ang ber SBiffenfd^aften IJat feine
SBirlung nid^t üerfe^lt, wenn fie aud^ nic^t fo gleid^ }u bemerten
»ar. 3Rand§e ®d^ule ifl eingegangen, »eil fie auf anberen
(Shiinblagen erbaut unter ben neuen ^erl^dltniffen nid^t befleißen
tonnte. W>ct eS erl^oben fid^ neue, bie balb ben alten nid^t nad^
ftanben unb unter ber ^ü^rung 92eland^t^on$ unb feiner ©d^üler
bie beutfd^e ®d^ule unb bie beutf(^e S&iffenf(^aft ju l^ol^en (Sl^ren
brad^ten.
ö. XapiteC
l^tt Hfttnyf mit itu SUfwikünttu.
Stttl^et fyittt Satlftabt mä) SRffglid^teit gefd^ont, aber toax es
ein ffiunber, wenn bet eitle SRann, ber bod^ auii^ feine SBerbienfte
^tte, einen tiefen (&xoü gegen Sutl^er im O^en behielt, nad^bem
er auf einmal in ben ^intergrunb gebrfingt morben? S>ie er^en
SBod^en nad^ Suti^d KudRel^r ^ielt er fid^ ftiU, aber biefer traute
il^m nid^t. Unb er bel^ielt Siedet, ^eimlid^ bereitete er eine @d^rtft
gegen 8ut|er bor, beren Sor^anbenfein er nod^ Sutl^er vxi ®eftd^t
ableugnete, atö bie S)rudbogen bereites in ben C^nben ber Senfur^
bel^drbe »aren. ®ie mürbe unterbrudtt — , eine neue SSefd^fimung
für ben unrul^igen Slann. 3^^t muffte er fc^metgen. Offenbar
mar i^m Slufentl^lt unb %mt in SBittenberg berleibet. Sie ©tu:
beuten I^Srten il^n gern, aber ju Sutl^erd großem Säebauem l^ielt
er nur fel^r unregelmfifeig SSorlefungen. ©a3 mar bod^ nid^t blofe
^ffid^tüergeffenljcit fonbern grunbffiftlic^e SSerac^tung geleierter S3il=
bung, mie fie für ben ©Triften fi(^ jieme. !ltö er als S)efan ber
t|eologijc^en gatultfit am 3. gebruar 1523 jmei tluguftinermönd^e,
SSefiermann unb Stropp, promooiert |atte, erfl&rte er, bieS femer
nid^t me|r tl^un }U moDen, l^abe bod^ ber C^err ben e^einen ber-
boten, fid^ SReifier nennen gu laffen. SSon feinen eignen atabemifc^en
(Braben moQte er leinen ^ebraud^ mel^r machen. Suf einigen feiner
©d^riften, mit benen er i^om B^u^ia|r 1523 an mieber an bie
£)ffentlic^(eit trat, bejeid^nete er fid^ atö „neuen Sa^en". 9Ran fie^,
t& bel^errfd^en i|n noc^ bie alten Gebauten, bie ^d^ nur ^eitmeilig
dcaifiaM m^W @(^rtfteit. 141
in ein anbetet ®emanb lleiben. @etne neuen ©(i^riften in biefer
^eriobe ftnb aftetifd^etbauUc^en ^nl^altö. @ie entl^alten bed Zx^^
liii^en üieled, aber i^re ©ptad^e gef&Qt fid^ j|e (finget je ntel^t in
bunflen, m^ftifd^en ^udbtüden, bie t|t SetfifinbniS unb bie (Erfaffung
bet »al^ten äReinung beS @(i^nftfienetd etfd^meren. 3tax fo üiel
tonnte iebet etlennen, bafe e« mit jenem ©rängen „auf ©elajfenl^eit'',
i^auf 93etgottung burd^ äSeteinigung mit (Sfya^to" , „auf bie lang»
»eilige @el^nlid^(eit ober 93erlangli(^feit nad^ ^otf*, femer bei bet
Siebe Don bet Sßannigfaltigleit bed einf<igen, einjigen SBillen
@otte^ u. bgl. barauf abgefel^en war, eine l^dl^ere @t(enntnid ju
t)ermitteln unb yix einem I^SI^eren (Sl^riftenfianb ju erl^eben. ©ad
filierte me immer jur ®eringf(^fi^ung be^ tird^lid^en gebend unb
feiner l[uf)erungen, bie @arlfiabt lebiglic^ unter bem begriff ber
dufterlid^teit, bie mit (Sott nid^t bereinige, «jufammenfajst. Sßon
bem @a^e auS: ^Ser geiftti(^e äßenfd^ ift an £u|erUd^e Singe
nid^t gebunben'' unb bem anberen: „SQed ift jeitlid^, Derg&ngUd^
unb Keinfd^fi^ig, bad ®ott fiujserlid^ forbert, gebeut unb xM**,
mu|te er baju (ommen, bie @alramente ju entwerten. SBer fid^
taufen Ifijst, ber miQ 5uf(erlid^ ))or jebermann anzeigen, baft er ben
^eifaltigen betennt. Sßon ba auS Dermirft er bie Sel^e Don ber
in ber £aufe jugefid^erten ®nabe, ber fid^ auc^ bie tUten getrSfien
ISnnen, „benn mit finnlid^er ober fiu|(erlid^er ^njeige gewinnt man
nid^td. — SBaS fein mujs unb unDerfinberlid^ ifi unb ewig foQ
bleiben, baö fd^uf ®ott inwenbig in ber blofen ©eele.'' SRur burd^
ben ®eift lann man fid^ mit Sl^riftuS Dereinigen. „S)em ®eifte
ber @(^ift b. i. bem ewigen ®otte^SBitIen mujst bu na(^fud^en
unb banad^ tl^un ober laffen, wad ber SSud^ftab gebeut ober Der=
beut, nid^t nad^ bem SSud^ftaben fonbern nad^ bem befc^loffen ober
öerbetften @eift.^ (Sottet SBillen finbet man in ber ©d&rift, aber —
unb l^ierin jeigt fid^ wieber eine erl^eblid^e Sbweid^ung Don Sutl^-
f(§en (Srunbgebankn, — in Dielen gragen Ififet fie un§ im bun=
fein über baS, waö wir t|un follen ober nid^t. gur folc^e gdtte
em))fiel^lt nun Sarlfiabt ben @ebraud^ beS SoofeS unter ber Sitte,
ba| (Bott feinen SBiQen offenbaren mdge, wad infofem mit feinen
fonfügen Gebauten jufammenfümmt, atö ber 9Renfd§ bei fold^em
VfxvL ganj auf feinen eigenen Sßillen De^id^tet
142 (Eatlflabt in Ottom&ttbe.
Untcrbcffen »at bct unrul^igc 3Rann immer fcttcnct in SBittcn=
betg. Seteitö im ^erbfi 1522 l^atte et fid^ ein Sanbgut in
Segtena bei SBittenberg getauft. S)ott lebte et nun ani) auf^ettid^
aU ^neuet 2a\)\ nal^m Xtad^t unb SebeniSmeife bet Sauetn an.
(gr »at bet „9iad&bat anbteö\ SKan etsfil^lte ficb, bafe er eS
fid^ gefaQen lie|, aU jungftet Sauet in bet @emeinbe, menn man
„ba« gemeine ©iet ttanf'', ben anbetn baS S3iet ju Idolen, ©aö
»at uut eine futje Spifobe. Auf bie S^t bet Slul^e unb beö
m^flifc^en ©tifllebenö folgte bie Qüt bet ptaftifd^en jR^ftil unb
be$ Slabilali^mud.
3m C^etbfte 1523 begab fi(^ Satlßabt nad^ Dtlamünbe. £)ie
bottige ^fanei gehörte ju benen, bon beten ©tttägen et at§ |[rd^i=
bialonuS bet ®tiffS(it(^e fein Sinfommen bejog. S)a$ mat bie einzige
S3ejiel^ung, bie et juil^t l^atte; benn e§ beftanb bie Sefiimmung,
bafe bie ?ßfattei butd^ feftangefteHte SSitate, bie ©enat unb ftut=
fütft ju etnennen l^atten, detfel^en »ütbe. älU nun butd^ ^ottgang
be^ bamaligen SSifatS, bet fid^ mit feinen (Semeinbegliebetn nid^t
uetttug, bie (Stelle üatant »utbe, liefe Satlftabt, übtigeng, ol^ne
bamit auf fein SBittenbetgct älmt ju öetjic^ten, fid^ öon bet ®e^
meinbe ^u beten otbentlic^em ?ßfattet etmäl^len. ©ott wat et in
feinem Elemente: in Dtlamünbe foHte eine SKufletgemeinbe ent=
flel^en, unbefummett batum, »a« anbete tl^aten, üot allem o^ne
8iudfii(^t auf bie SBittenbetget. SKit einem S3ilbet^tm begann
et, in gtofeet ©c^neüigfeit »utbe bet ganje Rultuä gcftütjt: „S35it
finb nid^t fd^ulbig, ftiHe ju leiten in bet SBoDbtingung bet göttlid^en
®ebote, bi§ unfete SRac^batn unb bie ©d^lemmet ju SBittenbetg
nachfolgen." ®o begtünbete et fein Jl^un unb belampfte in einet
eigenen ©d^tift bie tjon ßutl^et gefotbette Sfiudffid^tna^me auf bie
©d^mad^en. Sutl^etS Übetjeugung, bafe Re^etei unb ^bgöttetei nid^t
butd^ baö ©d^mctt fonbetn nut butd^ ba§ SBott (Sotteö bejtegt
»etben lönne, ift iljm ein ©egen^anb ubetmütigcn ©potteS.
«2ßo mit l^enfd^en, bie ®ott befennen unb ®ö%en finben, foQen
mit fie megnel^men unb mit il^nen bctfal^ten, al^ ®ott geboten
(im alten leftament)." 3Ran fttafe ben leiblichen Cl^ebtuc^,
abet ben öiel fd^limmeten geifilid^en laffe man ungefttaft. @t bet^
fieigt fid^ bis ju bem @a^e: „ätgetnis unb Siebe bed 925d^ßen
Sergeblid^e S3etl^anblungen mit il^m. 148
tft ein tcufclifd^er SRantel aßet ©oäl^cit", unb fprid^t t)on bcn
neuen ^apifien unb (Sö^enpatronen. (Sl^tiftu^ l^abe niemals ge=:
boten, mit ben ärgetniffen gernad^ ju falzten, fonbetn „\(!^mt>
ab, l^au ai, »etf üon bit! ^fui, eud^ SSetwüftet ber ©d^rift
unb Seelenl^afd^et!''
3n biefem Jone »aren SarlftabtS ©d^riften geschrieben, ^n
3ena, »o SRattin Sleinl^arb, ein greunb üon il^m, Pfarrer war,
liefe er fie btudten. Unb feine SluSlaffungen fauben SSeifall. ®a§
93ol( l^ing il^m an. äRan l^örte bereite bie fd^limmften S)inge oon
bem (Srfolgc feiner einfeitigen ^Betonung be§ eilten leftaments.
5Kut feinen 3tat »anbte fic^ ein SRann mit ber grage an ben $lur=
furflen, ob er ein gmeiteS SBeib nel^mcn bürfe. 3^ ^^^^ ©d^rift
i}om ©abbat bejog er ba§ altteftamcntlid^e ©abbatgebot ol&ne
weiteres auf ben ©onntag; er fei eingefe^t, ia\i ber ®eift in
ßangweiligleit fomme unb etmaS in feiner langen 3^it Ictne u. f. ».
ßutl^er fpottete, üietleid^t merben fid^ bie Seute in Drlamunbe nod^
bcf(^neiben laffcn. ©einer ©d^riftfteBerei fd^enfte er übrigens an=
fangS »enig Äufmertfamteit, nur berlangte er (Einfang Januar 1524),
es mdge Sarlftabt nid^t geftattet fein, toaS anbern verboten mar,
in feiner SBinlelbrudterei ol^ne ^zn\\xx ju brudfen, fonft würbe ber
Uniberfität üble Jlad^rebe barauS ent^el^en. 8BaS er bann im
SRarj 1524 üon feinem treiben burc^ ©palatin erful^r, betrübte
il^n mel^r, als bafe er barüber in Qoxn geriet. 6r fal^ eS fommen
unb fprad^ eS aus, bafe feine ungejcil^mte ®itelleit il^n ins S3er=
bcrben ftürjen würbe, ©palatin möge für il^n beten. SSerl^anbs
lungen mit Sarlftabt üonfeiten ber Uniberfitat, bie il^n nid^t nur
5ur Slüdttel^r nad^ SBittenberg fonbern aud^ jur Aufgabe beS Dr=
lamünber Pfarramts nötigen mollten, blieben erfolglos. SBaS er
an einem Jage oerfprod^en, »iberrief er am näd^ften. ®em
3»ange folgenb war er SRitte 3uni üon ber ^fanei jurüdtgetreten.
ßutl^er l^offte, eS »erbe jeftt nod^ aUeS gut »erben. ^TaS »ar ein
Strtum. Sarlftabt, ber fid^ in Drlamünbe angelauft unb Sürger
geworben, blieb bafelbft, geftüftt auf bie ©emeinbe, bie an i|m
feftl^ielt unb ganj auf feine fd^Ȋrmerifc^en ^mn einging. ?lud^
in ber Umgegcnb, j. S3. in ßal^la, »urben je^t bie Silber 5er=
brod^en.
144 t:^msA mbtscr.
Unb »ad ^ter Don Sarlftabtd Zreiben berichtet »utbe, ftanh
m(^t t^ereinselt. flloäi ^Umtnere fhtnbe (am aud anbeten Orten.
(Sd ifi frfil^ bed 3tt)idauer $re^igetd Zl&omad IRunjet gebadet
»orben. ©eitbem et im ^J^jal^t 1621 aud 8»i(Iau l^atte »eid^
mufjen, »at et nid^t muffig gemefen. (Stft f^attt et ^i^ nad^ $tag
geioanbt, in bet SReinung, untet ben SSI^men be« f)ud fein Det=
meintlid^ed ^etftedd^ttftentum aufrichten ju tonnen. Stö et bott
(einen (Stfolg gelabt, ittte et eine Qdt lang uml^et, bis et Dftetn
1523 stattet in SQftebt in X^ütingen »utbe. ftutjet ^nb
mutbe biet tefotmiett unb atöbalb, alfo getaume Qtxt ftül^et, el^
Sutl^et ed magte, beutfd^e SRefje eingefül^tt. S)adi mat febod^ nut
bet Anfang. (Sxö^eted l^atte et Dot. ^®d bebatf eined neuen
Solennes, bet im ®etfte (Sli& aufttete/ S)a}u ful^lte et ftd^ felbfi
betufen, — ,bie lautbaten bemeglid^en ^ofaunen ju blafen, ba|
fte etfd^aden mit bem (Sifet bet ftunft (Sotted, (einen SRenfd^en
auf biefet (Stbe ju Detfd^onen, bet bem SBotte (Sottet »ibetfttebe",
unb t)on bem teinen SBotte ®otted ben ®(^effel ab^unel^men, bet
ed nod^ immet bebede. Cad galt ben 9R5nnetn Don Sßittenberg.
2>et ted^tfettigenbe (Slaube, »ie il^n Sutl^et )}tebigte, mat il^m ein
betgiftetet, betief man fid^ bo(^ baffit auf bie ©d^rift. f)ietin fal^
et baS gtögte Sktbetben. „9^ ift fo meit getommen, bafi man
t)on ®ott nid^t mel^t l^anbeln (ann, als maS man aud bem S3u(^
geftol^len bat. äßan ift geffittigt an bet ®d^rift, man »ill (einet
Dffenbatung glauben.'' %bet „bet XuiSetmdl^lte mu^ bie ftun^
®0tte$, ben ted^ten l^eiligen (Sl^tiftenglauben, übettommen aud bem
SKunbe (BotteS, — et mufe feinen etftol^lenen, etbid^teten d^rifl=
liefen Glauben megtl^un butd^ l^ol^e SSettübnid unb Sßetmunbetn*.
(gtft menn bie fttdfte bet ®eele entblöft finb unb bet Sbgtunb bet
©eele etfcbeint", (ann bet ®eift in i§t »it(en: ,in bem »it Sl^ri|lo
gleid^fötmig toetben im Seiben unb Seben, butd^ Umfd^attung bed
l^eiligen ®eifte$ etlangen mit ben teerten S^riftenglauben''. ffiie
nod^ ade ©d^wdtmet, jmei ^a^tl^unbette fpdtet befonbetd bie 9{e=
tl^obiften, fotbett et eine ®emeinbe bet O^iKfl^«» ^^ ^^ ^^^ ^^
etmd^lten angeben (dnnen, mie fte jum ®lauben getommen finb:
„bad mad^t atöbann eine ted^te d^tiftlid^e ftitd^e, ben ®ottlofen
an ben ^uSetu^dl^lten ju ettennen''. Unb mit bet Kufrid^tung
Sl^omad affiniere ^rebigt. Itf
einer (Semeinbe bet f)eiUgen, einet fd^rfen ©onberung ber ®uten
Don ben SSfen unter SSernt(^tung alled (intgegenftel^enben, war eil
il^m furchtbarer (Srnft. 3n einer ^rebigt, bic er ju SUftebt »or
ien fäc^fifd^en gurften l^ielt, forberte er mit ben fd^ärfften SBortcn
bie anwenbung üon ©ctoalt »i^er bie ®ottlofen unb biejenigen,
bie Abgötterei treiben. SOentl^alben in ber Umgegenb lieg ber
nSSerflörer beS Unglauben^'', mie er jid^ nennt bie Sludern)fi^lten
fic^ ju ©unbnijjen oereinigen. ©ürfen mir il^m ©lauben fd^enlen,
fo fonnte er im 3uli 1524 bereite auf 30 folc^cr Änfd^ldge jdl^lcn:
^3n allen Sanben mill )i(^ ta^ Spiel machen.'' ^n furd^tbaren
Srol^ungen erging fic^ jeine Siebe gegen bie e^fitften. Siu^ f)ofea
13, 11 entnal^m er tü^n bie SBeiSfagung: @ott ^at bie ^enen unb
durften in feinem ®rimm ber S&elt gegeben, unb er rniH fie in
ber (Erbitterung lieber megtl^un. 9Udbt minber oeräd^tlid^ fprad^
er Don ben ebangelifc^en ^rebigern. ©aS 23. Rapitcl beS 3«^^
miaS mit feiner ©trafrebe gegen bie böfen ^irten unb bie falfc^cn
^rop^eten, bie baS Sßort bed ^enn ftel^len, unb bie ber ^en
l^inmegtl^un mirb famt i^ter @tabt, ift ber ftete Stefrain feiner
^rebigt. „SRiemalö l^at ber ^txx ju il^nen gefproc^en, unb fie
tnagen fi(^ feine föorte an. D, meine Siebften, fd^affet, baf( ^f)x
loeidfaget, fonft mirb @ure Xl^eologie nic^t einen geller mert fein"*,
fc^rieb er an SRelanc^t^on. Sutl^er^ forglic^e Studfjic^tnal^me auf
bic @(^n)a(^en mar i^m natürlich aud) ein (Sreuel: „Sieben S3ruber,
lagt (Suer SR&^ren, cd ift Seit, — bie Schale bed britten (Sngetö
ift bereits ausigegoffen in bie SBaffcrbrunnen'' (Dffenb. 16,4).
®einc 9{ebe, ein buntem ®cmifc^ aus m^ftifc^cn, attteftamentlic^en
unb apotal^ptifc^en (äcbanten, mürbe immer bunfler unb oermor»
tener. SRur menige mögen imftanbe gemefen fein, i^ren 3ngSngen
)u folgen, maS aber alle baoon oerftanben unb maS bic unteren
©c^icbten ber ^eoölferung begrüßten, mar ber ^a^ gegen bie %t)*
rannen unb bic «grofecn Raufen", unb maS ben ^olfsrebncr über
alle anberen cr^ob unö il^m in ben Augen 93ieler bie l^öd^fte S3c=
glaubigung gab, ia^ maren bie Offenbarungen, (Scficbte unb Xrfiume,
bie er empfing unb fel^r balb bei feinen @etreuen§eroorjurufcn berftanb.
®cin treiben mar nid^t unbeachtet geblieben. ®d^on im
©ommer 1523 meinte Öutl^er, feine abgefc^madtte Äebemcife fei
ftfflbe, Snt^. n. 10
i46 SRfin)er9 XuiUn in «llfUbt.
fo, bog man glauben fönne, einen SBal^ntti^igen ober 2.rttn(enen
t)or fi(^ )u l^ben. (Er fal^ ed lommen, baf) fic^ balb bie fd^Ummften
^(^te biefe^ (Seifted geigen mürben, unb l^&tte ed gern gefeiten,
»enn SRünjer nac^ SBittenberg getommen xdSxc, um ft(^ mit il^m
ju Derfifinbigen. S)a)u mar aber biefer ni(^t ju bemegen. £)ur(|
@)Kilatin fu(^te Sutl^er ben fturfurften ju Deranlaffen, bem SUl^
ftebtif(^en ®eifte ju meieren, aber oergeblic^. (Sd fei il^m bef^mer^
U(^, fid^ in fold)e ®ad^en einjulajfen, ^atte ^iebric^ bem ®tafen
(Ernft Don SRandfelb auf feine ftlage über SRftnjer geantmortet.
SereitS im ^l^jal^r l^fitte man feigen (Annen, m bie ©ac^e
l^inaud xDoük. Um Dftern 1524 [türmten SlQftebter SSürger eine
nal^egelegene SBadfal^rtdtapeUe, ftedten fie in SSranb unb trugen
il^re ftoftbarteiten atö gute 8eute babon. Sttö bie @(i^ulDigen jur
Stec^enfd^aft gejogen merben f outen, mürbe bie ®pra(i^e SRünjerd
unb feinet ^rebigtgel^ilfen Simon C^aferift, eine« frühen Sarme=
litermönc^S, immer brol^enber. 3mmer feien c« bie gurften unb
^enen gemefcn, meiere bie ftlöfter unb ftirc^en — „moUt fagen
8Rorbgruben'' — geftiftct ^dtten unb fie je^t f(!^fi<iten. (Seborne
^rften tl^un nimmer gut. SRan mug ben gürften abfagen. Sßenn
bie Siegenten miber ben Glauben unb baS naturli(^e Stecht |anbeln,
mufe man fie ermürgen mie C)wnbe. ^n furjer 3^it, prebigte
3Runjer, merbe bie (Semalt an ba§ gemeine SSolf gegeben »erben:
bie SSeränberung ber ganjen SBelt ftel^c üor ber Jl^ur.
©er furfurftlid^e (Sc^öffer Qtx^, ber jenen ©d^ulbigen nac^
forfd^en foQte, aber eine Qtxt lang mit SRünjer f^mpatl^ificrte,
jeigte fid^ l&ffig. ?lld er, nac^brudflic^ an feine ^flid^t erinnert,
entfd^icbener auftreten moflte, mar il^m bie ©emegung bereits über
ben ftopf gemad^fen. ©djiultl^eife unb 8lat meigerten il^m ben (Se=
l^orfam. Unjufriebene oon audmärtS, namentlid^ Sergleute au«
bem SKandfclbifd^en, fanben fic^ in ber ©tabt ein, um ju erlunben,
ob äRünjer ober bie ^Uftebter „um beS SoangeliumS miQen be::
trübt mürben". 8ltö megcn Jeilnal^me an jenem ftaj)ellenfturm ein
SRitglieb beS Slatö berl^aftet morben mar, liefe SOWlnjer bie ®turm=
glodfe Muten. ©aS aSolf rottete fid& jufammen, alles griff jur
SBel^r , SBciber griffen ju SRiftgabeln , um 9iat unb ^rebiger oor
einem etmaigen ^nf daläge ju fd^ü^en. Xro^ allebem f (^ritten bie
SDer beginnenbe Stufrul^r. Sutl^rd @enbf(^rei6en. 147
gfirftcn nid^t ein. SRan jc^ticfe ^in unb l^ct, ctmal^ntc unb ücr=
tDaxnte, abet tl^at nic^t^. Unb e^ mad^te mentg (Sinbrud, ali
bcx Äutfütft feiner SBatnung bor SRutwiflen unb grebcl bie il^n
bejeic^nenbe SBenierlung beiffifltc: „3ft bic Seigre unb Unterweifung
bei eud^ au^ (Sott, fo mirb baS, fo tl^r mit bemalt ju bdmpfen
itnb nieberjubruden meint, au§ ®otte^ Knaben unb ftraft, bon
il^m felbfi ol^ne menfc^lid^e ®eioaIt, C^anb unb Unterbruden mol^l
untergel^en.'' ®ie (Enegung »ud^ö in ber ®tabt, ate ber ©c^öffer
Seute, bie angeblich um be§ (Soangeliumd toiQen aus bem l^erjog^
lid^en (Sangerl^aufen gepd^tet maren, ausliefern toodte, unb ein
bena4)barter 3?itter, griebrid^ bon SBiftleben, feine eigenen ^inter=
fa^en überfiel unb branbfd^a^te. SRan mad^e eS bem Sßi^leben
na(^, fagten bie, meldte jur SSe^r griffen unb nad^ SRünjerS 9lat
fid^ enger iufammenfd^loffen. SBenn bie ®ett)alt ba§ Sd^mert jie^e,
prebigte er am 24. ^uli, muffe man il^r' mit bem ®d^merte be=
gegnen. Unb \i)on maren feine (Slfiubigen uberjeugt, ba| il^nen
in einem etwaigen ftampfe nichts »iberfal^ren Iflnne: einer foß
taufenb unb jmeen jel^ntaufenb fc^lagen; baS O^rj ber X^rannen fei
frtwarj DoU geigl^eit unb erfc^rodten. ®o l^atte eS ein gotteSfürd^=
tiger Siann im (Sefid^t gefeiten unb bem ^rebiger oerlunbigt.
SSon allebem l^atte 8ut§er nur bunfle Äunbe. SRur fo biel
roufete er, bafe es fid^ um aufrül^rerifd^eS beginnen l^anble, unb bie
SDbrigleit, in fic^tlid^er Unflar^eit barüber, wie weit il^re ^ffid^t
ginge, einjugreifen jögerte. ©a griff er ein. SBal^rfd^einlid^ noc^
im 3wli 1524 erft^ien fein „©enbbrief an bie gürften ju
©ad^fen bom aufrul^rerifd^en ®eift". ®S ift ©atanS
»unftgriff feit alter ^txt, f o fii^rt er auS, es mit falfd^en (Seiftem
unb Selten ju berfud^en, wenn er merlt, bafe er bem Soangelium
mit (Semalt nid^ts anl^aben (ann. S)aS barf unS nid^t befremben.
(Ss muffen wo^l ©etten fein, fagt ber «poflel, auf bafe bie, fo
bewährt finb, offenbar werben, ©obann fd^ilbert er mit furjen
SBorten baS SBefen ber neuen ^ro)}l&eten. (SS freut il^n, bafe fte
nid^t 5U ben ©einen gel^ören unb nichts bon il^m gelernt l^ben
woQen, wie fie fid^ benn rul^men, aUeS unmittelbar bon ®ott unb
burc^ ^immlifd^e Sinfprad^e ju erhalten. SRun woUen fie aber bei
bem SBorte nic^t flehen bleiben, ,,fonbern mit ®ewalt fid^ feften
10*
148 €knbf4Teibcst Mut anfrfil^retif^ iBetfi.
»ibet bie Dbrigtät unb ftradd ba^ einen let6li(!^n Sufrul^r an::
tid^ten." £ad brfingt il^n, ber Obtigteit nod^ einmal il^re ^flxäft
ins (Seb&d^tnid jutud^utufen, fold^em Unfuge ju toel^en. ^nbem
et an feine Unfänge erinnert, »ie et ol^ne fol(^e ^immlifc^e Stimmen
unb nii^t mit l^ol^en SBorten, fonbem mit ^urd^t unb Sittem unb
in aQet Cemut feine ©ad^e begonnen l^abe, mal^nt et bie ^rften,
ftd^ bod^ ja nid^t butd^ ben i^etmeintltd^en ®eift ine ffil^ten ju
laffen. ®eine gtüt^te l&gen offen jutage: ^Sr miQ bie ©d^tift
unb bad munblid^ (Sottet SBott aufl^eben unb bie @altamente ber
2aufe unb beS kltatd auiStitgen, unb und l^inein in ben Seift
füllten, ba »it mit eignen IBetlen unb fteiem SQiQen ®ott t)er=
fud^en unb feinet SBetIed matten foden, unb ®ott 3^ten, ®tfitte
unb 92af( fe^en, wenn et mit und mitten motte.'' Dad ifl il^m
fotton bie ©umme bet Seilte bct ©d^mfitmet. Äbet et ifl meit ettt=
fetnt baoon, um biefet Seilte mitten bad (Sinft^teiten bet Obng=
leit ju fotbetn. „8Ran laffc fie nut gettoft unb ftifd^ ptebigen,
mad fie (önnen unb mibet men fie motten. — Sad SBott ®0tted
muf( }u e^etbe liegen nnb l&mp^tn.*' Unb an biefet ©tette fptad^
Sutl^et bad il^m fo oielfad^ na(^gefpto(^ene fd^öne äßott aud:
,,3Jian laffe bie ®eiftet aufeinanbetplofeen unb tteffen.
SQetben etlid^e inbed betful^tet, mol^lan, fo gel^t'd nad^ ted^tem
fttiegdlauf ; mo ein ©tteit unb ©d^lad^t ift, ba muffen etlid^e fatten
unb munb metben, met abet tebli(!^ fic^t, mitb geltSnt metben.''
©en tjürften tat et ju etlldten: „JBir motten getne leiben unb
jufe^en, bafj i^t mit bcm ffiott fed^tet, ia^ bie ted^te Sd^re be=
mälztet metbe, aber bie gauft l^altet ftitte obet l^ebt eud^ jum
ßanbe l^inau«.'' ©o fd^tieb et untet ttatet Untetfd^eibung jmifd^en
®eiftUd^em unb ffieltlic^em unb öott feftem Sctttauen auf ben enb=
lid^en ©ieg bet SBal^tl^eit.
Salb batauf, am i. Äuguft, l^attc SKunjct oot ©ctjog Sol^ann
unb feinen Stdten in 2Beimat ein äSetl^öt ju befleißen. Obmol^l
et bieled leugnete, mutbe et bod^ butd§ bie Äudfagen bet Ättftebtet
feined auftfil^tetifd^en Iteibend flbetfu^tt. SRan entliefe ü^n mit bem
Sefd^eibe, bafe bet ftutfütft, bem betid^tet metben fotte, meiteted
betffigen metbe. Sem mottte et juüottommen. Qts)Ä Xage f)}&tet
bdlagte et fid^ in einem ©tiefe an ben ftutfutften übet ben „öet=
är^iinjet unb Satl^abt. 119
logencn Sut^cc" unD ctbot fid^ ju einem SSexl^ör „\)oi bet Sl^riftens
l^eit" — natütlid^ nid^t in SBittenbetg üor benen, bic be§ l^eiUgen
®eifte5 jpotten — , ju biefem ^md mufeten üielmc^r au3 allen
^Rationen biejenigen entboten »exben, ^bie im ®lauben unubet»inb=
Uc^e Jlnfed^tung erbulbet anb jur 35erä»eipnng il^teS ^etjenö ge=
lommen finb". Sl^nlid^ l^atte er am 13. 3wli an O^xjog S^l^ann
gefc^rieben: ^3<ft will bie 3tömer, lurlcn, bic Reiben babei l^aben.
^i) tabele bie untjerftfinbigc SJ^tiftenl^eit ju ©oben, ic^ weife
meinet ®lauben§ Jlbfunft (^erlommen) ju Derantwotten." ®ic
lutffitftlid^e tlntwott mattete er jcbod§ ni^t ab. 3^ f^i"^" ^farr=
(inbern ^urüdgetel^rt mufete er, als er enblid^ @rnft machen moQte
ober, mie er fid^ auSbrüdte, ba§ ernfte SBort (Sottet ju prebigen
gebac^te, ecJ erleben, bafe ber ^Dftebter Sftat i§m miberftrebte. „Sie
ad^ten", mie er fid^ bellagt, „i^ren ®ib unb ^flid^t l^ö§er atö
®otteS SBort." ®a aufeerbem ba3 ©rjd^einen furfürftli^er ftom=
mifiare in ?lu6fic^t ftanb, machte er R(^ bereits am 7. tluguft
l^eimlid^ baüon — , für 8ut§cr ein neuer öemeiö öon bem 8ugen=
geift, ber il^n befeelte.
©ie ?lbfid^t, aud^ bie ®emeinbe Sarlttabts , mit bem aRünjer
feit längerem in ©ejiel^ung ftanb, in feine Sunbniffe mit §ineitt=
5Uäiel^en, mar miSgludtt. Sarlftabt moßte jjeftt nid^tS üon an=
wenbung Don ®emalt roiffen. ^n einem offenen ©riefe ^ber toon
Drlamünbc an bie 5U Äflftebt, mie man d^riftlid^ fed^ten fofl'',
liefe er bie§ ertlären. Sutl^er glaubte nid^tSbeftomeniger, bafe et
mit SRünjer f^mpatl^ifiere, beriefen fid^ bod^ beibe auf ben ®eift,
üerad^teten bie ©d^rift unb gingen barauf auS, bie ©aframente ju
entwerten.
®o urteilte Sutl^er fd^on im S^li 1524. Unb er mar jum
Seil menigftenS rec^t berichtet. SliemaU mar SarlftabtS gebet
gefc^äftiger als in biefem Sommer. C^i^ter einanber fd^rieb er
bamalS fünf bis fec^S ©d^riften über ia^ ©aframent beS SltarS,
üon benen mel^rere bereits im 3uli betannt geroefen fein muffen,
©erfelbe SRann, ber fo eben nic^t m^ftifdb genug reben tonnte,
l^anbelte l&ier teilmeife in ben rol^eften Söorten Dom ©aframent.
3u allen Seiten l^at eS üerfc^iebene äuffaffungen ber 8lbenbma]^lS=
»orte gegeben, bie, meldte Sarlftabt jeftt bortrug, l^otte »enig=
160 (Satl^btt ®a(ramentdte^Tc.
ftcnd, fomeit mir fhtnbe l^aben, bie 92eu]^it für fid^. (St tonnte
fid^ Sutl^t gegenüber rul^men, baf( feit ber Hpoftel Qtittn btefe
(Srtl&rung niemals vorgebracht »orben mfire. SSenn (Sl^riftuS fagt,
bied ift mein fieib sc, fo l^abe er bamit nid^t ba$ Srot gemeint,
fonbem auf feinen eigenen Seib gemiefen. S)ad moQte er aud^
auö bem gried^ifd^en ©runbtejcte erweifcn. ©ort flel^e üor ben
©orten: ^©aö ift mein 8eib", ein ^unlt, fie fingen mit einem
großen Snfang^bud^ftaben an, Semeid genug, ba| biefer @a| für
fid^ beftel^e ol^ne Sej^iel^ung auf ben Dorl^ergel^nben. ©er gelehrte
SRann gab ftd^ bie 8Id|e, nid^t ju miffen, ba| gro^e Suc^ftaben
unb Snterpunftion baS SBert bes Herausgebers maren. 3Ud^t mel
bcffcr mar eS, menn er fid^ barauf berief, baS gried^ifd^e SBort
äörot fei männlichen (Sefc^lec^tS, „ba«" aber fei fdd^lic^. ©aö roar
albernes ®erebe, mie ernft^aft unb mit mie tJielen SBieberl^olungen
eS aud§ i^orgebrad^t mürbe. @d^mermiegenber mar, ba| nic^t nur
bie ®egenmart Sl^rifti im ®a(ramente geleugnet, fonbem fiberl^aupt
ber religiöfe SBert bcS Slbcnbmal^lSgenuffeS unb baS 3urc(^tbeftcl^en
ber Äbenbmal^lSfcier in grage gcfteflt mutbc. .,®S ift nicmanb
gejmungen, ju trinten, fo mirb au(^ ber äufecrlid^e ftclc^) abgeben
unb eine neue SBeife tommen.'' „3m Oiiw*n^l unb am Äreuj",
fagt er, «muffen mir S^riftum fud^cn ni(^t im ©alrament, l^immlifc^e
(Bebanfcn l^abcn unb nic^t falramcntifc^e." ©aS Slbenbmal&l ift
il^m nur ein ®cbfid^tnis beS JobeS Sl^rifti. 3ebeS SRel^r, mie ber
®laube, bafe burd^ baS ©alramcnt SJergebung ber ©ünbc erlangt
mirb, gilt i§m als ein (Singriff in ®ottcS ®l^re, inbem bamit bem
©alrament etmaS jugelegt merbe, maS bielmcl^r ber (SrfenntniS beS
5tobeS (Sl^xifti juläme. ßutl^erS ?luffaffung Dom Jlbenbmal^l ift
ü^m nur ein ®egenftanb beS ©Jjottes, befonberS feine S3etonung
beS ®laubenS an bie S^fofl« ^«^ göttlichen ®nabcngabe im ®atra=
ment. ©ie SBittenberger finb bie neuen ^apiften, (Satraments=
Inec^te, ©alramentierer, — biefcS Schimpf mort fc^eint (Sarlftabt
aufgebrad^t ju §abcn. (Ss Ififet fid& beuten, bafe man baraufl^in
in SBittenberg nid^t gut auf il^n ju fprec^en mar. ®r mollte ge=
l^ört l^aben, bafe Sutl^er bie Drlamünber Steuer unb ©c^märmer
fc^elte. ©aS üeranlaf^te biefe ju einem mel^r als felbftbemu|ten
©d^reiben (16. Äugufl) an Sutl^er. ®r l^abe fie gelfiftert, ol^ne fie
2vLt^x in Z^Maoat. 151
ju prüfen unb baburd^ s^S^ist baf( er (ein ®Ueb bed mal^tl^fttgen
®ol^ned (SotteS fei. (Sr möge nur nad^ Orlamunbe (ommen, ba
wfiren fie bereit, üon il^rem ®Iauben unb SBerfen 3le(l^en|(^aft ab«
jttlegen. Unb Sutl^er mar f(^on untermegS, ber Siluftrag ^erjog
Sol^annS, ju bem ^ol^ann ^iebrtd^ bie Slnregung gegeben ju l^ben
fc^eint, führte il^n md) Sl^üringen. iSeine «nttefenl^eit fd^ien brin=
genb nötig. Sie Aufregung l^atte meite Sheife ergriffen. 9?ament=
Itc^ mar ed bie fc^on frfil^er berul^rte ^age nad^ ber ®ultig(eit
ber mofaifc^en (Sefe^e im bürgerlichen Seben, meiere bie (Semuter
bemegte. Selbft ber l^erjogtid^e ^ofprebiger äBolfgang ®tein moQtte
eine S^it lang nur not^ oom mofaifcben Siechte etmad miffen.
^m 14. ^uguft mar Sutl^er in S&eimar. 9m 21. tarn er nad^
S^ena. £)ort mirtte, mie fcbon ermähnt, ein greunb (Sarlftabtd,
ber ^rebiger SRartin Äcin^arb, ein nic^t unbegabter SRann, ber
btei Salute frül^er auf Sutl^erS (Empfehlung l^in in ftopenl^gen
in bem S)ienfie be$ ftönigd Don D&nemarf geftanben l^atte. %ud^
Sarlftabt mar nad^ ^ena gefommen unb l^örte ed mit an, atö
Sutl^er am folgenben SRorgen in einer langen ^rebigt miber ben
®cift eiferte, ber fic^ ju 3ö>i*au, tlUftcbt unb anberen Orten ge=
jetgt, unb ber, mie man au^ feinen grfic^ten erfel^en tdnne, ein teuf=
lifc^er (Seift fei. SReben ber S^ftöi^wnfl ber ftirc^en, Silber ic be=
fprac^ er namentlid^ a\x6) bie ^bficbt 2:aufe unb Sbenbmal^l junic^te
jit machen. Sarlftabtd 92ame mürbe ni(bt genannt, glei(^mol^l
glaubte er Sut^erS ^udfäl^rungen auc^ auf fic^ bejiel^en ^u muffen.
®r munfc^te eine Unterrebung mit Sutl^er. ©iefer mar nic^t ba-
gegen, menn er il^n aud^ nid^t baju ermunterte. SB&l^enb Sutl^er
im fc^marjen Sdren, mo er mieber abgeftiegen mar, bei ^ifd^
fajg, erfd^ien bann @arlftabt in Segleitung feinet ®d^magerd, bed
Dr. ®er^rb äBefterburg Don Söln, ber fi(^ bamaU ebenfalls
in 3^nci aufl^ielt. Sutl^er liefe il^n fogleic^ eintreten, öor ber ganjen
grofeen 2:ifd^gefellf(^aft moUte er mit il^m Derl^nbeln. (S4 tarn
mie }u ermarten ju einer unerquidflic^en (Scene. Über ba§ Sinjelne
§aben mir nur einen Seric^t auS bem ftreife (Sarlftabtd.
©afe man i^n mit bem aufrul^rerifd^en (Seifte öon «llftebt $u=
fammenmerfe unb feine ©ahamentslel^re bamit in Serbinbung bringe,
bagegen legte er entfd^iebenfte Sermal^rung ein. ®abei belannte et
162 Snt^ nnb Catlltobt in 3ena.
fi(^ offen ju feiner @attamentdle^Te, bie et mit ber ®(^ft beiDeifen
»Ode, unb »atf Sutl^et bor, bad (Soangelium falf(^ se))rebigt ju
l^ben. SHefer berief fi(^ barauf, bag er Garl^abt nic^t genannt
l^be; fadd fi(^ jener getroffen fül^e, fo fei ed i^m rec^t. ^m
»eiteren Serlauf bed @efprfi(^d, in bem Sut^r eine mettoutbige
%ul^ bemal^rte, »fil^renb Sarlftabt immer l^i^iger mürbe, (am man
avii auf bie ^fid^te bed (Sarlftabtfc^n dkifted, im 3a^re 1531,
)u fpred^en, auf Sarlftabtö (Sitelteit bei Gelegenheit ber Seipjiger
Disputation unb manches anbere, nnid fi(^ iw]ifyin ben beiben
SRfinnem absef))ielt. Sitter betlagte \xdf Sarlftabt, ba| man il^m
feine Sucher aud ber Srucferei genommen unb il^n ^inbere, frei
gegen Sutl^er ju f(^reiben, mogegen biefer erft ^eute mieber in feiner
^rebigt ben fyi^ beS Solted gegen i^n ermecft ^be. ®(^lief|li(^
rief Sutl^r i^m ju: »grifc^ IJer, ^bt i^r etwa«, fo fc^reibfö frei
l^aud — , id^ miU eud^ einen (Sulben baju fd^enten." Sarlftabt
mar bereit, il^n ju nel^men, unb Sut^er jog einen @olbgu(ben
^auiS unb gab i§n bem Gegner: „9{el^mt ^in unb greifet mic^
nur tapfer an: %xx]ä) auf mid^"*, fagte er babei. @arlftabt jeigte
il^n ben ^nmefenben unb forberte fie auf, beffen 3^uge ^u fein,
bag gütiger il^m mit biefem Gulben SRad^t gegeben ^be, wiber
fl^n )u fd^reiben. Sut§er mugte il^m nod^ einmal berfid^ern, ba|{
er'd fo meine unb il^n ntc^t l^inbern moQe. Sann gaben fie fi(|
bie C>anb, tränten einanber ju, Sarlftabt oerlie^ bie Serfammlung,
unb Sutl^er ging in bie ftird^e, um, mie er e« (Sarlflabt oorau^
»eiter gegen bie neuen ^ropl^eten ju prebigen.
Über ftal^la, wo auf ber Stan^el, als Sutl^er [ie beftieg, no«^
bie Xrümmer eines ^erbrod^enen ftru)ifi)ceS lagen, (am Sut^er am
24. nadi Drlamünbe. ®urd^ ben Surgermeifter liefe er ber ®e=
meinbe, bie jum Jeil etft oom gelbe juf ammengerufen »erben
mufjte, anjeigen, bafj er getommen fei, auf i^ren ©rief $u ant=
Worten. Sor il^nen ju prebigen lel^ute er ab. ©ann fing er an,
(Saft für @aft beS SriefeS ju befprec^en. aber bie Seute waren
gut gef(^u(t unb wußten auf aUeS ju antworten. (Eben war er
baran, über baS 3^f^ören ber Silber ju fprec^en, als (Sarlftabt
erfc^icn. Aber Sut^er bulbete feine Änwefen^eit nid^t. „3§t feib
mein geinb, unb ic^ f^V eud§ einen Bulben barauf gegeben'', rief
Sut^cr in Ortomünt)^. 15S
et i^m ju unb brol^te alsbalb abjuxeifen, menn Sarlftabt bie
93etfammlung nid^t üerliefie.
Sie Dtlamunbet auf bet ftanjel befc^ulbigt ju ^ben, leugnete
Sut^er: fie ^tten in äßittenberg me^t ^u t^un, ald an ]ie j^u
beulen, „^ii l^ab insgemein gerebet, — ^abz xd) euc^ getroffen,
n>a§ fann id^ baju.'' Über bie ^Überfrage tarn e§ ju einer f leinen
©isputation. 33or allen tl^at fid^ ein ©d^uftcr l^erüor. Siic^t
bio% SarlftabtS SSeroeidfüi^rung, aud^ feine m^ftifc^e Stebemeife
^tte er in fi(^ aufgenommen. 92it ben mufteften 93ergletc^en
mittelalterlicher SR^ftit fuc^te er ein abjolute« ©ilbcrüerbot ju bes
gtunben. Sut^erd 92ac^U)etS, baf( ^afe^ nur abgöttifc^e SSilber
berboten |iabe, liefe man nic^t gelten. Snblic^ erllärtc ber S3ürger=
mcifter: „2öit galten unö ftradtö nad^ bcm SBorte (Sottet, benn
eS fielet gef (^rieben: il^r follt »eber bajufeften noc^ baöonne^men."
Saran erlannte Sut^er, bafe man i§n unb feine Seigre oerbamme.
®a§ beftätigte il^m ber ©c^ufter, inbem er exflcirte: „®o bu je
oerbammt roiUft fein, ^Ite ic^ btd^ unb einen jeglichen oerbammt,
So lang er »ibcr ®ott unb ®otte^ Sßal^r|ieit rebct ober lieft."
©ine weitere SBerl^anblung märe jmcdloö gemefen. Sutl^er eilte mit
ben ©einen jum Sagen; unter ben ^JUermünfc^ungen be3 ^öbel5
verliefe er ba^ ®tabt(^en. 9ie§r als je n^ar er bauon über=
5eugt, bafe aud^ baS treiben SaxlftabtS jum Äufrul^r führen
muffe.
(St berichtete über biefe ^^^ragöbie" nac^ Seimar, aber auc^
Sarlftabt wanbte ftd^ bort^in mit grofeer Sflagc über ßut^erS auf=
treten, unb ebenfo bie Drlamünber. Sarlfiabt moQte je^t noc^
feine „c^riftUc^c, flöttlid^e, erweisliche unb gegrünbete Seigre*' in
einer öffentlid^en Disputation gegen Sutl^er oerteibtgen. Unb noc^
oor (urjem l^atte man wirflid^ baran gebac^t, toie ^atob ©traufe
Don (Sifenac^ eS i^orgefc^lagen, ein allgemeines ®efpräc^ jmifc^en
Sut^er, 9!elai<d^t|ion, Sarlftabt, Straufe unb momSglid^ auc^
äßünjer ju oeranftalten , um niemanbem Unrecht ju t^un. ttuf
Sutl^ers 9lat moUte man aber baoon je^t nichts toiffen, (Sarlftabt
fei oft genug aufgcforbert morben, na^ SBittenberg ju tommen
unb fein ^mt mit Sefen unb S)iSputieren auSjurid^ten. ®in Ses
fel^l beS fturfurften oom 17. September üerwieS i§n beS SanbeS.
154 (Sattflabtd Vufivcifttng. (SiitbnKf feiner €(infte!t.
<IUei(^ed 8od traf SRattin Stetn^rb unb (Setl^tb Skfiet&utg.
<£atlfiabt mat ungebeugt. 9lad^bem er tl^rfinenreid^en Sbfc^ieb oon
feiner @emetnbe genommen, }og er ffibmfittö, um in ben oer=
fd^iebenften @egenben bei aQerlei Seuten für fi(i^ unb gegen Sut^er
©timmung }u machen unb iai Unred^t, bad man il^m angetl^n,
ind greQfte Sic^t }u fteden. Sine SRenge teitö mirtltc^ neuer, teil^
nur »iebcr aufgelegter Iraftate, bie wieber neue ©t^riftcn in
Sludfid^t fteQten, marf er ind S3ol(.
(Sd mar bo(^ eine munberüd^e 3^it. Sßad mürbe nic^t aUeS
gefd^rieben, aber maS me^r fagen miU, mad mutbe ni(^t aUed ger
lefen! (2^ l^at feiten eine lefeluftigete ^txt gegeben. Unb {e
reicher bei SSud^ermartt in ben legten Salären geworben mar, um
fo mel^r mud^S natürlich bie Steigung, 92eue$, Ungemöl^nlid^eS ju
l^dren unb ju lefen. Ceffen boten bie Sd^tiften ^rlftabts je^t
mel^r atö bie Sut^er^. @eine eigentümli(^e %rt, balb in buntein
SBortcn bie l^öc^ften Probleme m^ftifii^er grömmigfeit ju berül^tcn,
für bie bad beutfd^e ®emüt Don jel^r fo empf&nglid^, balb an
ben gefunben ^enfc^enoetftanb ber neuerung^füdbtigen SRenge ju
appellieren, fanb größeren Seifall, al5 man bei ber Unflarl^eit
feiner äUebemeife erwarten foUte. 92amentli(^ waren eS aber feine
prattifd^en Senbenjen, feine ®runbf% über bie 92euorbnung be^
Jhrc^enwefenS , bie Dielen, benen ed mit ber ^Reformation ber
ftird^e nid^t fd^nell genug ging, einleuchteten, fo befonberS in ben
fübbeutfc^en ®täbten, bie Sarlftabt je^t auf feinen SBanberungen
befudfete, in SRotl^enburg, ^eibelberg, ©trafebutg unb anberen. 9lad^
wenigen äBoc^en erful^r Sutl^er, l^a^ (krlftabts ^^ogma Dom
©alrament" bie weitefte Verbreitung erfal^ren. ©ereit^ am
12. 5Roöember wollte er wiffen, bafe aucb Ulric^ 3»>ittgli i^m
beiftimmc.
3lvix gelegentlich finb wir biSl^er biefem Siamen begegnet. (Srft
je^t gewinnt er eine Söebeutung für Sutl^er^ ^erfon unb äJBetf.
3^n neben Sutl^er ju fiellen, baran bacbte wo^l noc^ niemanb.
aber welche ©ebeutung l^atte er nic^t fc^on gewonnen!
äBenige SBoc^en nac^ Sutl^er, am i. Januar 1484, war er
JU SBilbl^u^ in Soggenburg geboren. 8lu(^ er entflammte bem
SSauetnftanbe, aber feine (Sntwidtelung war eine ganj anbere ges
t 3»ingft. @cinc (gnttoidctuiifl. 165
»efcn. D§nc Siot ftubicttc er in 8Bicn unb in ©afcl. SBon
innctn Rämpfcn murtc et nid^t butd^fd^üttcrt 3Rit einem fd^atfen
5ßcxfianbe begabt, fül^l unb fiberlegt, eine offene, gerabe 3Iatut,
nid&t unempfängli(!^ für ba§, »a§ i§m ba§ ßebcn ju bieten ücr=
tnod^te, ging er rul^ig feinen SBeg. grfi^ machte er bie S3etannt=
fd^aft ber alten ftlafi'ifer, aber erft als ^Ißfarrer in ®laru§ (feit
1506) mürbe er ein begeifterter |)umanift, ein eifriger Anhänger
unb (Schüler beS @raSmu^. 92ur Don il^m aus ift feine tl^eo=
logifc^e Eigenart ju oerftel^en. an fetner Oöni> vertiefte er ]xi) in
bic l^cilige ©c^rift. ®e§ (Sra^muS Äbnotationen erfc^loffen il^m
il^rc tiefen, lenften feine Äufmerlfamfeit auf bie grofeen ©c^äben
be§ Rird^entumS. Unb obwol^l tiefer unb religiöfer angelegt als
fein SReifter, füllte er anfangs bocfe ebenfo wenig als jener bie
Sleigung, feine (grtenntntffe in pofitioer SBeife jur ©eltung ju
bringen. 3?ic^t feine fird^lic^e, feine politifc^e i^atigleit, baS
mannl^afte auftreten bes fc^weiserifd^en ^Patrioten, ber gegen baS
fogenannte 3leiSlaufen feiner SanbSleute, ben 6^re unb SBo^lfal^rt
unb g^ei^eit oernic^tcnben SfriegSbienft in frembcm ©olbe unb baS
baburc^ ^eruorgernfcne sßarteitrciben feine Stimme et^ob, ^at
feinen SRamen juerft weiteren Greifen feiner $>eimat befannt ge=
macl)t. Unb baS politijc^e 3»^l^^#^ öie SReiguug für baS ällge=
meine ^at i^n feitbem nic^t oerlaffen unb feiner ganjen $erfön=
Ud^Icit ein d^aratteriftif4)eS (Seprägc gegeben.
?ln feiner roiffenfc^aftlic^en gortbilbung arbeitete er unaufl^örlic^.
Unb je me^r unb me^r trat baS ©tubium ber ©c^rift, befonberS
beS 5Reuen teftaments, in ben Sßorbergrunb. ©d^on war fie i^m
nid^t mel^r blofe eine ClueÜe ber (SrtenntniS, fonbcrn auc^ beS
fiebenS. @r blieb ber ^umaiitft, aber ber i^eologe fing an ju
übermiegen. S)ie ©erec^tigleit allein auS bem ®lauben »ar il^m
Ifingft jur ©emifeb^it geworben, ©eit 1516 mirlte er in 3Raria
©nfiebeln. ^n bicfem oielbefuc^ten SBallfa^rtSort tonnte er er=
fal^ren, wie eS ftanb mit ber SBerberbtl^eit beS rflmifc^en Sl^riften=
tums unb feiner Abgötterei, aber erft in S^xiij, wo er am
1. S^nuar 1519 fein ömt als Seutpriefter am ®rofemünfter
antrat, begann er feine ebangelifd^e ^rebigt.
Stid^t burd^ Sut^er war er jum @oangelium getommen. 9{od^
166 3»tnftU9 etptf Vufttetcn.
^tte er fi(^ (aum mit Sut^S ®(^nften befc^dftigt. Seine eigent^^
lid^en ©tteitfc^riften intereffietten i^n nid^t. Siut^ in ber golge
t^etntieb et, fo gut er tonnte, feine ®(i^riften ju lefen, um ben
(Begnern bie bequeme SBaffe }u nel^men, i^n leid^tl^in als Sut^
ranet ju oerle^ern. IBie gefagt, burd^ bie Sd^tift unb (&xa§ma^
mar er ju feiner Xl^ologte getommen, freiließ, baf( er fte geltenb
machen tonnte, war lieber ber (Erfolg ber lut^erifd^en Bewegung.
(Erft moDte er nur ba$ (Soangelium prebtgen, ni(^t mel^ unb
ni(^t meniger. !ln irgenbmelc^e 9ieformen backte er mo^I nic^t
Den greunben gegenüber pried er bie S&ittenbcrger al3 bie Ser=
treter einer fc^riftgemfif^en tl^eologie, gteid^mol^l ftanb ex mit
il^ren geinben im beften (Sinoerne^men unb erfreute fic^ ber S(ner=
tennung »brianä VI. (8rft nac^ brei 34ren 50g er bie golge=
rungen feiner ^rebigt 3"^ ^^il 1522 erfd^ien feine crfle rcfor=
matorifd^e ©c^rift: ,83on (grliefcn unb grei^eit ber ©peifcn".
SB&^renb fie einen jo nebenfäc^lic^en $untt mie bie tir(^tt(^en
gafterigcbote angriff, betraf fie bod^ fc^on ba« 3^ntrum, inbem
3n)ingli mit ebenfo großer Stlar^eit als Sntfd^iebenl^eit aus ber
Schrift \}a^ Äec^t ber rSmifc^en ©ifc^Öfe, bem freien S^riften=
menfc^en ©aftungen aufjulcgen, beftritt. anbete bcbeutungSDoUcrc
Xrattate, bie bereits nichts gelten laffen rooQten, als n)aS fid^ auS
göttlicher Schrift erioeifen laffe, folgten nocb im Saufe beSfelben
3a^reS. ©ie (Scgenja^e fül^rten ju ber am 29. 3anuar 1523
erfolgten ©iöputation über 3®ittgliS „Sc^lufereben*', einer Äei^e
oon 67 liefen, meldte ben ®ieg ber 8leformation im ftanton
3ürid^ entfd^ieb. ®ie »ar lein langfameS äbbrödteln beffcn, roaS
unbraud^bar gemorben mar, fonbern ein fc^neOeS, jielbemu^teS
^bbtec^en oon allem, maS man nid^t mel^r braud^en mollte, meil
es teinen ®d^riftgrunb ^abe unb ®ott bie (g|ire raube. Si^n^^^^l^
weniger SRouate oerfc^roanben bie Silber, bie Altäre, bie 3Rcffe,
bie Drgel unb alle ^zxcmomcn, bie an baS ?llte erinnern
tonnten. —
3J{it bem, maS unter 8ut|iers gül^rung in ©ac^fen unb anberSwo
k)or fid^ ging, ^tte biefe @ntmi(Ielung bod^ weniger gemein, als
es ben 3^itgenoffen anfangs fc^einen tonnte. 3ö'i"9'i burfte feine
©c^öpfung mit Siecht als eine oon Sut^er unabl^cingige, felbflänbige
bc§cid^nctt. Unb et legte SBert barauf. anbete loaten bie SRotibe,
anbete bie Qitlc, bie bet ©d^weijet üetfolgte, in bem bet bibeU
gläubige ®d^ület be$ @taSmud unb bet mettblidenbe ^olitilet nid^t
feiten um bie Dbet^anb fttitten.
SRan tann beobad^ten, »ie ftul^ fid^ bet fpätete ®egenfafe an=
bal^ttte. 3ö>ingU empfanb il^n ftül^et aU Öutl^et. SBeteitS in bet 8lu5=
leßung feinet 67 Jl^efen pnbet et, bafe ßutl^et in einigen ©tüdten
el^et 5u wenig als ju üiel getebet unb ben SBlöben ju Diel nad^r
gegeben. ?lnftofe nimmt et an feinet Äuffaffung bet 33eid^te, an bet
SSeibel^altung be§ SBotteä ©attament, übetl&aupt an ßut^etö geft=
l^alten an bem j^iftotijd^ begebenen, mofetn e5 bem SBotte ®otteS
nic^t mibctftteite. ^ietin fal^ et eine falfc^c SJac^giebigteit, ein
^attieten, eine ®etingfd^5%ung bet @l^te ®otte§. Unb mdl^tenb
bie SBittenbetget, bie fteilic^ wenig bon ben SSotgfingen in QM^
ctful^ten, il^n ju ben 3^tigen tec^neten, ging 3"^i«9^i ^ud^ fc^on
in wichtigen Se^tpunlten anbete SBege. SReland^t^on ift e§ gewefen,
bet suetft ben Sta^muS füt ben ©tteit jmijd^en SB^i^flli w^^
Stttl^et Detantmottlid^ gemad^t. Unb »et wollte leugnen, bafe bie
meiften Sel^tpuntte, in benen ä^i^^S^i ^^" Sutl^et abweicht, fid^
auf eta^mifc^e ?lntegungen jutiidtful^ten lafjen? ©a§ gilt aud^
Dorn aibenbmal^l. SBie (£ta§mu§ legte Qmnili fc^on ftul^ ben
4)aui)twett babei auf baö ,,SBiebetgebäd^tni§ befjen, wa§ einft ge=
fc^el^en". ÄUetbing« feine jpfitete ©tfWtung bet ?lbenbma§l5=
wotte, wonod^ fie j^mbolifd^ ju üetftel^en, r^a^ „i^i" fo Diel fei
als bebeutet, entnal^m et ben Catlegungen eines niebetlänbifd^en
3utiften RotneliuS ^otn obet ^oniuS, bie bctfelbe fd^on 1521 geltenb
gemad^t. (Sin gewifjet Sll^obiuS l^atte fie auc^ an Sutl^et gebtad^t,
wat abet üon biefem jutudfgewicfen wotben. ©agegen fanb Sw'iwgli,
mit bem Sll^obiuS 1523 in SSetbinbung getteten, batin bie gotmu^
lietung bet Äbenbmal^Slel^te, bie et felbfl fut bie tid^tige l^ielt.
Slud^ fonft wat baS 93etl^altnis S^i^gliS ^u (StaSmuS bon
nid^t geringet Sebeutung, wat boc^ bie Die^tja^l bet ttefflid^en
äRfinnet, bie in ben Dbetlanben an bet ©pi^e bet Bewegung
ftanben, ebenfalls aus bet ©d^ule beS ©taSmuS l^etüotgegangen.
Ifin teget briefUd^et SSetlel^t l^ielt fie jufammen. S^^nfl'i* S^^me
ftanb untct il^nen obenan. X)aS wat bie nfic^fte SSetanlaffung
158 2>ie fflbbctttf^cn et&bte. Bivlitgtt unb (Sarlflabt.
baju, ba| 3®inflli^ Deformation eine SBittung ^tte, bie über
i^en Snfang^punlt l^inaudging. (Sid^tlid^ gtabitierten aud^ bie
fubbeutfc^en Steid^dftfibte um jene 3^it ntel^ atö friil^ nad^ ber
@(^meij, beten anertanntet Sorort Qmi) mar. Unb bie %ici^U
niffe biefet Keinen (Semeintoefen Annetten ju \tfft ben fd^toeije^
tifi^en Kepubliten. So maten bie Sßotgfinge in ßutid^ auc^ in
tiT(^U(^en Singen ffit t)iele Dorbilblic^. D^ne ba^ man ftd^ eine^
(Begeuja^ed ju Sutl^et bemuf^t mar, ben man oielmel^r aDent^lben
au(^ ^ier al$ C^erolb bed (Eoangeliumd anerlannte, oerfotgte man
Ifingft meit anbere Qitk.
Unb nun tarn Sarlftabt nad^ bem ®uben unb fanb Suftimmung.
greilic^, man bellagte ben Bn'i^fpalt unb a^nte bie ®efal^r für bie
Sudbreitung be^ (EDangeliumd, aber e$ gab auc^ Seute, bie nie
ber ^rebiger äRarttn ^ecbt in Ulm, bei aller Sßere^rung für 8ut^
baoon ®eminn erhofften: man »erbe aufhören ,,an bem SRunbe
bed ^eroen ju ^ngen mie am Dralel". SBorber^anb tonnten bar=
aud nur ^arteiungen entftel^en. Ser erfte, ber gegen Sarlftabt jur
geber griff, mar Urban 9il^egiud, bamatö ^faner ju SugSburg.
@(^on im 92oDember 1524 fc^rieb er eine Sßarnung ,,miber ben
neuen S^rfal*' Sarlftabt« unb beftritt auf baö lebl^ftefte beffen
(Satramentdlel^re. Unb ju berfelben QAt richtete d^i^flli ^^n erfl
fpfiter betannt gemorbenen S3rief an (Sra^mud ^Iberud in 9teut=
lingen, in bem er auS Änlaf) ber entftanbencn 3rrungen feine
Slbenbma^l^lel^re barlegte. 3^(^^ ^i^ (Srfl&rung SarlftabtS im ein=
seinen billigt er nic^t, mo^l aber, bafe er bie Äuffaffung Sutl^er«,
ben er tnbeffen nid^t nennt, jurficfmeift. £)ie Kbenbmal^t^morte
muffen einen anberen @inn l^aben: „S)a$ SBort ift fein Slu^e*.
©iefe ©teile ift für il^n ebenfo entfc^eibenb als für Sarlftabt. ®ie
mörtlic^e Auslegung gilt il^m ald eine abgefc^madte Üeberlteferung,
menn nic^t als ®ottlofig(eit. 8Btr(li(^ geglaubt, fagt er, ^be
überl^aupt niemanb an bie mirtlic^e ®egenmart im ^benbmal^l, menn
man eS auc^ b^uc^lerift^ermeife gelehrt unb vorgegeben l^be, ober
man ^obc auf ben 93erftanb Derji(^tet. S)ie (Segner finb il^m
Xl^oren, rol^er als St^tl^en. Sutl^er mar alfo im allgemeinen
über feine Stellung rec^t berid^tet. S&ie tiefge^enb bie ®egenf%
maren, al^nte er freilid^ nid^t.
etragburg nnb (Sart^bt. 15>
3n ©trafeburg mar cg, mo bcr eigentliche Streit ausbrechen
foßtc. ^ier, »o bomel^mlic^ SRartin Sucer unb Der frfil^ere ^at
bcö fturfürften üon SRainj, SBolfgang Sapito, für bie Sieformation
n>irtten, »o alleö nod^ in ®a§rung begriffen, l^atte (Sarlftabt, o^ne
mit ben ^rebigern gu^lung ju fud^en, gerabe in ben unteren
Saienfreifen 9Serbinbungen angelnupft. ^wax mu|te er balb weiter
loanbern, aber er Derftanb es, aud^ Don S3afel auS feine neuen
@(l^riften ju Derbreiten unb bie aQgemeinfte äeilnal^me für fic^,
ben mit SBeib unb ftinb oertriebenen, ju ertoecfen. Unter bem
€)ol^n unb ©pott ber ^apiften erl^ob man bie §rage, an n>en man
pc^ 5u ^Iten l^bc, an gütiger ober ffiarlftabt. SSergeben« fuc^ten
bie ebangelifd&en ^rebiger ju beruhigen, äud^ fie famen in 8ßer-
legenl^eit. Stimmte aud^ taum einer oon il^nen gerabe SarlftabtS
Auslegung ber ^benbmal^tömorte bei, unb maren bie 93erft&nbigen
aud§ entruftet über beffen unrul^mlic^eS Auftreten gegen ßutl^er,
fo fanben boc^ bie, meldte i^rer ganjen tl^eologifc^en (SntmidCelung
nac^ auf (SraSmuS fugten, nid^t menigeS in feinen SluSful^rungen,
was i^nen einleuchtete, ^ie @^rfurcbt bor Sutl^er, bie Unrul^e in
ber (Semeinbe, bie Sorge um bie gefä^rbete Sac|ie beS SoangeliumS
t)eranla|ten ben Sßunfd^ nac^ einer 93erftfinbigung. 3^ biefem
3toedfe fanbte man (Enbe 92oDember 1624 einen ^iafonuS mit einem
e^rfurc^tSDoHen Sct)reiben nac^ Sßittenberg, moritt ber Staub ber
®inge, wie bie ©ebenfen ber Strafjburger bargelegt »urben.
(Es l^t fic^tlid^ ben ^mi, ein 3ufammenge^en ju ermöglichen,
aber eS bejeugt mit jebem SBorte, wie ^ier jmei (Sntmidtelungen
aufeinanber ftief^en, bie, menn i^re beiberfeitigen @igentümlid^teiten
fefige^lten »urben, fc^merlic^ ol^ne ftampf nebeneinanber l&er=
ge^en tonnten, ^ie grage bom ^benbmal^l l^at ben 3^^^fpAtt
ni^t gefd^affen, fie l^at il^n nur offenbart. SBaS bie Strafen
burger baruber ju fagen »iffen, ift lebiglic^ bie Äuffaffung beS
(EraSmuS. 92an legt SBert barauf, mit Sut^er ju prebigen, baS
Crot fei ber 8eib S^rifti, ber SBein fein S3lut, fielet aber ben ein=
jigen 3?uften ber (gud^ariftie in ber (Erinnerung an ben tob (Sl^rifti.
Das äbrige, fo fagen fie mörtlic^ mit (EraSmuS, tbut nichts jum
C)eil, benn baS ^leifc^ ift (ein Ü^ä^e, auc^ wenn S^riftuS fo DoQ^
^finbig ba wäre unb in berfelben ®eftalt mie am ftreuje. S)aS
IM 2)le 6tra6btttger ^rebiger an Sutl^.
ift bamatö tote fpfiter ber Cmuptgeftd^töpuntt. Sein unb S3tot
finb fiujjerlid^e "Dinge. SRan ntu| bad SBolt mel^t batauf ]^üi=
meifen, too^u man bad tlbenbmal^I genief^e, atö mad man effe
unb ttinle. S)ad toiO aber nic^t aOen genügen, äßan Detlangt
eine Ilate ©atlegung bcffen, »a« nun ©tot unb SBcin fei, bie
man mit oöQiger ©ic^etl^eit ju geben ftc^ noc^ nid^t getraue ; besl^alb
erfud^en fie Sutl^er unter Übeiienbung ber Sarlftabtfc^en @(^rtften
unb unter ^inmeis auf getoiffe midjttge Semeidgrunbc (Sarlftabt^,
ju il^rer ®tärfung barjulegen, »aS mit ber Sd^rift auc^ gegen
ben Satan beftel^en tonne.
Sud^ bie 2auf§anblung ift tl^nen etmad ^ujjerlid^ed. Dbmol^l
c9 f<!^riftgemfif)er märe, nur bie (^rmad^fenen ^u taufen, l^&tten fie
bie Stinbertaufe dod^ beibehalten , nur muffe man bann eine ^txt
feftfe^en jum Unterrichte berer, bie ol^ne benfelben getauft mürben
»firen, ein auc^ f(^on üon 3«>wflli auögefproc^ener ®ebanfe, ber
fpfiter 5ur Sinfü^rung ber ftonfirmation geführt l^t. ©er für ben
fpäteren ®egenfa^ in Sfultu^ unb Sitte \o mi(^ttge ®runDfa^ ber
Dberlanber, baf} im tirc^lid^en unb religiösen ^anbeln nichts 5U
bulben fei, maS man nid^t mit Sd^riftmorten atö berechtigt ermeifen
fönne, »irb ^ier fc^on mit aDer Schärfe au^gefproc^n. ®ben
be^^alb empfinbet man bie 9Serfd^iebenl^eit ber 3^^«wonieen bei
gleicher Betonung ber Stormatioitdt beS Sc^riftmorted atö etmaS
Un^UbareS, fei er boc^ \>m ®egnern ein SBemei« für bie Unbe=
ftdnbigleit unb Unfic^er^eit et)angelifd^er ße^re. Unb aUerbingö
ber ®otteSbienft in Strasburg, beffen SSerlauf bie ^rebiger bar=
legen, unterfd^ieb fid^ Don öem in aSittenberg fd&on fcl^r er^eblic^.
3}or aDem mar er ganj beutfc^. C)ier unb ba erinnerte nod^
cinjelne^, maS man um ber Sc^mac^en mtUen nic^t abgefc^afft
^atte, an bie SSergangen^eit, aber man mar fic^ baruber dar,
bafe e§ faDen mfiffc. ©er innerlid^en Trennung oon ber alten
ffird^e, mit ber im 3"f^»i»"^»i^fl"9 ä« ft^^^n für Sut^er Don fo
mefentlic^er SSebeutung mar, mar man fid) l^ier oollftanbig be=
mufet: „S&d^ bflben bie Sl^rlften mit ben ^opiften gemein?''
fragen fte jur ©egrunbung i^reS ©tanbpunttcS.
3Ran tann nid^t fagen, \ia% ßutl^er bie ganje SSerfc^iebenl^eit
bcSfelben in ber gleid&en ©eife erfannte, mie fie ^eute ju überfe^en
©enbf^reiSen an bte ©tragSurfter. 161
ift. ®cm aScrttaucn bcr ®tta|burget tarn et mit gleichem SBct=
trauen entgegen. Dbwo^l et f(^on eine gtöfeete ©d&tift plante,
beeilte et \xä), in einem tutjen ©enbfc^tciben üom 15. ©ejembet
auf baö SBid^tigfte ju etwibetn, „b\^ (S^tiftuS e§ i^m geben »etbe,
auf baö ©anje ju antmottcn''.
©a ttöftet et bie ©ttafebutget, inbem et ben f(^on öftet
auögefptoc^enen ©ebanfen micbetl^olt , bafe e§ bie SBeife beS
®Dangelium$ fei, 93exfotgung bon aujjen, 3^^^^^^^^ i^n ^nnetn
l^etDotjutufen: „(&^ muffen fte^eteien fein, auf ba| biejenigen,
fo betod^tt fein, offenbat metben. Sl^tiftu^ m\x% ni(^t aQein
(Saipl^am l^aben untet feinen >$einben, fonbetn auc^ ^ubam untet
feinen gteunben." ®ann miß et fie betmatnen, nic^t als jemanb,
bem fie ju glauben fc^ulbig feien, et jei ja auc^ nic^t i^t $te=
biget; abet in bet Hoffnung, bafe fie i^n in feinen ©d^tiften
als einen jolc^en ettannt Ratten , bet ta^ Soangelium , bie
®nabe S^tifti, baS ®efe^, ben ®lauben, bie fiiebe, baS ftteuj
unb übet^aupt alle C^^uptltude , bie einem (S^tiften )u toiffen
not ift, lautet unb gewife gel^anbelt ^abe, etwas, was man öon
^atlftabt nic^t fagen tonne, ©iefet betfalle, wie man miebet aus
feinen neueften ©(^tiften etfel^cn fönne, auf bie äufeetlit^en ©inge,
als läge baS teerte c^tiftlic^e SBefen an „Silbftütmen, ®a(tament=
leugnen unb laufefttafen''. (St, Öut^et, l^abe mo^l butc^ fein
©c^teiben ben 93ilbetn mel^t Sbbtud^ getrau als Satlftabt butd^ fein
©tütmen. ?lbet was liegt batan? Sie C)auptfa(i^e bleibe S^tiftuS,
nic^t wie @atlftabt eS ^infleßt, (S^tiftuS als Sjcempel, „weld^eS
baS getingfte ©tuet an Sl^tifto ift, batin et anbeten O^ilig^n gleid^
ift, fonbetn wie et ein ®efc^enf ®otteS, obet wie ^auluS fagt,
®otteS Sh:aft, SBeiS^eit, (Seted^tigfeit, (Stlöfung, C^eiligung", wobon
bie neuen ^topl^eten mit il^ten „Sutgtöbungen" unb fonftigen fc^wuU
ftigen SGBotten nie etwas gefd^medt l^aben. ®ie gtage t)om ?lbenb=
mal^l ge^ött i^m ol^ne 3weifel l^iet aud^ noc^ ni(i^t ju ben ^anpu
ftücfen, jonbetn jufammen mit jenen anbeten äufeetlid^en ©ingen,
Silbetn, ©abbatfeiet u. bgl., beten auSfü^tlic^e ©töttetung et etft
anfunbigt. ffit etwfi^nt fie nut (utj. ©abei mac^t et baS metl=
wütbige ®eftänbnis, wie bet (Sebante, bafe im SSbenbma^l nut SStot
unb SBein fei, il^m f(^on oot fünf 3al^ten biele «nfed^tung beteitet
irolbc, ^ui^tn. IL 11
168 £ttt^ Wkt ba9 Xtobmal^l gegenüber ben bS^mtf^en 8rfibent.
l^abe, benn er l^be too^l geouf^t bamit bem $a))fttum ben grö|ten
„^uft" geben ju tdnnen. (5d ^fitten au(^ lernet Seute, tool^l fener
{)oniud unb t)ieOei(^t (StaSmud, oeit gefd^icttet aU Sariftabt in
biefem @inne Dom @attament gefc^tieben, „aber id^ bin gefangen,
lann nid^t l^etau^: bei %tft ift ju gewaltig ba, unb »iQ ft(^ mit
Sßotten nid^t laffen au$ bem Sinn reiften \ SBie Sariftabt mit
feinen lofen, lahmen ^ofjen bat)on tebe, ol^ne ade @(^tift lebigli(^
aud Sßemunft unb (Butbunten, bad fechte il^n nic^t an, oielme^i
beftdtte i§n bad in feiner S^einung. SBol^l aber muffe er betennen,
ba| fein alter äbam nur ju lei(i^t geneigt fei, nur 8rot unb SBein
im Äbenbmal^l ju fe^en — , eine äufeerung, an bie man fid^ er=
innern mufj, um Sutl^erd f))&tere ©d^&rfc im Sbenbmal^l^ftreit ju
öerftel^en.
Unb feitbem er in ber Schrift Don ber bab^lonifc^en @efangen=
fc^aft bie Seigre Don ber SBanblung jerfc^lagen, l^atte er fid& fd^on
me^rfac^ mit ber grage ju befc^äftigen gel^abt, »aS bann alö 3n=
l^alt be$ ©aframents anjune^men fei. (&x t^at e^ ungern. ^I^m
genügte, baf( man fid^ an baS SBort beS ^errn ^alte, wonach er
unö im Saframente feinen 8eib unb fein 8lut ju geniejsen gebe,
alled übrige, maS ba^ für ein Seib fei, mie bad jugel^e, fmb il^m
müfeige g^agen, bie ben ®laubcn nic^t meieren, fonbern nur ©frupeln
unb ©paltungen ^erDorrufen. ,,S)ringe auf ba§, ma^ notroenbig ift,
ben ®laubcn unb bie ßiebe. Ibötid^t ift eö, um folc^c »ertlofe
®inge 3\u ftreiten unb barüber baS SBertDoUe unb C^^ilbringenbe
bei ©eite ju feftcn." ®o fd^rieb er am 13. Swi^i 15^2 an ?ßaul
©peratuS, ber bei feiner Sßirlfamleit in 3glflw in SRfil^ren mit ben
„bö^mifc^en ©rübern'' betannt geworben mar unb il^m, meit er an
beren »uffaffung Jlnflofe nal^m, aflerlei ba§ ©atrament betreffenbe
fragen Dorgelegt l^atte. S&eitere perfönlid^e 93erl^anblungen mit ben
trübem Deranlaf(ten i^n bann boc^, felbft näl^er auf bie ©alra=
mentsfrage einjuge^en. ®nbe 1523 »ibmete er il^nen bie ©c^rift:
,y93om anbeten beg ©aframents bed ^eiligen Seid^nam^
S]^rifti^ ©ie betfimpft nic^t nur bie SReinung ber Säruber, bie
in etmad unf larer S&eife jmar (E^rifti Seib im C)itnmel^ eingefc^loffen
backten, aber boc^ Don einer gciftlic^en ®egenmart fpräd^en, fonbern
auc^ fc^on anbere ^uffaffungen wie bie, baf) 93rot unb Sßein nur
fieib unb S31ut bebeuteten. S)enn einem S&otte „ol^ne au^
gcbtudte Date ©d^rift ein anbet ©euten ju geben" gilt il^m aU
ein ^eüel an ®otte§ Sßott. Sßenn man bieS an einem SBotte
tl^ue, »0 tomme man bann l^in, benn toad l^inbette batan, ed
übetaa ju tl^un? ©agcgen »in et pd^ an bie SBorte l^alten, »ie
fie lauten.
@t §fitte fid& ben ©tralburgetn gegenüber je^t auf biefe ©(^tift
berufen Wnnen, bie bei aller ©ntfc^iebenl^eit bo(^ einen fe^r milben
2on anfc^lug unb auc^ ba, »o bie Unterfd^iebe fd|on leine geringen
»aren, nod^ ber C>offnung ^uSbrucf gab, burd^ gegenfeitige SSelel^rung
au5 ber ©c^rift einanber nfi^er ju lommen. ^ber er bat^te je^jt
anber^. (^ l^anbelte fic^ für il^n nic^t mel^r b(of( um eine ®injel=
frage, ©ie ßeugnung ber ®egen»art Sl^rifti im äbenbmal^l mar
il^m bereite bad offentunbigfte ©^mptom eines bad ©(i^riftmort
meifternben fttugelnd.
Unmittelbar nad^ jenem ©enbfd^reiben an bie ®tra|burger fe^jte
er fi(^ an bie bereits angefünbigte ©c^rift. Sängft l^tte er ba«
SRaterial jufammen. 9Ran br&ngte aud^ Don auSro&rtS. SäefonberS
i^uSmann in Sw^W^w Ue| e§ an 3Ra^nungen nid^t fel^len. über
Sut^er l^atte erft abioarten moDen, bis Sarlftabt fid^ nod^ mel^
geoffenbart, ^n ben ©d^riften, bie il^m bann nad^ befjen llb^uge in
bie C^Anbe famen, mar bieS jur Genüge gef(^e§en. ^n ber ma{)=
lofeften SBeife mar er gegen Sut^er, ber i§n auS ©ad^fen üertrieben,
aufgetreten, ^e^t lief) aud^ biefer aQe ©d^onung fal^ren. Unter
bem ©rudt faft ubermenfc^lid^er Arbeit, ben ©orgen in ber 3?dl^
unb gerne, ben ©efc^merben lörperlid^en ßeibenS, — bamalS begann
er an einem offenen ©d^aben am ©d^enlel ju leiben, aud^ muffte
er bereits eine ©ritte benu^en — , entftanb feine ©d^rift: „©iber
bie l^immlifc^en ^rop^eten t)on ben Silbern unb ©alra =
ment''. ©ie gel^ört j^u bem fternigften, maS Sutl^er gefd^rieben
l^t, befonberS im erften Xeil, beffen ©rudC bereits (Snbe 1624
beenbet mar.
„Da ge^t ein neu S&etter l^er'', fo beginnt er. (Ss Derftel^t
fi(^ bei ü^m t^on felbft, baf( er bie t^tage nad^ ben Silbern nid^t
in il^er Sereinjelung bel^anbelt. ©ie |at nur SBert im 3^=
fammenl^ng mit ber gro|en ^age nad^ bem C^eil. ©a untere:
11*
164 8en bm »Ubern.
f(^ibet et fünf C^u))tftude d^tiftlic^er Sd^re: bte ^rebigt be^
<Befe|ed jut Qttenntnid bet @finbe, banad^ bad trdftUcbe SBott
ber ^gebung, jum btitten bad (Keric^t an bem alten 92enf(j^n,
bei getdtet »etben muf^ otertend bie aud bem (Klauben »frei unb
umfonft'' ^etDorge^nben fEkik bet Siebe, enblid^, nid^t für bie
S^riften fonbetn ffir bie Sto^n unb Unglfiubigen, bad Xreiben be^
0efe|e$, um fie fiu|etti(^ in Drbnung ju leiten, moju bie melt=
lic^e Cbrigteit geotbnet ift.
Sßad et nun Satlftabt unb (Kenoffen in etftet Sinie Dotiottft,
ift, bad fie bad le^te juetft fe^en, unb mie et fc^on frill^ bemetft,
eine fo nebenf&d^lid^e ^age, ^mie man Silbet bted^en obet bulben,
@peife, ftleibet, @t&tte, $etfon unb aUetlei äuf)etli(|e S>tn9e
leiten foU'', in ben 93otbetgtunb btängen unb batubet bie ^avipU
fac^e auf)eta(^t laffen. 92ut ungetn betliett et bamit feine 3^it
batum foU auf ^ttftabt^ Diele Sudlet mit biefem einen SSuc^
geantwottet »erben. S&ie ftu^et fe^t et bann audeinanbet, mie
ed il^m Don Anfang an batauf angefommen fei, bie S3ilber aus
bem ^txitn ju tcif^en; w&te bieS etteic^t, bann f(^abeten fie
nichts mel^t. (Sarlftabt mad^e eö umgefel^tt, inbem et fie buti^
ein S^ett beS S^^nged unb ®efe^e$ aud ben Sugen t>ctbanm,
in bet SReinung, ®ott bamit einen (SefaOen ju tl^un, »obet ber
„teerte tlbgott" unb falfc^ed Sßettrauen im ^ct^tn befielen bleibe.
äBenn bie S3Ubet butd^ bie otbentlid^e Dbtigfeit abgenommen
mütben, fo l^abe et niemals ettoad bagegen ge^bt. Sed längeren
etöttett et bann ben Untetfc^ieb bon ©ilbetmad^n obet ©ilbetl^aben
unb =anbetcn. Siit feinem ©pott ftagt et, »ie eö benn bie
,,iübif(^en (^eiligen'', bie fo fteif am ®efe^ äRortS ^dngen mit
ü^ten 3oA<^iinStl^let (Bulben mad^en, auf bem bet fjii. ^oaä^m
geplagt ftdnbe. (S4 »fite mol^l gut, i§nen jul^ilfe ju lommen,
fte Don ben (Sulben unb ftlbetnen ©tofd^en unb Säec^etn ju be=
fteien unb fo i§nen bon ben @ünben ju l^elfen; benn obmo^l fie
ben Silbern feinb fmb, fei ju befolgen, fie feien nod^ nii^t fo
weit „entgtßbet noc^ in bie ©tubietung unb SBetmunbetung unb
SSefptengung tommen, baf( fie biefelbigen bon fi(^ felbft fottmerfen
Wnnten". SRit »ec^t bemeilt et, bafe, wenn jebet nac^ feinem
belieben bie SSitbet jeibtedgen bütfe, bann au^ jebet, »ie eS
2)te ^ebeittunft M (^efe^eS für bie (Sl^tiflen. 166
9?ofeS ia au(^ geboten l^abe, jufal^ten bürfe, um bie (Sf)cbtzi)tt
unb SKörber ju töten, ©al^in füllte bet (Satlftabtifd^e (Seift.
93on ptinjipteOer SBid^tigfeit finb feine Siudlaffungen inbejug
auf baS attteftamentUd^e ®efe^. Sie l^eute miebet beliebte Untex-
fd^eibung jiDifd^en ßctemonialgefe^ unb bem !Delalog, monad^ jctte«
für und abgetl^an, bad leitete aber in feinem DoQen Umfange be=
ftel^e, wirb üon il^m fo beftimmt ate möglid^ oetmotfen. ,3Rofe5
ift aflein bem jübifcben SBolle gegeben unb gcl^t und Reiben unb
©l^riften nid^t« an", aud^ bet ©elalog nid^t. ©efteben bleibt aber
%ad natÜTÜcbe ®efe^, bad ®ott in bie ^tt^tn gefd^rieben. „^u^
ßl^riftud felbft faf^t aDe ^ropl^eten unb ®efe^e in bied natütlid^
®efe^: SßaS i^r moUet, ba| euc^ bie Seute ti^un fotlen, bad tl^ut
ibr auc^ il^nen, benn ba§ ift ba§ ®efeft unb bie ^ropl^eten.'' 2Bo
nun 92ofed' ®efe^ unb bad 92aturgefe^ ubereinftimmen, ba bleibt
baö ®efeft unb »irb nid^t aufgel^oben. ®o beantwortet fic^ il^m
avLÖi bie §rage, marum man benn nun bie jel^n ®ebote l^lte unb
leiere, einfach bal^in, baf( er fagt: ^S)arum baf( bie naturlid^en
iSefefte nirgenbd fo fein unb orbentlid^ öerfafet fmb als im SRofe,"
ßarlftabt l^atte eine neue ©abbatfeier geforbert. aber Sut^er mied
i^m nad^, ba| bie Sl^riften mit bem ©abbatl^ nichts ju tl^un l^ben,
toie benn auc^ ber (briftlid^e (Sonntag in gar feinem 3ufammen=
l^ang mit bem altteftamentUd^en ©abbat fielet. SBotle Sarlftabt
ein ®ebot leiten, fo fei er nad^ ®al. 5, 2, baS ganje ®efe^
ju l^alten verpflichtet. Ser ©onntag ift nur beSl^alb ju galten,
weil eS ber menfd^lid^en 5Ratur entfpric^t, „je jumeilen ju rul^en" — ,
man fann eS auc^ an einem anberen 2:age tl^un, unb meil man
einen 2:ag l^aben mn^, ba| man prebige unb ®otted SBort l^öre.
Sanac^ erftärt ed fid^, »ie Sutl^er baju lam, fp&ter im ftatec^i^
muS bem britten ®ebote bie gorm ju geben: „in foflft ben geiep:
tag l^eiligen."
2)ann menbet er fid^ ju Sarlftabt^ Slage über feine Slu^
weifung. Sie fei gefd^el^en, meil er unb bie ©einen gegen ben
äßillen ber Dbrigteit ben $öbel an fid^ jögen unb fo 9lotten=
wefen machten. ®§ ift ni(bt ju fd^erjen mit bem hC^^^w DmneS".
®lauben fie, baf; baS ®ebot, bie SSilber ju berni(^ten, il^nen gilt,
unb lefen fie bann, mie fie bad ja je^t in ber beutfc^en S3ibel
166 80111 ®aframetit bct tUott.
(önnen, t)on beut (Bebote (Sottet toibet bie (Sottlofen, bann
l^ftt e«: „(Sottet S^ort, mit muffen btan!" Satiftabt möge
leinen Sufrul^r im Sinne l^ben, abet et l^be boc^ dnen auf=
rfil^erifi^en, mStberif(^n ®ei{t. ttnb fiberoQ lomme ed bei il^m
auf baS ^ufierlid^e, auf bad S^ett, an unb ooOe er S^^^g an=
koenben. ^tin fei et eben fo fd^Hmm atö bet $a))fi, fo j. & in ber
^age bet (EleDation bet !lbenbma§Uelemente. i>ct $a)>ft gebiete,
(Satlftabt k)etbiete fie ebenfo beftimmt, aber fie fei frei, ba fie in
bet Sd^tift »eber geboten nod) k^erboten fei, unb, um bem Satt
fiabtfd^en Serlangen gegenüber ba^ %e(^t ber c^riftlit^en ^ei^t
ium ^udbrud }u bringen, erllfirte 8ut^, fie in ber ^fattfirc^
einftmeilen beibe^lten ju moUen, mad aud^ gefd^el^n ift.
Cer jmeite teil l^nbett wefentlid^ Dom Satrament bed "Ultax^,
übrigen^ in einer fel^r l^eftigen unb berben, bem (Segenftanbe oft
»entg angemeffenen Sprache, bie fid^ »eniger aud ber begreiflichen
perfönlid^en ^ereijtl^eit atö aud ber inneren (Entruftung über ba^
freoell^fte %ufmerfen ber ganjen bie ®emüter Derwinenben ^age
Donfeiten Sarlfiabtd ertldren I&f(t; benn ber Zragocite bes ganjen
Streitet ift er ftd^ je^t doU bemu|t, (ennt au(^ ba^ ^ol^lctfen ber
giften — , aber er l^t boc^ aud^ biefem „ftatten ^uff gegenr
über einen frd^li(^en Xroft unb guten 92ut.
a^ finb ganj beftimmte ®run^geban(en, Don bcnen er au^e^t:
(Bott Rubelt auf jmeierlei SBeife mit ben 9!enfc^en, au|ierli(^
burd^ baS münblic^e äßort be^ (SoangeliumS unb burc^ leibliche
Seiten, bie @atramente; innerlich burd^ ben l^eiligen ®etft famt
anbern (gaben, aber nac^ feiner Orbnung in ber Steife, ba| bie
innerlichen ®aben, ®eift unb stauben, nid^t gegeben werben ol^ne
bad fiu^erltd^e äßort unb 3^^^^» ^i^^ Dielme^r immer Dorangel^.
Son biefer $ofition, bie il^m au§ ber @(^rift feft fielet, fei Sarb
ftabt^ Seigre ju beurteilen.
tiefer wolle immer ben ®eift, aber nid^t burc^ Sßort unb
Saframent, fonbern burd^ Stellen in ber Sangweile, oon ber et
felber nt(^t wiffe, wa^ fte fei, burd^ äßarten auf §immlifd^e Stimmen.
8(ber too fte^e baoon etwas in ber Sd^rift? So breite er alles
um: bie X5tung be§ alten SRenfd^en, bie baS le^te auf bem
C^eitöwege fei, weil nur ein Sl^rift, ber (Sl^riftum l^be burd^ ben
!93om ©aftament ht» 9tUat9. 167
Glauben im ^etjen, baju imftanbe fei, bad fei bei il^m ba$ erfie:
Unb biefen (S^ti^um erhalte man nic^t but(^ eigene^ SS^ert, fonbettt
tnxij bad @bangelium. S)ann menbet er fid^ jum Sbenbma^l, um
(Satlftabtö SSel^auptungen im (Einzelnen ju miberlegen, unb baiS
tl^ut ex namentlid() l^infic^tlit^ feinet (fid^erlidben ®)pegefe mit gtoftet
^(udful^tlid^teit, aber auf ba§ @inje(ne (ommt ed il^m bod^ nic^t an.
^tlftabtS SefenntniS, et tonne ed nic^t glauben, ba| Sl^tiftus im
©aftament fei, ift il^m Semei^ genug, tpie et feine Steinung ni(^t
au§ bet ©c^tift gel^olt, fonbetn fie l^ineingettagen , um fie nad^
feinem ©inne ju beugen. Unb fold^e Sftebe l^öte bic SSetnunft unb
bet ^öbel fo getn, bafe eö mittUc^ nic^t nötig gewefen »ate, fic^ ba=
fut auf l^immlifc^e ^ropl^eten ju betufen. SRit biefet 33etnunft=
xebc lönne man alle Sttilel be§ (glaubend betwetfen. S)a^ ift
bie ffieife bet tJ^au ^vitta, bet natutlid^en aSetnunft, bet Ieufel«=
btaut, bie fid^ übet baö ffiott ^inmegfe^e. „(g« ift bet (Seiftet
Sltt, mie ic^ gefagt l^abe. Slm &u|etlid^en SBott ®otte$ unb
3eic^en liegt i^m nichts. ©aS gteift et ftif(^ an, unb mac^t'5 ba=
mit mt et will unb fagt un5 banad& einen eigenen Janb au«
feinem ftopf etbic^tet, ol^ne aßen ®tunb bet ©c^tift. ©aS mufe
benn bet teerte ®eift l^eifeen." 3^m bagegen fte^t eS feft: „SBo
bic C>«ilige ©d&tift etwa« getebet ju glauben, ba foll man nid^t
»eid^en üon ben Söotten, wie fie lauten" — «id^ fe^e ^iet büne
l^eQe gemaltige SBotte ®otte«, bie mid^ jmingen )u befennen, baf)
S^tifti öeib unb Slut im ©altament fei.** Unb mefentlid^ gtünbet
et fid^ ba auf l 9ox. 10, 16, meldte ©teile in ^etbinbung mit
1 Rot. 11, 27—29 il^m bie I^atfad^e oetbfitgt, bafe bie ®emein=
f(^aft bed Seibe« unb ^Stute« (S^tifti nid^t wie Satlftabt moUe,
nut ®emeinfc^aft begßeiben« S^tifti, weil an bem leiteten nut
n)itlli(^ gtomme unb ®lfiubige teilnel^men tSnnen, m&^tenb nad^
1 ftot. 11, 29 auc^ bie Unmutbigen bet (8emeinf(^aft be« ßeibe«
teill^aftig metben. Sinen Sewei« bet ^Sglid^teit will et nid^t
füllten: „Un« ift nid&t befolgten ju fotfd^en, wie eS jugel^e, bafe unfet
«tot %ifti ßeib witb unb fei. ®otteS SBott ift ba, ba« fagt«:
®a bleiben mit bei unb glauben«*', abet al« «nalogon fu^tt et,
toie fd^on ftul^et ba« S^f^tnmenfein Don t^euet unb (Sifen im
feurigen ffiifen unb bie Äebefigut bet fogenannten ©^necboc^e an.
Itt (Satlfiabt ttnb feine Vn^nger.
bei bet man ein 0anje9 nenne unb bo(^ nur einen Xei( meine,
nne menn eine SRuttet auf eine SBiege beute, in bet i^r Stinb liege,
unb fage, ba$ ift mein SKnb u. f. 0. Unb fefi überzeugt, ba|
bie Steigung, (Sottet IBott, burd^ bie Sßemunft ju meiftem, balb
aud^ baju fortfd^reiten werbe, mie bad 3ufammenfein t)on Seib unb
Slut, jo bad Sufammenfein bon (Sottl^eit unb Slenfc^l^eit in S^tifto
jtt leugnen, fptid^t et am ®(^(uf( nix^ eine emfte S&atnung Dot
biefen $topl^eten aud, welche com ^auptftücf (^tiftlic^et Seilte
fd^weigen: „\>ttin fie legten an feinem Ott, wie man bod^ foQe
bet @ünben lo§ wetben, gut (Sewiffen (riegen, unb ein friebfam
ftdl^lid^ {)et} JU ®ott gewinnen'', lootan bod^ aUed liege.
3n biefet @(^tift liegt Sutl^etd !lbenbma§töle^te beteits DfiHig
audgept> Dot. Sd ift in bet golge laum ein neues Sloment
^inaugetommen, nut baf} bad eine ober anbete, wie j. S3. bie Seilte
bon bet SQentl^lbenl^eit beS etl^d^ten S^tifiud, bie auc^ l^iet fd^on
tlat audgefptod^en witb, fp&tet mel^t in ben SBotbetgtunb ttat.
9^od^ el^e bet etfte ieil biefet ©c^tift ausgegeben wat, erfüllt
Sutl^et, ba| Satlftabt untet bem 2)rudfe bet ^etbannung tiefe
Keue empfinbe unb geneigt fei, fid| mit il^m ju oetftfinbigen. (St
wat fofott beteit baju, fc^lug il^m untet bem 23. £)eiembet bereits
eine Bufantmenlunft bot, etbat auc^ auf SatlftabtS SBunfd^ fut il^n
fteieS (Seleit. äbet bieS wutbe il^m oetweigett. Unb Sutl^et mat
bieS f(^liefili(^ ganj te(^t. ®S ^tte avid) ju nid^tS geful^tt. Un=
mittelbat, nad^bem et ben ^weiten Xetl oon Sut^etS Sd^tift wibet
bie l^immlifd&en ^topl^eten etl^alten, am 26. gebtuat fam et in
feine ^finbe, jd^tieb ffiatlftabt jwei neue ©tteitfc^tiften wibet fiutl^et,
ben neuen $apft, unb gegen Xl^eobalb S3iQicanuS, ben ^tebiget
bon 5Rötblingen, bet inbeffcn fut ßut^et eingetteten wat, unb
Sutl^et fa^ il^n als einen 93etlotenen an, bet wibec beffeteS 3Q&iffen
tebe. Slbet aud^ wenn eine Setftfinbigung jwifd^en ben beiben
äRfinnetn nod^ mdglid^ gewefen w&te, fo w&re bamit (SatlftabtS
8ti(^tung nod^ nid^t aus bet SBelt gefd^afft gewefen. ®ie fc^ien ftc^
bielmel^t aflet Dtten ju ei^eben. aSon 33afel fd^ticb man Sutl^et,
baf( aud^ Dtolampab unb ^eDican bem Satlftabt bei|)fltd^teten, unb
bafk man il^n beteitS mit ©tteitfd^tiften bebtol^e. Sßon So'ingliS
©d^tift an UlbetuS ift fd^on bie Siebe gewefen. 3" 3iotenbutg
$an9 jDent unb bie gotttofen Wlcdtx bon iRütnbetg. 169
an ber Sauber toax c5 butd^ ©atlflabtö Umtriebe f(^on ju bebcnfc
lid^en Unruhen gefommen, bie ßeute bon Drlamfinbe trieben mit
2utl^er§ ©d^rift ©d^impf unb ©pott, ©asu tarn, ma§ ßutl^er
SInfang beS neuen ^afycc^ bon 92ürnberg l^örte. ^ier l^atten nad^
il^rer aSertreibung aus ©ad^jen, SRünjer, SRartin Sleinl^rb unb
anberc fc^tt)ärmerif(^c Sanbfa^rer \\i) futje 3^it aufgel^alten. SRel^r
noc^ »irlten il^re unb Sarlftabt^ ©c^riften, beren JluSlaffungen in
bem lefeeifrigen ^ublifum mel^rfac^ äinflang fanben unb fid() mit
längjt borl^nbenen auful^rerifd^en unb fojialiftifc^en (Sebanfen ber?
banben. ©c^on feit bem Dttober 1524 l^atte ber 8lat mel^r ate
einmal läfterlic^er Sieben l^alber, bie gegen ba§ ©alrament ge=
faflen »aren, einfd^reiten muffen. Unb bie ?3emegung ging tiefer,
al§ man badete. aSor allem unter ben jungen SRalern gäl^rte e§.
S)a maren unter anberen brei l^crborragenbc ftunftler, ©d^üler
©firerS, bie Srüber ©ebalb unb ©artl^el SSel^aim unb ®eorg
^enj, bie mit bisher unerl^örter ftu^nl^eit bi§ jum S^^^ifel
an bem ©afein ®otte^ unb S^rifli fortfd^ritten , leine Dbrigfeit
anerfennen wollten unb babon rebeten, man mfiffe einmal teilen
u. f. w. Unb nid^t geringeres auffeilen machte es , als ju
gleicher S^xt befannt tburbe, bafe ber geleierte ©d&ulmeiftei: bon
®t. ©ebalb, 3ö^ann ©enf, ein SRann, ber bon \>tm ©tepti=
jiSmuS beS (SraSmuS ausgegangen mar unb fic^ bann an ber
SR^ftif genäl^rt l^atte, ebenfalls ben SBert ber ©atramente unb bie
Autorität ber ©d^rift leugnete unb in oft tieffinniger SRcbe aDeS
auf innere @ingebung grünben moUte.
Offenbar »aren bie »uSgangSpuntte aller biefer oon Sutl^er
abtoeid^enben Slid^tungen fe^r berfd^ieben, baS ift mol^l aud^ Sut^er
nici^t ganj entgangen, aber fie liefen für il^n alle auf baSfelbe
l^inauS: ®S ift aQeS eitel ©d^mfirmerei, @igenbun{el, ber fid^ über
®otteS SBort erl^ebt, ein Seben bon ®eift unb ein 3wf^l^9^" ^it
ber gauft, unb er »ufete, bafe eS ba noc^ manchen ftampf foften
merbe.
©al^inter traten je^t bie litterarifd^en SBiberfac^er aus bem
römifc^en Sager, ju benen manche neue, auc^ aufeerl^lb ®eutf(^
lanbS gelommen maren, bod^ fe^r jurüdt. Stit i^nen mad^te er
fid^ nid^t mel^r biel ju fd^affen. ^um Seil überliefe er es anberen.
170 «iiM^fttkfte €M»nften.
92uT atö ber $apft, ed mar noc^ Sibxian, bem langen Srdngen
(Keotgd Don @a(^fcn unb bed eifrigen (Emfet enbUd^ miHfal^rte unb
ben 1106 Detftotbenen 9if(^of Senno Don 92ei{jen, bet fi(^ bux4
feine entfc^iebene ^atteinal^me ffit $apft ®tegot YII. gegen ba^
ftaifertunt auiSgeiei(^net l^tte, l^eilig fprad^, fd^rieb er gegen ia^
„teufelifd^ ffieti bed ^apfti^", ber freili^i einen fold^en ntfirbe::
rifd^en Sifc^of l^eilig fpred^en muffe, na(^bem er jene recj^ten ^eiligen
ju Srüfjel Derbrannt l^be, bie @(^rift: »ffiiber ben neuen
Abgott unb alten Xeufel, ber }u9!ei{jen foll erl^oben
»erben.'' Sd^&rfer mar er nod| in bem ebenfalls im ^^l^re
1524 erfd^ienenen Sd^riftd^en: ,,8Biber bad blinb toll 9^et=
bammnis ber fiebjel^n Strtitel Don ber elenben f(^£nb=
üd^en Uniüerfität ju 3ngolftabt.'' (Es mar gerichtet gegen
bie Verurteilung Don %rtifeln eined ®(^filer$ äReland^tl^onS, be§
SRagifter arfaciuS ©eel^ofer, ju beren ©iberruf man biefcn in
^ngolftabt gesmungen l^tte. ^abei fielen au(^ fd^arfe Sßorte gegen
bie ^erj5ge Don Sägern, bie e$ fic^ ganj befonber^ angelegen
fein liefen, bie eDangelifd^e Se^e mit ®emalt ju unterbriicfen.
©en du|eren änlafj jur ^eraudgabe jener ©c^rift burftc ärgula
D. ®tauffen gegeben l^aben, bie bereits ermd^nte mutige, bem (EDan-
gelium treuergebene grau eincd ^erjoglid^ ba^rifc^en Beamten, bie
in mcl^reren ©(^riftcn gegen baS treiben ber 3n9ölpä^t^ geeifert
l^atte unb mit Cutter in SSriefmec^fel getreten mar.
ais bann ^apft ftlcmen« VII., atö ob injmifd&en gar nichts
DorgefaDcn märe, für ba« 3a^r 1525 mieber einen Subeljal^r au^
fc^rieb unb ganj in ber alten SBeife ber ®^riftenl^eit feinen tlblafe
anpries, gab Sutl^er bie beiben barauf bejüglid^en pdpftlic^en S3uIIen
mit fel^r trciftigen ®loffen l^erauS. ^em erlogenen Sblaf) beS
^apfteS unb feinem 3w6eljal^r ftetlt er baS emige 3tt6«liö^t gegen=
über, meld^eS S^riftuS geftiftet, ben einjigen SBeg jur (Seligfeit,
unb Dermamt fel^r ernft ben gro|en Raufen berjcnigen, bie in
Unbanfbarfeit beS SoangeliumS nid^t achten, ben Siantel nac^ bem
SBinbe l^fingen, bie ©ad^e gelten laffen, „bie pfeife cinjiel^en unb
ben gud^S nid^t beifjen moOeu", bie, um in ^rieben unb ol^ne
ftreuj JU leben, fi(^ mit ben rSmifc^en Sdrmölfen unb 92ef(bif(^5fen
Dergleid^en. ©old^er gab e§ fd|on bamatö nid^t menige, aber eS
®tau^i^ unb Sutl^er. 171
ift »a§tf(i^einUd^, bafj ßutl^cr hierbei an feinen futj üorl^cr üer=
ftorbencn alten Seiltet unb alten gteunb g^^ann o. ©taupift ge=
bad^t l^t.
@eitbem biefet auf bem Kapitel ju (Si^teben im '^affic 1620 feine
@te0e atö ©eneralüitat niebetgelegt ^tten fu^ bie beiben Slfinner
nid^t »icbet gefe^n. "Slai) bem ffiunfc^e feines ®8nnerS, bed (grs=
bifd^ofs Don ©aljburg, ^tte (Staupi^ feinen Dtben mit bem bet
Senebittiner Dettaufc^t unb mar Slbt oon ®t. $eter in @aijbuTg
gen)0rben. 8bet biefe neue l^ol^e ©teQung gem&^rte il^m nid^t ben
^eben, nad^ bem er fic^ feinte. @ein 93eTl^<mS ju Sut^et oar
JU belannt, als baf( er beffen f^einben nid^t Derbdc^tig gemefen
loäre. 9hir burd^ eine l^lbe Sßetleugnung Sutl^erS, bie i^n bod^
uinetUc^ quälte unb über feine @(^mad^^eit tlagen lief), tonnte er
fO) fiu^erlic^ 9iul^e Derfc^affen. Vergebens fud^te Sutl^er il^n auf=
jurid^ten unb baju }u bemegen, baS, maS er als red^t ertannt, nun
auc^ mann^ft ju oertreten. SaS mar nid^t feine ®ad^e. ^ffvx
genügte, feines ®laubenS fic^ innerlid^ bemufjt ju fein. 9(u(^ in
feinen ^rebigten aus jener S^xt tonnte er bie il^m anoertrauten
®eelen allein auf (S^riftum l^inmeifen. daraus aber bie §olge=
rungen ju jie^en, nun mit bem Zapfte, bem SRdnd^tum unb
bem ganjen römifd^en ©efen ju brechen, toibcrfprac^ feiner aufS
S3efc^autic^e gerichteten 92atur. %nx bie 92otmenbtgteit ber 92eue=
rungen, bie au(^ feine geliebte ?luguftinerfongregation, bie er mit
Aufbietung aller feiner ftrfifte ^ur alten DrbenSftrenge l^ttc jurudt=
führen moQen, in Xrummer fc^lug, fel^lte bem alternben 925nd^e
baS Serft&nbniS. ^^^bem er einzelne SuSfc^reitungen, bie man
\\)m mo^l im f^limmften Sid^te barfteUte, verallgemeinerte, mar
er geneigt, in i^nen überhaupt baS SS^efen ber neuen cbangelifd^en
^teil^eit ju fe^en, unb boc^ tonnte er jugleid^ mit Sut^er bie
bab^lonif^e ®efangenf(^aft ber SKrd^e betlagen, beffen 92ut be^
munbern unb fid^ felbft als Vorläufer beS @oangeliumS bejeic^nen.
8ut§er empfanb es tief fd^merjlid^, baf) ber 33ater unb Se^rer,
bem er fo gern mie ftul^er fein ^erj auSgefd&flttet §ätte, i^m
entriffen fein follte, aber ©taupift fd^mieg be^rrlid^ auf feine
©riefe. 3« banlbarer (Srinnerung baran, bafe ©taupift eS ge=
mefen, burc^ ben für i^n juerfl baS Sic^t beS öüangeliumS auf=
172 ©tau^it' Vnfgang. ita]pat Xanber.
gegangen, fuc^te Sut^ nod^ in feinem legten und er^ltenen
Stiefe an ü^n (Dom 17. September 1523), il^m baiS SBiberfptuc^
DoUe feineiS ®tanbpuntted dar i^u mad^en. (Sd mar üergeben^.
3 war antmottete ®taupi| am l. %pni 1524, bezeugte fein ent=
fc^iebened t^efi^lten am (Soangelium unb feine treue Siebe i^u
Sut^er, beffen ®(^ü(et et fi(^ nennt, aber er betlagte nid^t minber,
»enn au(^ im (Sefu^le eigener ©(^mfid^e, baj} man fo Dielet Der=
toerfe, ba$, xoit bad 9iön(^tum, fo gut mit bem (Stauben beftel^n
Unne. Drei Sierteljal^re fpfiter, am 28. Dejember 1524, ift er
geftorben. Seteitd am 18. Januar 1525 mujtte Sutl^et baDon.
ffiir l^ören feine Slage aud feinem 92unbe. 3^m »ar aUe ^Ib^
l^eit jumiber. Wel^r alö je ftanb e« il^m feft, toaS er in jener
®(^rift über bie p&))ftli(l^en Süden au^fprad^: „(S^ ift furtoa^
l^ier nid^t ju fc^erjen, fonbern gilt entmeber ewige Seligteit ober
en)ige SBerbammni^. Der^alben fonbere fi(^ ein jeglicher, ber ein
redetet (S^iift fein unb feiig werben mxü, eilenbd oom $apft unb
feinem Snl^ang, alten unb neuen, ganj unb gar ab mit Seigre unb
Seben, mit fieib unb ®eelc, bafk er nic^t teiil^aftig »erbe il^rer
@unben.'' @o erd&rt ed fic^, baf( Sutber, mdl^renb er fonft bem
(Staupi^ fo gro|e S)an{bar(eit bejeugte, bod^ einmal fiuf)em tonnte:
^(Sott l^at i^n ermürgt". Saf) er Don ^apfted ®naben, ber il^m
erft bie (Erlaubnis 5um Drbendmec^fel geben mu|te, ein S(irc^en=
furft geworben, tonnte er il^m nic^t üergefjen.
Unb aUerbing^ auc^ fonft l^tte Sut^r über Saul^eit ju flagen,
aud^ bag manche fic^ jum SBibertuf bewegen lief^en, anbere leidet-
fertige Seute „fic^ coangelifc^ räumen unb ed bod) nid^t finb'', unb
wieber anbere fo wenig Danfbarteit gegen ba^ (Evangelium unb
feine ?ßrebiger bejeigten. Aber in jenen Seiten jc^werfter Sorge, man
wollte in SBittenberg aud^ oon ^Srbern wiffen, bie gegen Sutl^er
gebungen feien — , ^örte Sutber boc^ au(^ wieberum oon l^err=
liefen (Slaubendtl^aten. Surci^ ©palatin erful^r er, (Enbe Ottobet
1524, baf) ein SBiener Sürger, ftafpar lauber, gum SBiberruf auf=
geforbert, lieber ben SRfirt^rertob erlitten, unb ein SSuc^ful^rer in
$eft jugletd^ mit feinen S9ä(^ern um feinet eDangelijcben ®laubend
wiUen berbrannt wotben fei. SefonberS ergriff il&n aber unb ftfirfte
i§n }ugleic^, wa§ er t)on bem rul^mrei(^en 2;obe eines feiner
anSrtVtertob ^etntic^9 t>. 3üt^]^en. 9n bie (S^rifUn }u 9ltga. 178
©deutet unb OtbenSgenoffen, ^einxid^S D. 3ätpl^en betnal^m.
%etettö im S^^^^^ 1522, mte frul^et etja^lt, mar btefer nut mit
92ül^e fc^meret aSerfolgüng in Slntmeipen entgangen. Sann ^atte
er jmei S^i^te in Sftemen alö ?ßtebiger gemittt. ®ie Sitte from=
met (Sl^tiften fu^xte i^n ®nbe 92ot)ember 1524 nad^ S)it^matfen,
um bott "iia^ @bangelium ju prebigen. W)tt fd^on nad^ ad^t
Sagen mürbe et gefangen genommen unb nac^ unfdgtid^en Martern
am 10. S)ejembet )u ^eibe in C)olftein berbxannt.
„®iefe unb i^xeögleid^en finb*5\ fd^xieb Sut^ex, ,,bie mit il^xem
SJlut t)a^ ^apjttum iamt feinem (Sott bem 2eufel exffiufcn mexöcn.
@ie finb'S aud^, bie baS SBoxt ®otteS mibex bie unxeinen @(^an=
bex, bie neuen falf^en ^xopl^eten, fo [id^ i^t aDentl^alben xegen
unb einxeifeen, xein unb lautex ex^altcn »exben. ®enn ®ott aus
(Snaben ol^ne Qmti^ü fie baxum fo l&|t ftexben unb i^x 93lut
üexgiefeen ju biefex ^tit, ba fid^ fo mand^exlei gtxtum unb Slotten
exl^eben, ba^ ex uns maxne unb buxd^ fie bezeuge, ba| baS bie
re^te Sel^xc fei, ba bex xec^te (Seift innen geben ©ixb, meldte fie
gelel^xt, gel^alten unb bxubex geftoxben, unb mit i^xex SKaxtex be=
jeugt l^aben.'' Sie SeibenS= unb ©texbenSgefc^id^te ^einxid^S t)ex=
öffentU^te ex mit einex txöftlid^en SxHdxung be« 9. ?ßfalm, bie
ex ben (S^xiften ju Sxemen jueignete.
Unb obmol^t ex fid^ üox Slxbeit nid^t laffen tonnte, nic^t feiten
baxübex feufjte unb felbft am meiften Ixoft bebuxfte, fanb ex nod^
immex ^zxt ju foldgen (Sxmal^nungSfc^xiften. C^exooxju^eben ift:
„Sex ^unbextunbfiebenunbjmanjigfte ^falm au5ge=
legt an bie Sl^xiften ju 9tiga unb Sieflanb'', aus bem
3a^xe 1524. (Sx l^at biefen ^falm ausgewählt, »eil ex bie C^cxjen
fxei bon ©eij unb bex ®oxge seitli^ex 92a]^xung ju ®ott jiel^e,
unb meil ex annimmt, eS mexbe in Sieflanb ni^t beffex fein als
anbexmäxts ; man mexbe aud^ boxt, mie f^on jux Seit bex Äpoftel,
JU tlagen l^aben, ba| bex ®eij unb bie ®oxge um jeitlid^eS ®ut
bie gxud^t beS ®bangeliumS l^inbexe. Sa ^immt ex ju Anfang
gxo|e ftlage an, mie feine ^xebigt, gute ®d^ulen auf juxid^ten, um
d^xiftli(^e $fanex ju exl^alten, in ben äßinb gefc^lagen mexbe, unb
mie fd^on fxül^ex meift ex baxauf l^in, mie biet man boxbem füx
Settelmönd^e unb Sifd^fife gegeben l^abe, unb mas bex fteigenbe
174 %a Me C^tipea }it 9ttg<u
Sujcttd tüfte, unb mte man baneben bie ^tebiget unb @<l^uliitetftei
batben laffe. «ffiaS witb abet Gott jute^t baju fagen? (5r
witb bad fagen: SSkid bet (Sottlofe füt^tet, baS mitb il^m fommen
(@pt. @al. 10, 14). ()ungeT fürchten tott, {junger mttb und
treffen unb bafur tetne @otfle l^lfen. — (Sin 5tgete§ ^opfttum
toitb auftommen, baS und gteuUd^et oetbetbe benn bad ftül^e,
wenn nid^t ber jüngfte Zag batein fd^Ifigt.'' Hber bieQeid^t möd^ten
bod^ no(^ einige ertoedt toerben. S)arum miU et noc§ ^ein &ieb=
lein fingen folc^em (Beij jubienft", bad foQ bet 127. $falm fein.
Unb bie Auslegung, bie et biefem $falm giebt, eine bet fd^finften,
bie mi bon ü^m befi^en, a^ebt fid^ »ittlid^ ju einem SobUeb auf
(Sottet (Bnabe, an beffen ©egen aQein aQeS gelegen, tok biel aud^
bet SRenfd^ atbeite, jc^affe unb focge, unb ju einem Steife bet
ftiQen, ftd^ nid^t abfocgenben, aQein auf (Sott oetttauenben Stbeit.
(Sd finb bie ®ebanten, bie aud^ il^n in jenen fd^toeten Zagen
immet toiebet auftid^teten unb bed enblid^en ®iege$ gen)ig mad^ten.
Unb et bebutfte fold^en Jtoftc« mel^t ate je. SBa« et ffltc^tcte,
ba$ 3ufd^lagen mit bet gauft, foQte nut )u balb eintteten.
6. }(aptter.
f nt^rr im ^anemkrieg ttitb feine Der^eiratniis*
3la6) feiner gMt aus «Oftebt ^atte pc^ Stomas »eünjct
nad^ bet SReid^Sftabt SRu^ll^aufen in Jl^ütingen begeben. SJetgebenS
toarnte Suti^et in einem eignen ©einreiben bie ©tabt üor bem Äuf=
rül^rer. S)et 9lat ^atte faum nod^ bie ®emalt in ben lg)anben.
Sänger als ein 3^^^ ^^tte l^ier ein ©eftnnungSgenoffe SRunjerS,
ber frühere SRönd^i ^einrid^ Pfeiffer, i§m vorgearbeitet. 5Rur ju
gern l^örte bie aufgeregte SBürgerfd^aft auf bie Siebe beS „JlflftebterS'' :
man muffe „aus ^flicj&t göttlid^en SBorteS'' bie bieten ©unben ber
Dbrigteit burd^ ben ©rud befannt geben unb fie bann abfegen.
^ber nod^ einmal gelang eS bem SHat, bie 3%l fefter ju faffen.
Snbe @e)}tember 1524 mu|te SRünjer bie ©tabt berlaffen. 9Zun
mad^te er einen ©treifjug nad^ ©übbeutfd^lahb. Sßie »ir fc^on
]^5rten, tam er aud^ nad^ 9{ürnberg. ^eimlid^ lieg er ba eine,
bem „®rftgebornen gürfteu unb aßmdd^tigen ^errn gef» S^rifto''
gcmibmete ©d^mäl^fd^rift gegen gütiger brudten, an berer ©(^impf=
reben bie S3oS§eit- feines römifd^en ®egnerS l^eranreid^t. S)aS l&|t
fd^on ber litel erwarten: „€>^d[|üerurfad^te ©d[|uftrebe unb ?(nt=
»ort miber baS geiftloje fanftlebenbe gleifd^ ju äöittenberg, »eld^ieS
mit ertlfirter SBeife burd^ ben ©iebftal^l ber l^eiligen ©^rift bie
Irbdrmlid^e S^riftenl^eit alfo ganj jÄmmerlid^ befubelt i^at'' ©ie
gij)felt barin, ßut^er als einen neibifd^en C^eud^ler ^injufteQen, ber
»0^1 bie armen SR8nd[|e, Pfaffen unb ftaufleute, bie fid^ ni^t
»eieren tonnen, f dielte, aber ben gottlojen älegenten, ob fie f^on
176 2)ie «nffinge ba Z&nHx in 3ttri4.
(S^ti^um mit §uj)en treten, fc^meid^le, unb wenn et fie einmal
fc^elte, fte leicht »iebet gut mac^e: „^u neuer ^pfl fc^enleft i^nen
Rlöfter unb Rirc^en, ba fmb fie mit bir jufrieben." ßutl^ §at
biefe ®(^rift tDoJ)l taum ju ®eft(^t belommen. Der SZümberget
9iat ^t fie unterbrüdt. Stfinj^er muf)te weiterjiel^en. ^n ®(^va=
6en, mo fc^on aded g&l^rte, im fflettgau 6i$ in bie ©(^toeij trieb
er fein SBefen.
^ier fanb er, menn nid^t ®ejiunung^genoffen, jo boc^ gute
greunbe, namentlich in ^mii^. öfingft gab e5 bort ßeute, benen
äwingli ju langfam vorwärts ging. ®a mar ®rebel, ein ^unUx,
ber nac^ einem mfiften ^ugenbleben in $ari$ nunmel^ unter ben
bleuerem einer ber eifrigften »ar. 3^»" W^% ^^ SKanj an, ber
©ob" ^iwe5 Qüxiiitx S^or^errn, wie jener nic^t ungelel^rt, ein
ftenner be^ ^eOrdifc^en, au(^ ein Pfarrer, ©irnon ©tumpf. S)aiu
famen Öeute aus bem SBolte, unter i^nen ÄnbreaS (Saftclberger,
ein SSud^fül^rcr au« ®raubünben, ein SRann üon boltetümlic^
Serebfamteit. S^^^gli gehörte für fie nid^t nur ju benen, bie mit
ber Sieformation nid^t @rnft mad^en moQten, auc^ baran nal^men
fie Slnftol, bag er bie enbgultige (Sntfd^eibung in aüzn fird^lic^en
^^ragcn bem 3tat juroieS. „3^r §abt beS nid^t (Semalf, eröarte
Stumpf, „meinen ^errn ba« Urteil in bie ^anb ju geben. ®a§
Urteil ift fd^on gegeben, ber ®eift ®otte« urteilt." SBa§ fie
beab|id)tigten, war, mit „gröfeerem ©rnft*' eine ®eifteStird^c ju
errid^ten, eine ®emeinbe ber lg)eiligen nad^ apoftolifd^em äRufter,
bie fid^ in allem uiib jcbem nad^ bem äöortlaut ber ©d^rift ju
richten ^abe. SRan fpracb "oon apoftolifd^er ®utergemeinfd^aft, aber
aud^ oon ber ^flic^t ju teilen, oon bem Unred^t, mel^r ju befiften,
als man brauche. ?lu(^ fonft plante man eine 3ieuorbnung ber
®inge. SRit ber ?ßrebigt gegen ben S^^wten, gegen bie Überl^ebung
ber Oberen ^atte man begonnen.
?llS Sö^inflli öott biefer ®emeinbe ber C>^iligen nit^ts miffen
wollte, lam e§ jur ©onberung. Jiäc^tlic^erweilc lamen bie
„SSrüber" jufammen, um fid& ju ftdrten unb fic^ bie ©d^rift ausi
julegen.
©eit bem grü^ja^r 1524 l^atte man ein ©(^lagwort: 3Rit
ber Rinbertaufe ift eS nid^tS, wer in bie l^eilige ®emeinbe ®otteS
3)ic Sürld^er Xäuf« unb aKünjer. Unraljen m SWülJtlJaitfcit. 177
«inge^ctt will, mu| üon neuem getauft werben. Unö alsbalb
begannen fie mit bex SBiebertaufe, bie f^)ätet ba§ gemein|ame
SBal^tseic^en für fo üielc üon einanbet abmeic^enbe ©eltieret mer=
bcn foßte.
SRic^t weniges werben biefe SRänner Don SRünjer gelernt
i^abcn. ©Icid^ bei bcn erften SSerl^anblungen mit il^nen mufete
3wingli fid^ fagen lajfen, SRünjer fei ein wal^rer ^ropl^et. Hber
aud^ (Sarlftabt unb ^atob ©traufe ftanben bei i^nen in l^ol^en
(gieren. 83on biefen brei SRdnnern erwarteten fie ba§ S3efle für
bie 3wtunft. Slamentlid^ waren fie burd^ bie legten ©d^riften
3Rünjer3 über ben erbi^teten ©tauben unb bie unberftanbene
Saufe unb burd^ bie ®egncrfd&aft Sutl^erS für ben neuen ^ro=
^pl^cten gewonnen worben. ©araufl^in rid^teten fie am 5. ®ej)tember
1524 ein gemeinfamcS ©enbfd^reiben an i^n. @S ermunterte
il^n, mutig mit feiner ^rebigt fort^ufal&ren, bagegen mahnte e§
fcl^r bcftimmt baoon ab, ia^ weltli^e ©d^wert ju gebraud^cn.
®abon wollten jene 3"^^^ Käufer nid^tä wiffen: ftriege unb
iöten feien bei ben S^riften abgetl^an; aud^ fonft tabelten fie
inand^eS, namentlid^ bafe SRunjer, obwohl er il^re Unc^rift=
Uc^teit längft erwiefen, mit bem Hbtl^un ber ftinbertaufe nid^t
(Srnft mad^e. ©iefer SSrief l^at SRünjer faum erreid^t, baffir l^at
er münbli^ mit ®rebel unb anberen berlel^rt, al3 er in ®rieffen
an ber ©d^weijer ©renje fid^ auffielt. Söie weit er fi^ mit
il^nen geeinigt, wiffen wir nid^t. ?lm 13. ©ejember war er mit
Pfeiffer wieber in 3Rü^l^au?en. SBo er ging unb ftanb, prebigte
er gegen Dbrigteit unb 8lbel. Unb ber SHat mufete il^n gewäl^ren
laffen, aUju grofe war bereits fein ansang. Um SöeiJ^nad^ten be=
gann man bie ftlöfter ju ftiirmen unb bie SSilber ju jcrfd^lagen.
Sßad^ wenigen SBod^cn war SRunjer ^m ber ©tabt, jtürjte ben
^at unb feftte einen neuen ewigen 8iat ein. 5Run foDte baS Sfteid^
<Sotteä feinen Jlnfang ncl^men. Unb alSbalb begann er aud^ in
ber Umgegenb mit feinen ©etreuen, Rird^en unb Älöfter ju bes
brol^en. Unter jeiner gül^rung, ober bod^ öon i^m aufgeftad^elt,
rotteten fid^ Sauern unb ©tfibter jufammen. ®in Äufrul^r ber
ganjen (Segenb flanb bebor. ßanbgraf ^^ilipp öon ^t^tn unb
(Seorg bon Sad^fen berieten bereit«, wie il^m ju begegnen wäre.
178 Sorgef^^tc be8 8aitenttri€g€.
5Da Tudte anä) fd^on oon ®uben l^er, aQed mit fid^ fottteiftenb,
bie gtojte IßauetnbetDegung l^eran. Siuf fie baute 92ün)er fdne
$I5ne. 3^^ ^^Otc er bie ^nb reichen.
93on Sufftfinben unb S^f^^^^^^^^^i^S^^ ^^ Sauern ^ben
iDtt fd^on fifil^ gel^Stt. @eit einem S^l^rl^unbert tDaten fie nid^t^
Seltenes geiDefen. JföaS fte bet^toedKen, mat im ®tunbe immer ba^
felbe: ^ei^eit in SBetbe, jföaffer unb SBalb, maS ni(^td ®eringete§
bebeutete al$ bic SBiebereinfül^ruug ber alten SRarfgenoffenfc^aft
mit il^ren gemeinfamen 92u^ungdre(^ten an gemiffen unbebauten
Siegenfc^aften. CaS mürbe baS ®tid^mort, bad ftc^ üon (Sefc^ec^t
}u ®efd^led^t fortpflanzte. S)amit t)erbanb fic^ bie gorberung, aQe^
na(6 göttlichem (Sefe^c ju regeln, bie. meiere S^riftuS erlauft, nic^t
5U ffned^ten 5U mad^en. Sud^ bad mar ni^td 92eue$. ®(^on bie
2;aboriten l^atten bie altteftamentlid^en Ißeftimmungen bem rdmifd^en
unb bcutfd^en Siedet entgcgcngefteHt. Unb bie feltjame SSerquidfung
religiöfet unb fojialer gorberungen, bie fc^on allen ©auern-
bemegungen im 15. 3ol&tbunbett eignete, wirb man ju grofeem
Jcile auf taboritifc^e Anregung jurucfful^cn burfcn. Äud^ finb e§
immer bic gciftlic^en dürften, benen ber ^afe ber ©auern infonbcr=
l^eit gilt. S)a}u tam bie aus franjidtanift^en Shetfen ftammenbe
^Öffnung auf eine l^crrlic^e 3^it nad& völliger gcmaltfamer Umfd^r
aller fojialen SBcrl^filtniffe. SöaS ber Pfeiffer üon SRiflaöl^ufen
barfiber oerWnbet, mar nid^t ücrgeffcn morben. Unb es fonnte
laum unbemertt bleiben, menn ein fo angef eigener il^eotoge mie
(Sabriel Siel (geftotben liSb"» eS für eine Ungered^tigfeit erflärtc,
ba« Siedet ber Untcrtl^nen an ffialb unb ©afjer unö föeibe ju
üerlürjen unb ben Säuern ba§ Siedet jujpra^, Vergütung ffir
ffiilbfd^aben ju fotbern unb baS il^re gelber öermüftenbe SBilb ju
erlegen. „Siic^tS benn bie ®ered^tigleit ®otte5" l^atten bie Sauern,
bie fid^ im Salute 1501 im SiStum Speyer erl^oben, auf il^re
ga^ne gcfd&rieben. Unb gleid^c Jenbenj tjerfolgten bie fpciteren
Stufftänbe be§ „Sunbfd^ul^", unb enblic^ ber „arme Ronrab" üom
Saläre 1514. (Sie mürben unterbrfidtt, blutig niebergefd^lagen,
aber bod^ nur bieS. ^m geheimen gfil^rte bie (gmpörung, um jo
tiefer murmelte ber jurfidtgel^altene ^ai ®a$ mar nid^t unbelannt
(Ss fel^lte aud^ nic^t an mamenben Stimmen. (Ss gefd^al^ bod^
2)ie Utfad^en be9 Sauemftieg9. 179
nid&ts, um bcn 3wftfi«i>^n/ öu§ bcnen bct \viX(S)thaxc Jtlaffcnl^afe
jcinc 5Ra]^rung nal^m, irflcnbwic abjul^clfcn.
SRod^tc es ßeici^tfinn jein unb bic SReigung jur SSetfc^iPcnbung
ober bie ?lbfid^t, bie fd^on ©törrigen in befto feftete geffeln ju
fc^Iagen, roenn man bie S3auern je^t fogat mel^r no6 al§ ftül^er
bebriidtc, — bie Jl^atfad^e felbft wirb nirgenbs in ?l6rebe gcftcUt.
3cbcr Sag lonntc bie alten Jlufftdnbe erneuen. ®a5 besorgte man
bereits auf bem SReid^Stag ju SRainj im '^af)xt 1517.
®ann tam bie grofee religiöfe SSemegung. 5Rur ^a% ober
UntenntniS lann Sutl^er 5um unmittelbaren ober mittelbaren Ur=
lieber be§ S3auernlriege§ mad^en. ?lber mer molltc leugnen, ba|
gar mand^eS, roa§ an bie religiöfe SSeioegung fid^ anfeile ober in
il^rem ©efolge auftrat, auc^ auf ben ®ang ber fojialcn S3eroegung
oon (ginflufe genjefen? SBiS in bie unterften ©d^id^ten »aren
Sutl^erS ©d^riften gebrungen, mel^r nod§, was man nid^t feiten
aus bem S^f^i^^^^'^ö^fl S^nffen, barauS entnal^m ober barauS
las unb in jal^lreid^en ^ampl^teten, bie nid^t immer felbftlofe Qmdt
verfolgten, in bie gäl^renbe SRenge l^ineinwarf. ®ing nid^t baS
eine aus allem l^erüor, bafe bie oerl^afetcn geifllid^en ^errn baS
©oangelium gefdlfd^t unb bie Seelen in fc^nöber geiftlid^er ftned^t=
fd^aft gel^alten? Sollte bann baS anbere nic^t eben fo »al^r fein,
toofur fd^on i^re SSäter geftritten, bafe bie Sauern wiber göttlid^eS
unb mcnf^lid^eS SHec^t ju ßeibeigenen gemad^t »orben? 3"^»^^^
eignet eS ber SRenge, fic^ an einjelneS ju l^alten, ©d^lagwörter
finb es, bie fie bel^etrfd^en. ©ewife l^at eS biele gegeben, bie bon
Sutl^erS berül^mten ©ä^en in feiner Schrift bon ber ^eil^eit eines
©l^riftenmenfd^en nur ben einen bernal^men, bafe ein Sl^ri^enmenfd^
jei ein j^cn aller Singe unb niemanb untertl^an, nid§t aber ben
anbern, ba^ ein (Sl^riftenmenfc^ fei ein ftned^t aQer Dinge unb
jebermann untertl^an, ober menn fie babon erful^ren, boc^ bie barin
liegenbe ^araboyie nid^t bcrftanben unb fid^ einjig an baS l^ielten,
was fie barin ju finben üermeinten, toeil fte barauf l^offten, — bie
greil^eit bom brüdtenben ^oi)c, bie fie unb il^re ©fiter, nur üom
3toange jurildfgel^alten, mit Icibenfd^aftlid^er ®lut fid^ felbft ju er=
ringen fo lange begel^rt l^atten. Unb menn nun bie Dbrigteit bie
$rebigt beS SüangeliumS nid^t bulben woOte, was lag bem 93oltS=
12*
üetfianbe n&^er als ju glauben, ba| fte fo l^nbelte, »eil baS
(St)angelium eben ben Htmen unb Unteibrudten bie gtei^ ))et=
(jinbete? ^n btefem (Sebanfenjufantmenl^nse l^tte man alsbalb
nac^ bem Stetd^dtage )u JföormS in einet fd^on fru^ enofi^nten
glugfd^tift an bie ®elbftl^i(fe bed 93olted unter 3i^I<^ erinnert,
©itfingcn, an ben man badete, mar gefallen, nid^t aber bie C>off=
nungen, bie man in weiten Sheifen auf i^n gefegt.
(S6 ift bemetit wotben, meldte 93ebeutung bie gutc^t toor 9ut=
tul^r auf bem legten Steid^Stag gel^abt. ®ett lange ermartete man
aud^ ffit baS ^ofyc 1524 eine groj)e e^lut ober fonfiigeS Unl^eil.
®o litten es bie Äftrologen üorl^er öerWnbet. ©ie Surd&t, bie
ft(^ barüber meiter @d^i(^ten bem&d^tigte, mar fo gro|, baf) im
3a]^rc 1524 „ju Iröftung ber ©c^wad^gtäubigen, bamit fie fit^
mögen fd^fi^en »iber bie ^ftrologoS'' ein 2:ra{tat erfd^ien, ber aus
ber ®(^rift ben ?laä)toti^ fül^rte, baf( leine Sintflut ju erwarten
fei. aber maö l^alf 8, meierten fi(^ bod^ für bie (Slfiubigen bie bc=
bro]^li(^en Qtx(i)m. SBaS man Don SRiSgeburten, 92ebenfonnen,
näc^tUd^en Regenbogen unb fonftigen feltfamen ©ingen l^örte, fcbien
bas 92al^en einer ftataftropl^e nur ju beutlid^ ju k)ertunbigen. S)a§
l^at bei manchen gemi| auc^ bie C^offnung auf eine fold[|e beftartt.
e$fir(^terli(^e$ laS auc^ ^elanc^t^on au^ ben I^immlifd^en-Seid^en.
%xüi), feit ben Zagen oon SBormS, bemäd^tigte fid^ aud^ Sutl^d
eine Sbnung tommenben Unl^eilS, be§ na^enben Slntid^riftS. i)a^
»ar feine SBeife, bie ®inge ju betrad^ten. ®leid^»ol^l l^atte er
nid^t aufgel^ört, Dot Äufrul^r ju marnen unb üor ben (Sefal^ren,
meiere bie Unterbrücfung beS St^angeliumd mit ftc^ bringen muffe.
(Ss mar Dergeblic^.
SRit ben alten taboritifc^en ©ebanfen tjerbanben fit^ bie neuen
auä ber Schule Sarlftabts unb äRfinjerS unb mad^ten um fo mel^r
©inbrudt, a(6 man fic^ bafür auf bie Od^rift berief, bie nun in
jebermannS ^anb mar. ffiaö leud^tcte ben SSebrüdtten mel^r ein ate
ber C)inmeiö auf bie Sßotmenbigtcit ber Subelja^re mit il^rem 3iad^a|
aller iSd^ulb unb ber Aufhebung aDer aSerppid^tungen! ©aneben ent=
\pxa6) e$ ni^t minber ben Steigungen berfelben, wenn anbere, wie
mir f^on l^örten, auf ®runb ber entgegengefe^ten Xl^orie, mona^
bad Site Zeftament abgetl^an fei, aud^ alle angeblich auf bemfelbe«
Anfänge ber i^auentbemegung. 18i
bctul&enbctt 3^^ntcn unb fonftige ßapcn um bc§ (güangclium^ miücn
abgcft^afft feigen wollten. SKfinnct wie Satob ©traufe, SSrunfcU,
©ticfcl unb SRantcl ücrwirttcn mit i^tet üOerprscnben ^rcbigt
bic ftöpfc. äRcl^T alö 8ut§ct c§ al^ntc, waren bereits il^re ®(^ö)ar=
mereien ing 83oU jebrungen. Überaß Unjutriebenl^eit, unllarc
f)offnungen, aüeö in ®dl^rung begriffen. SS3a§ foüte barauö »erben.?
9?iemalS wäre eine jiclbewufete, ftarte 3^*itralgewalt nötiger ge=
tt)efen als in jenen Sagen. Saoon war feine 9lebe mel^r. ^ie
fi(^ wiberfprec^enben Sefd^lüffe ber legten S^^te l^atten i§r bie
le^te Sld^tung genommen.
bereits im ^oc^fommer 1524 §örte man wieber oon neuen
SBauernbewegungen. Um Dberr^ein, in ber ©tu^linger 8anbfd&aft
tt)aren [ie auSgebrod^en. ^m Slettgau, in unb um äßalbSl^ut,
im (Sebiete beS SSifd^ofS Don Äonftanj, ba wo SRünjer im C^^^ft
gewühlt, waren bie SSauern Anfang 1525 fc^on bie SSel^errfd^er
bcS ÖanbeS. 3lo6) jd^ien biefer Äufftanb nur oon örtlicher 83ebeu=
tung ju fein. 3)ian finbet ni^t, bafe man bemfelbfen in weiteren
Greifen gröfeetc Slufmertfamteit gefd^entt l^ätte. Sei bem SJiangel
an ®emeingefü§l unter ber Unjal^l beutfc^er SRcid^äftänbe war bieS
begreipid^. Überraf(^enb jc^nell na§m bann bie ©ewegung größeren
Umfang an. ^n bie weiten ©ebiete beS SlbteS üon ßempten, ber
troft aller erft oor turjem gegebenen ^erfpred^ungen bie fc^ier uner=
trägli(^en grol^nbienfte unb Saften feiner Untertl^anen nod^ fteigerte,
fd^lug fic suerft hinüber. 3« ^^W^ 3«it §atte |i(^ bie ©auern=
f(iaft öon ganj Schwaben jufammengerottet. 3^r folgten bie
SJad^barn in granfen. ©ort war 3?otl^enburg an ber laubcr ber
3Rittelpuntt ber Bewegung. Stein SBunbcr, benn bort ^atte fid^
(Sarlftabt wieber eingefunben unb fpielte eine l^öd^ft sweifell^fte
SftoUe. SRan muffe bem Sbangelium freie Sal^n mad^en; prebigte
er, es gdbe teine alteren ©oftoren als SRofeS unb bie ^ropl&eten.
8lu(^ fonft fc^loffen fid^ wie fd^on frül^er niebere ©eiftlid^e tizn
aBauern an. SRid^t ol^ne il^r S^t^un lam eS nac^ längeren SJer-
l^anblungen jur Formulierung bon jwölf örtiteln, in benen bie Un=
jufriebenen i^re SBefc^werben unb SBünfd^e jufammenfafeten. 5Rad^
lurjer 3^t waren fie baS gemeinfame ?ßanier, wenn auc^ je
na(^ ben örtlichen SBerl^ältniffen, ber eine ^untt mel^r als ber an=
182 2>ie )iD01f «Ttild.
bete betont toutbe. Offenbat mat bet SRel^tja^l bte mateiicQen
gotbetungen bie ^uptfad^e, abet gefc^idt l^tte man ed k)etftanben,
bie teltgidfen in ben Sotbetgtunb ju fteflen unb bem ganjen butc^
biblifc^e Sitate ben ®(^etn eoangelifi!^ ^egtünbung ^u geben.
Dbenan ftc^t bte gotbetung fteiet ^tebigt bed (SDangeliumd unb
be^ Slec^ted, butc^ (Scmeinbemal^l ben ^tebiget ju betufen unb
i^n aud^ abjufc^en, menn et fid^ ungebul^tlic^ l^ielte. Datauf folgen
bie {d^on betannten 2(nfptä(^e inbejug auf Sßalb, SBaffet unb SBeibe
unb SSilbfc^abenetfa^. Snblid^ mat nic^t bie getingfte gotbetung,
^angefel^en, ba| Sl^tiftud un^ ^üe mit feinem toftbatlid^en Slute
etldft unb ettauft l^t, 2)en Ritten gleich atö auc^ ben l^öc^flen",
bie Seibeigetifd^aft aufju^eben. 2(u(^ foßen gemiffe S^^^iten abge=
fd^afft, bie ubiigen ^vlx Untet^altung be^ ^fatterS unb gemeinem
92u^en Detmanbt, unb eine Steige anbetet gegen göttlid^eS Stecht
aufgefommenet fd^wctct Saften unb gtobnbienfle abgcjc^afft »etben,
aUeS mel^t obet meniget ^otbetungen, bie uns ^eute nid^t mcl^i
als biUig et{d^einen mutben, beten S)ut(^ful^tung jeboc^ nid^t nur
einen DoUftdnbigen ^tu(^ mit bet gejamten geubalmittfc^aft be=
beutete, fonbetn auc^ teilmeife bie fetten jugtunbe tid^ten mufete.
S)abei Detmal^tte man fic^ in ben im Dtud ausgegebenen Sttifeln,
bamit irgenbmie bem Ungel^otfam obet ^uftu^t bas äBott teben
ju moüen unb ettl&tte fid^ beieit, oon benjenigen %tti(cln ab}u=
fte^en, beten Und()tiftlid^feit aus bet ©d^tift nai^gemiefen »etbcn
foflte. ®in bejonbetet 3^ttel, bet SRitte SKätj ausgegangen fein
mitb, mad^te eine äteil^e angefel^enet ^tebiget naml^aft, ,,bie baS
göttliche aUed^t auSfpted^en foÜten'S beten Utteil man l^öten motte.
(S4 toax Sutl^et unb äßeland^t^on, S^t^^^ Sttauf), Dfianbet, ^o^.
»tenj Don ©d^mäbifd^ ^aü, SRatt^iaS ßeü in ©ttafebutg, 3tt>in9li
unb einige anbete.
(Ss bauette lange, e^e man in äßittenbetg oon aUebem etmaS et=
ful^t. 3lviX bag äRunjet in SRu^ll^aufen nid^t nut Dottot fei, fonbetn
ben ftönig unb ftaifet fpiele, n)u^te fiutl^et. Sm 16. ^til madjtt
et fi(^ mit SReland[|tl^on unb %gticola auf bie 9ieife na(^ SiSleben,
um bott eine neue ©d^ule einjutid^ten, bet Sigticola öotftel^ett
foDte. ®tft bott fd^einen il^m bie Ättifel bet Sauetn betannt ge=
lootben 5U fein. ®S »at eine bet fd^metften aufgaben, bot bie
^^Srma^nungen auf bie j»8lf «rtilcl bcr »auernf(!^aft." 188
et )i(^ geftedt fal^. ®a| feine ^ntmort mebet ben einen nod^ ben
anbeten Xeil beftiebigen unb i^m nur C^aft eintragen mtt>t, bad
^at er öorauSgeje^en. tlber ma§ tümmerte il^n baS? „3^
weife einen, ber ift gröfeer unb mfid^tiger, al5 fie finb", jagte er.
®ie Sauern l^atten um fein Urteil gebeten, fie l^atten erflfirt, »ftc^
weifen ju laffen, fofern baSfelbe burd^ öffentlid^e, unleugbare
©prac^e ber ©d^rift gefd^dl^e". ®afe e5 nid^t ade fo meinen,
wie fie Dorgaben, ba^ ift il^m jn^ar fel^r ma^rfd^einlit^, aber nod^
l^at er nic^t^ oon il^rem treiben gehört, unb fo l^lt er fid^ nod^
nic^t für bered^tigt, an bem @rnft ber 83auern ju jmeifeln. SRod^
in (Si^leben, alter '^aä)X\i)t jufolge im ®arten beS man^felbifd^en
RanslerS 3ö§. 2:^ür, begann er feine ©d^rift: „(grmal^nungen
5um grieben auf bie jwölf ?lrtitel ber ©auernfc^aft
in ©d^maben." ®en gurften unb Ferren gilt ba junfidöft feine
3Jial^nung. ©afe baö 3"fciwmenrotten ber ©auern fd^on Äufruljr
ift, ba^ fte^t i^m obenan, tlufru^r ift'«, aber »er l^at'S ber=
fd^ulbet^ J)ie gürften unb ^enen, bie nid^t aufhören, »iber ba«
(Soangelium ju toben, unb in i^rem meltlid^en Regiment nid^tS t§un
r,al« ©c^inben unb ©c^a^en'', bis eS ber arme, gemeine äßann nic^t
länger ertragen fann. Unb wä|renb fie meinen, noc^ feft im
©attel JU fi^en, ba §at ber 3^^" ®otteS bereits 93erad^tung über
fie auSgegoffen. ©ein S^rn l^at bereits angefangen, baS bemeift
baS Äuftommen fo Dieler falf(^er Seigrer unb ^ropl^eten. Siun
lommt baS anbere, äRorb unb 93lutDergiegen, menn (Sott nic^t,
burc^ unfere SSufee bewogen, bem mc^rt. „3§r müfet anberS mer=
ben unb ®otteS SBort ©eichen." — ^ffiS finb nic^t Säuern, liebe
f)erren, bie fic^ mieber eud^ fe^en; ®ott iffS f eiber, ber feftt fic^
»iber euc^, ^eimjufu^en eure SButerei. ®S finb etliche unter
eu(^, bie l^aben gefagt, fie moßten Sanb unb Seute baran fe^en,
bie lutl^erifc^e ße^re auSjurotten. SBie büntt euc^, wenn il^r eure
eigenen ^ropl^eten märet gemefen unb wäret oon Sanb unb ßeuten
§intangefe^t?'' 3l\xn fange man au^ nod^ an, feinem ^oangelium
bie ©d^ulb }u geben, ^ber iebermann muffe i^m baS 3^ugniS>
geben, bafe er immer gegen ben ^ufrul^r geprebigt unb gegen jjene
3Rorbprop^eten, bie unter ben $dbel getommen, unb wie er aud^
fie, biegürften, immer berwamt. Sluc^ je^t mal^nt er, ben ^uf^^
184 Sm^ üJbtK Me »»dlf «rtttd.
tul^t nic^t ju betagten, aber nii^t aud gut(|t t)i)t ben a3aueni,
fonbem bor (Sott, barum m&te i^nen um (Sottedmißen ein toenig
JU toeid^en: „(Sinem ttunfenen 3Rann foQ ein ^bet ^vl toeic^en;
mie biet nteJ^x foQt il^t bad stoben unb ftdnige X^tannei lajfen
unb mit Semunft an ben Sauern l^nbeln al^ an ben Xrunlenen
ober gtrigen." (8t rfit, juetft gütli^ mit i^nen ju l^nbcln, benn
man wiffe nic^t, mad (Sott moQe, ed tonnte fonft ein ^nte
aufge^ unb ganj Deutfd^lanb anjänben, bag niemanb löf^en
lönnte.
Dann fommt er auf bie jtoölf ^rtttel ju {preisen unb erinnert
mit einer gemiffen SBel^mut an bie ^rtitel, bie er felbft „gemein
S)eutf(^lanb unb 9{egtment betreffenb'' im Sud^ an ben beutfc^en
9[bel gefteßt l^be. Die litten fie in ben SBinb gefc^lagen, bafur
müjjten fie nun folc^e eigennüftige Ärtifel l^ören unb leiben, ©enn
eigennü^ig mären fie, obmo^l etliche unter il^nen biOig unb rec^t
feien, namentlich bie gorberung, fid^ ebangelifd^c Pfarrer felbft
»fielen JU burfen. Sßa« bie materiellen Jlrtilel anbelangt, fo
befd^räntt er fid^ barauf, baran ju erinnern, bajj bie Dbrigleit
nic^t ba^u eingelegt fei, 9ht^ unb SRutmiUen an ben Untertl^anen
JU fud^en, fonbem üielmel^r beren Sinken unb SefteS ju fd^affen.
©ann wenbet er fid^ an bie ©auern. ^f^xt SRad^t f(^uftt fie
nic^t, auc^ nid^t bag Unred^t ber Surften unb Ferren; barauf
lommt es an, ba| fie gutes Ste^t unb ®e»ifjen l^aben. ®ie
nennen fid^ eine ^riftlid^e äiotte unb Sereinigung, nun liegt aber
am Jage, bafe fie ben 5Ramen ®otte5 unnuftlic^ filieren, benn fie
lel^nen fid^ auf »iber bie Dbrigleit unb greifen jum ©d^wert;
aber ift bie Dbrigteit noc^ fo böfe unb ungered^t, Jo ift ber Äuf=
rul^r bamit nid^t entf4)ulbigt. SBol^l ift eS mal^r, ba| bie Dbrig=
feit bem (Sbangelium »e§rt, aber inbem fie, bie Sauern, fid^ cr=
lieben unb nid^t Unrecht leiben moUen, meieren fie nic^t nur ®otteS
SBort, fonbern treten eS mit gufeen. Damit finb fie ärger ge=
morben als Xürten unb ^zxizn. Das tann er nid^t einbrüdflic^
genug barlegen, burd^ Seifpiele aus ber Schrift, aud^ burd^ ^in=
meiS auf fein eigenes Seifpiel, ber nie baS ©c^toert gejfidCt ober
Mad^e begel^rt, unb beffen ®Dangelium um fo mel^r fortgegangen
fei, jemel^r ftaifer unb ^ajjft getobt l^aben: „9lun faßt 3^^ i»«
Ü6er bie )tt>ö(f ^ttitel. 185
brein unb woUct bcm ©öangelium Reifen unb feilet nic^t, bafe ^f^i*§
bamit aufä afletl^öc^ft ^inbcrt unb üctbcrbt." — ^®cn d^riftUc^cn
Jiamcn, bcn d^riftli^cn SRamcn fagc id^, bcn lafet ftcl^en.
2)en miU ic^ @u(^ nid^t (äffen.'' Unb toenn fie boc^ babei begatten
unb jugleic^ an i^rem Untetfangen feft^alten moUen, muj}te er fie
als ^einbe anfeilen, bie unter beS @bangelii 9{amen miber boS
<SDangelium l^anbeln. Sßo^l foQ freiließ baS (iDangelium fic^ nie=
manb wehren laffen, aber eS tann auc^ niemanbem gemehrt werben,
benn eS ift meber an Qdt noc^ Drt gebunben, unb niemanb l^at
baö Stecht, bie freie ^rebigt beö ©DangeliumS erjwingen ju
iDoüen.
S)ur(^ biefe allgemeinen Ausführungen l^aben auc^ bie Artitel
fd^on i§re S3eurteilung gefunben; einjelne bef priest er noc^, inbem er
mit bcm (Sigennu^ ber SSauern fc^arf ins ®eri(^t gel^t, bie Art,
U)ie fie bie ©d^rift benu^en unb bie d^riftlic^e greil^eit ju einer
fieifc^lid^en mad^en motlen, fd^onungSloS aufbecft unb Dor ben
falfc^en ^rop^eten warnt, bie fie öerfül^ren wollen, um burc^ fie
5u ®ut unb @§ren }u fommen, unb bie bann jamt il^nen jur
^öüt fal^ren mußten. S)ann richtet er fic^ ncd) einmal an beibe
Parteien. S3eibe l^aben Unrecht, auc^ fc^webt jwifc^en i^nen feine
d^riftlic^e ®a(^e, es l^anbelt fic^ nur um weltlid^eS äied^t unb
jeitlic^eS ®ut, bieS will er auf baS beftimmtefte l^eroor^eben. Xl^un
fie ni(^t 33uj§e, fo muffen beibe Seile, wer auc^ ben ®ieg baüon=
tragen mag, jugrunbe gelten. „@e§et eud^ für lieben Ferren unb
feib weife, es gilt euc^ allen beiben. — SRit äroft unb ©tceit
werbet 3^r nichts auSri^ten." ©o rät er benn ju friebfamer 83er=
§anblung, auf ba^ bie ®a(^e, „ob fie nic^t mag in c^r ift lieber
SBeife ge^anbelt werben, \ia^ fie bocb nac^ menfc^Uc^en Steckten
unb Sßertrdgen geftidet werbe.''
SRan l^t in biefer ©c^rift S^mpat^ieen mit ben 93auern finben
wollen, unb weite Streife, namentlicb aud^ in itn ©täbten unb unter
ben ®eifilic^en, Änl^ngern beS Alten wie beS 9?euen, waren bon folc^er
leilna^me für bie dauern ergriffen. ®er unbefangene ßefer finbet
bei ßut^er feine ©pur babon: eS mag wieber^olt fein — bie
SSauern mögen in einigen ^^untten ätec^t ^aben, bie dürften t§un
in oieler S5ejie§ung grofeeS Unred^t gegen fie, aber il^r ©trcit
186 Sut^er« @tanbpuntt. Steife in X^fttingen.
betrifft meltlid^e S)inge; mit bem ©^riftentum l^t er eigentUd^ nic^t^
ju t^un, unb fiut^et bejc^äftigt ^^ bamit nur, loeil jene aud (Sottet
ffioct Don il^m belel^tt toetben XDoütn, unb bieg funbigt beiben
(Sottet Soxn an, ben )6auern, um i^red (Sigennu^ed miUcn unb meil
fie jum ©(^mett greifen, ben durften unb Ferren, meil fte gtaufame
Zuraunen fmb unb ®otted Sßort meieren »oDen; aber ntd^t einmal
bie (ir(^li(^engorberungen billigt er DoÜtommen, ha, mit
gejagt baS äBort (Sottet auc^ o§ne bie freie ^rebigt be^ Soangeliums
feine XBege ge^e, unb fie nic^t erjtpungen merben burfe. Unter biefen
Umft&nben (ann er nur raten unb ®ott bitten, baf) fie fi(^ bur($
gegenfeitigcä SRa(^gcben einigen möchten, — aflerbingö ein ©tanbpunft,
fo ffoi) ergaben über ba$, wa^ beibe Parteien atö il^te Seben^
interejfen aufaßen, ba| man fic^ nic^t munbern tann, bag nur
menige i§n oerftanben. ®roj)en (Srfolg Derfprac^ er fic^ faum.
,,£^enn ed allen Srnft m&xt, fid^ Dom (Süangelium meiien ju laffen,
tonnte cd noc^ gut werben'', meinte er, „aber mie unwal^rfc^cinli^
bajj ein fo grofeer ^aufe allefampt rechte (S^riften feien". Unö „bie
fc^redtlic^en Qiii)in unb ffiunber, fo biefe 3^it ^er gefd^el^en finb,
machen il^m einen jc^wercn SRut" unb lafjen i^n Jörgen, ®otte§
3orn fei fc^on ju ftart angegangen. S)ad mu^te er aud^ erfal^ren,
atö er, um bie aufgeregten S3auern momöglic^ ju berul^igen, meiter
nad^ bem C)atj unb nac^ Jl&üringen reifte. SBir Igoren oon ^rebigten,
bie er in ®tolberg, ^orb^aufen unb in äBall^aufen §ielt. Sm
3. ^ai mar er in äßeimar. „bitten unter i^nen bin ic^ ge=
©efen", erjd^lt er ein "^a^x jpdter, „unb bur(^ fie gejogen mit
gal^re SeibS unb Sebend*.
(gr war erfolglos. Siod^ e^c ßut^er jene ©c^rift gefd^rieben,
mar eö bereits jum blutigen »ampfe getommen. Sänge l^atte man
bie fc^mabifd^en S3auern l^ingejogen unb mit i^nen oerl^anbelt,
Dom ilnfang an boc^ nur mit ber Abfielt, inbeffen bie ©treitträfte
bcd fc^mdbifd^en Sunbed ju fammeln. Um fo furd^tbarer muteten
nun bie ®etdufc^ten, bie fic^ nur mül^fam bisher bur(^ einzelne
gu^rer l^atten jurücf^alten laffen. ^f)xt älac^gier tannte (eine
®(^onung. @ntfc^lid^ mar )ia^ 93lutbab, baS fie u. a. in Sein^
berg anrid[|teten, mobei eine grofje 3<i§' ^^^^^ C^^^^ i§^^ ®^ö"=
fomteit jum Dpfer fielen. SBad fic^ an |)ajj gegen bie ®e»alt=
2)a8 Sac^^fcn bcr ©cacflung. Söcitctfle^cnbc ^läne. 187
l^a&cr jeit ©cäcnnicn in bcm nicbergettctencn SSoltc angesammelt
l^tte, entlub [id^ in biefen fd^idfalsfc^meten Zagen. Unb je meitet
bie äSauexn nac^ 3loxt>tn xüdten, um ]o offener ftanb i^nen ba^ Sanb.
gaft aüet Orten gerieten bie gurften in grojje Sebrängni^. aUer=
jcits fanbte man um ^ilfe unb SWi- ^^ niemanb burfte fein
©ebiet üexlafjen. Saminenartig mud^^ bie 93emegung. äßer nid^t
»oute, mürbe gejmungen fi^ ansuf^liefeen. ®ie SReJ^rjal^l ber Ferren
fiefonberö im ©übmeften l^atte fic^ bereite jur Snerlennung ber swölf
Srtitel bequemen muffen, j|a auc^ 5U meiteren Sieformen, meiere bie
99auern noc^ befd^lie^en mürben. ^I^re S3urgen maren gebrod^en,
i§re äieifige jerfprengt ober ju ben Sauern übergegangen, ba mar
leine äßa^l, menn fie i^r Seben erhalten moQten. Unb ebenfo
ftanb es mit ben ©tabten. S^ic^t menige öffneten Un 93auern
bie !ll^ore, meil fie ju fc^mac^ maren, fid^ ju oerteibtgen ober meil
bie mittleren unb unteren ®d[|id^ten mit il^nen j^mpatl^ifierten unb
mit i^rer ^ilfe bie ^enfd^aft ber (Sefc^led^ter ftürjen mofltcn.
UnbermärtS wie in SRainj unb granffurt benufete man boc^ bie
®elegenl^eit , |d&mcrmiegenbe SBctfaffungSdnberungen burc^jufcften.
(Sine bemo{rati!(^e S3emegung, bie auf äl^nlid^en SRotioen beruhte
mie bie bäuerifd^e, ging burd^ Diele, nic^t unbebeutenbe ®emeinmefen
in ganj ©eutjd^lanb. SRit jebem läge mürbe bie ©efamtlage bebrol^
lieber. 3loi) l^anbelte eS ftc^ jmar um mel^r ober meniger jügel=
lofe €)aufen, bie nur üon ber Autorität einselner gül^rer jufammen=
gehalten mürben, aber eS fel^lte aud^ nid^t an meitblicfenben Äöpfcn,
bie an eine umfaffenbe ä'^euorbnung ber Singe im Steic^e backten.
®a ift fein S^d^^l, bafe ßut^erj^e ®ebanten eine grofee Sflofle
barin fpielten, aber in jener müften, pl^antaftifd^en Umformung, mic
fie burd^ mand^e 33ol($)(^riften ber legten 3<^l^re in Umlauf getonte
men maren. Siid^tS ®cringereö nal^m man in ausfielt al§ eine
@&tularijation ber geiftlic^en ®üter, auf ®runb beren bie %bf(^affung
aDer 3öfle unb (Steuern, eine \)tn alten SJolteüberlieferungen ent=
fpred^enbe Umbilbung ber ©erid&te, ja eine »rt ©nl^eitsftaat, in
bem ber Saifer allein etmad )u fagen l^aben foOte — , fprad^ bo(§
k)on il^m allein baS 3ltvit Ze^ament.
^nbeffen l^atten einzelne C^aufen im ®üben fd^on manche 9lieber=
lagen erlitten. ®leid^mo^l mar binnen tur jem aQed bis nac^ Xl^üringen
188 ^ct)Ofl 3o^]t. !^r Xob gtiebri^« M Seifen.
unb ®a<^fen l^inauf in SSevegung. 9u(^ l^iet fyitttn einzelne C>^nen
beteitö mit ben Sauetn )>a(tieTen muffen. £aju loat auc^ ^et^og
Solenn noc^ bem SBunfi^e feinet Stuberd bereit, fogar bann noc^,
atö ber ^uftul^r l&ngft offenbar mar unb meite Stretfen beS
Zl^uringerlanbed ergriffen ^tte. 9ber mad mar ju ma(^en? ©tabte
mie @al}ungen unb (Srfurt ^tten ben S3auern bie Xl^ore geöffnet
3n ber Unteren ®tabt muf|te )i(^ ber 9iat eine ganj neue 9ßer=
faffung gefaUen laffen. ®ern l^tte ber gurft geruftet. S)ie
SRannen, bie er entboten, blieben 5um Seil au^, jum Xeil ^tte
ber Slbel, um Seib unb Seben ju retten, ju ben Säauern fc^mören
muffen. ®o erliefe er benn einen grofeen Jcil ber ^^cffnttn, ob=
mol^l bamit feine unb feinet !6ruberd Sinfünfte aufd äufeerfte ge:
fd^mälert muxben, unb er fürd^ten mufete, (aum noc^ feinen Srebit
aufrecht erhalten ju tonnen. „3^ l^abe Sorge, ®. l. unb \^
finb nun üerberbte gürften, eS ift ol^ne 3weifcl ber SBUIc ©otteö.**
®o fc^ricb er bem fturfurjten.
S^ mar ber le^te ©rief, ben berfelbc oon bem ©ruber
erl^iclt. ©iefe Sorgen befc^aftigten ben Jobfranten in feinen
legten Xagen. ^riebliebenb mie immer, l^atte er feinen größeren
ffiunfc^, alö aüe^ in gutem ju ftitlen. ©al^in ging fein (Sebet
5u ®ott: „®er ift ber rechte ^auöoater", liefj er bem ©ruber
{(^reiben, „ber eö o^ne S^^^U^ ^^^ feinem SBiÜen, bamit ©lut=
t>ergiefeen unb bergleic^en Übel oorjutommen, jum beften f Riefen
»irb*. Mc SRenfc^en moUte er um ©erjeil^ung gebeten ^aben,
in ©tinncrung baran, mie oiel bie gürften bie armen ßeutc be=
fc^merten unb i^nen ^rgeiS traten. Sluc^ Sutl^erS gebac^te er in
feinen legten ©tunben mit freunblic^en ©orten, ffiie fc^on früher
erjäblt, ^atte er i^n nie gefproc^en. S^^t fc^idte man nac^ ibm.
Aber ßut^er mar noc^ in Jpringcn. ®afür mar ©palatin mit
tröftenbem S^^W^«^ um feinen gürften. Seit bem legten ^alm-
fonntag l^atte er beutfd^en (Sotte^öienft unb beutf(^c SFieffe in ßo(^au
gebulbet. 3^fet na^m er auf ©palatinö 3iat baö ^eilige ?lbenb=
mal^l unter beiberlei ©eftalt. @o betannte er fic^ noc^ im SoDe
al^ ber erftc unter ben beutfc^en gürften jur eoangclift^cn 8e|re.
?lm 5. aJJai, JU berfelben ©tunbe, al3 ber (Sraf t)on SRansfelb
ben I^üringer ©auern bie erfte ®(t)lac^t lieferte, entfd^lief er ooll
Sropriefe. int^tt^ (Sntfdf^toffenl^eit gegenüber ben Slufrül^rem
Olaubcnö an feinen (grlöfet. gaft afljeitig l^atte man
beutfd&en Station baS SBeioufetfein, in il&m nid^t nut einen
bc§ f^iebenö, fonbern einen feltcnen gutften üon ed^ter gröm
SU ®tabe 5U tragen, ©em gaben aud^ Sutl^et unb SRelat
in il^ren Seid^enteben bett>egüd^en Sluöbrudf, üofl Jtauer auc
über, bafe ber ^err biefen gürften gerabe jeftt, »0 ba§ ganje £
lanb in äufrul^r ftel^e, ^intoeggenontmen l^abe. ©aran eri
ßutl^er aud^ in feinen SSeileibfd^reiben an ben ^rffirften 2
unb feinen ©ol^n, l^errlid^en Jroftbriefen, bie beutlid^ genug et
liefeen, »ie er felbft feinen Jroft in biefen lagen nur im
aSertraucn auf ®ott fanb. „S)a§ ift bie ©c^ule'', fd^ricb
ben fturfurften, „barinnen unö ®ott jü^tiget, unb leieret a
trouen, auf bafe ber ©laube nic^t immer auf ber Swngei
in ben Dl^ren fd^webe, fonbem au^ im ®runbe be§ O^^J^"^
fd^affen werbe.*
Unb Sutl^er felbft »ar, »ie üiele ©orgen audb auf il&
fturmten, leinen Äugenblidt mutlos. SRit bem SRoment, ii
er fid^ fiberjeugte, bafe e§ auf äufrul^r abgefel^en, 'ba^ „aflei
erlogen ©ing gewefen, aaS fie unter bem Flamen beS (Söang<
geforbert", finb il^m bie Sauern nur äläuber unb SRörber. 9
lommen, maö ba »oHte, mod^ten bie ©auern unterliegen obc
®otteö SBillen ju ^enen »erben, »aö er gar nic^t für unn
l^ielt, — l^ier galt eö, nac^ bem (Söangelium ju l^anbeln.
toei^ er, baj} bad afle^ aud^ ibn perfönlid^ angelet, er em)
ben ganjen Äufftanb als einen Äampf beö ©atanS geget
(Soangelium, gegen il^n felbft, aber »ie immer, in ber (
tt)ä# il^m ber troftige SRut: „(Sl^e ic^ »oflt billigen unl
^ptti^m tt)a§ fte tl^un, wollte id^ el^e l^unbert ^dlfe öerlierer
mir ®ott l^elfe mit ®naben. Unb fann ic^'S fc^idten, il^net
Jroft, will id^ meine ftätl^e nod^ jur @^e nel^men, el^e bei
fterbe, »0 id^ l^öre, bafe fie fortfal^ren. '^i) l^offe, fie foHe
bo<i^ nid^t meinen SRut unb greube nehmen.'' ©0 fd^rieb e
bem et baS S(lIer))erf5nUd^fie l^ineinjog, am 4. SRai, nod^ a\
«eife, auf bie 3iac^rid^t, bafe ber ®raf Ulbted^t bon SRa
ber Übermad^t toeic^enb, ben Säuern nad^geben moUe: ber
foQe ftd^ nid^t loeid^ mad^en laffen, fonbern im Sertrauei
190 ^fBtbcr bie mStbetif^en mib r5nBenf<^ Spotten ic"
®ott€d ffioTt, monac^ bic Cbrigfeit ba$ Qä^tDctt nidit utnfonft
fü^tc, feine ©ac^e gegen bie Äfiubcr unb SRötbet fül^Tcn bi§ in
ben Zob. Unb unntittelbat barauf fd^rieb er, um il^t ^iteiben
}u branbmatfen, gegen fie felbft: ^SBibet bie mörberifc^eit
unb täubctifc^en Slotten ber ©auern*'. ©en Job l^ben
fie oerbienl al5 bie Ungel^orfamen , bie Aufruhrer unb öffentlichen
©trafeentäubct, unb nid^t am »enigftcn, »eil fie folcfte greuliche
@unbiu nod) mit bcm (Soangelium beden unb bie Seute buT(i^
©be jwingcn, 5U i^nen ju l^alten. Äufrul^tct fofl aber ücmicl^ten
met ba tann, ^ gleich al^ menn man einen toQen ^unb totf erlagen
muft. ©c^lägft bu nid&t, fo f dalägt et bi(6 unb ein ganje« 8anb
mit bitV SBifl bie Dbtigfeit ballet fold^e S3uben firafen o^nc
üotJ^crige« Srbietcn ju 8ic(^t unb ©iUigfcit, fo l^at fie gutes Siedet
baju. Slber eine ^tiftlid^e Dbrigfeit, bie ia^ (SDangeltum (eibet
(liegen bic bie Säuern aucb nid^t einen ©d^cin ^ben), wirb babei
in fic!^ gel&cn unb ben Aufruft als eine »ol^lüerDiente Strafe an=
feigen unb »ibcr ben Jeufcl um ^ilfc bitten. 3ft bann MS C^erj
fo gegen ®ott gerid^tet, fo rät er jum Überflu| ftd^ „gegen bic
toUcn Sauern ju Äcd^t unb ®lei(^em ju erbieten*', l^ilft baS aber
nid^t, bann ermahnt er, flugS jum ©c^merte ju greifen. ®a§ ift
bie ^flic^t bcr Dbrigtcit, ba§ ift il^r üon ®ott übertragene^ «mt,
feine« 3^^*^^^ ©iencr ju fein. S)effcn foU fie malten ol^nc ®cbulb
unb Sarml^crjigfcit. Unb mer auf il^rer ©cite in fold^em Äampfe
barfiber erf dalagen mirb, ift ein red^ter SRfirt^rer unb fofl mit
gutem ®ett)iffcn fterben, ob aud^, »aS ®ott berl^üten »oQe, bic
83auern fiepten, ^©olcbe munberlic^e Seiten fmb je^t", fagt er
in biefcm 3ufammenl^ange, ,,ba| ein gürft ben |)immcl mit 83lut=
bergiefecn beffer oerbienen tann, benn mit Seten." Unb l^fitte bic
Dbrigfeit fonft leinen ®runb, ßeib unb ®ut baran ju fe^en, fo
mufite fte eS tl^un, um ber %rmen toiflen, meldte bie Säuern ge=
jmungen, fid^ il^nen anjufd^lie|en. S)eren gilt cd fid^ 5U erbarmen.
,S)arum ftec^e, fd^lage, mürge toer i>a tann! Sieibft bu baruber
tot, mol^l bir, feiigeren Zob fannft bu nimmermel^r übertommen, benn
bu ftirbft im ®el^orfam göitUd^en 8Borte$ unb Sefel^l«, 9iömer 13, 1,
unb im ©ienft ber Siebe, beinen Slfid^ften ju retten au« ber ^Sflen
unb Zeufels Sanben.'' Senn ia^ femanb ju l^art fd^iene, ber
3[u8gatig M 2:i^oma9 SRün^n. 191
foQc bcbcntcn, bafe Jlufrul^r unerträglid^ fei, unb jcbc ©tunbc bic
aßctftörunfl bcr S33cU ju ctioattcn fei. —
3ni»ifd^en l^atten bie §utften fd^on il^reS ämteS gemattet. 3«
©übbeutfd&Ianb trat man ben S3auern fajt iiberafl fiegreid^ entgegen,
»enn aud^ ber 9an\\>f jumal in §ranfcn nod^ forttobtc. ®efäl^r=
lid^er liefe fid^ bie ©ac^e in Il^utingen an. SSom ^cnnebergifd^en
]^cr betbanb ]\6) ein ftatfer |)aufe mit ben bortigen Sauern, mit
bcn Unjufrieöcnen im Ipringcilanb unb am ^atj. ÄDer Dvt ging
jcftt bie ®aat auf, bie SRunjer in ben legten S^l^ren auögeftreut
l^attc. SBo feine ©d^aren l^auften, — unb er bel^enfc^te bereits
burd^ SBort unb ©d^rift bie ganje ®cgenb, »ar e§ lebiglid^ auf
3erftßrung bcS S3eftel^enben abgefel^en. SBranbftätten unb 35er=
»üftung bejcid^neten feine SBege. „Z^oma^ SRunjer mit bem
®d^tt)erte ®ibeonS**, unterfd^rieb er feine blutbürftigen ©riefe, in
benen er ben gürften ben Untergang üerfünbete unb feine ®etreuen
crmal^nte, il^r ©d&mert nid&t falt »erben ju laffen oom S3lute. an
SHuftungen l^atte er e§ nid^t feilten laffen. Unter feiner Anleitung
gofe man Jlanonen Don ungemöl^nlid^er ©röfee, unb er forgtc bafur,
bie Runbe baüon möglid^ft meit ju üexbreiten. Unb bie ©einen
erfüllten fid^ mit ber ©iegeSjuberfid^t il^reS üerl^eifeung§frol^en
^ßtop^cten. SRan ftanb l^ier unter einer bon ben maJ^nwiftigften
Hoffnungen getragenen S3ebßlferung üor einer @mj)örung, fo tief=
gel^enb, fo geroaltig, bafe ein üöttiger Umfturj afleö l^iftorifd^ ge=
»orbenen nid^t au|er grage mar. S)aS l^at niemanb fo flar
ertannt afö Sutl^er.
?lber fd^neller, atö e§ anfangt ben Änfd^ein l^atte, traf bic
Slufrül^rer baS Serberben. S)em tapfctn ßanbgrafen ju Reffen
mar e5 juerft gelungen, »iebcr feft im ©attel ju fiften. 9lm
tarn er feinem ©d^miegeroater ®eorg oon ©ad^fen, »ie fturfürft
3ol^nn unb ben mittelbeutfd^en ®rafen, bie injmifd^en längfl er=
lannt litten, »ie il^r ®ingel^en auf bie anffinglid^en §orberungen
ber SSauern ben Jlufftanb nid^t }u bämpfen t)ermo(^te, mit feinen
SRannen ^ul^ilfe. S(m 15. SRai tarn ed bei ^anlenl^aufen ju
blutiger ©c^lad^t. ®ie SBunber, bie ber §ül^rer ben ©einen nod^
in bcr legten 3?ot propl^ejeit l^atte, traten nid^t ein. ®ie S3c=
tl^öttcn erlitten eine böüige 3?ieberlage. SRfinjer »urbc gefangen,
192 tihttOft mh Vrettgen. 8ut^r <ut Stbrc^t Don SRoin}.
noc^ im Saget t)or ^anlen^ufen mutbe er l^ingerid^tet. Sutl^r
öet8ffentU(l)te feine flotteSlfiftetUd^en ©riefe an bie ®rafctt üon
SRandfelb unb warnte noc^ einmal unter ^inmeis auf baS farci^t=
bare ®eri(^t ®otted ))or Sufrul^r.
©aneben ba(^te er aud^ auf anbere SRittel, bem Suftul^t ben
©oben ju entjicl^en. 3wei SKonate frül^er war e5 in ^rcufeen
SU grollen SSeränberungen getommen. ©er ^od^meifter SUbrec^t
i>on ©ranbenburg, ber C^öl^^njoüer §atte ben grofeen Schritt ge=
magt, l^atte ba^ geiftlic^e gürftentum abgefd^uttett unb fic^ jum
^erjog in $reu|en gemacht. 92ad^ langen ^erl^anblungen empfing
er Dom RSnige üon $olen ba^ ©eutfd^orbendlanb atö meltlic^eS
fielen. ?lm 9. SRai ^ielt er feinen ©njug in R6nig«6erg al§
|)erjog in ^reu^en. ®§ mar eine gemaltige ^l^at, bie nac^ allem,
ma§ Dorangcgangen , auc^ ®ute§ für baS Süangclium Dcrfprat^.
(g§ mar ein entfd^icbencr ©ruc^ mit ben Überlieferungen be§
SRittelalterö. Unb mer fold^eS magte, mufetc aud& mit bem ^apft=
tum DoQft&nbig gebrochen ^aben. Sm 26. SRai beglucfmünfc^te
ßutl^er ben ^zx^o^ baju. ©a tam il^m ber ®ebanfe, niij^t ol^ne
älnregung be^ Dertrauten SRainjifd^en 3lat§, Äü^el, feines eigenen
aScrmanbtcn: SBie, menn ein anberer ^oJ^enjoDer, menn aibrc(^t
üon SRainj jcftt baSfelbe tl^äte, menn aud^ er fein meiteS ®ebiet
jum mcltlid^en gürflentum erl&Öbe? gaft alle bie ßanbfd&aften, in
benen bie ©auern ju ben ©äffen gegriffen, gel^örten jur (Srjbiöcefe
SRainj. ÄDentl^alben rid^teten fid^ bie klagen ber Äufftänbifc^en
gegen bie geiftlicl)e C)errfc^aft, unb bafe bie geiftU(^en gürften
bem (Süangelium gemehrt Ratten, barin fal^ auc^ fiutl^er eine ber
€)aupturfad^en ber ©auernempörung. SBenn ber JEurfurft Doran=
ginge, „ber mitten in beutfd^en ßanben eines ber gröfeten Rauptet
fei'', fo mürbe fein Seifpiel oicle anbere SSift^öfe nac^ fid^ gießen,
„©a mürbe ®ott ftc^ feigen lajfen in ö^ren, meil fid^ @. fturf.
®n. gegen il^m gebemütigt unb feinen ©oangelio unb SRamen »id^e
unb Slaum liefee." @o fc^rieb ßutl^er an ben Jhirfürften am
2. 3uni, inbem er i^n juglcid^ aud^ auS anbern ®rfinben bringend
ermal^nte, ein SBeib ju ncl^men. Unb gemife, menn es gelang,
aud^ biefen C^öl^enjoflern ju bem gtcid^en ©d^ritte ju bewegen,
bann märe aud^ ganj äRittelbeutfd^lanb für bie ebangelifd^ <Sa(^e
UrteUe über bie ^xx\t gegen bie Sauern. 19S
gewonnen, ftutfutft ^llbrcd^t l^at bie ©ad&c »ol^l aud& inbetrac^t
gcjogcn, aber il^m fel^ltc bcr SRnt unb bie fittUd^e Jhaft jti fold^em
SBagniö. —
Um biefelbc 3cit »urbe ben Sanetn im ®lfa| unb Schwaben
ba^felbe Sd^idfal juteil, mie im mittleren S)eutfd^lanb, nad^ nid^t
geringen, Ifingeten Jlämt)fen aud^ in gtanfen. Überall »urben
bie bereinjelten Raufen gejd^lagen, jerftteut unb bemic^tet.
Sutl^etS fd^arfe Sd^rift gegen bie Sauern ^atte inbeffen baS
gröfete äuffel^n enegt. ©icjenigen, bie il^n jum Url^eber beö auf=
rul^r^ l^atten ftempeln mollen, l^öl^nten, baj} er bie S3auern im
®tid& gelaufen unb fie blutiger, unbarml^erjiger Slad^e preisgebe,
nad^bem il^re Sac^e oerloren. ^ber, bejeid^nenb genug für bie
einfame ^öl^e üon Sut^erS ftttlid^er Änfd^iauung , a\xi) in eüange=
lifc^cn Jheijen fonnte man fid^ in feine ®ebanfen mä)t finben,
üermod^te man es nid^t einjufel^en, »ie Äufrul^r auä) bie befte
@ad^e }u @d^anben mad^e, unb nannte feine gorberungen, inbem
man fie aus bem 3ufammenl^ange ri|, miberfprud^SDoU unb un=
(^riftlic^. greilid^ fam baju bie fd^on frul^er erwähnte, »citgel^enbe
®^mpatl^ie mit ben Sauern, namentlich in ben ®t&bten. Sarauf
wirb man es jum leil »enigftenS jurudCjufül^ren l^aben, menn
man aud^ in ßutl^erS greunbestreifen fein auftreten mit l^arten
SBorten tabelte unb »eitge^enben Sefürd^tungen ?luSbrudC gab.
®er Surgermeifler ^ermann SRul^lpfort öon 3»^i*<^w, berfelbe,
bem 8ut§er bie ©c^rift ^?5on ber greil^eit eines Sl^riftenmenfc^en"
gewibmet, meinte, „jeftt merbe niemanb ben SRut l^aben, feine
SRotburft anjugeben''. 3« «i^^i« Briefe üom 4. 3wni will er
fd^on »iffen, bafe man auf SutberS ©d^reiben l^in ber Armut fogar
me§r auflege als juüor unb fage: „®u bift'S fd^ulbig. iJ^uft
bu'S nid^t, fo bifl bu »iber mi(§, ber bein ^crr ift." ©er Abel
merbe nur noc^ übermütiger. Sßer bon ben Sauern nid^t tl^un
motte, mas man oon il^m verlange, ben morbe man. fteiner rebe
jum ®uten ober laffe etmaS nac^.
äl^nlid^ unb nod^ fc^firfer urteilten anbcre, fogar ©eifttic^e,
bie ben äufrul^r in ber 31S^ gefeiten l^atten, wie Sucer unb
3o^. Srenji in @d^tt)dbifd^=C)aII. C^auSmann in ^tDiiau glaubte
fid^ bei ßutl^er entfd^ulbigen ju foHen, baf> er für einige gefangene
ftolbe, 8nf(^n. ir. 13
194 ^©enbbticf Dom ^rtctt 8fi(^Uin »ibcr bie eoxuxn.''
Säuern gütbitte get^n. ^ud^ %mdborf berid^tete oon Slagbeburg
au$ über tabeinbe Stimmen. Sinen ©d^meid^Ier ber gütften
nannte man Sut^er unb marf tl^m ))ot, ba| et entgegen ®otte^
JBott (eine Sarml^erjigfeit gefibt miffen »oUte.
anfangs moUte gütiger barauf f(i^weigen. 3^^^^^ ^^^^ '^tte
et Don {ol(^en Singen in ben legten ^affxtn etfal^ren. (SnbUc^
griff et bod^ jut gebet unb antaottete auf bie il^m gemalten
93otmutfe in einem an ben iRandfelbifd^en Stanztet ftafpat
Stallet getid^teten «,@enbbtief ))om Ratten Sud^lein loibet
bieSauetn". SRit betfelben ©d^fitfe »ie ftu^ fe^t et l^ier
feinen @tanb))un(t noc^ einmal audeinanbet unb jeigt benen, meiere
aus falfc^et auftül^tetifd^ S^eilnal^me fut bie iBauetn je^t ä3atm=
l^etjigteit fotbetten, mie bad meltlii^e ®d^n?ext aus gtoler S3atm=
l^etjigteit unbarmJ^et^ig fein unb aus eitel ®ute St'^n unb (Stuft
üben muffe gegen ben ^uftul^t, um bie frommen ju fd^u^n^ ^ebe
unb ®idi)etl^eit ju etl^alten. @t tonnte fid^ batauf betufen, ba|
et (in jcnet Schrift, in bet et SRunjetS ©tiefe öetöffentlit^te)
auSbtfidtlic^ bie §otbetung geftellt, ben Sleuigen ®nabe ju et=
weifen, unb et überl^upt nut Dom „ Xotfc^lagen im ftam))f''
fpted&e, abet angefit^ts bet Dielfac^ futd^tbaten (Btaufamteit „bet
wütcnben, tafenben, unfmnigen l^tanncn, bie aud6 nac^ bet
©d^lad^t nic^t mögen ©luteS fatt wetben*', toie Sutl&et felbft fagt,
unb bie man il^m boc^ ®(^ulb gab, mad^te bie @d^tift loenig
(SinbtudC.
®a ift teine gtage, bafe Diele, f el^t üiele an ßut^et ittc mutben.
9li(^t wenige, bie ol^ne oon ßut^etS O^ilSgebanfen innetU(^ ets
griffen ju fein, il^m nut jugcjubelt l^atten, aU bem, bet bie lle=
fotmation'^plfine il^teS StaSmuS jut «uSfül^tung btingen unb
®eutf(^lanb ju SRad^t unb ®§te füllten »etbe, befteujten fic^ jeftt
bot Sutl^et unb riefen in il^tet «ng^ bot bem Umftutj allet SJet^ts
niffe nac^ bet feften Autorität bet tömifd^en ftitd^e. Unb ßeute bon
bem Schlage beS ßod^leuS unb ®mfet betfianben eS, bie (Stimmung
JU benu^en, nid^t minbet (StaSmuS. t^eili(^ bie gtof^en Hoffnungen
bet (Begnet etfullten ftd^ nic^t. ®et ^a|)ft ttiump^iette ju ftulj,
»enn et ben ßanbgtafen beglüdtmunfc^te, »eil et fo ftanbl^ft gegen
bie gottlofen ßutl&etanet getÄm|)ft. SKan tonnte batauf betweif
golgctt bc8 ©auctnfricgc«. i%
tt)ic gcxabc ba, »o man bcm SbaitflcUum freien Sauf gelaffen,
ä- 33. im idd^fifd^en Äutfreife, öon ?lufrul^r am aDetwenigftett ju
fpfiren gewcfen, unb Sanbgtaf ^l^ilip)) ge^ötte^ fogat ju ben tDenigen,
bic ßutl^eT »itflid^ üetflanbett/ unb fud^te »enn aud^ tjetgeblid^
feinen ©d^wicgeiDater baöon ju übetjeugen, bafe baö (gbangelium
mit bem Sauetnaufrul&r nid^ts 5U tl^un l^abc. Sbet ba§ ift bod^
nid^t minbet richtig: nad& bem Sauernftiege war bie Sleformation
nic^t mel^t »ic ftul^er ^Ingelegenl^eit be§ beutf(§en SBolteö, »at
Saliner nic^t mel^r ber ^txo^, auf t>^n bie ganje Station ate auf
il^ten äiettet l^inbltdttc. @§ »itb in ber golge Don ber. politif(§en
©ntoidtetung biel weniger ju berid^ten fein, meil Sutl^erö ^erföns
lic^Ieit bafur jurüäftritt. @in SKel^ltau war in bie junge SSlute ge=
faden, überall SRiStrauen ermedCcnb, namentlid^ aud^ bei Sutl^er felbft
gegenüber im „C^errn Dmneö''. ®ie ®egner ber Sieformation
badeten jeftt erp red^t nid^t baran, bem ©rangen il^rer Untertl^anen
nad^ bem reinen ©oangelium nad^jugeben. ©eutfd^lanb war in biefem
fd^redtlid&en 3a^te faft jur SBüfle geworben. SSiele, oiele laufenbe
maren erfd^lagen, nid^t weniger berjagt unb bem SSerberben prei5=
gegeben. ®ie Jrummcrl^aufen einer Unjal^l oon ftlöftern unb
^errenfiften bebedCten baS 8anb, in ben bon bem ftriege betroffenen
Sanbfdgaften war ber äBol^lftanb auf ^al^r^el^nte l^in Dernid^tet; in
üielen ®egenben würbe ba§ 8o§ ber wenigen übrig gebliebenen
SSauern, bie nun bem 2'^nU^ baSfelbe leiflen follten, nod^ trauriger
als frfil^er unb »erbitterte bie ®emüter. Unb nod^ im göi^te 1530
glaubte ßutl^er bei ben Sauern fo berl^|t ju fein, i>a% er e5
nid^t wagen bürfe, ins SKansfelbifc^e ju gelten. S)aran, bafe er
eS gew'efen, ber o^ne nad^ rechts unb linl« ju blidten, lebiglid^ auf
bas SBort ®otte§ geftüftt, burd^ fein mutiges ©ort, in ben gurften
bie fittlid^e Rraft gewedit, bem ^lufrul^r entgegenzutreten, unb ber
baburd^ nid^t geringes jur Rettung ©eutfd^lanbS getl^an, backten
nur wenige, ffir ftanb wieber einmal aßein, furd^tbar aUeir. Unb
gerabe je^t glaubte er -einen ©d^ritt tl^un ju fotten, ber feinen
3Jomen nod^ mel^r als frfil^er bei Dielen berl^afet mad^en mufete:
er berl^eitatete fi^
13"
m tteecbie ei^
93on bei (Sl^ l^tte et in legten ^a^tn oft ge^nbelt, unb
jje 1^5^ bie <Skgner bie (S^elofigleit priefeit nnb bie (S^ tmaäfU
lid^ iu maäfcn fuc^ten, um f o me^ fal^ er fi(^ in feinem ®emiffen
gebunben, getabe aud^ benen, bie aud bem IHofter getreten maren,
»eil fte bad Iteufd^l^itdgelübbe ni^t jn leiten Dermo(^ten, 5U bei
feften guDerfu^t ju oer^elfen , bafi bie (S§e ®otteS JBiae fei. Saet=
bing^, bafi bie <Sa6e ber (Snt^ltfamleit ein töftU^e« ®ut unb eine
Sj^ojigteit, bie batauf fid^ grunbe, au4 »irllid^ in ben ®tanb
fe^en tonne, mel^r am SBorte ®otted ju ^ngen unb mel^r ju
leiften, „im tfiglic^en Sefen, S3eten unb ^rebigen", bad ftel^t il^m fo
fefi »ie bem Slpo^el $aulud. „tibtt biefe ®abe gel^ött ju @otte^
befonbexen SBunbermerten.'' S)ie allgemeine (Erfal^ung leiert e^,
unter Xaufenb l^t fie laum einer, barum foQ man ftd^ nid^t t)er=
meffen unb ®ott ni^t berfud^en, ber eben um beSmiden bie ^
eingefe^t l^at. Dad ffil^rt i^n baju, fie ^ier unb ba gerabeju al^
$flic^t J^injufteQen, aud^ beS^lb, »eil oiele, bie unDeregelid^t
blieben, fi(^ nid^t nur gtSf(erer ®efal^r ber ®ünbe miber baS fec^fie
®ebot ausfegten, fonbern ed auc^ aud meltfinniger Serec^nung
unb ftlfigelei tl^äten, um ben SRü^en, (Sorgen unb plagen be^
(Sl^eftanbeS entl^oben ju fein. Sutl^er m\% biefelben in i^rer ®(^mere
gar mol^l ju murbigen, aber fie finb il^m jugleid^ l^enlic^e ®üter,
meil fic^ in il^nen ber S^rißenftanb bemal^ren foU in Demut, (&ott^
oertrauen unb bienenber Siebe.
£)a))on l^anbelt er u. a. nic^t o^ne mdnc^ifd^e Derbl^eit unb
Dffenl^eit in feiner ^rebigt öom el^elid^en Seben Dom
^a^re 1522 unb in feiner 1523 herausgegebenen ©d^rift: „S)aS
fiebente aa|)itel @t. ^auli ju ben »orintl^ern auS=
gelegt". ®5 brandet laum gefagt ju »erben, »ie anberS
er ia Don ber ffi^e rebet aU bie mittelalterlid^en Autoritäten.
SRan Dergleid^ feine ^u^laffungen }. S3. mit bem, maS ber 9Belt=
fd^merj unb ber priefterlid^e ^odgmut eined ^^nocen} IIL auS
il^r gemacht l^aben! Sber auc^ bei Sutl^er-unb, mu^ man l^inju?
fe^en, bei aQen 9teformatoren blieb in biefer Sejiel^ung etnniS
Don ber mittelalterlid^en ttnfc^auung lüften. ^ i^ in jener
3eit »enigftenS immer bie finnlid^e Seite ber ®l^e, ju ber bie
Statur brdngt, bie feine S3etrad^tung3»eife befiimmt. ©a|( bie (S^
Scbcn im StUfttt. 197
wcfcnrtid^ inniflftc ©cmeinfd^aft üon ^etfon ju ^erfon ift, unb
fd^on botum il^tem Sßefen naä) jebe SJel^tl^eit au$fc^lie|t, ift webet
i^m nod^ ben übrigen Steformatoten DoCltoimnen tiat gemotben.
SJaju tarn, ba| er bie ^ol^gamie in ber ©d^rift nirgenb^
auSbrudlic^ üetboten, Dielfad^ aber bei ben altteftamentlid^en
grommcn jugelaffen fal^. ®o befd^ranlte er fid^ benn aud^ barauf,
i)or fold^em Ärgernis nur bringenb ju warnen, ate bie gragc
tt)ie erwfil^nt burd^ (Sariftabt bereite im S^^l^re 1524 jur ©prac^e
lam. ®a§ war ein f(§wer wicgenber SRangel, ber aber nid^t wie
bie ®egner Don bamal^ unb l^eute fo gern üerleuntben, mit bem
,, neuen (güangclium" jufammenl^ing, fonbem wie gefagt auf ber
mittelalterlichen Slnfd^auung öom SBe?en ber ®l^e bciul^te, l^ttc
bod^ aud^ ein Jluguflin bie ^ol^gamie unter Umfldnben für er=
laubt ertlärt weil fie ni(§t „gegen bie 3latur ber (Sf)c fei".
3n ben erften jwei 3«^^^^ «^^ f^i"^ Sludttel^r bon ber
SBartburg l^atte ßutl^er wo^l laum baran gebadet, felbft in bie
iSS^ JU treten. SBfil^rcnb ringSuml^er aflcS anberS geworben, war
feine ßebcnSweifc fo jicmlid^ biefelbc geblieben. ?ll^ man braufeen
fd^on nidbt mcl^r baran badete, fid^ an bie alten gaftenorbnungen ju
leiten, würbe in ßutl^erS Rlofter rul^ig weiter gefaftet. @ö ift
bejeic^nenb, toa^ Sutl^er fpäter erjdl^lte, bafe. fein greunb unb
Rlofterbruber ^atob ^räpojituö einmal am ^almfonntage eine ^enne
auf ben 2:if(^ gebrad^t l^abc, bamit fie felbft fo l^anbetten, wie fie
leierten. Rubere l^ielten baö für wid^tig. §ür Sutl^er Ratten biefe
Singe leine ©ebeutung. (Bleid^erweife l^iclt er e« mit ber ftlofter=
trad^t. SSBie er fd^on früher geäufeert, gel^örte e$ nad^ feinet
Überjeugung aud^ jum SBefen ber ^riftlid^en greil^eit, bon il^r
feinen (Sebraud^ machen ju muffen. SBercitS im ^affxt 1523 trug
er im ^aufe ein bürgerlid^eS ®ewanb, weld^e^ einem Serid^terftatter
„faft l^öfif^" erfd&ien. «ufeer^lb beS RlofterS bel^ielt er »um ber
@d^ wachen willen unb jum ®pott beS ^apfie^'' bie ftutte nod^
eine S^t lang bei. ?lm 9. Dftobcr beSfelben ^a^xt^ prebigte er bann
ba^ erfte 92al oi^ne biefelbe. SBie wenig äßert er barauf legte,
bezeugte er baburd^, ba| er fie am nfid^ften ©onntag bei ber %tS^=
prebigt wieber anjog, nad^mittagS aber weglief. 92atürli(^ würbe
i>a^ fel^r befproj^en, wie atteö, toa^ er tl^at. ßeute wie Sarlftabt
196 0erü(^te fibec feine S^^t )u l^raten.
nol^men baran 8nfio|, ba| et Silber in feiner 3^0^ l^be (ma^
aQerbingS au(^ bie ftloftenegel Verbot), baf) er ^embf n mit Sdnb=
ä)cn trage unb bie Saute f(!^lage, au<^ mit anbeten S)oftoren beim
(Slaje Sier fdf)t, »o bod^ foDiel 92ötigereiS ju tl^un n>£re. ®o
Idfterte ein f))&ter um bie beutfd^e ®rammatit oerbient gemorbener
Unländer Sarlftabts namens S^^If^iner. (Eradmud bagegen fpdttelte
fd^on, Sutl^ erlaube anberen, moüon et bod^ felbft teinen ®ebtau(^
mac^e. Statürlid^ litten auc^ fold^e, beren ®emiffenSbebenfen er
inbetreff ber Wfz ju befd^mid^tigen fud^te, il^n felbft gern k)ere^U(^t
gejel^n. Slnbere meinten, ba^ er bamit Seugnid ablegen foQe, unb
modten bann aud^ fc^on Don beftimmten ^eirat$))Iänen ge^5tt
l^ben. Das mad^te i^m (einen SinbrudC: „Sie Dielet »erbe ni(^t
gefd^ma^t/ Surc^ 9rgula o. Stauffen, ber mutigen Setfet^terin
bes (SüangeliumS in ißa^ern, lam il^m eine folc^e £uf(etung ju
Diäten, dx lief) i^r fagen, er ftel|)e in @otteS C^nb, ber fein
^et) toc^jH dnbern (önne. SBie eS aber bidl^er bamit befteOt ge=
wefen unb nod^ fei, werbe er nic^t l^eiratcn, ni(^t, weil er ^ol^
ober Stein »firc, fonbern weil fein Sinn bem C^ciraten fern ftcl^,
inbem er täglich ben %ot^ unb bie »ol^lDerbiente @trafe beS fte^er^
erwarte. Unb fo wolle er, feftt er ^inju, (Sott für fein SBcrt an
il^m fein ßi^l U^^}^ ^^^ fi<^ öwf fein ^zxi üerlaffen. ®aS war
am 30. SioDember 1524. äRan fie^t, er benft ffir je^t nic^t baran,
will aber ani) bie 3Kögli(^teit einer ^eirat nid^t jurudtgewiefen
l^ben.
3unäd^ft l^tte er C^^itat^pl&ne nur für anbere. SefonberS wunfc^te
er jene aus bem Sliemptfc^er Stlofter entronnenen !Ronnen burd^
bie (5l^e üerforgt ju feigen. 3« ii^ncn gel^örte ßatl^arina ö. 83ora.
(Sinem alten aber nid^t fel^r bemittelten ®ef(^lec^te entfiammenb
war fie fd^on frül^, in il^rcm 10. 3<i^re, bem ftlofter übergeben
worbcn. . @eit il^rer Befreiung lebte ftc im ^aufe be§ aBittcn=
berger ©tabtfd^reiberS Steid^enbac^. ®ie war teineSwegS fd^Sn ju
nennen: iljre frul^eften Silber weifen ein runbeS, bcrbeä ®cfi^t
auf, aus bem ein paar finge 9ugen l^erauSfc^auen, aber fie mu^
bod^ eine Srfd^einung gewefen fein, weld^e bie Slufmerffamfeit auf
fi^ sog. ©er Rönig üon ©dnemarf, ber im Sommer 1523 in
SBittenberg war unb fie bei SufaS Stranad^ gefeiten l^aben mod^te,
^etc^nete fte butd^ einen golbenen 9ling au$, motin niemanb ttxoa^
ilnpaffenbe^ fal^. ^n Unii^erfitätötreifen nannte man fte ftat^tina
to. ©iena. SSBat ba§ nid^t ein bcbeutunfl^lofet ©d^erj, fo mar e§
tielleid^t bie Dffenl^eit il^teS SBefenS, bie il&r biefcn SRanten ein=
trug, bie ©eftimmtl^eit , mit ber pe il^re SReinung laut werben
lieg, ba^felbe, maS fie bei Qutl^er eine ^txt lang in ben Sßerbad^t
brad^te, l^od^mutig ju jein. allgemein l^atte man geglaubt, C^ieron^=
mu§ SSaumgartner , ein junger ^atrijier auö 3?ürnberg, ber ^e
im Sommer 1523 in SBittenberg lennen gelernt l^atte, »urbe fie
l^eimfü^ren. ©a§ ©erficht bejeid^nete fie bereite al§ SSerlobte.
©id^er beftanb eine gegenseitige Steigung, bie freilid^ bei ftatl^arina
tiefer gegangen ju fein fd^eint alö bei Saumgartner. Als biejer
bann gegen alle @rmartung nid^td Don fid^ l^ören lieg, brad^ten bie
^eunbe eine f(^n)ere Srfrantung ftatl^rinad bamit in 93erbinbung.
fiutl^er mod^te je^t um fo mel^r il^re 93erl^eiratung münfd^en. %m
12. Dltober 1524 fd^rieb er bem befreunbeten jungen SRann,
tDenn er feine Statine bel^alten moQe, möge er fid^ beeilen, meil
fonft ein anbcrer ba tofire. Späterer Irabition sufolge, bie ftd^
auf ÄmSborf beruft, wäre bie^ ber bamal3 neu ernannte ^faner
toon Drtamunbe gewefen, Dr. ®laft. ©iefen l^be aber ftatl^arina
nid^t l^aben mollen, unb man moßte fpäter aiffen, fie ^be fic^ bei
?lm§borf beßagt, bafe Öutl^er fie miber il^ren SBiUen berl^eiraten
tDoUe ; babei l^abe fie mit offenem greimute betannt, menn er ober
Sutl^er fie l^ben wollten, fo fei fte bereit, eine el^rlic^e Sl^e eins
jugel^n, mit ®la^ aber nimmermel^r. S)al l^abe bann Sutl^er
bur(^ Ämöborf erfahren.
@$ ift mdglid^, \>a% man ftd^ bie§ nur fo jurec^t gelegt, um bie
iiberrafd^enbe SSenbung ^u ertlfiren. @id^er miffen wir, bag fiutl^er
in jenen SRonaten »ieber mand^erlei Seranlaffung l^atte, fid^ mit ber
grage öon ber ®]^e unb namentlid^ ber ^rieflerel^e ju befc^äftigen.
äu(^ bei ben (Sbangelifd^gefinnten waren bie Sebenten bagegen no^
nid^t oerftummt. 3tt^mer Don neuem mufete er fie bef^wic^tigen.
3n einem ©riefe bom 10. «pril 1525 fc^reibt er an ©palatin:
;,SBarum fd^reiteft bu nid^t jur (S^t, wfi^renb id^ anbere burd^ fo
biele ®runbe baju brfinge, bag id6 beinal^ felbfi baju bewogen
werbe, ba bie geinbe nic^t aufhören, biefe SebenSart ju berbammen
200 2)ic Mbibe feiner ^rat. (^e eiMingetifc^ Orbination.)
unb unfere toetfen ^miftn fte tfigli<^ Detfpotten." Sid^Hc^ retjte
i^n liefet ®pott, unb bet JBtbetfptud^ ber geinbe gerabe in
biefetn fünfte »urbe einet bet mfic^tigften Semeggtünbe für feine
taf^e Xl^t. Ca^u tarn, toie et felbft angiebt, bet ffiunf(!b feinet
aittxn, \fyx oetl^itatet ju fe^en. S)ad fc^lieftt bo(^ nic^t au^,
baft i^n eine gewiffe 9leigung )u SFat^tina etgtiff. flbet beffen
toat et fid^ (aum bemuftt. „(Sott l^t ed dfo gen)oat^ etjAl^lt er
einmal f))fitet, »baf( id^ mi(^ bet 93etlaffenen etbatme.' Sߣ§renb
et fid^ ben S3auetn entgegenmatf, aOeS gegen il^n unb ba$ (St7Qn=
gelium ft(^ auftfltmte, teifte fein (Sntfd^Iuf). (Es mat nie feine
SBeife gemefen, ft(§ but<^ entgegenfiel^nbe ^inbetniffe ober bie
Seitumftdnbe jutucf^iten .)u laffcn. 3^ftt in biefem SRoment, m
bie ganje Seit ft(^ mibet bad (SDangelium Detfc^moten ju l^ben
fd^ien, voo felbft bie ^immetöjeic^en nut UngIfldC übet Unglucf t^er^
lunbeten, mo fut Zaufenbe unb ^bettaufenbe ba$ SBott t}on ber
d^tiftlid^en ^eil^eit jum futc^tbatften Sd^tedgefpenft ober jum (Segen=
ftanb l^d^nenben Spotted gemotben, getabe je^t moQte er feigen,
bag ed bod^ etmad fei um bie ^teil^eit eines Sl^tiftenmenfc^en.
Stitten im S^xn übet bie S3auetn, bie il^m fein (Soangetium
betunglimpften, üon benen et ben Zob etu^attet, fd^tieb et am
4. 3Rai an ben mandfelbifc^en Stat 9iul^el bie fd^on ftul^et er=
»dienten SBotte: „Unb tann id^*d fd^idten, i§m (bem Zeufel) jum
Xto^ mid ii) meine ftdtl^e noc^ jut (S^e nel^men, el^e benn id^
fterbe, »o id^ l^ötc, bafe fie fottfa^ren. 3d^ l^offe, fie foQen mir
bod& nic^t meinen SRut unb grcube nel^men.*' iagS batauf
ftatb, mie fd^on etjd^It, t^iebric^ bet äßeife. S)aS etl^ö^te no(^
bie ©c^mietigteit bet Sage, unb ßutl^et »utbe bon biefem iobeSs
faß tief etgtiffen. SBon feinet 8ieife jutüdtgekl^rt fanb et alle
^dnbe boU ju tl^un. äßaS fam ba nid^t aOeS ^ufammen! %m
10. unb 11. 3Kai befiattcte man gtiebtid^ ben SBeifen in ber
Sdetl^eiligen ftitd^e jut Siul^e. S)tei Sage fpdtet, am 14. Siai,
fd^titt man butc^ bie 3lot gejmungen ju einet übctauS lül^nen
%fyxt. Sßad^ otbentlid^et Setufung mutbe (Seorg äiötet butd^
^anbauflegung jum £)ia{onuS bet Sßittenbetget (Semeinbe gemeint,
©a« loat bie etfte eüangelifc^e Drbination. Untet bet güöe ber
ft(^ btdngenben (Steigniffe ift biefe ll^atfac^e mettwütbig »enig
Beirat unb ^od^jeitsfeiet. 201
bead^tet »erben. Cafur waren Sutl^erS f^reunbe nur aUju ge=
^d^fiftig, il^m aQeS Söfe ju l^interbrtngen, »a^ man in ber
Sauern jad^e über il^n fagte, unb baten um ^ufR&rung. 92a^
allen Seiten foöte er ftc^ berteibigen, bie ©d^mfil^enben »iber=
legen, bie (Srfd^rodenen aufrid^ten. S)ad aQeS tonnte feinen SRut
ttii^t bfim^fen. ^erfelbe »ud^S t)ielme^r mit bem ß^nel^tnen ber
®efal^r, bem „SBüten be^ ®atan$'', baS il^m bad ^ama^n bed
jüngften ^ageS ju Verbürgen fd^ien. @r tonnte aud^ meinen, unb
bas mar aderbing« ein 3^tum, feine C^eirat »urbe manchen nod^
Sd^mad^en ^u gleid^em ®d^ritte ermutigen. @d^on frül^er ift be$
(fpfiter gebrudtten) ©d^reiben^ an ben fturfürften Don SKainj gebadet
worben, in bem er il^n am 2. 3uni ermal^nte, ia^ Scifpiel be5
beutfd^en C^od^meifierS nac^jual^men, fein SiStum }u Dermeltlid^en
unb ein SBeib ju nel^men. Unb burd^ ^^^ann Äül^el liefe er
il^m fagen, er fei bereit, »enn e3 il^m eine ©tdrtung fei, mit ber
(5§e üoranjugel^en, unb to&re eS au^ nur eine oerlobte ^o^tp'fy^c^t.
®a§ war leine ^^raje, wenn aud^ oiettetc^t nur ber auöbrudt
augenblidHid^er Stimmung, übrigen^ SSeweiS genug bafur, wie bie
allgemeineren S3e»eggrfinbe jur @^e ju fc^reiten, pd^ für il^n felbfl
in ben SBorbergrunb fd^oben.
©eine jiemlid^ offen audgef))rod^nen 9[b[i(^ten tonnten natür=
lid^ nid^t Verborgen bleiben, ^z weniger bie 92dl^erftel^enben
baran glaubten, um fo mel^r würbe bie ©ad^e bon ben anberen
befprod^en. ®(^on üor äRonaten l^atte man i^n, wie er fd^erjenb
berichtete, mit mel^reren ber 92orinen inS ®erebe gebrad^t, je^t
. fing man an, allerlei mel^r ober minbcr SöSwilligeS über feinen
^ertel^r mit ßat^rina }u verbreiten. S)a befd^lofe er, bem allen
ein rafc^e^ ®nbe 5U mad^en. SSie er fi(^ baju Vorbereitete, jeigt
ein Äat, ben er f|)fiter einmal gab: „Sieber ®efell tl^u wie id^;
ia id^ meine ftiStl^e wollt nel^men, ba bat ic^ unfern ^err ®ott
mit (Erhfi, bad tl^ue bu au(^.''
«m «benb beö 13. 3uni fc^ritt er jur %fyxt. 3n aUer ©tiUe
batte er ein ))aar greunbe ju fid^ gelaben. ©a waren bie beiben
erften ®eifllid^en ber ©tabt, ber ^faner »ugenl^agen unb ber ©tiftS=
ptopft ^omS, ber ^m\t «pel unb ber SRaler fiuca« Jhanac^, wie
beffen grau. 3« ^w«« Begleitung mag ftatl^arina getommen fein.
a02 ^od^seittfeter. Vltlan^t^mt fiber Sutl^ betrat.
Sßot il^nen ertlfitte &ut§et feine (Sl^e mit SFatl^tina, unb %ttgen=
l^gen wirb unter ben ublid^en gomtetn il^re C^nbe ^ufammen^
gegeben l^ben. ®o »ar eö Sitte, »enn, »ad nid^t unbebingt
etfotberli^ ein (SeiftUd^et jugegen mar, benn aud^ bie gegenseitige
Suftimmung ber Brautleute, ob Dor 3^ugen ober nid^t, genügte,
um eine gültige (El^e ju fd^Iie^ — , unb SReland^tl^on berid^tet
auSbrüddid^, baf) bie fiblid^en ^eiligen Sr&ud^e in %ntt)enbung ge=
lommen feien. S)amit mar ftat^rina Sutl^d el^Iid^ ffieib.
9m läge barauf ^tte er bie ^eunbe ju einem Keinen SRa^le
bei fi(^. S)ie eigentlid^e £)0(^}eitdfeier fanb aber, unb aud^ bie$
mar nid^t« Ungemöl^nlid^eö — , erft oierjel^n läge fpöter patt.
S)aju moQte er bie Uebften ^reunbe Don nal^ unb fern um ^
berfammmeln, bamit fie il^m l^lfen möd^ten, „ben ®egen über
bie (E^e ju fprec^en'. 9u(^ bie alten Sltern moQten baju lommen.
%m Uebften l^tte er au(b feine frül^eren Sanbe^l^erren, bie trafen
(Sebl^arb unb %lbre(^t üon 92andfelb baju eingelaben, begnügte
fid^ inbeffen mit il^ren 8l4ten, feinen greunben. ©palatin burfte
natürlid^ ebenfo menig feilten ate 9mSborf unb Seonl^atb Stoppt
aus 2;orgau, ber ftatl^arina mit ben anberen Spönnen aus bem
ftlofter gerettet, (gbenfo ber furfurftli(^e SRarfd^all b. Doljig, ben
er }uglei(^ mie ublid^, barum erfuc^te, baS nötige IBilbbret ju be=
forgen. ?tn fie alle unb anberc mel^ erging bie Äufforberung,
am 27. ^mi jum grü^mal^l fid^ einjufinben unb feiner SSerel^
Ud^ung M^ ®icgcl aufjubrüdten''. 3«ätt>if^^n mirb Sutl^cr au^
mas SRattl^efiuS berichtet, ben öffentUd^en ftirc^gang mit feiner ftfitl^
vorgenommen §aben, bei bem, mie eS Sutl^er aud^ fpfiter in feinem
2:raubü(^lein üorfd^rieb, ber ®eiftlid^e über ben jungen @§eleuten
ben Segen \pxa(i).
Unterbcffen ^tte fic^ bie S^iad^rid^t bon ßutl^erS SBcrl^eiratung
mit grojjer ©d^nefligfeit toerbreitet. 3önaS fd^idtte fogleid^ am
SRorgen bes 14. einen eigenen Soten mit ber mid^tigen ftunbe
an ®))alatin. Sie enegte ungel^eureS Auffeilen. Jro^ ber man(^er=
lei Änbeutungen, bie oorangegangen, maren bie greunbe aufS
l^öd^fle überrafd^t, jum Jeil fogar cntfe^t. SRelanc^t^on, ben
Sutl^er feiner ^ngftlic^feit megen mol^l abfid^tlid^ an jenem 13.
nid^t jugejogcn, mar aufeer fi(^. 3n einem gried^ifc^ gefdftriebenen.
mäf ber ^oö^itxt 203
l^äfeUd^en ©tiefe, tjon bem et fteilid^ nid^t geal^nt, bafe et nad^
350 Saluten nad^ feinem boHen S^^^^lt belannt wetben mutbe,
fd^ticb et batubet an feinen ^etjenSfteunb ©ametatiuö. SBie »enig
t>ctftanb et bod^ öutl^etö SRotibe ! S§ voax il^m unfafeHd^, wie Sutl^et
gcrabe ju biefet Qdt, in bet „aße ©utgefmnten ttauetten, unb
©eutfd^lanb ganj befonbetö feinet ©infid^t unb Jl^atttaft bebutfte",
einen fold^en ©d^titt tl^un lonnte, bet feinen Stuf l^etabfeften
müfete. ®ie Sionnen l^ätten ben ttefflid^en unb fonfl jo l^od^g^
muten SKann, bet abet leidet l^etuntjubtingen fei, wol^l umgatnt
unb l^ätten il^n betmeid^üd^t. 3Rit biefen unb anbeten ©emetlungen,
neben benen et bod^ 8utl^et§ 3lcc()t, ju l^eitaten, anetlannte unb
boüon ®ute§ füt bie SBetfeinetung feinet betben SBefcnö etwattete,
^pxaö) et nut au§, »as fel^t üiele anbete backten. Unb gemife, bet
3citpuntt, ben Sutl^et ju feinet ^mat gewal^lt, »at bet benlbat
ungünftigfte. SBenn ein SReland^tl^on unb wate e§ aud^ nut füt
einen Slugenblidt batübet bie gaffung oetlot, lann man fid^ nid^t
»unbetn, bafe bei fold^en, bie längft bie Und^tiftlid^teit be^ ^apft^
tumS unb feinet fd&einl^eiligen Sl^elofigleit anettannten, abet übet
bie il^eotie nid^t l^inau^getommen waten, bie C^^i^jeit be§ ftül^eten
SKönd^eö mit bet ftül^eten 5ßonne jum minbeften eine gewiffe 8e=
ftütjung l^etbottief. ®ie ©el^auptung, ia^ bie ganje ^tebigt
toon bet d^tiftlid^en gteil^eit nut bet gleifd^eöluft bienen foüte, mochte
bei mand^en jc^t mel^t SinbtudE mad&en al§ ftü^et. Söfe 3ungen
waten aud^ atebalb gefd^aftig, fd^limme ©etüd^te übet Öutl^et unb
feine gtau auSjufptengen, bie bi§ in bie neuefte 3^it üon üet=
leumbetifcfcen gebetn üetbteitet wutben. ®d^on am 16. 2^m
mufete SRelan(^t§on bem entgegentteten.
®a5 aße§ l^at Sut^et nii^t übettaf(^t, et l§at e§ jum Jeil
üotau^gefel^en. „SBol^lan", f(^teibt et in feinem (Sinlabung§=
fd^teiben an bie gteunbe in 3Ran«felb untet ©ejugnal^me auf ben
C)afe, ben et fid^ butd^ feine ®(^tift gegen bie SBauetn jugejogen:
„SBol^lan, weil fie benn tott unb t]^8ti(^t fmb, wiü ic^ mic^
au(^ fc^idten, bafe i(^ üot meinem ®nbe im ©tanbe oon ®ott
gcf(|affen, etfunben wetbe unb nid^ts meine§ öotigen j)fipftlid^ctt
ßebenö an mit behalten wetbe, foöiel ic^ tann, unb fie noc^ tollet
unb tl^ötid^tet mai^en." aRcland^t^on woUtc balb nac^ bet ^od^^
2M ^ie llitfSnge be9 neitat {^oisfnxfenf.
jett eine geoiffe SKebergefc^taaenl^eit an Sutl^ beobachtet ^ben.
2>aDon laffen fäne Sriefe nic^t ba4 SRinbefte bemerfen. (5^ ftnb
niij^t bie (Srgfiffc eined fibergluctlic^en, jungen dffmann^, übet {te
atmen bie bode unetfc^fitterlic^e 3ubetfi(^t, bad Siedete unb ®ott
SBol^lgeffiQige get^n ju ^ben, ob gteunb unb getnb unb bie
ganje SBelt fic^ batfibet entfe^en mSc^ten.
^eiltd^ fam e$ i^m anfangt fiftetd wie ein Xraum üor, ba|
et nun auf einmal (Ehemann gemotben »at, unb über ber Arbeit
tonnte er eS ju Seiten üetgeffcn. SBic er fpfiter launig ctjäljlt,
mu|te i^n bie junge grau S)ottor bisweilen, menn er in fi(^
oerjunfen bei Xifd^e fa|, baran erinnern, ba| fie aud^ no(|
ba mfire.
®ie ubernal^m (eine (leine Slufgabe. Slrm, aüeinftel^enb, oon
Sutl^erS (Segnern atö eine verworfene gelegt unb gefc^mfi^t, in
ber n&d^flen Umgebung Dielfad^ mit f(^eelen Slugen angefel^en,
mürbe bie fed^^unb^manjigjal^rige bie ^au eined berul^mten äRanneS,
ber fe(^iel^n ^al^re Alter mar. ®ie brachte i^m ni(^ts mit, unb
mad er il^r ju bieten l^atte, mar nic^t Diel mel^r. ®r ful^rte fie
nid^t in ein mol^leingerid^teteS ^auS, fonbern in ein Derlaffene^
SRannSdofter, Don bem er nic^t mu|te, mie lange e^ no(^ feine
Sßol^nftätte bleiben mürbe.
©ie frül^er gefd^ilbertcn ötotlomifd^en aSerl^ltniffc be§ ftlofter«
maren immer trauriger gemorben. SQen (Srnfted backte Sutl^et
f(^on einmal im ^al^re 1523 fortjugel^en, um ben au^fid^tslofen
ftampf mit ber Siiot nid^t weiter ful^rcn ju muffen. Siad^ feinet
Snfid^t fiel bann ba^ ftlofter aU ^errenlofe^ ®ut an ben Sanbe^
l^enn. ©ie§ fe^te er ©palatin au^einanber, inbem er bie SSittc
l^injufugte, ber fturfütft möge il^m für bie turje Spanne feinet
gebend ftillf(^meigenb einen Siaum, ben ba§ ftlofter l^injugetauft
^atte, jur äßol^nung überlaffen. S)aju tam e^ bamatö nic^t
®rfl je^t, unmittelbar nad^ ber ^oi)iAt^\txtx fibergab ßutl^
baS Jflofter mit aller feiner ^aU unb feinen ^flic^tcn an ben
Jlurfütften. Sr burfte barin mol^nen bleiben, ßutl^er unb ber
©ruber ©berl^arb S3riöger, ber je^t nad^ Slltenburg ging, maren
mit Sutl^erS ^ünbd^en, ba§ il^m, mie er an ©palatin berid^tct,
biSmeilen über feine SBrieffd^aften geriet unb fie auffrafe, feine
2)ie borgen bed (S^emannd. 205
legten Scttjol^ricr gcwcjcn. S§ »itb ubcl genug batin au§ge=
feigen l^abctt. Seit einem ^af)xt, etjäl^lte Sutl^et fj)ätet, l^atte il§m
ttiemanb fein SBett gemad^t. ®lucfli(i^er»eife fanb bie junge grau
nod^ einiges JWoftetgerfit öot, »a§ ebenfalls ßutl^cr berblieb. 3iic^t
äSenigeS mar fteilid^ in ben legten unrul^igen ^al^ten jugtunbe
gegangen, anbetet mürbe noc^ \p&kx Don unlauteren ®dften, bie
Sutl^er in feiner ®utmutigleit aufnal^m, geftol^len. SBertboIIer
waren bie SRefegemanber, bie il§m jupelen unb bie er fpÄtcr Der»
laufte, ^erjog 3öl^cinn fd^enlte il^m 100 (Sulben jur C>flu§^altung.
@igentümiid^ mar ein ®ef(^en( Don 20 ®olbgulben, bie ber @rj-
bifd^of Don SRainj burd^ älül^el feiner grau, bie biefe fel^r »iber
Sutl^erS SiQen aud^ annal^m, übergeben lieg. 9ud^ fonfi fehlte eS
nid^t an freunbUd^er Unterftfi^ung. S)en SSein jum C^od^jeitS^
mal^l l^atte ber SBittenberger 3lat geliefert, unb er liefe eö gern
gef^el^en, bafe ßutl^er aud^ ferner mäl^renb beö erften ^oXjn^ feiner
(^^ feinen SBeinbebarf aus bem ftäbtif(^en fteßer bejog. ©ort
bud^te man gemiffenl^aft, maS er entnal^m, badete aber nic^t baran,
il^n an bie Sesal^lung ju mal^nen, toa^ Sutl^er, mie f))äter noc^
öfter, rul^ig glaubte annel^men ju tonnen, ba er für feine H5ätig=
leit als ^rebiger bon ber ®tabt feinen ©el^alt bejog. ?lls er
fogleid^ baran gelten mugte }u bauen, meil baS niemals fertig ge=
fteUte ftlofter baufällig gemorben mar, fd^entte il^m ber 9lat jmei
Sonnen ftall unb feiner grau Derel^rte er jum SReuen S^l^r ein
@tüdt fd^mfibifd^er Seinmanb, bie bamalS in l^ol^er ®(^a^ung ftanb.
®leid§mo]^l ennjfanb ber junge ©bemann bie SBal^tl^eit beffen, roa^
er einmal frül^er gedufeert: „Siimmft bu ein SBeib unb mirfl cl^lid^,
fo ift baS ber erfte ©tofe: mo millft bu nun bid^, bein SBeib unb
^nb ern&l^ren.'' Ob man i^m um beS SSorteS miden ia^ ju=
lommen laffen mürbe, maS er brandete, mar il^m bei ber Unbant
borfeit ber SBelt jumeilen fel^r jmeifell^aft, unb boHen (SrnfteS
fafete er bie SKöglit^Ieit ins Äuge, fic§ etma burd^ feiner C>änbe
Slxbeit ernfil^ren ju muffen. SBie Jturfürft griebrid^ übte er fid^
im Sred^feln, jun&d^ft mol^l auS Siebl^aberei, aber boc^ mit bem
auSgcfprod^enen (Sebanlen, fd^limmftenfalleS fi(^ bamit feinen Unter=
l^lt }u ermerben. SSenjeSlauS Sint mufete il^m baju aus 92ütnberg
feinere (Serätfd^aften unb ©d^rauben beforgen. Aber grau ftatl^e
206 ^e e^otgeit beS (5^anii9.
ri(^tete ft(^ ein unb jeigte balb eine nic^t geringe SReiftetfd^ft
im SBittfc^aften. Unb ba$ ffio^lgeful^l, bad bet eigene C^auSftonb
betleiljt, jpiegelt fid^ fe^r balb in Sutl^et« ©riefen, in benen er fo
gern bon jeiner ^ftette* fc^erjt unb ben greunben öon ben greiu
ben unb Hoffnungen feines neuen Sebend berid^tet
aber nur fiufierlic^ mad^te bie (Sl^e einen @inf(^nitt in feinem
Seben. SRan (ann ni(^t fagen, ba| fie auf feine (Sntoidelung
bon befonberen (Sinfluf) gemefen ofire. S)afür mar er nid^t mel^r
jung genug. 3»^ f^in^^^ SBirlfamfeit ging aUeS feinen Seg »eiter.
®d^oerli(^ l^aben feine arbeiten irgenbmeld^e Unterbred^ung er=
fal^ren.
1. KoptteL
ttad^ im fiattentkrteg Vis yxm Hn^stas 1101t üpeier.
S)er S3auemtrteg mar Doru6er. S^^'^t 1^5rte man no(| lange,
aud^ in ben nfid^ften Sc^^^ren nod^, üon einjelnen S3erfu(^ett bec
SSaucm fid^ ju ctl^ebcn, unb ju 3«ten mx bic gurd^t öor einet
SSßiebetl^olung bet (Sreuel beS legten ©ommerd eine fel^r gro|e,
aber t>on ballet war für Sutl^crS ©ad^e nid^ts mcljr ju furd^ten,
SBol&l aber üon ben Siegern. ®er anfänglid^en SKutlofigleit mar
l^ier unb ba bei ben altgl&ubigen Ferren ein ©iegeätaumel gefolgt
Sßo man bie SRad^t l^atte, menbete man fie gegen Slufrfil^er unb
Sutl^eraner jugleid^. fßon neuem er^ob ftd^ bie rSmifc^e Partei.
3e%t au(^ in 92orbbeutfd^Ianb. 81m 19. 3uU 1626 t)ereimgtett
fid^ (Seorg bon ®ad§fen, Soad^im Don 93ranbenburg, Sllbred^t Don
SRainj mit ben beiben S3raunfc^meiger ^tx^ii^n ^einrid^ unb (Srid^
5u einem Sunbe in Seffau. 9Ran oerft)ra(^ fid^ gegenseitige
C>ilfe gegen jeben Sufrul^r ber Untertl^nen, ertlfirte aber jugleid^
bie S^otmenbigleit, bie äBurjel beS Xufrul^rd, „bie Derbammte
lutl^erifd^e ©ette'', audjurotten. S)at)on fprad§ man in ber JDffentlid^
teit nod^ nid^t, aber 8ut§er mar gut unterrid^tet. (Sr mugte, ba|
biefed „Sonciliabulum" gegen tai ®t)angelium gerid^tet war. Unb
nod^ üor ber ©effauer S.ulöiKwenfunft mar in SBittenberg ba«
®erud^t Derbreitet, C^erjog (Seorg mode, fiegeStrunlen mie er fei,
8ut§er bon Wittenberg felbft Idolen; nac^ griebrid^« lobe glaube
man alle^ magen ju bürfen.
X&ie Diel fam ba auf Sutl^er^ SanbeSl^errn anl fUcif bot
ftoUe,«tt^. n. 14
210 ititrfütft 30^11 nnb Sanbgtaf W^P- VinfOftt^ bcr Sage.
wenig ffio(^en litten bic ^cxt bcr gütflcn äufammcngcftatibcn.
a^ lag na^, barauf ju benten, »ie man gemeinfam für bie 3^=
(unft fi^nlid^em Slufru^r entgegentreten (Snne. S)atüber ^tte man
nod^ Dot SRul^ll^ufen Serl^nblungen gepflogen, bie eine Sinigung
in 9[u$ft(^t fteOten. Unb eine 3^^^ (o<i0 tomtt ®eoTg mirtlic^
glauben, angeftd^t^ bed Oauemtrieged ^tte auc^ Shitfurft S^^^^^n
ftd^ Don bet aSetbetblicI^feit be^ ^^Soangeliumd'' überzeugt. Salb
mutbe et eine§ Seffeten belel^rt. Huä) bei Sanbgtaf ^i^iltpp Ratten
aQe Übenebungelfinfte feinet ©c^nHegetDaterd feinen Sinbrucf ge=
mad^t. (Sine gemeinsame ®rtl&rung beibet (durften com 15. @e))=
tembet mied bie Xeilna^me an ]ebem Sunbntffe, baS barauf au^=
ge^e, bad iBort ®otted auszurotten, mit ®ntf(!^iebenl^eit jurficf.
®aS l^tte ßut^er oon bem fturfürften laum anbcrS erioartct.
5Ran weife, mit welchem 3"tereffe er feit Sabren bie ©ewegung
verfolgt unb wie er aud feiner Siebe ^um eoangelifc^en SBort
feinen ^t^l gemacht l^atte. Sber bie Slnf orberungen , bie man in
biefer Sejiel^ung je^t an il^n fteüte, waren fel^r grofj. (Sin grofect
(SlaubenSeifer, üiel ©elbftöerUugnung gel^örte baju, il^nen gerecht
ju werben.
fturj üor bem lobe griebricb^ be3 ffieifen waren bie äuftfinbe
in unb-um SBittcnberg in lir(^li(^er unb religiöfer ©ejiel^ung na(^=
grabe unl^ltbar geworben. S)aS blofee ®ewäl^renlaffen, wie es grieb=
ric^d 92eigung gewefen, l^atte bei ber gerabe bamalS überl^anb=
ne^menben ©ubjeftioität ju mand^erlei Sinen gefül^rt, bie eine
fefte triftige C)flnb, bie l^ier orbnenb eingriffe, immer bringend
wlinfc^en Uefeen. SBenn man aud^ in SBittenbcrg mcl^r ober minbct
willig ßutl^er« äutoritfit fid^ ffigtc, fo tl^aten bod^ an anberen Drtcn
®eiftlid^c, SKagiftrate, ®ut3^crren, wa« fie gerabe wollten. SSielc^
ging ba ^ugrunbe, wad, wenn aud^ in änberer gorm, boc^ noi)
l^tte üon ©egcn fein fönnen. ®a ^errfd^te l^icr ju üielcr ärgcr=
nid noc^ ber ganje römifc^e ftultud, wdl^renb man im nd(^ften
Drte blinbling« in fc^neUem Qvi^af^xcn mit bem Ölten aufgerdumt
l^atte, pl^ne fc^on etwas gefl^« ju l^aben, was an feine ©teile ju
fc^cn wdre. ©d^wer empfanb man befonbeiS bie Unfi(^er§eit in
«ngclegenl^eiten, in benen bie bifd^öflic^e 3uriSbiftion früher bic
©ntfc^eibung gegeben, 5. 83. in ©^efad^en. IBanbte man fic^ auc|
(Spalatin9 Sorbentngen an ben gflrßen. Siüdgang ber Unit)erfit5t 211
in fold^cn gtagcn fd^on piA\ai^ an Sutl^et unb bie ©ittcnbergct
il^cologcn, jo mufstcn bicfc fic^ boc^ immer nur auf einen 8iat
befc^tänten, unb ba fie mit bem tanonifd^en died^t i^oQftänbig brad^en,
baS bei ben 3wriften nod^ in l^ol^ ®eltung ftanb, \o tarn e$ nic^t
Jetten ju unangenehmen SReinungööerfd^icbenl^iten. SRel^r al« je
erl^ob man bie gotbetung, bafe bet gürft eingteifen muffe. 3lo(i)
am 1. 9Rai 1525 fuc^te ®palatin bemfelben dar ju machen, baf(
ba« nac^ (SotteS SBort feine ^flic^t fei. (St möge, um jein
®croiffen Don biefen ©ingen ju entlaflen, on alle ®eiftlid^cn im
ganjen gütftentum bie Slufforbetung ergeben lajfen, allen Qzxt=
momeenbienft abjut^un unb ben ®ottedbienft in ®ema|l^eit be«
(^Dangeliumd einjuiid^ten. Sad nannte @))alatin „ben ®eiftli({)en
"ba^ c^tiftlid^e ®ebif( einlegen". ®t Derfptad^ fid^ baS ^efte
baDon, auc^ ge'geniiber bem beginnenben ?lufru^t. (gö ift fraglid^,
ob bet {hitfuT^ biefe«f Schreiben no(^ ju ®efi(^t betommen ^at.
Siier Sage batauf ift er geftorben. ?lber jene gotberungen ge=
l^örten jum ®rbe, lia^ fturffirft S^^cinn in jenen fc^roeren Sagen
ubernal^m.
%u(^ mit ber UniDerfitfit ftanb e$ übel. ®ie ging fid^tlic^
juriidt. 55ie ga^l ber SReuimmatritulierten mar im SJinterfemefter
1524 auf 1525 bis auf 40 gefunlen. ®ie fd^on früher ermähnte
SRiäac^tung ber. ©tubien überl^aupt, bie fid^ in gemiffen Streifen
breit mai)U, trug fc^ulb baran, aber aui) bie geringe ieilnabme,
bie bie ^of^fc^ule in ben legten 3^^^^" ^^ &öfc gefunben.
3^r wieber aufju^elfen, ^iclt Cutter für eine ber bringenbften
Aufgaben beS neuen Siegenten. 3^' (^aratteriftijd^ für il^n, biefe
Jlngclegenl^eit ftanb i^m obenan. Sßodb lag ber neue Jfurfürft ju
gelbe, als ßut^er jc^on am 20. 3)iai feine DrganifationSpläne
einfanbte unb bem jungen Äurprinjen mit »armen SBorten bie
©ac^e ans ^erj legte, ©ort fanb er für alles, maS.er münfc^te,
williges ®e§ör. „Unjere gurflen belennen unb befolgen baS ®üan=
gelium öffentlich* , burfte er rühmen. Aber ben ßeuten am O^fe
traute er no4 weniger als in früherer 3^it, in ber er fd)on mel^r=
fac^ über bie fc^lcc^te SBirtfc^aft am ©eimarer C)ofe gellagt ^atte. ^3^
eifriger unjer gurft gegenüber bem ©oangelium ift, um jo weniger
ift er ben ©einen furchtbar", jc^reibt er jc^t einmal. Unb Don
14*
218 8tttl^ ttnb bn SbcL StenfniiMennifl bec UniberfUfit etiftöftr^e.
ben Sunfetn argod^nte er fogar, ba| fie oielfai^ i^m unb bem
(SDangelium feinbU(| gerinnt geworben »firen. O^ne 3»>eifet tarnen
ba finanjieQe Slngelegenl^eiten in ^age. (Sd fd^nt flbeldfamäten
gegeben ju l^ben, bie gar niAt baoon erbaut waren, als bie, nne
man l^offte, für« Seben im ftlofter berforgten Xdd^ter toieber a=
fd^ienen unb bon neuem Serforgung beanfpruij^ten. S^tmetl^in
l^tte ftd^ Sutl^er wol^l bur(^ bie (Sinpfterungen Sm^borfd in feinem
Slrgmo^n ju weit treiben Ia(fen, wenn er auS @orge bor bem „wup
abeligen S3oIfe ber Slbeligen'', ben X^r&nen feiner ft&tl^ nad^gebenb,
e$ nic^t wagte, im 92oDember jur C>^(^ieit feinet ®)>alatin nai^
Xltenburg f^u reifen. S>ort^in War biefer ie^t atö Pfarrer ge=
tommen. S)abet blieb er bod^ no(^ immer ber Serater be$ dürften;
au(^ je^t würbe er mit ber Uniberfitfitäangelegen^eit betraut. ®ie
ging Sut^er biel ju langfam Dorwfirtd, fo ba| er }u Seiten rec^t
ungebulbig würbe. Unb bo(^ tam fc^on im September untei
(Sinjiel^ung ber erlebigten ©tiftdfteden eine S'leufunbierung bet
Uniöcrfitfit juftanbe. ®urd& äne beffere Sefolbung ber biöl^
5iemlid6 Ifirglid^ botierten Seigrer ^offte man ber SBanberluft ber=
felben ein Qid fe^en ju fSnnen. S3on Sut^er ift babei ni^t
bie 9tebe. S>0(i^ erhielt SRelanc^tl^on auf feinen SSorfc^lag ba§
boppelte feines fr filteren (Sel^alted, nfimlid^ 200 (Sulben, ma^, ba
bad nfid^ftl^öd^fie ®e]^alt 80 ®ulben betrug, {c^on eine jiemlic^ §o]^
®umme war.
Sugleid^ würbe nun ba5 aUerl^eiligenftift gättjU(^ reformiert.
3ona5 unb. Sugenl^agen l^atten bafür unter ßut^er« SSeirat ein
(Sutac^ten aufgefegt. Sie ®ci^to|tirci^e würbe je^t wefentlic^ Qo\=
tirc^e. Wlt (Sinwol^ner SBittenberg^ l^atten fid^ an bie ^farrtird^
JU galten. 92ur bort foQte, um aUe SBinfelgotteSbienfte unb äBin(e(=
meffen ju berl^uten, ba§ ^Ibenbmal^l gefpcnbet werben, in ber ©d^lofes
fird^e nur auf Änfud^en beS etwa anwefenben §ofe§. ^m übrigen
öerfud^te man im 3nt^^cff^ einiger alter ®tif5|enen, eine eüangelifd^e
Umformung ber alten ®ebet$ftunben unb Übungen bprjunel^men.
IBie weit man bamit Erfolg l^tte, wiffen wir nid^t. @$ wat
wol^l balb {ein S3eburfniS mel^r bafür Dor^anben, waren bod§ bon
83 ^erfonen, bie frül^er im ©tift angeftellt gewefen, nur no^
15 übrig geblieben.
2)ie 9^ottDenbig{eit einer Iir(!^Ud(eit 92euotbnung. 218
Sei mettem mic^tiget mar naturlid^ bte 9{euotbnung bet tiK^s
Ud^cn SSetl^filtniffe im Sanbc übetl^aupt. ßutl^cr^ gotbetung war
c§ gcttjcfen, wenn ©palattn gtiebric^ ben SBcifcn lurj bor feinem
Sobc ermal&nte, nun enblic^ mit ber Äbfd^affung be« ganjen 3^^
monieentoefenS 5U beginnen. @in fold^e^ Eingreifen in bie (ird^-
lid^en SSerl^dltniffe l^ielt er nid^t nur für gerecj^tfertigt fonbern für'
lan^e^l^enlic^e ^flid^t. (fe l^anble fic§ bobei nic^t, »ie man il^m
cntgegenl^ielt, um ein 3w>ii^9^tt jum ®lauben — , wa3 jemanb
glaubt, banac^ ju fragen, ift nid^t ©ad^e bc§ gurften: „in il^ren
Kammern mögen fie anbeten unb bienen, wem fie moQen unb mie
Diele (Sötter fie »oUen", aber bie öffentlid^e ©otteSlfifterung, wie
fie 8utl|ier aud^ im römifd^en JlultuS fielet, barf bie Dbrigfeit ebenfo
»enig bulben, wie öffentUd^e Safter. Äud^ bat ber gürfl ju üer=
lauten, t>a% feine Untertl^anen burd^ fid^ wiberfpret^enbe ^rebiger in
Uneinigleit unb 3t»iefpalt, jule^t in Äufrul^r unb 8lotterei geful|irt
werben. An einem unb bemfelben Drt barf nur einerlei ^rebigt
fein. Slu^ biefem (Srunbe ^dtten, barauf berwte^ Sutl^er, aud^
bie JU 3ifirnberg il^re ftlöfter gef(^loffen. Unb biefe Sufd^auung,
bie, wie bereits frul^er angebeutet, jwar ©lauben^s unb ®ewiffen3=
freil^eit, aber teine ÄultuSfrei^eit gewäl^irt, l^t auc§ ßutl^erg
SSerl^alten ju ben Äeftern geregelt.
fturfür^ 3o^cinn ging fel^r balb auf feine ®ebanten ein. Unb
ed war angefi(^ts ber politifc^en Sage etwas ®rogeS, wenn er
no(^ im 2^f)xz 1525, wie ©palatin berichtet, Diele ®eiftli(^e er=
mol^nen liefe, üon il^rem unjüd^tigen Seben objulaffen, baS ®ban=
gelium rein ju prebigen unb bie ©atramente na6) (Sl^rifti ©ins
fe^ung ju oerwalten.
©aju beburfte eS aber einer neuen ®otte§bienftorbnung. Sutl^er
l^tte fie nur öerfc^oben. SBfire nic^t ber itamp\ mit ben ©d^wdrmern
unb il^r gefeftlid^ed treiben bajwif(^en getommen, fo l^dtte er, obwol^l
er perjönlid^ fe^r wenig Steigung baju empfanb, bem ©rängen feiner
greunbe wol^l frül^cr nad^gegeben. ®enn in immer «eiteren Sreifen
machte fid^ baS SJebürfniS lirc^li(^er 3Jeuorbnung geltenb, unb bie
(grinnerung an bie römifd^e Uniformität unb ber ©pott ber ®egner
über bie SJerfd^iebenl^eit ber StultuSformen war ju grofe, um nid^t
eine gewiffe ©nl^eitlit^Ieit wenigftenS in einer unb berfelben ©tabt
2t4 9ut^ fl6er Qm^igtät be9 ftnUn«.
ald btingcnb tDänfc^en^tDett ju empfinben. 8n Sicrfuc^en fd^lte
ed nic^t, aud^ nic^t an trefflichen. Sie in ©tralburg, fo ^tte
man au(^ in S^umberg feit bem (Sommer 1524 eine einfache, aber
angemeffene (Sottedbienftotbnung. 8)on ben »erfc^iebenften Seiten
gingen Sutl^et folc^e (Sntmürfe ju, Don benen il^tc Ur^ber nut
}u fel^t uberjeugt waren, baf) ^e für ade brauchbar toaren, unb
fie womöglich aöein eingeffll^rt fel^n woQten. Cor folc^er Uni=
formit&tdfu(^t mu|te Sutl^er fortmfil^renb warnen. Slud^ er tounft^te
ein gewiffe^ SRaf) ber (Sinl^eit, bad fd^lof) für il^n aber Die 93erud=
fid^tigung befonberer Serl^filtniffe unb bed l^iftorifd^ gegebenen nic^t
au$. 92itolaud ^audmann, ber ni(^t mübe warb, Cutter immei
wieber an bie grof)e Slufgabe )u erinnern, l^tte einmal im ^affxt
1624 ein ftonjil ber Soangelifd^efinnten oorgefc^lagen, toel(^e§
über einl^eitlic^e ^txitnomtn SSeftimmungen treffen foflte. Aber
Sutl^er mad^te bagegen geltenb, ba^ man bamit ein fc^limmed S9ei=
fpiel geben würbe, d^ werbe bamit gelten wie mit ben früheren
fton}ilen aud^. @ogleid^ auf bem erfien, bem ^ofteKonjit, ffafa
man mel^r Don ben Sßorten unb Xrabitionen gel^anbelt al$ bom
®lauben, in ben fp&teren gar nic^t mel^r Dom (Stauben unb nur
Don SReinungen unb Streitfragen, bed^alb fei i^m baS ffiort
„ftonjiC" fo Derbficbtig unb t7erl^a|t wie baS SBort üom „freien
XBiUen''. ,,Unb wenn eine (Semeinbe bie anbere nid^t freiwillig in
biefen äufserlid^en S)ingen nad^al^men wiQ, wa$ nü^t eS ba, fie
mit ftonjildbefc^lüffen jwingen fiU woQen, bie balb ju ®efe|en unb
t^aOftriden für bie (Seelen werben, (ii folge alfo bie eine ®emeinbe
ber anberen freiwillig, ober man lajfe fie il^re eigenen ©räud^e
Italien. SBenn nur bie @inigleit be^ ®eifte$ im ®lauben unb im
Sßort üorl^anben ift, bann mag bie S3erfcbiebenl^eit unb 92annig=
faltigteit in ben fleifd^lid^en unb elementaren Singen fo grof( fein,
wie fie will.'' ®o wollte er aUed auf bie greiwiHigteit unb bie
Siebe geflellt fel^n unb ^tte eine gewiffe ©c^eu baoor, feinerfeits
etwa burd^ Jlufftcllen oon 3iormen baju bcijutragen, biefe wfiu|er=
liefen ©inge** aU ®efe^ aufjubrängen. Unb fo jögerte er immer
wieber, wie fel^r il||n aud^ bie ®adge befc^dftigte. Unb war bie
(Semeinbe für eine ,,beutfcl^e SKeffe", wol^in ba§ ©rängen oor-
nel^mlid^ ging, aud^ fd^on reif? JBar bad eDangelifc^e SBewugtfein
,S)etttf4e aReffe." 216
bcrfclbcn fd^on \o mcit gebicl^cn, bafj cd »ic Don felbft, in ut=
eiflcnflen formen fxd) barjuftcUen, innctlid^ btängte? SBir werben
no(^ l^ören, wie Sutl^et baDon burc^auS nic^t überzeugt toax, liebet
erft no(^ bie einfad^ften @tucfe bed d^rifUic^en (Glaubend bel^nbelt
wiflen wollte, aber um gtöfeetet SSetwittung öorjubeugen, gab et
enblid^ nad^ unb entwarf eine ^ottedbienftotbnung füt bie äßitten^
betget ?ßfanlird&e, bie er bann auc^ am Anfang beS nä(^ften ^af)xt^
Dctöffentlic^te: „©eutfc^e SKeffe unb Drbnung beS ®otteS=
bienfleS ju SBittenbetg vorgenommen". Sie war bad SBerf
teiflic^et Übetlegung unb forgfältiger ?lrbeit. ^^n mufilaüfd^er 8e=
jie^ung waren ber turfurftlid^e ©angmeifter ftonrab 9tupf oon
lorgau unb ber fc^on früher erwfi^nte 3ol^. SBalter feine S3eratet.
äßit il^nen fptad^ et ben Sionfa^ burd^, fang il^nen bie eigenen
SBeifen, bie er ben liturgifd^en ©tudten unterlegte, üor unb liefe
fid^ bann oon il^nen belehren.
%m 29. Ottober 1525 würbe biefe neue Orbnung, bie auc^
bem Surfürften vorgelegen l^iatte, ^um erftenmal in ber $farr(ird^e
ju SBittenberg berfud^t. ®en Slnfang beS fonntfiglid^en QaupU
gottedbienfteS machte je^t ein geiftlid^ed Sieb ober ein beutfd^er
^falm, wofür ßutl^er bie IBeiJe lieferte, bann ebenfalls bom (E^or
gefungen, bem anftatt ber nod^ ungeübten ®emeinbe in ber Siegel
aud^ ber (Sefang }ufiel, ein breimaligeS ft^rie. hierauf folgte bie
ftoUelte, ein allgemeine^ turjed ®ebet um ®otteS ®nabenbeiftanb
unb in l|ialb fingenbem, redtierenbem ftird^cnton bie SSerlefung
ber ©piftel. (Sin jweiteS Sieb bilbete itn Übergang jur SSerlefung
be$ (Soangeliumd. 3^^ erft trat bie eigentliche ®emeinbe in bie
Slttion, inbem fie mit bem ®efange: ^Sßit glauben aü* an einen
(Sott*, antwottete. ^ietan f(^lofe fid^ bie ^rebigt über baS ®t)an=
gelium unb l^ierauf eine erdfirenbe Umfd^reibung beS 93aterunferd,
berbunben mit einer Slbenbmal^lSoermal^nung. e^ür beibed wünfc^te
Sut^er, bamit bie (Semeinbe nid^t oerwint würbe, eine jum wenigften
für jebe (Semeinbe feftftel^enbe gorm. Sßun folgte bie geier beö
Sbenbmal^lS. Um biefelbe möglid^ft ber erflen anjupaffen, riet
Sutl^er — \oai inbeffen wie mand^eö anbere nur üorüberge^enb
im ®ebrauc^ gewefen fein wirb, fogleid^ nac^ ber ©egnung be«
S3roteS biefe« auSjuteilen, erft an bie SRänner, bann an bie grauen.
unb bann erft bie Segnung US 9tlä^ Dc»t)ttne|men. Sn^nnfi^
inSge bie (Semeinbe bas beutfd^e ®anltu4 fingen, eine bon Sutl^ \ttbfl
toniponiette Umbic^tung bon 3^. 6, 1—4 Qt\a\a, bem ^xcp^eUn
ba« gef(§a§)r ba4 alte Slbenbmal^telieb „(Sott fei gebenebeief, obet
oud^ iai Sieb beS S^l^nn 0^6 »3^fnd (Sl^tiftuS unfer C^tlanb",
unb U)fi]^enb ber Slu^teilung be« ftel(^e9 baS „beutfd^e Sgnud bei",
eine ^rojaübetfe^ung: »(S^tifte, bu fiamm (Sotted". Slad^ einem
tutjen ftodeltengebet würbe bann bie Semeinbe mit bem aatonitifc^en
@egen entlaffen. ®o Derltef etwa bei ^uptgotteSbienft mit ftd^t^
(i<|em 9[nf(^lu| an baS O^gebtad^te. 8lud^ jje^t no(| lourbe bie
Stebation beibel^lten, ali @innbUb be« (Sebanlend an (SfyA^ 2ob,
ni(^t minbet bie SRelgemänbet, Wtat, Sichtet, „bis fie ade werben",
fagt Sutl^cr, „ober ti uns geffiHt ju finbem". 3» ^^w Cwuj)t*
gotteSbienft traten bann am ©onntag no(6 ein SRorgengotte^bienft,
in bem übet bie ®piftel, unb ein anberer am ^lad^mittag, in
welchem über fortlaufenbe ®tuc(e an» bem SlUen Xeftament get)rebi8t
würbe.
®o war tS in SSittenbetg, unb fil^nlid^ wunfd^te Sutl^ bie ®a^
au(^ anberw5ttd gel^nbl^bt ju feigen, ^^genbweld^e S3orf<^rift
woQte er nid^t gegeben l^aben unb warnte baDor, etwa eine gute
Drbnung um ber feinigen wiQen auf jugeben. SIuc^ l^iet wiberfprid^t
et ber SReinung, bafe nun ganj ©eutfd^lanb bie SBittenbetger Drb=
nung annel^men muffe, il^m genügte, unb banad^ ju ftreben fei
aUetbingS ^flicftt, um Ärgernis ^u Dermeiben — , wenn eine iebe
@tabt ober Sanbfd^aft gleiche SBeife l^ielte. Unb nid^t im entfemteflen
badete er baran, etwa burc^ biefe (SotteSbienftorbnung bem et)an=
gelif(^en ®(aubenjSbewu|tfein ju bem aßein rid^tigen SultuSau^rudf
berl^olfen ju l^ben. X)a$ ftnb il^m aUeä fiufierUd^e S)inge. „@nt=
ftel^t ein 9Ki$braud§ barauS, fo foQ man fie flugd abtl^un", erßfirt
er am ©d^lufe, ja, er fagt, bafe bie bereits Sl^riflen finb, feinet
folc^en Drbttung bebfirfen. Sie l^aben il^ren (SotteSbienft im ®eip.
grcilid^ wirb biefer quietiftifd^e ®ebanfe fofort wicber babur^
eingefd^rfinft, ba^ er fid^ unb bie ©einen nod^ nid^t ju biefen
Sl^riften jfil^lt, bie bes öffentlid^en ®otte5bienfteS entraten fönnen,
fonbem ju benen, bie no(^ erft im Sl^tiftentum ju wad^fen l^aben.
©enn, unb l^iet dingen ®eban(en ans bet ©d^tift bon bet gtei^dt
„^>tnt\äft a»ef|e.-' 217
eine§ (Sl^riflenmenfc^en miebet, als Sl^ift ^t jmat bet
fc^on aded, er bebarf ntc^t bec Xaufe, bed SBotted unb be$ @a(ra=
tticnW, »ol^l aber ate ©ünbcr. »m mciflcn bcbötfen ober be*
®otteöbienfte« bie (Sinfältigcn unb bie S^fl^nb, um im ©orte
®otteö geübt unb flefc^idtt ju werben, il^ren ®lauben ju vertreten
unb anbere mit ber 3^it ju leieren unb baS 9tei(^ (Sottet 5u
melden. Unb biefe SRütffic^t auf bie 3wflcnb überwiegt fo fel^r,
t>a% Sutl^er leine^megS t?on einer DoOfianbigen (Sntfemung bed
ßateinifd^en au« bem ®otte3bienfl etwa« wiffen will; lateinifd^
blieb Dielfac^ ber @:^orgefang, lateinifc^ blieb wenigfien« bi« in bie
jweite ^filfte ber breifeiger ^a^xt jumeift bie SSerlefung ber ^eri=
lopen, folgte il^r bod^ bie beutfc^e 8[u«legung, \a, wenn e« mögltd^
gewefen, l^fitte Sutl^er am liebflen aui) ba« ^tMx\iit unb (Bried^ifd^e
im ®otte5bienft jur änwenbung gebrad^t. ©inen Äugenblidt tauchten
ba aud^ 3Riffion«gebanfen auf, wenn nic^t unter ben 4)eiben, fo bot^
unter ben ®egnern be« ßüangelium«. ©enn er tabelt bie SBalbcnfer
in S30^men, bie il^ren ®lauben in il^re eigene @prad^e fo gefangen
l^ben, bafi man fi(^ mit il^nen nic^t Derftänbigen fönne, unb wunfd^t
fold^e Seute aufjujiel^en, „bie aud^ in fremoen Sanben fSnnten Sl^rifto
ttuft fein unb mit ben ßeuten reben", aber biefer ®ebante ifl nur
l^ingeworfen , wie fo manche anbere aud^ in ber inl^ltreid^en (Sin=
leitung ju ber ©efd^reibung beö SBittenberger ®otteSbienfte5, ber
^bcutft^en SReffe**. ©iefe, ber beiitfc^e ®otte3bienfl, ift wie gefagt,
wefentlid^ ffir bie (Sinfdltigen nötig, ,,eine Sffentlid^e Steigung 5um
©tauben unb jum Cl^riftentum*', bal^er aud^ ba« Stttüdttreten be«
'anbetenben SRoment«.
3nbeffen fc^webte ßutl^er bod^ baneben ein 3bealgotte«bienft Dor,
eine „redete «rt" ecangelifc^en ®otte«bienfle«: bie „müfete nic^t fo
öffentlid^ auf bem ^la% gefc^el^en unter allerlei 83oll, fonbern bie=
jenigen, fo mit (Srnfi S^riften wollen fein unb ba« (Sbangelium mit
C)anb unb 9Runb belennen, mfifeten mit iRamen ftc^ einjeid^nen
unb etwa in einem ^aufe alleine fid^ berfammeln jum ®ebet, ju
lefen, ju taufen, ba« ©aframent ju empfal^en unb anbere (^rift»
lid^e SBerfe ju fiben. 3^ biefer Drbnung tonnte man bie, fo fic^
ni^t d^riftlid^ l^ielten, bannen, ftrafcn, beffern, au«ftofeen, ober in
ben «ann t^un nad^ ber »legel S^ifli.'' 8r beult ba, wie fc^on
218 Itatc4i«mn«.
fräßet einmal in einet ^rcbigt Dom ^a^te 1523 an eine aeine
®emeinf(4aft oa^r^ft (Slfiubiger, »ad man {pdtet ecdesiola in
eoclesia genannt ^t, bie in mannen (Sinjell^iten auf Md fßot-
bilb ber a^^ofiolifc^en 3^it jurficfge^en Unnte, o^ne übrigen^ Dielet
gönnen ju bebutfen, aber er fe|t ^inju: ,,id^ lann ober mag
no(^ nic^t eine fo((^ (Semeine ober Serfammlung oxbnen ober
anrid^ten. Denn ic^ l^be noc^ nic^t Seute unb^erfonen baju; fo
fe^ icb auc^ nic^t Diel, bie ba)u brfingen\ Sßie bie X)inge liegen,
l^lt er ed für bad Sßic^tigfte, juerft burc^ bad treiben eine^ groben,
fd^lic^ten, einf<igen beutfc^en ftatec^idmud in (SotteSbienft unb
fyiu^ ju magren S^rifien }u erjie^. Unter einem folc^en State^i^
mud Derfte^t 8ut^ eine in ^age unb flntmort gefteüte @rttdruns
ber brei hergebrachten ^uptfiude c^riftlic^en Se^runterric^td, ®laube,
}el^n (Sebote, Vaterunfer, bidmeilen auc^ biefe @tu(fe felbft. ^n=
lic^ed l^atte man in eDangelifc^en Rreifen fc^on Derfuc^t. %ber biefe
Sßerfuc^e l^atten Sut^er nic^t genügt. @(^on im ^^]al^r 1525
litten ^uftu^ ^ona^ unb 3^^- %gricola ben Sluftrag erl^lten,
einen ftinbertatec^idmud ju fc^reiben. SBad baraud geworben, miffen
mir nic^t. Sc^lie^lic^ ubemal^m Cutter, mie er Snbe ©eptembet
fc^reibt, bie Slrbeit felbft, in ber Abfielt, fie gemeinfam mit bet
(SotteSbienftorbnung oorjunel^men. ftber er ermahnt nur, mie fie
geartet fein muffe , unb begnügt fic^ einfimeilen bamit , bie
Sßoc^engottedbienfte am äRontag unb S)tendtag ffir ben Sate(l^id=
mud ju beftimmen. ^^^n benfelben gefc^ie^et", fcbreibt er in ber
beutfd^en SReffe, ,,etne beutfc^e Settion Don ben }e^n Geboten
Dom (Stauben unb 93ater Unfer, Don ber Xauf unb ©atrament
ba^ biefe jtoeen 2;age ben ftatec^idmum erl^lten unb ftarten in
feinem rechten 93erftanb.'' Der Stittmoc^ mar ber SSerlefung
unb ftuiSlegung bed SRattl^fiud, ber @onnabenb bem 3^(>Anne^
eoangelium gemibmet, bagegen mürben bie täglichen SBoc^enleltionen
am Donnerstag unb greitag ben (Spifteln unb fonftigen Steilen beS
92euen 2;eftamentS entnommen. ®o mar benn in ber 2:^at aufs
reid^lid^fte bafür geforgt, Söittenberg- mit ber l^eiligen ©d^rift be=
lannt ju machen, unb bei ©eginn ber gaftenjeit befahl ein ge=
brucftes SRanbat beS »urffirften, bie geier ber SReffe nadi Sut^S
Einrichtung für fein ganjeS (Sebiet.
2)ic Sage bet Pfarreien. ?Rottt)cnbigCelt einet «ifltattoji. 219
®a$ toax, tt)t€ mit mtffen, nid^t ganj im @tnne Sutl^etd. ®t
tt)u|te aud^ nut ju gut, bag in ben meiften .^dden bie etfte i3e=
bingung einet fttd^lic^en ißeuotbnung, mie et fid^ auSbtüdft, eine
tapfere Dtbnung unb ftattlid^e ©t^ltung bet ^fatteien »at.
©ie »ittfd^aftüc^e ßage betfelben mar, »ie fd^on ftül^et etiofil^nt,
butc^ ben SudfaQ an SReggelbetn unb fonfiigen, mit bem alten
Shtltud Detbunbenen (Sinna^men eine Uäglic^e gemotben. S)ie ®e=
meinbegliebet maten ftol^, bet fru^ieten titc^li^en Saften enthoben
}u fein unb bafut, }u Sutl^etS Stlage, nid^t banfbat genug, um
nun au5 freien ©tfidten bem ©öangelium ju Siebe füt ben ^faner
ju forgen. Unb mer l^alf il^m ju feinem Stecht, nad^bem ber 93ann
gefallen unb lein bifd^öflid^er Dffijial l^intcr il^m ftanb ? ^ier mar
ein ernftlid^et, in feine e^olgen auc^ l^a^ ganje teligiöfe geben fd^met
gefSl^tbenbet 9?otftanb, bem nut bie „d^tiftlid^e" Dbtigleit abl^elfen
lonnte. ©ringenb ' »ünfc^te ßut^er f(^on am 31. DItober 1625
ba« (Sinfd^reiten berfelben auf (Srunb einer SBiptation, bie in erfter
ßinie bie »irtfd^aftUd^e 8age ber ^fatteien, öann abet auc^ bie
Suc^tigteit bet einzelnen $fattet untetfuc^en fodte. Sabei mar
Don Dotnl^etein in Hu^fid^t genommen, bag ba, mo bad ootl^anbene
SKtc^ens unb ftloftetgut jut (Sr^altung bed $fanetd nid^t au^teic^e,
bie Ottfd^ften, bet 9tat, le^tli^ bie tutfutftlid^e Stammet eintteten
muffe.
©et ®ebanle mat bem lutfutftlic^en C)ofe nid^t ftemb. ©d^oh
im ©ommet 1624, in bet Qtxt bet etften fc^wdtmetifd^en Unrul^en
in Xl^uringen, ^dtte es ber fturprinj ^^l^nn griebric^ gern gefe^en,
loenn Sutl^er einmal üon ©tabt ju ©tabt jöge, um ju feigen, «mit
»a« ^rebigem bie ©tfibte üerfel&en »aren*. 9?amentlid^ l^atte aber
mieber iRitolaud C)audmann bie SJotmenbigteit einer fold^en SSifitation
am Oofe betont. Unb nod^ ju Seiten griebtic^d batte ^atob ©ttaug
im Hufttage be5 Rutprinjen in @ifena(^ fc^on einen Ileinen Cet=
fud^ gemacht. Unb Jhitfutft ^of)ann toai beteit, au(^ biefe ©ad^e
in bie C)anb ju nebmen. Sbet ed md^tte lange, bis e$ baju tam.
©ie futfütftlid^en Sldte mod^ten manche geted^tfettigte ©ebenlen gegen
biefe neue fd^mete Aufgabe unb fc^mete ©elaftung beö lutfütftlic^en
©ficfelS ^ben. 3^^^ ^^^ f^^<^ mand^e^ betfadene ftloftetgut in
bie lutfutftlid^e Cetioaltung gelommen, unb noc^ bem ©auetnttiege
220 9oItaf4e 8agt.
gab a in ben ffidififd^en Sanben nur nod^ toenige IHoßerleute, aber
man tonnte bie ©ad^e boc^ Uingft ni(^t uberfe^en. S)a}tt lam,
baj) au(^ bie meltUc^e Setnmltung in ben legten Saluten ütelfa(^
in SetfaQ geraten mar. ^n bemfelben Briefe, in welchem Sut^
bie ätotmenbigteit einer tirc^Uc^en Sifitation bartl^ut, erinnert er
}uglei(^ an eine frühere, munblid^ gegebene Anregung, aud^ eine
Sifitation bed oeltlic^en Kegimentd in ben einjelnen Smtetn unb
Ortfc^aften Dorjunel^men, über beren Sermattung groj)e ftlage
burc^d Sanb ge^e. Unb ber Shtrfurft muj)te bie^S anertennen, unb
t^t, nmd er tonnte. SRe^r no(^ ald biefe S3er§<niffe mußten
bie politifd^en Serl^filtniffe auf lange ^At l^in bie unmittelbare
I^ätigteit be« Rurfurften für bie tir(^li(^e Äeuorbnung beräögem.
9lo^ mar er taum imftanbe gemefen, aUentl^lben bie geftSrte
ober bod^ menigftend bebro^te Drbnung J^er^ufiellen, atö er batauf
benten mugte, bie einmal eingenommene Stellung in ber religiöfen
^age }u fd^u^en. S)ie O^ltung ber S>ef{auer Sunbedgenoffen
brfingte baju, nic^t minber ber brol^enbe 2on, mit bem ftd^ ber
ftaijer au$ ber t^^tne oemel^men liej), atö er ju einem neuen
Keid^^tag nac^ Slug^burg einlub. ®er unerwartete ®ieg über
feinen franjöfifd^en ®egner ju $aoia, bie (Sefangennal^me bemfelben,
l^atte bie 92ad^t be$ jungen SRonard^en, fo fc^ien e$ menigften^,
JU ungeme(fencr 0^^^^ erl^oben. SBa^ foQte il^n l^inbem, mie er
Idngft gebrol^t fie jur Sl^re (Sottet gegen bie Ungel^orfamen in
S)eutfd^lanl) }u menben? 9n pfipftlic^er SRal^nung baju l^tte e^
nic^t gefehlt. SBa« fein ©ruber gerbinanb in Qoxn unb ftlage
über bie beutfd^en S^ft&nbe berichtete, tonnte biefen ®ebanten nur
beftfirten, menn auc^ baS l^eilige S)eutfd^e 9teid^ in ben politifc^en
(Srm&gungen biefen SRel^rer^ bed 9iei(^d Ifingfi nic^t bie Uoüt
fpielte, atö man in £)eutfc^lanb glaubte. @(^on §örte man oon
^böfcn fd^minben ^rattiten*", bie oon (gelingen au3, Donfeiten
beö Sleic^Srcgimentö auf ber Sal^n feien.
©ereit« ein 3a^r frul^er, im 3?oüember 1624, al« ber lag
üon @peier burc^ be^ ftaiferS ©erbot nid^t juftanbe getommen,
l^atte ®raf älbred^t üon SKan^felb in ©et^anblungen mit ^o^m
Don ©ac^fen auf bie ißotmenbigleit eine§ 3wfammengcl^en3 aller
eDangelijc^ (Sefinnten l^ingemiefen, um il^c Untertl^anen ju f(^ufeen
Setji&tbigttttg i\oi\äfttt Reffen «nb ©a^fen. 221
unb Strieg ju üetpten. 3^^t nal^m ^^ilipp oon Reffen bett (Se^
banlen auf. %bet es mar f dornet ju jagen, totx ju ben eüange^
lifd^en ®tanben ju ted^nen fei. (Segnet beS $apfttum$ unb
namentl^ bet geiftUc^en guxften gab eS überall. Unb felbfi fo
cntf(^iebene geinbe 8utl&erö »ie bie C^^tjöge bon S3a^etn unb
(Stil^etjog getbinanb tonnten fid^ bem (Stnflug mand^er (Sebanfen
bedfelben nid^t entfd^lagen: fd^miebeten fie bo(^ Ifingft $(ane, mie
bie geiftlid^en t^utften il^tet (Semalt )u entUetben m&ten, unb maren
bie elften baran, baS ftitd^engut fic^ aud^ mirflid^ nu^bat ju
tnad^en.
%bet auc^ ba, mo baS ©bangeltum ben ®ieg baoon getragen,
n>ie in einer nid^t geringen Slnjal^l beutfd^er ®tdbte, ober mo bie
Surften unb Qmtn ber eüangcüfc^en «el^re jugetl^an waren, »ar
bie Krc^lid^e Stellung l&ngft nic^t ber entfc^eibenbe polttifd^e t^altor,
ber aQe bie anberen Slüdffid^ten, bie b^naftifc^en ober bie ^anbetö::
intereffen jurudCgebrfingt l^&tte. äßie tief bie religiöfe ^age auc^
in alle SSerl^filtniffe eingriff, ju einer Döüigen ©onberung in jmei
flare Parteien l^atte fie nod^ nid^t geful^rt.
am 8. SRoüember 1526 tarn eö ju einer SSerftänbigung jwifc^en
Reffen unb ©ac^fen. äRan nal^m bereite eine öffentliche ftunb::
gebung für ben Steid^Stag in Slu^fic^t, bie beutlic^ genug auSfprad^,
ba| man in fingen beS (SlaubenS fi(^ bem äBillen be§ Saiferd
nid^t unterjuorbnen gebente unb für einen äRann ftel^en »oQe.
S)affir fuc^te man je^t ju merben. 9luf bem äieid^dtage follte
la^ SBeitere befd^loffen werben. Snbeffen lam berfelbe toum ju=
ftanbe. SRo^ el^e er eröffnet, würbe er nad^ ©peier üerlegt, wo
man am l. 9Rai wieber jufammen treffen wollte. ®ort wollte
man bie SleligionSangelegen^eit in erfter fiinie üomel^men unb ben
ftaifer erfud^en, fobalb atö möglid^ baS ^uSfd^reiben eines gemeinen
freien ftonjils ju beranlaffen.
Sluffeiten ber (Sbangelifd^en war man bamit jufrieben; bie
Hoffnung ber «C>^iligen'', urteilte ©palatin, bie ben ganjen S3aalS=
bienft auf biefem 8ieid&Stage wieber ^erjuftellen gebac^ten, war in
ben Staub gefunten. Unb biefe Hoffnung war teilweife fel^r grog
gewefen. ®inb wir red^t berichtet, fo plante man um SBeil^nad^tcn
auf einer in Seipjig abgel^altenen S^fammentunft ber S)effauer
222 2)CT aRainter ttatfAIag. 2)a9 i^tlfwc 8fliibni8.
Sktbun^ten fc^on 9iuftungcn gegen ®a(^fen. Sorbet^nb be=
gnugte man fic^ bamit, eine Sorfiedung an ben ftaifet 5U be=
fc^lief^en, in »eichet betfelbe unter fc^atfen SlnUagen gegen bie
Ittt^etifc^en dürften unb ®tdbte aufgeforbert »uxbe, beut ange=
meinen abfall entgegenjutreten. O^jog ^mnii Don S3raun=
f^meig flbema^m ed, fie perfdnlic^ }u übermitteln.
Slu(4 bet ^öl^ete Stletud, bet im Sauetntriege fo Diel ein=
gebüßt ^tte, l^ielt jc^t bie Qtit für gelommen, ba$ Verlorene
mieber einzubringen unb an ben (Segnern Stacke ju nel^men.
3Babrf(l^einli4 noc^ im Spdt^erbft bed "^afftt^ 1525 berief )>a^
Stainjer ^omtapitel Slbgeorbnete ber fta))itel feiner ©uffraganfi^e
nad^ 9iainj, um über ein gemeinfameS Sßorge^en jur Ausrottung
ber fiut^eraner ju beraten, iftud^ ^ier befc^lol man neben einer
folc^en an )>tn ^apft eine Sefanbtfd^aft an ben ftaifer, atö ben
oberften S^ogt unb ®(^irmer ber Stirere, ^n einer audfüJ^rlic^en
^nftruttion für biefelbe Raufte man Sntlagen über flntlagen megen
Erregung Don Slufrui^r, Unterbrücfung beS geiftlic^en @tanbeS unb
feiner Steckte burc^ bie meltlic^e bemalten unb forberte gegen ge=
miffe meltlic^e Obrigteiten (Deren 92amen bie (Sefanbten no(b an=
geben f oßten) bie {d^merften Strafen, Serluft ber Stegalien , Selben
unb Steckte, ^d^t unb Sbera(^t, ja man bezeichnete fc^on eine
Slnja^l Don dürften, barunter @rjl^erjog gerbinanb, bie ba^erifc^en
^erjöge. ben 3)ranbenburger fturfürften unb ®eorg Don @a(^fen
als Spetutoren beS gemünfc^tcn fc^arfen SWanbateS. ©iefeS 8Sor=
ge^en blieb nid^t oerborgen. ®d^on (Snbe S)ejember l^tte ber
ßanbgraf Äunbe baoon. Unb gcrabe in biefen Umtrieben ber
®eiftlic^en fa^ er mit 9te4it bie ^öc^fte ®efal^r. ^ mugte etmaS
jur ftbmel^r gefc^el^en. Sparen bie anberen ®t&nbe auS biefen
ober jenen ®rünben, wk es fic^ fc^on in SlugSburg gezeigt, f(^lief)=
lic^ Dor bem (Sebanten eines engeren ^änbniffeS iurücfgefd^recft,
aud^ 92ärnberg, auf U)el(^eS man grofce O^ff^^^S 8^f^6t fo moUten
bod^ ^t\\tn unb ©achten jufammenge^en. ^n ®otf)a mar eS, mo
Die beiben gürften fid^ @nbe gebruar 1525 Derbanben, um mit
ßeib unb ®ut, ßanb unb ßeuten für einanber einjuftel^en, falls fie
um ber S^^^ffunS ^^^ @DangeltumS miUen ober megen Sbftellung
ber SWiSbräuc^e angegriffen mürben.
Satl^et an ^eintici^ ))on (Snglanb unb ©eotg ))on @a(i^fen. 228
Slud^ bct ^SRainjcr Siatfc^lag*' lam üon neuem jur Sprache:
9lad) be^ ßanbgrafen SSotfd^lag routbe er SutJ^et mitgeteilt, mit bem
SBegc^rcn, „ber Rapitel und^riftUc^ unb eigennu^ig SSornel^men l&erau«=
juftr eichen.'' ©arum brauchte man nid^t bange ju fein. SBenige
aSSod^en früher l^atte ßut^er eine ©tfal^rung gemacht, bie einen
bitteren (Sroü in jeinem ^erjen jurücfliefe, ^atte er boc^ eine 3«it
lang meinen lönnen, bafe eine SJerföl^nung mit feinen fürftlic^en
®egnern O^inric^ Don @nglanb unb (Seorg Don ®acbfen nod^
möglich mdre, worin er fid^ bitter getäufc^t. ©er Dertriebenc ftönig
©l^riftian üon ©änemart, ber |ic^ gern in Rurfad^fen auffielt unb
bann nie üerfe^ltc, mit ßutl^er sufammensufommen , l^atte il^n
fc^on bor einem 3al^re glauben gcmad^t, O^i^^i^^ Stimmung
gegen ia^ ©üangelium l^abe ficb gänjlic^ gcänbert. ©ie JRad^ric^t
lautete Dermunberlid^ genug, aber ßutl^er liefe fic^ betl^ören. ©ie
greunbc rieten, bie gfinftige Stimmung ju benuften ; ein bemütiger
SSrief ßut^er§ merbe izn perjönlid^en Unmiflcn be§ ftönigS gegen
ben Sfleformator bejeitigen unb lönne ber ©at^e beö <gDangelium§
ben gröfeten ©ienft Iciften. Unb ßutl^er entfd^lofe fic^ baju.
©d^on am 15. 3Rai 1525 fanbte er einen ©ntmurf an ©palatin
jur Begutachtung, aber erft am l. September fd^idfte er ben ©rief
ab. SRan mod^te i^n üon neuem baju gebrfingt ^aben. S^ mar
ein 93rief, ber an ©emut unb Selbftöerleugnung afle§ SRafe über=
fd)ritt. 9iur au§ bem SSeftrebcn, ol^ne SHücffic^t auf bie eigene
^erfon unb (5§re, ber Ausbreitung be§ (güangeliumS ju bienen,
Idfet er fi(^ begreifen. S^fet miü ßut^er feine Äugen nic^t aufgeben
bor ©d^am baruber, bafe er fid) burc^ böfe ßeute gegen einen fo
grofeen ftönig l^abe bewegen laffen; er bittet um ^Serjei^ung, er=
Ilfirt fic^ auc^ bereit, ma§ er gegen ben Äönig geäufeeit, ju miber=
rufen, freiließ nic^t in bem ©inne, als moCie er irgenbetroaS
Don feiner ße^re miberufen, üielmel^r betont er beren S^riftlic^teit
unb »finfc^t bem ffönige guncil^ine in ber SrIenntniS beS ®üan=
geliums.
8luf gleid^en Siotioen beruhte ein ä^nlid^ bemütiger ©rief an
®eorg öon ©adbfen. Äuc^ l^ier l^atte er ficft burc^ Sinpfterungen
anberer oerfü^ren laffen unb burd^ bie C^^ffn^ng, üielleic^t etmaS
für baS ©oangelium t^un ju tonnen, unb nic^t minber für ben
224 8riefiDe4fe( mit ^qog ®torg.
^etiog felbß, »enn e« gelfinge, il^n jut (Sttenntnid ber SSal^l^t
)tt bringen. ®ein frül^eted S3erl^(ten Dervitft et §tet ntc^t, toenn
et aud^ »egen etwaiget S3etle|ungen in JBott unb @(^rtft um
Setjeil^ung bittet. ^1^ l^be et ben O^og mit fd^atfer @(^rift
angetaftet, }e|t min et angefid^tiS bed tobe«, bet fie beibe baO)
eteilen Unne, bemutig unb fteunbli(^, DieUei(^t }ttm le^tenmal,
gebeten ^ben, bon bet Setfolgung bet eüangelifd^en Se^te ab}u=
laffen unb enbUc^ anjuettennen, baj) fie ®otted SBott ifi. SRdc^te
et fid^ bo(^ nic^t an Sut^etd ^etfSnlicbteit fto|en unb fic^ erinnetn,
ba{) (Bott aud^ einmal but(^ eine Sfelin getebet! (St miQ aQe^
tl^un unb laffen, mad bet O^iog moQe, ausgenommen feine Seilte.
<St bittet mie gefagt um Setjeil^ung aOet Ungefd^idCttd^teiten gegen
ben ^etjog, mie et .il^m felbft afled betgeben, unb ®ütte$ 93et=
gebung füt il^n etffel^en mode, füt aUed, mad et mibet fein SBott
getl^an: „(S. %. ®. laffe fic^ etmeid^en in bem einigen @tücf — ,
bafe S^ri^uS Sott, fo butc^ mic^ an ben Xag getommen, ftei
fei/ ®nblid^ etmal^nt et ben ^etjog, et m5ge i^n nic^t Urningen,
mibet il^n ju beten, mie et bigi^et fut il^n gebetet. (St tdnnte
fonft inne metben, bafe e« nic^t baSfelbe mätc, mibet SKunjet
obet Sutl^et ju fiteben, unb et mei^, ba{) fein unb bet ©einen
(Sebet ftdtfet fei atö bet Teufel, fonft mu|te eS l&ngft anbete
um i^n ftel^en.
92an mettt es bem S3riefe an, mie etnft eS il^m um baS @eelen=
i^eil bed ^tx^o^ß ju tl^un ifl. Slbet mie menig (annte et bie <Se=
finnung feinet fütftUd^en ®cgnct! (St lam mit feinen mol^lgemeinten
©tiefen übel an. SBon bet betfpfiteten äntmott ^mxx^^ bon
(gnglanb metben mit nod^ l^öten. ©et ©rief an C^^jog ®eorg
mat am 22. ©ejembet 1525 gefc^tieben. ^n benfelben 2;agen, in
meldte jene ftul^et etmfi^nte ßeipjiget Swfflininenluntt bet ©effauer
SBetbünbeten faßt, tam et in feine ^Sixiht. ©ie C^^ffnwng, ben
oetl^alten Wlini) unb fein (Sbangelium bemn&d^ft am S3oben liegen
ju feigen, fpiegelt fid^ miebet in bem langen ÄntmottSfd^teiben, baS
C^etjog (Seotg fc^on am 28. abgelten lie|(. (St §atte ni^t i>a^
geringfte «etftänbnis füt Sut^erS SRotibe. SBott (Stott übet baS,
mas fiut^et il^m ftül^et angetl^an, lie| et (ein gutes ^aat an t^m
unb bel^anbelte il^n mit auSgefud^tem ^o^ne. (St fotbette il^n auf.
®egen ben 9)^ain)if((en 9{atf(((ag. 225
^on feinem @unbenleben ju laffen unb Sufte ju tl^un unb erOfitte
fid^ bereit, mit il^m ebenfo ju l^nbeln mte mit SUinjet, n>enn
<Sott il^n baju braud^en moDe.
Cad l^atte Sutl^et nid^t ermattet. (Sr mar entrfiflet über
t)e§ Oerjog« „bdurifd^e ffiilbl^eit'', bie mol&l üon bem böl^mifd^en
%tute l^er^amme, ba^ in feinen Sbern flie|e. Sntmorten moQte
er nid^t.
3lvLn tarn ber SRainjifd^e 9iatfd^lag unb Heg il^n einen tiefen
^licf tl^un in ha^ liftige Irciben ber Gegner. Selten l^at Sutl^er
etroa§ fo fel^r erregt. 6r fürchtete, ber S3auernlrieg merbe gcgen=
über bem, maö jeftt bro^e, nur ein ^rfilubium fein, ©afi ßutl^er
nod^ nid^t getötet fei, fc^reibt er an ©palatin, ba$ qufile C^erjog
®eorg bei ^ag unb bei 92ad^t. darüber fönne er noc^ ma^n::
finnig metben.
Sofort feftte fid^ Sutl^er an bie arbeit, um ben Slatfdblag in
feiner SBeifc ju üetöffentüc^en. 8ttlc SBelt foßte eö erfal^ren,
mie bie (Sö^enlned^te ber ganjen SRainjifc^en Slotte unb ^fafferei
fid^ oorgenommen, ba« ®Dangelium al3 eine aufrul^rerifcbe Seigre
ju läftern unb bie gurften beutfd&en ßanbe« gegen einanber ju
^e^en unb ganj ^eutfd^lanb in 93(ut ju erfäufen, nur um il^ren
Sauc^ unb Id^erlic^ bübifd^ geben unb undbrifilid^e $rad^t ju er=
l^alten. äBeil ®ott il^n ba}u Derorbnet, jebermannd Wiener ju
fein, JU leieren, ju unterrichten, ju marnen unb ju ücrmal&nen,
moQte er i§r Sugengemebe unb l^interliftigeS äßefen aufbedfen unb
feine Seigre üerteibigen, moQte er jeigen, mie man mit bem ®c^mert
umgebe unb mit Sötcn, 33erbrennen unb ^Jerjagen, unb bie Irrten
änllagen mit fc^arfen SBorten jurudfgeben, bie mie Reulenfd^lfige
auf bie Pfaffen l^rabfaden foQten. Sufrül^rerifd^ l^atte man feine
Se^re gefd^olten. S(ber mo mar meniger tlufrul^r gemefen, als ba
mo er felbft mol^ne? Sr burfte barauf l^in weifen, bafe ber ?luf=
ru§r nid^t in Shirfad^fen unb O^ffen entflanben, fonbern au3 bem
t^anfenlanb unb bem (Sebiete O^rjog ®eorg§ getommen fei, oon
ba^er, mo man l^a^ ®Dangelium am entfd^iebenften Dermorfen unb
feine Xnl^nger am l^eftigften Derfolgt l^abe. „Unb mennS fodt
^ü^men gelten, ic^ müfcte nod^ nic^t, mer bie 93auern am erftea
unb mel^r gef erlagen l^fitte.''
ffolbe, 9ut^. IL 15
22S ^et itaifct imb bcr ttaif^e 8imb. 2)ct Xog ^u Vtagbebittg.
(Bnb< aRfit) »ar 6eteit« ein Zeil feinet Entgegnung gebiudt.
86et no(( mar Nid 0an)e nid^t fertig gefd^rieben, atö Sut^et
auf Sßunjc^ bed Slurffitften, bet neue ^nbel mit O^jog (Seot^
Detmeiben »oQte, bon bet Seenbigung unb ^SffentUd^ung aU
ftanb. ®ie ^tte nut £)( iniS geuet gegoffen. Ü6tigen§ »uf(te
ti(^ (Beotg bod^ eine %6f(^tift i^u berf(^offen unb benu^te biefe }u
neuen ftlagen übet Sut^et bei feinem Sanbed^ettn, bie naturlu^
mitlungAlod blieben abet baA Vetl^filtnid bet beiben durften }u
einanbet nid^t getabe betbeffetten.
8u(^ fonfi fa^ man bie Sage fel^t etnft an. "^m f^tü^ja^
1626 fd^ien e« jumeilcn, atö ^be man ben Sttieg unmittelbar
bot bet Xl^üt. S)ad Vtiöttauen bet einzelnen ®tfinbe gegen
einanbet mat im S^ac^fen begtiffen. (Bmfig fpioniette man, mo
etma 9ieitet angemotben mütben, obet ShriegdooK fic^ fammeltt
SBittenbetg mutbe ftati befeftigt: e$ fei nic^t mel^t toiebetjuer=
lennen, fc^tieb Sut^et im ®ommet.
Die ®enbung ^etjog ^tmxij^ l^atte }um minbeften einen
gto|en motalifc^en ®tfolg. @ie ttaf ben ftaifet unmittelbat nac^
bem Stieben Don 3Rabtib, bet i^n aniS Qxzl feinet SBunfd^e bringen
unb bie langen f(^n)eten ftdm))fe mit ^tantteic^ füt immet be=
enben foQte. (St tonnte an anbete^} beulen. Dem entfptat^ feine
Sntmott auf bed C^etjogd S&etbung, bie allen @t&nben, „bie bet
lutl^etifc^en Seilte nic^t an^ngig", butc^ eigene beftimmte ftom=
miffate juging. ®ie ftedte fein balbiged ftommen in iludfic^t um
bie te^etifc^e Seilte audjutilgen. Dad Sünbnid bet Iatl^ülif(|en
@t&nbe biUigte bet ftaifet nid^t nut, fonbetn fud^te eS ju üet=
ftfitten. (Et münfc^te Slntwott batubet, mie bie einzelnen (Stdnbe,
an bie feine ißotfd^aft ging, fid^ fetnet in bet (itd^lic^en ^age ju
bet^alten gebfid^ten. Det tömifd^e ®onbetbunb im 9tei(^ l^tte
ba4 taifetUd^e ®iegel etl^alten.
(Stunb genug fut bie ebangelifd^ (Sefinnten, aud^ i^tetfeits ni(§t
muffig )u ftel^en. Sluf einem £age ju äRagbebutg am 12. ^uni
ttaten eine Slnja^l f^utften bem ®ot§aet SflnbniiS bei. (S§ UHiten
bie C>^i% ®^n^ unb ^an} bon Stauufd^meig^Sunebutg, $§ili})j>
Don i6taunf(^n7eig= Stubenwagen, C^^inric^ Don 9Recflenbutg, ber
^fitft Solfgang oon «nl^alt unb bet ®taf Xlbtec^t bon 9Ran^=
^\t Parteien bor bem 9tet((9tage. 227
felb. Caju (am bte @tabt SRagbeburg, in ber feit 1524 aud^
?lm§borf in cDangclifc^em Sinne »irlte, unb bie intern (Srjbifd^of
jum %xo^ Dom (Soangelium nid^t laffen tooüU. S)er Setbunbeten
toaren nur wenige, unb i^te äRad^tmittel, oenn man Don ben
Reiben t$u§tem abfielet, maren nic^t eben gro|, aber mad fte 3u=
fammenl^ieU, mar ein gto|e$ pofttibed 3>itereffe, bie Siebe }um
(Soangelium. Unb fd^on tnupfte man big nad^ ^teuften unb big
ju ben ebenen in ißöl^men, ia bid nac^ S)&nemart unb ©darneben
Xicrbinbungen an, bie freiließ junfic^ft nod^ wenig (Stfolg^üers
j))rad^en. Die römifd^e $attei tonnte ftc^ bem gegenüber auf bag
faifetlid^e Snfel^en ftfi^en, aber fefter unb gewaltiger war fie ni(^t.
X)te mancherlei ftlagen ber geifiUc^en fetten aber bie UnbiQ, bie
fie auc^ Don ben (Segnern fiutl^erg erful^ren, nod^ mel^r bie Dor
{urjem juerft aufgetretene 92ad^rid^t, ber ftaifer wode feinen Sru^
ber ium römifc^en Könige mdl^len lajfen, Iie|en bie Serfd^iebenl^it
■ ber 3ntereffen immer wieber ^eroortreten.
@o tam eg jum Sieic^dtage in @{)eier. Unter ben weltHd^en
©tfinben war boc^ (aum einer ber SReinung, baft fid^ ber alte
3uftanb ber ©inge würbe wieberl^erfteüen laffen, bcnn barum eben
banbelte eg fid^ jje^t, wenn man Don ber 93efolgung beg SBormfer
(Ebitteg fprad^. S&er irgenb offene Sugen l^atte unb nid^t um'
eineg ^rinjipg widen ein gewagtes ©piel fpielen wodte, ber wufite,
bafi es ju einem nod& größeren Sufftanbe (ommen mu|te, atö
ber frfil^ere gewefen war, wenn man bem SSolte bad (Soangelium
nel^men wodte. @o lieg nid^t nur Sanbgraf $^ilipp bem ftaifer
Dermelben, aud^ anbere, bie burc^aug leine S^mpat^ieen für Sut^r
litten, waren im ®runbe baDon überzeugt. 3^ ^W^ gel^5rte ber
^faljgraf griebric^, ber »el^errfd&er ber Dberpfalj. 3n ber 3«=
ftruttion, bie er feinem (Sefanbten für ben nid^t juftanbc ge!om=
menen iluggburger 9iei(^gtag mitgab, mad^te er ganj erftaunli(^e
gorberungen. B^agen, weld^e bie römifc^en ftird^enm&nner alA
Idngft in i^rem Sinne entfd^ieben anfallen, wie bie nad^ bem
gegefeuer, bem freien SBiden, ber rechten gorm ber Seid^te unb
ber tird^lid^en S^temonieen, ob bie 9Rutter ®otted unb bie ^eiligen
geehrt, Da« ©alrament be« «Itar« in einer ober beiberlei (Beftalt
genommen werben fode, unb welche (Sewalt ben Sifc^öfen unb
15 •
228 2)cr 9tä4<tag )n epcier.
^em topfte jutomme, UKiTen nac^ feinet Steinung erft no(^ butc^
ein ftonjU ju entfc^eiben. Slnbeteä »oOte et Don bem Sietc^
tog fel6^ in bie ^anb genommen »iffen, fo, um bon ben
poUtifc^en unb fojialen Sotf(^l&gen ju fd^meigen, bie @Dtge für
eine autl^ntifc^e Sibelübetfe^ung unb bie ^tebigt bed teinen
Sßotted (SotteiS jut Untettoeifung eine« ci^tiftlic^n Sebend. ®t ift
baoon übetjeugt, ba^ ed btingenb notmenbig fei, ben ®eiftli(^en
bie (Sf)c 5u gefiatten unb ben ftloftetjmang aufju^eben, aUe geift=
liefen flmtö^anblungen tofienlod }u etteilen, n^ofüt iebed ®eineinbe=
glieb bietmal im ^^^t nac^ feinem Setmögen ein Dpfet auf ben
Sltat legen möge, bad gafienmefen unb bie geiettage üon 9lei(^
megen ju otbnen unb bafüt ju fotgen, bafi immet an benfelben
geptebigt metbe u. a. m.
92an fie^t, mie tief Sutl^et^ (Sebanten eingebtungen. S)ie ^=
megung ging il^ten SBeg, menn auc^ feine $etfon, mctauf fc^oit
ftul^et l^ingemiefen mutbe, in ben öffentlichen Slngelegenl^citen ber
n&d^ften ^(i^te berptni$mfi|ig }urudtttat.
äßiel fpfitet al^ betabtebet tamtn bie @tfinbe in (Speiet ju=
fammen. auffaücnbetweifc fcl^ltcn bie l^etoottagenbften Sßcrttetcr
be« Alten. 3Jian bctmifetc ^txioi ®eotg, ben ftutffirften g^ac^im,
bie O^ü^S^ ^^^ SSa^etn fomie ^cx^oi ^eintid^^ oon Staunfc^n^eig.
Sud^ bet $apft ^tte (einen fiegaten gefd^icft. ^^i^^'^it^ ^^^ ^i^
tömifc^e $attei, obtool^l aud^ fe^t biele Sifd^öfe fel^lten, in ber
gto|en 3Re^tl^eit. 9ber bie eoangelifd^ fiäefinnten erfc^ienen im
ganjen etl^obenen SRuted. S)ad S3etenntnii$ jum (Soangelium trug
man offen jut @(^au. 3^^ erftenmale traten je^t beutfc^e
äteic^dfurften atö au^gefproc^ene ^nl^finget ber eoangelifc^en Seigre
auf. SBürbe man e3 auf bem Sleid^^tag »agen, il^re S3etenner
aud^ bann noc^ fc^led^tl^in aU Steuer unb ^ufrfi^rer ju be=
jeid^nen? S>ie ®etftlic^en, 3^^ann Saber oon Stonftanj. unb
Sod^leu^, ber niemals fehlte, too es etn)aS ju l^c^en gab,
maren fd^nell bamit bei ber ^nb. 9Ran machte au(^ einen
fc^ioac^en SSerfud^, bie ^rebigt beö ffioangeliumö ju oerl^inbern,
aber baS 9icd^t, fic^ bon il^ren ^rebigern baS SBort ®otteS oer=
lünbigen ju laffen, liegen bie Soangelifd^en fic^ nic^t nehmen,
©palatin unb Ägrifola Rotten ben »urfurften begleitet. An feiner
2)tt 9td4Qtag 3u ©peiet. 229
^etbetge tonnte man als ttmfd^rift feinet SBapt)enS in latetnift^er
©prad^e bcn ®prud& Icfcn: ^©a« SBort ®ottc« bleibet in @»ig=
feif. SRan mufetc e« aud^ bulben, bafe lutl^etifd^c ©d^tiften in
bet ®tabt feilgeboten mürben, namentlid^ eine ^tebigt ßutl^etd:
,,a3on bet 3«tft8rung 3^tufalem3", bie bereits ein ^o!^x
früher erfd^ienen mar unb für S)eutfd^lanb baS @(^id(fal S^nifalemS
5ur %uSft(^t fteOte, menn eS nid^t beb5(^te, maS ju feinem
^{rieben biene.
Sßie Don Doml^erein beabfid^tigt, mürbe bie Krc^lid^e ^age
juerft in Beratung gejogen.
S)ie taiferlid^e SBorlage fprad^ Don ber Berufung eines ftonsils,
forberte aber bie Äufred^terl^altung ber fird&lid^en Drbnungen unb
guten ®ebräud^e fo beftimmt mie frül^er. Unb anfangs fc^ien eS,
als moUten ftd^ bie @t&nbe angefic^ts ber brol^enben Haltung beS
ftaiferS bie laiferlid^e Sßorlage gefaflen lajfen. ©el^r balb cr=
lannte man aber, baft man mel^r als frfil^er mit ben @t5bten
red^nen mü|te. 2ll^re 3^*^(^ vi>axtn feineSmegS immer bie gleid^en,
aud^ nid^t in ber ttrc^Ud^en grage, einig mar man jebod^ barin,
ba| mirflid^ etmas gefd^el^en muffe unb bafe baS äßormfer Sbilt
nid^t ju l^alten fei. (Ss (am ju ^uSglei(^SDerl^anblungen, bie beiben
Jeilen geredet ju merben fugten. SRan tonnte l^offen, einen 3^=
ftanb ju fd^affen, ber Dießeic^t ein friebli(^eS 9?ebeneinanberge|cn
beiber Parteien bis ju einem fton^it ermöglichte. S)a trat ®r5=
^iog gerbinanb bajmifc^en unb mieS am i. iluguft eine bisl^er
gel^eim gel^altene taif erliefe S^f^^ftiön Dor, bie jjeben über baS
äBormfer SRanbat l^inauSgel^enben ©efd^lufe unterfagte unb im
gegenmärtigen SRoment jcbe ffirörterung über bie fird^lid^e grage
abfd^neiben foUte.
Snbeffen erl^ob fic^ fofort bie ^age, ob biefe am 27. 8R5rj
Derfafete 3»ifttuftion aud^ je^t no(§ bie taiferllt^e SKeinung mieber=
gebe. Sßie litten ftd^ feitbem bie 93erl^<niffe ge&nbert! Der
^ebe 5u SRabrib mar ber Anfang eines neuen fd^meren StriegeS
gemefen. An ber ©pifte ber (Begner beS ftaiferS ftanb ber $apft,
ber ben auS ber (Befangenfc^aft entlaffenen franjöfifd^en ftönig
Don feinem ®ibe gelöft unb mit i§m im 93unbe je^t ben ftaifer
aufs l^eftigfie belfimpfte. Sollte bem ftaifer aud^ je^t no<j^ fo
^ I
SM «d^etttgtabf^Ub. 2)ec tcdfct ttnb Sitt^.
toid an bet Sufrcd^terl^ttuttg be« ffiotmfet (Ibifted gelegeii fetnY
60 Did l^tte man bon ben gTOJien ffidtl^nbeln benn hoä^ ct^
falzten, um bte« ju bejtodfetn. Unb me^r oU ]e empfanb man
CS im Keu^ oiebet aU einen f(^n)enoiegenben SRangel, teine
nnmittelbate ^Inng mit bem ftaifer ju l^ben. ffios n>u|te
biefet ftaifer bon ben %ebiitfnif{en bed Sanbed, bem er bie l^fte
feiner Sßfirben berbanite? 3^n barfiber aufjuQdren, erf^ien ein
unabioei4bare« SebürfniS. S^ie ed bie @t5bte mf^o^lta, be«
fd^lof) man eine (!kfanbtf(^ft an ben ftaifer, bie i^n namentlü^
bon ber UnmOgUd^Ieit, bei bem Sßormfer Sbitt ju üerl^rren, untere
richten unb Don neuem bie gorberung eined aQgemeinen ober
menigftend eine« nationalen ftonjil« begrunben follte. ^t bie
3xoif(^enieit vereinbarte man bann eine formet, nad^ ber bie
®t&nbe ber (aiferlid^ Sorlage gemfij) teine Steuerung t>ota^mtxi
tPoQten unb l^infid^tlid^ bed Sßormfer Sbitte« Derfprac^, ftd^ fo
)u verleiten, «oie ein ieber fold^e« gegen ®ott unb taifetli(^
SRajefifit l^offt unb vertraut ju verantmorten''.
S)aft bamit ben @t&nben Da« Ste^t erteilt merben foOte^ il^re
tirc^lic^en SSerl^ltniffe fetbftfinbig ju orbnen, mie man bie« fp&ter
erdfirt l^at, oar fidler nid^t bie SReinung be« Sieid^dtage«. %6er ber
Sbfd^ieb »ar miberfprud^^üoQ unb vielbeutig. (Sk tarn barauf an,
inmieoeit jebe $artei imftanbe fein mfirbe, ben ®e§orfam gegen ®ott
mit bem gegen ben ftaifer ju oereinigen. S)cutlid^ genug ^tten
bie @t&bteboten auSgefprod^en, baft ber ftaifer nic^t ^ctt fei über
i^re ®ee(en unb ®emi[fen. 3e^t nal^m man an, toa^ 5U er-
reu^en mar, aber in ber Soraudfe^ung, ed nur mit einem (urjen
^roüiforium ju tl^un }u l^ben, unb baft jene (Sefanbtfd^ft auc^
»irdic^ fiattl^ben unb ben S(aifer überjeugen »erbe.
Cie SSermutung, ba^ bie t^einbfc^aft be« $apfte« auc^ bie
SteQung 'bed ftaifer« jur firc^lic^en ^age in Ceutfd^lanb berfil^en
mujfe, »ar nid^t unbered^tigt gemefen. ®el^r Diel fru^, im Februar
1525, a(« man am fpanifc^en ^ofe juerfi an ber 8ufri(^tigfeit
be« $apM ju jmeifeln anfing, ^tte ber ftaifer einmal im 3<>^
ft(^ bemel^men laffen: »r^eute unb morgen mirb Sutl^er vielleicht
ein mertvoQer SRann fein." Slber Sutl^er gegen ben $apfi auSju-
fpielen, baran badete ftarl V. au(^ je^t ni(^t, nur baS mürbe in
^a6f bem ^däfita^t. Sutl^erS in^txm^ bavüber. 281
testen ©ommetmonaten im tatferlic^en 9tate ju ®ranaba etioogen,
ob tiit^t jc^t, um fltöfeerc ©crcitoilligkit für flfinbifd^e ^Ufe ju
finben unb inbeffen in Deutfd^Ianb bie Kul^e ju erl^atten, eine
^eitmeilige iRad^fic^t gegen bie Steuer am $(a^e m&re. (Sine batauf
bejuglid^e Slnftafle be« ftaiierS bei jeinem ©ruber ktte leinen
(Einfittj) me^ auf ben (Sang ber Singe in @peier. 92ur »iber-
loiQig mar ber (SrjJ^er^og ben bortigen Sefd^luffen beigetreten.
Unb fe^r balb ^atte ber ftaifer ben p(^tigen ®ebanlen einer 9n=
nfil^erung an bie Steuer mieber aufgegeben.
Am 8. September f(^rieb er feinem ®efanbten in (Sngtanb,
baj) nur bie Umtriebe grantreid^d unb ber Surie il^n unb @rj=
l^erjog gerbinanb ge^inbert l^dtten, bie lutl^erifd^e ©elte ju üer=
meisten. S)aS d^ratterifierte bie @ad^(age. Caju tarn ber fieg=
teid^e 3ug @u(eimand, bie furd^tbare ®d^(ad^t bei SRol^C}, in ber
ber junge ftönig Submig t^on Ungarn am 29. ^uguft Xl^ron unb
Seben oerlor. ©iö an bie iSrenjen ber Sfteneid^ifd^cn (Srbtanbe
ergoffen fic^ bie ®d^aren ber Ungläubigen, ^n biefem Slugenblid
tonnte ber ftaifer nid^t baran beuten, feine Slutoritfit gegen bie
Süangelifc^en jur (Geltung ^u bringen.
Über aud^ bie beabfic^tigte iSefanbtfd^aft ber beutfd^en ©t&nbe
jum Staifer unterblieb, unter 93erl^&(tniffen, bie nod^ ber DöQigen
Slufttörung beburfen. Sie 3Belt§finbel liefen an 'ba^ balbige 3u::
fammentreten eines StonsUd nic^t beuten. Srjl^erjog gerbinanb
fd^ien Dorber^anb teinen anbern Gebauten ju l^aben ald bie du
loerbung ber erlebigten itronen Don Ungarn unb S3ö^men. S3on
3iei(^S megen gefd^al^ nichts, rein nid^tS, um ber mad^fenben SSer»
loirrung auf religidfem (S^ebiete ju fteuem. Sm (Snbe blieb nid^td
aU bie 92otn)enbig{eit, fi(^ felbft ju l^elfen, unb e$ lag nal^e, auf
jjene üielbeutige t^ormel beS (Speierer 2ageS jurüdCjugreifen unb
in i^r einen ätec^tstitel für bie fird^lid^en Steuerungen ber einzelnen
@tfinbe 5U finben.
Son ben 93org&ngen in @peier erful^r Sutl^er nur menig, ober
ed intereffierte il^n nid^t. %m 11. Sluguft modte er miffen, baj)
bie ©ifd^öfe ibre alte ^errfd^aft bafelbft mieber J^erjuftellen öer=
fud^ten, unb 14 2;age fp&ter machte er bie fpöttifd^e 93emertung:
irSu ®peier finbet ein Sleic^dtag ftatt nad^ ber bei ben Seutfd^en
2112 tat^ Ott «oneMter. «t^dtt^dtcU.
fibl^en Seife, 8td(^tage ju leiten, man ttinft unb Spxüt unb
fonfl »witer nic^tt." &p&ttt i^ fiutl^ einer ber crflen geioefen,
bet auiS bem Sbfd^tebe ju ®peiet bBOige ^ei^t in titd^ttd^
^ngen unb eine (SuSpenfion bed Sßotmfet SbittelS ableitete.
2)ie auffaüenb oenigen Sriefe 8ut^4, bie und aus bem
Sommer 1526 er^Iten finb, laffen und eine fe^r üetfc^iebenartige
Stimmung erlennen.
%m 7. ^nlx ourbe i^m fein erfier Sol^n, So^i^n^r s^boxtti,
^ »ar feine ®eele boQ ^vM. 9tit S>an( gegen ®ott t)ec=
tünbet er bie frol^e %otf(^ft ben ^eunben. fbxäf fonft, fc^reibt
er bem ^cunbe @|Kilatin, merbe er mand^ed 9leue ^u feigen 6e=
lommen: er l^be einen (Sarten gepflanjt unb einen SStunnen ge=
graben. Sßenn er ju il^m tomme, merbe er i^n mit 9lofen uni
Silien beftänjen. ©er ftloftergarten »ar jc^t feine greube, bort
}og er aOerlei in SBittenberg feltene ^flanjen unb ftud^engemfic^fe,
für bie er fi(^ au3 ©rfurt unb 3lurnberg bie ©ämeteicn ^ttc
fd^icfcn laffen. 3»i f^i^er auf ber ffiartburg gefd^riebencn Sr=
Ilfirung beS 68. $fa(m l^atte er gelegentlid^ bie S3emerlung ge=
mad^t: „(Sin ^auS ol^ne SBeib unb fttnb ift, atö vo&xc eS nic^t
ein ^an^**. &o mu^te er fd^on bamals aud^ ben fttnberfegen }u
fc^fi^en. ttnb je^t an ber Seite feiner ftfit^e, bie in il^rer offenen,
l^erjli(^en ^xt balb auc^ \>c}x greunben lieb unb mert gen)orben »at,
unb nun im ©epfee feines ©ol^neS lam er fid& fo rcid^ öor, bafe
er feine ärmut nid^t mit ben ©c^d^en eine« 8röfu5 öertaufii^en
möd^te, mie er an SRid^ael Stiefel fc^rieb. %ber maS er bann
mieber l^örte t^on ttrieg unb ftriegSgefc^rei, bon bem jal^en 2:obe
bcs »önig« oon Ungarn, bcffcn SBitae, ber bem ©oangelium
freunblid^gefinnten ßönigin SRaric, er eine 2;roftf(^rift fanbte, unb
»aS bie greunbc Don nal^ unb fern über baS Umfic^greifen ber
Seltierer unb Satramentierer berichteten, ia^ liefi il^n miebcr an
bie Sßfi^e beS jüngfien JageS beuten. ®r fielet il^m entgegen aU
bem Jage, an »elc^em fein ^m unb Srlöfcr fommen wirb, ber
aber au^ tomnit, um bie (Sottlofen ju oernic^ten mit bem ^auc|
feines SRunbeS.
Unterbeffen »arb er nid^t mfibe, fein Sleic^ ju bauen. S)h
too\)i bie SBittenberger ®emeinbe nun ja fd^on Ifingft in 93ugen=
Überfe^ung be9 lUteit Ztftamtat^: 233
l^agen eine t^cQe Straft gemcnnen l^atte, blieb et bcd^ il^t $te=
biget, unb bie (fielen ^tebigten, bie atöbalb etfd^ienen obet uns
nod^ in 92a(l^fd^nften etl^alten finb, laffen auf eine fel^r bebeutenbe
^tebigtt^tigteit fc^Uef^en namentlid^ aud^ in ber äßod^e. dx liebte
es ba, ganje biblif(^e Sudlet auSjulegen, fo u. a. bie Briefe beS
^etruS unb ^ubaS (fd^on 1522) unb bis gegen Snbe beS ^a'f^xt^
1529 l&öten wir üon fortlaufenben ^rebigten übet bie fünf
SSiic^et »lofes.
%n bet 8ibelübetfe^ung l^atte et unauf^örlid^ tt)eitet geatbeitet.
Unmittelbat nad^ bet 9iüdHel^t bon bet SBattbutg l^atte et bie S}et=
beutfc^ung bes %lten ^eftaments in Angriff genommen. ®ie ging
natfitlid^ fel^t biet langfamet bonftatten als bie beS Svenen. SBenn
et fc^on bei bem leiteten gemeint l^atte, ju Diel übet fid^ ge=
nommen ju l^ben, ]o toax et bei bem ^Iten noc^ mel^t babon
überjeugt, bet ^ilfc bet gteunbe ju bebutfen. SBit »iffen, wie
et etft nad^ unb nad^ ol^ne eigentlichen gtammatifc^en Untenid^t
ntel^t butd& fleifeigeS ßefen in ben (Seift bet l^ebtdifd^en ®pta(^e
eingebtungen. (St l^ielt fie l^oc^ unb mctt. ®etn tü^mt et baS
(Semaltige unb äRaieftdtifc^e an i^t unb baS SSoUtönenbe il^tet
SBotte, fc fd^on in bet ©c^tift gegen SatcmuS. Unb namentlid^
in bet immet wiebet bon neuem üctbeffetten Übetfeftung bet.
^falmcn l^at et es aud^ nad^ bem Urteile mobetnet Rennet üet=
ftanben, bie (Sigenatt bet ©ptac^e ju erfaffen unb feinem l^err=
liefen S)eutfd^ boc^ jugleid^ bie Stlangfarbe beS DriginalS }u geben,
tt)ie es (einem fpdter gelungen. %ber er l^ielt fid) jelbft für feinen
ftennet beS ^thx&x\i^cn. SRod^ üon bet SBattburg aus fc^rieb er,
ba^ er o^ne bie ®egenmart unb bie ^ilfe ber greunbe nic^t baran
^en(e, fid^ an baS ^Ite ^eftament ju machen.
£)ie bamalS Dorl^anbenen {)ilfSmittel waren i^m nic^t unbelannt,
aud^ nic^t bie rabbinifd^en (&xMxtx, er fc^d^te fie unb lie^ fie nic^t
unbeachtet, aber er l^atte an i^nen bod^ auc^ bie Steigung ju oieU
fdltiger S)eutung ju tabeln, moburd^ baS S3erftdnbniS für bie lieblid^e
unb l^errlid^e 9iebe»eife ber Schrift üerloren ge^e. ©es^alb »anbte
er fid^, befonberS wo eS fid^ um (Srammatifc^eS l^anbelte, an bie
fptad^gelel^tteten gteunbe, an SutogalluS unb SRelanc^t^on. £)aneben
»oten »etnl^tb Skgjiix unb 3ol^ann §ötftet, jwei ©ittenbetget
284 fl6ctfc<}mig M VÜrn Xcflamett».
Se^rei, bie atö befonberd tfit^tige C^brfiei galten, feine dk^Ufen.
Slbet aud^ anbete »te Sugenl^agen unb ®eoTg Köret, bei ZHatonuS,
bet ft(^ namentlid^ um bie ftottettuten Derbient gemad^t l^t, n>ut=
ben bajugejoaen. 92id^t feiten trat fo ein DoQfl&nbifled ftoQegium
jufammen, bad bie Detfc^iebenen Xejcte unb Sudlegungen Dctgli^
„Um\ fagte Sutl^ einmal, ^CoQmetft^ mfl|}ten nic^t aQein
fein, benn einem einzigen faQen ni<^t immer gute unb tiii^tige
SBorte ein''. Sdidmeilen beriet man aber, mie er felbft ergfil^lt, Diele
2age lang, el^ man ben rid^tigen Su^brud gefunben. Sefonbere
®<^mierig(eiten machte mie begreifUd^ bad 9u(^ C^iob. ^n einem
Sriefe an ®)>a(atin Dom 23. gebruar 1524 fd^jte be^l^lb Sut^
baruber, C^iob fc^eine feine Überfettung no(^ Diel meniger ertragen
ju moOen aU einftmatö bie Xröfiungen feiner greunbe. Übrigen^
ging Sutl^er bei ber Übertragung bed Sllten Xeftament^ Diel
freier ju SBerte aü bei ber bed 92euen. Sei ber (Sigenart
ber l^ebrfiijc^en Sprad^e fd^ien i^m ^ufig bie treue föiebergabe
bed ®eban{enS mid^tiger aU bie bed SBorted ober ber ®a^=
Derbinbung. S)er %q:t, ben er benu^te, »ar einer Der erften
S)rud(e ber l^brfiifc^en S3ibei, ber im S^l^re 1494 ju Sretöa
erfd^ienen mar. ©ein mit Semertungen Don feiner ö^nb teid^
Derfe^eneS (Srempiar ge^drt l^eute ju ben @(^^en ber berliner
»ibliotl^ef.
bereits am 19. S)eiember 1522 mar bie Überfe^ung ber fünf
S3u(^er äRofeS DoOenbet. 3n ben erften SRonaten bed ^a^reS
1523 »irb fie erfc^ienen fein. Unb nod^ in bemfelben Salute
(amen mel^rere neue Auflagen, aber aud^ unbefugte Siac^brudCe,
jur SluiSgabe. SBie bei bem 92euen Xeftament fugte er turje
ätanbbemertungen l^inju unb fud^te bie Sefer bur(^ eine S3orrebe in
baiS altteftamentlid^e ©c^riftmort einjuful^ren. ffieibnad^ten 1523
(onnte fd^on ber jrneite Xeil, bie Sfid^er ^o\m bis (Sftl^er, au^
gegeben merben. dm britter Xeil foQte bann baiS Übrige um^
faffen. 3«^cffen fal^ fic^ ßutl^er unter bem ©rud(e ber Arbeit,
bie in ben nfid^ften ^^l^ten auf il^m rul^te, gejmungen, Don
biefem $lane ab5ugel^en. ®efonbert lief) er jun&d^ft ben ^faltet
erfd^einen, Don bem er fo Diele einzelne Xeile f(^on frfil^er mel^r-
fad^ fiberfe^t l^atte, an bem er aber immer mieber Don neuem
»Ob Jhiegdleutt aud^ m fcttgem ©tanbe fein fönnett/' 285
atkttete. S)aran fc^Ioj} ftd^ bann al^ brittet %txl noc^ im ^a^te
1524 baS Sud^ ^iob unb bet ^faltet, bie et gemeinfam mit ben
@))rü(l^en, bem ^rebiger unb bem O^^^t^Ii^^^ ©alomonid ^etaud»
gab. Dbwol^l et in ben nfid^ften 3al&ten fid) fottwä^tenb mit
bcn ^topl^eten befc^äftigte unb aud^ in ben Sßotlcfungen Don 1524
bid ind S^l^t 1527 bie fogenannten (leinen ^xop^tttn be^anbelte,
muffte et um anbetet t(tbeit miUen i^te Übetfe^ung jutucffieden.
(Stft ünfang gebtuat bed ^üf)xt^ 1527 l^öten n?it, baf) et fte in
^ngti[[ genommen l^abe.
S^el^tete äBcc^en ftu^et etfc^icn eine f(|öne ptaltifd^e ©d^tift
Sut^eti^, bie m^ noc^ einmal in bie SttiegSbeffitd^tungen jutuct
öctfc^t,;bie beim ©eginn beö @|)eietet Äeic^Stageä fo weit t)ct=
6teitet uiaten. @ie fu^tte ben Xitel: „Z>b fttiegsleute au(^
in feligem ©tanbe fein tonnen", unb mat butd^ Sebenten
eines JiittetS, Äffa öon fttam, ^etbotgetufen, bem e« jmeifel^ft
gewotben wat, ob bet ©etuf eineö JhiegSmanneö mit bem ®lau=
ben eines (S^riften oeteinbat fei. £)aS mutbe bamalS tote \pattx
nod^ oft in oetfd^iebenen Sheifen, namentlich oon ben 2:&ufetn,
geleugnet. S)em gegenübet jeigt Sut^et, mie baS fttiegfül^ten,
eine mie gto^e $lage eS auc^ mit fic^ btinge, bod^ auc^ ein gott=
getooOteS ümt fei, natutlid^ nut bann, menn eS bon bet gott^
gemoQten SDbtigteit aus S'^otme^t 5um eigenen unb jum @(l^u^e
bet Untett^nen untetnommen mutbe. 9ian muffe aud^ anfe^en,
»ie oiel grS^et bie $lage fei, bet man mit bem Shiege mc^te,
als bie im befolge beS SttiegeS }u fein pflege. S)abei nimmt
et 9nlaf), nod^ einmal gegen jeben ftampf toibet bie Dbtigteit
ftc^ ju ettlfiten, au(^ bet gütften mibet ben ftaifet. S)etfelbe
fei aud^ bei bet getec^teften @ad^e gegen ®otteS Dtbnung, fclbft
untet Setl^ltniffen mie in gtantteic^, mo bet Stönig nad^ ben
^atlamenten ju tegieten §abe. Äud^ bann nid^t, menn et fic^
einet Setle^ung befdgmotenet Slttitel fd^ulbig mac^e, l^be man
ein Ked^t jut (Begenme^t. %eif))iele aus bet alten unb neueften
®efd^id^te sielet et jut (Stlfiutetung feinet ®% l^etan unb f&dt
fd^tfe Utteile fibet bie auftül^tetifd^en gütften unb namentlich
übet ben aufftänbifd^en «bei, bet fc^on bem ftaifet SRapmilian
baS 8eben fd^met gemad^t l^be, abet aud^ gegen bie Sdnen unb
2M JDb trkg^Iettte att4 in fdigem €^tanbe febt tSmtest."
Sfibecfer, bte obwohl ber ftdnig S^rifKan Don CfinematI uner=
tt&ftU(^ gemefen, boc^ miber ®otted (Sebot i^n Detttieben ^ttetL
92ut menn ein ^rft »al^nfinnig »ürbe, l^lt et feine ^bfe^ung unb
SBetma^tung für biUig.
3ft aber ein Ihieg gerecht, fo foQ ber Sel^ndmann ober ®olb=
lnc(^t, fein (Semiffen ba§in berichten, ba| fie ft^ulbig finb, gegen
®ott unb il^ren durften i§re $fli<^t ju tl^un unb baft fie ®otte$
9mt auiSri(^ten. Xber wenn ber ^ca Unrecht l^tte ^u frtegen?
9u(^ biefe fd^mierige ^age befpric^t Sutl^er unb rfit, faQS man
beffen ganj gemif( mfire, (Sott ntel^r ju gel^ord^en atö ben Sten^
fd^en, unb lieber aQed auf bad @pxtt ju fe^en; ift man aber
beffen nid^t ganj gemif), bann foOe ber ItriegiSmann lieber ba§
Sefte beuten unb ge^orfam fein. Xuf biefe SRa^nung jum ®e=
l^orfam an alle, S^tfien, Xbel unb Sauern, fommt er immer
mieber jurücf, »dl^renb man nid^t mfibe marb, il^n einen 9luf=
rfil^rer ju fc^elten.
®le fd^önc Schrift »urbe ju einem iroft für Diele, bis in
bie neuefte S^i^» trug il^m aber aud^ neue geinbfc^aft ein. Salb
erful^r er, baf) ber unruhige Sbel, bem er fo fd^arf xn^ (Sewiffen
gerebet, il^m barfiber ^ürne. (&x ^tte ed ni(^t anberd ernmttet.
2. Kapitef.
Die tttfitation ttnb Me AaU^iamtn.
S)ie Sßifitation^angelegenl^eit mar nidgt aufgegeben, fie tul^te
tiur. 3m 3anuar 1526 l^attc man aud^ jd^on einen Meinen änfang
^emac^t im ^mte Sorna, wo ©palatin mit bem Zottigen ®e(eitö:^
tnann üifitiette. ®inen jmeiten %erfud^ mad^te man bann unter
gül^rung Der beiben ©eiftUc^en Dr. "^o^am ®ralo unb griebrid^
^^coniuS im tpringifd^en Amte lenneberg lurj üor Dftern. ©ie
babei gefammelten (Srfal^rungcn »aren nid^t gerabc ermutigenb,
^ud^ fragte cS fid^, wie weit man burd&bringen würbe, benn bie
^el^rjal^l ber ^faneien, namentUd^ im 2:l^uringijd^en, unterftanb
bem ^atronat abeliger Ferren, bie fid^ längft nid^t afle fd^on jum
^oangelium betannten. S)od^ waren jene ^ifitatcren mel^r als je
Don ber SRotwenbigleit beS aSifitationSwerleä uberjeugt. ^f)xtm
(Sinfluf) wirb eS jujufc^retben fein, wenn ber fturfurft am 24. ^\xnx
1526 no^ befonberS ben abeligen Patronen aufgab, bie n^on
gelehrten unb fd^rifttunbigen SRfinnern t)erfa|)te (SctteiSbienft::
orbnung" il^ren ®eiftlid^en öorjulegen unb fie ju crmal^nen, ba3
äBort ®otteS nad^ bem wal^ren unb d^riftlic^en @inn ju prebigen.
gallS bie ®eifili(^en baju nid^t imftanbe wären, feilten fie „auS
ber 5u SBittcnberg gebrudtten ^oftille'' bem SJolfe üorlefen. ßutl^erS
9{ame wirb in beiben gfiOen nic^t genannt, ein neuer SeweiS
bafur, wie man fid^ bamate 8Rfi§e gab, jwifd^en il^m, beffen 3ia=
men fo ücrJ^fet war wie niemals borl^er, unö ber eDongelifc^en
®ad^e JU unterfd^eiben unb aOeS ju Dermeiben, was bie le|tere
Steltt, entleer, n. 16
288 9)ot»enbigtdt bet 8ifUatton.
fd^fibtgen fonnte. Son itgenbmeld^em (Srfolg toitb bie Slaf^ccgd
i4»^I^ gemefen fein. @o Diel man in Wittenberg ^dtte, tt>ur=
ben bie Cinge immer fd^limmer. 9lii(ftt(^td(od fingen bie abeligea
C^erren an, bie ftloftergüter unb manc^ Stir(^engut an ft(^ ja
bringen, ol^ne irgenbmie für bie firdgUilien Seburfniffe Sorge ja
tragen, unb bad ®<^limmfte toar, baft bad 8anbt)oIt bie$ (aum
empfanb. Um fo fc^verer trug Sut^ baran. 92a(^ einem ^al^re
faftte er fid^ enblic^ »ieber ein C^ unb forberte nad^ üorl^ger
atucffprad^e mit bem Stanjler Srfid ben fturfurften t>on neuem
auf, bie fo notmenbige Stfitation enblid^ Dorjunel^men. @eiit
16rief Dom 22. 9{obember 1526 Hingt fel^r trüb. S3on ben (Sr^
mad^fenen l^offte er menig mel^r: „S^oQen bie filteren ja ni<^t,
mögen fie immer jum 2eufel J^infal^ren." 8ber für bie Sugenb
mu% man forgen, um fie in (SotteiSfurc^t unb 3u<^t ju leiten,
unb bad ift @ai^ ber Dbrigfeit, meil fonft ein (Sefd^led^t toUber«.
lofer Seute aufmac^fen mürbe. Cer pfipfUid^e unb geiftli(^ 3t^<in9'
fd^reibt er bem Shtrfurflen, fei aM in feinem Sanbe; aOe Rlöfter
feien i^m atö bem oberften {)au{}te jugefaQen, bamit au(^ bie
^flii^t unb bie Saft, biefe Dinge ju orbnen. (Sr empfiehlt Dier
SRfinner jur ißifitation abjuorbnen, Don benen jmei bie mirtfd^aft^
U(|en Serl^itniffe , bie beiben anbem bie Seigre unb bie ^erfonen
prüfen unb aud^ fd^on unter S3ermenbung bed 9ird^en= unb ftlofter^
guteiS 92euorbnungen Dornel^men foQten. Semerteni^mert ift, mie
Sutl^er feine gorberung lanbeiSl^enlii^en (Eingriffe mit ber bem
gfirften obliegenben @orge für bie (Srjie^ung begrunbet. SBie ber
Sanbe^^en feine Untert^anen jmingen (ann, SrfidCen, @tege unb
SBege ju bauen, fo fofl er „als oberfter öormunb ber 3«9«ib
unb ader, bie eiS beburfen, bie Untergebenen auif mit (Scn>alt
baju anhalten, ©deuten, $rebigtftul^le unb $faner ju leiten".
2)er Shtrfurft Derfprac^ bad Sefte, mar au<^ fidler miOig« aber
bie Beraubung bes $ttr(^engut$ burc^ ben 9ibe( bauerte fort, ol^ne
baf) man bagegen eingefd^ritten m5re. Sutl^r t^at, maS er tonnte.
9te Shtrfurft Sol^ann um ]ene Qtxt einmal in Wittenberg mar,
erjtoang er fid^, ben C>5flingen jum Xro^, Sutritt in bed dürften
@d^lafgema(^, um il^m perfdnlid^ SSorfteQungen ju ma(!^n. 6^
frud^tete nic^t Diel. (Sd fei nid^t baran ju beuten, flagte ßutl^r.
2)ic ^ombetget ^id^enorbnung. Souibeit ton ^i»ignon. 289
baf) ber ftutfurft, mie fein Srubet, bte Kegietung felbft ausüben
toetbe. ®ut unb treu, mie er fei, l^ielte er auc^ anbere bafur unb
Uef)e fid^ befd^ma^en. Unterbeffen trieben bie großen Ferren,
bie fid^ unter bem Cedmantel beS (SDangeliumS am ftird^engut
bereicherten, i^ren ®))ott, als bie argften geinbe beä (Evangeliums,
biefelben ßeute, bie frfil^er «in i^rer grömmigleit", bem »urfurften
^ebrid^ glaubten miberfprec^en ju foUen. 2)aS »urmte il^n. (Sr
iouf)te leinen Stat mel^. Unb fd^on backte er baran, um jene dffent^
Ud^ blofüufteOen, burd^ eine ©d^rift ben Sturfurften ju anberer
aßemmltung ber ftlöfter aufiuforbern, maS er bann bod^ unterlief}.
Slu(^ eine SRa^nung ber Unioerfitat an ben fturfurften, bie, »ie
eS fd^eint, auc^ bie 92otmenbig(eit, ben Sann mieber aufjurid^ten,
l^erborgel^cben l^atte, führte nur ju SSerfpred^ungen. Sie gro|)e
politifd^e Sebeutung ber ®ad^e, bie benn bod^ jumal nac^ ben
legten 8leid^ätagSbef<^lüffen reiflid^er Überlegung beburftc, war ßutl^er
unbefannt. Unb bie @aumfeligfeit im eigenen Sanbe mod^te il^m
um fo unerträglicher erfd^einen, als man anbermärts weniger bebent^
Ixdj war.
(Sin Sanbtag, auf bem ber Sanbgraf feine ®t5nbe unb feine
(Beiftli<^teit im Df tober 1526 ju {)omberg t^erfammelte, befd^lofc bie
9teformation beS Mfif^^n ftird^enwef^nS. Stabitaler tonnte man
laum t)orgel^en, als eS in einer alsbalb t?erfa|ten Stird^enorbnung
geplant mürbe, an ber ein frul^erer ^ani^isfaner, ^anj Sambert
t)on Sioignon, ber aud^ eine 3^it lang in Wittenberg gemefen mar,
ben mefentlid^ften Slnteil l^tte. ®ie bejmedtte (eine Sieformation,
foiibem eine auf breitefter (Srunblage gebadete 9{euorbnung beS
ftirc^entumS. Stit il^ren aus Saien unb (l^eiftlic^en jufammen^:
gefegten ftörperfd^aften (ßnnte biefe (onfequentefte S)urd6fu^rung ge^:
miffer reformatorifd^er (Sebanten nod^ l^eute für eine et^angelifc^e Drb=
nung beS (iiemeinbelebenS als Dorbilblid^ erfd^einen. SSkiS il^r aber
fel^lte, mar bie ÜMfii)t auf bie tl^tffi^lid^en S3er^ltniffe. S)af)
fte in ben meiften fünften auf unmittelbaren Slnregungen Sutl^erS
fujtte, ift unbertennbar, aber il^r S3erfaffer ging bod^ atlentl^lben
meit über il^n l^inauS unb l^ielt bie 3^it ffit fd^on getommen, eine
Stirere )7on nur maleren S^riften aufzurichten, in ber man im ^n^
fd^lttf) an a))oftolifd^e Sorbilber eine ftrenge ftird^en^ud^t ausüben
16*
240 Sttt^ UrteU tarftber.
(önne. Unb »d^renb Sutl^ für ben %aü, baf) einmaf feiere
(S^riften Dotl^anben iD&ten, bctattige S^eolgemeinfc^ften nur in
Keinen Streifen fut möglit^ l^ielt unb ber Sieinung war, bafi fie
bann nic^t üielet formen bebutfen mürben, maren fte l^ier als t>a$
92ormale für ieben Drt in S(udfi<^t genommen, unb l^tte man
befonberd für bie ftfinbigen S3ifitationen eine gro{)e SRenge Dtelfoi^
red^t umftfinbUd^er Sefiimmungen getroffen, bie teilmeife an &^n-
lii^e (Siurid^tungen in ben DrbenöDerfaffungen erinnern.
«uf ffiunf(§ beö ßanbgrafen foUte ßutl^r barüber ein ®ut=
achten abgeben. S)a$ mar il^m unbequem. (Sr mifc^te fid^ ni(^t
gern in bie (frd^Uc^en Angelegenheiten au^mfirtiger Sanbfc^aften,
mo aud^ eoangelifd^e $rebiger m&ren, bie barüber befinben Idnnten.
92ur auiS Sorge, man fSnnte bie l^effifd^e ftird^enorbnung auf feinen
Stat 5urü(ffu]^ren, antwortete er, inbem er il^re S)rucl(egung unb
aQfeitige (Sinffil^rung mibeniet. (Sr l^ielt eä für ju fül^n, „einen
folc^en C^aufen ®efe|e mit fo mdd^tigen S&orten einjufül^ren'', unb
mo^l nid^t ol^ne StüdCfid^t auf ben 93erfaffer jener SDrbnung etllfirt
er fid^ gegen baS S3erfa^ren berer, r^bie bei fi(^ felbft fi^en unb
malend mit Sßorten unb (Bebauten ab, mie ed gelten foQte'', aber
bie Audfül^rbarteit nid^t überlegen, ^c^ mififiel il^m bie Uni=
formitfitSfuc^t. 3« f^i"^^ SBeife oermeift er auf SKofeö unb an=
bere (Sefe^geber, bie nur fold^e (Sebrfiud^e ju (S^efe^en erl^oben litten,
bie fd^on Ifingft in Übung gemefen feien. SBie frül^er betont er,
es genüge, menn etma einjelne Pfarrer fid^ berbanben, eine gemiffe
Orbnung einjul^alten, bie man bann, menn fid^ bie anberen bem
angefd^loffen, in ein tlein Süd^lein faffen tonnte. S3ei aQen (9e=
fe^en l&ätten \xä) (Erweiterungen unb SßerboIKommnungen mit ber
Seit üon felbft ergeben.
Unb Sanbgraf ^^ilipp folgte bem Siate. S)ie fogen. C^om::
berger ftird^enorbnung ift atö ganjed nie eingefül^rt morben. S)en
SJifitatoren, bie ber gürft ju ^fingften 1527 aborbnete, gab er
auf, ben ®emeinben ju bebeuten, baf( man injmifd^en eingefel^en,
«bafe feine beffere Drbnung, gorm unb SBeife toorjugeben fei, benn
baiS Sßort (Sottet an il^m felber mfire''. 2)aran foQe man ftd|
l^alten. ®))£ter nal^m man bie fäd^fif(!§en Sinrid^tungen jum
»iufter.
Äutfürptt*e Snptuftion für bic ^Jifitotoren. 241
3cttc Siufictunflcn ßut^er^ laffcn crfcnncn, »ie er [id^ audj jefet
nod^ ba§ aflmal^Uc^c @nlftc§en neuen lirc^lic^en ßebenS bat^te,
rnenn erjt bie SSifitation butd^ eine aufeerlid^c SReuorbnung bcr
^fanüerl^altniffe bic SRöflUc^leit baju flefd^affen l&atte. «bcr ba§
gel&ött ju bem Iragifd^en in ßutl^er§ ßeben, bafe bic ptaltifci^en
Sefotmcn cigentlid^ immer anber§ auffielen, aU er fie gewollt
l^atte unb er baran nid^tö änbern tonnte unb nur bcr Hoffnung
fid^ getröften mufete, bafe eine f})ätere 3^it feine ®ebanten jur
Steife bringen werbe.
ai§ bie fäd^fifd^e aSifitation bann »irMid^ im 3wli 1527 il^ren
Anfang nal^m, fc^lug fie aldbalb 3Bege ein, bie fd^wcrlid^ ganj im
Sinne fiutl^crö waren. ®ic lurfurftlic^c S^ftrultion für bie S}ifi=
tatoren cntl^ielt boc^ aud^ einen C^^^ufcn ®efefte unb barunter SSer=
oxbnungenv bie ßutl^erg Änfic^ten fc^nurftradts juwiberliefcn. ®er
gurft bemerltc, e§ fei nid^t feine SRcinung, „jemanb ju ücr=
binben, wa§ er l^alten unb glauben f oll 'S aber auö Sorge
toor Sotten unb Selten berorbnete er fogar bei 8aien, bie „ber
©aframent l^alben ober fonft im (Slauben 3trtfimer ücrbcit^tig"
wären, eine Art üon S^Qwifition §infid^tlid^ il^reS ®laubenaftanb=
punites, unb bebrol^tc bieienigen, bie fic^ nid^t belel^ren wollten,
mit Sanbegbcrwcifung. @o f(^nell §attc man fid^ jc^t am Iur=
fürfttid^en ^o^t in bie neuen Sefugniffe gefunben. an irgenb=
wetd^c§ SScrl^anbeln mit ben SBifd^öfen wirb gar nid^t gebadet.
3n bielen fünften tritt ber gürft fc^on jefet flillfd^weigenb in
il^re 8le(^te. (gr lafet bic ^aroc^icen je nad^ ©ebfirfnia bergröfeern
ober oerlleinern. 3^ i>^« einjelnen Sejirlen follen ®uperatten=
benten als ftfinbige SSifitatoren eingefeftt werben, üor beren gorum
au(^ in erfter Suftanj bie S^efac^en gehören, wä^renb er feinen ?lmt-
leutcn unb fc^liefelit^ pd^ felbft in allen fd^wierigen gällen bie
le^te ©ntfd^cibung borbcl^ält. "^n ber Jbat, würbe bie SSifitation
fo au^gefü^rt, wie e« bie S^fttultion juliefe, fo bebeutete fie nic^t
nur eine ooBftfinbige SReuorbnung bcr lird^lid^en unb jum Jeil ber
fojialen aSerl^<niffe, fonbern ganj befonberS gegenüber bem äbel,
.befjen ^atronat^red^tc fd^on ^auSmann jwei 3al^rc frfi^ wefent=
Mä) eingefd^ranlt wiffen wollte, eine fel^r cr^eblid^e (grl^Sl^ung ber
ffirftlid^en ®ewalt.
242 BufU^A^^ in ben (akmeinben.
Wm lote menig (annte man aud^ je^t nod^ bie 93et]^(tnt)fe,
mit benen man ed ju t^un l^tte.
^n X^ütingen fo0te bie S3ifitation beginnen. 9}ier fRannet
l^tte ber ftutfutft baju berufen, ben und fc^on befannten $Kin§
Don ber $(ani^, einen anberen SUtter, %dmu$ Don CKiubi^, ben
fünften öi^on^muö ®(|uTff unb ald Sinologen ^fßpp IRetanc^
tl^on. 3^^^ (Srfal^rungen maren bie aOertraurigften. ft&a^ fanb
man nic^t aded für Seute atö Pfarrer, bie auf frummen ober
geraben SBegen ins %mt gelommen maren, Seinmeber, Söttd^er,
3iegelbccfer, ©arbiergefeßen, Jtnod&enl^uer, $Wrf(^ner — c5 gab
(aum ein ^anbmeit, maS nic^t oertreten gemefen mfire. S)ad
maren nid^t etioa fold^e, bie fi(^ unter bem „neuen (Soangetium"
ya Pfarrern aufgetootfen Ratten, fonbem fomeit erfid^tlii^, ftammten
fie au^ ber guten römifd^en Qüt. S)a mar unter anbem ein
Pfarrer, ber auf bie ^age, ob er bie jel^n (Sebote leiere, ant=
morten tonnte, er l^be bad S3ud^ nod^ nid^t erl^alten. äßoju l^tte
ed bie römifc^e SBirtf(i^aft fommen (äffen! grüner mod^ten nod^ bie
9{önd^e, bie ja überaQ für baS religiöfe geben wichtiger maren
al^ bie 92c|{)riefter, einen menigftend dulerlid^ l^eilfamen ®influ|s
ausgeübt l^aben. Unb gemif) mar, a(d aud^ biefe fehlten, ba in
ben feltenften gfiDen auf bem Sanbe fogleidb «in eoangelifc^er ^re=
biger jur Stede mar, bie tirc^lic^e S^d^t unb Orbnung, mo fold^e
uberl^upt borl^anben gemefen, nod^ mel^r in Verfaß geraten.
S)affir maren @d^mfirmer unb ®e(tierer gelommen unb litten \fyc
ffiefen mit nur ju gutem (Srfolge getrieben. ?lber mie menig
fird^lid^ed Semufjtfein muffen fie Dorgefuuben l^aben, menn e5 i^ncn
fo balb gelang, in unfcrcm fo lonferoatio gerid^tcten ©auemüoK
icben ®inn für lird^Ud^e ^fiid^t unb Drbnung ju tilgen! SKan
fanb nid^t menige »inber, bie nid^t getauft maren. ©ie Unlenntni«
in ben einfad^ften ®runbmal^rl^eiten bed d^rift(i(^en (Klaubend mar
eine gerabeju erftaunlic^e, nic^t minber bie Abneigung, etmad }u
lernen. (Sine ®emeinbe meigerte fi(^, bad 93aterunfer ju lernen,
toa^ i^x alfo unbclannt gemefen fein muf>, — „meil ed ju lang
fei". Die Sfunbe oon bem „©oangcUum*' befc^rfinlte fid^ an oielen
Orten barauf, ba| ed mit ben guten SSerfen nid^td fei unb bafi
man nur bie SSergebung ber ©unben prebigen muffe. 83on ben
aRetatuj^tl^ond 8irttatton9etnbtü(ie. 24S
^cbingungen berfelben l^ötte man nid^tö unb. modte man nid^t4
§dren. Unb ba man gemeint tx>ax, bie je^t Detmotfencn ®enug=
t§uun9«»etfc mit bct ©ufec in SSctbinbung ju bringen, fo foBtc
auc^ i^on biefet nic^t bie Siebe fein. S)te fc^limmen folgen
tonnten nid^t ausbleiben: mo man fid^ überhaupt um biefe fragen
tummerte, (ebte man fid^ in eine {)eitöfid^etl^ett l^inein, mit bec ein
itneoangelifd^eS Seben im f(^ärfften SBibetfpruc^ ftanb. Sutl^et
l^tte tec^t, feine {Hoffnungen nur auf bie S^S^nb }u fe^en. SBie
bie 3uftänbe maren, muffte es Generationen bauern, bis mirliid^
epangelifd^eS geben im beutfd^cn 93ol(e gegrfinbet mar.
üuf SRelanc^tl^on machten biefe neueften (Srfal^ningen, mie
^on bie Vorgänge beS ^ofyct^ 1525 einen nad^l^Itigen (Sinbrudt.
®ie ganje (Sntmid(elung l^atte ol^ne Qtoti^d einen bem friebenS=
beburftigen C^umaniften unf9m)>atl^if(^en Verlauf genommen. (SS
ift fraglid^, ob er jemals Sutl^erS ©a^ DoO unb ganj anertannt
f^t, M{( es ba, voo baS Süangelium ge{}rebigt mirb, ni(i§t
ol^ne ftampf unb @treit abgeben fönne. 9ß5§renb man aUent-
balben ans übbred^en ober 92eubauen ging, tonnte er ernftlid^ ber
Hoffnung leben, bafe man bicfleic^t bie freie ^rebigt beS ®Dan=
geliumS erlitten tonne, menn baneben bie S^temonteen nid^t geänbert
mürben, ol^ne ftc^ llar ju mad^en, »ie menig baS nod^ ausführbar
mar. ®cm Sanbgrafen ^^ilipp riet er im September 1526, Don
'bzn alten S^temonieen fobicl als möglich, ja beinal^e adeS um beS
^ffentlid^en ^iebenS miden beftel^en ju laffen.
3eftt fönte er felbft ^ani anlegen, eine 9?euorbnung ber tird^=
lid^en ^erl^ltntffe in ben fäc^fifc^en Sanben anjubal^nen. äBaS
er ia in 2:l^uringen erlebte, beftartte in il^m bie Überjeugung, bajj
eS ber grö{)ten.@il^onung beburfe, baf) mand^S einftmeilen bleiben
muffe, maS eine gereif tere (SrtenntniS anberSmo bereits abgetl^n
i^tte, bajs CS in Dielen ©tudfen nötig fei, auf ben tieften beS
alten neu }u bauen unb eS bor aOem barauf antomme, burd^
eine nad^brudClicbe $rebigt ber Sujje in bem oeno^ten ißolte baS
®unbenbemuf(tfein ju medten, el^e bie eDangelifd^e ^eil^it aOfeitig
JU il^rem Steckte tommen burfte.
Unter biefem mefentlid^ pdbagogifd^en Geftd^tSpuntte finb bie
bamals Don Steland^t^on Derfaf)ten S3ifitationSartiIel ju beurteilen.
244 2)ie 8ifltatton9aTtilet
(Sine lateinifd^e SSpratbett, bie Don unbefugter fyvxi betdffentl^t
»arb, enegte grofted Siuffel^n, unb ma$ man jugleid^ t>on beüi
Setfal^en ber Sifttatoten erfüllt, oie fie bie SBuJie ge)>tebtgt
tviffen moQten, bot bem @<i^e(ten auf ben ^apft unb feine ^tieftet
toarnten, manc^eiS fogar miebet auftid^teten, »ad in 9[6gang ge^
tommen mar, gab Snlaf) ju aOerlei Cetebe. S)ie $a))iften txtum^
))l^ierten, ,,man trotte jurucf'', man moOe bie alte 83u|pro]cid
oiebet aufrichten. ®o ffird^tete man au<^ in ebangelifc^n Steifen.
@(^on am 19. Suguft muffte Sutl^er ®pa(atiu betul^igen: bie
fpätet fogen. Sifitationdattifei feien fe^t fii^ön, er »ünfi^e nur,
ba| fie fo, mie fie Dorlägen, aud^ jur ^uSfu^rung tarnen, ^uäf
ber fturfurft mar bebentlid^ gemorben. ^Id er am 30. (September
bie Steinfdgrift ber Xrtitel an Sutl^er jur S)ur<^fic^t überfanbte,
erflfirte er ed für ratfam, 9Re(and^t^on$ ^(udlaffungen über bie
92otmenbigfeit ber S3u|)e mit einem S^fa^ ju Derfel^en, ber ben
Unterfd^ieb Don ber römifd^en Seigre erläutere. Sutl^er fal^ bad
®anje mit Sugenl^gen no(^ einmal burd^, änberte aber nur
toenig, mol^l aud^ bedl^alb, meil eS äReland^tl^ond Arbeit xoar.
„Vlit Sbfic^t'^ fd^reibt er an ®{}alatin, „f^bc ic^ einiget nidgt
Derbeffert, bamit ed nid^t ald mein gunblein erfd^eint.'' ®oOe
eine gewiffe Uniformität entftel&en, fo ginge c5 eben nic^t an, baj}
jjeber auf feinem Jlopfe beirre. Unb ba5 äiü^men ber 8Biber=
mfirtigen, fd^rieb er am 12. Dttober, foQe man für nid^td achten.
(Sä l^anble fid^ je^t ja a\xä) nur barum, einen Slnfang ju ma^en
unb ben Samen auSjumerfen, fpätcr werbe man no(^ genug aus=
jujjäten l^aben.
3nbeffen brol^te ber Änftofe, ben 3ö§. ägricola oon (Siöleben
an äReland^t^onS Sludlaffungen nal^m, ju einem ernftlidEien Streit
unter ben (Böangelifc^en fclbft ju ffil^ren. ffiir »iffen ni(^t, »ie
meit etma gefrfintter (Sl^rgeij ober aud^ (Siferfuc^t gegen 9Relan(^:=
tl^on bie @d^drfe feines Sluf tretend beeinf(uf)te, (ebenfalls erregte
il^m beffen Sel^rmeife fd^mered Sebenten. tiefer modte, fi(^tlid^ im
j)&bagogifd^en 3wt^^^ff^r ^i^ ^rebigt bed (Sefefted unb ber unter
ben @(^red(niffcn bed ®emijfen§ ju erjielenben S3ufee unb bie
^rebigt bed ®oangeliumd, ald ben Ctuetlpuntt bed (Staubend, ber
jene jur SSoraudfeftung l^be, audeinanber gel^alten »ijfen. «gricola
S)iffeten} mit Sodann ^gricota. 245
meinte bagegen, ia^ bic SSufee au§ Siebe 5ur (Sered^tiglcit (Sotteö
^etDorgel^en mfiffe, fo bafe bet (Slaube Da5 primdre »fite. ®e=
nauer ift il^m ber Einfang be§ neuen 8eben§ roefentlit^ 8ifi§rung
über bie äBol^ltl^ten ®otte$, S9uf)e n^efentlid^ bcr Stampf gegen
bic bem (S^riften no(6 anl^aftenbe @ünbe, eine ^nfc^auung, bic
nur ju leidet ju einer gemijfen SSerfiaci^ung beS ©d^ulbbewufetfeinö
fuhren tonnte aber in bem S^^tereffe begrunbet »ar, ba^ ^dl
lebiglid^ auf bie göttlid&e ®nabe ^urucfjuful^ren. @r berief fid^
babei auf 8ut§cr, unb biefer §attc aflerbing^, um einer ge=
»iffermafeen felbftffic^tigen, nur au§ gurd^t üor ber ©träfe er=
»ad^fenen S3ufee unb um ber fd&olaftifd^en SReinung entgegenjutreten,
als fönne aus einer gerinflioertigcn, burd^ gurd^t l^erborgerufenen
S3ufee eine Sufee um ®otteö »iUett fid^ entwidfeln, in feinem „®er=
mon öon ber ^Bufec" (1518) unb öfter bie wal^re ©ufee au3 ber Siebe
JU ®ott abgeleitet, ©er grofee Unterfd^ieb »ar aber ber, bafj Sutl^er
bamit bie \>tix ©unber ftrafenbe ^rebigt be§ ®cfefte« nid^t au^
gefd^loffen »ifjcn »ollte, mäljrenb ?lgricola eine prinjipiefl anbere
Stellung jum ®efe^, namentlich bem ©etalog einnahm unb im
®runbe genommen feine Sßerwenbbarleit in ber ebangclifd^en ^re=
bigt unb Seigre leugnete, ©iefer leftte grojje Unterfc^ieb mar jebod^
laum nod^ l^erDorgetreten. Slgricola legte noc^ 9ßert barauf, mit
Sutl^er übereinjuftimmen, unb biefer mar geneigt, in ber ©ifferenj
mit SReland^tl^on mel^r einen SBortftreit ju feigen. Söei einer münb=
lid^en SBcrl^nblung, bic auf SBeranlaffung be§ Shirfütften ffinbe
3Jotoember in lorgau ftattfanb, lam es ju einer Sßerftänbigung.
SKan erfanntc ba an, bafe aflerbingS ein gemiffer ®(aube, namlid^
ber aflgemeine ®laube, bafe ®ott fei, brol^e unb ftrafe, baS pri=
märe fei, inbem biefer jur S3ufee gehöre; aber baüon muffe ber
erft nac^folgenbe ret^tfertigenbc ,®laube unterfc^ieben »erben,
unD menn man öom ®lauben fpred&e, fei tb^n biefer fpejielle
®laube gemeint. ®o »urbe bic ®ad^e auc^ in ben SSifitationS=
artileln gefafet.
aielottt^tl^on l^offte, ber bon il^m gcfc^äfete fd^arffinnige Siann,
ber, tt)ie man wiffe, eine gemiffe greubc an feinem gunblein ^be,
merbc fi^on einmal ber ©pi^finbigteitcn uberbrüfjig »erben unb
es einfe^n lernen, »ic nü^li^ aber auc^ »ie fd^»er eS fei, red^t
246 ^e Wfi\dtin 8i{itati0it9oTttfet
einfach ju leiten unb ftd^ bei ^{fungdfraft bet Stenge re<^ an=
jupaffen, mie er befttebt nxtr. Slbet barin hrrte er ft<^. 9Iut änfl=
»eilen (am bie @a(^e jur 9lu§e, um fpfiter um fo fd^ioaere Stumpfe
5u berurfai^.
(Srft na(^ langer Überlegung mürbe bie fragliche &fyA%
„Untenii^t ber S3ifttatoren an bie ^farrl^en im Shtifurftentum
}u Sac^jen" ausgegeben, unb fie ifl nid^t am menigflen ba=
burc^ wichtig, baf( fie bom C^ofe l^auSgegeben mürbe. SiS
jule^t l^tte man baran gednbert unb gebeffert, benn bie htrfurfl:
lid^en ätfitc maren fid^ ber Xragmeite ber ganjen @a^ bemul^.
ffienn j. C bie urf))runglid^ in üuSfit^t genommenen Sefiim=
mungen über SßerlöbniS unb (Sl^ beibe^lten morben lo&ren, fo
mfire man mit bem fogen. (aiferlid^en Steckte, melc^eS bie fano=
nifc^en (S^gefe^e in weit grdjterem Umfange anertannte, a(^ bie§
i^t gefc^el^en follte, in grof^en Sßiberfpruc^ geraten, infolge
befjen fa^ man babon ab. Sutl^d Sunfc^ mare eS aui^ ge=
mefen, ba| man in allen biefen fingen, um bem einjelnen galle
gerecht ju werben, ben (Sciftlid^en einen gröf^eren Spielraum ge=
laffen l^tte, nac^ il^rem (Semiffen ju entfc^eiben, aber er lieft ft(^
fiberftimmen. Unb eS mar fc^on biel, baft man barauf einging,
einen ^affuS auf junel^men , ber benjenigen, meldte in il^em (Se=
miffen nodg ntc^t feft genug maren, um baS Slbenbmal^l unter
beiberiei ®eftalt ju feiern, noc^ einftmeilen ben (Smpfang be§
@atrament$ unter ber (Seftalt bes S3rcte$ geftattete.
S)ie ganje ®d^rift l^t uberaO ^nfangfi^uftanbe im ^uge. Um
in ben Stopfen ber Ungele^rtcn teine S3ermirrung äuflommen ju
laffen, fud^te man fid^ in ®itte unb Sel^rbe^nblung an baS ^er-
gebrad^te anjufd^lief)en unb überlief eine tiefere eoangelifc^ ®run=
bung einer fpfiteren, aus ber ^rebigt beS (SoangeliumS fid^ bon
felb^ ergebenben (Sntmidfelung. i)aS mar gemift meife, ebenfo,
baf( man bor QanUn unb Streiten unb bem @d^lten auf bie
SlnberSgläubigen marnte, aber gar oieleS mar bem SRiftberfidnbniS
ausgefegt: fo tonnte ni(^t nur bie 93etonung ber guten Sßerfe,
unb ber 92otmenbtg(eit ber Sufte, fonbem aud^ ber Sunfd^, ben
S9ann mieber aufjurid^ten, bei benen, bie nur bon (Sinjelnem l^Sr^
ten, Änftofe enegen. 3^^€wföDS voax eö eine bittere Änerfennung,
Sutl^cr« ©orrcbc baju. 247
baf) man am öfietreic^ifd^en {)ofe bereits auf Stelanc^tl^onS K6faa
rcd^itete unb i§m butd^ 3öi&. tJabcr eine SteUe anbot. Stod^
gtSfeerett Sinbrucf aber mod^te e« in weniger unterrid^teten Jtreifen
ma^en, ate berfelbc gaber, inbem er böiwillgermeife Sutl^er bie
aSerfafferfd^ft unterfd^cb, noc^ 1528 biefen in einer umffinglid^en
@(|rift auf ®runb ber ^ifttationiSartitel in SBiberfprud^ mit ftd^
felbft }u fe^en fud^te. Sutl^er l^tte gemif^ manches anberS 0cfcif)t,
übet er l^atte feine ®runbe, bie @d^rift ju biUigen unb fd^rieb
fogar, »ie ber fturfurfl eö »ünfc^te, eine Sonebe baju. ©ringenb
not fei es, baS leiber in 33er faß gekommene, bon atter«l^er in
bet Slir(^c befte^enbe „Sefud^Samt'' mieber aufzurichten unb ber
3crftreuung unb S^^ff^w^^^W ber Sl^riftenl^eit abjul^elfen. Aber
rneit teiner baju berufen fei ober gemiffen JBefel^l l^abe, §abe man
fi4 um gemi^ ju gelten, an baS allen S^riften gebotene „%mt
ber Siebe" gehalten unb ben ßanbeSfürften gebeten, »oju er als
^nl^ber ber meltüd^en Obrigteit nid^t oerpflid^tet fei, aus d^rift^
lid^er Siebe ?Sifitatoren ju befteöen, welcher S3itte er nad^gelom=
men fei.
S)ie C^erauSgabe ber ürtitel begrünbet er mefentlid^ mit ber
üblen 92ad^rebe ber ®egner über baS, maS gefc^el^en. StS
fttenge ®ebote foUen fie nid^t auSgel^en; baS l^ief^e neue ^äpftlid^e
CefretaleS aufmerfen, fonbern als ^rCine ^iftorie ober @efd^i(l^te,
baju als ein S^ugniS unb SelenntniS unfereS Glaubens", — l^ier
toirb biefer ÄuSbrudf »ol^l baS erfte SRal im eüangelifd^en ©inne
gebrandet — aber Sutl^er lebt ber ööffwwwflf *>öfe Qß« frommen
unb frie^famen $faner, benen baS Süangelium geffiOt, unb bie
mit ben SBittenbergern einmütig leben moOten, ,,fid^ miUig fok
d^cr aSifitation unterwerfen unb berfelben (gemfife) fiieblicft leben
werben, bis baj} ®ott ber l^eilige ®eift SeffereS burc^ fte ober
bur(^ uns anfange". Sie aber aus Stutmitlen ober Sigenftnn
„ein fonberlic^eS machen moQten", bie muffte man ftd^ fonbern
laffen, »ie bie Spreu toon ber Jenne, aber au(§ ber gurft l&obe,
menn eS il^m gleid^ ni(^t befolgten ift ju leieren unb geiftlid^ ju
regieren, als oeltlid^e £)brig(eit bie $flid^t, mie einft ftaifer 9on=
ftantin ju 9?icäo, 3iotten unb 3»i^ttad^t ju Detl^inbern.
Offenbar na^m ber Shirfurft in feiner fd^on erwfil^nten 3«=
248 Stellung M Jturfärlkcn. Inffinge bcr Siritation.
fituttion für bie Cifitatorcn in biefer ^age einen etioaS anbeten
.^tanbpuntt ein a(d 8ut^. ^enn et l^nbelte ubetaQ ftaft fänec
fätfiUc^en (Bemalt, unb in ni(^t wenigen fünften erinnert ia^
t)on i^m gefotbette Suftteten feinet Sßifitatoten an bie Missi ber
t|eottatif(^en C>^ttf(^ft Statin bed (Btofien. £af| fid^ bie Qinge
anbetd anliefien, a(d et eS gemunfc^t, baf) bad 3^eal einet (Setneinbe,
bie fi(^ (ebiglic^ aud bet SRenge bet an bad QDangeliunt glaubenben
in fteien gotmen aufetbaute, in unabfe^bate ^eme geritcft »utbe,
koitb Sutl^et am »enigften entgangen fein, ^nnoc^ mar er bcm
Shttfutften bantbat ffit fein 9}otge§en. dx roax nid^t ber 9{ann
banac^, leeten Realen nac^jul^ngen. Unb bad ptattifc^e Se=
butfnid fotbette Dot aDen S)ingen 3u(^t unb Drbnung, bie auf=
jutic^ten bet Sanbedffitft aDein bie Stacht l^tte. Sßie bie S)inge
lagen, fc^ien ed nut fo möglich, aDmfi^Ud^ eDangelifc^e^ Sl^tiften=
tum ju {)flan}en. S)aju fam ffit Sutbet bie ®etingfd^5^ung aOer
SSetfaffung^fotmen ; »enn nut bad (SDangelium geptebigt würbe,
ttat fiit i^n oQed Übtige jutud.
Sie (utffitfitic^e ftommiffion l^tte mfi^tenb beS @Dmmet^
1527 nic^t Diel auSgetid^tet. Staunt btei tptingif^e Smtet
l^ttc man butd^genommen. Set Sudbtu(^ bet $eft, bie ^kt-
lanblungcn übet bad SSifitationdbud^ unb nid^t am menigften
bie ©c^mierigteiten, bie fid^ immetmel^t jeigten, berjögetten bie
gottfeftung be^ Untetne^men«. ©ic ©etic^te Spalatin^, bet
bid an fein SebenSenbe bet aSifitation feine Sttfifte mibtnete, i
laffen ertennen, meiere taufenbetlei gtagen bie DetmidCelten tit(^ '
lid^cn aSctl^oltniffe ^etDoniefen. (5ö mar fein ffiunbet, ba|
bie matetieQe gtagc obenan ftanb. (S^ muf|te in ber %fyit
immer bie etfte gtage fein, moüon bet ^fanet, bet ba§ ©Dans
gelium Detfunbigen foOte, erl^alten metben tonnte, nac^bem \o
t)iele§, ma3 baju beigettagen, in SBegfaQ getommen mar- SBet
foDte bie ©aupftid^t ffit ttit(^c, ©cbulc unb ^fatte uberae^men?
SRan fanb ®cmeinben, mo fo gut mie gat fein Äitd^enüetmSgcn
ba mat, unb mo aud^ beim beften SBillen, bet bo(^ feiten t)ot=
l^nben mat, bie SRittel }ut S)otietung fi^ nid^t bef(!^affen lie|)en.
^Daneben gab ed anif fteilic^ l^iet unb ba fiberfluffige, mol^lfun-
biette 9'\xä)tn unb ffapeQen, namentlich aud^ ftaplaneien auf ben
^irttation. Sutl^etS (SrfranCung. 249
tutfurftlid^cn ©d^Iöffctn, beten ©ntunfte mä) bet SKeinung ber
SBiptatoten ol^nc ©d^aben jur ^aftoticrung bct ®emeinben benu^t
wctbcn tonnten, ä^mlid^ lagen bic äJer^ältniffe auf üielcn Hertens
fxfecn, beten Snl^abet jeboc^ ba§ Siedet, übet il^te geiplid^en ®tif=
tunflcn 5u Detfugen, füt fi^ felbft in «njptu^ nal^mcn. ®ie
abetigen C)etten unb %itd§en)}attone mad^ten ubetl^au))t, tt^ie beteit^
bemetft, bie meiftc 9?ot. 3la^ einem SJctid^te ©palatinS au5
bcm C^etbfte 1527 wollten fte Dielfad^ too^l infolge bet i^nen ge-
mad^ten matetieUen Butnutungen bie ^ete^elid^ung bet ®eiftlid^en
unb bie ©penbung bes Slbenbmal^lS untet beibetlei ®eftalt nid^t
gefiatten. ©ne gtofee ©d^toietigteit blieb aud^, unb 5wat füt lange
Seit, bet SKangel an (Seiftlid^en. au§ allen (Segenben ©eutfd^
lanbd bat man fiutl^et um @mpfel^lung oon (Seiftlic^en. ^n SBitten=
betg l^offtc man noc^ am etften fold^e ju finben. Äbet bott wat
es (aum anbete als in anbeten ®egenben. S)ie Qa^ bet ©tubieten^
ben »at jwat im ganjen wiebet etwas gefticgcn, abet im SBintet
1526 auf 27 waten nut 12 neue eingefc^tieben wotben. 3Jod^
im näd^ften So^^i^^^t tom eS oot, bafe man ©eiftlid^e oom ßanbe
fottnelömen mufete, um wenigftenS bie ©täbte ju üetfotgen.
©aS waten ttautige »uSfid&ten füt ßutl^ct, bic wol&l feinen
SSlidt ttüben tonnten. Unb bäS ganje S^i^t 1527 wat eine 3^it
fd^wetet 9?ot unb üielet önfet^tungen.
3m Suni 1526 Ilagte et ^um etftenmal übet ©teinbefc^wetben.
®ie waten üotübetgel^enb wie bie ^etjbetlemmungen , bie il^n im
Sanuat 1527 befielen. (Stuftet wat eine Ätant|>eit, übet welche
99ugen]^gen unb SonaS Slufjeid^nungen machten, ©d^wete gei^=
lid^e ^nfed^tungen gingen üotan. ^n feinet ©eelenangft fd^idtte et
am ^otgen beS 6. 3uli 5u Sugenl^agen, beid^tete il^m unb lie^
fid^ abfolDieten. %m SRad^mittag tlagte et übet futd^tbates ©aufen
im fto))f unb in ben D^ten, baS i§m bon aufien ju tommen
fc^ien, unb fiel in eine fc^wete D^nmad^t. SlS et etwa^te, waten
feine etften SBotte: „C>^r wenn bu cS fo wiflft, wenn bieS bie
©tunbe ift, bie bu mit benimmt l^aft, fo geft^el^e bein SBifle!"
Sann betete et boll Snbtunft baS SSatetunfet unb ben ganjea
fed^fien $falm. SRan legte il^n aufS Sett. a3on neuem füllte
et feine Stt&fte betgel^en. ^n ben wad^en äRomenten beteitete et
2b0 (S^iocre JtrantMt.
fid^ 5ttm @tctben. (S^ f(^ien, aU ob mit bem SuSbrec^n ber
I5t))etli(^en Sttant^cit bte g^f^li^^ 6(^»fi(^e gemid^n to&xt. JBoD
^eube gebadete et bct am 9{otgeit et^ltenen Sbfoiution unb
betete }u feinem (Bott im ooOen Setouf^tfein, ba| er il^n »in bie
&a^i** gefä^rt ^tte. Sßad i^n j[e|t befonbetd bewegte unb »a^
et me^tfad^ audfprad^, mat, baf( bet {^en biete anbete gemutbigt
l^be, i^t i61ut fflt ba< (SmingeUum ju betgief^en, „aber ic^ bin'^
nid^t »ett, ed ge{d^e§e bein IBiUe", unb bann ttSftetc et fid^ »ie^
bet in feinet eigenen JBeife, nfimli(^ mit bem (Sebanten, bafc bet
(Soangetift St^^^nned, ^»bet aud^ ein gut ftatt Sbnif toibet ben
$apft gef(^ticben l^be'', nad^ (Sottet IBiOen ni(^t ben aRfitt^tettob
gefiotben fei. ^nftfinbigft fotbette et bie Umftd^nben jutn ®ebet
auf, liefs fi<^ feinen ftnaben btingen unb em))fa^l il^n unb feine
Stfit^e Um tßatet bet IBit»en unb SBSaifen. (Sd »at natutlid^,
bafs t^m aud^ feine Aufgabe unb bet Stampf, in bem et ftanb,
üot bie Seele ttat. „^ wk »etben bie Sc^mfitntet ein SBefen
antidbten na(^ meinem %o)>.** (St tief bie Umfte^ben ju 3^9^
an, bafi et feine Se^te fibet 9uf(e unb Sted^tfettigung nid^t n>ibettufe,
unb menn et einigen etmad }u ftei unb fd^atf gemefen 5U fein
fd^eine, fo teue i^n \>a^ nii^t, etttfitte et: „^i^ l^be je
niemanb atged gönnet, bad meifs (Sott." Sud^ in fein ^nneteS
Ue{i et bie Bteunbe fe^en. ®(^on am S){otgen nad^ jenet f(^tt>eten
Snfed^tung fagte et }tt Sugenl^gen: „Siele beuten, meil xif mi(^
}un)eilen in meinem fiufietlic^en SSanbel fröl^lid^ fteQe, id^ ge^ auf
eitel 9iofen. Sbet (Sott (ennet mein Seben. 3^ ^^ ^fi oetfu(^t,
mid^ etmad etnfiet unb l^eiliget ju ftellen. Sbet ®ott l^at eö mit nic^t
gegeben.'' %benbd etinnette et fid^ batan, »ie man bielf ad^ an feiner
^Sl^lid^teit unb feinet ju Seiten betben Stebemeife Diel Unftof)
nel^me, unb beteuette: „$in i^ ju Qixtvx leid^tfettig mit SSßotten
gewefen, bu mei^t ed, 0 (Sott, baf) i^ ed getl^n l^be, ben
Shtmmet bed fc^ma^en gleifd^ed ju jetftteuen, nic^t mit f(^le(^tem
(Sewiffen.'' ®o fpta«^ et übet bieletlei, »fil^tenb bie ©einen
k^oU ®otge fein Saget umftanben. %bet oer§filtni«mfif(tg f^neO
lel^tten bie Stt&fte hiebet. Unb et felbft l^ielt bie tdtpetlii^
fttanl^eit, bei bet man an einen leidsten @(^laganfaO beuten (önnte,
für t)iel unbebeutenbet ali bie geiftige Knfed^tung.
Seonl^arb ^afcr. ^ie ^efl in Sittenberg. 251
Über fi^niit^e Suftfinbe l^tte et bann äRonate (ang ju Kagen,
unb immer »ieber mp^a\)l er fid^ bed^alb bem ®e6ete ber ^eunbe.
3n jener ^txt erreichte il^n bie Äunbc bon bem mutigen 5Rfirtt)rer=
tobe eined eDangelifc^en ^rebigerö in Sat)ern, fieonl^rb ftfifer, ge::
»d^nlic^ Staifer genannt. 92a(l^bem ber S9if(^of Don $a(fau lange
t>tiitU\^ an feiner Setel^rung gearbeitet, mar er am 16. %uguft
1527 ju ®(^firbing Derbrannt »orben. Sut^er, ber i^m i^on am
20. 92ai einen Sroßbrief in feine Sefangenfä^aft gefc^idt l^ttc,
gab je^t feine ©terbendgefd^id^te l^erauS. SHe Kein lam er fid^
bem gegenüber üor! ®a feinte er fic^ banac^, toenigftenö jur
i£)filfte biefelbe (SeifteStraft ju befi^en. Stuf ber anberen ©eite
»ar i^m biefer SRfirt^rertob boc^ aud^ ein grofeeö 3«i^«n ^^
göttlichen (Snabe, ba« il^n aufrid^tete. ©tunben tieffter 3?ieber=
gefc^lagenl^eit »ed^felten mit fold^en frif(^en, frol^en ®laubenSmute$
unb feßen ®ottDertrauenS. (Seiftig unb törpetlid^ mube glaubte er
bie Sßaffermogen über fid^ jufammenfd^lagen ju fe^en, \>a\i er gar
nid^tS mel^r lefen »oute unb fc^on furd^tete, nic^td mel^r fd^reiben
JU tonnen, unb bann freute er fid^ bodb wieber feines guten ®e=
wifjen«, ber feften 3ut)erfid^t, bie er l^aben tonnte, ol^ne alle 3?eben=
ablichten unb ol^ne (S^rgei5 baS SSort ®otted Dertunbigt ju l^aben.
Unb gerabe in biefer 3^it ^^ren bie beften greunbe fern. 3«
ber ©tabt mar im Äuguft bie ^eft auSgebrod^en. ©ie Unioerfitfit
mar mie gemd^nlic^ auSgemanbert, bie^mal nad^ 'S^na, ebenfo
bie SRagiftratöperfonen, uberl^uj)t jeber, wer tonnte. Sut^er unb
Säugenl^agen, ber feine (Semeinbe nid^t Derliefs, waren faft allein,
aber, fc^rieber: ,,(£^riftuS iß ba, bamit wir nid^t aOein finb, ber
aud^ unter und über jene alte ©d^lange, ben äRörber, trium))l^ieren
»irb." 6r blieb, obwol^l ber Jhirfurfl i^n bringenb aufforberte,
mit SSeib unb ftinb au^ nai) ^tm ju ge^en. @o betl^tigte er,
mad er in einer ©d^rift auSeinanberfe^te, bie er (Snbe ©eptember
ober Anfang Dttober bem ^of). $>ef| in lOredlau wibmete: „Ob-
man Dor bem ©terben fliegen möge.'' (&^ gab Seute,
bie, weil ba« ©terben eine ©träfe (BotteS fei, fid^ ber jtobe«=
gefa^r ju entjiel^n, gerabeju für Unred^t unb ©unbe ertlfirten.
S^nen gilt bie ©d^rift jundd^ft. (S« ift ein groger Glaube, ber
fi(^ willig beugt, aud^ in Sobedgefal^r. %ber e« giebt aud^ ©d^wat^e.
252 ^Ob man ))or bem etttUn piclt^en mJ^t^"
9li^ttg ift, bafi ^rebigei unb ®eclf orger, um nt(^t äRktlinge ju
werben, menn il^rer nt(^t etma me^r Dorl^nben finb atö nottDen^
big, nic^t meieren burfen. S)adfelbe gilt k^on aDen Seamten,
ober toer fonfi in einem S)ienftDerl^ltnid fte^t. Sber aud^ ber
^ttt ift fc^ulbigr feinen ftnec^t ni(^t ju Derlaffen, ol^ne für il^n
}u forgen, mie benn überl^upt niemanb Detlaffen loerben barf.
^at jemanb teine amtliche ^fiic^t unb teine, bie i^n an beti 92ä(^^en
binbet, fo mag er ru^ig ge^en. S)enn ben Xob flicl^en i^ an
unb für fi(^ ni^td Unred^ted. SSer aber bleibt, ber foU bem
anbern l^lfen in (SottDertrauen unb fi^ nic^t grauen laffen. ^m
übrigen rät er, ja aQe SSorfid^tdmafsregeln ju bennj^en unb eifert
gegen bie .^^ummtu^nen", bie anftatt ber ffrantl^it ju meieren,
fie nur meieren, ober gegen biejenigen Stranten, bie ft(^, mie er berid^tet
merbe, au$ Sod^eit unter bie ®efunben mifd^en. Sieben biefen
feelforgerlic^en Ermahnungen finben fxä) aud^ prattifc^e, bejuglid^
red^tjeitiger SefteOung bed C^aufed u. a. Suc^ verlangt er, toenn
e^ richtig fei, mie man fage, bafc aud ben ®rfibem fünfte auf^
fteigen, bie 93erlegung ber SKrc^^öfe aud ber @tabt. S)aö mar
namentlid^ in Sßittenberg fe^r gerechtfertigt, »o ber ftird^^of mitten
in ber ®tabt lag, mo Xag unb 9{a^t nad^ Sutl^erS Angabe
92enf(^en unb %^iel^ barüber liefen, fo ba|) er nid^td meniger mar,
al« »aS er nad^ feiner SReinung fein foBte, „ein feiner, ftiller Drt,
Darauf man mit Slnbad^t ge^en unb ftel^en tonnte, ben 2:ob, baS
jungfte ®erid^t unb bie ^uferfte^ung ju betrachten unb ju beten''.
S)iefe SRal^nung Sutl^erd fanb, mad bier bemerft fein mag, bielen
Sintlang, SBittenberg erhielt fel^r balb einen ftir^^of oor bem
Xl^or, fie brad^te bem Sieformator aber aud^ Diel üble 92a(^ebe ein.
dr mill, fo l^ie^ e$, nun au^ no^ bie Xoten au$ ber 92fi^e ber
^eiligen unb $!ir(^en entfernen.
giir feine ^erfon l^tte er gar teine gurc^t üor ber ^efl.
S)ie t^rau bed ^urgermeifterS Silo S)ene ftarb beinal^e in feinen
Srmen. S)ie Stranf^eit fc^ien juerft milbe aufzutreten. (Enbe
SDftober mürbe es auf einmal fd^limmer. ^nnerl^alb jmeier
Sage }d^lte man }mölf Seichen. ßutl^erS C^ud felbft mürbe 5um
C)ofpital. £)ie ^au bed ^rjteS %uguftin @d^urff, bie au^ im
ftlofter »o^nte, erfrantte an ber ^eft, ebenfo jeigten fid^ oer=
¥efl. „^n fepe «arg ifl unfer ®ott." 258
feäc^tigc anjcid&cn bei einer ©d^weftet Don »atlftabt« grau, SRaT=
gareta toon SRoci&au, bie, »ir »iffen nic^t, unter »cld^en ^cr=
l^filtniffcn in ßutl^ers C>Qufc lebte. Jlud^ ber tlcine ^anö bereitete
f(i^tDerc ®orge. 3^^^^ \^^ ^^^^ ^&t^e i^rer @ntbinbung cnt=
gegen. Suf i^r laftete nid^t menige^, unb Sut^er felbfi füllte fi(^
noi) immer unfähig 5u arbeiten, „^on aufien ftam{)f, im Innern
@(^re(fen unb jmar fc^mere genug, \o fuc^t und S^riftud l^eim.
(&in Sroft bleibt, ben tt^ir bem mutenben ®atan entgegenßeOen,
nämlic^ \)ü% mir bad SBort ^aben jur Siettung ber ©eclen Der
® laubigen, ob er auc^ bie Selber üerfd^lingt.'' ®o fc^rieb er üoll
fd^merer ©orge aber boc^ mit ©iegedbemu^tfein am l. 9loDember
1527, in banlbarcr Erinnerung an ben gerabe „üor je^n ^^l&ten
jcrtretenen Jlblafe'', inbem er bem greunbe ?lm«borf sugleic^ mit=
teilt, bafe er biejer I^atfad^e bei einem irunte gebente. ©o
fonnte er frö^lic^ fein, ober, wie er fc^rieb, mif „beiben ©eiten
i^in getröftet", obmol^l er „bie ^anb be§ ^enn** auf fic^ laften
fa^ unb „bie ®emalt unb 8ip beS ©atanS" auf fi^ gerid^ttt
füllte. @d iß barum möglich, mie man oermutet l^at, ia^ er in
biefer 3«it fein ftampf= unb ©iegeSlieb „@in fefte ©urg ift
unfer Sott'' gebic^tet ^at, aber ftd^er miffen mir nur, bag biefed
Sieb, )u bem Sutl^er ber Xrabition nac^ au^ bie 9{elobie ge::
liefert l^t, fc^on im 3ö§te 1529 gebrudtt mar.
^n ben nfic^ften Sagen mürbe ed in Sut^erd Umgebung noci^
fc^limmer. S)ie e^rau bed Siafonud 9{örer, bie Don ber $eft befaden
war, ftarb bei ber ®eburt eined ftinbeS. 9{un Derlieg Sugenl^agen
mit feiner Familie baS oerpefiete ^fanl^auS unb jog ins ftlofter,
toaS fiutl^er atö einen 2:rofi für fid^ empfanb. Sm 10. Sejember
tonnte er bod S)an( bie ®eburt eines Zöd^terd^enS (Slifabetl^
melben, auc^ bafe grau ©d^urff unb SKargareta Don SKoc^au,
bie mod^enlang beS ®e^örS beraubt unb faft fpradgloS barnieber=
gelegen, gerettet feien. Ca bricht bei aQer ©orge bo(^ mieber ber
^umor ^erDor, menn er jugleic^ berichtet, \>a% er baffir fünf
©(^meine oerloren l^abe, unb bie O^ffnung auSfpric^t, bag bie $eft
mit biefcm Iribut jufrieben nun aufhören werbe, ©ie war in
ber Jl^at um biefe 3eit fd^on fo jiemlid^ boruber. ®ie S3urger
l^atten ft^ bon il^rcm ©^redten eil^olt, unb man l^örte wieber boa
Stent, «utl^er. n. 17
264 Jtranf^dt unb borgen. Qugen^agen.
C)0(^}ettcn. ^[ud^ einige @tubenten (ehrten miebet, — nur tDeitigc,
fiSr bie Sut^ lad, litten bei i^m oudgel^Hen, unb man l^offte,
baf( binnen turjem bie ganje ttnioetfitfit iurfidgete^rt fein »erbe,
eine (Srmattung, bie fic^ nii^t etffiflte, benn ^om^ teerte erft "An-
fong gebtuat »iebet iuxud, unb ^{eland^tl^on roax fogat erft im
8pri( hiebet in Sßittenbetg.
SBfi^tenb bed ganjen äBintetd ^örte Sutl^erd Sbfpannung unb
feine SRiebergefc^lagenleit nid^t auf. 9ud (einet ^dt feines Seben^
finb und fo Diele, anl^ltenbe ftlagen fibet fd^mere Unfed^tungen
etl^Uen ald aud biefen 9{onaten. ®ie maren für bie ^reunbe
ein (Segenftanb ernfier ®orge. 92an bellagte auäf, ba§ feine
arbeiten ftodten, mfi^renb eine 9lei§e nid^t )u Derad^tenber @d^riften
i^n berl&ßerten. ®ad empfanb 8ut|er felbft am fc^merftcn. aße=
nigftend ben ©d^mfirmern moQte er gern nod^ antworten. SBSol^in
er fa^, fc^ien nid^td atö Unl^eit ju bro^en. SBieberum l^örte man
üon neuen SSerfoIgungen in Dfteneic^, mehrere p4)tige ^rcbigcr
lub er einfimeilen ju fic^ nad^ Sßittenberg ein. %oQ Sorge fa^
er bem ;\unt gru^jal^r 1528 na^ Stegendburg audgef(^rie6enen
S*ci(^dtag entgegen. ®rft am 25. gebruar tonnte er an Sinf fc^reiben:
„SRein Satan ift auf ®uer ®ebet ctwad erträglicher geworben."
Sann fc^eint ed balb beffer geworben ju fein. Sic^erlid^ ftdirtte
i^n aud^ bie ffunbe bon ben gortfc^ritten bed (SDangeliumd, bie
in jener 3^it nad^ Säittenberg brang. S)amald ^Srte er, ha%
au^ bie 53cnetianer bad ©ort (SotteS annehmen woDten. 9?a=
mentlic^ aber regte ed ftd^ in berfd^iebcnen norbbeutfd^en Gebieten,
befonberd in ben ©tobten, benen ber 8lat nic^t mel^r langer bie
$rebtgt bed @Dangeliumd oerweigern fonnte. (Sd war (einediüegd
immer unb überall blofe ia^ religiöfe Sntereffe, ba« ben äudfci^lag
gab. SBie fd^on früher beobad^tet, oerbanben fid^ bamit üielfad^
politifc^e ^enbenjen, wooon bie gernerfte^enben freiließ wenig
ahnten. Unb mit SÜed^t fal^ man ed ald etwad ©roged an, aU
um biefe S^it, tro| ber (Segnerfd^aft bed ^^x^o^^ C^^inrid^, bie
®tabt ääraunfd^weig fic^ nad^ Wittenberg wanbte, um ^ugen=
l^agen jur (Srneuerung bed Stirc^enwefend ju erbitten. äRan ^atte
ben richtigen äRann gewallt, ©eine 93raunfd^weiger Stitd^enorb^^
nung, weld^e nad^ Annahme burd^ 9lat unb ©urgerfd^aft bie aBer=
Suti^etS «eteiUgung an ber ^fitation. %5
^tniffe xegelte, tft baS 93ot6ilb für Diele anbete getDotben, unb
bet treffliche SBittenbetgct Pfarrer, bcr, cl^ne .fid^ gerabe burc^
einen »eiten 16(icf auSjuieic^nen, boc^ ein l^erbonagenbe^ organi:
fatotifc^ed Satent befaj}, bürfte für bie geftigung eines georbneten
(SemeinbelebenS auf bem lut^erifc^en (Sebiete baS meiße getl^an
l^aben.
3m gtul^ia^r 1528 »urbe bie aSifitationSarbcit »ieber auf=
genommen, ^ber erft im ©pfitl^erbft tarn bie ©ad^e in (Sang.
Snjwifc^en »aren burc^ einen (Srlafe beä Äurffirften Dom 26. ®e})=
tcmber für ba5 ganje Öanb fed§§ aSifitationStommiffionen mit be=
ftimmtem (Sefd^äftStreid aufgefteQt »erben. %üx ben fturtreis mar
Sutl^er, für 2.pringen mieber äReland^tl^on atö C^auptDifttator in
SuSfid^t genommen, anfangs lub Sutl^r bie ®eifili(^en jum
SSerbör mi) SBittenberg, bann finben wir il^n auc^ in ber Ums
gcgenb. ?lber an einen ununterbrod^enen Fortgang feiner 83ifitationS=
arbeit mar nid^t ju benten. B^^i^^^i^ifl ^^^ ^^ mieber leibenb,
unb bie aSerttetung SSugen^agenS im ^Jfanamt, ber jcftt in C)am=
bürg eoangelifd^en ®ottedbicnft einführte, lieg il^n fd^mer ablommen.
(Sanj befonbers brfingte fid^ bie Arbeit um Dftern. Obmol^l
2ut§er fc^on im 3fl^re 1523 abgeraten, blieb baS ©olt bei ber
rdmifc^en (Semol^nl^eit , gerabe Dor SDftem ^u beizten unb jum
Sbenbmal^l ju ge^en. fiutl^er mugte in ber $rebigt baju erma^::
nen, bod^ auf bie Heine QafjH bon ®eiftlid^en Xudfic^t }u nel^men
unb auif anbere 3^^^^^^ 5^^ ftommunion ju mfil^len. Unmittelbar
nad^ Oftern befiel i^n bann ein heftiger ffatanl^, fo bafi er feine
aSorlefungen (über 3^fa]a) unb nod^ länger feine ^rebigten ein»
ftellen mu|te. 9ud^ ber SBittenberger $»aut)tmann ^. 92e^f4 ^<t^
»eltlid^e SRitglieb ber SSifitationStommiffion, mar bielfad^ ber=
l^inbert. Süperbem ergab fi^, ba|) bie gleid^jeitige Sbmefenl^eit
Sut^S unb Steland^tl^onS eine ernftßc^e ®d^fibigung ber Unioer^
fitfit jur t^olge §atte. 9{an moDte miffen, bag gegen l^unbert
@tubenten bedl^alb fortgejogen mfiren. S)arum mürbe S^'nc^ c^m
12. 9R&r} 1529 an Sutl^erS ®te(le berufen, boc^ l^at biefer nod^
bei ber SSifitation in 2orgau (Snbe ^vl unb Anfang SRai j^erfdn::
lid^ mitgemirtt.
liud^ im Shtrtreife ftanb es tro^ ber 9Uil^e ber Uniberfitöt
17*
256 (Srgcbniffe ber Sifitation.
nic^t bcffet ald anberdmo. Sie SifitationdprototoOe ieigen ein
überaus trautiged Cilb unb rechtfertigen fiut^erd Urteil über ben
tlfiglic^n Suf^^nb ber (Semänben unb über bie Säuern, bte „nW^
lernen, nid^ts toifjen, nichts beten unb nid^td t§un, aU ba{| pe
bie e^teil^eit mtfibrauc^en, o^ne ju beichten, o^ne 5U fommunijieren,
als ob fie uberl^au{)t Don ber 9teligion frei gemorben mären. So
l^aben fie baS pfipftlic^e ISefen Derat^tet, fo üerac^ten fie ba^
unfere'\ unb mit 9ie(^t ntac^t er bie ^^ermaltung ber papfHid^cn
Sifd)öfe bafur berantmortli^. (Sd mar nicbt baran ju beulen, fiberaO,
mie man beabfic^tigt, na(^ SRafigabe bed ^ifitationSbuc^S biefclbeti
firc^lic^en unb gottcöbicnftlic^en (ginric^tunflen ju treffen, ©ei bct
©leid^gultigteit unb Unmiffenl^eit ber ©emcinbefllieber wie bei
meiften älteren (Sciftlic^en, bie ftd^ auf afleö anbere el^er öcrftan=
ben als auf bie ^rebigt beS ffiorted ®otted, muf|te man ftc^ oft
mit bem ^derbefc^eibenften begnügen; mitb bod^ Don bent ^fonei
Don QlSnigt berichtet, bafi er Saterunfer unb ®Iauben nur mit
gebrochenen SBorten beten tonnte, bafur erfreute er fic^ bis na(^
8eip5ig l^in eines grofeen 9iufe« als Seufclsbefcbmörer. 3» S3arut§
unb ©ittcrfelb fanb man beifpiclSmeife bie gaffungStraft ber ®e=
meinbcglieber in religiöfen ©ingen fo geringfügig, bafj bie 85ifi=
tatoren beftimmten, eS fofltcn bie ^rebigttcjcie nur bem @Dan=
gelium SRattl^äuS entnommen merben. Sen C^^^uptmert legte man
auf bie Jtated^iSmuSprebigt, für bie je mif Sage ber SSer^ältnijJc
befonbcre Q^Un beftimmt würben. Äud^ bem ©c^ulmefen »ib=
mete man nicbt geringe ^lufmerftamteit. ^elanc^tl^on l^tte fc^on
im ^ifitationsbüd^lein einen 92ormaUel^TpIan mitgeteilt, l^atte obtt
in cinfeitiger Sßeife nur ^umaniftifd^e (Schulen im Suge. ®a=
gegen fuc^te ßut^er weiteren ©licfeS nic^t nur baS, loaS »ir beute
33oltSfd^ulen nennen würben, in Derl^eifiungSDofle ©al^nen 5U lenten,
fonbern ganj befonberS auc^ für (Srric^tung Don SRdbd^enfc^uUti
ju Wirten. (Ein fct)öneS S^ugniS feiner p&bagogifc^en SßeiS^eit i[t
ber ^lan für bie ©d^ule in Sorgau, ben er bei ®elegen]^cit ber
SSifitation in biefer ®tabt entworfen ^at.
Soweit wir Stunbe ^abcn, oerful^r man im aügemeinen iiem^
lid^ milbe. 3l\xx in ganj feltencn gäflen würbe unter ©erufunj
auf baS furftUd^e SRanbat wegen wibcifpenftigen geft^ltenS am
93ifuation. 257
alten ftultuS ober iregen {atranicntiereTifc()en 2!tcibenS auf %b|cgung
unb SanbcäDeTOcifutig cilannt. ^m (Scbicte toon ©timma bc=
cbac^tcte man fogat eine für jene Qdt auffaflenbe Joletanj. ®o
bebeutete man einem äuguftinet in ®rimma, ber fid^ nid^t be=
Ulkten laffen moDte, toenn et SRönd^ bleiben moQe, foQe ev an
einen Ott jie^en, mo er ©e^orfam unb Siegel galten tonnte, be=
willigte i^m 40 (Sulben au§ bem ttloftergut unb überliefe il^m
fogat, als er barum bat, einen nit^t unbebeutenben Jeil ber ^lofter=
bibliotl^ef.
®ah e§ a\xi) ®egenben, toic 5. ©. gerabe im Äreife ©rirnma,
wo e§ jiemlic^ gut geftanben ju l^aben fd^eint, \o war bod§ ber
®efamteinbru(f, ben bie öerjd^iebenen SSifitatoren üon bem 3"^^^^
bc5 ttird^cnmefen^ empfingen, ein fe^r fd^limmer, unb ben neu=
eingelegten ©upetattenbenten obet fldnbigen SSifitatoten ber cin=
jelnen Greife ermuc^fen grofee Aufgaben. Sillentl^alben flagte man
über bie Unbanfbarteit ber SSauern, aber auc^ barüber, ia% lein
(SeiftUc^er, fein gflrft, feine ^flic^t t^ue. ©arüber laftete fc^were
©orge auf gütiger. (Sr tonnte tlagen: „SKan jmingt un§, C)er=
fule^ unb aitla^ ju fein, fo fel^r liegt ber ganje ®rbtrei§ auf
unfern ©d^ultern." aber er liefe fic^ nid^t entmutigen. ^au§=
mann brfingte »ol^l eben auf (Srunb ber @rf al^rungen , bie man
gemacht, immer wieber barauf, bie gotteSbienftli(^en gormen fefter
unb beftimmter ju machen. Sber Sutl^er blieb babei, \ia% bie 3^=
fünft ba§ SRotmenbige fd^on üon felbft bringen würbe, fogar ba§
rrS^ften'S natürlid^ al^ «ft ber d^riftlit^en greil^eit. Sei biefer
©clcgen^eit (gebruar 1529) ^ören wir, bafe man in ber SBitten=
berger ffirc^e wieber eine fittanei fang unb jwar am SRittwod^ nad^
ber ^rebigt in beutfd^er ©prad&e, wobei bie Sl^orfnaben mitten
im ©c^iff ftanben. Slm ©onntag bagegen fang man fie bom @^or
auä nac^ einer anbcren Sielobie lateinifd^, wa§ nod^ immer al§
ia^ geierlid^ere galt.
®a$ wid&tigflc Slefultat ber SSifitation aber war, ia^ ßutl^er
bie Ifingfl befd^loffene Rated^i^muSarbeit jc^t ernftlic^ in angriff
nal^m. ©eine Anregungen in ber „beutf^en SReffc" waren nid§t
ol&ne gruc^t geblieben. ®ie arbeiten ffibbeutfc^er ^rebigcr, 3o=
Joannes SSrenj, Sad^mann, ait^amer u. a. werben biteft öatauf
258 !3)te (5nt|te]^ung ber ^atec^Umen.
)utu(f}uful^en fein. ^agUc^er ift bad bei einet tated^etifd^en Sr^
beit, bie ^o^. agticola fut feine Sd^ule in (Sidleben Derfogte.
Sut^d SeifaQ fanb fte nid^t, and) ni^t mad fonft an a]^nli(^en
S9u(^em »ie bie bielgebtauc^te ..Saienbiblia" Dotl^nben mar. Sa^
et na(^ Dielfac^en Sitlfitungen munfd^te, UKit ein ftatec^t^muS, ber
in einffiltigftet JBeife bie l^gebtac^ten 0<tuptfiud(e ^nfiix^ct Seigre
fut ben Untettic^t in Btage unb Sntmott jetgüebette.
„^^ bin mit bet O^tfteaung eines ftated^idmuS fät bie to^en
öauetn befd^fiftigt", fc^ticb et am 15. 3cinuat 1529 in einem ©tiefe.
%bet wfi^tenb bet Stbeit Detfd^ob fi(^ fein $lan. 2)ie SSifttation
mufste bie Qtlenntnid bcft£tten, bafc oot aQem bie ^faxtet unb
Sehtet mit bem ^tif^alt bed Statec^iSmuS befannt gemad^t metben
mußten, el^e man üon il^nen etwatten tonnte, baf) fie il^n i^ten S)auent
in bet tid^tigen SBeife ptebifltcn. ®o fc^ticb et benn junddjfl
nicbt fut bie tollen S3auetn, fonbetn fut bie ^fanl^enen unb jmar
juetft benienigen ftated^iSmuS, ben et felbft fpätct ben „gto^cn"
nennt, ©ic^etlid^ foQte betfelbe in &§nlid§et S&eife fut bie fiaic--
d^iSmuSptebigten als Sotlage bienen, toie bie ^oftiQe fut bie
(Süangelienprebigt ein populäres @eitenftüd( ju SReland^tl^onS loci
communes. tlm 3. SRätj metbete et^ciuSmann: ;,Z)et 9atec^is=
muS ift noc^ ni(!^t DoQenbet, mitb eS abet balb fein." ^ebenfaH^
wat fd^on ein 2;eil gebtucft, unb balb barauf mufe bet „® cutfc^e
Ratec^iSmuS", mie fein litcl lautete, bie ^rc|fe Detlaffen l^ben,
benn fd^on SKitte 9Rai arbeitete man in Statbutg an einet (atci=
nifd^cn Übetfeftung. äbct aud^ bet „»leine Äated^iSmuS",
ben Sutl^et üielleid^t fd^on nebenl^ec }u ft^teiben angefangen ^atte,
wat toenige SBod^en fpätet jut Ausgabe gelangt benn (Snbe SRai
finbcn »it fd^on ©putcn feinet Scnuftung.
SRit beiben moQte et nid^ts SReueS bieten. Sei ben alten brei
©tudten, „fo üon altetSl^ct in bet ©^tiften^eit getrieben wotbcn
finb", foU es jein ©cmcnbcn l^aben, abet mit (Stuft üettangt er,
bafi bie, meldte biefe nic^t miffen, nid^t ffit S^tiften gel^alten unb
nid^t jum ©aftament jugelaffen »etben foflen. 3« ^et Cottebe
ju einet fpätcten tluSgabe com 3^^^^ 1530 begtünbet et bie«
no(^ meitet unb menbet fid^ gegen bie SSetfic^tet beS ftated^iSmuS,
Inbem et il^nen fein eigen Seifpiel Dotl^<: obn^ol^l et Soltot unb
2)ie ^atec^i^men. 259
^rebiger fei, leie unb fpted^c et bod^^ t&gU(^ roie ein ftinb ben
ftated^iSmuS, üon SBort 5U SSort unb bliebe gern ein ®d^fi(er
be^ ftated^iSniuS. „"^^t iod) mancherlei 92u^ unb g-ruc^t ba^in-
tcn, jo uian'ö täglich liefet unb übet mit ®ebeuten unb Sieben,
nämlic^, ba^ ber ^eilige ®eift bei fold^em fiefen, Sieben unb ®t=
beuten gegenm&rtig ift unb immer neue unb me^r Si^t unb Sn=
hai)t baju giebt, ba^ eS immerbar beffer unb beffer fc^medt unb
eingeigt/' Öuf bie SBorrebe läfet er bann ben einfad^en Jeict ber
®cbote, be§ ©lauben^ unb bcS SSaterunfer« folgen, nur mit wenigen
<]^aratteriftif(^en änberungen, bie f^on feine frul^eren S6el^anblungen
ber alten Sel^rftücfe auf meifen. Sa^ ©abbatgebot l^at bie allgemeine,
jd^on im 15. 3a^tl^unbert nachweisbare gaffung, „bu follft ben geiet=
tag l^eiligen, unb wä^renb nod^ SBrenj unb ßac^mann in i|ren ttate=
d^iSmen an ber hergebrachten Einteilung beS ßrebo in jmölf Srtilel
fefll^ielten, bie auf ber ßegenbe bcrul^t, bafs jeber ber jwölf Slpoftel
eine SuSfage baju geliefert ^dtte, finben mir l^ier bie feilbem
iiblid^en brei ®lauben§artifel. ®ebote, Sßaterunfer, ®laube fmb
il^m bie „nötigften ©tucfe". äiber fd^on in ber ©c^rift üon ber
beutfc^en äReffe ^atte er Xaufe unb ©aframent jum ftated^i^^
muS ^iniUjsejäl^lt, unb fo fugt er je^t, meil eS fid^ gehöre, bag
man auc^ etmaS Don ben ©aframenten 5U fagen miffe, bie (Sin=
fe^ungSmorte Don Saufe unb ^benbmal^l nad^ ^arfuS unb ^aU
t^äuS l^inju. „Älfo ^ätte man überall fünf ©tfldte ber ganjen
d^riftliii^en Seigre, bie man immerbar treiben foQ unb Don SSort
f orbern unb Derl^ören." ®rft bann beginnt feine umfangreid^e ju=
fammenl^Sngenbe Siflfirung ber einjelnen ©tfidFe.
S)er ,,9leine Katechismus, für bie gemeinen $farr-
l^erren unb ^rebiger", beffen erfte Ausgabe mir leiber nic^t
tttel^r befiften, Derbinbet, mie betannt, mit ben jtejrteSworten foglei^
jene fernige (urje Srl&uterung, bie fc^on um i|rer ©prad^e unb
)}&Dagogifd^en ftlarl^eit miQen immer bie größte 16emunberung er=
regt l^at. SBie Sutl^er baS 93ud^lein benu^t l^ben moQte, jeigt
bie Überfc^rift für bie einjelnen tlbfd&nittc: „©ie jel^nSebote,
ber ®laube, baS Sßaterunfer, u. f. m., »ic ein f)auS«
Dater baSfelbe feinem ®eftnbe aufs einfaltigfte Dor^
Italien foll." Unb nod^ fc^&rfer als im großen ftatec^iSmuS
260 j{at(4ietiiue. Xrott^fi^Iein.
fotbeite ex, bafs biefe ©tficfen aud^ toittlii^ oon jebem (S^tiften
gelernt mfixben. SSei ed nic^t »oQe, bct foQe aQer 9le(^te ber
(^riftlic^en ®emeinbe Deiluftig gel^n, \a i,bem ^^apfi unb feinen
Dffiiialen baju bem 2eufel felbft l^eimgetDetfet fein*'. (Sltctn unb
C)auiSl^enen foOen il^nen (Sffen unb Xrinten üetfagen unb i^nen
anjeigen, bafc bet gürft folc^e tol^ Seute aud bem Sanbe jagen
»oQe. S)enn fe^t er l^insu, „mmo^l man niemanb jum ®lau6en
pingen foQ unb tann, fo foU man ioi^ ben C^ufen l^inl^Uen
unb treiben, bafs fie toiffen, »ad Stecht unb Unre^t ift bei benen,
bei »eld^en fie mo^nen. S)enn »er in einer ®tabt »eignen miQ,
ber jod bad ©tabtrec^t »iffen unb l^alten, bad er genief^en tPiQ-
®ott gebe, er glaube ober fei im ^cxitn für ftd^ ein ®^lt ober
ȟbe.''
Siuf biefe C>Auptfifide folgte, U)ie bad in ä^nlid^en S3ü(^ern
alte ®itte toar, im kleinen ftated^idmud ein SRorgen^ unb S6enb=
gebet: „Säie ein C>ouSüater fein (Sefinbe foU leieren morgens unb
abenbs fic^ fegncn", wobei ftc^ noc^ bie »ufforberung finbet, fid^ mit
bem l^eiligen ftreuj ju fegnen, bann baS ,,S6enebicite unb ©ratioS"
bor unb nac^ iifc^e, enblic^ eine „^au«tafel etlid&er ©prüd^e für
allerlei l^eilige ©tfinbe", b. ^. »ibelfpruc^e mit ßrmal^iiungen für
bie Pfarrer, bie weltlid^e Dbrigtcit, S^emonner unb grauen,
(Altern, ftinber u. f. m. unb jum ©d^lu^ baS S&ort: „@tn j[eber
lerne feine lection, fo mirb ed mol im ^aufe fton."
Ruberes »ie eine Slnmeifung jum Seid^ten, tarn noi) in fpä=
teren SluSgaben l^inju, bagegen ifi ed möglic^^ bafc fc^on bie erfie
SluSgabe als felbft&nbige Beilage ein neue^, fleineS ©(^riftd^en
ISutl^erd brad^te, toelc^eS ftc^ in ben 92a(^brud(en finbet. „Sin
Jraubüd^lein für bie einfältigen ^farrl^erren."
93ielleid^t l^at ^au^mann, beffen Steigung für lird^lid^e 92ormen
»ir tennen, bie SSeranlaffung baju gegeben. „®o manches 2anb,
fo mand^e ©itte", mit biefcn SSorten beS Sprichworts beginnt
er, um baran fogleid^ bie prinsipieDe Crtlfirung ju f^liefeen, bafe,
»eil Qod)itxt unb S^eftanb ein »eltlid&e« ®efd()äft fei, bie (Seifte
lid()en barin nid^tS ju orbnen l^ätten, bielmel^r jebe ©tabt il^rem
S3rau4)e folgen burfe, »ie man eS mit bem aufbieten unb fi^nlid^en
Singen ju Italien l^abe. ©aruber ju befinbcn, fei ©ac^e be« SlatS.
£tau6ü((ldn. 261
äBunfd^e man aber ben ©egen unb bad ®cbet bet ftirc^e, toaS er
bei ernften ß^riften üorauSfeftt, fo woDe er ftd^ nit^t entjiel^en
unb benen bicnen, bie mit il^m gleid^förmige äßeife galten tooütn,
um bcn üon (Sott gcftifteten ©tanb ju eieren, ©eine Meine 2:rau=
agenbe giebt baS gormular fiir jmei beutlic^ gejd^iebene öfte. ©a«
ctfte ifl bie eigentliche Jraunng ober (S^efd^liefeung , b. ^. bie @r=
Ilarung ber 92ut)turienten, mit einanber bie (S^e eingel^en ju »öden,
mit aiingewe^fe! unb bie barauffolgenbe an bie 3^wgen gerid^tete
SrUärung bed (Seiftlid^en, bafc er bie beiben al§ @^eleute jufammen=
^d^Uefie. ©iefen Jeil toerlegt er aU baS ffieltUc^c an ber gorm ber
®M<^Ue^ung bor bie SKrd^tpre. 3^ ^^^ bamit gefc^loffenen (S^e
lommt atö jweiter 8Kt in ber »ird^e felbft üor bem Altäre ber Segen
ber ftird^e unter ®ebet unb %$er(efung Don SBibelfteOen, meiere bon
ber Sinfe^ung ber &f)t, i^rem ®egen unb i^rem ftreu5, mie bon
ben ^flic^ten ber (Sl^eleute l^anbeln. ®o brad^te er, toa^ ber aa=
gemeinen ^nf^auung entfprad^, beutlid^ jum SuSbrud, bafs ber
®egen ber ftird^e nic^t bie @^e mad^e, fonbetn ber bereite ge=
jd^lofjenen ®l^e gelte. S)a| fic^ an bie S3er(efung beS S^rift-
loorteS ein SBort be$ ^farrer^ anfd^Uej}en tonnte, U)irb nic^t be=
jonberö er»fil&nt, aber 8ut|erd [eigene Jraureben beweifen, bafe
bies ublic^ mar.
SBie »eit bie l^ier em))fol^(enen formen U)irt(i4 in Sraud^
lamen, »iffen mir nid^t. ©inbenb waren fie fu^er nirgenbs.
Unb bie mancherlei Sird^enorbnungen, meldte ba^ ndd^fte S^^r^:
}e]^nt in beutfd^en Sanben §ert)orbrad^te, meifen biele Serfd§ieben=
Reiten auf. ©en ftated^idmud felbft l^at man mol^l balb in aOen
beutid^en (Sauen benu^t. S)od^ mürben bamit mi)t ade arbeiten
anberer Derbrängt. S)a§ mar audb (einedmeg^ fiutl^erd Sbfid^t.
SBad er modte, mar nur, ba|) man bie betreffenben C^aut)tftud(e aud^
mirtlic^ atö bie C>Auptpücfe bet d^rifUid^en Seigre bel^nbelte unb
bie Sufi^nb barin untermiefe. Unb bad l^t er erreid§t. greilid^
menn er genau ein Sal^r fpater am 20. 3Rai 1530 in einem
5troft|(^teiben an ben fturfurflen beffcn ßanb beSl^Ib greift, meil
(Sott barin fein SBort fo mfic^tig unb fruchtbar gemad^t unb
rrbie Suficnb l^eranmac^fe mit bem ftated^idmo unb ©d^rift fo=
mol^I zugerichtet, bajs bie jungen ftnfiblein unb St&gblein mel^r beten
262 ftatd^lemuB.
unb glauben unb teben tdnnen Don Sl^tifto", atö friil^r ade
Stlifitx, @ttfter unb Schulen, fo entfptad^ bied, mie bie fp&terett
Sifitationdbeti^te ergeben, tnel^t feinen Hoffnungen atö beu %^U
fachen. ^ l^at lange getofi^rt, bU bie Sputen einet langen
fitd^li(6en Cetwal^tlofung Detmifd^t waren. Unb Sutl^et ]^t no(|
oft barüber flagen muffen.
3. Kapitcf.
Der ftam^f tnit htn Hötnent itnb Bd^ioet^rn.
1526—1529.
Dft unb DtelmalS mar bie im borigen 9ap\ttl gefd^ilbette
ftiebl^e Ätbeit an bem Aufbau be€ neu cntflel^enben ®emeinbe=
u)efen€ burd^ mand^etlci gelobe geftört worben. ®ie xul^te feinen
tlugenblidt. Reiner Don ben alten ©egnern l^atte ben ffamt)f auf=
gegeben, neue waren l^injugelommen, unb mit jjebem Sage meierten
fid^ bic ©egenfä^e im eigenen Saget.
SBir erinnern un§ be€ bemutigen SBriefe^, »eichen öutl^cr
(oben ®. 223) an ffönig C>^w^i<^ VIII. bon Snglanb gerichtet.
Spät tarn er in bie ^ani be§ äbrejfaten. (gr brad^te iftm
fc^timme Sntmort ein. S)er englijd^e Sönig batte mol^l no(^
tocniger 33er[täubni§ für bie SRotioe ßutl^erö als C^^Q^fl ®eorg,
benn il^m fel^lte ber fittli(§e @rn[t. ^n feiner langen, mit ger
leierten ffiitaten üerbtämten (Srwiberung l^Äufte er bon neuem
©(i^md^ungen gegen ben üielfa^en Steuer, ber fic^ mit 9ied^t feiner
Sudler fd^ame, ber in üerbrec^erifc^em Umgange mit einer 92onne
lebe, bie SSauern erregt unb burc^ feine Srrlel^re laufenbe in bie
ig^öUe geflürjt l^abe. ©ie ganje Antwort war ein ^of^n auf 8u=
tl^erS berfö^nlid^en SSrief. SBon ben ®egnetn würbe er mit "^wM
begrufet. @mfer beeilte fid^, beibe ©d^reiben befanntjugeben.
©ie ©ad^e war ol^ne S^^if^l berbriefeli(§. «ber ßut^er fanb
fid^ mit ber löniglid^en Antwort, bie il^m ®eorg Don ©ad^fen
unter bem 21. ©ejember 1526 jufteate, fo gut ab, als eS ging.
264 Gegen ^nti4 VIII. ^olciiiit mit bcn 9{ömcrn.
St ^tte ubcrl^aupt gefc^toiegen , l^ätte man nic^t au^ bem Xitel,
^tn Smfet feinet Sudgabe gegeben, mie et meinte, f(^(ie|en fonnen,
aU l^be et feine Se^te toibettufen. dagegen ptoteftierte et in
feinet 8nt»ott ,,auf lt9 StSnigd 5U @ngellanb Saftet-:
fd^tiff". 8uf feine Seilte ttoj^e et Dielmel^t nic^t allein loiber
gutften unb Stönige, fonbetn aui^ mibet ade Teufel. 2>a6 et tl^ötic^t
gel^nbelt, etfennt et an unb fc^teibt in feinet betben SBeife : „^^
bin ein ®c^af unb bleibe ein ©d^af, bag i^ fo leid^tlid^ glaube."
8bet et beteut feine ^anblungd»eife ni(^t, benn fie fei bem @oan=
gelium 5u Sienft gefc^e^en, unb et fe^t fi(^ l^inmeg übet bie,
benen et einmal ju fc^atf, bad anbete 9Ral ju bemütig fei. 9tt(^
je^t fanben bie greunbe ju feinem @tftaunen, baf( et ju luftig
ge»efen. (Bmfet antmottete noc^ einmal jum Xeil auc^ im tluf^
ttage feines C^enn, beS OetjogS (Seotg, meil Sut^et aud^ auf ben
^anbel mit biefem jutucfgetommen mat, abet Sutl^et teerte f\ä)
nit:^t batan. 8lu(^ atö (Bmfet in bemfelben ^afyct eine Überfe^ung
beS 92euen 2eftamentd l^etaudgab, bie lebiglid^ ein an menigen
Stellen abmeic^enbed Plagiat bet feinigen mat unb bet Oerjog fie
mit einet auffälligen Sßottebe einful^tte, l^fillte et fic^ in ein t>0X'
nel^med ©c^meigen.
Sie $olemif gegen bie 9%0met ttat in biefet S^tt, obtpol^l e§
an l^eftigen Slngtiffen nic^t fehlte, (aufeet in ben biclen einjeln ge=
btudten ^tebigten) ubetl^aupt jutucf. Cad mat ^bfi^t, l^tte er
fid^boc^ üotgenommen, gegen bie ^apiften nic^t mel^t ju fd^teiben.
S^re ©efämpfung übetliefe et anbeten unb begnügte fic^, bie eine
obet anbete ba^in jielenbe ©d^tift mit ttdftigen Sßotteben ju be=
gleiten. 9Ro(^te nun (Sod^leud i^n aU fiebentöpfigeS Ungel^euet
fd^ilbetn obet fonft feinen ®eifet gegen il^n auSftofeen, et antmottete
nid^t. @^ fod^t il^n aud^ wenig an, aU jmei Seipjiget äRagifiet
but^ ä3ef(^impfung feinet gtau in fc^mu^igftet SBeife feine ®^
angriffen. Stuften bie anonymen ®egenf(^tiften üon il^m l^et, fo
l^ätte et ©ctbeS in nic^t minbet berbet SBeife bcantroottet. SRut ate
bet ©ifc^of 3ö§ann bon SKeifeen am 26. gebtuat 1528 ein gaften=
manbat etlie^, in n;eld^em et a\xd) gegen ben ®enuf) be$ 8benb=
ma^lS untet beibetlei ®eftalt eifette, fc^tieb Sutl^et eine gtöfeete
pclemif(^e ©d&rift, bie fd^werlid) Dot Cnbe beö 3^^^ etfd&ienen
„5Son bcibettci ©eftatt be8 ©afvamcntö." 26^
jcin mirb. ©ein „SScrid^t an einen guten greunb \)on
beibet ®cftaU be§ ©alramentS" richtete jidö äuglcid^ fleflen
anbete ®cgner wie 3«?^- fjabet. 3Rit ^umot weift er barauf ^in,
tt)ie Diel bie ^apiflen bereits Don il^m gelernt Sitten, felbft ^ur
@4)rift griffen fie, wenn es il&rem SRugen gelte. Unb wie Ratten
fic gelernt, bie greil^eit ju gebraud^en, fic^ il^rc ©tifter unb
$f löfter JU SRuften ju machen ! ©affir wollten fie fid^ bann baburc^
als gut päpftlic^ ftetlen, bafe fie bie ßeutc ju einerlei ©eflalt beS
©aframentcS jwingen. ©agegcn will er bie ©ewiffen ftärlen. Die
®egner geben felbft ju, ia^ niemanb roiffe, wer bie römifd^e SBeife
eingeful^rt, machen fid& aud^ anl^eifd^ig, auf einem Ronjil für grei=
gäbe beS Saienlelc^eS cinjutreten, alfo mufe eS bod^ red^t fein unb
bcm ffiorte ®otteS gemfife. Aber man glaube, mit ®ottcS SBort
machen ju lönnen, waS man wolle, unb berufe fic^ gegen baSfelbe
auf bie ®ewalt ber Rirc^c ®cbotc ju geben. 8lud^ biefe fßnnten
bie ©Dangelifcften tragen, baju wären il^re ©d^ultern noc^ ftart
genug, „aber baS ift ber ^aber, bafe fie uns nic^t wollen ®otteS
SBort unb bie l^eilige ©d^rift frei laffen, fonbern jwingen unb
brdngen uns, wibcr ®otteS SBort ju lehren unb ju tl^un. ©ar=
über l^ebt fid^'S, bal^er fömmt'S, bafe wir auf unferc S3eine treten
unb fcften bie C^örner auf. Unb weil fie uns nic^t wollen ®otteS
SBprt laffen l§alten, fo wollen wir au(^ nic^t ein ^aar breit l^alten
adeS baS, waS fie fc^en unb gebieten ; weld^eS wir f onft aQeS getreu
l^iclten, wo fie uns ®otteS SBort liefeen". ^n^^wer wieber berief
man fic^ für baS SRed^t, ber Rird^e ©aftungen aufjulegen, auf baS
%^ün ber «poftel auf bem fogen. «DoflelfonjU «pg. 15. Über biefeS
Rapitel l^attc Cutter fc^on im 3a^re 1526 einen ©ermon ^erauS=
gegeben, ©arauf DerwieS er jeftt, fommt aber noc^ einmal barauf
jurfidf. ®ic ^auptfac^e, fo fu^rt er aus, wäre bamalS gewefen,
bcn 3;rabitionen unb auffäftcn ju wel^ren, beSl^alb l^abc man be-
fd^loffen, baS ®efeft SKofe ben 3fi"9«tii ^«^ ^^^ O^ibenwelt ni^t
aufjulegen, fonbern fie ju lehren, wie fie ol^ne baS ®efeft burcft
ben ®lattben feiig würben. ®ie anberen ©tudfe, bie man be=
fd^loffen, finb, weil [\c fonft wiber baS erfte wären, nid^t als
©efeft ausgegangen, fortbern finb auf bie Siebe gerid^tet, in Mi-
fid^t auf bie ^VLitn; barum finb fte aud^ fpäter, als biefe 8*udfr4t
266 f>ct)og Ocorg. gc^bc mit (StoSmu«.
unnötig mürbe, foitgefaHen. ®ol(i^e auf bie Siebe gerichtete
ea^ungen, 3. O. aud^ ^eiligentage, gaften, wenn )ie um bet 8ie6e
»iQen gefotbert »erben, unb leine ®finbe ober 9Iot bed ®e»iff€iii
barau6 gemad^t mirb, lann man fid^ gefaUen laffen. 9htn giebt d
aber ©inge, bie ftradt« »iber ©otteö ©ort finb, barunter bic
@a|iung Don einerlei ®eftalt be6 ®a(rament$, ba gilt (eine Siebe
ober S)ienft, benn ba6 l^ief^e miber (Sottet Sßort l^nbeln.
©iefe Sd^rift {(^ien ^ct^oi dkorg bebeut jam genug, um eine
®egenf(^rift ju fcbreiben, bie er an (Bra^mud jur SSeguta^tung
fd^idfte, f(^lie{(li(^ aber boc^ nid^t erfd^einen lie{(. Suc^ anbere, »ic
(Sod^leud, S)unger6l^im , Stenfmg tieften ®egenf(^riften au^el^.
Sutl^er (ummerte fi(^ ni(^t barum, unb fie »urben aud^ fonft (aum
beachtet. t>a€ mar überl^aupt bie ftlage ber Sltglfiubigen. 3^
teiner S^t mar man il^rer ©d^riften, bie in geiftlofer SBeife immer
nur basfelbe Dorbrad^ten , mel^r mübe, aU gegen Snbe ber jman-
jiger 3a§rc.
(BröfjereiJ Sntereffe erregte nur nod^ bie furje gortfe^ung ber
ge^be mit (Sradmu^. ®einc (Sntruftung über Sutl^r^ @d^rift
,,Dom unfreien SBiden'' mar eine maftlofe unb mod^te bur^ einen
und ni(^t erlittenen S3egleitbrief Sutl^erd erl^ö^t fein, ^fonbers
t)er(e^ten i^n bie ^ormurfe beiS (Spi(ur5idmuS unb ®feptiä6mttd.
dx begnügte \\i) nic^t, gegen Sutl^er eine überaus l^eftige ©egen»
fd^rift ju f(breiben, Don ber ber erfte teil fc^on im April 1526 in
SBittenberg befannt mar (ber jmeite Jeil erfc^ien ein ^a^x fpfiter),
fonbcrn aucb beim Rurfurften Rlage ju führen unb auf bie faifer=
lid^en (Sefe^e gegen bie 93erfa[{er Don ©d^mfi^bfid^em J^injumeifen.
92atürli(^ o^ne jeben (Erfolg. äRelam^tbon glaubte bei Sutl^
einen «iuöbrud^ ungeftumer O^ftigfeit befürchten ju muffen, aber
biefer l^atte an be§ (graSmuS ÄuSlaffungen gar fein Sntereffe
mel^r. SBod^en Dergingen, el^e er ficft baju entfd^lofe, bic (Sd^rift
beSfelben uberl^upt in bie ^ani ju nel^men. (Sr mar für il^n ein
abgetl^aner äRann. Unb biefer l^atte, menn man il^n aud^ laum
noc^ mit einigem ®(^ein für einen Sutl^eraner ausgeben {onnte,
nid^t einmal ben (Srfolg, feine tatl^olifd^ 9led^tgl5ubtg(eit allen er-
miefen 5U l^aben. ©eine ®egner in Sömen blieben unDerfö^nlid^.
3n Spanien, mo er ebenfo Diele »emunberer unter ben (Bebilbeten
@ra((niu9 unb O^attinara. ^ie Säufer. 267
l^atte »ic (Segnet unter ben SRönd^en, fonnte il^n nur ba« ©ntteten
Act faifetlic^en Ääte namentli(§ beS (Sattinata üot offt^ieUct 83er-
leftetung fd^uften. 3« «inem Jtoftf(^tei6en, welche« bet ©tofefanslct
am 1. Dftobet 1525 an il^n ti(i§tete, fptic^t et bejeic^nenb füt
bctee SRfinnet bon btei ^atteien, ben blinben Äni^fingctn be3
^apfteS, ben gleid^ blinben Stnl^iüngetn Sutl^etS unb benen, „bie nid^tö
fud^en ald (Sottet @]^te unb baS ^eil beS ®emelnn)efen$'', bet
Rottet be$ (Sta^muS, bie tok et ®attinata fclbft, jmat immer
bic ^attei bet ßutl^etanet untetbtudft, ja ganj au^getottet, aber
eben fo benimmt alle fonftigen Ü6el gebeffert ju feigen wunfd^e.
Unb eine fol^e ^attei, bie »ebet mit Sutl^et nod^ mit ben 8iö=
metn jufammengel^en moUte, mat aUetbing^ botl^anben. Unb nod^
meljt afö anbetsmo fe^te fi^ biefe Siittelpattei in ©eutfd^lanb
au§ 8euten jufammen, bie Don ben etaSmifc^en 9lefotmationö=
gebauten ausgegangen waten, ©ie S^^l betreiben, bie in bet
.^Öffnung auf ein StonjU abmattenb im ^intetgtunb [teilen mcQten
unb na4 bet gelobe Sutl^etS mit (StaSmuS unb bem Anfang eigenen
eöangelifd^en ffitd^entumS fid) Don 8utl^et§ SBett abfel^tten, tt?at
in gewiffen Steifen fi^tlid^ im 3une]^men begriffen.
3loä) gtöfeet »at fteilic^, o^ne bafe aud^ nut einet im Sieic^e
eine Sl^nung baüon ^atte, bie VCenge betet, bie man, mie Detfd^ie^
benen Schlages fie ani) maten, fc^on aUgemein mit bem 9{amen
3;fiufet belegte. 5Rid^t nut in bet @(^meij, »o man fie auf 83et=
anlaffung"3winflU3 l^att belfimpfte, fonbetu allenthalben au(§ irt
ben Dbetlanben tegten fid^ bie|elben. SBenn man Re in bem einen
Dtte untcrbtüdft obet üettrieben l^atte, taud^ten fie um fo jal^U
teid^et in bet 5Rad^batgemeinbe auf, unb ju 3«iten festen fie, j. ©.
in ©ttafebutg, ben (Süangelifc^gefinnten ^att ju unb btol^ten, bie
etft in bet Silbung begtiffenen eüangelif^cn ®emeinben ju fptengen.
3tt biefen teid^Sftfibtifd^en ©ebieten »aten bie gortgefd^tittenen
utttet ben Jfiufetn, bie witflic^ bie SBiebettaufe ootnal^men obet
fommuniftifd^e ®ebanlen auöfptac^en, boc^ nut feiten, bc^o
l^äufiget anbete (Stuppen. Unb mod^ten fie nun mit il^ten m^=
ftifd^=ffeptifd^en Jleigungen, wie bie ©ebilbeten untet i^nen, auf
eta8mif(^ett (Bebanfen fufjen obet, wie bie Dielen wanbetnben Oanb=
»etfet, Don bem ftanjisfanifd^en SebenSibeal etfuDit fein, il^te ?lb=
268 Scfen unb aebeutung bet nnftr.
neigung gegen bie ^opßtird^ »ie bie (StHingettfd^ toat bte gteü^.
fiel^teren »atfen fie befonberd fiu{(etU(^e9 (E^rifientum Dor, ein
$0(^en auf ben Glauben, mit bem t^r fieben unb 2:teiben in
SibeTfpru(i^ ftel^. (Sd ift (^ralteriftifd^ fät bie 3etfal^renl^t bet
^et^Uniffe, woran man bie Käufer ettennen moOte: n>er ftd^ mSg^
lid^ft einfad^ (leibete, — mit ^orUebe tofi^lte man graue 9Mc —
iid^ Don aQen Suftbatteiten fern l^ielt, einen in jeber Sejie^ung e^t:
baren ffianbel ju fül^ren \\xä)tc unb ici) niemals in einem 9ottt^
bienfte }u fe^en war, ber galt a(d Derbfi(^tig. Samen fie in rcli=
giöfe (BefpTfic^e mit (Büangelifc^en, fo jeigte ftd^ ber ^kgenfa;
fofort in bem ffiiberfprud^ gegen bie ®enugfamteit ber ^igen
®(^rift. S)er (&c\ft, bad innere ffiort muffe jeben erleuchten unb
feines Odiles gemi{( ma^en. Dies mar bei ben gröfiten 9kr=
fd^iebenl^citen im einzelnen baS aQe Derbinbenbe Canb.
Vlan weift l^eute, welche Sebeutung für bie (Sutwicfelung ba
beutfd^cn 9leformation biefe neben^Iaufenbe Bewegung gc^bt ^t
auf Sutl^er jelbft machte fte (einen befonberen (Sinbrucf. ^ei=
ii(b wu{(te er au(^ wenig genug baDon. ^ur ®a^fen fam fie
bamals faum in Setra^t. SßaS Sutl^r baoon üemal^m, war
SinjelneS, jum Zeil UndareS. Die ®terbenSfreubigfeit tl^er
9{&rtt)rer erregte feine S^erwunberung, aber er ))ermo(^te fie bei
ben Seugnern beS @a(ramentS wie Suguftin ben Donatiften gegen=
über nur auf fatanifdben @inf(ug jurucfjuful^ren. Sßie anberS fd
bie rubige ®elaffen§eit berer, bie um beS (SoangeliumS tbiQeti gc=
fiorben feien! Das bange (Sntfel^en, weld^eS fo Diele angefic^to
ber jal^lreicben @onbermeinungen erfuQte unb mannen bie römifc^e
Uniformitfit jurudwunfc^en lief), war il^m Dddig fremb. »ffienn
man f priest: eS finb Diel ®etten, eS ftnb Diel ätottereien loibcr
baS @Datigelium, unb ift ju bcffirc^ten, baS @Dangelium merbe
untergeben. Sieber, la% fte gc§en, {te werben mir nid^t über ben
6pru(^ fpriugen: 3wba wirb gel^olfen werben unb S^rael ftc^ct
wol^nen.'' 3^ ben S^i^^n beS SriuS wären taum brei Sif4>dfe
gewcfen, bie rec^t prcbigten, unb aud^ ju unferer 3^* »^be man
wie bamalS bie ®ott^it Sl^rifti leugnen. „Dennocb lebt (S§riftu§,
unb fein ^txäf ftcl^t feft." DaDon fprac^ er unter anberm in
felfenfefler 3wDerjt(§t auf ben cnbli(§en ®ieg (S^ripi unb feinet
9ieid^e$ in imei fc^Snen am 18. unb 25. 92o)). 1528 gel^aUenen ^te^
bigtcn. @te erf^ienen im nac^ften ^al^re unter bem ^itel: ^®ine
@piflcl au§ bcm ^topl^ctcngcrcmia Don (El^tifli Sicid^
unb d^tiftlid^cr grciJ^cit". ®ie fflagcn bct greunbc über
bic Umtriebe bet Säufer beantwortete er nur mit SBarnungen unb
mit ber alten SRal^nung, bie l^erumjiel^nben $ro))^ten ju fragen,
»er fie jum ^rcbigtamt berufen.
®ie, welche fid^ ujcgcn ber Äinbcrtaufe bctummerten, belcljrte
er in einer ^oftiüenprebigt, bie bereits im Saläre 1525 gebrudt
xoax: „@umma, ber Jtinber 2aufe unb Sroft ftel^et in bem SBort:
Saflet bie JKnblein ju mir lommen.'' ®ann liefe er unter einer
gfiöe üon (Sefd^fiften im ^a^xt 1528 ein ©(i^riftd^en .83 on ber
aSieber taufe" auSgel^cn. Sine birefte anfrage l^tte il^n üer=
anlafet, nid^t minber bie 21^tjad^e, bafe 93altl^far ^ubma^er, ber
frühere Pfarrer Don SBalbSl^ut fi(^ in einer feiner ©d^riften auf
il^n berufen.
(fö finb nur wenige fünfte, bie er l^erauSgreift, auf ®runb
ungewiffer Runbe, wie er felbft fagt, aber feine ÄuSlaffungen finb
öon weittragcnber SSebeutung. 3Rit @ntfc^ieben]^eit erflärt er fid^
mie ftül^er gegen ba§ Siorben unb SSerbrennen ber Jäufer: man
fülle jeben glauben laffen, wa§ er woHe. ©ofern jene nur im (8lau=
ben irren unb nid^t baneben aufrü^rerifd^ finb ober fonft ber Dbrig=
feit miberftreben, l^ätten [xt \a genug ©träfe an bem ewigen geuer
in ber ^öQe. ^ßieber ®ott, wie balb ift'S gefd^el^en, bafe einer
ine wirb unb bem Teufel in ©tridt fäOet? 5Rit ber ©d^rift
unb (Sottet SBort follt man fic^ meieren unb wiberftel^en; mit
gcucr wirb man wenig ausrichten.'' ©r mar wol^l unterrichtet,
wenn er bemerft, bafe etliche bie SBiebertaufe üornel^men, um bem
^apfttum befio mel^r ju fi^aben. ®aS ift i^m 92arrenwer(. Senn,
banac^ müfete man aud^ bie ©d^rift unb baS ^rebigtamt leugnen,,
ober um ja nid^ts mit ben ungläubigen ^witti gemein ju l^aben,
aud^ baS Site 2;eftament fal^ren laffen. „9Sir fc^wfirmen nic^t
alfo wie bie Stottengeifter, bafe wir alles verwerfen, roa^ ber
^opft unter fid^ J^t." „i)en aRiJibrauc^ unb gufa^ foOten fie
uns IpFelfen Verwerfen, aber ba litten fie nid^t grofee (Sfftt baüon.''
Sann wenbet er fid^ ju ben (Sinwurfen gegen bie ftinbertaufe.
Stoltt, SntHv. n. 18
270 IHnbettiiife.
San rnoüt untet Setufung auf 9latL 16, 16 nut \o\i)t taufen,
bie mxüxäi glauben: abet wx fann bad ettennen: „&WLb fie nun
)u (Mttent iDOtben, baf( fie ben Seuten in4 ^^ fe^ Idsnen,
oh fie glauben ober ntd^t?" Unb oie, menn bet Xeufel jjemanb
aufii^t, ba{( et bamatö nicbt re^t geglaubt l^be, atö et fuj^ »iä>ei=
taufen tief^? Sie oft tomme ed bot, ba{( bet, fc ba meint, er
glaube, ni(^t glaube, unb bet, mld^ betiweifle, am meiften glaube!
3ubem (ann niemanb ben>eifen, bag bie SKnbet nid^t glauben unb
bie Xaufe lann aud^ ben Stauben in bad SKnb bringen. 8ber
au(^ oenn ber Staube et»a erft je^n ^l^re nad^ bet Saufe tonte,
bftrfe man ni(^t mieber taufen, benn ber SRif^braud^ anbert an
ber (Sad^e nid^td. „<5olb mitb babut(| nic^t ®trol^, ob es ein
S)ieb ftiel^let.'' S)ie Saufe mit bem Sorte (Sottet bliebe, ouc^
»enn fie gemif^brauc^t motben ro&tt. @o l^&tten bie Zdufer au(^
nid^td gemonnen, oenn fie beweifen tdnnten, was fie nid^t Idnuen,
ba^ bie Stinber ni(^t glauben, aber l^inter bem ganjen ^edfe ber
^SBerfteufel'', ber biet k)om ®lauben \pttd)t, aber bas Sßerf meine,
UHid man auc^ an il^en ^ud^ten erlennen (dnne. i)er fefte @runb
ber Saufe fei nid|t mein (Blaube, fonbem (Sottet ®ebot, unb
»enngleid^ fein (Slaube ba mfire, fo nfi^e fie tooffi, bem Uti=
gläubigen nichts, aber fie fei barum bo(^ red^t unb gemif), benn fte merbc
DoUjogen, »ie ®ott fie geboten l^t. 92un tonne man jmar feinen
@püii) anful^ren, ber mit ^Qen, tlarcn SBorten fage, baf( man
bie Äinber taufen foDe, »eil auc^ fie ben (Blaubcn l^aben, aber
aud§ feinen bagegen. S)a nun ben ftinbem burc^ bie Saufe, faQ^
fie unrecht märe, ni(^t gefc^abet mirb, mol^l aber im anbent ^aU
burcb Unterlaffen ber Saufe, fo »5re man fd^ulbig an aßen
JKnbem, bie ol^nc Saufe berloren ge§en. ®abei legt er aud^ einen
gemiffen SBert auf bie Srabition, ben guten, alten SSraud^, an
meld^em man ol^ne l^eden @(^riftgrunb nichts änbern foQ. Unb
(Sott giebt bad, maS er nic^t l^ben miU, in ber ®c^rift genugfam
ju ertennen. «ber biefer Srabitionöbcmeiö i^ für i|n felbfl öon
geringer S3ebeutung, benn er ift oon bem Slauben ber Stinber
uberoeugt^ unb bie Sl^atfad^e, baf( ®ott benen, bie atö ftinber
getauft feien, ben l^eiligen ®eifl unb grofee, IJerrlid^e (Saben oer=
lid^en §abe, bejeugt il^m aufterbem jur (Senuge bie Stid^gteit ber
iSatlftebt.' 271
SKnbeitaufe. Son bem, toad bie Siebertäufet aller @d^ttie=
tunflcn d^araftcripctt, il^ret ©cringfd^äftung ber Schrift ober »on
il^er Seigre Dom innem SBort, »eil et nod^ nid^tö unb aud^ jmei
^affxt f))dter (1530), atö er ju einem S3u^e bed 3»^^ SReniuS
gegen bie Sßiebertäufet eine Sorrebe fd^tieb, ^ielt er ^äf an
^njelnl^iten unb fal^ il^re Qk^Sfyxliäßtxt jun&d^ft in il^rem ^eim=
lic^n Sßefen, bann in ber (Srmartung eined irbifd^en Xeid^
unb in ber Hoffnung auf 93emi(^tung ber Unfrommen. Unb in
ber öorl^itt befproc^enen ©d^tift ertlärt er ben 3tttum ber JBieber=
täufer inbejug auf bie laufe für ertragli^er aU ben ber ©alra=
tnentierer, ba-biefe bie S^aufe ganj junid^te mad^en moQten, mfil^renb
jjene fie neu machen moQten. 3lx^t in ü^nen unb ni(^t in ben ^6=
mern fal^ er bie geffil^rlid^ften ®egner. Unb fo Diel toar rid^tig, Don
mel größerer Sebeutung für SBac^^tum unb Seftanb eDangelifd^en
(Sl^riftentums mar ber Stampf im eigenen Sager. —
8u(^ biefer Stampf l^atte teinen ^ugenblidC gemixt, aber er
l^atte einen anberen S^ratter angenommen. Sarlftabt ftanb nid^t
ntel^r oben an. fflnx mit äRül^e mar er in ben Xagen be$
Sauernfriege^ bem brol^enben Sßetl^ngni^ entgangen. S)er bran=
benbutgif(^ (SeleitSmann in grauten l^tte berdtS einen ^aftbefel^t
gegen il^n erlaffen. 8u$ ber C^eimat aufgefd^eud^t, manbte er
feinen S3licf mieber nac^ @ac^{en. ®d^on SZitte ^uni 1525
fanbte er bittenbe ©riefe na(§ SBittenberg. ©ann erfd^ien feine
^au perfSnlic^ bafelbft. S)emütig bat er um Sutl^d gurbitte
bei bem fturfurften. (St mar bereit, fi(^ Don bem 93erbad^te ber
Beteiligung am Slufrul^r ju reinigen, mie$ benfelben auc^ in einer
eigenen ©d^rift jurüdC unb legte Sut^ eine %tt SBibertuf feiner
Sbenbmal^tölebre Dor, unb biefer mar mitleibig genug, mirUid^ ffir
il^n beim Sturffirften einzutreten, gab aud^ feine „(Sntfd^ulbigung
beS falfd^n Säumend bed Sufrul^rS'' mit einer IBortebe l^au^.
S)ad enegte in mondän Streifen ni(^t geringe ^eube. W^r ber
Stntfurft mar nid^t ol^ne Sebenlen. SBittenberg mie X^fitingen
»urbe il^m unterfagt, baS nal^ Stemberg, mad Sutl^ Dorgefi^lagcn
^e, bedl^lb, meil bort eine na(^ Derfd^iebenen Sdnbem fäl^enbe
^eecftrajte Doruber ging. 9htr in einem ganj genau abgegtenjten
fkbiete in ber 91S^ SBitten»erg9 butfte (Soxlftabt ^ aufl^lttn. <ir
18*
272 Catlllabt €kitcaiiiott«ftteit.
50g oiebet na(^ 6egtena, fp&tec mäf Setg»t|. Vtan bcoba^tüt
ifyx natutl^ mit Stgmol^n. 86er et §ielt ftdl ftiQ unb tnupfte
mieber freunbft^ftlu^ SBejiel^ungen mit ben Sittenbetgem an.
3m Bebtuat 1526 Iie{( er feinen f(^on mel^r aU ein ^a^r frit^
geborenen @ol^n taufen, »obei 3^nad, SZeland^tl^on unb Sutl^^
^au (BeDatter ftanben. )Stt(^ 8utl^ felbft mar naif ®egtena
gelommen unb freute ft(^ bed „(Bottedmunberd", baft bie, meU^
nod^ ein ^al^ frul^ bie Xaufe ein ,,C^unbebab'' genannt litten,
fie nun fogar Don i^ren geinben begel^rten. ^ unglücttü^
äRann, ber noäf Dor (uri^em bie Arbeit auf bem gelbe atö bie
eigentli(i^ aUein üon (5ott gemoUte bejei(^net l^tte, mürbe aber be$
^uemlcbend balb mieber überbrfiffig. 8u(| oerfolgte i^n ba^
Unglüd: in turjer 3^it Derlor er fieben ^ferbe. Ca Derlaufte
er fein (5ut unb bat Sut^er im ®))&tl^bft 1526, beim ftutfurften
für il^n }u ermirten, baf( er bo(^ na(i^ ftemberg jiel^en bürfe. Unb
gütiger fe^te bieS bur(^, mad feine ©d^mierigteiten l^tte, ba
bem Sturfurften auf bem Steic^dtage ju ®t>^ier SarlfiabtS megen
aSormurfe gemad^t morben maren unb man bort bel^uptet l^tte,
ba{( (Sarlftabt ni(|t ablaffe, im alten Sinne ju mirlen. 92an
fielet, meiere Sead^tung bie Sad^e fd^on im Xeic^ gefunben l^tte.
Unb menn @arlftabt je^t }urud(trat unb fc^metgen moQte, fo bo^
nid^t feine }al^(reid^en ^eunbe.
2)er in ber ©atramentdfrage l^erborgetretene (Segenfa^ mar nu^t
mel^r aud ber SBelt ju fc^affen. Sutl^erd milbgel^ltened Senbfd^reiben
an bie Sl^riften ju (Strasburg (f. oben ®. 161) l^t bafelbft f(^mer(i($
berul^igenb gemirtt; mer Dorl^er an feiner Suffaffung Hnftofi nal^m,
mirb taum baburd^ gewonnen tt)orben fein. (5d mad^en fid^ ba bie
oerfc^iebenften (Binpffe geltenb. (Bs barf nid^t unterfd^fi^t merben, baj}
eine Sleil^e um il^red ebangelifc^en (Staubend miQen flud^tige ^anjofen
mie ber fd|on ermfil^nte %tani Sambert bon %mgnon, JffiUl^m garel
u. a. bamate in ®tra{(burg lebten unb gan^ befonberd gegen bod
aSorl^anbenfein Sl^rifti im @atrament ober, maS fte atöbalb aü iben«
tifd§ festen, bie ^boration ber äReffe eiferten. Unter ^rung 8am=
bertd litten bie Stra^burger ^rebiger mie an Sutl^er fo aud& an
Smingli mit ber Sitte um Selel^rung gef(^rieben. Seine 9nt=
mort Dom 16. S)ejember 1524, eine mol^lgefeilte, aOe^ntte mit
Btoingli über ba9 Mtn\>ma^t 273
bcr il§m ciäcncn JWar^cit belcud^tcnbc Scl^tcpiftcl, bic fic^ bon jcbct
Slttimofität fern l^ielt, aber mit befto gröfeerer ©id^erl^eit lebc anbcre
Sluffatfung aU jc^riftotbrig unb unoemunftig bejeid^nete, lief
ttatfirlic^ Diel frul^er ein al^ bie Sutl^erS. ®r munbert jtc^ bar::
ober, \>a% ©arlftabt, ber auf bem richtigen SBege gcmefen, niii^t
burc^ ben (Stauben ju ber @rfenntnis gefül^rt morben fei, baf^
nad^ bem ©orte be5 ^mn, M^ Steife^ ift fein ^iufte", ein gorfd^en
mä) bem gleifc^c S^rifti, ber nad^ bem ^ebräerbriefe jur Siedeten
<8otte§ fi^e, auSgefc^loffen fei unb ba§ SBort „ift"" eine anbere
Sebeutung l^ben mäffe. SSucer, ber nad§ @apito§ Eingabe, frul^er,
»eil e^ fo opportun war, no^ ju Sutl^er neigte, wollte jjeftt „mit
^nben unb gufeen'' für 3wingli§ Äuffaffung eintreten. Sutl^erö
S^rift wiber bie ,,§immlifc^en ^ropl^eten'', bie feinen Unterf^ieb
jmifd^en @arlftabt unb 3^ingli anerfannte, mu^te ben ®egenfa^
no^ Derfc^firfen. 3n einjelnen Drten fam er fd^on auf bie ffanjel.
3efet gab 3tt>iwgli feinen freilid^ längft in ben »eiteften Sreifen
betannt geworbenen Srief an SUber unb fdn ©enbfc^reiben an
bie ©trafeburger ^rebiger l^erauö. äßid^tiger war feine grofee
lateinifc^e ©c^rift „83on wal^rer unb falfc^er Sieligion", in ber
©raömuö fic^ fo fel^r wiebererfannte, "ba^ er, freiließ nur in öer=
trautem ftreife, bie I3emerfung mad&en tonnte: „O guter S^^wflKf
was fd^reibft bu, was ic^ nid^t fd^on felbft gef(^rieben l^ätte."
S)er Seigre r)om ©aframent wibmete er einen grof^en 9{aum.
6ie ift wie baS ganje S3u(§ gegen bie Slömer gerichtet, er fdmpft
aber nid^t minber gegen bie r,gro|en SRänncr, bie in bicfer ^txt
blul^en unb fo erfolgreid^ f(^reiben, ba|} eS fd^eint, fie l^ben ber
SBelt eine anbere (Seftalt gegeben unb fie au§ ber Slol^l^cit jur
gtöftten f^einl^eit auSgebilbet.'' Sut^er l^at i^m unb ben ©einen
oft t)cn Vorwurf gemacht, baf( fie il^re ®ebanfen unb il^r S)euten
in bie ©d^rift l^ineintragen. Xi(^tig i^ bieS, ia% if)m bie (S]cegefe
ber (Sinfe^ungSworte baS fefunbdre ift. S3ei feinem (SotteSbegriff,
ber eine S^erbinbung mit bem äRateriellen auSfd^lie|t, fann t)on
irgenbwel(^em 93erbunbenfein (Sl^rifti mit ben Sbenbmal^Uelementen
nid^t bie 9tebe fein. ®enn ber ®eift ift an feine (Elemente, feine
(Snabenmittel gebunben: er wirft unmittelbar an ben ^erjen.
3tinerlid^ werben wir burd^ (Bott geleiert, — bieS, wie nebenbei
274 3»W9rt üJkt ha« 96€Qbmal^l.
bemetit merben fod, bet Snlag fut Sut^, ben fonft fo nud^tetnen,
in mand^ Sejid^ung faß tationaltftif(^en Xl^Iosen mit ben
@(^matmgeiftem, bte m(|t auf baS fiugere SBort, fonbem auf ba^
im Innern tebenbe Sott läufigen, iufammensumetfen. 3f^ bem
aber fo, ift aUed ^uf^ere unDermdgenb, ba§ (5ött(i<^e ju Der=
mittein, ift, »ie Cl^tiflu« fagt, baS glcifc^ unnfift, — unb bicfe§
SBort bleibt il^m bet {)au))tfati — , bann burfen bie Sbenbma^Idmotte
nic^t mörtlid^ gefaxt merben. (Segenfiber ber IBemerfung Sutl^$,
ben er übrigen^ nid^t nennt, faUd man erft an einem Sßotte
anfange }u beuten, toutbe ber SßtQIur in ber Auslegung X^or
unb J^ur geöffnet, berweift 3w>i"9'i owf ©ibelftcUen, voo ieben=
faOd ein fol(^er „%xopvi^** Dorl^anben fei, fo mcnn ed bei ber
S)eutung be$ 2:raume§ $^raoS ]^ei|e, bie fiebcn fc^önen Stu^e
finb bie fieben fetten S^^^re, ober wenn 3e|n§ fi(^ al§ H^ur
ober äSeinflodC bejeic^net k. ^rcilid^ muffte in jebem einzelnen
gaöe ber (Blaube ber ßel^rmeifter fein. 9?ad^ 3ol^. 6 aber ocr=
biete e§ berjelbc, öa§ „ift" in ben Sinfe^ung§morten »ßrtlid^
ju nel^men. ®a§ Orot bebeutet ben Seib (Sl^rifti, ber Äeld^
bebeutet ba3 I3lut S^rifti, b. 1^., fo legt er bie für ßutl^er cnt=
fd^eibenbe ©teile i Ror. 10, 10, au§, bafe jebcr, ber l^ier trinft,
fi(§ baburd^ allen Srubern barfteüt, bafe er jur Qafil bcricnigcn
gelöste, bie auf baS S3lut S^rifti vertrauen. S)a$ SBefentlid^e ift
alfo, baf( mir etmad leiften, m£l§renb Sutl^er Don Slnfang an be=
tonte, bafi ®ott mit un^ l^anbelt im Satrament unb mir oon il^m
empfangen. Sluc^ finb nad^ 3^ingli bie @aframente nicbt ba5u
ba, ben Gläubigen ber Srlangung beS ^eitö gemig }u machen —
burc^ ben Glauben erlangt man ba§ ^eil, nic^t burd^ bie ®atra=
mente: ber ®l5ubige l^at bie ®emif)l^eit fd^on in fid§ f eiber, er
bcbarf feiner aSergemifjerung. „©ic ©atramente oergemiffern öiel=
mel^r bie Stxxi)e atö bic^'', nämlid^ über bie 3ug^^SngIeit jur
®emeinbe be§ C^errn. — Eingriffe bonfeiten römifd^cr ®egner t)er=
anlaf^ten il^n bann, in einer befonberen ©^rift t)om %benbma|{,
bie im äuguft gefd^rieben ift („©ubfibium" jc), bie trot)ifd^e au3=
legung nod^ beftimmter ju begrfinben. 2)abei berief er fid^ aiid^ auf
eine feiner SReinung m^ für bie Slid^tigfeit feiner äuffaffung
fd^lagenbe ©teile 2 9Rof. 12, ii, bie il^m im Sraum gejagt
@rfo(g fettiet ©d^ciften. 9^if. (^tbtl 275
tootben fei, unb DetmieS }um ©d^lug auf Defolamt)ab. S)enn
aud^ biefet o?at je^t in ben Stampf eingetreten unb fuc^te il^n junfid^ft
mit ]^iftorif(^cn Söaffen ju ful^ren. 3« «i«^ latcinifc^en ©d^rift
^Son bet »al&tcn S3ebeutung bet ^enenmotte", bie im September
1525 l^erauS fam, unternal^m er eS, bie Übereinftimmung ber
aSfiter mit ber tropifc^en ©eutung barjulegen. 5)ie SReinung ber
Ißapiften wie 8ut]^er§, üon bem er in einem gleid^jeitigen ©riefe ate
bcm „fäii^fifc^en (Söfeenbilbe" fprad^, fiel il^m ba böttig jufammen.
®er Srfolg biefer ©(i^riften »ar ein fel^r berfc^iebener. ©ie
^el^rjabl aus ber ©c^ule beS @ra$muS, fofern fie nid^t unter
bem ©nbrudf be§ ©auerntrieges bereite angefangen l^atten, ben
aWdfjug anjutreten, fpenbeten lebhaften SSeifafl. änbere aus bem
lübbeutfd^cn greunbeStreife, namentlid^ in ©c^waben, würben bod^
ftuftig. ©elbft in ©afel waren bie cDangelif^ gcfinnten ^rebiger
feineSwegS einig. 3n einem längeren ©d^reibcn Dom 5. April
1525, in bcm bie Seigre üon 3öi^i^' ^^H wnb ©trafeburg wol^l
jum erftenmal als jufammengel^örig bejeic^net wirb, muffte fie
3wingli ju treuem S^fcimmenl^alten ermal^ncn. Unb wie wenig
man f(^on ber 3wftimmung ber ®emeinbcn gewife war, jeigt bie
anel^fad^ gemachte Semertung, obwol^l manlängft berfetben 3Rei=
itung gewefen wäre, l^abc man bod^ in SRudffic^t auf bie ©(^wad^en
ۤ nic^t gewagt, biefelbe bor bie (Semeinbe ju bringen, bis SarU
ftabts auftreten SJerwinung l^erborgebrac^t.
3Son aüebem l^atte Sutl^er frul^seitige Äunbc. ©ie würbe il^m
l^auptfä^lid^ bon ©tra|burg l^er burd^ 92itolauS ®erbcl, einen
3uriften, ber fi(^ grofee l^umaniflifd^e aSerbienfte erworben l^at unb
leit lange bie gröfete SSerel^rung für ßutl^er bejeugte. ©iefer
^Kann, ber mit ben ^rebigern unb ©timmfu^rem jerfaDlen war
unb wol^l barunter litt, nid^t biejenige ©tellung cinjuncl^mcn, für
bie er gefd^ffen gu fein glaubte, mad^te gwar aus feiner $artei=
nol^me für Sutl^er (einen ^cfjH, fpielte aber bod^ eine eigentümlid^e
Slofle. ©eine »riefe an Sut^er unb bie anbecen SBittenberger
greunbe, in benen er fie bon allem untenid^tetc, waS in ©trafe=
bürg borging unb SRitteilungen auS bertrauten S3riefen 3n)ingUS
unb DetolampabS machte, fmb boQ bon SSefd^ulbigungen feiner
SanbSleute. Ss wirb bon ber untlaren ©tellung ber ©traf^burger
276 8ugeii^gcii gcgeit Btotngli.
^tebiget no(^ ju fptec^ fein, fidler mar ed aber Setleumbung, toenn
et bel^ttptete, ba{( fie nur öffentlich Don (Satlflabt nt(^ts n>iffen
iDodten, »%enb fte im gel^eimen nid^t nur feine Seilte, fonbem
auä) fein auftreten gegen Sutl^er biÜigten unb felbft nur nad^
eittem 9lul^me ftrebten. ^a, berichtete er, il^nen Ifige u6erl^u)>t
nid^td an bec SSkil^tl^eit, fie litten nur il^te greube baran, &ttl^
fd^mdl^en ju tdnnen. (Sd ifi für Sutl^er be^eid^nenb, bafi biefe
l^gli^en Unmal^rl^eiten noc^ nic^t fogleid^ in feinen S3tiefen
»ieberdangen, aber eS mar tein Sßunber, baf^ fie feine Übex=
jeugung t)on ber (SefinnungSlofigleit feiner (Segner befeftigten. SBer
tonnte fie beffer tennen aU biefer (Kerbel, ber nic^t mube mürbe, feine
jßarnungen ju mieberl^olen unb Sutl^ jum Stampfe an^ufpomen?
Sinftmeilen befd^aftigtcn biefen anbere Stampfe, ^m ^erbfl
1525 na§m bie ®(i^rift gegen SraSmud feine ßeit in %nfpru(^.
%ud^ fanb er in ben SuSfu^rungen ber ©c^meijer nid^td anbere^
atö SBiebet^clungen ber ©fi^e (SiaclftabtS. 3bnen ju antworten,
wollte er anberen übcrlaffen ober fie mit SSerad^tung ftrafcn. S)a
mar eS SSugenl^agen, ber ben gel^bel^nbfd^ul^ aufnahm. @r richtete
an ^^. ^ef) in JBre^lau einen ©enbbrief „miber ben neuen
3rrtum bei bem ©alrament*'. ©eine ©cmeisffibrung mar ni^t
immer glücfliii^, menn fie aud^ faum ben ©pott berbiente, mit bem
bie (Segner fie überfc^ütteten. SlnberfeitS l^tte biefe ®(^rift at^
bie erftc au5 bem SBittenberger Öager, bie fi(§ birclt, menn auc^
ol^ne !RamenSnennung, gegen S^i^fll^ manbte, bo(^ auc^ (Sinbrucf
gemad^t. Sie greunbc Öubmig O^fe^r ^^^ i^an längft mieber=
tfiuferifd^er Steigungen öcrbdd^tigtc, granj ffolb, ber Parrer Don
Sßert^eim, ben Sutl^er oergeblic^ gemarnt l^atte, unb ber je^t bie
Sel^nblung ber ganjen grage üonfeiten ber äBittenberger, alö „bumm
unb finbifc^*" bejeic^nete, brängten 3»in9K# ©ugenl^gen, 'hm man be=
reits als feinen Überminber feiere, jurudfjumcifen. 3lo^ entfd^iebencr
mal^nte Defolampab. ©eine alten S3e3ie§ungen ju ben äßittenbergern,
über bie er immer etmaS ©^limmeS ju beridbten l^atte, fd^ienen je^t
bergeffen. ®r entmidCelte einen Sifer, als ob er ben offenen Sbvxä)
nid^t ermarten lönnte. Unb mit 3»wglis Äntmort an S3ugen=
l^agen Dom 23. Dttober 1525 mar ber Stampf jmifc^en 3firi(^
unb Sßittenberg nun auc^ mirflid^ offen jutage getreten. Unb mie
Erregung in ben (^meinben. ä^i^. Heller. 277
tDcit bic ©ac^c gcbicl^cn war, al^nte man taum in äBittcnbcrg,
voo ^mn^li^ Sebeutung ftatf unterfd^d^t mutbe. ^6et too man
immer an bem neu etmaii^enben Seben S(nteil ^atte, ba tauchte
icjit au(^ biefc gtagc auf unb entjwcite bie in bet Silbung be=
gtiffenen ®cmeinben. SlamentUd^ in Slugäburg, wo bcr ^rebiget
SRi^aet ReDer bet eifrigfte Sßettrcter ßn^infllifc^« ^^W ^^r, tarn
cß 5u ärgctUd^en gänteteien. 3Ran exjd^ltc fi(§, er l^abe auf bet
Äanjel aufgerufen, e^er bürfe einer brei ober öier SRenfc^en tot=
jd^lagen, als baf$ er an bie (eibltd^e Gegenwart (S^rifti glaube.
3eber meinte in biefer grage baS SBort ergreifen ju follen. 83on
bcr einfd^lägigen glugfc^riftenlitteratur ift öieleS berloren gegangen,
ai&er bie unS nod) erl^altenen krummer jeigen ia^ in allen
©(^id^ten Dor^anbene S^terefje baran. äReland^t^on l^atte im
Sejember 1524 einmal inbejug auf @arlftabts Seigre an ®t)alatin
gcfdbrieben: ,,®u lennft bie Öeute. ©iefeS ®ogma leuchtet bem
gejunben SRenfd^enberftanb ein.*' ®a§ jeigte fid^ je^t äud^ bie
Sitteratur ifl auffeiten ber 3tt>inflßönc^ gtßfeer als auf ber anberen
^Partei, ©aju lam bie öon ben gfl^rern fo oft »ieberl^olte 3iebe,
ba| Sutl^erS Seigre ein ^iucffaU ins $a))fttum fei, unb nur auf
bem SBege 3wittflti^ ^« rdmifd^en 3Reffe oöDig bie SBurjel ab^
gcf<^nitten »erben Ißnne. ?luf ber anberen Seite fehlte eS nad^
bem SSorgange Sutl^erS au(^ nic^t an folc^en Gegnern S^ingliS,
bie il^n mit ben ©atramentsleugnern in 92ürnberg, einem ^o^. ©en(
unb ben „gottlofen SRalern" (f. oben ®. 129), sufammenmarfen
unb ä^nlid^e meitergel^enbc Jenbenjen witterten. 3^^ S^urnberg
waren frül^er 3»insl^^ ©c^riften lebhaft bertrieben »orben, öon
einer ©d^rift beSfelben com g^l^re 1523 »urben einmal 300
Sfemplare ba^in befteöt — , jeftt würben fie verboten. ®ie
^eleganten" S'Jümberger ^rebiger, wie man fpottete, prebigten fel^r
beftimmt gegen ben neuen 3tttum.
Delolampab l^attc bie frul^er erwäl^nte Schrift feinen fd^on
f(^toan(enb geworbenen ^eunben im ©c^wabenlanb gewibmet. ©er
(Srfolg war ni^t ber erwartete. Unter ^u^rung Don 3^^^^^^^^
äSrenj befd^loffen bielmel^r 14 fc^wäbifc^e J^eologen eine Slbfage. @ie
einigten fic^ im Df tober 1525 aber eine Srfldrung t^om t(benb=
ma^I, bic im wefentlid^en mit Sut^er ubereinftimmte unb bic S)ar-
278 €^toi6. e^ngramm. etbnmitiig in ettag^urg.
legungen Detolampabd unb du'ins^i^ i" ^^'^^ ungef(|idCtet Seije
»tbetlegte. Ctefed @(i^riftftu(I, bad fpfiter fogen. „&^wäf>x]i)t
®9ngTamnt", machte um fo gtö|eren Ginbtud, je unernKtTteter e3
tarn. Der fonfl fo gemeffene 3i^ingU geriet baruber getabeju in
fieibenfc^aft, namentU(| aber füllte man ftd^ Don biefer <8^nec=
fd^ft in ben ®ttaJi)buTger Streifen betroffen.
Die eoangelifd^n ^rebtger ®tra{)burg$, bie no(^ immer in ^'
tigern 9amt)fc mit ben ^apiften lagen, ^tten einen f(^n)eren
®tanb. ftaum irgenbmo em))fanb man fo fel^r ba$ Unertr>id^
bed burc^ ben leibigen @treit l^oorgerufenen Suf^^i^^^^ ol^ ^
biefer @tabt. SRan muffte ed erleben, ba| ®tra{(burger SKnbeC;
bie in SBittenberg ftubierten unb Don Sut^er^ ®etße ergriffen,
ganj auf feine @eite getreten maren, Don ber in ber ^eimat ein=
geriffenen ^refte fc^rieben unb i§re SanbSteute bebauerten. Skit
über bie ®tabt l^inauS machte ed bad peinlid^fte Xuffel^en, atö bet
iRurnberger ätat bcm ju ®tra{(burg Sßormürfe baruber mad^te,
ba{( er l^&retifc^e Selben über bad Xbenbmal^l bei feinen ^rebigem
bulbe. 3tn gegenm&rtigen äRomente, xdo man bem S^f^inmen^
fommen be$ ^eic^^tageS entgegenfal^, f(|ien baS eine @ac^e Don
nic^t geringer 83ebeutung. Sienn aud^ bie Sbenbma^l^frage, wie
unter ben obwaltenben ^erl^ltniffen ju ermarten mar, auf bem
9lei(^Stage ^ur Sprache (am unb ftc^ bann ®tra{)burg unb 92üm=
berg gegenüber flanbcn, »urbe bie ffiiebcreinffl^rung be§ Sitten
5u furchten fein, unb gerabe je^t, ©eptember 1525, xoo ber
Staifer, mic man Don Stalten l^er gehört l^ben mollte, ben $apft
am liebften oerjagen moQte, fei (Sintgteit bringenb geboten. ®o
urteilten namentlid^ bie fc^on ermähnten meiterblidenben eDangelifd^
geftnnten ^an}ofen, bie mit äRfi^e bem fterfer entfiol^en, jum £eil
unter falfc^em 92amen in @tra{(burg unb IBafel fic^ aufhielten
unb grofeen @ifer im SBerfolg ber eDangclifd^en ©ad^e bejeigten. Sie
brängten mit ®ntf(^iebenl^eit ^u einem neuen ^uSgleid^Derfuc^e mit
Sutl^er, aderbingS in ber C^offnung, i^n, ben l^artn&dig ^enben,
5u rechter ®rleuntni§ ju führen.
®o entf(^lo{( man fic^ benn in @tra{(burg, eine neue ®efattbt=
fd^aft. „an bie Sd^riftt^rannen in Sßittenberg" be§ grieben^ l^olber
JU fd^icfen. @o melbete Sapito an 3wingli, inbem er bitter
92eue ©efonbtf^aft ber ©trogburger an £utl^er. 279
übet bcn SRaiiflcl an Siebe bei ben SBittenbergetn Hagte. ©eorg
(Safel, ßeltor ber l^ebräijt^en ©ptad^e in ©trafeburg, ein burc^
^römmigfeit unb lieben^rofirbigcS SBefen auSgejeid^neter junget
SKann, würbe ermä^lt, mit Sutl^er ntünblid^ über bie SRittel jur
S3cUcgung be§ Streitet ju üerl^anbeln. SRit langen Briefen üet=
fel^n, tarn er (Snbe Oftober nac^ SBittenberg.
Sutl^erS ©tedung ju ber ganjen S(ngelegenl^eit mar nad^bem,
ma^ er injwifd^en namentlich burc^ ®erbcl erfal^ren, eine ganj
anbere wie ein ^d^x frül^er. 33on einem arglofen (Sntgegenl(mt=
men war je^t nic^t mel^r bie 9lebe. Sin langer SSrief (Bapxto^
an S3ugenl^agen machte bie Sotf(J^aft nic^t wiQfommener. Sapito
geigte fic^ barin als einen entfc^iebenen Snl^finger d^i^d^i^r nur,
"ba^ er bie ganje gragc für minbcrwertig l^ielt unb für fid^ unb
bie ©einen bie grei^eit erbat, unbefdfeabet ber ©intrad^t, in biefen
*füt bie ©eligfcit nid^t notwenbigcn Singen anberer SReinung gu
fein, ©d^&rfer noc^ fprad^ fic^ ebenfalls Don ©traf^burg auS ber
^ranjofe garel in einem aud^ an Sugenl^agen gerid^teten 93riefe
auS: ®er Äntic^rifl werbe nid^t untergcl^en, fo lange ßutl^erS Seigre
toon bem „im ©rote befinblic^en (Sötte" (impanatio) befiele.
Unter biefen Umfiänben machten alle ©rgebenl^eitSernärungen erft
re(|t leinen @inbrucf. ®S war auc^ nic^t unbemertt geblieben, bafe
3u>ingli inbejug auf (E^riftologie unb (Srbfunbe abweid^enb leiere.
SKan war alfo bei ©ifferenjen angelangt, bie nac^ beiberfeitiget
SReinung S^ntralpunlte betrafen. 5Rod^ Id^rieb Sutl^er an feinem
99u(^e gegen (EraSmuS, ber, wie früher erwdl^nt, bie grage na(^
Sßert unb äßefen beS freien äBiOenS für gleid^gfiltig erfldrt ^atte.
^ier trat il^m eine 9lid^tung entgegen, bie bie f^tage nad^ bem
3nl^lt beS ©atramentS, lefttlid^ biefeS felbft für gleichgültig l^ielt — ,
bei beiben, fo fal^ er bie ©ac^e an, baSfelbe ftlfigeln ber S3er=
nunft, bie fic^ jur 9li(^terin über (SotteS (Sel^eimniffe mac^t unb
fic^ über baS einfache ©d^riftwort l^inwegfe^t.
©eine Antwort war fo abweifenb wie möglid^. S5ie ©tra|=
burger l^atten berichtet, in i^ren ®emeinben l^tte \>a^ f$orfd^en
nad^ bem ^nl^lt beS ©aframentS aufgehört, eben beSl^lb fei eS
leidet unb wol^lget^an, baS ©treiten barüber faden gu laffen. 8ut^
l^tte frfi]^ aud^ ermahnt, barüber nid^t ju grübeln, wie ber C^etr
280 Sut^r9 tintmort. e^tDcntfclb.
im ®aframent fei; je^t, nai^bem jene, wie et annoi^m, bte ^age
untexbrudten, ertlärte au(^ er es für notmenbig, ju loiffen, oa^
man im ^benbma^l genief^e. ^m fibrigen brad^te et biefelben
<Btunbe üot »ie ftu^er: „@d ift gef (^rieben, bad ift mein fieib/
Sßenn man mit bet @(|nft umgel^e mie jjene, n^ürbe aQeS unjic^et.
.(Sntmeber i§t obet mit fmb dienet bed Satans." S)amit fpiai^
et nut etmaS ttfiftiget aud, maS S^^ins^i ^^^^ ^^ feinem Stiere
an bte tafelet ettlfitt ^atte. S)et Stift mat DoOfianbig. @t ^tte
teine C^offnung, ben @(^aben ju feilen. Ced^lb moQte et meber
Scingii nod^ Detolampab antkootten. S)a{( jene DotauSjid^tli^ glau=
ben mutben, et fc^meige auS ©d^am, (ümmette il^n nid^t. Sie Doa
ben ©ttaftbutgetn fut ein Sufammengel^en geltenb gemad^ten Dppoi-
tunitätStudlic^ten »aten fut il^n mie immet nid^t bot^anben. „^
metbe bie Slugen f (^tieften unb ®0tt witfen laffen, et toitb au(§
bieS »ie bas Übrige nac^ feinem SBiOen tickten."
®o roat bet gtiebcnsoctfuc^ üöflig gefc^eitett, unb in 3?utn=
betg, mol^in fic^ (Safel Don Siittenbetg aus begab, §atte et leinen
beffeten Stfolg. '^n Sutl^etS Slugen ^atte fic^ bie Stuft nut ex=
toeitett. Unb fc^on l^5tte man Don neuen SReinungen übet ba^
Slbenbmal^l. 3^^^^ @(^tefiet, ein (Seifttid^et, äßaUntin Staut»an),
unb ftafpat ®(^n)entfelb Don Offig in ©d^leften, meiere fpäter
um i^tet m^ftifc^en Steigungen miQen biet Slntlang finben, moQten
bie^benbma^tSmotte bal^in beuten, baft bet ^ett fagen molle,
biefet mein Seib ift 83tot, nämlic^ tedbte ©peife fut bie ©eele,
meil et fut bie ©einen bal^ingegeben metbe. Anfang Sejembet
ttug ©(^mentfelb Sut^et feine ße^te petfönlid^ üot. fhxi) fonjt
mutbe Sut^et Don Seuten überlaufen, bie fid^ als gottgefanbte
^topl^eten ausgaben unb il^n 5Ut ^nettennung il^tet ©d^matmeteien
öetanlaffen moflten. „@S fmb fc^iet fo biel ©cften als Jtßpfe",
tlagt et, unb meil fie fic^ alle übet bie ©c^tift hinwegfegen, »itft
et fie ani) alle jufammen: @S ift baS SButen beS ©atanS.
.9Ran batf ftd^ nic^t munbetn, baft bie Stömet aus biefet Uneinige
leit Kapital fd)lugen, unb "iia^ fie manchen, bet nod^ fd^manlte unb
bet ni(^t ben äRut l^atte, ju eigenet Überzeugung fic^ butc^jutingen,
an bet ^ec^tmäftigleit bet 83emegung ine mad^te. Sut^et fa^
getabe baS (Segenteil batin: „35a bet ^apft tegiette", fd^teibt er,
2nti^er über bte Letten. 9tt9(afftmgen ber (Gegner. 28t
^toar c§ ftiQc bon 3lottcn, bcnn bcr ©tatlc l^attc jcincn ^of mit
gricbctt innc. 9?un aber bcr Statlcrc lommcn ift unb treibet iJ^tt
an^, tote ba§ (St^angelium fagt, fo tobet unb tuntpelt et ]o
unb fäl^ret ungcrnc au§." ©o wirb il^m, »ic er fic^ unb anberen
jum ^roft nod^ oft au^gefiil^rt ^at, baS Suftommen ber (Selten
)uglei(^ jum S9emeiS, ba| ba§ (Et^angelium iDirtltd^ ba fei. ^t
me^x er öon ben (Sd^riften ber @egner unb il^rer SSetriebfamfcit
l^örte, um fo mel^r bergröfeerte fid^ fein Unmut: gegen il^ren S58al^tt=
finn fei ba§ Soben bcr ^äpfte milbe ju nennen.
©el^r balb erlannte er aber, bafe er nid^t fdbweigen bfirfe. aSon
aUcn Seiten würbe er gebrangt, S^inflK 5« bcMmpfen. ®ie
®emeinbe ju Steutlingcn, mo Sdber mirtte, ^atte beSl^alb @nbe
1525 eine SSotfc^aft an il^n gefanbt. (gr begnügte fid^ einftweiten
bamit, fte bor ben neuen Stotten ju »amen unb bur(^ ein freunb=
lid^eS ©d^reibcn Dom 5. ^lanuar 1526 in il^rem Glauben ju befeftigen.
Unterbcffen mar man im anberen Sager nid^t mufeig, obmol^l in
®tra{(burg, wo man fic^ auf^erbem faum ber 2:&ufer erwel^ren
lonnte, ber SKifecrfolg ber (Sefanbtfc^aft fe§r entmutigt §atte.
Delolampab fc^rieb fein Slntif^ngramm, S^i^S^i i^ ^uJ^t^^ Mne
,,filare Unterrid^tung Dom ^laö^tma^ (Sf^nfti*'. 2)ie äRittetd^en,
bercn man fid^ bcbiente, waren nit^t immer ganj el^rtid^. 3Rxt
Siedet erl^oben bie SBittenberger Snflage auf gfilfd^ung, al§ 8ucer,
ber um feines Untcrl^atteS miOen aud^ je^t nod^ SBittenbergcr ®d^rif=
ten uberfeftte, in feiner Übertragung bon S5ugcnl^agen§ ^falmen=
audlegung unb Sutl^erd $oftiOe burd^ (Einmcngung eigener 83e=
merfungen ober au(^ burd^ angcblid^ wiberlegenbe 92oten bie
lutl^erifd^e Suffaffung bom Sbenbmal^t j^crau^iubringcn fud^te.
9ber bie @tra{(burger unb S^infl^i fod^ten Sutl^er wenig an. S)a|
jcbo^ ein fo bcbeutenber Stann wie SDeloIampab ftd^ burd^
,,fo fribole Argumente'' gefangen nel^men laffe, war il^m tief
fd^merjUd^. (Er al^nte nic^t, wie biefer bon ibm perfönlid^ l^od^»
gefd^te dklel^te ber eifrigfle ®egner bon aQen war, feine %nt=
wort nid^t erwarten tonnte unb babet ben greunben gegenüber
feine ^eube baruber audft)ra4 ba| feine (Semeinbe ftd^ fd^on nic^t
mel^r baran feiere, wa$ Sutl^cr fd^wa^e. Sber biefer fc^wieg. <5r
frcanntt barauf, wie er einem ^eunbe fd^rieb, feinen (Blauben noc^
282 „Bttmcn tom ^attamcnt". 8cbetttnng bei etmte9 für ^utfytt.
einmal ju befenneiu abet feine Dielen angefangenen arbeiten, bie
bereite etvfi^nt mürben, feine Sibelfibeife|ung, feine S3orlefungen,
bie Dielen Deinen dkfd^ftc, bie t>xtltn ®efu(^e um gürfptac^e bei
bem neuen Shttfurften u. f. m. tieften i§n nic^t baju tomnien.
£ad erfte %Rai manbte er fu| gegen bie neuen (Segner in einem
Sormort 5U bem üon ^f^. ^gricola uberfe^ten ft^m&bif^ ®9n=
gramm, bad ma^rfd^einlit^ t)on Sutl^ fd^on im 92£r} gefd^rieben »ot=
ben ift. Sber bei »eitem fru^ erfc^ien« — Sn^ingU f^nbte fc^n na^
äRitte 3uni ein (S):em))lar bat)on an Detolampab, ,.fein ®ermon
bom®aIrament bed fieibed unb SluteS Sl^rifti loibcr
bie @(^marmgeifter''. (Sr ent^elt bie Sufammenftedung jmeiec
^rebigten über bad Xbenbmal^l unb einer über bie Seichte, bie
Stttl^ ma^rfc^einltd^ am 28. unb 29. Mrj 1526 geleiten ^atu.
Ob er fie felb^ ^um ^)rucl bef&rberte, oirb man bejmeifeln burfen.
(Sr ^tte (Sröftered oor, unb mel^r atö bidl^ füllte er jtd^, mie ec
f^reibt, „proDojiert'', aU Delatamtxib auf Sutl^d ^udlaffungen in
jenem Sßormort gefiufjert l^tte, eS mare il^m lieber gemefen, metui
er fc^on langft gef (^rieben ^tte, menn fie wirtlich \o fc^oblü^
Seute mfiren: „äßarum l^ft bu bad geuer fo uberl^anb neipmen
lafjen, Sutl^er? Unb bu fiel^fi mit lac^enbem äRunbe ^u, aljc,
ba{( eine ®age audgel^t, bu moOeft und laffen austoben unb l^=
nad^mald mit und ed auf einen Stud audmad^en.'
Slber bie Arbeit ging il^m, moruber er (tagte, nur fel^r langfam
Don ber C^anb. S^Ui^t §ielt nixi^ bie @d^rift gegen Oeinti(| Don
(Snglanb auf. ^affi' tam , ba|( il^n bie ©ad^e tief innerUc^ be=
tt>egtc. Cad ift il^m (eine litterarifd^e ge^be, bad griff i§n tief ins
^l, mie (aum bie pld^lid^e Sunbe Don ben Unrul^ in feiner
dkmeinbe im ^al^re 1522. Sd ift il^m ber Sampf mit ben fal=
f^n Srubem, bie, — unb bad foU mol^l 3tt)ingli treffen, aU ei
aOein im ftampf miber 1>en ftnflurm bed $a)>fted unb StaifaS
^anb, «über bie äRafjen (u§ne, freubige, unDerjagte gelben maren,
^iOe }u fd^meigen'', je^t aber, mo ®ott il^m unb il^nen ein menig
Sttft gemad^t unb er auf fie aU ^Ifer im Streit fid^ Derlajfen,
.Don leinten auf ben mo§l gemarterten SRenf(^en Verfallen'' mib i^
einen ^ßa))iften f (gelten, ber auf SHofen gd^e, mfi§tet^ fie fo Diel
kiben mufften. S^en (Konten golb er f^mersli^en %titi)nif auf
©rregunfl ber ®cgnet. „3)a6 bitfc ©orte Cljrifli" jc. 288
bctt legten »lättern flegcn ^cinrid^ VIII. ^nbeffen wucl^^ bic 8luf=
xcgung in bcn €>öuptjcntren Der ©cmcgung, ©trafeburg, S^xxd^^
S3afcl, mit jcDcm Jage. Witt aud^ in ?lug§burg unb SRörbUngcn
»aitctc man mit Spannung. 3cbct ©tief au§ bicfen Jheifcn cnt=
^It Sßctmutungcn übet ßutl^ctS (Sd^wcigcn. Si^wcilcn gicbt man
fi<l^ ber C^offnung l^in, er »ofle ®ott l>ie (g^rc geben, b. ff. feinen
3trtum einfel^. 3n biefem goUe fei eS gut, nic^t bic ßiebc ju
öerleften, unb mit »eiteren Angriffen nod^ ju icarten. Sin anbcr=
mal »erben Oefolampab unb 3»in9li »i^^cr bringenb ermal^nt,
öorsugel^en. SRan entfaltete eine ganj erftaunlic^c Agitation, na=
mentlid^ burd^ bie treffe. SRit greube berichtete man fi(j^, »o
unb in »eld^em Umfang bie ©üt^er unb Iraftfitlein öerlauft
»firben, »ie biefer ober jener ju bergrage ftanb, unb liefe e^ an
ntal^nenben 93riefen nid^t fel^len. SSereit^ fnu{)fte man aud^ mit
cinjelnen gurften aSerbinbungen an, mit bem SRarfgrafen üon Saben,
in beffen ®ebiete ber frfil&ere (Sifenac^er Pfarrer ^atob ©traufe
gegen S^ii^S^i eiferte, mit bem vertriebenen C^er^og Ulrich üon
SBfirttemberg unb burd^ biefen mit bem ßanbgrafen tjon Reffen.
aiuf be« lefeteren ©c^loffe ju SRarburg bilbete bie Streitfrage ia^
XageSgefpräc^. ^n Slurnberg erjäl^lte man fid^ im ^armax 1527,
Sutl^ l^abc ade 3ul^5rer fortgefd^idtt, um alle (Seifteöfraft auf feine
Krbeit gegen Delolampab ^u »enben.
(gnblid^, "^cn greunben Diel ju fpät, April 1527, erfd^ien bann
Sut§er$grofee@d^rift: „Cafebiefeföorte Sl^rifti ,baS ift mein
Seib' u. f. ». nod^ feftftel^en, »iber bie ®d^»armgeifter''.
3n einer Einleitung \&%t er bie (Sefd^id^te ber ftird^e in il^em
Sampf »iber Siotten unb ©eften Doruberjiel^n, um baran 5u jei=
gen, »a^ ber Teufel, ber Xaufenbtfinftler, Dermag. Slnfang^, at$
lein SRenfd^engebot galt, fonbern aOein bie ^eilige ©c^rift, fd^ien
e^, ald ob eS leine 9}ot l^ben »erbe. Slber aud^ ber Zeufel
bebiente fic^ bur^ bie ©einen ber ©d^rift, „brad^ nad^ allen
Seiten auS", unb richtete, inbem jeber bie ©d^rift auf feinen ©inn
beutete, fo viele 9iotten bamit auf, ba| fte fc^liefilid^, »eil aH^
Slqjer fid^ barauf beriefen, jum „fte^erbud^- unb „ein fo jerriffen
Ste^ »urbe, bafe fid^ niemanb liefe barin fyklttn\ SHe golge babon
»oren bie ftonjilien mit %en Sufeerftd^en Drbnungen unb Geboten,
2M S)te e^ttft otber bk e^tDarmgcifler.
bie ipbeit ^ufen beieinanbet litten foaten, 6tö ba| jule^ baS ^ft-
tnm barauS ifi gemotben, barin nic^td gilt, benn SRenfd^ <5e6ci
unb (Bioffen nac^ bem ^etjendfc^tein bed j^etltgen ^terd.'' S^^
ttad^t unb ^aber in ber @(^nft, mdd^ei ein göttlicher ^obec ift,
ba <Bott mit bem Zeufel labert, traten jutud. Dafür lam anr
berer @treit um Qfyct, ftönigreic^, SRad^t unb ®ut. Unb atöbalb,
a!^ bie ©d^rift mit faurer Arbeit mieber l^eroorgebrac^t, l^t er
ron neuem fein Spiel angefangen, crft mit ben ©atramenten, aber
^er mirb fortfal^ren unb me^r Srtifel angreifen, tt>ie er fd^on fmt=
feit mit ben Sugen, ha^ bie Xaufe, (Srbfunb, Sl^riftud m<^t fei,
unb menn bie SBelt no(fi Ifinger beftel^t, mirb man, oie fru^,
um ber 3n>i^trad^t miden, menfd^Ii(|e Snfd^lfige fuc^en unb aber=
mal <5efe^e unb ®ebot fteUen, bie Seute in Sintrad^t beS @latt=
benS }u er^Iten; bad »irb benn aud^ gelingen, mie eS $ut>oi
gelungen ift", feftt er l^inju.
Sd ift (Botted 3orn, ba{( er bies julfifet. Unb »ad au^
ber 2:eufel erfinbet, er finbet immer @(^filer. (Botted ffiort
aOein bleibet ewig, aOed anbere gel^t auf unb unter, unb ba| au^
biefe @(^tt)firmerei balb mieber Dergel^en mirb, bat^on ift er uberr
jeugt, fie ift ju grob unb frec^. Sr miQ ftd^ nod^ einmal mibec
fie fe^en, nid^t, um bie gfil^rer ju belel^ren, benn jemanb, ber eine
falfd^e Seigre aufgcbrad^t, fei nod^ niemald belel^rt morben, aber um
bie Sinffiltigen unb ©c^mac^en ju fi&rten, unb menn i^m ia^
nidgt gelinge, bo(^ menigftend 3^9^^^ abgelegt ju l^ben.
Die meitere Sudfül^rung ergiebt, baf) er bie @d^riften ber
(Begner f orgfdltig ftubiert, aber aud^, toa^ man fonft über i§n fage,
mie man fie ju S&ittenberg „ftapernaiten (3ol^. 6, 52) fd^te,
oon i^ren gebadCenen (Bott" im Sbenbmal^l fpred^e, mie man i^n
für einen gottberlaffenen SZenfd^en ertlfire unb mie man fiber fein
33er]^lten im S3auernfrieg urteile, (urj aüt^ bad, mad man in
jenen Streifen oft nur in ben äRomenten bed ftffeltd ftc^ 5ugeraunt
^tte, mei{( er fel^r genau unb giebt ed reid^Ud^ jurudt. SOent^
leiben merft man il^m an, ba| ed il^m einen l^iligen ftampf gilt,
aber er ful^t i^n bocb mit einer nid^t blo{( für unferen (Befd^nradt
anfiö{(igen S)erbl^it.
S)en Sudgangd))un(t mie fein 3i^l i^igt fd^on ber Xitel. .Saj;
Sibcr bic ©d^tijürmgeijlcr. .285
bie ©infc^ung^wotte \o ju Dctftc^cn finb, »ie fie lauten, ö?a§ icbe§
SSinb etnfel^en rnujfe, \oü il^m niemanb megleugnen. 93on l^ier au^
bcfpri(^t et einjelnc ©inwfitfe ber ©egner, namentUd^ £)etolam=
pab§. SRan jage auf jener Seite, e§ §anble fic^ um eine geringe
©ad^e. 816er warum betämpfe man i^n ia \o eifrig? ©aS fei,
wie menn man jemanb würge unb sugleic^ fage, wir wollen grieben
l^alten. $lber e^ §änbelt fic^ barum, xoa^ ®ott in jenen Porten
flefagt. ?ßrebigen wir, roa^ er nid;t gcfagt, fo finb wir ®ottc^=
läfterer. 2)er ®px\iä) ift l^eQ unb flar. Sßie es jugel^e, unb wie
^l^riftu^ im S3rot fei, wiffen wir nid^t, follen e§ aud; nid^t wiffen.
@otteS SBort foHen wir glauben. 3Rit ^o^n weift er ia bie
üerfd^iebenen ®eutung§Derfu(|)e, bie nur bie innere Ungewifel^eit
i)er ®egner ertennen laffen, 5urüdt unb f dalägt il^nen fpottenb
noc^ eine neue fd^wärmerifd^e ©eutung Dor. .(SinbructSöofler
war ber ^inwei§ barauf, bafe 3i^i"9li belenne, an eine ®egen=
wart im tlbenbmal^l nie geglaubt 5U l^aben. Älfo, f erliefet Sutl^er,
J^abe er feine ßcl^rc uid^t auS ber ©d^rift, benn bie l^abe er, wie
-er felbft angebe, erft fpdter gefunben.. Unb voa^ il^n ben Haren
l^ellen SBorten nid)t glauben laffe, fei ber „®roU unb Sfel natür=
lieber 33crnunft". oben barum, fagt er an einer anberen ©teile,
laffe er einen il^rer ®rünbe alö ri^tig gelten, ndmlid^ ben, ^eS
befd^were bie ßeute folc^er Slrtilel". ©iefen ®runb l^dtten fie nur
allein »ergeben foüen. ?lu§ful^rlic^ bcl&anbelt er bie ©inwurfe
gegen bie ^Ißentl^albenl^eit (Ubiquitdt) beS SeibeS S^iifti. S3e=
riefen fid^ jene auf bie ^immelfal^rt unb auf ba§ ©iften jur Steilsten
®ottc3, fo ertldrt er, au^ nad^ feiner menfc^lid^en Siatur ift S^riftuS
nad^ feiner 33erfldrung überoll, in jebem, was ba ift. ®ie Siedete
®otteS ift nid^tS SKdumlid^eö, fie ift allenthalben, aber wir f ollen
ben §errn nur ba fuc^en, wo er üon unS gefunben fein will, in
SBort unb ©atrament. ®em C>^wpteinwanb, ber Betonung beS
äöorteS, M^ %i^x]i) ift fein nuftc* l^dlt er mit 9ied6t entgegen,.
too gleifd^ unb ®eift in ber ©d^rift einanber gegenubergefteflt
werben, fönne gleifd^ niemals baS gleifd^ S^rifti bebcuten. äu|jer=
lic^ genoffen, ol^ne bas l^injulommenbe SBort nfi^e eS allerbings
nid^tS, aber mit bem äßorte. Unb neben leiblid^em (Sffen gel^e. baS
geiftlid^e. gragt Oelolampab, woju aber ber ©enufe beS ßeibeS
ÄoTbe, «Mtl^er. II. 19
286 3»indU« ^%ituab\^mt MUltung".
(i^nfti btenen foUe, fo meifi et btefe ^age atö unge^drig juiiid,
benn <Bott l^t ed fo geoibnet, bcntt aber feinetfeitö in beutli(i)€i
Sinbiupfung an tiefftnntge (ikbanten bed Sttrc^enDatetd S^endu«
an eine Späfung bed Öeibed fuc bie Suferfte^ung. Snblic^ untcr=
»itft et nod) De(olam|)abd ^meid aud ben SBatetn einet \dja^a
Sttitit unb fc^liefit mit einet Satnung an bie 9latdl^en ju 3)atd
unb ©tta^butg, unb too fonft 6a(tamentötotten finb, f\ä) ju |uten:
„Det äRunjet ift tot, abet fein (Bäft ift no(^ nii^t audgetottet."
S)i€fe Gd^tift biente, wie Sut^ balb etful^t, uielen, bie burc^
bad Stuftteten bet iftegnet unb but(^ Sut^d lange« ©(^loägen
unfi(^et gemotben waten, j^ut @tatlung, bete^tte abet faum einen
aud bem gegnerifd^n Saget. Unb ju gleid^et 3^t ^ttc S^W^
eine neue Schrift audge^u laffen. Iftuf X)ucetd ^etanlaffun^
beffeu SBunfc^e auc^ fouft bei bet lübfaffung betfictiic^tigt toutben,
etbielt jie ben freiließ intern l^n^it wenig entfptec^euben 2itcl:
«gteunbfd^attlid^e StUätung unb Iftudeinanbetfe^ung bed %ben^
nia^lel^anbetö''. @ie tic^tete jic^ gegen alle^, was oon aubeter
Seite bid^t jut ®a(^e bemettt motben wat, namentlich aber
gegen Sut^d @ennon Dom Sbcnbma^l unb einen %)rief bedfelbcn
an bie ^genauet S)tu(fet ^eetwageu unb SecetiuS mit feinen
Iftntlagen wegen %)ucetd Anbetungen bet ^oftiUe. 2Bat Sutl^ oft
bobenlod gtob, fo wat 3>vingli übet aUe<S äKa^ fpi^ig unb felbft=
bewußt, in bet ganjen fi))tematifc^eten gotm feinet ^eweisfu^tung
gefc^loffenet atö bet iuuetlic^ babei fo bewegte äut^*, unb batum
tut uicle aucb ciubtinglic^et. t^on bem cnblid^en Siege feinet W:i-
fielet wat aucb ^^ ubetjeugt: „Siegen, fiegen witb unfete ^nfic^t;
abet bet Sieg witb butcb beinen Sibetftanb nut mu^ooUet", tief
et Sut^t ju. Sieue Viomente lameu laum baju, nut bag biefe neue
Sudlaffuug ben S3etba(^t Sut^etS, baf^ 3n>tnglid Abweichungen oon
feinet Se^te fidb au(^ auf bie S^tiftologie etfttede, beftdtigte, unb
biefet ficb bie größte S^u^e gab, Sut^et in föibetfptuc^ mit frühen
äuf^etungen ju fe^en. S)iefe Scbtift, in bet bie Sua^butget gteunbc
^Qfi<^tig genug, bie gto^e ä}{ilbe bewunbetten, fanbte et mir
einem X)tiefe uom i. Aptil au Sutl^. S)atin [teilte et i^n mit
einem (&d, gäbet unb 92utnet jufammen unb watf il^m nic^t nut
fein S3etfa^ten gegen bie iOauetn uot, fonbetn wollte auc^ wiffen.
SBcitetc ©trcitfc^tiften. 287
2ut§cr l^abe, ma§ fid^ct falfc^ ift, an bcn ßanbfltafcn gcjd^tiebcn,
man mfiffe (nfimlid^ gegen ^mingli unb bte Seinen) je^t mit
bem ©c^mette Ifimpfcn. ©er ©tfolg war ber, ben man er=
warten tonnte. Sie tiefe Rluft, bie tl^atffid&licl^ 5Wifd)en ben
beiben älic^tungen üon Anfang an Dorl^anben war, war allen, bie
öuft unb SRufee l^attcn, bie weitläufigen (Erörterungen ju lefen,
offenbar geworben, unb biefeS ©ewufetfein brang um fo mcl^r
aud^ in bie ®emeinben, al§ man üor allem in ben Dbcrlanbcn
nic^ft nur babon prebigte, fonbern bem ©egenfafte audj) in ber
SSerfd^icbenl^eit be§ Jhiltuö tluöbrudf gab. Sie §rage, wie ber
^ItuS, ben man gerabe in jener Qdt atlentl^alben neu ju orbnen
begann, ju gcftalten fei, ob nad^ ben rabifalen ®runbfaften ber
©(^weii^er unb Dberlänber, ober nad^ bem ba§ Site mdgtid^ft lon=
fcTbiercnben ?5orbilbe SBittenberg^ , war uic^t feiten ber äufeere
^nlafe 5um JluSbrud^ be§ Streitet in ber ®emeinbe.
3wingli cntwidelte aud§ fernerl^in eine erftaunlid^e S?ü§riglcit.
SJod) war feine „greunbfc^aftlic^e (Srllärung" nic^t auSgegongen,
al§ er fd§on an einer anbcren Heineren ®d§rift .grcunblid^e 33er=
glimpfung unb ^Ibleinung" f^rieb, bie fic^ befonber§ bie SBibcr=
legung öon Sutl^ere „Sermon" bom ©alrament jur ?lufgabe fe^te,
unb im 3uni 1527 l^atte er bereits feine Entgegnung auf Sutl^erS
©c^rift „bafe biefe SBortc'' beenbet, bie er bem fturfurflen dou
©ad^fen mit einer 3wf<^^ift öom 20. 3uni wibmete. @(^on biefe
war eine groge Auflage gegen 8ut§er, noc^ mel^r bie ganje ©d^rift
felbft. SSon jener Urbanitfit beS ^umaniften, bie bei aßcr ©d^firfc
bod^ nod^ in ber frül^eren ©c^rift ju beobad^ten war, war je^t nid^ts
mel^r ju fpuren. ^n feinem fd^weijerifd^en Ceutfd^, beffen er fid^ je^t
au(^ bebiente, nad^bem Sutl^er, anftatt wie es nad^ feiner Meinung
billig gewefen, bie ©ac^e oor bem gorum ber (Selel^rten ab}umad^en,
beutfd^ gefd^riebenl^atte, war er ebenfo grob als Sut^er, babei wie immer
beS ©iegeS gewi|(. Sin Ofianber in 92ürnberg l^tte er gefd^rieben,
er wolle Sutl^ fo antworten, ba{( bon bem fo grofjen ^eere oon ®oU
baten nid^t ein ©clbat l^il l^erauSlommen folle, unb nic^t brei ^ofycc
würben bcrgel^en, bis Stalien, granlreid^, ©panien unb ©eutfd^
lanb 3u Su^ ^u feiner Xnfidgt tommen würben, ^n dnem uns
nid^t crl^ltenen ^ribatbriefe, ber SRitte «uguft in ftitl^crS O^nben
19*
288 ,,9om «botbmal^t Q^rifH. «dcnntni« 9Rartia Sut^t«."
voax, tunbigte et bie neue ©c^tift an. Stft am SRattindtag n>ar
fie in Wittenberg, Dielleit^t, »ie Sut^er fc^erjte, n>ei( fie fid^ bis-
her Dor bem Sterben, b. 1^. ber $eft, gefürchtet l^tte. äBa^ i§m
bei feiner nod^ burc^ bie {^ran(l^it^iuftfinbe gebriidten Stimmung
baraud l^erDorteuc^tete , mar nur ber ^ag. S)a tonnte er rom-
fc^en, bie ©alramcntierer möd^ten wenigflenS eine SSicrtelftunbe
lang ben ganzen 3^mmer feines ^erjenS burc^toften, fi(^ti(§
mürben [ie \\i) bann ernftlid) betel^ren unb jur Vernunft tommen.
®o menig glaubte er baran, ia^ ed aud^ jenen ^er)enS= unb ®e=
miffendfac^e mfire.
92ur ungern lie{( er fic^ auS feinen anbern arbeiten l^rau^
reiften. Die ^flic^t ju antworten, empfanb er befonberS als eine
fc^toere (Störung feiner 99ibe(überfegung, an ber er tro( aQer Sran{=
l^eit immer weiter gearbeitet ^atte, — bie Überfeftung ber ^ro=
pl^eten mar jc^t bis jum ©ac^arja gebiel^en. ^ber f(6on am
22. SioDember mar er entfc^loffen, noc^ einmal ben „©c^mdrmem'
5U antmorten unb jmar mit einem SelenntniS feines ®(auben§
überhaupt.
Und) (£arlftabt murbc mieber unrul^ig. ©eine Slnfic^t Dom
Kbenbma^l l^atte er tcineSmegS aufgegeben. SBenn er aud^ bamit
nid^t in bie Öffentlid^teit treten burfte, fo belfiftigte er bod^ Sut^
burd^ ben ^o^ mit Sßieber^olungen feiner §attlofen Slrgumente,
unb Sutber fud^te ibn, obmol^l er nur noc^ menig C)offnung l^tte,
JU belel^ren. ®d^on im 92oDember DermieS er il^n übrigens auf
feine bemnäc^ft erfcbcincnbe ©c^rift, aber erft @nbe 3Rfirj 1528
lonnte er fie ausgeben laffcn. ®ie trug ben Xitel: »S3omabenb=
mal^lS^rifti. ©etenntnis SRartin 8ut5erS\ Sr freut
fic^ über ben ©rfolg ber früheren ©c^rift, ba oielc fromme ^tt^tn
}um ^rieben getommen, bie ®egner nod^ unfinniger gemorben feien.
(Sr miQ fie fal^ren laffen. 92ur um ber ©d^mac^en miOen greift
er nod^ einmal jur ^zitx, ®S foO feine le^te ©c^rift gegen bie
©alramentierer fein. ®r marnt bor Sw^iwfl'i^ S3üd§ern . als „be5
§5Uifd^en ©atanS ®ift, benn ber äRenfcb ift ganj oerfe^ret unb
l^t Sl^riftum rein ab öerloren". 3« i^^^ni SBuc^e fc^utte er neue
gtrtumer auS.
S)ie ©d^rift ift eine rid^tige ©treitfd^rift. Sie Entgegnungen
CTÖttctt er eine nad^ bcr anbcrn, unb brid^t aud^ bic ^t^ti^kit
nid)t jeltcn fc^roff l^ciüor, fo ift )ic bod^ im ganjen rul&igcr unb
tto^ Diclfad^er SBiebcrl^otungcn geleierter gel^alten. Sabei tarn i^m
bie überlegene Kenntnis ber beutfd^en Sprache äuftatten. @r üer=
jd^mal^te' ^ier anö) nid^t, in rool^l jugefpiftten Saften bie SBaffen
ber ©iaieftit ju fül^ren unb t^a^ Ungereimte ber gegnerijcöen ©e=
»ei^fü^rung barjut^un, unb in eyegetifd^er ©esiel^ung l^atte fic^
ßwingli aÜerbing^ manche 33löfee gegeben. greiUd^ tonnte au^
Sut^er über ba§ S^d l^inau^Jd^iefeen, menn er j. 33., um jebe bilb=
Ud^e Sluffaffung au^jujd^Uefeen, bei Den Sinjeftung^worten, l Äor.
11, 24, tt)o Dom Sred^en beö 8eibe§ bie Siebe ift, eine ©eutung
auf ba§ Sred^en be§ öeibe^ am Ärcuje nic^t julaffen, fonbern ba=
mit nur ba§ Sred^en unb Aufteilen be§ 8eibe§ im Kbenbmal^l
au^gefagt fein taffen moüte.
9Jeu voax ber Äampf gegen S^^i^flli^ ^^¥^ ^on ber ^erfon
S^rifti. ©icfer l^atte, um Sutl^erö Seigre Don ber Jlllgegenmart be§
er^ö^ten S^riftuö 5U beftreiten, grofee^ ©eroic^t auf bie Unterfc^ei=
bung ber beiben 5Raturen in S^rifto gelegt, unb moQte gemiffe ?lu^=
fagen be§ ^errn über ficfe felbft nur auf bie göttliche, anbere nur auf
bie meufdEilid^e 5Ratur bejogen §aben, roäl^renb Sutl^er immer bie un=
getrennte, gottmenfd^lid^e ^erfönlid^fcit im Äuge §atte. ?lnberfeit§
behauptete Sw^i^gl^ ^^^ S^riftuS bei feinen ©elbftauSfagen (oer=
möge ber fogenannten SRebefigur ber ?ltlöofi§) „in überfpringenber
Sebe'' aud^ o^ne befonberen ^inmei^ üon ber ganjen ^erfon ober
üon ber menfc^lic^er SRatur au^fage, xva^ oielme^r oon ber göttlichen
5u üerftel^en fei unb umgefel^rt, fo feien j. 33. bieSBortc: „?Rein
gleifd^ ift bie rechte ©peifc" auf bie göttliche Statur 5U besiel^en.
3n biefcr miflturlid^en ©eutung unb ber 3crtrennung ber gott=
menfc^Uc^ geeinten ^erfönticf)teit, bie i^m bie SBirflic^teit unb 35öflig=
leit be§ ^cil^ oerbfirgt, fielet Cutter bie aflergröfete ©efal^r, benn, in=
bcm 3»^i"9li öuf ®runb feiner Sl^eorie baö ßeiben (S^rifti nur auf
bie menfd)tid&e Statur bejöge, leugne er ia^ ©rlöfung^merl überJ^aupt,
hiermit einen „öffentlicf)en Slrtitel be^ ©tauben^". Unb bafe eine
öffentliche -Seugnung eine$ folc^en nid^t ju bulben, »dl^renb er
iebermann auf feine ©efal^r für fic^ glauben laffen wollte, xoa^
\^m gut buntte, l^attc ßut^er fc^on mel^rfat^ au^gefprod^en. @o=
290 ,,9om Kenbmal^l S^rifH ((SrogeS eefenntni«).
mit (am burd^ btejc c^tiftologifc^e Ciffetcnj, bie Sutl^t f($on in
ber ®<(rift Don ben l^immlifd^en ^rop^ten gefürchtet unb auf bie
®ei6el juctft l^ingewiefen l^tte, bie Xngelegen^it in ein neue§
gal^roaffer.
Sinen breiten 9iaum nel^men feine Darlegungen über \)te fLÜ-
gegenwart (S^rifti ein: S^riftud (dnne auf Derfd^iebene Steife ju^
gteid^ fein. (Sr bemul^t ftd^ aud^ burc^ ®tei(^niffe biefen ®ebanlen
DorfteQig ju machen, aber bie ^c(\xpt\ai)c bleibt il^m : (Sott ift a(I=
mächtig, marum foQte xä) ba ber ©c^rift nid^t glauben? Unb mcnn
man im ^benbmal^t »eiter nic^td empfängt al^ Srot nnb SBein,
unb nur \>\\^ ®ebfi(^tni5 be5 lobeS Sl^rifti feiert, »oju bann bie
SBorte: baS ift mein 8eib? ^ene brandeten fie ia gar nid^t
ju il^rem ^benbmal^l. Demnach §abe (Sl^riftuS aU ein „Sßfifd^er''
etwas Unnötige« l^injugefcftt. S^^i^flli wnb bie anberen foHten
erft einmal itn ©eweis fuhren, ben fie bi«l^er nic^t erbracht litten,
ba^ bie SBortc anber« gebeutet werben mfifjten, als fie lauten.
..,®ie woOen ®otteS ©ort toom Seiblid^en inS ®eiftlicbe teuren
unb (cl^reu eben bamit fic^ felbft bcm ®eiftlid^en ins iSeiblid^e."
'Dicfc ©d^rift foUtc, wie gefagt, feine Ic^te gegen bie @afra=
mentierer gerid^tetc fein, unb wie im 33orgefül^lc fpateren 3^fats,
bafe man feine ©c^riften falfd^ beuten ober fagen würbe, „wo ber
ßut^er je^t lebet, würbe er biefen ober biefen tlrtifcl anberS teilten
unb l^alten, benn er l^at i^n nic^t genugfam bebad^t", legt er in
einem britten Jeile ein üoUftanbigeS (lareS S3e(enntniS feines ®tau=
benS ab, weld^eS fid^ gleid^ entfc^ieben gegen bie 9idmer wie bie
©atramentierer richtet, unb bittet am ©c^lufe, bafe man fid^ lebiglid^
baran l^alteu fotle, falls er etwa in Jlnfe^tung ober in JobeS^
nöten etwas anbercS fagen fotltc.
®er ®egenfafe fonnte laum me^r Derfc^rft werben, als ia^
eS burd^ biefe ©d^rift gefd^al^, benn bie ®egner blieben bie 9[nt=
wort n\(i)t fd^ulbig. 3mmer (laffenber würbe ber 9tife jum 3«6el ber
Siömer. ^of). gaber oerbreitete 1528, bafe barfiber in Dielen
3al^ren Diele überhaupt nid^t baS «benbmal^l genöffen unb baft
man oon Sut§er fage, ba^ er in fe(^S S^^ren nic^t jum ®atra=
tnent gegangen. 3Rit 93el^agen l^e^te er gegen bie ©d^weijer unb
©trafeburger, weld^e ?lnfd^Wge fd^miebeten, 8ut§er »J^eriimäufriegen".
(Sintgunge))tSne. $er)Og U(rt4 unb 3to>lngti. 291
SBcitetblidcnben foitntc e5 nid&t entgelten, toääjt grofec ®cfal&r
bct Sntwidfelung bcr eüangclifd^cn ©ad&c burd^ bic innere 3^=
Tiffenl^cit btol&c, unb c§ feegreift fid^, bafj man namentUd^ in ®e=
bieten, wo bie (Segcnffi^e aufeinanberfiiefeen, frfil^ baran bad^te^
^uf irgenbweld^em SBege eine ^Jetftänbigung bet ftreitenben ^at=
teien J^erbeijufiil^Ten. SSereiW ?lnfang 3uni 1526 l^attc S3ucet
in ©trafeburg ben 3wpw5 3ö"fl^ ol^ 3Sermittler bei Sutl^et ange=
rufen. 3ona§ antwortete föl^l, aber nid^t burd^au« ablel^nenb unb
marf juerft ben ®ebanfen an eine perfönlic^c 3wfantmenfunft ber
Streitenben l^in. ©erfelbe würbe junfid^ft nic^t weiter »erfolgt. Äud^
mit 8ut]^er§ ®enoffen l^örten bie brieflid^en Sejiel^ungen auf.
äBid^tiger war, bag jiemlic^ ju gleicher QÄt wfibrenb be$
<£peierer 3leid&3tage§, ber auf 3">ingti§ ©eite pel^enbc ^rebiger
3ol^. C^ner, bamaU in gtanifurt am 3Rain, fpäter in S^urnberg,
ben ßanbgrafen für ben (Sebanlen ju erwärmen fud^te, auf bie
(ginigung ber ©treitenben l^injuwirfen. 3l^n immer wieber belebt
ju l^aben, war wol^l ba§ SSerfcienfl be§ üielfac^ am ^o^t be^
ßanbgrafen Icbenben Oerjog Ulrid^, be§ vertriebenen O^^^^i^^fl^ ^^^
SBurttemberg. Unter SSerl^filtnifjen, bie un§ unbefannt finb, war
er frul^ mit Dcfolam})ab befannt geworben unb galt als begeiftcrter
Slnl^änger 3win9H^- 5)«^ lam freiließ nic^t jum wenigften bal^er,
iia% biefer, al§ er oon beS gfirften Steigung für bie eoangelifd^e
©ac^e eiful^r, uberrafc^enb fd^neD feinen republilanifc^cn S8iber=
widen gegen ben übel beleumunbeten Soltsbebränger fal^ren lie||
unb mit Sapito unb Sucer jtd^ fd^on @nbe 1524 lebl^ft für bie
3urüdfffil^rung beS gurften in fein 8anb interefperte unb überaß
greunbe unb, j. 53. in bem reid^en ©trafeburg, auc^ SRittel für
i^n JU gewinnen fud^te. ©er aSerfud^ be« Oerjog«, pc^ mit ^ilfc
ber Sauern wieber in ben Sepft feinet Sanbe« ju feften, fd^tug
fel^l, aber er lie^ bie O^ff^ung nic^t fal^ren, unb man wirb fc^werlid^
irre gelten in ber Snnal^me, ia^ bei bem Sepreben, eine (Sinigung
ber p^ belfim})fenben X^eologen ju erzielen, üon Doml^erein ))olis
tifd^e ®ebanlen mitgef))ielt l^aben. Seiber pnb und bie vertrau^
lid^en ftonefponbenjen bed gurpen mit 3wii^8l^ ^W crl^alten.
3Bir wiffen nur, ba^ man grofje Hoffnungen auf ben (SinPuf) C^erjog
Ulrid^d bei bem jungen Sanbgrafen fe^te. Unb fc^on im ©ommet
292 92o(( bem @pämr 9id((Stag. Sintfer au9 ^oHe.
1527 fut^tc bct Sanbgraf Sut^et ju einem (Sefprfic^ ju bemegcn,
erhielt aber eine obfc^Iägige Sntmott. SBenn bann im gebruar
1528 Detolampab unb ©uccr üon O^i^B Ulticft ju einem ^9oU
loquium" an ben ^of bed Sanbgtafen nad^ SRarbutg eingelaben
mutben, fo foOte biefeS (Befprfic^ n)o^l nut baju biencn, ^^ilipp
für bie obetlänbifd^e Suffaffung )u gewinnen, benn ha% aui) \c=
manb üon ber (Segenpartei berufen »orben toSxt, l^ören wir ntc^t.
16ucer freiließ fa^tc bie @ad^c fo auf, ba| e^ fic^ um eine (Sini=
gung mit ben ©ad^fen l^anbele, melt^e bie gfirften betrieben. @o
fd^rieb er menigftenS am 15. April an 3»iwgli, entfeftt über bie „^vti"
ßutl^erS in feinem „(Stofecn ©elenntni«*, in welchem ber bemeglic^c
äRann bod^ fc^on einen $untt gefunben ju l^ben glaubte, bei bcm
bie ®intra(^tst>etl^nblungen einfe^en tdnnten.
ai5 er bie5 fc^rieb, war bei bem gürften ber ©ebanle an eine
Unterrebung mit ben Dbcrlfinbern burd^ eine brennenberc grajc
in ben ^intergrunb gebtangt worben. 92an glaubte mit Se^
ftimmtl^eit üor bem unmittelbaren ^u^bruc^ eine^ großen Shiegc§
JU flel^cn.
©d^fitfer al^ je ftanben fic^ feit bcm ©peicrer Sleid^ötag tic
römifd^e unb bie eüangelifc^c Partei gegenüber. 3n bemfelbcn
3Rafee, al5 bie eüangelifc^cn gfirften an bie geftigung neuen ct>an-
gelifc^en Rird^entumd gegangen maten, fuc^ten bie rdmif(^ gefinnten
il^re Sanbe Don bem lutl^erifc^en ®ifte reinju^alten. ®aS tonnte
man auf ber ganjen Sinie beobachten, ©elbft ttlbrec^t Don SRainj
forberte je^t bringenber al§ je juDor Äbfd&affung aller SJeuerungen
in feinem (gebiete. Sin ^rebiger au§ ^alle, ®eorg ffiinfler, ber ba^
Äbenbmal^l unter beiberlei ®eftalt aufgeteilt l^atte, mufete fic^ üor bem
bifd^öflid&en ®erid^te in 8lfd^affenburg fteDen. (Sr mürbe freigegeben,
aber auf bei C)cimreife am 23. ^Ipril 1527 meud^ling^ crmorbet. 55ic
33olteftimme brachte ben ftutfürften felbft, mo§l o^ne ®runb, ba-
mit in ^J3erbinbung ; bagegen bfiiften feine (Segner im SRainja
©omfapitel nic^t frei üon ber SRitmiffenfAaft gemefen fein, unb
fiutl^cr l^attc nid^t fo unrecht, als er in feiner ft^önen ^itroftfc^rift
an bie Sl^riften ju ^aDe" unter Srinnerung an ben Siainjcr
Slatfc^lag bemertte, wer ein ganj Sanb in SRorb unb Slut ju
bringen beabfid^tige , ber ad^tet aud^ gering, einen ^ann ju er^^
SJerfotgungcn. Otto t. ^arf. 29B
motbcn. SSon noc^ fd^mcrcrcn SRatli)ricn betid^tetc man au§
39a^ctn. Unb Sutl^crS grcunbc im Dftcrrcid^ifd^cn, ein Ronrab
Sorbatu^, ein 9R. ©tiefet, mufeten jc^t mieber ben SBanbetftab
ergreifen. Sin ®bitt »önifl gerbinanb^ üom 20. ©ejember 1527,
»eld^eS an ©c^firfe alle früheren übertraf, bebrol^tc alle et)angeU=
fc^en Biegungen mit ben l^arteften ©trafen.
2l^nU(^e3 trug fid^ in 33ranbenburg ju. ©ort vereinbarte
Rurfürft S^ad^im am 4. ^wlx 1527 mit feinen Sanbftdnben f^arfe
SJianbate. ®afe er niemanb ju fd^onen gebaute, jeigte er gegen=
über feiner ©emal^Un Slifabetl^, bie längft bem ®üangelium äu=
getl^an, Dftern beSfelben S^^l^reS baö ?lbenbmal^l unter beiberlei
®efialt genommen l^atte. @r beriet ernftlid^, ob er fie töten ober
fid^ üon il^r fd^eiben laffeu foHte. Übrigen^ l^atte bie unglüdtlic^e
grau auc^ über anbereS ju (lagen, benn ber JJurffirft lebte in
f(§werem Sl&ebrud^ mit ber Jod^ter be§ Serliner S3firgermeifter§
ölanfenfelb, Rat^arine, beren Sl^emann, SBolf €)ornung, er Don ^m^
unb ^01 ja aus bem Sanbe üertrieben l^atte.
3ni ^erjoglid^en ©ad(ifen bauerte bie SJerfolgung fort, ^erjog
®eorg ergriff leben eüangelif^en ^rebiger, beffen er l^ab^aft werben
tonnte. 3« flcwiffen, teils mit ^t\\tn, teils mit »urfac^fen ge=
meinfam regierten S3e5irten fam eS barüber ju fd^Ummen Sleibungen.
©rnftlid^ backte er baran, älbrec^t üon SKanSfelb um feines ®lau=
benS »iflen ju üerbrangen. ^n allebem fonnte man planmSfeigeS
SSorgel^en üermuten. an ÄriegSbro^ungen fel^lte eS nid^t ; ^in unb
»ieber waren üon ben römifd^ gefinnten gürften bie übcrmutigften
SBorte gefallen. Salb l^ier balb bort jprad^ man oon Slüflungen,
unb JhiegSbeffir^tungen würben allentl^alben gel^egt, aud^ in ben
Sheifen ber SHömifd^en. Unb Sanbgraf ^^ilipp wollte je^t SSe weife
bafür l^aben, t)a\^ man bie et^angelifc^en e^üiften il^reS ®laubcnS
wegen überfallen unb um Sanb unb Seute bringen wollte. ®o
l^atte ein vertrauter 8?at feines ©^wiegerDaterS, ®eorgS üon ©ad^fen,
ber Dorüberge^enb in feinen ©ienften ftanb, Dtto r>. ^adt, bem Ifingft
mijjtrauifd^en gürften berid^tet. Auf einer 3wföw^i"^"^^"ft ^^
SSreSlau im SRai 1527 Ratten fic^ Rönig gerbinanb unb C^erjog
®eorg mit ben C^^rjögen von ©a^ern, ben Jfurfürften von SRainj
unb ©ranbcnburg unb ben Sifc^öfen Don ©aljburg, SBürsburg
294 Vadf^ ^nbe(. Vtttl^« (Suta^tot.
unb S3ambetg in einem Sfinbnid }ur Sudrottunfl beS Sut^ertums
unb eDentueQen SSertreibung bed ShiTfurften bon ©ac^fen unb
Sanbgrafen üon {reffen geeinigt, ^d beifprad^ gegen ^c^ Se^
lol^nung ben Settrag jur Stelle )u haften, lieferte jeboc^ (am
18. gebt. 1528) nur eine Kopie ber angeblichen Uifunbe, me^e
baS ©ergeben im einjelnen beftimmte. ©a« ©d^riftffudf enthielt
mand^ed SluffdQige, fo ba$ 3ufcimmengel^en ber Sägern mit Sfdnig
getbinanb. Aber an ber (S(^tbeit jmeifelte meber ^l^ilipp nod^
^ol^ann üon ®a(^fen , melc^em er bie mid^tige $(unbe aUbalb pet=
fSnlic^ nac^ SBeimar uberbrad^te. Ilud^ ber ffutfurft fd^titt fofort
^u umfdnglid^en 9tüftungen unb üetbanb fid^ enger mit bem Sanb=
grafen, ber nad) allen Seiten feine ©erbungen ausgeben Hc|.
35ic gtage, in ber man auSeinanbetging, »ar nur bie, ob man,
mic ber öanbgraf wollte, burd^ fofortigeS öoSfcblagen einem Über=
faß juüotfommcn, ober nod6 »arten folle. ©er Rurfmft ^olte
be^bfllb ben 9lat feiner Jb^ologen ein. Am 26. SRarj »urbe Cutter
burc^ einen Silboten nad^ Jorgau berufen. 8uf 3Bunf(§ bc§ ffur=
fürften gab er ein fd^tiftlid^e^ (Sutac^ten ab. @$ jetgt nidgt^ n)e=
niger als politifc^c Rlugl^eit, ift aber ein fc^öneS 3^wgni§ feiner
finblid^ frommen (Sefinnung.
©afe ber Jfaifer, mic jenes ©ofument burc^blidten liefe, auf=
feiten ber ^otbfütftcn ftdnbe, ^dlt er für unmöglich, baS bürfe
ber Ruifürft nic^t glauben, oielmel^r fei er fd^ulbig, ben Raifer für
rcblic^ unb mal^rl^aftig ju l^alten unb ficb babon nid^t abbringen
^u laffen. Um einen ?luftul^r miber baS Sleidb unb taiferlid^e
9{aj|eftdt l^anble eS fic^, unb bagegen 33ortel^rungen jur Hbmel^r ju
treffen, fei ber Rurfürft nid^t nur bered^tigt, fonbern im ^^tereffe
feiner Untertanen üerpflid^tct. aber felbft jum Singriff ju fd§rei=
ten, njiberriet Sutl^er mit Sntfc^iebenl^eit. ©aS SBort ber ©d^rift
„©er baS ©d^mert nimmt x." ift and) l^ier für i^n entfd^eibenb; no(§
feien bie ®egner nic^t öffentlich überjöl^rt, (Sott lönnc il^ren l^im=
lid^en 9Jat nocb ^inbern, feine gröfeevc ©d^anbe fönnte bem ÖDan=
gelium gefd^el^en als ein Angriff ; bierauS würbe nid^t ein 53auern=
aufrul^r, fonbern ein „gürftenaufrul^r" entftel^en, bet ©eutfd^lanb
ocrberbcn mürbe.
©er Öanbgraf war bamit wenig jufrieben, war bod^ Sut^er fo
^adfd^e «anbei. 295
«)cit flegangcn, ju ctHärcn, bafe bcr Jfutfutft nid&t fd^ulbig \n,
faflö iet Sanbgtaf »ibcrret^tlid^ jum Eingriff jd^teitc, an bcm
S3unbniS feftjul^lten. Statt bfitfe, ertoibette er, au(^ ®ott tttc^t
ücrfud^ett, unb rotm ®ott fte ffabt bte J^eimlic^eti ^ttfd^lfige er=
fal^rctt laffcn, fo muffe ntati bieö bettu^en, utib tttd^t lüatteti, ix^
baS Utt^eil übet bie Untertl^tiett l^eretngebrod^en fei.
fiut^et l^tte in biefet ^ngelegenl^eit mel^tfad^ am ^ofe )u zx\ä)tu
nen, unb bie grage, ma$ nun gefd^el^en foUe, mar gemif( leine leichte.
Jroftbem ber Sanbgtaf f(l^riftli(^ unb munbUdö bie (Sintofitfe ber
Xl^eologen ju enttraften fuc^te, gelang e§ Sutl^er unb feinen SoU
legen, baS burd^jufe^en , toa^ il^m fid^tlid^ bie O^uptfac^e mar,
namlid^ baf( ber Sturffirft fi(^ meigerte, ben Kampf ju beginnen.
S)aburd^ mar 5unä(^ft 3^it gemonnen, unb ald unter bem Sinbrucf
ber üon aBen Seiten einlaufenben SRac^rid&ten über bebrol^lid^e
ShiegSruftungen ia^ Steid^^regiment ;^u @peier ein 3Ranbat gegen
ben S3ruc^ be§ Sanbfrieben^ erliefe, beranlafeten bie ?;]^eologen bie
33eröffentli(iung beS ?)re$lauer 99ünbniffe§. C^^rjog ®eorg unb
bie übrigen angeblid^en SRitglieber beSfclben erllarten baSfetbe fo?
fort für eine fcfinöbe gcilfd^ung. Unb e§ fann l^eute fein ^wci^d
ntebr barüber fein, ba|( Dtto ü. ^adt, ber, mic man fpatcr erfuhr,
aud^ fonft fid^ gälfd(iungen l^atte 5ufd^ulben fommen loffen, um
fd^nöben ®eminne5 willen fie Derfafet l^atte. Slber bat)on waren
bie proteftantifcben @tänbe burc^aud nic^t fogteic^ überzeugt. Sie
Unfd^ulb^beteucrungen ber ®egner mad^ten auf Sutl^er gar feinen
iSinbrucf, ba bo(^ ftd^er mfire, baf( fie bad alled langft betrieben
litten, wa§ ba« Sünbnis entl^ielte. Unb angefK^t« ber ni(^t un=;
bebeutenben Lüftungen ber Sifc^öfe Don SBürjburg unb Bamberg
berlangte ber öanbgraf beftimmte griebenSgarantieen unb Sr:;
ftattung ber Soften. 3« einem Sinfatt in ba« mürjburgifd^e
®ebiet, ben tnan Dielfa(^ bel^uptet ^at, tam eS nid^t. Slber
bie benad^barten Sifd^öfe ^nbelten bod^ nur unter bem ©rudtc
ber unmittelbar brol^nben RrtegSgefal^r unb ber t)or i^ren
©renjen liegenben JJrieg^mad^t , wenn fte fi(^ nad^ längeren
Sßerl^nblungen jur S^l^lung ber ni(§t unbebeutenben arieg«=
foften bereit exflärten, unb öanbgraf ^^iltpp unb mit i^m bie
Söangelif(^en galten nun al« bie eigentlid^en grieben«ftörer im
296 2ni\itx unb $t\\x\1ix\i Soa^im.
Vtcii). 5)aS xoax t)ic fd^ipctmiegcnbe ©cbeutung bc^ tramiäcn
f^anbetd.
@ben ald biefe Sßitrcn ausbrachen, tcar cS auc^ ju einer Sala:
ftrop§c im branbcnburgifd)cn O^ufc fldomnien. 3" i§t^^ ^''^ ^^^
bic »iirffirftin (SUjabct^ in ba« ®ebict il^reS D§cim§, be^ hv-
furfteu Don ©ad^fen, gepachtet, «m 27. SRärj 1528 traf üo
in Jorgau ein. 33ergeblic^ foxbcrtc ber Jhirfiirft i^rc ungcjäumtc
8lu§licferung, aber aud^ jeber SScrföl^nungöüerfuc^ erioieö |i(^ al^
üergcblic^. Unb ber SBiberroiDc bcS Slurfurften S^ac^im scjen
aQed, toa^ mit ber 9ieformation iufammcnl^ing, mugte fic^ noi^
fteigcrn, als fiutl^er üon SBolf pornung, bem vertriebenen, rtic^
(cfen @l^emann ber furfürftli(^en beliebten barum angegangen, für
biefen eintrat. 3werft l^atte er fid^ an bic untreue ®attin jc--
wenbet. ÄU biefe, wie es fc^ien, mit (Seroalt an ber SJiebct:
Bereinigung gel^inbcrt mürbe, fc^rieb er am 21. 3""^ I528anl5en
»urfurften felbft. „d^ mag ^?ieaeid)t^ jd)rieb er, „@. ». g. «•
munbern, mein Xl^urft (Äü^n^eit), jo ic^ üerbammter Äeftcv an
®. R. g. ®. JU fc^reiben mid^ unterminbc, als ber ic^ billig ^^'
beulen foflte, ia^ mir bic Slemente unb ©cftirnc nic^t fonberliii
bei (g. $f. g. ®. geneigt, unb baS ni^t o^ne Urfac^, aber fe
©ad^en unb mein ®emifjen jmingen mic^, ©olc^eS ju ö)aäcn\
unb fo üerma^nt er il^n benn ernftlic^, SBolf ^ornung fein Seit
»erben ju lafjen, mibrigenfaÜS er miber i^n beten möfete. am
21. ?luguft fd^rieb er jum 5»eitenmat mit ']\i)tl\ii mad^fcnbcr @nt=
ruftung, Sr bro^t, bie ®acf)c fo barjuftellen , mie fie fei. Sr
l^abe il&n nun jroeimal genügenb ermal^nt, bann möge ber gütft
aud^ nid^t barüber jfirnen, menn er ^bem furfürftlic^en ^ut njürbe
ins gutter greifen, bafe bie ^aar um^erftieben". !DeS Äurfürftcn
Jlntmort mar eine Rlage gegen il^n unb SSolf ^ornung bei feinem
SanbeS^errn. S)ieS üeranlafete Sutl^ei nun crft rec^t, für bcn un-
glücflid^cn SSerfolgten cinjutreten, bem man bie grau üorcntp
unb jugleid^ bie SKöglic^teit üerfagte, fid^ fd^eiben ju laficn.
Unter bem 5. DItober liefe er eine „d^riftlic^e 33ermal|nung an bcn
Rurffirften" ju ©ranbenburg im ®rudt ausgeben, bic, jiemlic^ mili)
gel^alten, bic früheren gorberungen »iebcrl^olt. ®ie l&atte nur Den
®tfoIg, bafe Sutl^er einen furflli^en §einb mel^r l^attc.
gelobe mit ^eür^ ^on €)ad^fen. 297
äud§ bie ^^acff^cn ^änbcl l^attcn für Sut^et nod^ ein 5Ra(^=
jpicl pctjönlid^cr 5Jatuv. SBic ermähnt, jnjcifcltc ex md)t Daran,
bafe an bcm ©rcSlaucr S3ünbni5 ct»a^ SBal^rc§ fei, unb mad^t
Darauf feinen ^^f)l bafe er bem ^tx^o^ (Seorg bic Url^eberfc^aft ju=
traute. 3« ^i^^^wi Briefe an 8inf in Siurnberg l^atte er gcäufeert,
bafe ®eorg§ froftige .. ©ntfd^ulbigung bcinal^e a(§ 3"fl^f*fi^^"i^ S^
beuten fei. ©abei l^attc er feinem S^tn gegen bic morbluftigen
g'ürften unb gegen jenen „aflernämf#cn 5Rarren'\ ben ®ott 5U=
f(i)anben machen merbe, trdftigen Slu^brud gegeben. Sinf ma^tc
Don biefem ©riefe ben au^giebigften ©ebraud^, untlugerweife fogar
auf ber ffanjel. ©er C>^^Sog, ber baüon erful^r, mufetc um fo
erbitterter fein, alö Steigungen ju 2utl^er§ ße^re nun audö in feiner
gamilie fid& seigten. ©afe fold^e am ^o^c feinet S3ruber5, be^
^erjog^ ^mxxi) Don ®aci^fen=greiberg, oor^anben waren, mar,
obmol^l man fie forglic^ lautete, nid^t Dcrborgen geblieben, unb nun,
e§ n?ar am 6. Dttober 1528, war bie C^erjogin Urfula üon 3Rfinftcr=
berg, eine jRid^te feiner SJiuttcr, na^ jnjölf jährigem 5Jonnentum
mit sroei anberen Slonnen gcraben SBcgeö au§ il^rem Slofter in
grciberg nad^ SBittenberg entflol&en, too fie im ^an^c ßutl^er^ gafr=
lic^e Sufnal^me fanb.
3Rit biefem »ieberl^olte fic^ je^t baäfelbe ©piel wie üor fünf
Salären. O^^ä^g ©eorg verlangte eine Srtlärung t)on il^m über
bie tlutorf^aft jenes ©riefet, welche Sutl^er ablel^nte, inbem ber
.^erjog aud^ fonft »ol^I in ber Sage fei, fic^ barüber ju üergemif=
fern. ?luc^ burd^ i^rx furfürftlid^en Qo^ tonnte er ni(^t mel^r er=
langen. ?ln 200 ®ulben ^ätte er gern für ba§ Original beS
©riefet gegeben. (Sr mufete fic^ mit einer äbf^rift begnügen,
wcld^c il^m S^riftopl^ ©d^eurl üon iRürnberg »erfd^affte. 3^ einer
gegen Sut^er gerid^teten ©d^rift, in mcld^er er ba§ „gebi(^tetc ©ünb=
ni«" jurfidtmieS, öeröffentlid^te er fie. ®em am 19. ©cjember
toerfanbtcn fiibefl, baä in 8000 ®]cemplaren gcbrucft »orben war,
fud^te er bie weitefte Verbreitung ju geben. (Sr liefe eä in feinem
ßanbc öffentlich anfd^lagen. ®a§felbe verlangte er üon ben Der=
fd^iebcnften ©täuben, Don ^l^ilipp Don ^c\'\zn, Dom fturffirften unb
bem Äat Don 9?ürnberg. Aber ßutl^er war fo frül^ in ben Seftft
eine^ Sjcemplar^ gelommen, baf( feine ®egenf(§rift faft ju gleid^er
2tt8 „^on ^mlic^n unb de^^lcncn »ncfcn."
3cit auf bcr fieipjigct Sicujabr^nieffe jur Sui^abe tarn. @ic ttug
bcn Xitel: «lOon j^eimlid^en unb geftol^lenen S3ttefen,
U"it einem ^falm aufgelegt, »ibet C^crjog ®eoTgen
iuSac^fen." (Sr l^tte manc^ »ibet i§n auf bem ^ct^ta, bie
lOonebe }u Smfetd leftament unb bie unfurfllic^e Slntmort auf
fein bemutiged ®d|)reiben. (Sr l^be batauf gefd^miegen, nun fomtnc
^etj^og (Seorg miebet unb betlage [\if, ba^ er nic^t [a unb nein
geaiitwoctet. Cad l^be er get^n, »eil ed fid|) um einen ^ricf
^nble, oon bem er gar nxifl loiffen fSnne, n>ie ml man untct=
beflen baran gefinbert. ^\ä>tm fdjieine er nur eine Sbfc^rift ju
^ben. ilber menn ed nun »irßic^ fein Srief fei, \o l^be er i^n
geftol^ten. (£d fei fd^mad^boU, bertraute äu|erungen ctne^ Briefes
jum (Segenftaub einer ^nliage ju mad|)en, übrigen^ fei er bereit,
Dor einem ®erid|)te feined Shirfflrften, bad mit Seuten aud ben
t)erf(i)iebenfien (Segenben Ceutfc^lanbiS befe^t »erben tdnne, feine
@adjc ju Derteibigen, U)enn i^n ber O^^S ^^^ berdagen woHc.
(Sin^weiten wolle er bad 7. ®ebot auf O^^S ®ecrgS unb feiner
^off(!^rani;en ®emiffeu bleiben laffen unb htw 7. $falm, icn er in
beutfd^er Überfe^ung mit tr&ftigen (Stoffen beifügte, gegen il^n beten,
^n feiner Umgebung oerurteilte man einftimmig ju Sutl^^
Srftaunen fein fc^arfed ^orgel^en. SRelan^tl^on fal^ meitere^
Unbeil DorauS, unb }u unangenel^men SBeiterungen fam eS aQer=
bingS. ®d^on am 22. Januar 1529 Ue|( ber ^tx^o^ einen neuen
»{urjen Seric^t auf etliche neue rafenbe Sügen" Sutl^erS erfc^einen.
©eine 8iäte oerl^nbelten am furffirftUc^en ^ofe »egen 8ut|er5 ©e^a=
fuug, wie immer ocrgeblic^. ®a^ einjige, »05U fid^ ber Jhirfurft l^er=
beiliefe, mar, bafe er geftattete, bie l^erjoglid^e ©c^rift aud^ in feinem
(Sebiete onfc^lagen ju laffen , unb oon Sutl^er verlangte, t)on bem
SunbniS, ba bie ©ac^e oertragen, ni(!^t^ me|r ju fd^reiben, unb adel,
maS er gegen O^jog ®eorg ober anbere ^rften l^erau^geben moQe,
ber turfürftlid^en Scnfur ju untermerfen. %tö ber £)erjog bamit nic^t
jufrieben mar, brac^ Shirfurft go^^ann bie SBerl^nblungen ab. Unb
Sut^er mar feft entfc^loffen, bem ^ct^Oi nic^t mieber ju antworten.
(Sr blieb babei, obmol^l 3ol^. (Sod^leud fid^ in bie ©ac^e einmifd^te unb
ben f£(^fif(^en O^jog, in beffen S)ienfte er m^ Um %o)>t Smfer^
(feit 3an. 1528) getreten, in einer eigenen ßfi^erfd^rift oerteibigte.
Ü6eYf€^ung nnb 'äuiit^mQ ber 8ibel. 299
S^ toarcn anbete, flrßfeerc Aufgaben, bie il^n bejd^dftigtcn.
Obenan flanb immer bic Überjegung unb Auflegung ber Schrift.
®eit lange bef(§aftigte i^n bie fd^roierige Übertragung ber ^ro=
pl&eteu, bie er, wie fd^on frul^er berichtet, auc^ in ber äJorlefung
auflegte, daneben arbeitete er an einer beutfd^en Auslegung be^S
^top^eten 3ona§ unb beö C>cibatuf, bie beibe 1526 erfc^ienen.
^I^r folgte, nac^bem ber S)rucl fid^ burc^ Sutl^erS ftranl^eit t)er=
jögert l^tte, Einfang 1528 eine umfänglid^e Auslegung be§ ©ac^avja
mit SBarnungen nox ber Steigung, i\xxd) tunftlid^e Deutung biefed
unb anberer fd&wieriger Säüc^er fic^ l^eröortl^un ju wollen, wäl^renb
bie nuftlic^fle ^rebigt, bie ber $tated^i§mu§ enthalte, barüber öer=
jaumt werbe. S5ie Überlegung ber ^ropl^eten, über beren ®(^wierig=
leit er flagte, ging i^m nur langfam oon ber ^anb, unb willig
ertannte er an, wa^ bie beiben geleierten Jdufer, ^^%tx unb ®eut,
bereu Übertragung er im 3Rai 1527 ju ®efi(^t bjtam, in biejer
JSeiiel^ung geleiftet l^atten, fanb aber il^re ®prad^e ju bunlel.
3war. fugte er jenen Auslegungen au(l& eine SJerbeutjd^ung bcS
SejcteS bei, aber alö gortfcftung feiner SÖibeluberfe^ung erfc^ien in
jener S^it, 1528, nur ber ^rop^et S^faia. ©aneben befd^äftigte
Öutl^er unter SSeil^ilfe Sielanc^tl^onS im ©ommer 1528 eine ein=
gel^enbe Sleöifion ber Überfe^ung be§ Sieuen JeftamenteS. ?lber
auc^ ben lateinif(^en Siejct lieg er nic^t auger ac^t. ®c^on 1523
ging er an eine ä^erbefferung beöfelben nac^ bem Original, unb
bereite 1526 badete man an bie Verausgabe. ®ie erfc^ien bann
im 3<^§re 1529, wie bie erfte SluSgabe beS beutfc^en iReuen Sefta^
. menteS, o^ne Sutl^S 92amen, umfagte aber nur ben $entateu(^,
bic S3u(^er S^fw^^r *>cr Slic^ter, ©amuelis unb ber Könige, unb
baS 92eue Xeftament. ©aneben gab er unter feinem 9!amen in
bemfelben S^l^re ben lateinifc^en %c}:t beS ^falterS l^eraus. ®ern
l^atte er benfelben ganj neu überfeftt — eine ^robe feiner Arbeit
jeigt bic 1527 unter bem Jitel Octonarius erfc^ienene äber=
tragung beS 119. ^falmes — , begnügte fic^ aber bann bamit, bie
nac^ unb nac^ burc^ bie tlbfc^reiber unb ©rudfer entftanbenen %tf^lcx
beS alten ZtfU^ 5u ocrbeffern. (&ine B^^tfegung biefer lateinifd^en
Überlegung ift nie erfolgt.
®^on Dor S^l^rcn l^atte man in i§n gebrungen, baS beutf(i^c
8M „f&om Kriege tvitcr bic Xfttfoi."
S^olt 5um fttieg gegen bie %üxUn ju emol^nen. (Ss fehlen bic§
um fo tt)finf(^endtoertet, ald feine frfi^eten ^ufieningen gegen ben
Dom %^a)}fi angetunbigten Xurtenttieg t)ielfa(!^ ausgebeutet würben,
unb nid^t menige unter bem (Sinfluf( tfiuferijd^er Se^ren iebes Srieg=
füllten Deruaifen.
9l\in fd^ien bie Surtengefal^r im ^^^re 1528 gr5f)et al^ je }u
fein, unb Sut^ec f(^5|tc fie nic^t gering. S)araut^itt f(i^rieb er
eine an ben Sanbgtafen gerichtete ®d;uft „$om Striche mtber
bie dürfen''. 93on ben früheren ^ufierungen nal^m er md^t^
jurudt, forberte aber jeftt ein gemeinfameS ©orgelten ber ©eutfc^cn,b.§.
benn baS fei bie f^auptfac^e, „bed frommen, l^eiligen, lieben S§rtf(en=
l^aufend'' mit buf)fertigem 93ertrauen auf (Sott, unter bem ^nier
beS StaiferS, nid^t beS $a)}fted. Sßie e$ bei flaueren Sugen }u=
gegangen, wie man erft biefen, bann jenen gfirften au^gefc^idt
l^atte, mar il^m ni(^t unbetannt. Qtingenb marnt er bor S3er=
jettclung ber Streittrdf te , »ic fie früher Dorgelommen, unb et=
mal^nt bie dürften mit aDem (Srnft, unter Aufbietung aUer fRac^t
i^re ^flic^t gegen ben »aifer ju erfüllen. ®iefe ©d^rift, bereu
S)ru(r erft im Slpril 1529 DoQenbet mar, mürbe, mie bie gro|e
3a§l il^ter SluSgaben ertennen la^t, im beutfd^en %}olte Diel ge=
lefen. ^n ben Jheifen, für bie fie befonber^ beftimmt mar, l^t
fie fd^merlid^ großen Sinbrud gemacht. Caju mar fie mol^l ani^
iu ausffil^rlid^.
4. 3{Qptter.
Der knifidtag yn Jptter utrit ]ta0 Ütarburger ftefiiräd^.
©eine nie Dctl^c§ltc äbfid^t, bcn rcligiöfcn SBitrcn in ©cutfd^s
lanb butd^ Unterbtfidung aQet iReuerungen abjul^elfen, l^atte bet
^aijcr aud^ »fil^renb bcr ftämpfc bcr legten 3ö^tc nid^t aufgegeben.
®ie mufete in ben SSotbergrunb treten, je befriebigenber im ^a'^xc
1528 bie Äu5glei(§$berl&anblungen üerliefen, bie einen balbigen Haren
^rieben j»ifc6en ben beiben oberften ®enjalten in tlu^fid^t [teilten,
©er ^apft l^tte faum nötig gelabt, »ic er im Dttober 1528 t§at,
ben ftaifer ju ermal^nen, fid§ ber SieügionSfad^e auf einem tunftigen
^eid^Stage etmaS (rfiftiger anjunel^men. S)er ^roj)ft bon Sßalbfir^,
ber faiferU(^e Sßertraute, ber aud^ im S^terefje ber tt)ieberauftaud^en=
ben e^rage ber Sßal^l gerbinanbd jum römifc^en Könige im ^erbft
unb SBinter 1528 auf 1529 eine rege Jl^ätigfeit entfaltete, batte
an ben bon il^m befudbten ^i^zn unb in ben 8leid^§ftäbten teinen
3tt)cifel über bie abficbten bc5 RaiferS gelajfen.
3Kit Sorge fallen bie ebangelifc^en ©tfinbe bem neuen 8leid^«=
tage entgegen, ber auf ben 21. gebruar 1529 nad^ Speier berufen
würbe, ©er ©tanbpunft ftönig gerbinanbs, ber mit juerft jut
©teile »ar, mar betannt genug. Unb mäörenb er fid^ auf ber Steife
nai) ©peier befanb, üerabrcbeten feine ®efanbten am 18. gcbruar
ba§ bon fc^meren folgen begleitete S3ünbni§ mit Sujern unb ben
üicr SBalbfläbtcn ber ©(^»eij, weld^e§ nxä)t nur treues gep=
galten am »Iten jur ^flid^t machte , fonbern au(^ jebe ^eimlid^c
unb öffentlid&e ^rebigt beS (SüangcliumS mit lobeSfirafe bebroj^te^.
Äelbc, ?utl^cr. ii. 20
202 Std^tag )tt ®)>dct 1529.
3n Speiet jeigte et fi<^ ]^f(^et atö je. ®el6ft bie burt^ t)ic
(Stitette gefotbette £)öf(i(^teit »utbe ben eüangelifc^en durften
üetfagt.
flvi^ ^fciligtaf ^ebtid^, einet bet (aifetlid^en ftommiffarc, itt
bann au^ ben S3ctft^ fü^tte, betfel&e, bet no^ 1526 mettge^ben
9iefotmen nid^t abgeneigt wat, t)etttat ie^t }um 2:eil aus petfdn=
lid^en Siutfjid^ten ganj unb gat bie ffiunfd^e bed 9aifet^. (Kbenio
naljm fein ©rubet, bet Rutfürft Don bet ^falj, unb bcr ^ttf^oi
S^agnud bon V^eddenbutg je^t eine bet ebangelifd^en @ad^e feinb=
lid^e (SteQung ein. Sßie biel fd^toffet ftanb man ftd^ uber^upt
gegenfibet! Sie ^adf^en O^nbel unb mad in intern ®efoIge sc=
fd^e^en, maten natutli^ nid|)t betgefjen. ^m fd^mäbifd^en S3unbe
roax e^ wegen bet Steligiondfad^e fc^on }u etnfien 9lei6eteten ge=
fommen, unb biet böfed !6(ut l^tte e9 gemad^t, als man ben
16utgetmeiftet bon Stemmingen, ben Setttetet bet f(^n)a6i)(i§en
®täbte, im gebtuat 1529 auf einet Xagfa^ung beS S3unbeS bon ben
Setatungen audf(^lofi, meil feine ®tabt (utj borget bie SReffe a6=
gef(^afft l^tte. Um fo enget mu|ten fi(6 bie (gbangelifc^en jufammeti^
fd^lief)en. £)a loaten nid^t meniget als 24 Steid^Sftabte, bie man
auf bem Sieic^Stage als ^ungel^otfam" be^eid^nete. SBon ben ia=
felbft üetttetenen gutften befannten fi^ aufeet 0^« wnb ©ad^fen
je^t aud^ bet SRaifgtaf ®eotg bon S3tanbenbutg::9lnS6ad^, bie
Oetjöge Stnft unb gtanj t)oix Sraunfd^meigsSunebutg, bet gurft
SKolfgang bon ^nl^alt, aujsetbem ni(^t menige (Ktafen unb f^crten,
Dffen jum (Ebangelium.
3e^l muf(te jum etftenmal }ut Sptac^c fommen, maS in=
jmifc^en auf titc^lic^cm Gebiete gef(^e§en. SRit mad^fenbem 3n=
gtimm l^atten bie ©ifd^öfc mit anfcl^n muffen, »ie übenafd^cnb
j(^nea man fid^ übet bie l^ietatd^ifd^e Dtbnung im Steid^e ]^inn)eg=
fe|te, mie ein auf bie ebangelifd^e ^tebigt fic^ gtunbenbeS neue^
ftitc^entum entfianben, baS jmat nod^ alle SRdngel beS Xnfang^
aufmieS; abet je länget je mel^t mit ben alten gotmen bta^ unb
iebenfaöS teinetlei Steigung jeigte, fid^ jemals miebct untet bie
®e»alt bet 39if(§öfe obet bie Pflege bet SRönc^e ju begeben.
2)iefe StfenntniS etbittette bo(§ nic^t nut bie geiftlic^en gutfien,
bie fi(^ fel^t jal^lteid^ auf bem 8ieid^Stag eingefunben l^atten, fon-
(^egenfo« ber Parteien. ^\t $cf(i^lüffe be9 9lei(i^9tade9. 30B
bctn cifc^Tcdttc ani) manche »cltlid^c ©tänbe, bic früher mit Sifct
auf Slcfotmcn gcbnmgcn Ratten: fold^c Slcformcn, wie bic ?16=
fd&affung bcr SKcffc, roaS längft fo rcd(|t cigentlid^ ba§ dufeere ßcic^cn
bcS Abfalls Dom ^apfltum war, l^ättcn fic nid^t gemeint, ^d^.
%aitt, bcr im ®cfolgc gerbinanbs erf^ienen mar, ücrftanb c§,
biefe (Stimmung ju benufecn, unb bie fc^rccflid^cn folgen, bic fid^
ergeben müßten, inö Jicffc^marse ju malen. ®S war nid^t ju ber=
!ennen, baf> bie Stimmung ber SKajoritfit eine anbere war al5
brei 3a|re frul^er, unb bafe fic ber faifcrlid^cn SBorlage entgegen fam.
®er Diel befprod^ene «rtitel t)on 1526, ber „ju grofeem Unrat
unb SKifeücrftanb" Änlafe gegeben, follte wibenufen werben, fo
gebot e§ ber JJaifcr, unb fo würbe bef(^loffen. SBieber warb auf
ba§ SBormfer @bilt ücrwicfen, unb benen, bie babon abgewid^cn
wären, iebe weitere JJeuerung bis 5U einem Ronjile unterfagt.
®ie Jricbfebcrn finb leicht ju ertennen, wenn femer befonberS bc=
tont wirb, bafe leinem geifllid^en ©tanb feine ^urisbittion unb
fein ©nfommen cntjogen werben bürfe. Unb wenn aufeerbem
nad^ bem SScfd^lufe ber SRajoritat niemanb gcl^inbert fein fofle,
römifd(ie SReffe ju lefcn ober ju l^örcn, bem bod^ nid^t etwa bie
(Erlaubnis ebangelifd^er SRcffe in römifd^en (Sebieten gegenüberftanb,
fo verlangte man oon ben Süangelifd^en nid^ts ®cringercS, als bafe
fic gegen il^r (Sewiffen baS SBormfer (Sbift anertennen, il^re Seigre
unb il^r C^anbeln verwerfen, jcbc ?luSbreitung beS SoangcliumS
berl^inbcrn, unb bic fo mfil^fam erlangte tird^Ii(^e Drbnung in il^rcn
(Sebieten felbp wieber untergraben foötcn. Offenbar mufete \a
mit bcr S^laffung bcr römifc^cn SReffe aud^ bie bifd^öflid^e 3uriS=
bittion wieber cinjicl^en, ein ^unft, bcr namentlid^ aud^ für bic
©täbte bebeutfam war. ®nbli(^ fofltcn „bie @cftcn, bie bem
©atrament beS wal^rcn ßeibeS unb SlutcS Sl^rifti entgegen", nir=
genbs im Sleid^e gebulbet werben. SKit biefem gegen Swiwßli wnb
dJenoffen gerid^teten Ärtifel, bcr wefcntlid^ auf 8lcd§nung gaberS
}u fe^en fein wirb, l^offte man bie (Süangelifd^en boneinanber trennen
}u tdnncn.
darüber würbe lange ocrl^anbclt. (Einige unter ben (Sban=
gelifd^en forberten bie SScibcl^ltung beS legten Slbfd^iebS. (SS war
o^nc (Srfolg. gaber })rebigtc, bic Ifirlen feien Beffer alä bie
20*
804 ^Skt J^xoU^'' ber ^hMQgdif«!^.
Sutl^aner, ba iene bod^ »enigficnd fafteten; ntüfite er [\^ mibet ba§
eine ober bad anbete entfc^eiben, fo »oDe er lieber bie l^ilige
®d§rift fahren laffen ald bie alten (Hebrfiui^ ber Sir^e. ^mmtt
bebrol^lic^er lauteten bie Stad^riditen über ben Sßormarft^ ber Surfen,
aber Rönig gerbinanb mürbe baburd^ nid^t milber geftimmt, faum
bafi man bem einen ober anbern SluSbrud in bem Slbfc^ieb eine
bie (St)angelif(^en etioaS weniger t)erle^enbe gaffung gab.
S)tc Sage war eine fiberauS fd^wierige, unb fie mürbe fe^i
etnft genommen. Slber bie llu^laffungen ber (SDangelifc^en find
oon frommen ffiottoertrauenS, aud^ mo man bas ©d^lirnrnfte
fommen fielet. 92ur SReland^tl^on , ber mit S'^'^- ^gricola feinen
gfirften begleitet l^atte, mar ängftlic^. Rurjfid^tig genug meinte et
fogar einmal in bem oorgefc^lagenen Xbfc^ieb eine größere ©id^er^
l^eit }u finben ald in beu früheren. S)amit ftanb er mol^l aQein.
®onft l^tte man aQent^alben bad ®eful^l Dor einer SBenbung ber
©inge ju ftcl^en, bie f(^mere folgen l^ben mufite, bie aber um
beS ®emiffenS miden nid^t 5U üermeiben mfiren.
81U trofe aller ®egenbemu^ungen am 19. aj)ril ber »bfd^ieb für
angenommen crKfirt morben, gefd^a^, maSSRürnberg fd^on am27.SRärj
in einem ©tiefe an (Scorg üon Stanbenburg al8 legten Slu^meg
in SuSfid^t genommen l^atte: bie oben genannten eDangelifiJ^en
gutften legten in einem offenen ^rotefte, ber i§nen fpäter ben
9?amen ^roteftanten eintrug, bie (Srunbe bar, meldte fie jmangen,
ben Sbfd^ieb abjule^nen unb bei i^n Sefd^Ififfen Don 1526 ju
ücr^arren. Unb als erneute 35et§anblungen namentlid^ an ber
|)artnäd(igleit gerbinanbs fd^eiterten, apj)enierten fie in aller gorm
rechtens an ben »aifer, an baS näc^fte allgemeine ober SlationaU
tonjil ber bcutfc^en Station.
?lc^t Sö^rc frül^er, in benfelben Slpriltagen, l^atte Sutl^er ber
ganzen Steic^^Derfammlung gegenüber fid^ bie greil^eit be$ ®emiffen$
er(ämt)ft. ©a^felbe Stecht, fi(^ in ®emiffendfad^en nid^t majorifieren
}u laffen, nal^men je^t bie eoangelifd^en ©tanbe für fid^ in 8n=
fprud^. ®arin bor allem berul^t bie ©cbcutung be3 bentmuröigen
SJorgangS.
@ine S^xt lang fc^ien ed, atö mürben f&mtlicbe ®tfibte, oud^
bie römifd^ gebliebenen gegen biefen, bem ffonjil toorgreifenben
2)ie ptoteflietenben ©tSbte. <Smigung«gebanfen. 305
aibfc^icb gemcinjamc ©ad^c ma^cn. ®cnn bafe gcrbinanb unter
offenbarer »erleftung ber Sleic^Sorbnung ben bamaU oon ©trafiburg
cntfanbten Vertreter ber ©tdbte Dom Siei^Sregiment au^fc^lofe,
lourbe Don aQen ©tdbteboten als fc^n^ere Seleibigung empfunben.
^©ie 3uben ^abtn me^r (Snabe ate bic ©tfibtc, fo fi^ be§ (goans
gcliumö anne^en", f(^rieb jener ©trafeburger (Sefanbte in bic
C)eimat. aber Sinfd^ud^terungen unb SBerfprec^ungen, an bcnen
man eS nid^t fehlen lk%, führten aud^ l^ier jur 2:rennung. Unb ber
aiife mar üoflftänbig. tlud§ bie SSertretcr einiger eoangelifd^er ©tfibtc
»agten ben fd^meren ©d^ritt nid^t, fid^ ber SRajorität entgegen^
jufc^en unb baburc^ bie (aijerlid^e Ungnabe I§erauf.5ube{d^m5ren.
9?ur 14 ©tdbte fc^loffen fic^ bem ffirftlid^en ^roteft an, barunter
freili(§ jo ^erbonagenbc wie 5Rum6erg, ©trafeburg, Ulm. ©aju
tarnen Ronftanj, ßinbau, SKemmingen, Kempten, 9?örbUngen, ^eiU
bronn, SleutUngen, ©t. ©allen, 3^ni), SBeifeenburg im 9?orbgau
unb 8BinbS|eim in granlen.
(&^ lag na^e, ba|( bie proteftierenben ©tdnbe |i(^ aud^ fonft
naiver jujammenjufd^Uef^en fugten. Unb fd^on am 12. Slprit toax
ber Sanbgraf in einem ®efprdd(ie mit 3^1. ©türm, bem rebe^
gewanbten unb biplomatifd^ Kugen ©trafeburgcr ®cjanbten, barauf
ju fpred^en getommen, unb ber gleid^e ®ebanfe regte fic^ in ben
fübbeutfd^en ©tdbten. ©er Ulmer ®efanbte riet, au(^ bie ©(^meijer
baju JU sieben, wofür namentlich ber SBertreter ®t. ®aüen5 ein=
trat, ba5, nod& bcutfd^e Sieic^öftabt, immer mel^r jur (gibgenoffen=
jc^aft neigte, ©afe oor^er eine (ginigung in ber abcnbma^lgfrage
erjielt werben müfete, unterlag feinem 3n>cifrf- ^^Wipp Don O^ffen
l^atte biefen ©ebanfen unb bie Ooff^wnfl auf ben guten Srfolg
einer perjönlid^en 3ufammentunft ber ©treitenben nie aufgegeben.
®(^on im 2^max l^atte er gedufeert, unb wenn eS i^n 6000
(Sulben tofte, müRc eS ju einem ®efprdd§e gwifc^en ßutl^er unb
Defolampab fommen. ©ie (Sntwicfelung ber ©inge in ©peier
ftdrtte i§n in feinem ®ifer; aud^ anbere, wie ©efferer, ber ©firger=
meifter üon Ulm, brangen beSl^alb in il^n, unb Dielleic^t gefi^al^
es auf feine Seranlaffung, wenn Detolampab jeftt (i. «prit)
wieber brieflichen »ertel^r mit ?Reland§tl^on anfnüpfte. ©iefer wie«
ben ®ebanten beS Sanbgrafen nid^t Don ber ö^nb. 3« f«ncr
806 Sut^ nnb ber Stei^^tag )u &pdtx.
S(nt»ort an DeloIamt)ab üom 8. 9(ptU mp^a^l au(§ et ein ®er
fprfid^ i»if(^n einigen gutgefinnten SRdnnem. £)ie @ad^e ft^ien
um fo aud^<^tdK)oQer, als ixt ®tta{(6urger auf (Srfotbem eine
iebenfaQd Don !6ucet l^enfi^tenbe, ben (Segenfa^ Detfd^Ieiembe
(Srllfirung übet i^re SReinung bom Slbenbma^l abgaben, auf ®tunb
beten beteitd am 22. 8t)nl ein botidufiged !6unbni$ itoift^
©ad^fen, ^^tn, Mtnbetg, ©ttafibutg unb Ulm ^ufianbe tarn.
Untetbejfen mattete Sutl^et ba^eim feined flmM, fo toeit e§
fein (SefunbJ^eitdjuftanb geftattete. @^oix ftul^et ifl etmal^nt U)otben,
n)ie i^n in biefem gru^ia^r ein ^eftiget Statanl^ längere 3^it <tnS
3immet feffelte, unb ba^ in jener 3^it f^ine 9ate(^idmen auS=
gingen. Sie Übetfe^ung bet ^rc))§eten ftocfte in Stelanc^t^on^
^bmefenl^eit, abet um nid^t mu|ig ju fein, bxaiiU et, mie et fiij
audbtudt, bie ffiei^^eit ©alomonid i,aud bem finftetn Satein unb
®rie^if(§ ins beutfd^e Sic^t''. 9^i(l^t ol^ne S9e)ie§ung auf bic
augenblidtUd^en Sßcrl^äUniffe, bie er in ber SBorrebe ftreift, gab er
bem 8u(§, für bcffen SSerfaffer er mit anbern ben Äleyanbtinet
$^i(o l^ielt, bie Suffd^rift: „^\t äSei^l^eit @alomoni^ an
bic Itirannen".
91m 5. Wax tonnte er \)oü ^reube ben greunben bie (Keburt
einer britten Xod^ter, SRagbalene, melben. S^ war ein Srfa^
für bie fd^on am 28. ©ejcmber 1527 geftorbene dlifabetl^.
93on bem, maS in @peier borging, brang jun&d^ft menig
(Sid^ereS nad^ äßittenberg. 9ber man erjfil^ltc fi(§ bie fd^Ummften
S)ingc. (Sinige modten miffen, man l^abe bem Shirfurften bon bem
Slcid^Stage auSgefd^loffen, anbere, man l^abe il^n ber fturmurbe be^:
raubt. Unterbeffcn mürbe bie ©tabt immer ftfirler befeftigt.
Später jeigte ßut^er fid^ genau untcni^tet: er meife, bafe ©täbtc
mie 3)lü§ll^aufen, SRorb^aufen, Srfurt, «ug^burg, ®(^mfibif(^--C>aa —
falfd^lid^, bienei(^t nur burc^ einen ®d)reibf eitler nennt er au(^
ißiirnberg, ^ meldte bor^in baS Soangelium freffen modten bor
Siebe, nun pl5^lid^ unb leic^tUd^ umgefaden finb", unb rul^mt
bie ©tanbl^aftigleit feines gürften gegenüber bem Änpurm beS
®atan§. Slber bie mi(^tigen aSorgdnge auf bem Steid^dtag machten
bod^ auf il^n nur geringen (SinbrudC. SBd^renb man fi(^ in Sfib^:
beutfc^Ianb ber 2ragmeite beS ©t^cierer ^rotefteS boQ bemufit
Sutl^er unb WltlMäft^on gegen ein 26ünbni9. 807
tDai unb ba$ erl^ebenbe ®efu]^( l^tte, auf eine ®laubenSt^at ^uvM-
feigen iu fßnncn, bie man in einjclnen (Semeinben, wie 5. ©. in
^eilbronn, beu Sürgcrn üon bet ftanjcl l^etab üerffinbigtc, xoat
baoon in ©ad&fcn nid^tS 5U fpüren. ©et ©pcietct ^toteft »irb
tjon Sut^et, obm^ er SBcranlaffung baju l^attc, birett nirgcnb^
txto&^nt, nur tca^ er bon bem 3üfammengel^en ber @t)angeltfd^en
l^örte, »ie üon ber abpd^t, ein ncueö S3unbni§ 5U fc^Ucfeen, er^
regte il^n. £)af( bie Sage wirtlid^ {0 bro^enb mar, woQte er mdjt
glauben. Sie $at)iften tonnten bod^ nid^td tl^un, meinte er. Sber
toenn eS aud^ mrfiid^ \o fd^Iimm ftänbe, fo fei boc^ baS ;,^unb=
mad^en be§ ßanbgrafen", bem er jutraute, ba| er bei ber tlcinften
Gelegenheit losbrechen tonnte, ein äRangel an ®ottk)ertrauen.
„Unfer ^^n (S^rifluS, ber bi^ljer ol^ne ben Öanbgrafen, ja »iber
bcn Sanbgrafen lounberlid^ gel^olfen l^at, »irb wol^l weiter l^elfen
unb raten.*' „®a§ aöerärgfte ift-, fo fd^reibt er an ben aur=
fürften, um il^n 5U warnen, fc^on am 22. ^ai, ^.ba^ wir bei
folc^em 93ünbniS bie meiften l^aben, fo wiber ®ott unb baS ®afra=
ment ftrebcn, als bie mutwilligen geinbe ®otteS unb feines äBorteS**,
^0 bafe es tcincn gefdl^rlidderen SSunb gebe, „baS Soangelium ju
jd^finben unb ju bämpfcn, baju uns mit 8eib unb ©eel Derbam=
tnen". Unb fdfeon auf ber Sludtrcife war SKelanc^t^on ju berfelben
Überjeugung gefommen. @r mad^te fid^ bie bttterften SSorwfirfe,
Ttid^t burdö entf(^iebene 3wtüd(wcifung ber S^iws'iflw«^ ^i^ r#fd&recf=
lic^e" ^roteftation ücrl^inbert ju l^aben. SBo er tonnte, nament=
liefe bei ben Slurnbcrgcr greunben, fud^te er ein SfinbniS, an bem
aud^ bie Dberlänbcr fid^ beteiligen follten, ju l^intertreiben. Unb
ba bie Stimmen ber Jl^eologen fowol^l in ©a^fen wie in 9?ürn=
berg bur(^brangen, tam eS }u 9iotad^ in grauten, wo bie enb^
gültigen ^ünbnisbeftimmungen feftgefteOt werben follten, wieberum
nur JU vorläufigen Sbmad^ungen.
3loii forglid^er mad^te il^n bie geplante Bufammentunft mit \>tix
Dberlfinbern. ffir foUte im Auftrage beS Sanbgrafen bei Sutl^r
beS^alb werben, arbeitete aber, nod^ e§e er mit biefem jufammen^
traf, burd^ SJermittelung beS fturprinjen bagegen. Sollte fie ju*
ftanbe tommen, fo wäre eS gut, bamit man fie nid§t als Sefc^wörung
anfeilen t5nne, gewifferma|en als Unt)arteiif(^e einige red^tf^affene
806 eot^mitnngeit )um SRarburgfr 9ef|>t54.
$a))iften j^iniusu^iel^it, au(| um ^u bet^inbetn, bafi bie ®egnet, m
%\i ertoatten, f»^ atö Sieger btuften tonnten. Sutl^ überzeugte
i^, bajj) ein (Befprfid^ böQig unfrud^tbar fein »ütbe. Snberfeit^
förc^tete 9{elan(|t]^on, ber Sanbgraf tonnte, faU^ Sut§et ablehne,
gan} ben 3>vinB'iA>i^>^ berfaClen. X)ie befte Söfung festen i^m
f(l^lie{^i(|, bajj) ber ftutfurft feinen $rofefforen ben Urlaub m--
iDeigerte. S)ie< ^tte berfelbe gern getl^n, fc^lug ben etioa ju er=
reii^enben (Stfolg aber bc(^ fo ^cd^ an, bajj) er aud^ ben ®ebanfen
ermcg, ob bad ftcQoqtum ni(|t an einem £)rte beranftaltet n>erben
Ifinne, mo ber perfönli(^e (Sinfluft bed Sanbgrafen nid^t ^u furtlten
I9&re: 92urnberg, »cl^in ber Ständler iOrücf eben in anbern 2(n9e=
kgenl^eiten gefd^ictt mutbe, foQte bie (Sintabung ergel^en laffen. SSir
miffen nic^t, ob man loirflid^ bedl^lb in 92ürnberg angefragt fyii
<Sd ift nirgenbiS mel^r baüon bie %ebe. Unterbeffen l^atte S^^ingii,
an ben ber Sanbgraf fc^on am 22. 9pril gefc^rieben, mit ^euben
ittgefagt. Unb nun mürben audg Sutl^er unb SRelanc^ll^Dn Dffijtell
Qn\ äRicbaelid ju einem fiiebüd^en ®efpr£(^ mit Oefolampab unb
feinem Unl^ang nac^ SRatburg eingelaben. darüber mürbe je^t
in SBtttenberg beraten, aud^ mit bem ^of. 93ieQei(^t §atte ber
ganbgraf bem ^Irgmol^n ^u^brudt gegeben, baf) ber ^urfurft bem
^inigung^merfe abgeneigt mfire, jebenfall^ mu|)te Sutl^er in feinem
Slntmortfc^reiben betonen, ba|( ber Sturfürft bei il^m mit gutem
%ki^ angel^alten l^abe, „ber ®a(^en ju ®ut gute ^ntmort ju
geben". Slber biefe Äntroort mar eine l^albe Äblel^nung. ®r cr=
U&rte fic^ jn)ar bereit, ,,bem d^riftli(^en S3or nehmen ben verlornen
©ienft i^u leiften", forbcrte aber, bafe ber Öanbgraf fic^ eift bei ben
Gegnern ertunbigen fotle, ob fie Don il^rer SRcinung meieren mo[l=
ten, fonft fei bie @ad^e nic^t nur auSftd^tdloS, fonbern fSnnte nod^
größeren 3»icfpölt l^erbeiful^ren. ®er öanbgraf l^atte barauf l&in=
gewiefen, bafe bei fortbeftel^cnber Uneinigteit biefleid&t SBlutbergicfeen
folgen tonnte, unb aud^ bur(^blicfen laffen, bafe man Sutl^er, »enn
er ablel^ne, bafür üerantmortlic^ machen- »ürbe. ©arauf erwiberte
biefer fe^r tu^t, in ber ®ad^e ®id(ingeni$, Sartftabt^, SRunjerS
l^abe man il^m aud^ bie ®d^ulb an bem Stutbergiejsen ber Stotten^
geijier jugemeffen, fel^r balb aber feine Unfd^ulb anertenncn
muffen.
SSort S^inflU ^(^tte bet JSanbgtaf mo^ltoetSlid^ nichts gefd^tieben.
@S mar immer nur oon Oefolampab unb etlichen feiner Slnl^änger
bie aiebe. 8iber offenbar war uon biefer Seite für ben ßanbßrafen
3n>in8li bie {»auptfac^e. SSie gefagt, l^atte er fic^ Don bcffen
Äommen juer^ Derfic^ert. 3« 8utl^er§ SSrief fa§ er nur baö 3"=
ftimmenbe. ^e^t gingen auc^ bie (Sinlabung^fd^reiben an De{olam=
pa'b unb SSucer ab. SSon ber änbercn Seite würben noc^ ©rcnj
t)on Sc^mdbifc^^O^d unb £)jtanber Don 92urnberg nad^ äRarburg
entboten. ^a§ mar am i. ^vill ©leid^mol^t f^rieb ber Sanb^:
gtaf ^f^ilxpp an bemfelben Sage nad^ SBittenberg, la^ and) ^ba^
Gegenteil }u erfd^einen jugefc^rieben'' l^abe, maS bod^ nur auf
3n>ingli |)afite, Don bem man dort nid^ts mu^te. Unb unter bem
(ginflufe beS Äurfürften, ber in jenen Sagen in SBittenberg mar,
gaben Sutl^er unb ^elanc^tl^on am 8. 3u(i i^re enbgultige 3^=
Kimmung. Sie tl^aten e^ nur gejmungen, mie Sutl^er an S3rieS=
man fc^reibt, l^offten mol^t aud^ nodd lange, ia^ aus ber Sac^c
nichts merben mürbe, aber bcrßanbgraf blieb bel^anlic^, unb nid^t
minber eifrig mar 3o>i"9Ji-
(S^ giebt taum gröf^ere ®egenfd^e als Sutl^er unb 3^i<^a(^
gerabe in bicfen SRonaten, meiere bem SJiarburger (Scfprad^e Doran=
gingen.
^rinjipied l^atte 3^i"9(i ^i^ il^W i^td^lii^t (S^emalt in bie
C)anbe beS %ats gelegt, ber liberaQ bie 9!ormen beS göttlid^en
SSorteS jur ®e(tung bringen foUte, tl^atffic^lid^ mar er, ber $ra=
bi{ant ber Ausleger beS göttlid^en SBorteS, je länger je me^r ber
eigentlid^e 9iegent ber Stabt gemorben. Unb mit bem mad^fenben
(Sinf(ug 3uri(l^S in ben für baS Soangelium gemonnenen Stantonen
mu(^S au(^ baS Slnfel^en unb bie Sebeutung beS 9ieformatorS unb
Patrioten. Sein 93atertanb ftart unb mächtig ju machen, biefer
(Gebaute fiel mit bem anbern ^ufammen, überall fein ^beat eines
tl^eotratifc^en 9iegimenteS burd^^uffil^ren unb aQeS auSjumer5en, maS
an ben ^apiSmuS erinnerte, auc^ mit Sßaffengematt. ^ox einem
{hicge für bie ^eil^eit beS eDangelifd^en SßorteS fc^redCte er nic^t
prüd, er §ielt il^n fogar für $flid^t. Sa bie tat^olil^en ftantone
bie $r«bigt beS ÖlDangeliumS in ben gemeinfamen ^errfdgaften nic^t
gutmiflig bulben modt^n, fo mürben fte auf d^ino^i^ S>rangen nac^
310 3»in0U« ^olUif«^ ^Ubit. (Saif^abt.
einem aUetbingd ixt^moi nod^ unblutig Verlaufenen ^Ibjug im
(etften) SappeUet ^eben Dom 25. ^vixA 1529 boju gejiDungen.
^ud^ bie Uttunbe bei» Sunbed mit Dftendc^ mu|te au^eliefert
»erben. S)ad »ar boc^ nur ein tleiner Srfolg im 9Bergleid^ ju
ber ®rd|)e feiner $t5ne. S)ie freie ^rebigt bed SuangeliumS in
ben ffialbft&bten »ar nid^t erreid^t »erben. Um fo eifriger fam
er ben fd^on frül^er becbad^teten Steigungen Derfd^iebener fübbeutf(^
®t&bte entgegen, fid^ burd^ ^nlel^nung an S^tid^ unb feine Sun=
bcdgenoffen \>ox etwaiger S^ergemaltigung bonfeiten ber Iatl^olif(i^n
®t5nbe 5U fiebern. S)te ^bfid^t eine^ über bie ©d^toeij l^inau^
gcl^enben, großen politif(^en SünbniffeS ader ebangelifd^en ®e&iete,
in ber er mit bem Sanbgrafen jufammentraf, erfuQte jje^t feine ganje
©cele. Siel ju langfam gingen il^m bie S^er^nblungen, bie lu-
näc^ft }um tlbfd^lu| eines S3urgre(^ti$ itoifd^en (Strasburg unb bei
befreunbcten f(^meijerifd^en ®tabt fül^rten. ^aS ®efpräc^ ju
^krburg foDtc bad le^tc gro|e ^inberniS, baS ber Einigung ent::
gcgenftanb, befeitigen. ^al^er feine ^riebendlicbe auf bem Xagc
ju SRaxburg.
aSon allen biefen fingen l^atte man in Sßittenberg unD too^
überl^upt in ®ac^fen leine tll^nung. SBie »enig Sutl^er Don einem
^ünbniS etwas wiffen woflte, ift fd&on ermähnt »orben. ©ic
(Segner furd^tete er nid^t, aber bie grcunbe. ©aS unrul^ige SBefen
bcS Sanbgrafen mar il^m ein (Segenftanb ernfter ®orge. „^vlx^
bie Unfrigen beabfid^tigt ber Satan gro|eS Unl^eil für ©eutfd^lanb",
fd^tieb er an Sinl in 9?urnberg. ©ort »oCite man Dfianbcr gern
jiel^en laffen unb »oQte uberl^upt, um bem SSonourf ju entgel^n,
bafe man baS Öid^t fd^eue, baS (Scfpräd^ nid^t gel^inbert wiffen, aber
SajaruS ©pengier l^ielt ben ganjen ®ebanlen fel^r d^ralteriffifd^
mel^r für „eine Äuriofität".
^udd @arlftabt ^tte fid^ gern beteiligt. ®eitbem er baS le^te
^al erw&l^nt »urbe, l^tte er manches bur(^gemadgt. ©aS ®d^rei=
ben l^atte er auf bie Sänge bodd nic^t laffen tonnen, ^eimlid^
verbreitete er neue 2raltate unb feftte fid^ mit ben ©d^lefiem
©(^»enlfelb unb $haut»alb in Serbinbung. ©a Sutl^r bie @ad^
nic^t bead^tete, »urbe er (fil^ner unb »anbte fid^ an ben $)of mit neuer
SJerteibigung feiner Seigre unb fd^weren anMagen gegen Sutl^.
(Sartflabt. 2)te Steife na<^ äßatburg. Sil
SBo^I in Sudfld^t auf feine butftige Sage war bicfer auffaUenb
nülbe. @r riet, mc§r aU je auf il^n ju a<i^tcn, unb ba et mit
f 0 großen Sugen umgel^e, il^n nic^t aus bem 8anb ju laffen, woju
jener fd^on ni(i()t übte 8uft jeigte. Unb el^e man ftd^'d Detfa^, ®nbe
1528, toax et auf unb batoon. 3«^ 8tü^|al^t 1529 etful^t ßut^et,
et tteibe fein SBefen in J^o'ftcin gemeinfam mit bem ©c^wätmet
SReld^iot ©ofmann, ju beffen SSelämpfung Sugenl^agcn, bet [xä)
iamals in ©ambutg auffielt, getufen »utbe. (Sinige SBod^en
später f(^tieb ©atlflabt an feine gtau ttiumj)§ietenbe ©tiefe übet
^cine (Stfolge in gtieSlanb. W>tx bie ^enlid^feit loä^tte nic^t lange,
im 3wli betiDanbte fi(^ feine gtau bei ßutl&et füt feine Siücttelftt.
®ie mutbe il^m nid^t gemä^tt. Auf feine Sitte um Su^ffung
jum SRatbutget ®efptäc^ loieö i^n bet ßanbgtaf an Sutl^et. Untet
biefen Umftänben mu|te et babon abftel^en. fRad^ langem Uml^et=
inen fanb et fpfitet ein 8lft)l al« ^tofeffot in ©afel, abet feine
SRofle wat auSgefpielt. —
SBol^l ncd^ auf bet Steife, bictleic^t fd^on in Xctgau, l^aben bie
©ad^fen etfal^ten, bafe aud^ Swinßli ctwattet »utbe, benn i^te
SSctid^te entl^alten lein SBott beS (gtftaunenS batübet, aud^ biefen
in SRatbutg ju finben. «m 15. obet 16. ®e))tembet »atcn fie
abgeteift. ©ie beiben (Selabenen, fiutl^et unb SWeland^tl^on, be=
gleiteten SuftuS S^naS, bet junge ^tofeffot ftafpat Stuciget unb
ßut^etS gamuluä, SSeit ©ietticfe, ein Siütnbetget, bet feit 1522
fi(^ in ä&ittenbetg aufl^ielt unb feit lange fein ^aud= unb 2ifd^=
genoffe roat. ©et Jhitfütft l^atte il^nen jwei „einfpannige »ned^te"
jum (Schuft mitgegeben. Sonntag, ben 26. ©eptembet, ptebigte
Sutl^et in (Sotl^a. ®ie btcnnenbe gtage betü^tte et nic^t. ©Ott
fc^lofe fid^ il^m gt. SRt)Ioniu5 an, in ©ifenad^, wo et ba« ®eleit
be« Sanbgtafen etmattete, bet bottige ©tabtpfattet SufluS SReniuö
unb bet {utfütftlic^e Hauptmann Don (Sifenad^, (Sbetl^atb üon bet
Jl^ann. SSon bet anbeten Seite loat man uiel ftül^et aufgebto(^en.
@(^on am i. Septembet reifte 3^ingli nac^ S3afel, um üon bott
mit Delolampab ben Stl^ein l^inuntet nad^ Sttagbutg ^u jiel^en.
©Ott taftete man. ^n jel^ntfigigem 3ufümmenfein mit ben be^
fteunbeten Xl^eologen unb ben $)fiuptetn bet Stabt gemannen bie
politifd^en $lfine gteifbate @eftalt. ^iet eneid^te d^^ittgli bie
812 2)a« ^f^rfit^ )u SRatbutg.
92a(^ri(^t üoit beni }u Sarcelcna (29. ^uni 1529) jmifc^en ^ji
unb Staifet gefc^loffenen Rieben, bet bem ftaifer bie SBefampfei
bet Stehet jur $fli<^t machte. Die (Sinjel^iten fannte matt iiDi^
ttt(^t, aber toa^ man erful^r, it)ar genug, um ba$ Sebro^lic^e bei
Sage iu ctlennen. SRel^r al^ je festen cS notmenbig, mit öden
SRitteln eine (Einigung ju erftteben. Unb no(^ Don ©traPurg
aud ermal^nte 3vinflli ^^^ Sutic^er 9tat, bie ^enebiger, bie n^ie
bie ®(^n)ei5er Dom e^tieben auSgeid^loffen maten, in i§rem äßiber^
fianbe gegen ben ftaifet ju ermuntern, um il^m momdglic^ ben
3ugang über bie Serge ju verlegen.
^ud^ in SRarburg l^atten bie @(^meijer bcn Sßorfprung. IRit
©ucer unb ^t\>\o, bie tjon bem ©traf^burger ©täbtemcifter 3^ob
®tuim begleitet n^urben, waren fie am 27. ©eptember jur ©teOe.
äRel^rfac^ tonferierten fie mit bem Sanbgrafen, n^urben ju 2i)(|
gelaben unb burften dor il^m prebigen. äßal^rfc^eintid^ fc^on in
biejen Jagen Detftänbigtc fic§ 3»ingü mit bcmfelben über ben fLi-
fc^lufe eine^ l^cffifcl^=fd^roeijerif(l&en öurgrec^tö. äßeitere SRafenal^men
»urben inö Äuge gefafet. 2Ran barf fagen, 3ö>i"9W i^atte baS für
il^n äBid^tigfte erreicht/ el^e bie ®a(^fen uberl^aupt erf(!^ienen.
®rft ©onnerStag, ben 30., trafen bicfe in SRarburg ein. 8Som
(Saftl^ofe jum SSären, »o fie abgeftiegen waren, würben fie auf
ba$ ®(^to|) geleitet unb bort, wie bie anberen (Singelabenen, all
®fifle be§ gürften bebanbelt. 9?ad^ bem grul^ma^l n^urben fie
5uerft üon Öcfolampab, bann tJon ben ©trafeburgern freunblic^
begrufet. 3tti 8fl«f^ ^^^ 2age§ muffen auc^ bie beiben ^aupt=
gegner fic^ jum erftenmal gefc^en l^aben, bod^ l&ören wir nic^tl
baruber. Sei ber biplomatifc^en SBorfic^t, mit ber ber Öanbgraf
alles regelte, würbe üiefleid^t eine birette ©egrüfeung ücrmieben.
Unb bei ben üorlaufigen Sefpret^ungen am greitag fteflte man
2ut§er unb Detolampab gegenüber, wä^renb SReland^tl^on mit
3wingli üerl^anbelte.
8lm ©onnabenb, ben 2. Dttober, begann benn baS eigentliche
©efpräc^. 3l\i)t im SRitterfaale , fonbern in einem ^ribatjimma
be§ Sanbgrafen, bei bem injwifd^en auc^ Ulrid^ Don SBurttembetä
eingetroffen war, tam man fc^on frül^ um 6 U§r jufammen. %xo^
aSer ^imlid^feit war bie ©ad^e bodd nic^t unbefannt geblieben.
2)a9 (^\px^ au ä^atBurg. 313
93on adeu (Seiten, felbft aus loeiter gerne toax man baju ]^erbei=
gefommen. Slbet nur bie (Singelabenen mutben jugelaffen, voaS
mit ben Seuten bed C^ofeS bod^ fd^on eine gto|e S^il^l auSmad^te.
83ot bem gutften, neben bem bet ^öf ^Maft genommen, fafeen
Sutl^er, SRelanc^tl^on, S^ingU unb Oe(olani))ab an einem 2:ifd^e.
®er ftanjlet geige befltüfete bie aSetfammelten. @r banite für il^r
@Tfc§einen, bat [ie, aQe peT(önU(!^e Streguna beifeite ju (äffen unb
nur bie @l^te Sl^tifti ju fud^en. S)ann nal^m Sutl^er baS ä&ort.
(5r lobte bie gute Äbfi^t be« ßanbgtafcn unb etflcirte, et l^abe felbft
f(^lie|li(^ jugeftimmt nic^t, um feine SReinung ju finbetn, fonbern um
fie ju begtunben unb ben 3ntum ber ®egner barjutl^un. Swin^ifc^^w
feien il^m übrigen^ SuSlaffungen don 3uti4 ^^f<^I ^^^ ®tta|burg
befannt geworben, wonach man bort auc^ in anbeten fünften, fo
in ber ßel^re üon ber Jrinität, ber ^erfon S^rifti, ber 3lec^tfer=
tigung u. f. n). abweiche. C^iergegen üerroal^rtcn fic^ S^ingli unb
Detolampab fofort, unb man einigte fic^ bal^in, ^unfic^ft Dom 3lbenb=
mal^l }u ^anbeln, benn beS^alb fei man jufammengelommen. Sarauf
fa|te Sutl^er ben ®egenfa^ in furjen @fi^en jufammen, inbem er
unter prinjipieUer Sbweifung afler Sinwurfe ber 83ernunft ober
ber SRatl^ematil baran feftgel^alten wiffen wollte, bafe bie SBotte
©l^rifti „bie§ ift mein ßeib", bie er üor fic^ mit Rreibe auf bie
©ammetbedte bc§ lifc^eS niebergefd^riebcn ^atte, fo oerftanben mer=
ben mufeten, wie fie lauten. Delolampab, ber juerft baS SBort
ergriff, ging bei feiner ©ntgegnung wie frul^er Don 3ö§- ^ (^«5
gleif(^ ift tein nu^e) aus, unb wies fobann auf bie oielen SRe=
tapl^ern in ber ©d^rift l^in, bie ßutl^et natürlich nic^t leugnete. ffiaS
et aber forberte, war ber S3cweiS bafur, bafe gerabe l^ier biefe
SKetapl^er angenommen werben muffe, wo ber Jc^rt ol^ne ännal^me
einet folc^en flat fei.
®o(^ wit brauchen bie Stnjelnl^eiten beS ®efprdc^eS, baS nod^
ben ganjen folgenbcn lag in ^nfprud^ nai&m, nid&t ju oer=
folgen. (Ss waren bie alten Argumente, bie einanber gegen=
iibetflanben, oot allem abct bie alte SSetfd^icbcnl^eit bet gefamten
teligiöfcn ilnfc^auung, bie wit l^eute Dielleic^t beffet überfe^en,
als eS bamals ber gall war. ®er le^te entfd^eibenbe ®runb
bei 3tt>in3li wnb ben (Seinen war bod^ immer ber: bie Realität beS
314 2)a9 OefprSt^ )U SRarSurg.
Selbem ßl^tifli ift nt(^t Dcrl^nben, benn fie tfi unnötig, il^re Sin:
nol^nte ift S^rifti unn^utbig unb fie ifi unmdglid^, wogegen Sutl^
immer miebet betonte: wad (Sott anotbnet, ift nid§t unnötig,
mit l^ben überhaupt nad^ aQebem nid^t ju fragen. (St n^iitbe,
tief Sut^et in feinet pointietten Seife S^^ingli ju, (Stbäpfel unb
SWift cffen, wenn bet ^m e§ ^ifee. 3»i«flli etwibette, baS t^ue
bet C^ett eben nic^t, unb betief fi^ fut baö Äec^t nad^ bet 9Köä=
li(^Icit ju fotfi^en auf bic gtage bet SRatia: ^SBie foH baS iu=
gelten." Snbeffen bie g^age, »otuber namentlich am 5H)eiten Jage
bed Sangen unb ISreiten Derl^nbelt mürbe, mie benn ein Seib, ju
beffen 93egtiff bie Stdumlid^Ieit gel^öre, jugleid^ im C^immel unb auf
(Erben fein tdnne, lel^nte Sutl^et ab, meil e$ fu^ um einen ®egen=
fianb be^ Glaubend l^anbele. ®ie ®d§toeijet gaben nun f(^Ue|li^
bie SRSglid^teit ju, betonten abet, bie ®d^tift laffe 3^fum an einem
beflimmten Drte gegenmfittig fein, in bet fttippe, im lempel, in
bet SBüfte. Sui^et foDc bcn ©etoei^ bafüt etbtingen, bafe bie
®(^tift toon 3^fw ^^^ «iw^ anbete (Segenwart auSfage. Ate ant=
wort l^ob Sutl^er bie iifc^bedfe auf unb wie5 auf ba§ SBott: ba^
ift mein 8eib. ®a§ etllfitte S^^^flli fö^ ^i^^ petitio principii,
unb jebenfaQd wat man fomit wiebet a\\ bem fünfte angelangt
Don bem man ausgegangen war. S)et C^inweiS auf bie teUweife
im ©inne bet ®egnet ju Detftel^enben ÄuSlaffungen meisteret
Äirc^enoater ful^rtc nid^t weiter, Sut^er §atte anbere entgegen^
5ul^alten, erllartc aud^, "ba^ man um berartiger „®loffen*' willen
t)on bem einfachen ©d^riftfinn nic^t weiii^en bürfe. ®o fttitt man
l^in unb l^ct, im ganjen in utbanen gotmen, nut l^iet unb ba tarn
c§ JU ^tten obet fpifeigen ©orten, fo bafe bie SSerl^nblung in
ben 2§at ^en (Sl^araltet eines „fteunblid^en unbiSputictUd^en ®e=
fpräd^S" bel&ielt, ben eS nac^ bem ©illen beS gurften §abcn fotlte.
(ginjelnc SRifetoerftfinbniffe würben aui) wirllidö gehoben. S^W^
unb bie ©einen tonnten fid^ uberjeugen, ia^ bie Sutl^eraner bcn
®cnufe bcS 8eibe§ unb Salutes S^rifti nic^t fo grobfinnlid^, k^
petnaitifd^ fafeten, wie fie il^nen ©d^ulb gaben. Auf bet anbeten
©eite tonnte man wenigftenS etlennen, bafe bic Dbetlänber im
Slbenbmal^t uic^t blo|( ein ®ebfi(^tniSma]^t fa^en. S)abei blieb bo^
nod^ eine fo grofee SBerfd^iebenl^eit in ber gefamten IBeife, bie
©ttcitfragc ju bcttad^tcn, bafe eine ffiinigung nid^t ju crjictcu war.
Sutl^er mar bcö ®i§putiercnS Ifingft übctbruffig unb l^attc bereits
Sitüeimal SWelanc^tl^on aufgeforbert, an feiner Statt ba§ SBort ju
ergreifen, ba er „fid^ mube geroafiften l§abe", als bie ©d^weijer
aUeS »eitere Sßer^anbeln für auSfid&tSloS erflarten. Sutl^er fal^
barin nur ba§ 3^wgni§ i§re§ ®emiffen§, bafe fie nid^tö bewiefen
Ratten, ©crftanjler oerlangte, bafe man nod^ auf »eitere SJittel
unb SBege jur ffiinigfeit SBebad^t nel^me. Sut^ei^ »ufetc nur bcn
einen SBeg, bafe jene ©otteS SBort bie @§re geben unb i^m 5U=
ftimmten, bagegen öerwal^rtc fid^ bie (Segcn^jartei unb berief fid^
auf bie SBal^rl^eit il^rer Seigren. ®arauf er»iberte Sutl^er, bafe er
fie bem geredeten ®erid^t (Sottet überlaffen »oUe, ber eS »o^l
finben »erbe, »er red^t l^abe. „Unb »ir (Suc^ aud§", er»iberte
DetolampabiuS. ®abei fagte man fid^ boc^ gegenfeitig ®anl für
bie freunblid^e SBel^anblung unb bat um 33erjeil^ung »egen et»aiger
harter SBcrte. 3Rit Jl^ranen in ben Singen erllärte 3">in9lif ^cife
er niemanben in Stauen unb (SaDien lieber fel^e ate bie SBittcnberger.
S)ie ©ad^e fd^ien ju ffinbe, al§ fid^ S^lob Sturm üon ®trafe=
bürg erl^ob unb baran erinnerte, ba^ Sutl^er aud^ Don anberen
Irrtümern gefproc^en l^abe. Um nid^t einen neuen ©treit in bie
§eimat mitjubringen, bat er, bie ©trafeburger ?Prebiger ju öer*»
l^ören. 33ucer gab barauf SHet^enfd^aft Don il^rer Seigre über 2:ri=
nität, ©rbfünbe, ?ßerfon Sl^rifti u. f. »., aber ßutl^er »eigerte fid^,
il^nen ein S^^fl^ii^ ^^^ 9ied^tgl5ubigfeit auSjuftellen : er fei nic^t
il^r aiid&tcr, aud& »eilten fie Ja feine ße§re nicbt leiben; »cju
brandeten fie auc^ feines S^wfli^iff^^f ^^ fi^ P^ rül^mten, oon il^m
nichts gelernt ju l^aben. „'^x fyiU einen anbern ®eift", rief er
il^nen ju, benn ba, »o man bie Seigre einfaltig befenne unb ba,
»0 man fie aufS l^eftigfte belämpfe unb Sügen ftrafe, lönne ni(^t bcr=
felbe (Seift fein. (Sr »oße fie bem Urteile (SotteS überlaffen, fie
möd^ten leieren, »ie fie eS Dor ®ott Derant»orten »Otiten. ®amit
»urben bie offijietlen SSerl^anblungen am ©onntag SRad^mittag
gefc^loffcn. ?lber nod^ auf perfönlid^em SBege fu(^te ber ßanbgraf
»eiter ba^in ju »irten, unb ßutl&er unb bie ©einen ertlärten, »cnu
bie ®egner jugeben, bafe im Äbenbmal^l ber 8eib S^rifti »ärc,
fi(^ jufrieben geben unb feine »eitere bogmatifd^e (Srllärung bes
S!6 2>ci9 9lcfHftat 2)le SJ^^atburgct Xrtitel.
(Sa^eiS üetlangen ju moDen. Saju tonnten fie rt<i^ nid^t Derftel^n,
nur Sucet wollte in priüater IBet^nblung ben @a^ anertennen,
bod^ mit bem Seifügen, ba{( ber Setb GI^Tifti nur ben ®lfittbtgen
gegeben mürbe. S)ie|e für fpfitere Ser^anblungen mid^ttge gotmei,
beren Sebeutung bamald nur Ofianber ertannte, tarn jebo(^ ni(|t
weiter in Setrad^t» ba Sucer nad^ 9iucff))rad^ mit ben ©einen
fie wieber faQen lie{(.
Cann wunfc^ten bie iSd^weijer, ba| man fid^ gegcnfeitig al^
Srfiber anfeile unb jum ^benbmal^l julaffe. S)a^ war ben äßitten=
bergern, wie fie nac^tr&gli(^ nod^ in bielen Briefen bezeugen, DöQig
unberftänbUd^. @ie begriffen nid^t, wie jene Seute, beren (Stauben
unb Seigre fie berbammten, fie als ©rüber in S^rifto anfel^n
wollten, grieben wollten fie l^altcn, — SBol^lt^aten unb Siebe
fei man aud^ bem geiube fc^ulbig — , aud) waren fie bamit cinDer=
ftanben, bafe man ba§ (Streiten in Schriften rul^en laffe: weiter
}u gc^en oermoc^ten fie nii^t. ®arin, ba| bie anbercn eS woQten,
fallen fie nur ba§ inncrlid^e ©ewufetfein i^rer Siieberlage, bie fic
offen tunb ju geben fxd) fcfteuten. Jl^atfäc^Uc^ war e§ boc^ bie
geringere (S^ä^ung beS ®egenfa^e$, wie ber el^rlid^e äßunfc^ nac^
®intrad|t ber Rird^e unb bei 3«>in3'i '^<^^ S3eftreben, burd^ bie
weitgel^enbfte 5lad^giebigfeit bie ©runblage für ba§ beabfic^tigte
SünbniS )u erl^alten.
S)aS jeigte fid^ aud^ jule^t noc^. O^ne irgenbweld^eS 9ie=
fultat wollte ber Sanbgraf bie t)ielbefpro(!^ene 93erfammlung bod^
nid^t auSeinanbergel^en laffen, unb Öutl^er erflfirte fid& bereit, bie
wid[)tigften ßel^rpunfte, in benen oieDeit^t eine ffiinigung ju erjielen
wäre, jufammenjufleDen. An bie S^^ftiöiwung ber ©c^weijer
glaubte er nid^t, wollte aber aüe ©d^firfen üermeiben, bie il^nen
Änftofe erregen tonnten. @o entflanben am SRorgen beS 4. ^üttobzt
bie fogenannten ,,9Karburger «Irtitel". »ierjel^n ©fifte betunbeten
ba§ Sufammengel^en in ber ße^re bon ber Jrinitfit, ^erfon S^rifti,
®laube unb Sllec^tfertigung, ffiort ®otte$, 2aufe, guten SBerlen,
Dbrigteit, irabition ober menfc^lid^e Drbnung. ®in funfjel^ter
t)om ©alrament be§ 8eibe§ unb SluteS S^rifti, betennt afö ein=
mutige Seigre bie 9?otwenbigtcit be§ (SenujfeS unter beiberici (5e=
ftalt, bie SJerwerfung ber SReffe, al§ eines SBerfeS, ferner, bafe
2)le 9)>2ar6ttrget Krtifet 9^a(^ bem O^f^tfic^. 317
t>ie geiftlid^e 92ie|(ung itS 8ei6e$ unb %(ute$ einem ieben (Sl^rifien
:t)orne]^mU^ bcnnSten. Sarauf $ei|t e^: „Unb miemol^l mit
uns, ob bet malzte 8eib unb 8lut (S^rifti (eiblid^ im Srct unb
^ein fei, biefet S^xt nid^t üetglid^en l^aben, \o foU bod^ ein %txl
gegen ben anbetn d^rtfUid^ Siebe, fo fern eines {eben ®ett)i{fen
immer leiben (ann, erzeigen, unb beibe Zeile (Sott ben ^dmfid^s
tigen fleifeig bitten, bafe er unS burd^ feinen ®eift ben rechten
«erftanb beftätigen »itt."
©iefe Ärtikl würben üon ben offijiellen t^ologifd^en leil»
nel^mern am ®efprfi(^ unterfc^rieben. XBoQte S^ingli ftd^ nid^t
untreu merben, fo xoax er bamit im S^tereffe feiner gro{(en ^Ifine
bis an bie 5u|erfte ®renje ber 9!ad^giebig{eit gegangen , unb eS
mar etmaS S&a^reS barin, menn Dfianber triumpl^ierte, ba|( bie
@(^tt)ei)er bamit eine 9iei§e üon ^rtileln miberrufen litten, benn
bie SuSfagen fiber bie Werfen Sl^rifti, ^bfolution, Sort (SotteS
unb laufe k. gaben bod^ bie ©ittenberger Sel^rmeife wieber. ®o
mar menigftenS etmaS eneid^t, unb ber Sanbgraf mar nid^t un^:
befriebigt. 9uf bem ®emonnenen §offte man meiter bauen ju I5nnen.
93on aden biefen politifd^en ^intergebanlen, bie S^ingliS
^iebenSUebe l^erboniefen, Ratten bie ©ad^fen, mie gefagt, feine
Sl^nung. Sutl^er l^atte nur ben (SinbrudC DoUtommener Demütigung
ber @(egner, mal^renb S^i^S^i Ti^^ i^id^t meniger ben ®ieg jufd^rieb
unb mit ben oerfid^tUd^ften SBorten bon Sutl^er fprad^. 9Bie ein
?(al im ®rafe l^abe fid§ Sutl^er gemunben unb fei immer bon einer
iReinung in bie anbere gefaUen, berid^tete er bal^eim bem 9tat.
SBenn ber Sanbgraf fid^ aud^ in Slucf jtd^t auf einige gurften anberS
flefle, fo fei er bod^ ganj auf feiner Seite, ©benfo feien bie
]^effifc§en $)of(eute ade bon Sutl^er abgefallen. Dagegen l^tte
^ucer bo(^ ben (SinbrudC eines V2i|erfolgeS. @ein Unmide rid^=
tete fidb mefentlid§ gegen ^{eland^tl^on, bem er bie ®d^ulb baran
beimafi, g^^^i^föd^ »ar SReland&tl^on bon ber (Sottlofigteit SmingUs
überjeugter als je.
9?a(^ ber Unterjei(^nung jener ärtilcl, bie fc^on am 5. Ot=
tober in SRarburg im Drudt erf(^ienen, eilte aQeS l^eim. SBeis
tere ^Beratungen litten nid^tS gefrud^tet. 9ud^ l^errfd^te in
Harburg mie an bielen Orten eine bisl^er unbelannte ^anf='
^otbc, 9itt^r. n. 21
818 »reife. e^oHibaetn «rtittt
l^it bet engUfd^ @(^meii bie gtoften ®d^teden Detutfad^e. ü^
et abreifte, am SRotgen beS 5. Oftobet, l^ett Satl^er nod^ eine
gett)alttge ^rebigt. ®ie l^nbelte bcn ber butgetli^en ^ered^ti^r
feit unb bem „l^ol^en ^ttitel t)cn ber t^ersebung ber ©ünben", beii
er tounfi^te „fo ^od^ mad^en gu Idnnen, ba{( aOe @unben nnb
S&ette ju einem günUein tourben gesenfiber biefem Steer''. (i$
fel^Ite in ber $rebigt nid^t an leifen iOerid^ttgungen bet ®egner,
aber er bejeugte aud§ audbrüdHid^ bie (Sintrad^t in jenem ^upt)>unfte.
93on @(otl^a aud, too er ebenfaQ^ ))rebigte, mürbe er mi^
(Sd^leij berufen, »o fein fturfurft in bcn erften Dltobertagen mit
bem SRartgrafen ®eorg t)on Sranbenburg über ba$ in ®peiet geplante
©ünbnis ber proteftierenben ©tfin^e beraten »ollte. (gr erhielt
ben Auftrag, biejenigen ^(laubendartilel ju bejeic^nen, beren Slnerfen^
nung t?on ben 92itgliebern bed Sunbed ju fordern fei. ®S l^n=
belte fid^ alfo nid^t, mie in SRarburg, um ba^, morin man einij
war, fonbern, worin man nad^ Sutl^erS SReinung, um äufammen=
gelten ju tonnen, einig fein mu|te. ®o ertlfirt ftc^, ia% er in ben
fiebjel^n }u biefem Swzi t^on il^m aufgefegten Urtileln, obwohl fie fi^
an bie SRarburger anlel^nten, ben eigenen ©tanbpuntt fowol^l gegen
Sldmer als S^inglianer üiel fd^firfer jum Sudbrudt brad^te. S)ie
golge war, ia% bie Oberlcinbcr am 16. Df tober, auf bem läge
^u ®(^waba(^, ber ben ^rtiletn ben 9}amen gab, bie il^nen }u=
gemutete Unterfc^rift bi§ auf weitere^ verweigerten, »nftatt ju
einigen, l^atten bie ©c^wabad^er Srtifel Don neuem ben tiefen
®egenfafe gejeigt. ?luf einem Sage ju ®d()mallalben foUte jeboi^
weiter üerl^nbelt werben.
3"iwif<^^" »ö^ ßutber, törperli(^ mube unb unter erneuten
Stlagen über f(^were Snfed^tungen , l^eimgelel^rt. Sie f(!^(imme
Jlunbe Don bem SSorbringen ber Jfirlen unb ber ©elagerung
SBienS, bie er in Jorgau erful^r, l^atte il^n tief ergriffen, ©a^
befd^äftigte il^n fort unb fort, ©atoon fc^rieb er bcn greunben
unb forderte fie auf, il^re ©emeinbcn ju S3u|e unb ®ebct ju
crmal^nen. Unb fogleic^ fe^te er fid^ baran, nod^ einmal in
bicfer Ängelegcnl^eit ba§ ©ort ju ergreifen. (5r fd^ricb feinen
©ermon „^eerprebigt wiber ben Slürlen", ber nod^ am
®(^lu| beö 3al&rc§ ecfc^ien. ®a beutet er ba§ Keine ©orn bei
Aber bctt 39Iam. Sombe )ttt Offenbarung Sol^nni«. 819
S)anicl (7, 8) auf J)cn iüttcn, erteilt ben in bcr Jutlei aefan=
genen ©Stiften aSer^altungSmafetegeln unb »arnt fic in ttcfflid^er
äSeife Dor bem SbfaU jum ^^lam. S^^k^i) wenbet et fid^ aud^
gegen biejenigen, bie, unjutrieben mit ben beftel^enben SSetl^fittniffen,
fogat bad Stegiment bet flutten ftd^ toünfd^ten ober fid^ butd^ ben
®cl^ein bed etnften, fttengen unb entJ^altjamen gebend bet Zürten
beftritfen liefeen. ®ie »eitere Flad&ric^t Don bem Hbsug ber Surfen
Don SBien erffittte il^n mit fltofeer greube über biefen fic^tlid^eu
SSemeid ber äRad^t ®otte§, aber feft uberjeugt, ia^ S)aniel ben
i^nen rebe, erwartete er il^re SBieberkl^r.
Sangft liegte er ben äBunfd^, burd^ (Sinblidt in ben Stcran bad
SEBefcn be« 3^lamd genauer fennen ju lernen. ®afür fiel il^m
je^t ein nod^ Dor ber S^^Pörung ftonflantinopetö gefd^riebene«
lateinijc^ed 8u(^ ^SBon ben Sitten unb ber Sieligion ber Surfen"
in bie ö^nbe. Sd mad^te großen Sinbrud( auf il^n. ^e^t glaubte
er ju Derftel^en, marum }>a^ ^apfttum bem S^lam l^abe feinen
äßiberftanb leiften tonnen, benn bei beiben beftel^e baiS äßejen ber
9{eligion in äußerlichem 3^i^^>nonieentpefen , t^afien, guten äSerfen
unb fluten Sitten, aber offenbar l^abe ba§ afleö bei ben Surfen
einen größeren Sd^ein. ©in ed^ter ^a^jift, meinte er, tonne feine
brei Sage unter il^nen fein, ol^ne ju äRol^ammeb abjufaUen, benn
in allem werbe er bon ben Surfen übertroffen, ©iefe (Srfenntni«
müßte ju ber anberen fül^ren, baß bie d^riftlid^e 9teligion bod^
etwas ganj anbereS fei aU gute Sitten unb gute äßerte. So
werbe bad 16ud^ ju einer ,, Apologie bed (SbangeliumS'', unb eben
beSl^alb gab er e§ (c. gebr. 1530) b^aud, in bem er in einer
93orrebe bie foeben erwäl^nten ®ebanfen entwidfelte unb bon neuem
ermal^nte, fid^ burdd ben äußeren Schein nic^t blcnben ju laffen.
Unter bem (Sinbrudf ber 3^itberl^filtniffe fd^rieb er aud^ für
bie eben fertiggeworbene neue Bearbeitung ber Überfeftung beö
Svenen SeftamentS eine neue bcmerfendwerte Sorrcbe jur
£)ffenbarung ^ol^nnis. ^ti^t \a^ er in i§r ein Sroftbud^ unb
eine Sßarnung gegenüber bem ,,$irgerni$, fo fid^ begiebt in ber
e^riftcnl^eit. Unfere O^ligfeit ifl im ^immel, ba S^riftuö ift unb
nic^t in ber Sßelt bor ben 8ugen, wie ein ftram auf bem SRartt.
©arum laß Ärgernis, »otten, »e^erei unb (Sebred^en fein unb
21*
820 ^(urict. ^gen citi 8flnbm9. 2)k @ai!^ be9 l^ornnttg.
fc^affen, ma^ fie mögen : fc aflein ba^ SSott be$ (SDangelii bei
und rein bleibt unb mir'S lieb unb »ert l^aben, fo foQeit totr ni(|t
jmeifeln, S^tiftud fei bei unb mit und, menn'd gleid^ aufs dtgfle
geltet; mie mit §ier fel^n in biefem 6ud^, baft @§rißu^ buT(§ unb
übet alle plagen, Üere, b5fe (Sngel bennod^ mit feinen C>^iligen
ift unb enblic^ obliegt".
tlud^ bie Überfe^ung bei Cud^ed Daniel, bie et nod^ im
Srü^jal^t 1530 beenbigte, fotlte ein ^[Tofibud^ fein in bet gegen^
mfirtigen 3^it in bet „bie SSelt faft an allen Snben mantet, aü
mollte fie fc^iet bted^en unb fallen ". (St mibmete bad Sud^ bem
Stutptinjen 3^l^* ^tiebtiC^, meil feine Sel^jigung namentlid^ bcn
Sönigen unb gutf(en nu^tic^ fei, atö eine SRal^nung jum ®ott=
Detttauen unb jut ®otteSfut(^t.
^m 92obembet 1529 mu^te Sutl^et fd^on, \>a% bet Staifer m^
Seutfd^lanb lommen moQe unb fd^&tfete Störungen audfto|e at^
bet Süttc. (&x achtete ed geting: ®en)altmaf|tegeln »ütben feinen
unb feinet ^tieftet Untetgang nut befc^leunigen. übet »enn au(§
bie btol^enbe ®efal^t witdi^ fo gtoj) mfite, mie anbete Seute
namentlich am £)ofe meinten, fc mollte et bod^ auc^ jje^t Dott
einem ©unbnis bet eüangelifc^en gutften, um il^t 5U begegnen,
nid^ts miffen. Stö Anfang ^^ebtuat 1530 bad (Setfid^t naii^
äBittenbetg btang, ba{( bie ®tta|butget ju ben ©c^meijetn ab=
gefallen mfiten, um bem Staifet SBibetftanb ju Icifien, fal^ et batin
nut feine immer gel^egte SReinung beflfitigt, bafe bet ®eifl bcr
©altamentietet botl Sluftul^tö fei. Unb feinen Rutfutflen mahnte
et, mie fc^on frul^er, bringenb baüon ab, il^n unb feinen (Stauben
bertcibigen ju mollen. gorbete i§n bet Jtaifet, fo motte et mit
®otte§ ^ilfe etfc^einen unb niemanb bedl^alb in ®efal^t fe^en.
(5t mat nod^ berfelbe mie bor je^n ^a^xzn. ^enft^enfutt^t
tonnte et nid^t. ®egen Äeuige tonnte et übetauö milb fein, unb
fut mand^en ©d^ulbigen legte et beim ftutfutftcn in tubtenbcr
SBeife gütbitte ein. aber rudtfid^tsloö unb ol^ne «nfel^n ber
^erfon [trafte er ba§ Saftet unb bie gtiüolität, mo fie i$m cnt=
gegcnttat. ©ein ©ingteifen in bie ätgetlic^cn ^finbel be« e|c=
bted^etifd^en Rutfutften bon ©ranbenburg mit SBolf §ornung mar
erfolglos geblieben. SSergebenS l^atte fid^ ber arme, um JBcib unb
^>
(Segen 3oa(^im ton 8ranbenbnrg. Wlt^^äf. (S^ne^t. S21
^aU gebtad^tc glüc^tUng an bic l^öd^ften Tid^tetUd^en ©cwalten im
Sicid^ gciDcnbct. ©a griff Öutl^ct nod^ einmal in biefct ?lng€legcn=
l^eit jur gebet. ®t Deröffentlid^te t)iet ©tiefe, bie iebenfafls im
SBintet 1529 auf 1530 gej(^tie6en finb. 9iid^t mit fd^atfen
SBotten »ie ftü^et, aber mit gtofecm (Stnft tebet et bem gutften
unb bet gtau be§ Unglüdlic^en inS ®en)iffen unb menbet fid^ 5u=
gleich, fteilid^ aud^ bieSmalS öetgebenS, an bie öifd^öfe unb bie
f)enen unb (Stafen be« ßanbeS mit bet 3Ra§nung, bem ajetttie=
benen ju feinem Siedete ju üetl^elfen, lüenn fie nid^t bie SRitfc^ulb
auf il^te Seelen laben wollten.
abet aud§ ta, too et fid^ bem 3ötn bet SRäd^tigen unmittelbat
ausfegte, §ielt et nic^t jutüdt. ßdngft geteid^te il^m bet 8eben3=
loanbel beS SBittenbetget ^auptmannd ^anä SRe^fd^ jum ^tgetni^.
®a wibmete et il^m in öffentlic^et 3"f<^^ift ^^^ ii« 3^'^Ye 1529
etfd^icnene ©ud^lein beS 3. 3Rcniu§ „SSon bet d^tiftlid^en §au§-
l^altung", in bem et il^n mit no(^ jattem abet nid^t mifet)ctftfinb=
lid^em ^intod^ auf feine befonbeten Setl^ältniffe jut (gl^e etma^nte,
bamit et bet ©ünbc entginge, ©patet mufete et mit fd^atfet
ftitd^enjuc^t gegen il^n üorgel^en.
Sine geotbnete fiitdiensud^t biö jut Äu^fd^Uefeung au§ bet
®emeinbe njunfd^te et btingenb, boc^ follte bie Dbtigleit nic^t^
bamit ju tl^un l^aben. ^uf bet anbeten Seite »)oQte et ba§ ganje
®ebiet beS (Sl^eted^tS, ba$ bisl^et bie ftitd^e auSfc^Ueglic^ gel^anb^
l^abt, bem meltlic^en 9iegiment jutpeifen. S)ie 93ifitationen geigten
je länget je mel^t, »elcfie gtofee SSetwittung in biefem fünfte
^cnfc^te unb }u meieret ®en)iffenSnct ba§ lanonifd^e (S^etec^t ffil^tte.
^amentlid^ voax e^ bie gtage nad^ bet ®ultigleit bet l^eimlid^en
aSetlöbniffe, welche ba tief einfc^nitt. 9iad^ bem fitd^lic^en Siecht
bem fteilid^ ba^ 9{ed^t$betDu|tjein beS SSolteS fd^on nid^t mel^t all-
gemein entfptac^, galten fie fd^cn als (S^e. ^bet loie oft ffil^tten
fie nid^t ju einet öffentlid^en ®^e? ffiet tonnte fie beweifen?
SBie oft folgte einem fold^en SSetlöbniS eine anbete (Sl^e! SBie oft
lam es \>ox, ba^ man ftc^ eines mijsliebigen ®l^ebunbeS babutd^
entlebigen lOoUte, ba^ man fid^ plöi^iiiS) butd^ ein ftu^eteS 93et-
IßbniS gebunben tootgab! Dft »at ein fold^eS bei beiben Jeilen
Dot^etgegangen. Untetbcffcn loat bet anbete Jeil Dießeic^t aud^
822 C^cimttt^ «etlöbniffc. „8011 «Ma^^"
eine neue (Sl^e eingegangen. 92un foUte ba$ ftul^ete 93erlß6ni^,
bem nod^ anbete gefolgt fein tonnten, bie fpfitet gefc^loffene 5ffent=
lid^e (Sl^ junic^te machen. Sßie Diele 9<^miUen würben baDon
jugleid^ betroffen! S)ie (Belbgier unb bie ®pi^finbigteit ber btf(^5f=
lid^en Offi^iale l^tte oerftanben, bie IBemidelungen nod^ ju t)er=
meieren. Sl^re 9ia(^t »ar in ben et^angelifc^en (gebieten gefaUen.
9ber voct foHte ie^t bie (Sntf (Reibung treffen? 9Rit bem butc^
bie euangetifc^e ^rebigt gefc^firften ®en)iffen njuc^d bie ®emiffen^
not. ®ie mürbe um fo gtSf^er, aU bie Sutiften bei aQer et)an=
gelifd^en (Seftnnung mit Sutl^erS prin}i)}ieaet 33etmerfung beS fa=
nonif(^en itti)U nic^t übereinftimmten, namentlich im ^untte ber
(Sfft. S)aneben gab eS fteili(^ Seute genug, meldte ol^ne (Semtffen^
bebenten aud Seid^tfinn, mcil eS i§ren Steigungen entfprad^, je^t
bie SSctbinblic^teit beS fanonifc^cn ^tä)t^ leugneten, — für anbete
roieberum eine neue Duelle bct (SewiffenSbcbtängni^.
Sutl^et wutbe bedl^alb mit f^tagen fibetlaufen. ®t fanb, bajt
bie @a(^e il^n nit^t^ anginge. (Snblicb gab et bem S)tangen nad^.
Anfang S^^wat 1530 etfd^icn feine ©d^tift ,r*on (gj^cfad^en".
dl betioa^tt fid^ bagegen, etwa ald ein aied^tf))ted()et aufttetcn ju
moQen. ^it bem Siecht miß et nid^td ju tl^un l^aben. 3^ bie
@l^e aud^ göttlid^et Otbnung, ;fo ge^ött bod^ baS (S^etei^t in bie
©pl^fite beS meltlic^en StegimentS, abet ben Semiffen mü et l^elfen
unb guten e^teunben taten, ob man il^m folgen »oQe obet nic^t.
S)a^ Sßi(^tigfte ift il^m bet @a^: „O^imlid^e S3etlöbniffe follten
fd^le(^tl^in teine (Sl^e fd^lief^en.*' ^a bie ®l^e ein %ntli(^er ©tanb
ift, gel^ött aucb bie @^e{c^lie^ung in bie OffentUd^teit. ^bet ^^u^tn
mad^en biefe nocb nic^t aus, jonbetn ba^ bie (S^t „gefc^tej^t mit
äßiffen unb ©illen betjenigen, fo bie Dbetl^anb l^aben unb bie
@^e 5u ftiften, Siecht unb ^aäjt l^aben, als S3atet unb SRuttet
unb loaS an il^tet Statt fein mag". ®a5 fei aud^ taifetlic^e^
äted^t, fo leiste eS aucb S3eif)}iel unb Seilte bet ©c^tift. S>abei
bef)}tid^t et eine ^uQe jebenfaQS ^tm Seben entnommenet ^fifle,
»elc^e bie futd^tbate SSetwottenl^eit bet 3wftfinbe etlennen laffen.
@benfo beftimmt mt bie l^eimlii^en ^etlöbniffe, Dectoitft et jebe
»nwenbung üon 3w«n8- ©ejtoungene SSetlöbniffe follen ebenfaB^
nid^t gelten, unb menn (SItetn au$ äRutmillen obet (Sigennu^ ben
(S^eftagen. St\x6tii6ft 3u(lSnbe. 323
Äinbern baö C>^iraten »elften, foU bic Obrigfeit für fic eintreten,
©eine Siatfd^läge, bie fic^ a\x^ auf bie (S^efd^eibung bejiel^en,.
ttiöflen Dielen in il^rer 3lot ein ßeitftern gemefen fein. 8l6er bie
für Sutl^er aud^ in biefen ©ingen fo felbftüerftfinbUci^e ©d^eibung
ber ^agen, bie Dor ba§ dffentlid^e gorum unb Dor ba$ ©emijfen
^el^Sren, mod^te bei anberen ben S&unfd^ nad^ ftrenger gefe^lid^er
Siegelung nod^ beftfirlen, unb bie g^riften fallen barin ein neues,
unbcfugtermeife Don ben ^^eologen aufgerid^teteS Sted^t, bem ein
»efentUd^eS üRoment fel^le, bie ?lpprobation burd^ ben UfuS. ^iix
lagen bie Steinte fc^merer 3^»ötfniffe, bie nid^t ausbleiben tonnten.
SBie Diel Unfertiges geigte bod^ uberl^auf^t baS merbenbe eDan=
gelifd^e ftirc^entum! ©aS ift ßut^er niemals entgangen, obwol^l
<r es bei feiner ®leid^gültigfeit gegenüber ben fiufeeren formen
unb in feinem frommen ®lauben, ba| bie ^rebigt beS (SDangeliumS
baS gel^lenbe fd^on bringen »erbe, Ifingft nic^t fo empfanb, als
anbere, toie j. 83. ber treue greunb C>ttuSmann in Sw^i^^w, ber
nid^t ablief}, immer Don neuem jum Ausbau ber ftird^e ju mal^nen.
SBol^l l^atten bie 83eftimmungen beS @peierer 9leid^StageS ber Aus-
breitung (einen Eintrag getl^an, aber (aum irgenbmo maren bie
eigentlid^en ^emeinbeoerl^filtniffe mirllid^ geregelte. Sin 83eifpielen
fred&en SRifebraud^S ber d&riftlid^en grci^eit fel^lte eS, mie begreiflid^,
nirgenbs. Sieben Sd^wärmern unb Käufern l^örte man fd^on l^ier
unb ba Don fold^en, bie an ben (SrunDpfcilern beS ®laubenS rfit=
telten, toie ber 9tieberl£nber ßampanuS, ber fogar in SBittenberg
mit ©äfeen gegen bie Jrinität l^erDorjutreten toagte. "^n ber Jl&at,
für bie Keinen ®eifler, benen bie Drbnung, il^re Siul^e unb ber
®el^orfam gegen bie tlutoritdt über aOeS ging, gab eS Anlaf} jum
Ärgernis genug. SBucbe man ba fiart genug fein, bem Anfturm
ftanbjul^alten, ber nunmel^r Don ber oberften äteid^Sgemalt l^er
bro|te? ©et gagenbcn mag eS Diele gegeben l^ben.
5. Kapttef.
Her lieul|0ta() )u ^nssburg.
£ie fd^on im ^cA\t Derbteitete Stunbc, ba| ber Staifer tn^
9let^ tommen tooOe, um in eigener $etfon einen Stetc^^tag }u
Italien, trat immer beftintmter auf. Unb ma$ nun Don bem Der^
traulidiien aSertel^r bedfelben mit bem $a))fte, üon bem er am
24. gebruar in Bologna gefrönt mürbe, bt$ na^ X)eutfd^lanb brang,
Iie| nid^td (Suted ermarten. 9m furfurftUd^en $)ofe »urbe bte
grage ernftlid^ ericogen, ob man im gaOe eine<$ faiferlic^en S[n=
griffe« fi^ mit ben ©äffen oerteibigen bürfe. Sutl^er Demeinte
bie« in einem ®utad^ten üom 6. 3R&xi 1530. ^n feinet naiDen
SE&eife t)erglid^ er ba« aSerl^dltniiS beS Sfurfurften jum ftaifer mit
ber ©teJiung beS ©ürgermeifter« Don Jorgau ju feinem ßanbe^
l^errn. SBie biefer fid^ feiner Dbrigfeit ni(^t »iberfeften börfe, fo
auc^ ni^t ber fturfurft feinem Sel^enSl^errn, „ob er glei^ afle ®e=
böte (Botted übertrete, ja ob er glei(^ ein O^ibe loäre; fo foD boc^
ber &pxvii) Sl^rifti feftftel^en: ®ebt bem ftaifer, mad be« ftaifer^
ift.'' 9Ran muffe bie ®ad^e ®ott uberlaffen: ,,i)urd^ StiOefein
unb C)off«»i mx\)it 3^r ftarf fein." ©a§ Sanb muffe bem ftaifcr
offen ftel^en. 5lur ba« barf ber Jtaifer bon bem gurflen nic^t
verlangen, feine Untertl^anen um il^re« ®lauben« miQen ju t5ten
ober iu ^erjagen. ®a l^ei^e ed: man mu| @ott mel^r gel^orc^en
aU ben äRenf^en. S)aS mar unb blieb feine 0nfi($t, oon ber il^n
bamald aOe ®)?i^finbigfeiten ber S^^if^^n nid^t abbringen tonnten.
SBenige Sage fpfiter fam bad faiferli^e Sludf^reiben in Zorgau
2)a9 taifetUt^e Su^ft^teiben. )6or6eteitungen. 325^
an, in mdc^cm »aifcr ftarl auf bcn 8. öpril ju einem Sieic^Stage
naä) augSfeutfl einlub. ®5 war fel^r frieblic^ gel^alten. SBet c^
laö, tonnte nid^t al^nen, bafe bex ftaifet ju bexfelben S^it mel^r
al§ je mit feinem ©tuber bie grage erwog, ob man nic^t, wie bcr
J)aj)ftli(!^e Scgat ©ampeggi riet gegen bie ^roteftanten mit geuer
unb ©d^wert üorgel^en foJie. SKbet nad^ bem Jlu^fd^teiben foflte
ber 3ieid^dtag baju bienen, „bie fird^lic^e S^^^i^^¥ l^injulegen,
toergangene S^^fal unferem O^Wöwi^^ 8« ergeben unb ferner eine^
icbcn (Sutbebünfen, Dpinion unb SReinung in Siebe unb ®ütig^
Icit ju l^ören unb ju erwägen, ju einer d§rifllid&en SBal^rl^eit ju
bringen unb ju üergleid^en , alles fo ju beiben Seilen nid^t red^t
aufgelegt ober gel^anbelt ift, abjutl^un.''
3n Sorgau nal^m man baö aUeS für bare SRiinje. O^ne
Saubern rieten bie lurfürftlid^en State bem alternben fturfürften,
nad^ bem SBunfd&e beS »aiferS ben SJeid^ätag in eigener ^erfon.
ju befud^en. ®afe babci bie Il^eologen nid^t fel^len tonnten, fd^ien
fid^ öon felbft ju üerftel^en, wenn aud& in bem ÄuSfd&reiben nic^t^
baüon 5u lefen war. Äud^ l^ielt ber ftanjlcr ©rüdt bafur, man
joQe, weil ber ftaifer eines jeben Seils äReinung l^ören wolle, baS
^worauf man bisher geftanben, fd^riftlid^ auffefeen unb mit gött=
lid^er ©^rift bewähren*'. Unb fd^on am 14. SRärj beauftragte
ein furfürftlid^eS ©d^reiben Sutl^er, S^naS, SSugenl^agen unb 3Re=
land^tl^on, fid^ über bie jwiefpfiltigen Slrtifel „fowol^l in Seigre als^
in ä^temonieen", ju beraten unb fd^on ©onntag, ben 20., bem ftur=
furften in Xorgau baruber 33eric^t ju crftatten. S^glcid^ würbe
il^nen angeffinbigt, bag fie mit SluSnal^me S3ugenl^agenS ben $tur=
furften begleiten, ober bod^ jum minbeften bis an bie SanbeSgrenje
nad^ ©oburg mitreifen foUten. S^nas war gerabe abwefenb üon
Sittenberg unb mit SSifitationen befc^fiftigt. ?lbcr obwol^l er fo=
gleich l^erbeigerufen würbe, Sutl^er fd^rieb nod^ in ber SJac^t beS
14. an i^n, unb man fic^ alsbalb an bie Arbeit fe^te, war eS-
nic^t möglid^, bem SBunfc^e beS fturfürften in fo furjer 3«it ju
genügen, ^m 21. würben bie Sl^eologen nod^ einmal baran erinnert.
SBaS man l^ierauf, oieDeid^t am 27., bem Sturfurften burd^
SReland^tl^on fibergeben lie|, bel^anbelte, fo t)iel wir ))ermuten tdnnen,
übrigens nur bießetemoniecn. SRan betonte babei wie aud^ noc^ fpfiter,.
396 Xotgaacr Irtitel. 9ot bem Kommen bed Jlaifct«.
ba{) ber ganje @tteit )i(^ n>efentU(^ um ^etlid^ SRtf^tdud^e, bie
but(^ 9Renf(^enlel^re ober Sa^ungen eingeful^rt fein'', bte^e, unb bie
Gegner felbft belennen ntfi{)ten, bafc bie Seilte, bie man im 9ut=
ffitfientum @a(^fen ptebifle, „(^rifttic^ unb ttöftli^", aud^ tein 3n-
tum batin fei, aufjet M^ 92ettetungen t^otgenommen feien, ol^e
bet Stoniilien iBemiQigung". Sßie eS bet Stutfurft getounfd^t, mx
r>a^ ®<j^Tiftftud junäi^fi ein (Suta^ten ju feiner (jerfSnlu^en S^foi'
mation, bo^ l^tte man t>on t^otnl^ein eine weitete SSeatbeitusg
ju offijieQer ißottage auf bem 9tei(^Stage in Sudfii^t genommen,
empfal^l au(^ für ben %aü, ba{) man ju miffen munf(^te, maS fcn^
geprebigt mürbe, Srtilel ju übetantkoorten, barein «bie gan^e fieJ^xe
orbentUd^ gcfafet wäre*.
jffite anber^ lagen bie SBerl^ltniffe bo(^ je^t atö jel^n ^a^te
fru^, aU man ben jungen ftaifer jum erftenmale in S)eutf(|(anb
erwartete! Vian mu^te, bofi fein ftommen bebeutfam mar, a6ei
man finbet nid^t, ba{( baS ißclt mit fonberlid^em S^tereffe ben
(Sang ber S)inge Derfolgte. 3um 2:eil l^tte man ftd^ fc^on an
bie neuen ^erl^Ältniffe getoö^nt, in eDangelifd^en Streifen wol^l au(^
\i)on ))ielfa(i^ ben frül^eren Suftanb ber S)inge bergeffen unb glaubte
faum nod^ an bie Viöglid^Ieit einer d^^^tfui^^ung beS SUten, wie
fel^r man aud^ auf ber (Segenpartei mel^r freili^ au§ po(itif(^
^ered^nung atö aud religiöfem (Sifer eine folc^e anftrebte. SBol^l
gab e^ unter ben ^apiften nid^t wenige, bie ben Staifer atö äietter
unb mebr nod§ als «Stfic^er" begru{)ten unb mit glul^enbem ^^
baraufl^in ben ßutl^crancrn Job unb SScrnid^tung brol^ten, aber
Don einer wirtlichen S3egeifterung war faum irgenbetwaS ju \pmn.
£)er (Slanj ber Staifertrone l^atte t^ieleS Den feinem Sauber übet
bie beutfd^en Gemüter t)erloren. ^iedeid^t gab e^ unter ben 2on=
angebenben niemanben im 9tei(^e, auf ben er noc^ fo Diel (5infla|
ausübte atö auf baS finblid^e (Semut beS großen rfft^erS" in
Sßittenberg. (Ss blieb nic^t unbelannt, wie wenig biefe le^te Saifer=
frönung in SSoIogna bem alten ^ixtomrmn entfprad^, unb eS mtt|te
für bad beutfc^e 92ationalbewu{(tfein etwas äßerle^enbe^ ^ben,
wenn man erfuhr, ba| w&lfc^e unb fpanifd^e (Sble cl^ne weitere^
bei bem ArönungSatte, an bem tein beutf^er ^rft teilgenommen,
bie ä^ollcn ber beutfd&en Jturffirften gefpielt litten.
Smief^aU unter ben ^roteftantifd^n <St2tbten. 327
fficnIgcT l^offnunfl^öoU aU in ®a(^fen fal^ bcr SanbgTaf bcm
Sleid^Stag entgegen. ®t fcbtDanfte, ob er il^n befud^en foQe.
3iod^ argwöJ^nifci^er waren bie jübbeutfc^en ©täbte. ©ei ben
ntand^erlei (Serud^ten übet bie iDirtlic^en ober Dermeintlid^en %n=
9tiff8t)läne unb Lüftungen beS ftaiferS, bie über SJenebig in§ Äeid^
lamen, lag ber ®ebanfe nal^e, bafc bie ®täbte, bie ju @peier pro=
teftiert l^atten, ftd^ über bie einjufd^lagenben Via^regeln einigten.
@tTaPurg, bie einsige beutfd^e @tabt, too mirflii^ politif^e 9ip^t,
beten freier Sälid über il^re ©tabtmauern l^inauS ging, am Kubet,
fagen, münfd^te bad 3ufAi^ii^^)^t^^t^^ ^i^^^ ©tfibtetage^. 9bet
bad fiatfe 92ütnbetg, baS bamalS nid^t^ mel^t fürd^tete atö bie
faiferlid^e Ungnabe, lel^nte ab. 9Ran moQte e$ bort nid^t glauben,
«bafi bie taiferlid&e SKajeftfit al« ein milber, frieblid^er Äaifer, ber
an aden Orten nad^ bem ^rieoen trad^te, baS römifd^e Keid^, bon
bem er ben 92amen, Xitel unb 8Bürbe jeine^ ftaifertumS l^be,
für fid^ felbft mit Slut erfüQen moQe', eine Slntmort, bei berein
t)on @peng(er erbetenes ®uta(^ten über ben Sßiberftanb gegen ben
ftaifer wie bie Abneigung gegen bie ,,®aframentierer" mitgewirtt
l^atten. 35etgebli(^ »ar ber 35erfud^ ber ®tra%burger aud^ bei
anberen @tdbten gewefen. 92a^bem man ben ganjen SBinter unter
ben fubbeutfd&en ©tfibten übet allerlei SSünbniffe betatfc^lagt l&atte,
ging je^t jebe i^ten eigenen SBeg. Steutlingen fc^lo{( fi<^ mie ftul^et
fogleid^ an Stutfad^fen an. ^n Ulm fing man an, bot ben folgen
be§ ^totefleS bon Speier ju jittern unb ber 8tat liejj bem ftaifer
burc^ eine ®efanbtf^aft feinen (Sel^orfam anjcigen. ®cn ©peierer
abfc^ieb förmlid^ anjunel&men, wie ber ftaifer forberte, bermieb man,
um ber Übeln 92ac^rebe willen, aber man oerfprac^ bod^, bis gum
SluSgange beS Steid^StageS bemfelben nac^juleben.
@o waren bie ^roteftanten fc^on auSeinanbergefprengt, no(^
el^ ber Staifer im 9tei<^ war.
Slit grofecr Umfielt würben in Morgan alle Vorbereitungen für
ben Äeic^Stag getroffen. SBaS nur irgenb an aitenflüdfen, üer=
brieften 9led^ten unb fonftigem SeweiSmaterial für bie in ^age
fte^enben $un{te nü^lid^ fein tonnte, würbe mitgenommen, um fo
für aQe gfiUe gerüfiet ju fein. S)em O^ofl &einri(^ oon @a(^fen:
greiberg würbe bie Dbl^ut über bie fürftlid^e gamilie empfohlen.
S28 2Hc 9eeifc )um 9tet4«tag.
bie ^Beamten unb Untett^nen toutben nod^ einmal an il^tc $fli(^ten
erinnert, bie $fanet etmal^nt fid^ an bie ^nf^ltionen ber ^iti=
tatoten ju galten, bad fßort (Botted fleißig ju t)etfunbigen unb
mit il^rem SSolfe für ben 9lei(!^dtag ju beten. S)aiu etmal^nte
fiut^ au^ bie Siittenbetget (Bemeinbe am 3. ftpiAl in ber ^tebigt,
benn ber 9lei(^tag ginge aQe an, unb ber ®atan toetbe feinen
guten Sortgang ju ^inbern fud^en. Sann ffk^ ed %bf(^ieb nehmen
bon Sßeib unb Stinb. 9io(^ am felben Zage brac^ er mit 9{c=
lan(^tl^on unb S^^t^^^ ^uf, um fi(^ in Morgan bem IurffirftU(^
(Befolge anjuf(^Ue{)en. 3^n begleitete toieber IBeit S>tetric^. 9^on
Zorgau ging bie Steife über Sltenburg, mo @palatin ju bem ®e=
folge ftie|, iunä# na(6 Sieimar. ^kx feierte ber Shitfurft mit
feinem (Befolge am ^almfonntage bad Sbenbmal^l unb raftete
einige Zage. Dann n^anbte man fid^ langfam fübm&rtd unb traf
am 15. Slpril, am Starfreitag, an ber (Brenje bed turfurftlid^en (Be=
bietet in Coburg ein. 0m Dfterfefte prebigte Snti^er wie nac^
alten ißeric^ten fc^on t)orl^er in Seimar unb ^rfifentl^al. Huf
bie Zagedfragen nal^m er babei taum Sejug, nur gegen bie Slotten-
gciftec, bie, mcnn fie bem SBorte im ©atrament nid^t glaubten^
au^ an ben £)enn (S^riflum, ben (Bottedfol^n ni^t glauben I5nn^
tcn, eiferte er auf5 l&cftigfte, aW ob eS gelte, jeinen Rutfurftcn
noii^ einmal üor jebem 3«ffli"iwcngcl^en mit ben ©aframentierern
}u warnen.
Cor ber SBetterreife mar noc^ manc^e^ ju regeln. ®d fel^lten
bie (BelcitSbriefe für ben ©urd^jug burd^ bie angrenjenbcn ©ebietc,
aud^ mu{(te man nod^ nid^t, mie eS mit ben Zl^eologen unb Doi
allem mit Sutl^er 5u l^alten fei. 9iod^ bis jule^t moQte ber Stur=
furft ben (Bebanten nid^t aufgeben, gerabe il^n als treuen i6erater
»d^renb bcS SJeid^StageS bei fic^ ju l^aben. ®aS faiferlid^e ®<^rci=
ben, nac^ »eld^em alles grül^ere bergeffen fein foUtc, (onnte einen
Siugenblidf ben (Bebauten auftommen laffen, ba{( ber Staifer auc^
Sutl^erS Hnmefenl^eit in SugSburg [geftatten mfirbe. Da war eS
ber fßürnbcrgcr Äat, ber bie grage entfc^ieb. ©c^mac^mutig genug,
lel^nte er eS ab, Sutl^er, mie ber Sturfürft fd^liellid^ munf^te, n)5§=
renb beS 9leid^StagS in feinen SRauern aufjunel^men, \a i^crmeigerte
i^m fogar baS freie (Beleit.
Ht^tx auf (Sobutg. (Stfle (Sinbtfide. 829
2)ak)on ^at Sutl^er fd^werlic^ jemals etwas erfal^ten. Sie Sld^t
genügte, um feine Sutucflaffung ju begtünben, bod^ atgtodl^nte er
einmal, man l^abe i§n nic^t l^aben moden, meil er eine bdfe 3unge
l^abe. C>^imlid^ in ber 3laii)i, frül^ um 4 Ul^r, am 23. Spril,
würbe Sutl^er auf bie SSefte Soburg gebrad^t. 9!o(^ am felben
läge reifte ber fturffirft weiter, begleitet Don feinen Späten unb
Sinologen, ju benen auc^ "^o^. ägricola aus (SiSleben als ^re=
biger beS ®rafen Don WanSfelb getommen mar.
3tt ben erften lagen ful^lte fid^ ßut^er in feiner Sinfamleit ganj
t^el^aglid^. Sie ÖrtUd^feit gefiel il^m, fie fd^ien il^m geeignet ju @tu=
bien. (Sin ganjeS ®ebäube, baS über aQe anberen l^ert)orragte, ftanb
il^m jur ?Jerfugung. Sieben SSeit ©ietrid^ leiftcte i^m lange 3«it bis
in ben ^ugu^ aud^ ein 92effe, (S^riacuS $taufmann, (SefeQfc^aft. ®er
ffurfurft forgte für feine ©equemlic^fcit unb feine SSerpflegung; Unb
Sutl^er gebadete ftc^ balb einjurid^ten. ®d^on am erften Sage
fd^idte er bem Weland^tl^on einen Srief nac^, in bem er fd^rieb:
^^a m&ren mir enblid^ auf unferem ®inai angelangt, aber mir
wollen ein ^\on barauS mad^en unb bafelbft brei C>utten bauen,
eine für ben ^f alter, eine für bie ^ropl^eten, eine für ben Äfop",
— baS feilten feine brei Hauptarbeiten fein.
anfangs fel^lten il^m nod^ bie S3üd^er, fo fal^ er fic^ benn in^
beffen um unb gab fi($ ganj ben neuen @inbrücfen l^in. (Ss tl^at
i^m mol^l, einmal mieber mit ber 9iatur ^u üertel^ren. ^a lauf<^t
er bei ^errlid^em grül^lingSmetter auf ben ®efang ber $dgel im
naiven ^in, beobad^tet, tia\i ber ftudCudC fid^ fc^on Dernel^men laffe:
nun werbe wol^l aud^ balb bie Siad^tigaU tommen. (Sin paar Sage
fp&ter fann er melben, baf( er fie }um erftenmale gel^ört l^abe.
9Rit 3tttetejfe ücrfofgt er, wie bie ©ol^lcn unb fträ^en pd^ in
l^eden C>Aufen um bie alte SSefte fammeln, unb il^r unaufl^drlid^eS
S&rmen unb il^r träd^jenbeS (Sefd^rei erinnert il^n an baS „gan^e
^eer ber ©opl^iften unb ftod^leuffe'', baS fid^ auS ber ganjen SBelt
^egen il^n üerfammle. ^n il^rem treiben fpiegelt fi^ il^m baS
©ilb beS lunftigen Siei^StageS, ein ®eban(e, ben er oft wicber=
l^olt unb mit töftlid^em ^umor in einem Säriefe an feine SBitten-
berger lifd^genoffen auSfpinnt. Seils im ©d^erj, teils um wirf=
lid§ feinen «ufentl^altSort ju maSfieren, batiert er „auS bem 8lei<^
880 (Sr|lc ItbeUen. ^Scrma^niuig an bic Odpttd^."
bet ^öflcl\ „aud bem Keid^tag ber SRaIitutten\ „ber S)0^en,
bie ft(^ auf ba« «etteibe ftut)en^ ober au<^ „aus bet SS^ufte%
^auS bet dinöbc*' u. l w.
IBalb fa{( er bei ber tlrbeit. Sßir |5rten jd^on tton feinen
^idnen. dt tPoQte für bie ^uflenb unb baS SSolf bie gabeln
beS äfop oerbeutfc^en. @ie galten il^m aU bad feinfte Sud^ in
meltlic^er l^eibnifc^er SBei^^it. 9!it biefer Slrbeit, bie eine fc^on
t)orl^anbene beutfc^e 9udgabe mit unsfic^tigen Seigaben Derbrdngen
foOte, ift er aber auf Scburg nid^t loeit gefommen, unb au(^ finitei
ift jie, obwohl gütiger bad ^^tereffe baran bel^ielt unb gern übet
%i\ii äfopfd^e gabeln bortrug ober baran antnupfte, nid^t loeit
gebiel^en. SBir fennen unter bem 9{amen beS ^jop nur 13 gabeln
Don i^m, 5U benen er mal^rfc^einlid^ im "^a^xt 1538 eine aSonebe
fc^rieb. ^a$ unboOenbete ©d^riftc^en, befjen O^tibfc^rift man
neuerbingS in ber batitanifc^en Sibliotl^et aufgefunben l^t, erfd^ien
erft nac^ feinem 2;obe in feinen gefammelten Serien im *S>ttid,
Sd^neder ging eS mit ben ^ropl^eten. ®(^on am 8. SRai
lonnte er berichten, ia^ er ben „3«^^ntiaS*' beinal^ boDenbet l^bc.
S)aneben na^m er auc^ fc^on ben (5}ed^iel \)ox unb lieg eine mit
?lnmerfungcn uerfe^enc Überfeftung beS 38. unb 39. Jtapitcte übet
®og unb SRagog auögel^cn. @ie foUte ben Seinen jum Jroft
bienen, benn gegen fie, fo beutete er jene SBeiöfagung, fül&re bet
©atan nunmel^r, nac^bem ber Staifer unb $ap|t nid^tS gegen ben
Surfen üermoc^t, biefcn ober ben 3)iagog l^erauf.
SaS erfte aber, loaS er ooUenbete, mar eine mo^l längft ges
plante @d^rift: ^.^ermal^nung an bie ®eiftli(^en, )}er=
fatnmelt auf bem 9ieic^Stage }u Augsburg'', ^m 29. 8pril
fpric^t er baS erfte SRal bat^on, am 12. ^ax fydU er baS 9Ranu=
ffript fd^on langft nad^ Wittenberg jum ®rud! gcft^icft. ®ie
mürbe il^m unter ber C)anb umfangreid^er, atö er beabfi^tigt, au(^
fd^ärfer, aU anbere münfc^en modt^ten, unb er l^tte Stülpe, bie
ungcftümen ÄngriffSgebanfen, bie fic^ i^m aufbrängten unb bie et
mit ungebetenen SanbSfned^ten Dergleic^t, fortjufc^eud^en.
Sem 2:itel nac^ mar fie an bie ®eiftlid^en gerichtet, tl^atf&(^
Ixi) menbet fie fic^ an famtlid^e 9ieid^gtag§mitglieber unb ift eine
Sd^rift t)on nid^t geringer politif(^er S3ebeutung. 9Rit gro^nt
^Sermal^nung an bie C^flti^n.'' 881
®cfc^iÄ »irb bic (Begcnpattei für baS ganjc Un^il, »a§ feit bcn
legten jcl^n Salären l^creingcbto^cn, üerantioortHc^ gemacht. Unb cS ift
btaä^ttn^mxt, wie et nic^t ol^ne ®runb ba$ j(l^im))f(i(6e Verbot be^
für baS 3al&t 1525 nac^ ©peiet au^gefc^riebenen Steid^StageS, (oben,
®. 102 f.), auf bcn man fo grofee Hoffnungen gefegt l^abe, bie bann
get&ufc^t würben, mit bem Säauetnaufrul^r in ^etbinbung bringt.
^nlid^eS fönnte je^t toieber eintreten, menn man ,,bie @aiten ju
fel^r fpanne unb baS »iflig ^fetb ju fcl^t reiten »firbe*'. SBol^l,
ju SBormS ^abe ber »aifer Rarl, ba5 eblc SSlut, tljun muffen,
wa^ feine Gegner gemoQt: bort l^obe man feine Seigre oerbammt,
biefelbe Seigre l^abe man je^t t)ielfa(l^ i^eimli^ angenommen. ®r
ertennt an, ba{( man je^t loieber prebige, baS l^abe man Don il^m
gelernt: „®ure $rebiger ^tten ni(^t$ ju prebigen, oo bed 8ut|erd
©öc^er ni^t tofiren.'' »uf bem SRurnberger *Jei(^5tage Ratten bie
gürten felbft bie ffiormfer »efd^lüffe dnbem muffen, um nic^t mit
Sanb unb Seuten in (Sefal^r ju tommen. SaS foU il^nen jur
SRal^nung gefagt fein, bamit fie nic^t auf il^rem Xro^en unb $o(^en
bel^arren, — benn ber SRfirt^rergeift lebt nod^, ber ift mächtiger
unb geffil^rlic^er, al§ man glaube.
92o(^ neuerbingS mieber l^atte (Set, ben er aQerbing^ nid^t er=
mä^nt, il^n unb bie ©einen beS Sufrul^r^ befd^ulbigt. Sem gegen^:
über beruft er fid& barauf, »ie er gegen bie 8lottengeifler ju aflen
Seiten l^eftiger aufgetreten fei al§ gegen ben ^apft, »eS^alb jene
il^m au(^ Diel mel^r jürnten atö ben 9i8mem. Qvl Sßprm^ l^ätte ber
beutfd^e Slbel bem ftaifer bei 400 Sefd^merben vorgetragen unb
offen ertl&rt, menn fte nid^t abgefd^afft mürben, fo tooOten fie e^
felbft tl^un. ©0 wfire ed auc^ getommen, menn er nic^t bcn
Seuten fein geleiert, griebe ju leiten unb ber Dbrigteit ju ge=
l^ord^en. Unb nun foüc feine Seigre ben Äufruljr l^erbeigefü^rt
l^ben! Anfang« l^fitten gerabe bie Sifd^öfe fic^ gefreut, bafe ber
i^rannei bed ^apfteS burc^ ben Eingriff auf ben Äblafe ein wenig
gefteuert würbe, er l^abe aud^ nod^ feinen ©ifc^of ober ^farrl^erm
barüber weinen l^ören, ba% fie bie SRönc^e lodgeworben, unb feiner
ber in Sugdburg ^erfammelten möchte wieber fold^e ^SS^anjen in
feinem ^elj" l^aben. „©, eö geffillet il^nen ju wol^l, bafe bie
92dn(^e l^erunter fmb unb bamit bem Zapfte fd^ier eine ganje
:382 ^Qcnna^nntig an bie ^ü^idfta.**
Oanb ab ift, unb wijfend bo(§ bem 8ut^ feinen f)an{, befjeti
^el^re fie fo I^Ud^ brau(^en in bicfem ^tüd." Wkx man ^t
jc^on Detgeffen, mie ed el^bem geftanben. Saturn miQ et ,bie
alten Satoen ^etfutjiel^en unb ben ®eiftli(^n t^te Detgeffene
luflenb füt bie »uflen fteUen", bamit fie »iebet batan gebentai.
Unb fo l^e6t et benn an, mit bem 96la|unfus beginnenb, aM
bad no(^ einmal ans Si^t ju fteQen, »ogegen ftd^ feine ^tebigt
gerid^tet l^at, ben Wa^, baS ganje S3u{)- unb Seid^tmefen, ffiinlet
unb ffaufmeffen, ben Unfug bei bet ^^etl^fingung beS Säanne^ u. a.
"Dann fteUt et bie @tfi(te, bie in bet ^tiftli^en SKtd^e getrieben
«erben mußten, unb batum bei ben (Soangelifc^en fi(^ ftnben, unb
bie @tu(fe in bet ..gleif^enben ftitd^e" einanbet gegenfibet. Scn
®egnetn mutbe nid^tä erfpatt, aQed »utbe l^etDotgejogen, befonberS
<iu(^ bie fd^einl^eiiige SSetlfiftetung bed Q^^ebunbeS. ,2ln (Summa,
»it unb il^t miffet, ba{) i^t ol^ne (Sottet SSott (ebet, mit aber
4BotteS SBott l^aben. ®atum ift unfet l^öd^fteS Segelten unb
bemfitigfte Sitte, il^t moDet (Sott bie (E^te geben. eu(^ ettennen,
bü|en unb beffetn. SBo nid^t, fo nel^met mic^ l^in: lebe xä), jo
bin i(b eute ^eftilenj ; ftetbe id^, fo bin i<^ euet 2:ob, benn @(ott
^t mid^ an eud^ gel^c^t, i^ mu{) (mie C^i'f^A 13, 7 fagt) eu(t
ein ©fit unb ööme fein im fflege Äffut; il^t foHt bod^ bor meinem
Flamen leine 8lu^e l^aben, bi§ ba% i^t eud^ beffett, obet jugtunk
^el^et."
®a§ mat Sut^etS SugSburget S3efenntniS. ISs lag etwa^
SBal^teS batin, wenn ein Ulmet in feine C^^mat fd^rieb: ,,SBenn
"Du ben ganjen Sutl^et feigen miOft, muftt Su bit biefe @(^rift
taufen/ Sie mad^te ungel^euteS Süffelten unb an ©cutli^Ieit
tie{( fie nichts ju munfc^en ubtig. @S mat eine gto{(e S3u^tebigt
Dott fd^firfftet «ngtiffe, in einem Ion gefd^rieben, beffen $MlJn|eit
man etft t^otl miitbigen tann, menn man ubetlegt, ba| fie eben
an bie Steid^SDetfammlung getic^tet mat. £)b fie bem grieben^
mett, baS man üorl^atte, fe^t bienlid^ mat, batubet tonnte
man geteerte Steifet ^egen. S^^enfaflS badete et fid^ baSfelbe cr=
§eblid^ anbetd atö bie äRe^tjal^l betet, bie tl^atffid^lid^ baran ju
arbeiten betufen waten. ®et butd^gel^enbe (Sebanle ift bet, ba|
bie aitc§e bet ffioangelifd^en, bie jtd^ an ®otte5 ffiott §alt unb
batübet leibet — unb et witft bie gtage auf, ob bie Süangeli?
fd^en ttid^t DieUci^t bie ftitd^e feien —, gat nichts bebutfe, benn
fie l^t afle$, beffen fie bebatf. (Ed l^nbelt fid& nut um bie ®egnet
unb il^te SSeffetung. ©ie Süangelifd^en finb nic^t me^t bie 8itten=
ben, bie atleS bantbat l^innebmen muffen, unb et t^etmal^tt ftd^
für ben gall, ia^ man auf bem Sieid^Stag etwa§ nad&laffe, gegen
ben ®ebanten, bag butd^ fcld^eS ,,9!a(^laffen nun ted^t metbe, ma$
Dotl^er unted^t gemefen. 3?ein, i^x foHt un§ öiel ju getinge baju
jcin, bafe in eutet aBiWut unb SRac^t flel^en foUte, mann unb
mte lange ®ott mal^tl^ftig obet ein Sugnet, mann cbet mie lange
fein aSott tec^t obet unted^t fein foUe , fonbetn »ii motten'^
€ud^ butd^ ®otte^ äßott abgejmungen unb aU ben luftetnen 93et::
folgetn unb SRötbetn abgejagt l^ben, ba| il^t eud^ bot ®ott be=
mutigt*. Unb fc^dtfet unb öetnid^tenbet tonnte et ben innetn
<3egenfa^ nid^t aufbedfen, atö menn et ben tömifc^en JBifd^öfen \>m
|$tieben§t)otf(^lag mad^te, fie foQten adeS ba§ bel^lten, motauf fie
SBett legten, bie 6in(ünfte, bie äufeete @l^te, il^t pitfUic^ Seben unb
äBefen, aud^ bie bifd^öflid^e S^tiSbiftion, mofetn man ben Süan^
gelifc^en nut geftattc, untet il^nen bem SSolIe, ha^ ftomm ju fein
bege^te, ia^ @Dangelium ftei )u üettiinben.
Sßiemanb lonnte bicfet ©d^tift, bie ?lnfang 3wni etfd^ien unb
beten 93etlauf in ^ug^butg butd^ faifetlic^en 8efel^l t)etboten mutbe,
anmetfen, ba^ Sutl^et fie jum 2:eil untet fd^meten törpetlid^en
Reiben gefd&ticben. S3alb nac^ feinet änlunft Ilagte et übet eine
offene SBunbe am ©dientet unb münfd^te ben Stat beS (utfutftlic^en
^cibatjte^. S3ebenllid&et mat ein anbetet Seiben, melc^eS mol^l
jum Zeil tro^ gtd^tet äRä^igteit butd^ bie Detdnbette SebenSmeife
l^etbeigefül^tt mutbe, ftatfet Slutanbtang nac^ bem ftopfe, Det=
bunben mit futc^tbatem Saufen, ba^ il^n jmang, eine 3rit lang
bie ^tbeit ganj aufjugeben. (&xn paar Siage tonnte et feinen
SBud^ftaben anfeilen unb gab fid^ batubet l)zn ttübften ®ebanfen
j^in. (St meinte alle geiftige ftraft fc^minben ju feigen. „(&^ mill*$
ni(^t mel^t tl^un, bie 3al^e tteten ^ins«.'' ©ic angemanbten SKittel
linbetten bie Slnffifle, j»bcn 5J;umult be§ ftopfeö", abet et bebutfte
langete 3^it bet ©d^onung, %n einem lutjen 83tiefe an 3Räani)^
ll^pn fd^tieb et einn^al: oiet. 2:age, unb bie eigene C^inffiUigteit bet^
StoXbt, «utl^er. u. 22
884 ^2)aS f^ Confitaiiiiil'' ^Inf baS e^teicn etfi^ec «o^tpot."
anla{(te il^n, cd SRelanc^tl^on bringenb anS C>^j ju legen, fein i
„Mxjfct^f^" ju fc^onen: „(Sott bienet man au(^ burc^ 92i(^t^t]^ttn,
ja fogat but(^ ni(^td mel^t atö butd^ SJid^t^tl^un.''
(Bani mfifctg tonnte er bod^ nid^t fein. Erlaubte tl^m ba4
$to))tmel^ ni(^t, bei bet f(^ioeten Sbbdt ber $ro))^tenüberfe|ung
ju bleiben, fo ettl&rte er feinem gc^mulud SHetri(^ feinen geliebten
$falter. 3)ad »ar immer fein £roftbu(^ unb fodte eS auc^ an=
t>ttn »erben ; unb gerabe mfil^rcnb er fo oiel 5U leiben ^tte, griff
er JU feinem Sieblingdpfalm, bem l^lid^en Sob= unb 5DanDieD
$falm 118, unb f^rieb eine audful^rlic^e Auslegung beSfelben, bie
er nac^ bem Anfang bed lateinifd^en Xejcted „bad fc^dn (Son=
fitemini'' nennt. (Sr nennt \ffn au(^ „feinen ^falmen'*, ba er
il^m aud manchen grof^en 92dten gel^olfen, »0 niemanb ju l^elfen
oermoc^te. Unb fic^ felbft jum 2:rofte unb jur Stal^nung fd^rieb
er in feinem Sii^i^^ alter §2a(^ri(bt jufolge ben 17. S3erd inla=
teinifd^er @pra^e an bieSanb: „34 ^^^^ nid^t fterben, fonbem
leben unb bed ^zwx SS^ort Derfünbigen.'' ^n berfelben Seife
wie im „Sonfitemini" oerfprac^ er noc^ anbere ©tfide be^ $iaU |
terd mit feinen (Sebanfen baruber audgel^en ju laffen. S)o(6 er=
fd^ien wdl^renb beS ßoburger Hufentl^lte^ nur eine praltifd^e Hu^
legung be§ turjen 117. $falmd, rid^tiger ein gebantenteid^er @et= j
mon, ber fic^ an bie SS^orte bedfelben anlel^nt.
Unterbefjen maren bie ^apiften ni^t mu|ig. SB&l^renb 8ut^
fem bleiben mu|te, ftrdmten feine litterarifd^en (Segner in l^en
^ufen l^bei unb fuc^ten einftaeilen ©timmung 5U mad^en. SSor
lurjem maren oon unberufener $Kinb bie ®d^maba(^er Sirtilel al§
„ßutl^erS SelenntniS auf ben jefeigen Äeic^ötag'' im ©rudf au^ |
gegeben morben. Stonrab Simpina aud ^antfurt a. b. D., ber
alte (Segner Sutl^erS, ber im (Sefolge beS Sranbenburger ftutfurften
erf^ienen mar, furd^tete ben guten ^inbrudC berfelben, moUte auc^ \
ber SReinung entgegentreten, al5 fei bie^ bie ganje ßel^rc Sutl^i
S>ed^tb fc^rieb er mit brei anbem Xl^eologen einen an ben ftut::
fürften ^oad^im gerid^teten „Sl^riftlid^en Unterricht gegen bie ^ \
{enntnid 91. Sutl^erS''. Sutl^er antwortete barauf mit bem @d^rift=
(^en: „%uf baS ©(freien etlicher $apiften übet bie
fiebenjel^n Srtilet", in bem er jje^t felbft bie fiebje^n Krtitel
(S(19 angriff. 2)te Sbfaflttng be9 ^etenntniflc«. 385
veröffentlichte, gut bie Siömer, etßörtc er, feien fie nid^t beflimmt,
für pe l^tte er nur SJcrad^tung, — man muffe bie perlen nic^t
üor bie @fiue merfen. ®obei bejeugte er »ieber feine SSerel^rung
für ben frommen guten ftaifer ftarl, ber »ie ein unfd^ulbigeö
Sfimmlein iwifd^en fold^en ©fiuen unb C>unben, ja jwifd^en 2;eu=
fein fifee.
Sichtiger aU bie Singriffe Sßimpina^ aar ein Eingriff i&d^.
3)en eitlen SRenfd^en gelüftete e^ »ieber nad^ einer ©iöputation.
„Unter bem ©d^ufte be§ ^cxtn 3^fu unb ber 3Raria" liefe er eine
©d^rift erfd&einen, in »el^er er 404 Ärtilel aus ben ©d^riften
bcrer jufammenfteHte, „bie ben griebcn ber ftird^e flören". 8luf
gleid^e Sinie fteOte er ba Sutl^er, äReland^tl^on, S^ii^S^i init Seuten
U)ie Starlftabt unb fold^en rabilalen ©d^mfirmem mie S)ent unb C>ttb=
me^er, unb fud^te barsutl^un, mie burc^ fie nur bie Ifingft verurteilten
ffe^ereien erneuert mürben. S^gleid^ erbot er fid^ in einem Säriefe
an ben ftaifer, über biefe ^rtilel in Augsburg bor ftaifer unb Keid^
)u bid))utieren. SBefentlic^ um biefem n®\\tc** entgegenjutreten,
entfd^lof) fid^ SReland^tl^on al§balb na<^ feiner Snfunft in ^ug^
bürg, ber für i^n 8leid§5tag beabfi^tigten „^})ologie'' burd^ 8uf=
nal^me bon tlrtifeln über ben Glauben, mobei er bie ©d^toabad^er
Slrtifel jugrunbe legte, oielmel^r ben Sl^rafter eines „S3etennt=
niffeS'' }u geben. ®ie Arbeit ging il^m rafd^ öon ber ^anb. 8?od^
wenigen klagen mar fie fo meit gebiel^en, bafe fte an Sutl^er jur
SSegutad^tung gefc^idCt merben tonnte. „S)tt mirft na^ Seinem
(Seifte über baS ganje ©d^riftftüdC befinben"", fc^rieb Sleland^tl^on
baju. ©er Äurfürft, ber bie ©enbung am 11. SRai an Sutljer
a^el^en liefe, münf^te, er möge bie tlrtitel überfeinen unb etmaige
SlbfinberungSborfd^lfige am Staube baneben berjeid^nen. ©d^on am
15. 9lai fd^idfte fie Sutl^er jurüdC unb bemerlte baju: „^if ^ab
SR. ^^ilippfen «pologie uberlefen, bie gefäCet mir fafl („fel^r'')
»ol^l unb toeife nid^tS baran }u beffem no(^ ju finbem, mürbe ft(^
au(^ nid^t fd^idfen, benn id^ fo leife ni(^t treten lann. Sl^riftttS
unfer ^err l^lfe, bafe fie biel unb grofee ^d^t fd^ffe, toie mir
hoffen unb bitten.'' 3n ber 9nft>ielung auf SRelanc^tl^ond betannte
Steigung, nirgenbs anjuftofeen, unb fein eigenes Unbermögen, gleid^
milbe formen ju m&l^len, Uingt eine leife ^tonie burd^. Slid^tS^
886 Scrf^^ScfittiA bet (^cafSte-
beftotoenigei tPoDte et Mmit feine Dodfifinbige S^ftimmuttg an§=
gebtudft ^ben. (Stntge Heine 9lanbbemetfungen, bie er nad^ eittei
fpfiteten 92oti) bod^ angebrat^t ju l^ben fd^int, »oten »ol^l faum
ettodl^nendtpett.
man bad beutf(^ unb tateinif^ iuglei<^ gefd^tiebene 93etennt=
nid vm Ifingfi noc^ nidtit fertig. @e]^r toic^tige $untte fel^Uen nod^,
über anbered, »ie baS ober jene« ju f äffen, »ie man ba$ (Sanje
einleiten, welt^e ))rattifd^e g^'^^^^i^S^ ^^^ f^^^^ ^otLt, tourbe
no(^ beratfc^lagt, unb in Slnbetra^t ber poUtifd^en Sßid^ttgleit mx
ed natürlid^, ba{) auc^ bie n)eltli(^en Kfite, namentlid^ bet ftanjler
Srudf, ein gemid^tiged Sßort mitrebeten. SRelanc^tl^on fanb, ba|
man bie Srtilel ben SSerl^ltniffen anpaffen mfiffe.
Unb bie anfangt fo guten 9udftd^ten »utben immer trüber.
(Sin gurft nad^ bem anbem traf in Sugdburg ein, nur bet ftaifei
jSgerte. Xömifc^ gefinnte dürften mte (Seorg bon ©ad^fen unb
Soac^im bon Säranbenburg beeilten fi^ bemfelben entgegenjureifen.
,,Dort wirb über unfere Röpfe 0iei^Stag geleiten", f<^ricb SRe=
lanc^tl^on. Unb mad an iSerüd^ten Don bem Iaiferli(^en ^o^Uiict
nad^ ^ugdburg brang, lie{( ni(^td ®uted ermarten. ^n bet @tabt
felbft oerfc^arften fic^ bie ®egenf&^e. (5s {am bor, \>a% ben (Se=
fanbten bie an il^ren ^tihtv^cn angebrad^ten SBappen abgeriffen
mürben, fo aud^ ben ©trafjburgem, bie ben Pfaffen bie @4u(b
jufc^oben. ^n ber einen ititd^t l^ielt man bie äReffe unb bonnertc
gegen bie fte^er, in ber anbem marb baS (Eoangelium gegen bie
$aptften geprebigt, aber nic^t nur bad, aud^ bie ®oangelifd^en be=
fel^beten ftd^ untereinanber auf bad l^eftigfte. Sltö ber fd^on frul^
ermdl^nte SlugSburger ^rebiger SRic^ael fteOer bei ben Satfugern
unter grofeem ^nlau^ beö SSolfcS über ba« «benbmal^l im ©innc
ßtoinglid geprebigt l^atte, prebigte ^o^. Slgricola atöbalb auf^
fd^ärffte bagegen. ©ei einer ^rebigt be« ®rl^rb ©d^nepf, ben ber
fianbgraf mitgebracht l^tte, oerlie^ bie SRenge unmiQig bie ftird|e,
als er ben C)anbcl mit 3w>iwgli ermähnte. 3a!ob ©türm bon ©trafe=
bürg l^atte nid^t fo unrecht, wenn er besorgte, „fold^e jmiefpaltigc
^rebigt »erbe bem c^riftlid^en C>flnbel wenig förberlic^ fein unb
bem ©egenteil öiel ^tt^in gewinnen".
93ergebenS fud^te ber Sanbgraf biefem treiben (Sinl^tt ju tfymi.
attgtrouen unter ben (SioangeUf(^en. ©at^fen unb bet fiaifet. 387
SRait traute tl^m fel6ft nid^t. ®te 9(ütn6erget tooQten beobad^tet
l^ben, baf) er }utud(^altcnb fei unb mit bem „©ac^fen" nid^t
fonberlid^ ftänbe. ®a e$ itac^ mittenbetgifc^em Spanen feftftanb,
ba{( man mit niemanbem politifd^ sufammengel^en ffinne, ber itgenb^
K>ic in ber Seigre ab»eid^e, \o war eö Aar, bafe er ju S^i^^gli
neigte, aU er mit ben ©traPurgern ben (Sebanfen bertrat, baf(
bem 9teid^§tag nid^t ffi\tt^t, über fird^Iid^e Slngelegenl^eiten ju be-
fd^lie|en, unb auSgefprod^enermagen, um ben ^anbel in bie Sänge
ju jiel^en, auf ber gorberung eine^ ftonjiU beftanb. ©arüber
l^enfd^te gro|e Aufregung unter ben ffic^fifc^en Sl^eologen. ^an
ad^tete auf jjebe feiner ^u^erungen, ob fie nid^t DieQeid^t itoin^^
liam\ö) ju beuten fei, unb eS gel^örte ju ben taglid^en Sorgen
5Kelan(^tl^ong, ia^ ber ßanbgraf, „ber SRacebonier", ber ,,än=
tiod^u«", abfallen ober fonft etmaS 2;i^öri(^te5 beginnen lönnte. 9?a(^=
bem er il^n fd^on felbft gen^arnt unb aud^ SBrenj Don @d^mfibifd^-
^ad baju Deranlaf^t l^atte, mu|te aud^ gütiger beSl^lb nod^ ein
©d^reiben an il^n richten. 2ieft man be§ Sanbgrafen Antwort an
SReland^tl^on über bie $f(id^t beS Suf^^i^^nS^'^^nS aud^ mit im
3trenben, fo fann man nur fagen, c^ mar ein Ungludf für bie
®ac6e ber Sieformation, bafe bie SBittenberger in il^rer Sinfalt fo
toenig aSerftänbni^ für bie politifd^en SJerl^ltniffe l^atten.
8lber baran liefe fid^ nichts änbern. 3Ran fnüpfte fci(^fifd^er=
fcits fogar ©eparatberl^nblungen mit bem ftaifer an, bie freiließ
erfolglos blieben. @o l^eimlid^ al§ möglich, aber boc^ fo, bafe bie
mad^famen ©trafeburger fpäter baoon erful^ren, l^attc ber ^urfürft
aUbalb nac^ feiner Sniunft in Slugdburg bem ftaifer ein ®laubenS-
befenntnis burc^ feinen ®efanbten ^anS Don Sol^ig überreid^en
laffen. @$ enthielt fc^merlid^ mel^r aU bie ©d^toabad^er Slrtilel
unb follte mo^l baju bienen, ben @inbrud( ber (Sdffc^en SSerleum^:
bungen abjufd^mac^en, i^ielleic^t aber aud^ bon neuem bie entfd^ie=
benfte ®egnerfd^aft gegen bie ©aframentierer bezeugen, benn barauf
legte man ben l^öc^ften SBert. »ber ber ftaifer nai&m bie Ärtifel
wie bie fonftige SBerbung be§ ®efanbten jiemlic^ ungnfibig auf.
92it Seftimmtl^eit forberte er bie Sbftetlung ber et^angelifc^en $res
bigt »äl^renb beS Sfleid^dtag^, nac^bem ,,ber Irrtum beS ®tauben^
burd^ Auslegung ber ©c^rift fo befd^merlid^ gemorben''. ©o be=
8S8 ^MtigtiMtbot Ungcbulb b€r gfir^.
tit^tete bet ffic^fif^ (Befanbte fc^on am 8. SRai au^ ^nn^brud.
9Relan(^tl^on fanb, baf) bied bei einjig mögUc^e SBeg fei, bie fo
unbequemen ^tebiget bet 3tt)ingUanet (o^iumetben, meinte am^,
baf( man in bed ftaifetd ®tabt fi(^ be$ StatfetS SBiOen fugen
muffe. Wkx nac^bem man auf stoei Steid^^tagen bie eDangelifd^e
$tebigt butd^efe|t l^tte, moQte ^(^ bet alte ftutfütft nic^t baDon
abbtingen laffen, au^ bann ni(|t, atö Sutl^et fic^ auf feine Sn=
frage in bemfelben @inne »ie äRelani^tl^on gefiuf)ett l^tte. Sextette
moQte übrigens »tffen, baf) ft(^ in bed ftaiferS Umgebung gmäerlä
äReinungen geltenb machten, unb baf( bet faifetlid^e ®ro{ifan5ler,
SRercutinud (Battinara, unter {)inmeis auf ben getingen Stfolg beS
SBotmfer (SbiftS für eine frieblii^e Sel^anblung ber S)inge im
@inne bed faiferlid^en ^uöfc^reibend eintrat. S)arauf ftü^te et
feine C^^ffnung. S)aneben qufitte i^n bie @orgc, bajs bie ®egner,
um 3^it ju gewinnen, eine SSerl^nblung über bie 9leligu)nSfa(|c
überl^aupt oerl^inbern mürben. %(le§ fd^ien ungen}i|. Sutl^r
triftete feinen Shirfürften, inbem er auf bie groge ®nabe (Sottet
l^inmicg, ber fein SBort fo reid^lic^ »ie fonft nirgenbS in feinem
Sanbe mo^nen Ite^e, unb jugleii^ an baS ®ebet ber Dielen ^0m=
men in ber ^eimat, namentlich ber jungen Stinber, erinnerte, ba^
nid^t K7ergeblid| fein merbe.
3nä»if(^en ful^rte jebcr Sag neue gürflen ober ®efanbte in
bie @tabt, in ber bie Lebensmittel bereits fe§r teuer geioorben
»aren. 9htr ber ftaifer (am no(^ immer nic^t. S)ie dürften cer^
trieben fid^ bie Qdt, fo gut fie tonnten. 3^ ber Siegel tarnen bie
dürften, namentlich bie eoangelifd^en, beS SbenbS in bem fd^dnen
harten $eter {)anoIbS jufammen. S)ort trieb man allerlei $hiri=
weil, fd^ofe um jinnerne unb filberne Rannen ober „um ein ®e=
»anb''.
3laä) unb nad^ mürbe man aber bod^ ungebulbig. 9littmo(^,
ben 25. SRai, fd^idCten bie fturfurfien eine Sefd^merbe bariiber, ha^
man fie fo lange märten liege, an ben ftaifer. S)iefer lieg feine
balbige Slnlunft melben. Unter ber O^nb aber erfuhr man, bag
ber ftaifcr auf bie Sefd^merbe geantwortet l^abe, maS il^n bie Stur=
fürften angingen; er moQe eS mad^en, mie eS il^m red^t todre.
Slud^ mollte man mifjen, bag bie ®eiftli(^en in beS ftaiferS Um=
@titnmung in bet @tabt. 8ttt^ er^Stt toenig 9la6fn6ftm. 889
^ebung unb anbete ®egnei bei eDangelifd^en @aä)c, bie üon bem
jal^lteic^en Stfd^etnen ber eDangeltfc^en ^^ürfien unangenel^m ü6et=
tafelt »aren, ben ftaifer übcncben moBten, nic^t el^er nad^ aug5=
bürg ju lommcn, al^ bis bie ctoangetifc^e ^rebigt abgefteflt märe.
®aS erregte natürlich grofeen SJerbrufe, fo bafe ber Rurfürft baöon
iprad^, l^eimjureiten, wenn ber Rainer bie coangelifc^e ^rebigt nid&t
^eftatten mürbe.
S(u(l^ unter ben bürgern ber @tabt muc^S baS Unbel^agen über
ben SSerlauf ber ®inge. Um bie Drbnung aufredet ju erl^alten,
l^tte ber 9lat beS 92a(^tS bie Straften burc^ Retten abfperren
laffen unb 80 Rned^te angeworben. S)urd^ beibeS fal^ fic^ ber
Äaifer befcbmcrt. S)ie Änec^te mufeten entlaffen werben. SSn iljrer
©tatt liefe ber Raifer auf Roften ber ©tabt neue anwerben, unter benen
nac^ ber urjprünglic^en Seftimmung fein Sutl^eraner fein foQte,
tva^ aber nic^t burc^jufe^en war, weil bie ^auptleute nic^t barauf
eingingen. S)ie Erregung mufete fteigen, als bie fpanifc^en gou=
tiere erfc^ienen unb fic^ wie Ferren in ber ©tabt bewegten. Unb
]c gefügiger ber 8lat würbe unb, was fogar bie 9?urnberger eine
^bef(^werli(^e JBefc^eibenl^eit' nannten, in bie ^bftedung ber $rebigt
billigen wollte, um fo weniger e^teube jeigte bie Sürgerfc^aft an
t)em ganjen 9leic^Stage. @S war befc^loffen worben, bafe bie
Sürgerfd^aft ju gufe unb }u 9iofe bem Raifer entgegenjiel^cn foDte.
Se^t war wenig Steigung mel^r baju Dorl^anben. 92an mufete oon
ig)aus 5u $auS fd^icfen, um anzufragen, wer baju 8uft l^be.
^on aUebem erful^r Sutl^er, ber, wie begreif lid^, mit ®pan=
nung ieber 92a(i^ri(^t entgegenfa)^ unb lange bie Hoffnung nid^t auf-
gab, no(^ nachträglich nac^ SlugSburg gerufen }u werben, auf
bireltem SBege fo gut wie nid^ts. (Sr ^tte aOen ®runb ju jürnen,
als bie ^eunbe in SugSburg il^n einmal brei SBod^en lang ol^ne
9Zad^ri(^t liefeen. ©elbft ber fc^reibfelige g^iiaS, ber freilid^ über
ber Stenge oon fleinen ®ef(^i^ten, bie er ju erjagten wufete, bie
C^auptfac^e, wie eS mit ber ©ad^e ber Soangelifc^en unb bem
eüangelifd^en SetenntniS ftanb, in ber Siegel Dergafe, liefe nichts
&on fi(^ l^5ren. Vergebens fuc^ten bie ^ugSburger bie ©(^ulb auf
ungetreue Soten ju fd^ieben. Sutl^er wies il^nen nac^, bafe fte
tl^tfäd^lic^ nid^t gefc^rieben litten.
840 2:db Mit 9ntia$ QUem. eticfO^er Sexf^r mit bot ednot.
Sangtoeile l^tte et aDetbingd ni^t gelabt. @o6aIb e$ mit
feinem fto))fteiben beffet getootben nnit, fe|te et fic^ miebet an bie
$to))§etenfl6etfe|ung. %u(^ erl^ielt et, tto|bem man feinen Xufent=
ialt nac^ 9l0gli(^teit Det^mlic^t ^tte, fo ^ufig 9efu<§e, ba^ e$
il^m iu Diel toutbe. fim 5. 3unt empfing et bie 92ad^n(^t Don
bem Xobe feinet Satetd. (St ^tte benfelben lange DotauSgefel^.
@^on am 15. gebtuat l^tte et bem lange Seibenben, ben et
getn mit bet äRuttet in fein ^u^ aufgenommen ^tte, einen
f(^5nen Xtofibtief gefc^tieben, in bem et ü^n fut Seben unb ®tei-
ben bem ^cttn empfiel^lt. 3^t etfuQte il^n bie ftunbe Don Dm
Ableben eined ^folc^n iBatetd'', beffen Siebe unb (^tjiel^ung et fo
Diel Detbante, mit tiefet Xtauet. %u(^ beffen gebac^te et in einem
IBtiefe an SRelani^tl^on, baf( et nun atö bet altefte Sutl^ in bie
(Stbfc^ft beö 9lamend ttete. 93ot @(^metj Detmoii^te et faunt ju
fc^teiben, abet et bantte ®ott, ba^ et ben iBatet M^ ^Si(^t bet
SBal^t^eit" §atte etleben laffen unb baj; biefet im Glauben geftotben
fei, motubet i^m auc^ bet ^tebiget SRic^el ßaeliuö Seri(^t etftattet.
®n 3al^t fpfitet, am 30. Suni 1531, ftatb auc^ feine Wuttet.
SRit ben Seinen in SBittenbetg ftanb et im engften btieflic^n
93etfel^t. Seibet finb und bie Stiefe feinet ^au, fut bie et au^
Don (Sobutg aus bei ben 92utnbetget ^eunben alletlei SBittf^ft^
gegenftänbe befotgen muffte, mie bie meiften bet an fie geticbteten
Detloten. ^I^t teilte et aOeS mit, »ad et etful^t, fanbte auc^bie
empfangenen Briefe an fte meitet. ®ine gemiffe Setu^igung mat
il^m, bafe einet feinet Xifc^gäfte, bet gwtift ^etet SBeflet mit
feinem ©tubet C)ietoni)mud jum Sd^ufte bet Seinen in fein Det=
einfamted C>aud gejogen mat. S)en leiteten, ben Seiltet feined
@ol^ned ^o^nned, bet fid^ Diel mit fd^metmütigen Gebauten plagte,
fuc^te et mel^tfad^ mit bem SBotte bet @d^tift unb mit (taftigem
3ufptu(^ aufjutid^ten. Unb feinem ©d^d^en fc^idtte bet liebenbe
93atet folgenbed Stiefc^en; ba§ }u ben fd^dnften ge§5tt, bie mit
Don il^m befi^n:
„(Snab unb gtiebe in @btifto, mein liebed @5l^ni(^en. '^
fe|e getn, ba| S)u »ol^l letnefi unb fleißig beteft. 2l^u aifo,
mein @5l^ni(^en, unb fa^te fott: menn id^ ^eim tomme, fo mid
id^ bit ein fd^ön ^al^tmatft mitbtingen. ^^^^ meif) einen bubfd^^R
Sutl^t an feinen &i^rt $an9. 841
luftigen ®atten, ba gelten üiel SKnbet innen, l^aben gutbene ÜScfUn
an, unb lefen f(^5ne %fel unter ben Sdumen, unb Sttnen, 9ix=
f d^en, Spilling *) unb ^Paumen ; fingen, fpringen, unb finb fcSf)-
lid^; l^aben au(^ fc^dne Heine $fetbUn mit gülben Säumen unb
filbetn @5tteln. Sa ftagt i(^ ben äRann, be^ bet ®atten ift:
tDC% bie ftinber mdten? S)a \pxa^ er: e$ finb bie ftinbet, bie
gern beten, lernen unb fromm finb. S)a fprad^ i^: Sieber SRann,
i(^ l^be aud^ einen @ol^n, l&eif(t O^nfic^en Sutl^er, mSd^t er nid^t
in ben harten lommen, baf) er aud^ folc^e fc^öne ttpfel unb Sirn
effen möchte, unb folc^e Heine $ferblin reiten, unb mit biefen Rin=
bern fpielen? S)a fprad^ ber SRann: Sßenn er gern betet, lernet
unb fromm ifi, fo foU er aud^ in ben harten tommen, Stppu^
unb 3<>ft (bie @dl^ne äReland^t^on^ unb 3onad') aud^, unb menn
fie alle jufammentommen, fo merben fie aud^ pfeifen unb Rauten,
Sauten unb äderte^ @aitenfpiel l^aben, aud^ tanjen unb mit (leinen
^tmbrfiften fi^ie^en.
„Unb er jeigt mir bort eine feine SBiefe im ®arten, jum
Zanjen jugeric^t, ba l^ingen eitel gulbene pfeifen, Rauten unb
feine ftlberne ^rmbrüfte. ^ber eS mar noc^ fru^e, ba^ bie ftinber
no^ nic^t geffen litten: barumb tonnte ic^ be$ 2;anje$ ni(^t er=
l^arren, unb fprac^ ju bem SRann: 9ld^ lieber $err, i^ mtQ flug^
^ingel^en, unb baS aOe^ meinem lieben @5l^nlin $)5nftd^en fc^reiben,
ba| er je fleifeig bete unb »o^l lerne unb fromm fet>, auf bafj er
aud^ in biefen harten fomme; aber er ^t eine SRul^me Se^ne,
bie mu| er mitbringen. S)a fprac^ ber SRann: (Sd foU \a fe^n,.
gel^ l^in, unb fd^reibe il^m alfo.
„S)arumb, liebet @9l^nlin C>finfi(^en, lerne unb bete ja getrofi,
unb fage e^ Si))))u^ unb Soften au^, ba| fie auc^ lernen unb
beten: fo merbet il^r mit einanber in ben ®arten fommen.
„^iemit bi^ bem allmächtigen ®ott befohlen, unb gru|e äRul^men
Seltnen, unb gieb i^r einen $hif( t)on meinetmegen.
„Anno 1530.
©ein lieber SSater
9Rartinu5 Sutl&er.*
*) (Eine Srt gelber Pflaumen.
842 2)ct itdfer in SnsKutg. @diic gotbcntitgm an bic ei». ^ürftm,
@o tonnte er ali ein SKnb mit den SKnbem fc^etjen, toa^enb
bie ffiettet ftd^ über il^m infammen)o0en.
%m 4. 3ttni mar ju ^nndbrucf ber ®rof(fanjler (Sattinaro,
auf ben au(^ 8ut^ grofje C)offnun0en gefegt eines t)(9|U(^en XoUi
geftorben. Z>aiS ourbe Don aQen eoangelifi^ geftnnten atö ein
firmerer @(^lag empfunben, unb mel^r no(^ atö frul^ fal^ man
bem Stommen bed ftaiferd mit @orge entgegen. (5nb(i(^ am
15. 3uni l^ielt er mit aQem $omp feinen (Sitijug in bie ®tabt.
SRit gutem Sebac^t ^tte man ben tag oor bem ^onleic^nam^
feft getodl^lt. ftaum mar ber ftaifer in ber $falj angetommen,
atö er bie fünf et^angelif eben prften: ^o^m t)on @a(^fen, @eorg
K7on Sranbenburg, (Srnft üon Lüneburg, ^l^ilip)) üon ^cn unb
SBolfgang oon Sn^lt in fein (Bemad^ entbot, um burd^ StSnig
gerbinanb bie fofortige llbfteOung ber eoangelifd^en $rebigt unb
bie Zeilnal^me aw ber e^^onleic^namdprojeffion ju forbern. Sie
beiben alten ^ctttn Don ®a(^fen unb Sranbenburg maren baruba
jo befturjt, ba^ fie nic^t }u antmorten magten. S)a nal^m ber
Sanbgraf baS SBort unb trat für bie eüangelifd^e ^rebigt ein, bie,
mobon ber ftaifer fi(^ überzeugen I5nne, nur baS SBort ®otteS
entl^ielte, mie ed au(^ bie alten ftir(^enbfiter aufgelegt litten. Sie
entfc^iebene Sprache beS jungen SRanneS, bie gerbinanb bem
darüber ins granjdfifd^e übertrug, fc^ien ben Siaifer unangenehm
}u übenafc^en. 9Ran beobachtete, mie bad fälble ®efubt fic^ im
3orne rdtete. 92ur entfc^iebener lieg er fein Sege^ren mieber^olen,
aber ebenfo beftimmt baten bie ^rften fie gnäbiglii^ bamit ju
oerfc^onen, ba es miber il^r ®emiffen fei, il^m golge ju leiften. %S
gcrbinanb bemerfte, ber ftaifer Wnne bie ^rebigt nx^t leiben, rief
ber Sanbgraf aus, faiferlic^e SRaieftfit fei fein ^n unb äRäflec
über il^r ©emiffen, jja ber SKarfgraf ®eorg erttfirte, fw^ e^er ben
fto))f abfc^lagen ju laffen, el^e er Don (SotteS SBort abfidnbe, mor=
auf ber ftaifer in gebrod^enem Seutfc^ erfd^rocfen ermiberte: „Sieber
gfirft, nic^t Stopf ab." darüber mar eS fpfit gemorben, ii U^
92a(^tS; eS marS^it, jur SRa^ljeit blafen ju laffen. Sie dürften
erl^ielten eine grifi jur Überlegung. @ie mar nid^t lang: fd^n
frül^ um 6 U^r foUten fie mieber üor bem ftaifer erf(^einen.
Sie Slufregung über biefe erfte Begegnung mit bem ftaifer mar
ftonM)romig in bev ^rebtgtftage. 343
leine geringe. S)er Sanbgraf Itejs bie fRurnberger (Sefanbten nod^
aus ben ^Betten Idolen, bamit fie an bei ^Beratung teilnel^men
mdd^ten. 92an befc^Iof}, ftanbl^aft ju bleiben, »ebet Don bet $re=
bigt ju (äffen, nod^ an bet ^tojeffion teil^unel^men. S)aS mar
bie Sntoort, bie bet SRarfgraf am anbetn SRorgen im Siamen
bet übrigen abgab, »obei man aud^ batauf aufmettfam mad^te,
in welchem SBibetfptud^ jene gotbetungen mit bem laifetlic^en
SluSjc^teiben ftänben. ^Ue ^iRal^nungen maten oetgeblic^. @d^lie^
lid^ fotbette bet ttaifet noc^ fc^riftlic^e Angabe bet ®tunbe. ®o
ging man auSeinanbet. Unb ftdtfet tonnte bet S^i^fP^lt nid^t
jutage tteten, als babutd^, ba| bet Staifet unb bie Seinen allein
baS l^ol^e geft feietn mußten. Dbmol^l bet 9lat Don ^an^ ju
O^uS baju l^atte auffotbetn laffen, toax bie Beteiligung Donfeiten
bet JBütgetf(^aft eine fel^t fletne. 3Ran mollte gejal^lt l^aben, ba|
nid^t l^unbett einl^eimifc^e äRännet unb ^auen mitgegangen mfiten.
Rein ^anbmett mar, mie fonft, mit feinet Retje oetttetcn.
3n bet ^tebigtftage fam eS nad^ Idngeten SSetl^anblungen ju
einem toa^tfc^einlic^ üon SReland^tl^on botgef(^lagenen ftomptomijs,
»onad^ aud^ ben Slömetn bie ^tebigt untetfagt mutbe. ®ie (5üan=
gelifd^en gütften gingen nut mit fc^metem ^tx^tn batauf ein, unb
ftd§ctli(^ »at eS ein Sieg bet Slömet, »el^e ja bie ^tebigt ent=
bebten tonnten, ©o fafjte e§ auc^ bet Äaifet auf, bet mit 8e=
ftiebigung batübet an feine ®emal^lin betic^tetc. 3^^^wfallS tiefen
biefe (gteigniffe bei Dielen ©Dangelifc^en eine tiefe 9?iebetgefd^lagen=
l^eit l^etoot. S)et dngftlic^e SRelanc^tl^on betlot batübet alle ^aU
tung. 3" betfelbcn 3rit, in bet man bie leftte fKinb an ia^ 8e=
lenntnis legte, nad^bem bie eoangelifc^en e^ütften fid^ bal^in geeinigt
l^atten, eS gemetnfam bem ftaifet }u übetteic^en, aud^ bie @tfibte
9Zutnbetg unb Sleutlingen, entgegen bet ftfil^ctcn Abfielt, eigene
Setenntniffe aufjuftellen, fic^ ben gfitften angefd^loffen l^atten, begann
er aSetl^anblungen auf eigene gauft. @ofott nac^ bem ©nttcffen beS
RaifetS fud^te et gü^lung mit ben taifetlid^en ©ettetäten SotneliuS
©d^eppet, ben et bon ftü^et l^et tannte, unb Älfonfo be SBalbej.
®et etfiete, bet jeben @d^ein eines fi^inDetfifinbniffeS }u vetmeiben
fuc^te, beftfittte nut SRelanc^tl^onS ©otge unb »at übetl^aupt fc^t
jutüdf^oltenb. SBeniget bet jmeite. SBie eS fc^eint, wutbe eS aRe=
844 Ttdu^t^ciai eonbcrDei^nblmigcit.
Ian(^t^on let^t feine fpanifc^nSßotfieattngen üonberäluc^loftgfeit und
(Bottlojigteit ber etKingelifc^eii 8e^e ju berichtigen unb ii^n }u ü6er=
teben, baf) ber (Kinbel (fingfi nid^t fo fd^mterig fei, ate man am
taiferlic^en ^oft ju meinen fi^eine. d^ l^nble fid^ mefentltc^ um
beiberlei (Befialt M @a(ramentd, bie $riejiere§e unb bie Wo-
fi^ffung ber (Sinjelmeffe üonfeiten ber Sut^ifc^en. S>ieS berid^
tete S&albe) bem ftaifer, ber i^on bem SBunfi^e befeett, toomdglii^
in aDer StiQe ol^ne „meitUlufiged 5[fentli(^e^ Sßerl^dr unb S)i^
putation'' eine Einigung ju erzielen, fofort bie SReinung 9{elan(^
t(on$ bem ftarbinal (Sampeggi mitteilen lief(. Slu(^ biefer fpra(|
fi(^ nid^t ungunftig batüber auiS, menn er auc^ Don ber äLbHeOung
ber (Sinjelmeffe nichts miffen moQte. {)ierauf erl^ielt SZelanc^t^oa
burc^ SBalbej bom ftaifer ben Auftrag, „aufd türjefte" ein 93er=
jeic^nid ber Streitpuntte üorjulegen. 2)ad mar am 18. ;^nl
an bemfelben Xage eröffnete er ben 92ümberger ®efanbten bie
^ttdfic^t, ba| ed ber Übergabe be^ umfänglichen Setenntntffe^ üieU
leidet ni(^t bebürfen mürbe.
@o »eit liegen ed aber bie ebangelifc^en ®t&nbe nid^t tommen.
2)iefe gel^eimen tlbmac^ungen , mit benen fie ben Kec^tSboben be^
laiferli^en SluSfc^reibenS ju berlieren in ®efal^r maren, maren
ni(^t in i§rem @inne. S)er 92fimberger Stat erflarte, man mufje
auf ber Übergabe eines iSetenntniffeS in beutfc^er unb lateinifc^er
(Sprache befielen. Um S)onnerdtag, ben 23., nal^men bie t7or=
erm&l^nten eüangelifc^en @tdnbe mit il^ren 9iaten unb X^eologen
in einer legten Sefung bie ftonfeffion enbgfiUig an.
®ern b^tte SReland^t^on auc^ bie bifd^öfli^c SuriSbiftion ju=
geftanben, tonnte bamit aber nic^t burd^bringen. Sie Beteiligung
Der ©traj^burger unb anberer Dberlfinber, bie nur bebingungdmeife
unterfc^reiben moQten, meil fie ben Strtifel t)om ^benbmal^l, bct
il^re lluffaffung unjmeibeutig Derbammte, nic^t annehmen tonnten,
mürbe abgelel^nt. @o Diel menigftend l^atte SRelanc^t^on, ber fort=
mdl^renb^nfc^ldge ber 3tDinglianer fürchtete unb nad^ S'idglic^feit gegen
fie (Stimmung machte, erreicht, baf} man bie äBittenberger nic^t mit
jenen jufammenmerfen tonnte. (Ss mar ein 2roft für i^n, baj} ber
Sanbgraf baS SSefenntniS unterfc^rieb, menn er au(^ an ber %erbam=
mung ber ßn^inglianer ^nfiojs nal^m. %ber er l^atte an feiner Arbeit
(Sl^ralter be8 HngSbutger I9eemtttiti|{e8. S45
fcittc greubc. ^n feinet ÄngftUi^Ieit toax et fogot fo »cit ge^
gangen, ben taifetlic^en @etret5i oorl^er baüon (Sinftc^t nehmen
ju laffen. ©erfelbc fanb fic Diel ju ,, bittet". 3^ftt etteic^te 8Re=
lanc^tl^onS 9!utlofig(eit il^ten l^dd^ften ®tab. 93on Sobutg au^
jütnte Sutl^et in bet 92etnung, man molle il^m etmad @d^Ummed
Detbetgen, übet ba^ lange ©d^weigen fo fel^t, ba| et bie enbUc^ ein=
gelaufenen Stiefe nic^t lefen »oQte, l^iet btol^te bet 3i>tn be$ ftaifetS.
Untet S^tfinen f(^tieb et am SRotgen beS 25. ^^ni an Sut^et,
baf( ba$ Selenntnid an bemfelben 2age ubetgeben metben foQte.
92o(^ bis }um legten Sfugenblicfe §atte man batan geatbeitet,
übrigens ol^ne ba| babutci^ bie ^atmonie besfetben gelitten l^dtte.
5E)ie Sigenatt beS ©(^riftftucfed ettlfitt fi(^ aud feinet (Sntftel^ung.
@S ift SSelenntniS unb Apologie juglei^ baju beftimmt, bet @a(^e
beS liebend ju bienen. S)et gan^e etfte 2;eil, bet in tutjen
®£^ batubet berid^tet, toad bei ben (Soangelifci^en gelel^tt mitb,
gel^t fid^tlid^ batauf aud, ju jeigen, mie menig man oon bet t5mi=
fc^en SKtc^e abmeiert unb »ie ungeted^tfettigt bie Don (Scf beliebte
SufammenfteQung mit Idngft t^etutteilten $(e^eteien fei, meSl^alb
btefe auSbtüdUid^ auc^ t^etmotfen metben. Dffenbat ffidt baS
©c^metgetDic^t auf ben jmeiten %t\l, bet t^on ben SRif^btfiuc^en
l^nbelt. @t gilt bem 9{ad^meiS, mie man um beS ®en)i{fenS
willen gett)i{fe allgemein empfunbene 9Rif}btfiu(^e ^abe abfd^affen
muffen, unb babei nic^t nut bie l^eilige @(^tift, fonbetn aud^ bie
$tapS bet alten SKtd[|e unb anettanntet Stitc^enlel^tet fut fi(^
l^abe. 2to^ adet Sefiimmtl^eit, mit bet man ben eüangelifc^en
®tanb))unft begtiinbete, unb namentlich immet »iebet gegen aDeS
eigene 93etbienfi bie Siec^tfettigung auS bem (Stauben betonte,
tonnte man fid^ nid^t tul^iget, milbet audbtudCen. l3on $olemi(
»at nid^t bie »ebe. ©id^etlic^ »utbe pc^ ßut^et üiclfac^ anbete
audgebtudtt l^ben, abet Unlutl^etifc^eS mat nid^ts barin. gteili(^
lonnte man manches Detmiffen, maS boc^ nid^t blof( in bet O^ft^
bed ®efed^teS ®egenftanb beS ©tteiteS gemotben »at. S)a$ $ap^=
tum mutbe fibetl^aupt nic^t etn}fi^nt, mie bie ®ttaf(butget fpfitet
mit ated^t bemetiten, „(aifetlic^et äRajjeftdt ju (gefallen unb aus
Utfac^en". 92ut jmet ©attamente, 2aufe unb ^benbmai^I, mutben
befptoiben, batauS tonnte man bie Sßettoetfung bet übrigen %&-
SM Scrbfnofl M «etmntniffcf .
mif^en @atramente fc^liej^n, audgefptfxl^en toar fie m<^t. fbii^
t>om ^gefeuet fd^toieg man, unb bie ,,ftlagen über ben WAa^**
»utben nur gefhäft. Saetbingd »oQte man, »ie bet (SpUog aa^
bifidlic^ bcmerfte, nur bie ^uptfac^en l^orgel^oben l^ben. (Sine
Dom ftanjler Oräcf mit oielem ^ef^id üerfaf^te Einleitung retapitu=
lierte bie Steligionäüerl^nblungen be^ legten 3a^r}el^nt$ unb erbot
ft(^ ju ^rieben unb (Sintracbt unb enblic^ }ur Serbanblung auf
einem aQgemeinen ftonjU, aQed aber mit C>inn>eid auf MS taifer=
lic^e Sudf (^reiben unter ber Sßoraudfe^ung, baf) bie ®egen|)artei
in gleicher SBeife i^re SReinung jum Sßortrag bringen »erbe.
92ur mit SRul^ mar f(l^lief(li(^ bie öffentliche Skrlefung bd
iBetenntniffed, morauf bie $rotefianten beftanben, erreicht toorben:
ni(^t jmar im üatl^uäfaate, mo bie @i^ungen ftattjafinben pf[eg=
ten, aber bod^ t)or ftaifer unb 9lei(^ in einem Derl^ltnidmaftig
Ileineu üaume bed bif(^dfli(^en ^alafteS, in bem ber ftaifer tool^nte,
foUte fie i^or fic^ ge^n. 2)ort tarnen bie e^urften unb @t£nbe
@onnabenb, ben 25. ^^ni, nachmittags 3 Ul^r, ^ufammen. 3loöt
einmal entfpann fi(^ eine Debatte baruber, ob baS beutft^e obei
baS lateinif(^e (Ejcemplar jur SSerlefung tommen folle. ^{ad^ be^
alten Sturförften mannl^fter (Erinnerung baran, bafi man auf
beutj(^em SSoben fei, entfd^ieb man fid^ für bie beutft^e (Sprache.
S)er jüngere ffic^fifc^e ftanjler Dr. (Sfyx. Se^er trat nun ^ert>or uni
DerlaS bad SetenntniS. SS mfil^rte gegen jmei @tunben, aber er la§
fo tlar unb beutlid^, }>a% man au(^ im ^ofe jjebeS Sßort üerfianb.
S)er fi^inbrudC ber rul^tgen, fclbfigemiffen Sprache mar ein übet
(Srmarten gfinftiger. S)er SFaifer, ber nad^ ben einen eifrig juge=
l^drt, nai!^ anbem mäl^renb ber SSerlefung gefd^lafen l^tte, ]eben=
falls aber nur menig t^erftanben l^aben lonnte, oerfprad^ bie @a(^
ernftli(^ in Säebac^t ju nel^men unb entlief) bie eDangelifc^en ©tanbc
in freunbli(^er Sßeife. S)er Sifd^of bon SlugSburg, Sl^riftopl^ Don
@tabion, äußerte, fo erj&l^lte man fic^, baS ®el^5rte fei bie reine
ebangelifd^e SBa^rl^eit. Sl^nlic^e £uf(erungen jirtulierten Don an=
bereu geifilid^en SBärbentrfigem. fbi^ fonftige ®egner, loie ^etjog
SBill^elm bon iBa^em unb ^nri(^ i^on Sraunfd^meig, fteQten fi4
mie man beobachtet ^ben moQte, baraufl^in freunbti^er. @o l^ii
fi(^ benn auc^ bie Stimmung ber (Eoangelif(^en, am »enigßen bei
2nt^tt9 Stimmung. @eine Seife jn beten.' 847
SRclanc^tl^on. ^m 26. 3""^ ffl"i>tc er mit einem l^dd^ft forgcn=
üotien ©riefe eine Äbfc^rift be§ fettigen S3etenntniffe# an SutJ^er:
©d^on früher l^atte ^onaS einen ^toftbrief für ben gefingftigten
äRetand^tl^on Don Sutl^er erbeten. SBie gern l^dtte man tl^n jeQt
^elbß in SlugSburg gehabt!
Unb aud^ je^t nod^ l^offte er bortl^in gerufen ju toerben,
badete aud^ ^utpeilen baran, ungerufen f^u fommen. ^n biefen
Xagen ber allgemeinen @orge mar er mutiger a(^ je. @r
fül^lte es felbft, wie er ftärfer »urbe, unb »ie ber (Seift ber
Snfec^tung, ber il^n gequält, mol^l burc^ baS ®ebet ber ^eunbe
gebro^en fei. ^x na§m bie ®ac^e ni(^t leicht, aber er l^atte
^etne eigene ^rt, fi(^ ju trdften, burc^ an^ttenbeS ®ebet unb
93ertiefung in bie einfad^ften C^eilsmal^rl^eiten. (Sr griff jum
fiatec^iSmuS. „3^ t)tn l^ier mieber ein ©c^üIer ber S^^ ®ebote
geworben, lerne fie mieber SBort für SBort tote ein ftnabe au^
ipenbtg, unb fel^e, mie mal^r eS ift, ba| feine SBeiSl^eit (ein @nbe
l^t" (^f. 147, 5), fo fc^rieb er am 30. ^uni an 3ona3. SSeit
3)ietri(^ berichtet an bemfelben 2:age, n)ie er gerabe in biefer
fc^toeren ^dt ganj auffaQenb l^eiter, ooU ®(aubenS unb Hoffnung
loäre. 3;ägU(^ bete er »enigftenS brei @tunben, unb gerabe bie
jum llrbeiten geeignetfie S^it benu^e er baju. (Sr l^atte i^n einmal
beim lauten ©ebete belaufest. „(Suter (Sott, »eld&er (Seift, welcher
(Staube »ar in feinen SBorten. SRit fo großer @§rfurc^t betet
er, bafe man fie^t, er fpric^t mit (Sott, unb boc^ »ieber mit foU
c^er 3ut)erftd^t, ba| man meint, er fprec^e mit einem äßater unb
greunbe. ,3<^ meife', fagte er, ,bafe ©u unfer (Sott unb SSater
bift, baljer bin ic^ gemife, bafe ®u bie Verfolger ©einer JKnber
wirft jufc^anben machen. Jl^uft ®u e§ nid^t, fo ift bie (Sefal^r
©ein fo gut als unfer. ©cnn ©ein ift ber ganje C)anbel; nur
gejwungen finb »ir baran gegangen, ©u magfl i^n alfo fc^uften'"
u. f. ». 3Bit SBelanc^tl^on ^tte er emfteS SBitleib. «ngefic^ts
feines SwftanbeS gab er aud^ feinen 3^^» ^^t ba {c^t feine
Seit jum 3umen, fonbem jum Seien fei. «ber inbem er il^n
aufeurid^ten fuc^te unb einen Jroftbrief nac^ bem anbem nac^
augSburg fc^rieb, wir l&abeu toom 30. 3uni nic^t weniger als fed^S
nad^ «ugSburg gerichtete ©riefe, ftrafte er boc^ emftlid^ feine 3öfl=
848 Xtofttricf an IRcCait^ttoii. UtteU ftbcc bo« 9daaüm».
l^ftigldt unb feinen SKeinstanben. Seine @ocge, fd^tieb et i^,
entf))rfinge m(^t feiner Xeligiofit&t, fonbent feinet ^^^\io]o\i^xe,
bie berg&|e, baft bei ^en aQed in feinet fyini fyibt unb bie aQe§
felbfi audUfigeln »oQe. „&oli'i benn etlogen fein, ba| (Sott feines
@ol^n fut un^ gegeben l^t, fo fei bet Xeufel an meinet @tatt
ein SRenfc^ ober eine feinet Sheatuten. 3f^'d aber toa^r, n»^
mad^n toit bann mit unfetem leibigen ^ut(^ten, 3^9^^, Sorgen unb
Xrauetn. — , ®eib gettoft, i(^ ^be bie IBelt fibermunben' (3ol^.
16, 33). (Ss mirb ja nic^t falfc^ fein, bad meif( i<§ fütmal^,
ba^ Sl^riftud ifi ber Übertoinber bet äßelt. SkiS alfo foOen »it
bie fibermunbene SBelt furchten, atö odre jie ber @ieger. ©oUt'
einet bo(^ folc^ einen @ptu(^ auf fdnen Shiieen Don ätom unb
Setufalem ^olen.'' S)em ^of^m Srenj fc^tieb et: „^^ilippu^
foU aufl^öten, bet 9Iegent bet SBelt »etben ju »oDen, b. 1^. ^
felbft iu quälen", unb auä) bie anbetn ^eunbe bat er bringenb,
i^n mit 3uf))tu(^ unb emfter SSermal^nung aufjutii^ten.
Sfud^ in il^tet enbgultigen gorm fpenbete Sutl^er ber Slrbät
^{elanc^tl^ouS ungeteilten Seifad. (Sr freute fic^, ben Xa^ biefeS
^fd^dnen Selenntniffed (S^tifti Dot einet folc^en SSetfammlung" er^
lebt 5u l^aben, unb fa^ batin ^f. 119, ». 46 etfuDt: „3c^td>c
Don beinen 3^ugniffen Dor ftönigen unb fc^fime mid^ nid^t" — ,
ein SEott, meld^e^ fc^on bie etften in ^ugSbutg angefertigten ab=
jc^tiften beS SBefenntniffeS unb bann ftel^b bie gebtucften Su^
gaben al§ SRotto ttagen. äReland^tl^on ^tte an %}eit S)iettu^
gefc^tteben, ba| man bei bet ^bfaffung beS SSefenntmffeS Sutl^S
Slutotitcit gefolgt fei. S)aDon tooDte aber biefet nid^ts toifjen.
tiefes SBott mar il^m }un)ibet, unb DöQig unDetfifinbUd^ mar i^m,
n)ie äRelanc^t^on al^balt nad^ Übergabe be§ SelenntniffeS anfragen
tonnte, maS etma n^eiter nad^gegeben merben lönne. @r fanb, ba|
me§r als genug nachgegeben fei: „2ag unb 92ad^t befd^&ftige \i)
miil^ mit biejer ®a<^e, icnk, überlege, bisputiere unb gel^e bie
ganje l^eiltge @d^rtft burd^, unb^beftfinbig mfid^ft mir bie fteubige
®emt|l^eit in biefer unferer Seigre, unb »erbe i(b je mel^ unb
mel^r barin beftfirft, baf} ic^ mir (ob ®ott miU) nun nid^ts me§t
n)etbe nel^men laffen, eS gel^e barüber, tote eS moQe.'' 2ln einer
9?ad^fd^rift bemertt er jebod^, baf) er, mie er immer gefd^rieben, in
„fßcm gegefcuer''. @enbf<^reibm Ott Hbtcd^t ^on ^axni. S4t
aQem nad^jugeben bereit fei, menn nur ba^ Q^oangelium frei bliebe.
p^SöaS aber bem Sbanflelium juiDiber ift, lann id^ nic^t nad^^
geben."
®aS 8etenntni^ l^atte, mie ermal^nt, Dom e^egefeuer gefd^iDiegen.
Sa traf es fic^ eigentümlich, ba| Sutl^er gerabe an bemjelben 2;age,
an »eld^em er bie Äbfc^rift erl^iclt, ben greunbcn berichten tonnte,
bafe er «einige Sögen über bas Fegefeuer angefafjt l^abe''. SBol^l
nod^ wäl^renb be§ Sieid^Stag« erfd&icn bie Ileine ©(i^rift unter bem
Xitel: „SBiberruf t)om gegefeuer. ?löcn unferen 9?ad^=
fommen. SRartinu§ ßutl^er." SBeit er fid^ lange mit ben aiotten=
geiftem ^erumgef dalagen, feien bie ©opl^iften übermütig geworben,
looOten „ungebü^t, ungebeffert, unDerfel^enS unb unDerfc^fimt mit
ber 3^it c^D^ i^^^ SieufeUlel^re mieber einrid^ten''. ®o muffe er
benn auc^ baS alte Siegifter l^eroorjie^en unb i§re lieblid^e Xugenb
toieber an bie ©onne bringen unb fie jeic^nen, »ie fie finb, unb
iDieber oon born anfangen. SRit bem ?Jcgefeuer, loogcgen er bi5=
l^er noc^ nid^t befonberS gefc^rieben l^atte, mü et beginnen, unb
fleifeelt in ber Keinen ©d^rift mit grofeer ©c^ärfe, teilweife auc^ mit
C>umor, bie lad^erlid&en SSerfud^e ber ©opl^iften, bie Seigre toom
|$egefeuer auS ber ©d^rift abjuleiten, w&l^renb bo(^ nur ber 3Ram=
mon biefen felbfterfunbenen, angeblid^en ®laubenSartiIel aufredet
erl^ltc. —
S)te SlugSburger e^teunbe l^atten bie friebfertige (Sefinnung be8
fturfurften unb (5r5bif(^)ofö toon SRainj gerfil^mt, unb troft aücm,
toas jwifc^en il^nen vorgefallen, nal^m Sutl^er baraud ^nlafi, an
bcnfelben ein offene^ ©enbfd^reiben ju rid^ten. Safe bie Römer
t)a^ eoangelifd^e SSelenntniS nic^t mürben annel^men moOen, war
il^m fo gewife wie bie Unwiberlegbarfeit beSfelben, unb laum ie=
mals §atte er biSl^er es fo offen auSgef protzen, ba| er an einer
(ginigung üerjweifle, wie er eS l^ier t^at. SBaS er wünfd^te unb
^um Zeil noc^ l^offte, war ein friebfertigeS 92ebeneinanbergel^en
beiber Steile, bie ein jeber ben anbern glauben laffen follten, was
er wollte. S)afur bat er ben (Srjbifd^of feinen @influ| aufju^
wenben. SBdre ein fold^er griebe nid^t }u erlangen, fo l^&tten bie
^oangelifd^en bod^ ben SSorteil, baj; fie il^re Seigre frei dffentlid^
betannt, grieben gefud^t unb angeboten l^&tten. SBarum wolle
Stolbt, Sutl^er. n. 23
860 Xn VUbxtäft tN)n flRdn).
man nid^t auf ben Hat (Bamalteld ad^tcn? „8ie6er'^®ott, fc^M
bo(^ fol(^e Seilte euc^ nid^t; ^It fte bod^ ^ebe unb leieret ^ebe,
Idf)t ett(^ bleiben, toad i^t fetb, leistet euc^, baf( man eud^ aUe^
laffen unb nid^tö nel^men foQe: X)aS foQte bod^ aflein genugfam
jum ^rieben bewegen, alä fonft bie SBKal^^eit an il^t felbft nü^t
t^uf* ©0 fc^rieb er unter bem 6. 3uU unb fugte eine futje
(SrHdrung be$ 2. $falm^ bei, bie mit ben ^tfien unb ®emU
tigen, meldte miber ben {)erm unb feinen ®efalbten ftd^ auflel^nen
unb ben l^immlifc^en ftönig üon feinem @i^e reiben moQen, ftreng
ind ®eri(^t gel^t. 9Ran tonnte billig fragen, ob gerabe bie auf
bie 8ug$burger SSerl^filtniffe angewanbte ^u^legung biefeS $falm^
bem grieben^werte bienlic^ mdre, aber mann ^fitte 8utl^ iemal^
berartige üiidCfic^ten genommen, mo er glaubte bie SBal^r^eit fagen
ju mäffen? 3^ ^^^ ^^' Serfe: ^Unb nun il^r ftdnige, loerbet
Rüg; laffet euc^ süchtigen il^r üic^ter auf (Srben'', bemerlt er ful^n:
„Sber ie^t ju llugdburg merben fte biefen 93erS mo^l anbete
meiftern unb muftem, baf} er muf( alfo lauten : Unb nu, bu fidnig
@ion, merbe (lug, bu 9tic^ter im ^immtl, tajs bic^ jüd^tigen.
"Denn bu bift ein 92an unb ftinb gegen un$: mir muffen urteilen
unb fe^en, maS in für äBal^rl^eit leiten follft ober nid^t.'' —
3um ©c^lujs ruft er nod^ einmal ba^ beutfi^e 92ationalgeffi]^l toa^
unb erinnert an bie Judfe „be5 ftorenjifd^en grud^tleinS" (be§
^apfteS) gegen ben Raifcr. „3* ^i« '^iw ^ropl^et, aber id^ bitt
euc^ ^enen alle, feilet eu(^ mo^l für, unb laffet euc^ ia ni^t
bunten, baf) il^r mit SRenfc^en Rubelt, fonbem mit eitel 2;eufeln ;
benn ed fmb aud^ eitel S^eufeldtudCe bal^inten, ba^ mx% i^." —
„3d^ fann^ gar nic^t laffen'', fo fd^Io| er, „ic^ mug aud^ forgen
für ba^ arm, elenb, oerlaffen, Derac^t, Denaten unb Derlauft
Seutfc^lanb, bem id^ \a fein SrgeS, fonbem all' ®ute^ g5nne,
ate id^ fd^ulbig bin meinem lieben Saterlanbe.''
Unb auc^ nac^ einer anberen 9ti(^tung moDte er mitten im
Äampfe Don feiner „SBfifte" au5 bem 83aterlanbe bienen. S)er
^al^nruf, ben er im ^af^xt 1524 an bie Stat^l^erren aller @tabte
beutfc^en SanbeS gerichtet l^atte, d^riftlid^e ©d^ulen aufzurichten,
mar nic^t ol^ne (Srfolg geblieben, ^ier unb ba maren, mie fc^on et=
mfi^nt, neue geleierte Schulen entftanben. %ber ma^ tonnten fie n%n,
^!3)o6 man folle ^inber inx ^nlt leiten''. 351
loenn, mie je (finget je mel^r ju beobad^ten, in einem großen Zeile
be3 aSoIteS bte getel^tte 8i(bung in SSetacJ^tung tarn ! (Sin materieOex
3ug ging burc^ bie S^xt Slaturlid^, bie SSielen, bic früher nur
um bet $ftunbe toiQen i^re SKnber litten Pfaffen metben laffen,
fallen jje^t baoon ob, nad^bem fo üiele ^ftunben gefaQen, üiele
(Sinnal^men in Abgang gefommen unb nic^t menige Pfarrer
9lot leiben mußten. Sbcr au(^ an 3tttiften unb ^ben (Selel^tten
im Slegiment'' mar grofecr SBangel. «®ie §o§en Schulen 6rfuxt
unb Seipjig unb anbete mel^t liegen mulig'', Ragte Sutl^et, ia^
geringe äßittenbetg muffe je^t baS JBefte t^un. Unb adetbingS
bie 3fl^l i>^t Sieuinfctibictten in ffitfutt betrug im ^a^xc 1529
nut 20, mfi^tenb man in SBittenberg, jtoar au(^ fel^r menig gegen
frul^er, aber bod^ immer no(^ 170 jfil^Ue. ^illeS brfingte jum
unmittelbaren ©rwerbe. ©iefcr offenbaren (Sefal^r trat fiutl^er in
einem im 3uli 1530 Derfafeten umfangreici^en ©ermon ,,©afj man
folle ftinber jur Schule l^alten", entgegen. 9Rit grofjem
(grnft erörtert er ba bie grage, ^»aö Jiu^en« unb ©c^abenS in
biefem ^tudc** nac^ ber geiftlid^en mie meltlid^en ®eite fei, unb
mie frül^er betont er nid^t nur bie $flid^t, für ^rebiger beS @oan-
gelium^ 5U forgen, fonbern aud^ bie Stotmenbigleit ^er übrigen
geleierten ©tfinbe für ba^ ©ebeil^en unb bie SBol^lfal^rt beS @anjen.
3«, er meint, bie Dbrigleit fei fc^ulbig, bie Untertl^anen ju jmingen,
il^re SKnber jur ©c^ule }u ^Iten.
^uf SSeranlaffung Sßeit ©ietrid^d mibmete er biefe ©d^rift icm
trefflichen Sifirnberger Slatöfd^reibcr SajaruS ©pengier, beffen S3atcr=
ftabt, mie 8ut§er rül^menb anertannte, toie in anberen ©ingen, fo
auc^ im ©d^ultoefen anberen ©tfibten ©eutfc^lanb^ üoranleuc^tete.
©emfclben ©pengier fd^idtte er auf feinen SBunfd^ eine fd^flne
©eutung feinet fd^on lange (üor 1520) geful^rten ©iegetö. ®aö=
felbe jeigt in blauem gelbe eine mei^e Stofe, in beren äRitte ein
rotes ^crj mit dnem fc^marjen Jheuj ju feigen ift. (S« foU ein
äRertjeid^en feiner Zl^eologie fein, ©as ^euj, eine (Erinnerung
baran, baf) ber ®laube an ben ®etreujigten feiig mac^t: »Db'S
nun tool^l ein fd^marjeS ftreuj ifi, mortift^ieret, unb foQ au(^ votffc
tl^un, no(^ lägt eS baS ^txi in feiner §arbe, üerbirbt bie Statur
nic^t, baS ifi, cS tobtet ni(|t, fonbern be^lt lebenbig. ©old^
862 Sttü^ CBa^)»». 8ctl^aitb(itiigen fübcc bat Odenntoit.
^€1^ aber foQ mitten in einer toeif^en Kofe fte^en, anju^eigen,
baf) ber (Slaube ^eube, Xrofi unb griebe giebt unD furj iit
eine meif(e fröl^li(^e Stofen fe^t, nic^t mie bie Sßelt grieb' un^
greube giebt, barum foD bie 8tofe »eif( unb nid^t rot fein. S)enn
meif)e garbe ift ber ®eifter unb aDer (Sngel garbe. ®old^ 9b)je
fte^et im l^immelfarbenen ^elbe, baf) fold^ l^eube im (Seifi unb
(Blattben ein Anfang ift ber l^immlifd^en ^eube julunftig.
Unb in fol(^em treibe einen golbenen Siing, ba^ fold^e ©eligtät
im {)immel emig »ol^net, unb tein (Snbe ^t unb au(^ trSftli^
über aUe t^reube unb ® fiter, mie ba^ ®olb bad l^dl^eft, I5ftti#e
(Srj ift**. — 3" bcrfelben QÄt Hefe gerabe ber JJurprinj ßutl^erS
Siegel, XDXt ^om^ i§m berid^tete, f(^5n in ®tein fd^neiben unb
in ®olb faffen.
Unterbeffen l^atten ber ftaifer unb bie römifc^ gefinnten (Stänbe
jum eoangetifc^en IBefenntniS (Stellung genommen. Sie (Srmartung,
ba| bem ^u^fd^reiben gemfife aud^ bie (enteren üon il^rem Glauben
3te(^enf(^aft ablegen mfirben, maS auc^ ber ftaifcr am Uebften ge=
feigen ^tte, um bann alä oberfter Siid^ter bie @ntfd^eibung ju
treffen, erfüllte fid^ nic^t. ®ani im Sinne beS p&pftlid^en Segaten
lel^nten bie ®egner ed ab, fid^ aU Partei aufjufaffen, ba fie j|a
^bei bem »al^ren c^riftlic^en ®lauben, bem l^eiligen (SDangelio bec
d^riftlic^en Stireren unb ^^xct SRaieft&t Sbi(t geblieben mären/
SBaö fie fc^on am 26. ^nnx üorfc^lugen, war, bie Ronfeffion bur^
oerfidnbige, boc^ nid^t geJ^dffige ®ele]^rte ju beantworten, ba$ 9li^
tige in ben Ürtileln beS ®lauben^ an^uerlennen, baS bem d^rift=
liefen ®lauben ober ber c^riftlic^en ftirc^e Sumiberlaufenbe ju n)tber=
legen. C^tnfid^tlic^ ber äRifebtduc^e möge ber ftaifer felbfi bie nötige
Sieformation oornel|men. S)aruber mürbe in ben nfid^ften Sagen
unter ä^ji^'^ung be§ p&pftlid^en Segaten, ber mit groger Strenge
vorgegangen unb lebe S)iS{ujfion über bie Ifingft üerbammte ^refieen
auSgef(^loffen mijfen wollte, Derl^anbelt. ^U le^teS SRittel grift
man bod^ wteber ju bem ®eban{en an ein allgemeine^ ftonjil jtt=
rud(, allerbingS unter ber beftimmten SSorauSfe^ung, bafe bis ba=
l^in alleä in ben früheren 3uftanb jurudCoerfe^t würbe unb ber
ftaifer aber baS SBormfer @bi(t l^inauiS alle feitbem aufgelommenen
„unc^riftlid^en Seigren mit 9?amen" verbiete.
S)eT Auftrag inx Sßiberleguitg. SetenntniS Btoinglt« u. b. 5Utta^ol\tana, S68
S)a§ nad^fie 9{efultat »ar bie^, baf( bie Seantmortung bed
33cfcnntni{fe3 befd^loffcn murbc. ©cm ßcgaten, bcr aud^ bic Dbct=
ouffid^t barüber l^aben foQte, »urbe bie Su^mal^l ber betreffenben
®clc]^rtcn übertragen. Sltebalb erful^r man, ba| gegen sioansig
Tdmijd^e 2;i^eoIogen, unter benen gerabe bie gel^äffigfien ®egner
Sutl^erö, Scf, gaber, Sod^IeuS bie gül^rerjd^aft batten, an ber ar=
beit faf(en.
@ine grole (Sefal^r blieb naturlid^ bie Spaltung unter ben $rote=
ftanten. S^ax fd^loffen |i(^ bie ©tabte l^cilbronn, ftcmpten unb SBinb^s
^eim nad^ fur^er 3rit bem fäd^fif(^en SelenntniRe an, aber bie Selenncr
bedfelben matten bod^ nur einen S^eil ber ^roteftanten aud. 92atür=
li(^ mu|ten aud^ bie anbern Gruppen, menn fie nid^t Dom SHeid^dfrieben
auSgefd^Ioffen merben {oQten, baran beuten, Don il^rem ©tauben
Sled^enfd^att abjulegen. Am 8. ^Ix liefe 3ö>ingli bem Raifer ein in
{d^arfem S^on DerfafeteS Sefenntni^ uberrcid^en, in bem ber iSegenfa^ju
ben ©a(^fen offen genug jutage trat. 3m auftrage ©trafeburg^fd^rieben
(Sapito unb S3ucer, bie Qnbe ^uni ebenfalls nad^ Augsburg famen,
eine eigene SelenntniSfd^rift, unb einen ?lugenblicf tonnte eS fd^einen,
al^ mürbe bie ^el^rjal^l ber @t&bte, meldte ben ©peierfc^en $ro-
tefl untcrfd^ricben litten, fid^ babei jufammen finben. ©araufl^in
ging menigftenS ba§ S3eftreben, ma§ aber bod^ nid^t ju erreichen mar.
9leigte aud^ bic ScDöltcrung im grofeen unb ganjen ju bem fd^meis
jerifd^en %\)pvi^, fo l^atten bod^ auc^ mand^e lutl^erifc^ gefinnte ^rc=
biger il^ren iln^ng. ®er Ärtilel Dom llbenbmal^l, ber ben ®egen=
ftanb oerfd^teierte, mar e§ weniger, bcr l^ie unb ba änftofe erregte,
al5 bie Derfd^icbenartige Beurteilung ber 3ctemonieen. S^bem l^tte
bie ©ad^c Site, unb bie „Sl^rfamen, gfirftd^tigen" brandeten Qtxt
5ur ®nt{c^lie|ung, aud^. ging bie laif erliefe ^olitit nad^ äR5glid^=
leit barauf aus, bie ©tdbtc Doncinanber 5U trennen. @o fam e5,
baf( neben ©tra|burg nur brei anbere ©tfibte, @onftanj, Sinbau
unb ^emmingen, bas fpfiter fogenannte 93ierftäbte=93e!enntniS am
^. 3uli bem Raifer überantmorten liefeen. Suf ein 3ufammengel^en
mar/meniger ju l^offcn aU je.
®el^r balb mürbe tlar, ma§ oon itn taiferlic^cn 2;l^eologcn ju er«
»arten mar. Xro^bcm glaubte äRcland^tl^on feine prioaten ®inigung^
berfud^e mieber aufnel^men ju foDen. Iluc^ ben Ranjler ©rüdt unb
SM aRdoii^t^n« eonbcrtoct^bbmgeiL 2)er ftaifcc.
md^ete bet anoefenben Zl^ologen geioann et teilioeif e für feinen (Se=
banfen. S)te Stumberger <&efanbten berichteten, er fei batan, eine ganj
ItttieSttfammenfteOung bet (BlaubenSattUel bem Saifec in ftanjöiifc^
@ptai)t l^mlid^ ju fibeneid^n, um i^n beffet ju berichten. S)em
Stutffitfien fu(^te et flat ju machen, ba{( ed l^u))tf5(^li(^ auf $riefiec=
el^ unb Saientet(^ antomme. 910)1 blo{( mit bem laiferlid^en Seiil^t=
k)atet lieft ^ fi<^ ^in, obmol^l et bie (Befinnung bed Segaten (Som^
peggi jut (Benuge (annte, ging et fo »eit, biefem in einem ubei=
aud f^mei(^el§aften Schreiben am 6. ^ulx iiemlid^ beutU(^ bie
Untetoetfung bet SDangetifc^en gegen einige tleine SZad^iebigleiten
in ben ^tttmonm in Sudfi(^t ju fteQen: „(Sine unbebeutenb«
Sboeid^ung in ben Sitten ifi cd, »el^e bet (Sinttad^t entgegenju^
flel^en fc^nt''. (St nnit gludlic^, bataufl^in eine Subien^ ju et=
^(ten. SDet 8egat fptac^ ))on feinet SSefugniö, in geniffen fingen
SDiiSpenfation eintreten ju laffen, meinte abet bo4 ^^ne ben Silleii
bet beutfd^en @tänbe, bie biiS ju einem SonjU aQe$ in ben alten
Suftanb k)etfe^t miffen moQten, ni(^td tl^un )u f5nnen. S»
3Re(an(^t^on ubergebened ©(^riftftud fanbte er nac^ 9tom yi e)}en=
tueQer Begutachtung, legte aber offenbar leinen fonberlic^en Sktt
auf biefe 93er§anblung.
93orbetl^nb blieb bie ©ad^e no<^ ol^ne »eitere fc^limme ^ol=
gen, aber nic^t ol^ne (Srunb fürchtete Dftanber auS 92umberg, bet
feit einiger S^xt ebenfalls in 9lugdburg »ar, bafi Sieland^tl^on in
feiner (rantl^ften ®orge un^ Stelanc^olie S)inge mad^en (dnntc,
bie ade ju bereuen l^ben mürben. S^nmer^in muffte fein Ser=
leiten bie 92einung beftfixten, bafi ber IBiberftanb ber $roteftanten,
fei es auf biefe ober jene Sßeife ju befiegen fein merbe. SRan
tann fid^ nid§t munbern, baf( bie @prac^e ber ®egner immer be=
brol^lic^er »urbe. SDer ftaifer l^ielt mit feiner ®efmnung nic^t
hinter bem Serge. Sßeber an aSerfprec^ungen nod^ an S)rol^ungen
liefi er eS f eitlen, um bie proteftierenben @t&nbe, namentlich bie
@tfibte }u nac^trfiglid^er Knertennung bed ©peiexer %bfc^iebeS ju
bringen. 92it burren Sßorten lel^nte er bie oon fturfürft ^ofyvm
erbetene SSelel^nung mit ber fturmürbe ab, fads er fic^ nic^t jum
alten Glauben betenne. @o mar bad eoangelifd^e SSetenntniS fc^n
Verurteilt, el^e man eS beantmortet l^atte. Sßfi^renb man barauf
toattttt, Derjel^tte fic^ SReland^tl^on je langer, je mel^t in ängftlid^er
&OXQC. SBaS ntan Don ben 6eabfi(^t(gten $lfinen unb ben fbluU
gebanfen bcr (Segnet burd^ btefen ober jenen am (aifetUd^en ^ofe
^rful^r, befiatfte il^n immer mel^r in bem ®ebanten, bur(^ 9lai^
geben unb (Sefugiflleit fi(^ bie C^ulb be§ Raifer«, für ben er bie
unbegrenjtefte SSerel^rung l^tte, ju erl^lten. SQeS 9R5glid^e
unb UnmögUd^e ermog er. SSefonberd befd^fiftigte il^n bie grage
na(i^ ber Serecigtigung ber 2;rabition in ftultud unb geben. Xag
unb 9ia(^t quälte er fu^ bamit, U'ie man biefen ober jjenen $un(t
faffen tfinnte, um biefe ober jene S^^ntonie beijube^alten unb ba=
mit bie (Segner }u gewinnen. S)ann »ar eS mieber bie ^\xiA^=
biltion ber Sifd^öfe, ber er eine Seite abjugeminnen ftrebte, bie
fie annel^mbar erfd^einen laffen lonnte. (Sollte ed nid§t m5g=
Ixi) fein, ben SBifd^fifen in i^rer (Sigenfd^aft al^ meltlii^en
durften )u gefiatten, il^ren Untertl^nen aud^ gemiffe @a^ungen,
gaften, geiertage unb äl^nlid^e« um ber Drbnung millen aufjucr*
legen?
Über biefe unb anbere fünfte erbat er fu^ Sutl^erS (Sutad^ten,
lodl^renb er ben (Segnern fd^on il^re (Sewäl^rung Donfeiten bcr ^Dan-
gelifd^en in 9ludfid^t ftellte.
SSie überaus fc^wierig »ar bo<^ bie Stellung Sutl^erS aOebem
gegenüber! ®r erful^r gemifi nid^t aOeS, mad fic^ ba abfpielte:
treili(^ fennen »ir bie Sriefe SpalatinS nid^t, ber bamatö am
l^fiufigften an Sutl^er fd^rieb, aber er erful^r genug, um ju ertennen,
»ie 93ieled auf bem Spiele ftanb. 8uf ber anberen Seite muffte
SRelanc^tl^on gefd^ont merben, galt ed, bem alten fturfurften, ber
unter bem S3eiouf(tfein, ftd^ beS SaiferS Ungnabe jugejogen ju
l^aben, tief innerli<^ litt, bie fd^mere Sorge ni(^t noc^ ju k)er=
meieren. 9luf grof^en Sinflufi red^nete er nid^t, aber er t§at, mad in
feinen ftrfiften ftanb. Steinen SlugenblidE Derlor er feine Siul^e gegen=
über ber brol^enben (Sefal^r. Seinen Sd^ritt mic^ er jurüd. 3» feiner
unerf(^fitterlid|en (Slauben^uoerfi(^t lief^ er fu^ bur(^ nichts ine
ma(^. S)ie ganje 8rt, mie man bie S)inge in SlugSburg bel^n^
belle, biefeS unfid^ere ^in= unb ^ertaften bei bem, maS man t^un
folle, »ar feinem SBefen }umiber. ®r begriff nx^t, baf^ bie greunbe
es noäi iinmer ni(^t einfel^en moUten, baf) baS (Stmngellum gel^ftt
K6 tüi^ 8canttt>0Ttmt9 ber Stogen UReloiic^tl^it«.
»etben muffe, baö fei nid^t anbete ju ertoarten gemefen. SXelan^
tl^nS immet toiebet etneute ^agen, feine emigen ^benllii^feiten
unb 3n>eifel »aten i^m mtffx atö Ififtig, aber, obtoö^l er jc^t
iDteber \>iü an Sopftoe^ litt, mürbe er nt(^t mflbe, batauf einju^
gelten unb bie Sttgfinge bed grubeinben ^eunbe^ ju beleuchten.
Über feine SteQung }u ben Sugdburger aSorgfingen lie| er feinen
3»eifel. 3« rinem ebenfo entf(^iebenen wie tröftcnben ©riefe bc=
feftigte er ben frommen fturfurften in ber Überjeugung, bajj man
ben ftaifer nimmermel^r in (Sachen bed (Slauben^ atö Slid^ter an=
erfcnnen burfe. „9. ». g. ®. fei nur getroft. (S^rifhiS ift ba
unb mirb @. ft. ^. ®. »ieberum belennen k)or feinem Sßater, m
®. R. %. ®. il^n befennet bor biefem argen (Sefd^leii^t. — ®er=
felbige ©en, ber e3 angefangen ^at, mirb'5 mo^l au^ l^inauö=
ful^ren. «men". 85on irgenb»el(^er Sßergleit^ung in ®lauben§=
fad^en moQte er nid^td miffen, wie audftt^tdbod man bie ^erl^nb^
lungen auc^ l^inftetlte. ®r (annte bie Gegner. „SBie fann ^
föl^riftu^ mit Celial berföl^nen*, toiebcr^olte er immer »iebet.
^iefj c5, ba| man bor allem SBieberl^crftellung ber früheren Rr(^
Ud^eu 3uf*änbe f orbern »erbe, fo erwiberte er, bann moQen m
barauf bringen, bafj fie un§ ben ßeonl^arb Raifer unb bie anbern
ebangclifd^en SKfirt^rcr toiebcrbringcn. SReland^tl^on betonte immer
»ieber bie 3«temonicnfragc. ßutl^er erfannte an, bafe man au(|
in Augsburg ja nur unter ber SBorau^feftung ber greil^eit be5
@t)angelium§ nad^geben »oQe. ^ber »er bürge benn bafur, ba^
jene il^r Serfpred&cn, ba§ Süangeüum freijugeben, auc^ ^(ten wur=
ben? 35r biöl^erigeS SBetl^alten fpräd^e bagegen, unb »omit be=
grünbeten fie benn il^re „2rabitionen", bod^ eben mit bcm Der=
meintlid^cn 3led^t, fie aud^ o^ne ®otte« ©ort aufrid^ten ju burfen.
Darum tam er ganj im ®egenfa§ ju SReland^tl^on immer miebct
barauf jurüdf, bafe e^ fid^ juerft um bie Se^re l^anblc, bann Wnne
man weiter feigen, wie e§ mit ben 3ci^<^iw<^nicn ju Italien fei.
SRefond^t^onS SSemu^ungen, ber 3«tiSbiltion ber SSifd^öfc eine an=
nel^mbare ®eite burd^ Berufung auf ibre weltlid^c ®ewalt abjuge=
winncn, üerwarf er nid^t minber. ©amit üermifd^e man toieber
geiftlid^e unb wcltlid^e ®ewalt, woburd^ fo biete« Unl^cil in ber
Rird^ aufgefommen fei. ®ie d^rifltid^e gteibeit tonnte er nic^t auf^
iBienig e% toon ber Sxx6^t. 857
geben, unb ebcnfo bcflimmt »ic üor jcl^n Sagten betonte er bie
©elbflänbifllcit bct iSemeinbe, ber ol^ne i^ren ©iUen niemanb et=
n)aS auflegen burfe. SBaS man t^on ber iSute bed ftaiferS rfil^mte,
»ar ibm fd^on nid^t me^r fllaubmürbig, iebenfaQ^ l^ielt er fie für
erfolglos. Überl^upt l^ielt er aQe »eiteren SJerl^anblungen für
ülbeiffüifig, menigfienS bie SRitioirfung ber Z^eologen.
@(i§on am 15. 3uli fanb er, ba| man genug getagt l^be.
„Smmer wieber l^eim, ^eim!'' „©en ftaifer »erben wir l^ören
als Saifer, aber ni(^t mel^i unb barüber l^inauS.'' Sluc^ bie @egner
foQten erfal^ren, mie er bie ®ad6e anfal^. 3^9^^^ t^it feiner
©d^rift an ben »arbinal «Ibred^t üon SKainj, bie ber S3ifd^of toon
Augsburg in ber SSerfammlung ber tat^olifd^en @t&nbe t^orlaS,
(am am 22. ^nlx ein (leined lateinifd^eS (Sd^riftd^en Sutl^erS nac^
S(ugdburg. @d waren 40 lateinifd^e S)id))utionSf5^e, in benen er
äBefen unb Siedet ber SKrd^e bel^anbelt. @ie erfd^ienen als (Sin::
blattbrudt mit ber Überfd^rift: ^golgenbe ®a^e bel^uptct mit
@]^ifti C)ilfe D. äRartinuS Sutl^er, ©er l^eiligen Stirere ®otteS ju
SBittenberg S)o(tor gegen bie ganje @t)nagoge beS @atanS unb aQe
Pforten ber ^iüt."
S)ie d^rifilidje Stird(|e beftimmt er l^ier als bie 3uf^ni>n^>^'
faffung ber ®etauften unb ©laubigen unter einem ^faner, fei eS
in einer ©tabt, einer ganjen ^romnj, ober ber ganjen SBelt.
®ie §at {eine SRad^t, Slrtilel beS ®laubenS ju beftimmen ober
befonbere gute SBerle ju gebieten, ba beibeS genugfam in ber ©d^rift
gej(^e]^en ift. Sie l^at jebod^ 9Ka(^t, ©itten unb ©eife ju ftellen,
bie man l^alte in gaftcn, gciern, 2rinfen, ftleibern, SBad^en unb
berglei(^en, boc^ ni(^t „über anbere ol^nc ibren SBillen*, unb nur
bann, wenn fold&e Sitten ol^ne @cfal^r für ®lauben unb Siebe
finb, bie (Sewiffen nid^t Derwinen unb aOe @tunbe \t nac^ Ur?
fachen geanbert werben tonnen. (Sl^elofeS Seben ju gebieten, l^at
fie feine (Sewalt. ©er ^ßfarrcr ift nid^t bie c^riftlidde Rird^e, er
lann feine Jhrd^e, (Bemeinbe öermal^nen, gaften u. f. w. auf
fid^ 5u nel^men, ol^ne S^ftimmung feiner (Semeinbe aber l^at er
nid^tS fefijufe^en, unb eS l^at teine gr0f(ere ,,(Sfelei' als bie ber
^apifien gegeben, weld^e bie geremonien ju ®laubenSarti(eln mad^en,
bie babon pt&nen, baf) ein ®lieb, ber $af)fi, aOein biefe 3Ra^t l^be.
8&8 .eon bot e^Ififfdn/
9uf biefe &&%t k)emi€d et bie Sugöburgei mit i|ren Btagen, un))
fte fptad^n feine Steinung Don bem Sert unb bem Steinte bet
römifd^ Ztabitionen, für meld^ man fid^ immer auf bie Vixif
berief, beuUiii^ genug aud.
Sine anbere @(^rift, bie aber erft nac^ bem 9lei(i^tage feib;
gebrudt »ar, würbe unmittelbar bur(^ eine tu{(erung (Sampeggil
k)eranlaf(t. S)erfelbe l^tte bei feinen erften Unterl^nbtungen mit
3Relan(^tbon ertlfirt, baft ber $a)>fi DieOeic^t beiberlei «eftalt unD
bie ^riefierel^ erlauben Unne, bie S|e Mc SRfind^e unb 9lonnea
aber nid^t, benn in le^terem gaSe ofirbe ber clavis errans, ta
^e^lfd^luffcl jur Slnwenbung anfommen, b. 1^. na<^ ber f(^olaftif(^
S)ottrin, ein SDiSpenfieren, (Sebieten, SoiSfpred^en ober Seilten bei
®ttnben ol^ne <&txoSfyc, baj; badfelbe k)or ®ott rec^t ift ober ®ülti3=
(eit l^t. S)arauf§in f(^rieb 8utl^er ge»iffermaf(en als ©eitenpd }v
bem „SBiberruf Dom gegefeuer'' feine ®(^rift „Con ben ®(^lii(*
fein.*' ©atinbedtt er bie ft^otapifd^n ße^ren über bie &äßP
gemalt in il^rer Unmal^rl^it unb ®eelengef5l^rlid^(eit auf, erinneit
an ba$ ganje Hblaf(treiben unb jeigt, mie eS bei bem r6mi{(|cn
93u|»efen niemals ju einer ®e»if(^it ber @unbenDergebung fornneii
lann. ©cnn biefcS berul^e immer auf eigenem Jl^un, auf ^
(Senugfamfeit ber 9teue, bie immer ungemi^ bleiben mufe.
©agegen finb il^m bie ©c^lüffet, bie ber ©err ben Sönfl^^ ^^^
aOen e^riften, 9?att^. 16, 19 unb 18, 18 öcrliel^cn l^t, »m
allem ,,l^immetöfd^luffel'', benn au(^ ber Sinbefd^luffel ifl n^
©unber nu§ unb gut, üermal^net il^n jur gur<^t (5otte§, erfc^te*
unb bewegt il^n jur SSufee unb nic^t jum Cerberben." Unb l)ie
®en)i{il^eit ber burd^ baS Sßort ber Slbfolution erlangten Skr^
gebung berul^t lebigUd^ auf jenem SSerl^eif^ungdmort , fie tovi^
aud^ fi(^er bem erteilt, ber bie S^^^i^ ^W Glauben j^innimmt
unb fie fo nid^t genie|t. ®r gleid^t bann einem, bem ein Sß^
ein ®(^lof( fd^enlt, ber eS aber nid^t annimmt, unb emftlii^ tooxoi
Sutl^er toor einem fc^wärmcrifd^en SBarten auf ^innerli<^e 8Setgc=
bung."
8ber aud^ ber Sinbefc^luffel, bie ®ewalt, bie @unbe ju if-
l^alten, befielet nid^t minber ju Siecht. ®egen offenbare @unbe
foQ man Sann audfpre(^en, jebod^ unter Stitmirtung ber (Semetttbe.
2)ie arbeiten bet ,,StberIegung'' be9 i93elenntmffe9. 869
SJicfcn @tanb|)unlt IJicIt er tro^ ber fo »cnig gcorbneten ®emcinbc=
tocrl^ältniffe aud^ je^t nod^ fefl. —
92an Ifinntc meinen, SutJ^erS SluSlaffungen litten beibe Steile
Don ber Unmöglic^Ieit einer (Sinigung überzeugen follen. S)aS mar
nid^t ber %ati, @etn perfönlidler (Sinflujs auf bie öffentUd^en fin=^
gelegenl^eiten mar im S3er|iältni^ ju frul^er ein fel^r geringer, ^an
voax felbftänbtger gemorben, unb unterschieb (mifd^en feiner $erfon
unb ber bon il^m vertretenen l^eiUgen @ad^e.
3n ben otfiiieden Sßerl^nblungen bermieb man ben geächteten
Re^er aud^ nur ju nennen. Unb auf ber anbem Seite gebot bie
politifd^e Slugl^eit ni(^t minber, xoeun man anberd überl^upt etmad
erreid^en moOte, fid^ an bad ;u leiten, maS bie @t£nbe atö
tl^ren (Slauben übergeben litten, greilid^ bie gaber, @od§leuS,
(&d unb bie anberen, bie mit ber Seantmortung beS ebangelifc^en
SelenntniffeS betraut »aren, waren anberer SReinung. iSeffiffettt=
li(^ gingen fie barauf au«, ba3 ©elenntni« „ber gfirften" in SBiber=
fprud^ 5u fe^en mit titn gr5{(tenteU« au« bem Sufammenl^ng ge::
riffenenen äuf(erungen 8ut^«, SReland^tl^on« unb ber ek)angelif<^en
^rebiger überl^upt. SBo fie bie äHid^tigleit ber ebangelifd^en Seilte
anertennen muf(ten, forberten fie bie ^rften auf, Dor allem bie
ganj anber« lel^renben eDangelifdben ^rebiger jum SBieberruf il^rer
pretifc^en ßel^ren ju Dcranlaffen. 3« gel^fpget SSerleumbung
fonnten fie ftc^ nic^t genug t^un. (S« fc^ien, al« ob (einer ber
SKitarbeiter fid^ bie (Selegenl^eit entgelten laffen mollte, ma« er feit
Sauren gegen biefen ober jenen perfönlid^en ®egner auf bem Q^tn
iottz, nunmel^r gemifferma|en unter (aiferlid^er Slutorit&t an bie
Dffentli(^(eit ju bringen. @o würbe bie mefentUd^ Don dd "^cc-
rfi^renbe Arbeit }u einer umfangreid^en, citatenreid^en @(^m5l^f(^rift,
ber man nod^ burc^ allerlei Seigaben, meldte bie SHuc^lofigteit ber
®bangelif(^en aufbedCen fodten unb bie ®reuel be« Sauemfriege«
unb anbere« mit nadCten SSorten al« ^d§te be« „(5k)angelium«'
l^infteHten, grdfieren fRac^brudC k)erleil^en wollte. SDamit erntete
man jebod^ wenig S)ant am (aiferlic^en Qo^c. 9ud^ bie tat^o-
lifd^en @tfinbe waren mit bem fc^mfil^fud^tigen äRad^wert wenig jU'<
frieben. S)ie ^eififpome würben auf il^re Slufgabe berwiefen, bie
Überein^mmung unb bie Sbweic^ung bon ber Sirc^enlel^re barjutl^ttn.
860 2At Intmott auf ba« edotntntS (Conftttatto).
Die (at^olifd^ ®tfinbe Detlangten, baft bie Slntmoit in Id
Saiferd 92amen auöge^n foQc. 2)amit iDurbe ber ftaifet aus
bct SioQe bed oberficn @(6iebdti(^ter^, bie e( fo gern au^üicn
ooQte, in bie bed ^atteifu^tetd gebtfingt (Sx zögerte barauf ein:
juge^n, au(^ bed^alb, toeil et eine fefie ®ef(^h)ifen]^t in bet alt:
IiT(^li(^en Partei k)ermiftte. „@ic »etben ade f(^on matt", )(^
et an ben $apfi. 9lo(^ einmal mad^te et einen etnft^ften Sei:
{u(^, auf ben 92at(gtafen (Seotg unb ben Shitfütften üon®a(|iei
einjumitlen unb untet (Snabenoetl^iftungen mie S)to^ungen üe
k)on il^tem (Klauben abiubtingen. 92amentii(^ bem SRaxfgrafen
Otttbe but(^ feine SSetmanbten, ben Shitfütften 3oa<l^im unb ben
ftatbinal Don 92Qinj l^att s^S^f^^* ^ >^^ t)etgeUi(^. Sa
Saifet etl^ielt mann^fte Sntwott. 92an betief fic^ auf ba§ %t^
wiffen, bas taifetli(^e %uSf(^tei6en, bad aQed in Siebe unb ®ü%
leit 5U bel^nbeln k)etfpta<^, unb ba^ übetgebene Sefenntnis, ^
butc^u^ in bet @(^tift begtunbet fei. S)a^ mat am 21. S^^i
%m nac^ften 2age mat bet ftaifet entfc^lofjen, bie fatl^olifd^c Snt:
iDOtt in feinem 92amen au^gel^en ju (äffen. Sßon neuem festen ji^^
bie (Selel^tten an bie Xtbeit. Ilbet etft nac^ mel^tfac^et Umar:
beitung, an bet fic^ auc^ bie (aifetlid^en 9läte lebhaft beteü
ligten, fanb bie Entgegnung ®nabe Dot ben Hugen be^ Sait'er^-
3n feinem 3?amen »utbe fie am 3. 8luguft in bemfelbcn Saume
mie bie lluguftana Detlefen. ^\xi) in il^tet enbgültigen gotm toar
fie tto^ bet als 83e»ci3mittel jufammengel^auftcn ©ibclfteüen ein
ttautigeS Stad^mett, mcl^t eine ^etteibigung tömifc^et Seilten unb
©täud^e, bie alle fut c^tiftlid^ cttlätt wutben, unb eine gtofec fc
tlage bet (Segnet als eine SBibetlegung. Sei ben (Suangelijcleii
mat batubet nut eine (Stimme, baf( bie (Segnet fid^ einet fol^Q^
©d^tift eigentlich fd^ämen müfeten. Äbct bet ftaifet ettlätte, ba»
fei fein (Slaube, auf bem et bel^atten mollc unb fotbette bie än=
nal^me Donfeiten bet ^toteftanten. 3m galle bet SBeigctunj
btol^te et }u t^un, voa^ i^m als S3ogt bet c^tiftltd^en Rit^e gebühre,
©ie ^toteftanten baten butd^ ben Ranjlet 33tudt um eine Sb-
fd^tift. ©atubet n^utbe betatfd^lagt unb fc^lie|lid^ etflatt, bati ii4
bet Saifet bie @ad^e übetlegen metbe. 9li(^t mit Unted^t f))ottete
3ol^. Stenj in feinem ©tiefe batubet, bafe bet Raifet bie (Soan--
96retfe be9 Sanbgrafen. 9leue l^et^anblungen. 861
gcltfc^en ju feinem ®lauben jmingen idoüc, aber tiod^ batfibet
iibctlcge, ob et x^n benfelben fd^riftlit^ mitteilen foDe. ©o niebrig
urteilte man Don bem (Sel^örten, baf( bet SSetbac^t (aut mutbe,
bag man aus @(i§am bie Arbeit nid^t meiter t^etöffentlid^en tooQe.
Sbet fd^on Dorl^er l^atte bet p&pftlid^e Segat, um jebe weitere 2)id-
putation abjufd^neiben, bie Übergabe ber 8[ntö)ort l^intertrieben.
@S gab in ber %fyit Seute, bie glauben tonnten, baf( mit ber
faiferlid^en SrUdrung, bieS fei ber d^rifiUd^e (Staube, bie (Sad^e er-
lebigt fein muffe. SBor aDem war ber Raifcr felbft ber SKeinung.
Dl^ne irgenbmeld^ed 93erft&nbni$ für bie 2;iefe ber et)angelifd^en
Überjcuguttgen mod^te er eö für auSgefd^Ioffen geleiten, ba| bie
et)angeUfd^en @tcinbe feiner faiferlid^en äRad^t ju trogen magen
»ürben. SBie »enig tannte man bo(^ bie et)angelif(^en t^urften!
SRan finbet nid^t, baf( bie rfimifd^e üntmort irgenbmel(^en (Sin=
brudt ober aud^ nur in irgenbeinem fünfte S^^cifel erregt l^tte.
Dbmol^l fie bie brol^enbe ®efal^r nid^t t)er{annten, maren fte mutiger
als je juDor. 811$ man il^nen bie «ftonfutation" nur unter SSebin«*
gungen fibergeben motlte, meldte eine Snertennung in fid^ fd^loffen,
fa§en fie baDon ab,
?lber ma« foDte nun gefd^el^en? ©er ßanbgraf, ber mol^l iebe#
»eitere 9ßer]^anbe(n ffir auSftc^tSloS l^iett, reifte am 6. i(uguft l^im-
Ixä) ab. S)aS mad^te grof(eS Sluffel^en bei ber Gegenpartei. SRan
furd^tete jum menigften eine (Sprengung beS Steid^StageS. ©ie
X^ore ber @tabt mürben befe^t. S)en Steic^Sftfinben mürbe \)tt^
boten, o^ne laiferlic^e (Srlaubniö 8lug«burg ju üerlaffen. ©ie laifer=
liefen ©tol^ungen mal^r }u mad^en, magte man aber bod^ nid§t,
griff toielme§r ju bem ©ebanten jurud, in fpejieQe Serl^anblungen
über bie ftreitigen fünfte ju treten. S^eland^tl^on, ber fid^ burc^
bie immer anmaf(enbere @prad^e bed Segaten nic^t ine mad^it
Uef(, l^tte bemfelben fd§on am 4. Suguft mieber bal^in gel^enbe
^orfd^lSge gemad^t. ^n feiner (Sorge, bie gurfien moDten nid^td
rrbarfiber leiben'', fonbern, mad bod^ üiel fd^limmer mSre ald ^tlai^-
giebigteit, ft<^ mit (Semalt miberfe^en, ^atte er jugleic^ bie SRUbe, ja bie
Sarm^ersigteit be$ ^apfttumS angerufen. ©a$ mar ni(^t bie SReinung
ber fibrigen ^u 9lugdburg berfammelten Zl^eologen, aber aud^ fie l^ielten
es ffir il^re ^id^t, ju »eiterer »erl^nblung bie ^anb ju bieten,
862 Intf^ttfimi^nMttiigen.
in nebenffi(^ti(^cn fingen um bed griebend totSen ju meiden, ja
felbft untet ben ^opft, loietool^l et ein Sntid^rift ift, ft<j^ ju fteQen,
U)te bie S^ben untet ^§atao in ^Qpten, „fo uns redete Sel^e
fteifleloffen »itb''. äRit äted^t machte bet ftansler föxüd auf bal
2ßibetfptu(l^dt)oae in biefet legten Semettung aufmettfam, abet toie
»enig (Stfolg man ft(^ aud^ Detfpta(^, fo moUte man ßd^ bo(§ ben
„®Umpf '^ nid^t nehmen laffen, bie fninb jum ^eben geboten ju l^ben.
@in 8lu$f(l|uf( üon je fieben IRitgliebetn, ^l^eologen, gfitßen
unb aiSten, jebet ^attei foflte miteinanbet batubet beroten. 9Rc=
lan(^t]^on unb (Sd maten'bie jffiottffi^tet. Übet aQer (Snoattea
fd^ien ju Anfang bie Einigung gluden ju moQen. SRan K)ettian=
bigte ft(^ übet eine gonje SHeil^ Don ®lauben^tti(eln , in anbetn
tarn man fid^ bod^ nal^e, aud^ {am man einanbet mit fo oiel guter 9?ei=
nung entgegen, bafe ein enblid^ed SinoetftfinbniS ni(^t auSgefc^lojten
]dfm. S)ie 8tt, mie (5dE {e^t übet @tbfunbe, Sled^tfetttgung, au(|
übet bie Suf(e fptad^, mobei et bie gefotbette ®ati§fattion mit
S3effetung ibentifi^iette, mat fteilii^ gtunbbetfd^ieben oon feinen %i^
lajjungen in bet Ronfutation, abet fie mat üetl^eifeung^öott. 5)ie
(Eoangelifd^en gaben }mat il^te 9lttifel nid^t auf, abet unter 97e=
land^t^on^ (Sinflug lie| man fic^ eine 2)eutung gefaQen, beten
i(nnal^me Donfeiten bed ftunbigen atö §a(be Unmal^t^eit etfd^einen
tonnte. Sbet aU bie llttilel üon ben 9?iöbtfiud^en jut %er^nb=
lung tamen, jeigte fic^ bet 3n)iefpalt Don neuem. Sßol^l tonnte
ed al^ eine llnnfil^etung an bie e&angelifd^e Seilte aufgefafit metben,
ba^ bie ®enugfamteit bed Dpfetd (Sl^tifti am $h:euje gelel^tt unb
bie äReffe al^ ein „ fattamentlid^ unb mibetgebad^tli(^ Dpfer jut
(gtinnetung unb ®ebäd^tni§ beS &iben§ unb ©tetbenS Sl^fti"
gebeutet mutbe, abet bet 9Ref(fanon unb alles anbete, ma^ ben
(gbangelifd^en als (Söftenbienft galt, fodte beibel^lten wctben. ©er
Sbenbma^lSfeld^ foOte aus ®naben beS ^apfteS bis ju einem
Ronjil benjenigen ®emeinben gemattet »etbcn, in »eld^en et üblich
gemotben, boc^ untet bet S3ebingung, bafi nad^ SSegel^t aud^ eine
(Seftalt geteid^t unb ben Seuten menigftenS einmal im S^te bie
(Senugjamlcit beSfelben geptebigt »etbe. SBeit entfernt bat)on, bie
^tieflete^e als jutct^t bejtel^enb anjuetfennen, »utbe ben bete^
lid^ten ©eifllid^en bis jum »onjil l^öd^ftenS ©ulbung in «uSfic^t
geftcDt, unb joDc man Mtauf fc^cn, fu ^^^^ anim ju ctfefecn.
®ic bcftcl^nbcn »(öfter foUtcn erhalten werben, neue 3«^««
aufnel^men burfen, fold^e JMofterleute, bie o^ne Srlaubni^ ber
Prälaten austreten, jur Seflrafuna überantwortet werben u. f. w.
Sn ber 2;i^at, bie§ bebeutete ntd^t Diel weniger als eine DoOftfinbige
SBicberl^er^eaung beS Statl^olisiSmuS. SRaturlid^ mufete man biefe
93orf daläge als ^anjes ablel^nen, aber bie (Segenborf daläge, welche
bie ei^angelifd^en SRitglieber im SluSfd^ug am 20. Kuguft oorlegtcn,
mad^ten ni(^t geringe »onjeffionen.
®ie grage üon ber 3Refje würbe nid^t Berül^rt, als ob bamit
ttunmel^r aDeS in Drbnung wäre, bie 3uriSbiftion ber ©ijd^öfe
in ber weitgeljenbftcn gorm jugeftanben. ©ie gaften joHten an
jel^r Dielen Jagen jwar nur „um ber ßiebe willen" unb „cl^n^ bie
©ewiffen ju bejd&weren", geleiten werben, babei foDte bod& tjer=
boten fein, an ben bctreffenben Jagen öffentlid^ gleifc^ ju üer=
laufen. S^^etreff ber ^riefterel^e wollte man nid^t nad^geben, ebenfo
lel^tttc man ab ju leieren, eS fei nid^t unrecht unter einer iSc=
ftalt 5u fommunijieren, Derfprac^ aber, barauf ju l^alten, baf; bie
^faner unb ^rcbiger in biefer grage ,,fold&e 3Rafe l^alten, bie
5u friebe förberlid^ fei, bis auf fernere ^xinblung in einem Ronjil".
?lber aud^ biefe Sugeftänbniffe waren nid^t genfigenb unb jubcm
würben fie Don einzelnen ebangclifd^en ©tSnben, bie crft l^intcrl^er
baüon erful^ren, ni^t gebilligt.
SRan war auf einem fel^r tritifc^en $unft angefommen. S)ie
einzelnen ©tänbe fingen an mi^trauifc^ gegen einanber ju werben.
S)ie Suneburger, 92umberger unb ^effifd^en SH&te wollten ol^ne neue
Snflrultionen fid^ in leine weiteren Sßerl^nblungen einlaffcn. SRan
woQte beobad^ten, bafe „ber ®a6)\c" unb ber 9Rarlgraf etwas
„weid^er" würben unb burd^auS grieben l^aben wollten. 3^if^c>i
^elanc^tl^on unb bem Suneburger Stanjler tam eS ju „wiber-
wdrtigen Sieben'', unb auc^ oon bem l^effif(^en ^rebiger @(^nepf
mufete ber erftere ]\^ wegen feiner Siad^giebigleit fd^elten laffen. ^n
ber @tabt l^atte fid^ bereits baS @erfi(^t verbreitet, SKeland^tl^on l^be
jene oben erwfil^nten gorberungen ber Sifimifd^en acceptiert, waS
grof(e Aufregung berurfad^te. (Sereon ©e^jler, ber ÄugSburger ärst,
fc^rieb an ^palatin : „S)ie ganje @tabt fagt Don ber Stonlorbia : (5s ifl
SM 2ut^ SenttcOimg bet griebot^DMMttfle.
bcffet mit Sl^tifto geftorben unb t)erboT6en, ot^ ol^ne il^n bec ganjes
SBklt ^ulb etworben." Suc^ 3<>naS »utbe fc^r bebcnflu^. 3i(
fob^en »id^tigen Stttleln foUte man o^ne Hat unb äSomtiot
Sutl^« nid^tö befcblieften, ertlfitte er.
S)ie gteunbe mu|ten fteilic^ ISngft xoiffen, tote Sutl^ p beti
fraglichen fünften fi(^ fteQte. «Stein toon ^erjen frommet SRenfi^
lann bie $rtoatmeffe biQigen, unter melc^m Flamen fie au^ge^
feiert merben mag'', §atte er fc^on am 27. S^li na(b Sugdbutj
gef (^rieben. Unb atö S^eland^tl^on jum britten^: unb mertenmle
barauf jurücftam unb immer mieber neue (Sd^ingrunbe für bie
Berechtigung gemiffer 2:rabitionen oorbrac^te, mieberl^olte et i^
immer unb immer mieber, ba| niemanb ba$ Siecht l^be, gegen i\t
@c^rift fird^lid^e 2:rabitionen }u fc^affen. SBad man bamit enci(|en
»olle, barauf fomme eS entgegen ber Steinung 9Kelan(l^tl|on§ nü^t
an, fonbern barauf, ob etmaS auf (Botted SBort ficb gtunbe tk
ni(^t. S)ie Slad^ric^t, bag bie Sonfutation fo (Idglicb auSgefaSeit,
erfreute il^n. (5r ^offte, bafi bamit bie ®a(^e tool^I balb ja Snbe
tommcn mürbe, ^e^t tdnne äßeland^tl^on fel^n, fi^rieb et, m
unnötig feine Sorge um bie 2rabitionen gemefen Jei. .P^j
l^inburc^", rief er ben greunben ju. ©ie ftunbe, bafe man M
auf S(ud{(^uf(Oer^nblungen eingelaffen, mar il^m oeriounierli^
tltö baräber Unfrieben unter ben (Soangelifc^en auSjubred^n bto^te,
uberfanbte ber fturfütft bie 93otf(^lfige beiber Parteien an &t^
)ur Segutad^tung. @eine Slntmort mar fo Kar unb ^utli(^ ^^^
möglid^. !(ud§ bie SSorfd^lage bed et)angelif(^en %udf<i^uffe$ l#
er ab, aber in fd^onenber SBeiJe legte er nur feine eigene ©tefliuij
JU ben gorberungen ber ®egner bar. ©nerki (Beftalt be§ Sota-
ments ift gegen ®otte5 ©ort, folglid^ ift fie an^ in bebinjta
gorm nidgt ju bemiUigen. (Sbenfo fte^t ed mit ber föinfelniefe.
Sfiftt man biefe ju, fo ift nid^t einjufel^en, marum man m(|t ^
gleichem Siechte aOe anberen 9!en{d^enmer(e annel^men foQte. ^^
einer gemiffen 3^onie befprid^t er ben Cerfud^, bie SReffe M
eine (Sloffe, burd^ eine Umbeutung beS Dpferbegriffd anne^mto
5U mad^cn. Auf bieje SBeife, meint er, Wnnte man ben tixS^¥
(Klauben aud^ gloffieren. ä&enn man fein mirßid^ed Opfer ntönCr
bann lafje man bo(^ bie oerf&nglid^en jffiorte fort! Witt \o, ^^
Steuer ^n9g!idäf9^näf, 8esmttti(igttttd bei bett ^MmgeKfci^. S8S
bet „Äanon" laute, Wnne er nid§t anbetS afö im Sinne eine« »irl=
tid^en Dpfer^Iüetfianben metben. „Sa§..ifi Ififtetlid^ unb fd^finb^:
Ud^/' i.SnbUd^'', f einreibt er, ,, wollen tt)tr adeS leiben unb meid^en,
wa^ in unfercr 3Kad^t flel^et. — SBaS aber iSottc« SBort ni(^t
ifi, baS ift nid^t in unferer 92ad^t anjunel^men, unb wad ol^ne
Lottes äßort geftiftet ift jum ®otte§bienft, ift aud^ nid^t in
unfeter äRad^t, ba^felbe anjunel^men.'' Sarum fönne man gaften
unb geiem aud^ nur fo weit annel^men, atö fie Don weltlid^er
Obrigteit als meltlid^e Drbnung geboten mürben. SaS Stonjil,
beffen (Sntfd^eibung man in Slugdburg auf beiben Seiten bie enb=
gültige Siegelung überlaffen woOte, crwfi^nt er mit feinem SBort.
SeutUd^er lieg er no(^ bie greunbe feinen Unwillen fiber il&re %er=
fuc^e, ,,Sut]Jer unb bcn ^ßapfl" miteinanber Dereinigen ju woDien,
ertcnnen. (Sine ©nigung in ber ßel^re fei unmöglich, wenn nid§t
ber ^apft fein ^apfttum aufgäbe, ^n bem leiben 3«8^PÄi^^'^iff^
ber ®egner fal^ er nur teuflifd^e ßift. 3Reland^t]^on l&fitte bod^
wiffen follen, bafe M, wenn er bie Sled^tfertigung au3 bem (Slau=
ben jugeftel^t, bamit Ifigt, berfelbe (SdC, ber 5U gleid^er ^üt alle
Greuel beS ^apfttumS oerteibigt unb bie S3efenner biefer ®lau=
ben^lel^re tötet, »erfolgt unb üerbammt.
92od^ el^e fibrigenS Sutl^erS ®utad§ten in Hugdburg eintraf,
§atte man ftd^ bort ju einem erneuten ^uSgleid^SDerfud^ in einem
Heineren äuSj^ufe l^crbeigelaffen. ©ieS erregte neue SSeunrul^igung
unter benen, bie bereits S^erbad^t gegen 9Reland^tl^on gefd^öpft
l^atten. ®efliffentlid^ verbreitete man unter möglid^fter Übertreibung,
wie ßutl^r bem allen entgegen fei. ©er ulmifd^e ®efanbte Sefferer
berid&tete in bie C)eimat: „©er ßutljer ift gans wilb ob ber ©ad^e",
man l^abe il^n nad^ SlugSburg berufen unb ben Staifer um ®eleit
bitten wollen, aber 3Reland^tl^on l^abe eS Derl^inbert. ©aS war
boshaftes ®erebe, aber e« bejeid^net bie (Stimmung. 9Kan fprad^
fogar bon SSefted^ung.
3n 3?ürnberg ^egte man bie gröfete Seforgnis. Sogar ber
Rurfürft mufete fid^ bagegen berteibigen, ol^ne ßutl^erS S^f^mmung
jene ?lrtitcl vorgelegt ju l&aben. ©er ßanbgraf berwarf fie mit
<Bntf(i^ieben]^eit. ©eine Släte wies er an, „bem Vernünftigen, welt=
weifen, oerjagten SKeland&tl^on in bie SBurfel ju greifen*. SBoii
Stolht, ^tttl^er. n. 24
tun iniitx Bei bn tiXi^ttamm ^aiimti^igialfl.
einem Selteln um Sonjeffionen tooUte er ntd^tö miffen. St et=
toägt Dielmel^ bie ^age, ob man oom et)angelit^ Stanbpuntte
au$ ben ^piften bte 9teffe in il^ren Sanben jugeftd^ burfc.
S>aS moDte et nut bei fteiet ^tebigt bed ®k)angelium$, tDcil bann
bie SRcffe Don felbft faSen »etbe. ®etn ^ofptebiger ®(^ne))f riet
nut fiu^etH(^en ^ebcn 5U etftteben, „baf( mit ftiebti<i^ mit il^neit
mie aud^ mit ^uben »oj^nen mdgen*'. S9efonbetn Sln^oft ettegtt
ubetaQ, baf) 3Retan<^t]^on, übtigenS nid^t bto{( um beS jeittic^n
^ebenS miden fonbetn au(^ aud Unjuftiebenl^eit übet bie Utu
DoUommen^iten bed eDangetifii^en ftit<^entum$, batan feftl^elt bie
^utidbiftion )>tn Sifd^öfen miebetjugeben. Sßetgebend betief et ^
batauf, in feinem einzigen (Slaubendattifel nachgegeben ju l^beit
Sa^ gegenfeitige 9!ijsttauen »ud^S Don S^ag ju 2;age. (S^ nxir
in bet Zffat eine etnfilid^e ^n^ung ju futd^ten.
^n biefem 9{oment tid^teten ftc^ miebet aQe SlidFe auf Sutl^r.
Sajatud ®penglet in 92utnbetg etl^ob bittere ftlage, ebenfo bet
Sanbgtaf. IRan etmartete aOed Don feinem (5tnfluf(. @r ^ttt
felbft ein (Seffil^l baDon, ma« er je^t bebeute: ^©er ßutl^ ifl frei,
frei mol^l au(^ ber SRacebonier (bie gemöi^ntic^e Se^eid^nung 9Re(an(^=
tl^ond für Sanbgraf $l^ilipp), mad idb lieber nic^t »oOte, fo bafi bie
äßeidl^eit ftel^t gegen bie C)interlift u. f. m.** fc^rieb er am 28.9lugufi.
Snbeffen meinte er, bafe e5 jur S^t nod& feine 3Zot fyxbc ®er
fonft fo l^eftige SRann blieb, obmol^l er gerabe über @aufen im
ftopf unb anbere Seiben ju ftagen l^tte, merfmurbig rul^ig. 9hir
gegen bie l^interlift bcr Stdmer brauchte er einige ftraftau^brude.
Welanc^tl^on fuc^te er Dielmebr ju trdften/@)>engler unb ben Sanb^^
grafen ju berul^igen, fc^limmflenfaDö fönne aDc5 leidet fonigiett
»erben, »eil man ja bie ^rebigt be$ ®Dangelium$ immer Dor=
behalten babe.
Unterbeffen l^atte bod^ ber Ranjler Srfid bie gäben in ber
f)anb bel^alten. 3Kan §atte grofee, fel^r grofee SugeftSnbniffe ge=
mad^t, fd^»erlid^ ju anberem 3^^^^ ol^ bie grof^ ^iebenSliebe
JU bcjeugen. ©afj bie (Scgncr barauf eingel&cn »urben, glaubte
DieQeid^t nur SRelanc^tl^on. ®o oft Srudf bie eDangetifd^en @tfinbe
Dertrat, liefc er feinen S^^if^l barfiber auftommen, baft man auf
bem ubergebenen ©efenntni§ bel^ne. Sutl^cr, ber fcl^t »o|l »u|te.
5D{e ^rl^anblungen ftnb erfolglos. 367
xod^t fd|tt)eren ©orgen auf il^m lafieten, l^tte i^m am 5. Xuguft
einen fd^önen iroftferief gefd^riebcn unb il^n jum gldubigen ?Jcr=
trauen auf ben admad^tigen (Sott emtal^nt. (S^ mäte faum nfitig
gcmefen. SrüdC nxir unbemegli^. ©ie Slutnbcrget meinten, et
tofire bet einjige „33etftanbige in bct ©ad^e''.
9?atfitlid^ 50g man au^ bic gcfamte poUtifd^e ßage mit in
9led6nung. «n bemfelbcn Jage (20. augufJ), an »eld^em bie
Sifirnbergct ©efanbtcn üon neuen ^ScrJ^anblungen übet bie Sßal^l
eines tömifc^en StönigS berichten, fpted^en fie „aus Diel beweglid^en
Urfac^en" bie C><^ff"Wtt8 ^^^z ^^ würbe, ob man ftd^ einige ober
nic^t, ju feinem ,,Unfrieben ober tl^tUc^er l^anblung fommen",
fonbern „ein gütlicher Seftanb bis auf baS ftonjil bewifligt mer=
ben''. %u(^ mujste man, baf( nid^t einmal bei itn geiftlid^en gurften
ber (Sebanfe, ®emalt anjuwenben, aUentl^lben Änflang fanb.
?lu(^ bie aSerl^anblungen beS jweiten ÄuSfc^uffeS öerlicfen reful=
tatloS. ^n einer (Srllfirung Dom 28. Suguft bermiefen bie (SDan=
gelifcfeen Don neuem auf il^r ©elenntnis, beffen Seigre bie (Srunbe
für bie tlbtteHung ber 92i|bräud§e entl^alte, unb erinnerten an \)Ci^
SSerfpred^en eines ftonjits. ®ie erl^ielten ungnablge äntmort.
3war tonnte ber Raifer bic ÄoniilSforberung nid^t ablel^nen, aber
nnter unmutigen äu|erungen über ben ffiiberftanb ber geringen
ainjal^l, bie fic^ unterflanben l^tte, neue ®efe^e unb ©eften attf==
jurid^ten, Derlangte er Dorl^ äßieberl^erftellung beS alten SKrd^en^
n>efenS. ©aS l^tte ber ^apft mi) fd^meren Sebenfen auSbrfidli^
jur Sebingung gemad^t. ©ie ^oteftanten erinnerten baran, ba|
fold^ Sebingungen frul^eren Keid^StagSbefd^luffen jumberliefen, unb
lel^nten fie ab. ©arauf Derfud^te ber ftaifer, ber nod^ immer (ein
S3eift5nbniS für bie religiSfen ^otiDe befafi, perfSnlid^ bie $ro=
teftanten ^ur Slnerfennung ber SiajoritfitSbefc^Iuffe ju bemegen.
©eine S3emul^ungen f(^lugen fel^l mie bie ©onberDerl^anblungen
einjelncr Äeii^Sfurflen. SReland^tl^on, ber ftetS bereit war, neue aBer=
gleid^artitel aufjufteHen, geriet barüber in neuen fd^meren Sßerbad^t.
auf »eranlaffung ber Mmberger ®efanbten »urbe Sutl^er burd^
©pengier unb Sß. Sint bringenb aufgeforbert, bagegen einjufd^reiten.
Sutljer »ar ni<^t geneigt, an ein »erft^ulben beS greunbeS ju glauben,
aber er fürchtete irgenbmeld^en «nfd^lag ber ®egner. 3« f(^on«nbfter
24*
868 ^tl^ fiber bie Qerl^nbtungcn. Qttcet9 (Simgung^gebanlm.
gotm bat er 92elan(^tl^on um Kufttatung u6et baS, »aS iitimifi^en
Dorgefaden. ©c^fitfer, ja iomtg f(^rie6 et an ^ona^ : .,3^te SBe=
btngungen ttfirbe er nie annel^men, au(^ loenn ein (Snge( botn
^immel J^miebet (fime.'' ®e^r emft loamte er bor einer @tKii=
tung im eigenen Sager unb ermal^nte bie ^eunbe abjureifen unb
aQe fkrl^nbtungen abzubrechen. ^@ie ^ben baS SetenntniS, fie
l^ben baä (Soangetium: fte mögen eS julaffen, menti fie moUtn,
wenn fie nic^t ttoden, fo mögen fie an il^ren Ort falzten. Sßirb
ein Shieg braus, fo werbe er braus, wir l^ben genug gebeten unb
getl^n/ 8in( fuc^te er u. a. bamit ju berul^igen, ba| aQe 3u'
geftdnbniffe ol^ne feine SinmiQigung boc^ iQuforifd^ mären, unb
fpra(^ bie C^^ffnung aus, bajj bie ®efal^r injmifd^en Vorüber fein
merbe. Unb fo war eS. S)ie ^er^nblungen waren abgebrochen.
(Spengler, ber f^e SSriefe nad^ Augsburg beforgen foQte, fc^icfte
fie beSl^lb an Sutl^er iurud, unb biefer l^offte je^t auf ba^
SSeftimmtefte, ben greunben balb „ben Schweife abwifd^en" ju
tonnen.
Sber bie StfidRel^r üerjögerte fic^ nod^. SJel^rfad^ l^atte ber Saifer
bem fturfürfien bie Erlaubnis jur Sbreife verweigert. S)afur ^tte
ßutl^er bie greube, ben fturprinjcn auf Soburg üorfprec^en ju
jel^en. ®an} unerwartet erfc^ien er am 14. (September mit SUbre^t
Don SRanSfetb. ®r fanb Sutl^er, wie er bem 93ater bertd^tete,
^frifc^ unb gejunb unb frfil^Ud^", §5tte il^n bcinal^ aber wegen
feines grofeen SSarteS nic^t erfannt.
Sieben ben ^crl^anblungen mit ben 9iömern war eS au^ wiebcr
JU jold^en fiber bie Sbcnbmal^lSfrage gefommen. ^m auftrage
feiner @tabt l^atte SRartin S3ucer Jd^on im 3uü angefangen, ffii
eine (Sintrac^tSformel ju wirten. @r leierte jje^t wtrtlid^ ®enu|
beS SeibeS unb SSluteS (Sl^rifti, wenn aud^ nur für bie ®{5ttbigen
unb in fpiritueder äßeife, aber, unb baS mujjte ben meiften (Sin=
brudC mad^en, er betonte bie reale Gegenwart. 3lä^ aUem, wa^
DorgcfaUen war, bc^anbelten il^n bie ©ad^jen mit grofeem SRife=
trauen, aber ber gewanbte, für ben ®ebanlen ber ©nigung bc=
geifterte äRann, lieg fid^ nid^t abfd^redCen. (Ss gelang il^m enbli^,
wenigstens ®el^ör bei SKeland^tl^on ju erl^alten, [a biefer fanbte
feine ?lrtilel fogar an ßutl^er. 3DaS war erfolglos. ®a erfd^en
mbrcifeWÄurfürpen. ««cnnal^nungto.eaframcnt" ^^ComSotmctf^en." 869
SSucet am 25. @eptember felbft auf (Scburg unb mürbe freunbti(^
aufgenommen. 3^^^ tonnte er Sutl^er nt(^t fiberjeugen, bajj er
unb bic ©einen immer fo geleiert litten, »ie jie jeftt borgaben,
a\xä) modte jener Don S3ergIeicl^Sartiteln nid^ts ttijfen, aber man tarn
fid^ bo(^ nfi^er. 93ucer gab fxi^ ben jd^önfien Hoffnungen l^in, unb
aud^ Sutl^er \pxad;) fid^ einige SBod^en f)}äter in fi^nlic^em @inne aus.
(Snblid^ l^atte man fid^ aud^ in Augsburg entfc^ieben. 3Ran
tvoOte bie ^roteftanten jum (Sel^orfam jmingen, aber man wagte
nid^t, es foglei(^ ju tl&un. S)er (Sntmurf eines Kbfc^iebS, meldten
ber Saifer am 22. ©eptember Derlefen Ue|, erltfirte baS eban=
gelifd^e 8eIenntniS für miberlegt, gab ben (Süangelifd^en aber bis
jum näd^ften grul^ial^r grift jur ©inneSänberung. äBal^renbbeffen
f Otiten fie niemanb ju il^rer „®efte" nötigen, aud^ nichts 5ReueS in
äteligionSfad^en brudten lafjen. Stann^aft würbe biefer Kbfc^ieb 5u=
tudtgewiefen. SReland^tl^on §atte auf ®runb öon 9?otijen üon Dl^ren=
jeugen, bejonberS feines greunbeS SamerariuS eine SBiberlegung
ber fatl^otifd^en ®egenf(^rift (bie fpater fogenannte „Apologie beS
äugSburger SefenntnifjeS*) gefc^rieben. ©rfidt wollte fie bei biefer
(9e(egenl^eit überantworten, aber ber ftaifer lel^nte il^re ^nnal^me
ab. Slm nfi(^ften 2:agc oerfud^te eS bie Stel^rl^eit nod^ einmal
mit S)ro§ungen. @ie waren bergeblic^ wie frfll^er. (Ss tarn ju
einer beweglid^en @cene. Unter 2l^ränen fc^ieb ber Jhirfurft üon
feinem Äaifer. 5Ro(^ am felben läge »erliefe er bie ©tabt.
?lm 24. September melbete Sutl^er feiner grau feine balbige
^txmk^x. fturj oorl^er l^atte er nod^ jwei Schriften beenbet, bie
3U ben Sßorg&ngen in Augsburg in engfter ä3ejiel^ung ftanben.
Die eine, ^^ermal^nung jum @aframent beS SeibeS unb
331 Utes S^rifti", pries bie ^errlid^feit beS ©aframenteS unb
wollte ben ^rebigern Einleitung geben, ber oielfac^ beobachteten
SSerac^tung beS ©atraments entgegenzutreten. ®ie entl^ielt aber
aud^ eine trfiftige 3wtüdfweifung beS frül^er erwal^nten SBerfuc^S,
„burc^ ®loffieren" baS rfimifd^e Jlbenbmal^lSopfer ju erl^alten.
®ie jweite ©d^rift, „?5om Solmetfd^en unb gurbitten
ber ^tili^tn", beren SBibmung an ßinl üom 8. ©eptember
batiert ift, giebt Antwort auf jwei papiftif(^e ^agen, warum er
^im. 3, 23 üerbeutfc^t l^abe, „o|ne beS ®efe^eS SBorte allein
81« «eom ü^obnetft^''
butc^ ben (Klauben'', utib ob aud^ bie oerflotbenen eiligen für an§
bitten, ba mir ja (efen, ba| bie (Sngel für und bitten. S)en $a-
piften toiQ et bacauf nic^t antworten, ben Seinen aber jetgt a,
nne et ju jenet Übetfe^ung getommen fei, unb mie bie beutf(^
&pxai)c um bet Itlatl^t »iOen bad ^adein" (glei(^ .rnut") bort tot=
bete. „SDen man mu| nid^t bie Su(^ftaben in bet lateinifi^
@))ta(l^en ftagen xoxt man foQ beutf(^ t^en — , fonbem man m\
bie Wuttet im O^^ufe, bie ftinbet auf bet (Saffen, ben gememen
Stann auf bem Stattt batumb ftagen unb benfelbigen auf ba^
SRaul fel^n, mie fie teben, unb batnad^ bolmetfd^en, fo Derfte^
fie e$ benn, unb metfen, ba| man beutfc^ mit il^nen tebet/ 8iei
bie 9lfi(tfi(^t auf bie Sptad^e allein ift ed nic^t gemefen , bie t^
5u ienet Dielfad^ angefod^tenen Übetfe^ung t)etanla|t ^at, er ei=
fldtt Dielme^t: „Sbet nun 1^6 i(^ nid^t adein bet ®pta(^en Xrt
i^etttauet unb gefolget, bajj i(b 9löm. 3, 28 solum (adein) l^i
l^injugefeftt; fonbetS bet Jeyt unb bie 3Reinung ®. ^auli fötbcrn
unb etjmingenS mit @malt S)enn eS l^anbett j|a ba(clb§ ba^
^auptftfid c^tiftlid^et Seilte, n&mli(^ ba| mit butd^ ben (Slauben
an Sl^tiftum, ol^n ade SBett beS (Sefe^eS, geteert metben, uni)
fd^neibt ade SBetf fo tein abe, ba| et auc^ ft^tic^t beS ®t\^
(baS boc^ ®otte$ ®efe^ unb föott ift) SBett niii^t Reifen )ut ®er#g'
feit.'' fö fei gut ppfigen, mcnn bet ?l(fet geteinigt ift, ruft er
bcnen ju, bie il^n meiftetn moden, abet ^ben SBalb unb bie @tidt
auStotten, ba mid niemanb an". Unb an einigen d^atattetiftif<|^
SSeifpiclen, bie fein feine« ©ptac^geful^I unb feine 3Retl^obe crfennoi
laffen, jeigt et, »eld^c gtofec ©d^wietigteiten 5U übetminben gew^
maten, unb meiere Sltbeit eS gefoftet, um baiS, maS fi(^ fo lei(|t
lefe, in »itflid^eS ©cutf(^ ju bringen, ©et jtoeite Jeil ocrwitft
bie gütbitte bet C)«ili9«n ^l^ unfid^et, weil bie Sc^tift unS rdiß
babon leiste, mie fie aud^ nic^t etmäl^ne, ia% jemanb bie Snjel
angetufen l^abe. ©abei untetlfifet et nid^t, batan ju erinnern, ba|
man im ^apfttum bie C)eiligen ju ®dttetn gemacht l^be. „W^
@teuel füllen bie ^apiften je^t tooljH unb jiel^en ]^imli(^ bie
pfeifen ein, pu^en unb fd^mfiden ft^ nun mit bet ^üxbitt ber
C)eiligen*. ©a§ modtc et i^nen nic^t ungebufet J^ingel&en lafien
unb fiedte SBeitete« batubet in Xudfic^t in einem ©etmon t)on
2titt %a^t auf <So5urg. ^ehnreifc. 871
ben Engeln. S>erfe(6e, eine am SRic^aelidtoge auf (So6ui^ g^
l^ltene ^tebigt erfd^ien im nfic^ften.Sa^te, aber befd^ftigt fid^ ttut
mit bem S)ienft bet Sngel unb il^rem 9amp\ gegen bie bSfen
Reiftet.
9(m 2. DItobet )}Tebigte et bad (e^temal auf (Sobutg. Seinem
S^uxfutften fanbte et am 3. einen S3tief entgegen, in bem et feine
^eube batubet audf)}tad^, bag et mit <8ott^§ <8nabe bet £)öae ju
^ugdbutg enttonnen fei. 3^ gleid^et ^txt etmal^ntc et ibn, bie
@ad^e, bie ®ott angefangen l^be, aud^ il^m meitet ju befel^len.
®a5 »at ganj im Sinne beg ftommen gutflen, bet nac^ feinet
aibteife ))on Kugdbutg fo balb als itgenb mögU(^ fid^ miebet eüan=
gelifd^en (üotteSbienft leiten lit^ Km 27. unb 28. ©eptembet
wat et in 5Jutnbetg, fpfiteftenS am 4. bütfte et in Sobutg ein=
gettoffen fein.
Unmittelbat batauf »itb Sutl^et mit i§m tteitetgeteifi fein.
?IU et feine «tbeiten ubetfal^, mat et nid^t juftieben. ®t l^tte
meniget fettig gebtac^t, aU et fid^ Dotgenommen. Slbet et ttat
ftöl^lid^ unb fteute fid^ batauf, wiebet l^eimjutommen. ©einem
^an^iftn l^atte et fc^on ftul^et ein „S^dcxiüi)'' in HuSfid^t ge=
fteUt, ba« et in Slutnbetg l^tte befotgcn laffen. 3« ^i««w ©tiefe
an ^ieton^muS SSaumgättner au§ SRütnbetg, bet einft fid^ um feine
ftdtl^ bemotben, fd^etjte et übet beffen ftattUd^en Seibedumfang
unb Detf))ta(^ ftatl^e, feine ftul^ete ^glamme'', üon il^m ju gtugen.
@o pflege et fie mit il^m ^u nedten. Sßom Xage feinet Sbteife
l^aben mit noc^ einen bemettendmetten ©tief an ben 92un(^net
C)ofmufitet @enfel, in bem et feinet geliebten 9iufi(a ein Soblieb
fingt unb ben ^bteffaten etfud^t, ben il^m feit lange lieb gemot=
benen lateinif(^en (üefang „In pace'' (^(^ liege unb f(^lafe ganj
in Rieben u. f. vo., $f. 4, 9) fut il^n t^ietftimmig ju (omponieten.
©et Jhitfutft eilte tafc^ §eim»fitts. «m 8. Dltobet »at man
fd^on in ^Itenbutg, »o Sutl^et, »ie aud^ bie 2age Dotl^, üot
bem Sutfutften ptebigte. !lm ii. CItobet, abenbS 7 Ul^t, mat
et bei ben ©einen. 9m nä(^ften ©onntag beftieg et miebet bie
ftanjel. !lm @(^lu| bet ^tebigt et^fil^lte et bet ®emeinbe au^
Dom Steid^dtag. 92o(^ fei ni(^t§ (SnbgültigeS befd^lojfen, abet bie
^apiften litten befennen mfi{fen, ba| il^te Seilte nid^t mibet bie
872 ^eimreife.
6(l^rift unb ben (Blauben »fite; bie (Bemeinbe folle i&ott banfen,
baf) er (Bnabe gegeben, baft «il^c ^rft mit ben Seinen bei bem
Sßorte (BotteS »iber ben Xeufel nnb alle Sßett gefianben, unb
toeitet bitten, bag ein fold^er Slbf^ieb juftanbe fomme, ba| ta^
fßoxt ®otte« ^d^t bringen mSge.
(Sd^maÖalbcn 1537.
L KoptteC
Don brr Hiickke^r nod^ tOittenberg bis ^unt Q^obe SoJ^anits bra
Beßänbigen.
Sic brol^cnbc ©cfal^r l^attc c§ nid^t öcrmoc^t, bic Ausbreitung
bc^ ^rotcftantiömuS 5U l^inbcrn. 3m nötbU(^cn ©cutfc^lanb,
itamcntlic^ in bcn C^anfcftfibtcn, machte ficft baS SSctlangcn nad^
coangclijd^ct ScI^tc unb cüangcUfd^cm Stitd^entum immer bringenber
geltenb. &ä)ox[ nox bem 9{eic^Stag mu|te man, bajj aud^ Su6ed(,
tvie i^orbem f)amburg unb Sraunfdbmeig, l^a^ Sbangelium an=
nel^mcn moDe. '^m ^erbfi erbat man fid^ bort bcn btxoSfycttn
Drganifator Sugenl^agcn. ®a« l^atte jur golge, bafe Sutl^er bei
feinem SBiebereintritt in bie Xlrbeit beö ^rofefforS au(^ fogleid^ bie
Vertretung ä3ugenl^agenS als Pfarrer übernehmen mugte. ®ar=
über feufäte er mand^mal fd^icer. SBa§ fotlte er nid^t aUeS leiften!
®abei ful^Ite er fid^ elenb unb meinte alt ju werben, ©ein ftopf=
leiben, ba§ nie ganj aufgel^ört l^atte, mar in äBittenbcrg »ieber
l^eftiger gemorben unb machte il^m bis in ben grfil^ltng beS nSd^ften
2a]^re§ Diele Sefd^»erben. ®ie fielen ©riefe unb ?lnfragen, mit
benen man il^n überjd^uttete , brad^ten nur feiten frol^e ftunbe.
®ie Pfarrer bcjd^merten fi(^ über bie SRagiftrate unb ^enen, unb
feiefe waren nur ju leidet geneigt, einen unbequemen ^faner jiel^en
5u laffen ober aud^ ol^ne 93er]^ör unb Urteil abjufe^en, in ber
Hoffnung, balb mieber einen anbern ju erl^alten. ©i^erlic^ woQte
bie weltlid6e Dbrigteit an oielen Orten bie ganje Rirc^enleitung
an fid^ reiben, darüber tam eS j. S3. in 3^i(fau ju ernften
876 9ug«(ttrg€r 9iä<^tag8a6f4i€b.
@^n>ierig(eiten. 310^1 toemge (Seiftlic^e litten baruber ju flogen,
ba^ man fte batbcn liege unb il^nen bei Sluftecbtetl^ltung ber 3^4^
feinen Seiflanb ge»fi]^xte. Unb aQeS nninble fid^ an Sut^et, iebem
foule et ju feinem Xe(^te oetl^lfen. Dl^ne ^mti^d traf aud^
bie $fanet, Don benen oiele ja einen wenig xegelmfifitgen 6iit=
midelungdgang burc^emad^t ^Iten, oielfad^ bie ©d^ulb. S)a§
Dettannte SutJ^et aud^ nic^t, aber Dor aQem fal^ er in ber Un^
banfbarfeit gegen bad (St>angelium unb SSerad^tung beS geiftli(|cn
Amtes ben ®runb für bie läufigen 3«ttt)ürfni{fe jmifd^en ^fancc
unb (üemeinbe. darüber erl^ob er fd^rfe Auflage gegen Sauem
unb Sbel in einer SBibmung an St. D. ftödteri^, bie er einer »Su^^
legung bed iii. ^falmed'' Doraudfc^idKe.
S3on ber S^tunft l^offte man in äßittenberg nichts ®ttteg.
SBie <8en)itterfc^tt)u(e lag eS im ^erbft bed S^l^reS über ganj ®eutf(|=
lanb. (Eine grojje Überfd^wemmung ber Xiber, eine nic^t minber
furd^tbare in SSrabant unb ^'^nbern unb allerlei merfmurbige
pimmelderfd^einungen fd^ienen auf tommenbed Unl^eil ju meifen
Unb bie Qdkn maren ernft. $on SlugSburg l^er, mo no^ immet
Derl^anbelt mürbe, l^örte man nur Don fd^meren £)ro^ungen. "Sla-
mentlid^ bie @tdbte foQten je^t baburd^ eingefd^üd^tert merben.
Slber ber ftaifer mugte Don neuem erfal^ren, ba| man tl^n aB
^ean über bie ©eiciffcn nic^l anerfenne. 3Rod^ten einige Heinere
@t&bte ober folc^e, in benen bad Soangelium nod^ nic^t bur(^
gebrungen mar, fi(^ auc^ beugen, nid^t mentger als 14 Dertoei:
gerten ftanb^ft bie Snnal^me beS Slbfd^iebS, unter il^nen bie m&fy
tigflen: ©trafeburg, Jlürnberg, Ulm, grantfurt unb »ugsburg.
2:ro^ aller S)rol^ungen magte bie Untere unter \>tm ®influ| ber
Sünfte Dor ben Slugen beS ftaiferS il^ren äBiberf)}rud^ ju be^
fennen. ©araufl^in lautete ber mit ben fatl^otifd^en ©täuben Dcr=
einbarte Sbfc^ieb Dom 19. 9loDember fo fd^roff als möglich. @r
erneuerte baS SBormfer Sbift unter 5Raml^aftmad^ung einer SRengc
injiDifc^en Dorgctommcncr abmeid^ungcn in ßebrc unb 2eben, Der=
langte bie SBieberbcrfteüung ber geifllid^en gwriSbittion unb Der
Slird^engutcr u. f. m., unb Derpflid^tete baS Äammergerid^t jum
SSorgel^en gegen bie @d^ulbigen.
SBaS mar nunmel^r ju ermattend Sie ©Dangelifc^en tonnten
über bte 8er<4tigttttg be9 SBibet^anbeS gegen bm ftaifer. 377
iti bcm abfc^icb nur eine Äticg^etflärung etbUrfen, ja ben beginn
be^ JlriegeS. ®afe ber «aijer Jtuppcn julammenjöge, um fte ju
fttafen, l^atte man fd^on ma^tenb beS Steid^StageS bel^auptet. 3Bfix==
ben bie beutfc^cn SBölfer il^m folgen? ©ringenb mun|d^te bet
Sanbgtaf, Sutl^er möge beSl^atb eine aSetmal^nung an afle ®läu=
bigen etlaffen. ®o fd^tieb et am 21. Dftober 1530 unb fragte
Sugleid^ bon neuem nad^ bem Äed^t, bem Äaifet im gaUe eine^
SlngtiffS SSibetftanb ju Iciften. ©aiübet öerl^anbelte man auc^
in lorgau mit Sutl^et. Unb biejer liefe fid^ je^t butd^ bie Suriften
fibetjcugen, bafe ba5 85etptni§ beö RaifetS ju bcn SKeid^Sftänben
fein Rreng monard^ijd^cS fei, fonbern beibe leile an (Sefefte unb Siecht
binbe, unb bafe bemnad^ auc^ unter getoiffen ^orauSfe^ungen ber
SSSiberflanb ftaatSrec^tlid^ gered^tfertigt fei. ^äBenn alfo ber ftaijer
in feinem ®efeft e§ fo feftgefeftt l^t, bafe eS in biefem gaUe er=
laubt ift, i^m SBiberftanb ju leiften, Jo mag er aucfi jein ®efe%
leiben." Unb fo möge auc^ ber gürft nad^ feinem ®emiffen l^an=
beln- gür ben (Sl^riften freiließ fei ein fold^et SBiberftanb ni<|t
erlaubt. ®abci blieb er, „Aber, wenn bie faiferlid^en Steckte in
fold^em gall einen SBiberftanb al^ eine 9!otme]^r leieren, fo tonnen
wir baS »cltlid^ 3ie(^t nid^t aufl^alten", fd^rieb er nac^ 5Rürnberg,
iDo man anfangs über feine ÄuSlaffungen erfd^roden war. Unb
biefe Unterf (Reibung war nic^t etwa, wie man gemeint l^at, eine
bequeme ?lu§rebe, fonbern fie entfprang Sutl^crS SSorfteUung üon
ber (Selbftfinbigteit be§ weltUd^en 8lec^t§.
4)ierburd^ waren aud^ bie ©ebenflic^teiten beS Äurfürften befeitigt.
®er ^lan eines ©ünbniffeS unter ben ffiüangelifd^en würbe wieber
aufgenommen unb ful^rte ju einem übenafd^enb fd^neUen (Erfolge,
^arnit würben bie Slbfid^ten ber ®egner butd^freujt.
8m 6. 3flnuar 1531 würbe gerbinanb ju ftöln jum römijd^en
»önig gewäl^lt. (Entgegen iSutl^erS SReinung, ber baju geraten
l^tte, fid^ an ber SBal^l ju beteiligen, bamit man leine ®ad^e
wibet ben Jhxrfurften l^abe unb mittelbar feine Jhxrwurbe aner=
fenne, reifte ber Äutprinj an ben 8l§cin, um einen frud^tlofen
^roteft abjulegen. SBfil^renb man ftd^ in Slad^en jur Krönung
aufl^ielt, würbe im taiferlid^en 9iat ein SunbniS aller tatl^oUfd^en
®tfinbe erwogen, nid^t allein einem angriff ju begegnen, fonbern
S78 €M(naItaIMMcr fdwaSb. JBaxnnn% an (eilte IkSai ^lyattf^en."
um bcn Wgeunc^encn iut)OT}tt(ominen. 3t<s»tf(^n toaten bie Soan=
i<dx]dftti ooTangcgangen. 3^ ®(^maUa(ben ^tten in ben Sä^
RW^tttagen Sad^fen, O^en, fifincbucg, Kn^U, svci Qkafen im
Stondfelb unb bie @tfibte SRagbebutg uub Sternen — Stttcnbaj
unb bie {übbetttf(^en ®t5bte mie ber Statigraf dkorg gleiten ^
untet bem (Sinf(tt| i^er fing^lic^ fotogen }utuct — , einen
S3ttnb }u gegenfeittget Oerteibigung gegen {eglii^ Sng;rift »egen
M (Soangeliumd gefd^loffen.
Unterbeffen ^tte Sut^t, bem ffiunfc^e bed Sanbgrofen ent=
fprec^enb, eine ^ffiarnung an feine lieben ^eutfi^en" g«=
ri(^tet, eine fc^tfe unb bittere Shitil bed ganjen SSerlaufd be§
Slugdbutger 2iiged mit Slnmeifungen barubet, nrie fid^ ein S^ft
nunmel^r 5U ))er^lten l^be. SBetgebend l^be er gebetet, Dergeben?
gewarnt. £ie Üerftoften tooQten (einer frieblic^ SSermal^nung
gel^orc^en, ®ott ^ielt fie nii^t für mert, i^nen einen guten (Bebanten
einzugeben. 9iit Unfriebe unb S^rol^ungen fei ber Steid^dtag ge^
f(^loffen »orben. Unb »enn fie nun fortfallen mit @eiDalt, \o
fei ber ttrieg ober Slufrul^r ju ermarten. ^ann foOe man ni(|t
fagen, baS i^ bie gru(^t ber eoangetifd^en Se^re, fonbern mm
merbe fügen muffen, bad fei bie %üxiit ber &l^re ber ^opiften,
bie (einen Rieben leiben »oUen. (Sr felbft ftel^e in ®otted ^itb,
ber il^n retten tdnne, mie er il^n frfil^ gerettet l^be. SßoQe er
ni(^t, fo fei il^m 80b unb 2)an( gefagt, er ^be genug gelebt:
^SRein Sebcn fofl il^r ^cntct fein, mein Xob fofl i^r Seufel fein."
93idl^ l^be er fleißig jum Rieben geraten, (omme es nun }uin
ftriege, fo »iQ er feine geber ftille ^Iten unb fc^meigen unb ^
nid^t barein legen mie im legten Sufrul^r, eS ge^n laffen, mie el
gel^t. (Sr miU bie, fo fi(^ ju SBel^r fe^en gegen bie blutgieriBen
^apiften, nic^t aufrfi^erifd^ fd^elten, fonbern fie ins Stecht unb ju
ben S^riften meifen. (Sin S^rifl meij) mol^l, »ad er t^n fo(l,
aber ni^t adeS, mad jene jum Sufrubr ftemt^eln, um ungeftraft
il^re SSodl^it ju treiben, ift ed barum f(^on, unb bie (Segen»^^
i^ nidj^t aufrü^eriftb- S)enn bie giften l^nbeln auS ^oifydt
gegen göttlid^eS 9te(^t, mie (aiferli(^ed unb natürlid^S Ke^t, in-
bem fie bie Sut^eraner oerbammen, bereu ^xtM fie bo(^ atö re^t
aner(ennen mufften, inbem fie eine „faule ffiiberrebe tl^ten'', aber
Mo^ auf ba« termetntU^e Catfnti<]^ (Sbilt.'' 379
eine Hbfd^tift, menn aud^ auS guten ®tünben, i^ettoeigetten.
9Diefer Steid^Stag metbe aden gätften, übet beten t)ettrauUd§e ^ule^
tuttgen Sutl^et fel^t gut unteni(^tet ift, uitb bem gansen 9iei^e
ein emiget ©d^anbfled fein. Stö bet „^topl^et bet S)eul{(^en''
mü et nun anjeigen, mie ft(^ ein (Sl^tift ^u Detl^alten l^abe.
gotbetc bet Äaifet, ben et fut feine ^etfon nac^ Ätaften ju ent=
f(!^ulbigen fud^t, }um fttiege gegen bie Soangelifd^n auf, fo foQ
teilt SSenfd^ fic^ baju gebtaud)en laffen; in folc^em gade fei il^m
nic^t 5u ge^otd^en, benn jebet l^t in bet Jaufe gefd^iüoten, baS
(SDangelium (SfyA\ix l^od^ju^alten unb nid^t ju üetfolgen. äBet fi(^
JU fold^em fttiege gebtauc^en laffe« mad^e fid^ teitl^aftig unb fd^ulbig
bet (Steuel „bet ©eelcnmötbet'', bie im ganjen ^apfltum be=
gangen metben unb begangen motben [inb, unb enblid^ l^elfe man
an ba$ ®ute au^totten, mad ba§ (gDangelium gebtad^t l^t.
©aneben fc^tieb et nod^ eine ,@loffe auf baö öetmeinte
taifetU(^e Sbilt". ®ie untetjiel^t ben Steid^Stag^abf^ieb unb
feine einjelnen Ättitel einet fd^tfen unb l^öl^nenben fttitif, nament^
Ud^ bie ©el^auptung, bafe baö eoangelifd^e SSefenntniS mibetlegt
»otben fei. ©abci fteigett fid^ bie C)eftigleit bet ©ptad^c, pufcn
fid^ bie @d^im))f»otte, mitb bie fittli^e (Snttuftung jum grimmigen
C^afe bet ^apiflen.
Sutl^ct §atte feinet ®<6rift eine SBetwal^tung öotauögefc^idtt,
»onac^ et nid^tö gegen taifetUd^e SRajefldt obet itgenbwelc^e Dbtig=
leit, gegen ben ^ftommen ftaifet" obet bie „ftommen ^axtn"
gefogt l^aben »oQte, fonbetn i, gegen bie SSenätet unb 93femid^tet,
fo untet taifetüd^em Flamen il^ten üetjmcifeltcn, boö^ftigen 3Rut=
wiQcn boQbringen'', abet feine SluSlaffungen ettegten natfitlid^
gtofie« Sttuffe^n. «m 13. SRcitj betflagte il^n ö^jog ®cotg öon
iSac^fen be^^lb beim Jhitfutften, motauf biefet i^m but(^ ben
»anjlet SStudt, »auf bafe Unric^tigleit Detptet »etbe\ öetbot,
fold^e l^ge fc^atfe ©d^tiften au^gel^en ju laffen. 3«fll^^ »J*^^^
et toegen jmeiet unfi&tiget Sriefe, bie et an baS {(loftet ju Siiefa
gefd^idt l^ben fottte, jut Siebe gcfteflt. 3« f««««^ antwottfd^teiben
an ben Stutfutften lonnte Sutl^et mit Siedet batauf l^inmeifen, baf(
bie dkgnet btudten butften, maS fte moQten unb gegen i^e
®d^mdl^ung be$ (utfutftttd^en ^avL]t» unb bed (Soangelium^ \>m
880 92ote 94be mit |^og Oeotg. ^IBibct beit ffttiOfitc |u 2)rc8btt."
i^en 8anbe«futfiett nid^t cingcfc^rittcn »utbc. ©afe et „fi^
unb gefc^winbe" gefc^tiebcn, gab er ju, b^uette aber, ni(^t ic
fd^xf unb ^ftig gemefeti ju {ein, »ie e$ ba$ ,rflteultd^e (Sbttt"
mbtent l^be, unb leicht übetseugte et ben ftutfutften, ba| jene
fc^nbti^en S3tiefe untetgef^oben toaten.
Kbet O^jog ®eotg koat \>on bem S^otgel^en be§ Ittttffitften
no(^ m(^t beftiebtgt. %tö SIntmott auf Sut^etS @d^tift mui^
üon bem $fanet )Htno(bt in SSQn bei SRei|en eine ,,Slnbeie
ffiatnung but(^ einen gel^otfamen Unpatteiifc^en" ^um ^Skad itr
fötbett, bie, wie man fel^t balb etful^t, ben O«äog felbft jum
Sßetfafjet ^atte. Sut^et et^ielt fie fo fc^neQ, ba| et nod^ md^tenb
betfelben Seipjiget 92effe mit einet fd^tfen (Sntgegnung auf ben
$Ia^e mar. ^n (Snttfiftung übet ben l^intetUftigen unb Detbedten
Angriff gab et il^t ben Xitel: »SBibet itxi 92eu(3^let ju
©te^ben*. 8t nennt ben gutften ni(^t, et mü ben CetfaSer
aud^ nid^t »iffen, „fonbetn nut auf ben ©ad fd^lagen; ttejfe \i)
bamit ben 8fe(, ba{| etS fülltet, fo miCi i(^ i^n bod^ nid^t gettofen
fonbetn allein ben @ad gefd^lagen ^btn**.
Sie ©d^tift be« ^tt^o^^ l^ttc bie alte Sfige erneuert, ba|
Sutl^et fd^lec^ttteg jum Sluftul^t gegen ben ftaifet aufgeforbett ^
\a baf( et im ®tunbe nid^t^ anbetet fuc^e, aiS bat( ber gemeine
SRann fid^ ergebe, ^ade Dbtigleit l^ol^en unb niebtigen @tan))e^
bcttilge, bamit alfo ein neu äiegiment nad^ feinem (SefaQen gefleDt,
unb et, bct Sutl^et, baju fut einen Dbetl^enen gefegt unb enblicj
in bet Sl^tiftenl^cit ein neue Jüttei aufgetid^tet wctbe"". S)er=
gleichen als fd^änblid^e SSetleumbung aufjubeden, toat Sutl^et m
leidstes. Unb l^atte bct O^S^g mit aUettci an bie Hbteffe be§
ftaifetS geti(^teten ©enunjiationen be|aut)tet, bie Sutl^etifc^en tfifictea
fd^on, um Suftul^t ju mad^en, fo (onnte Sutl^et mit Sted^t etflfiten,
ba| et baüon ni^tS »iffe, abet baS fei fid^et, bag ba$ (Sbilt bie
(Süangelifd^en mit fttieg bebtol^e, jjene alfo angefangen ptten, unb
ba§ ©ud^ beS SReud^letö fei auftül^retifd^et aU bie ©d^tiften
SRunjetS. äBcnn bie Sutl^etanet fid^ übetl^aupt meldten toollten,
fo müjjte bet ftutfürft bie (Soangelifd^en in Chatte, bie getabe ba^
malS üon @tjbifd^of Slbted^t l^att bebtfingt mutben, tetten unb
fd^ii^en: „92un tl^un fold^S meine Sutl^etifd^en nid^t, fi^en füOe,
$er|Od (Btoxg. fibetfctttngftarBeitest. 8S1
tatfen fid^ mattern unb plagen ))on listen Slutl^unben, nad^ aUem
^utwUlen; unb Runter ^{eud^el, bet eble ©d^teibet, fd^ilt mitfte
nod^ aufrü^rifd^ baju.''
darauf enotbette ^etjog (üeorg nod^ einmal burc^ ben $faner
^tnolbi, unb mar 8utl^etä @d^teibmeife ))oltexnb, oft t>on uwud^ftger
<S}to6l^eit, fo »ar bie be§ C>^}og$ gerabeiu gemein, mie benn bet
2:on bet ^otemit fi6et^u))t immer rol^er »urbe, freilid^ mel^r nod^
auffeiten ber @egner atö bei bem gen)i| au(^ nid^t feinen Sutl^.
Snjmifd^en litten bie 3ldte beö fturffirften mit benen bed C)er=
5og$ im 3uli }u ®rimma einen Sßertrag gef(^loffen, monad^ fie
il^re ®elel^rten unb ^rebiger Don @d^m5]^fd^riften ableiten modten.
llnb Sutl^er lieg ftd^, um feine grieben^liebe ju geigen, baju be-
ilegen, üor ber O^^nb ju f^meigen, ohtx>df)l ber C^erjog aud^ feine
Q^t in fd^finbtid^er SBeife angetaftet l^atte. 9ud^ ben ®eban(en,
gegen ben ,,SRainj^er'' ju fc^reiben, Derfc^ob er einftmeilen.
Slnbere arbeiten lagen il^m mel^r am Cyerjen. @ie toaren ol^nel^in
burd^ feine ftrfinllic^teit jurudtgebr&ngt »orben. Sein ^ciJ^x »eift eine
geringere litterarifd^e Xl^fitigleit auf, al§ baS ^^l^r 1531. Sebl^ft
)&ef(^£ftigte i§n eine 92euauSgabe ber^falmenüberfe^ung, bie
in bem gleid^en ^afftt l^eraudtam. (Ss ift biefelbe, bie bann in bie
gefamte beutfc^e 93ibel ^ufnabme fanb. ^^xt (Sigentumlid^feit fa^
fiutl^er felbft barin, bag fie bem £)ebrfii{(^en ferner, bem ^eutfc^en
tiäl^er fei als bie frül^ere. ©afe ,,?Reifter Älugling" fic^ barüber
cuf^lten mürbe, fal^ er DorauS. £)e$l§alb befc^log er fein Über^
fe^ungSüerfa^ren, morin er ^ier unb ba „Don ben Xabbinen unb
ber (Sramatica' abgemid^en, no(^ befonberS barjulegen. (Er tl^t
bieS in einer @(^rift: „@ummarien über ben^falter unb
tlrfad^en bed £)olmetf(^en$'', bie, mie i^r Xitel an}eigt, in
il^tem jmeiten Xeile (urje S^I^It^ngaben über bie ^falmen.
liefert unb fie i^rem ^^^^l^t^ nad^ für ben erbauüd^en (gebrauch
I(a{fifi}iert. @4<>n ^^ Stfi^jal^r 1531 l^atte Sutl^er bamit be^
gönnen, aber bie Arbeit blieb liegen unb ift erfl im S)e5ember
1532 erf(^ienen. £)agegen beenbigte er unter Sei^ilfe ber fprad^=
geleierten ftoQegen Sruciger, SlurogaQuS unb gorfier im Saufe bes
3a§ted 1531 bie ^ropl^etenuberfe^ung, fo bag im griil^jal^r 1532
„Sie ^rop^eten alle beutfc^" erfd^einen tonnten.
Stont, 8ut^er. ii. 25
882 fiänt nnb 9r6eitcn. e^ivSnner.
Sterttoütbig »at ein $lan, ber il^n im %tma^ 1^31 k^
fd^ftigte. ^m Spril toat enblid^ bie langetfel^nte SBeaibeitung bet
apotogie ber Kugdburgifd^en ftonfeffton (f. o. @. 369), bie SRelanc^
t^n fd^on auf bet SÜfldteife bom Keic^iStag begonnen l^tte, im
S)tudt ausgegangen. DaS grof)e SBert, baS jugleic^ eine umfange
lic^e Segtunbung beS SetenntniffeS lieferte, würbe äberaO in bett
Greifen ber fiutl^aner aufs mfirmfte begräf^t. SRod^te nun Sutl^
mit il^t nid^t ganj aufrieben fein, ober etmaS SefonbereS, m^
i^m am C>erjen lag, in il^r oermijfen, lebenfaQS fprac^ er babon^
feinerfeit« eine ^©eutfd^e Apologie • lu fc^reiben. 9lo^ im
Oltober erinnerte @palatin baran. 2)er (Sebante mar nod^ mi)t
aufgegeben, aber berfd^oben, meil Sutl^r fic^ bor Slrbeit nid^t retten
tonnte unb feine fortmfil^renbe ftrfintlic^teit i^n ftarf bel^inberte.
3m 3Rai flagte er »ieber über ftopf»e§ unb 3ittem in ben ^n=
ben. 3m ©pfitl^erbft folgte er in ber ©Öffnung, baburc^^ba^
Saufen im Stopf ju berlieren, einer (Sinlabung beS ®rbmarf(^aD^
^nS S5fer aufd fianb nad^ $retf(^. S)a ful^r er aud^ einmal
mieber mit auf bie 3flflb. Aber, mic jel^n 3^^^^ frfil^er auf ber
Sßartburg, tonnte er auc§ jegt bie get^lid^en ®ebanfen nt(^t (o^
»erben. Sr griff jum ^falter unb l&ielt, wie er fid^ auSbrüdft, „ju^
gleich auf bem SBagen fein geiftlid^ ®ejdgb, unb fing ben 147. $falm
Lauda Jerusalem mit feiner tluSlegung". ©icfe, eine träftige 6t=
mal^nung }um bantbaren Sobe (SotteS für ade feine SBoblt^aten,
wibmete er bann nad^ il^rer SSoQenbung am 16. Sejember 1531
als ein äBilb, M^ fid^ munberlid^ unter greunbe teilen ld|t, baj^
CS ein jeglicher ganj triegt", feinem ©aftfreunbe.
®rofee Sorge machte il^m um biefe 3eit baS Umfid^greifen ber
Sd^mfirmer unb Käufer, bon benen nod^ fpfiter befonbcrS ju berichten
fein mirb. SRel^r als biSl^cr l^örte man babon, »ie fic in bie
(üemeinben einfd^li(^en unb Slnl^ng gemannen, {(lagen barüber
liefen bon allen Seiten ein, aus ben fübbeutf(^en SSerlel^rSccntrea
Strafiburg, ilugSburg, wie aus ben ©täbtcn beS 9?orbenS, auS
|)effen unb ^l^üringen mie aus ©d^lefien. 9bd^ am roenigften
lörte man oon il^nen im {(urtreife. SRit lk)rliebe füllten jte au(^
boS ^crjogtum ^reugen l^eim, unb meil in bem fc^mat^ bebSlterten
Sanbe jeber tlntemmling miWommcn, ber Oerjog felbft auc^
,,$pn bcn ©d^tcid^ctn uub SBinfcl^rcbigcrn." 388
eine S^H lang fd^iocnffelbifd^em Sinflufj nid^t unsugänglid^ mar,
trat man il^nen l^ier weniger entfc^ieben entgegen, a(^ Sutl^er ei$
ge»ünj(§t l^ätte. ®r warnte fo oft er tonnte, unb al§ Snbe 5Ro=
öembet 1531 ber Hauptmann üon ber SBartburg, ©berl^arb bon ber
Xann, üon ben Umtrieben ber Jäufer im SBerragebiete berid^tete,
f^rieb er eine eigene, fd^on Anfang 3anuar 1532 ausgegebene Schrift
„aSon ben ©d^leid^ern unb SBinlelprebigern".
®iefe liefe eS an SBarnungen nic^t fel^len. Db eS nun S^i^fl^
lianer waren, Jfiufer, ©c^wenffelbianer ober wie fie fonft l^eifeen
mochten, baS mar il^m gleic^. lils fold^e, bie )i(^ nid^t unter ba^
©d^riftmort beugen wollten, betampfte er fie ade als ©atramen-
tierer unb ©(^wärmer.
SBie fd^on frül^cr in ber Auslegung beS 82. ^falmeS betonte
er ba, bafe jeber ^rebiger eine orbentlid^e, burd^ SRenfd^en er=
folgte Berufung jum ^rebigtamt aufweifen muffe. ®anac^ foUe
man jene ©d^lci^er fragen, , um fie jufd^anben ju mad^en. (Sr
wufete, bafe bie ©ettierer fid^ auf iStor. 14, 30 (®o aber eine
Offenbarung gefd^icl^et einem anbern, ber ba fiftt, fo fd^weige ber
erfte) beriefen, unb barauS baS Stecht ableiteten, bem nad^ il&rer änfid^t
inenben ^rebiger cntgegenjutreten. ®ieS gefd^al^ üieHeid^t fogar
unter C)inwei§ auf ißutl^erS Auslegung biefcr ©teile in feiner ©c^rift
üom 3^^re 1523, „^a^ eine d^riftlid^e SSerfammlung ac.'' (fiel^e
oben, ©. 105), bie eine fold^e ©eutung juliefe.. geftt fud^te ^r
ben ©d|iwärmern biefe ©tufee ju entäiel^en, inbem er bem l^ifto»
rifc^cn ©inn ber ©teile freili^ nid^t ganj entfpred^enb , biefelbe
nur auf bie orbentlid^en ^rcbiger ber ©emeinbc, bie mit ben ^ro-
pl^eten gemeint feien, besiel^en wollte unb auf bie Unorbnung oer«*
wies, bie entftel^en müfete, wenn eS jebem gcftattet wdre, „bem
^farr^errn in bie 9lebe ju faUen unb fid^ mit i^m ju fd^elten".
3Ran tann nid^t fagen, bafj biefe unb äl^nlid^e SluSfagen mit fru=
leeren gerabeju im SBiberfprud^ ftanben — bafe cS ba, wo fd^on:
S^riften finb, immer einer orbentlid^en Berufung jum ^rebiger
beborf, l^ttc er ftetS geleiert — , aber offenbar beabfi^tigte er babei
au(^ im lg)inblidt auf unbanfbare (Beringfd&dftung; ber ebangelif(^en
^rebiger, über bie fo oielfat^ geltagt würbe, mel^r als friil^er bas-
^nfe^ beS georbneten %mteS ju ft&rten«
25*
884 ^oiM^tmanii iRctf<^. Qatitttienber^teiffe.
gorttofi^renb l^tte et bem Übermut unb bet S[nina|ung ber
Ileinen unb gtoften ^enen in tix^lidttti S)mgen etttgegenjutTeten.
Unb »ie emft et H nal^m mit bet Aufgabe bed getftltd^ Xmte^,
bie Sfinbe ju fttafen ol^ne Xnfel^ bet ^etfon, jeigte et in bet
eigenen (Bemeinbe. S)et ^uptmann Don ffiittenbetg, ^nd ^e^f^
ben bet Shitfutft ald einen ta))feten ShtegSmann fd^^te, l^tte trof
bet ftu^ et»5^nten (Stmal^nung Sut^S Don feinem unftttlit^n
hieben ni(^t abgelaffen. 9ud^ etneute (Stmal^nungen maren frud^t'
lod, Dielmel^r »utbe bad ^tgetnid immer fd^limmer. 5Da tie|
i^m 8ut^ bad Sbenbmal^l l^eimU(^ Detbieteu, »at aber feft ent=
fd^loffen, »enn et fid^ ni(^t beffette, „in dffentlid^ $rebigt unb
Urteil gegen il^n ju b^nbeln". S)ad tünbigte er mit anbeten
ftlagen über bad eigenmächtige Zreiben bed ^u))tmannd bem Shtr=
furften am 16. 3uni 1531 an, bamit er im ooraud bat>on untere
tid^tet mfire. Der Shirffirft f^idfte bi^^uf eine ftommiffton nai)
Sßittenberg, bie einft»eilen ben SuAbrud^ einei$ offenen ftonflitted
oerl^utete, aber fpfiter (1538) muftte Sutl^ bo^ nodg ju fd^drferen
3Rttteln greifen, obmol^l ber C^uptmann in^wifd^en fid^ üetl^eiratet
unb aud^ bie Slbfolution erlitten l^atte.
Sßfi^renb, »ie man fürd^tete, jeben Slugenblidf ber Strieg lo^
bred^en tonnte, au(^ bie 3la^ü^Un fiber bie Xurten »iebet be=
brol^lid^ lauteten, »ar fernere 3cit im Sanbe. Stel^tfad^ Hagte
Sutl^er über bie l^errfd^enbe Neuerung, bie er aud^ tro^ feinet Der=
l^Uni^mfiftig ^o^en (Sel^alted Don 200 (Bulben im ^aufe em))fanb.
S)ie gamilie »urbe grdf^er. tLm 9. 9{obember 1531 »utbe i^m
ein )»eiter ®o]^n, 3Rartin, geboren, ber, »ie ber Sätet munfd^te,
ein 2;i^eologe unb tein ^urift merben joUte. Unb am 28. ^^nuat
1533 befd^entte il^n feine (Battin mieberum mit einem @5l^n(^,
$aul, ba§ ber frül^er erwfil^nte (Srbmarfc^aQ Don Söfer au$ ^rdfc^
am folgenben Zage aud ber Zaufe ^ob. 3^^ W^^ ^^^ %^^^
ftfitl^e, »ie bte$ in ben ^rofefforenl^ufern üblid^ mar, @tubenten
aU ftofigfinger an il^rem Zifd^e, aber tro^ i^rer nid^t immer rul^=
menb anertannten l^u^l^lterifi^en Begabung mar ber baburd^ er=
jielte SSorteil mol^l taum im SSerbfiltnid ju ber fonft geübten
®aftfreunbfd^aft bed C^aufe«. Sutl^er liebte bie ®efeaigteit. Unb
menn bie greunbe unb ftoQegen, bie er bei ber 9ibelüberfe|ung
Btat^x im ^aufe. %\\6fxttm. 885
jutate 503, äReland^tl^on, ^naS, (Srudget u. f. to., mit il^m ge^
arbeitet l^atten, bel^ielt et fie gern bei fid^. ®a trieb man fröl^=
U^e unb ernfte $)au§mufi{, bei ber bie ftoftgdnger, mie fpfiter bie
ftinber, mitmirtten. Sa erl^olte man fid^ nad^ ber 2:agedarbeit in
l^rmlofer Klauberei bei einem (Slafe 8iet. ^n ber Siegel fül^rte
190)^1 Sutl^er felbft l^au))tf(!(lgli(^ ba^ SBort, aber bad mar aud^ bie
Seit, ju ber bie jungen Seute il^re Slnliegen unb fragen vorbrachten,
mo man.bem Diel 99efd^&ftigten bie$ ober {ene^ nahelegen tonnte.
%u§ \tntn Salären l^ben mir aud^ bie erften %ufjeid^nungen
)}on Sutl^S 2;if(^gef))rfi^en. 92ad^ einer bamatö t^iel verbreiteten
Sitte »aren ßutl^ers Üftfegenoffen nur aHju eifrig, jebe ]^inge»or=
fene Semerfung beS bereiten SBanneö, ber niemals bie SBorte
auf bie ®olbmage legte unb fi(^ ftets gab, mie er augenblidflid^
empfanb, aufjujeid^nen. 9Rod§te er nun in feiner tr&ftigen thüringer
%rt gute unb fi^led^te S^i^e um T^d^ »erfen, ober anS bem reichen
@(^a^e feiner (Srfal^rung unb tl^eologifd^en ®elel^rfamteit an iai
ftleinfie mie ba^ (Srdgte antnupfenb, SBorte golbner Sebenämei^l^eit
fpred^en ober fid^ ju tieffmniger ©d^riftbetrad^tung erl^eben, ober aud^
in ber unmittelbarften SBeife feinem augenblidflid^en S^xn Suft mad^en,
c^ mürbe aQed aufgefc^rieben , mand^eS naturlid^ fd§on l>amal^ in
unrichtiger SSerbinbung. Slnbere^ l^aben bie gefd^fiftigen Sud^mad^er
einer fpäteren ^eriobe, äurifaber unb ®enoffen, bi^ jur Un=
fenntlid^feit entfteflt. «uf il^re SRed^nung ift 5. 8. auc^, mie mir
au$ ben mieber aufgefunbenen Dtiginalnad^fd^riften erfcl^en tonnen,
bie Umformung Sutl^erfc^er ©erb^eit in§ (Bemeine 5U feften, metcfie
Sutl^erS fogenannte „SCifd^reben" 5ur SieblingSqueße gegnerifd^er
®efd§id^tdf(^reiber bi^ auf ben l^eutigen 2:ag gemad^t l^ben.
aud^ an auSmärtigen ®fiften fel^lte ed niemals im C)aufe.
SReben benen, bie ben berul^mten SKann fennen lernen unb fprec^en
mollten, maren ba bie vielen, bie feine iE)ilfe begel^rten, bie glud^t=
linge aus aller ^mtti Öänber, befonber§ bie ^Rönc^e unb Spönnen,
bie ber ftlofterjeUe entronnen, nun bei il^m 9iat unb Untettommen
fud^ten. So flud^teten im ^^nuar 1532 aus einem ftlofter in
greiberg 5 Spönnen unb famen, als ob baS felbftverftfinblic^ märe,
ju gütiger. ®a fd^erjte er, bafe er bafür gut bejal^lt merbe, bafe
er baS ftlofterleben junic^te gemad^t, aber er forgte für fie. @r
88$ fMU^x im ^ufe. «aftfreunbfitaft
brad^te ed taum fettig, iemanben absuneifen. 9(nbere, bie ec in
iOebdngmd fal^, lub er jelbft in fein f)au$ ein. titö bad fc^on
früher angebeutete l^ifd^ auftreten bed Sxoidautx 9%atö gegen
feine ^rebiget, bad Sutl^d ganjen S^xn auf fi^ lenlte, ben
alten gieunb Stitolau^ $)au8mann jum gortge^en nötigte, Derftanb e§
fid^ für Sut^er üon fetbfi, ba| er ju i^m jiel^en mu|te. Sud^ beffen
ftoQegen (Sorbatud l^tte er eingelaben, unb am Uebften l^tte er ^u^
mann ganj bei ftdg bel^Iten. ^i^metl^in blieb er einige SRonak bei ij^m.
^rau ftfitbe mod^te bei aQebem mand^mal eine fd^toere Aufgabe
l^ben, benn 8utl^ ))flegte bei feiner (Saftfreunbfi^aft »entg naij
bem @tanbe ber Staffe ju fragen unb tonnte »ol^l auc^, wenn e§
fi(^ umS (Beben l^anbelte, oerfd^menberifc^ fein. ^Id ein treu^
gamulu^ im g^^tuar 1532 bon il^m fortjog, f(^rieb Sutl^er üon
Jorgau au^ (wo er beim fturfürften weilte) feiner ,,l^exsUebcn
C)auäfrauen" : ^.SBeil g^l^a"«^^ roegjeud^t: fo »ills bic 9lot uni
®l^re f orbern, bag ic^ il^n lafje e^rlic^ bon mir fommen. Senn
bu weigt, ba^ er treulid^ unb fleißig gebienet l^at, unb tt)a§rli(^
bem @oangelio nad^ fic^ bemutiglid^ gel^alten, unb aOeS getl^an unb
gelitten. ®arum benfe ®u, wie oftmal wir l^aben böfcn SSubcn
unb unbantbaren ©c^ulern gegeben, ba c^ aQeS oerloren geweft
ift: fo greif bic^ nun ^ier an unb lafe an einem folc^cn frommen
©efeUen auc^ nid^t mangeln, ba S)u weigt, ^a% e^ wol^l angelegt
unb (Sott gefällig ift. 3^ weife wol^l, bafe wenig ba ift; aber
id& gäbe gern 10 ®ulbcn, wenn id^ fie ^fitte. ?lber unter 5 ©ulben
fottft ®u i^m nicbt geben, weil er nid^t getlcibet ift. 3Ba§ bu
baruber tannft geben, ba§ tl^ue, ba bitte id^ um. 8afe bu
ja nid^t fehlen, weil (fo lange) ein Sedier ba ift, benfe ipo Su
e§ fricgft. ®ott wirb wol^l anber^ geben; ba5 weife id^."
Ronnte er felbft nid^t geben ober l^elfen, fo wenbete er fic^ an
bie guten greunbe ober auc^ an feinen SanbeS^errn, unb tro^=
beut er faft mel^r al^ je für anbere al^ SBittfteßer auftrat, fo bajj
er felbft ernftlic^ fürchtete, bamit läftig ju fallen, unb bi^toeilen
burd^ feine gelben aud^ wirtlicb 33crbrufe bereiten mod^te, genofe
er unüeränbert bie (Sunft feinet ffurfürften. ^u§ freien @tuclen
berfd^rieb i^m berfelbe „au§ ©anfbarleit" am 4. gebruar 1532
bag ganje Stloftergebäube mit C^of unb ©arten erb= unb cigentum=
Ixdi), befreite il^n aud^ Don jeber ©teuer an bie ®emeinbe, unbe-
^(i^abet bes dted^te^, Don bem bann grau Rfitl^e reid^id^en ®ebrau(i^
tnad^te, ju brauen, ntäljen, fd^nfen unb SSiel^ ju l^alten, mt aQe
>anbctn ©nmol^ner ber ©tabt.
Salb barauf würbe er an baS ftranfenbett beS fturfurften gerufen,
^et alte ^m litt mal^rfd^einlid^ am SllterSbranb, fo bajs i^m unter
futd^tbaren ©d^mer^en eineSei^e abgenommen werben mufite. Obtool^l
Sutl^er fic^ felbft fel^r elenb ful^lte, — beinah einen SDlonat lang fonntc
er meber lefen noi) {(^reiben, unb foeben erft l^atte er [id^ t)on etni^m
®d^tt)inbelanfall erl^olt, ber ju ernftUd^en S3efürd^tungen Änlafe gab —
reifte er bod& swcimal nad& Jorgau, um feinen tränten gürftcn ju
befud^en. ®a fafe er bann an feinem Sette, tröftete il^n mit er=
baulichen ®efprä(^en ober fud^te il^n burc^ allerlei (Srjfi^lungen
aufjul^eitcrn. Unb bie Operation üerlicf glutflid^. £)er fturfürft
erholte ftc^ mieber unb melbete bie§ Sutl^er felbft in einer „fröl^=
liefen ©d^rift''. Sutl^er antwortete am ®runbonner^tage 1532
tiid^t minber fröl^lic^, \>oü ®ant für bie ©rl^örung feiner unb ber
©einigen ®ebete. Sabei bemertt er: „@- ft. g. ®. l^alten mir
jo turj unb ungefd^idft fd^reiben gnabiglid^ ju gut; benn mein
^aupt nod^ ein wenig ift bem geinbe aüe^ ®uteS unb ®efunbl^eit
unterworfen, ber t§ut mir juweilen ein älitt burd^ mein C)irn, bafe
ic^ Weber fc^reiben nod^ lefen tann. Sl^riftu§, unfcr 2roft unb
greube, fei mit ®. ft. g. ®. ewiglid^. «men.''
äBenige SRonate fpäter, am 15. ?luguft, würbe ber Rurfürft
bom ©daläge getroffen unb tarn nic^t mel^r jum Sewufetfein. Sutl^er
unb SKeland^tl^on ftanbcn an feinem ©terbebett, am 16. öerfd^ieb
<x. ©onntag, bcn 18., würbe er in ber ©c^lofetirc^e ju ©itten?
berg beigefeftt. Sutl&er war tief ergriffen. ?113 bie ®lodten jur
SBeerbigung riefen, fagte er: „®ie ®locfen Hingen ganj anber^ als
fonft, wenn einer einen Joten weife, ben er lieb l^at.'' 33oll tiefer
Silü^rung, unter Jl^ranen, ))a^ er faum fpred^en tonnte, ^ielt er
bie ßeic^enrebe über iJl^eff. 4, 13—14. ®a pries erbieSarm^
^erjigteit ®ottcS, bie ben frommen gürften, ben er nid^t ju einem
f)eiligen mad^en wolle, benn er l^abe aud^ bisweilen im 9{egiment
gcfcl^lt, in einem ©c^laf l^abe bal^infal^ren laffen, nad^bem er ob
feines SefenntniffeS jwei 3al^re frül^er in Augsburg in feinem
988 9otirtf4e Ser^Otnlffe. «ncer.
geiftlic^n Sterben ben „xtä^Un Xob" gelitten. (Sin paat 2age batauf
))tebi9te er „lu me^erem Ztoft" über bie ^ortfef^ung lened %cft^
S3. 15—18. Sur) toor feinem Zobe l^tte ber Shitffitft, ber in
feinem Xeftamente u. a. beftimmte, baft feine Zfld^ter fid§ feinet
faQs mit tatl^oKfc^en gfitften Dermfi^Ien bfirften, bie greube ge^bt,
oieber in grieben mit bem ftaifer ju fein, d^ entftncad^^ feinem
®inne, »enn Sutl^ in einem feine 9tegterung preifenben, für ein
Sitb beftimmten (ikbid^te ben friebfertigen ^rften, ber bod^ gegen
ft0nig fierbinanb auf feinem 9te(^te befianben, fagen lief):
„$>a9 $et} iah (Sott bem fiaifet laxt,
SRein guter S^eunb er gulett nxirb,
Sad i4 mein 6nb in grieb bef^Ioft.'' —
®egen aQer (Srmarten litten fid^ bie ))olitif(^ii S3erl^ltntj)e
nai) mancherlei ©d^mantungen bo(6 »teber jugunfien ber ^roteftanten
ge»anbt. S)ad Derbantte man nid^t am menigflen ber ^efiigteit
berfelben unb i^rer jeitmeiligen ®efd^loffenl^it.
®er SEßiberfprud^ ©ac^fend gegen ^erbinanbd ffial^l jum r&=
mifd^en Könige mürbe bebeutung^DoQer, atö man »o^l auf beiben
Seiten geal^nt l^atte. S)ie ba^erifd^en i^erjdge tonnten tein Gintec-
effe baran l^ben, bie 9!ad^t i^reS iimkn 5U erl^dl^n. @ie
proteftierten ebenfalls unb fc^miebeten »eitergel^enbe ^Ifine. Raum
l^tte ber ftaifer ^a^ SReid^ üerlaffen, fo mu|te gerbinanb erfahren,
bafi er jmar feine 93ergrö^erung feiner 9Rad§t, mol^l a&er eine
SBermel^rung feiner geinbe erreid^t l^tte. auf mel^rercn 83crfamm=
lungen im gtul^ial^r unb Sommer 1531 fd^loffen ft(^ bie äRitglieber
be$ fd^malfalbifd^en SunbeS enger jufammen. 3^^^ ^^^ ^^ no(|
nirgenbS jum^uSbrud^ k^ongeiubfetigteiten gefommen, in gegenfeitigcm
äRigtrauen ftanben fid^ bie ^arteten gegenüber, aber fc^on l^tte bal
Äammergerid^t feine ^rojeffe begonnen. Strafeburg »ar juerft baöon
betroffen »orben. ®a§ »ar für biefe Stabt ®runb genug, mejt
ate je bie ©inigung mit "ttn Sad^fen ju betreiben, äöucer »urbe
nic^t mube, bafur ju arbeiten. Unb e§ gelang il^m nid^t nur bie
fübbeutfd^en Stabte unb Oetotam))ab bafur ju geminnen, auc^
3toingU fd^ien fid& feine üermittelnbe Äebemeife gefallen laffen ju
»oHen. 9Jun galt eS, bie 8Bittenbcrger ju erwärmen^-
8ucer9 (Sintta^tSbeHtebunflen. BmingU. 389
Sutl^et (tef( bie &aä)t an fid^ l^erantommen, eS eilte il^m ni(|t,
aber et fianb Dem (Sebanten an eine (Sinigung tx^Ui^ freunblid^et
gegenüber ate früher, unb SWeland^tl^on war »unbetbatcrmeife fo=
gar entfd^ieben bafur. greilic^ öon bcn ©(j^weijern »ollte Sutl^er
nid^tä wiffen, an 3»i«9li^ ©inneefinbetung fonnte er nid^t glauben,
aber mit ben Dberlänbern »ollte er üerl^nbeln- 3n einer ©d^rift
an ben ^erjog Srnft bon Süneburg l^tte Sucer bie ^otmel auf^
gefteOt, „bafe ber »a^re 8eib unb ba« wallte »lut 3cfu S^rifti
im *[benbmal^l »irllic^ jugegen finb unb mit bem SBotte beS ^mn
unb ©aframente bargereic^t »erben", öutl^er billigte biefe gormel
in einem ©riefe bom 22. 3anuar 1531 unb banfte ®ott, baf(
man foweit einig geworben, wunberte fid^ aber, bafe man fid^ ba=
neben ftrfiubte, ben (Senuft be^ SeibeS aud^ t^onfeiten ber Unglmu
bigen iujugeftel^en. @r muffe, erfl&rte er, babei be^nen, aber
man tdnne auf »eitere göttliche gfigung »arten. (Sine boUe ®inig=
teit ertannte er nodg ni(bt an, bezeugte jeboc^ bon neuem feinen
lebl^aften ffiunfc^ banad^: gern würbe er breimal fein Sebcn bafur
geben. ®o »ar wenigflenS ein gewiffer griebe eneid^t. ©arauf=
l^in traten bie oberlfinbifd^en ©tfibte im grül^ial^r 1531 unter
©tra^urg^ t^ül^rung bem ©d|imalfalbif(^en Sunbe bei. S)a^ Sutl^er
rec^t bel^ielt, S^i^Sli ^^^^ ^^ i^* t^ebruar 1531 an Sucer einen
fc^arfen äbfagebrief rid^tetc, ^Mä) unb Sem unter feinem (Sinflufe
öon bem beutjd^en SSunbniS nichts »iffen »oÜten, tonnte 5»ar bie
Dberlänber bebentlid^ mad^en, unb gerabe ie^t mar in berfc^iebenen
fubbeutfd^en ©tfibten »ie HugSburg, SRemmingen u. a., ber 3»inglia=
ni^mu^ im 3unel^men begriffen, aber bie eine 3^it lang }u beobad^=
tenbe Surfidfl^altung mar nur borfibergel^enb. Sie folgenf^meren Si-
eigniffe in ber ©d^weij filierten ju einer ftlfirung ber SJerl^filtniffe.
©ort bal^nte fic^ feit bem ©ommer 153 1 eine ftataftropl^e an.
©ie Sleibungen ber ebangelifc^en ftantone mit ben SBalbftfibten in
ben gemeinfam regierten (Sebieten litten natürlid^ nic^t aufgel^ört,
unb man möd^te faft glauben, bafe fic S^ingli bei feinen poU=
tij(|en ©eftrebungen gelegen temen. S^benfallS mar er immer
geneigt, fie mit ber 9leligion§frage in Serbinbung ju bringen unb
bamit bie 92otmenbig{eit eines tJ^atfrfiftigen (Eintretend ju begrun=
bcn. ©eine grofeen, ganj Suropa umfajfenben ^Ifine, l^atten fid^
390 3»infttU Zob.
jetfd^lagcn. (Sr l^atte je^t anbete, ndl^Uegenbe, bie, loenn aui(
nur in ber ^tmat, nid^t toemget gtofte Umiofit jungen bejtDedta
Straft göttlid^er (Beted^tigteit werbe iebed ))olittfd^e Vit^l aud^ k^
l^iftorifd^ geiootbene, k?eriDtrft S)aS loar ber ohctftt @a( feind
polttifd^en $togramm$. Damit begrunbete er ben Sntmurf ju einet
DoQft&nbigen politifi^en Umgeftaltung ber (Sibgenoffenfd^ft, bie ei
in gel^eimer 99eratung mit ben einfluftreid^fien SZitgtiebent be§
Slatö vereinbarte: Qm^ unb 83ern joDten an bie ©pifte ber Sc:
gierung treten, bie gunforte öon ber SRitregierung au§gef(^lopeii,
ober baburc^, baf) biefe äRitregierung fi^ mit ber S3oU^ia§(bei
Rantone regulierte, in eine fefunbäre ©teflung gebrfingt »erben
©urd^ einen ungejfiumten angriff foüte biefer ^lan, ber ii^tn mil
bcm ®icge bed Soangelium^ }ufammenfiel, inS SBert gefetzt m-
ben. ®o war aus bem ^^farrer ein ©oltetribun geworben. fflel(|'
ein Unterschieb mit ßutl^er, wenn er bie Segrunbung beS geheimen
^Jiatfc^lagS mit ben ffiorten fd^lief^t: y@umma ©ummarum m
nid^t ein f)en tann fein, ift biHig, bafj er ein Shiec^t fei."
SRit ^artnädtigleit prebigte er bie Slotwenbigteit be« Sriegc^-
aber er fanb SBibcrfprud^, fein »infe^en war nid^t baSfette wie
früher. SRan j^ögerte. ®aju tarn bie (Siferfud^t SSernS. anftatt
^u fämpfen, liefe mau ficfe 5U ber untlugen SRafjregel l^erbei, to
SBalbftäbtcn bie 3uful^r abjujc^neiben. ®aS erflärte äroiuflli fäi
ia^ gtöfete Unted)t, weil bann auc^ bie Unfd^ulbigen litten, ©at^
über fam e§ ju S^^iftisf^it^" ^^ ^^^* @mt Stellung fc^ienct-
fd^üttert; am 26. 3uni forberte er fogar bie (gntlaffung auM^w^''
Smtern. ®a§ machte grofeen (ginbrucl. ©ein ^lan fei, 3W
grofe iu machen, crtlärtc er. ober ber wiberftrebenben fträfte waren
ju Diel, ©er Rrieg war freilid^ jeftt nid^t me^r ju Dermeito
®ie SBalbftdbte mufeten i^n führen, ©ei ben SSerbunbeten »at
feine Sinigfeit. grül^er als erwartet waren bie geinbe auf i(^
Stampfplafe. SJfan machte jum Seil auf Swiwß'i^ aScranlaiJunä
nod^ ftrategifc^e gel^ler. ®o ging bie ®d^la(^t bei Sappel am
11. Ottober 1531 toerloren. ^Ritten unter ben ©einen, bie er
als ^rebiger begleitet, ftarb Qmnili ben C^elbentob. ©eine 2ei(^
würbe am anbern 2;age ertannt, gecierteilt. Derbrannt, bie 8i<^
in ben ©inb geftreut.
2ni^9 Urteil barüber. ^oUtifd^e Sage. 391
©ie ©icger lonntcn nic^t baran bcntcn, itn ^rotcftantiämu^
au^jurottcn, aber butd^ ben balb barauf 9e|(^loffenen griebcn »utbc
mä) ber gottbeftanb beS Jlatl^oUci^mu^ beftegelt.
®ic Runbc üon aUcbem erregte bic ticffte Seflur jung. bei bcn
grcunbcn be§ fül^ncn iSd^wciscrS, »ie bcn ^nbcl ber rfimifd^en
geinbe. äud^ ßutl^er war babon tief ergriffen, aber baS tragifd^
<5nbe beS ®egnerd, bem mentge SBod^en barauf Oefolampab im
Xobc folgte, üennot^te il^n nid^t ju üerfdl^ncn. ©einer ganjen ©eife,
bie ©inge ju betrachten, entfprad^ eö, »enn er üielmel^r in bem ja^en
<gnbe ®otte§ Strafgericht erblicfte. ®ie pietätäüotten SBcrfud^e
ber greunbe, S^^^sK ^^^ d&riftlic^en SRärt^rern ansureil^n, rcijten
jeinen äßibcrfpruc^. Sr brad^te e§ über fi^, il^n mit SRünjer ju?
^ammenjufteflen , unb nid^t nur in vertraulichen 83riefen , . f onbern
üud^ in einem öffentlid^en, an ben ^erjog Stlbred^t von ^reu|en
gerid^tcten ©cnbjc^reiben „wiber ettlid^e 8lottengeifter'\
»a^ bie 3fi^itä&^^ ®eifllid^leit üeranlafete, eine ®egenfd^rift an ben=
felben gürften ju fd^idfen. ©eine grofee ©c^roffl&eit in biefem
fünfte entfrembcte il^m aud) in ©fibbeutfc^Ianb üicler ^tx^m unb
erregte, wie begreiflich, nid^t geringe entruftung. S3ucer l^atte
^ül^e, fie um beö gricbenS miüen surudtäubrangen.
§Bon ber ©c^»eij »ar für bie fübbcutfc^en ©table je^t nid&t^
nid^r ju boffcn. Um fomel^r mufeten fie i^re SSlidte nad^ ©ac^fen
unb Reffen rld^ten. Sereit^ l^attc fic^ eine ftattlic§e »njal^l ber
eüangelifc^en ©täube bem ©c^maltalbifc^en 83unbe angefc^loffen.
©d^on im ©ommer 1531 ^atte man ju grantfurt eine ffrieg§=
ücrfaffung beraten. 8lud^ nad^ granfreic^ unb Snglanb l^atten bie
Sßcrbünbeten mit ber gorberung eines freien ftonjilS il^ren ^roteft
gegen il&re SSergewaltigung gefc^idCt unb crmutigenbe Äntmort er-
l^alten. ®er ßanbgraf nal^m ben ^lan Sw^i^B^i^ öuf, alle geinbe
be§ JfaiferS ju vereinigen. ®em gegenüber bot bie ©egenpartei
mit il^ren ©onberintereffen bei allem SSeftreben beS JtaiferS, fie
jufammenjul^alten, nid^t ben geringften SlfidCl^alt jur ©urd^fül^rung
beS augSburger äbjd^iebS. fflie lange granlreic^ noc^ grieben
Italien mürbe, mar nic^t abjufel^en. Seben ?lugenblidE brol^te ber
©ultan lo^jubrec^en, um nid^t blofe Ungarn, fonbern aud& bie
i5fterreid&ifcf)en Srblanbe ju erobern, grül^er als ber Raifer er=
892 ScT^anbliindeii mit bcn ^cotellaiitoi.
fantite gerbinanb bie (Btdfte ber (Befa^. Sd^on am 27. 9Uir,
1631 riet er )u einer friebli^en Sbtunft mit ben ^roteftanten,
bie gern jur Xfirlen^Ufe bereit fein »urben, ^menn man fie bejug:
IvS^ i^er eitlen (B(au6en«meinungen fii^erfteQen »urbe''. ©c^mer
cntfd^ioft f4 ber ftaifer baju, bie $ro)e{{e beim ftammergeric^t
}u fiftteren, »aS bie ^roteftanten als Sßorbebingung foiberten.
Dann begannen im ®ommer bie SSerl^anblungen. 2)er Sturfihft
X)on ber $fa(i unb ber Stainjer f))ielten bie aßermittler.
SRan loodte »ieber ba anfangen, »o man in Xugdburg an^
gefangen l^tte, mit ftoniefjtonen in (Sinjelfragen, SRefttanon,
Setd^te K. Vbcx unter ^tn»eid auf il^re ftonfeffion, unb je^t
jum erftenmal aud^ auf 9{etan(^tl^ond X))otogie, bei bet fie be:
l^nen moQten, lel^nten bie ^roteftanten bieS ab. Sut§er, betjen
®uta(^ten ber Shirffirfi fd^on im Stuguft 1631 einl^olte, war ba^
mit eint)erflanben, aber, um bed lieben griebenS »illen, ben er
bringenb munfd^te, meinte er »ie fc^on frul^er, tonne man ft(|
aud^ menfd^Ud^e (Sinrid^tungen in tird^lid^en Dingen gefallen laffen,
menn [ie ben gSttUd^en nid^t miberfpred^en unb man ^e ni^t jum
(i^efe^ machte. Unter SSorauSfe^ung ber freien ^rebigt beS Soan-
geltum^ fanb er ed aud^ fär feine ^erfon unbefc^werlid^, »enn bie
dkifiUc^en ben Stfd^öfen Untertan »firen, ^abe bod^ auc^ 3^<^'
ria§, ber 93ater beS ^ol^nned, fein Slmt t)on Snnad unb 9aU
pl^aS empfangen. Die (S^efad^en moUte er il^nen ol^nel^in gern ubet=
laffen. Ig)inftc^tli(^ ber ftloftergfiter meinte er, lidi ber gürft mo^l
ein 9fled§t barauf l^abe, na(^bem ^bie ganje 3^it ba^er allet SKr(^en
@ad^en unb lg)änbel auf (S. 9. %. ®. O^tfe gelegen, bod^", fe^te
er in feiner alle biefe Dinge gcringfc^äftenben SBeife ^inju, ^bünft
uns gut, bag tt)ir um fold^en lieberlic^en ®utS unb S&efenS »iflen
uns nic^t fel^r fperren, unb ob ja bie ®eiftli(^en fo l^rt bege]^r=
ten, cinjufcften, bafe man fie liefee freffen unb faufen in il^re^
®otteS SRamen, bod^ ausgenommen, baS erfte ®tüd(, baf( fie nic^t
»ibet baS (Süangclium leierten unb lebten", aber bafe bie Sifd^Sfe
mirflic^ baS (Süangelium julaffcn foOten, l^ielt er für unbenfbar,
^benn bamit mufeten fie ja bewilligen, \)a% mx il^re S^rtumet
möd^ten ßffentUd^ unb in ©d^riften üerbammen".
Der fromme fturfütft mag biefen ^uSfül^rungen 5ugeftimtnt
2nif^tt unb bte t^l^anblungen ut ^d^meittfutt uub yiütnUx^. 393
IfyaUn, ntc^t fo feine 9late unb nod^ weniger bie Stel^rjal^l bei
Sßetbunbeten. Saliner u>ar übrigend frol^, menn et t)on aßen biefen
SDingen möglid^ft wenig l^ötte. „^^ lobe ben Sattbgtafen", äußerte
et einmal in biefer 3«t rrWcil er und nid^t fo oiel um Äat frfigt
tok frül^er, fonbern benit: ^rebige ßutl^et, fo will id^ bieweil
feigen, bafj man bie ^ferbe fattle". ©ie weiteren griebenSüer=
l^anblungen, bie in Sd^weinfurt, bann um bem Sieid^dtage ju
8flcgen§burg, ber Anfang 1532 bort äufammentreten foflte, naiver
5u fein, in S^urnberg geful^rt würben, gingen nur langfam üor=
»ärtö. S)ie SunbeSgenoffen backten nid^t baran, i^re gunftige
©teflung aufjugeben unb warben weiter, namentlid^ plante ber
ßanbgraf mit ben SBa^ern grofje ®inge, unb gerbinanb l^offte ju
Seiten bod^ nod^, ol^ne Jlonjeffionen ber SJerl^ltniffe ^en ju wer=
ben. ®rft alö im äpril bie fidlere Jhinbe oon bem Unrudten ber
iilrlen eingetroffen war, famen bie Singe in glufe. 3efct fanb
felbft ber $a)}ft in ber ^uguftana man^ed ganj gut fatl^olifc^,
ipfil^renb anbereS fid^ fo beuten liege, unb brfingte ju einer (Sini=
gung, ol^ne weld^e bie £ür(enl^ilfe nid^t ju erlangen war. SBol^l
ober übel mufjte ber Äaifer barauf eingel^en.
W>a bie ®ad^e war fd^wierig. Sutl^er, ben ber fturfurft DieOeid^t,
um bamit einen 9iudf§alt ju l^aben, im 9Rai unb ^uni wieber mel^r-
fa^ um feinen Äat fragte, l^atte feine liebe Slot gegenüber ben allju
^oä) gef))annten gorberungen ber 93erbunbeten. Sie gern in ben
aSorbergrunb gefd^obene römifc^e »önigdwal^l erflärte er für nid^t fo
wi^tig. @ei bie SBal^l ftönig t^erbinanbd gegen bie golbene
Sulle, fo fei fie bod^ feine ©ünbc wiber ben l&eiligen ®eift. „Sum-
mum jus summa injuria, fd^arf Sted^t ift baS I^Sd^fte Unrecht,
aber Sßergebung ber ®unben ift bad befte 9led^t, wie wir felbft
wollten uns »ergeben ^ben". ®aS Slötige, l^ier ben grieben,
fallen laffen wegen beS Unnötigen, fei wiber (Sott unb bas ®es
wiffen. (Sine ber wid^tigften unb barum aud^ üon ben Gegnern
am meiflen beffimpften gorberungen war bie, bafe ber griebe
für alle gelten follte, bie f|)fiter bie ebangelifc^e Seigre annehmen
würben. Sutl^er Dertannte bie SEßid^tigfeit biefeS ^untteS nid^t,
aber ber SSorteil, weld^er ber Ausbreitung ber ei^angelif^en @ad^e
barauS entfpringen würbe, {a mu|te, tonnte fein Urteil nid^t finbern.
894 9teHgion9fnebe )» 92fintbctg.
ia% biefe gotbetung unbidig märe. ^Sßit tdnnen ben Staifet mit
Ste^t nid^t iwingen, ba| et bie ©einen, fo boc^ un$ m($t Dei^
öKinbt finb, fii^etn foüt unjer^ (Sefaüend''. (Bt erinnerte batan,
baft teine Dbrigleit untet ben (Soangelifd^en ed leiben möchte, „'bai
anbete ^tebenffitfien fie jmingen foQten mit i^en Untertl^nen }u
ma^en, mad fie »odten.'' (Ss fdnnte ben ®^dn etmecfen, a($
moOten fte batauf atbeiten, anbetet Potentaten Untett^nen
)um SlbfaQ ju t)etf ulkten, ftc^ an bie (Sbangelifd^en 5U l^gen,
.»babutd^ ba^ ganje 9iei(^ auf und ju btingen''. X)ringenb ct=
mal^nte et, bod^ \a nid^t um biefed fünftes miflen ben ^eben
jutudtjuweifen. Äbet man betief fid^ auf bie ^flid^t, au(§ ba»
993ol^( bet SRiti^tiften im Sluge 5U l^ben. S)arattf entgegnete et,
ba| biefe auc^ ol^ne jene Seftimmung t)on bem Rieben SSottäte
genug ^ben mürben, unb „jebetmann fd^ulbig fei, ba^ (goangelium
auf eigene gal^t anjunel^men unb ju betennen". ttud^ fünft matnte
ex Dot bem im ®tunbe bod^ tleingtäubigen S)tängen, fut aM
unb jebe« ©id^etl^eit ju erhalten, ©ei feinem eigenen offenem SBefcn
mcOte er je^t audg bei ben (Kegnetn, befonbetS bem ftaifet ni(^t
an $)interlift glauben, fonbetn moQte il^m ^^^^ii^ bantbat fein,
menn er bie anbern Slrtifel bemiOigte. Sagegen lie| il^n 6ei adet
fonftigen Befangenheit in biefen politifd^en S)ingen fein gefunber
SRenfd^enDerftanb bocb fo oiel al^nen, )>a^ bie Sägern {eine natui-
lid^en ©unbe^genoffen feien. (5r meinte, bafe „fie gerne eine ©uppe
einbrodten moüten, bie ein anberer foHte auöeffen''.
81m 23. 3uli 1532 mürbe enblic^ bet griebc ju 3?utnberg
gefcbloffen. ®el^r jum Seibmefen be^ Sanbgtafen, bet beSl^lb eine
3eitlang mit bet »nnal^me jögerte, mufetcn bie ^roteftanten e§
fid^ gefallen laffen, bafj er nur bem Jhirfürflen oon ©ad^fen unb
feinen „SRitoermanbten* zugebilligt mürbe, moburc^ bie fpfitet im
S3unbe beitretenben auSgefd^loffen maten. 9u(^ entl^ielt er ni(§t
bie gemünfd^te «uf^ebung ber ^rojeffe oor bem Äammergetid^t,
gerabe an biefem fünfte be^ SugSbutger Sbfd^iebe^ moQten bie
fatl^olifc^en ©tfinbe nic^t rütteln laffen. ®ie mürbe nur butc^ eine
ge^eimiul^altenbe taiferlid^e „93erftd^erung^' gemfil^rleiftet, bie no($
baburd^ abgefc^mäd^t mar, ia^ in jebem einzelnen gode bie @i=
ftierung erbeten merben folle. ®lei(^mo§l mar baS (Skinje eint
Srt)|c Srrungcnfd^aft für bic ^totcftantcn. ©er Jlbjc^icb üon
atug^burg war aufecr ffraft g^f^fet, ^^^ Scd^föbcftanb bc5 cüan=
gclifc^en JJird^cnmcjcitS 6U jum S^fammcntritt cinc^ ffonjUö 9C=
fid^crt, unb l&attc man aud^ (einen bauernben ^rieben, fo waren
bx>d^ »eitere SSer^anblungen in Än^fid^t gefteUt, faü§, wie ju
erwarten, ba§ ftonjil binnen ^a^te^ftift ni(^t jufammcntreten foüte.
Rurfurft Sol^ann l^atte, wie erjdl^lt, im grieben fterben tonnen. —
Sieben biefen %xaztti machte ber für bie gcjamte S3Seltj)oliti£ fo
bcbeutfame ©l^el^anbel beö ÄönigS C>«inri(^ Don (Snglanb auf Sutl&er
fei^t geringen ©nbrucf. ®eit S^l^ren betrieb ber gürft bie (Sd^eibung
üon feiner ®emal^lin Statl^arina, um feine ®e(iebte, t(nna 93o(e^n,
jur Königin mad^en 5U tonnen. Jlatl^arina war tjorl^er mit bem
SStuber be§ Äönig«, Ärtl^ur, üermal^It gewefen. Q\xx Sl^e mit
^cinrid^ war wegen be^ tird^Ud^en (gl^e^inbernifje^ ber naiven a3er=
»anbtfd^aft pa|)ftlid^er SJiöpen^ nötig gewefen, ben ber ^apft, e§ war
no<§ 3wliM^ II-? öw^ gewäl^rt l^atte. 3eftt beftritt ber Rönig bie 9ied^t=
ntdf)igteit be^felben, weil angeblid^ auf ®runb t^on 3SRof. 18 bie ®l^e
mit ber äBitwe be§ S5ruber§ nac^ göttlichem Siechte fd^lec^t^in unterfagt
fei, unb l^euc^elte fd^were ®ewiffen$bebcnten. Unb anfangt fd^ien
e§, ate woHte bie Rurie ben SBünfd^en be§ ,,S8erteibiger§ be§ ®lau=
ben§" nad^tommen. Hber Satl^arina war eine Jante be$ ftaifers,
unt) feit bem grieben üon ^Barcelona tonnte Siemens VII. ernftUd^
ni(t)t baran beuten, ber JJönigin Un beabfid^tigten ©d^impf an5u=
tl^un, il^re 2;od^ter 3Raria jum SBaftarb ju mad^en. SBdl^renb
man bie ®ntfd^eibung ^inauSfd^ob, br&ngte ber König unb brol^te
fc^on mit äbfaH. ?ld^t Uniuerfitaten, barunter ^ari«, l^atten fid^
nad^ feinem SBunfd^e für bie Ungültigleit feiner (Sl^e auSgefprod^en.
9lun forberte ein in Wittenberg unter bem SRamen ?lntoniu§ al§
glüd^tling lebenber englifd^er Ideologe Dr. Stöbert 83arne$ auc^
Don Sutl^er unb ^elanc^tl^on ein ®utad§ten. ©a er i^nen }ugleid^
baö bereits über bie grage Dorl^anbene tl^eologifc^e SRatcrial unter=
breitete, wirb er fd^on bamaU wie später im töniglid^en Auftrag
gel^nbelt l^ben.
5Rur ungern Ue| fid& iöut^er barauf ein. ©er ®ebante, etwa bei
biefer ©elegenl^eit ben ftönig gewinnen, ober auf ber anbern ©eile bem
Haifer einen @efaUen tl^un ju tonnen, tam il^m natürlid^ nic^t in ben
®inn. 3i>t 3>itereffe bet ®a(^ »unfd^te er, ba| fein 3lamt aud
bem Spiele bliebe. Den Unterl^nbler bat et in einer Sufi^tift tn}m
3. September 1531, »enn ed nid^t mSglid^ »fite, ben Stönig ju
uberieugen, bod^ »enigftend baffir ju forgen, baft bie ftSnigin ni^t
in einen \o großen ^ebel, »ie bie (5§efd^eibnng »Ulige. @o fa^
er bie @a^t an. SRit (Sntfd^ieben^it berwarf er bie Sletnung,
aU fei bie (S^ unred^tntfifcig gefd^loffen, benn bie betreffenbe &t6k,
bie aufterbem, ald bem mofaif(^n (Befcjse angel^drig, ffir und nic^t
üerbinblid^ fei, fpred^e t)on ber ^au bed lebenben Sruberd,
mie au(^ aud 3Rattl^ud l^rborgel^e; unb aud^ menn bie (5^ mit
Unred^t eingegangen »orben mfire, fo tofire ed bo(^ eine Diel gr5^e
@ünbe, bie befiel^nbe 6^ gegen bad (Bebot bed ^enn jn Idfa
S)ab€i lieft er bie Semertung fallen, baft er cl^ bem ftSnige eT=
lauben merbe, nad^ bem Seifpiele ber Sfiter, bie Dor bem <Sefe| au(^
mel^rere ^auen ge^bt l^ben, eine jweite ftdnigin ju freien. S^on
frül^r beobad^teten »ir bie eigentumlid^ Unflar^t über bad Sefen
ber (Sfft, bie babur(^ l^erüorgerufen mürbe, baft man ein pofitiüeS
aSerbot ber ^ot^gamie in ber Schrift bermiftte. S>ie eben er=
mäl^nte tufterung, bie }iemlid^ unvermittelt ftd^ finbet , burfte auj
ben Sinfluft bed SKelanc^t^on jurudtiuffil^ren fein, ber in feinen
f(^on im tluguft abgegebenen (Suta^ten bem ftSnige unter 9ui=
jd^lung t)etf(^iebener Seifpiele aud bem Slten Xeftamente unb au^
ber (Sefd^id^te ben 8tat giebt, eine ^meite grau jur (Srjielung mann:
li^er Stac^fommenfd^aft ju nehmen, ba bieS t)on ®ott nirgenb^
»erbeten fei. Siefe tlu^laffungen fc^einen bamaU nirgenbd aufg^
faOen ju fein.
Sin ^al^r fpfiter, am 12. Sugft 1532 , berl^nbelte eine ofji:
jielle engltf(^e S3otfd^aft bei Sutl^er. 3nitoif(&en l^tte man ^i)
in (Snglanb für bie ®d^eibung entfd^ieben. (Sr unb SReland^tl^n
blieben babei, baft fie ni(^t }u rechtfertigen fei. Xn bemfdben
2;age bemertte er einem ^eunbe gegenüber: ^1S)tt $apft ifi in
(Snglanb bal^in, benn ber ftSnig l^t alle SiStfimer an fi(^ geriffen'.
Unb in ber Zfyit t)olliog fic^ fe^r balb bie Sodlöfung Snglanb^
t)om ^apfttum, mfil^renb fonfi freilid^ aOed tatl^oUfd^ blieb.
2. 9{aptter.
Hon 1532 bi0 }wc lOittenlierQer (Lmmita.
Sluf ffutturft ^ofyinn »at fein iSol^n 3^1^«« griebric^ flefolgt,
€in nod^ junfler äRann, a6ct ctnft unb [ttcng in feinen Sitten.
3n ben neuen 3^een toax et aufgewad^fen. SJon ber umftfinb»
liefen SBebfid&tigteit ber filteren gfirftengcncration aud ber Qtxt
3Ra3cimilian5 eignete il^m wenig. 816er e§ mar nid^t nur bie 3^=
genD, fönbern ber »eitergel^enbc, burd^ bie RfittH)fe ber legten ^a^xt
gcf durfte 83lidt, ber il^n bie ®inge rafd^er erfaffen liefe. Sei ber
Äönig5»al^l in ftöln, 6ei ben SRürnberger SJerl^nblungen ^atte er
hen aSater öertreten unb mit ®ntfd^iebenl^eit bie gorberungen ber
(goangelifd&en üerfod^ten. 3Bie wenige l^atte er ftd^ in bie eban=
gclifd^e Seigre vertieft, unb er war entfc^lofjen, ni(^t ein Jitelcften
babon prei^jugeben. gür Sut^er l^atte er eine unbegrenzte Ser-
€^rung. 9Jie l^ätte er in tird^Ud^en Singen ct»a§ unternommen,
ol^nc fid& Don il^m beraten ju laffcn, aber er wufete fid§ jeine ©elb»
ftdnbigleit ju bewal&ren. an bem, wa§ er für red^t l^ielt, tonnte
er fogar mit (Sigenfinn feftl^alten, unb in politifd^en fingen tonnte
er be§ SBittenberger 'Siak^ aud^ entbel^rcn. ^®er C)of §at feine
greube baran, felbfttl^fitig ju fein, »fi^renb man frul^er lieber ben
Sufd^auer ft)ielen wollte", fiufeerte gütiger ein paar "^affxt f|}fiter.
3uweilen tonnte er barüber mifetrauifd^ werben, aber e5 war i§nt
bod^ aud^ wertDoQ, auf btefe äßeife mancher SSerantwortltd^Ieit unb
mand^er SSerbriefelid^teiten überl^obcn ju fein.
SBie ber alte JJurfiirft nod^ befd^loffen, würbe jefet bie Äird^=f
Äolbe, gütiger, n. 26
898 8i|ltatioii. Sct^flif^tung. j^ranf^t.
Difitation »lebet aufgenommen. @ie entfprad^ au<^ einem biin:
genben SBunft^e ber Sanbftfinbe. (Sine gegen ftul^ei fel^r Detfi^tttc
3nftru(tion etteiite ben IBifitatoren meitgel^nbe ^oHmailten. ^i
fönten bie legten Slefte bed ^^apiSmuS abgetan, bie Stonomifileii
^t§fi(tniffe ber ^arod^ien enbgüitig geregelt unb aud^ nad^ 9i5#
feit etnl^itUd^ed Shrd^entum l^ergeftetlt »erben. Qu bem leiteten fam
e« freiließ awi) bieSmal nod^ nic^t, auc^ jeigten fid^ bie ^uem
fel^r ftönig, atö man il^nen jumutete, anftatt bc^ k)ielen ®dH
n>ad fie früher für SReffen u. f. xo. litten jal^len muffen, nuntne|i
»enigftend etmad jur Unterl^ltung beS ftirc^entumS beizutragen,
aber bie SSifitatoren litten bo(^ l^inftc^tlic^ ber fingeren Z)xhm
t)on grof^en (Erfolgen }u beri(^ten, bie eine gebeil^lic^e Snttoicfelunj
für bie Sutunft üerfprad^en. ©em (urfürftüd^en Auftrag, au(^ to
ßeben ber ßaien bie nötige aufmer!famfeit jujuioenben, fam man
mit (Bifer mi). ©er J^urfurft »oute fogar 3»Äng§mittel onge^
menbet ^ben, um fiuf^ere ffirt^lid^feit }u erjielen.
3u gleicher Stxt »urbe ed üblich t)on benen, meldte m ben
aßittenberger Jl^eologen ein S^flni^ w^^t il^re ©effi^igung F
gciftUd^en «mt begel^rten, eine SSerpflid^tung auf bie Seigre to
«uguftana unb «pologie 5U forbern. ®a«felbe beftimmtcn übriäcn^r
um bie Sintrac^t }u maleren, bie t)on SReland^tl^on in betnfelta
Saläre retibierten gafultfitöftatuten für biejcnigen, mlä)c einen
t^eologifd^en ®rab erwerben »oUten.
«n ber »ifitation, bie erft 1533 in (Sang fam, l^attc fiat^
obwol^I aud^ er anffinglid^ baju berufen war, (einerlei Anteil.
©d^on feine Rrfinflid^feit mod^te baran l^inbern. @eit bcm äfl^'
enthalt in Soburg »ar er »ol^l niemals mieber üöDig gefun^
3m ©pfitl^erbft 1532 ging cS il^m leiblid^, fo bafe er mit >e«
-^reunben in grß^lid^leit feinen ®eburt§tag feiern fonntc, roogü
C)au8mann SBilbpret gefanbt l^atte. «ber im grül^ial^r 1533 üöer-
^el i^n wieber fd^were« Ropf leiben, unb bie allgemeine ®i>vAif
war fo grofe, bafc er über einen SRonat lang nid^t ausgeben Me
unb man ernftlid^ um fein fieben beforgt war. Srft fel^r aHma^W
würbe es etwas beffer unb fonnte er wieber felbft fd^reibcn, nfl(^=
bcm er längere S^it feine ©riefe l^atte bütieren müjfen. Mßi
war er freilid^ niemals. Unb aud^ ol^ne an ber ffid^fif(§cn #
über ben fdam. I^itd^enorbnnngen. 899
tatxon bitett beteiligt ju fein, mad^te il^m getabe bie 92euotbnung
beS Jtitd^entum^ in biefer 3^^ mel^r aU genug ju fd^affen,
äBie in IBittenberg, n>o bie ^ifitatoten 1533 baS aamal^Ud^
®ctt)otbene in einet Rird^enorbnung fixierten, l^atte man aud^ anber=
»cirt^, nad^bcm jeftt gtiebe eingetreten »ar, ba§ S3ebürfni§, butd^
»uffteUung üon Ritd^en^ unb (Semeinbeoxbnungen ben S3eftanb be^
^roteftantiSmuS ju fi(^etn. @ie mürben bie (Srunblagen bed nun
iptitlid^ in$ Seben tretenben Sanbe^firc^entumd. S)ie meiften würben
il^m jur Segutad^tung vorgelegt. ®a{( jebe fold^e Drbnung ge=
brudCt werben foQte, biQigte er nid^t, meil babur<^ bie 92eigung
mac^fen muffte, md) etmaS SefonbereS ju l^aben. ^nl^ltUd^ l^tte
er nur feiten etma^ auSjufe^en. ^ber t)or unUugem 3ufa]^ren unb
allju grofeem ffiifer mufete er öielfac^ »arnen. ®ie§ galt nament=
lid^ ber in i?erf(()iebenen 9\xi)tn geplanten ))lö|li(^en IBieberauf-
ri(^tung beS Sogenannten „(Sro^en SBanne^'' mit feinen aui) inS
burgerlid^e Seben eingreifenben folgen. ®aju f^ien il^m no<^
nid^t bie ^txt getommen: ^^mir fmb eine SBurjel im burftenben
(grbreid^ unb [inb nod^ nid^t ju Sxotx^tn unb Slfittern ermac^fen.''
®r riet, fi(^ einftioeilen nad^ bem SBittenberger Seifpiel ju richten
unb „bie ber (g^tonimunifation wurbigen" öon ber ftommunion
unb ber ^atenfc^aft fernjul^altcn, ba§ fei bie »al&re ej:lommuni=
lation. SSon einer SRittoirtung ber »eltlid^en (Sewalt, bie man
in C^effen in ÄuSfid^t genommen l&atte, wollte er nid^t« »iffen.
©er 8lat üon Slurnberg unb ber SRarlgraf ®eorg üon 8ranben=
burg^Kn^bad^ befc^loffen eine gemeinfame Drbnung für il^re (Se^
biete, ©aruber mürbe aud^ mit SBittenberg beS längeren t?er=
l^nbelt. SRertwürbigermeife fanben fid^ im SRarfgrafentum unb
fogar in 92urnberg, mo nun fc^on fo lange bie eüangelift^e $rebigt
eingeful^rt mar, nod^ fel^r untlare SSorfteflungen über baS malere
Sßefen et^angelifd^en ftird^entum^. Offenbar gab ed nod^ mand^e
Sln^nger be$ ^apfttum^, ober folc^e, bie mie (Sd^eurl aUed bom
StonjU ermarteten unb nad^ beiben ©eiten l^intten. 8u<^ maren
bie 2^eologen nid^t einig, ©er geniale, aüe anbern an 9ebeu=
tung fibenagenbe Dfianber ging gern feine eigenen SBege, mfil^renb
im State ber fromme 9tatSfdf)reiber Spengler auf mdglic^ften fln=
fc^luf^ an SBittenberg brfingte unb babei bon ben anberen <Seift=
26*
4M 9raiibett6tttglf^tiflniberi|if4c IKi^Iciioitiiitttg. Ofiasbcr.
U(^cn unter ^u^tung Stntt untctfiu(|t »urbe. S>ad SbtffaHenbfte
toar »ol^, ba|( man johit nic^t lat^oKfc^ SReffe lad, obec bei
<BeifUu^ in einer gewiffen StonnitHn} gegen lie^emorbene Sßolts^
gevo^nl^ten bad Vbenbma^ au(^ aOein o^ne ftommunilanten
feierte, ^a SRarfgraf (Beorg fragte oDen (Srnfted im Suguß 15S1
bei fiut^ an, ob ed nic^t m0gU(^ »fire, biefe Übung beijubel^en,
»eil fid^ m(^t immer Seute jum Sbenbmol^l einf&nben, unb ba^
f^rud^loje Violt" bann leidster in bie JKrt^e ju bringen fein »urbe.
S)em miberfprac^ aber fiutl^er mit gco^a ^ntfc^iebenl^t. (Sr fa(
barin nur eine trfiftige ^eftfitigung ber pdpfilid^n ^rilKitmefje.
^Dafi ber $5bel la% »erbe )ur re(^ten SReffe", fei eine Sinfeü^^
tung bed ZeufeM, unb wenn bie (Seiftlic^en flei{(ig jum @aframent
ermal^nen »urben, bann »urben bie Seute fc^on jum ®atrament
(ommen, ffinben fuj^ bod^ in SBittenberg ade Sonntage gegen lOO
^erfonen ba}u ein. (Sleid^»o^I mar man nal^e baran, in bie baS
Sal^r barauf unter 9Rit»irIung bon ^off. Cren) vereinbarte ftir(^'
orbnung biefe eigentfimlid^e Übung aufjunel^men, »enn nt(^t bie
SBittenbergcr Don neuem Sinfprut^ getl^an l^fitten. 8bet taum tm
bie neue Orbnung »irfli<^ in ftraft getreten, ald ein f(^»er»iegenbei
Streit t)on neuem bad (Singreifen ber SBittenberger erforberlul
machte.
IBie mi) an anberen Drten ublid^, pflegten bie dtumbersa
SeiftUd^en nad^ ber $rebigt unb aud^ Dor ber Kommunion, bie
fogenannte „offene ®^ulb" ober Seid^te ju fprc(^en, b. ^. na^
einem allgemeinen ©unbenbetenntnid ben 9u{(fertigen bie W>\olvi'
tion ju k)ertuubigen. Kuf Setreiben DfianberiS mar ein barauf
bejuglicber $affud in ber Shrd^enorbnung meggelaffen morben. S)ie
SReJ^rjal^l ber @eiftU(^en bel^ielt aber bie ber (Semeinbe Üebge»or=
bene (Setoo^nl^eit bei. S)a erUfirte fid^ Dfianber im ^rfil^jal^re
1533 bagegen unb brat^te ben ©treit mit maf^Iofer C)^ftigfeit auf
bie Stanjel. @r mod^te barin rec^t l^aben, ba| bie (Semeinbe bur^
bie fragliche @inrid^tung in il^rer Abneigung gegen bie jmar ge-
forberte, aber (eineSmegS burc^geffil^rte ^riDatbeic^te beftärlt mürbe,
aber er ging fo meit, biefe aQgemeine 83ei(^te unb ^bfolution aU
böUig mertlod, jja gottlob ^iniufteDen. Sutl^er legte oon fel^ ben
grö{(ten jföert auf ben unmittelbaren 3uf))rud^ ber Sunbenbergebuni
Oflanbet unb bie ,,offene ^dfulh*", ^uSmann in 3)cff(m. 401
in bcr ^tiüatbeid^te, tonnte aber bic SRurnbcrgct (ginrid^tung, »enn
5uglei^ fleif^ig jut ^rioatbeic^te ermal^nt tpetbc, nic^t bemetfen,
benn load fei fie anbete ol9 eine SSertfinbigung bed @DangeUumd
in fpejiefleret gorm? ®er grage felbft legte et anfänglid^ feine
l^ol^e ^ebeutung bei, mol^l aber ber batitbet entftanbenen ©pattung,
n)eit et nid^t ol^ne @tunb batauS auf petfönlit^e <Segenffi|e unb
Mangel an Siebe untet ben SSetfünbigetn beS SDangeliumS jd^lofi.
®ein %ticf an biefelben Dom 20. ^uli 1538, in bem niemaub
ben l^eftigen ^olemifet »iebetetfennen »ütbe, ift ba« SRuftet eines
§ittenbriefeS. Untet C>i«w«i3 ^uf *cti &ö1^« 1>« ®egnet, ben
(Schaben bet ®emeinbe, bie (Sefal^t ffit bie ©d^mad^en mal^nt et
mit etnpen abet liebeüollen SBotten, ol^ne itgenbweld^e Äutotität
füt pd^ in ^infptud^ ju nel^men, nut al3 il^t „ötubet unb ©ienef'
}u gegenfeitiget Siebe unb (Sinttad^t. 93eibe$, aOgemeine Seichte
unb ^tibatbeid^te, baS »iebetl^olte et in einem etneuten ®ut-
ad^ten bom 8. DItobet 1533, feien d^tiftlid^ unb fönnten fel^t mol^t
nebeneinanbet befteben. @ei bem Dfianbet bie „gemeine Slbfoiu::
tion befd^wetlid^", fo foUe man il^n nid^t baju jwingen, natutlid^
untet bet SBotauSfeftuug , bafc beibe ^atteien wegen il^teS Jl^unS
unangefod^ten blieben. Unb biefen iludmeg ft^eint man eingefc^lagen
ju l^aben. ÜbtigenS etfannte Sutl^et bcteitS in »Innung lünftigen
3ttfal3, bafe fi(^ bie ®eban!en DfianbetS, bet nut notgebtungen
fid^ tul^ig betl^ielt, in !6al^nen bemegten, bie weit ablagen Don bet
ted^tcn eöangelifd^en Seilte, äbet et fd^wieg baju. —
3m benac^batten «nl^lt l^tte bet gutft SBolfgang (üon »öt^en)
f(^on in augSbtttg ju ben Untetjei(%netn beS ©efenntniffe« ge=
^8tt. 3^fet nad^ bem gtieben üon 9?ütnbetg etllfitten fid^ aud§
feine Steffen, bie fütfllid^en ©tfibet, 3ol^ann, 3<>ö^iw unb ®eoxg,
bet ©omptopft üon SRetfebutg fut bie eüangelifc^e Seilte. Sutl^etS
gteunb, C>fl"^niann, mutbe aU C^ofptebiget nac^ ©efjau betufen,
um nad^ unb nat^ bie 9tefotmation in il^tem ®ebiete ein^uffil^ten.
®(^on (Snbe 92obembet 1532 ptebigte Sutl^et bot ben gfitften in
bem naiven Sötli^. 'Dann finben koit il^n in ben nfic^ften Rafften
öftetS in Deffau, mo am 2. 9Rai 1534 jum etftenmal baS ilbenb-
ma^l untet beibetlei ®eftalt gefeiett mutbe. Unb jwifd^en bem
9i€fotmatot unb ben ftommen ^tften, bie tto^ bet ^nfed^tungen^
402 ZMfttxättn, IRargatete. fltnn ftom^f mit 9cot9 bott @a4fat.
bie fie t)on ^Qe l^et but(^ ben Vtainjet ftuifutften eiftt|ten, mit
mannl^ftem Setcnntnt« am (SDangctium fcfil^idtcn, entoitfelte ^
in ben nfi(^ficn Saluten ein ma^x^ ^eunbfd^ft«Der§&Uni«, VöAfyi
üütfftx unb ben Seinen fel^t »ol^l tl^t. 8te tl^m am 17. ^mki
1534 feine britte Zod^tet, SRargatete, geboten »utbe, ubemal^m guift
^iHid^im, bem Sutl^ eine Keil^ glaubenSfttfd^er Sriefe jur 2:t9^n9
in feinet Sd^metmut fd^tieb, fogat bie ^atenfteUe.
il6et foii^e (Stfal^tungen mie ba$ jtetö load^fenbe 93erttaucn
feinet Shitffitften, bie Shinbe bon bet immet gtö^eten Sudbe^nunj
bed (Soanselium^ maten bot^ nut beteinjelte Sic^tbltcfe. Sein
fieben blieb ein fottmfil^tenbet Stampf. St tonnte niemaU jui
Stulpe tommen, aud^ ic|t ni(^t, »o bod^ gtieben fein foQte.
Rein Äeid^öffltft wat »o^l mit biefem gricben »eniget Änm--
ftanben atö (Seotg oon ©ad^fcn. @eine C^offnung mat Das Stonjil,
bad bie Don il^m btingenb semunfd^ten 9lefotmen l^etbeifül^ten fcDte.
?lun wat ba3 ftonjil »icbet in bie getnc getfidt, unb ttoft jcine^
(SifetS um bie Stl^ltung beS ftatboliciSmu^ unb bet tt)tannif(|cn
^bfpettung feinet SanbeS gegen aQe 92euctungen, mel^tten fic^ Die
coangeIif(^en Steigungen im l^etjoglid^en @ad^{en, befonbetS in ben
(Stenjgebieten, üon »o bie eoangelifc^ ®eftnntcn in ganjen ©traten
5um eüangclifc^en (SotteSbienft in^ ftutfuiftentum , \a bi^ na($
Sßittenbetg pilgetten.
Äbet im ©ewufctfcin, bet „bcftänbigfte ©elcnnet be§ alten
®laubcn§ unb bet gel^otfamfte @ol^n bet ftitd^e" ju fein, m
et fid^ fclbft auf einet 1532 geptfigten SRünjc fciett, mat bei
C)etiog feft entfd^loffen, bot bem ftoniil teinetlei Sbmeid^ung }u
bulben. Stein Sutl^etanet follte in feinem Sanbe mo^nen. ®($cn
im 3anuat 1532 »utbe einigen cüangelifd^en (S^tiflen in Dj^S
geboten, i^te C^abe ^u oettaufen. Um Sutl^etS ^nl^ängetn in Seipjig
auf bie ©put ju lommen, wutbe im gtül^jal^te 1533 bie ®n--
tid^tung gettoffen, bafc alle, bie in bet öftetlid^en 3^it jum 5B6enb=
mal^l gingen, eine SRatfe atö Su^mei^ et^alten foOten. ®o woB
man jjebctmann jmingen, entmcbet ficb al^ lut]^etif(^ ju belennen,
obet ba^ ?lbcnbma^l untct einetlei ®eftalt ju nel^men. Sine an=
ftagc eüangcUfd^et (Sl^tiftcn au§ ßcip.jig, ob fic bem l^etjogli(^n
®cbote mit gutem ®e»iffen folgen tonnten, üetncinte Sutl^ct in
,,^etantn>ovtung M aufgelegten ?(ttfru]{»rd k/* 40S
einem $nüat6ticfe mit fd^atfen ^uSlaffungen gegen ben O^rjog
als einen »Xeufetöapoftel.'' 2)ieienigen, meiere aud (Sottet SBort
ü&etjeugt »fiten, bafe beiberlei (Seftalt red^t fei, feien üerpflic^tet, ets
{(cirte et, liebet Sei6 unb (Sut ju magen aU S^tiftum )u i^etleugnen.
SSalb mat bet Stief betannt. ®$ (am ju fc^atfem SSetl^öt. ®egen
70 eüangelifd^e (Sl^tiften mutben aud Seipjig Detttieben, unb bet
C>«^i«>8 «t^ob fd^atfe JMage bei 30^0«^ gtiebti^ bafc ßutl^et feine
Untettl^anen jum äuftul^t teije.
^uf eine ^uffotbetung bed Stutfutfien üom 12. 9Rai 1533
fid^ batubet audjulaffen, fd^tieb Sutl^et: „SSetantwottung beS
aufgelegtenSluftul^tS toon O^tjogöeotg, famt einem
Xtoftbtief an bie S^ttften, üon i§m aus ßeipjig un=
fd^ulbig bet jagt*- 9J?it 9ted^t (onntc et batauf l^inweifen, bafe
jemanb, bet bie ßeute (e^te, „leiben, weid^en, fieib unb ®ut
wagen'', oetnünftigetweife nid^t bet äufteijung jum äuftul^t ge^
jiel^en metben (önne unb baf) bot i^m niemanb baS meltlid^e 9te=
giment fo »gesietef, »ie et. äbet bie ®c§tift »at nic^t nut in
fc^atfem, poltetnbem, fonbetn fogat ted^t biffigem Jone gefc^tieben.
Um ben SSotmutf ju entltfiften, bafe et mit bem SluSbtudE „be§
3;eufelS Äpoftel" bem ^tx^o^ an feine (Sl^te gteife, fc^tieb et: «SBit
geftcl^en ^tx^oi ®eotgen »o^l, bafj et ffit bet SBelt in futftlic^et
®§te fi^t unb ein (oblieget, e^tlic^et gutft beS 9teid^eS fei, abet
füt ®ott unb in geiftlid^en Sachen gefiel^en mit i§m (einet Sl^te,
eS mate benn Pilatus, ö^tobeS, ^ubaS S^te u. bgl., bie (S^tiftum
unb feine ^poflel um ®otteS SBott mitten betbammten unb töteten.
®enn füt (Sott, baS miffen mit unb finb'S gemif), l^at et (eine
anbete @§t'/
3n o^nmfid^tigem Qoxn fc^idte bet C^^tjog eine feietlic^e (8e=
fanbtfd^aft an ben (utfütfilid^en O^f, bie bon neuem fc^mete
Stlage übet fiut^et fü^tte. S)iefem mat \)on glaubmiitbiget ®eite
betid^tet motben, bafc bet O^tjog bon feinen Untett^anen
einen ®ib f otbete , bei bet 83etfolgung bet Öutl^etifc^en ju
l^elfen, mobon et in feinet ®d^tift ausgiebigen (Sebtaud^ gemalt
l^tte. ®et Qcx^oi ftettte bie i^tfad^e in »btebe, — unb bet
bielfad^ (olpottiette (Sib fc^eint in bet %^t n\i)t in ^nmenbung
getommen ju fein, unb fd^alt Sutl^et einen meineibigen, auSge?
404 t,9tlAat Intivott auf ^. Okorgen iiS4^ eüä^."*
laufenen iR5n4 bem ber ftuifurft au(^ in anbeten ^ngcn leinen
(Stauben fd^fen fode. Damit nid^t genug, lieft er buril^ So(^
leu«, ben Sut^ bon allen feinen (Begnent am meiften t>ttaä^tttt,
eine (Be9enf(^rift becfettigen. 9lo^ el^ fie eTf(^ien, erl^ielt Sut^er
butd^ ben efitgetmeifieT bon jffiittenbetg, Senebilt ^uU, bet \\t
in ^edben ju (lkft(^t befommen l^tte, bie etften S>Tud6ogen uii2)
fd^tieb: „Die (leine 8nt»ott auf Q. (Seotgen n5(^fte^
eu(^.'' Dem (So(^teud, ,,bem ®au(^, bem ato^ldffet", toie et
i^n unter Snfpielung auf feinen 92amen (Cochlea, Sdffel) nannte,
»iQ et nid^t antiootten, »ie et bieS feit Saluten nidgt get^an, uni
»eil bie (utfutfttic^en unb ^5oglidf)en 9tfite einen ^ebendijetttag
in Sudfii^t genommen litten, toiü et aud^ gegenüber bem ^03
„^em Rieben ju (Sfyctn feine gef(^tften gebetn" bis ju ienem
äSetttage beifeite legen: nut bie gegen il^n k)otgebtad^te ftlage beim
ftutfutften ettlfitt et beantmotten ju muffen, babei Detfprid^t er
aui) etmaS „9{u|li(^ed unb (Bute« fut bie kommen unb guten
C)etjen'' Dotjubtingen. (Sinen meineibigen äRdnc^ l^tte il^n bet
&ct)og genannt. Das giebt il^m %nlaf) t)om SRSnd^tum 5U ^n^
beln. Sinen (Sib l^abe et nic^t gebtod^en, mol^l abet ein ®elu^.
Das fei fein I^St^ftet Wul^m, unb batan tnüpft et untet mand^fei
Mitteilungen aud feinem eigenen SRönd^dleben, als Stennet be^
«l^ödifi^en <Sift(fi<^leind, baS mit gudet übet}ogen ift", eine tlate,
ipettDoQe Datlegung bet Und^tiftlic^teit bet btei äRdnd^^elubbe
unb bet ®e»iffenönot, in bie jcbet, bet nad^ bet ©eligfcit unb
bet (Semi{(l^eit bet @elig(eit tinge, im iRdnd^tum (ommen muffe.
St meinte nut mit bet » glaumenfebet " ju fc^teiben, funbigte
babei abet an, mad et alles noc^ auf bem O^jen mibet
ben ®egnet l^abe. ^m C^ecbft tam eS bann }u einer Einigung
jwiftfeen ben beiben ffid^fift^en gütftenl^öfen übet mand^etlei ftteitige
fünfte. Dabei mutbe aut^ t^eteinbatt, baf) bie beibetfeitigen
Sinologen bie ^ngelegenl^eiten unb 92amen il^tet ^utften ni(|t
mel^t in il^ten ©t^tiften öotbtingen foDten. Det ^tt^oz fc^wicg
fottan.
*ibet ein ^ci^x fpätet btol^te ein ncuet Streit au«subte(^n,
n)eil man am l^etjoglid^en Cx^fe ge^ött l^aben moUte, baft 8ut$et
am^lletl^eiligentage 1534 bie (Semeinbe aufgefotbett l^be, gegen
Sutl^er anb $er}Og (Seorg. (Stotu«. 405
bcn C^^rjog ju beten. Sut^cr beftritt bie« in einem ©riefe an
ben Ranjlet SBtfid, riet aber bem ftutfütften, bie ©ac^e nid^t »eiter
jtt treiben, »eil er fonft ju grob »erben tonnte, ©arüber ent=
ftanb bann ein ®(i^riften»ed^^( S»if(i&en beiben ^i^n, inbcm ber
Jhitfurft energifd^e SBiberflage gegen baS treiben beö Sod^lcu^ er=
ffob unb enblid^ fel^r beutlic^ am 30. 9Rai 1535 fd^rteb: „fßa^
aber ©oltor SRartinum ßutl^er belanget, Dermerfen »ir, bafe ffi. 8.
il^n bem alten Oafe nad^ l^eftig angreifen unb allerlei ju unfd^ulben
auflegen, bafiir »ir il^n aber nid^t leiten tSnnen. Senn »ie »ir
@. 8. oftmals angejeigt, aud^ biefelbige t)er»arnt, baf( »ir gebadeten
8utl^rS l^alben, (g. 8. »enn fie il^n gegen un3 bermafeen uner=
finttid^ befd^»eren tl^fite, ni<^t »ufiten ju unterlajfen, S. 8. unfer
(Semüt ]^in»tber an.^^ujeigen. @o l^alten »ir el^e genannten ^Boftor
8utl^er für einen »al^rl^aftigen, el^rlid^en unb d^riftlic^en SRann,
»el^er (Sottet SBort rein unb lauter leieret unb prebiget."" 92ad^
biefer Sbfage gab ber C^^jog ben auSftc^tSlofen ftampf auf unb
8utl^, ben ber Rurfürft fd^on am 30. ©ejember 1534 erjud^t
§atte, »enn eS ol^ne S3efd^»erung beS ®e»iffenS möglich »äre,
feinen „93etter nid^t naml^aft anju5iel^en'', gab teine SSeranlaffung
baju, bie gelobe »ieber aufjunel^men unb ffimmerte fid^ nid^t bar::
um, als (Sod^leuS ben ftampf fortfe^te.
@d^»erer »og »ol^l in ben SBittenberger Streifen bie Gegner::
fc^aft frfil^er ^eunbe, über bie man feit einiger ß^xt 5U (lagen
l^tte. @rotu§ SlubianuS, ber einft nic^t SBorte genug l^atte finben
tonnen, um 8utl^er im Stampfe 5u ermuntern, »ar 1531, nad^=
bem er mel^rere 3al^re in ^reuf|cn gelebt unb ju bem bortigcn ^o\t
in enger Sejiel^ung geftanben, in bie Sienfte bed SRain^er Rur-
furften getreten. *il§ StanonituS üon ^aüt flanb er nid^t an, aUbalb
in einer apologie feines neuen ^vcxn beffen aSerfal^ren gegen bie ©»ans
gelifd^en in ^aQe ^u berteibigen. Sr gel^örte ju ben nic^t »enigen
unter ben (Sebilbeten, bie aus gurd^t üor bem Ituffommen eines
revolutionären ©ubjettibiSmuS bor aQen S)ingen fefte Autoritäten
munf^ten unb ftd^ barum »ieber unter bie ^apfttirc^e beugten,
beren CKiltlofigteit unb innere gfiulnis fie bod^ langft ertannt litten.
!luf fi^nlid^em (Stanbpunft ftanb fc^on Ifingft ber leicht be»eglid^e,
ffir bie greunbfd^aft ber (Srojjen befonberS empffinglic^e (Sl^rifiop^
4M e^eurt Qleetg mi^ti.
Sc^eutl \)on 9lüxnUxi, ber in feinen oettrauten Stiefen ben grdgten
9l6f(^eu Dor bem fiut^tum }um Sudbrud brachte unb babei boc^
an ber »eiteren SDrganifation be« proteftantif^en SKt(^€ntum^ in
^tutnberg teiinal^m. Stö et am 28. SDtto&et 1533 auf einet
Steife SBittenbetg betul^tte, btac^te et e^ übet fxij, an bem einft fo
gefeietten gteunbe Sutl^et Dotbeijugel^en, nut SRelanc^t^n fu(!|te
et in bet SSorlefung auf.
Sc^ntetjlic^t muffte Sutl^et ein anbetet gaQ betagten. ®ut(^
feine »etwenbung mat im 3ö§re 1525 ein gcwiffet (Seotg aBi|el
au^ $a(^ ^fattet in 92iemecf bei SBittenbetg geiootben. C)ett)ottagenbe
Begabung unb ®elel^tfam(eit mod^ten il^n empfol^len ^ben. Übet nut
in bebingtem @inne mat et ein i(nl^finget Sutl^et^. ^{id^t ber Xtoft
bet ^eci)tfettigung$(e]^te, bie et nie t^etftanben l^at, l^atte il^n ben
Cull^eranern jugefül^rt, fonbern bet lebl^afte ffiunf(^ nad^ einet
^erbejfetung offenbatet Sii^bt&ud^e im gefammten ftirc^entum,
namentlich abet im Seben. ^e meniget nun getabe in jenen 2la§ten
eine Seffetung be^ ^cltSlebenS ju bemetten mat, um fo mel^r be=
feftigte fic^ il^m bie SSotfteQung uon bet Untid^tigfeit ber eoange::
lifd^en äted^tfettigungdlel^te unb t)on bet angeblid^en ^inbfc^aft ber
ßutl^etaner gegen bie guten SBette. ®aö ©tubium ber Rird&en=
i^ater mad^te i§n jum ©c^m&rmer für bie l^enlid^en 3ufi&nbe ber
alten Stirere, tiefem unl^iftorifd^en ^bealiSmu^ unb ber Anregung
be$ @ra^mu$ entfprangen eigene 9teformpläne, bie nid^t minber
bie firc^lic^en al^ bie fojialen ^er^fiitniffe im %uge l^atten. Stangel
an ?lnerfennung, ungerechte ©el^anblung toonfeiten ber turfiirfHi(|en
SBel^örben, bie feine jeitmeilige 93er§aftung Deran(a{(t l^atten, mei(
er ^^n Slntitrinitarier (Sam)}anu^ eine 3^it ^^ng bel^erbergt l^atte,
führten ju perfönlid^er SSerftimmung, bie balb in offene geinbfd^aft
gegen bie SBittenberger umfd^Iug. ^m 3ö§re 1531 oerliefe er
feine ?ßfarrei unb ba« g^l^t batauf begann et mit öffentlic^et 8e=
fampfung Sut^et^ unb bet eoangelifd^en Seilte. Sieben Sutl^r^
greunbe, (Safpar ®uttel, mirfte er bann atö tatl^olifd^er $faner
in @i^(eben, mol^in i^n ber tat^olifc^e ®raf O^^er Don SßanS-
felb berufen l^atte unb eiferte in fc^ier unjä^ligen ©d^riften gegen
bie Sutl^eraner.
Sie eigentlid&e ^olemit gegen il^n überliefe ßutl^er anberen,
„^on ber ©mfelraeHe unb ^faffetttoeilSc." 407
unb fic würbe Don 3wpw^ S^na« unb 3uftw5 SKcniu^ nur ju
gtünbiid^ beforgt. 3wWrclt fc^cint il^n aber ba« ?luftreten SBiftete
JU einer grof^en ©d^rift gegen t>a^ ^apfttum beran(af)t ju l^ben.
@nbe Ottober 1533 nal^m er fie in Angriff unb fd^on am @äjli\x%
beS Sal^reS ifi fie im S)rucf erfd^ienen. dx nannte fie rt^on
ber SBinlelmeffe unb ^faffcnwei^e". SBeil bie ^apiften
nid^t aufhörten, wiber bie erfannte Sßal^rl^eit ju lugen, foQte fie
ben (Stangelifd^en baju bienen, „ben gewiffen Unterfd^ieb jwifd^en
ber redeten l^eiligen Slird^e unb bem ^apfttum ju ettennen, jwifd^en
bem 2:em))el ®otte$ unb bem Sntid^rift ber barin ft^t.''
®^ ifl ein eigentümliche^ Suc^. ^n einer langen (Einleitung,
auf bie er grofjcn SBert legte, ersfil^lt er, »ie il^m ber Satan
einmal mit allerlei Argumenten aus ber ®d^rift Dorgel^alten l^abe,
bafe er an 15 3al^re alä SRefeprieftcr bie ©ahamente berwaltet
unb bie Sßanblung vorgenommen l^abe, toa^ bod^ aQeS oergeblic^
flerocien, weil e§ miber ®otteö unb (5§rifti Drbnung geft^cl^en.
Vergebens l^be er alle Argumente ber ®d^olafti(, feine redete SBeil^e,
jeine gute 3»itention unb bie 3*^tention ber ftird^e üorgebrad&t.
5Run würben bie ^ajjiftcn freilid^ feiner fpotten, meint er, bafe
er, ein fo großer S)oItor, Dem leufel nid^t antworten tonne, ba
er bod^ wiffen muffe, bafe er ein Sugner fei. ©arauf erwibert
er, bafe ber leufel freiließ ein grofeer Sügner fei, aber ein ganj
befonberer, bcnn er „nimmt für fic^ eine ffial^rl^eit, bie man nid^t
leugnen fann", lügt aber bann, «wenn er barüber mid^ treibt, ic^
foHe Dersweifeln — , ba gilt eS ju l^elfen mit (SotteS 8lat unb
bem Teufel ju trogen unb ftc^ ju rühmen, bafe @§riftuS bie ®ünbe
burc^ fein ©lut getilget." ®iefe «©eichte" bon feiner ®ewiffen«=
angft barüber, fo lange jenes treiben mitgemad^t ju l^aben, folle
ben ^apiften jur SBamung bienen. ®ie mögen i^re „ffiintelmeffe
(ift fo Diel wie flille SReffe ober SReffc ol^ne ftommunitanten) unb
ß^rifam' felbft oerteibigen. Aber bie ©einigen will er barüber
unterrid^ten, wie eS eigentlid^ mit bem ©atrament ber (Segner fielet.
2lft ba eitel Srot unb SBein, unb wer fannS »gewife
mad^en", bafe eS ni^t fo ift, ba man ja ni(^t einmal erffil^t
was ber ^efepriefter für ftd^ „im S)unteln muntelt'', bann finb
fie bie gröfeten ©etrüger, „ift aber ber Seib unb ©lut S^rifti
406 „8on bet IBintctmcffc nnb ^faffcntoei^."
ba, fo mu|( iebetmann fagen unb betennen, baf) fie bie „grSIten
(Bottedbiebe unb {Krc^entfiubet'' finb» benn bad ©aftament ift ba=
ju eingefe^t, baf( man cd beti anbern Sänften teuren foD jum
Ztoft unb jur @tfitfung il^re« (Slaubend. ,Cad t|un bie aBmb(=
meffet nid^t, fonbern be^tten'd aQein, unb menn fte ed geftc^en
^ben, betfaufen fie ed al<( i^r Opfer unb SBert." @o ift i^
treiben 3a^tmartt, SKebfial^l unb Waub, tl^re SBei^e baju eine
Seil^ ium (Bottedbiebftal^l. Setgeblid^ berufe man fi<^ imoiei
auf bie ftird^e unb il^ren Sraud^. Sa« l^be man nic^t aOeS gut
ge^tjten mit bem auSbrud «etvad in ber iReinung bet SKr<^
t^un", »fil^enb ed gegen ben 9tat Lottes gefc^e^! Vbtt menn
nun alle Pfaffen nur jur »infelmeffe geweil^t finb, ^beti »ir
bann feine rechten Pfaffen unb fein re^teö (Satrament gelabt,
wirft er fid^ felbft ein. ®o bleibt bann bie ftircftc, bie mix boi^
im (Srebo belennen? Sie ift bageblieben, ful^rt er au§, benn bie
Xaufe blieb, ber Zcft bed Soangeliumd, baS ^benbmal^l, baS äßatet-
unfer, ber ®laube unb bie }el^n (Sebote, menn au<^ in biefem
Zempcl ber Slntic^rift fi(^ niebergelaffen §at. Unb mo baS (Stm-
gelium rcd^t unb rein geprebigt »irb, ba mufc eine ^eilige JRr(^
fein, menn fie ftd^ aud^ bid jum jüngfien Xag nic^t jd^eibet bon
bem ®reuel. Unb mo eine l^eilige d^riftlid^e Rird^e ift, ba muffen
alle ©alramentc, S^riftud felbft unb fein l^eiliger ®eift fein, ba
mu| aud^ bie SRad^t unb bad Siedet ba fein, etlid^e jum Smt jn
berufen, bie und bad SBort, Xaufe, ®atrament unb SSergebung
ber ©unben barcic^en, unb orbinieren ift nitfetd anbered al« jum
Pfarramt berufen, ©aju bebarf ed feiner befonberen SBeil^, bie
erfl bie ftraft ju taufen unb ju „manbeln'' gebe. S)et Jaufet
mad^t feine Zaufe, er giebt fie; auc^ ba| Srot unb S^ein 8ei6
unb Slut S^rifti merbe, ift „nid^t unfered I^unS ober ©pred^n^,
fonbern ßl^riftud Drbnung.'' @d ift aud^ gleid^gültig, ob bie
$erfon gut ober böfe ift. ,,äBenn jjemanb nac^ S^rifti ®infe|ung
SReffe ^ält, baju bad ©aframent burd^ anbere reicht unb giebt,
fo miffe, baJ3 ba gemif) Sl^riftud fieib unb %lut ift, um (S^rifiu^
Drbnung mitten." Unb bie (Süangelifd^en tonnen in il^ren $Kr<^n
eine redete SKeffe seigen, morauf ßutl^r eine für je Sefc^reibunj
ber ebangelifd^en äbenbma^lSfeier giebt.
^9rief bon feinem Qud^ bet SBintetmeffen." (Sra«mu«. 409
S)tcfe tto| il^ret fd^ncllen ttbfaffung xoo^ butd^geatbeitete ©d^rift
mit il^ret erneuten 86fage an bie ^apfttitd^c unb ber entfc^iebenen
S^etmetfung ber bifd^öflic^en SBeil^e, bie man fid^ noc^ ju 9[ug$=
bürg l^tte gefaflen laffen »ollen, erregte grofeeS auttel^en. ®ie
^apiften fd^fiumten. (Sot^leuS lieft eine »iitenbe (Segenfd^rift er^
f (feinen, in ber er ba$ »eltlid^e @d^mert jur 9{ad^e gegen ben
%imdfttx ber 92effe aufruft. Sabei gab er ju, bag »eber üon
äSSintelmefje nod^ Don einer @albung ber $riefter etmaS in ber
©d^rift ftel^e, aber, — mit biefem bi^ in bie Jieujeit »ieberl^olten
Krgument glaubte er Sutl^er miberlegen ju fSnnen, munblid^ §abe
iber 9err ben ^))ofteln bie betreffenben S3efel^le gegeben, benn er
l^abe baS ^Älx^t nid^t ben C)unben bormerfen »oQen.
8ber au<^ unter ben (Soangelifd^en erregte bie @d^rift Snftog.
@^ gab Seute, bie ffirt^teten, ba| gütiger je^t }u ben ®d^märmern
neige, »eil er bejmeifelt l^atte, ob in ber äReffe, ba fte nic&t nadf)
ßl^rifti ©infü^rung gefeiert würbe, wirDid^ (S^rifti ®lut unb Öeib
toorl^nben fei. ®o tonnte freilid^ nur ber urteilen, ber nid^t ba^
®anie gelefen l^atte. @leid^iool^l lieft fi(^ Sutl^er l^erbei, in einem
„iöriefe Don feinem öud^ ber SBintelmeffen", biefe 8c=
beuten }u jerftreuen. ^uf bad ®erud^t, Sutl^er moQe fid^ aud^
gegen SBiftel rid^ten, urteilte ÄmSborf in einem ©riefe an il&n
(28. S^nuar 1584), ba^ SBi^el einer Slntmort nid^t wert fei,
er foUe lieber gegen (SradmuS fd^teiben, oon bem biefer feine ganje
SSeiSl^eit l^be. S3on einer fol(^en ^bfi(^t Sutl^erS ^tte man
mel^fad^ gefpro(^en. Unb feine Abneigung, ja fein S^rn gegen
ben alten ®elel^rten mar mit ben ^lal^ren gewad^fen. @ein Diel
benu^teS (S^emplar Don @radmu§' Slu^gabe beS 92euen Zeftamentd
mit feinen Slnnotationen jeigt eine Stenge f(^arfer Stanbbemerfungen
gegen bie fte))tif(^e Slrt besfelben. CaS Xrefflid^e, maS @raSmud
geleiftet, war baruber bergeffen. @r galt il^m nur nod^ atö ©pdtter
unb ffipiturfier, ein SSerberber ber 3ugenb, Dor bem er aud^ feinen
fleinen ©ol^n Oan« im 3al^re 1533 burd^ ein fd&riftlid^ niebers
gelegtem SBort glaubte warnen ju muffen. 9lber eine ©(^rift gegen
(Eradmud l^tte er nic^t Dor, aud^ nid^t, atö im ^^l^re 1533 eine
Urbeit bedfelben erfd^ien, bie feine Slufmertfamteit erregte.
^e entf(^iebenen 9t5mer, aai) fein frül^erer (Sönner ®eorg Don
410 2)€f StaSmu« OintTOil^t^toorfd^Ulge.
@a(^fcn, litten (Stadmud Ifingft aufgegeben, aber bie fieute bet Wu
hofften no(^ immer (Suted Don il^m, unb felbfi SReland^t^n ^tte, idc:
K>on man in SBittenberg fc^ioerltc^ etioad »uf^te, i^n Dor turjem ge--
legentlid^ aufgeforbert, feine Slutoritfit jur (Sr^ltung be$ ^ebenlin
bie SBagf(^le }u merfen. Unb in lofer Snfnfipfung an eine Su^
legung bed 84. i^alm^ mad^te (Sra«mu« je^t in ber ifyit %ot:
f(^lfige jur ©ieberüereinigung ber ^rteien. Sie n>aren »unbcT=
li^ genug. (Sin moberner ftat^olit tSnnte ni(^t beffer t)etfu(|cn,
ben dkbilbeten ben ftatl^olicidmud burd^ geft^idte Umbeutung jeiner
Se^re unb feinet Aberglauben^ annel^mbar ju mad^en, aU bie§
l^ier gefd^ie^t. £ie bogmatif(^en ^agen fmb nu|loS, man ubei:
laffe fie ber @(^ule. 9Ran fann fo fagen unb fann fo jagen.
Sei einigem guten JffiiQen lfif)t fi(^ aUen r5mif(^en (Sinrid^tungen,
n?enn audb manche« beffer weggelaffen »ütbe, ein guter Sinn ab=
gewinnen, aud^ bem Kbergl&ubifd^n, fmb bocb biefe SMnge immer
ia^ Seid^en eines frommen SlffetteS. Unb maS altl^ergebra^t,
baran foU man nid^t rütteln unb 5um menigften warten, bil ki
Stonji! barfiber befc^loffen l^bcn wirb.
(Er meinte eS fic^erlic^ ernft mit feinen Sintrac^tSDorft^Idgcn,
aber ba« eigentlich Sleligiöfe berül^rte il^n nic^t me^r ate früher,
unb ber ©dbaK ober @p5tter fc^aut boc^ auc^ ^ier l^eraul, }. $•
wenn er bei ber grage nad^ bem SleliquientuUuS barauf tjerwcift,
ba| eine junge grau bo(!b aud^ ben 9ting ober ein Stleibung^ftfl«!
il^reS abmefenben (Semal^lS tüfje. «S&arum foOte nid^t jemanb in
gleichem ©inne ftnoc^en ober anbere SlcUquien luffen'**' S5eibieien
©ingen, meint er, würbe ^aulu§ fid^ bamit jufriebcn geben, bfl|
jeber feiner 3Reinung gewife fei.
(Sin l^effifcl)er ^rebiger, ßorbinuS, fc^rieb eine (Srmiberung, uni
ßut^er lieferte auf S3itten be§ ©ruderS eine SSonebe baju. ©atin
jeigte er, übrigen^ in rul^igem Jone, bie C)altlofig!eit be« era^mifi^ff
®tanbpunfte§ unb gab bem alten ®eguer, wie fc^on früher, b«i
8lat, fid^ lieber mit biefen tl^eologifd^en ©ingen nic^t ju 6ef(^f=
tigen, benn bie J^eologie erforbere einen ®inn, ber mit (Sinfalt
baS äBort (Sottet fud^e unb liebe, ©abei §fitte er eS loo^l 6c^
wenben laffen, wenn il^m ni(^t ber ftatec^iSmud beS (SraSmu^, bet
in bemfelben Saläre (1533) erfd^ienen war, in bie f)anbe
Sutl^r unb (Sra9mu9. ^au9))tebigten. 411
wäre, ^m SBcrgleid^ mit bem „^atibbud^ eines d^riftUd^en Streik
tct§" (f. oben I, 119) ift baS Streben nad^ gröfeever Ititd^Uc^teit
unb teligiöfcr Sßätmc in biefem Rated^iömuS nid§t ju tocrfenncn.
8lbct e§ woflte Dem aSerfaffer nid^t gelingen, ©er ®elel^rte, ber
Rrititer, bclam immer bie Öberl^anb. @S »ar wol^I bie Steigung,
aud^ l^icr feine ®elel^rfamleit glänjen ju laffen, »enn er, angeb=
lid^ um fie ^u serftreuen, über wid^tige Sebenfen gegen einjelne
©ogmen auSfül^rlid^ referierte. Sutl^er fal^ barin nur ia^ S3c=
ftrebcn, alles unfid^er ju mod^en. ©aS empörte il^n. 3e^t griff
er Don neuem jur geber unb gab jenen ©rief beS ÄmSborf unb ein
langes Äntroortfd^reiben l^crauS, (gs mar nur eine fd§»ere 8ln=
tlage gegen bcn „©piluräer" unb feine ^roteuSnatur, bie er burd^
SSelege auS feinen Sßerten ju begrünben fuc^t. ©arunter finbet man
mand^e feine d^arafteriftifd^e Seobad^tungen, bie auf einge^enbem
©tubium feiner ©d^riften berul^ten, aber aud^ mand^e Folgerungen
bie nur ber eigene ^rgtool^n gejogen l^atte* @raSmuS fud^te fid^
in bitterer ?lnt»ort ju Derteibigen, tonnte bamit aber nid§t einmal
Derl^inbern, bafe feine italienifd^en geinbc fiutl^erS 93or»urf bcS
©feptijiSmuS aufnal^men. Unb Sutl^er l^at feine SReinung über
il^n nid[)t geänbert. Sr Dermod^te il^n fo wenig mel^r für einen
S^riften ju Italien, bafe er nic^t glauben wollte, »aS bie greunbe
üon feinem (gnbe (12. Suli 1536) berid^teten, bafe ©raSmuS unter
?lnrufung beS 9?amenS 3^fw geftorben fei. —
ßutl^erS fonftigc J^ätigleit war bei feiner fc^manlenben ®e=
funb^eit in biefen S^^l^ren fel^r befcf)ränlt, unb man mufe fic^ wun=
bem, bafe er nod^ fo üieleS fertig bringen tonnte, ©enn jebermann
glaubte, ba{( er für i^n Qt\t l^aben mü^te, namentlid^ bie i^ielen
berufenen unb unberufenen ©c^riftfteller, bie i§rc Sßertc nac^
SBittenberg fd^idten unb oon gütiger verlangten, ia^ er fie lefe,
einen ©rudfer beforge, fie fonigiere unb womöglid^, wie er (lagt,
aud^ für ft&ufer Sorge trage.
3n ber Rird^e prebigte er in biefer Seit nur feiten, bafür aber
feit grfi^jal^r 1532 faft regelmfifcig beS Sonntags im C>aufe. 8ln
biefen O^^uSprebigten nahmen nid^t nur bie C^auSgenofjen teil,
fonbern aui) greunbe, felbft grembe, bie jum Jeil auS ber gerne
fi(^ baju einfanben. 8luS SRat^fd^riften biefer ^auSprebigten cnt=
412 Sotfefttiigeis. Oatetnttief. ««nfKtige Odfe lu beten.''
ftanb bann \p&ttt bic Don anbeten l^audgegebene „^au§=
poftille-.
%u(^ bie S3otle{ungdtl^tigtdt muffte bielfad^ unteibtod^ »er=
bcn. SBir l^ben batfiber nur burftige Sf^ad^ri^tcn. ^ ben 3#^n
1531 unb 1532 etQfirte et einjelne $falmen, Auflegungen, bie
teilveife foglei(^, jum Zeil abet aud^ etft \pittt gebruclt »ntben,
abet feine ^u))tatbett mat bie SrDfitung bet (l))iftel an bie @a=
latet. @ie u>itb i^n, »ie man aM bet fottod^tenben S3eldm=
pfung bet Slnaba))tiften f(^lie|(en (ann, bis tief in ba$ ^al^r 1533
befd^ftigt l^ben. (Beotg 9l5tet gab biefe 93otlefung im 3^1^^
1535 auf ®tunb feinet fotgffiltigen 92a(|)f<^tiften l^rauS. Sn
Umfang ift biefe Auflegung gegen bie Don 1519 um ha§ S>tei:
fac^e gemac^fen, abet il^t ^n^lt ift betfelbe, nut id^fitfer ))ointiert
unb beftimmtet gefaxt. ®ie giebt eine S)atfteaung ber getarnten
cuangelifd^en Seilte, ja man batf fagen, fie ift Sut^et^ X>ogmatit
unb (Stl^it jugleid^ auf (Stunb bed C^^uptattitel^ Don ber ^^U
fertigung au$ bem (Stauben. S)a8 i^ i^m bet Reifen bet SKr(^,
ben biefer Stief mie tein anbetet gegen ^apiften unb ©d^todtmet
Dctteibigt. SeSl^lb ift et il^m fo befonbetS lieb unb mert, be^
i^alb nennt er einmal, unb bad ift jugleic^ bad fc^Snfte 3^ugniS fut
ia^ (Slucf feiner ffi^e, bicfcn ©rief feine «»dtl^e Don ©ora".
3u einer eigenartigen ©d^rift würbe 8utl^ burd^ feinen S3ar=
bier Deranla^t. IBie baS oft bei grof^en SRdnnern ju beobad^ten,
ftanb er mit i§m auf vertrautem gufee. SReifter ^ctcr, ein 8ßer=
manbter beS 9ied^t$gelel^rten ®dbe, überall wol^l gelitten, toat ein
gottcSfurd^tiger SRann, ber gern über religißfe Singe fprad^. 8uf
feine S3itte, i§n ju belel^ren, »ie er fid^ jum SSeten anleiten fofle,
wenn er „burd^ frembe ®ef(^dfte talt unb unluflig jum Seten
geworben fei^ fd^rieb fiutl^er 1534 fein ©d^riftd^en: ,,®in ein=
faltige SBeife ju beten für einen guten greunb, SReiftet
^eter, «albier*. «ßieber SReifler ^eter\ fagt er ba, „i^
geb'^ eud^, fo gut id^'S l^abe, unb wie \i) felber mid^ mit
©eten l^alte.'' @r tennt fold^e Unluft }u beten au^ eigner (k-
fal^rung unb erjdl^lt, wie er in folc^em gade fein ^j^falterlein"
nel^me unb in bie ftammer laufe ober (wenn gerabe ®otteöbienft
fei) in bie Äird^e, wie er fic^ ba bie ^t^n (Sebotc unb bet ®lau-
^tx 8at5terer. fMU^tm% be8 101. $fa(m8. 4iS
6en, ober wenn er 3^it fyiit, etlid^e ®))ru(i^e (S^rifii unb $attli
Dorfage, um fo baS C>«rj ju erwfirmen unb mieber ju fü) fetoft
5u bringen. S)ann jeigt er, wie man in weiterer ^uSfü^rung ber
ctnjelnen (Sebanlen beS S3aterunferS unb it^ ®lauben§ ju ®ott
beten (dnne. S)emfelben SReifter $eter, ber Diel Don ber Sift beS
XeufeU fprat!^ unb fogar ein 83u(!^ fc^reiben wollte, um ju jeigen,
toie man fid^ babor §uten Idnne, wibmete gütiger um biefelbe 3eit
eine ^Injal^l 8leime, in benen er i^n bor ber Judfc be5 JeufeU
unb oor l^o(!^mütiger S3ermeffenl^eit warnte. S)iefe S3erfe würben
natürlich für bie ganje Umgebung bebeutung^ooH, ald ein ^^l^r
fpäter ber bamalS f(iäon alte Wann feinen ©d^wiegerfol^n, einen frfil^em
fianb^Ined^t, ber fic^ ffir unoerwunbbar ausgegeben l^tte, im ^Sfy=
jorn erftadb- SBegen ber ^erfönli(!^teit be« SRanneS — SRelan(ftr
tl^on nennt il^n einen um Diele wol^lDerbienten ®reis — , erregte
ber gall bie allgemeinfte S^eilnal^me. 8ut§er bef(!^lo{), wie ffir
manche anbere, bie (Snabe ber 9li(^ter anjurufen. Stö er am
^erl^nblungStage auf§ 9latl^auS (am, begruftte i§n ber 9lat mit
einem ftattlic^en S^rentrunt. Unb feinen Sitten gelang ed, ben
Slngedagten Dor ber SobeSftrafe )u bewal^ren. (Sr würbe beiS
SanbeS Derwiefen. ^auS unb C^abe würbe il^m aberlannt, aber er
burfte fo Diel mitnel^men, als er Dom genfter au5 erreid^en
tonnte, unb fanb in ©effau eine S^ftw^t.
SSietleid^t 5U berfelben ^zxt wie bie }ule^t erwdl^nte ©d^rift,
iebenfalls aud^ im ^^l^re 1534, fd^rieb gütiger eine anbere, bie
ganj anbere fiefer im %uge l^atte, nfimlic^ bie grofjen unb (leinen
®ewaltl^aber in ber SBelt. ^n bem Kal^men einer Auslegung
beS 101. $falmS bietet fie eine Srt Siegentenfpiegel. @ie ift
baS grifd^efie, was Sutl^er in biefen S^l^ren gefc^rieben l^at. SSoU
feiner Beobachtung entl^ält fie einen ®4a^ d^riftlid^er SebenSweiS^
l^cit, bie ber SScrfaffer burdb bie ffieisl^rt ber Alten unb burd^
baS beutfd^e ©prid^wort inS l^ellfte Sic^t fe^t. S)abei nimmt er aud^
*nlafe, gegen (gnbe bem ganjen ©eutfc^lanb ein ©ort äujurufen,
freiließ in »läge über ben ^ ® auf teuf el", ber eS jugrunbe rid^te.
aber Dor allem trauert er barüber, bafe burd^ ben ©inpufe ber
SBÄlfc^en bie Jugenb, bie bisl^er für bie ^aupttugenb ber ©eut=
fc^en gegolten, Zreue unb SD&al^rl^ftigteit, bal^infd^winbe. SinS
Äolte, 8ut^er. n. 27
414 2)ie 8t6(iabcrfe(}itiig Mdeiibct
jeboc^ giebt i^m no(^ einige O^^tfnung, ndmlic^ ha% e$ für bie
Ceutfc^en auöf \t%t noc^ fein greulic^eted S^eltmort gebe, als ba4
©ort „Sugnet".
Seine ^uptatbeit, neben bet er aQed anbete al4 Störung
em))fanb, blieb bie S3erbeutf(^ttng ber ^eiligen Schrift, ^lad^ 6eU
nal^ jvölfifil^riger fUbtxt maxtn !(nfang 1534 fdmtUc^e )6u(^t
überfe|t. Unb fogteic^ ging er an eine ®efamtauSgabe. ®te trug
ben Zitel: „^iblia. S)a^ üt bie gan|e l^eilige ©c^rift, beutj(|.
SRart. Sut^er. ffiittemberg MDXXXIV. @ie mar nic^t etwa
nur ein ^bbrucf ber bereites Dor^nbenen (Sinjeljc^riften, fonbern
baS 3tefultat einer neuen, forgf<igen S)ur(l^rbeitung. S)ie )0=
genannten %polxx))f^\\, richtiger biejenigen ®(§riften, meiere ji(|
ni(§t im ^ebr&ifc^en Sanon bed %Iten !leftamentö fanben, führte
er mit ber Semerlung ein: „S)ad ftnb Sucher fo ber 1^1. ©c^rift
nic^t gleid^ge^lten unb bod^ nü^lid^ unb gut ju lefen finb." S^^
bei SKiebergabe berfelben, bie er teilmeife (Subita, Xobia^) für 2)i(§=
tungen erllärte, Derfu^r er fe^r frei, fteUte jum Seifpiel um bc^
beffeten 93erftänbniffeS miUen, ober aud^ meil bie gtojse äSerfc^ieben^
^eit ber überlieferten !le^te, toie im Sd\xd)t ®ixa^, baju nötigte,
ganje ®&%c um.
3Rit Spannung »urbe das grojje SD&er( in allen eoangelifc^cn
Streifen erwartet, unb f(^on 1535 mu^te eine neue, burc^gefe^ene
iluSgabe crfc^einen. äBelc^e ä3ebeutung man bemfelben bei ben
Römern beilegte, jeigt ber ^ngrimm berfelben. ßoc^leuS glaubte
fogar auf ben mittfc^aftlic^en Schaben l^inmeifen ^u foQen, ber
bem Deutfc^eu %olte bur(6 ^erfd^n^enbung fo t)ielen Selbes für
ben ^ntauf Don Sut^erS Überfe^ung etn^ac^fen. S)aS waren o|n=
mächtige Angriffe, meiere bie Verbreitung nic^t l^inbern tonnten.
SaS äcigt bie grofee 3^^! ^^^ ^^^ V^ Sutl^erS Sebjeiten nötig
gen)oibenen Auflagen. ®aS beutfc^e Sßolt l^at barin immer feinen
giö^ten S(^a| geje^en.
S)ie politifc^en Vorgänge, bie fein SKeil boc^ fo mefentlic^ be-
einflußten, nahmen, roie wix fc^on früher beobachtet, Sut^erS %uf=
mertfamleit immer »weniger in Snfpruc^.
S)er ^ititenlrieg tx>ax roirtlic^ juftanbe gelommen, ja über @i=
loarten fc^nell unb glücflic^ t)erlaufen. SRo(^ e^e eS ju einer ric^
2:ütfentrieg. ^er Sanbgraf unb Sürttembetg. 415
tigen Selbfd^lacbt gctommen, l^atte ®uleiman ben 9luc(jug ange^
treten. Ungarn blieb freilicb grdfjtenteits in feinen C^finben. S)enn
mit ber unmittelbaren ©efal^r l^örte bei ben Siegern ba§ 3"tercRc
am Shiege auf, fal^ fid& gerbinanb bon ber „fpanifd&en ^ilfc*** üer=
laffen. S)aS C^eer ging au^einanber. S)er Sfaifer eilte na(^ Italien,
um bie bortigen SScrl^dltniffe ju orbnen unb bie SonjiUfac^e ju
betreiben, ol^ne bo(§ bon bem ^aj)fle, ber ju gleicher 3cit mit ben
granjofen intriguierte, etwas ^ofitiüeS ju cnei(!^en. 3la^ turjer 3^it
mar er in @J)anien. 3"äw>if<^^w blieben bie beutfc^en Ängelegcn^iten
in ber ©d&mebe. ®ie erneuerten 3Serfud^e beS 8lei(^5fammcrgeri(§t5,
troft ber faiferlid&cn Srtlärung mit ben ^rojeffen gegen bie 5Kug5=
burger SleligionSberwanbten f ortjufal^ren , l^atten nur ben Srfolg,
baft bie eoangelifc^en ®tfinbe Snbe ^^nuar 1534 bemfelben bie
9ner(ennung bermeigcrten.
S^ic^tiger mar eine (ul^ne %fyit beS Sanbgrafen. %u(^ nad^
bem ^»löd^erigen grieben'' §atte er feine alten ^Ifine ni(§t aufgegeben,
©eine mancherlei Zenbenjen, baS C^auS ^absburg ju fd^mac^en,
ben ^roteftantiSmuS ju ftfirlen, baS burc^ bie Sßal^l f^erbinanbs
jum rSmifd^en Sfönig unb burd^ bie Dccupation SßfirttembergS
'))erle^te Steid^Sred^t }ur Slnerfennung ju bringen, liefen in bem
alten $Iane jufammen, ben C^erjog Ulrid^ in fein Sanb jurud=
5ufü]^ren. ®5 war etwa« 3bcale5 in biefem (Sifer, bon (Bigennuft
5eigte er (eine @pur. 9ber in immer neuen ß^ttelungen mit ben
biöergiercnbften SRäc^ten, fpielte er, aU ob er bei ben italienifd^en
©iplomaten feiner S^xt in bie ©c^ule gegangen wäre, ein gefä§r=
liebes Spiel. 3m 3ntereffe ber Sleid^Sorbnung brachte er eö fertig,
was man bod^ l^ier unb ba fd^wer bermertte, mit granj I. S5er=
träge ju fc^liefien unb au ®ubfibien beS ©ultanS ju beuten.
tlber im ®tof)en unb ®anjen fanb feine Sbfic^t bie ßufiimmung
ber äteid^Sfürften. ©elbft 3^ad^im üon Sranbenburg l^atte ni(!^tS
bagegen einjuwenben. SRur ber Äurfurft "^of). griebrid^ woötc
üon irgenbwel(§er Dffenfibc nichts wiffen. ®r berwal^rte fi(§ ba=
gegen, bie ®a(^e beS SBurttembergerS, bie il^n nid^ts anginge, mit
ber grage ber römifc^en RönigSwal^l in SBerbinbung ju bringen.
$§ilippS aSor^aben erfc^ien il^m nur als ein äSruc^ beS Sanb::
fiiebenS. SRid^t anberS ftanb Sutl^er. @r fal^ mit 8led^t barin
27*
416 (Brobenmg fBftrttcmbcrfl«. Sncbc bon ftabon.
eine grof(e Qkfafft fut bie ))toteftantif(^ @a(^. S3ei einer I3e=
gegnung bet beiben dürften in Seimat, ^u bet et juge^ogen loutbc,
vamte er bringenb baoor, bem Soangelium, mie e$ nid^t anbete
fein (önne, bur(^ ben beabfic^tigten 3^8 ^inen 9{a(el aufjubruden.
S)em Sanbgrafen, ber fi(^ Don ben reinften Sbfid^ten befeelt toufite,
ftieg batuber ba^ Qlut ind (Sefid^t, er mürbe §eftig. Mt^ 9b=
raten mar Dergeblid^. Unb er ffattc nid^t ju biet gemagt. 5Dad
Unternehmen gelang, "^n (urgent Xnfturm »Kir bad Sanb na(|
bem ®efe(^te bei Sauffen am 13. 92ai 1534 ben ^x^b^burgetn
entriffen. Seine C^anb rührte fi(^ für ben römif(^en R5nig. Si
muf(te fi(!^ }um ^rieben ton ftaban bequemen, ber burd^ bie aßei=
mittetung bed ffi#f(!^en fturfurfien für ben ganjen ^roteftanti^muS
Don SSebeutung mürbe. C^erjog Ulrid^ bel^ielt Sßurttemberg, menn
auä) atö Sfteneid^ifd^ed Slfterlel^n unter ißeftimmungen, bie jeben^
falls bad 9teformationdre(§t nic^t audf^loffen. S)ie Sbmad^ungeti
beS 9lurnberger griebenS mürben befifitigt, bie SteligionSprojeffe
am ftammetgeri(^t ie^t offen fufpenbiert. S)affir berfprad^en bie
oerbunbeten @tfinbe, gerbinanb atö Sfdnig anjuerlennen, aber nut
unter gemiffen SSoraudfe^ungen, u. a. ber, baft bis }u einer feft=
gefegten grift in bie goibene SuDe gemiffe Seftimmungen aufge=
nommen mürben, mel^e bie miHturlid^e Sßal^l eines rdmtfc^
Königs auSfc^loffen. ^ie Sebingungen mürben freiließ fpdter nid^t
erfüllt, aber t)or ber ^anb freute man fi(^ in ))rotefiantif(§en Steifen,
baft bie @a^t einen guten Ausgang genommen. ^S erfannte
au(§ Sutl^er je^t bantbar an. Unb ber (Sinbrud beS l^effifc^n
Sieges, ber überall als ein proteftantifd^er aufgefaßt mürbe, mat
ein ganj gemaltiger. Sie beiben fiegreid^en dürften mürben in
überf(^menglt(^er äBeife gefeiert. Unter Snfpielung auf baS S&ürttem=
bergifd^e SBappen fang man:
v3mo ^obffinb l^an je^t grieb unb 9lul^;
9Ber preifen moQt beS Sutl^erS Sel^r,
äBer ^aben moQt beS $itf(i^l^otniS ^x,**
^VLX^ SmbtofiuS S31arer unb (Srl^rb Sd^nepf mürbe alsbalb bie
9ieformation im Sanbe eingefül^rt, übrigens nic^t immer in einet
äBeife, bie Sutl^er gebiQtgt l^aben mürbe. Kud^ Sommern, mo|in
Urteile über ben @teg M Sanbgrafen. 2)ie 2:5ufer. 417
^ugenl^gen im Spatl^etbfi 1534 entboten ivurbe, ivanbte fid^ nod§
im felbcn Sa^re jum ^roteftantiSmu^. Unb bic Slömcr ücrtanntcn
bie Sebeutung ber ©ac^e nic^t. ä&icel »ar batübet in I^Uet
93ctjtoeiflung: «Zaufenb Sudlet Sutl^etS'', fc^tieb et bamal^
»l^ben bet @aä)c nxijt je Diel genügt, als biefet einjige ^elbjug
beS C^ef{en\ ®to|en (Sinbtud machte bet fft\fi\(S)t Sieg aud§ im
SttSlanbe. tUeanbet, bamatö pd))ftli4et ®ef(l^£ft$tt£get in 93enebig,
hm^UU, bajs man bataufl^in fd^on 99eben(en ttage, gegen bie
Sutl^etanet in Sßenebig einjufd^teiten , »eil man \\xx^k, bie beut»
f(^en Sutl^anet (dnnten bis nat!^ Italien t^otbtingen unb 9iad^e
nel^men. S^benfaQs maten bie ei^angelifd^en ^utften niemals an^
gefel^enet unb ummotbenet, als bamals. @ie waten ein galtüt
in bet gefamten eutopäifd^en ^olitil gewotben.
Sa »aten es bie Sßiebettfiufet, bie eine neue ®efal^t l^etaufs
ful^tten. SRan ^at fte nid^t geting gejd^d^t, abet fte »at bo(!^
gtdjftet, als bie 92el^tjal^l bet S^itfi^noffen al^nte. (Stft l^eute
Idnnen mit bie meite SSetbteitung bet S^äufet übetbliden. Zxo^
aUet 93etfolgungen , bet fottmfi^tenben Sefämpfung in SBott unb
©c^tift, bet fd^fitfften Auffielt "bzx Se^ötben gegenubet allen Ron=
Dcntileln unb bem (Sinfd^leid^en unbetufenet ^tebiget, mat il^te
3a|l in ftctet 3"ttö^»i« begriffen. ®S gab um biefe Qüi tein
®ebiet, mo fie nic^t aufgetaud^t mfiten, tein eoangelift^eS ftitd^en^
toefen, mo man nic^t mit tl^nen ju fd^affen gel^abt l^tte. SaS mitb
fi(^ fc^metlid^ aQfeitig erflciten lafjen, abet man (ann eS jum Zeil
begteifen.
®S mat bod^ nid^t blo{) bet offenbate fyini jum Subjeftit^tSs
muS in einet teligids ettegten 3^i^ ^^^ baffit in Sinf^IdS iu
bringen ift, aud^ baS tluftteten bet Dbngleiten unb (Segnet l^at
bie öemegung mibct äBiöen gefötbett. SRan batf batan etinnetn,
n>ie f(^on bie etften ßütic^et Zäufet baS ^t^t bet Dbtigleit be=
ftritten, in geiftlid^en Singen mitjufptec^en. SaS leugnete au(^
fiutl^et. ®lei(^mol^l mat in ben legten Sollten bei bem Seftteben
bet Obtigleiten, baS neue Stitd^enmefen ju otbnen, in fe^t fielen
®egenben baS Singteifen beS meltlid^en 9iegimentS fe^t ful^lbat
gemefen. Set batübet Unjuftiebenen, aud^ folc^et, bie fid^ in gat
feine fitd^lid^e Dtbnung fc^icfen moflten, gab eS genug. „3^t l^bt
418 3ttt C^rattetiflif bet XSufer.
bed ni^t (Scioalt, meinen ^mn ba$ Urteil (in (tt(&ttd^en Singen)
in bie C^inb )u geben.'' S)iefet ®a^ ber 3fiti(^et Z&ufer (fid^
Dben, @. 176) motzte Dielen juetft einleu(!^ten. S)ad äng^Ud^e
)K(^tgeben bet Qel^Srben auf SKrd^enbefuc^ unb Xbenbrna^l^enufe
f(^ien bie be^uptete <lku)iffendt^rannei ju beftfitigen. S)ie S9e=
tufung auf ia^ innete Sßort, bie innere (Srteuc^tung butd^ S^tiftuS
gegenüber ber Berufung auf bie @^rift, ))on ber bie SKT(l^en=
nt&nner, wie man i^nen (eierte, einen fo fc^led^ten (Sebraud^ mad^ten,
f(!^meid^elte ber (Sigenliebe unb bem geiftUc^en C^^d^mute. %u($
loar bie SRe^rjal^l ber Zfiufer in beutfd^en Sanben friebfame fromme
Seute, bie, »ie mir fc^on miffen, ben grd|ten ffiert auf ein e]^r=
bared geben legten. Unb menn Sutl^er unb ®enoffen, mie ju be=
greifen, um bor i^nen }u marnen, bie £uf(erften Stonfequenjen jogcn
unb fie mie Wunjer inS 2ieff(^marje malten, fo mochten manche
an ber Sered^tigung biejer äBarnung fiberl^aupt ine merben, menit
fic mit ben ftillen, gottergebenen Seuten jufammentrafen, unb um
fo el^er i^re ®onberle§re in \\^ aufnel^men. SBie aber aud^ en-
treme 2&ufer, ol^ne erfannt ju merben, für il^re ®ad|e mirfen
(onnten, jeigt baS SSeifpiel be$ fc^on ermähnten SReld^ior C^offmann.
Ser frühere ftürfd^nergefeQe , ber fd^on in @(^meben unb fiieflanb
allerlei Unruhe geftiftct l^atte, tonnte mcl^rere gal&te al^ ^rebiger in
Riel unb als ocrorbneter Reformator üon C)olftein mirfen, c^e er
im 3a]^re 1629 feiner ©d^wärmerei überführt mürbe.
iRi^t feiten mochten auc^ bie apotal^ptifc^en {Hoffnungen ben
9n(nüpfung$)}un(t bieten. S)er SKal^nfinn SRünserS ^atte [ic nic^t
JU Derbrängen oermoc^t. ^iefelben maren namentli^ burd^ $off=
mann unb feine @enblinge na(§ feiner S3ertreibung au§ ftiel auf
feinen Streuj^ unb Duerjügen burc^ £)eutf(^lanb aUentl^alben ge?
ndl^rt morben. Unb biefe apotalt)ptif(^e C^offnung, bie ^rmartung
ber balbigen SKiebertunft beS C^errn jum ®erid^t über alle @ott=
lofen, mar bis ju einem gemiffen (Srabe religiöfcS ®emeingut.
Sie mar au(§ ber Jroft fiut^erS. Unb mie meit biefe apolalt)|)=
tifd^en 2raume gingen, mie man fogar in gut lutl^erifc^en Reifen
an neue $ropl^eten glauben tonnte, jeigt ein Vorfall, ber im ^erbfl
1533 Diel Den fic^ reben mad^te.
®er fc^on früher ermähnte greunb ßutl^erS, SRid^el Stiefel,
SR. ©tiefet unb blc »nWlnbtgttng be« iüngflm Sage«. iW
feit 1628 Pfarrer in Sod^u, ^ielt nid^t nur bic SBicbetfunft
®^rifti für unmittelbar bcbotflcl^cnb, aud^ bcn Jag bctjelben, bcn
19. Dftober 1533, glaubte et ctfotft^t $u l^aben. SBa§ bet geleierte
SKatl^ematilcr unb Jlpotal^ptifer au« bet ©(^tift l^auSgcreti&net,
l^ielt et für göttliche Offenbarung, fid^ felbfl bejeit^ncte er aU bcn
^ropl^eten, ber baju beftimntt fei, biefe Offenbarung ju öcrfunben.
®a5 tl^at er mit großem Srfolg in SBort unb ©d&rift, namentlid^
au(5 auf ber Ranjel. Sutl^er, ber jebc bcrattigc SScred^nung öer=
warf unb baju ermal^nte, jeben Jag be§ RommenS be§ §errn
gcmärtig ju fein, fonnte il^n ni(!^t baüon abbringen, ©affir rourbc
Sut^cr je^t »egen feine« Unglauben« toon bcm neuen ^ropl^ctcn
al« ein üom ®eift Derlaffener, ein §crobe« unb ^ilatu« erflfirt.
Sin furfurftUd^e« 5Ranbat bcrbot il^m, feine gttlcl^rc auf bie Ranjcl
ju bringen. (Sleit^mol^l wud^« bie Aufregung in ber ganjcn ®c=
gcnb, unb je naiver ber bezeichnete Jag l^eranrudtc, mad^te fie fid^
aud^ im öffentlid^en Seben geltenb: ber SBauer befteötc angefid^t«
be« Weltuntergänge« fein gelb nid^t me^r, ber SSutgcr gab feine
C)anticrung auf, bic Scid&tfinnigen Derprafeten il^r ig)ab unb (Sut.
SJon weither, 30 — 40 SReilen »cit, ja Don ©d&leficn ber fam
man in @d^ren, um in ber 3l&^c be« ^xopf^tttn ben grofien Jag
ju erleben. ®rei Jage Dorl^er crmal^nte er jur Sufee unb jum
(gmpfang be« «benbmal^l«. %t^ am SRorgen bc« 19. Dttober,
— c« war ein Sonntag, »ecfte bie SRenge ein C^omfignal. Sd^on
meinten toicle bie Ic^te ^ofaune ju l^öten, aber e« mar nur l^a^
Signal bc« Wirten, bet auf Stiefel« Sefel^l ba« SSiel^ au« bcm
®orfc trieb, benn biefe«, fo l^tte er üerfunbet, würbe juerft
fterben, unb biefer ^nblid foQte ben SRenfc^cn entjogen merbcn.
®ann eilte alle« jur $Kr(§e. Dort na^m 5unad§fl ber ®otte«bicnft
feinen gemö^nlid^en SBctlauf. Stft am Sd^lufe ber ^rebigt t)er=
funbigte bet ^fanct, jeftt am Snbc, »ic et meinte, nid^t mcl^t
butd^ ba« futfllid§c SSetbot gebunben, bafe um 8 Ul^t — e« »at
fc^on jmif^cn 7—8, bie ^Ät ba fei, »o bet ^ett lommen wutbc,
fut bic S^tiften, »ic et jum Jtoft l^insufügte, nid&t jum Sc^tedfen
obet ®eti^t, fonbetn al« gtcunb unb ©tubet. Untet bcm SBcincn
unb SBel^flagen bet äßeibct ging bann icbet nat!^ ^au« unb mattete
bet ©inge, bie ba fommcn follten. Untctbeffcn Ratten tiitfutfttic^e
I
4M Vi. Mfmaira. San SRattl^en.
Beamte aOe« beobachtet, matteten aber bo(^ ab, bi$ e$ 9 Ul^
ge{<^(a0en l^tte. Dann toutbe bet falfc^ $topl^t Derl^ftet, na(^
Sittenbers geffil^tt unb atdbalb feinet SmteS entfe^t. Sutbet
f^eb: i,9li(l^e( l^t ein tteine« Xnfecbtlem belommen. %ber e4
foQ ibm nic^t fibaben, fonbem (Sottlob nu|e fein." Unb ©tiefet
nnit fofort Don feiner ®(^w£rmeret gel^ilt. dt (onnte, nac^bem
t^n 8ut^ iniwifiben nat^ Itrfiften unterfüt^t, fpfiter oieber eine
Slnfteflung erbatten. Cad dtanje mar nur eine Spifobe, bie 90=
f^Uberte SSemegung nur auf einen k)erb<nidm5|ig Ileinen Streik
bef^rfintt, aber fie bemeift, mie tiefgel^b bie apo(al9))tif(ib^ Stet::
gung mar, meieren Soben bie tfiuferifc^en ®(bm5rmeteien oot::
fanben.
fflo^l nirgenbd Ratten fie grdf^ere SSerbreitung gefunben, al4
am 92iebenbein, in ffieftfalen, mo bie proteftantifi^e 93emegung in
ben @t£bten faft uberaQ mit einer bemotratifc^en jufammenging,
unb in ben 92ieberlanben. ^n bem Unteren (iiebiet tonnte $ro:
teftantiSmu^ unb 2:fiufertum jeitmeiUg gerabeju ibentifib erf(betnen.
Unter ben fti^meren SBerfoIgungen, bcnen e« ausgefegt mar, unb
burcb bie ^rebigt C)otfmann^, ber aucb l^ier auf baS iße^immtefte ben
nal^n 2;ag ber Sriöfung in ^udfic^t geftedt l^tte, entmicfelte fi(b
ein förnUicber (Sntl^ufiadmttS. t(tö bie Sßeiffagung be$ ^ropl^ten
fi(b n\ä)t erfüQte, erftanb in bem Sficfer ^an SRattl^iefen au^
^arlem ein neuer gul^rer. Q>x ful^lte ficb berufen, ba^ felbfi ber=
aufjuffibren, maS man bidber Dergeblicb erhofft l^atte, baS ®traf*
geriebt über bie SSerfolger, bie C^enfc^aft ber %u$ermäl^ltcn , ba^
neue ^erufatem. Seine llpoftel burd^jogen bad Sanb, um baS
SSolI ®otte^ ju fammeln, bie ®l£ubigen ju taufen unb ju ben
XJaffen 5U rufen; benn bie @ottlofen foQen Dom (Srbboben Der::
tilgt merben, Derffinbete ber ^ropl^et als göttliche Offenbarung.
Unb beifpielloS mar ber (Srfolg. 3^ ^unberten liefien bie 8eute
fid^ taufen, um ber Jrübfal ju entrinnen. 3« i^^^ 3^it mar
baS ganje norbmeftlicbe SDeutfcblanb Don i^nen überf^memmt.
SRunfler in ©eftfalen, bie reid^e Sifd^ofSftabt, foOte i^r TOitteU
j>untt merben. Stft Dor turjem, im 3a^re 1533, l^atte bie S3urger=
fd^t unter gubrung beS $rebiger$ Sembarbt Stottmann Don bem
Sifd^of baS 9led^t ber eDangelifd^en ^rebigt ertro^t. Unb (aum
2)k 21ufer in aÄünfier. 421
l^atte man angefangen, troft nac^btucflic^er SBarnung Sutl^et« unb
SKcIanc^tl^onS, in jiDingUfd^et ffieife ju reformieren, al5 bie ®enb=
Ungc ber Jfiufer bie junge ®emeinbe in Unrul^e üerfeftten. ®ic
aSefonnenen Derfannten ni(^t bie ©efal^r, aber fie tonnten nic^t
auftommen. t(u(^ 9iottmann (ie{) fic^ betl^Sren. S^S^g t)on aujjen
üerftärfte bie Unjufriebenen unb bie 9?euerer. 815 bie Äpoftel
be§ ^ropleten, unter il^nen 3oi^ann Sodfelfon üon SeiDen, Oalb
aud^ ber ^ropl^et felbft, 3^« SRattl^iefen, in bie ©tabt getommen
waren, mar ber Sieg ber Jdufer entf(§ieben. ^rebiger unb Siirgers
fd^aft »urben toon ber ©emegung fortgeriffen, bie Ungläubigen
fd^onung§(oS oerjagt. 9^a$ man feit lange in fojialer unb reli^
giöfer ©ejiel^ung geträumt, foUte l^ier jur SBirÖic^Ieit »erben.
S)er (Sntl^ufiaSmuS (am ju ungejügelter ^errfd^aft. Salb maren
aQe fittlid^en Sanbe gelöft. 9lottmann prebigte offen bie 93ie(-
meiberei. Sie wfifteften Orgien »ec^felten mit SluSbrud^en reli-
giöfer ®c^»ärmcrei unb %ften entfe^lid^fter ®raufamteit. ^ber bod^
erregte bie Jtunbe oon ber C^^i^fi^tcit '^^^ „RönigS üon ä^öu",
ju rodlet Sßurbe fid^ ber jugenblic^e unb fd^Sne S^^^nn Don
Seiben emporgefd^mungen l^atte, bie Hoffnungen Dieler im Sanbe.
SRit bangem (Sntfe^en unb bered^tigter Sorge fragte man fic^ auf
ber anbem Seite, loa^ barauS werben foQe. (Ss gab Sheife, bie
im a3emu{)tfein aUentl^lben Don Säufern umgeben ju fein, Idngft
nid^ts geringered als eine bdUige Ummdljung ber ftaatUc^en S3er=
ptniffe befürchteten. ?ll§ ber Sanbgraf fi(§ jum 3^9^ «öd^
SBurttemberg rüftcte, tonnte bie wunberlid^e Sebe (Slauben finben,
er wolle mit ^xl^c ber Säufer eine grofee SSoltSerl^ebung gegen ben
ftaifer l^rbeiffi^ren. S)ann fibernal^m er im Rieben oon Sfaban
bie S3efämpfung ber aufrü^rerifd^en Stabt. 9ber bie Belagerung
jog fid& l^inau«. Iroft furd&tbarer Owngerdnot, immer wieber auf=
rec^t geilten burd^ bie SSifionen ber Butter, bie bis }ule^t plU^-
lid^e ^ilfe oon oben Derl^iefeen, fiel fie erft am 3ol^anniStage 1535
in bie C>änbe ber Sieger.
SRit ängfllid^er Sorge fc^ricben fiutl^erS greunbe über bie
(Sreueltl^aten ber Säufer unb il^re Seigren. Sutl^er oerwieS fie
auf bie l^eilige Schrift, empfal^l au(^ jwei gegen bie Säufer
gerid^tete Sd^riften burd§ SSorreben, tfimmerte fi(§ felbft aber fel^r
422 8utVt übet bie Zfinfer. SHe SSeflaitTation in SRfinfler.
»entg um biefed Zteiben bed „@atand''. (5$ berührte il^n au^
ni(6t baff bie 9tdmet tto^ bet cnetgifd^en Se(5m))fung ber Zdufer
getabe buvc^ bie $roteftanten il^e (Steuel unb il^e Snle^ten aU
fetbfiDerft&nbUd^e Folgerungen bet eoangelifd^en S^te J^infteDten.
92ut bie ©einen UKitnte er Dot bet SReinung, als ob bie i&u\tt
itgenbetmod mit bem (Soangelium gemein §dtten. S>a$ tl^t ei
namentU^ in bem friil^t 6ef))tod^nen ftommentar ^uttt (Satotet:
btiefe. Sfingft mat et fu!^ barüber Hat gemotben, bajj bie ganje
Bewegung auf tömifd^em Soben »utjelte. Sen Semeis tiefcrte
il^m bie %fyit\aä)t, baff bie 2;dufer bie ebangelif(!^e Stet^tfertigungg^
lel^e nid^t minber beffimpften mie bie 9t5met. „S)iefe ^ud^fe finb
an ben Sd^mfin^en mit einanbet betbunben, wenn aud^ tl^e StSpfe
üetf (Rieben finb/ äuf(etlid§ fagt et, fteQen fidb bie $apiften aU
i^te geinbe, mfil^tenb fte boc^ im ^nnetn baSfelbe beuten, leiten
unb t)eTteibigen gegen jenen einzigen ^eilanb (S^riftuS, ber aDein
unfete ®ete(^tigteit ift.
S)ie befiegte ®tabt ttaf ein furc^tbateS ©trafgeric^t. ^et ^m
bapti^muS würbe ausgerottet, ,^uglei(^ aber aud^ jebe eoangelific
Biegung unterbrudft. SRunfter »urbe »ieber eine römifd^e ®tabt.
^®ott l^at ben 2:eufel J^erauSgejagt, aber beS ZeufelS iSrofimuttei
ift l^incingctommen." ®o bejei(§nete ßutl^er ben SBed^fel ber
Dinge. ®ie Rataflropl^e oon SRunfter war aud^ fonft Don »eit=
tragenben f^olgen. 92od^ me^r als frul^er maren bie 2:aufer ge=
ä(^tet. D§ne »citereS mürben aUe als ®enoffen ber Stufrul^et
Don 3Rünftcr angefel&en. Sie maren troftbem nid^t ju unterbrudtcn.
Slber mit bem 92a(^laffen beS (Sntl^ufiaSmuS, ben ber Qfigliii^
Ausgang beS Sfönigreid^S ju SRunfter ftd^tlid^ ermfijsigte, erlahmte
a\xi) bie ^ropaganba. Unb mie jal^Ireic^ fte a\i^ nod§ fein mochten, in
ber politifd^en unb religißfen ffintmidfelung ©eutfc^lanbS fpiclten
fie feine Slolle me^r. S^^re ®ef(^id§te fpielt in anbern Sanbem. —
3la^ bem grieben toon Raban, ber bie Salramentierer txm
neuem auSfd^Iof), mürbe aud^ ber SBunfc^ ber Oberlanber na$
einer förmlichen (Sinigung mit ben @ad§fen mieber lebl^fter. @eit
ben legten äSerl^nblungen baruber ^atte bie ©ad^e jettmeilig
jiemlid^ oerjmeifelt gefianben. %on ben ©d^meijem tonnte man
9leue (Sintrai^^tSBeflreBunsen SBucer9. Sl^eland^tl^on. 423
in bicfcr 3^it bic prtcftcn Urteile über bie SBittenbcrgct l^ören.
^n granffurt am S^iain, mo untet bem (Sinflujs beS ^rebiget^
SRelanbct, einel 8Rannc§ Don \tffx j»cifel^aftcm SJ^atafter, eineL
jioingUanifc^e, mit bemc{tattf(^en (Stementen Derfe^te 9ti(^tung ben
®ieg 5U geminnen fd^ien, trug man bie 93erad§tung Sutl^er^ offen
jUT ®(^au, mäl^renb man boc^ aud^ »ieber Dorgab, im mitten^
bcrgtf(^en Sinne ju tel^ren. %uf bie Stunbe bat)on fal^ fid^ Sutl^er
t)eranlaf(t, in einem (Enbe 1532 abgefaßten Skirnung^fc^reiben
jebe @emeinfd§aft aufjutünbigen. ^n ^ugdburg berfd^firfte ^ä) ber
alte Stampf ^mifd^en beiben Parteien. %ber 93ucer Uef( ftc^ nid^t
entmutigen. Zxoi^ ber bielfa(^en Angriffe, bie bem gefd^meibigen
Spanne ))on beiben Seiten in reid^em Via^c juteil mürben, gab
er feine SinigungSbeftrebungen nid^t auf. Unb im Saufe be^
3a]^re§ 1534 würben bie Äuöftd^ten »icber beffer. 3« 8^anffurt
fud^te man nad§ Entfernung Sßelanber^ n^ieber Snfd^luf) an Sutl^er.
Ulric^ üon SKfirttemberg beeilte fi(^ nad^ feiner S^iebereinfe^ung
feine frul^er gefc^ilberten Sejiel^ungen ju S^i^S^i ^^^ l^armlo^
l^injufleßcn, unb ber jum 3Ritreformator be§ Sanbe^ berufene Äm^
brofiuS klarer, ein XJ^eologe Don ausgeprägt oberlänbifd^em 2^puS,
einigte fid^ mit bem öutl^eraner ©rl^arb ©d^nepf in einer fel^r ent=
gegentommenben gormel. 3l\(fjt unwichtig »ar auc^ bie gegen
frfil^cr mefentli(§ oerfinberte Haltung SRelanc^tl^onS.
9Kan »irb fie fc^werlic^ ganj erßdren tonnen. (Semife ifl, bafj
eigene ©tubien unb eine Schrift DeloIampabS ben ftet« ber Jrabition
ergebenen (Selel^rten babon überjeugt l^atten, baf( au(^ bie SReinung
ber alten Stirere über baS Sbenbmal^l eine geteilte gemefen mar.
Sann mollte er bemerft l^aben, baft bie tlneinigleit in ber Sbenb-
mal^tefrage ben gortfd^ritten beS (SbangeliumiS in (Snglanb, auf bie
er bei ben fortmfil^renben politif(!^en SSerbanblungen mit ben ®es
fanbtcn beiber Sdnber in jener 3^t grofje Hoffnung feftte, ganj
befonberS l^inberlid^ wfire. S^^^wfaflS bejeugte er fd^on feit April
1531 bei jeber ®elegenl^eit feine ©ereitf(!^aft ju einer 83erftan=
bigung. 9lS ber fianbgraf fid^ beSl^alb nat!^ bem Rieben bon
»aban an il^n »anbte, t)crfpra(^ er, fein SRöglid^fteS ju tljun, eine
pbeftanbige Soncorbia" jumege ju bringen, unb erdfirte, ^an bem
unfreunblid§en ®d^reien unb Sd§reiben auf unferem Jeil nie ®e=
424 Übn beti CBert be« %x^SM Dom Ucnbma^t
faOen ge^bt, fonbetn aDe 3eit batan (^eleib getragen ju ^ben*.
fiebl^ft ergriff er aud^ ben Don Qucer fd^on im 3u^i ^^^^ ^=
»ogenen dkbanlen einer S^f^^mmenlunft, »auf ber bie @a(^
grfinbUd^er unb gem&(^ü(^er erdrtert werbe atö in Slarburg."
8ut^ ftanb no(^ fo, »ie frul^. dt n)u|te fel^i xocf^l, ba|
man il^m unb ben Seinen eigenjtnnige 9led^tl^beret Dormetfe, todt
er auf einen ,,fo geringfügigen Xrtitel'' fo grof^en ffiett lege. Wut,
bemertt er baju in feinen S3orlefungen über ben ®alaterbrief:
(Ein menig Sauerteig Derffiuert ben ganjen Zeig (®aL 5, 9).
SRan muffe Seigre unb geben fel^r genau unterfd^eiben. „^ie iäftt
ift »ie ein mat^matif(^er $untt. (Sr lfij}t fi(^ nid^t teilen, man
tann ani^ nic^td baüon megnel^men ober ^injutl^un. ^a^ Sebcn
bagegen ift »ie ein pl^^ftfd^ ^untt. S)a Ifif^t fi(^ immer ettoa^
teilen, immer etwa^ na^geben." S>er 93orwurf, in biefer %ta^
jum gröfjten 9!a(^teil ber Stirere bie Siebe ju oerle^en, machte auf
ibn gar (einen Sinbrucf: „i&\x finb bereit, ^ebe }u leiten unb
Siebe ju fiben gegen aüc, wofern fte und bie Se|re hc§ ®lauben^
rein unb unüerle^t laffen. S5nnen wir bad nic^t enei(^en, merbea
fie umfonft ))on und Siebe forbern. S3erflu(^t fei eine Siebe, bie
nur erl^lten wirb mit 93erluft ber Sel^e oom ®(auben, ber aDc^
weichen foU, bie Siebe, ber Xpoftel, ein (Sngel üom ^mmd
u. f. xo.**
SJeland^tl^on fonnte jeboi^ berichten, baf( Sut§er mit Sucer^
®intra(btdformel jufrieben w&re, unb ald ber Sanbgraf llc^ bie^
mal au(^ an il^n gewanbt, fprac^ er ebenfaQd feinen l^er^lic^en Sßunft^
aud, mit ben Dberldnbern einig ju werben. S)arauf Deranßaltete
^§ilipp eine Dorlfiufige Stonferen^ jwifd^en Vielanc^tl^on unb Sucer,
bie am 27. ©ejembcr 1534 ju ©affcl ftattfanb. Offenbar tarn
ed Sutl^er barauf an, fo beutlid^ atö möglid^ ber Steinung ent=
gegen}utreten, ald ob er feine Seigre irgenowie ge&nbert ^be. S)e^
^alb gab er bcrfelben in ber 3>^f^u(tion, bie er bem SRelanc^t^n
auf feinen SBunfc^ mitgegeben l&atte, bie fdbfirffte unb fraffcfte
gaffung, inbem er üon einem „^cibü\^tn bed Seibed S^rifti" fpra4
au(^ Der wahrte er fid^ gegen bie Stöglid^feit einer neuen ,,92itte(=
meinung", bie ©ucer etwa üorbringen tonnte.
%ber biefe ^nftruttion ift fc^werlid^ ben SSeri^nblungen lu-
(Salfeler Skrl^anblunften. Stugdburger (Skfanbten. $efl. 425
grunbc gelegt »orben. @ic mar für Succr gar nic^t bi«tutictbar,
XDcnn er rtid^t fofort mit feinen oberlfinbijt^en greunben jerfaflen
XDOÜU. Offen bezeichnete et bie ©tenje, mie weit er gelten fönnte,
unb erllarte fi(§ fel^r beftimmt gegen jebe ^nnal^me einer pl^^fifc^en
aSerbinbung ber Jtbenbnia^teelemente mit ßeib unb Slut S^rifti,
unb Sutl^er gab fic^ gleid^mol^I mit ber (Srflfirung jufrieben, bie
^ucer auc^ im 92amen ber Oberlfinber abgab, baf( nac^ i^er
Meinung ber Seib Sl^rifti ivefenttit!^ unb ma^rbaftig empfangen
»erbe, unb bafe bie ^rfibitanten nad^ Apologie unb Ronfeffion
lehren modten.
(Snbe ^ctnuar 1535 bejeugte er bem Sanbgrafen feine (Seneigt=
l^eit ju einer wirllic^en Bereinigung, woOte aber, jumal er nid^t
allein barüber ju befinbcn l^be, in tlnbetrad^t be5 frül^cren gegen=
feitigen (Broflä erft einige 3^it baruber l^ingel^en lafjen. 5Rclan(i§=
tl^on erl^ielt ben Auftrag, mit l^erüonagenben ßutl^eranern, »ie
Dfianber, SSrenj, Äl^giuS, tlmSborf, baruber in§ ©cnel^men ju
treten. SBa^ aber in^wifd^en Don ben (Saffeler 93erl^anblungen Der^
lautete, enegte anfangt ben l^öc^ften Unmiden nid^t nur bei ben
©c^meijern, fonbern auc^ im beutfd^en ©üben. (Sr tovii)^, als
Sutl^r um biefe 3^it fein grof(eS „SelenntniS" Dom Slbenbmal^l Dom
3al^re 1528 neu auSgel^en liefj, naturlid^ ol^ne irgenbwelc^e WU
bcrung. Sapito unb S3ucer Ratten SRfi^e, bie greunbe ju be=
fd^mid^tigen. S)a mar e$ Don SSorteit, ba| bie oon beiben Parteien
in anfprud^ genommene Stabt «ugSburg jeftt bur(§ eine eigene
(Sefanbtfd^aft in ein näheres SSerl^filtniS ju Sßittenberg trat.
aiö bie (Sefanbten, ber Ärjt ®ereon Segler unb ber ^rebiger
Safpar f)uberinuS im Sommer 1535 bei Sutl^er eintrafen, fc^idte
fic^ bie Unioerfitfit eben an, au« gurd^t Dor ber ^eft nat^ 3^na
iiberjufiebeln. SKie immer in folc^en f^fillen blieb gütiger auf feinem
Soften, ütö ber fturfurft il^n aud^ aufforberte, ber $efi aus bem
äSege ju gelten, fc^erjte er nur baruber: fein SBetterl^l^n fei ber
fianböogt ^ani SReftfc^, ber eine „©eierSnafe'' auf bie ^eftilenj
l^abe unb Re mol^l ried^en »erbe, aud^ menn fie fünf (Sden unter
ber (Srbe m£re. @o lange ber bableibe, (önne er nid^t glauben,
ba^ bie ^eftilen} ba fei, menn aud^ l^ier unb ba eine (Srfranfung
Dorgetommen fei. Dabei bemettt er, bafe bie ^VL^ttd), wie er be=
426 CBcitete Qci^btungen. Sut^r unb feine Stau.
obac^te, bad (Sefc^rei oon bet ^ftileti} getn |5te: „benn etli^e
ben ©d^iofiren auf bem @(^ubfa(f, etUt^e bte ftolila in ben S3ü(^
etliche ben (Srinb in ben gebem, etli^c bie ®xi)t am ^iae
fliegen, fielen ift bte Zinte fd^tmmelig gen)OTben; fo l^ben aixi^
fonft etliche bie Stuttetbrief gefteffen, babon fte ba^ £>eTjiDe^ un^
©el^nfud^t )um Catetlanb gemonnen, unb m5gen DieQeic^t bei=
gleichen @(^kDa(^^iten me^r fein, ald id§ etjä^len fann."
Sie ^ugdburget ®efanbten vutben fteunbUd^ aufgenommeiu
3n feiner Antwort an ben 9lat bom 20. "^vlü bejeugte et, bai
il^m ,,ein fd^meter (Stein Dom C^^jen, nämlic^ bet Slrgmo^n
unb bad SRif^trauen, genommen, ber aud^ uic^t foQ (06 ®ott mill)
»iebet barauf (ommen''. (5t fei bereit, ,,mit aUetn äßiQen unb
S^etmdgen fold^e liebe (Sinigfeit ju ftfitfen.'' S^ntid^ lauteten feine
S3nefe, bie er am 5. Dttober atö !(ntn)ort auf n>eitete ©c^rdbcn
in biefer Slngelegenl^eit an ben 8iat ju ®tra|burg, Sug^burg, Ulm,
®fllingen, an ®ereon @et)ler unb C^uberinud erge^^n lie|. @i
fd^lug je^t felbft eine ßufammenlunft in C>^jfen ober Coburg m,
xvo man bie Sad^e munbtic^ ju (Snbe ful^ren (önnte.
©elten »ar er berfö^nlic^er unb frö^lic^er geftimini, freiließ
mar er au(§ lange nid^t fo »o^l gemefen, als in biefen ®ommer=
unb C)«rbfimonatcn. ©eine ©riefe aus biefer 3«t finb 00II fpru=
belnben C>umorS, namentlid^ fpielt fein n^ttx Statte** barin eine
gro^e 9ioUe. Sa erjä^lt er oon i^rem Sod^en unb traten unb
oon ben grofien SRengen SSierS, bie fie braute, bon ben äSor^
bereitungen ju einem grojjen S)oItorf(§mauS, ju welchem bie greunbe
eingelaben werben, unb wie fie jum ®ebenftage feines eigenen
SoItorateS ein befonbereS Sffen anrid^ten wolle; aber er n)eij}au(§
bon i^rem Sifcr im ßefen ber ©t^rift ju berichten. (Sr mochte
fie bamit genedt unb an i^rer SluSbauer geiweifelt l^aben. Sa
mad^te fie fic^ im ^erbft 1535 anl^eifc^ig, bis Oftern beS nä#cn
^a^reS bie ganje Sibel burd^julefen, unb Sut^er berf)}ra(^ i§r
50 ®ulben ju fd^enfen, wenn fte baS fertig brächte, worauf fie
einen grofien @ifer entwidfelte unb, wie eS f(^eint, aud^ r>a^ ^\ä
erreid^te.
SRelanc^t^on wirtte injwifdien nic^t o^ue groge ©orgc, aber
mit Srfolg bei ben auswärtigen 93ertretern ber Sut^erfc^en Xuf-
2)ie Sittenberger Jtonforbie. 427
faffung, aSuccr im ©üben für bcn ©inigung^gcbanfcn. Unb fogar
in bcr ©d^wcij fpta(^ man ii(§ jeftt auf mehreren 2^coIogcnüer=
fammlungen in einer äBeife au^, bie fel^r n^o^l im ®inne 8utl^er^
gebeutet merben tonnte, lehnte aber {d^liej^lid^ bod^ ab, bie (Sinisung^^
lonfetenj ju befc^icfen.
Sm furffirfUic^en C^ofe ^atte man fic^ für @ifen<ic^ als Drt
ber 3wfammentunft entfd^iebcn. 3n einem SSrief an Sucer öom
28. aßärj 1536 brachte Sut^er ben Sonntag Santate (14. 3Rai)
in Sßorfc^lag unb überlief) eS il^m, bie Dberbeutfc^en einjulaben,
mit SuSnal^me DfianberS, ben er, mie bie 9^orbbeut)c^en , felbft
oerftänbigen moUte.
3e^t, als alles im beften ®ange mar, mürbe 92elanc^t^on
mieber üon grofeer 8lngft erfüllt, ©d^on 8lnfang 1536 meinte er,
man foQe bie 3ufammen(unft bis jur Einberufung eines ftonjils
oerfd^ieben, bann mürbe man }ur Einigung gejmungen fein. Sieber
^dtte er eine allgemeine dürften = unb X^eologenoerfammlung ge=
fc^en, in ber C^^ffnung, burc^ bie erfteren bie C)eifefporne im 3flume
5U leiten. @r fürchtete nur neuen S^'i^ft^^t^ unb fud^te beSl^alb
bie ®a(^e bis jum legten tlugenblicf ju l^inter treiben.
%\xd) ßutl^er mar mieber bebenflic^ gemorben. ©ucerS auS=
gäbe ber ©riefe S^infl'i^ ^"^ DefoIampabS, bie il^n unb bie
Äbenbma^lSfrage fo üielfac^ berührten, ^atte il^n tief oerftimmt,
nid^t minber, ba^ man foeben 3n)ingliS ,, Auslegung beS ®laubenS"
mit einer lobpreifenben 93onebe SuOingerS herausgegeben ^atte.
darauf fc^rieb er an ben Jlurfürften, bafc er „ber »onforbie falber
menig Iroft unb C^offnung ^abt\ ?lu(§ mar er feit ©ei^nac^ten
mieber leibenb, unb gegen Dftern füllte er fic^ jo elenb, ba{) er
fein (Snbe nal^e glaubte. 3^^^ erholte er fid^ bann mieber 5iem=
lic^ fd^ncd, tonnte aber boc^ nic^t nad^ Eifenad^ reifen, unb bat
bie tlbgefanbten, bis nac^ @rimma ju (ommen. S)iefelben jogen
es bann Dor, bie Steife fogleid^ bis nac^ Wittenberg fortjufeften.
©ort trafen fie in ®egleitung oon 3«M SReniuS aus ©ifenac^
unb griebric^ ^t)foniuS auS ®otl^a am 21. 9Rai, einem ©onntag,
ein. 3^^^ 3^^t mar gröfeer als man ermartet l^atte. 8lufeer
(Sapito unb S3ucer Don ©trafjburg, WufculuS unb S^olf^rbt oon
Augsburg, 3Jiartin grec^t oon Ulm, marcn no(^ ^rebiger aus
428 2)ic fBUtenUccficc ftontotbic
SRemminsen, Keutlinsen, gutfelb, (Sftltnflen, gtantfutt unb 8011=
ftan) etfc^tenen. Untemxg« mx il^nen im (Botte^btenß nvdü
bcftembli4 Dorgetommen« aber im Ikrte^ mit SR^toniud wib
Steniud mar bo<l^ fc^on manc^ 9Rt{ik)etfi£nbnid befeitigt marben
^ad Deranlafite SRelan^t^on, bie beiben (eltgenannten juerft ju
fiut^ )u {(Riefen, um i^n oon bet Sal^rl^ftiglett bor DberUisba
ju überzeugen, über tto|b€m fie bid iRitternac^t mit il^m t)ei=
IJKiubelten, ooQte i^nen bad nt<|^t gelingen. 3>i biefem SugenbliJ
mar 8ut^ atgm&l^mfc^ qU ie. (St begel^tte bie ftonforbie niifi,
»enn bie anbeten fie ooQten, mufiten fte fi4 gefaQen laffen, Dal
er fie, bie Oittenben, prüfe. @o fafite er bie ®ac^ auf.
%M Sucer unb dapito il^m am nfic^ften iRotgen i^re Sriefe
übergaben, mürben fte (fll^l empfangen. %m 92a(bmittage fanb im
engeren ftreife, — bon ben Oberifinbern oaren nur bie @tra|6uTg(i
}ugegen — , bie erfte Beratung ftatt. Sutl^r bi^lt nic^t ^intei
bem S3erge bamit, baf) feine f^offnung auf eine Einigung bur(^bie
Sudgabe ber Oriefe 3toinglid unb DefolampabS, burdb txydifi beten
ficl^ren no(^ weiter verbreitet ourben, gefc^munben fei. Sinefefte
Sintrac^t mit Seuten, bie l^ier fo« bort bietteid^t aud gurtet m
bcm äßoll fo leierten, fei nic^t mdglid^. Unter fteigenbem Sljfelte
DermieS er auf bie Derfc^iebenen Skinblungen, bie fie burd^gema^t.
S&ad er f(^lie{(li(i^ verlangte, mar bie Srflfirung, ba| fie i^e
frul^ere Seigre, im Sbenbmal^l fei nur Srot unb SBein, miberriefen,
unb ftatt beffen anerlennten, bafc im Slbenbma^l ber Seib S^tifti
genoffen merbe von (Slfiubigen mie ®ottlofen.
Sucer mar von biefer unermarteten @(^firfe übenafd^t, mufite
aber gemanbt ju ermibern. 9Rit 9te(!(|t betonte er, ba{( fie etmS
nic^t miberrufen tonnten, ma§ Sutl^er il^nen jmar immer t}otge=
morfen, mad fie aber nic^t gelehrt litten; nur infomeit fdnnten
fie miberrufen, aU fie frül^er au5 SKifeoerftanb eine traffere 8Sot=
fteUung Von Sutl^erd Suffaffung ge^bt l^fitten. !Die Sufrid^tigkit
i^reS pofitit)en Setenntniffed bel^aupteten fie auf baS ^eftimmtefie,
aber ebenfo entf(!(|ieben lel^nten fie bie SReinung ab, \>a% bie t)5Si9
®otUofen, für bie bad Sbenbmal^i gar nic^t ba mar, etmaS anbetet
als 93rot unb SBcin erl^ielten. Sut^ers Entgegnung Iic{| erfennen,
ia^ il^m, mie immer, fo auc^ bei ber jegt gem&^Iten B^ffung die
SSBittextBetget l(onforbte. 42^
^auptfac^e bie toax, baf) bie 9tea(ität bot göttlichen (Snabengabe
t>ott bcm (glauben ober Unglauben be§ (SmpfängctS unabl^angig fei.
^Slber man tarn ni(^t ju @nbe. SBeil Sutl^er fi(§ ju ^toa^ ffil^tte,
-mußten bie Sßetl^anblungen abgebrod^en merben. ^m ndc^ften
^Kotgen foDltcn fie »iebet aufgenommen »erben, aber ßutl^er l^tte
f ci§le<^t gefd^lafen. ®rft am ^lad^mittag fam man mieber ju=
'fammen.
TOeland^tl^on l^tte ben etflen ©türm borubergel^en laffen, erft
<in biefer jmeiten ^erfammlung, ju ber aQe ®efanbten jugelaffen
würben, nal^m au($ er teil, ©uccr gab je^t ju, »oran ßutl^er
cl^ne 3»rifel gan^ befonber^ biel lag, in ber (SrIenntniS ber ?lbenb=
«tal^telel^re fortgcfd^ritten ju fein unb infofem frul^er ®elel^rte3
u>ibenufen ju tonnen. 2)en ®enug be$ Seibe^ unb Slute^ t)on=
feiten ber ®ottlofen lel^nte er au(% jeftt ab, bagegen ftimmte er
ßutl^er barin bei, ba|( bie ®egen»art be5 8eibe§ unb SluteS Sl^rifti
Icbiglid^ auf ®otte§ SSort unb Drbnung bcrul^e, unb ba|( aud^ bie
^,Unn)urbigen" nad^ l.ftor. 11 ben 8eib be^ C^erm geniefeen. ®o
eiRarten nad^ gefd^el^ener Umfrage au(^ bie anberen. Unb bamit
war Sut^er jufrieben. 3« einem SZebenjimmer beriet er fid^ bar=
über mit feinen greunben. Äud^ l^ier »urbe jeber einjclne befragt,
aber alle erflärten einftimmig, fic^ babei berul^igen }u lönnen.
"SDann fam man mieber jufammen. ^tö alle fid^ niebergefe^t
i^atten, gab Sutl^er frSl^lic^en ^ntli^e^ mit gel^obener Stimme foU
genbe (Srllarung ab: „^ix l^aben nun euer aller ilntwort unb
S3efcnntni§ gel^ört, ba|( il^r glaubt unb le^rt, bafe im «benbma^
ber malere 8eib unb "tia^ malere ©tut be^ f)enn gegeben unb em=
^fangen merbe, unb nid^t allein Srot unb SBein, unb ba{( biefer
®eben unb (Sm))fangen mal^rl^aftig gefd^iel^t unb nid^t bilblid^. ^^^r
ftofeet cud^ allein ber ®otttofcn l^alber, belennt aber bo^ »ie ber
l^eilige $aulu$ fagt, bafc bie Unmürbigen ben Seib bed ^enn em=
^fangen, menn (Sinfe^ung unb SBorte beS 0^^^ ^^^^ berlel^rt
werben, baruber moUen wir nic^t janlen. SBeil e§ benn fo ftel^t,
fo finb wir ein^, erfennen unb nel^men euc^ an als unfere lieben
93ruber im ^axn," (55 war in ber J^at ein grofeer Äugenblidf,
unb e3 begreift fid^, bafe Sucer unb ffiapito bie Äugen übergingen •
al5 man ftd^ jje^t mit Danf gegen ®ott bie Sruber^anb reid^te.
SteXht, «ntl^er. n. 28
9m Cnmindfal^^tage, an ^em fiut^ eine geii)al% ^ebigt
^elt tilgten ^ie Set^nblungen. %benM ^tte eutl^ aOe ^cn^
ben }tt ju^ eingraben. S)a letnten fie il^n in feinet offenen, ^
l^en iBeife (ennen. %u(^ bte Shtfit butfte nii^t feigen. £ei
C^neftot M. fiu(a4 Sbenbetget wa baju mit feinen ©dngeni
unb $feifetn erfil^ienen.
Siet Oiinmelfa^dtag gab ben Dbetbeutfc^n aud^ (Selegenl^t
»ie f(^on in (Sifena^ bie fd(^fif(^en Sht4Kngebtdu(^ ^u beoba(|ten.
Sad i^nen auffiel, UKit, »ie bie 0eiftli(^n offenbat ganj »UUntfuft
balb in i^tet gevSl^nlii^n Xta^^t, balb in ptieftetUc^en Semanbem
amtietten, ubetl^upt eine fttenge Otbnung fel^lte, bann Dielet au^
bem ^^pfttum", »ie Silbet, ftetjen, Sbotation unb (Sleoation
bet Slbenbmal^Uelemente u. f. o. S)ad maten Singe, bie, mc
8ucet Sugenl^gen gegenubet audfu^tte, in ben obeclanbif<^ (Se--
meinben anftöftig fein »utben. Sugenl^gen etn)ibette, baf) man
jeben aberglfittbif((en (El^tatter fetniul^lten fu(^e unb manc^ nur
um bet @(^n)a4Kn »iQen beibe^lte, bafi er ubtigenS fut feine
^etfon Sftetd bad %benbmal^l o^ne fterjen, ptiefteclic^ dkvönbcr
unb ol^ne Sleoation, bie nur ein %uSbtucf bed S)ank$ fein foQe,
ja oieQeic^t fogar einfac^et atö in @tta{^urg feiete. 9^an fie|t
ed fel^Ite l^iet noc^ jjebe beßimmte Dibnung in biefen S)ingen, »omit
man in ben obetlfinbifc^en (Gebieten boc^ f^on tt>eitet gelommen mt
Unteibeffen ^tte SReland^tl^on untec gtofien ^ngften eine (Sin=
trac^tdformel entootfen, bie, menn au(^ in mitber ^otm, boc^ mx
bie lutl^etifc^ SeJ^roeife jum ^udbtud btad^te, abet infofem auf
bie Dbetlfinbet atudfid^t nal^m, atö nur Don bem ®enu| bet ffiur-
bigen unb Unwfirbigen, nid^t aber bet ®ottlofen bie Stebe mar.
®ie betannte, ba^ 8eib unb Slut Sl^rifti mit Stot unb Sein
UHil^t^ft unb mefentlic^ ba fei unb genoffen mcibe k. Siefe
formet mutbe am 26. iRai oon aQen %noefenben gutgel^^en.
%u(^ übet anbete fünfte befptac^ man fic^ in einet äßeife, bie
beibe Xeile juftieben fteQte. Um bie ®ntta(^t }u befiegetn, pte^
bigte am Sonntag ben 28. äRattl^. %lbet au§ Steutlingen über
bie Xaufe, am 9iad^mittag Sucet, bet mit Sapito auc^ an ber
ftommunion teilnal^m. äRontagd, ben 29., outbe bann bie Sin^
tta<^t4fotme( bon aQen, mit Sudnal^me be$ ftonftanjet (Befanbten,
SiUcntoger jlonlotbie. 431
bct leinen Auftrag baju l^attc, untctfc^ticbcn. 3w8'^i<ä§ berfptad^cn
bie Obetlänbet, nad^ Suguftana unb ^ologie ju lehren, ^tm
rioeitcte Ärtifcl betonten bie SJotmenbigfeit bet laufe bet ftinbet
unb bie Sßitfung be^ l^eiligen ®eifteS in il^nen, unb fptad^en ben
SSun^d^ aus, bag um beS S^rofteS ber (Semiffen miden bie $rit)at=
abfolution beibel^Iten metbe.
5Rod^ an bemfelben Sage reiften bie ftemben ®äfte nad^ ber
^eimat. ®ie nal^men bie beften Sinbrude mit. 92a(^bem er ftd^
einmal üon il^rer äufric^tigleit uberjeugte, l^atte ßutl^er aDen ?lrg=
tool^n fal^ren laffen un2) l^tte ba§ in ben legten Ziagen beS 3^=
fammenfeinS mieberl^olt jum StuSbrucf gebrad^t. S)en ®(^eibenben
rief et ju: „Öafet un§ begraben, was auf beiben Seiten vor-
gegangen ift unb einen ®tein barauf »dtjen.''
®a lann leine grage fein, ba| Sutl^er bie ®ad^e fo auffaßte,
ba^ bie Dberlfinber fid^ ju feiner äReinung belehrt ()ätten, nniS
biefe ja aud^ bis ju einem gemiffen ®rabe }ugeftanben. ünber-
feits ift ju bead^ten, bag bie ^nerfenntniS ber iSegenoart unb beS
(äenuffeS beS SeibeS Sl^rifti, unb bamit bie religiöfe Übercin=
ftimmung, il^m in biefem äRoment fo mid^tig mar, bajs er auf bie
Übereinftimmung in ben bogmatifc^en SSorauSfe^ungen einen ge^
ringeren SBert legte. ®ie Seigre Don ber SlUentl^albenl^eit beS SeibeS
Sl^rifti würbe gar nic^t berul^rt.
Übrigens l^tte 8ut§er oon üornl^erein erllärt, bajs eine fo Heine
^erfammlung natfirlid^ nid^t aUgemeinüerbinblid^e Sefd^luffe faffen
tonne, toeSl^alb erft bie 3uftimmung weiterer Streife eingel^ott wer=
ben mfiffe. @r gab ben ^eimtel^enben fc^on mel^rere barauf bc?
jfiglid^e Briefe mit. S)en SRartgrafen ®eorg t^on Sranbenburg,
in beffen ®ebiet er, wie eS fc^eint, ein gemiffeS 92i|ttauen be=
furd^tete, erfud^te er, „bei ben ^rebigem ju l^elfen, bamit bie
alten Sachen nid^t ju fc^arf gerechnet unb bie IBldben nic^t ab-
gefc^recft werben. ^^ ac^te, es fei il^r red^ter ^nft''. Son
biefer ®eite tarn ioi^ (ein emftlic^er SBiberf))rtt(^, wenn au($
Dfianber unb namentli^ StmSborf, wie eS fd^eint, nid^t ganj 5ufrie=
ben gewefen finb.
Son ben @(^weiiern war bei ben eigentlid^en Untetl^nblungen
ui(^t bie 8tebe gewefen. (Srfl am ®d^lu| na^m Sucer iklegen-
482 fmttenBctflff fMbxtk.
^t, Sut^ ein Oetenntnid beifdben (bie fpdter [ogettaitnte Hel-
vetica prior) )u fi6€nei<|en. (Sd max auf einem Zage ju Safd
im 3^nuat 1536 oereinbatt ootben, loat fel^ tycxSS^nlx^ unb
iebenfadd m(^t joingUani^ geleiten. Sutl^er ettlfitte, baft man
im trotte nie glauben »erbe, ,,baf| 3n>ingli »or aud^ red^t ge(e^
^be", et fpra(^ {i(^ ubugend, aU et ba$ Sefenntni^ gdefen,
}iemli(^ »oJ^tooDenb batuber aud.
2(n bie StögUd^teit einet D&Qigen Einigung mit ben @<^ioei=
^etn l^t et felbfi tool^l nie geglaubt. (5^ mat f^on Diel gc=
»onnen, baf) man beibetfeitig na^ Sinttad^t ftrebte unb ^
ni(^t öffentlich befel^bete. %bet au(^ in ben obetbeutfc^en ©tobten
^tten Oucet unb (Senoffen, bie untet bem (Sinbtud oon Sut§et§
^etfönlid^feit fo »eitgel^enbe S^S^f^Anbrnffe gemacht litten, junt
%tH einen ted^t f(^»eten ®tanb. ^n Ulm fprac^ man gas\
offen k)on einet anbetn Se^te, bie man Don SSittenberg l^=
gebtac^t ^tte. Unb ed ift bejeic^nenb fut i§te Keinli^e 9ttf=
faffung Don Sut^etd S^ataltet, mie bie Unterl^nblet in dngft--
lid^et @otge, et Idnnte Dod 3<>ni übet bie 9ßetj5getung plöi^li^
anbetet Steinung metben unb in bet alten SBeifc aufbtaufen, bem
Dotjubeugen fud^ten. %n Sutl^etS gtau fanbte man ®ef(^
aiudful^tlid^e etiefe (£a))ito$ unb Sucet^ ffoffen über Don aner»
fennung. (Sin Siifd^gaft Sutl^etd, bet bei i^m ®injlu{( l^ben foOte,
bet feit Idngetct 3eit in SBittcnbetg ftubietenbe 3- 9?eu]^eIIer (3Jcö=
boloS) mutbe etfud^t, Sutl^et bei gutet Stimmung ju etl^alten utib
il^n megen bet SSetjögetung bet ^ngelegenl^it ju betul^igen. ^et'e
@otge mat unnötig. Sut^et münfd^te nic^t^ meniget al^ eine
Übctl^aftung bet @ad^e. ?lud^ al5 bie SReJ^tja^l bet fragli(^
®t&bte im Saufe be$ ®ommetd unb be§ O^^'E^fi^^ ^^^^ S^^^-
mung JU ben äBittenbetget Abmachungen etllfitt l^atten, fal^ et bie
Singelegenl^eit bamit nod^ nic^t atö etlebigt an. (St mode baru6er
bem Stutfutften unb anbetn betid^ten, fd^tieb et an bie SlugSbutget am
7. aiuguft, unb ermal^nte fie, ,,alfo ju bleiben unb fottjufal^tett, biö
c3 enblic^ }um ©cfc^lufe lomme". ®a§ follte »ol^l auf bem
n&d^ften StonDent beS fd^maltalbifd^en SunbeS gefd^el^en. 2lber in=
5U)ifd§en l^atte man boc^ menigften^ ^rieben, unb ma§ fut $I^Ui))|)
Don C^ejfen Unb bie ©ttafebutget bie C^aujjtfad^c »at, man |attc
mtttnUx^tt i^Dittorbie. 488
Die C>^ffitun8, in bem beüotftel^enben ftampfc jufammengel^en ju
lönnen. S)atubet etl^ob [ic^ bei ben Gegnern nid^t geringe Un«*
xul^e. ®^on anbettl^lb S^^te ftu§et l^atte Stlbre^t t)on SRatnj
auf bie falfd^ Shtnbe, man l^be fid^ bereits geeinigt, an ®eotg
i)on ®ad^fen gefd^rieben, ba| ^^c'fyt 92otburft etforbere t)iel mel^r
auf bie ©^anje ju gelten, als 5ut)ot'', unb SBicel ffit^tete jje^t,
ba| Sutl^etS @teg aber bie frul^eren SBiberfad^ fein Slnfel^n ins
Unermepd^e fteigem mürbe. Um fo mel^r begrüf^te man auf biefer
@eite bie $(uSftd^t ba{( baS ftonjil nun mxtli^ juftanbe fommen
^oOte.
3. KaptteC
IKe tim)x\ifvü%t ititi in Sag iioti dd^tttiilkaUleK.
3la^ bem unetmartet gludKid^en Ausgange beS £urfenjuges im
Salute 1532 ffitU fiäi ^apfl SlcmcnS VII. auf ba« ©rangen De^
»Qi^cr« bereit erKärt, unter ^mi^tn ©ebingungen ein aonjil
ju berufen: unter SSoraudfe^ung beS gebend unb be$ ®int)et'
nel^mend ber 9R5(^te foQte e$ jufammentreten, aud^ foQten bic
$roteftanten im Doraud feine Sefc^luffe anertennen. S)a| bamit
unerfüQbare Sebingungen geftellt maren, xdu^U Start V. ebenfo gut
als ber ^apft, aber er tonnte fid^ barauf berufen, »cnn man an
bie in aiegenSbnrg übernommene 83erj)f[i(^tung erinnerte, ©o fün=
bigte er gemeinjam mit bem Zapfte baS aSorl^ben an, unb ben
papftli(|en ®efanbten Slangone, JBifc^of Don ^eggio (6et $arma),
ber bie 3uftimmung ber beutjc^en ©tanbc ermirlen foBtc, begleitete
auc^ ein ®efanbter beS StaiferS. S)ie (Sefanbtfc^ft, meldte am
3. 3wni 1533 am ^ofe be3 »urfürften borfprad^, t)on biefcra
aber an feine SSerbunbeten gewicfen würbe, erfd^ien au($ in aSitten=
bcrg. (Sie mürbe, mie ßut^er fd^reibt, in Stüdficlt auf ben
ftaijer öon ber Uniüerfitat begrufet, Sutl^er unb SRelanc^t^on liefeen
fic^ aber nic^t feigen. S3alb barauf, am 15. 3Rai, lam ber ftut=
furft nad^ Wittenberg, um bie ®utac^ten feiner Jl^eologen über
bie p&pfilic^en S3ebingungen einjul^olen. Sutl^er mar l&ngft baDon
uber5eugt, bafe ber ?}apft toon einem Äonjil nid^t« »iffcn »ottte,
unb ba{( ein fotd^eS bod^ ju nid^ts führen mürbe, ba ber $a))fi
Sutl^er über baS Ston%xl ^evsog (S^eorg Über ben $a)>{l. 4S5
nimmetmcl^t jugcftel^cn »erbe, „bafe ber (Staube allein tcd^tfertige
unb bic ^)fipftlic^en SBerfc öetbammlid^ feien". »!§ et jeftt bie
t&mij(]^ctt Sebittgungen lennen lernte, monac^ ba$ Ronjil in altet
äBeife abgel^alten unb mie gefagt j[eber Xeilnel^mer fid^ im t>oxavii
jum ®c]^orfam gegen feine Sefd^lfiffe üerpflid^ten foHc, fd^tieb et an
^auSmann, baS l^eige, tpenn aud^ in glatten unb eines fold^en $a))fieS
»üxbigcn SBorten: „SBir foBcn üerbammt unb toetbrannt »erben."
(§x münfd^te, bafc i^m entfpred^enbe Slnt»ort juteil »erbe. „Um
«in fol^ Ronsilium bittet ber leufel unb id^ nid^t''. erllärte er in
feinem ®utad^ten. S)en bantals in ebangelifc^en Greifen er»0genen,
DicQcid&t üon bem Rurfürften l^erru^renben, »unberlic^en ®cbanlen
€\ne§ ©cgenloniitö t)cr»arf er unb riet, in ber ©ad^e nic^t mel^r
ju tl^un, als gerabe nötig fei, bamit Saifer unb $a))ft nid^t ben
©DQngcÜfd^cn ben „Unglimpf" jufc^ieben lönnten. „SRad^n fie
benn ober mad^en fie nid§t ein Konsilium, fo fommt Sag unb
tommt 9lat." (Sr felbft glaubte nid^t baran, unb ?lmSborf fc^rieb
bamatö eine (Sdörift „Über ia^ ftonjil, ba§ niemals juftanbe lom^
men wirb". 3^ l^öflid^er aber beftimmter SBeife lel^nten bie in
@(^malfalben Derfammelten ®t&nbe bie pd))ftlic^en S3eDingungen ab,
erflärten fid& aber bei genugenber ©ic^erl^eit jur Jeilnal^me bereit,
tiatärli(^ ol^ne irgenb»el(^c SSerbinblid^teit für il^re ^Itung auf
bemfelben auf fic^ ju nel^men.
Slud^ bie Slnt»orten ber fatl^oUfd^en ®tfinbe »aren fel^r jurudC»
l^altcnD. SRan erinnerte baran, bafe man ein Äonäil in beutfd^en
Sanben geforbert l^be, unb nid^t, »ie ber ^aj)ft borfd^lug, in
Bologna, ^iacenja ober SRantua. 92a(^ ben mand^erlei @nt=
täufd^ungen, bie man erfal^rcn, unb angefid^ts ber inneren Sage
— eS brol^ten fd^on bic SBurttemberger 33er»idfelungcn — fe^te
man, »aS bem ^apfte fel^r gelegen fam, laum irgenb»o grofecS
SScrtrauen auf biefe RonsilSanWnbigung. Aber als ber ^apfi im
grfi^ial^r 1534 burd^ ein S3reüe on ben Äurfürften toon SRainj'
bie Sßerjögerung beS ftonjils mit ber not»enbigen StüdCfic^t auf
ben ftönig t)on grantreid^ entfd^ulbigte, mu|te er fid^ t)on @eorg
bou ©ad^fen bittere SBorte fagen laffen. SBenn bie römifd^e JKrd^,
fd^rieb biefer an ben pfipftlid^en ißuntiuS in SBien, in ®efal^r »fire,
um loöoo ®tt!aten ju fommen, »ärbe man eS für nötig leiten,
4M Voat UL nnb ba« Jtongtt.
bad %itat^a audjufpte^, ein ^eer ju ruften unb bie ya^
iSfyajttnffdt ju^Ufe ju tufen, jjeftt aber, tpo l^unberttaufenbe m
GeeUn burc^ teuflif(^ Sbtttni jugrunbe QvaQtn, bebiente fu| bei
Oitt felbft beS State« beffen, ber immer berfud(^t l^be, bie @^ie
}u Derberben. S)er ftreng tat^oUfi^ ^urft ging ie|t in jeinei
C>0ffnungdloiig(eit batan, felbft eine Sieformation, menigftenS in
jeinen SHdftem, but^^^uful^rett.
£a ftarb Slemen« VII. am 25. September 1534. ^m feljtc
am 12. £)ttober Sleranber garnefe, ber fi^ ^ul III. nannte.
@eit me^r ald 40 3<4ren aU Starbinal an ber Sturie lebenb, m
er ein echter @o^n ber itaUenif(^en Stenaifjance. 3ii ^ ^
}u geniefien unb im grof^en ®tile }u leboi, ol^ne irgenDtoek^
aHudfid^t auf feine geiftlit^ Surbe, fibertraf er wo^ no(^ \m
Sorg&nger. S)abei oar er ftetd gef(^ftig unb l^tte immec neue
^l&ne, aber bie 0ef(^fifte unb Sorgen befc^merten il^n nid^t. M'
lid^ed Sntereffe l^atte er n>o^l nur für feine ftinber, unb feine bcibeii
(tnH, bie er balb nad^ feiner j(l^ronbefteigung 15- unb lejS^iij
)u ftarbin&len ex^ob. Selten ift ein ^pft berf^iebener beuiteill
»orben atö biefer unburd^ftd^tige, miberfpruc^dDoUe ß^ratter, i^
Iftak bie ^öibften Snfpcäii^e ftedte, unb »enn er Sßiberfpnu^ \^r
fi(^ morgen ben %nf(||fein geben tonnte, atö l^tte er fte nie et-
Ij^oben, nur um eine paffenbere ®elegenl^eit abzuwarten. S)ie einen
l^offten bad SSefte t^on il^m, anbem n)ieber etfd^ien er als ein f($aMi4=
finniger (Breid, ber mit einem guf^e im @rabe ftel^, ber fii^ um
nic^td tummerte unD nic^td oerftcl^, an beut bad ^efte fei, H ^
ni(^t lange leben »etbe. Sr l^t fie alle get&ufc^t.
Sinb koir rec^t berichtet, fo l^fitte er ftc^ fc^on im SonllaDc
für bie (Einberufung eined SoniilS audgefptod^en. S)ie Sage M
SDinge fc^ien eö bringenber als je ju forbem. SBaS ber feit 10
^al^te 1533 am ^o^t gerbinanbd meilenbe 9luntiuS S3ergetio, ber
mit feinem Urteil nid^t jurud^ielt, über bie Stimmung bei» SSnis^
unb ber fatl^olifd^en Stfinbe berid^tete, lautete bebrol^lid^ ^m
äßon allen Seiten liefen 92a(^rid^ten ein, meldte bie ftetige 3^'
nal^me bed ^roteftantidmud t^erlunbeten. ^n Schweben unb S)aß^
matt na^m er feftere ®tftalt an. (S§ mar naturlid^ aud^ in Jloiti
nid^t unbetannt, ba{( 0^inti<^ vm. feit 1534 n)ieber mit^!
gortf^tUte ht» $toteflantt9muS in Oflerreid^. Setgerio. 437
bexg anfnüpfte. äRan glaubte jeben ^ugenblid feinen Slbfad jum
^toteftantiSmuS furchten ju muffen, ©c^mermiegenbet mar t^ieU
leidet nod^, bafi ^anj I., n>enn auc^ nur im Stttetefje fetner po-
Utifd^en 93erbinbungen, fid^ ben Slnfd^etn gab, mit bem SDangeltum
5u f^mpatl^ifieren, unb, ma§ fd^on l^ier erm&l^nt metben mag, im
Salute 1535 be^l^alb SWeland&tl^on nad^ granlteic^ ju jiel^en ücr=
fuc^tc, n>aS aber bet fturfurft ju SRcland^tbonö Seibwefen nid^t
juUefj. Sluc^ in Dfierreic^, fogar am ^o^t in SBien, unter ben
9i&teti beS S5nig^, fonnte man 5um @c^red(en beS ))fip[tlic^en
92untiuS Sutl^eranern begegnen. @S gab teine @tabt im Sanbe,
»0 fie nic^t ju finben loaren, unb »o man fi(^ nid^t über bie
©a^ungen ber römifd^en ftirc^e l^inmegfe^te. Sutl^erd alter ®egner,
3o]^. ?$aber, feit 1530 S3ifd^of t)on SBicn, etllärte im üenetia=
nif^en (Sefanbten, bie SRel^rl^eit be$ %betö unb beS SSolleS fei
te^erifd^: „toaxt nic^t ber ftönig unb ic^, fie mürben alle 8utl^e=
raner fein, »enn ni^t etma^ ©d^limmcreö".
Sber bieS unb anbere^ me^r l^fitte ben $apft fc^ioerlid^ jur
(Siuberufung eines ftonjitö bemogen. @$ mar il^m mol^l ebenfo
menig ermünfc^t als feinem SSorgfinger, unb firc^Uc^e @rm£guugen
pflegten il^n nic^t ju beftimmen, Slber bie 9lu(t|id^t auf ben Staifer,
mit bem er junfid^ft jjeben ftonflift t^ermeiben moUte, liefc eS in
biefem ^ugenblidCe opportun erf (feinen, auf ben ®ebanfen einju^
gelten. SebenfallS lourbe bamit ^tit für anbere i^m ndl^erlicgenbc
Unternel^mungen gemonnen. Seute, meiere bie SSer^ltniffe fannten,
n)ie ber SSenetianer Sontarini, glaubten feinen ^ugcnblidC baran,
ba| es il^m mit bem Stonjil emft mfire. (£r tl^at, maS nic^t ju
umgel^en mar, in ber fidleren Hoffnung, bafe fid^ mit ber 3^it fd^on
ein SRittel finben mürbe, ben legten Schritt ju Dermeiben. ®o
l^at er es immer geleiten.
i)er gemanbte Sßergerio erhielt ben Auftrag, bie beutfd^en 9ieic^S^
ftanbe mit feinem (Sntfc^lufe betannt ju machen, bem Gebauten an
ein 92ationalfon5il entgegenzuarbeiten unb bie Sufti^^nui^S i^^
llbl^tung eines ftonjilS au^erl^lb S)eutf(^lanbS, momögli(^ in
Stantua, ju ermirfen. ^erf5nli(^ 50g er monatelang an ben
t)erf(^iebenen ^b^ta uml^er. Unb fein (Srfolg mar grdf^er, als man
anfangs erwarten burfte. Unter ben latl^olifc^en dürften mar
488 SMc Steife bei «kcgeno.
fc^Ucftli^^ je^t nur einet, ber Shiiffitfl »on ba $fal$, bei mit ^
fKmmt^t gdtenb mai^te, bet Keic^tag l^be ft^ für eine bentji^
SRalftatt entf(^ieben, loed^lb man ol^ne neuen 9iei<l§^ef(|14 öi
einen au{ierbeutf(^ Drt nic^t nndtgen (finne. X)ie anbeintameE
über btefen $untt fc^neU l^inioeg, unb bei ben Dielen, bie feit
Saluten {»ift^en Z^ut unb %nge( fi^oebten, ben fogenannten ^
fpettanten enoedte fc^on bie Stunbe, baf) bie (Srnberufung etncS
ftonjitö je^t mittlii^ beüorfte^, neue C^offnung. Huf ber anbcm
(Seite fiberjeugte er fi^ bon ber (Sröf^e ber ®efa^ für bie k^
lifd^e ®ad^e, unb mit @orge erfüQte il^n bie 9la^n^t Don bes
Zobe bed Shirfürften 3<>A^i>n I- bon Sranbenburg, ba Don ben
Sol^ne ni(^t bie gleid^e (Srgeben^it gegen ben p&pftüäfcti @tu^
ju crmarten fei.
3m ©pätl^erbft 1636 tam er nad^ ©ac^fen, fanb aber ben
Shirfürften nic^t ba^eim. (Steic^mol^ tonnte er fi(^ bie (Selegen^t
nic^t entgegen laffen, ben grof|en $)fireftar(^en aufjttfuc^en unb übet
Wittenberg ju reifen, — nad^ Äom fd^rieb er, um bie auf ben ©fc
fern licrrfd^enbe $eft ju Dermeiben. ©er C^öuptmann SReftfi^ cin=
pfing il^n mit aQen (Sl^ren unb beherbergte il^n im ©d^loffe. ^M
tonnte er auc^ ben eDangeltfi^en ®ottedbienft (ennen lernen. SBeU^'
ein Greuel, bafc man nid^t nur bie 92ej}fanon fortlaffe, fonbein
bas ^atetnofter unb bie Stonfetration^worte in beutf(^ ®}fxai)t
finge, bafe fogar bie fleinftcn ©üben fic Derflänben, unb wie et
bel^uptet, im ^a\x\t unb in ben ©abeftuben nad^f&ngen! Unb
bann bie fc^mfiblic^en, unanftfinbigen ®effinge Sutl^erd, bie ba^
ganje fßolt jmifc^en Spiftcl unb Soangelium mit feinen fd^eujslic^
beutf(^en Stimmen J^eraudbruUe. @(^on am Slbenb feiner Slntunft
(6. 3lo\). 1635) §atte 93ergerio nad^ bamaligem ©tauche atö w-
nel^mer ^txx Sutl^er ju einem SRal^le im S3abe eingelabcn. S)a^
l^tte fiut^er abgelel^nt, folgte aber am anbern SRorgen einer bunl^
SRe^fd^ oermittelten (Sinlabung, bem ißuntiuS mit ©ugen^gen
beim ^rä^udC ®efeaj(^aft ju (eiften.
(Ss mar gerabe Sonntag, ßutl^cr liefe fi(^ forgffiltig rafieren, -
um red^t jung ju erfd^inen, bemerfte er ju feinem Sarbier: „&
»)irb ber Segat beuten: dt) ber Zeufel! ift ber Sutl^ nod^ (0
jung unb l^at fo Diel UngludC angerichtet, ma$ tt)irb ber nod^ tlun."
SSergetio« Bufammentunft mit Satl^er. 439
©ann jog er feine beften SWciber an. ®er 9bntiu5 l^at fic öoll
ärger über feine »eltlid&e Jrac^t bcf einrieben : ein feflUd^e^ SBam«
t)on bunllem ftamelot mit ^tla^auffc^ldgen an ben Ärmeln, bar=
unter ein jiemliil^ lurjer, mit gud^^jjelj gefutterter Seibrocf iwn
©arfc^. Itm ben ^atö l^ing er fi(^ ein ^golbne« SWctnob", aud^
]af) man Äinge an feinen gingern, auf bem ftopf trug er ein ge=
»ö]^nlid§e^ ^rieflerbarett. (Sr mar in befter Saune. 8W5 er mit
äSugen^agen auf bem äßagen fai um nad^ bem @(i^(o|) ju fal^ren,
^agte er lad^enb: „©a fal^ren ber beutfc^e ^apft unb ber Rarbinal
^ommeranuS". SBie anberö »aren bod6 bie SSer^filtniffe ge=
»orben, feitbem er fid^ baS le^temal oor 17 ^^l^ren in ^ug^burg
anf(|icfte, bor einem unmittelbaren Vertreter bc§ $aj)fte§ ju ers
fd^eincn!
®er SRuntiuS l^at in feinem Serid^t nur SBorte be§ Sngrimm«
über ben „benudtten", «befeffenen 3Renf(^en', bie ,,unüemunfttge
aSeftie", aber man lann c8 feinen SotneSÄußerungen nod^ anmerfen,
nDie er SRul^e l^at fid^ beS gemaltigen (SinbrudS bon Sutl^er^ ener^:
gifc^er ^erfönlic^Ieit ju entf<^lagen. fiutl^er mar l^öflid§, liefe aber,
»ic er fi(^ vorgenommen, beutlid^ ertennen, ia^ ba§ ffirfd^einen
eines päpftlid^en ißuntiuS auf il^n leinen (SinbrudT mad^te. @r
erjal^tte il^m oon feinen Rinbcrn, unb maS er für Hoffnungen auf
feinen älteften ©ol^n feftte. ©emiffeS Sntereffe erregte bei bem
SSotfd^after bie engliji^e ©efanbtfd^aft, bie im^crbfl 1535 inSac^fen
erfd^ienen mar unb ju Sut^erS unb Sfelanc^t^onS SSerbrufe monate=
lang in Sad&fen üermeilte, ol^ne bod^ ju einem Äefultate ju tom=
men, meil bie SBittenberger baS 9ied^t, bie löniglid^e (S^e ju fi^ei^
ben, ni<^t anerfannten. (Sern l^fitte SSergerio ba etmaS 92fi^re$
erfal^ren, aber Sutl^er liefe ft(^ nid^t ausfragen, nur mad^te eS il^m
fi(^tlic^ greube, ben SJuntiuS mit ber naiven SSejiel^ung be« eng=
lif(^en Königs ju ben ^roteftanten ju dngftigen. darüber berid^tete
berfelbe bann mit ganj befonberer ®orge nacb 9iom.
®ie Untcrl^altung berührte bie berfd^iebenften ©inge, bie Dt=
bination ber (Seiftlid^en, meiere, mie Sut§er auSeinauberfe^te, bie
©öangelifc^en Dorncl^men mfifeten, meil bie S3if(^öfe pe Dermeiger*
ten, — )ia^ gaften, mobei Sutl^er ein DddigeS haften etma am
greitag unb ©onnabenb für ganj löblid^ erlMrte, borau«g«feftt, bafe
440 £ntl^ nnb Scrgerio. 3o^. gticbtt^ mtb Scrbtnanb.
bet ftaifer, bet aQein baju betei^^tigt uy&te, an fotc^e^ <Sk6ot et=
lie^, enblu^ tarn man natflrlii^ au(^ aufd ftonjU ju fpre(^
Sttt^ billigte fäne Ginbeiufung, bemettte aber na^ bem S3e=
rii^te bed dkfanbten: p,Sit l^ben l^te ein ftonjU nic^t nelt
ndtig, benn unfere (Sintii^tungen, na(^ benen vir (Soangelifc^ leben
»Oden, ßnb feftgefteQt; aber bie S^tiften^it l^t ba$ StonjU n5tig.
bamit biejenigen, toüäft bie Sßa^t^eit unb ben ^tttum, in n)el(|m
fte fo lange befangen, no(^ nic^t l^ben ettennen lönnen, fie tavm
lernen'. S)ad bejeii^nete t^ergerio atö eine grof^e %nmaf(ung, beim
fiut^ fi^eine ju meinen, bafi bad ftonjil, auf meld^eS bo<^ bei
l^ige 0eift ^abfommen »erbe, nur ju bef (^tieften ^ben irerbe,
load i^m gut bunte. Sber Sut^ fiel i^m, mt ber 92untiu^ be=
mertt, «mit feiner befiialif(^en gre(^l^eit'' in bie 9iebe unb cnt=
gegnete: »(But, ic^ »erbe jumStonjil tommen unb id^ »iQ meinen
Stopf oerlieren, »enn ic^ nid^t meine SReinung gegen ba$ ftonjil
t>erteibige.'' S)aräber ourbe er l^eftig, oenigflend fd^reibt Sßergerio,
er l^be barauf mit ganj Der&nbertem (Sefid^t bie IBorte ^erauS^
geftof^en: „VSa^ je^t aus meinem SRunbe l^erDorge^t, i^ nit^t
mein 3oni, fonbern ber Si'tn (Botted.'' Sltö ber 92untiuS fc^on
fein $ferb beftiegen l^tte, rief er Sutl^r )u: ,,@e^t )u, ba| ^x
jum fton}il geruftet feib\ morauf biefer erioiberte: ,,34 »erbe
tommen, ^err, mit biefem meinem ^l^"*.
®o fc^ieb Sut^er Don bem Spanne, ber boc^ mal^rfd^einlic^ fc^on
bamatö einen ®tad^el in feiner ®eele mit fic^ nal^m unb 18 ^affu
fp&ter fein Sidtum Sapo b'Sfttia, Saterlanb unb aDcS toa^ er
l^atte, aufgab, um eoangelifd^ 5U merben. %n 3^1^(1^ fc^rieb Sut^ei
bamatö: „^c^ l^be mfi^renb ber ganjen SRaJ^lseit ben ed^ten Sut^et
gefpielt."
©en »urffirften traf SBergcrio in ^rag. ^0^. griebtid^ mar
im Dttober nac^ SBien gereift, um enblic^ feine 93elel^nung mit bei
Shirmurbe ju bemirten. SBie erinnerli(^, l^tte berfelbe im Rieben
oon ftaban bie Slnertennung gerbinanbiS aU römifd^en Sdnig an
gemiffe Sebingungen gelnüpft. %Id bie bafur feftgefe^te grift ab=
gelaufen mar, lam eS ju 93er§anblungen, bie jc^t in SBien oon
Sodann griebric^ perfönlicb betrieben »urben. @ie führten 5U
»dteren, auf ein ^a% bis SRooember 1536 [\ä) erflrecfenben 8b=
^ie $roteflantett übet ba9 Stonixl anfünbigitns b€9fel6ett. 441
mad^ungett. <£)a6ct üerft^rad^ bet fturfütft, faQS ber Staifer feinen
SBunfd^ctt in ber SBal^lfrage nad^fomme, bcn oon i§m lange be=
triebenett iuü(§=clebcfd^en (ätbbertrag bcftfitige unb enblid^ »irfüc^
bic ftaminergeri(6t5projcffe gegen bie ^rotcftantcn nieberfd^Iage, unter
gewiffen SSorau^fe^ungen ein ftonjil in Siantua ju befd^iden, ol^ne
fic^ iebod^ bcmfelben im borauS unterjuotbnen. ©em Siuntiu^
gegenüber lel^nte er aber ab, eine beftimmte ^ntmort ju geben.
Sr »erwies auf ben iSc^malfalbener SunbeStag, ber wenige Sage
f})ater baruber beraten »erbe.
9uf biefem 2:age maren aud^ ®efanbte ber Stdnige üon ^ant
rcid^ unb ffinglanb erfd^ienen, unb bcfonberS ber franjöfifd^e ®e=
fanbte lief) e§ an S3emfil^ungen nid^t fel^len, bie ^roteftanten Don
ber ®emeinfamlcit ber bciberfeitigen gntereffen ju fiberjeugcn. Aber
baS beutfd^c Siationatgeful^l ftraubte fic^ gegen ein 3wfcimmengel^en
mit bem Srbfeinbe. S)oc^ mar e« fein SBunber, menn man jic^
burd^ biefe SBerbungen gel^oben fül^Ue. 9tan erneuerte ben Sunb
auf 10 3al&re, fud^te i^n fefier ju Inüpfen unb nabm aud^ ol^ne
Siüdffid^t auf ben ftabaner gricben feine (Srmciterung in ÄuSfid^t.
SBie 5U er märten, erneuerte man §ier unter bem 21. ©ejember
1535 bie gorberung eines burd^auS freien ftonjils unb fprac^ bie
C)offnung aus, ba|( ber »aifer l^infic^tlic^ beS Drte« nid^t Don ben
Sleid^Sbcfd^Iüffcn abweid^en werbe, aber ber Äaifer, nad^ feinem
unerwartet glfinjenben Siege in Junis (3uli 1535) mel^r als je
bon bem (Sefül^l feiner ^errfd^eraQmad^t erffiOt, badete m(^t baran,
auf bie beutf(^en SBunfd^e Äfidffid^t ju nel^men. ^erfönli(^ betrieb
er in äiom im ^ul^ial^r bie Einberufung beS StonjilS. ^taä) langen
Setl^anblungen fam bie pcipftlid^e 8uBe bom 2. Wai juftanbe,
»el(^e baS aonjil auf ben 23. 3Rai 1537 nac^ Wantua berief.
92a4 ^^tn 9iate t^ergerioS l^atte man menigfienS ben urfpxünglic^en
^affuS fortgelaffen, monac^ baS JJonjil, als beffen Qmd bie (gin=
trad&t ber »ird^e unb bic Ausrottung ber Rc^er bejeid^net würbe,
in ber Seife ber alten ftonjilien gel^alten werben fotlte. Aber
es war barin aud) nid^tS ju lefen, bafe man eS nad^ neuen ^rins
^ipien ju l^atten gebac^te.
@d^on im ^vlIx (annte man in SJittenberg ben SBortlaut ber
SÖuÜe. Sie fod^t 8utl^ wenig an. Um fo lebl^aftereS 3tt*«cff«
M2 Ser^Mnnfleit. iBct baS Aoii)U.
no^m bet Shitfutft batan. (Sr mai ubetjeugt, bafi biefe^
»nur jut St^ltung bed ^[^ftifc^en unb antid^^fi^ii fluiß un^
}u S)fiin)>fung bed ^eiligen Süangelü unb gSttUc^en äBottS ongcs
je|t fei", unb fa^ bed^lb f(^on in bet Snnal^me bei Sabung eine
nidj^t }u re<|^tfeitigenbe Sinertennung bei Unmaf^ungen bed ^^ti
^bei fpielten fteilii^ au(^ )>oUtif(^e (Snofigungen feine geringe Mt
Sidl^ toax ni(^td gef^ie^n, um bie Dom Shttffitften ju Sien 30
fteUtcn Oebingungen )u etfüQen. (Berabe bedl^lb fürchtete er,
mit itgenbme((^et Sinertennung bed ftonjild ben @(^tn p ermedoi,
ald ob et feinetfätd baoon abginge. tSiuf biefen ^unlt legte man
aber in SBittenberg menig ®emi(^t. 3^^ ^^^^^ ®uta(i^ten aui=
gefotbert, etUfitten bie (&Atfftttn, faQd bec ^pft bie el7angelif(|eti
®t&nbe ni^t atö $attei, fonbetn mie bie übtigen ®tanbe einlabe,
unb fie bamit nid^t für fte^er ertlfirte, fd ed ratfam, bie (Sinlabunj
nic^t ol^ne meitered }urüdjumeifen, unb Sutl^er für feine ^erfon
mar, mie menig er au(^ bat^on ermartete, ja immer bereit, auj
einem ftonjil ju erfd^inen. ^m übrigen moUte man etft bie nd^eren
9ebingungen abmarten.
92it biefen ^udlaffungen mar ber Sturfurft menig jufrieben. 6r
fonnte nic^t glauben, bafc bie ®egner ed einmal el^rlit^ meinen fönnten.
SUen Srnfte^ ermog er Don neuem ben (Sebanten eine^ eüangelift^
d^egentonjitö, ba^ gütiger mit feinen „S^ebenbifd^öfen" etma na(|
ilugdburg au^fc^reiben foHe. (Snbc $(uguft mürben bie (Sele^iten
aufgeforbert, auf (Brunb ber {urfurftlic^en Sebenten bie ganje ^aje
Don neuem ju beraten^ unb, um auf alle gälle geruftet }u fein,
crl^ielt ßutl^er ben befonberen Auftrag, jufammenjufaffen, „worauf
er in allen Ärtiteln, bie er biSl^er geleiert, gejjrebigt unb gefd^rieben,
auf einem Soncilio, aud^ in feinem legten ^bfc^ieb Don biefer Seit
Dor (Sottet allmächtigem ®eric^t gebente ju bleiben unb nid^t }u
»eichen, cS betreffe gleich 8eib ober (Sut, grieben ober Unfrieben*.
?lud§ »unfc^te ber fturfürft ju wiffen, wo etma „ol^ne SSerle^unj
®otteS unb feined SBorteS um c^riftU^er Siebe rniden'' etmaS na(^
gegeben merben lönnte. 2)er Sanjler Srfid, ber bie furfurflli(|ett
aSefel^le perfönlic^ überbrachte, berid^tete am 3. ©eptember, er
glaube, Sutl^ ,,fei fd^on in guter 9(rbeit, 3* A* ®* f^n ^
ber Steiigion leiben, al§ für fein Xeftament ju eröffnen''. ^
<BtretttdteiteR. Jtonrab (Sotbotu9. 443
aber bte Arbeit etft (Snbe 3anuat abgeliefert metben foQte, unb
bie ubtigen ®uta(i^ten, toetl SReland^tl^on eben eine 9ieife in
bie ^eimat antrat, oetf droben mürben, l^atte eS aud^ Sutl^er
ni(^t eilig.
(&x f)atU aud^ fonft ooQauf 5U t^un. S)ic @d^reibereien in bet
Stonlorbienangelegenl^eit tofteten il^m f 0 t?iel 3^t, baf) er bie $)ilfe ber
turfütftUd^en Stan^lei in ^nfpruc^ nel^men mu^te. Slud^ l^atte er
im ^tthft mieber über feine ®efunbl^eit ju Ilaäcn: „^^ bin alt
unb fd^ier abgeftorben unb alltoeg taum ben leiben 2ag tauglid^",
fd^rieb et nad^ SlugSburg. S)aju lamen aDerlei Sßerbrieglic^feiten.
3n S'luxnberg lebte ber ©treit OftanberS mit feinen Slmt^gcnoffen
übet bie Seichte mieber auf, nnb t&glid^ mud^^ Sutl^er^ Unmut
über bie ^uriften unb il^re SSeife, bie (S^efad^en ju bel^nbeln.
Unb m&l^renb man ben Streit mit ben Dberl&nbern eben }u über^:
brüden fachte, brol^ten in Sutl^d ^eunbedtreifen f(^mermiegenbe
®egenfa^e jutage ju treten. ®ie mad^ten bem tränfli^en, in jener
3eit fo üielfat^ üon Stimmungen abl^ängigen 9tanne, ber mie bie
meiften gro|)en Scanner mit bem junel^menben Filter ju einem ge^
miffen 92i|)trauen neigte, fd^mere @tunben. SBie begreiflich litten
bie ^Ibenbmal^teftreitigteiten bie grage nad^ ber mörtlid^en 9ied^t=
glaubigfeit in ben ^orbergrunb gerudCt. ®S entmidCelte fic^ in
Sutl^^ Umgebung unter ben Deinen (Seiftern, bie ftd^ an il^n ^eran=:
brdngten, bie icbe« SBort be§ SReifler^ auffd^rieben unb e5 al3
Soangelium aufbemal^ten, eine te^erriet^erifd^e Steigung, jeben auf
feine äted^tglaubigteit $u prüfen unb ibre Beobachtungen Sut^er ju
hinterbringen. SSefonberd ^tte SRelanc^tl^on barunter ju leiben.
©eine Sßeife, an ber Raffung ber einzelnen Öe^ren immer ju an^
bern ober, mie er meinte, 5U beffern, bot eine bequeme £)anb-
l^abe. aSieQeid^t mu|)te man aud^ etma^ baüon, ba|( bie IRdmer
gerabe in biefen ^^^ren befonberd burd^ mel^rere l^umaniftifd^ ge=:
finnte polnifd^e Sif(^öfe erneute Slnftrengungen machten, il^n 1^-
überju^iel^n. 3» ber neuen Seatbeitung feiner Loci Dom S^l^re
1535 beobad^tete man allerlei oerbfid^tige SSerfinberungen. ®e^ffige
Sungen verbreiteten, baf) man in Sßittenberg Sßiberfprec^enbe^ lel^e.
Stonrab Sorbatud, ber SRad^folger Sßiceld im Pfarramt ju 92iemed,
ein um bie eDangelifc^e @a(^e Derbienter, aber red^tl^berifd^er,
!
444 ^fkt OttnbtC be8 Corbattt«.
t^o(ogif(^ 6€f(^T5nttec Stann, fanb, ald et im Sommer 1536 in
bft VoTlefung bed ^rofefford Snicigec l^ofpitierte, bie^ befiatigt.
(Et wax te^t tiberseugt, bafj SRetand^tl^on unb feine @d§ule bie
9te(^tfettisung ni(^t rid^tig (elften, benn unter Berufung auf 9{e=
lan^t^on l^tte Sruciger bie Su|e atö Sebingung ber %e(|t=
fertigung bejcic^net unb bamit, mie Sorbatud fd^log, btefelbe Don
ber Witmirtung bed Stenfd^en abl^ngig gemacht
Darüber tarn cl ju firgerlid^en Su^einanberfe^ungen. €inb
wir rec^t berichtet, fo l^fitte Sutl^, ^tn Sorbatu^ aü ben bamaligen
Defan ber ^atuUfit fogar amtlid^ bamit bel^Oigte, in ber erften
(Erregung DoD ®orge für bie ßufunft brol^be Su|)erungen gegen
iReland^t^on unb ben bon il^m fonft l^oci^e^d^S^ten (Sruciger faDen
laffen. ^^benfaQd liejt er jtd^ balb t>on 92eland^tl^on, ber, mie
fo läufig, lebigUd^ um ber grd|eren ftlarl^eit unb Sel^rl^aftigteit
miOen eine anbere 9iebett)eife geto&l^tt l^atte, wieber berul^igen.
2ro^ aQed leibenfc^aftlic^en Dr&ngend bed Sorbatu^ lieg er ^
aud^ gegen Srujiger ni(^t meiter aufbringen. Slber e§ blieb ioä^
bie @orge, mie bad fp&ter toerben mürbe, unb SZeland^tl^on unb
feine fpejieQen @(!^filer tonnten feitbem ben ®ebanlen ntd^t lo^=
merben, baf) man il^nen nic^t traute. Sugenl^agen nal^m 9(nlai
t?on ber Ranjel bem (Serüd^te entgegenjutreten , aU ob an ber
C)0(^f(^ule ein S^i^^P^It auSgebrod^en m&re. 'Cadfelbe mar fogat
bi§ an ben ^o\ gebrungen, unb ber Rurfüift forberte einen un§
Iciber nic^t etl^ltcnen Scrid^t 8utl^« über bie bon SRelant^t^on
in ber neuen Sudgabe ber Loci borgenommenen ^erfinberungen.
©etfelbe mufe befriebigenb gelautet l^aben, benn lunj barauf bc=
fc^enltc ber Jlurfürft SKeland^tl^on gelegentlici^ ber ^oi^itxt feinet
S^od^ter mit einem l^alben ^uber ^l^eurigen Sein^ au^ feinem
igKiuöleHef. —
SRad^ SReland&tl^on« SludCtel^r würben bie Beratungen über M^
Ronjit mieber aufgenommen. Jroft ber furfurftlid^en öebenfen
fprac^en bie 2Bittenbergcr fic^ bon neuem für bie cDentueQe Se--
{d^idCung beS SonjilS aud, f(^on um bagegen ^roteft einjulegen,
inbem man auf ber gorberung eines freien c^riftlic^cn RonjUs be=
l^arten muffe. S^gtcic^ betonten fie baS Siecht unb bie ^flit^tber
Surften, ben eüangelifc^en ©otteSbienft il^rer Üittcrtl^anen gegen bie
etoaigc (Sntfd^eibung etned pfi))ftU(l^en ftonjitö ju f^u^en. Sutl^er
bemetttc baju: „3^, Startinud Sutl^er, totQ aud^ baju tl^utt, auc^
too es fein foQ, mit bet^auft/' ^xft auf eine etneute SRal^nung
beS Ituxfurften (11. S>e5.) fd^tieb gütiger in n>enigen 2:asen jene^
füt baS Son}il 6eftimmte ®uta(^ten nieber, ba^ f))fitei ben 92amett
,,®(^ma«albif(^e «rtttel" erhalten ^at.
9lut lutj exmfil^nt et bie „l^ol^en «ttitel bet göttlid^en SRajeltfit",
toie fie in ben aU§etgebrad^ten @laubendbelenntniffen fit^ finben unb
im ftated^idmud geleJ^xt »erben, benn batubet fei (ein @treit.
^nbetS bagegen liege e$ bei bei ^age nad^ bem ^mt unb äßerle
^l^tiftt, momit fi(^ bei ^meite Xeil be$ ^utad^tend befc^ftigt.
^iet fann et nid^t genug ben t(ttilel Don bet 9ied^tfettigung allein
but(^ ben Glauben ^tDotlel^ten. f,^on biefem IlttUel (ann man
tiic^t toeid^en obet nad^geben, ed faQe ^immel unb Stben.'' —
«Unb auf biefem Slttilcl pelzet aUeS, »aö mit »ibet ben ^a))ft,
Xcufel unb SJelt leisten unb leben.'' ©a ift juetft bet „gtöfete
unb fd^tedClid^fte ®teuel im ^apftum'' bie äReffe, beten ®(^tift=
n)ibTi8{eit unb Sßetbammli(^(eit et battl^ut. (St meif), bag bie
ätdmer, aud^ menn fte in aQen anbetn fünften im ftonjil nad^=
^eben ivoQten, in biefem nic^t nad^geben, benn „fie fül^len^ mol,
roo bie äReffe ffiat, fo liegt bad $apßum. @l^e fie ba$ lajfen,
fo tdbten fie und ade, wo fie ed t^etmögen. tllfo [inb unb bleiben
toit ewiglid^ gef (Rieben unb »ibet einanbet." ®a ifl fetnet bad
«.Ungejifet unb ®ef(^meid mand^etlei Slbgöttetei'', meiere biefet
„©tad^enfd^wan}", bie 3Rejje, gejeugt l^at, g^gefeuet, ©eelendmtet,
^aUfal^tten, Stubetf d^af ten , ^eiltümet, %bla|) k,, bie et jum
Xeil mit bittetem $)umot abmetft. „^n Summa'', fd^lie|)t et
biefen Slbfd^nitt, „xoa^ bie SReffe ift, mad btaud tommen ift,
toad btan ^fingt, bad (önnen mit nic^t leiben, unb mutfend t^et-
bammen, bamit n>it \>a^ l^eilige @altament tein unb gemijtr
nad^ bet (Sinfe^ung Sl^tifti butd^ ben ®lauben gebtaud^t unb
empfangen bel^alten mögen." 3lad) einet (urjen Semetfung übet
bad 9ie(§t, bie Stloftetgutet jut (Stiiel^ung bet Sugenb unb (St=
^Itung bed Stitc^enbienfted ju gebtaud^en, menbet et fid^ iana
jum ^apfttum.
Äolbe, gatl^er. iL 29:
446 e^maOoMf 4e Sttttet
Sad er feit 20 Salden über bad ^fttum gele^tt, W"^
l^iet iu^ammen. S)a bet ^opfl nid^t traft g5ttli(|er Snocbninj
(iure divino) bad fykupt ber Sl^riftenl^t ift, fo folgt barau§, )a\
„aü^, nxi« berfelbe falfd^, fret>eler, lafterlic^, angema^tec ^
»alt getan unb vorgenommen ^be, eitel teuflifc^ ®ef(^ii^t sni
®ef(^fte geoefen unb noc^ fei, ju Sßerberbung ber ganzen iP^
lid^ {Kr(^ unb ju oerftdren ben erften ^uptartifel orni bei
(Srlöfung 3^ju SJ^rifti." ^nn nnid Gebeutet bie Se|att|}tun^
ba| man nic^t feiig »erben tonne, o^ne i^m Untertan }u fein iit
aQen fingen? ®o oiel aU ,,»enn bu gleich an S^riftum glioibl
unb aQed an i^m (aftf »ad iur ®eligteit not ift, fo iftUoi
nic^td unb aOed umfonft, »o bu mtd^ nid^t für beinen ®0tt ^1|
mir Untertan unb ge^orfam bifi.'' 9ber au<^ »enn bei ^i
»ad er nic^t tann, fid^ bed angemaßten gdttlid^en 9le(^td begeb
»urbe, »ad »fire baburd^ gewonnen? S)a man i^m bann m
ald einem er»fi^lten {mupte aud menfd^lid^em gutem SBiDen ge$ot((te,
»urbe er gar balb oerad^tet »erben, unb »urben noc^ mel^r 9tottet
entfielen ald juDor. ,,^rum tann bie ftir^e nimmer bcffet i^
giert unb erlitten »erben, benn baf) »ir unter einem (Kiupte,
Sl^riftud, leben, unb bie Sifd^öfe, aQe gleich nad^ bem Sntt {^
fie »Ol ungleid^ nac^ ben ®aben) flei|)ig jufammenl^lten in ein-
trfid^tiger Seigre, (Blauben, @atrament, Geboten unb Sktfenta
Siebe. — ®o »enig »ir ben Jeufel felbft für einen pettn olw
®ott anbeten tonnen, fo »enig tonnen »ir au(^ feinen Spoftelboi
$apft ober Snbed^rift in feinem 9iegiment jum ^aupt J^ttn."
an biefcn Ärtiteln meinte 8ut^, »erben fie genug ju üctbarniiicii
l^aben im Soncilio. Sber »enn er auc^ eine JBerft&nbigung ^^
bem ^apfttum für audgef^loffen ||ielt, fo »ill er bie (yoffnuss
bod^ nod^ nid^t ganj aufgeben, baf) mit ben JBerftfinbigeren untei
ben 9tömem oieUei^t eine (Sinigung ju erjielen »are. ^¥^
fügt er no(^ einen britten ^auptteil bei: „golgenbe @tu(fe obctattW
mögen »ir mit @elel^rten, SSemünftigen ober unter unS \M
l^nbeln. S)er $apft unb fein Steid^ achten berfdben nic^t #
Senn (Sonfcientia ift bei il^nen nid^td, fonbem €^elb, 6^ ^^
®e»alt iftd gar." $)ierauf ent»i(felt er immer im.<Segenfat9^
bie römifd^e ßel^re in turjer, träftiger Darlegung bie m4ti#»
e(!(manalbif(^e Sttitel. 9td\t na(!( ©(i^maltalbm. 447
$unlte ber ^eitdle^re, t)on bet ®ünbe, ®efe^, Suj)e, Soangelium,
©aftamcnt u. f. ». ©aju lommcn flcwiffcnttafecn anl^ngdwcifc
tiod^ einige anbete, i^uptfäd^lic^ tia^ tix4)l\i)t Seben betteffenbe
©tücfe. „©ie3 finb bie attifel*', fd^tieb er gegen baS ®nbe, ^batauf
i(^ ftel^en muj; unb fte^n »iU bis in meinen 2;ob, ob ®ott »ill,
unb meijs batan ni(fits ju änbem noc^ na(^jugeBen; mid aber ie=
manb etma« nad^geben, ba§ tl^ue er auf fein ®e»iffen."
S)iefe grage murDe $unä<||ft ben äBittenberger ftoQegen bor=
gelegt, ©djion bei feinem erfilen Auftrag l^atte ber fturfürft fe^
beftimmt gewünfd^t, ba|| biefelben ol^ne 9ifidfid^t auf Sutl^S 9(us
totitfit, bamit nic^t ^interl^er eine SReinungSberfd^iebenl&eit l^ert)ür=
trete, „bei il^rer Seelen Seligfcit" bemommen werben foHten, ob
fie in ben gefteUten Sirtiteln mit il^m einig »fiten ober ni(^t.
3u ben äSeratungen, bie in \>tn legten 2;agen beS ^^l^red in
SBittenberg fiattfanben, mürbe bann auf turfurftlid^en 16efd^l nod^
Sgricola, Slmdborf unb ©palatin jugejogen. Dbmcl^l ber eine
ober anbere, namentlich ®palatin, gern no(^ einige anbere fünfte
bel^nbelt gefel^n ^ätte, ftellte fi(^ bod^ völlige (Sinigteit l^eraud,
nur SKeland^tl^on na^m an ber abfoluten 85er»erfung be$ ^apft»
tumö Änftofe. 3« ?^wer, Unterfc^rift bemertte er, bafe man bem
^apfte, »enn er bad Sbangelium julaffen moQte, ,,um gnebenS
unb gemeiner (Sinigteit miUen' eine @u)}eriorit&t mä^ menfc^lic^em
Siechte jugeftel^en burfe.
S)aS mar ni(^t im ®inne beS Sturfurften. %m 3. Januar
l^atte il^m Sut^er bie Slrtitel mit ben Unterfc^riften ber Xl^ologen
gefi^ictt. ®d^on am 7. fprac^ er in einem fd^önen, glaubenSftarlen
Briefe feine ^eube batäbet unb übet bie (Sinmutigleit feiner Ü^
logen aud, bemertte aber mit 9iud(fid^t auf ben Qw^ai^ SRelan^
tl^onS: „£)ed $apfis leiben l^t ed bei uns gar tein JBebenlen,
baf) mir uns ju bem aUerl^eftigflen miber i^n legen." @r erO&rt
es ffir ein (Sottoerfud^en, „fi(^ mieber in fold^e gel^rlid^Ieit }u bes
geben'', nad^bem man einmal burc^ ®ott Don feiner bab^oni^:
fc^en (Sefangenfd^aft frei gemorben fei.
liefen @tanb))untt moQte er aud^ auf bem SunbeStage ber-
treten, ber auf Anfang gebruar nad^ @(^mallalben berufen mar.
X)ort fodte unter anberem au(^ über baS Sonjil unb fon^e Ste^
29*
448 3n etitnaUalbeit.
ligiondangelegen^eiten beraten merben, ju metd^em 3^^^ ^^^ ^^'
jelnen ®t5nbe au(^ tl^ologen mitbringen foQten. S3on Sßitten^
berg lourDe Cut^ mit Sugenl^gen unb 3Rdani^t^on entboten.
31m 31. Januar brachen fie auf unb reiflen junfid^ft über (Srimma und
SUtenburg, »o il^nen Spalatin ft(^ anfd^to{(, nac^ ffieimar. 9$on
bort erreid^ten fie am 7. ^ebruar @d&maltalben. (Sntmcber l^ier
ober fc^on in ffieimar gab fiut§er nod^ einmal ein (Sutac^ten in
ber StonjiUfrage ob. Ku(i^ il^m »ar injmifd^en bie im (September
1536 oon $aut III. über bie 9ieformation bed pfipfttit^en ^ofeS
erlajfene Sude betannt gemorben, bie uberaQ großes Xuffel^n g€=
mai^t ffatit, benn offen mürbe barin bie Sudrottung ber Iut]^e=
rifd^en Stegerei atö ^md bed ftonjiU bejeic^net (Sleid^mol^
riet Sutl^er aud^ jegt noc^ baju, badfelbe anjunel^men, bamit bie
®egner, bie ed bod^ nid^t ^aben moOten, fid^ nic^t rul^men tonnten,
baft bie ^roteflanten t9 t^erl^inbert I^Atten. &^ merbe ja bo(^ nur
„ein lauftged unrec^ted ftonjiC merben.
3n bem tleinen @(^malta(ben entfaltete fi(^ bereite reged geben.
au|)er ben gfil^rern bed Sunbed, bem Shirfürfien unb bem Sanb=
grafen, mit bem ^erjog Ulrid^ getommen mar, maren eine grofte
tlnjal^l (leinercr beutfd^er durften unb bie Slbgeorbneten ni(^t mt=
niger ®t&bte erfc^ienen. 'S)aneben }Al^lte man mel^r als 40 Z^o^
logen. S)er Statfer fc^icfte feinen 93isetan}ler Dr. ^elb.
Um 9. gebruar prebigtc Sut^r in ber ^farrlird&e. »m nfic^flcn
^age begannen bie umft&nblic^en I3erl^anblungen. ^ebenfalls munfcbte
ber Sturfurft, Sutl^erS Slrtilel in irgenbmeld^er f^orm angenommen
ju jel^en. IDaS erwartete aud^ biefer felbft. S)arfiber mar Welan(^
tl^on in taufenb ^ngften. ^a Sutl^er, angebltd^ auf Sugenl^gen^
^eranlaffutig, im Srttfel oom Slbenbmal^l mel^r atö frul^er feinen
Stanbpunit }um SuSbrudC brad^te, ffir(§tete er, ba^ ber @treit
oon neuem ausbrechen mürbe, menn fie überl^upt jur Beratung
(&men. (Sx riet beSl^alb bem Sanbgrafen unb '^otoh <Sturm Don
Strasburg, man foUe beantragen, t)on neuen Sirtiteln abjufe^n.
Unb auf Eintrag ber'@tabte mürbe in biefem ®inne befd^lo^en.
92ur mürbe ben S^eologen aufgegeben, bie ftonfeffion noc^ einmal
5U überfeinen, fie mit neuen Slrgumenten aus ber ©c^rift ju befeftigen,
übrigfens ol^ne Stnberung il^reS 3n$altS< unb o^he Verlegung ber
®ie Ser^anblungen in ©d^manalbett. 449
Stontotbie, unb au|etbem „ha^ ^apfttum etma^ ^erauSjuftieid^en,
roa^ man DotmalS auf bem Steic^Stage bet Statfetl. SRajeftfit ju
©cfaflcn untctlaftcn l^abc".
S)ane6en gingen bte )}olitifc^cn 93erl^anblungen. 9lad6 ber
laifetlic^en ^nfunbigung foQte Dr. ^elb alle ®tteitftagen toegen
bet Auslegung beS f^rieben^ Don 9{ürn6etg unb Staban etlebtgen.
Um fo betroffener war man, al^ berfelbe eine fel^r entfd^iebene, ja
feinbfelige Sprache fül^rte.
®a§ SSerfal^ren bc§ Jlammergeric^t^ würbe gebilligt, ber griebe
t)on Staban nur \>tn bamaU namentlid^ aufgefül^rten @tfinben ju=
gebiQigt unb jebe (Erweiterung beS eoangelijd^en ®ebiet^ al$ un=
ftattl^ft ertlfirt. £)abei f)}rad^ $)elb bie befiimmte (Erwartung au^,
baf) bie ^roteftanten baS auSgejc^riebene Ston^il in fiattlid^er fi\u
jal^l befud^en würben. 9ii(^t minber entf(^ieben war bie Antwort,
iDelc^e bem ®efanbten nad^ jel^ntfigiger Beratung am 24. f$ebruar
gegeben würbe. 9Rit 93efiimmtl^eit würbe ber f^nebe für aQe
eDangelifd^e @t&nbe in 8lnf))ru4 genommen, ebenfo bad 9ted^t,
Stlöfier u. f. w. bem reinen (Sotteswort bienftbar ju machen, ba^
Ronjil aber, wie e5 je^t beabfid^tigt fei, in bem ber ^apfl unb
«fein geiftlid&er äinl^ang SKitrid^ter" fein foUe, in fd^arfen SBeu=
bungcn, welche bie 3ntumer unb ®reuel beS ^a})fttum§ noc^ ein=
mal aufj&l^lten, verworfen.
8ln bemfelben Sage erf(^ien aud^ ber pdpfiUd^e ®efanbte, ber
S5ifd&of bon ?lqui, ^eter Dan ber »orft, auf bem $lan. @(^on
in ffieimar l^atte er fid^ oergeblid^ beim fturfurften einjuful^ren
gefud^t. 8(ud^ je^t (am er übel an. (Starter tonnte ber enbgültige
93ru(^ mit ber ^^ap^rd^e nid^t auSgefproc^en werben, atö in ber
SSel^nblung, bie er erfal^ren mufete. ate er bem Jhirfurften, öon
bem er nur mit SRu^e eine ^ubienj erhalten, nad^ einer langen
aiebe bie Sreoen beö ^apfte^ unb bie SinberufungöbuHe uber=
trieben wollte, erl^ob fic^ berfelbc Icid^elnb unb berliefe, ol^ne ein
SBort ju fagen, ba§ S^^wnier. »einer üon ben anwefenben gurften
wollte il^n empfangen. (Er mufete feine »rieffd^aften wieber mit
fortnel^men.
gnjmifc^en unterjog fic^ SKeland^tl^on ber Aufgabe, „ba§ ^apft=
tum ]^erau§}uflreic^en^ unb fein lateinifd^ gefd§riebener Jraltat
„0on bet 0etoalt unb bem Primat bed ^apfteS'' mürbe unter
bem Qinbtucf ber aOgememen antt))5pftli(^en Stimmung fd^tfer,
aM ed fonfi feine (Beool^nl^eit »at. ^iet mad^te er leinen S3or=
bel^lt mie bei Sut§erd Sirtileln, fonbem betfimpfte beftimmt unb
Hat bie Snmalung t>on einem gdttlid^en 9te(^t be$ ^opfteS, bem
Dielmel^r atö einem Sefc^fi^er gottlofer Seigren unb gottlofen Shiltud
mie bem Sntid^rift ju miberfiel^en fei. (Sin smeiter Zeit be]^n=
belte anl^ngdmeife bad malere Sßefen beS {Jif^of^mteS unb ba§
Dtbinationdred^t ber (Eoangetifc^n, mie bie $fli(^t, ben S3if(^fen
ni^t ju gel^ot(^en. 9lQe tftnmefenben unterfd^rieben biefe 8[b]^nb=
lung. ®o mürbe Dad ®(^riftfiüd ben @t&nben übergeben unb üon
il^nen aud^ in bem JBunbe^abfc^ieb gutgei^ei^en. Sutl^erS Httifel
tarnen unter biefen Umfifinben gar nid^t ju offijieUer Beratung
unb ffil^ren barum mit Unrecht ben 92amen „Si^maKalbifd^e", nur
priDatim unterfc^rieben auf ^rantaffung Sugenl^genS bie 92e^r=
jal^l ber Xl^eologen; einzelne ffibbeutfd^e, mie 93ucet, lehnten ab,
meil fie nid^t baju autorifiert feien. Sud^ über bie (Soncorbie tarn
ed 5u einer offijieUen 9}erl^anblung nid^t, boc^ ertlärten f amtliche
Xl^eologen t)on neuem il^re ^uftimmung ju Suguftana unb @on=
corbie. 9ber au(^ bied mar $ri))atfa(^e ; glei(^mol^l tonnte, ba
aud^ bie @tfinbe, mie bemerft, mel^rfac^ betonten, bafe nic^t^
gegen bie Soncorbie «vorgenommen merben foQe, biefe nunmel^ aU
angenommen gelten, greilic^ nur jmifc^en Oberlänbern unb ®a(^fen.
Sie k)on Sucer beabsichtigten ^eri^nblungen über eine entgegen^
fommenbe (Srtlärung Don fieben fc^meijerifd^en ®tabten tonnte nic^t
ftattfinben. @5 mufetc bei einem freunblid^en, fricbliebenben SSriefe
Sut^erS an ben SSurgermeifter SRe^er Don SSafel fein Semenben
l^ben. Senn an allen ben Derfcbiebenen äSeratungen ber iJ^o^
logen ^atte Sut^er leinen Slnteil.
3n ben erften Zagen feinet Sufentl^alted in @d^malfalben ^tte
er noc^ l^eitere ©riefe gefc^ricben. Sonntag, ben 11. gcbruat,
prebigte er im 8lnfd^(uj) an ba^ (Srebo über bie ^errlid^teit be^
c^riftlic^en (Staubend, aber meil er fic^ nid^t mo^l fül^lte, nid^t in
ber ^fanfird^e, fonbern im O^ufe bed SRentmeifter^, mo er mal^=
fd^einlid^ mol^nte. SiU am 12. gebruar bie erftc Beratung ber
Zl^eotogen fein foQte, (onnte er fd^on nid^t mel^r baran teilnel^men.
2nt^tx9 Sttanf^t 451
<Sein altes @tetnletben xoax nad^ jener ^tebigt auf einmal l|ef-
tiger gemorben. 9{ad^bem in ben nfid^ften S^agen einige deine
(Steine abgegangen nmten, mürbe ed fobiel beffer, baf) er @amftagS
einen fleinen Sudgang mad^en (onnte unb tagS barauf, am &onn:
tag gw^jocatoit, fogar »ieber <)rebigte. 3« «wer äuSlegung beS
(StKingeliumS gab er ba einen ÜberblidF über bie Derfd^iebenen Ser::
fuc^ungen, meldte bie Shrd^e Sl^rifti im Saufe ber ^^^rl^unberte
bi$ auf bieje leftte 3«t» l>i« 3^it beS Untid^rift«, burd^ bie 8ßer=
folgungen, Steuer u. f. m. I^be beftel^en muffen. Unmittelbar
t)arauf mürbe baS Seiben mieber f(^limmer unb fteigerte fid^ berartig,
t)a| bie ^5c^fle SebenSgefal^r beftanb. S)er ganje Seib fd^mod auf,
bie ©d^merjen maren faft unertrfiglid^. Sei ben (Soangelifd^n
l^errfd^te grofee Sorge. ®ic gutpen fleflten il^re Ärjte jur a3er=
fügung. ^ofyim e^riebrid^ f)}arte meber äRul^e noc^ Stofien unb
lief), mie Sutl^er bantbar rul^mte, nad^ aQen ©eiten ,, laufen unb
teiten''. 8lud^ ber berul^mte Slrjt Dr. ®eorg @tur} aus Srfurt
mürbe ^rbeigel^oU. SlQe 3Rittel ber bamaligen O^iUunft, bie
1(^merit)ollften, unter benen ber ftrante no(^ mel^r litt, mie bie
miberlic^ften Heilmittel, ju meldten befonberS grau Stfit^ riet,
mürben angemenbet 3lai) einer oorübergel^enben Sefferung am
23. gebruar glaubte man baS ©d^limmfte befürd^ten ju muffen.
3n iSottergebenl^eit \pxai) ber Stranfe ))on feinem na^en (Enbe.
9Rit fd^merjlic^er ®orge erfüllte il^n ber ®eban(e an bie 3utunft
ber ftird^e, bie ju furd&tenbe (Sut^meiung ber greunbe, er üermieS
aber bod^ au(^ feinen fturfurften, ber biefe ©orge teilte, auf bie
Dielen trefflid^en 92&nner, bie na<^ il^m bie ®a(^e bed (5oan=
geliumS ffil^ren mürben. 2l^m empfal^I er aud^ bie ©orge für bie
©einen, gfir jeben ber greunbe l^atte er ein tröflenbeS ober
mamenbeS S&ort. 'S)a|) man überall, mo man t>on feiner ftrant:
l^eit ^örte, für il^n betete, mar il^m ein großer S^rofl. SBenn
nid^t ba^im, moQte er menigftend gern im (gebiete bed Stur^::
ffirften gerben. Jroft ber furd^tbaren ©c^merjen brängte e« il^n
fort aus bem überfüllten ©d^mallalben, mo baS befolge beS pfipft^
litten ^efanbten ben angeblid^ fd^on gefiorbenen Sut^er }u fel^
münfc^te. ©en Iriumpl^, Sutl^er flerben ju feigen, gönnte er ben'
(Begnern nii^t.
45% tetl^ tranfldt
(SnbH<^ »iflfal^e man feinem SBunf^e. 8m 28. gebruat tKi=
liej^ er &(^maUa(ben. ^^n begleiteten Sugenl^gen, ©polatin,
at^foniu«, bet langjfil^rige Xi^geniyffe So^nn @c^lainl^uffen,
bamaU $aftot in 9bt^, unb Dr. Stutj. Com Sagen ou^
mvLi et mit ber fKinb bad 9teu} ubei bie Um^el^enbcn unb
fagte: ,,^Det ^en etffille (Su^ mit feinem Segen unb mit bem
fkil gegen ben ^<)fl.-
Skr Stutfutfi, bem er beim Sbf^ieb nod^ einmal bie Sorge
für bie {Kr(^e unb für bie Seinen empfol^ten l^tte, tl^t fo iM
aü mdgli(^ für feine 9equemH(^(eit. 8ber bie gal^rt auf ben
fc^le^ten 2Salbmegen mitten im Sßinter rxm furd^tbar. ^n Xam--
bad^ im ^ennebergifc^en würbe Duartier gemacht, unb l^ier enb(i(^
fanb Sutl^ in ber 9{ad^t bie feit 8 Xagen Dergeblid^ erfel^nte
(Srleic^tcrung. ®oglei(^ fd^rieb er an 9tetand^tl^on, um (Sottet
Sarml^erjigteit ju greifen. Sd^lainl^uffen eilte mit ber fro^n
Sotfd^aft iurud nac^ Sc^matfolben. .»Sut^er (ebt, Sutl^er lebt!'
rief er in lateinifd^er ®pra(^ bor ber Verberge bed Segaten. 3^-
l^nn ^ebric^, ber ben Soten fürftlid^ belohnte, lie| no(!^ an bem=
felben 2:agc auf ben Stanjeln für Sutl^er^ (Snettung banten unb
um feine Dodfi&nbige (Senefung beten. S3on (&oifyi aus, mo^in
3ufiud ^ona9 il^m entgegengereift mar, fc^rieb Sutl^er am folgen^
ben Xage über feine munberbare Siettung an feine ^au: ^X)antc
<Sott unb la^ bie lieben SKnblein mit SRul^me Senen bem regten
S3ater bauten; benn il^r l^fittet biefen SSater gemi|)(i(l^ oerloren."
8ber ba$ Übel oerfd^limmerte f\ä) micber. Ca bittierte er Sugen-
lagen eine 8rt 2eftament: „3<^ meif}", fagt er barin, ,,ba| i(|
red^t getl^n, ba^ id§ ta^ ^apfttum geftürmt l^be." Sann bat
er bie ftoQegen um Cerjeü^ung, menn er fte gefrfinit l^abe. Den
greunben empfal^l er feine ftinber unb feine ftdt^e: „Sie l^t mit
gebient nic^t nur mie eine (S^efrau, fonbern mie eine 9!agb, <Sott
öergelte e« ü^r.** ©em Jhirfurften unb bem ßanbgrafen wollte et
nod^ ein SBort ber (Ermunterung im Stampfe mit ben ®egnem
jurudlaffen, unb bei aQer Zobedbereitfd^ft fprac^ er bo(b ben
jßunfd^ au$, nod^ weiter gegen bie rdmifd^e Seftie (fimpfen ju
Idnnen. „CaS wiQ id§ aud^ tl^un, wenn id^ leben bleibe. S)a}u
braud^e x^ leinen 8nf)}om. — S)ana(| em))fel^le id^ meine Seele
Sutl^rS ©ettefung. 453
ben ^nbcn be§ SSatctS unb meinet ^ertn 3^fu (5§ripi, bcn id^
gcj)rcbi8t unb belannt l^abc auf (Srbcn."
Stft am 4. SRdtj war e§ fo »cit bcffcr mit il^m gcwotbcti,
ba| man il^n übet ®rfutt nac^ SBeimar bringen fonnte, »ol^in
bcr Jhitfutfl ben gefd^icftcn Ärjt ©tepl^n SBilb au5 3»>i*^w ^=
rufen |atte. 85on bort »anbte et fid^ am 10. Sifitj bet C^elmat
ju. 8Son gteube bctid^tete SKeland^tl^on, bet mit il^m jeftt »iebet
jufammengettoffen mat, bon feinet fortfd^teitenben (Senefung. Sm
14. 9R5t} mat et nad^ fiebenm^entUd^et 8(bn)efenl^eit miebet in
feinem SSittenbetg.
3!)te legten 3a^rc.
1. 3(Qp(fer.
IMt rntb Kene Mmpft. litt /ortgattg Us ptoUfiMtisrnm.
Xtoft bct l^uölid^cn W^gc, auf bie er grofec j&offnungcn gc^
fe^t l^atte, etl^olte fid^ Sutl^er nut (angfam. @r fanb, baf) feine
Sttdfte me^t etfd^öpft mären, atö et geglaubt l^atte. 8ber et tonnte
nid^t taften. 3Rittc Hptil beftieg et fd&on miebet bie ftansel. ®et
Jhirffitfl l^atte il^n ein ^a^x ftül^er bei einet SReubotietung bet
Uttiöetfitat Don bet SSetjjfli^tung ju SSotlefungen entbunben. «bet
aud^ feine SSotlefungen , in benen et feit bem l. 3wni 1535 ba^
1. 9u(^ äRofe bel^anbelte, nal^m Sutl^et ie^t loiebet auf.
3n feinem (Sotl^aet teftament l^atte et ben SBunfd^ au§ge=
fptod&en, menigftenS nod§ bi$ ^fingften ju (eben, um, mt etm&l^nt,
ba^ ^apfttum no(i^ fd^dtfet beldmpfen ju tSnnen. ®enn et t)ettannte
nid^t ben (Stnft bet Sage. S)ie Slntfinbigung be^ Stonjitd in 93et::
binbung mit bet fd^toffen O^l^ung be§ laifetlid^en 93ijefanälet3
bebeutete einen entfd^iebenen IJotftof) gegen bie et)angelifd^e @ad^e.
Sem galt ed ju begegnen, bie antipäpftlic^e (Stimmung bei ben
(SDangelifd^en ju befeftigen unb aOet SBelt ju jeigen, was e§ mit
bem beabfid^tigten Stonjile auf fid^ l^abe. £)iefem Stampfe biente
jum leil aud^ feine ^tebigttl^fitigleit, bie je^t »icbet in Sßetttetung
^ugenl^agenS, bet im @ommet 1537 jut Otbnung bet fitc^Ud^en
Setl^fiitniffe nac^ SfinematdF gegangen »at, eine tegelmdj)ige toutbe.
8m ©d^lufi bet ^tebigtcn pflegte et bamate, »ie bet SJanjlet
Stficf bem Jlutfutften betid^tete, mibet ben ^apft, feine SJatbindle
unb ^if(^9fe }u beten unb baf) ®ott bem Staifet @ieg oetleil^en
458 VtMfiten. €MtTiftfidImfc^ «tbcUen.
unb i^n t>om ^ßapfi abjiel^n möge. Unb tto^ immer »iebet^
te^renbet @(^tt)fid6eanf5ae, ))tebigte et oft brei^ bt$ Dtennal in bei
ffiiH^e; ja in bet Ofierjeit bed Sal^red 1538 einmal neun Xage
l^inteteinanbet, nnil^rfc^einlic^ über ben 110. $falm. S)iefe mie
manche anbete ^rebigten aud jener 3^it erfc^ienen bann auf (Srunb
bon 9{a(^f(^riften au(^ im S)ru(f.
^ ber $oIemi( gegen ^pfttum unb ftonjU mar er bamat^
unci*mubli4 ciu(( bann noc^, atö bie Sudftc^t r>a^ (entere in Stantua
jufammentreten ju feigen, bur(^ ben ffiiberfpruc^ beS bottigen ^=
;iogd Dereitelt, unb ber im ^al^re 1538 gemachte fßct^vLd^, eS in
Sicenja abju^lten, Haglic^ gef(^eitert mar. Sa beleuchtete ei
u. a. ald einen ,,ber ^o^en Sttitel beS aOerl^iligfien pSpfUic^n
staubend'' für bad aufgefc^obene ftonjU ))on äRantua, bie ,, fette
»o^gem&ftete Säge'' Don ber ®(^enfung ftonftantin^, na($
»elc^er biefer ftaifer bad ganje %benblanb bem bamatigen römif^
%if(^ofe uberlaffen ^ben foQte. Sinen tümmcrli(^en 9ieformation^
üorfd^lag, ben einige $tarbin&(e bem ^pfte auf beffen ^anlaffnng
vorgelegt ^tten, oerfa^ er mit fc^arfen ®lotJen, ebenfo eine ^
laJtbuUe bedfelben $apfted Dom 3^1^re 1537. 3m Saläre 1538
gab er au(^ feine für ben ftonüent ju <S(^malIalben t)erfa^eii
«rtilel ^erau5 — ««rtifel, fo ba Ratten f ollen auf^
Stonjilium ju ^antua ober mo e§ mürbe fein, übet=
ontmottet »erben "^ — , übrigem^ in ber SDReinung, bafj bic=
felben bort angenommen mären. Um ben immer erneuten %ot=
murf beiS ^bfaQs oom allgemeinen d^rißlid^en ®lauben ju begegnen,
fc^rieb er bie ^brei @^mbola ober S3efenntnid beS ®lau=
benS S^rifti in ber Stirere einträchtig gebrauc^f, eine
Serbeutfc^ung beS ^poftolifd^cn unb St^nafianifc^en Symbols mic
beS Smbtofianifc^en Sobgefanged. Camit berbanb er eine lebl^fte
Slbfage an ben ^apfi unb aQe ^rtle^ren, mie fie im Saufe ber
3eit entftanben feien ober noc^ entfte^n tonnten. 2)iefe mie
anbere $ublifationen aus jener 3^it treten aber jurüd gegen feine
©c^rift ^83on ben ftonjilicn unb JJirc^en**, in ber er bie
^oge Dom ftonjU unb ^apfttum im großen bel^nbelt. 2>arin
na^m er feine aud ben erften S^^ren beiS ftam))fe$ ^rrü^miben
Unterfuc^ungen über bad ftonjil mieber auf unb löfte jugleic^ ia^
^8oti best itonsUiett unb tir^.'' 459
frfil^, in bem legten ©treit mit (Sxamu^, gegebene aSerfptec^en
ein, eine Schrift ))on betftitd^e ju fc^teiben. @c^on (Snbe 1536
arbeitete et baran, aber etp im SRÄrj 1539 »at bie gtof(e ©d^tift,
^tt ber et ni(^t geringe ©tubien gemacht l^tte, becnbct.
Sie 9i5met „ubettönten aUe SBelt mit intern (Sefc^tei ftonjil
unb ftitd^e'', ol^ne ju miffen, ma^ ein ted^ted ftonjil unb »a^ bie
SKtc^e fei. S)a$ wxü Sutl^et il^nen battl^un. <Die ®efc^i((te foK
e^ leisten. S)e$]^Qlb befpti(^t et bie-Diet ctften ^aupttonjilicn,
bie il^nen gefteHte Aufgabe unb il^ten Setlauf. 92iematö l^ben
bie alten ftonjile mie bie fpfiteten, ))a))ßli(^en fic^ angemaj^t
neue Sttitel be^ @ilaubend aufiuftcQen, fie l^aben nut ben alten
(Slauben, meldten bie Stit(^e auf (Stunb bet ©c^tift befannte, gegen
bie neuen Sttifel be^ Glaubend, melc^ bie ^^lel^tet aufbtad^ten,
t>on neuem befannt unb fielet gefteQt. SBaS man etma batubet
l^inaud in ©ad^en bed ftultu^ obet bet Setfaffung befc^loffen ^t,
nmt nut üon Dotübetgel^enbet Sebeutung unb ift auc^ feinet 3^it
ni(^t atö allgemeinüetbinbli(^ angefe^en motben. ©o ift i^m baS
ftonjil mie fc^on ftfi^et le^tlic^ ein obetftet (Setic^tSl^of, bet nut
ben X^atbeftanb feftjufteOen §at, baS Setenntnid bed alten ®lau=
bend bet ftitc^e gegen neue ^ntumet. Und e^ mfite »ol^l Utfa^e
genug/ meint Sut^et, gegen bie melen neuen Sttitel bed $apft=
lumS ein mal^t^afteS ftonjil Don gtunbUd^ gelel^tten ©c^riftoet^
ftänbigen, mie oetftfinbigen unb tteul^et^igen Saien aud aßet Sßelt
^ufammenjutufen.
abet ein folc^ed ftonjil mitb fd^metli(^ juftanbe tommen. p,@o
muffen mit benn batan öetjweifeln", abet batum oetjweifelt et
nic^t an bem Seftanbe det l&al^t^eit. 9Ran muf( eS bem „teerten
Stiftet unfetm batml^etjigen (Sott befehlen unb inbeffen bie (leinen
Stcnjilien unb bie jungen ftonjilien, baS ift $fattet unb ©(^ulen
ffitbetn unb ©t. ^etetö »ttitel (SJon bet ©eligfeit butc^ bie ®nabe
3^fu, tlpg. 15, 11) auf alle möglid^e Steife tteiben unb et^alten
mibet alle Detbammten, neuen Sttitel bed Glaubend unb neue^
guted SBett, fo bet $apft §at in bie Sßelt gefc^memmt.''
Unb mad ift bie ftit(^e? ©ie ift, unb bamit ful^t et nut
ftul^et au^efptod^ene (Sebonlen weitet aud, bad ^eilige <!|rifttu^e
Soll, melc^ed butc^ icn (Stauben an Sl^ftum l^eilig mitb, unb
4M Cosbotiif gegen SRckuu^t^n tinb Ctnciget.
baf ob»o^l in bei ganjcit Seit ser^eut, bod^ ubeioO famtliil
ift Denn man ectennt ed an b€t ^tebigt bed IBorted ®ottd,
an bet @penbung bor Zaufe, U» Sbenbmal^Id unb bei Sccgetos
bei @flnbe. 9Da)u lommcn aU »etteic fiujterlid^e Stennjeti^ bie
ffiei^e ober Serufung oon $fanl^en ober ^rebigcm, bie jene
Mtx @tfi(t obei f^tumec gebtaud^en unb üben um bet Oib
nung »iQen", bann bad dkbet unb baS ^eilige Stceuj, bad Seiboi
um (£^Tifti miOen. %uj^ biefen lieben ^uptftucfen d^tifili(|er
Heiligung bebatf bad SoU (BotteS nichts, unb aud fol(^em Solte
{oflte man Seute )u einem ftonjU nel^men, bad bom Eiligen (Seil
regiert merbe.
S)iefe inl^ltreic^e, t(are®(^rift mit il^em aQeinigen SSertrauenaur
bie gottgefc^entten (Bnabenmittel gegenüber ben Autoritäten ber $apft'
Iir(^ unb ber $l^ntafte ber Sd^mfirmer gewinnt an Sebeutunj,
menn man ermfigt, unter meieren t^erl^fiUniffen fie entftanben ijt.
!E)ie 3al^re 1537—1540 ge^Sren in mand^er ^infic^t ju ben ft^toeipeii
Salären Sutl^erd. ffifil^renb ber $rotefiantidmu$ &u|er(i(^ iuna^n
unb namentlich im Sterben (Suropad eine fefte Iird^ti(be iSeflalt
gemann, auf meldte bie beutfc^en ftirc^enm&nner mit 9leib fe^
tonnten, fam ed unter Sut^erd ^eunben, unb iioar in Sitten:
betg felbft, ju fc^meren ^ttungen, meiere bad Anfeilen be$ $r0te-
ftantidmud tief fd^&bigen mujtten. ftonrab SorbatuS (onnte teine
Hm^ leiten, ftaum mar Sut^r jurud(ge(el^rt, aU er in ber SKei'
nung, einer (SemiffenSpflic^t ju genügen, fdne %n{lagen mieberl^lte
unb beim Steftor ber Unioer^t&t, Suftud ^ona^, borbtad^te. fo
ciger foQte öffentlich mibenufen, verlangte er. Damit mürbe et
abgemiefen. Aber er berul^igte fic^ erft, nad^bem Sutl^r gelegent^
Ixö) einer 9Doftort)romotion am l. ^uni 1537 bie SüfiOerfifinbnijie
befeitigt ^atte. (Sr ftimmte ba SRelanc^tl^on unb Sruciget bei,
ba{( bie guten Sßerte notmenbig feien, ba fie mit 92otmenig(eit
aud bem ©tanbe ber SBiebergeburt l^erborgingen , aber ben S^i^t
„jur ©eligleit" erllfirte auc^ er für anftöjtig, meil biefe fd^on bem
Glauben als folc^em gefc^entt merbe.
S)amit ^fitte bie ®ac^e abgetl^n fein tSnnen. Sbcr i&ottatii^
ftanb nic^t adein in feinem Serbac^te ^egen äReland^tl^on unb (^
noffen. Die S^ftfinbe maren fo unbel^aglic^ atö mSglic^. ^
tagcrtc ©ctoittctfc^mulc über Wittenberg. „3<J& fämpfe mit einer
^^bra", fd^rieb Sieland^tl^on, ^l^abe i^ einen befeitigt, fo ergeben
fi(ft öiele anbere\ Sfiid^t nur SReland^tl^on, au(^ feine ©d^uter,
xo'xt 5. S3. aSeit©ietri4 in Slürnberg, meinten, e« |ei geraten, bie
tl^eologifd^en arbeiten, mit benen man fic^ boc^ nur SSerbfid^tigungen
^u§fefte, ru^en ju laffen unb fid^ auf baS ©tubium ber ©^)rac^en
unb ber ^^ilofopl^ie 5U »erfen. ©aS gegenfeitige SRiStrauen »ud^§
tjon Jag ju Jage. SKelanc^t^onö ®egner griffen ju bcn un=
iDurbigften SRitteln. ©elbft in ben SSorlefungen fud^te man il^n
JU üerbäd^tigen. 3Ran verbreitete anonyme Schreiben unb ^am=
^l^lete. %ix aOju fd^neQ mar man aud^ am ^ofe \)on aQen biefen
©ingen untenid^tet. ©d^on Anfang 9Kai 1537 woUte ber Stux^
fürft wiffen, bafe man aQgmein baöon fpred^c, bafe SDReland^tl^on,
©ruciger unb mit i^nen Diele SRagifter in ben »id^tigften 8el^r=
4)un{ten Don Sutl^er unb SSugenl^agen abmid^en, ja bag äRelanc^s
tl^on „iid) angemafet l^abe", bie 8lug§burgifc^e Stonfcffion ju änbern
unb 5u milbern. ^ni) ^atte er gehört, ia% einige Suripen in i^ren
^orlefungen ba§ (Srbred^t ber ^rieftertinber beftritten unb äl^nlit^eS.
^©d^on fa^ er jene (gntjweiung eintreten, bie i^m 8ut§er für ben
l^aU feines JobeS in ©d^mallalben DorauSgefagt ^atte. ®t muf)te,
ipeld^e SSebeutung äReland^tl^on für bie UniDerfit&t l^atte, aber
lieber monte er feine O^c^fd^ule DerfaDen laffen, atö ©^)altungen
bulben.
am 5. 3Rai 1537 erhielt »rüdf ben Auftrag, be^bal^ mit
-fiutl^er unb iBugenl^agen ju Derl^anbeln. SBa^rfc^einlid^ lauteten
Sutl^erS Srf lärungen , wenigftenS was bie ßebrfrage betrifft, be=
rul^igenb. Aber bie SSerbät^tigungen SRelant^tbonS mürben be=
jtimmter. SRan beftbulbigte ibn allju grofeer SRad^giebigfeit gegen
ben Statl^oliciSmuS. S)er SSerbac^t ging in biefem %aüc Don einem
ttod^ jungen ^rebiger Dr. 3acob ©db^nf aus, ber feit bem 3"li
1536 auf Sßunfcb ber C^^rjogin SSatbarina, ®ema§lin beS O^rjogS
^einrid^ Don ©acbfen, in greiberg in eDangelifcbem ©inne prebigte
unb eben je^t mit einer SSifitation beS ßanbeS beginnen foöt?.
*uf feine an SReland^tl^on gerichtete anfrage, ob er am^ jeftt bei
ben S3eßimmungen beS 83ifitationSbud^eS Derl^arre,. baf) eDentuell
ben ©d^mad^en unb SSldben baS Sbenbma^l in einerlei, ©eftalt ju
Äolbe, «utl^cr. ii. 30
402 ^tfcfT Hüb JBfffl1T<ftttftl!
gcftatten fei, ^tte biefer bqa^b geantioortet, ubngcnd feine &ie:
Tungauibtudlic^atebecttauti^ebQeic^net 9K(^tSb€fton>enigeci(^uttc
&ifcnt, eilt nid^t ungelel^er, tebegevanbter, aber eittet 9lenf4
bem ed bem 8nf(^etn nad) gelegen tarn, bem 9te(an((t^on eM
am 3^S( i^ ^xdtn, entififiet über biefe Stad^iebigtät bad betief:
fenbe Schreiben m^dä^t fogor mit anbeten SBerb&c^tigungen an
ben ShiTfütften. ffiiebetum ^tte Stfict, ed toar Vtittt eeptemto,
mit 8ut^ batubec ju oet^nbeln. ^''^nn gnebtid^ inak in
einem oon bem Ständler überbrachten ©(^reiben bem ,unnotigai
®e}5nfe'', bad bie ^uptartilel ber Stonfefjion nic^t berfi^e, (eine
groj^ Sebeutung bei Sber 2ut^ fa^, mie ed fd^int, unter beut
(tinfluffe Srudd bie ©ad^e emfter an. (5r toar erftaunt, H
äReland^tl^on no(^ \o tief in biefen ,$]^nta[ieen ftecfe'. Son
»©(bnac^en" fei je^t nid^t mel^r ju reben unb foQte man um U
Sßerboted bed Z^rannen miUen, eine (Sefialt nehmen, .,fo inii{tc
man au(^ lehren, baf) bie SBerte ju ber Kec^tferttgung t^ten.'
dx brac()te bie Sngelegenl^it mit ber ^age Dom tlbenbmal^i üter'
l^upt in Serbinbung unb erinnerte fic^ je^t, ba| tKelan(^t^on
Don feiner Bufammenfunft mit 16ucer in (Saffel aDerlei Slrgumen^i:
mitgebracht ^tte, bie faß „sn)inglif(^'' gelautet litten. @r tonnte
nid^t miffen, .^»ie $l^ilippusl am @atrament m&re". SSieÜet^t (ieite
er eS auc^ für eine blojte ^cttmonit. ®o fprac^ er \iä) ges^R
Srudt aud unb fügte l^tnsu, „er moQe fein ^erj mit $^ilippo teilen,
möchte il^n nic^t Don ber l^o^en (Schule getl^n miffen.'' ^reili^ ^^^^
er bei feiner SReinung be^ne, muffe bie äßa^r^eit Dorge^. Sti'
berichtete an 8ut^er, ber Shirfurft ^ege ben SSerbac^t, SRelanc^t^on
marte nur auf eine günftige (Selegenl^eit ober Sutl^erd %ot, um
mit feinen ©onbermeinungen ^eroor^utreten , morauf Sutl^ei bc-
merlte, tljue er baS, fo »erbe er ein elcnber SRenfc^ werben unb
feinei^ ®emiffend falben teinen ^eben l^aben.
9{ac^ aQebem a^nte Sut^er fc^on länger atö joei ^aiftt, ^l
SRelanc^t^on fi(^ in ber tlbenbma^ldfrage oon ii^m entfernte, oler
j|e f Corner jlic^er ü^m bieS mar, um fo weniger mochte er bei ^
Siebe unb ^oc^fc^fipng, bie er SRelanc^tl^on gegenüber emptanD,
bie 92eigung l^aben, weiter banac^ )u forf(^en. S&ad i§n nid)^
minber fc^merjlic^ berührte, war, bag SRelanc^t^on manche gekeimt
Sutl^ itnb bie Knfd^ulbtgungest gegen ^ücatäft^m. 468
^ejiel^ungen auc^ mit (Segnern beS (SDangeliumS untetl^ielt unb
ol^ne mit i^m batubet ju beraten, mid^tige Siatfc^lfige erteilte,
mäl^renb Sut^er aQed mit ben greunben iu befprec^en pflegte,
^uf^erlic^ max ber 93er(e]^r mol^I ber alte geblieben, mie frul^er
mar SRelanc^tl^on ber ^auSfreunb ber gamilie, aber in feiner Sngft
Dor ben il^m auflauernben (Segnem, bie il^n aud^ in mand^em
l^atmlofen äßort eine gel^ffige Snfpielung \>mnnttn (ie{(, mürbe er
jurucf^altenber. Cad entging auö) anberen nic^t. Sutl^erd grau, bie
il^n l^od^fc^&^te, ttax ber SReinung, baj) eine grunblic^e SuSfpradge
aOed ins redete (Seieid bringen mürbe. ®d tam nid^t ba^u, burfen
n)ir einer Semerlung beS vertrauten greunbeS Srucigerd (glauben
f dienten, nic^t ol^ne ©c^ulb t)on SRelanc^tl^onS grau, bie, fonft
jurudttretenb, bieüeid^t ^au Statine gegenüber il^re unb il^ed SRanned
@teOung ju maleren mfinfcgte. ®S mar je^t fo meit gefommen,
bafi SRelanc^tl^on ermartete, einem 93erl^5re untermorfen ju merben.
(Sr ^ielt auc^ feine (Sntlaffung für nid^t auSgefd^loffen, unb nic^t
ungern l^atte er bie ffic^fifd^en geffeln abgemorfen.
3ac. ®d^en( mürbe na^ äßittenberg gelaben, (am aber nid^t.
31m 12. Dttober mar ber Shirfurft in Sßittenberg unb berl^nbelte,
ol^ne baft etmaS barüber laut mürbe, mit fiutl^er unb einigen %kt^
trauten. äRelanc^tl^on ruftete fi(^ }u feiner SSerteibigung. ©pfiter
moUte er miffen, bag fc^on ein 2;ermin jur Serl^nblung gegen
il^n angefe^t gemefen mfire unb nur eine Srtranlung Sutl^erd einen
Sßaffenftiaftanb l^erbeigeful^rt l^abe. £)a$ ifi mal^rfc^einlic^ nur
93ermutung. S^benfaQS gefd^a^ nichts gegen il^n unb mol^l be^r
l^alb, meil gütiger fid| nid^t baju entfd^liefjen tonnte unb ben Shtr::
fürften berul^igte. %u(^ maren anbere ©orgen in ben SSorbergrunb
getreten.
Die jel^n 3fl^re fruljer (@. 245) bon 30)^"« »gricota an=
geregte ^age bon ber Berechtigung ber (Sefe^edprebigt mar bon
neuem erl^oben morben unb ffil^rte ju einem erbitterten Streite.
Stgricola ^tte fid^ bamatö fd^einbar uberjeugen laffen. @eitbem
unterl^ielt er bie beften Sejiel^ungen ju ben SBittenbergem. ©einer
l^erbonagenben Segabuttg als ftanjelrebner berbanite er ed, baj)
er mel^ad^ bon ben ffic^ftfd^en Shtrfurften audgejeid^net mürbe,
föir begegneten il^m ali ^rebiger beS Shtrffirften auf ben 9ieid^d=
30*
464 9e^. «firicofo.
tagen ju (Speiet unb Sugdburg, aud^ auf bet Sfieneic^i^d^ tm
btttfte et ^o^nn %t\t\>xxii begleiten. 3nitt)ifd^ maten feint
amtli(^en unb petf Anliefen t^etl^ltniffe in Sidleben, m et feit
bem ^al^te 1525 »ittte, immet unetquidiic^t geiootben. Sh^t
nut, ba^ et fi(^ mit SBicel fottmfil^tenb l^mf(^tagen muftte. ait(|
mit ben StoOegen ftanb et fic^ ni^t befonbetS, unb übet jänen
alten (Könnet, ben (Btafen Slbtec^t Don SRandfelb, bet tto( QQei
^etfptec^ungen feine l^öd^ft tümmetli(^e matetiede Sage nid^t befferte,
glaubte et bittete Stlage füllten ju muffen. Stein SBunbet, nenti
bet nic^t unbebeutenbe SRann, bet öon feinen ©etbicnften niemals
geting backte, hiebet eine SteQung in ©ad^fen, momöglid^ an bei
ä&ittenbetget ^oc^fd^ule ju et^alten fttebte. Suc^ Sutl^et, bet i^n
})oii\i)&%U, n)ünf(^te i^n miebet in Sßittenbetg ju l^ben. Unb
(aum mad^te biefet i^m eine leife C)offnung auf eine ^nfieflunj
im ©fid^fifc^en, atö Slgticola au(^ fofott untet 3utudF(affung eine§
fc^nöben ©tiefe« an feinen (Stafcn fein 8mt betlicfj unb in ben
SKei^nac^t^tagen beS ^aftxt^ 1536 nad^ SBittenbetg {am, rotUfin
Sut^et il^n eingclaben l^atte, lebiglic^ um an bet S3etatung bei
®(^maltalbet Slttifel teiljuncl^men. 9Rit feinet ganzen gtofcen ^'
milie — et l^ttc neun Rinbet — fanb et gaftli(^e Aufnahme in
Sutl^etS O^ufe. 8Sctttaucn§t)on ubetttug il^m ßut^et feine Ser=
ttetung auf ßcl^tftul^l unb Ranjel »fil^tenb feinet Steife nac^ ®(|nJfll'
lalben. Sie SBatnungen be5 etjütnten ®tafen, bet je^t alletlci
übet SBefcn unb SHmtSfü^tung feines ftul^eten 5ßtebigetS ju be:
tid^ten mugte, l^ielt et füt unglaubmutbig.
®a3 wutbe fd^on na(^ tutjet Seit anbetS. SRel^tete ^tcbigten
ägticolaS, bie aud^ im ®tudf etfd^ienen, liefeen cttennen, bafeet
feine ftü^cte ?luffaffung fcineSmcgS aufgegeben §attc obet roeniä'
ftenS ^neuc SSofabeln" gebtaud^e. S^fll^i^ betbteitete fid^ ba^
®etüd^t, bafe 2l^cfen öon il^m jitfulietten, in benen et bie ^rebiät
beS ®efe§e5 üöflig ijetmetfe unb Don steinen" unb ^^unteinen"
©teUen in Sut^etö unb SRcland^tl^onS ©d^tiften fpte^. 2&ail^
begnügte ftd^ anfangs, ol^ne SRamennennung in einet ^tebigt gegen
bie SReinung aufjutteten, bafe man nid^t butd^ baS ®efe^, fonbetn
baS (SDangeüum- S3ufee ptebigen foQe. S5ie Dtbnung, melc^ bi«
©d^tift aöentl^albcn jeigt, ffil^tt et aus, ift bie, „bafe aflejcit öot
©tteit mit 9(giicota. 465
bem Jtoft bcr Sßctgebung mufe bic ©ünbc crfannt werben bur(^
bie ^xebigt unb gu^len beö ®efe^e§, auf bafe ber SRcnft^ ge=
trieben »erbe, nac^ ber ®nabe ju feufjen unb geft^itft werbe,
bcn Jroft be§ (göangelü ju empfal^en". aber unter ©ejefte^
prebigt Derftel^t Sutl^er alles bad, »aS (Sottet SBillen an bie
SRenfd^en jeigt unb unfere ©ünbe aufbecft, gleid^biel, ob eö
im bitten Jeftamcnt ober SReuen Jeftament fte^t, ja S§rifti 2ei=
tocn unb Sterben fei bic gemaltigfte Sufeprebigt, bie man erbeuten
tonne.
^dma^ltd^ mud^S fein SSerbad^t gegen Slgrtcola. S)cr perfön=
U(i^e SSertel^r l^örte auf. Um il^n t)on ber ftanjel fernj^ul^alten,
prebigte Sutl^er faft immer felbp. äud^ über biefe neue 3rrunft
Dcrl^anbelte ber Sturfurft mit il^m, als er fic^, »ie bereits erwÄl^nt,
imOttober 1537 in SBittenberg auffielt. Äberägricola gab jcftt
befriebigenbe Srßdrungen unb @nbe Dftober tonnte er an f^tn
C)of berichten, )ia^ Sutl^er feine Siec^tgläubigfeit anerfannt. l^abe,
roorauf ber »urfürft ben SBSunfd^ auSfprat^, 8lgricola foHte nun
au(^ Don feiner abmeic^enben SJebeweife ablasen.
Unmittelbar barauf gab er tjon neuem Semeife feiner Un5u=
üerläfRgfeit. Unter bem 3ßorgeben, ßutl^er l^abc feine ®ene]^mi=
flung baju gegeben, begann er ein grofeeS SBcrl, „©ummarien
über bie Stjangelien", ^erauSjugeben , offenbar mit ber Slbfic^t,
bamit für feine Seigren ju werben. ?iun l^atte Sutl^erS Steigung,
ben alten greunb ju fd^onen, ein (gnbe. änfang SJejember bers
öffentUddte er jene im gel^eimen äirluUerenbcn Jl^efen »eines ge=
wiffen JlntinomerS". ®ie jeigtcn SHgricolaS frfil^eren (ptanbpunft
nur in üerf(^ärfter, ßutl^erS Seigre entfd^ieben Derwerfenber gorm.
3n bem erften, grunblegenben Jeile bel^auptete er, ia^ bic SSufee
niemals aus bem ©etalog geleiert werben burfe, fonbern lebiglid^
aus bem ®t)angelium. ©iefeS aller Shcatur ju Dcttünben, l^at
ber &err nod^ bei feinem 8lbfd^eiben geboten, ©ie ba leieren, bafe t)aS
ßüangelium nur fold^en ju üerfunben fei, bie öor^a burt^ boS. ®efe§
in il^rem ^erjen erfc^üttert worben/ üerbrel^en tjie einfcrd^ften SBötte
ß^rifti, an ber^n einfac^m ®inn man ebenfo feft^alten muffe, Ä>ie
bei ben ?lbenbmal^ls Worten. fiutl^erS ^ufeerungen börfiber wibcr?
fprä(^en fic^. ©ne jweite Jl^efcnreil^e ,t)erftieg fi(§ ju Slufewmtgcn
I
4M «tittnmttlfKfc^r etteit
»ie biefe: ^Bift bu ein ^uret, Sube, (S^tfyx, ober fonfl ein
®finb€t, glaubt bu, fo bift bu im ffiege bet @eltgfett — Senn
btt mitten in bet @finbe ftedfeft aufd ]^5($fte unb bift, glaubft bu,
fo bift btt mitten in bei Seligteit Ktöbalb bu gebenteft, fo unb
fo fönt' ed in bei (Sl^riftenl^t jugel^en, ed f outen feine, el^tbote,
jud^tige, ^(ige, (eufd^ Seute fein, fo l^ft bu baS (Süangelii f((on
gefeljlet ca. 6, ßuce (?)-
Sie beiben erften biefet ®dfee, meinte Sutl^et, mürben DieQeicit
nic^t ton Sgricola felbft l^enfil^ten, — anfangt l^atte btefer ben
9htt, fie fiber^upt alle abzuleugnen — abet baf( fie feine 926
nung miebergaben, glaubte Sutl^r aud anbeten ^u%erungen mit
@i(^l^it fc^liejten ju muffen, dagegen Derfaf)te er nun feteft
{»ei Z^fenrei^n über baS SBefen ber Suj)e unb fiber ba$ ffiefen
bed dkfe^eiS. &o befKmmt er nad^ ber Seigre beiS^auluS betont
baj) bad (Sefe^ mit ber SÜed^tfertigung nic^td ju tl^un l^be, ebenfo
entf(^ieben ^It er, mie fluider, baran feft, baj) baS (SDangelium
benen gilt, bie ben ©(^merj ber ®ünbe erfahren l^ben, ma^ but((
bie Stlenntni^ bed SBiQend (Sottet ober beS Ükfe^e^ gewirft mirb.
Srft wer bur(^ biefe (aud^ üom l^eiligen ®eifi gemirtte) (Srfennt=
nid ubermfiUigt mirb, mirb ffi^ig, bad (EDangelium aufzunehmen
unb burc^ bie tec^tfertigenbe ®nabe ®otted bie ®ünbe au$ Siebe
ju ®ott ju Derabfd^euen unb gute Sßerte ju tl^un. Unb ha mir,
aud^ butcb bie (Snabe l^eilig gemad^t, in einem funbtid^en Seibe
(eben, mujfe bad ®efe^ immer ba fein, um und ju fc^redfen unb
JU ftrafen bid in itn Zob. ^emnad^ erttfict Sutl^er bie gorberung,
bad (Sefe^ abjutl^un, für bladpl^emifc^. (Sr nennt feine (Segner
%ntinomer. greilic^ l^atte Slgrtcola red^t, fic^ bagegen ju maleren,
bat) er libertiniftifd^e Zenbenjen ))erfolge, mie i^m Sut^er im S3er=
laufe bed ©treited unterfd^ob, aber ebenfo red^t §atte Sut^er, ju
betonen, bafi man fold^e Folgerungen aud feinen ©fi^en }iel^n
muffe, benn, fagt er in einer anbern gegen Ägricola gerid^tcten
®(^rift: „Sßer bad ®efe^ verbeut ju leieren, ber tann Don ber
@ünbe nid^t leieren, unb muffen bie Seute ol^ne Srfenntnid ber
©finbe frei, fit^er bal^in leben.* ,SBer ba« ®efe^ meg tl&ut, ber
mu{) bie ®finbe meg tl^un."
Sßon biefen Folgerungen aud beurteilte er bie ganje tlngelegen=
2vit^tt9 8ettttet(nttg be9fe(6cn. 467
l^eit. ®$ l^anbelte ftd^ für i^n nic^t, n)te ftül^er, um eine gelel^tte
tl^eologifc^e ^age, fonbetn um bie ganje ^eitöfrage. @eit in>an$ig
3a]^rcn »ac e§ fein ©efttcben gemefen, ju jcigen, wie ber um
feinet @ünbe miQen erfd^todene aQein Dutc^ ben (Slauben ^eben
etl^Ue, unb mie man butc^ biefen Glauben gute Sßerte tl^un tonne,
^e^t trat biefet SRann auf, ti| einjelnc feiner ®d^e au^ bem
Sufammenl^ange unb erbaute baraud, inbem er feine Seigrer beS
SlbfaOS be)i(^tigte, eine S^l^eorie, bie, toic Sut^ meinte, }ur
(Sittenlofigteit unb jur (Sntmertuttg ber ganjen ^eitölel^re fuhren
tnü^te. S)aruber feufjte er: ,,34 foOte biOig Don ben SReinen
Rieben l^aben, e$ »are an ben ^apiften genug''. S)aiu tarn bad
ganje d^aratterlofe unb un}ut)erldffige SBefen %ricoIa$, ber ben
einen 2:ag fic^ fd^einbar üon Sutl^er uberjeugen lief) unb il^m ju^
ftimmte, unb am anberen bod^ mieber feine Raffung für bie rid^tige
crHfirte unb im gel^eimen bafur »irfte.
Unb 5eitmeilig fd^ien e^, ai^ foQte bie Sngelegenl^eit eine gr5f)ere
Sragmeitc gewinnen. SRan erfuhr, baf) au(^ 3<^cob ®d^enl anti::
nomifiifd^e @5^e vortrug unb ba|( Slgricola nic^t nur in feiner
frül^eren ®emeinbe üni^änger feiner Jl^eorie befaf(, fonbern au<^
an anberen Drten dl^nli^e Xenbenjen fi(^ regten. Sber mir braud^en
baS @injelne biefet unerquitflic^en (Streitet, ber jahrelang mfil^rte,
unb bie mancherlei babei geoec^felten Schriften, mie bie Derfd^iebenen
Disputationen, bie gütiger bedl^alb abhielt, nid^t ju t)erfolgen. (Eine
SSerfö^nung, iu ber Suti^er tro^ ber @(^drfe, mit ber er ben
Streit ful^rte, mel^rfac^ bereit mar, namentlich auc^ um Kgricolad
^au miHen, mar immer nur t)oruberge]^enb. S)er eitle äRann,
ber |id^ gerül^mt l^tte, ba|( bie SBittenberger an i^m einen Settor
betommen litten, ber i^nen bie S)ialettica leieren mürbe, tonnte
e§ nid^t laf[en, auf biefem ober jenem Sßege fic^ (Geltung ju t)er:
f(^af[en, unb man begreift ed, baf) er, mie fdbon bemertt, eS al§
ein erlittenes Unrecht empfanb, ba^ Sutl^er aus feiner Sel^e %oU
gerungen jog unb fie il^m fc^ulb gab, bie er menigftenS nic^t au^
gefproc^en l^tte. ^m S^l^re 1640 erl^ob er ob biefer »Salumnie"
9f|entli(^e ftlage gegen gütiger. (5$ marb ein orbentlid^eS ®erid^t$-
berfa^ren eingeleitet, baS freilid^ mel^r gegen ben Slntlfiger atö ben
93ettlagten fid^ rid^tete. ^ eröffnete ftc^ il^m ein ^usmeg. (Er
4C8 Sgticofo. VHbxtdft Mn IRoiit}.
erhielt eine Setufuitg atö ^ofptebiger nad^ Stanbenburg. %>i)
mar er ton bei eiblic^en IBet])fIu^tttng, Sßittenberg Dor Su^tiag
bet Sngetegenl^ctt nid^t ju oeiloffen, nic^t entbunben, al# et au^
<StQbt unb fianb entoic^. ^eUi(^ muf)te er oon IBertin au§ not=
gebrungen eine 93erf5^nung mit ben Sßittenbergem fuc^en. 96er
ber ^ebe mar nur t)on (urjer S)auet. (Sr blieb berfelbe un}u::
oerlfiffige Slenfd^, ber er mar, bet ,,9Rolc^\ mie Sutl^ t^
nannte. Unb ^iSridel" nnb ^^^del", tlgricola unb ^cob ©c^t,
ber in ntel^reren Stellungen ein rul^lofed Seben fu^te unb enblic^
elenb 5ugrunbe ging, blieben für Sutl^r bie Zi^pm aufgeblafener
unb l^off&rtiger Xl^eologen, bie aud eitler Sl^rfuc^t 9iotten unb
Selten aufrichten. —
Sßie (aum ein anberer l^t biefer ftampf Sutl^ innerlid^ et-
regt unb feine Shr&fte üetsel^tt. SBie gern l^tte et lieber ,,al^ ein
(SteiS unb Smeritud", fo fd^teibt et einmal an 3ufln$ SfonaS, ba^
Sergnugen bet Ulten genoffen, im Snblid bet Sßunbet ®otteS an
ben Slumen unb an ben ^ud^ten bet SSfiume fid^ ju etfteuen
unb bem ®efange bet S3dgel ju laufc§en. 8bet immet Don neuem
et^oben fic^ neue SBitten, entftanb neues ttgerniS. SRit Hgticola
beftanb getabe ein leiblid^et SßaffenftiUftanb, aU eiS 5U ^fingften
1538 in Sßittenberg ju einem ®(anbal fam, bet Sut^et Don neuem
in gto{(e (Snegung üetfe^te. S)ie ©acbe ^ing ^ufammen mit feinem
alten ftampfe gegen %lbtec^t Don äRainj.
SBie oft biefet Stitd^enfütft fid) ben Slnfc^ein gegeben l^atte, aU ob
et bet Sieformation nic^t unfteunblid^ gegenüberftdnbc, fo mat et
bod^ betfelbe leid^tfertige, d^aratterlofe ^enfcfe geblieben, bet er
immet mar. Seit bem S^^re 1531, mo er ju längerem ?lufent=
l^lt nac^ feinet 9ie)ibenj ^alle getommen mat, jeigte et ftc^ feinb=
feiiget öl« je, ging et boc^ bamit um, SBittenberg gegcnübet in
^aüe eine neue Unioerfität ju grünben. Sßon ber Berufung be^
Stotu« aiubianu« unb beffen (gintreten für ben SRainjet unb gegen
bte 8lef otmation ift fd^on bie aSebe gemefen. Salb bta<§en fc^mere
jÄgc fut bie ffiöangelifd^en in ^alle an. 9?id^t nut mutbe im
®e5embet 1533 jebe tird^lid^e Steuerung Derboten unb ber S3efu(^
bes (SötteÄienfteS in ben benachbarten eoangeltf c^en Dttfd^ftcn
ünterfdgt, im Saufe bc3 S^^reS 1534 mürben 17 ..neu in ben
9)at geiodl^lte S3ürger, metl )ie am eüangelifc^en S3efenntntf{e feftr
l^ielten, mit il^ren Familien Dertrieben. Sutl^et befurtooctete il^te
^itte an itn Shirfurften üon ©ad^fen um gutfpta^e in einem
fc^atfen SBriefe üom 5. 3uni 1534: ^®et falfd^ SRann unb ted^ter
Saibinal plagt bic ftomen öeutc iemetlid^. ®aS unfc^ulbige
SBlttt SR. ®eotgett (bgl. ®. 292) fo er üetgoffen unb gef offen IJat,
reget ftd^ unb bricht erfur unb »il fein Urteil felbs miber il^n
rcijcn. Sc^ ia^ ®ott ber Derjagten SRemme abermal einen
®d^redFen unb (Srnft feigen laffe, ®ie foQte il^ren äRutmiUen freiließ
küol laffen. (S^rifiud gebe bemfelben feinem ^einbe feinen Sol^n
balbc*. aber atte «erfu^e be« »urfurften unb bed gfirften
äßolfgang t)on ^nl^alt, ben ftarbinal umjuftimmen, maren Der^
geblid^.
®a fam eine neue ©ac^e, um Sutl^erS 3orn gegen il^n ju
erregen. Am 21. 3wm 1535 »urbe einer ber öertrauteften ©iener
3llbre(^tS, fein Unter^finbler in feinen mancherlei ginanjnöten unb
nic^t immer fauberen ^elbgefd^fiften , ^anS t)on ©c^öni^, bem
man grobe 93eruntreuungen fd^ulb gab, in ®tebic^enftein gel^enft.
äßie meit bie @d^ulb bed feineSmeg«^ fc^ulblofen ilianned ging,
lafjt fi(^ au(^ b^ute no(^ nic^t mit 93eftimmtl^eit fagen, fieser ift
aber, bafe il^m manche ®eftanbniffe auf ber golter abgeprefet
mürben, unb tro^ ber SppeOation feiner Familie an 'ba^ ftammer^:
gerieft würbe ber ^rojefe gegen ben Jlngellagten , bem man nid^t
einmal einen 93erteibiger gemalerte, in ber fc^amlofeften SBeife geführt,
auc^ rourbe bie (S^efution über ®rmarten fc^neU ooOi^ogen. Sie
Einrichtung bed angefel^enen SRanneS, ber fic^ üorne^mer 93er=
wanbten rül^men tonnte, — fein ©d^mieger&ater mar ber S3ürgers
meifter ^ieron. SBaltcr Don Seipjig — machte baS gröfete ?luf=
feigen, aber erft burc^ Sutl^erS (Singreifen, ber fid^ be^ bermeintlid^
Unfc^ulbigen unb feiner @rben, beren ®üter ^Ibrec^t einjog, mit
einer gemiffen Seibenfd^aft annal^m, befam bie ©ac^e ein allgemeine^
öffeittlid^eö 3wt^^^ff^- ®c^ Rarbinal l^atte in feinen Slugen f(§on
$u biele ^eifpiele t)on C)interlift, Unaufric^tigleit unb SBodl^eit ge-
geben, alS'bafi er nid^t fof ort . geneigt gemefen märe, 5u glauben,
baf) e& jenem nur barouf angefommen mdre, fic^. eine§ unbequemen
Siitmifferd femer ®unben unb Übeltaten }u entlebigen. @o fuc^te
470 2nt^ gegen Wbxtäft «on Vtam) in ber @a4e M e^Smt
b€t Stttbex be« (Betid^teten, Snton t). @(|9ni^ bie @a(^ l^isjii=
fteQen. 8uf beffen IBunfc^ UKinMe ft(^ Sut^ f<^on am 3. ^i
1535 an feinen Shttfätflen mit bet Sitte, 8. ü. ec^Sni^ in feines
^i^uH }u nehmen, unb ^ofyixm ^ebti<^ oat um f o ^ geneigt
baju, ald et über bie Xu^be^nung bet tic^tetUc^en (Bemalt, Die
i^m a(d Sutggtafen in ^Dle julam, fdt meuteren ^al^ten mit
fUbttäft in ®tteit lag. Sutl^d Stsmol^n gegen ben ftatbinal
»utbe but(^ einen ^Oenfet Kat^l^ettn, Subwig Stabe, beftdA
918 ein um feine« dUaubend »iflen Setttiebenet l^tte et in Sut^
O^ufe 3uf(u(^t gefunben, ofil^enb il^n bet ftatbinat üielme^r »ie
^. t>. &i)6xd%, bet i^m jut §Mt oetl^olfen l^tte, »egen Untreue
Detfolgen lief). Huf bie 9{a(^ti(^t, baft Slbted^t i^m t)on neuen
bedl^lb nad^fteHe, meil et ®(fi5ni^ an Sutl^d 2ifd^ ju teii^tfettigeii
»age, fd^tieb Sutl^ dnen bittetb9fen, l^d^nifd^en Stief an ben
..^eOifi^en ftatbinal^ bem fein bfife« dkmiffen feine 8btl^ lofe,
unb bet be^^tb M^ bfifen (Bef^teid gern toiS ofite.''
Sie namentUd^ butc^ bie an^ltinif(^en gutften untetnommenen
Setfud^e, i^ifd^en bem Satbinal unb ben Setmanbten be§ (iiR=
geti(^teten einen Vu^lei(^ j^beijutu^ten, fc^tetten, mie Sut^
annahm, an bem böfen SßiQen bed SRainjet«. S>atubet touTbe
et immet etbittettet, unb 9nton t). <Sd^0ni^, bet eine jiemUc^ itoeifel'
l^fte SioQe in bet ganjen Angelegenheit fpielte, üetftanb e^, beti
Kefotmatot immet bon neuem aufju^d^eln. SRitte ^anuat 1536
etfd^ien et felbft in ffiittenbetg unb betid^tete Sut^et weitete (8injel=
^iten übet ba« Zteiben Albted^td unb übet bie Sßotgfinge bei bent
$t05effe. SBad et befonbet« l^üot^ob, UKit, baf) bet Statbinal übet:
l^upt feine Slutgeted^tigfeit übet bie Sätget t)on ^Ut befi^e.
Untet bem Sinbtudf biefet SRitteilungen f(^tieb 8utl^ einen
jmeiten SStief an ben Satbinal. (Et toax nod^ fc^tfet aU bei
k'otige. 3n jiem(i(( beutlid^en IBotten maf) et il^m je^t bie Slutf($#
nid^t nut an bem itobe be« @(^5ni^, fonbetn aud^ be« i^n ^^
ftul^ etmotbeten SBintlet ju. S)en ®(^öni^ l^be et langen laffen,
mfi^tenb et, bet Shtd^en unb ftlöftet audtaube unb fi(^ fogot an
bem (Bute einet feinet Sul^letinnen t)etgtif[en l^be, »ett »ate,
an einen (Balgen gelangt ju wetben, bet bteimal l^öl^et mate Ai
bet (Biebi(^enftän. Kuc^ fonft fanben fi<§ Sudbtfide batin, bie
jtlage ll(Bre<(t« gegen 8ntl^. @tmoit Semniu«. 471
nac^ SZelanc^tl^ond Urteil ,,ni(^t ganj ber t^eologifii^en @taDttdt
cnifprec^cit." Unb bicfct SSricf fofltc nur eine vorläufige SBar=
nung fein; eine öffentüd^e ®(^rift, in bcr er ba« 83erfal^ren beS
Statbinatö branbmarten looDte, fteQte er in SuSfid^t. Wbrec^t
Jc^icn barauf fd^meigen ju »oßen, ben Überbringer bed ©riefe«
fc^idte er, wie Sutl^ erja^lt, el^renboU jurucf, antwortete aber
ni(^t. S)ann lief) er, todf^l um il^n ^u entwaffnen, 8utl^er »iffen,
bag et bereit fei, il^n atö @c^ieb«ri(^ter anjunei^men, wa§ biefer
ablel^nte. S^Sl^i^^ veranlagte er ben fturfurften ^oac^tm II. unb
bie übrigen 93ettern, über bie beut ganzen Stamme angetl^ne
Sd^mad^ bei S^'l^titi ^riebrid^ Stiage ju fuhren. Sut^er erflfirte
barauf bem ftan^ter SrudC, bie durften würben richtiger Rubeln,
I0en Starbinal jur Sefferung ju ermal^nen unb i^n um ber @d^mad^
wiQen ^u ^afen, bie er felbfi bem ganjen O^ufe anget^an l^be:
S)et Shtrfurft lief) bie @ac^e ge^en unb Sutl^er fal^ einftweilen t>on
weiterem Sorge^en ab, obwol^l jur (Srl^öi^ung feine« S^tnt^ bie
9u«glei<^«Der]^nblungen in ber ©ac^e be« ®(^5ni^ teinen Schritt
weiter famen.
Sa ^atte ein junger $oet, au« ber ®d^ule SRelanc^tl^on«,
®imon Semniu« (eig. Sememen au« (Sraubünben) ben 9iut, in
einer in SBittenberg felbft erfc^ienenen ©c^rift ben SRainjer ju
oerl^enlic^en. Km ^fingfttage be« ^al^re« 1638 lief) er Vor ben
SKrd^tpren jwei Sudler (Epigramme au«bieten. 9Relan((tl^on l^tte
al« 9ie(tor bie S)ru(ferlaubni« gegeben, ol^ne bie ®ebid^te anju-
iufel^en, benn er glaubte ben jungen talentvollen SRann ju (ennen
unb l^tte i^n erß bor (urjem bem State von 8lug«butg für ein
@tipenbium empfol^len. Stwa 50 S^emplare mochten verlauft
fein, al« man auf ben 3n^lt aufmertfam mürbe. 3^ leidet er=
lennbarer SBeife würben eine gan^e Knjai^I ^erfonen in ®tabt
unb Univerfität in ^um Zeil bei{)enben Werfen burd^el^d^elt. 9uf
bie Sefc^werbe be« 9lat« würbe ber S)ru(fer ©c^irlen^ ver^ftet, unb
bem 2)i(^ter ba« eibUd^e SSerfprec^en abgenommen, bi« }ur QSrlebigung
be« gaUe« bie ®tabt nic^t ju verlaffen. 9ReIan(^tl^on legte an-
fang« ber ©ad^e leine grofee Cebeutung bei. Aber balb entbecfte
man immer neue Knfpielungen in ben fraglid^en X^erfen, auf bie
SDbrigteit, ben C)auptmann Sle^fd^, au(^ auf ben 8anbe«furften,
472 !Det ^cmM M ^irnon teniiiiiS.
namentli(^ aber cin))fanb man ed ate einen Stanbal, bafi fiemnts^
feine (9ebi(^te bem Starbinal 9l6te<^t gemibmet l^tte, ja es »agtc, i^
in niebtiget ®(^mei(^elei aU ben befien unter ben SKrc^nffiifien, bn
bie alte Steligion fd^fi^e unb bie e^noürbigen (Sebrduc^e bet $atec
erlitte, bid jum ^immel ju er^ben. ^d er((^ten Sut^ fo unfa^i,
bafe er in bem Sifc^of felb^ ben inteaettueOen Url^ber bed %=
griffe auf bie ffiittenberger Dermutete. (Sein S^xn loberte in ^a
flammen auf. ^m 92amen bed abwefenben $farrerS ^ugen^gen
glaubte er bagegen auftreten }u muffen, bamit man audmdctd tiii^t
meine, ba|) folc^e ©cbanbpoe^een in Wittenberg gebulbet toutben.
@(^on am nfic^ften ©onntag brachte er bie @a(^e auf bie 9o^i
unb verlad am Snbe ber $rebigt gegen ,,ben ©d^anbpoetafieT unb
gegen ben verlogenen @tabtfd)reiber bon ^üt" , ben 9i\ifii
eine (Ertl&rung, bie in i^rer ®robl^it unb niebrigen Su^bntdwe
nur bur(^ bie gro{)e (Erregung unb fittlid^e (Sntrfiftung in etn»»
entfd^ulbigt merben fann. 3>iii>>if^>i ^^^ SemniuS unter ^nii
feines (SibeS entflcl^en. 9la<^bem er mel^rfac^ geloben morben rm,
mürbe er fd^impflic^ relegiert.
Cr räcbte fic^ in feiner ffieife. fturje S^xt barauf erfi^i«
nod^ wettere Epigramme gegen bie SSittenberger unb etmaS ipäta
ein bramatifc^ed Sc^anbgebic^t Monachopornomachia, roAfy^
namentlich bie grauen oer 3leformatoren, beren 9Jamen ber ©c^tct
nic^t einmal tannte, fo nenig ^tte er oon i^nen gefeiten, in i^
gemeinften SBeife bef(^impfte. ^n fittlic^em ©c^rnu^ bietet biefe^
SRac^merf »o^l bas; Unptigfte, maS jene ^txt aufjumeifen ^
böiJ^ftenS tonnte €6 nod^ ubertroffen »erben burd^ bie $oetieen
eines polnifc^en ^umaniften, beS S3if(^ofS »tibreaS SriciuS (o. Rott:
n)i^) eines äRanneS, ber fic^ jugleic^ auf bie fattifc^e unb littaa-
rif^e SSeldmpfung beS Sutl^ertumS in ^olen etmaS jugute tl^t.
35iefe »eiteren poctifc^en fieiftungen bcS ßemniuS l^aben 8ül^
nit^t me^r berij^rt, aber bamit »ar bie ©ac^e nod^ nid^t ju Snbc.
2lene grobe Srlldrung l^atte 8ut§er fogar burc^ S)rud[ unb ^i^H
bcfannt gegeben. Sin ©c^rei ber Sutrüftung ging i^urc^ ta^ B^"3^
{)auS C)o§en)oQern. Sturfürft 3i^<i<^iin II. t)on Sranbenburg manbte
fid^ megen gemeinfamer Slbme^r ber i|fnen angetl^anen ®^m(ii) (i^
fämtlic^c ©lieber feines C)aufeS. ^\\i) »Ibred^t oon ^rcu|en w
Sutl^td (Stiranfung im kommet 1538. 473
cntrfiftct, nur äRatlgtaf @corg fanb in fiutl^ct^ crtcgbatct, unb
buTd^ feine anbauetnbe StranUid^feit no(i^ mel^t geteilten Statut
einen Sntfd^ulbigung^grunb. (St woQe nid^t Diel (Sefd^tei machen,
fc^tieb er jutucf, um i^n bei feinet ©d^macbl^eit ni(^t nod^ mel^t
anjufed^ten. ,,8utl^et^ Xl^un, SBefen unb Slmt fei auf ^öl^eteS
gctid^tet." ®ie ftlagen bet gfitften bei feinem ßanbeSl^enn waren
etfolgloS, unb Sutl^et blieb babei, „bct öctjweifelte Pfaffe" l^be
nid^tö SSeffete« öctbient.
ÜbtigenS mat bet SRatfgtaf ted^t untenid^tet. ^06) »fil^tenb
ber QaxiM mit Semniu^ fpielte, im S^li 1538, mat Sutl^et an
fc^tteter ®t)fentetic etitanft. ®a§ Übel »at lange nid^t ju ftiflen,
XDo^l auä) beSl^alb, meil et, ein geinb atlet ^tjeneien unb bifitetifd^et
SSotfd^tiften, fic^ nid^t genugenb l^ielt. „^d^ effe, v>a^ id^ mag unb
fterbe, wenn ®ott »iü", pflegte et ju fagen. Unb faum »at et
nac^ »oc^enlangem Seiben miebet etmaS mol^let, atö et Don 9il^eu=
matidmug befallen wutbe, unb neben bem je^t fd^on ftdnbig ge=
worbenen ftopifleiben aud^ bte ©teinbefd^merben fid^ »hiebet ful^lbat
ma(!^ten. Dftmal^ glaubten et unb bie ©einen miebet, bag baS Snbe
nal^e fei; et fptad^ Diel baöon unb mit einet gewiffcn ©el^nfud^tv
befonbetS bet fic^ immet »iebet etl^ebenbe ©tteit mit Ögticola,
ptef(te il^m ben S&unfd^ aud, nic^t mel^t länget j(u leben, ba bod^
fein gtiebe ju l^offen »fite, äbet et üetjagte nid^t. ^m ©c})=
tembet 1538 fd^tieb et an ben alten gteunb ^tobft in ©tcmen,
ben ^aten feinet Xod^tet SRatgatete, bet et einmal fpfitet einen
guten ®atten befotgen foQe: „S&enn es leinen anbeten Semris
bafüt gebe, bafe »it betufen finb unb etwfil^lt jum SReid^e ©ottes
unb baS äßott ®otted ^aben, fo mfitbe bie§ eine genug fein, baf)
»it fottwäl^tenb Don neuen ©elten angegriffen »etben, fogat bon
folc^en, bie teilmeife aud unfetet äRitte tommen, ganj ju fc^weigen
t?on ben $apißen unb ben petfönlid^ ju etfal^tenben Angriffen beS
©atanS, unb bag bad (SDangelium bei ben Unfetn üetad^tet mitb.
äßit finb nid^t beffet atö bie Hpoftel unb ^topl^eten obet gat
unfet ^ett felbft.'' (Einige Qtxt fpfitet fd^teibt et bemfelben gteunbe:
„Unb wenn ic^ ein Diamant mfite, miitbe ic^ untet biefet Saft
jufammenbtec^en.'' ^ngftlic^ fotgten bie ©einigen, jebe ^uftegung
t)on il^m fetnjul^lten. %l$ im ©ommet fein ©d^ulfteunb SleinedCe
474 JWoa ben 8if4of gn 9Ragbctora, Wbnaft, (Earbiiiat''
in SRandfdb geftorben toat, »agte loeber fein S3rubec ^^i ao^
Stat^rina ed i^m fofort mitiutälen. 9loi) beforgtec mar man,
ald bie 9{a(^ri(^t einlief, baft fein f^eijendfreunb 92itolattd ^u^
mann, bem er mie wenigen na^ ftanb, ))(&%li(^ am 3. %
Dembet 1638 ju ^eiberg, mol^in er eben ubergeftebett mx, ge:
ftorben mar.
®ol(^e 92a(^ri(^ten ergriffen i^n tief. S)a tonnte er mm
mie ein Stinb, unb bann mar er mieber ber erfte, ber Sßorte be§
Zrofted für bie anberen l^tte. Unter ben ©orgen unb 9üi^
bie auf il^n einfturmten, mürbe er immer muber, aber ni^t eigent:
li(^ i^re Saft mar ed, mad i^n brucfte, fonbem, mie er oft tlagt,
baft er fo menig fertig bringe, baft er in feinem Berufe ge§tn2)ett
merbe. Unb barin modte er fic^ nid^t ^inbem laffen, unb w6xi
feine tdrperlic^e ©c^m&c^e noc^ ber brol^nbe ^oxn befreunbetei
gfirften lonnten i^n ab^lten, bie ©ac^e beS SRainjerS meiterj»
verfolgen, aU beffen Stfite in einer Sntmort auf eine öffentliche h=
Ilage bed Snton D. ®(^5m^, i^ren ^tttn meif) ju mafc^en Deifi4^
l^atten. Wie ^a^nungcn Donfeiten bed O^fe^ auc^ beS Sanb=
grafen, bie gefurc^tete ©c^rift menigßen^ einige SRonate au^u-
f(^ieben, maren oergeblid^. (Er fül^lte ft(^ in feinem ®emijien m
®ott unb äRenfc^en baju Derpfiicbtet, benn mie er einmal in jener
3eit äußerte, er fei nic^t nur X^eologe unb äSerfec^ter beS ®laii=
ben« allein, fonbem au(^ ©eiftanb beö Stecht« armer ßeute, bie
Don allen £)rten unb (Snben ju i^m Idmen, „^ilfe unb S3ot$(^ft
an bie Dbrigleiten Don i^m ju erlangen''. (Sr l^abe einen Stein
auf bem O^rjen, ber J^eifje: „(Srrette bie, fo man töten miQ, unb
entjie^e bicb nid^t Don benen, bie man mfirgen xorSi" (®pt. @al'
24, 11). ©arauf berief er fic^, ate er önbe 1538 jur gebet grif,
um bie fc^arfc Schrift: „SEBiber benSBifc^of ju SRagbebutg,
Sllbred^t, Sarbinal'' ju fd^reiben. di Dcrmal^rt fi(| bagegen,
irgenbetwa^ gegen ben Stamm ber Sranbenburger gefagt ju ^tei.
äßa^ tonnen biefe bafür? S)ie C>ifiotien jeigen genugfam, tote 00«
frommen (Sltern C>ttren unb 93uben lommen. Unb mit (Snttuftan}
ermäl^nt er bie 3lebe einiger flugen Sänften unb „3iafetpeife\ bie
ba fagen: e$ ift nun gefc^e^en, man muf^ durften etmad na(^lafien.
S)aS finb i^m bie ^rec^ten ftaipl^^ unb Cniuptbdfemid^te', bie aQe
®egm aibre^t t>ott 3)^0»). 475
Untugenb um (Selbem »iflen billigen unb banac^ fagcn: @$ ift
bcffcr ein SRenfd^ getötet, 3o^. (11, 15).
S)ann menbet et fic^ 5ur @a(^e beS ftarbinatö. Stic^tex miQ
er nid^t fein, aber aU einer, ber jum @efinbe be^ l^ol^en redeten
Siic^terd gel^dre unb bei brei^ig S^l^ren in feiner 9anj(ei nic^t
fem üon ber Jl^ür gcfeffen, juweilen auc^ SSotenlfiufer unb 8rief=
träger gemefen, unb ungefdl^r miffe, mie man bort ju urteilen
pflege, n)oUe er, um ben Satbinal jur Suge ju reijen, baS Uttcil
nac^fagen, ma$ fc^on Dor bteitaufenb ^^l^ten gefddt unb C^i^^^ 31,
13 ff. ju lefen fei: „^bt ic^ Derac^tet ba^ 9te(i^t meinet Stned^tS
ober meiner Stagb, menn fie mit mir rechten »oflten? Sßa^
looUt xif tl^un, wenn fid^ @ott aufmachte, unb was werbe ic^
antwotten, wenn er ^eimfuc^te.'' S)er ftarbinal l^abe baS Siecht
feined S)ienerd nid^t anerlannt, ^abe inS Stecht eingegriffen. (SineS
SRanneS 9tebe fofl man nid^t glauben, aber ber ^ifi^of l^abe
®(^öni^ fid^ nid^t Detteibigen laffen, weil er ba$ Sic^t fd^eute, unb
l^abe fi^, wäl^renb er felbft Partei war, jum Slid^ter gemacht.
®o fei er an @(^Sni^ jum 9Rötber gewotben unb taube i^m nod^
^intetl^et fein (Sut. S)aS fud^t er im einjelnen unter 93enu^ung
ber »nllagefd^rift beö ä. ü, ©c^önift barjutl^un, immer in ber SJor=
auSfe^ung, ba^ ber ftarbinal auS S^tt^t, um feiner ^Betrügereien
unb §&lfd^ungen wiQen oor feinen ©tdnben bloggefteUt ju werben,
ben unbequemen äRitwiffer möglid^ft fd^nell befeitigt l^be. Unb
a\xi) wenn ber (Setic^tete fd^ulbig fei, fo bleibe boc^ bie @<!^ulb
beS ftarbinalS befleißen, ^aä) ®otteS Urteil unb SBort foOte
^anS ©c^öni^, ben man gegen aUeS ^erfommen utplö^lic^ unb
o^ne geiftli(^e ZtSftung l^abe l^inrid^ten laffen, leben, unb ber ftar^:
binal langen. —
S^genbwelc^en (Srfolg l^tte biefe überaus fd^atfe ®c^tift nid^t,
am wenigften ben, baf^ bet ftatbinal ftc^ oot bet SBitwe beS
@d^öni^ unb k)ot feinem 93tubet bemutigte unb il^te äSetjei^ung et=
^el^te, was Sut^et aud^ geforbert ^atte. ^er biefer l^tte ftd^
felbft genug getl^n, unb eS foc^t ibn wol^l wenig an, baf^ fein
flutfutft i^m legt aufgab, fortan fi^nlid^e ®(^riften perfönlic^en
3nljalt« erft ber 3«wfur beS ^o]t^ ju unterbteiten.
S)et O^jog k)on ^teuften ^tte bie 93efut(^tung auSgefptod^en,
476 2>ct MnifieTger 8iitib.
Sttt^td ^ägteit in btefetn @treite vmht beut Fortgang beg
Suangeliumd \i^htn, ba< vm io^ nid^t ber gaQ. %i(§t tsc
nigen galt er je|t erft rec^t ald bet mutige tkrteibigei beS 9l6(|t^
gegen bic IBergeuKiltigung but(^ bie (Broften, unb aud^ bie t^
togif(^en 6tteitig(eiten, bie mangelnbe SKtc^enjuc^t »rbie Skrai^tunj
be« göttü(6en SBotted", toai aQe« i^m felbft fo Dielen Stamm
bereitete, übte auf bie Verbreitung be« ^roteftanti^muS bi§ \t^i
nod) leinen ^emmenben (Binfluft aud. ®erabe um biefe 3^^ f
mann berfelbe neue »eite (Bebiete.
Unmittelbar na(i^ bem Zage Don @<^maUalben mar bie @tiin:
nmng im 8{ei((e eine j^iemlic^ gebrfidte. S)ie beiben ^aiteier,
ftanben fic^ fc^roff gegenfiber* 3^be fürchtete »ieber ben ^ngrifi bc
anbern. Dr. ^elb Der^l^lte ft(i^ nic^t» ba{) bie ^roteftanten nait^
gerabe eine nicbt ju unterfc^^enbe ^a^t erlangt litten, bietii
ben Raijcr fogar gefdl^rlicb merben tdnnte, menn biefelben nur
irgenbmie ben ficdCungen bed franjdfif(^en Stfinigd ®el^r f<^ntta I
tlber er beobachtete nic^t minber, baf( aflc franjöfifc^en Übene^uffj^' i
fünfte an ber ßo^alität ber beutfc^en ^roteftanten fc^eitern »fitbea.
^aS gab i^m unb gerbinanb, ben er bafür gemann, hcn Ubil \
ben ^roteftanten nur um fo fd^roffer cntgegcnjutreten. Wan bc: |
jd)lo6 einen tatl^olifd^en ®egenbunb, ber alle bem $a))ßtuinan-
^ängenben ©tfinbe umfaffen foflte. «m 10. ^mi 1538 fam « '
ju 9lürnberg juftanbe. Qvoai ftanb neben gerbinanb au(^ bei
»aifer, ber feine Sufttiw^ung gegeben, nominell an ber &p^'
aber bie 3a^i i>^^ Jeilnel^mer mar eine fel^r geringe, ^m Suto
bie C^^rjöge Don ^a\)txn unb ber ©rjbifd^of Don ©aljburg, '^
9?orben ®eorg Don ©ac^fen , Srid^ ber Ältere unb ^cmii wi^
Örauufd^roeig, unb ber Rurfürft «Ibred^t, aber nur für SRagiÄ
unb C)albcrftabt. Jrier unb »öln l^atten abgelel^nt. ®ie 8*'
liefen Ferren waren f el^r jurüdt^altenb, mie f)clb meinte, au^ *^'
richtiger, meil fie fein Vertrauen mel^r 5U ber Sac^e be^ 8#
UciSmu« l^atten. 3Ran »oute fid^ nic^t binben, — »er mi "^
ben Sieg baDontragen wirb^ Jluc^ »enn man nur bie gewife''*
biefer ©ejiel^ung nic^t Doreingenommenen ©erid^te ber p&f0ß
^Nuntiaturen lieft, empfängt man ben ©inbrutf, bafe bicfc ^enw
in ber ganjen smanjigjfil^ngen 3^il ^^^ Ramt^fe^ nic^t^
mmUxgtt Sunb. 2;ürtettgefa^t. 477
l^atten, (lefd^toeige benn t)on Segeiftetuttfl für il^re fttrd^e erfuHt
gemefen koäten. SBenn fie fut biefelbe eintraten, galt e$ ben ftampf
für bie eigene Unabl^fingigteit unb listen 93e[i^. @o tarn benn
aud^ ber Mtnbetger S3unb jum ©c^metj^e ®eotgS Don Sac^fen
faum 5U itgenbmeld^er 93ebeutung. @in einziges , biteft für ben=
feigen eintretenbe^ Sßort beS ftaiferä, xotl^c^ man fel^nlid^fl er::
martete, l^&tte üieUeic^t einen meitgel^enben @rfolg ^aben tonnen.
Slber ber »aifer unterliefe eö. ®leid^»ol^l erl^iclten fid^ bie be=
brol^lid^ften ©eruc^te, aud^ bann nod^, atö auf gegenteilige Slnfrage
beibe Parteien erfldrten, bafe fie ni(j^t baran badeten, ben Rieben
ju bred^en. Unb }u gleid^er 3^^t l^örte man immer me^r t)on
bem erneuten Umfid^greifen ber Xurten. 3&ie mir fd§on miffen,
tümmette fid^ Sutl^er mit ben 2^^xcn immer meniger um bie poli^
tifc^en ^agen, meiere bie ^öfe in 93emegung festen, aber ma$ je^t
^on beiben ©eiten bro^te, mad^te aud^ il^n forglic^, benn ed mürbe
bie geredete ©träfe ®otte^ fein, für bie einen megen il^reä SfiftemS
unb il^rer 35erfolgung, für bie anbern wegen il^rer Unbanlbarfeit,
93erad^tung göttlid^en SBorteS, il^re^ ®ei5e$ unb äRutmillenS.
©eine ®emeinbe forberte er im ^rü^jal^r 1539 auf ju beten,
@ott m5ge lieber eine ftarfe ^eftilenj fc^icfen, „barin bod^ bie
Seute fromm fein, ftird^e, meltlid^ Stegiment unb ^audftanb nic^t
alfo Derftöret »erben". Unb um biefelbe 3^it liefe er ein ge=
brucfteS@enbf(^reiben ergeben „9n alle^farr^errn inS^rifto,
fo baö Süangelium lieb l^aben", mit ber Äufforberung,
il^ren ®emeinben bie „jtoo Stuten ®otte$ t^orjubilben , bamit fie
fi(^ fürchten unb frömmer werben unb beten, \>a^ ®ott feine ^anb
nid^t abtl^ue".
2)aS fd^on im S^li 1538 verbreitete ®erü(^t, granj I. I^iabe
fi(^ in feinem (britten) grieben bem Raifer jur ©eil^ilfe bei ber
Unterwerfung ber ^roteftanten oerbunben, war unwal^r. fE^^=
xenb bie türtifc^e äRad^t il^n beinal^ au aQen ®renjen feinet ®e=
bietet ju SBaffer unb ju Sanbe bebrol^te, (onntc Sari V. im 3«=
tereffe eines wirifamen äürfenjugeS nur an einen HuSgleic^ mit
ben $roteflanten beulen, ©eine Äbfic^ten begegneten fid^ mit S3e=
ftrebungen, bie in S)eutfd^lanb felbft Don 2load^tm II. k)on Sranben=
bürg in bie C>anb genommen worben waren.
SteXht, 8u0cr. n. 31
478 3Mutini H. Mn QronbeitStttg. gtontfnttet ibiftanb.
S)etfel6e na^m eine eigentumlid^ Stellung ein. %ei bem
itobe feined Sater« (11. Sali 1535) glaubte aOe SBelt, ouc^bet
92untiu< Cergerio, baft bie Start fut ben Statl^olicidmuS Detloren
n>fite. Vttfyc\aif ^tte ber junge gutft ptoteftantifc^e Sleigungen
gejetgt. SHe 9Rutter unb fianbgraf ^^ilipp fud^ten il^n batin ju
befefügen. Slbet ber Dom Sater eriioungene ®ib, bei ben 3^^
monien unb bem dkl^orfam ber alten {Krc^e ju bleiben, eigene
Unentfc^loffenl^cit, bie politifc^en unb bie oerioanbtfi^afttic^en Se=
5ie^ungen }u ftönig ®igidmunb Don $olen , bejfen Xoc^ter et jo=
eben in jmeiter Sl^e geheiratet l^tte, nötigten jur 3^^"^'^"^-
9ber menn au(^ ber Slbel unb ber ftieru^ teinedmeg^ aOfeitig bei
9lefonnation jugeneigt mar, fo mürbe bad %$er(angen ber ®tdbtc
nac^ freier $rebigt bed (Bbangeliumd boc^ immer bringenber, ju=
mal bed {hirfurften trüber Solenn, bem in ber (irbteitung bie
3ieumart jugcfaOien mar, biefelbe geftattete unb im 3^1^^^ ^^^^
felbß ^a^ llbenbma^t unter beiberlei (Seftalt empfing, ani) bem
fd)maUalbif(^en 89unbe beitrat. Iln bad (entere badete "^oa^iJit
nidft, aber ebcnfo beftimmt ^tte er bie ßumutung abgelel^nt, p(4
bem fatl^olifc^en 93unbe anjufc^liegen, meil er fic^ iaß ^t^t nW
nel^men laffe, in feinem Sanbe eine i^m jufagenbe „d^riftU(^ Dib--
nung ^erjufteUen". @o ftanb er sroifd^cn ben ^arteten, unb f«
erft bem ftönige gerbinanb, bann bem Staifer gemad^ten 8[nerbie=
tungen, eine 85erftänbigung bcrfetbcn ju Derfu(^en, fanbcn geneigte^
D^r.
hierauf tarn eS jum ^age oon grantfurt im grul^ial^r 1539.
(ginen „unbi€putierlic^en beftdnbigen grieben" erl^ielten bie $tß=
teflanten aud() bieSmal nid^t, unb ber auf 15 bi$ 18 Monate Der=
einbarte „Slnftanb", wä^renb beffen für bie bamaligcn Sebnnct
ber äuguftana bie ^rojeffc beim ftammergerid^t eingefteßt, nicmani)
feiner Religion wegen bel^efligt werben foUe, mufete Don Dorn|erew
illuforifc^ erfd^einen, benn bie laiferlid^en ®efanbten tonnten Üc
annähme ber cDangclifd^en S3ebingung, baf(, wie injmifd^en K^
Srmeiterung be§ fc^maifalbifc^cn ^unbeS, fo audi bie beS ^üm-
berger S3unbe$ Derboten fein fofle, nic^t in ausfielt fleQen. 3^'
merl^in foHtc jebenfaQ^ ber 5fJürnberger griebe beftel^eu bleiben:
für bie ^otititer ju wenig, genug für öut^er, ber feine ®emeinbc
9tef0tmatton in ^tbranbenburg. 479
aufforbcrtc, ®ott bafür ju banfen. Unb ein mordlifd^cr @rfo(g
toax j|ebcnfafl§ ctsielt motbcn: mar man bod^ Icbiglic^ batauf auä=
gegangen, bie ^roteftanten ju befd^wic^tigen, ol^ne fi(^ an bie
^errn üom 9?ürnberger SBunbe jiu (eieren. 33on bem ÄonjU, ba3 bet
^apft injmifc^en auf unbeftimmte ^z\t vertagt l^atte, mar nic^t
mel^T bie 9iebe. 33ertteter beiber Parteien jottten bemnäd^ft fi(^
,,fttet>lid§ unb gutlid^" übet eine c^riftlid^e SBeteinigung unterteben.
aiuc^ fturfütft 3öac^im würbe baburc^ immer mel^r auf bie Seite
be§ ^roteftanti^mu^ gebrängt. 8lm 1. SRobember 1539 empfing
er mit einem Jeil feinet 8[bel§ au§ ber ^anb beö SSif^of^ 9Rat=
tl^ia^ üon ^a^oto baö 8(6enbmal§l unter beiberlei ®efJalt. ®ann
nal^m er bie ,,d§riftlic^c Drbnung* feinet ßanbeö öor. 8lu(^ barin
wollte er »ermitteln, nic^t blofe, um feine Unabl^fingigleit ju majoren
unb ben SSorwurf ju üermciben, jur „SBittenberger ftird&e" abge=
faden ju fein, fonbern meit er »irflic^ in ber 3Ritte ftanb. ®o
ful^rtc er im aSoübewufetfein feiner fürftlic^cn ^lutoritcit eine Sfird^en=
orbnung ein, bie in ber Seigre gut eüangelifd^ fic^ an bie nurn=
bergifc^=an§bac^if^e anfd^lo|, im übrigen aber nid^t nur bie
bifc^ßflid^e SBerfaffung fonbern aud^, abgefel^en oom Dpferfultuö
ber ^effe, bcinal^e ade il^m aud^ perfönlid() tpertk)oQen r5mif(^en
Scremonien beibel^ielt.
Sutl^er, bem ber fturfürft feine „Orbnung" jur Segutad^tung
vorlegte, nal^m an biefen Dingen, «fofern fie nid^t päpftlid^ermeife
gebrandet mürben", menig änflofe, riet aber, bamit ber gurft fid&
nic^t mit feiner 33onebe in äBiberfpruc^ feftc, in ber er eine auf
bie ©c^rift gegrfinbete Slcformation in Öu^fid^t fteüe, fie in feiner
„Sieformation" felbfl nid^t ju ermahnen. ®em ©erliner ^ropfl
Söuc^l^olier, ber megen ber beibehaltenen SRefegemänber, ?ßrojeffionen x.
in ®emiffen§bebrdngni§ mar, fd()rieb er, menn ber Jhirfurft ba§ ®oan=
gelium lauter, flar unb rein prebigen, Xaufe unb Stbenbmal^l nad^
6§rifti ©infeftung fpenben, bie Anrufung ber ^eiligen ate gur=
bitter, bie £otenmefje, baS Umtragen be$ ©atrament^, bie SBeil^e
t)on ffiaffer, ©atj unb Kräutern je. fallen laffe, fo möge er in
®ptte5 SRamen mit einem golbcnen ober filbernen ftreuj unb mit
einem S^orrodt, unb menn bieg m(ftt genug mfire, mit breien
l^erumäie^en. Unb mit C^wwio^ W^ ^ ^^W- »/SBenn mir ber
31*
480 !S)ec 2:ob bd 9er)0g9 Ckotg Mn eo^fen.
^opft biefc @tu(fe ftcilicfte unb Riefte mic^ (mit Urlaub) eine ^
uml^ngen, i(^ DoQtd i^m ju (BefaQen t^un."
Übrigend tntmdüUn fic^ bie fit(^li(^ SSet^tnine na(| tur^
3eit fe^c fi^nlic^ mie in @a(^{en. Die ißifc^dfe bel^ielten jtooi
i^re Sßutbc, aber bet eigentliche „Dtbinariud", »ie et ^ anif
gelegentlich felbfi nannte, wax bet fianbedfiitfi. Sie alten 3^^
monien beftanben ju jüec^t, aber fie t^etfielen, toeil eS fe^itioft
aa (Sciftlid^en fel^lte, bie fie }u üben bie 8uft l^atten, mit an Saieit,
bie fie no^ mitmachen noQten. (Sleic^mo^l beftanb l^ier eineS^t
lang ein eigenartige^ et)angelifc^e^ ftirc^entum, mie ber ^ürft leiiK
politif(^e (SonberfteQung beibehielt.
Sei meitem wichtiger mar boc^, ba| je^t auc^ baS albettiniliit
®ac^fen ber Steformation 5ugefaflen war. O^jog @eoTg mt ii^
an fein (Enbe ber uberjeugtefte (Segner Sutl^erd geblieben unb ri0
fykttt i^m in ben 2agen feines alters me^r am O^tjen ickf^
als ben gortbeftanb beS ftat^olicidmuS in feinem Sanbe au(| nit
bie 3ulunft ju fiebern. @r mertte e« nid^t ober moütt c^ w
feinem ganatiSmud nid^t beachten, mie er fi(^ barüber bie ^eijen
ber öcftcn unter feinen Untcrtl^anen immer mel^r entfrembctc.
«uc^ bie l^ärteften ©d^irffaUfi^lfige, bie einen gurften treffen tim,
ftimmten i^n nic^t milber. SJon ben beiben Söhnen, bie etnixj
befafe, ftarb ber ältere, 3o^ann, am il. Sanuat 1537 linierte
ber anbere roar blöbfinnig. ©leid^mol^l üermfil^ltc et i^n fli»
27. ^amai 1539 in ber C>off>iwng, üon il^m einen Srben jö ^'
l^alten. Cier SBod&en fpdtcr mar aud^ biefer leftte ®pto| «»«
Seiche. r,C^er)og ®eotg mu| Derborren mie ber Derfluc^t^
bäum", fagte ßut^er in feinet SBeife. 3iun mar O^^S^ä
Don gtciberg, betfclbe, ber mit feiner iSemal^lin SJat^arinattoj
aller äbma^nungcn be§ ©rubere ftd^ jum eoangelifd^en 8it(^c«ti«8
gemanbt l^atte, fein tec^tmäfeiger @rbc. SBie grofe mufi i^ ^
ber C^afe biefeS SRanncS gewefen fein, »enn er aQeö ®tnfte§ i«^'^*
backte, ba§ ßanb feiner aSäter bcm C)aufe Dflerreic^ sujuioenl)«»*
um cö nic^t in bie C)anbe beö lutl^erif^en ©ruber« faaen j« *
©a§ fteüte er in «uSfic^t, faü« jener ^ nic^t üerpfli^ten »*
in firc^lic^en ©ingcn alle« beim alten ju laffen. ©arßter 0^
üerl^anbelt, ba ereilte il^n ber %ob am 17. April 1539.
S^eformation im ^crjogtum @ad^fcn. int^tx in Sei^jig. 481
fü^ Sutl^er t)on feinen legten $l£nen l^ötte, mar er uberjeuc^t,
bafe er in bie Ipöfle gefal^ren »are. ^n feinem Jobe, ben @ott
»unberbar l^erbeigefül^rt l^abe, fa^ er wie öicle eine ©etpcil^r bc«
erfc^nten griebenö. ©aöon fprac^ er aud^ ouf ber ftanjel.
C>^äö9 O^i^ri^ begann alöbalb mit ber äieformation feinet
Sanbe«. 3" S^tpjig foüte fie burd^ Sutl^er felbfl eingeleitet tt)er=
bcn. SRic^t nur ber ^^x^oi unb feine gamilie, oud^ ber Surförft
unb bie C^erjöge @rnft unb ^anj bon Süneburg litten |id§ mit
grofeem ®cfolge baju eingefunben. äl§ Sutl^er am greitag t)or
^fingften (23. SRai) einful^r, tpar, »ie bor 20 Sauren, aU er
mit Sarlftabt jur Disputation erfc^ien, bie ganje ©tabt in Se=
locgung. Sine ungel^eure SRenfd^enmenge begleitete il^n bi§ ju feiner
Verberge im C^^ufe be§ Dr. Öuerbad^.
®(bon am näd^ften 2;age prebigten etjangelifi^e ^rebiger in
allen ftirc^en ßeipjigS, ßutl^er in ber ffirfilid^en Rapelle auf ber
^Icifeenburg. 8lu§ ©orge, am anbern läge 5um ^rebigen ju
fc^wad^ ju fein, legte er baö ©Dangelium beö ^fingfJtageS jugrunbe
3o]^. 14, 23 ff. ©egenübcr bem Siufe „ftird^e, Äird^e", ben man
gerabe im ^erjogtum ©ad^fen gegen baS Siedet feiner Sieformation
erl^oben ^atte, will er, fo fafet er ben Snl^alt feiner ^rebigt felbft
jufammen, bie ,, SSefd^reibung ber d^riftlidden Rird^e geben, fo
un§ S^riftuö giebt, nämlid^ ein C^aufe, ber nid^t allein fein SBort
l^abe fonbern aud^ liebe unb um ber Siebe wiHen alles t)erlaffe".
?tuS ©c^wäc^e mufetc er frül^er abbrechen als er wollte. ?lber am
näd^ften Jage prebigte er nad^ bem grul^mal^l bod^ wieber, unb
jwar in ber Il^omaSfird^c. 3l\xx mit SRül^e tonnte i§m Dr. ?luer=
bad^ burd^ bie bid^t gebrängte ^{enge ben 38eg }ur Stanjcl bal^nen.
XagS barauf reifte er wieber heimwärts, ©ein fturfurft, ber pc^
mit ©tolj einer ^ropl^ejeü^ung Sut^erS erinnerte, er werbe bod&
noi) einmal in Seipjig prebigen, ful^rte il^n auf feinem eigenen
SBagen mit fic^.
SBenige SBoc^en fpater würbe mit einer grofeen 83ifitation be=
gönnen, an ber 3uftuS 3^"^^^ Sruciger, ©palatin unb mel^rere
anbere furfurftlid^c Ideologen beteiligt waren, ©er C^erjog unb
nomentlid^ feine ©emal^lin l^atten bie befte Äbfid^t, mit ber (gin=
fül^rung ber Sieformation eine bollflänbige Siegelung ber firc^lid^cn
482 3iiP^^ ii" 9€t)0(|tttm ^(u^feit.
Xkt^ltniffe nac^ jebet Sejie^ung ju oetbinbcn. 3:)ie ©(^mieiig:
feiten »aten jebodi gtöftet atö man mo^l ernKirtet ^tte. Sie
ieif(60fe ))totefttetten, bie ^i^f^ff^n ber melen unb meift fe^t Tei(^
ftidfter maten nur }um teil geneigt, Sefi^ unb Stloftetleben aur=
jugeben, unb menn auc^ ba< Solt faft ubetoQ ebangetifc^e $tä)ijt
unb eoangelifc^en (BotteSbienft erfe^nte, fo mar boc^ ber Sleru^ burdi
bie Sn^ingdmafttegeln C>^i<>9 ®^otgd fo grunbli(6 bon ber eüangelifc^cn
ißemegung femge^lten »otben, baft bie Sifitatoren Dielen SBiberftanü
Don ben $tieftern erful^ren, freiließ »eniger aud Überjeugung^tieae,
ald wegen ber fittlid^en unb amtUd^en 8nforberungen, bie man an
fie ftcßte. f)unberte üon Pfarreien »arcn unbefeftt. SBelc^e^ Silb
wirift e« io6) auf bie amtdful^rung ber fd<^)fif(^en aSifc^Sfe, mu
fic tro^ bcd ernften SBiden^ be^ O^rjogS, adentl^lbett bem lafier=
l^aften 8eben bed StleruS }u ftcuem, einen folcj^en 9iex\x§ befielen
Iie|, mie man il^n namentlid^ in ben t^uxingifd^en SanbeSteilen
Dorfanb. Set fittlid^e wie tultureQc ©tanbpuntt bet ®eiftli(^teit
war ber benfbar niebrigfte. Unter 200 Pfarrern fanb man M
nid)t 10, bie nic^t in Unju(^t ober (S^ebrucJ^ lebten. (SS gafi
®tdbte, Don beren ®eiftlid^en aucb nic^t einer orbentUdb }u taufen
unb bie ftranfen ju tröften üerftanb, ja man fanb aud^ jc^t noi|
Pfarrer, bie ben „Slaubcn" ni(^t l^erfagcn tonnten. ®a man,
wenn fie aud^ nid()t ju brauchen waren, bod^ für il^rcn Unterhalt
forgen mufete unb womögüd^, burd^ bie S^ftfinbc in Jhxrfac^fen
gewarnt, Don Dornl^crein bie ^fancien genugenb funbicren wollte,
erl^obcn fid^ alsbalb aud^ finanzielle (Sc^wierigteiten. S)enn ni(|t
wenige^ Don bem reichen ^ird^engut ri^ ber l^abgierige tlbel an
fi(^. Cutter warnte unb mahnte, fo oft er tonnte. Äbct bie
nod^ fc^wac^e Slegierung be« alten ^tx^o^^ war ben fc^weren 8uf=
gaben nid^t gewac^fen. ®o bal^nten fic^ au(^ l^ier erft fel^t at
mä^lid^ georbnete S^ftanbe an.
aber bie SBorgängc in ©ad^fen unb in ben SRarlen roateii
aud^ für anberc Territorien bebeutungSüoÜ. ®ie Heineren mift
bifc^öflic^en (Sebicte be^ 9?orbeng waren je^t faft atlentl^albcn w»
^^rotcftantiSmug eingeengt. ©3 fd^ien nur eine grage ber 3^^ 5"
fein, wie lange fie nod^ wiberftel^en würben. 3m g^l^re 1538
würbe wenigftenS für einen Jeil Don 3Redflcnburg burd^ bie ^'
dleformation in Wltdltn^nx^ unb 8raunf4n)eig<(Satenbetg. 483
5Ö9C 3Ragnu§ unb ^cinri* cöangclifd&c Drbnung eingeführt, unb
»ic il^rc ©ruber 3öcicl|im unb S^^cinn öon SBranbenburg, fül^rte
bic längft cbangelifd^ gefinnte ^erjogin ©tifabetl^ üon 93raunf(^ioeig=
<Salenberg im 3^^^^ 1^40 aU SSormünberin il^re§ ©ol^neö bie
3fieformation in il^rcm Sanbe ein.
2. Kopiter.
iortfr^ititg. Dir Itebenrlie to fankgrofm. iKr Ütlipi^
gefprüdir.
©ic foebcn ctwäl^ntcn gortfd^tittc bcS (gDangclium^ tväm
Sic^tbKcfe in ben fd^meren ftdmpfen, aber eben aud^ nur bieS. in
neuc3 fd^mete^ Ätgetm«, ffit unfet mobetneö fittlid^cö (Sefü^l k^
fc^merflc in bcr ganjen SleformationSgcfc^ic^te, ba5 auc^ aufto
Sicformator felbft feine ©chatten toaxl fiel in biefclbe 3ett. ßc
aSetanlaffung baju gab ^^ilipp t?cn Reffen.
ai3 ganj jungen SRann, et »at nod^ nid^t 20 g^^te all
l^atte man il^n mit »atl^arina, bet Zoä)ttx ®eoTg§ öon ®a#n,
üennäl^It. SRan barf i^m glauben , bafe et nie eine Steigung 5"
biefet unbebeutenben, an fiufectn Sieijen armen gfirftin befeffen.
9lad^ wenigen äBod^en l^atte ber leben^luftige, l^eifeblutige \m^
gurft i^r bie @^e gebrod^en. ftörperlid^e Seiben ber &map
unb ubermfifeigeS Jrinfen, ia^ man il^r üorwarf, bergrSfeertcn fe
Abneigung unb erregten ben SBunfd^ nad^ einer anbern ®l^e. S¥^
im 3fl^i^^ 1Ö26 l^attc er bei ßut^er »egen ©rlaubtl^eit einer ®o|)|)ri^
el^e angefragt, »al^rfd^einlic^ allgemein ol^ne Sejugnal^me auf f*
eigene ^erfon. 9?ic^t jum erftenmal fam eine folc^e gtagc fl«
Sutl^er. «nfang 1524 ^attc tPie berid^tet (®. 143) auf bc« *^
Sarlftabt^ be^l^alb ein SRann beim furfurftlid^en ^ofe angeftajt.
SRan üerwieS il^n nid^t einfad^ auf bie ®efefte, SSewei^ genug, '^W
(Sebanfe bem bamaligen S^itbewufetfein nid^t \o fern lag, fll^ ^"^'
©er »anjler Srfidf »anbte fi(^ begl^alb an Sutl^er. ©iefer warnte »ot
2)er S^e^anbel M Sanbgrafen. 485
^old^cnt bcn S^riftcn unjicmlid^en ^anbcln, meinte iebod^, bafe bic
©d^rift nid^t bagegen fei. Aber »er fo etioaS »age, mfiffe beffen
butc^ bie @i)x\^t gemi| fein, baf; e^ il^m erlaubt fei. ^l^nlic^
anttpottete er bem Sanbgrafen am 28. 92oDember 1526. S)a{)
bic ^atriard^cn mel^rere grauen gel^abt, fei rid^tig, — unb eben
batauS fd^loffen aud^ 9iSmer »ie ber befannte ftarbinal ßajetan,
bafe ba§ SSerbot ber ©igamie nic^t göttlid^en 9ied^te§ fei — , aber
einem Sl^rijien genüge nid^t, „ber SBäter SBert anjufel^en. (gr muf(
aud^ ein göttüc^ äBort für ftd^ l^aben, baS il^n gewig mac^e, gleid^
xoxt fie gel^abt l^aben''. @in folc^e^ fei aber nid^t Dorl^anben, beS=
l^alb muffe er tpibenaten, fonberlid^ ben Sl^riften, „eS wäre benn'',
fe^t er l^tnju, „bie f^o^t 3lot, al§ bafe ia^ SBeib auSfäftig ober
fonft entfrembet »urbe."
®er Sanbgraf fd^wieg barauf, er mochte ben ®ebanfen surudf^
Drängen, aber er fam »ieber. ©eine finnlic^e SRatur »ar aud§
burd^ feinen ernften äBiUen, ein eüangelifc^er S^rift ju fein, nid^t
umgewanbelt worben. ^ai) wie Dor lebte er in Unjud^t unb
Sl^ebrud^. ©aburd^ erregte er bei feinen ©tanbeSgenoffen feinen
Slnftofs- fliw roenigften mol^I bei ben geiftlic^en gurften, beren fitt=
li^c aSerfommenl^eit, man erinnere fid^ an ben Rarbinal bon SRainj,
allgemein bcfannt mar. 8iber er litt felbft barunter, ^m 8en)ujit=
fein feinet funbigen ßebenömanbel^ »agte er e§ üicie Sa^te nid^t jum
©atrament ju gelten. SBorte ber l^eiligen ©d&rift, wie (gpl^. 5, 5
ober ^ebr. 12, 16, brannten il^m auf ber ©eele, aber er fönne
nid^t anber^, crflfirte er. ®amit fud^te er fein ®e»iffen ju befd^njicb=
tigen. ®a tarn il^m ba$ ®\xta6)ttn 3ReIan(^t^on§ über ben @l^e=
l^anbel O^inrid^^ VIII. ju ®efid^t. Sl^er al§ bie ©(Reibung, l^attc
^etand^tl^on geäußert, fönne man bem Stönige noc^ geftatten, eine
jmcite ®emal^lin ju nehmen. ®ieS fei au(^ fonft oorgefommen,
ttie er an einjelnen ©eifpielen in ber ®efd^idi)te, Raifer Jl^eobofiu^ k.
jeigte. ®iefe Jlu^ful^rungen mad^ten auf ben Sanbgrafen großen
Sinbrudt. ®r liefe »eitere ©cifpiele fommeln, au§ ber ©c^rift unb
au§ ben alten S^roniten. (Sr fammelte felbft folc^e. Salb war
er uberjeugt, bafe unmdglid^ etma^ und^riftlic^ fein fönnte, ba$
®ott an ben ^atriard^en, bie aud^ im SKeuen leftamentc al3 83or=
bilöer be3 ®lauben§ gepriefen »urben, nid§t geftraft l^abe. ®aüon
486 2)er Q^Hnbd beS Sanbgtafm. 8ucer.
\pxadi er ganj offen unb o^ne ®(^u, lange el^ et fid^ anj^idte,
}ut 2l^t 5u f(^teiten. 8luf bem Shanfenlager , bad er fi^ bttT(|
feine Su^fd^Q^^fungen susejogen, }u einer Seit, in ber ber Siieg
bro^te unb bie politifd^en Sßermidelungen feine t)oQe Straft forbeiten,
im ^affxt 1539, mürbe er ftc^ me^r atö je be4 innem 3®i^)l^l^^
bemu|t. CKibe er ein Stecht, bad Safter ju ftrafen, mie e§ bo(|
feine, bed Bu^f^^n, $fli(^t fei? SSfirbe er nid^t sunt 2;eufel falten
mfiffen, »enn er etma im Shiege erfto(^en »urbe? ^S>a reifte fein
(Sntf(^lu|. Sein Slrjt, bem er fi(^ entbedte, Dr. ®ereon Sanier
aud ^ugdburg, beftfirfte i^n barin. (Ed festen fein anberer 8u^-
meg, um au« ®unbe, ftranll^eit unb ®emiffenSnot J^auSjuIomtnen,
aber auc^, fo mif(^ten \\i) in fietem @elbftbetrug fittüd^e ^üit
unb lüfterne ©egierbc, — 3Rargarete üon ber ®alc, mit ber er
fc^on Ifingere 3^it ein SSerl^dltnid unterhielt, ju geminnen. ®ieje
mie i^re 92utter, eine C><'fbame bei ^^ilipp^ ©(^rnefter, ber ^-
jogin Don 9io(^li^ (©(^»iegertoc^ter @eorgd), maren einoerftanben,
nur oerlangten fic bic Suftimmung be$ fturfurßen unb beS ^tqo^
9{ori^ unb toomdgUc^ eine öffentliche Sitl&rung ber SSitten=
berger über bie Sied^tmäfeigfcit einer folt^en S^e. 8u(^ m
biefer gorberung fc^redfte ber Sanbgraf nic^t jurfidf. (Sanier »4te
9iat. ©uccr auS ©trafeburg, ber gewanbte 83ermittler, mit *ö»
VWPP befonbcrö feit bem granffurtcr läge einen Dertraulit^en
öriefroei^fel unterl^iclt, foUte bie 3uftimmung ber SBittenfierger
beforgen.
9?eben ßutl^er gob c§ »ol^l feinen Ideologen, ber für bic ®a(6«
Ded SoangeliumS begeifterter unb bid jur (Sifc^öpfung arbeitete,
aU SSuccr. «ber in ber ©trafeburger ßuft, am SRittelpuntte be§
politif4;en SebenS in ©eutfc^tanb, l^atte er fi(^ Ifingft batan ge=
»ö^nt, and) in ftttlic^en e^ragen ftd^ burc^ politifd^e @rmagungen
mitbeftimmen ju taffen, ober »ie ber ftanjler Srüdt um biefeli^
Seit üon il^m fagte, „bic t^cologif(^en ©ac^en nad^ ber ©dt Seife
}u l^anbctn". ©o war e§ aud^ bieämal. 2Bcnn nid^t fofort, f^
wenige Jage fpdtcr, alö er beim öanbgrafen in SRclfungen eintraf,
crful^r er, bafe biefer cntfc^loffcn war, wenn bie Ideologen ijw
nic^t l^elfcn wollten, ficb an bcn ffaifer ju wenben. gn biefew
äiugenblidt l^ic§ ba§ nichts geringere^, al5 bie mul^fam auftel
^ttcer unb ber Sanbgraf. 487
ctJ^altcnc gute ^ßofition aufgeben. 3Rit unüerl&altenem Sngtimm
l^attc pdö SSucer über bie geringen ©rfolge beö granifurter Jaged
gcaufecrt, fie rofircn Dieüeidfet gröfeer gewefcn, roenn nid^t ber 8anb=
graf, franl unb pgeUal^m, eine SRad^giebigfcit gcjeigt l^dtte, bic
fonft nic^t feine iSac^e mar. @inc weitere ännäl^erung an bcn
Raifer bebeutete bie ?5rei§gabe aller ber 33orteile, meldte bie ?ßro=
tcftantcn in i)tn legten 3a^ren errungen l^atten. ®ie5 mirb bem
politifd^en ©d^arfblid beö ©trafeburger Ideologen fc^merlid^ ent*
gangen fein. Unb war ber gurft nid^t »irftic^ in fittlic^er 9?ot?
©a^lct mufete biefelbe in bcweglid^cn SBorten ju fd^ilbern, unb wie
e^ ?ßfli(^t fei, leinen ©l^riften, wer e§ auc^ fei, im böfen (Sewiffen
ftedCen ju laffen. Unb Sucer liefi fid^ gewinnen. ®r l^atte fc^on
in mancher üerjweifelten Sage einen ?lu§weg gefunben: üon einer
öffentlichen S)oppelel^e fönne nic^t bie Stebe fein, ja fie muffe ge=
l^eim gel^alten werben, baruber war er fd^on mit @at)ler einig ge=
worbcn, el^e er jum fianbgrafen reifte. SBir wifjen nid^t, ob et
nod^ einen ernftlid^en SBerfudd gcmad&t l^at, )^tn gfirften umjus
ftimmen, unb bamit grofeeS Unl^eil abjuwenben. 9?ad^ lurserem
äufentl^alt reifte er nac^ äBittenberg. SJaö ber Sanbgraf begel&rte,
war ein öffentlid^eö ober aud^ gel^eimeS S^wfli^i^ ^^^ SBittenberger,
ba^ er nid^t Unred^t tl^äte, ein 5wcite$ (S^eweib ju nehmen, unb
bafe fie eine fo gefd^loffene @l§e für eine wirtlid^e S^e l^ieltcn.
Unb wie feft er felbft Don ber SRec^tmäfeigfeit berfelben überjeugt war,
jeigt bie äRal^nung an Sutl^er unb SRelanc^tl^on, „man muffe bie
S&elt unb weltliche f^urd^t l^ierin nit ju l^od^ anfeilen, fonbern mel^r
auf ®ott fel&en, xoa^ ber gebeut, berbeut, ju unb frei läffet".
SJon feinen politifc^en SRotiöen l^at S3ucer fc^werlid^ üiel t)er=
lauten laffen. 2Bie wenig SBert in Wittenberg barauf gelegt
würbe, l^atte er erft Dor Shirjcm erfal^ren muffen, als Öut^er feinen
Dom ßanbgrafen unterftüftten Antrag, mit ^einrid^ t)on Snglanb
trog beffen SSerfolgung be§ ©DangeliumS noc^ einmal anjutnüpfen,
mit grof^er @ntrüftung 5urüdfwie§. Um fo mel^r wirb er bie fttt-
liefen SRotiüe betont l^aben; \>a^ war ber ^unft, bei bem bic
SBittenberger fid^ betl^ören liefeen.
Sie fd^einen in ber Il^at geglaubt ju l^aben, ia^ ber ®e=
wiffcnSnot be§ Sanbgrafen auf biefem ungew5l^nlid^cn SBege abge=
488 3)cr 9d4ttat bcr fBtttenBcrger.
Rolfen loetbcn Unntc. Sein t^ot^ben dffentlidb ju billigen, (dritten
fie ab, benn bad »utbe bie SRcinung enoetfen, als n>oae man
eine aügemäne Steuerung anfuhren, UKid nid^t anginge, ba bie (S^
ivifd^en jicei ^erfonen bad urfpninglic^ (SottgemoOte, eine ^i)x--
tfft nut um ber Qi^tDaij^At ber SRenfc^en miQen Don ®ott ju:
gelajfen »otben fä. ®ie ermahnten aui) ben t$urften mit )ä)i
ft^tfen JBotten, Don feinem ®unbenleben abjulaffen, moju exaU
g^rift aud^ o^ne )»eite (E^ imftanbe fein mujfe, abet bie un^
SRobemen fo na^ liegenbe golgerung, ba{( ber gurft eben alo
(S^rift jenen Gebauten »eit Don fic^ aboeifen muffe, jogen fie nt(^t
offenbar meil auc^ fie, »ie mir mijfen, ein biretteS 93etbot bei
SRe^re^e in ber Sd^rift Dermif^ten unb barum ber Ianbgräf(f(^
Se^uptung, bafi, mo ®ott um ber ®(^ma(^^it miQen eine ^i^
penfation julaffe, feine 5)iener fie nid^t oermeigem burften, mi^i^
cntgegen^u^lten mufften. ®ie fugen Dielme^r l^inju, menn t)ei
fianbgraf fic^ ni(^t l^alten tonne unb bef(^loffen l^be^ nod^ ein @^
meib }u nel^men, fo burfe bied nur ^eimlic^ gefc^^en unter 9iit'
»iffen etlicher oertrauter ^erfonen, »ä^renb bor ber SBelt fe
Smeite grau als Rontubine gelten muffe. ®aS merbe, jumai e^'
bei gürften ^dufig oortomme, weniger Änflofe erregen, als fein bi§=
l^geS geben. S)abei mahnten fte boc^ noc^ entf (Rieben ai, tirr^
roiefen auf baS grofee Ärgernis, was barauS ermac^fen muffe u. 1". n).
aber mar es ein SBunber, bajj ber fianbgraf barin Icbigtic^ «nc
(Srfuflung feines SBunf^cS fal^?
Rein coangelifc^er S^rift wirb jenes unl^eilüofle SSebcnfcn gut^
^cijjen ober anä) nur befd^önigcn wollen. Offenbar fehlte Den
Reformatoren, waS freili^ eine Srbfc^aft aus bcm ftatl^olici§rf
war, ber boDc Sinblicf in baS wal^re fittli^e SBefen ber ^^
SBel^ wunberlic^er ©tanbpuntt ift eS boc^, um itm männli(^eit
Jeilc aus ber ©ewiffenSnot 5U Reifen, bem weiblid^en bie M^
einer Äonfubine jujuweifen! ®aS Unre^t gegen bie Sanbgrapn
wirb taum bcrfil^rt. äud) l^ier ift ein Skc^llang ber tmttdüttci'
liefen ®eringfc^ä^ung bc§ SBcibcS unfc^wer ju ertennen. Unb ö)0
blieb baS bürgerliche (Sefcft als fittlic^e ©d^ranfe? 33ucer betonte
fpätcr mit Sflec^t, bie ^Reformatoren badeten nid^t baran, eine Eoppel^
el^e üor bem ®efc^ ju üertctbigen. Das tarn aber niigenb^iii
2)ic mthtnt^ bc« Scwbgrafett. 2)er Äurfütfl. 481>
bcm bcttcffcnbcn ©c^riftftfid s« genugenbcm »usbrucf. auf bcr
anbern (Seite muf; alten unb neuen Snflagen gegenüber betont
mcrbcn, bafe öut^er unb SRelant^tl^on, tjon bem bie 3?ieberfc^tift
l^ettül^tt, ba6ei mit gutem ©emiffen l^anbelten. äBir §ören aud^
hic^t, t^a^ \k über ba§ anbringen Succrö fonbexlid^ cntfeftt waren.
SBScr jenen früher ermäl^nten Srief au^ bem "^a^xt 1524 tennt,
in bcm er ben grageftefler Don bem gorum beö durften an fein
(Scioiffen unb feinen ^rieftcr Derweift, mirb Sutl^erö fpdterer ?lu§=
fage, ba|( er in gleichem gaQe ebenfo l^anbeln merbe, baf; alfo eine
^ücffid^tnal^me auf ben ^o§en ^zxxn nid^t mitgefptelt l^at, ®lauben
fc^enfen. ©röteren Slnfto^ a(^ ia^ (Sutadgten felbft mug bie Srt
unb SBeife ermecfen, mie bie Sleformatoren fii^ fpäter baju fteüten.
äbgefel^en Don einigen SSertrauten foflte biefer „öeid^trat^ »ie
Sutl^cr fein 3^"gwi^ auffafete, aud^ mixHic^ gel^eim bleiben, ©a^
wufetc SSucer. ?lber er l^tte oom ßanbgrafen ben ?luftrag, fofort
ben Shirfürften unb bcffen 9ldte inö SBertrauen ju sielten. 5Rit ber il^m
eigenen Sncrgie Vertrat er bie ©ad^e feinet ?luftraggeber§. 9?od&
auf ber äleife fanb er 3^it, bie (Srünbe für unb gegen bie ©oppeU
el^e in einem erft neuerbingS gebrudten SSüd^lein jufammenäufteßen.
@ie lauten bo(^ mefentlid^ anberS als bie ber SBittenberger unb
finb ein Iläglid&eö S^^gniS bafür, wie bei biefem SRanne bie |)oli=
tifd^e aiüdEfic^tnal^me auf bie ®rofeen ben (Sieg über bie beffere
(SrtenntniS bauontragen (onnte.
©eine Sotfd^aft rief in JBeimar grofeeö (gntfeften ^eroor. Sie
aSerfpret^ungcn, bie ber Sanbgraf mad^en liefe: Untcrftüfeung in
allerlei politifc^en fragen, oieHeic^t fogar bei ber Erwerbung Der
ftaiferbone, machten f(^merlid^ irgenbmeld^en (Sinbrud(. ©er fromme
Rurfürft liefe ben ßanbgrafen bringenb bitten, bie ©ad^e mo§l ju
ermfigen, bie ©c^dbigung feiner ,,8leputation" unb ber ©ad^e öeS
(goangeliumS in Setrac^t ju jicl^en. (Sr möge ju (Sott flel^en,
bafe er biefe Anfechtung überwinbe, er folle ^um minbeflen noc^
juwarten, bis (Sott weiter Slat unb ^H\z fc^ide. ®inge es aber
nid^t anberS, Dann foHe er eS fo mad^en, wie Sut^er geraten.
%xLä) l^ier fann man biefelbe Beobachtung mad^en, wie in SBitten=
berg: man rät nad^ SRöglid^feit ab, für^tet bie fc^weren folgen,
aber für etwas aufeer aller 925gli(^teit liegenbeS fielet man bie ©ac^e
490 lAt 92cbenc^. 8ot ber Xntnnft bc« «aifer«.
nic^t an. ^©u batfft nic^t", fagtc tcincr. SRan ^offte a>
nod), ba{( ber Sanbgraf )ut Sejtnnung tomtnen tDurbe. SSel
Site et ^ttc, baf) et betcitö eine jmeite (Sema^ltn geioal^U, xvu\
niemanb, auäf Sucet ni(^t. 9{o(^ mat biejet ni(^t juTÜcfgefe^rt, <
bet ^utft fc^on bie 3ufiimmung feinet unglucHic^en ®cmal^tiit ern?t
^tte. IRelanc^t^on befanb fi(^ mit anbeten Z^eologen auf eir
eunbe^Detfammlung in ©d^maltalben, atö i§n bet l^anbgraf na
iKoteiibutg an bet ^ulba entbot. (Sbenfo mat Sucet bort^in g
laben »otben. (Stft bei i^tet Sntunft etfnl^ten fie, bag fie, ein
gotbetung bet SRatgatetc Don bet ®ale unb i^tet 92utter cn
fptecftenb, bei bet Itauung al5 3^9«^ fungieten foQten. 8i
4. Sifitj 1540 mutbe fte Dolljogen.
SRan mu^ fic^ babei bie allgemeine politift^e Sage oetgegen
wattigen. Ratl V. ^atte ben gtanffuttet Änftanb, bcn ber ^apf
auf^ {(^ätffte oetutteilte, nic^t beftfitigt. (St lünbigtc feine »n
fünft im 9ieic^e an. %Qe Abmachungen maten alfo triebet Der^
gebend gen^efen. ^eben Sugenblict (onnte bet Shieq losbrechen.
®en Raifer etmatteten biefdben Aufgaben wie üot 10 Salären.
Sbet mie anbete maten bo(i^ bie 3}et^ältniffe getoorben! S)ic
Keine ptotcftantifc^e ^attei, bie Dot einem SaJ^tjel^nt ©ulbung für
i^ten ®lauben etbeten ^atte, mat je^t eine SRad^t gemotben, mit
bet auc^ aufeetbeutfc^e Staaten tec^ncten. ®ie ©ifferenäen in ber
Jlbenbmal^l^ftagc maten ubetbtucft, bagegen maten bie ©egncr
feinc^meg^ einig. (Sin 3"ffl"»wtengel^en betfelben im 9?utnberger
S3unbe mat unmöglich gemefen. (Sine tatl^olifc^e Partei, bie bem
Äommen bc5 Raifet^ l^offnungSfteubig entgegenfal^ mie bor bem Jage
ju aug^butg, gab c§ je%t nic^t. ®et (Sebanle batan ettegtc Dielmejr
ein aUgemeineS Unbel^agen unb meitgel^enbe SSefüt^tungen. 9u($ bei
bcn gut fatl^olifd^en ©täuben macfite fi(j^ bie (Sinfic^t gcitenb, bofe
im (Staube genommen bie ^olitit bc3 (SpanietS an ben ttoftlofen
3uftäuben unb ben ©itten in ©eutfd^lanb bie ©c^ulb trug, ja
ia^ et allein ein Sn^^^^ff« ^^ ^«ni gottbeftanb biefet S^niffcnl^it
5u l^aben fcfcciue. ®ie geiftlid^en gutften l^atten baneben aUe llr=
fad^e, beS ftaifet^ ©ttebcn nac^ äJetgtö^eiung feinet ^auMai^t
ju filterten, ©d^on ^atte et Uttec^t unb ßuttid^ in feinen 8efi|
gebtat^t. Dffenbat fttebte et meitet. ®ol(i^e (Stmägungen 6ia(^ten
j
$oIitif<!(e9. Sutl^er unb bie C^nigungdbeftrebungett. 491
toic ©tänbc bcibcr Slcligion^partcicn cinanbcr ndl^cr. (Sine burd^
gcl^cnb antitaiferlid^c (Stimmung führte im Söintcr in biplomati^
jc^cr SBielflcfc^äftigfeit ju cigcnattigen poUtifd^cn RonftcUationen unb
äum leil turnen ^tdncn. Sic Tid^tcten fic^ alle gegen bie Ü6er=
madgt be^ £)aufe$ ^ab^burg. Unb in ber 9ieIigionSfrage geba(i^tc
man über ben 9op\ beS Staifet^ l^inmeg eine (Sinigung ju erjielen
o'Dti \f)n JU jroingen, enblic^ an bie ©xfüflung feiner S^fagen ju
gelten.
Sutl^er unb bie SBittenberger Ratten nur infofern bamit ju
t^uU; aU fie im Januar 1540 ein ®utacl^ten baruber abgaben,
roie man fid^ bei ben beabfid^tigten (ginigungSbeftrebungen im ?ßunfte
bcr öel^re oer^alten foDe. 9iatürli(^ badeten fie auc^ leftt an lein
9{ad^geben. @ie moQten bei il^rer ^uguftana unb SIpologie bleiben
unb Derwal^rten fid^ im üorau5 gegen jebe^ „©loffieren" berfelben,
namentli^ muffe man aber nad^ wie bor ba^ ^apfitum al$ ba^
9{eic^ be§ Xntid^rift^ betämpfen. ^eSl^alb l^ielt 8ut^er jeben
(ginigungSüerfu^ für au5fid^t^lo5, unb aud^ fein fturfurft meinte,
bafe man „mit bcm papiftifd^en Raufen al§ unbufefertigen miber
bie bewufete SBal^rl^cit wenig ober gar nichts grud^tbare^ auöric^ten
merbe". Änberö urteilte 93ucer. SRcben ^bilipp »on C^effen, ber
il^tt in aüe ^länc einmeil^tc unb »iebcr Don il^m beraten würbe,
war teiner lebl^after an biefen Seftrebungen beteiligt, als ber ©trajjs
burger Sleformator. 3Ran fann fic^ beuten, welches 3"^^^cffe er
bemnad^ l^aben mufete, bafe bie „gel^eime ©at^e" be5 Sanbgrafen
auc^ wirtli(^ ®el^eimnis blieb. Unb bieS erft red^t, ba wie ge=
lüöl^nlic^ bie ©onberintercffen bie allgemeinen überwogen, bie turnen
^läne ber geiftlic^en ^enen fofort üerflogcn, aU man ^örte, bajj
ber ftaifer bereits in ben 5Rieberlanben fei, unb aud^ bie fc^maU
falbif(^en 33unbe5genoffen , wieber ifoliert, in il^rer befannten ®es
öotion eine ®efanbtfd^aft an ben ftaifer fd^icften, um il^n bon triege=
rif(^em Sßorgel^en abjuma^nen. SBie Diel (am je^t barauf an, bag
bie proteftantifd^e Partei }ufammenl^ielt, baf; fie ft(^ feine ä319j)e
gabi SBie bann, wenn eS ruchbar würbe, baf; ber eine gül^rer
berfelben focben einen ©c^ritt getrau, ben bie taiferlic^e ^alS=
gerid^tSorbnung mit fc^mäl^lic^em Jobe bebrol^te?
Unb f(^on nad^ wenigen JBod^en fprac^ man aQentl^alben baoon.
492 2)ic KcSenc^ mtb Mannt äRcüm^t^onS CMronbnij.
^eilu^ ^tte au(^ bet ^fftf(^€ ^ofprebiget, S)ii)n9fiu^ SIelatii
bic Stirn ge^bt, offen auf bet Sanjct bie %ere(!§tigung ei
SRe^re^e ju bertfinben. Salb raunte man fi^ ju, ba| Sut
bem durften bie (Erlaubnis baju gegeben. Z)ed Sanbgrafen ©(^»ef
bie ^erjogin Don Kod^lil, bie ber Sruber arg l^intergatigen, t
au{(er fic^. ©d^verc 93ormurfe belam er au^ k)on O^^'S 0^"
)u ^5ren, ber, um Sid^ere« ju erfahren, ft(^ ber ^au oon
®ale mit (Bemalt bemfic^tigt ^tte. Sturfurp S^^nit griebr
ber je^t »ermitteln fodte, lehnte ab. Sucer mahnte ims
bringenber jur 93er^mli(^ung, unb mad^te bie gemagteften S3i
fc^ldge, um bad (Sefd^e^ne ungefd^^n ju machen. ^Dagegen §a
ber üianbgraf in ber Hoffnung, baft bie SSunbc^genoffen feine <S
mijfen^fad^e für eine liteligiondfac^e ertlfiren unb bamit ju i§i
eigenen machen »urben, bie ganje Sngelegenl^eit am liebften oü
betannt. 9ber ber {turfürft gab i^m beutlid^ ju erfennen, baft
ibn nic^t ju fd^u^en oermöd^te, faQd ber ftaifer in peinlichem @
ric^t^Deifa^ren gegen i^n Dorge^en mürbe.
S)er erfte, ber bie folgen bed fc^limmen ^anbels ju erfaßt«
^atte, mar iRelan(^tl^on. 8uf ber Keife ju bem 9leUgionSgef|7räd
melc^eS ber 9aifer je^t mirllid^ unb jmar nad^ C^^genau beruje
^atte, erful^r er, ba^ bie ®a(^e betannt gemorben unb mte ma
fie beurteilte. 2)ad S3emufttfein ber SRitoerantmortlicbleit, bie @orji
mie ba$ nun auf bem C^agenauer S^age merben mürbe, ber @c^mci
über ba^ grofte ärgernid unb bie (Sc^fibigung ber eDangelifc^ei
Sac^e marf ben 2;iefbetämmerten fd^on in S&eimar, es mar in
3uni 1540, auf ba^ Stranlenlager unb brachte il^n an ben äianl
be^ ®rabe3.
Äuc^ ßut^cr ertannte jofort bie ganje ®röfee be§ ärgerniffe^
@r (lagte fi(^ einer ju grof^en SSarml^erjigteit an, einer aD^u mei#
liefen 5Ra^giebigtcit, l^atte er boc^ injmifd^en crfal^ren, ia\i te
©emiffenönot beö Sanbgrafen in ber ll^at nid^t jo grofe geiwjcn
mar. @r mu^te, melc^e^ Kapital bie Gegner baraus fc^tagcit
mürben. Slber er blieb babei, nac^ beftem äßiffen unb ^etoi^en
gel^anbelt ju l^aben. ©c^merer laftete auf i^m bie Sorge für ben
faft Dcrjmcifelnben greunb. Sr fuc^te i^n brieflich ju trSfteii,
inbcm er i^n auf S^riftum l^inmieS, ber aud^ in biejcm galle
Sutl^er am jhranfenbette äReCan^tl^on«. 49S
tage: ,,@€tb gettoft; xi) fyiit bie Sßelt ü6eru)unben.'' (St erinnert
an ba« Seifpiel ©atjib«, bcr, o6»ol^l feine Sage biet »er j»eif elter
tt>ar, nid^t bal^ingcfunfen fei. ©a ber Jhirfurft il^n ber ^agenauer
ääeratungen megen um fid^ l^aben moQte, (onnte er menige 2age
fpäter felbft an bem Jhanfenlager SReland^tl^onö fein. (Sr fanb il^n
bcwufetlog. ®ie äugen ft^ienen gebrochen. SRan ermartete fein
@nbe. (Srfc^rodFen rief Sutl^er au$: „^el^ute (Sott, mie fyxt mir
ber leufel bie§ Drganon gefc^finbet." ©ann »enbete er fid^
ans genfter unb betete. „Mia% fo crjäl^lte er fpfiter felbft,
,,muf)te mir unfer £)err (Sott l^erl^lten, benn id^ warf il^m ben
&ad oor bie 2;i^ür unb rieb il^m bie D§ren mit aDen ®ebetS-
t>erl^eif)ungen, bie id^ in ber l^eiligen ®d^rift ju eri&l^(en muffte,
bag er mic^ mugte erl^dren, mo i(^ anberS feinen 93erl^ei{(ungen
trauen fottte." hierauf trat er boll ©laubenSjuberr^t an baS
S5ett, ergriff 5ReIand^tl^on bei ber ^anb unb rief i^m ju: ^®ci
guten SRutS, ?ßppj)c, bu »irft nit^t fterben." ®ott »ottc nit^t
ben £ob beS ©unberS, ermal^nte er meiter, ^eland^tl^on foQe nid^t
bcm Irauergeift Äaum geben, jonbern bem ^errn vertrauen. ©ar=
über ermad^te bieier, fa^ fiutl^er an unb bat il^n, il^n nid^t auf-
jul^alten, er fei auf guter gal^rt. «SKit nid^ten", erwiberte ßutl^er,
„bu mufet unferm ^rn ®ott nod^ lociter bienen", unb al§ er fi(§
»eigern wollte ju cffen, brol^te er il^m l^alb fd^erjenb: »^örftu,
^l^ilippe, furjum, bu »irft mir efjcn, ober id^ tl^ue bid^ in ben
S3ann." Unb äRelanc^tl^on gel^orc^te unb lieg ftd^ auS ftrantl^eit
unD ©d^wermut l^erausreifeen. gütiger fal^ bie« felbft als ein SBunber
an. aSoU 3ubeU melbete er es ben greunben unb feiner (Battin,
unb banfbar erfannte 9Relanc^tl^on eS an, wie gütiger, tro^bem er
felbft in fd^njerer innerer Sorge war, biefelbe unterbrudft l^be,
um il^n balb mit trSftenben S&orten, balb mit l^artem ©dielten
aufjurid^ten. ,fS&enn er nic^t getommen mfire, mfire id^ fieser ge:'
ftorben", fc^rieb er an (SamerariuS.
Slber nun galt eS für Sutl^er felbft, bon neuem in ber ®ad^e
beS fianbgrafen (Stellung ju nel^men. 8llen %bmad^ungen jum
Zxoii badete biefer aQen (ErnfteS baran, in einem öffentlichen XuS»
fd^reiben feine C^^nblungSmeife 5U berteibigen. SBenn er boruber
angefod^en würbe, follte fiutl^ fte berantmorten l^elfen, fonft
Äclbe, «iitl^er. il. 32
2.
9{Qpttef.
®ic focbcn etwfil^ntcn gortfc^rittc bcö ßDangcUumö »atcn
Sid^tblidFe in ben fd^meren ftdmpfen, aber eben aud^ nur bie^. @in
neues fd^wereS ätflernis, für unfer moberneS fittlid^eS (Seful^l bQ§
fd^werfte in ber flanjen 9lef ormationSgcid^id^te , ba§ auc^ auf ben
^Reformator felbft feine Sd^atten »arf, fiel in biefelbe S^xl S)ie
aSeranlaffung basu gab ^l^ilipp Don Reffen.
815 ganj jungen 9Rann, er »ar nod^ nid^t 20 ^afyxc alt,
l^atte man il^n mit ftatl^arina, ber Xod^ter ®eorg5 oon @a#n,
toermfi^It. 3Ran batf i^m glauben , ia'jj^ er nie eine Steigung ä"
biefer unbebeutenbcn, an fiufeern 9flei}en armen gfirftin befcfien.
9?ad^ wenigen SBod^en §atte ber lebensluftige, l^eifeblutige junjc
gfitft il^r bie @^e gebrod^en. Äörpetlic^e ßeiben ber ®emal^lin
unb ubermfifeiges Stinten, baS man i^r t)or»arf, Dergröfeetten bie
ttbneigung unb enegten ben SBunfc^ nad^ einer anbetn ®l^e. @(|öi^
im S^l^re 1526 l^atte er bei 2ut§er wegen ©rlaubtl^eit einer ©oppd^
el^c angefragt, wal^rfd^einlic^ allgemein ol^ne SSejugnal^mc auf feine
eigene ^erfon. 9?id^t 5um crftenmal lam eine folc^e gtage an
Sutl^er. «nfang 1524 ^atte wie berichtet (®. 143) auf ben W
SarlftabtS beSl^alb ein SRann beim furfutftlid^en ^ofe angeftagt.
SRan verwies il^n nid^t einfad^ auf bie ®efe^e, SeweiS genug, 'üa^i^
©ebanfe bem bamaligen S^Wbewufetfein nid^t fo fern lag, al§ un§.
©er ftanjler SStucf wanbte ftd^ besl^alb an Öutl^er. ©iefer warnte üot
2)er (Sl^cl^anbel be9 Sanbgrafcn. 485
fold^cm ben (SJ^tiften unjicmlic^cn ^anbcln, meinte jeboc^, bajj bic
©d^rift nid^t bagegen fei. Aber »er fo etwa^ wage, miijfe beffeu
butd^ bie (Sd^rift gewig fein, ba^ eS il^m erlaubt fei. ^J^nlid^
antnjottetc er bem ßanbgrafen am 28. SRooember 1526. ©afe
bic ^atriard^cn mel^rere grauen gel^abt, fei richtig, — unb eben
batau§ f(^Ioffen au^ SiSmer wie ber belannte $!arbina( (Sajetan,
bafe ba§ aSerbot ber ©igamie nid^t göttlid^en 3le(^te§ fei — , aber
einem Sl^riften genüge nic^t, ,,ber 33äter äöerf anjufel^en. ®r mufe
aud^ ein gßttlid^ äßort für fi(^ l^aben, ba$ il^n gemig mad^e, gleid^
wie [ic gcl^abt l^abcn''. ©n folc^eS fei aber ni^t Dorl^anben, be3=
l^alb muffe er »iberraten, fonberlid^ ben S^riften, „e§ märe benn",
fe%t er l^inju, „bie l^ol^e 5?ot, al§ bafe ia^ SScib au^fäftig ober
fonft entfrembet mürbe."
®er Sanbgraf f(§mieg barauf, er mod^te ben ©ebanfen jurflcf^
brängen, aber er tam mieber. <Seine ftnnlic^e Statur mar aud^
burd^ feinen ernften äBiUen, ein eüangelifd^er Sl^rift ju fein, nit^t
umgemanbelt morben. 3laä^ mie bor lebte er in Unjuc^t unb
fS^tbxyxi). ©aburd^ enegte er bei feinen (Stanbe^genoffen leinen
änftofe. am menigften mol^I bei ben geiftlic^en giirften, beren fitt=
Ud^c Sßerfommenl^eit, man erinnere fid^ an ben Jfarbinal bon SRainj,
allgemein befannt mar. ?lber er litt felbft barunter. 3^" S3emufet=
fein feinet fünbigen Sebenömanbelö magte er e§ Diele Saläre nid^t jum
©atrament ju gelten. SBorte ber l^eiligen ©d^rift, mie (&pff. 5, 5
ober ^ebr. 12, 16, brannten il^m auf ber ©eelc, aber er fönne
nid^t anberS, erflfirte er. ®amit fut^te er fein ®emiffen ju befd^mi(ft=
tigen. Da tam il^m ba$ ®utad^ten SRelanc^tl^ond über ben @l^e-
l^anbel ^mxxd)^ VIII. ju ®efi(^t. @l^er al5 bie ©(Reibung, l^atte
SReland^tl^on geäußert, fönne man bem ftönige noc^ geftatten, eine
jmeite (Semapn ju nehmen. ®ie§ fei auc^ fonft üorgelommen,
mie er an einjelnen ©eifpielen in ber ®ef(^ic!)te, ftaifer 2^cobofiu§ k.
jeigte. ®iefe ÄuSfül^rungen mad^ten auf ben ßanbgrafen grofeen
Sinbrucf. @r liefe »eitere SSeifpiele fammeln, au3 ber ©d^rift unb
au§ ben alten S^ronilen. Sr fammelte felbft folc^c. Salb mar
er fiberjeugt, bafe unmöglid) etmaS unc^riftlit^ fein lönnte, ba^
©Ott an ben ^atriard^en, bie aud) im SWeuen Jeftamente al5 83or=
bilöer beS ®lauben§ gepriefen mürben, nid^t geftraft l^abe. ®aüon
486 ^3>er Q^^btl be9 Sanbgrafot. 9ucer.
fpta(^ er ganj offen unb ol^ne &d)tu, lange el^ et fi(^ anfc^iiftc
)ur Xl^t 5U fd^reiten. 8uf bem Shantenlaget, baS er ftd^ butc^
feine Äudfd^toeifungen gugejogen, ju einet 3^^ in ber bcr Shrieg
bto^te unb bie politif(^en Sßetmidelungen feine boDe fttaft forberten,
im ^affxt 1539, mutbe et fi(^ mel^t ald je bed innetn S^^^^fP^l^^
bemuf^t. ^be et ein Stecht, bad Saftet ju fttafen, mie eS boc^
feine, bed ^tften, $flic^t fei? Sßfitbe et nid^t gum 2:eufel faxten
muffen, menn et et»a im fttiege etftoc^en toütbe? S)a reifte feitt
(Bntfc^luf). @ein 9Itjt, bem et fi(^ entbedFte, Dr. (Seteon ©a^ler
au$ Slugdbutg, befi&tite i^n batin. (Sd fd^ien (ein anbetet SuS=
u?eg, um au$ ®ünbe, ßrant^eit unb ®emiffendnot l^auSjutotnmen,
abet au(^, fo mif(^ten fi(^ in ftetem ®elbftbettug fittlid^e 'Siotxt>t
unb lüftctne Segictbe, — SRatgatete t)on bet ©ale, mit bet er
fc^on langete 3^it ein Cetl^fiUniS untetl^ielt, ju gewinnen* ®icfe
mie il^te 92uttet, eine C^^fbame bei ^^UippS ®4mef)et, 'i>cx ^ei=
jogin Don 9lo(^lt^ (<Sc^miegetto(^tet ®eotg$), maten einDetftanben,
nut üetlangten fie bic 3uftimmung beS Äutfutften unb be^ €>^8ög^
S^oti^ unb »omSglic^ eine öffentliche @tfl£tung bet äBitten^
betget übet bie 9lec^tm&^ig(eit einet folc^en @^e. ^uc^ Dor
biefet gotbetung fd^tedFte bet Sanbgtaf nic^t }utucf. @a^tet tou|te
9tat. )Sucet aus ©tta^burg, bet gemanbte Vermittlet, mit bem
^l^ilipp bcfonbetS feit bem grantfuttet läge einen üetttaulic^cn
ötiefmed^fel unterl^iclt, foflte bie 3»iftimmung bcr SBBittcnberger
bcforgen.
92eben Sutl^er gab e^ ipol^l (einen Ideologen, ber für bie @a(6e
be« @Dangelium5 begeifterter unb biö jur (Srfd^öpfung arbeitete,
al§ Sucer. ?lber in ber ©trafeburger 8uft, am S?itteH}un(te bc§
)}olitif4;en SebenS in S)eutfcl^lanb , l^atte er ftd^ l£ngft baran ge=
mS^nt aud^ in fittUd^en fragen ftd^ burc^ politifc^e Srmagungen
mitbeftimmen ju laffen, ober mie ber ftanjler 16rücf um biefelbe
3eit Don i^m fagte, „bie tl^eologifc^en Sachen nac^ ber ©clt SBeifc
JU l^anbeln". <So mar e§ aud^ bieömal. EBenn nid^t fofort, fo
wenige Jage fpater, als er beim öanbgrafen in SRclfungen eintraf,
erful^r er, bafe biefcr entfd^loffcn mar, menn bie ll^eologen i§m
nic^t Reifen moDtcn, ficb ^^ ben Äaifer ju »enben. 3« bic[em
?lugenblid( l^icg ia^ nichts geringeres, als bie mfi^fam aufredet
^ucer unb ber l^anbgraf. 487
cTJ^altcnc gute ?|3o[ition aufgeben. SKit unüerl&altenem S^^gtimm
l^attc fid^ Sucer über bie geringen ©rfolge beö granlfurter lageö
geau|(crt, fie mfiren üieüeidbt gröfeer gemefcn, »enn nid^t ber 8anb=
graf, tranf unb flilgeUa^m, eine SRad^giebigfcit gezeigt l^atte, bie
?onft ni(^t jeine (Sad^e mar. Sine weitere ?lnnd^erung an ben
ftaifer bebeutete bie ^reiögabe aller ber SBorteile, meldte bie $ro=
tcftantcn in ben legten S^^^^^^ errungen l^atten. ©ieö mirb bem
poUtifd^en ©d^arfblidC beS @tra^burger Sl^eologen fd^merlid^ ent^
gangen {ein. Unb war ber gürft nid^t roirtlid^ in fittlid^cr 'Slotl
©a^ler wufete biefelbe in beweglichen Sorten ju fd^ilbern, unb »ic
e§ ^flic^t fei, leinen (Sl^riften, »er e§ aud^ fei, im böfen (äewiffen
ftedcn 5u laffen. Unb S3ucer liejj fid^ gewinnen. ®r l^atte fd^on
in mancher üerjwcifelten Sage einen ?lu§weg gefunben: Don einer
öffentlichen S)op)}elel^e tonne nic^t bie 9{ebe fein, ja fie muffe ge=
l^eim gel^alten werben, barüber war er fd^on mit ©a^ler einig ge=
werben, el^e er jum öanbgrafen reifte. Söir wiffen nic^t, ob et
nod^ einen ernftlid^en SBerfud^ gcmad&t l^at, ben gürften umju=
ftimmen, unb bamit gro|eS Unl^eil abjuwenben. 9^ac^ turjerem
äufentl^att reifte er nac^ SBittenberg. SBa§ ber Sanbgraf begel^rte,
war ein öffentlid^eö ober aud^ gel^eimeS 3^"9iii^ ^^^ Söittenberger,
ta% er nid^t Unred^t tl^äte, ein ^weites @l^eweib ju nel^men, unb
ba^ fie eine fo gefd^loffene @l^e für eine wirflid^e @^e l^ielten.
Unb wie feft er felbft bon ber Sled^tmäfeigJeit berfelben uberjeugt war,
jcigt bie äRal^nung an Sut^er unb 9i2e(anc^tl^on, „man müfje bie
SBäclt unb weltUd^e gurd^t l^ierin nit 5U l^od^ anfe^en, fonbern mel^r
auf ®ott fel&en, wa^ ber gebeut, üerbeut, ju unb frei läffet".
SSon feinen politifc^en SKotiüen ^at Sucer fc^werlic^ oiel üer=
lauten laffen. S35ie wenig Söert in SBittenberg barauf gelegt
würbe, l^otte er erft \>ox Rurjem erfal^ren muffen, aU Öut^er feinen
Dom Sanbgrafen unterftü^ten Antrag, mit |)einrid^ Don (Snglanb
tro^ beffen Sßerfolgung be^ @Dangelium^ noc^ einmal anjulnüpfen,
mit grofeer Sntruftung 5urücfwie§. Um fo mel^r wirb er bie fitt=
liefen SRotiDe betont ^aben; 'ta^ war ber $untt, bei bem bie
SBittenberger fid^ betl^ören liefeen.
(Sie fc^einen in ber Il^at geglaubt ju l^aben, bafe ber ®e=
wiffenSnot be§ öanbgrafen auf biefem ungewöl^nlic^en SBege abge=
488 3)cr ect^ttat bcr Sittenbcrger.
Rolfen toerbcn Mnntc. @ein t^ot^ben 5ffentU(6 ju billigeit,
fie ab, benn ba« »fitbe bie SRcinung ertoedFen, atö moUe m\
eine aügemeine Steuerung einfuhren, toa$ nid^t anginge, ba bie S^
ivifd^en jiDei ^erfonen bad uifpifinglic^ ®ottgcti>c0te, eine 92e|T:
e^ nut um ber @(j^ioa(^^cit bet SRenfd^en »iQen Don ®ott ju:
getajfen morben fei. @ie ermahnten au(^ ben f^iitften ntit fe^r
ft^tfen Sßotten, Don feinem ®unbenleben abjulaffen, »oju etal?
ß^rifi aud^ o^ne jmeite (E^e imftanbe fein muffe, aber bie un»
SRobemen fo na^e Uejenbe goljerung, bafe ber gürft eben al»
(S^rifi jenen (Sebanten toeit Don ft(^ abmeifen muffe, jogen fie niiii,
offenbar »eil auc^ fie, »ie »ir roiffen, ein bitcfteS SSerbot iei
SReJ^reljie in ber ©d^rift Dermif)ten unb barum ber Ianbgrdf(i(ten
Sel^lauptung. ba{(, »o ®ott um ber @(^ma(^^eit miQen eine S)i§=
penfation julaffe, feine Wiener fie nid^t Dertoeigem burften, ttit^ts
entgegen^u^lten mufften. ®ie fugen Dielmel^r l^inju, menn M
fianbgraf fic^ nid^t l^alten (onne unb bef(^loffen l^be, nod^ ein @^
meib 5u nehmen, fo burfe bied nur l^eimtid^ gefd^el^en unter Wit=
»iffen etlicher Dertrauter ^erfonen, »äl^renb Dor ber SBelt l)ie
j»eite grau alö Rontubine gelten muffe. ®a§ »erbe, iumd cß
bei gürften l^aufig oorfomme, »eniger ?lnftofe erregen, ate fein bi^=
l^ge^ ßeben. ®abei mal^nten fie boi^ nod& entfd^ieben ab, oct--
»iefen auf ta^ grofte ^rgemi^, »aS barau^ enoac^fen muffe u. \. vi-
aber »ar es ein SBSunber, ia% ber ßanbgraf barin lebiglic^ eine
(Srfüdung feines SBunfd^eS fal^?
Rein eoangelifc^er S^rift »irb jenes unl^eilüofle ©ebenfen gut^
^eifeen ober ani) nur befd^önigcn »ollen. Offenbar fehlte ^cn
Reformatoren, »aS freiließ eine (Srbfc^aft aus bem ftatl^oliciOT^
»ar, ber boDe Sinblicf in baS »a^re fittlid^e SBefen bet S^-
SBcl(^ »unbcrli(f)er ©tanbpunft ift eS bo^, um bem mannli(^<!Ji
Jeilc aus ber ®e»tffenSnot 5U Reifen, bem »eiblid^n bie ?J*
einer Äonfubine 5uju»eifcn! ©aS Unred^t gegen bie SanbgTapn
»irb taum berul^rt. äud) ^ier ift ein Skc^llang ber mittddt^'
liefen ©cringfc^d^ung bcS SBeibeS unfc^mer ju ertcnnen. Unb 0J0
blieb baS bürgerliche (Sefeft als fittlic^e ©d^ranle? 33ucer betonte
fpatcr mit Sfled^t, bie Reformatoren badeten nid^t baran, eine Dopf^l-
el^e Dor bem ®efc^ ju Dertctbigcn. S)aS tarn aber niig
^ie ^tUnt^ be« Sonbgrafett. !S>tx turftttfl. 489
bcm bcttcffcnbcn ©c^tiftftucf ju gcnugcnbcm 8lu§brucf. auf bcr
anbctti (Seite mufe alten unb neuen änßagen gegenüber betont
werben, bafe iJutl^er unb SRelanc^tl^on, tjon bem bie 3?ieberfc^rift
l^ctrii^tt, babei mit gutem ®e»iffen l^anbelten. SBir l^ören aud&
hic^t, bafe fi^ übet baö Anbringen Sucetö fonbetlid^ cntfefet »aren.
SBcr jenen früher erwäl^nten ©rief au^ bem 3a^re 1524 fennt,
in bcm er ben gragefteder üon bem gorum beö gurften an jein
(Scroiffen unb feinen ^riefter oerweift, mirb 8ut§er^ fpaterer ?lu§=
f agc, bafe er in gleichem galle cbenfo l^anbeln »erbe, bafe alfo eine
"SlücCfic^tnal^me auf ben ^ol^en C)errn nid^t mitgefpielt §at, ®lauben
fd^etifen. ©röteren «nftog al^ baS (Sutad^ten felbft mvL% bie »rt
unb äßeife ermecfen, wie bie ^Reformatoren fii^ jpäter baju ftcütcn.
Slbgejel^en üon einigen SSertrauten foflte biefcr „öcid^trat^ »ie
Sutl^er fein 3^U9tii^ auffaßte, au(^ mirtlic^ gel^eim bleiben. ®a^
mufetc Sucer. ?lber er §atte Dom ßanbgrafen ben ?luftrag, fofort
ben Shirffirften unb bejfen State inö SBertrauen ju jiel^en. 5Rit ber il^m
eigenen Sncrgie oertrat er bie ©ac^e feinet ?luftraggeber§. 9?od&
auf ber äleife fanb er S^it, bie (Srunbe für unb gegen bie ©oppeU
el^e in einem erft neuerbingS gebrudten Süc^lein jufammenjufteQen.
®te lauten boc^ »efentlid^ anberS al§ bie bcr ffiittenberger unb
finb ein fldglic^cS 3^wgni5 bafür, wie bei biejem 3Ranne bie |)oli=
tifd^c Slücffid^tnal^me auf bie ®rofeen ben (Sieg über bie beffere
(SrtcnntniS baüontragen tonnte.
©eine Sotjd^aft rief in JBeimar grofecö Sntfeften l^eroor. Sie
aSerfprec^ungcn, bie ber ßanbgraf mad^cn liefe: Unterftüftung in
allerlei politifc^en fragen, DieUcic^t fogar bei ber Erwerbung Der
»aifcrlronc, machten fd^merlid^ irgenbmclc^cn @inbrudE. ®er fromme
Rurfütft liefe ben ßanbgrafen bringenb bitten, bie ©ad^e wol^l ju
crroägen, bie ©d^dbigung feiner ,,8leputation'' unb bcr ©ad^c De3
(goangcliumS in Setrac^t ju jicl^cn. ®r möge ju ®ott flehen,
bafe er biefe Anfechtung überwinbe, er foHc ^um minbeflen noc^
juwarten, bis @ott weiter 3lat unb ^xi^z fd^icfe. ®inge e^ aber
nic^t anberS, bann follc er e$ fo mad^en, wie ßut^er geraten.
au(^ l^ier fann man biefelbe ©eobad^tung maii^cn, wie in ©ittcn=
berg: man r£t nad^ SRöglic^tcit ab, fürchtet bie fd^weren e^olgcn,
aber für etwas aufeer aller 3Rögli(^(eit licgcnbeS fielet man bie ©a(^
490 I>u 9lcbeiic^. 8ot ber Xntnnft be8 «aifer«.
nic^t an. ^©u botfft nic^t", fagtc leinet. ?Kan ^offtc »i?|
nod), ba{( bet Sanbgtaf jur Oejinnung (ommen märbe. SBelc^i
Sile et ^tte, baf) et beteitö eine jmeite (Sema^lin gemäl^lt, n)u|ti
ntemanb, aud^ Sucet nic^t. 9{o(^ mat biejet ni^t }utu(fgefe§rt al^
bet gutft fc^on bie Suftimmung feinet unglucHic^en ®ema§lin eriDirfl
^tte. 1Relan(^t^on befanb ft(^ mit anbeten 2§eologen auf einet
OunbedDetfammlung in @(^maltalben, atö i§n bet üianbgtaf nac^
iKotenbutg an bet gulba entbot. (Sbenfo war 93ucet bott^tn ge=
laben »otben. (Stft bei i^tet Änlunft etfnl^ten fic, bafe fie^ einer
gotbetung bet Watgatete oon bet ®ale unb i^tet 92utter cnt=
fptec^enb, bei bet Stauung ald Saugen fungieten foQten. S[m
4. Stätj 1540 »utbe fie bolljogen.
'Slan muj) fic^ babei bie allgemeine poUtif^e Sage t>etgegen=
wattigen. Äatl V. ^atte ben gtanffuttet «nftanb, ben bet ^pit
aufd {(^ätfftc tjctutteilte, ni(i^t beftfitigt. (St lunbigtc feine an-
fünft im Reiche an. Äüe Abmachungen maten alfo »iebet dct=
gebend gcrocfen. 2^itn augcnblicf lonnte bet Rtieq lo§bte(^en.
®en Raifer etmatteten bicfelben Aufgaben wie Dot 10 S^ten.
Jlbet wie anbct« waten bo(i^ bie 3}et^ältniffc gewotbcn! S)ic
Heine ptoteftantifc^e ^attei, bie Dot einem 3fll^t5e§nt ©ulbung für
i^ten ®Iaubcn etbeten l^atte, »at je^t eine SRadfet gerootben, mit
bet auc^ aufeetbeutf(^e Staaten ted^ncten. Sie ©iffetenjen in ber
8lbenbmal^l5ftagc matcu übetbtücft, bagegen maten bie ®cgncr
feine^mcgS einig. (Sin 3"fö"»'"^'i9^'&€" betfelben im SJütnbetgcr
S3unbe mat unmßgli^ gemefen. @ine fatl^oUfc^e ^attei, bie bem
äommcn be^ RaifetS ^offnungSftcubig entgcgcnfal^ mie bot bem Jage
5u Slug^butg, gab e^ je^t nic^t. S)et Gebaute batan ettegte Dielme^r
ein aügemeineS Unbel^agen unb meitgel^enbe SScffitd^tungen. Äuc^ bei
ben gut (atl^olifd^en ©tdnben mad^te \\i^ bie @in)i(^t geltenb, ba§
im (Stunbe genommen bie ^olitit bed ©panietS an ben ttoftlofen
3uflänben unb ben ©itten in ©eutfc^lanb bie ©c^ulb trug, ja
ia^ et aUcin ein 3i^tetejfe an bem gottbeftanb biefct 3ctriffenl^it
ju §aben fc^eine. S)ie geiftlid^en f^ütften l^atten baneben oDe Ui=
fad^e, be§ Äaifct^ ©tteben nac^ SSetgtöfeetung feinet ^mmaijt
px futc^ten. @d^on ^atte et Utrecht unb Suttid^ in feinen Seft$
gebta(f)t. Dffenbat fttebte et weitet. @ol(i^e (Stmägungen iiai^Un
$oIitif<!(e9. Sutl^cr unb bie C^nigungSbefirebungett. 491
bie ©tänbc beibcr Slcügion^partcien cinanbcr naiver. (Sine bur(fy=
gel^etib antifaiferlid^e (Stimmung führte im äBinter in biplomati-
^(^ct aSiclßcfc^äftigfcit ju eigenartigen politifc^en RonfteQationen unb
5um leil tul^nen planen. Sie Tid^teten fic^ aüt gegen bie Ü6er=
mad^t beS C)aufe$ ^ab^burg. Unb in ber 9teIigionSfrage gebac^tc
man über ben ffopf beS Staifet^ ^inmeg eine (Sinigung ju etjielen
ober il^n ju jroingen, enblic^ an bie ©rffiflung feiner Swfagen ju
gel&cn.
Sutl^er unb bie SBittenberger l^atten nur infofern bamit ju
t^un, a(^ fie im Januar 1540 ein ®uta(^ten barüber abgaben,
n>ic man fid^ bei ben beabfid^tigten SinigungSbeftrebungen im ?ßunfte
bcr öel^re Der^alten fofle. 9iaturli(^ bacfjten fie auc^ jeftt an lein
9{ad§geben. ®ie woQten bei il^rer ^uguftana unb Apologie bleiben
unb üermal^rten fid^ im üorauS gegen jebeS „©loffieren" berfelben,
namentlid^ mfiffe man aber nac^ vok Dor ba^ $apfttum atö ba^
Slcic^ be§ «ntic^rift^ befampfen. ©edl^alb ^ielt Sut^er jeben
Sinigung§t)erfud) für au§fi(^t5lo§, unb aud^ fein fturfurft meinte,
ba^ man ,,mit bem papiftifc^en f)aufen als unbugfertigen miber
bie ben)u|te äßal^rl^eit menig ober gar nid^tS grud^tbareS ausrichten
werbe". ÄnberS urteilte 93ucer. SRcben ^bilipp oon C^effen, ber
il^n in alle ^lane einweihte unb »iebcr bon i^m beraten würbe,
war leiner lebl^after an biefen SSeftrebungen beteiligt, als ber (Strafen
burger Sleformator. 3Ran lann fid^ benlen, roeld^eS ^"tercffe er
bemnad^ l^aben mufete, bafe bie „gel^cime ©ac^e" beS Sanbgrafen
au(^ roirllic^ ®el^eimnis blieb. Unb bicS erft red^t, ba »ie ge=
möl^nlic^ bie ©onberintereffen bie allgemeinen überwogen, bie Ifi^nen
^Idne ber geifllid^en ^crren fofort Derflogen, als man l^örtc, bafe
ber Staifer bereits in ben Sßieberlanben fei, unb aud^ bie f(^mal=
Ialbif(^en S3unbe§ genoffen , wieber ifoliert, in il^rer betannten ©e=
ootion eine (Befanbtfd^aft an ben Raifer fc^icften, um il^n \)oti triege=
rifc^em Sßorgel^en abjumal^nen. 93ie üiel lam je^t barauf an, baj)
bie proteftantifd^e Partei jufammenl^ielt, bag fie fid^ leine ä319^e
gab! SBie bann, wenn eS ruchbar würbe, bafe ber eine gu^rer
berfelben foeben einen ©c^ritt getrau, ben bie laiferlic^e C^^lSs
gerid^tSorbnung mit fc^mfil^lic^em 2;obe bebrol^te?
Unb fc^on na(^ wenigen 9ßo(^en fprad^ man aQentl^alben bat^on.
492 2)ie 9Ubmt^ »iib bctonnt äRcüm^t^n« (Mrontintg.
gteilu^ ^tte au(^ bct l^ffifc^e ^ofprebiget, ^ion^ftud IRelanbc
bie @titn ge^bt, offen auf ber Sanjd bie ^Berechtigung ein
SRe^te^e ju bettfinben. Salb raunte man ft<^ ju, baj» Sut^
bcm durften bie (Srlaubniä baju gegeben. S>ed Sanbgrafen ©c^vefte
bie ^jogin Don Kod^iil, bie ber Sruber arg l^intergangen, m
au{(er ft(^. ©c^mere Sormurfe belam er aud^ t>on C^^jog ^änm
)u ^5ren, ber, um Sid^ered ju erfal^ren, ft(^ bet ^au Doti bc
®ale mit (Semalt bemfic^tigt §atte. Sturfur^ S^^^^^i^ ^mitHj
ber ie^t vermitteln foQte, lehnte ab. Sucer mahnte immci
bringenber jur 93er^imli(^ung, unb mad^te bie gemagtefiten ^ioi-
fc^läge, um bad (Sefc^e^ne ungefd^el^n ju mad^en. £)agegen §atti
ber öanbgraf in ber C><>ffttung, baf) bie öunbc^gcnoffcn feine Sc-
mijfen^fac^e für eine liteligiondfad^e ertlfiren unb bamit ju i^rer
eigenen mad^en mfirben, bie ganje Sngelegenl^eit am (iebften ofen
betannt. 9ber ber {turfurfl gab i^m beutli(^ ju erfennen, ba| (^
ibn nic^t ju fc^u^en oermöc^tc, falls ber ftaifer in peinlid^em ^■
ric^t^Deifa^ren gegen i^n borge^n »urbe.
®er erfte, ber bie golgen be« f (glimmen ^anbel^ ju erfaßten
^atte, war iRelanc^t^on. 8luf ber «eife 5U bem ^ciiQXon§äefpM
iDüdjc^ ber ftaifer je^t mirllid^ unb jtoar nai) ^agenau beruten
^atte, erful^r er, ba^ bie ©ad^e betannt gemorben unb wie matt
fie beurteilte. ©aS ©eroufetfein ber 3RitDcrant»ortlicbfcit, bie Sotje,
wie baS nun auf bcm C^agenaucr läge werben würbe, ber @(|incti
über baS grofee Ärgernis unb bie ©c^fibigung ber eDangelii^^^
©ad^e warf ben Jiefbefümmerten fd^on in ©eimar, eS mi i»
3um 1540, auf "tia^ Jhanlenlager unb brachte il^n an ben Son^
beS ®rabeS.
«ud^ ßut^cr ertannte fofort bie ganje ®röfee beS StgernP
@r llagte fic^ einer ju grofeen ©arml^erjigleit an, einer afljtt menji^
liefen 5Rad^gicbigleit, l^atte er boc^ injwifd^en crfal^ren, ioi ^^^
©ewiffenSuot be5 üJanbgrafcn in ber ll^at nic^t fo grofe poi\^
war. @r wufete, wcld^cS Kapital bie ®egner barauS WH^
würben. ?lbcr er blieb babei, nac^ beftem SBiffcn unb ®^^P
gcl^anbelt ju l^aben. ©c^wcrer laftcte auf i^m bie ©orge fut ^"
faft Derjwcifelnbcn greunb. Sr fud^te i^n brieflid^ ju ttöPen,
inbcm er il^n auf S^riftum l^inwieS, ber aud^ in bicfcm P^
Stttl^er am ftratifenbette Si^eUm^tl^otiB. 49S
SaQc: „®eib gettofi; id^ l^abe bie Sßelt übetmunben.'' (St etinnett
an ba§ S9cif))icl ©aDibS, bct, obwol^l feine Sage biel Der jweif elter
xoax, nid^t bal^ingcfunlcn fei. ©a bct Jhitfurft il^n ber ^imamt
äSctatutigen megen um fid^ l^aben moOite, tonnte et mentge 2:age
später felbfi an bem Shanfenlaget 9ReIand^tl^on§ fein. (St fanb \^n
hcton%üo^. ®ie Äugen fd^ienen gebtod^en. SRan erwartete fein
Gnbe. Stfd^rodten rief Sutl^er auS: „^epte ®ott, mie l^at mir
bct Jeufel bie§ Drganon gefd^äubet." ©ann »enbete er fid^
an^ genjter unb betete, „«flba", fo crsfil^lte er fpater felbft,
„mu|te mir unfer ^ttt ®ott l^erl^lten, benn id^ »arf il^m ben
(Bad oor bie %^x unb rieb il^m bie Dl^ren mit aOen ®ebet^-
t^erl^eiftungen, bie id^ in ber ^eiligen @d^rift ju eti&l^len rouftte,
ba| er mic^ mu|te etl^dren, »o id^ anberS feinen SSerl^eiftungen
trauen foüte." ^icxau^ trat er Doli ©laubenöjuberr^t an ba«
S3ctt, ergriff SRclanc^tl^on bei ber C>flnb unb rief il^m ju: „Sei
guten SRut^, ^l^ilippc, bu »irft nid^t fterben." ®ott »oüe nit^t
ben £ob beS ©unbers, ermal^nte er meiter, SRetand^tl^on foQe nid^t
bem 2rauergeift Raum geben, jonbern bem ^crrn Vertrauen. ©ar=
über ertoad^te biefer, fal^ Sutber an unb bat il^n, il^n nid^t auf=
jul^alten, er fei auf guter gal^rt. «SRit nickten", erwiberte ßutl^er,
„bu muf)t unferm ^errn ®ott no(^ »eiter bienen'', unb atö er [xi^
weigern »oQte ju effen, brol^te er il^m l^alb fd^erjenb: ^^&x\bi,
^^xlippt, lurjum, bu »irft mir effen, ober id^ tl^ue bid^ in ben
SSann.'' Unb SRelanc^tl^on gel^ord^te unb lie| ftd^ auS ftranf^eit
unD ©d^wermut J^erausreifeen. ßutl^er fal^ bie« felbfl al« ein 2Bunber
an. S3oU ^ubetö melbete er e« ben ^eunben unb feiner ®attin,
unb banfbar erfannte SRelanc^tl^on e5 an, »ie ßutl^er, troftbem er
felbft in fc^werer innerer Sorge »ar, biefelbe unterbrudft l^be,
um i^n balb mit tröftenben SBorten, balb mit l^artem ©dielten
aufjurid^ten. „SBenn er nid^t gelommen »äre, »firc id^ fidler ge^
ftorben", fd^rieb er an SamerariuS.
Slbcr nun galt e§ für Sutl^er felbft, Don neuem in ber ©ad^e
be^ Sanbgrafen ©teHung ju nel^men. SOien Xbmad^ungen jum
Zxoii badete biefer allen (SrnfteS baran, in einem öf[entlid^en Sud^
f(i^reiben feine ^anblung^meife )u berteibigen. SBenn er bariiber
angefod^ten »urbe, foDte ßutl^er fie verantworten Reifen, fonft
Äplbc, ?Mt]^<r. n. 32
494 Vut^ nnb ber Sanbgtaf. iBifena<i(cr Setd^itbtnngeit.
tnu^te er notgebiungen feine ^nbfc^tift aufmeifen. 9btx Sui
beflanb auf feinem S^ein. (Sinen Seic^trat fyxf>t et gegeben. S
et bie t)on Sucet fibetbtac^te SSeic^te bed &inbgtafen nic^t t
taten burfe, fo auc^ biefet feinen lOeic^ttat nic^t. Sine dffentd
Sctteibigung bedfelben fei unmöglich, »ad t)ot ®ott unb bent d
»iffen tec^t fei, fei Ifingft noc^ nic^t t)ox bet IBelt tec^t. ®egi
übet ben faifetlid^en Kelten, gegenubet bem SÜat bet ®c^nft i?i
®el^otfam gegen bie Obrigfeit tomme man mit bcu SSeifpieten a
bem alten Zeftamente nic^t aud. Set Sanbgtaf möge \x^ bal
begnügen, baft bie Slatgatete t)ox feinem dkmiffen fein äßeib fi
Senn et bem ftaifet fd^teibe, baft et eine ftonfubine genotnnie
metbe bad ®e{(^tei jugebecft fein. Dagegen abet fttfiubte fic^ b
Sanbgtaf: et mujjte t)ox feinet jmeiten ®emal^tin unb beten S3e:
manbten atö ein (S^tlofet etfc^einen, ba et nut untet ber ^oxmi
fc^ung einet »itfli^en (5§e i^re 3uftimmung etl^lten.
Um bie ®egenf5^e, bie fic^ injwifc^en flatf jugefpt^t l^atteii
auiSjugleid^en, fanb bann im ^\xlx 1640 in (Btfena^ mol^in Sut§e
ben Rutfuxften begleitet l^tte, eine Ronfetenj jmifc^en ben fä(^
fif(^en unb l^effifc^en Stfiten fiatt. ®ie fu^tte untet lebl^aftet Se^
teiligung Sutl^etd ju bitteten ^uiSeinanbetfe^ungen, bie einen meni^
erfteutic^en (Sinblid in bie fittlic^e Seutteilung be^ %aüc§ ge=
»fixten, e^t'^tttfibtenb btol^te bet Sanbgtaf, ftc^ an ben Saiferju
n)enben, »d^tenb Sut^et nac^ wie Dot eine öffentlid^e Sneifeniiung
bcd S3eic^ttat^ betweigette, ja ertlfirte, et mütbe el^et fagen, baj
er ben Sanbgtafen genant l^abe.
Set unfelige i^anbel fc^ien ba§ fittlic^e Urteil immer me^r
trüben ju »ollen. ®anj befangen in ber Sb^orie Dom ^ti^u
gel^eimnis unb in ber anbern fic^erlic^ falfd^en äReinung, ia^ mit
Offenbarung feines S3eid^trated biefer oon fetbfi l^infaüe, bjip. Der
ber )L)ffentlic^Ieit leine Geltung l^abe, tonnte bedl^alb Sutl^ fogar ju
einer ,rguten ftarfen 8üge" raten, ©arüber fam e5 no(^ ju einem
fd^arfen S3riefroe(^fel jwifc^en i^m unb bem ßanbgrafen, inbem
ber Sanbgraf glaubte, ba| Sutl^er aus 9Renf(^enfur(i^t jutu(Itoei(|en
»oute.
SBie »enig tannte er il^u bod^I (&m\% ging i^m bie @a(|e
na^, fogar fe^r na^e. äßir ^ben ^ufierungen genug batu6er.
Sutldet itnb ber eanbgraf. 8ebeutung be9 d^^antH^. 495
9Bie ](f)on betnerft üerfannte er au^ nid^t bie ®efal^i für bie ganje
eDangelifd^e @a(^e, aber bon gurd^t mar bei tl^m nic^t bie Siebe.
2to^ biefet Angelegenheit fd^rieb et auS SBeimat unb (Sifenad^ bie
launigffen S3riefe, ferste et mit feinet grau unb feinen ftinbetn.
3n feinen Arbeiten liefe er fid^ nid^t fiören. An ber im ^a^xt
1539 begonnenen Siebifion feiner SSibeluberfe^ung arbeitete er auc^
l^ier toeiter unb f(^id(te barauf bejügtic^e fragen nad^ Sßittenberg.
(&i l^atte innerlid^ mit jener ®ad^e abgef(^loffen. (Ein fold^er SRanu
war nid^t ^u fd^redten, am menigfien burd^ bie S)ro]^ung beS Sanb=
grafen, feine in jenem 83eid^trat gcmad^ten abfälligen Äufeerungen
über ben ftaifer ju beröffentlid^en. S)er gurft fam übel an. 8utl^er
fc^rieb il^m am 24. 3uli einen ©rief mit fo bitteren IBal^r=
l^eiten, bafe er balb um (Sntfd^ulbigung bat. Sucer batte Stecht,
wenn er marnenb über Sutl^er bemerlte: „^ü^nn Idfet er fid^
tummerlid^, treiben gar ni(^t.'' Sd^liefeUc^ mufete ber Sanbgraf
felbft einfel^en, bafe e§ für i^n beffer fei, bie ®ad^e gel^eim jn
galten, atö, »ie e^ gütiger auSbrudCt, ..aud ®otte$ ®erid^t (ber eS
mit ®naben nad^giebt ^ur 9lot) fid^ in ber SRenfd^en ®eri(^t ju
geben". Dabei l^ielt er bod^ an ber abpd^t feft, fid^ im Slotfafle
bem ftaifer ^u entbedten, ein ®ebanfe, ber natürlich auf feine ganje
politifd^e C>altung Ifil^menb einmirten mufete. äRel^r als je fud^t» er
fid^ ben ))clitifc^en Statgebern be§ Keid^eS ju nfi^ern, ol^ne ju merfen,
n)ie er bon il^nen umgarnt mürbe. Sielanc^tl^on ffird^tete ben S(u$=
bru(^ bed äßal^nfinnS, ber in ber l^effifd^en e$firfienfamilie erblich »fire.
(Ss ift fc^merlid^ SuffiOiig, bafe ber beginnenbe 92tebergang beiS
beutfc^en ^roteftantidmuS al§ ))oUtif(^er SRad^t mit biefem ffirfilid^en
(Sl^el^anbel jeitUd^ ^ufammenffidt. S)ad Slrgernid »ar fieser ein
allgemeine^ unb es gel^örte eben nid^t üiel SBi^ baju, unb iai ift
ja bis l^eute fo üblid^ geblieben, bie @ad^e als eine normale ^d^t
bed eüangelifd^en Glaubend l^injufleaen. Seiber fehlen und ein:
gel^nbe 92ad^rid^ten barfiber, mie eigentUd^ ba§ et)angelifd^e 83olI
barfiber urteilte. 9iür l^ier unb ba l^ören mir ^ufeerungen, ba|
man Sutl^erd 3utaffung, t^on ber man freiließ nur eine bunUe
ftunbe l^atte, nic^t berftanb unb baruber ben ftopf fd^fittelte. Aber
mad x\t fc^limmer, atö menn iaS SBoK baiS fittlid^e Xl^un feiner
^^rer nid^t ju t)erfie]^n bermag!
32*
496 tottbent )tt ^genon itnb IBormB. 8t6dft6erfel}ttng.
Kuf bem ttonüente ju ^genau, bet nac^ »enigeti au§fidfti
reichen ^rfiliminatien (Snbe 3uli bettagt unb im Oftober in SSSortn
t)on neuem jufammentteten foDte, tarn bie Kngelegenl^it gegen aÜ
16etut(^tung bod^ nic^t ju öffentlic^et Sefprec^ung. 92ur bie fubbeut
fc^en Zoologen, Dfianbet, SSrenj unb ®d^nepf, gaben Sucer eine fe^
abffinige ftiitil bed IBittenbergei ®uta(^tend ^u (ören. Wyex ^eunl
unb 9^inb folgten bafür, bafi bie ©ad^e fo balb nid^t jut 8hil^ fam
3n ben erften Zagen bed %uguft »ar Sut^ »iebet t>a^m
unb bei ber Hrbeit. 92eben bei ^Neubearbeitung fetner Sht(^en:
poftille, beten Diettet teil in biefem ^afftt etfc^ien, befd^ftigtt
i^n nic^tö fo fe§r, atö bie fc^on etwfi^nte Stemfion feiner S3ibek
ubetfe^ung. (St tonnte fi(6 batin nic^t genug tl^un. Witt gto|ec
©otgfalt mürbe untet i6ei^i(fe bet ftoDegen, §in unb tt>ieber au($
audwfittiget gteunbe, bad ganje gtojje Sßett nod^ einmal but(^
genommen. SBie und betid^tet »itb, fanb fi(^ baju oft ein
ganjet ^©an^btin*' (SSetfammlung) Don Sd^tiftgclcl^rten 8ufain=
men, um untet Senuftung oHet gelel&ttet Hilfsmittel unb in 8egen=
fettigem Sudtaufcb bet Steinung ben tic^tigen ^uSbtud ju finben.
Sutl^er lag baran, bie grofte Arbeit fo f(^neD aH möglid^ S" f^^=
bctn, abet etft im ®ommet 1541 mutbe bet Studt ooOenbet. S)ie
läufige ^bmefenl^it bon SRelanc^tl^on unb Stucigct, beten Seirat
er ungern entbel^rte, »irfte üielfac^ ftörenb.
aRitte Dftobet l^atten fid^ biefelben auf ben SBeg nad^ Sßorin^
gemad^t. @eit lange l^atte Sutl^et an ben öffentlid^en 9(ngelegen=
l^eiten nid^t fo oiel ^ntereffe gejeigt, atö biedmal. Unb maS ^
foeben in SBormS anjubal^nen fd^ien, mar mic^tig genug. 9?a(^
ben ^bma^ungen k)on C^^S^nau foQte ein frieblid^ed SoOloquium
gel^alten »erben, bcm Äuguftana unb Apologie jugtunbe gelegt
metben follte. Sutl^et tonnte einen Xugenblidf glauben, ed »erbe
je^t »irtlid^ )u einem beutfd^en 92ationalton)il tommen. 3u feiner
greubc jeigte fi^ unter ben cbangelif(|en tl^eologen, beren ptj
eine gro^e Qafii eingefunben ^atte, eine feltene (Sinmütigteit. Sie
Steigung, ju einem frieblid^en äiuSgleid^ ju tommen, »ar »irllicft
beinal^ eine allgemeine unter ben beutfd^en ®tänben. S)ie Serid^tc,
bie über bie (Stimmung ber einzelnen einliefen, lauteten anfangt
gunftiger ald je. Unter ben SFurfürften nal^m »ol^l ber SRainjer
SBonnfer ©ef^rSii^. $otitit M Sanbgrafen. 497
icftt bic fd^roffftc Stellung ein. SBon bem Rölner, bcm alten
J^ermann üon 2Bieb, erfüllt man, bafe er felbft fel^r ernplid^ eine
Siefotmation feinet SSiStumö plane. Suc^ ^falj unb Jriet fc^lugen
eine Detmittelnbe SRid^tung ein. S^bem fleDte fid^ balb l^erau^,
iajs bie offijieU ju ben fatl^olif(|en Sofloquenten jäl^lenben SSer=
tretet bon Sranbenburg, ^falj unb 3ulid^ mit ffidf ni(§t jufammens
gelten moQten, fo bajs bei ben meiften ^bftimmungen bie Sntfd^ei-
bung jugunften ber ^roteftanten l^fittc auffallen muffen, aber ^bcn
ieSl^lb fud^te äRorone, ber päpftUd^e ®efanbte am SBiener ^ofe,
t)a$ ®efpräd^ mit aDen SRitteln ju l^intertreiben. Unb laum ^atte
man nad^ mod^enlangen SSerl^anblungen mit bem ßoQoquium mitl=
Ii(^ begonnen, aU e$ SRitte Januar burd^ faiferlid^en SSefel^l untere
brod^en mürbe. 9uf bem nad^ ätegen^burg audgefd^riebenen Steic^d-
tag foQte e§ mieber aufgenommen merben.
SKe^r als ber SBunfd^, bem ^apfle entgegenjutommcn, bfirftcn
anbere 3Rotit?e mafegebenb gewefen fein: eröffnete fid^ bod^ foebcn
bic ?tuSfid^t auf bem 9ieid^§tage felbft burd^ perfönlic^e ®in»irlung
auf bie eüangelifd^en gürften bie ^rotcftanten gefugiger ju mad^en.
®o glaubte man wenigftenS in ber Umgebung be§ ÄaiferS. 3Der
igKinbcl bes Öanbgrafen foHte bie |)anbl^abe bieten. Sßon allen
üerlaffen, l^atte er in feiner 5Rot trofe aüer SBarnungen S3ucer§,
o^ne übrigens feine ®rünbe bireft einjugeftel^en, in ber Jl^at
fd^on im ^zxbft SSerl^anblungen angctnüpft, um in ein „53erflänb=
niS" mit bem Jtaifcr ju tommen. S§ Idfet fid^ benfen, bafe man
i§n nic^t jurildtmieS unb, mie bie ®inge lagen, natürlid^ anfangs
bie l^dd^ften gorberungcn fteütc. 3l^re aUfeitige (Srfüllung l^dtte
i^n böflig üon ber eüangelifd^en ©ac^e trennen muffen. 8l6er bem
(Sbangelium moHte er um (einen $reis etmaS oergeben. S)ie Sßer::
pfli(^tung, in jjebem galle feine 9leligionSbermanbten ju einem 9[uS=
gteid^ ju bewegen, lel^nte er ab. ®egen fein eoangelifd^eS ®emiffen
»oute er nid^tS tl^un. Sber meldte S3ebeutung mugte eS fd^on
l^aben, wenn er feine bisherige DppoptionSfteDung aufgab!
®aS war fd^on ju bemerfen. SRod^ el^e baS offijielle ®efprdc^
begann, war cS auf Sßeranlaffung beS laiferlit^en 8latS ®ranüella,
ber bamalS für aQmfid^tig galt, ju einem ®el^eimgefprä(^ ge(om=
men, an welchem im Auftrage beS ßanbgrafen aud& JBucer teiU
418 2>at flutet fog. StcftcnfSiirgCT Qitdft. tStodft bct fBotmfer Oef^rac^.
na^m. ^xtt legte bet ttftlnec Z^Ioge unb SononifuS (Stopper, ein
SRann, bet bamald einet Deformation im 6inne b€d (Sra^mu^
nu^t abflenetflt »ar, gemetnfam mit bem (aif erU(^n ©elretfit Selt=
mid eine Keil^ t>on Xkrgleic^rtiteln t>or. Sucer \>ctmo^tt i^nen
feineSwegd attfeitig ^u^uftimmen. (Sr t>er^]^lte bem Sanbgrafen
nic^t, »eli^ @(^mieriflfett j. O. bie fünfte bon bet Xran^
fubßantiation, (Sin)e(meffe, (Bebete für bie Xkrfiorbenen, übtt^vpt
bie 3^^inonienfrage mad^en mfirben, fte beriefen aber in »listigen
Seiten ein fo »eitge^enbeS (Sntgegenlommen, baf( er batin eine
annehmbare ®runblage ffir »eitere SBerl^nblungen erblidFte, ma^
ber Sanbgraf nac^ einigen Sebenfen acceptierte. S>amit toar ba§
wichtige 3ugeftfinbnid bed O^genauer Xaged, baf; auf (Sntnb Don
Huguflana unb Hpologie berl^nbelt »erben {oQte, aufgegeben.
Surd^ SSermittelung beS tturfurften bon Sranbenburg foQte ba^
©(^riftfifid ben O^uptleuten bed Sunbed Dorgelegt »erben, unb
Wipp' f^ ^^^^ SSucer, foQe ftc^ bann ßcOen, atö ob er ed jum
et^enmal ffi^. ®o ^tte man, »enn au(^ in befter Sbftc^t eine
^nttigue eingeffibelt, »elc^e bie f(^»erften folgen l^ben foOte.
äRan begreift je^t, bafi man im (aiferlic^en Stat an ber gort=
fe|ung be$ SBormfer (Sefprfic^d (ein ^nteteffe mel^r l^atte unb
f(^Uej}li(i^ bem Sanbgtafen atö Selol^nung für feinen Sifer in ber
(Sinigungdftage bie (Snabe be$ ftaiferd iuftd^ette. S)affir Derfprac^
er, »orauf man bad l^öd^fte ®e»id^t legte, perfönlid^ auf bem
Sleid^dtage ju Siegendburg ju erfd^einen.
3ni»ifd^n l^atte Sutl^er aud einem fel^r fd^rfen (Sbifte beS
Saiferd, bad er in SSrabant gegen bie Sutl^eraner unb bie Su(|er
ber Sleformatoren erlaffen l^tte, bie Überjeugung ge»onnen, baB
bon ftarl V. unb feinem S3ruber, an beren ^finben unfd^ulbiges
S31ut (lebe, bo(^ nic^td ®uted ju erwarten »fire. 9Ran ffird^tete,
er »erbe jjened (Sbift rrgloffieren", aber ed »ar il^m ju „unflätig'.
(5r begnügte fid^ bamit, ed einfad^ ju veröffentlichen, „bamit ber
2BiDe be« RaiferS offenbar »fire/ 3«^ 3«* befd^äftigte il^n anbcre^.
9Dad feit lange gefpannte aSerl^ltniS ber beiben S3unbedl^pter
JU bem C>^jog ^einric^ oon SSraunfd^meigsäBolffenbüttel »ar in
ben legten "^affxtn nid^t ol^ne gegenfeitige @d^ulb in offene ^nb=
fd^ft ausgeartet. S)em »utenben ^roteftantenfeinbe, bem offen=
lunbißcn ©uftUnfl unb J^intcrüftigcn gricbcnöbtcd^er, bct aber bod^
bas D^t bed {taiferd befajj, ttaute man bic fc^Ummften S)inge
IM. Unb fernere ®emaltt]^aten tonnten i^m aUetbingS }ur Saft
gelegt werben. 91^ bie t)on il^m lange bebrfingte ®tabt (Sodlat
ein t)or il^ren SRauern gelegene^ ftloftev, ba§ feinen Angriffen einen
©tü^punlt bieten tonnte, einjog, l^atte ei bie (Srtl&rung bet %(^t
gegen bie ®tabt burd^gcfeftt unb fi(^ foeben jelbft bie Äu^ful^rung
berfelben übertragen laffen. SuffaQenb biet SSrfinbe in ber i^m
feinblic^en ®tabt Simbed, aber aud^ im ®ebiete bon C>^en unb
(Sad^fen würben auf il^n jurfidtgeful^rt, unb nid^t wenige gefangene
^orbbrenner erflcirten, woran man im gegnerifc^en ßager nid^t
zweifelte, bon i^m gebungen ju fein. @d^on feit anbertl^atb ^a^xtn
wed^felte er befonberd mit bem Sanbgrafen öffentliche @d^mfi^f^riften
üoH ber gröbften S^^bettiben. Flugblätter au§ beiben Sägern, in
benen bie wenig fauberen $ribatangelegenl^eiten beS ^cx^oi^ wie
be$ Sanbgrafen in berbfter ©prad^e bel^anbelt würben, brad^ten bie
@a(^e in^ Soll, ^m 92obember erfc^ien eine neue @d^md^fd^rift
bc§ SSraunfdgweigerS gegen ben SFurfurften unb bie (Soangelifd^en
fiberl^aupt. S)a ubernal^m 8ut^er bie Srwiberung, l^atte bod^ ber
C^erjog il^m uad^gefagt, baft er feinen C^^rrn, ben fturfurfien, einen
„^an^toux^t' )u nennen pflege. 92un fd^rieb Sutl^er „äßiber C>anS
SBorft", ba3 ift, ben ^erjog, ben SRorbbrenner, mit allem Sein
unb ader Sßerad^tung. bie man in ebangelifd^en Streifen unb beinal^
überall gegenüber bie{em dürften liegte. @d^on Anfang ^anmx 1541
war er bamit befc^&ftigt, aber törperlic^ed Seiben Derjögerte bie
äßoQenbung. SSereitö Dor SBeil^nad^ten tlagte er über einen l^ef^
tigen ftatanl^ unb @d^laflofigteit. S)a5u tarn ein ^atögefd^wfir,
unb bie alten Ropf leiben fieigerten fid^ fo, baf( er baruber am
18. Februar }um @(^red(en ber Seinen einmal ol^nm&^tig iu=
fammenbrad^. Unter biefen Seiben fd^rieb er feine gewaltige @d^rift.
^r Singriff auf feine $erfon l^ielt tl^n nic^t lange auf, auc^
auf bie fonfiigen SSerleumbungen bed SRorbbrennerd wollte er nid^t
eingeben, nur ber bon neuem erl^obene Vorwurf bed %ufru§rd unb
bed übfaOd bon ber redeten SKrc^e beranlaftten il^n nod^ einmal
}u {eigen, toa^ bie wal^re SKrc^e fei unb wie nid^t bie (Soangelifc^en,
bie baS SBort (Sottet, bie Satramente unb bie ®d^lfiffel mit ber
SM 8itt|ct fiicr bot SUgcnt^ittgec ftad^.
alten ftitc^e gemein litten, abgefaQen mfiten, fonbetn i^e iSegnei
üielme^i „bem Xeufel eine neue ftitc^e erbaut'' Ratten, aud bei
0ott bie (SiKingelif(^ J^etaudgetiffen ^be. Unb um ben Sottsuij
be< Sufrul^t« iutfi(()un)eifen, ers&^It er bie Xnffinge beä gan}eti
etteifa! unb jeigt bafi jene, nic^t bie (SDangelifc^en, bie Jlntängei
„be« (ut^fc^en Sfirmenft'' geoefen feien, — ba^ aü^ in to
berbßen Sprad^, bie bec Slo^^it bed ffiTfUic^en XoneS nic^tö na(^
gab. 92ur ei felbft tonnte meinen , baj} et lool^l infolge feiner
StxantftAt auffaQenb milb gefc^tieben babe.
Übrigen« enthielt bie ®d^rift auc^ wichtige Vu^fagen über jeine
Stellung ju ben (Sinigungdbeftrebungen. SBenn bie ®egnet fiii
fteOten, ald ob fie in einigen fünften ttma^ nad^geben »oUtec,
unb bad ®Iei(^e bon ben Soangelifc^eu Derlangten, um fo jufamineii
5U (ommen, fa§ Sutl^et barin nur ba« frebeil^fte SSeginnen, \\ii
aber <Botted äßort ftellen }u »oQen, Don bem niemanb etnra^ #
geben burfe. Sßie war ba eine Sinigung }u ermatten?
au bie ®(^rift am Anfang april in SÜegendburg äntini,
foütcn bie SBer^anblungen eben beginnen, fturffirfl ^cai^m ^ttc
in ber %^t bie älode übernommen, bie man i§m jugeM^ ^'
no!^ mit benfelben SBorten, bie S3ucer i^m em^fol^len l^tte, ü6et=
fanbtc er Anfang gebruat jene (Knigungdartifel, ba^ fpatet W
nannte „SRegenSburger S3u<^", nad^ SBittenberg. Sutl^er iD&tcDic
gute abfielt bcr SJcrfaffer, fanb aber, bafe bie üorgefc^lagenen $«=
gleid^dartitel für beibc Seile unannel^mbar feien. S)a§felbe wir^
er bem Rutfurften auf bcffen ©urd^reije nad^ SiegenSburg münbüi^
erflfirt §abcn. ©einem ßaube^^errn, ber bereits jcbc Seircjawi/
be« ßanbgrafen mit SBifetrauen bcobad^tetc unb felbft m(|t }«»
Äeid^Stag ging, »iberriet er auc^, feine J^eologen ju bem to^-'
fid^tigten (Se|})räd^ ju f(^ic(en. ®a3 »ar nid^t ju Dermeibcn.
»iitte aRdrji begaben fic^ Sruciger unb SBetand^tl^on aufjii^
Seife, Unterer in grofecr ©orge öor ben Umtrieben beS Sanbgtal«^'
®ie mar nid^t ganj unbegrünbet. Raum in Stegen^burg angefon^t
l^attcn bie turfurftlid^en ©efaubten über SBorf(^läge bc§ Sanbgtaien
ju berid^ten, bie ßutl^erS (gntruftung l^erborriefen. Dffenbat wo"'^
ber ßanbgraf junäd^ft, um entgegenjufommen, in öielen me|t W^'
lid^en fünften, S^^^n^^wi^ii u. f. ». — man fpradj) Don M'
Snti^r übet ben Sanbgrafcn. 9{ei((«tog. (Sontatint. &01
ttalia'' — , nachgegeben »iffen. iHbet bauon »oflte Sutl^cr nid^fö
l^öten; moQe man in bec 9fleligion SSergUid^ung machen, fo foQe
man mit ben „gtunbU(^en ©tficten''. Seigre unb @attament, be^
ginnen, bad &u^erlic^e mürbe ftd^ bann fd^on Don felbft fd^idten.
5Die ganje meUtluge Sßei)e, wie man bie S)inge betrieb, a(§ ob e$
fid^ ni(^t um göttliche fonbern „um meltlic^e, (aif erliefe, turlifd^e,
fütfllic^e ©ad^en l^anbelte", öerbrofj il^n auf« tieffte: ^3<^ forge",
fd^rieb er barübet an ben Jtanjler ©tudt, „ber ßanbgraf laffe fid^
}ie]^en unb }5ge uns gern mit fic^. Sber er l^at uns (meine id^)
genug unb wo^l gejogen in feiner @ad^e, er foQ mid^ nid^t mel^r
jiel^en. ®^e wollte id^ bie ®a(^e »ieberum ju mir nebmen, unb
allein wie im Anfang fielen. Sßir »iffen, ba| eS ®otteS @ad^e
ift, ber l^ats angefangen, bis^r felbs gefü§ret, unb wirb eS binauS-
fü^rcn. SBer nid^t l^ernacb will, ber bleibe bal^inten; ber Raifer,
ber 2!ur{ baju, unb ade 2.eufet foden l^ie nid^ts gewinnen, eS
gel^e und brüber, wie (Sott wiQ/ Übrigens erful^r man balb,
bajs ber Sanbgraf oon neuem erflfirt l^abe, in (einem @tude ber
Se^re weichen ju woQen.
SRerIwurbig, wie bie S)inge auf bem Steid^Stage fid^ geftalteten.
S)er ftaifer, ber ben bringenbfien SBunfc^ l^atte, baS ganje 9iei(^
gegen ben bebro^(i(^en Xnfturm ber fürten aufzubieten, jeigte eine
SiebenSwürbigfeit unb ein @ntgegentommen, wie man eS faum jemals
t)or§er beobad^tet l^atte. (£r lief) fic^ üernel^men, als ob er bie
legten je^n S^^l^re (einen anbern ®eban(en gehabt l^&tte, als bie
religiöfen Sirren im Sleic^e auf frieblid^em äßege 5U lOjen. 9Rit
ber Gewinnung beS Sanbgrafen, ber fteunblid^ aufgenommen würbe,
glaubte man im (aiferlid^en State bem Qkk ein gutes @tid nd§er=
getommen ju fein. 3l\^t minber gute C^f'ffnungen erwecfte ber
))fi))ftli(be Segat, ben ber ftaifer befonberS erbeten ^atte, ber 9ax=
binal (SaSparo Sontarini. SRan wu^te Don feinem (Sifer für
«Reformen an ber fturie. @r l^tte groben baoon gegeben. Sel-
bem galt ber ernfte, fittenfirenge 93enetianer als baS C^^upt eines
}war (leinen, aber wie man meinte einflußreichen, frommen Streifes
am pfipfllid^en C)ofe, auf ben gewiffe ®runbgeban(en ber eDan^
gelifc^en Seigre, wie bie ©etonung beS fittlic^en SSerberbenS in ber
menf^lid^en 92atur unb bie alleinige Sßertfcbd^ung ber göttlid^en
502 Vnf bcm ftd^tagc in 9tegeitBbitrg.
0nabe nic^t o^ne (Sinbiud gebtieben tooren. Sßenn eS ü6eti^u)?t
einen italienifd^n Xl^ologen gab, bei bem man ein äSerftdnbni^
bet e&angelifd^en Seigre unb bamit eine Steigung juc 93erft£nbtgung
etttHitten (onnte, fo mar t» Sontatint S)a| bet ^ap^ in feinet
Snfttuftion bie Knertennung be< gottgeorbneten Primats bed ro=
mifi^en Sifd^ofd aü etfte Sebingung bet (Sinigung bejeic^net unb
bamit im \>oxaM ba$ Sintern jebed (SinigungiSDexfud^ besegelt
l^tte, blieb einßweilen ®e^imni9. Kud^ eine an ben ftaifet ge=
richtete Heine &^n\t bed Sod^IeuS, bec unter C>inn)ei$ auf ben
ürtilel Don bet ftitc^e in bet Xugufiana bie UnmSgUc^teit einel
Sufammengel^end betonte, blieb unbeachtet. 3" bet Umgebung bes
ftaifetd l^tte man bi^ beßen (Hoffnungen* Unb auf bet anbem
Seite »at S9ucet geuet unb flamme für ben (Sinigung^gebanfen.
@elbß bet fo fü^I benfenbe gtofte ^anjofe (Saloin, auf ben man
in biefen äRonaten juetft in Deutfc^lanb aufmetffam mürbe, tonnte
je^t nid^t nut füt Ceutfc^Ianb, fonbetn ffit ganj dvixopa ben @ieg
bet eoangelifd^en ®ad^e etboffen. ^ anbetn Streifen gab man fi($
fteilid^ leinen Xdufd^ungen l^in. SReland^tl^on, ber niemals ent=
fc^iebener mar a(d in Stegendburg, (Eruciger, ^mdborf, mie bie
meltlid^en ®efanbten beiS fturffirften hielten aOe Semül^ungen fiii
tefuUatlod, unb tS fehlte Don Anfang an unter ben @t5nben nid^t
an fold^en, bie fte )u l^intertreiben fuc^ten.
Der ftaifer felbft mfil^lte bie ^eilnel^mer an bem neuen (Se=
fprfic^e. (Sd mar nid^t ju umgel^en, aber <Bro))per unb ber m(|t
minber berföl^nlid^ geftimmte äRainjer S)om]^en, ^utiud Don $flug,
ein äRann aus ber ®d^ule bed (SradmuS, boten ein gutes ®^€n=
gemid^t. Vtxt C)ilfe be§ fiegaten, mit bem bie genannten Z^o-
logen tfigUc^ bie Dor^ufc^lagenbe B^ffung befprac^en, mürbe bie
Stampfbegier beS alten Sngolft&bter ged^terS im Saunte geleiten.
SuS ber (Segenpartei mürben SReland^tl^on, SSucer unb ein Pfarrer
aus bem ®efolge beS Sanbgrafen, $ifioriuS aud 92ibba, gemault.
3Birfli(^ mürbe il^nen jenes me^rermfil^nte S3ud^ jut Beratung
übergeben, unb über Srmarten fd^nell einigte man fid^ fiber bie
erften artifel. Sie betrafen bie Seigre Don bcm Urjuftanbe be^
9Renf(^en, Dom freien SBillen, Don ber Urfad^e ber @unbe unb
ber Srbfünbe, unb aud^ bei ber 9ied^tfertigungSlel^re gludte eS ben
2üt^tt über bie (Sinigung^formet t)Dn ber 9le((tferttgung. 508
®egnetn mit ^ilfe Sontarinid eine annel^mbate gormel ju finben.
@ie lonnte als gut eüangetifd^ gelten. Sie fpejififd^ tömifd^e
f^affuns n)aT aufgegeben, bem ®lau6en, bec \ii) aQein auf bie in
S^tifio gefc^enfte Seted^tigfeit berläjst, mirb t>a^ entfd^eibenbe äRo^
ment beigelegt, aber in ber »eitfd^weifigen gormel, bie öberaü bie
©puren beS Stompromiffed an fid^ trägt, erfc^ienen bod^ aud^ »ieber
SuSbrudte, »eld^e bie römifc^eSnfd^auung »enigftend nid^t auSfd^loffen.
%nt 8* 9Rai mar bie gormel in ben ^finben bed ffid^fifd^n
fturfürften. SRit bem ^nfiintt be§ geraben, el^rlid^en SRanneS
na§m er fofort an ben Dielen Sßorten ^nfioft. S)ad ®an3e fei
eine e^ade, meinte er, mit Sbfid^t l^abe man bie SBorte fo t^er^:
tlaufuliert, bamit ber (Slaube allein nid^t jur Geltung lomme.
Unb Sutl^er fiimmte il^m ju. (Sr nannte bie gormel eine ,,toeit=
läufige geflidte 92otel, barin fie Stecht unb »ir aud^ Siecht l^ben".
S)ie l^ifiorifd^ wichtige ^l^atfac^e, ba^ offizielle SSertreter ber rö-
ittifd^en Shrc^e il^re bisherige Stec^tfertigungSlel^re aufgegeben l^atten,
mad^te auf il^n gar (einen (SinbrudC. 8(n eine »irtlid^e SSefel^rung
berfelben glaubte er nid^t; ein (&i »urbe niemals jugeben, frül^
anberd geleiert ju l^aben. 9Ran l^atte ben rec^tfertigenben (Stauben
unter SSerufung auf ®al. 5, 6 ald einen fold^en bejeic^net, ber
burd^ bie Siebe tl^ätig ift, aber Sutl^er mied mit 9ied^t barauf §in,
bafe an jener ©teile nid^t Dom ®ere^t»erben, fonbern Dom
Seben beS ®ered^ten bie Kebe fei, unb er beftfitigte bie Steinung
bed B^tften, bajj bie Sift ber ®egner fid^ fd^on jeigen merbe, menn
man auf bie anberen %rti(el (ommen mfirbe. C>i^rauf erflfirte ber
Shirffirft feinen ®efanbten, ia% er in ben uberfanbten ^rtifet, »eil
er bie l^eilige ©d^rift üerbunfle, feinedfaDS »iOigen »erbe, unb
»ad er weiter über bie SSerl^nblungen ^örte, beftärtte il^n in feiner
Abneigung. „®ie»eil »ir leben'', fd^rieb er am 28. 8Roi, „fo
foQen bur(^ ^erleil^ung bed Xdmfid^tigen bie SBorte: Serglei-
d^ung in ber Steligion bei und unferer $erfon l^alben nid^t
mel^r ftattfinben, fonbern »ollen ed bal^in ftellen, unb babei bleiben
laffen: ber fid^ bergleid^en »ill, ber Dergleic^e ft(^ mit ®ott unb
feinem SBort unb ne^me badfelbige unb biefe Se^re an, »ie »ir
anbere biefed Zeitö aud^ getl^n l^ben. Sßer mit %l\dtmt »iGl
umgel^n, ber fa^re bal^in."
5M (»efanbtfd^ft an 2üt^.
Unb ber ganje 3n)ief})alt trat »hflid^ fofoit »ieber l^erDor,
aü man in ben SBetl^nblungen auf bie ^age nac^ bent Sieben ber
ftirc^e unb auf bie @attamente ju fpcec^en lam. S>ie Xran^
fubftantiation unb ber VtefitultuS »utben oon ben SÜdmern ebcnfc
beftimmt feftge^lten, a(d bie (Soangelif^en fte DertDarfen. tMbct
man moQtc boc^ nic^t ganj umfonß gearbeitet ^6en, bie üer=
glic^enen Hrtitel fodten, bad max bie Steinung beS ftaiferS unb
feiner Stdte, aU ^ggregaMpunfte für etmaige meitere 9$erslei(|unge!t
feftge^Uen werben, ^t^jwifc^en (önnten barauf^in fic^ 6eibe Seile
tolerieren.
9ber waren jene Srtilel »irUic^ angenommen? S)aS ®efprä4
foQte ein ,,uni>eTbinbU(l§ed'' fein, nur unbefc^abet ber 9uguftana
§atten bie proteftantifd^en Xeilnel^mer i^re 3uftimmung ju ben
fraglichen Srtiteln ertl&rt, unb fo t^iel mu{}te man bcd^ nad^gera^e
in ben fraglichen ftreifen in 9tegendburg, baf) afle Abmachungen
^er ®tänbe untereinanber ober mit bem Raifer unb ^pfte wtxu
lod feien, menn ed nic^t gelang, ben gemaltigen ^ann in äBitten-
berg jur Sufiintmung 5U bemegen. Sad l^atte ber Sanbgraf bem
ftaifer fc^on am 17. "Stax fel^r beutlid^ ju t^erftel^en gegeben. &o murDc
benn eine förmliche Scfanbtfcfeaft an i^n bef(^to{fen. S^ten «uftraä
erl^ielt fie 00m fturfurften g^ac^im unb üon ®eorg oon ©ranben=
bürg, aber fd^werlic^ o^ne SBiffen unb 2Biflen beS RaifcrS. Solenn
oon anl^alt, ber fic^ noc^ feinen SSruber ®eorg, ben 9Ragbeburger
Som^errn auS ®effau jul^ilfe §olte, SRattl^iad oon ber @c§uieti=
bürg unb ber ie^t in branbenburgifc^en S)ienfien ftel^enbe fd^ottif(|c
2:§eologe D. Sllefiu^ fibernal^men bie fc^mierige SRtffion. Sm
9. ^uni mar bie ®efanbtfc^aft in SBittenberg, unb am näc^ften
Siorgen mürbe Sut^er feierlic^ft in i^re ^txhtx^t gel^olt.
@r l^atte eben angefangen, ficb mieber etmaS ju erl^olen. @ine
Heine SScfferung in icinem Sefinben, Oon ber er an SReland^t^on
Anfang 8pril berichtete, mar ol^ne Seftanb geioefen. SBenige Sage
barauf ergriffen i^n oon neuem fd^mere Seiben. ®in Dl^rgefc^iour
mit an^altenbem Slu§fluf( qu<e il^n oiele SBod^en. S)ie ©^merjcn
im ffopfe fteigerten fid^ jumeilen fo, bafe er bie X^ränen nit^t
jurficfl^alten tonnte. SBo^en lang mar er ^aib taub. Anl^ltenbe
®d^laf(o)ig(eit machte il^n immer fc^mfid^er. SSand^mal erfd^ien i^nt
Stxcca^dl anttoütt an bie (Sefanbtett. 505
fein 3wftanb fafl unctttäglid^. ©atubct würbe et immer mfiber
unb er feufjte: „o bafe bcr ^ttx meine ©eele in grieben l^in^
näl^me.'' 3lo^ @nbe 9Rai lonnte er leine ®tunbe ^intereinanber
aufmcrffam lefen, gefd^meigc benn längere 3«t fpred^en. aber bie
?lrbcit an ber Slebifion ber S3i6eluberfe^ung gab er bo(^ nic^t
auf, unb troft eigener 3lot l^atte er für bie 5Röte ber greunbe in
äflegen^burg immer ein Sßort ber (Ermunterung unb be$ 2:rofte$,
unb feine SuSlaffungen jeigen bie alte Jtraft unb (gntfc^loRenl^eit.
®o au(^ jeftt.
3Ran mödf^te meinen, eS mar eine ber mid^tigften Sntfd^eibungen,
t)or bie Saliner in biefen 2^agen gefieHt mürbe. Slber im ®egen^
fa^ }u feinem SFurfurfien, ber in groger @negung atöbalb na(^
S&ittenberg eilte, blieb Sut^er fel^r rul^ig. SBaS man t>on i§m
Verlangte, mar bie ^nnal^me ber berglid^enen ^rtilel unb ba§ S3er-
fpred^en, bie übrigen, bie bod^ meniger mid^tig feien unb bie bann Don
felbft fallen mürben, einpmeilen ju tolerieren. Dbne QxDtx^d mar
e§ eine ftarte gumutung, fic^ über beftimmte Säfte, i§re «nnal^me,
Jolerierung ober SRid^ttolerierung binbenb äufeern ju f ollen, ol^ne
fie il^rem äßortlaute nad^ ju lennen. S3on ben berglid^enen ^r=
tifeln lanntc er nur ben Don ber Sled^tfertigung, üon ben übrigen
nur bie ©egenaufftellungen Sieland^tl^onS. 8lber eine fd^roffe 8lb=r
meifung mod^te gegenüber bem freunblid^en ffintgegenlommen al§
unangebrad^t erfd^einen, fo Meibete er fie in eine §öfli(^e, fafl bip=
lomatifd^ unbeutlid^e gorm, bie burd^ bie beRernbe ^anb be§ ftur=
fürften, ber noc^ einige fleine ©d^ärfen l&ineinbrad^te, nid^t gerabe
tiarer mürbe. ®r fprid^t {eine greube über bie 3lai^n6)t au§,
bafe bier jlrtilel berglic^en fein foüen, aber gegen ben einen, ben
er fennt, ben Don ber Sled^tfertigung, erl^ebt er fd&mere SSebenfen.
Unb aud^ beim beften SBiQen beS Raiferd erllärt er, fei eine
mirtlid^e SSergleid^ung unmöglid^, ba e§ bem anbem Seile bod^
nid^t ernft märe, benn fonft l^ätten jene bei ben unberglic^enen
Slrtifeln, bie mit ben angenommenen im f(^roffften SBiberfpruc^e
fielen, \a „öffentlid^ unb Ilärlid^ miber ba§ erfte ®ebot flreben%
nid^t bel^nen tonnen. S)ie @d^ma(^en mfiffe man gemijj mit
(Sebulb tragen, aber bei fold^em Sßerl&alten i^rer „Dbrigteiten unb
Shrd^enämter'' tSnne Don einer ^u fd^onenben ®(|mad^]^eit, meldte
606 8itt^ Vtttioort. 9tcfonnation in ^Qe.
bie Xoletatt) ooi ®ott entf(^ulbigen tonnte, nic^t bie dlebe fein,
ba l^nble ed fid^ meloiel^ um »(autei Dorffi^lic^e Z^rannei".
®lei(^mo^I (önnte etnnid ttuted j^audlommen, menn ber ftaifei
ed but(^iufe|en Dermöc^te, bafi bie mec %Tti(el XDixüi^ rein ge=
prebiflt mürben, benn babur(^ »fitbe ben anbern „ber ®ift'' ge=
nommen, unb fte würben, n>ie eS bei ben (Sbangelifc^en gefi^^n,
üon felbft faQen, unb unter biefet S3oTau8fe|unfl muffe man au($
bie ^(^»ac^en tragen, ^a, er rfit fc^liepc^ bem ftaifer, in einem
!(udf(^reiben biefe C>offnung audjufprec^en, nfimliii^ bafii« »cnn
biefe %rti(el rein geprebigt mürben, „burc^ il^ren Haren S^e^(^t^
bie %$erglei(^ung ber übrigen fic^ Don felbft ergeben mürbe. Df[en=
bar fnüpfte er bamit feine 3uftimmung an Säebingungen , beren
Knna^me Donfeiten ber (Segenpartei, ber er, mie mir l^drten, feinen
(Smft zutraute, für unmöglich l^ielt. Somit war feine antwort
eine Sblel^nung. Die 9legendburger S3erl^nblungen fal^ er al^
beenbet an unb riet auc^ bem thtrfürfien, feine Xl^ologen abjube=
rufen. 2)ie fürjllid^en (Befanbten waren mit SutberiS Snttoort }u-
frieben, wie biefer meinte, weit fie Weber bie Sbfic^ten il^rer 9uf=
traggeber nod^ feine Antwort Derfianben litten.
Sber no(^ e§e bie ®efanbtfd^ft jurüdgefel^rt war, l^tte lit
(Segen))artei felbft fd^on bafür geforgt, bafi bie ganje (Sinigung^^
arbeit Dergeblid^ war. fturfurft Slbrec^t l^tte ®runb, befonberl
aufgebracht ju fein, ffid^renb er in ÄegenSburg war, Ibi^lt man
in ()aQe bie Szxt für getommen, enblic^ bie ^rebigt beS SDan=
gclium^ einjuful^ren. aSon SBittenberg würbe ein ^rebiger er=
beten, unb auf Ccfel^l be« Rutfürften 3ö^önw griebric^, ber auf
®runb feines in feiner ^uöbel^nung bielumftrittenen l^aaifd^eu !6ut9=
grafenrecbtd feinen ®(^u^ iufid^erte, übernahm 3- 3^nad bie Sin--
fuj^rung ber Stcformation in ber bifc^öflid^en @tabt. Ser ®tattl^(tet
beS SanbeS^enen bermoc^te il^n ni(^t baraud ju bertreiben. 3"
ol^nmäc^tiger äßut forberte Sibredbt je^t, bafi ber Itaifer bie SBoffen
gegen bie ^roteflanten ergreife, wenn er anber« wiröi(^ ffaifei
fein wolle, fonft wäre e3 beffer gewefen, wenn er in Spanien ge=
blieben w&re. 2)a$ war aud^ bie Steinung ber baQerifdben (iei=
}öge. Unb bie thtrie l^atte nac^ l&ngerem S&^ttix injwifii^en bem
Segaten il^r entfd^tebeneS SRijjfaOen an feiner ganzen ^Ituitg au^-
gcbturft. Sian fing an feine aSermittelung^üorft^läge für feftetijd^
au^jugeben.
9lxd)t einen ginger breit woüte man nad^geben, bon Joleranj
lönnc feine 9iebe fein, nur auf bem ftonsil, ju bcffen (Sinberufung
bct ^apft fi(^ jeftt »ieber bereit erßarte, tonnte bie ©ad^e erlebigt
mctben. ^n einem 8lnf(j^lage, ber an ben Spuren ber laiferlic^en
©crbcrge ju lefen war, würbe ein pcijjftlid^er Sblafe für biejenigen
tjcrl^eijjen, weld^e für bie Befreiung ©eutfii^lanbö bom öut^ertum
beteten- ®ie Haltung @cfö erful^r bie ungeteilte «nerfennung ber
Ruric. ®abur^ wieber (ü^ner geworben, mifebiüigte er jeftt offen
baS 9iegen^burger ä3u(^ unb berbäc^tigte bie 9le($tgläubigfeit feiner
StoQegen. £)aS unglfidfUc^e Sud^ würbe, wie Sutl^er fagt, bon
ber einen Partei jertreten, bon ber anberen jerriffen. ®ie 8lu^=
gleid^dber^anblungen fc^eiterten boQft&nbig.
®er mul^fam bereinbarte Slbfd^ieb erftrecfte ben 3lurnberger
^rieben bi^ jum ftonjil, ol^ne bod^ ben Sug^burger ^bfd^ieb
aufjul^eben, womit bie ^rotefianten naturlid^ nic^t aufrieben
waren. Um fie nic^t feinen au^w&rttgen Gegnern in bie 9rme
5u treiben, mufete fid^ ber Jtaifer ju weiteren 3w8^Mnbniffen ber=
ftel^en. (Sine ^etlaration beSfelben gewdl^rleiftete l^infid^tlic^ be^
geiftlid^en S3efi^ftanbe$ , beS äleformation^red^te^ gegenüber ben
Älöftern unb beS SBerfal^renS be^ ftammcrgerid^tö eine gröjjere
©ic^er^eit unb gröf^ere 9led^te, aU e$ im Slbfd^ieb felbft möglich
gewefen war.
S)a§ (San^e war bod^ eine 92ieberlage ber „Ratl^oliten'', bie biefen
Siamen jum erftenmale in 9legen^burg mit (Smp^afe für fxä) in
Änfpiud^ nahmen, tlber bie Verwirrung war geftiegen. ®ie S3e*
obad^tung, wie nal^e man fid^ getommen, fo bajj eS ben weniger
religiös angeregten faft wie @igenfinn erfd^einen tonnte, baf) man
fid^ nun bod^ wieber getrennt l^atte, l^atte etwas (SntfittUc^enbeS.
@ie oermel^rte namentlid^ unter ben ®ebilbeten bie ßci'^l ber fo=
genannten (Sjcfpettanten, jener (S))ifur&er, wie Sutl^er fie nannte,
bie, um fid^ nac^ beiben ®etten ju fid^ern, bis jum ftonjil warten
wollten unb fic^ baruber bon jeber tird^lid^en ®emeinfd^aft fern l^ielten.
SiS^er l^atten bie eoangelif^en (Seiftlid^en aud^ folc^en, wenn fie
in einem ebangelif(^en SDrte gelebt l^atten, bie tird^lid^e SSeerbigung
608 Octttag M {anbgtafoi mit bem l^atfet.
ntf^t Dctfogt. 9tunmel^ fing mon untct Sutl^ (ebl^ftem 9ei^
fad an, fte aM Und^ti^en an^ufe^. —
Unmutig l^tte ber ftatfct ben Slrii^tag Detlafftn. fin^ et
loofle mte bte anbeten je|t nur feinen Sottetl fud^en, l^otte man
i^n fagen. 9l\xx einen, fteiti(^ gto{)cn (Srfolg l^tte er crretd^t. Um
Smneflie )u erlangen, l^tte ftd^ ¥^Ui)))) üon O^en ju einem
Sßerttage ^rbeigetaffen, ber i^m perfSntii^ bie ^nbe banb unb
gugleii^ eine mertlid^e @(^n>5<&ung bed f(^ma(talbif($en S3unbeS unb
ber ganzen proteflantifi^n Sad^e bebeutete. Denn it>ie er felbfi
feine Sünbniffe mit ^ranheid^, (Snglanb unb bed ftatfer^ ®egner
im Streite um (Selbem, bem ^rjog Don (Siebe f(|nef(en burfte, fo
l^tte er aud^ Derfpret^en mfiffen, ben (Eintritt biefer 92fi(^te in ben
fij^malfalbifii^en Sunb gu üer^inbern. d^ war nxi^t fd^toer geioefen,
aud^ ben ©d^^miegerfol^n bed Sanbgrafen, ben ^erjog Vton%, @cl^n
C>einri(bd t)on @a(^fen, in ben {^ertrag mit einjuf(i^lie|en. S)er junge
9ßann, ber frfi^ gelernt batte, Slad^t unb dnfel^n ju fc^fi^en unb bie
neinli(^e $clitit ber @d()maltalbifd^en gu Dcrac^ten, mar, wenn er
nid^t fc^on bamaU meiterge^enbe $(fine l^tte, fi(^erlid^ langft ent=
{(^loffen, feine eigenen SJege ju gelten unb fi(^ nic^t Don feinem
O^eim, bem fturfurften, ind ©c^le^ptau nel^men }u laffen. Unb
IFurfurft 3oa(!^im, bem ber Staifer bafur feine SKr^enorbnung 6e=
ft&tigte, l^atte fi(^ gleic^faQd Dcr^f(i(^tet, nid^t in ben et>angelif(^en
S3unb ju treten unb bed Staiferd Partei gu leiten. @o toar an
ein Suföwmcnge^cn ber ^roteftanten nic^t mc^r ju benicn. —
Sffiie »eit ßutl^er üon biefen ©ingen Slunbe l^ttc, u>iffen wir
nic^t. ^l^m mar genug, ba| bei bem Ausgang be§ 9teid^§tage§
bie C>au|)tia(^e, „bie ©oncorbic jwifd^cn (S^riftuS unb ©clial" m(|t
juftanbe getommen war. 3« i«««^ 3«it (®ommer 1541) fang er
fein Sieb:
„@r^alt und $err bei beinern 9Bort
Unb ftcur bc8 ?5apfte8 unb 3:ütlen 3Roxh ic."
Unb ber lürfenjug befc^aftigte i^n lebl^aft. 3m «uguft 1541
orbnete ber Jhirfurft allgemeine (Bebete gegen bie Jürlen in ben
ftirc^cn an unb ßut^cr fc^rieb eine neue „Cermal^nung jum (8e=
bete wiber bie Jfirfen". ffir l^tte wenig C^offnung auf einen glud[=
ZfixUntAt^. Sut^er unb bcr Jtotan. 509
(i^en %u$gang, benn bet [ittlidge S^ft^nb S)eutfd^{anbS, bie Un=
banfbatteit gegen ba$ (St)angelium, bet ®ei} unb bie O^^fudgt
fotbcrten, toie er meinte, bie (Strafe ®otte$ l^erauä. Unb feine
SBefürd^tungen beftatigten fid^. Ofen fiel in bie l^&nit beS @ultan^.
®ct Raifer, ber bie Ungläubigen an ber Rufte t)on Algier belriegte;
tonnte fid^ nur mit äRfi^e nad^ Spanien retten.
@ine buftere ©timmung, bon ber SRelanc^tl^on l^offte, ba| fie enb=
Ud^ aud^ einmal bie beutfd^en durften au$ il^rem lieberlid^cn, trunt
füd^tigen, un^üd^tigen Seben aufrütteln merbe, bemfid^tigte ftd^ ganj
®eutfd^lanb^. ^n ©tfibten wie 92urnberg, Breslau, 2t\pi\i mürben
1 542 ber 2:ur{ennot megen bie gaftnad^tdfpiele unterfagt. @in ernfter,
öon SRelanc^tl^on l^enul^renber Srlafe orbnete baSfelbe ffir bie SBitten=
berger Uniberptfit an. 3« f^i^^ SBeife trat aud^ Sutl^er felbft in
ben Stampf gegen bie 2:är(en ein, inbem er ®nbe 1542 eine Ü6er=
fe^ung einer fd^on alten (lateinifd^en) äßiberlegung beS Storan^
au^gel^en lic|. 92id^tS, meinte er, mfi|te bem Xurfen berbriepd^er
fein, als »enn man feinen „Älfotan an ben lag bräd^te". SBie
»enig teilte er bod^ bie Sngl^erjigfeit anberer, 5. 35. beS ©afeler
äHateS in biefem fünfte! £)iefer l^atte ben S)rud(er Oporinul
n)egen beS SrudCs einer lateinifd^en Storanuberfe^ung fogar in
^aft genommen unb geftattete nur auf Sutl^erS eingel^enbe 93er=
wenbung, M^ fc^dblid^e, giftige ®ing" in einem fremben Orte
brucfen unb ausgeben }u laffen. „9Ran mu| ben Schaben unb
SBunben öffnen, fotl man*« l^eilen", fd^rieb ßutl^er in biefer Änge=
legenl^eit na(§ ©afel, „mit 3wbed(en ioirb'3 Ärger unb enblid^ t>tx=
jmeifelt unmöglich."
äud^ ber unter gul^rung beä Rurffirften 3oad§im in biefem
Saläre unternommene 2:ür(en}ug berltef unglüdClid^, unb Sutl^er l^atte
U)o|l nid^t fo unred^t, menn er neben ber ungenfigenben ©treitmad^t
au(^ bie beutf(^en dürften bafur Derantmortlic^ mad^te. „SQSaS
{od (Sott mit folc^en Seuten auSrid^ten!'' 3^ feinem Stif^mut
fpric^t er fogar ben SSerbad^t aus, bag bie dürften Dielleic^t beS<
^16 ia^ ®elb etnftccften unb nid^tS gegen bie Xürten tl^ten, ba^^
mit bie ßutl^eraner, bie man faft allein auSfdfeidfe, bort getötet
n)erben foHten. Unb in einer erneuten Srma^nung jum ®ebet,
bie et im gcbruar 1543 auSgel^en liefe, etl^ebt er barüber JWage,
Äolbe, «at^er. n. 33
610 «Vtcne 3<Uttng iMm S^dn".
bat ^i< vfi^toete Steuer übel angelegt, grofi ®ut t)ertl^ii, boju
))id feinet Seute üetloten unb bet 92ame S^fti bei ben Kurten
baTfibet beladetet toütbe'', \a, ba{( man an Cenfiterd benle. Vbxi
auä) biedmal oat Sut^ bet SRunb bet Affentli^yeti aReinung.
^nlt((e Stimmen mutben aud^ fonft laut thttjfutft 3oa^int f($tte&
bedl^Ib fogat ein Kec^tfettigungdfc^teiben an Sut^.
3n biefet 3eit bet fiaf^eten 9lot, bie auc^ eine n>tttf(|aftli(^e
»at, benn bie Zfittenfteuet (aftcte fd^met auf bem fßoltc, tonnte
bet $toteßanti9mu« ungel^inbett toeitete ^ott{(|titte machen. Sax^
binal Hlbted^t l^tte ft(^ no(^ in SlegenSbutg ein taifetUc^d äRanbat
betfd^fft n)e((bed ^onai unb (Benoffen untet 8nbto§ung ber fi^t
aui fyiüt aud)umeifen befal^l, »agte abet nic^t einmal e^ ju m-
öffentlichen. Cafflt l^tte et ben Vlnt, feine mä^ SRainj getetteten
tofibaten Sieliquien mit i^ten S^aufenben bon Sbldffen üon neuem
an)u))teifen. 9{atütli(i^ enegte bie« Sut^d 3otn, aber er Heibete
i^n biedmal in töfilic^en ^umot. ^m ^etbft 1542 Derfunbete
ein Sottet: „fltva 3^itung bom 9t^ein\ bie ^eiltum^t^er^
legung. (Sr »at anonym, aber an Sut§et$ Sutotfd^aft lonnte me=
manb jmeifeln. Die Si^inlfinbet foQten, etjfi^lt et, ben atmen
entblöfiten Shtod^en, bie }u ^üc beinal^e etftoren tofiten, ju
neuen ftleibetn Det^lfen. (S^ ginge au(^ ba$ ®etüd^t, bafi ber
Stutfurft eine Slnja^l ,,ntettUd^et neuet ^attifel", bie beteitd Dom
aDetl^eiligften Satct mit Sblafi betfel^en feien, bajuetmotben l^bc,
nfimlid^ «ein f(^0n ©tficf Dom Unten ^otn äRofi, btei glammen
oom Sufd^ 9tofi auf bem Setge @inai, jmei gebetn unb ein
@i bom l^eiligen ®eift, ein ganjer 3^f^I bon bet ^al^ne, bamit
(S^riftuS bie C)5ae aufftieg, aud^ eine gtofie Socfe oom Satte
S3eel5ebubd, bet an betfelben ga§ne tleben blieb, ein l^albet ^^lugel
Don Sanft ®abtiel, bem (Srjengel, ein ganjeS $funb oon im
ffiinbe, bet an (Elia Dotubet taufd^^et, ein gtof^ed fd^toeted @tu(f
Dom (Befd^tei bet Rinbet S^tael«, bamit fie bie SKauetn ^^i^^
niebetgewotfen*" u. f. ». 3^, ein fonbetlid^et gutet gteunb, fo
fpbttete et toeitet, l^abe il^m l^eimlid^ etjä^lt, bafi feine (Sburfurfi-
lid^e (Bnaben in feinem Xeftament no(i^ ganj befonbete Satten für
bad (Heiligtum befiimmt ^abe, nämli(^ ^ein ganje^ £tuent(^en t)on
feinem tteuen, ftommen C^^tjen unb ein ganje« 8ot bon feiner
2)ie (StMUtgeKfierung t>on ^camhnx^*^^^. 511
mal^tl^aftigen Sangen''; unb na^ ber S^fage be$ $a))M folle
lebet, ber fold^e^ Heiligtum mit einem ®ulben el^re, „IJetgebung
l^aben aller feiner Dorigen ®unben, unb aütd, xoa^ er iam^
fünbigen tann ober mag jel^n ^^l^re (ang, foQ i^m aUeS nic^t fd^aben
jur ©cligleit." ©aS »xir ßutl^erS leftter Angriff gegen ben SRainjer
Rarbinal, ber feine eüangelifc^ geworbene ©tabt ^oü^ nid^t »ieber
gefel^n l^at. 3«^ S^^te 1545 ift er geftorben.
@d^mern)iegenber a(S bie (SDangelifierung ^aHt^ xoax bie beS
aSi^tumS 9?aumburg=3eife. ©er bortige »ifd^of, ^faljgraf W^^Pf
ber jugleid^ ba§ Bistum greifing inne l^atte, mar am 6. S^nuar
1541 geftorben unb baS ©omtapitel l^atte fid^ beeilt, in ber ^erfon
be$ uns bereits betannten Julius \>. $f[ug einen 92a(l^folger }u
mfil^len. fturfflrfl 3<?^- gt^brid^, ber baS ©c^uftred^t über ba«
©tift in 8lnfprud& na^m unb mit ber il^m eigenen fout)eränen Über=
fd^fi^ung feiner SRad^tbefugniffe barauS meitgel^enbe, tl^atffid^lid^ fel^r
unfid^ere Siedete auf bie SRitmirtung bei ber ä&al^l folgerte, mar
entft^loffen, aU „bes ©tifts ßanbeSfürft, «rbfd^u^^err unb ^atron^
mie er fic^ nannte, in ber beinal^e fd^on et)angelifd^en ©tabt leinen
papiftifd^en S3ifc^of auftommen ju laffen, am menigften ben il^m
perfönlid^ unf^mpatl^ifd^en Wh- ^^^ Sßittenberger marnten, aud^
menn er baS Siedet baju l^fitte, mit ®emalt oor}uge|en, unb ber
Ständler SßxM, bem Sutl^er auäbrudClid^ juftimmte, bemerlte mit
9ted^t, ia^ bie ©ad^e bod^ anberS läge, menn eS ftd^ um ein S3iS=
tum l^anble unb nid^t mie bisl^er um ben nieberen StleruS unb
bie S^loftergeiftlic^feit: ba merbe fid^ alles entgegenfe^en, maS bem
$at)fte anl^finge. Sber il^re SBarnungen maren ebenfo frud^tloS,
mie bie SRal^nungen beS ftaiferS, bem (Ermfil^lten nidgt entgegen^
jutreten. Unb fd^liefeliii^ uberjeugte ber Slurfurft in einer ))erfön=
lid^en Untenebung bie Xl^eologen üon feinem 9te(^te unb ubermanb
i§re S3eben(en gegen bie Opportunität, felbfi für einen eüangeli=
fd^en S3ifd()of ju forgen. (Ss mürbe befd^loffen, nad^ bem 16eifpiel
frul^erer S^iUn ben ©tfinben eine tfic^tige $erfon jur Sßal^l ))0t=
}uf^lagen unb ben (Semfil^lten ol^ne „©pettatel" butd^ ^nbauf-
legung unb (Sebet ju orbinieren. Sutl^er §fitte ben ©omprobfi
ISeorg Don Sn^alt gern als 16if(^of gefeiten, aber ber Sturffirft
sog aus nal^liegenben (Srfinben . einen Staun aus bem nieberen
33*
612 Orbmation Vmlbotff ittui Oiftiof bos 9{(mtit6utg.
^el Dot, ben i^m ob feinet (Sntfd^iebenl^t ganj befonber^ loetten
Stitolau« Don Hmdboif.
3n einem feietli(^n 8fte foQte et eingefu^tt »erben. 9m
18. 3<^nuat 1542, soif(|en 3 — 4 U^t, tarn Sut^ mit 9m^
botf, Vlüandit^on unb bem Sutiften (£urio nad^ 9taumbtttg. (Sine
@tunbe f))5tet etfc^ien bet ftutfutft mit feinem Sruber (Smji
unb fe§t ja^tteid^em befolge. Dann »utbe mit ben @tänben be^
®tifted un^ ben Sifiten bet ©tfibte 9{aum6utg unb S^x% üer^n^
belt. ®o »eit fie etfc^ienen »aten, etHätten fie mie bie anmefenbc
SHetifei, mit 9ei6 unb Seben bei bet eüangelifd^en @a^t berl^nen
ju ooDen. Sut^ muffte [xz nut no(i^ batubet beleibten , ba| fit
aud^ bcm S)om{apitel a(d oeltliii^et Dbtigteit il^ten (Sib nid^t ju
litten oetpfliii^tet mfiten, »eil eS il^nen mibetrec^tUd^ einen 93er=
folget bet SKtd^e jum Sifd^of fe^en moQe.
9m 20. oetfammelte ftc^ bann aQed jut Seilte bed SSifd^ofS im
®ome. 3Rit Sut^et« Siebling«motette Non moriar k. (^f. 118, 17),
bie Submig ®enfel in 92un(lb<n oieQeic^t auf feinen ffiunfc^ fomponiert
l^tte, mutbe bet (SotteSbienfi begonnen. Dann fang ba§ 93olt ber
.^eftjeitentfpred^enbbadXBei^naii^tölieb: „(Sin Stinbelein fo Idbelic^."
Oietauf ptebigte bet @u^etintenbent D. 92itolauS SReblet mi)
1 2;im. 4 übet bie ted^ten (Eigenfd^ften eines 8ifd^of§, üetfunbete
bie SSa^t KmdbotfS unb fotbette baS %}olt auf, jum S^^^^f ^1
ed batan auc^ Gefallen finbe, mit lautet Stimme ^^Vmen" ju
fagen, toai fo einmutig gefc^al^, baf; bet Shttfüxfi feine l^eQe ^cu^e
batübet l^atte. ®a« alte DtbinationSUeb : „9?un bitten »it ben
^eiligen ®eifl'' (VeDi sancte Spiritas), weld^eS juetft auf ber
Otgel geft)ielt, bann üom Sl^ot funfftimmig gefungcn unb enbliif
t)on Itompetetn „auf 5 ]^ettli(^fte mit fünf Stimmen gebtafen »utbe",
leitete ben eigentlid^en ©eil^ealt ein. ßut^et ttat Dot ben mitt=
leten Sl^ot unb fptad^ im 9nfc^luf( an 9{)g. 20 übet bie Aufgaben
eines ted^ten Sifd^ofS. S3on mel^teten ®eiftlid^en geleitet, fd^titt nun
SmSbotf bie Stufen jum Sltat l^inan unb fniete niebet. Sutl^
fang, »aS et feit Dielen 3<»bten nid^t getban, bie altbetgcbracltc
Äntipl^one Veni sancte Spiritus mit bet Äoücfte lateinifc^, m-
pflid^tete nad^ einet SSetmal^nung ben neuen S3ifd^of unb legte iJ^nt
bann untet ©itte um ®otteS ©eiftanb mit ben anbeten ®eifHi(|en
;,(S(em)>el, einen regten c^rißtic^en iBif^of ju toti^tn''. 518
bie ^dnbe auf. ^tetmit foKte nac^ feinet äReinung bie geter }u
(&nbc fein, dlaä) ber ^(notbnung be§ Äurfuxften »urbe aber noc^
ba§ Jebeum in breifad^er SBeife wie oben gefpielt unb gefangen,
unb roie ba5 fonft uMic^ war, ber neue Sifd^of feietUd^ft in ben
Q^ox 2um bifd^öflid^en Zf^xon geful^tt, ido bie anmefenben f^ütften
unb ©tanbe il^n begludmfinfc^ten. Sutl^et begleitete bann ben
neuen ©if(!§of jut C>wlbigung ber bortigen ©tänbe auc^ nadö 3^i|-
3n einer ©d^rift: „(gjcempel, einen rechten d^riftlid^en
S3ifd^of ju weilten'', berid^tete er Don ber „gtofeen ©finbe"
n)iber bie l^ödifc^e d§rift(id§e Stird^e be§ aQerl^öaifd^ften R^ater^,
einen ©ifc^of ^ol^ne aDen ®§refem (©albßl), aud^ ol^ne ©utter,
©c^malj, ©pedt, Jl^eer, ©(^meer, ©eil^raud^, Rol^len" geioeil^t ju
l^aben, unb begrunbete auf ben SBunfc^ ber SZaumburger ©tänbe,
unter ^inmi^ auf SRattl^. 7, 15, nod^ einmal beren ^pic^t, fid^
bem oom ftapitel erm&^Iten SSerfolger ber S^irc^e ju entjiel^en,
unb baö 9led§t ber weltlichen C)errfd§aften, jur 3«t aU ,r9?otbifd^öfe''
bie ^arrer unb ^rcbiger ju fd^ü^en.
®a§ »ar bie erfte SBei^c eine§ eoangelifc^en SSifc^ofS, bei ber
man nad^ 3Köglid[)teit auf altfitc^lid^e gormen jurfidfging. SSon ber.
bifd^öflid^en ^enlid^teit blieb bem neuen S3if(^of freilid^ nid^t Diel mel^r
al5 ber Jitel. ®ie »eltlid^e SSerwaltung fam, worauf es Don üorn=
l^erein abgefel^en unb womit ßutl^er eintoerftanben war, wenn ber
S3ifd6of ein wirffameS (Sinfprud^Srec^t gegenüber etwaigen Übergriffen
l^tte, in bie C)anb furfurfllic^er SBögte. ©eine ©infunfte l^atte man
ouf ia^ SRötigfte befd^räntt. «lies übrige foDte ju »ird^en^: unb ©c^uU
jwedCen unb ju einer grfinblid[)cn 9leformatton bienen, wobei bem
Sifd^of ein ©onfiflorium jur ©eite ftel^en follte. Aber bamit ging
e§ wie immer ju ßutl^erS ßeibwefen fel^r langfam. Unb bie
Sorge S3rüdfs öor fc^weren SSerwicfelungen, welche bie tfil^ne Jl^at
be§ gürflen nad& fid§ jiel^en würbe, würbe in ber golge nur ju
jßl^r gerechtfertigt.
Unb nun tam im grül^jal^r 1542 ber ©treit um baS ©tift
äSurjen, einen 2:eil beS SReifiner JBUtumSgebieteS, über weld^eS
bie ffic^fifd^en gürften beiber ßinien gemeinfam bie ©d^uftl^enfc^aft
ausübten. @in (leiner äußerer 9nla|, bie Derfd^iebene ^uffaffung
über bie (Sinjiel^ung ber ^ürtenfteuer im ©tiftSgebiete l^atte ge-
514 Skr etrrit um QittietL
nfigt, um ben ganjen Oegenfal} bct beiben futflU<l^ Stnien unb
\fyctt SRad^tbefttebuttgen in aQer @(^tfe Vortreten }u laffen.
3ol^. 9nebri4 »etmaS ^u l^ift Dot bet @titn'', tote 8u^ fagtc,
tl^tffi(|U(l^ eigenfinnig unb unbeugfam, »o et in feinem 9ie(^te ju
fein glaubte, fef^te ft(^ toiber aOe SSerttfige in ben «eftl be^
(Stiftes unb begann fofort mit getoaltfamet (SinfSl^tung eDangelb
f(^ (Botte«bienfie«.
Offenbat badete et an Sbnlid^e«, »ie e4 i^m in 92aum6urg
gelungen »at, unb et »at entfii^loffen, baS (Sttungene gegen ben
jungen, anfd^einenb gefügigen Steffen 92ori|| mit SßaffengemiU
feftsul^lten. Sut^, bet ttft fp5t bon bet @a(^e erfüllt unb ben
man glauben machte, O^og 9Roti| l^be ben Stutfucfiten uberfaffen'
»oQen, oatf fi(^ mit f^atfen (Stntal^nungen }oifd^en bie ©ttei-
tenben, beten Suf^mmenpotf ieben Sugenblid ya ermatten mx.
3n bem bto^ben Srubetttieg fa( et nut einen Sufntl^t, bei
ben (Süangelifd^^en emige ®d^anbe einttagen »etbe. X)a^ @tabt(^en
aßutjen fei bie I^often nid^t oett. Sebem Sßetnflnftigen muf|e el
Dottommen, ald menn joei t)oQe Sauetn fic^ im Sttetfd^am um
ein jetbrod^ened ®la$ fc^lugen. 8bet fut O^jog SZotift m
Sut^et feine Sutotit&t, {a faum ®egeuftanb bet Sßetel^tung. 3^
füllet iOeteii^nung flanb et bet teligiöfen ^age gegenüber D^nc
bie Setmittelung bed Sanbgtafen, ben 9{elan(i^tl^on ju^ilfe getufen,
mfite Sutl^etS bto^enbe^ Sßott f(6n}etU(( toon Sßittung geiocfen.
3Kan einigte fi(§, abet bet ©egenfafe bct beiben gfitften blieb
beße^en, unb bet junge t^atenbutftige gutfl »at nid^t bet SRann
baju, am menigften um bed ®k)angcUumd »iOen, ein il^m ange-
tl^ane« Untcd^t ju üergeffen.
Set ganje ^cinbel, wie fd^ncQ et audg etlebigt mat, uta(|te
auf ßutl^et tiefen (Sinbtucf. SSon ^etjog 5Korife, bet bafi) nai^
feinem «egietungSanttitt (1641) bie «fite ^etjog ®eotg5 »i^i»^^
in feinen Cienft gejogen ^tte, etmattete et nut nod^ ©c^limmeS-
3n Ifl^net ^cbt fagte et feinen ftul^en Xob botauS. SRit tröto
fl^nungen fal^ et in bie S^tunft feined S)eutf(l^(anbd, Don bem er
in biefen SBoc^en mel^t al« fonft fptaii^. ffla« foDte batau« wer=
ben, »enn felbft bicfe beiben butd^ engfte Clutäbetmanbtfd^aft unb
but(^ ben ®Iauben an ba$ (Et)angelium t^etbunbenen gutfien ^^
So tkinlic^et S)ittgc »tQen einen ,,fo grausamen Shieg, ba ber Skter
ben ®o^n unb mieberum ber ®ol^n ben Sßater l^t etmorben foüen^r
l^etauffiil^tten ! (St tröfiete ftc^ in biefen Dfiertagen mit bem auf^
etftanbenen unb lebenbigen {)ei(anb, — no(^ |at (Sott bad (Bebet
feinet SKrc^e etl^ött —, aber afleS beutet i^m auf ben jfingften
Zag unb fel^nffid^tig bittet et (Sott um ein ^guteS @tunblein.''
Unb laum mar biefe @adge ertebigt, aU eine mirtlid^^e ^l^be
gan5 Ceutfc^lanb in Slufregung t)erfe^te.
Obmol^t ber ftaifet mie bot bem Steid^dtage, fo in feinet S)e=
(latation bie Sd^t gegen (BoStat fu^penbiett l^tte, ging ^eintid^
k)on Staunfd^meig bod^ batan fte }u üoQiie^en unb bebt&ngte ju=
gleid^ bie @tabt Staunfd^meig. £)a befd^loffen bie Sunbe^enoffen
ben (Sntfa^. Sßoiu mat bet S3unb ba, menn et in einem \olifcn
gaOe ni(^t einttat? Slud^ Sutl^et ettlfitte ben Sttieg fut notmenbig,
um bie SebtfidCten }u befd^u^en. S)ie beiben Sunbedl^uptteute
tudten mit ftattUd^et SRannfd^aft inS gelb, unb übet (Stmatten
fd^neU, am 12. Sluguft fiel bad fafi fut unbeitoingbat geltenbe/
fefle aßolfenbfittel in bie C)änbe bet SSetbünbeten. «alb »at ba«
ganje Sanb befe^t. Unb ootbetl^anb »agte niemanb, bem pd^-
tigen gfitften beijuftel^en. ®o mat ein neue« Gebiet ffit ben $to=
leftanti^mu« etobett. Z)enn atöbatb mutbe untet bet ^§tuttg
Säugenl^agend bie 9tefotmation beS Sanbed botgenommen. Uttb
ein (Bebict um baS anbete wanbte ftc^ in biefet 3«it ^^w ^tote=
ftantiSmu« ju. 3«^ S^^te 1542 nahmen u. a. bie 9lcid^«pfibte
9iegen$butg unb ®(^meinfutt bie ebangelifd^e Se^te an. Dtt=
i^eintid^ üon $fali=9teubutg betief Dfianbet jut Stefotmation feines
(BebieteS. 2)et (Btaf bon (»ennebetg etbat ftd^ ebenfaQ« einen
^tebiget au« S^utnbetg. SRe^j, beffen 8lefotmation fteilid^ etft
im (Entfielen toat, bat um Kufnal^me in ben ®d§ma((a(bifdgen
%unb, »a« Sutl^et aOetbing« nid^t befütmotten fonnte, meU ein
Xeil bet S3utgetfd^aft nod^ am 9(ten l^ing. S)ie (Soangelifd^eu
Senebig« unb benad^battet ®täbte fud^ten Sutl^ bie ^ni ju
teid^en, unb in ©iebenbütgen tonnte man fc^on 1543 5ttt Kuf^
fteDung einet S(itd^enotbnung fd^teiten. Sin ^ofyc fpfitet lam bad
9)i«tum SRetfebutg in ebangelifd^e ^finbe. ^tt^oi SRoti^ be=
ftimmte ba« 9apM baju, feinen Stubet Hugufi jum Sif(|of )u
516 Z>it tproUtlanten »nb tie itongillMtfinbigiiitg.
voi^tn, bet bann ®€OTg bon finfyilt jum Sbniinifttatot emannte,
bet aUbalb )u lefotmieten begann. S>eT (Bt^bijc^ot bon 99ln,
{^ermann b. Sieb, lieft {einen 3®<iM in^l^t batan, ba^ ei mc
emfiUi^ Slefotmation feine« Stifte« plante; unb fi^nli^e Sip^ten
l^gte bet Stfc^of bon SRünfter, ja er backte batan, tootnto er
mit ben (yfiuptem be« ®(l^ma({albif(|en Sunbe« beil^nbelte, \m
f&xitnm ju fefulatifteten unb ein IBeib ju nehmen.
Sei biefer Sad^Iage machte ed freiließ menig Sinitui, a(^ to
^apfi nun »ittlid^ im ^uli 1542 auf ben 92obem6er be^jelto
3a^Te« fein Sonett nad^ Zrient auSfd^rieb. HC« fein Segat ou^
bem bamald ju Stümberg berfammelten Sieid^Stage, e$ mx m
18. Sugufi, biefen Sefc^Iuft be« »aDerl^Ugfien'' Skitet« bettün^ie,
berliejjen bie (Sefanbten ber ebangelifd^en ©tänbe unter Pmnj
bed f5((fif(^en, (Sberl^arb bon ber Zl^nn, ba« ®i|ung«iimmet; p(
litten nad^erabe oft unb beuttic^ genug ju ertennen gegefoit; iol
fie nur ®ott al« ben „aBerl^ciligften*', bem attcr «ul^m, 8§te n)
SRajefiät gebul^e, anerlennen Wnnten, erflfirtc ber \ää)fiW^'
fanbte bem römifc^en ftönige, beffen Untertl^nen eben bainfll^
bringlid^er al3 je bie freie ^rebigt be« (Sbangelium^ föTberten.
3n ber Jl^at, ol^ne bie ©onberintereffen bet einjelnen Stfobe
»fire c8 in jenen Jagen leidster at€ jemal« geioefen, ba« MU
3od^ für immer abjufd^ulteln.
--^
3. }{optter.
I)er f^amwttx nnb ))matmanit*
Oft genug flagte Sutl^er über bie grofie Krbeitölaft, namentlid^
»uibc if^m bic Rottcfponbens immer fauerct, aber er fanb bod^
immer nod§ Qdt ffir feine gamitie unb fein ^au§. ©eine fünf
Äinber »aren feine greube unb fein ©tolj. ^m SSerfel^r mit
il^nen war er nur ber SSater. ®em beobachtete er il^r @p\d, jog
daraus ©d^lüffe auf il^re ^Begabung unb 92eigungen, unb tnupfte
baran mand^e feinfinnige S9emerlung für bie ^eunbe. S)ie ®r=
jiel^ung »ar ftreng, ol^ne l^art ju fein. 9?ur einmal I^Sren wir,
ba| er feinem filteften ©ol^ne für ein aSergel&en troft ber gürbitte
ber SRutter 7age lang feine SSer^eil^ung gewfil^ren woQte. Xfiglid^
l^ielt er mit ben Stinbern feine SRorgenanbad^t: rfSßenn ic^ be^
SRorgend aufftel^e, fo bete ic^ mit ben S^inbern bie jel^n Gebote,
ben ©tauben, ba« aSaterunfer unb irgcnbeinen ^falm baju." Unb
was er bon anbern forberte baS t§at er aud^ felbft: er fragte
feinen Stinbern unb bem ®efinbe ben Statec^i^mud ab unb tate(^e=
fierte mit il^nen.
(S^ war lein Heiner (»au^ftanb. Sieben ber Don Sut^er ftet§
l^od^gel^ttenen ^alten 9{ul^me Sene'', bie eine wertDoQe ^i(fe ber
^au^frau fein mochte, finben wir in feinem ^aufe mel^rfac^ junge
Sleffen, ©d^wefterfinber ßutl^erS, fo ^an« ^olner unb nad^jeinanber
brei Srfiber Raufmann, unb bcren ©^weftern ßene unb ®lfe
Kaufmann, ffiaifen einer in SRandfelb berl^eiratet gewefenen ©c^wefter,
aufierbem eine anbere Sßerwanbte, 9nna ®trau|. ©ie aQe be=
518 dB Sttt^ ^oiifc. tmffttfHs (BOfofiet^ Mit etonbaidtts.
bttiften noil^ b<r (Er}tel^ng. S)a)u tarnen bte Dtden Sofiganger
unb fonftigen Scfuc^ \o^ unb nieberen 6taitbcS, Don benen
ba« ^tt« ni(6t Im matb. 3» i^nen gehörte ntdftt fdten bie
btanb€nbttTsif4K Ihttffitfttn (Kifabet^, bte, toie früher etja^t, ts
®a(^fen ein Slf^l gefunben unb gemS^nlu^ in 8U^ten6erg lebte,
fi(^ aber auc^ (Ifiufig in SBittenbetg aufj^ielt. 3in 3a$te 1537
lag fie einmal biet IRonate lang (tani in Sutl^« ^ufe, unb
Sut^ unb feine ^au, bie fte liebeboQ )){{egten, ^tten mit ber
netbenhanten ^au, bie ju aQettei becf(^n>enberif(^ 9u^(^tei=
tungen neigte, i^e liebe 9lot, fo ba{( et bie Sermittelung be^
Ihttfutften antufen muffte, um fie miebet to^iumetbtn. SMJii er
bei bet flbetfiebelung Hgticola« ^(afi fanb, il^n unb feine ganje
gamilie auf längere Q^t bei fid^ auf}unel^men, ifi fd^on cmS^nt
motben. Sidweilen toutbe feine 0afifteunbf<^ft fibel bdo^nt.
Idai ^aftif(^fte in biefet Sejtel^ttng toat »o^l, ald ein mit mcc
(Smpfe^lung Ofianberd reifenber (SngUnber i^m jum S)an( für
feine flufnal^me l^eimlit^ einen tteinen Jtnaben, ber „beina$ M
eine Sßfirterin brandete', }uräd lieft, dx ft^idte i^n jurucf na(|
92ümberg, »o er im bortigen ginbell^uS Sufna^me fanb. Xto
f old^e unb fi^nlid^e (Erfal^rungen minberten ni(^t bie (Saftlid^Ieit be^
Cmufe«. Sie jeigte fid^ mieber im fd^Snßen Sichte in bet ^efüjeit
bed 3a^red 1539. ffifil^renb ein folii^er Sc^recfen in bet ®tabt
l^ettf(^te, baft, »ie Sutfiet Hagte, ber Sruber ben 9ruber, ber
Sol^n bie Altern im @tid^ laffe, nal^m er bie üier Stinber einer
{^odegenfrau, bie nad^^td bor^ geflorben oar unb beren Wn
fd^on im Sterben lag, unbetfimmert um bad (Befd^rei, ba^ ^
»iber il^n erl^ob, in fein fyiM auf. Sidmeilen ging eS ba natur-
lid^ bunt IM, unb eS toat gemi| rid^tig, als ein Renner bon Sutl^r^
^aviS bem gfirften ®corg Don Stn^alt, ber im 2o!fycc 1542 baron
badete, nadg Wittenberg übersuftebeln, in Kfidfid^t auf bie bunte
unb gemifd^te, aud allen Slterdflaffen befie^enbe ^efeQfd^ft unb
bie ft&nbige Unru§e im O^^uSmefen feine lebl^ften Sebenten bar-
über fiufterte, ob Sutl^erd $»aud für i^n gerabe ein angenel^nieS
unb bequemes n&ofpij'' fein mürbe.
darüber mattete, unb jmar niii^t bloft aber baS ja^lreid^ iSe^
finbe, als „^m unb SRofeS", mie 8utl^ fi^enb aber »ol^ p
ttcffenb $u fagen pflegte, mit alter Jltaft tto^ einet fc^meten Jhanf=
l^eit bic fie im ^oX^xt 1540 infolge einet gtu^ebutt butd^iumac^en
Jjotte, gtou^citl^e. Sic Detftanb i|te ©ad^e unb fonntc xoo% wie
f d^on ftü^et etwä^nt, jumeilen »ittfc^aftlid&et fein, al§ ben Jlofigätt=
getn lieb »at. ©ie SSetmögenSml^filtniffe l^atten fid^ mit ben g^^^ten
ctl^iblid^ Detbeffett. Seit bem ^a^xt 1536 »at ßutl^etS &cfydt, ben
grau Ratl^e einjujiel^en pflegte, auf 300 ®ulben etl^öl^t wotben. 50
®ulben fpenbete bet Stutfutft noc^ felbft al^ S^^f^n eine§ Segate^^
cbcnfo Diel bejog bet 8lefotmatot in ben legten 3ö§ten feines ßeben«
aU (S^tengel^alt Dom Stönig bon ©finematf. ^uc^ fonft et^ielt et
' @l^tengaben an S9ed^etn u. f. vo. unb nic^t menigeS an 93iftualien Don
§od^ unb niebtig. (Ss mat möglid^ gewefen, mel^tete an ia^ Stloftet
gtenjenbe ®tunbftüd(e unb ®eb5ube ju etmetben. ©et SSiel^ftanb,
. Stülpe unb ©d^meine, l^atte f\d) Detgtögett. 92ad^ @c^malfalben fc^idCte
grau 9&t^i bem Satten bie eigenen $fetbe entgegen, unb eine im
^al^te 1542 bel^ufs bet Xutfenfteuet angefettigte @elbfteinfc^5^ung
geigt Sutl^et als einen nid^t unDetmögenben SRann. f^teilid^ nal^m bet
gto|e ^auSl^alt mit feinem jal^lteic^en ®efinbe unb bie gro|e 9Rilb=
tl^atigteit aud^ Diel in ^nfptuc^. @t Ilagte übet ®(^ulben, einmal
auc^ batübet, bafe bie Dielen C)ö(^jeitS= unb (S^tengefd^enfe, bie et
ben jal^lteic^en greunben unb il^ten gamilien ju machen l^tte,
il^n nod^ tuinieten »utben. Eud^ etfotbette baS alte JWoftetl^uS,^
ba§ niemals ausgebaut rootben wat, fottwäl^tenb gtofee 9tepatas
tuten, ©atübet befanb natütlic^ meiftenS bie gtau ©oftotin, unb
jwat oft ted^t felbftfinbig, abct bet Diel befd^äftigte (Seemann l^tte
mit biefen l^uSlid^en ^ngelegenl^eiten nod^ immet genug }u tl^un,
benn et mufete in ben meiften gfiDen bie Dielen Keinen unb gtofeen
SefteQungen mad^en unb bie auSmättigen gteunbe um StfuQung
bet mand^etlei SBünfd^e bet ®attin fut ^auS, ftuc^e unb Seilet
angelten. 9?amentli(^ »utben bie alten ftoftgänget, fo SSeit ®iet=
tid^ in 9?ütnbetg unb «nton Öautetbad^ in ^itna batum angc=
gangen, ©utd^ beS leiteten SSetmittelung mutben untet anbetm
im Sfl^te 1539 ein funftDoO in Stein gel^auenet ^auStl^otbogen
unb jpätet Steine ju einet S3abeftubc bejogen. «bet »it btauc^en
bie Dielen (leinen l^uSlid^en ®otgen, ben ^tget mit fd^le(^ten, unge=
treuen Dienftboten u. f. »., Don benen ßut^etS 8tief»ed^fel »unbe
620 Statt jrat^ oM Otttfienin.
gtebt niifet im einzelnen ju Detfol^n. (Si 15{|t nur etlennen, Dai
cd eittfi »at tDie l^te.
dkin} bcfonbete toirtfi^ftlid^e Kufgabctt etioud^fen t^m aber,
aM feine %tavi , bie mel^tfai^ üom ^ofe betgebend ein ®ut ju
pad^ten gefu(^t l^ttc, toa^tfc^einli«^ 1540, bon einem üerfc^uMen
Srubet ein fleined Canbgut SuMbotf nid^t »eit Don Soma taufte.
Oiet begann fie eine gro{|e, toie ed f(^eint nic^t übermäßig ertrage
teicbe Sanb»irtf(^ft unb unternahm mancherlei Sauten. X)a mu|te
bet (S^^ mand^n Srief fc^teiben, bet nic^t getabe feinen 9id=
gungen entfptad^. @o bat er einmal bei ben (Sutdnac^batn, i^m
12 Scheffel ftom unb 24 (Sd^ffel^^fer ju teilten, weld^eS ,nQ(^
ber S>refd^e'' »iebergegeben »erben foQte. SRebr ©(^mierigteiten
unb fel^r ml (Schreibereien machte il^m ber JBau einer @^ne,
5u ber ber fturfurfl (Sic^enftfimme gefd^en(t ^tte, bie aber, al^ bie
®utd^in fie Don »cit §er abl^olen (äffen tooQte , burc^ bie %e:
amten anbermeitig öergeben waren. 9?un foDte er burc^ ©palatin
anbere oerfd^ffen unb bafür forgen, bafe fie auc^ ftarf genug feien
unb il^m refcrüiert blieben, ©ann blieben bie banad6 audgcf^idften
^ferbe im ©cftnee ftecfen — , bie ®ad()c fpielte jaci 3a]^rc, un^
ßutl^er feufjte »ol^l baruber. (Sr ftel^e biefen ?ebcn§= unb 2eibeö=
forgen mt Paulus tul^l gegenüber, fc^rieb er an ©palatin, ,ato
ba ic^ Derl^ciratet bin, bin id^ auc^, wie berfelbe $aulu§ fagt (i.Xim.
5, 8) ein Sd^ulbner meiner C^ttuSfl^woffen". ©einer grau gcpel
aber baS ffiirlfc^aften in i^rem ^ Reiche ju 3«l^i>örf" fo gut, ba|
fie ffioc^en lang bort jubrad^te unb ßutl^er über fein aGBittwertum unl>
Sölibat fd^erjte, ja f\t fuc^te, woju ber ®atte il^r beim C)ofe bel^ilfliii^
fein foDte, noc^ ein iweited (Sut, Sßad^Sbotf, an fid^ ju bringen
©0 uöQig tcilnal^mloS flanb er übrigens biefen ©ingen niit
gegenüber. Sr mad^te babei feine Säeobad^tungen. allerlei finniäe
SleimfpTÜc^e , bie un§ oon il^m erl^lten, ftnb fieser bie ©rgebniije
eigener Srfal^rungen. ®r weife, ma^ bie eigene Arbeit be§ ^u^'
l^nn unb ber ^auSfrau bebeutet. ®o fagte er in einem 8iciin=
fprud^, ben er an eine Sufammenftellung ber tjielen ^au^bebutfnijie
antnüpft :
,3um beften bünget ber ÜRifi baiS §elb,
3)ct oon bc« Ferren göjjcn fäüt.
Sntl^r unb fein 5E)kner. 521
2)ad $fetb wo^l fein gefüttert niirb,
9Bo i^m fein ^ert bie Sugen giebt.
Set ^^auen Slugen b^en wd^i,
3Bol^( ntel^r benn SRagb, Aned^t, geur unb Sto^it."
Unb ein anbcrmal reimt er in feinet ^C^auStegel*' im anfd^lufe
an ba§ SBott eineö gried^ifd^en ©ic^terä:
,3)er $err mug f eiber fein ber Ane^t
äBid er*d im $aufe finben re^t;
Sie Sfrau mu^ felber fein bie SRagb,
mü fxt fd^affen im ^aufe Stat" u. f. w.
S^arattetiftijd^ war fein SSerl^ltniS ju feinem alten ©icner
äSolfgang ®eberger ober ©ieberger aud Stünd^en. ®t mar ein
alter ©tubent, bem ba5 Rloftet in jungen galten au3 8arm]^er5ig=
feit Unterl^alt getodl^rte unb ben Sutl^er bei fid§ bel^alten §atte.
Dl^ne gerabe Diel ju leiflen, worüber Sutl^er fd^erjenb l^inwegfal^,
blieb er al$ alteS gaftotum im ^a\x]t. äRan lief; il^n auc^ feinen
Keinen Steigungen nad[)gel^en. Saju gel^örte eine S^it lang, einen.
SSogell^erb ju l^alten, beffen (Sttrag für bie Stfid^e freilid^ nid^t fel^r
ergiebig mar, benn bie 92e^e maren alt unb jenitfen, unb ber
aSogelfteller biel ju faumfelig. ®a5 gab ßut^er ?lnlafs ju einem
getoil üiel beladeten ®d^erj. @r bid^tete eine S^lagefd^rift ber
ajögel an SRartin ßut^er über feinen ©iener SBolf=
gang ©ieberger. Sarin erjä^len bie ©roffeln, ?lmfeln, ginfen,
C>finflinge, ©tiegli^e „fammt anbern frommen el^rbaren SSögeln,
fo biefen ^erbft über SBittenberg reifen fotlcn, wie fie glaublich
feerid^tet roorben, bafe jener aus frebentlid^er Segicr, au§ grofeem
3orn unb O^fe etlid^e alte öerborbene SRe^e teuer getauft ^abe unb
il&nen wiber Siedet unb Siüigfeit nad^fteüe". @ie bitten, beri
Siener anjuweifen, abenbS ftörner auf ben ^tx'b ju flreuen, aber
nid^t Dor 8 Ul^r aufjuftel^en. Solle er baS nid^t tl^un, fo moQten
fie ®ott bitten, baf; er il^m fteure, „unb er beS tageS auf bem
ererbe gröfd^e, O^wfd^redfen unb ©d^necfen an unferer Statt fa^e
unb iur 92ad^t t)on SRfiufen, glöl^en, Sfiufen, SSanjen uberjogett
werbe, bamit er unfer bergeffe unb ben freien ging uns nic^t
wel^re". ©d^liefjlid^ ^offen fit, feinen „lofen, faulen Sleften" ebenfo
fidler entfliel^en ju f9nnen, wie bie anbern S^ögel, bie fd^on üor=:
622 Snnbc an bct Katar. ZcfUnaaii tqie^ung ber JHnber.
ubetgeflo^ ftnb. ,, begeben in unferm (tmmltfil^cn ®t( unter
bcn Xidumcn unter unferm geod^nlii^ @tegel ntib ^bem." -
Det aufent^lt in feinem (Skirten unb bie ^fltQc feinet 06ji=
bfiume, bie er felbß oculierte unb f ftopfte, gel^drte ju feiner liebften
(Erholung. Üu^ fät feine Sienen , beren Xl^un unb treiben et
mit feiner greube an bem SHeinteben in ber Statur gern beoM^^^^'
unb ffir ben Bif^fa^S in feinem tleinen Sßei^er, an bem et M
felbß beteiligte, b<ttte er tebbafteS ^nteteffe. (5r marntc bie ®einen
fo oft aU mögli4 auf itbifd^eS ®ut i^t SSertrauen ju fe^en, aber
aU treuer ^uSDater n>aT er aud^ frfi^ barauf bebadbt i)i^ 3^=
tunft feiner %am\lxt 5U fidlem. £er ffurfurft l^tte t§m Derfpro($en,
ffir bie Seinen }u fotgen, »er bfitgte i|m iebo($ bafur, ba| ,,ni(|t
ein ^^arao aufffime, ber bon bem 3of^( ni(^td iDtffen woüU'i'
Unb feine ^au, bie l^ier unb ba, namentlid^ aud^ bei ben tut:
ffitfllic^en Stfiten, aU babffid^tig au^gefcbrieen mar, ^tU manifc
(Begner, bie i^r fibel »oDten. @o forgte er benn burc^ me$tfa(|e
genaue Sufjeic^nungen feined Seft^ed unb feines testen SßtflenS
bafur, ba{| ben Seinen baiS ^^xt erlitten bliebe. (Sein Xefiamenl
ift t?or aQem ein fd^öned S^B^id ber l^erjlid^en Siebe ju feinet
Stat^tina. ®egen il^re Sd^mfiiben, j. S. eine gemiffe ^enjc^juc^t
8ied()t^berei unb StebfeUgleit, mar er burd^auS nid^t blinb, unb et
tonnte fie beöl^lb gelcgentli(| berb jured^tfe^en, aber er m^U,
mad er an ibt l^atte unb mad fie il^m in ^eub unb Seib getoejen
mar, unb baffit moQte er il^r S)an{ miffen.
®en erften Untenid&t ber Rinber beforgten nad^einanbct me^
tere O^udlel^ter. Qan^ Sutl^er mürbe fd^on 1533, jlebenfaO^ na{$
ber Sitte ber Qtxt, um ben 83ater \a ebten, an ber Unioetfitat
inftribiert. Unb feine anbere 16ebeutung mirb e$ gelabt l^bett, a(^
er am 15. Dftobcr 1533 ^ufammen mit bem filteften So^ne be§ W^'
lan(^tl^on unb bed 3ona$ — ,,bie Söl^ne ber auSgeieid^netften unb
gelebtteften SRänner", ^ifet e« in ber offiäieflen «ufjeid^nunfl, i^^
SaccalaureuS promoviert mutbe. gebenfaü« fanb ber SBatci uoi^
brei ^afycc fpfiter, bafi il^m eine grfinblid^e S(bu(iud^t nStig \^^'
ba bie ^rioatetgie^ung ju menig eneid^e. Unter ben beiben al^
gut betannten Sd^^ulen beS SanbeS, Qmiau unb 2orgau, tofi^it^
er bie leDtere. Sei bem Sd^ulmeifter 9{atcu8 Srobel fanb '^
> ^
2)u Jtittber. ^et %ob ber SKagbaUne 2nt^. 52S
»nobc »oft unb SBol^nuna. @in iunger SSctter, glorian b. ©ora,
begleitete ü^n bottl^tn. ^ni Sutl^et manbte fid^ fpfiter )um @tu=
bium ber Siedete unb l^t enblid^ in ber (urfürftli(i^en San^kx eine
untergeorbnete «nfteHung gefunbcn. SKartin, ber jweite ©ol&n,
fiubierte jwar Jl^eologie, trat aöer nid^t in ben Äird^enbienft. SBir
»iffcn nur, bafe er bie Jod^ter be« SJittenberger 85urgermeifter§
i^eilinger l^eiratete unb erft 34 ^afyct alt atö ^rioatmann in (einer
Siaterftabt gefiorben ift. S)agegen mürbe $aul ein angefallener
SRebiiiner unb bedeibete an berfd^iebenen i^5fen bie Stellung eines
SeibarjteS. SRargarete l^eiratete nad^ bem Xobe beS 93aterS einen
C)enn b. ftunl^eim. @r entflammte einer in ber 92fil^e bon {tönigd=
bcrg angefeffenen gamilie, mit ber Sutl^er f(feon frfil^er ©ejiel^ungen
l^atte.
S)en größten @d^merj berurfad^te i^m ber frul^e Zcib feinet
altefien, erft smölfifil^rigen 25d^terd§end SRagbalene. S)iefe$ {Knb
mit feinem rul^igcn, friebfamen SBcfcn, ba« aud& anbere rühmten,
mar il^m ganj befonberS anä O^j gemad^fen. (Sd mad^te auf bie
greunbe einen ergreif enben SinbrudC, atö ber gemaltige SRann
»eincnb an bem Sette feineö flerftenben SKnbeS Iniete unb für
feine Srlöfung betete unb mit i^m bom l^immlifd^en %ater fprad§*
91m 20. (September 1542 berfd^ieb SRagbalene in beS 93aterS
armen. Ergeben in ®otteg SBitlen, aber boß Sngrimm über bie
92ad^t bes XobeS unb unter Xl^ranen melbete er ben auSmärtigen
^eunben il^r ftül^eä (Snbe. (Sr l^at biefen @(^Iag nie ganj ber^:
minben (önnen, nod^ oft (ommt er in feinen 93riefen barauf jurfidC.
2)ie SBelt fd^ien il^m nod^ trauriger aU fonft, gern mfire er mit
il^r unb feiner ganzen gamilie gefiorben, fagte er )u SReland^tl^on.
S)ergieid^en Stimmungen mürben in ben legten Seben^ial^ren
bei ber junel^menben (5rperlid§en ®ebred^lid^(eit immer l^&ufiger.
Unter ben fortm&l^renben Stampfen unb Seibungen, bon benen mir
nod§ l^ören merben, mürbe er immer migtrauifd^er, fein Urteil
immer bitterer. Übelmollenbe ober fold^e, bie il^n etma gerabe in
fd^lec^ter Stimmung trafen, tonnten ben (SinbrudC eines böQig
„morofen'' SRanneS §aben. 9ber baS maren nur Stimmungen. (Sr
blieb ber linblid^ fromme 92ann, ber in aßem unb iebem auf feinen
(&ott bertraute, ber jmar gemif) biefe funbige SBelt, unb hoffentlich
balb, Dcmt^ten mnU, aber ebenfo geotj) bie Seinen aU aUcc
9{ot unb Vefa^ enettet. (St tennt ben alten ®))tu^:
«04 lebe unb oct| nt<bt vie lang,
34 llefbe, nnb »etb nubt nkinn,
34 fnbte unb »ei| nübt niobin:
9Ri4 »unbcrt, bab i4 ft5btt4 bin.''
(td ift i^m bie troftlofe Semunfttebe berer, bie teine ^offnuni
^ben. Vtan foQ ben @))tu4 umte^ren, fo t£t er in einer ^ic
bigt oom ^^t 1533, unb bann oieber in feinet SudlegungM
14. i(a))itetö be« ^^^nnideoangeliumd Dom 3a^e 1538:
„34 lebe unb »eil nwbt nne lang,
34 f^ctbe unb »eib »ie nnb nxinn,
34 fnbte unb »eib »ob( »obin,
9Rt4 »unbert, bab i4 no4 traurig bin."
Dem gut ®iitDexmvit neigenben gutften Solenn Don Sn^lt
f^tieb et einmal im^a^te 1534: ,8Ba$t iftd gteube inSinben
ift bet !leufel, aber ^reuben mit guten ftommen Seuten in 9ottt^
tut4t, 3u4t unb dfftzn, obglci^ ein Sßott obet 3dtlein iuütel
ift, geffiQet (Bott mo^l. S. %. (S. fein nur immet frdl^ß^ ^^
inmenbig in (S^rifto felbft, unb auSmenbig in feinen (Sa6en d
(Sfitetn, et miQd fo ^ben, ift batum ba unb giebt barum un^
feine ®üter, fte }u gebtau^en, ba| »it foQeu ftdl^li4 f^'^ ^^^
i^n loben, lieben unb banten immet unb ewiglid^. @i)tmvxixt unb
Stelan^olie mitb bad %ltet unb anbete @a4e felbd »o^l ü^t'
fluffig btingen.*'
3la^ biefen ®iunbfä^en lebte et felbft. Qkn>i%, ein ^Rann,
bet feine Umgebung um me$t aU C)au))teS Sfinge ubenagte, i^
bem bie tleincn (Seiftet, au4 »o et im Mutest »at, mit Ser-
cbtung auffc^auten, oot bcffcn iStitntunseln fi4 felbft ein 3Relan(^
t^on oetbatg, roat fe^t in (Sefal^t, fi4 gel^n ju laffcn. Unb Ü«
JJetbl^eit feinet ©pta^e, bie in ben ©tteitf^tiften bet legten ^4^
jum Seil an« ©^nifcbe ftteift, »enn fie au4 bie bet (Segnet nii^t
eneid^t, jeigt, »otubet man fid^ ni^t »unbetn (ann, bafi au(| et
bet fi4tli4 »ad&fcnbcn SSetto^ung beS ftiebelofen S^l^T^^^b«^^
feinen Itibut jaulte, abct fein ßeben in ^u« unb gamilie ^^
nur boshafte (Segnet oetunglim))fen tdnuen. 2to^ aOet ®oxp
Se6eii«geti>ol^nl^iUn. 525
unb Stummerniffe mar ed baä l^atmlod ftöl^Udbe 8e6en eineä freien
^^rifienmenfd^en, ber bantbar genof(, maS i^m würbe. Sßie in
bcn frül^eren ^öl^ren liebte er e3 aud& am «bcnb feines SebenS, frol^e
®efi(^ter an feinem 2ifci^ ju fe^en, befonberS wenn et»a, wie
i^äufig, eine Don auSwfirtö eingetroffene befonbere ©penbe Don SBi(b=
px^t, SRartinSgfinfen u. f. »., ober ein gamilienfefl unb fonftige
<S}ebenttage ben 8n(af( boten, bie befreunbeten ftoQegen einjulaben.
®er fiarte, tr&ftige äRann brandete jum ©taunen bcr ^eunbe nur
»enig ©peife unb 2;rant, aber guten, reic^Ud^en Schlaf batte er
tiStig, unb f(|on im ^al^re 1538 fagte er, ba^ i^n bie SVad^trul^e
aOein aufrecht erhalte. Um 9 U^r mar er gemöl^nt ju Sette ju ge§en.
®eine SebenSmeife mar fe^r einfach. S)ie Soft bei $)ofe p^egte il^m
flcmöj^nlid^ fd^led^t ju betommen. SBie menige feiner S^itflcnoffen
§at er gegen ben „ ©aufteuf el" ber ©cutfd^en geeifert, "^m 3öl^re
1544 ^atte er Dor, auf SBunfd^ ber jungen fdd^fifci^en ^rinjen
eine eigene ©c^rift über bie S^runtfuc^t ju fd^reiben, ift aber nid^t
baju gelommen. 5Rur römijc^e S3erleumbung ^at tl^n felber jum
2;rinter machen tonnen, m&l^renb feine Umgebung feine gro|e 9Rfif)ig=
feit bezeugte, ^m i^aufe tränt man in ber Segel baS felbft ge=
braute 9ier. ^o^ muffte 8ut§er aud§ einen Xrunt guten SßeineS
JU jd^cifeen unb ^atte ein gemiffeS ?SerftfinbniS für feine ®fite. SBir
l^dren, baf) er bei ben Vorbereitungen ju ber O^'^i^it einer feiner
9?i(^ten, am 27. 9?oüember 1537, bie Derfd^iebenen ©orten feine«
SteQerS, bie mo^l ade aus ®efd§enten befianben, felbft probierte.
(Sern tranl er 35eltliner. 3n geringfter ©d^fiftung flanb in SBitten=
berg ber grantenmein, obmobl er noc§ immer beffer gemefen fein
mag als ber k)on ^ütetbogt, ben man baneben im Sßittenberger
SftatStefler fül^rte. «iS SJiartgraf ®eorg bon Sranbenburg im ^oXfxt
1538 bem Reformator ein ©ejd^enl an grantenmcin mad^te, na^m er
cS fe^r ungnfibig auf. Sei einer ^robe überzeugte er fid^ aber Don
feiner befonberen ®üte unb fc^rieb fofort einen SBibcrruf, bat aud^
l^öflic^ft um (Sntfd^ulbigung, fadS etma feine ma^rfd^einlid^ etmaS
fräftigen JluSbrficfe bis jum frÄntifc^en ^o\t gebrungen mfiren.
Unb menn er fo beim Äbenbtrunt mit ben greunben jujammenfafe,
ba ging i^m baS O^tj auf. S)a entftanben bie mand^erlei finnigen
©prfid^e unb Sleime, bie, menn aud§ üielfac^ Derberbt, nod& ^eute im
Aolbe, eut^er. ii. 34
m Bci^ltoi |tt bcK fißam Mnflai.
bctttf^cn Colte umgc^, ba f)nra4 et gern t>ott ben alten bentfi^
^dbcnfagen, an bmen et feine ^tenbe l^tte, ba etjd^Ue er wo^ au^
feine B<>beln, ton beten Uetnet Sammlung 6etettd berichtet nrnibu
Seit Dietti^ l^tte ben Sufttag, afle beutf<|en Silber, Steime,
efli^, Vteiftetgef&nge, bie in Stutnbetg ^audlamen, ja fammebi
unb i^m )u fc^itfen. Vuc^ bem Z>tama fi^tte er feine aufmett
famteit« ^e ftomflbien be« leren}, benen et einen l^o^n pdba=
gogift^en unb fittUc^n IBett beilegte, »finfc^te er, Don ben Shiaben
au(^ )ur Übung in ber lateinifcften Sprad^e aufgeführt ga fe|en,
unb bie S)arfleaung ber biblifc^ ttefc^ic^te in religidfen @(^tt=
fpielen, bie fi(^ au« bem SRittelalter ^eriibenettete unb )e%t oieber
neu auflebte, Derteibigte er gegen titd^ßt^e eng^jigteit. Unb wie
er ato e^ter Coltdmann für bie aufgebrachten ^nhmcd^
gebrauche unb &^m&nk ein Cerfifinbni« befaft unb fte eri^tten
»iffen »oQte, fo ))ertannte er au(^ nit^t ben ftttU^n SSert be^
»eltlic^en ®(^aufpietö. Vuc^ in biefem fünfte galt e$ fc^on,
putitanift^en llnf(^uungen entgegenjutreten. 60 fagt er einmal
in einer ^if(^tebe: »S^riften foOen ftomöbten nic^t gan^ unb gar
fliegen, barum ba| bisweilen grobe 3^ten unb Sul^lerei barin
feien, ba man boc^ um berfelben »iOen auc^ bie i6i6e( nii^t burfte
lefen. S)atum ifi« nit^tt, baf( fte fotc^ed ffirmenben unb um brr
Urfac^e miDen verbieten moOen, baf) ein S^rift nic^t foQte Stcmb^
im Icfcn unb fpielcn."
S)en bilbenben Sunftcn fianb er ni(^t fo fem, ald man gemS^n^
Ii(^ meint. Cer SBittenberger Staler fiuta« ftranac^ mar ein ^eunb
feine« C^^ufe«. %n guten arbeiten tonnte er fogar feine ^eube
^aben. SQerbing« mar fein Sunftftnn mo^l (aum mel^r entmictelt
atö bie« übetbaupt bei ben bamaligen ®ele§rten in 9loxh^ unb
SRittelbeutfd^Ianb ber %Ciü mar, bo(^ tonnte er gelegentlich ganj
treffenbe '6emetlungen über gemiffe (Sigentümlid^tetten ber Dlatn^
Ifinbifc^en unb italienifci^en ©il^cr mad^en, — ©tinncrungen an
feine ^omreife.
8ber unter aQen Stünften fd^d^te er am meiflen bie SRufit
3^tcn ffiert für ben ®otte«bicnft, für ha^ C^^u« »ie für ben ein=
jelnen l^at er oft unb Dielmal« geptiefen. S« mar mol^l ba« §9(^ße
2ob, ba« er i§r fpenben tonnte, meun er fie bem Jtomponiften ©enfel
ts: Ü6cr bic SÄuflf. 687
gegenüber aU bie bet Xl^eologie am nä(i^ften ftel^enbe, il^r üermanbte
.;- Runft bejei<^nct. 3^rem Sobc wibmete et anäi eine «njal^l 85cr{e,
bie er einem 8u(^e jeinc« greunbeS, be§ turffirfMid&en ®ange^=
meifter« 3ol^. ©alter, «ßob unb ^rei^ ber I5bli(i^en »unfl SRufifa"
j: (1638) üoranfteflte. ®ie beginnen:
„^üx oücn gtcubcn auf Stbcn
flann ntemanb fein feinet werben,
S)enn id^ geb mit meinem Singen
Unb mit mand^em fu&en klingen.
$ie fann nid^t fein ein böfet SRut,
9Bo ba fingen ©efeden gut,
$ie bleibt lein 3orn, 3anl, $ttj n0(ij 3leib,
SBei^en mu| aüed ^et^eleib.
®et}, ®otg' unb mai^ fonft l^att anlett,
S&l^tt l^in mit adei S:rattrigfeit.
älttd^ ifi ein jeber beg mol^l frei,
2)a( fold^e ^reub fein @änbe fei,
@onbein aud^ ®ott oiel ba^ gef&Qt,
SDenn ade gteub ber gangen SBelt u. f. xo."
Äl« Sut^er feinen S^l^anneS auf bie ©c^ule nad^ lorgau
fd^dtte, tDunfd^te er, baf( er neben ber (Srammatit namentlid§ in
ber SRufit ettoaS orbentlid^eS lernen foQte. Unb bie 0<iuStantorei
l^drte aud^ in ben legten ^a^xm feines SebenS nid^t auf, befon=
berS liebte gütiger bie SRotette, M", mt er einmal auSful^rt,
„einer eine fd^led^te einfältige SBeife i^erfinget, neben loeld&er brei
ober bier ober fünf anbere Stimmen auc^ gefungen »erben, bie
um folc^e fd^led^te einfältige SBeife gleich atö mit S^ud^jen ringä^
uml^ fpielen unb f))ringen unb mit mand^erlei 9rt unb Slang
biefelbe munberlid^ jieren unb fc^mücfen unb gleich mie einen l^imm=
lifd^en S^anjreil^en ful^ren, einanber freunblic^ begegnen unb fic^
gleid^fam l^erjen unb lieblich umfangen". —
©eine litterarifd^en Sirbetten bienten, mie wir fallen, nac^ »ie
)7cr bem unmittelbaren )>raltifd^en 93eburfniS. 3^ geleierten 9r=
beiten, n>ie SRelanc^tl^on fie in unermublid^er Xl^ätigteit ^erDor::
brad^te, fel^lte i^m bie S^xt, too^l aud^ bie 93egabung. S)aä rein
))ieilologifd^e Sntereffe toie ber geleierte greunb befag er nid^t, aber
aud^ bie eigentlid^ f^ftematifd^e Slnlage, bie er an äRelanc^tl^mt
34*
528 epxfk^/ioolixttt. ^mofogif^e e^dtxdau
netbto« beounbttte, ging i^m ab. Ooiu UKir et ju breit unb
(u unmittelbar. Unb au<l^ loo er na(§ ool^luberlegtem $(ane
ic^reibt, ift bie Übaffifle ber i^m 5uftr5menben (Bebonfen gewaltigei
al9 bie Steigung, fie in oo§(georbneter Keil^nfolge .^ut SMrftedung
iu bringen. SReland^t^on finbeite unb feilte bid jum legten Sugeitr
blict. (Si giebt Wanuffripte Don i^m, bie ertennen (äffen, ba| er
ed fertig brachte, fc^Uef^ic^ beinal^ ba$ (BegenteU ton bem ju
fagen, mad er urfprunglic^ entworfen l^tte. Sutl^ änberte fafi
niemals. SBie ed i^m in bie eilenbe ^ber tarn, tk% er es brucfen.
(Sr moOte ni(i^t gefaOen, er »oQte mitten. @ein uns leiber ni^t
etl^ltened !ltbeit«fifib<^en , — bie SBittenberger Sutl^ftube mx
bad gamilienjimmer — , mar nic^t bie @tdtte rul^iger, gelehrter
^orfcbung^arbeit, aber er \^&%tc fie, unb er ^tte bod^ au^ feine
Keinen geleierten 92eigungen, ju benen er felbft nod^ im (Setümtncl
bed Uttetarifc^en Stampfet ^cxt fanb.
Cer Überfe^er ber Sibet ^ötte nic^t auf, bem trotte auf bk
Sippen )u fe§en. (Sr liebte d, feine Gebauten mit ber @pru(i=
meiS^eit bed ^olted ju belegen, ber man bamald in weiteren Reifen
grofte Sufmertfamteit fd^entte. @o l^tte j. S. 3o§. Stgricola eine
mertüolle @pru(^mötterfammlung l^erau^gegeben. %u(^ Sutl^er l^tte
fi(^ jum eigenen (Sebtaud^ eine Qeine Sammlung Don ®pxüi)'
»Ottern angelegt, bie nod^ ber O^raudgabe ^ant. ®igentumli(^
mar feine 92eigung für et^mologifd^e Spielereien. (Sr mod^te fte bem
%erte^r mit äReland^t^on Derbanten, nur bag er feine et^mologif(^
Runfi nid^t »ie biefer bei ben tlaffifd^en Sprachen, fonbem bei ber
beutf(i^ett, fpcjictl bcn bcutfd^en 9?amen anmenbct. 3^ S^^re 1537
gab et anonym, al« „gteunb be3 Altertum^'' eine et^mologif^e
StUfirung einer nid^t (leinen Slnial^l beutfd^er ober für beutfd^ ge^
l^altener digennamen l^etauS. Sinen miffenfc^aftli(|en Sßert l^t
bie Stbeit mol^l fd^on bamald nid^t gelabt, aber fte ifl ein S^ugnil
feiner UebeDoUen 33etfentung in bie beutfcbe Sprache unb in bie
bcutfc^c Sagenwelt, beten SJamen er mit 93otUcbe bcbanbelt.
^ud^ bem Stubium bet ®ef(^id§te, ia^ nod§ fel^r baniebetlag
unb iebenfaQS nod^ lange ni^t unter bie UniDetfitdtSfac^er gered^net
würbe, legte et l^ol^en SBett bei. (Sr bebauerte bie geringe ?Jei=
gung }u ieiftotif(!^en ^itbeiten unb begtu|te jebe neue Stfd^inung
®ef((i((t«|lubien. 529
auf bicjem ®cbietc. 6t nennt „bie iE)iftoricnf(i§mbct bic aüti-
nüftUi^ften Scutc unb beftcn ßcl^ier, bafj man pc nimmetmel^t genug
fann c^ren, loben ober bantfagen''. ©em aflgemeinften S3cbütfniffe
genügte iia§ S^tonifon beä Statl^ematitecS Sarton, baS unter
toefentlic^er aRitarbeiterfd^aft SRelanc^tl^onS 1532 etfd^ienen war.
Aber fc^on Dorl^er l^attc Sutl^er bei ber Srltfirung ber ^ropl^eten
felbft ben S3erju(i^ gemad^t, in bie fd^wierige Sl^ronologie berijrae=
Utijd^en Sönige unb ber für bie biblijd^e ®efd^id^te mid^tigen per*
fifd^en unb aff^iifd^en äRad^tl^aber einige Stlarl^eit ^u bringen. ®ine
barauf bejügli(^e 2abeQe, bie er feinen Su^^Srern in bie i^anb gab,
ertoäl^nt er in feiner S3orlefung über ^a^^al Sßal^rfd^einlid^ er=
»eiterten fid^ aUmä^lid^ biefe ©tubien, unb entftanb fo eine junäd^ft
kbiglid^ jum eigenen ®ebraud^ beftimmte, nad^ einzelnen ^ai^ren
abgeteilte tabellarifc^e SBeltd^ronit, in bereu einjelne Stolumnen er
bie il^m wichtigen (Sreigni[je eintrug. Sie fleif(ige, mfil^fame Arbeit
crfennt man namentlid^ an ben ©ntragungen, bie fid^ auf bie alt=
teftamentUc^e ®ej(^id^tc bejiel^en, mobei er l^ter unb ba Don äRe=
land^tl^on abweidet. äRinber läufig finb feine @intrfige in ber
d^riftltd^en S^^U aber fie finb d^ara!terifti?d§. 3^1« 5Ramen beS
RaiferS ©omitian, meld^er nad^ ber irabition neben 5Rero als
wütenber S^riftenoerfolger galt, mad^t er ben Sttfafe: wälbred^t
toon SRainj.'' SRatfirlid^ fd^enft er ber »ad^fenben SRad^t beö ^app=
tum« feine »ufmerlfamleit. S^m ^a^xc 1000 bemerlt er: ,,®er
@atan »irb loSgelaffen unb ber römifc^e S3ifd&of wirb jum änti=
d^riften fogar mit ber ®etoalt beS ©d&werteS". 3Rit bem ^^l^re
1327 enbigen für il^n bie mt)ftif(^en 1290 Jage ©aniel« (c. 12, 11),
unb mit bem großen ®c^i«ma beginnt ber ©turj unb baS @nbe beS
?lnti(^rift«. ?lu« ber eignen 3^it w^i^b beS Jl^efenanfd&lag« unb
bc§ Äug^burger S3elenntniffeä gebadet. ®ie (gntbedtung »merita«,
bie ben beutfc^en 3^it9^no)fen mol^l überl^aupt weniger bebeutfam
war als unS, erwähnt er nid^t. ©agcgen bemerlt er beim g^l^re
1497, bafe in biefem S^^re Don ben neuaufgefunbenen S^feln bie
franjöiifd^e ober fpanif^ic Jlranl^eit nad^ (Suropa gebracht worben
jei, „eine§ Don ben grofeen S^xä)in üor bem jungften Jage, weld^e
bie Ö^ffnung befeftigen, bafe jener feiige 2ag in S3filbe beoor=
fte§e''. Unb in feinem legten ®intrag fd^reibt er, bafe mit bem
•M jent6fnnn% bet Sa^re bec flSdt" 8ticfe. 2>ctttf4€ IBeife.
3a^e 1640 bu 3a^( ^ SBeUja^e genau 5500 audmad^, u^-
l^(b man bat (5nbe bet IBdt ermatten bfitfe, benn bad fec^fte Zau:
fenb, — fo lange foDte, »ie Sutl^ mit bieten annal^m, na^ dnei
bem Zalmub entfiammenben (StiadtDeiffagung bie Seit fte^en -
»erbe nii^t boQ »erben, oie Q^tiftu« nid^t boOe brei Zage tot
gemefen, fonbem in bet SRitte be^ britten Staged aufcrftanben feL
yiaäfbm einjetne ^eunbe ton feinet Stbeit t<|on 8b{($tift ^
nommen, gab et fie 1541 untet bem (lateinif(^en) Zitel ^Se-
tec^nung bet 3a^te bet IBelt'' in ben Dtud. 3m 2^te
1545 etfd^ien eine neue Auflage mit meuteren Serbeffetungeti.
©eine ja^tei(^en ©tiefe »utben f(^n 5u feinen Sebjeiten
fteiftig gefammelt. ©palatin, ^u^mann unb S3eit Z)ietri(^ be:
fallen »obl ben teilen &(^| berfelben, unb intern Sammeleifer
Detbanten mit, bof) betl^(tnidm&{)ig Diele und ermatten blieben.
(S4 gab au(^ nic^t oenige Cete^tet Sut§et$, bie lein 9Ritte( m
Detfud^t liejsen, eine Qtxlt bon bem gtofcen Spanne ju erl^lten,
motubet er oft tec^t unmiQig werben tonnte, abet et ^t bo($ fcjt
Unjfi^ligen ben (SefaUen getban, il^nen einen S^tud^ ober fonit
ein frommet Sßort in bie O^udbtbel ju fd^reiben. @c^on 1528
unb bann »ieber 1533 »aren (unüoUflänbige) Cerje^niffe feinet
©d^riften erft^icnen, feitbem mar eine faft unflberfel^are gufl«
berfelben bajugetommen. Sfingft br&ngte man 8utl^er nic^t nut in
Wittenberg, fonbern au(^ oon @traf^urg unb Augsburg aus, eine
(Sefamtaudgabe feiner 8Ber(e ju geftatten, moran befonberS b^
Sturfurft, ber ftd^ felbft Ifingft eine @ammlung berfelben angelegt
l^tte, ein lebl^fteiS Sntereffe na^m. SCber Sutl^er moQte lanje
ni^td babon l^ören, immer mieber ertl&rte er, bajs er lieberiDoOe,
baft ade feine @(^riften untergingen unb aQein bie 16ibe( gelegen
mürbe. @d^(ieftli(^ lief) er eS bocb ju, bafi Körer unb Sruciger
bie Verausgabe fiberna^men.
3m 3a^re 1539 erf<^icn ju SBittenberg ber erfte »anb b«
beutft^en SBerle mit einer SJorrebe, bie faft eine Sntfc^ulbigttRJ
mar. ®a erinnert er baran, bafe früher eben über ben öiek»
Sudlern ber X^tet unb bet anbetn Seiltet bie l^eilige (Schrift \4
betgeffen motben m&te. Sei bet Übetfe^ung berfelben fyAi ^
gel^offt, baft nun beS Schreibend meniger unb beS SefenS in^^
Sateinifti^e Vkdt. 2nt}^ unb bie Suben. 531
9xM mt^x tDetbcn mürbe, ba ja )ebet aus ber fttfd^en ClueQe
ttinten tonne. Saju ermol^nt et aud^ je^t unb fpttd^t bie i^off^
nung aus, baf( feine ©d^riften, beten Sammlung et ni(^t »elften
tSnne, balb bet SSergeffenl^eit anl^eimfaUen metben. (Etft im "^a^xt
1544 etfd^ien bet etfte SBanb bet lateinif(^en SBetle, benn fc^on
bamald »at es fd^met, Sutl^etS dltefte @(^tiften, bie et felbft nid^t
einmal befaft, jufammeniubtingen. @palatin, bet ftc^ eiftig batum
bemfil^te, mu|te fid^ j. S., um Sutl^etS 95 2J^feu ju et^alten,
an ben eiftiflen Sammlet Sutl^etfd^et ©c^tiften, ben ©tabtfd^teibet
@tep]^n ^oify in Sn^i^^u wenben. Sltö (Sinleitung füt ben j»eiten
S3anb l^tte Sutl^et eine ®elbfibiogta))l^ie in SuSFtc^t gefteüt, an
feinet ©teile fyit bann Sieland^tl^on nad^ Sutl^etS Xobe eine ge^
btfingte unb fd^lic^te, abet an feinen S3eobad^tungen teid^e SebenS^
befc^teibung beS ^teunbeS bafüt geliefett.
Sltö tultutgef(^id^tli(^ »id^tig mag l^iet nod^ Sut^etS fpdteted
aSet^alten gegen bie 3wben etmäl&nt »etben.
SBit etinnern unS, »ie et j. SS. im 3fl^te 1523 (oben ©. 82)
fut eine liebteic^e SSel^nblung bet 3wben eintrat, Doli O^ffnung,
fte auf biefe Steife el^et jut Snetfennung beS StlSjetS ju btingen.
9lu(^ anbete ebangelifd^e ^tebiget, mie ®üttel, fptac^en fid^ in
bemfelben ©inne aus. S3ieQei(^t batf man bie ^rleid^tetungen^
n>el(^e ben S^ben gewiffe S3eftimmungen beS SugSbutget 9ieid^S-
tages bta4)ten, bamit in SSetbinbung btingen. S^benfaQS genoffen
fie »ä^tenb bet litc^lid^en ©itten unb infolge bet neuen 3«^^
gtöjsete 9l{u(e als je. S)amit muc^fen aud§ il^te Snfptfld^e. ©el^t
balb ettannte Sut^et, ba| feine O^^ffiiuns» ^i^ S^ben butd^ Siebe
unb bie $tebigt beS teinen @üangeliumS ju gewinnen, eine ttuge=
tifc^e mat. ®ie S^tttennung bet ^apftlitd&e, bie mit ©tolj be«
cbad^tete einge^enbe S3efd^5ftigung bet Süangelifc^en mit il^tet
©ptac^e unb bem alten Xefiament etmedCte Dielmel^t bie (ü^ne
(Stmartung, bet fie aud^ SuSbtudC gaben, nunmel^t bie Sl^tiften
l^etübet ju jie^en. Sutl^et felbft mad^te im SSettel^t mit il^nen
unb il^ten Sabbinen, benen et mand^e ^eunblic^teit juwanbte, bet^
gleid&en Stfal^tungen. ©aS finberte fein SSetl^lten ju il^en. (Sin
befonbetet SSotfaQ gab i^m Slnlaf), fid§ batubet auSjufpted^en.
Sßegen eines uns nid^t nfil^et betannten gteoels einiget S^ben
5S2 £ut^ unb Ue Suben.
bef(^lofc ber Shitfutft im B^i^ia^te 1637, ftc au^ feinem ganzen
Qkbittt )u k^etbammen unb jebe« Setteten beSfetben ftreng ju 4n=
ben. S)anibet entftanb grofte Vufregung unter bet beutfi^en ^vikr^^
fc^ft, unb i^ gu^ter, 3ofe))^ Sen (Berfon au« Slodl^m im (Sl-
fafc (Si'ff^I ^on Kodl^im) .»gemeiner ifibif(^et Sefel^töl^bet', »ie
er fid^ auf (Srunb taiferlii^er Seftaflung nannte, ein l^o^ngefel^net,
im (Sifer ffit bad ffio^l feined S3olIe« unermublii^ SRann, mMt
ft(^ mit einem <Sm))fe§lungdf(^teiben bed SS^olfgang (Sapito an
Sutl^ unb bat i§n unter ^tnwei« auf feine frühen jubenfteunb^
Ud^en äufterungen, fx^ für bie 3uben beim Sturfurften }u m
»erben.
tlber Satter §ielt il^m bie ^ateftanigfeit feinet 9$olfe$ ent-
gegen unb kooQte ful^ bem nid^t audfe^en, baf) man feine ®un|t
)ur SSerfiodung gebrauche. Seine fd^arfe, ablel^nenbe Xntvott
an ben Bu^rer ber ^wicn toax eine %bfage an ba^ ganje W
überl^aupt. ^o^ ftedte er no(^ eine @(^rift in 9[u^fi<^t, um m
mögii(^ „etliche aud bem bfiterli^en Stamme ber l^eiUgen ^atri-
ar(i^en unb ^ropl^etcn ju gewinnen". Aber wie in Jenen 3^1^^^
aOentl^lben in ^eutf(^(anb bie Abneigung gegen bie S^ben, ii^
}. S3. in Reffen unb ganten angetlagt würben, aOe bewerbe an
\\^ JU reifeen, im 3w««§Jn«tt begriffen war, fo aud^ bei l'uf^r.
Unb nun erful^r er, bafe bie 3"^^" (wa^rfd^einlid^ in 9Kd§tcn)
mit il^rer 16e]^ut)tung \>on bet ewigen (SuUtgteit beS ®efe^e$ unb
baf^ ber SRefftad nod^ nx^t getommen w&re, wittlid^ $roielt)ten
machten unb ci ß^rtften gebe, bie fi(| befc^neiben liefen. Catauj
fd^rieb er im gtu^ja^re 1538 feinen „©cnbbrief wiber bie
Sabbat^er", um einen „guten greunb" ju belel^ren, wie il^ncn ju
begegnen fei. SRit bem 8?amen Sabbatl^er jielte er jugleid^ fl«f
eine in Öfleneid^ entftanbene, d&riftlic^e ©eftc ai, bie ba§ ®al)=
batgebot glaubte feftl^altcn ju muffen, woöou er fd^on längere S^^
Runbe bcitte. ®rofee Hoffnung auf ©cfel^rung ber 3wben l^atte
er fd^on nid^t mel^r, aber Diel fc()firfer fprad^ er fid^ einige Sajre
fpfiter au§. 3nätt?ifd§cn war il^m eine ©d&rift ju ®efid^t getommen,
in ber ein ^\itt bie in bamaligcr S^xt uncrl^örte ?3ermej{en|eit
l^attc, mit ber O^i'^S^" ©d^rift gegen bie ©Triften ju lämpfen, iie
abftammung ^t\vi Don ^\xta unb ®at?ib ju leugnen u. f. w.
2nt^tx unb bk Suben. 58S
@eitbem finb il^m bte ^ubcn nut nod^ baS l^al^fiantge, t?on ®ott
Dctwotfcnc 83oß, baS »ibct bcffcrc« SBiffcn S^tiftum läftett unb
bet gtimmigftc gcinb bct S^tiflen ifl. ©abon l^anbclt er in bcr
®nbe 1542 gcfd^tiebcncn ©d^rift: ^83on ben Suben unb i§tcn
ßuflcn". ®a gcifeclt er i^ren Ood^mut unb il^re falfd^e au§=
leflunfl ber ©dferift unb »irft i^ncn bic furd^tborflcn ßfiflerunflen
\>ox. ®S giebt laum ttwai &i)immt9, ma§ tx i^nen nid^t jus
traut. „@ine ^lage, ^eftilenj unb eitel Ungludt fmb fie unferm
ßanbe/ @ie frejfen unfer @ut, unb wenn fie Knuten, »urben
fie uns aud^ an« ßeben gelten. ®abei Magen fic fiber i^re ®e=
fangenfd^aft, aber ,,niemanb ^(t fte, Sanb unb @ira|en ftel^en
ifinen offen, fte mögen jiel^en in i^r Sanb, wenn fie moQen, mir
tocHten gern (Sefd^ent boju geben, bafi mir i||rer loS to&xtn."
Unb feine ber Dbrigfeit gemad^ten a3orfc()läge, il^re ©d&ulen ju
Dcrbrennen, i^r bod^ nur Don ben S^riflen geraubte« Vermögen
einiujie^en, fie au« i^ren ^dufern )u Vertreiben, in ©tdQen unb
®d^u))))en n>ie bie 3^8^^^^^^ unterjubringen unb fie jur niebrigften
C)anbarbeit anjul^altcn, »enn man fie nid&t ganj austreiben lönne,
erinnern an bie fd^limmften Seiten be« römifc^en ganatiSmu«. ®e=
»ife, e« mar ber 3orn be« in feinem ©tauben gelrfintten ^^rebiger«
be« ®oangeIium«, ber jebe 8iebe«mul^e al« oergebtid^ anfielt unb
es- für feine fittlid^e ^ffid^t §ält, fie in il^rem Unglauben unb i^ren
Angriffen ni^t „burd^ ®d^u^ unb @d^irm'' ju beftfirfen, aber er
»ar mafeloS unb glul^t fd^on l^ier unb ba in ben garben beS
€>affe«, ber ben böd^ften abfdfeeu oor ben S^ben ju erregen fud^t,
ein aifldtfatl in bie ^olemil eine« ^fefferforn. Sr bemeift nur,
bajj gütiger, »ie in gewiffen andern fragen, j. S. au(^ in Dem
5Ddmonen: unb 0^)cengIauben fid^ tro^ feine« (£^riftentum« nid^t
über feine 3«t ju erl^eben ücrmoc^te. ®cnn »a« er ba au«fpra4
n>ar je^t mieber öffentli^e äReinung bei Soangelifd^en mie ftatl^o::
Uten. ^I^ilipp toon Reffen, ber fic^ feinen X^eologen gegenüber,
um eine gröfeere SRilbe gegen „Da« 83olt ©otte«" ju red^tfertigen,
auf bie ©d&rift berief, unb Änbrea« Dfianber, ber ßutl^er« ?luf=
treten, menn aud§ nur im gel^eimen, l^eftig tabelte, wie f^einric^
SSuBingcr in 3fitid^, bfirften fo jiemlic^ allein gcftanben l^aben. ®inb
wir red^t berid^tet, fo tarn e« im ®lfafe fd^on üor, bafe ein Pfarrer
584 em^ nnb bk SnbciL
prebigtc, man foOe bie ^uben totf^togen, fo ba|i bei ehalftuijn
Kat ber bringenbcn Sitten Soffel KoS^m« nac^ab unb benJtai^
brutf Don Sutl^d 0<^tift in {einem (Bebiete nid^t geftattete. %4t
minbet luftig ift eine »eitere @<^tift unter bem Zitd «St^en*
]^Qm))^ora«^ bie ft(§ auf (Brunb alter Sufc^ulbigung gegen etst
Sfifterung ber ^uben, bie fie burc^ eine ge^eimnidboOe fbv^'j^ia?
reil^ Dererben foQten, uub gegen i^e Seugnung ber Dat)&ii(ie&
Hbftammung 3<fu »enbet. Vber no^ eine britte 6(^rtft f(|nei er
)u gläd^em ^totdt im Sal^e 1543: i,S3on ben legten ffiotteii
Dabibd". ®te ift n)entger ))oIemi{(i^, bafflr aber t^ologif^ loert'
boOer unb entl^tt neben einer teilmeife fel^r (Alanen Sudlegung 000
2eam. 23, 1 — 7, bed .tedten IBiOen CatibS'', au^^luie
Vudlaffungen fiber bie Zrinitfit unb bie gottmenf(^li<^ Sitlx
Sefu.
Da« oOedbiente nur ba}u, ffir lange S^t bie 5ffentli(^ tRei'
nung in il^rem Sns^mnt gegen bie 3uben ju befeftigen, unb {<^
bie beiben erften Schriften ^tten eine erneute SuStreiiung bei
Suben in 6d^leften unb in ber 9ltamaxt jur ^otge. 92o4 ^
feinen testen Sebendtagen »fi^renb feine« Sufentl^lte« in fRÜ^
\pxa^ gütiger feinen Unmut über bie bottige S)utbung ber ^
au$. 6eine (SteQung ju biefer ^oge fd^eint au(^ fut feinen
Shtrfflrfien beftimmenb genefen ju fein, benn tro^ ffirftlii^ec p'
fprac^e bulbete man in Sat^fen lange Q^t ni<^t einmal bev
Curd^jug eine« Sluben burd^ ba« Sanb.
4. 9(aptteC
tt%U ftüorpfe utib ttbtmmit.
Unter bcn friegctijii^cn Ccrtüiddungcn, mit bcncn c§ bct Äaifcr
}u tl^un §atte, waren bie S)inge in S)eutf(I^Ianb aud^ md^
bem ^{egendburger %ei(^$tage in ber @^mebe geblieben. (Segen
ben ^rei« ber Jurfcn^ilfe erlangten bie ^roteftanten auf bem
»eid^Stage ju @peier (Anfang 1542) bie SSerlfingerung beS pro^
üiforifc^en grieben« auf fünf ^ofyct, aber ju gleid^ QÄt tarn
es jmif(i^en ber fatl^olifd^en Siel^rl^eit unb bem $apfie ju einer
Sßerfifinbigung über baS Sonjil, xod(S)c^ im 92ooember 1542 in
Orient jufammentreten foQte. Sie bie Stotfinbigung beSfelben
auf bem 9{ei(i§$tage )u 92firnberg aufgenommen mürbe, ift fc^on
(@. 516) ermahnt morben. (Es fanben fid^ bann für ben ^apft
aSormdnbe genug, eS bo(^ nid^t jufianbe (ommen }u laffen, aber
baS größere ©elbfigefu^l ber geifilic^n @t&nbe jeigte fi(^ auf bem
neuen Äeic^Stage ju 3?urnberg, ^amax 1543. Iroft il^reS ^ro^
tefteS tonnten bie (Sbangelifd^en bie 8ufna^me ber StegenSburger
SeHaration in ben Sibfd^ieb nx^t burc^fe^en. 92i(^tS l^tte n&l^er
liegen muffen, aU ber engfte Sufammenfc^luft aOer ebangelifd^en
©tfinbe. Sann mfire ed ein lei(^teS gemefen, ben ^rieben ju er-
jmingen. S)enn es mar fo, mie Sucer bamals in einem SRe^
moriale bart^t, baft au|er ben O^^i^^n oon 16a^ern, 9lbre($t
t)on SRedClenburg unb ^einrid^ bon iSraunfd^meig, aQe meltUd^en
t$firfien S>eutf(^lanbS bas (Sbangelium mel^r ober weniger ange=
npmmen ^tten.
5S6 Xtt ^iog ton ditu unb bei itatfer. ^rmonu toa itoüi.
Vber bie ©onberinteteften, bie tenitotialen Sege^ttid^Ieiten, bk
(£ifetfu(^teleien imtf(^n durften unb ©tfibten l^inberten nad^ m
t?or ein )ictbctDtt{)ted, tutf^ltlofcd 3ufAinin^B^^>^- C>^i^0 ^^n^
unb ftutfutft ^t'oc^im lehnten ed aud ben betanntcn ®runben ab,
bcm @<^maUaIbif(l^en Sunbe beijutteten. Dem C^jog Don (Siebe,
bet Vnfang 1548 bad Vbenbma^I unter beibetlei dkftatt nal^m
unb mit bet Deformation feined SanbeS begann, tputbe, obmo^
fie Sad^fen beantragte, bie Sufnal^me Dermeigert, »eil bet Sanb=
graf bur(^ feinen Sßertrag mit bem ftaifer gebunben toar. @o
rfic^te fid^ ber unfelige <S§e^nbel.
fteine eiHingelifc^ C>anb regte fi4, atö ber ftaifer mit feinen
Spaniern unb Italienern ind (Sleoifc^e einfiel unb ben ^ct^oi im
Siertrage bon Xknlo baju jvang, bie ftreitigen ^roüinjen 3ut))^
unb (Beibern aufzugeben unb bie begonnene 9ieformation feines
Sanbed »ieber rudgdngig ju machen. S)iefe ^l^atfad^e, beren Xxaj^
meite unter ben ^toteftanten oieüeid^t nur Sucer a^nte, öffnete
bem Saifer bie Slugen; mie er felbft fagt, „fei eS il^m Don ba an
leidet erfd^ienen, ben ^oc^mut ber ^roteftanten mit <Sen>alt ju
bfimpfen". S)er Fortgang ber SeformationSbeftrebungen im (St}=
ftifte ftdln erl^ö^te ben SBunfc^, enblid^ ben lange Derjdgexten
Sii^lag gegen bie proteftantifd^en ®tfinbe ju fuhren, fturfurft ^'
mann oon ftöln ging je^t loirtlid^ baran, fein Sanb im eban=
gelifc^en @inne 5U reformieren. Sine oon Sßucer unb äRelant^^
tl^on berfafite ftir(^enorbnung, toeld^e bad Site möglid^ft fc^onte,
fanb bie 3uftimmung feiner @tfinbe. @eit Oftern 1543 mirften
an oerfd^iebenen Orten beS @ttfte$ eoangelifd^e $rebiger, reid^te
man baS Sbenbma^l unter beiberlei ®eftalt. 9{od^ miberfirebten
ba« ©omtapitel, bie Uniüerfität unb ber Äat bon Ä5ln, bie füi
il^re arifiotratifc^e ^erfaffung fürchteten. SBenn e« gelang, biefen
jföiberftanb ju brechen, bann mar aud§ ber nur burd^ geuer unb
©d^mert aufredet erl^altene Statl^oliciSmuS in ben (aiferlic^en (^xb-
lanben bebrol^t. ober noc^ mufetc fid& ber Raifer jurücf^alten.
®r braud^te bie ^Wc ber beutfd^en ®tdnbe ju einem trdftigen
gelbjugc gegen bie Jütlen unb gegen granlreid^, mit bem ft^on
im Sa^re 1542 ber Rrieg »ieber auSgebvod^en mar, unb c§ war
balb tein ©ebeimni« mcl^r, ia^ ber ^apft toieber auf ber Seite
9lei4«tag )u @)>eiet 1544. 537
feiner ®egnet flanb, eine ®cmfiljt be§ gricbenS für ©eutfd^lanb,
U)te SRelan^t^on meinte, ffit Sutl^et ein ®egenftanb grimmiaen
@pottc$ übet bie fdböne ^etbinbung }tt)if(^en bem «^aUetl^eilig^en
^npt bet Stitd^e, bem adetd^tifiUd^fien Stönige, mit Stol^mmeb''
unb übet bie ttefftid^e ^nmenbung bet Slblaftgelbet.
Übet beS ftai]etS »al^te ®efinnung fonnte eigentlid^ fein ^mi\A
fein: mi) bet TOebetmerfung ®(eDe3 l^atte et bie ebangelifc^e 8le=
gung in SRe^ gemalttl^tig untetbtudt, bann ben SBiberftanb be^
ftdlnet Comtapitel^ Mi) äRöglid^feit beftättt.
Staum toax man (^ebruat 1544) jum Steid^Stage in ©peiet
jufammengetommen, al^ ftarl V. bie Don ben ^toteftanten ffit il^te
^tebigten benufete ©ominilanettitc^e fd^liefeen lu%. Unb ioäj, in un=
i?ctieil^Ii(|et ?Setblcnbung, ol^nc ju übetlegen, wie bet ftaifet nut batauf
»attete, nad& ©efeitigung be§ ftanjöfifd^en ®egnetS feine Sßaffen
gegen bie ^toteftanten ju menben, bewiQigten fte bie gewünfc^te ^itfe.
Sie ®egenleiftung fc^ien aUetbingS ntc^t minbet bebeutfam. S)ie
9legen5butget ©eflatation würbe in ben ^Ibfd^ieb aufgenommen; auf
einem freien, d^riftlid^cn Ronjil ober SRationalüerfammlung foflte bet
enblid&e ?lu3ttag bet titd^Ud^en ©tteitigteiten üotgenommen »etben,
unb ba es mit bem {tonjil nod^ nid^t gemig fei, nal^m man eine
d^tifilid^e 93etg(ei^ung füt ben näd^fien Stei^Stag in Slu^jtd^t, mo=
für man bon ben Stäuben Sleformation^entwürfe crmartete. 3^^
bie 93erwenbung bed $ttrd§en= unb StlofterguteS ju $tir(^en= unb
S^uljwecfen würbe gut ge^eifeen. ©abei überfallen nur bie ^ro=
tcflanten, bafe bie römifd^ gefmnten ©tänbe au§brfidtlid& bie ^er=
antworttid^feit für biefc SugefÜfinbniffe ablel^nten, für f\z Ratten fie
alfo leine SSerbinbUd^feit.
S)ie Surften, benen ber ftaifer bie^mal mit nod^ gröjserer
SiebenäwürbigCeit aU 1541 in StegenSburg entgegenfam, liegen
ft(i^ betören. (&9 waren nur einzelne unter ben ebangelif^en @tfin=
ben, bie ba§ Unl^eil fommen fallen, fo ^atob Sturm Don ©träfe::
bürg, aber aud^ SReland^tl^on fprac^ fel^r geringf(!^&|ig über bie
angeblid^en (Snungenfd^aften, unb ber glüdFIid^e gelbjug be$ Staifer§
gegen granlreid^, ber jum Öeibwefen be« ^apfteö fd^on am 18. @ep=
tember 1544 ^um grieben bon (Ere§|)^ fül^rte, war nid^t geeignet,
bie auSfic^ten ber ^roteftanten ju ocrbeffern.
US „IBittciiBfKgn ttcfocnuitioit.'' XabdS6rci»e.
SRit einiger ®ot0e fa( man bem na<^ ffiormd beiufenen neuen
Keii^tage entgegen, dc^on im Sugnft erhielten bie ffiittenbergei
X^ologen ben Safttag, einen geeigneten Wefotmatiün^entmutf ju
Detfaffen. Sbet etft im Januar 1545 fc^rieb SRelam^tl^on, bem
bie Stbeit jafiel, bie fogenannte „Sittenbergec Stefotmation*.
®ie »ar fidjftlic^ entgegentommenb. O^ne in ber Se^te etUKi^
nac^jugeben, fpta^ fie bie dkneigt^eit aM, ft(^ ebent. bie bif<^3f=
li(^ (5e»alt gefallen ju laffen. Sutl^ ^t bem jugeftimmt, unb
au(^ ber ftan^let iOrfid fanb ba< 0uta(^ten «föfllic^ unb gut^
k)etmij)te abei batin ^Sut§et< lumotenben (Reift". S)etfelbe machte
r«^ foeben in anbetet Skife geltenb.
Die Sefc^lttffe Don speiet, bie ben 8nf(^in etroetfen tonnten,
aU moQte bet ftaifet bie teligiöfen S3etl^ltniffe ol^ne ben ^ft
otbnen, ^ttcn bie Shitie in gtof)e (Snegung betfe^t. Um bie
taifetlit^en ^Ifine }u butcftttenien, foQte bad immer mieber t)ei=
{((obene ftoniil nun mitdul^ ftatt^ben. 3» einer leuQe Dom
18. @eptembet 1544 mntbe ed bon neuem auf ben 15. 92at5 1545
nac^ Xtient betufen. Sbet fc^on borget ^tte bet ^apft in feinem
blinben 3^^» ^^^ Xabetöbtebe an ben ftaifet etlaffen, meld^d ba§
aUgemeine (Siftaunen enegte. ^m Zone eined ^nnocenj III. machte
et i^m ben SSoimutf, feine C>anb na(^ bem ptie^etli^en 9lmte au^-
}uftte(fen. Untet C^inmeid auf bie ftit^enfeinbe wie 92eto unb
i)omitian, auf bie gottlofen ftaifet bet SSotjeit C^eintic^ IV. unb
gtiebtit^ IL fotbette et bie Sutudna^me bet 3ugefifinbniffe an bie
SlebeDen unb bto^te fd^lief^it^ mit Snmenbung gtdf)etet ©ttenge,
b. ff. mit bem iBanne.
S)et ftaifet »urbigte biefeä @(^tiftfiu(I feinet Slntmort, mo^l
abet bie ^totcftanten. ^ofi- Stiebti(^ betfptac^ fic^ ben beften
(Stfolg, »enn Sut^et bie pdpftlit^en Slnma|(ungen in Srebe unb
ftoniilSantfinbigung in feinet SBeife beleu^tete. S)em ftanjlet
Sbx&d fc^ien eS tic^tiget, einftmeilen ju jeigen, mtlift gälfc^ungen
fi(^ bet ^apft in feinem Sätebe ,,jut JBcft&tigung feinet ®tmaü
übet ben ftaifet'' etlaubt l^abe, unb bie ftonjUdfa^e tu§en ju (afjen,
»bid baS ftonjU mit feinet 93ubetei fottge^", etft bann »utbe
c^ fpbonnöten fein, ba|( Sut^et mit bet 93aumart meibli(^ jul^ue,
baju et butc^ @otte^ @nabe einen l^öl^eten (Seift §at, benn anbete
^®ibtr ta9 9a)>fitum ^u 9iom/' 589
SKenfd^en,'' «bct Sutl^et, bcr ba^ ©rcbc anfangs für ein ^a5=
quid gehalten, tl^t, mie bet ftutfurft »finf^te. ©ofott, (Snbe
3lanuar, mad^tc et fid^ an bie «rbeit. ®o entftanb feine ©(^tift:
„SBiber bas ^apptum ju Slom Dom leufcl geftiftet".
©(^wetlid^ mitb i^t jemanb anmetten, unter meldten C^emmniffen
Sut^et fie gefd^rieben §at. @ein S{c))f(eiben fieigette fic^ Slnfang
gebtuat mieber betattig, ba|( man fc^on an einen Sd^laganfaU
glaubte, benn eine 3^it ^^H ^^^ ^i^ ^i^^ ®^i^^ ^^^ ftopfed mt
gel&^mt. S)er fturffirft f^idte fo fd^ned als mdglid^ feinen 8eib=
atjt, unter beffen Semul^ungen er fic^ balb »ieber erholte. S^ben^
faÜS bel^ielt er bie Straft, «bie Saumajcf' meiblic^ ju f^mingen.
@o beutlic^ §atte bi^lger noc^ niemanb ber S^riften^it gejeigt,
»ie ber ,,anerl^flllifc^fte ^apft" mit feiner römifd^en ©ubenfi^ule
unter bem S>edmantel d^riftlid^er ^iebendliebe nun fd^on an bie
jmaniig "^a^xt grantreic^ gegen ben ftaifer ^e^e, unb unter aQerlei
nid^tigen SScrm&nben bad Stonjil berl^inbert l^abe. ^e^t Igabe er
ed berufen. Sber mas foO baS für ein ftcn}U fein, beffen 93e-
fc^luffe }u finbern ober }u bernid^ten ber ^apft fic^ oorbe^alte!
JiBfire ed ba nic^t beffer jum ^apfte ju fagcn: ,,^err, fage uns,
n>aS mir t§un foOen.'' S)ie beutfc^en ®t£nbe mcQen ein freies
Stonjil. S)arauS machen bie Siömer, bafi fie frei fein foQen, baf(
nid^ts mieber fie gerebet merben barf. S3er(ange man ein d^rift^:
(ic^eS ftonjit, fo ma^en fie barauS ein pdpftlid^eS, „fo r^a^
ber l^eilige ®eift nid^t ins ftonjil tommen tann."" „i)arum m£re
baS befte, ftaifer unb ®t&nbe beS Sieid^S tieften bie Idfterlid^en,
f(^anblid^ften @pi^buben unb bie Dexfluc^te @runbfuppe beS Teufels
)U 9iom immer fal^ren jum Teufel ju. S)a ift boc^ teine C^off-
nung einiges ®uteS ju erlangen. 9Ran mufi anberS l^injutlgun,
mit »onjitien ift nid^ts auSgerid^tet.'' «ber ber ^apft »erbietet
CS, er forbert bie S^rfidtna^me ber ©peierer ©efd^lüffe. ©oS
giebt 8ut§er Snlaft, bie pdpftli^en Slnmaf)ungen, fein unb feiner
Slinber unb feiner Seute f^dnblid^eS Zreiben in 9iom in maf)toS
berber, ja c^nif^er Sprache ju geifeeln. «ber anbereS, was er
fagen mü, ift i§m mic^tiger, unb aus ©orge, er Idnnte um feiner
tdrperli^en ©d^mfid^e miQen fp&ter nid^t baju tommen, brid^t er
ab, um nod^ einmal aOeS, toaS er in ben legten funfunbsmanjig
540 ^Oito bat V^|ttttm )u ttom."
3a^Ten gegen bad fc^tiftioibrige ^pfitum lehren multe, jufainmcn=
jufafjeti.
^Dtei Stfide ^be i(^ mii ffitgenommen. (5in^, ob'd loa^t jei,
baj) bet $apft )u 9tom fei ba« ^upt bet (S^tiften^it, über SonjiKen,
Sfaifet, (Sngel, unb aOed k., mic et fi^ türmet. X)a^ anbete,
cb'< ma^t fei, baf) i^n niemanb fönne urteiUn, tt(^ten, abfe^n,
»ie ei bruQet. Ca« britte, ob'« »al^r fei, bafi et l^be ba« xSmW
^dä) t)on ben 0tie(^en auf un« Deutf^en btac^t, toie et übet afie
92a^ ftol}iett unb pDiJ^t." 92ut bie etfte bet beiben Etagen erdttert
et auf @tunb bet ®(^tift unb bet Ükfd^i^te in au«fu§tli(^et ffieife.
Cen beiben anbeten mibmet et nut menige Sl&ttet. Sbet n^ie
in ben gtcf^en Stcfotmationdf (Stiften t)om "^af^xt 1520 jeigt ^
ba« empdtte 9}aticnatgeffi§l ncd^ einmal in bet äßeife, mie et „bem
^Qpftefel mit ben langen (SfeUc^ten unb bem Detbammten 8ttgen=
maul'' auf bie btitte Ce^auptung antmottet unb jule^t bie S)eut=
fd^en auffotbert, bem $ap^e feine ,^®t^miete unb Shdnung" ju
laffen, ba ba« ftaifettum auf bet Sßa^l bet Stutffltfien betu^, —
unb fein beutf(!^et ftaifet ift mel^t Don einem ^apfte gefalbt rnox-
ben. Sie (B^x\\t toax f(^on }u einem iBud^e angefd^moQen , al§
et bie gebet niebetlegte: „^\t muf) id^'^ laffcn, »itl'S (Sott, im
anbetn Suc^lein rnid i^'S beffetn. @tetbe id^ inbe«, fo gebe ®ott,
baf( (ed) ein anbetet taufenbmal fitget mad^e. S)enn bie teuflif(^e
^dpftetei ift ba« le^te Unglud auf @rben, ünb ba« M^efle, fo ade
Zeufel t§un tonnen mit aUet i|tet ^a^t, (Sott §elfe un«, ^men!"
8lm 25. 9Wätj tonnte bet »utfutfi bie ®^tift nad^ C^cjfiit
üetfenben.
Staum jel^n läge frül^ct l^atte bet Slefotmatot butc^ ben Sanb^
gtafen ein biefem übet Stugebutg zugegangene« italienifd^e« $am=
p^let eil^alten, ba« t)on Cut^et« gottlofem lobe bctic^tete. ©iefcr
fei, nac^bem et auf bem totenbett ba« ?lbenbma|l empfangen,
al«balb geftotben. 93ot feinem (Snbe l^abe et Detlangt, man möge
feinen Seid)nam auf ben Slltat fc^en unb »ie ®ott Detel^xen. %kt
bie göttlid^e 93orfe§ung l^abe bie btingenb notmenbigen Sffiunbet m(|t
üerfagt, um einem fo gtofecn S^rtum ein 3iel ju fcften. ©ei ber
SSeetbigung, fo wirb weitet etid^lt, würbe aße SBelt butcb fnxi^U
baren Slumot unb ©ctummel etfc^redtt, unb man fal^ bie aflcr-
l^itififte C^oftie, bie ein fo Untpurbiget em))fangen Igatte, in ber
üiuft ^fingen unb t§at fie bann mit grof^er (Sl^terbietung „^vl ben
Oeiligtumctn", worauf c3 rul^ig warb. 3« ^^ folgenbcn -Mad^t
etl^ob ftc^ icboc^ ein fo gtof)eS Ungeftum, baf) ftd^ jjebetmann ent=
fcftte unb man ßutl^et^ ®rab öffnete, ©aöfelbc war aber (eer
unb firdmte einen fold^en ©(^wefelgerud^ aud, bafi bie Seute bar=
über tränt würben unb Diele il^r Seben befferten unb ftd^ jur |ei-
Ugen römifcl^en Stircl^e belel^rten.
SJiefe ^welfc^e greube" über feinen Job na|m ßutl^er mit
{dftli(^em i^umor auf. Stö ^äßelfc^e Sugenfd^rift DonSot=
tori^ 3Rartini 8ut§er^ lobe, ju Slom ausgegangen",
gab er fte felbft in italienif^er unb beut|(!^er ®pxai)t IgerauS. 9m
©d^luffe bejeugt er, folc^' jornig (Sebid^t faft gerne unb frfl^lic^
^elefen ju §aben, aufgenommen bie ®otte§l&fterung, ba folc^e Sügen
ier §o|en, göttlid^en 3Rajeftfit wirb jugefd^rieben. ©onfl t|ut mir'S
fanft auf ber re(!^ten %niefd|eiben unb an ber Unten gerfen, baf)
mir ber leufel unb feine ©d^uppen, ^apft unb ^apiften fo |erj=
ti(^ feinb finb. ®ott betel^re fie Dom Jeufel."
3u einer weiteren eigenen ©cl^rift gegen baS ^apfttum, wie
ßut^er fie ernftlid^ üor^atte, ift er nid^t me^r getcmmen ; im a?ai
f tagte er wieber über fein ftopf leiben, bann ^inberten il^n f(!^were
©teinbeftftwerben an ber Sortfeftung ber fd^on begonnenen Arbeit,
aber wa^rfd^einlic^ um biefelbe S^it üeröffentlid^te er bie (anonyme)
Arbeit eines Unbetannten: „^apfttreu C^abriani IV. unb
JllejcanberS III. gegen Raifer griebrid^ Carbaroffa
geübt''. (Ss war eine nid^t ungefc^idtte iDarfteÜung beS Stampfen
jener ^äpfte gegen griebric^ I. unb in ber I^at geeignet, wie
ßut^er in ber aSonebe rül^menb l^erbor^ebt, ben „^apft bcrauS=
5uftreic^en als ben erjfeinb unfereS ^enn unb ^eilanbeS unb
ben Sßerftörer feiner l^eiligen, c^riftli^en Rirc^en." ©enfelben
3wecfen foflte eine änjal^l Rarritaturen beS ^apfttumS bienen,
bie ßucaS Slranac^ auf 8ut|erS 53eranlaffung l^erfteHte. 55er 8le=
formator lieferte ju jebem S3tatte einige erflärenbe Sßerfe. Sie
finb faft ebenfo ro§, wie bie S^^nungcn beS RünfllerS, beren
@i)niSmuS Sutl^er gerne um ber grauen wiQen gemilbert gefe^en
l^ätte, aber fie entfprad^en wo§l im ganjen bem üerberbten >Jrit=
Äolbe, eutl^er. ii. 35
642 Oicbcraii«tout M 96citbiiia^ttfh:d».
gcfc^mad ttiib ocrben i^te ffiitfang auf bad l3oI( iti(|t t)eife^t
Unb mie gegen ben ^pft tompfte et btd }u(e|t aud^ gegen
bie „Sabamentietet". £ie ttauxigen Bn'ifiigteiten nHtren langft
tmeber au^ebtix^n.
3tt einem fotmeUen 8bf(^luf) bet Soncotbie mit ben D6ec=
Idnbem okit t€, »ie mir Rotten, eigentlich nic^t gefommen, dba
ftiOfc^meigenb »cQte man, mie Sutl^et auc^ einmal im 3lor>mia
1538 an bie ^tta^UTget fc^rieb, batan feft^lten. Unb man
^tte ^eben. 92ur ganj b^rubetge^enb ^tte et batan benfoi
tonnen, bafi au4 bie @^»eiiet auf feine Seite tteten tdnnten.
Salb mad^te et feinen ^l bataud, bafi et übet fie ebenfo ut^
teile mie ftül^, unb etneuette gelegentlich auc^ dffentlici^ }. S. in
bet @(!^tift „bcn ben Itonjilien unb SKtt^en" bie alten Sßonotttfe
gegen 3t»ingli unb bie Seinen. S)aS betftimmte nid^t nut in
Qmif, fonbetn aud^ in ben Obetlanben. Sdxt 3utid^et ^t^ign
befc^metten fic^ batubet in einem Sd^teiben an Sutl^et, ttaten für
bie Siec^tgl&ubigteit 3n>ingUd ein unb ettldtten fic^ ffit folibatif^
mit i§m. Sutl^et antmottete nic^t. ®o l^tte bie ©ad^e juna^li
feine meitete ^olge. übtx bie gute SReinung, bie et eine 3eit
lang bon einjelnen fc^meiietifc^en Z^eologen ge^bt l^tte, mod^te
bamit fut immet oetbtdngt fein. Cie in Sßittenbetg ftubietenben
@c^meijet tlagten, bafi man ba ton S^ingli unb Dtolam))ab qI§
bon auSgemad^ten Sfe^etn fpted^e.
SRel^t aü auf beutfd^em (Sebiete empfanb man ben (Segenfa^
je^t im ^udlanbe, mo bie beiben Siic^tungen me^tfac^ 5ufammen=
ttafen; fo mat ed j. S. bei ben bö^mifd^n S3tubetn, bie mit
Sutl^et immet in Cejiel^ung geblieben maten, fc mat ed in Ungarn
unb nid^t minbet in SSenebig.
(Sin äStief bet „(Sbangelifc^en Srubet aud SSenebig, SSicenja
unb Ztebifo" Dom 26. 92obembet 1542 tlagte übet bie fc^metm
Seinen, bie babutd^ in il^ten Steifen l^etDotgetufen mutben.
©iefe Jhinbe ettegte Don neuem Sut§et5 Unmut. 3« f«w<^
butd^ fttanf^eit betjögetten Slntmoit Dom 13. ^uni 1543 f)>ti(^t
et Don ben Sc^ioeijetn in ben ftfirfflen äu^btuden. ©ie SBenc=
tianet litten Don einet „Jlpologie" SReland^tlJonS fut bie SBiebet=
i^vief an grofd^auer. (Segen ^^nxntfelb. M8
t)eTeinigung gefptod^en, Don bet fie but^l Sucet gel^drt ^al&en moQs
tcn. ©aüon »iffc et nic^W, cttlartc 8ut|ct, werbe aber — 8Re=
lanc^t^on mar bamals am W)m — au^m&rtd be^^alb forfd^en.
SDicfer ©rief, bcr aufeerbem nod^ eine ^l^r anfed^tbare ©arftcDung
k)on bem SSerlauf bet SoncorbienDerl^anblungen %ob, machte grof^eS
Süffelten. 3lo6i mel^r, U)a^ man über bie S3el^nbtung bed Suti^er
Suc^^dnblerS gtoid^auer §drte, ber i§m ein S^^mplar bet Don ben
gürid^er ^tebigern öeranftaltcten lateinifc^en ©ibelüberfeftung ge-
f(^id(t l^atte. Sut^er, ben gute ^eunbe biedeid^t nod^ auf§e|ten,
— SReland^tl^on nennt ben Jorgauer ©d^ulmeifter SRarcuS Srobel —
bantte in einem l^eftigen SSriefe Dom 31. Suguft 1543, in bem
er jjebe @emeinjd^aft mit jjenen ^rebigern abmied: «3^^ n)iQ i^ter
aSerbammnid unb läfterli^en 8e§re mi(^ nic^t teill^aftig, fonbcrn
unfd&ulbig wifjen, wiber fie beten unb leieren bid an mein ©nbe."
Ruberes tam baju, um Sutl^er noc^ me§r ju ereifern. 3^
äSSittenberg l^atte man enblid^ bie (SIeDation ber %benbmal^t«eles
tnente, bie Sutl^er feinerjeit bem Sariftabt }um %xo% beibe^Iten,
aud^ faQen laffen, meil fie aOentl^alben in ber Umgegenb gefaQen
tpar, unb mand^e grembe in SBittenberg an bem Sraud^e, auf
ben niemanb SBert legte, Snftof) nahmen. Slber fofort gab ed
Seute, bie bad atö C^innetgen ju ben ©d^meijern auffa|(ten unb
Sutl^ bedl^alb mit ©riefen befturmten. 3^ glei^er 3«t §atte ber
tounberlid^e ©d^mfirmer SaSpar @d^mentfelb aud ®d^(efien, ^im
bem feiner ber 9ieformatoren toeber in ber ©cbmei) nod^ in S)eutfd^-
lanb etmad miffen »oOte, unb ber bod^ an Dielen Orten, namentlich
in @d^maben, mand^e Snl^nger fanb, ben SRut gelabt, fid^ für
feine eigentümli^e Z^eorie Don ber ©ergottung bed gleifd^eä @^rifti
auf audfaffungen 2ut|erd ju berufen. Sd^on im 3uni 1543 er=
»artete man bedl^lb eine eigene @^rift gegen il^n. Slber Sutl^er
^atte fid^ begnügt, i|n in feiner ©cbrift ,pDon ben testen SBorten
©aDibd" aU Steuer ju bejeid^nen. 3?un f^idtte ©d^wenlfelb fogar
feine legten @d^riften an Sut^er unb bef^merte fid^ über bie il^m
tpiberfal^rene UnbiQ. tiefer bel^anbelte il^n ald einen unfinnigen
Starren, aber bei feiner 92eigung, @($mdrmer unb Sn^it^Slia»^
^ufammenjumerfen, fal^ er in adebem Symptome eines neuen %xip
fturmS bed @atramentierertum8. 9{id^t umfonft l^atten bie ©ene»
35*
544 8etb84tigitiigcn SRdon^t^iif .
tianet in einem smeiten (Schreiben t)on (5nbe Suguft bie Soxge
au^efptoi^n, baj) na($ feinem tobe falf(^e Stuber aufftel^ mm=
ben, um bie $rofanation be« @atramente9 ju erneuern, ^m
^^ial^te 1544 etful^ er au< (Speried in Ungarn, mie bort ein
\>on i(m 8^(^|ter, frä^erer Zifi^enoffe S)e Sk^ in f($tDeiierif(|em
Sinne le^re. 3iun »ar er entfc^tojfen, na(^ fo üiden S3elennt=
niffen nc(^ eined abjulegen unb junir baS (e^te. @o fc^rieb et
naiSi Ungarn am 31. Xprit 1644. %on bort aud §atte man att(^
SReland^tl^cn mbfii^tigt. Sutl^er mied bied beftimmteft jurucf. di
l^tte »eber gegen biefen no(^ einen anbetn aud feiner Umgebung
irgenbmeld^en SBerbad^t, uberl^upt mage ber @atan nt(^t 5ffentli(|
jtt „mutffen." Aber ba« SRifittauen war boc^ »ieber mac^gerufcn
unb bamit bie @orge SRelanc^tl^onä. @ie entoicfelte ftc^ faft ju
trantl^fter (Snegung, als er erfuhr, baf) Cutter bem fd^rfen Ur-
teil äm«borf«, ber, feit er in 9Iaum6urg mar, immer gtSfieten
(Sinfluf) auf i§n gemann, über ben ftölner Steformation^ntmuxf
unb namentlid^ über beffen untlare Sbenbmal^tölel^re beitrat, menn
er au(^ bie (Sd^ulb auf bad ^rSflappetmaul" ben ^Bucer fd^ob. 9{e=
lanc^tl^on moOte bereit« bemerten, baf) 8ut§er in ber ^rebigt einen
ftrieg beginne. Sf&me e$ baju, fc mcQe er gelten, fd^rieb er mii
aujSm&ttS. (Sr ermattete, mit Sruciger einem fd^arfen @)camen
unterzogen }u merben. Um ba« beaftd^tigte ®u(^ gegen bie ®a=
tramentierer, bad 8ut§er ganj §eimlid^ fc^teibe, §atte fid^ fc^on nox
feinem (Stf^einen eine ganje Segenbe gebilbet. SRan erjfil^Ue ft($
bie toQften ®ef(!^id^tcn. ^n linbifd^et Sngft berichtete SRetanc^t^on,
ba|j Stttl^er eine gotmel entworfen §abe, beren Unterfd^rift er for-
bern wetbe. 3n ©ttafeburg l^iclt man bie Soncotbia fd^on für
jeniffen. "^^itn Jag etmattete man ben Äuöbtuc^ be§ offenen
@tteite$ jmifd^en Sut^et unb 9Re(and^t§on. S)er Sanbgraf manbte
fid^ beSl^Ib an ben f&d^ftfd^en ^of.
9ud^ |ier fal^ man bie ©acbe emft an. 3mat glaubte bet
ftanjler ötüdt nid^t, bafj ßutl^er mitflid^ 9Weland^tl^on angreifen
moüe, abet man fam nic^t tet^t ba^intet, ma5 eigentlich üotfag,
unb ben Jupiter tonans beä^alb an5ufptec^en, magte felbfi ber
Staniler nid|t. Um ju jeigen, baf( mentgftenS ber $of feinerfei
SSerbad^t gegen 3ReIand§t|on ^ege, gab er ben bi))lomatif^en Slat
„Stntit9 fMtnntm» t>om l^ettigm @a(ramatt.'' 545
ben man befolgte, — einen ^ix^ä) an 8ut§er unb SReland^tl^on
)u fd^icfen. 9lld et bann boc^ nod^ n)efentli(^ auf ben SS&unf^i
beS Sanbgrafen im Slufttage bed fturfurfien mit 8ut|er üerl^anbelte,
jeigte fid^, bafj biefer »eit entfernt babon »ar, in lintetUftiget
SBeife 9Relan^t§on anjugreifen, n)ie feine tleinlid^e Umgebung arg-
tpöl^nte. (&x fleOte baS SSor^anbenfein ieben 3n)ifted mit 9Reland^=
tl^on in Slbrebe, unb S3rüd fanb aQed in befter Drbnung.
S>a^ inju^ifd^en @nbe ©eptember erfd^ienene iBud^: „Iturje^
S3etenntni$ ücm l^eitigen Satramenf tfiufd^te bie (&u
tpartungen. 3tt>n erftenmal fanb man eine Sd^rift ü^utl^erd tDi=^
niger fd^arf, aU man gefürchtet l^atte. ®ie toax no^ f^arf genug.
S)ie er treffen moOte, bie er für feine unb beS (Süangelium^ ®egner
l^ielt, tonnten taum fd^firfer getroffen »erben.
S(d einer, ber auf ber ®rube gel^e, »iO Sutl^er bor bem 9ii^ter=
ftu|(e (Sl^rifti bad S3erbammung$urtei( gegen bie @atramentierer,
„Sarlftabt (ber geftorben war), S^ingel, Dtolompab, ©tenfefelb
unb i^re ^m^tx ju 3wri(^r ober wo fie fonft finb", abgegeben
l^aben, bamit fie \\i) \a nid^t irgenbmel^er ®emeinf^aft mit il^m
rül^men tonnen. SBol^l to&xt eS mal^r, baf( er mit d^i^S^i i^i
SRarburg, obgefel^en oom @atrament, in t^ielen @tud(en einS ge^
"wefen, aber beffen nad^gelaffene ©cftrift: ,,?lu3einanberfeftung beS
(SlaubcnS*, in ber er C)erfule5, Il^efeuS, ©otrate«, Äriftibe^, anti=
gonud, 92uma u. f. m. unter bie im ®lauben t^erftorbenen red^ne,
l^abe i^m gejeigt, baB er aOed mit falf^en C^erjen gel^anbelt l^be
unb felbft jum C>«ben geworben fei. SBiberlegen »ifl er bie (Segner
nid^t nod^ einmal, fonbern nur jeigen, wie er fie fd^on früher
wiberlegt l^be unb wie er mit il^nen, bie jum Xobe funbigen, fo
baf) man für fie nid^t beten tonne, mi) teine ®emeinfd^aft leiten
ti^nne. Xro^ aQer ®d^&rfe war biefe^ S3etenntni9 Der§£ltnidmäf)ig
rul^ig, unb mel^r nod^ atö bie frul^eren ©treitfd^rifteu ldf)t eS er-
tennen, baf) ti teineäwegS bie Suft an fd^olaftifd^er C^^arfpalterei,
ja auc^ nid^t einmal ein t^eologifd^e^, fonbern faft lebiglid^ ein reli=
giöfe^ Stttereffe ift, weld^eS il^n mit fol^er »eftimmtljeit an feiner
Sluffaffung unb an ber SSerurteilung ber ®egner feftl^alten l&f)t.
Um Dfiern 1545 würbe eine langatmige Srwiberung ber
Süri^er ®eiftli(^en betannt. ^\ml\^ ju gleid^er 3^it war ein
54C CoMn. 9tatc ecx%tn SRelan^t^nS.
e^etbietiget Srief 3o^nn Satoind, beö Cknfer 9iefonnatord, an
Sut^ angelangt, bet in einer et^if(^n ^age um fein ^utad^ten
bat. Sut^, ber ein}elne Zrattate (SatDind gelefen unb fofoitbie
1^0^ Segabung bedfelben ertannte, batte, mie SReland^tl^on felbfi
berid^tet, tto^ feinet Xbmeicbung in bet Sbenbmol^töte^re Don t^m
im ^a^xt 1539 mit groj)er ^o(^a(^tung gefprod^en. aber ie^t
»agte SReIan(|t^on in Sorge Dor einem neuen 3^^nedauSbru{|
Sut^d nicbt einmal ben Orief }u übergeben. Unb Sucer iam=
merte baruber, baf) bie &d^xot\^tt ben alten SRann fo Diele ^ffxt
gereijt ^bi« fie i^n in ()arnifd^ gebrad^t bie il^m nun etli^e Saifer,
»enn fte f(|on gut eDangelifc^ mdrcn, nit balb »erben au§tl^un^
Über Sut^er lief) fu^ burt^ bie ft^meijerifcbe Ükgenfc^rift menigei
enegen, ald man ermartete. (Sine nod^malige Sßiberlegung |idt
er für unndtig, mol^l aber badb^ er je^t eine 3^it lang baran,
Slnat^emati^men aufj^ufteOen unb ba^u bie Unterfcbriften ber SoU
legen ju f orbern. 'S)iefer (Bebaute benal^m Stelancbtl^on, ber in
jener 3^it einen lebhaften Sriefwec^fel mit htn ©d^tt^eijcrn unter=
l^ielt, bie i§m fc^on i§re (Baftfreunbfd^aft anboten, »ieber aQe
fyaltung. SBieber tur(!^tete er namentlich angegriffen ju merben.
@r ermarte ba^ (E^il unb anbered ©(^mere, fc^rieb er an bie
greunbe, toa^ naturlid^ grof)e Unrul^e Derurfad^te. SBieber glaubten^
ber Sanbgraf unb ber fturfurft fi^ ins SRittel legen ju müjfen.
über nad^ aQem, toa^ xdxx »iffen, berul^te SRelanc^t^ond %efur(|=
tung lebigU(!^ auf feiner aufgeregten ^^antafie.
3loi) im JRoDember 1544 l^atte Sutl^r bie Senetianer cnnal^nt,
eS ja nic^t ju glauben, menn man borgebe, baf) er ober SRe-
land^t^on ed mit bem „SS&al^nfinn'' ber ©^meijer l^ielte. @0
feft mar er überzeugt, baf( 9telan^tl^on mit i§m fibereinftimme.
SSrucfö offijietle SRa^nung, benfelben ju fdbonen, burfte au<!^ bie^
mal unnötig gemefen fein. ÜOerbingS l^atte Sutl^er fd^on ein «^rebe
an bie ©atramentirer", wie er am 15. ^mx 1545 fd^reibt, in
angriff genommen, unb bis in ben C^erbft l^inein tonnten bie
greunbe i^re ©efurd^tungcn nid^t loS werben, aber es tarn nic^t jur
ÄuSful^rung. Um bicfclbe 3«t befielen il^n wieber fo l^eftige Steine
befd^werben, baf) er ben Xob erwartete. Snbere ©orgen tarnen l^inju,
um jeine üufmertfamteit bon biefen S)ingen abjulenten. ®ie waren
!S)ie ®orge um bie fttt({(!^en 3#5nbe. (Sl^eftagm. 547
iti(^t neu, aber mel^r a(^ je brdngten fte fid^ bem alten, Itanten
SRanne auf, — bie ©orgen um bie Urd^lid^cn unb fittlid^en 3^=
ftdnbe überhaupt.
92iemanb l^at fo fel^t baruber geflagt, baf) ba^ (Soangelium
Äufecrlic^ fo wenig «grud^t fc^affe", als Sut^er. ®5 wirb fd^»et=
Ud^ unter ben (Soangelifd^en fd^led^ter auSgefel^en l^aben, als ba,
too baS ^apfttum l^enf(!^te, aber nac^ ben Silagen ber 9ieforma=
toren ju urteilen aud^ faum bcfjer. (BS fonnte in jenen Jagen beS
Übergangs, in einer 3^it, bie, wie ade Sittcraturprobutte erfennen
laffen, fid^tlid^ ro|cr »urbe, nid^t mo^l anberS fein, ©ie alten ®(^ratt=
{en maren gefallen, ber p&pftlic^e XerroriSmuS §atte feine S^ac^t
mel^r, unb bie neuen gormen d^riftlid^en ßebenS, mit ben t)on ber
eoangelifd^en greil^eit felbft gefegten Sd^ranten, toaren nod^ nid^t ge=
f unben. SBeld^e Unflarl^eit auf bem Gebiete ber @§e l^errfc^te, l^aben
»ir fd^on beobachtet, ^m ^af)xt 1542 war fogar ein l^effifd^er ®eift=
iid^cr im 3ntercffe feines C^erren in einer ©rutffc^rift für bie ©e*
Tcd^tigung ber SKel^re^e eingetreten, unb nur mit SRul^e tonnte ßutl^er
babon abgebracht werben, bagegcn ju fd^reiben unb ben ^anbel beS
fianbgrafen mie feine eigenen SRotibe bei bem befannten ®uta(^ten
barjulegen. Aber aud^ in ben anbern bie S^e betreffenben fragen
i^eufc^te biefelbe SSerfc^iebenl^eit ber Äuffaffung »ie früher. SBer
bie einzelnen beutfd^en iSebiete burc^manberte, tonnte wunberlic^e
Beobachtungen machen. S)aS p&pfilic^e, baS tanonifd^e Stecht foQte
ttac^ Sut^erS gorberung Don ®runb aus ausgetilgt werben. $rin=
jipiell wies er bie (Sntfd^eibung in ben @§efragen bem weltlid^en
Sted^te 5u, aud^ baruber ®efe^e 5U erlaffen, fei ®ac^e ber totlU
lid^en öbrigfeit. 8uf ber anbern Seite »erlangte er bod^ nid^t
tninber bie 9iud(|id^tna§me auf biblifc^e 92ormen, fogar altteftament^
licl^e, j. ©. in ber fo bielfad^ erörterten grage nad^ ben öerbotenen
aSerwanbtfd^aftSgraben. Unb ba bie weltlid^e Dbrigfeit, wie be=
greif lid^, ju einer ^Ät, wo no^ aOeS in ber ©d^webe war, in
biefen ©ingen gefeftgeberifd^e Änberungen f diente, würbe bie SBer=
»irrung eine fel^r grofee.
8ud^ baS ift t^erftdnblid^, baf) bie ^uriften, wenn fte in (Sf^
fad^en red^tfpred^en foQten, bod^ wieber an bem tanonift^en Siedet
fic^ orientierten. (Sin Sfann bon fo ernfter ebangelifd^er ®efinttung
648 8itt(€t iiiib Ue Smifleit
»ie bn SBittenbetgct 3unft Oteron^mud &^uxfi, glaubte oia
lanonifc^, aU einem |)ofitit)en Xed^t entfc^icben fefi^lten ju mifjai,
ipenn et au(| ba< eine ober anbete batin ald unbiblifc^ benoaTJ.
gteUi((, toa« Sut^ fc^on 1537 übet bie ftonfequenjen biefeS
&tanbt)un(teS an« ben iutißifc^en SBotlefungen l^dtte, muftte feina
3otn enegen. ®o etlannten @<^utff unb fein jungetet Mege
9Rel(|t0t ftling joat bie 9te<^tmfiiigteit bet $rie^ete§e an, ni^t
übet ba< (Stbted^t bet an« fol^ (5^ ^ammenben Stinber,
unb bet etfiete nal^m fogat untet Setnfung auf i.Ztm. 3,2
an bet )n>eiten dftt eine« (5eifiU(|en fol^ed ttgemis, H
et k)on einem fold^n 0eiflti(^n ni^t ba« 9l6enbma§( ne^oioi
»oUte. 0egen fil^nlid^ %u«Iaffttngen l^tte Sutl^ fd^on im 3<4ie
1628 in dnet langen X^fenteil^e auftteten muffen, al« man in
9{utnbetg ba« 9te^t be« 0eiftlid^en, fic^ sum ^meitenmal ju t}ei=
^eitaten, beUim))fte. ^m SRunbe bet Sßittenbetget 2|tttiften loailien
jte bebeutfamet. Z)aitt (am mand^e« anbete. 9n ben tonq)atten,
jutiftifc^ auSgebilbeten tömifd^en ftitt^enbegtiff getod^nt, unb o^nc
©etflfinbni« fut bie jutiflif^i nid^t gteifbatc ibeale «uffaffung Sut^»
t)on bet ftitd^e, nal^men biefe ^utiften ubetl^aupt Sln^oj} an ben
ungeotbneten 3ufi&nben in ben ebangelift^en ®emetnben unb bon
SRangel an ftitd^enju^t Datubet (am e« mebtfac^, u. a. im
Salute 1537, 5U jd^atfen SuSeinanbetfe^ungen, unb im ^^l^re 1539
manitt fic^ fiutl^et fogat auf bet Sfanjel gegen bie fünften.
(Sine iBeffetung bet 3ufi&nbe etmattete et Don ben Son=
fiftotien, bie feit bem ^al^te 1539 aQmfil^lid^ in ®ang (amen.
®ie 2;l^tig(eit biefet »oflcgien, bie auf «ntcgung bet Sanbftanbc
füt bie einjelnen Sanbedteile eingetid^tet mutben unb auS 1^-
logen unb Swtiften beftanben, foüte fic^ nad^ 8ut§et§ SReinunj
»efcntUd^ auf bie (SJ^effiHe bejicl^cn, bie ©auetn einigetmafeen im
Saum leiten unb ^afflt fotgen, ba|( ben (Seiftli^en il^te ®tnfun[te
ju(£men. Slbet bie (Etfolge maten geting, bie ftompetcnjen ;n
eng unb nid^t (lat genug beflimmt, e« fel^lte an bet @neTgiebe§
4)ofe5, bie (Sntfd^eibungen bet »onfiftotien butd^jufu^ten, unb m
allem an allgemein anet(anntcn 92otmen füt bie S3eutteilung bet
einjelnen %&üt.
®et 3att(aj)fel jwifd^en Sutifien unb Jljeologen blieben na^
selber bie l^eimli^en üßerli^^nifle. 6M
wk üor bie SJ^eftagen. (Snbe 1543 l^atte bet Unfug ber l^eim::
lid^en SSetlSbniffe »ieber fo jugenommen, baf(, abgefe^en Don aQem
anbetn, bet 9luf ber UniDetfitfit baruntet leiben muf)te. S)enn
Sutl^ mo^te 9ie^t ^aben, menn er meinte, baf) bie (Sltern fd^on
Sebenlen trugen, il^re ©fll^ne nad^ SBittenberg ju fd^idten, üon »o
fte nur ju oft ein SBeib, ba$ ftc^ auf ein l^eimti^eS @e(öbnid be=
berief, mit l^eimbra^ten. Suc^ 9Relan^t^on§ ®ol^n mar jum
©d^merj feiner (5(tem in ein fcld^ed SSerl^ItniS geraten. Unb
eben mox loieber ein 9^0 ücrgetommen, ba| ein fold^e^ l^eimUd^eS
93erlöbni$, obtod^l ber junge SRann ftd^ um bad ä){£b^en toenig=
ftend t)ier S^lte lang nic^t getummert l^atte, Dem ftonftftorium für
gültig erllcirt loerben foQte, »eil er bei bem 93erlöbni$ l^injugefe^t
l^abe, ,rfcfern mein SSater mid". Sutl^er fal^ aber, mie fd^on frül^er
in biefen Sßerlöbniffen nur ein papiftifc^eS 2euf einteert, baju
erfunben, bie SKnber ben Altern ju entjiel^en unb il^nen ju leieren,
ungcl^orfam »iber fie ju fein, ©agegcn wetterte er am jweiten
©onntage nad^ (Epipl^aniaS 1544 auf ber ftanjel unb marnte dffent=
li(^ t)or ben ^^riften, in benen er je^t feine l^eftigften geinbe fal^.
S)a^ baburd^ entftanbene Ärgernis wäre no^ gröfeer geworben, »enn
er mit einer gegen bie 3uriften gerid^teten ©d^rift, meldte er im
©ommer beSfelben ^af^xtS fd^rieb, in bie Dffentlid^teit getreten
to&xi. W>tt auf SSeranlaffung be^ Sfurfurften, bei bem 8ut§er
gegen bie Sfanoniften Silagen geffi^rt, tarn ed bann ju Kbmat^ungen,
in melden bie S^tiften fid^ baju bequemten, mie ed aud^ ber Sur::
furfi tofinfc^te, bie l^eimlid^en SSerlöbniffe fallen ju laffen. S>amit
war ein wid^tiger ^unlt wenigften^ tl^eoretifd^ feftgefteOt.
Slber wie Dielet anbere l^arrte no^ ber Siegelung! @in @egen-
ftanb f(!^werer ®orge mar für fel^r Diele ®eiftli(!^e Don Anfang an
bie Ungleid^mfigigteit, ja SBiOIür in ben gotte^bienftlid^en 3^^-
monien. ^n biefer S3ejiel^ung t§at in @a(^fen nod^ immer fo
jiemlid^ jeber, mad il^m gut fc^ien, mfil^renb man in anberen Ge-
bieten, in ben Dberlanben, in ^z'^tn unb in 92urnberg Ifingft ju
georbneteren 3ufi&nben getommen mar. Slber ia^ fo^t Sutl^er
merfmfirbig menig an. SHe Begabung jum Drganifator fel^lte
il^m, aber aud^ bie 92eigung, ald fold^er aufzutreten, ^n ben
legten ^a^xtn §5uften {i(^ mieber bie SRal^nungen, ftd§ in autori-
5M Olcii^ftttigfdt gcflcn Btttmottka. Mt^^n^t
tatit)et IBeife batu6tt audiulaffen. S)a« lel^ntc er ab. (Sc pe
immer eine Sbneigung gegen fefte ^tttmonm. @te wviiß mit
bem iune^menben 8ltei: „^\t Sttmonm »erben }u (Seie|en
unb bann ju SanftridTen bed (Semiffend, barüber toirb bie reine
Se^e berbuntelt unb berfc^fittet, unb bie @|)5teren, n>cnn fie loK
unb ungeklärt geworben finb, ftreiten mel^r um bie S^monm als
um bie «btStung be« Bleif(^finned'. Z)ad lehrte il^n bie 9t:
f(^i(^te ber alten ftirc^e mie bie (Srfal^rung feinet ^dt llnb iDO}a
aud^ biefed ubergrcfie S)rfingen auf fefte unb ein^tltc^e Seremonien,
»0 bo(| aQe flnieid^en baffir fpred^en, ba|( ba$ Snbe na|e ip!
„9uf eins tommt ed an, baj) ba« Sßort rein unb reid^lu^ ge=
prebigt wirb, ein f^erj unb eine Seele ifl in bem ^erm." So
fc^rieb er am 10. 3uli 1545 an (Seorg bon Snl^It SBie früher,
fo mar ed bid ju feinem (Snbe feine Überjeugung, \>a% baS ^m-
gelium fi<^ felbft feine formen bilben merbc.
aaerbingö Sufftc^t unb 3u(^t ift nötig. ®d^on im 3#
1529 ^fitte er gern ben fogenannten Keinen, lebigUc^ ^xäßijß
©ann (o§ne weltUd^e ©traffolgen), ben aud^ bie Drbnung M
Ronpftorien in ÄuSfit^t na^m, in eoangelifc^en gormcn wicbet ein=
geführt, e« fam auc^ Dor, bafe er felbft flffentli(^e ©unber, to
nod^ nid^t S3uf)e getrau, oom 9benbmal^( auSfd^lofi; aud^ feine
Briefe enthalten eine SRenge Statft^lfige, i)ie auf eine ftrengere
Übung ber ftir(^en5U(l^t abjielen, aber über fold^e cinjelne Äat=
fc^l&ge unb allgemeine (Sefid^t^puntte, mie in bem Sbfd^nitt „Som
©ann" in ben fc^malfalbifd^en «rtüeln, ging er nid^t l^inau«.
StmaS ©cfonberc« barfiber ju fd^reiben, worum er im S^^re 1544
»ieber gebeten würbe, lehnte er aber ebenfalls ab: er fei }u et=
fd^öpft, anbere mürben e« beffer mad^en. 3Rel^r berfprad^ er ^
baüon, wenn jemanb in feinem ®ebiete ein gute^ ©eifpiel geben
mürbe. S)a$ l^offte er t?on bem dürften ®eorg bon Snl^alt, ai^
biefcr ?lbminiftrator be§ ©iötumö SRerfeburg geworben war.
aber toa^ tonnte baS aöc^ l^elfen, wenn bie weltUd^e D6ri3=
feit unb bie burgerlid^en Se^örben in ber Sufrec^terl^ltung ^er
öffentlichen 3ud^t unb ber «eMmpfung be« Safter« faumfelig blieben!
Dbwol^l ßutl^er im 3abre 1539, eS war bamal« eine grofee Xeue=
rung, bie er felbft fe^r fpürte, in einer fd^arfen @^rift bie ^faner
(9egm fEinäfti uitb Unjud^t 651
micbcrum auffotbcttc, gegen ben SBud^er ju prebigen unb fx^ ani^
itifyxlb an ben fturfutften menbete, fc^eint nid)td bagegen gefd^el^en
JU fein, äßte atleTOtten nal^m aud^ in SBittenberg bie ®itten=
lofigfeit ju. SRan l^atte in ben meiften eDangelifd^ geworbenen
©tabten bie öffentlichen grauenl^ufer afigefc^afft, jeftt fing man
mieber an, fte jujulaffen. D^ne bag bet 9iat bagegen einjufd^reiten
für gut fanb, burften fid6 jum SBerbcrben ber ftubiexenben 3*Jfl^ttb
frembe gtauenjimmet in SBittenberg einniften. Unb e$ l^at etmaS
Äu|tenbc3, menn ßut^er im ^a'fyxt 1542 in einet (aud^ gebrucftcn)
SSermal^nung an bie Uniocrfitfit unb ben Slat unb
SSurgetfd^aft ju SBittenberg t^en „©ruber @tubium\ aö
^ armer alter ^rebigcr" um ®otte5 »iflen bittet, „fid^ piH juc^tig
unb e§rli<^ ju leiten", ben 9iat an feine 9legentenppi(l(|t erinnert
unb allen inS ©emiffen rebet unb pe, unter benen nun fd^on
,,bei breifiig ^a^^xtn bad @)?angelium mit f<^merer SRul^e unb
Slrbeit geprebigt" »urbe, an ba^ SBort be$ ^errn über Sl^orajin,
SSetl^faiba unb ftapernaum erinnert. Aber e§ fd^eint wenig ges
frud^tet 5u l^aben. 3lai^ feinen SluSfagen würbe e^ fogar fd^limmer.
SRiemanb wollte \\i) mel^r ftrafen laffen. SBo bie ©eiftlic^en mit
crnfiem SBort für Äufred^terl&altung ber ^va^t eintraten ober e^
fogar wagten, ben SRad^tl^bern in ben ©tdbten in$ ®ewiffen ju
reben, bro^te man il^nen mit Slbfe^ung. S)iefe (Erfahrungen jel^rten
an feinem Seben, unb ed gel^Srte feine ganje ®laubendtraft baju,
babei bod^ immer noc^ auf ben ®ieg bed @Dangeltumd ju l^offen
unb barauf, baf( ba^ SBort nic^t leer jurficflommen fönne.
aber es war fein SBunber, wenn ber alte tranfe SRann, üor ben
man t?on uberaQ l^er feine Silagen brad^te, beffen ©timmung fo üiel
üon feinem ©efinben abl^ing, barubcr munifd^, ja bitter würbe, ©ei
jeber ftleinigteit tonnte er je^t aufbraufen, fo ba|( feine Umgebung,
bie üon feiner Stimmung unnötig biel Sluf^ebenS mad^te unb, wie fd^on
berichtet l&ngfi nt(^t mel^r ben 9Rut §atte, il^m ju wiberfpred^en, jeit^
»eilig in einer gewiffen 8tngft üor bem gewaltigen 3Ranne, „bem tlU
las", «bem C^^Iuleö**, fd^webte. ^in unb wieber bro^te er, SBitten=
berg ju i^erlaffen. ^m Sommer 1545 fc^ien e$ wirtlid^, aü ob
er bi^en Gebauten ausfuhren wollte. Um ftd^ ju erl^olen, folgte
er (Enbe S^li ber (Sinlabung Slmdborfä, ben SloOegen Sructger, ber
562 2uüm bentt batan, Wittenberg )ii tserlaffen.
in 3^ ^ ®tteit jiDeiet ^rebiget ju fc^It^ten ^tte, ju begleiten.
Sie imSfynli^ OKir ber Xkrfe^t mit Slmdbotf Don Sta^teil jii
feine Stimmung, ffiat et fc^on botl^ entxfiftet übet bie meba
ji(| bteitma(^be Su^tlortgleit in f&ittenbetg uitb befonbetd ibei
bie unifi(^tige Stacht, bie tief att«gef(|nittenen ftletbet bet %i(im
unb SRfib(|en, \o mutbe fein Unmut no(^ etl^5l^t bttt<^ baS, n»!
et au<n)fitt< übet bad Zteiben in Sittenbetg l^Stte. Sm 2%,^\
fc^tieb et feinet gtau : „^d^ mdc^te ed getn fo mad^en baf) i(| n^t
butft miebet nac^ Sittenbetg tommen. SRein^etj ift ettaltet, bafcu^
nic^t getn mel^ ba bin." ®ie mfige ®fitten, tdet, ^ud unb ^of Der:
laufen unb ftd^ nac^ 3nldbotf jutudiiel^; in Sßittenbetg, m^mi
fdnem Regiment »ol^t balb ben Settlettanj unb S3ee(iebu&^ %^
(tiegen metbe, metbe man fte boc^ nac^ feinem 2obe nid^t bulbei
3un5(^ft moUe et einet (Sinlabung na(^ SRetfebutg jum durften Seotj
t)cn Sinket folgen: «SßiH alfo umJ^cb^eifen unb el^e ba^ Settd:
btot effen, el^e it^ meine atmen legten Xage mit bem unorbcnt^
liefen f&efen ju SBittenbetg mattetn unb betuntul^igen miQ, mit
SSetluft meinet fauetn tl^cuetn atbcit."
S)iefe 92ad^tic^t enegte in SBittenbetg ni^t getingen (Sd^teifeii.
©ic Unibetfitfit »anbte fw^ f ofott an ben Jhitfutften , cbenjo bei
ftanilet 8tud, bet fi^ übtigen« bamit ttdfiete, baft Sutl^etä (Sütei
nid^t fo leitet su oettaufen fein mürben. (St melbete, ba^ ai4
SReland^t^on f&ittenbetg i^etlaffen moUe, menn Sutl^er gel^e, man
l^offe jjeboc^, bat( bet Shirfütft Sutl^ iute(^tbtingen tourbe, ba|
il^m bet 3^^! unb Unmut betginge. Unb fein 3om xoax au4
balb mtebet benauc^t. S)ie mand^etlei mol^Ul^uenben Sinbtiift
bet meiteten Steife betfd^eu^ten il^n. 8u^ fd^id te bet Shttfutft feinen
8eibat}t Siajebetget mit einem fteunbUd^en ©d^teiben ju il^nt; um
ft^ nat^ feinen Sefc^metbepuntten ju ettunbigen unb il^n felbft na((
Xotgau einiulaben.
Untetbeffen mat er, mie et angefunbigt, nac^ 9i{etfebutg abge:
teift. ©icfeS ©tift §atte C^^tjog SRotift, me beteitS etwo^nt,
feinem SStubet Äuguft jugewanbt, bet ben gütften (Seotg m
Snl^att ju feinem Sbminiftratot etm&I^Ite. S)iefem foQte ]e^t Sut^
bie SBeil^e jum iBifd^of etteilen. Z)et feietlid^e Slft, ju bem aui^
SRelan^tl^cn unb bie übrigen tl^eclcgifd^en Sfodegen au8 S&itten=
Regelt bie Sömener Z^cHogtn. 9om fßotmfer 9tei(i(9tag. 553
berg erfd^ienen toaxcn, erfolgte am 2. 3(uguß. Zagß barauf traute
et ben ©ed^anten be5 Stiftet unb mad^te bann einen Sefucft bei
3ona^ in ^Qe. ®r war Derl^ltniämfigtg frifd^, fo baf) er §ier
unb bann nod^ einmal in SKerfeburg prebigte. Auf ber IBeiter=
reife §ielt er aud& in ßeipjig, »o er tjon 3Reland^t§on§ greunb
SamerariuS gaftlic^ aufgenommen würbe, eine ^rebigt. 3Rit ber
"Stüäk^x l^atte er eS nid^t eilig. ®rß am 16. Sluguft, nac^bem
er jule^t noc^ in lorgau gewefen unb mit bem Äurfurften ber=
l^anbelt ^tte, mar er mieber in Wittenberg.
3efet wollte er wieber gegen bie ^apiften, fpejieH gegen bie
Z^eologen ju Sdwen, ben ftampf aufnel^men, bie am 6. Sejember
1544 bon neuem 32 93erbammung^artifel gegen il^n ^tten au^::
gelten laffen, welche ber ftaifer am 14. SRfirj 1545 bepfitigt l^atte.
Sr antwortete junfid&ft in ber jweiten ^älfte be§ September mit
72 fd^arfen ®egentl^cfen. Sine befonbere @d&rift foDte folgen.
ßebl^aft intereffierten il^n in jener 3^t bie Seric^te bon ben
politifd&en SSerl^anblungen auf bem in SBormS bcrfammelten 3leid^§=
tage unb bon ben SSorbcreitungen für ba5 ftonjil. Sie bie ©inge
eigentUd^ lagen, bafe ber ftaifer unb ber ^apft burc^ ben ftarbinal
garnefe fic^ bereits jum Jhieg gegen bie ^roteftanten geeinigt, unb
Starl V. nur um DöQig fieser ju gelten, noc^ jögerte, unb um ben
tfinlcfüdfetigen ^apft in ©(^raufen ju leiten, bon neuem ben ®e=
banfen eines StoQoquiumS erwog, wugte man freilid^ nic^t, aber r>on
ftriegSgeruc^ten §5rte man genug, auc^ Don fd^mfil^lic^em Mattieren
mit bem Jfirfen, bem Srjfeinbe ber Sl^riften^eit. ®5 btfingte fi(§
Sutl^er, ber fo lange Dom ftaifer fo l^o^e ®tud(e gel^alten, je^t ber
Sßerbad&t auf, bafe er ein ^©d^urte" unb fein ©ruber gerbinanb ein
„Schuft" fein lönnte, — baS ®nbe bcS ftaifertumS, ber Unter=
gang Seutfc^lanbS, aber ®ott fei £)anf bamit auc^ ber Slnbrucb
beS iüngften SiageS unb unfereS Odiles, ^n biefe ®eban(en laufen
feine Betrachtungen auS.
®r l^tte gern noc^ baS ©einige getl^an jur 93etnic^tung ber
®egner. Sber immer l^fiufiger werben bie Stlagen über Slubigfeit
unb ®d^w5(^e. ^m C^erbft rief man i§n in feine manSfelbifc^e
Oeimat. Sie l^abffid^tige Sebrädtung ber Untett^anen, auc^ Sutl^er-
fd^er SBerwanbten, befonberä burc^i ben ®Tafen Älbred^t, ber aud^
U4 et|lt 9Mfe n. SRanffdb. J^n b. sefong. Oeraog )tt etomtf^iodg.''
mit feinem Stubet in Streit unb fKibet lag, l^tte Sutl^ in ben
legten 3<i^^ me^fa(^ )u etnften SRa^nungen an bie Ferren feinet
Oebuttdlanbed Detanlaftt. 3^|t mürbe er gebeten, fel6^ in bie
^imat }tt (ommen unb in ben fc^meren 3tt>ifti8fetten 5mf<^ ben
ein}elnen (Bliebem bed (Brafen^ufeil atö ®(^ieb$rt4)ter aufjutreten.
Ciefe erfte Keife, Anfang Ottober, mar Dergeblic^. @6en bamal§
fam es iu einem Buge gegen O^nric^ Don Sraunf^meig, ber, nie
man lange gefur(^tet, ben ^fu<^ machte, ft(^ mit Skiffengeivalt
in ben iSefi^ feined Sanbeil ju fetten. £er tlnfc^Iag toar tafi^
vereitelt, O^^S O^inric^ fiel mit feinem filteften ©ol^ne in bie
(ikfangenf^aft bed fianbgrafen. Sutl^ fa§ barin bie gerechte @ttafe
ffir feine ^oiffAt unb ^ielt feine (Sefangenfc^aft atö @<§u^ gegen
weitere Umtriebe unb Sd^'ibigung feiner Untertl^nen für notmenbig.
@(^»erli(^ l^tte er fi^ aber in biefe &ai)t eingemifc^t, l^tte man
bied ni(^t audbrfi(((i<^ am {urfürftlic^n C^ofe gemünfc^t, um ber
(Befa^r Dorjubeugen, baf} ber Sanbgraf aud irgenbipelc^en ®onbet=
intereffen ben (Befangenen »ieber freigeben Unnte.
@o tarn e$, baf( er no(^ einmal in bie potttifd^en äSet^Itntfje
eingriff. SBie eö ber Shirfürft begebt, fc^ricb er einen offenen
©enbbrief „%n ben Äurfurften 5U ©ai^fen unb ben Sanb=
grafen ju ^t\\tn bon bem gefangenen ©erjog ju
Sraunfc^meig", in bem er unter ben fc^ärffieu Hnf lagen gegen
f)erjog C^^inrid^ unb feine Partei feine greilaffung auf ba^ 6nt:
f(^iebenfte mibeniet. Sad §iejse (Sott berfu(^en, ber il^nen ben
t^ärften in bie O^nbe gegeben.
!6ei biefer (Selegenl^eit fam e$ ju einer (^arafterifKfd^en @cene.
S)er ftanjler Srud, ber in IBittenberg anmefenb mar, um ben
S)ruct 5u befd^Ieunigen, fanb in ben bereits fertigen S)ru(fbogen
eine @te(Ie, in ber Sutl^er baDon f)nac^, bal O^jog {^inri(^ ben
3ug nic^t §abe ol^ne melfd^e ober fonftige ^xl\t führen fönnen,
worunter man, mie @rüd nid^t o§ne (Srunb annal^m, einen ^iR=
meis auf eine etmaige Unterftü^ung 0^inri(^S nic^t nur bur<§ ben
^apfi fonbern auc^ burc^ ben Staifer oerftel^en tonnte. ^ nun
üor turjcm ber Äaifcr bie S3unbe§felbl^nett wegen angeblich
9tuftungen berul^igt l^atte, munjc^te S3rüd biefe tleine Stelle au^
gemerkt 5U feigen. Sr felb^ wagte freiließ nid^t, beSl^lb )u Sut^
Setter ^eButtStag. Sefete iSotlefttng. 3koeite 9{eife nad^ il»an9felb. 555
ju gelten. Unb fein S3ote lam ubcl an. Sutl^cr, bcr auf bcn
^ot miebet einmal fd^lec^t ju fpred^en xoax, auc^ besl^alb, meit bie
Detfptod^enen ^oHjeiDeroxbnungen für ä&ittenberg il^m ntc^t ®enüge
traten unb man bie ©ac^e ni^t ernft genug anfa|(te, mutbe jornig
unb feine t^rau beftättte i§n barin. 92id^t ein ^^iteld^en änbette
et. Studt »agte nid^t einmal bie übrigen Sölfittet oor il^rer 8[u5=
gäbe anjufel^en, fonbetn ftecfte fid^ hinter ben Suc^brucfer. Unb fo
fd^atf, »ie eS ßutl^er gefd&rieben l^atte, ging ba§ Sd[)riftc^cn au^.
„©Tumb »il id^ö babei lafjen", fc^rieb ©tüdt an feinen ^erm, ^ben
gleid^mol ift e§ ein notoenbigeS fd^öne^ unb luflige« S3ü(^lein.''
9im 10. 9!oDember xoax Sutl^et 62 ^al^re alt gemorben. SBie
immer feierte er ben lag mit ben greunben in fröl^lid^cm 3«=
fammenfrin. ^m g^nuar be^felben ^af)xt^ l^tte er bem alten
^eunbe äßenjeSlauS Sint berid^tet, baf) er in feiner 93orlefung
über baS erfte S3ud^ äRofeS bis jum 44. Stapitel getommen fei, unb
l^atte babei bie O^^ffnung auSgefprod^en, fie nod^ }u beenbigen unb
bann ju fterben. 3^fet SRitte SRoöember, »ar er aud& bamit fertig.
(£r fd^lof) mit ben Sßorten: „^a§ ift nu bie liebe ®ene{t$. Unfer
^err ®ott geb, ba|( anbere nadE) mir beffer machen, ^c^ tann
nid^t me^r, ic^ bin fd^ioad^, betet für mi^ bag er mir ein gutes
feligeS ©tünblein »erteile. '' ®r l^t leine SSoriefung me§r ge=
galten. —
®ie SSerl^anDlungen in SRanSfelb foflten im ©ejember micbcr
aufgenommen n^erben. 9uf S&unfc^ ber einen Partei mar Sut^er
bereit, fie ju öerfd^ieben. ®ann brad§ er boc^ pWfelic^ am 23. ®e=
5ember bei grimmiger ftfitte auf, fe^rte aber in ätfidCfic^t auf bie
®e{unbl^eit SRelanc^tl^onS, ber il^n begleitet l^atte, unt)enid^teter
@ad^e jurüdC. Suf ber StüdCreife prebigte er am 6. Januar 1546
in ^aüt über bie laufe (S^rifti unb il^ren SBert für unfere iaufe.
Stm 8. S^nuar mar er mieber bal^eim. 9Re§r atö je füllte er,
»ie feine Shäfte abnal^men. «uc^ ein Äuge png an feinen ©ienft
JU üerfagen. Aber mä^renb er glaubte l^offen ju bürfen, bafe man
il^m, bem „abgeworbenen, müben, ein&ugigen, betre))iten ®reife'
enblid^ einmal bie berbiente Stulpe gönnen mürbe, ftürme man auf
il^n ein, als ob er nie etmaS gef(^rieben ober gefagt ober getrau ^bc,
— fo fc^rieb er am 17. Sanuar an ben alten greunb ^tof>
5M Scftte «dfc na« WUlbtn.
^xt^ft in Sternen, bet il^m toon neuen Singriffen ber @<|tt)ei}ec
Mitteilung gema<^t ^tte. @ie maten i^m ein Setoei^, \>a^ ei
auf bem rechten Sege fei. 8n bemfelben Zage ^tdt et fdne Ie|te
$tebtgt in Öittenbetg, unb mit beounbetung^wutbiger (Seiße^aft
^ielt et {t<^ aufted^t, um ben ftam))f nac^ aQen Seiten 6i^ jum (e|ten
Htemjuge »eitet)uffl^ten. Zto| aDet (Sebte<^U(!^(eit arbeitete et att
bet in 8udft(^t gefteQten @<^rift gegen bie fiSmenet Sinologen. SRe^r
aU anbete beoba<^tete et in biefen ffio^en bie june^nienbe <5ntfreDi=
bung bed Dte^benet O^fed, [a bie ^ntriguen bet bottigen ^ofleute
gegen ben Shitffitften unb al^nte bie gtofte (Befaßt, meiere in bet Un=
einigteit bet etmngelifc^n %iix\ltn fiit bie ebangelifc^ ©ad^e lag. Um
fo me^t mo<^te e$ i^n bt&ngen, bie (Segenffi^e au^juglcic^en, m
ed no<^ m9gU<^ mat. Die (Sinigleit untet ben mandfelbifc^n
®tafen ^etjufteOen, mat il^m O^tjendfai^ gemotben. STm 6. ^
}embet fKttte et an (Btaf Wbtec^t gefc^rieben, baf; et fi<^ mit
greuben in ben @atg legen »oQe, menn et }UDot feine Uetai
Sanbe^^enen einmutigen {^etjend gefe^en ^tte.
8m 23. ^annax machte et fi^ bed^lb jum btittenmal auf bie
^eife, bic^mal na(^ Si^Ieben. 3§n begleiteten feine bret @5§ne,
benen et bie alte ^^imat jeigen moOite, unb bet g^au^Ie^tet unb
gamulud Smbtoftud Stubtfelb, fomie ein anbetet Zifd^genoffe, 34
Sutifabet. ®(^on am nfid^ften Zage l^offte et an Ott unb ©teOe
)u fein. W>tt bet Si^gang auf bet ®aak nötigte i§n, in ^Qe
ju bleiben, mo et einige ftö^lic^e Zage im O^ufe be<S ^nfbi^ ^ona^
Detlebte, au(^ eine ^tebigt l^ielt. Srft am 28. mutbe bie no($
immet geffil^ttid^e Übetfal^tt übet bie @aale gewagt. S)en 9leifen=
ben §atte fid^ j[e^t ^onaS angefd^loffen. %n bet ^tenje be$ man^=
felbif(^en dkbieteS empfing fie ein Ztog Don 113 9ieiftgen. Suq
t)ot Si^leben Detfe^te Sut^et bie ©einigen in fc^mete ©otge. @r
mat eine ©ttecte ^u ^uf) gegangen, batubet in @c^mei| getaten
unb betam, atö et fid§ bann »iebet in bet ftälte in ben Sßagen
fe^te, l^eftige Stuftbettemmungen unb einen SnfaQ bon ©(^minbel,
meSl^alb man baS ©d^limmfte befut<^tete. (Sludlic^etmeife mar
man ben C^fiufetn Don Siäleben fd^on fo nal^e, baf) atöbalb ^üit
bei bet C^anb mat. Unb et et^otte fid^ fd^nell. %m nfi^ften
©onntage, eS mat bet 31. ^anuat, ptebigte et fc^on miebet in
8utl»er in mUUrt. 557
bet SnbTea^tiTd^e in SiSleben. 9n S'ietand^tl^cn, bem et üon
tocm Unfall bcrid^tctc, fc^ticb et am folgenben läge: „^^%t bin
ic^ »iebet ^iemlid^ mol^l, abet mie lange, ba$ wcig t(6 nid^t benn
bem ®teifenaltet ift nid^t ju ttauen'', unb et fptac^ oft bat)on, bafi
«t fid^ jut Slul&e legen »ofle, wenn et l^cim lomme. ©ei bem
©tabtfc^teibet O^nö ?Ubted^t, in bem Don bet Stabt etmotbenen
^a\x]t beS Dr. Stad^ftebt, l^atte man il^m mit gtoget 93otfotge
äBol^nung eingerichtet, ©eine ®ö^ne, benen eS in ©trieben ju
langweilig »at, liefe et junäd&ft einige läge ju ben 35etn)anbten
nac!^ Vian^felb meitetjiel^en.
®ie auögletd^güetl^anblungen , ju benen aud^ gfitft ffiolf=
flang Don änl^It, bet ®taf Don ©d^wat^butg unb anbete gütft=
tid^teiten jugejogen »aten, etmiefen fid^ auc^ je^t noc^ tto^ aQet
%ott)et^nblungen atö fe§t fd^mietig, ba ia^ 92ifettauen bet ®tteis
tenben ju gto|( roat. ®tofee ©d&ulb mafe ßutl^et »ieöet ben Sutiften
bei, bie mit il^ten ftunftauöbtüdten unb il^tem gotmelwefen ben 35et=
bat^t gegenfeitiget Übertjotteilung fott»fil^tenb ju nfi^ten fd^ienen. ®a«
mad^te il^n seitweilig fel^t unmutig utib ungebulbig. ÜbetaQ glaubte
et ben @atan fic^ entgegenatbetten 5U feigen. SBaS et je^t miebet
t)on bem üppigen Iteiben bet gutften in nfic^ftet 3?fi§e fa§, ctfüflte
i^n mit banget ©otge. ^3R. ^§ilippS'\ fc^tieb et an feine gtau,
„magft bu fagen, ba|( et feine ^oflifle cottigite, benn et ^t nid^t
üerftanben, »atumb bet O^tt im Süangelio ben SReid^tum ©otnen
nennt, ^m ift bie Schule, ba man fold^e^ letnt. Äbet mit gtaut,
bafi aQemege in bet 1^1. ©d^rift ben Cotnen baS 9^uet gebtol^t
wirb, batum ic^ befto gtöfeete ®ebulb l^abe, ob id^ mit ®otted
C)ilfe möd^te etmaS ®ute^ au^tid^ten." ®to|)en SBibetmiQen et::
Tcgtc il^m aud& bie SKenge bet in jenen ®egenben anffiffigen 3uben,
fo baf) et fic^ etnftlic^ botnal^m, no(^ einmal gegen fie aufj^utteten,
toa^ et auc^ in feinet legten Sidlebenet ^tebigt getl^n l^t.
93on aQebem fc^tieb et in fel^t §etjli(^en, jum Seil l^umotißifd^
gcl^altenen ©tiefen an feine ®attin. Sic finb üoH t)on föftüc^en 3?edCe=
teien inbejug auf il^te (Sigenl^eiten. ^uf bie ftunbe üon bet gefd^tlic^en
Übetfal^tt fibet bie ©aale unb feinet ©xltanfung auf bet »eiteten
Sleife mu|( gtau ftätl^c einen fel^t fingftlic^en ©tief gefd^ticben ^ben.
©atauf etwibettc et: „Weinet lieben ^au^ftauen JJatl&etin ßutl^etin,
Äolbe, «iit^er. ii. 36
US Otkfc fts fdnc gtan.
Soctorin, ScIMmart^tin ju ffiittemberg, meiner gnäbigen grauen
)tt (Kinben unb }u Bu^en,'' ,,(Bnab unb ^tieb im ^etrn. Siefe Du
liebe ft&tl^ ben ^o^nnem unb ben tleinen ftate(^idmum, baüon S)tt
}u bem SRale fagte^. (5d ift bo<^ aKed in bem SSud^ oon mit gefagt.
S)enn Su toiOift forgen ffir Seinen ®ott, gerabe al^ n>äre er nid^t
aamfi^tig, ber ba fönnte jel^n Coctor SRattinu^ fc^affen, mo bet
einige alte etfSffe in bei ®aale, ober im Ofenloc^ ober auf äßolf^
SSogel^eerb. ia% mi(^ in ^rieben mit Ceinec ©orge, id^ ^be
einen befferen Sorget, benn ©u unb afle (Jngel fmb. ®et liegt
in bet Rtippen unb langet an einet 3wngftauen 3^%^« ; «bet fi^ct
gleid^wol jut te(!bten 0<^nb ®otted bed aOmdd^tigen 93ater^. £aT=
um fei in gtieben. amen." Un^ bteiXage fpätet bebanttetpi|
bei bet „^eiligen forgffiltigen grauen", ber „aQerl^eiligften grau
©octorin" für i§re grofee Sorge, bie fie nid^t fc^lafcn lafje, unb
bie e$ »a^rfc^einlic^ oerurfac^t l^abe, bag ganj nal^e bor feiner
©tubentpr geuer auSgebrod^en fei unb i§m beinahe ein Stein
auf ben Ropf gefallen »fire, unb ffi^rt bann fort: „3<^ forge, m
©u nic^t auf^örft }U forgen, e$ mSd^te und jule^t bie (Srbe mx--
fd^lingen unb alle Slement Verfolgen. Scl^reft S)u alfo ben Sate=
(^idmum unb ben (Stauben? Sete S)u unb laf) ®ott forgen, e^
Reifet: ,©irf bein anliegen auf ben ^errn, ber forgct für bi4
^f. 55'". ©onft berid^tet er, wie man i§n mit ®ffcn unb Xrinfen
gar gut Derpflege, mie il^m ber äßein ganj befonberS gut betdme
unb il^m mo^lfc^medCe, aber ber ®(^lu|(ton feiner Briefe ift immer
bie aufforberung jum ®cbet, unb bieS um fo mel^r, je mcl^r er
überjeugt mar, bafe ber Satan feinem 93ot^aben »iberftrebe, 5)a=
bei bef(^iäftigte er fid^ felbft in bicfen lagen mit feiner ©treitfc^tift
gegen bie 2§eologen in Sömen. SRan beobachtete, ba| er ia^
Sc^riftftudt im ^ulte liegen l^atte, um jebcn freien Sugenblicf
baran }u arbeiten. S)te mabrjd^einlid^ unDoQenbete @d^rift ift
nic^t auf und getommen. ttuc^ an eine ^Neubearbeitung ber ®ä)x\\t
„SBiber bad ^apfttum ju Stom" backte er, unb jmar in beutf(^r
unb latcinifd^cr Sprad^e. ®urd^ einen befonberen SSoten moDte
er fie bem nunmcl^r »itflid^ eröffneten Ronjil 5U Orient uber=
fd^idten. —
am 14. gebruar tonnte er enblid^ Don bem erfreulichen gort=
)&on ben (c^ten Za^tn, 559
gang bct (SinigungStoct^anblungen bcrid^tcn unb feine balbige Äucfc
le§r anjeigen. „®ott l&at grofee ®nabc ctjcigt", fd^ricb et an
feine grau, unb fd^erjte babei, bafe et eö fo gut in ©kleben l^abe,
„bafe »it euet »ol^l ntöd^ten üetgefjen ju SBittenbetg.'' Unb et
lonnte fo fröl^liii^ fein wie fonft, fptaiä^ abet Diel toom lobe, unb
ia^ et nun nac^ SBittenbetg ge§en moQe, um fic^ in ben ®atg ju
legen unb „ben SButmetn einen feiften ©octot ya fteffen ju geben",
(g^ ma(§te x^m ©otge, bafe feine ©d^enletounbe, bie man, um ben
«gtufe" üom ftopf abjuleiten, lünftli<§ offenju^alten fud^te, auf
bet Steife 5ugel&eilt »at. „©u »eifet, wie gefäl^tli(i& baS ift", f(§tieb
et äuglcid^ mit jenem l^eiteten, an bie gtau geti(^teten 33tiefe an 3Re=
land^tl^on unb bat il^n, einen S3oten mit bem gemöl^nli(i^en ^^mittel,
weld^eg bie SQ5unbe »iebet öffnen foHte, entgegen ju fd^icfen. An bem=
felben läge l^ielt et feine lefete ^tebigt, ging jum Äbenbma^l unb
otbiniette no(i& ä»ei ®eiftli(^e. SSom folgenben läge, SRontag
ben 15., ift un§ nod^ ein f(]^öneö SBott etl^alten, ba§ et in eine
^oftiöe fc^tieb. ®a bemetft et ju ^ol^. 8, 51 : SBet mein SBott
mt, bet »itb ben Zoi nid^t feigen en)ig(id^: «äBie unglaublich ift
bod^ ba§ getebet; bennod^ ift e^ bie SBabtI&eit: menn ein SKenfc^
mit (Stuft ®otteS SBott im ^tx^cn bettad^tet, i^m glaubt unb
batubet einfd^Iäft unb ftitbet, fo ftitbt unb fäl^tt et bal^in, el^e et
fid& be« lobeö öetfiel^t unb ift gewife feiig im SBott, ba5 et alfo
geglaubet, Don Irinnen gefalzten." S)abei badete et wol^t aud^ an
ben eigenen Sob. ©a§ ben gteunben au« jenen legten lagen
ganj befonbetS etinnetlid^ blieb, ba§ wat feine ®ebet§tt)eife. SRan
beobad^tete, »ie et oot Schlafengehen an§ genflet ttat, bott betete,
rooüon man bisn^eilen einige äßotte üetftanb, bann fic^ ummanbte
unb ftöl^lid^, als wenn et eine öaft abgelegt, nod§ eine lutje3eit,
beoot et fd^lafen ging, mit ben gteunben fid^ untetl^ielt.
Am 16. gebtuat fam »itllid^ mit Sutl^et« ^{i\c ein 35etttag
untet ben ftteitenben ^atteien juftanbe. Suti^et fonnte l^offen, feinet
^eimat ben gtieben »iebetgegeben ju §aben. ®o balb atö mög-
lid& »otlte et nun l^eimteifen. Am SRotgen beS 17. ffil^lte et ficft
bann unn^ol^l unb blieb auf Untaten be§ gutften SBolfgang auf
feinem Siww«!/ o§ne an ben weiteten S3etatungen Anteil ju l^aben.
Hbct gegen «benb ful^ltc et fic^ »iebet ftifc^, fo bafe et an bet
36*
MO entM Qnbe.
1S6enbma^l)ett teilnel^men tonnte. Sie fonft afi unb traut ci,
wie fonft mifc^te er (Btnfi unb ®(^etj in feine (Seft)Tä(!^, ^pxaij
Dom 2obe unb bem 3uf)anbe im jenfeitigen 8e6en, unb er^S^lte
bann »iebec fpaft^afte Xnefboten, fo baf) niemanb an t\mi
Sd^limmed backte. S)ann ftanb er auf, um mit feinen beiben
jüngeren (Söhnen, bie in)toif(^en au$ 92andfelb wieber eingetroffen
waren, ju Sett 5U gel^. ftni^ ^^clf). Hurifabet begleitete i§n ^
Si^lafiimmer, wo 8utl^ feiner (Bewo^nlfteit nad^ am g^nfter fein
Äbenbgebet üenic^tete. ©a auf einmal befielen i^n heftige Sraft-
bedemmungen , wie er fie fd^on früher ge^bt. Sutifaber ftüiste
fofort )u ber ®ema^lin bed (Srafcn Hlbrec^t, bie ein Wttd ba-
gegen fKtben foDte. Unterbeffen rieben i§n 3ona$ unb ber SRan^f^Iber
^rebiger ffioeliuä mit warmen lud^ern, worauf er fi(^ bejfer 6cfanb,
unb aU ®raf Wbrec^t felbft bie flrjenei, gefcbabted „®nl^orn^ brachte
unb fie i^m eingab, festen ber 8nfaQ Doruber ju fein. SM^renb man
bei i§m wachte, fc^lief er bann bi^ gegen 10 U§r auf feinem 9tu^
bett ru^ig unb fanft. Sann er^ob er fic^, um fic^ ju Sett ju
legen. 8ld er bie ®(^weDe uberf(^ritt, fprac^ er auf lateimf(^:
„^a beine £)Anbe befehle id^ meinen ®eift, bu l^ft m\i) erlSfet
bu treuer ®ott." €)ierauf legte er ftd^ nieber, fagte ben greunben
gute 3?ad^t unb ermahnte fie: „©etet für unfern g^erm (Sott
unb fein Soangelium, bafi ed i^m wo§l ge§e, benn ba$ Stonjilium
JU Orient unb ber leibige ^apft jürnen ^rt mit il^m", unbn#
tenb 3^«^^/ f^i«^ Söl^ne unb jwei ©iener bei i^m in ber 9m-
mer blieben, üaficl er in rul^igen ©d^laf, ber etwa jWei ©tunbcn
währte. S5ann erneuerte fic^ ber «nfatt. „fli) ^tn @ott^ rief
er au«, „wie ift mir fo wel^e! *(§ lieber ©oltor 3ona5, \i^
a(^te, i(^ werbe l^ier ju (Einleben, ba id& geboren unb getauft bin,
bleiben."
®d litt i§n nxiit im Sett. 92od^ tonnte er ungeleitet in bie
anftofeenbe ©tube ge§en, wo er fic^ wieber auf ba§ ähil^ebett legte.
®ie Sefingftigungen nahmen ju. 35on neuem liefe er fid^, mti
baS au(^ in SBittenberg bei fi^nlic^en SInfdQen ju t^un pflegte,
mit warmen Jud&ern reiben unb bie Riffen wfirmen, toa^ i^w
wol^l ll^at. Unterbeffen wedtte man bie ^ayx^itno^tn , Ättrifab^.
ben ®irt unb feine grau, rief t)on neuem ben ^rebiger Soelin«
SutM enbe. 561
unb bie beiben $v)te ber ®tabt. tlud^ @taf ll(bre(i^t unb feine
®ental|ltn etfd^tenen miebet, unb namentlich bie leitete würbe ni(i^t
mube, ben Seibenben }u erquiden. Slber Sutl^er ful^lte, bag e^ ju
@nbe gel^e unb »anbte fic^ ju feinem ®ott in einem ®ebete, iai
bie greunbe aufgejeid^net l^aben: „£) mein §immlifc^et fßattx, ein
®ott unb aSatet unfern ^nxn Sefu S^tifti, bu ®ott am 2Tofie§,
\(S) bQnle biv, bofe bu mir beinen lieben ©ol^n 3^fum S^riftum
offenbart l^aft, an ben ic^ glaube, ben id^ geprebigt unb belannt
l^abe, ben id§ geliebet unb gelobet l^abe, »eld^en ber leibige $apft
unb aQe ®ottlofen f(t)5nben, oerfolgen unb läftern. 3^ '^itte bid^,
mein ^ttx g^fu Sl^rifte, lafe bir meine ®eeli(j^en befolgten fein.
D l^immlifc^er 93atet, ob id^ gleid^ biefen Seib laffen unb au$
biefem Seben l^inmeggeriffen n^erben mug, fo mei^ id^ bod^ gemi^,
bag i(^ bei bir emig bleiben, unb au^ beinen ^finben mi(^ niemanb
reifecn lann." ®ann tröftete er fid^ felbfl mit feinem Siebting§=
fprud^: „aifo l^at ®ott bie SBBelt geliebt 2c.", unb mit bem
SBorte be$ 68. ^falmS: „SBir l^aben einen ®ott, ber ^a l^ilft,
unb einen ^zxxn ^cxxn, ber üom lobe errettet." ©reimal l^örte
man il^n furj nad[) einanber bie SBorte »ieberl^olen : «SSater, in
beine ^änbe befel^l ic^ meinen ®cift :c." hierauf »urbe er ftill,
unb mäl^renb man feinen $ul^ mit allerlei ftärfenben äBaffern
beflric^, rief i§m ^ona^ bie SBorte ju : ,,(gl^rn?urbiger S3ater, wollt
S^t: auf (S^riftum unb bie fiel^re, »ie 3^r fic geprebigt, beftanbig
fterben", »otauf er mit einem beutlid^en ,,3^" antwortete. ®ann
wanbte er fic^ auf bie ©eite, wie um ju fd^lafen, unb eine l^albe
ajiertelftunbc fpäter war er frieblic^ unb fanft ^inubergef(§lummcrt.
Unterbeffen §atte fid^ baö ©terbejimmer gefüllt. ^u(^ ber
®raf oon ©d^warjburg unb feine ®emal^lin, gurft äßolfgang oon
8ln§alt, ®raf ^anS ®eorg bon SRan^felb u. a. umftanben \>a^
©terbelager. ^n Erinnerung baran, bag man Sutl^er au(^ in
©d^maltalben für tot gel^alten l^atte, machte man nod^ eifrige
SBieberbelebung^Derfuc^e. ®S war oergeben^. ®§ war jwifd^en
2—3 U^r morgend, als ibn ber ^cxx abrief.
3onaS unternahm e3, ben Surffirften ju benachrichtigen, ©c^on
gegen 4 UI^t tonnte fein Seriell abgeben. Unb mit SiageSanbruc^
ftrömte ba5 Sioll üon allen ©eiten l^erbei, um bie ßeic^e ju be=
M2 8tit^ t3egd[6m9.
fid^tigen. 8m 19. etl^telt ^au ft&tl^ bie fc^ioere Shinbe, mi
9tüanäjVion (unbigte juerft in feiner S3orIefung übet ben Sfidmec^
brief frfi^ um 9 UI^t ben Zob bed ^eunbed an. X)ann btna^
ric^tigte ein öffentlid^ec 8nf(^lag Unioetfitfit unb ®tabt Don bem
Slbteben bed „ffiagententecd ^^raeU".
£ie SRanifelbet (Brafen ^tten bie Sei(^ gern in intern Sanbe
bellten, aber ber Ihirffirft »oKte fte nac^ Sßittenberg übergeführt
l^ben. 9Ran l^uKte fie in ein langet, »eiged ®eu)anb unb legte
^e in einen eigene gegoffenen )innernen @arg. 3n biefem »urbe
fie am 19. in bie 8nbread(ir(^e getragen, n)o 3. S^nad ü6ei
l.Zl^eff. 4, 13—18 bie erfte Seic^enrebe l^ielt. ^m 20. prebigte
M. Soeliud über 3^f. 57, l. hierauf mürbe bie Seid^e, nat^
12 U§r mittag^, aud ber @tabt geführt, begleitet üon etioa
50 9teiftgen unter gul^^ng jmeier ®rafen bon SRanSfelb unD
einer fel^r großen SRenge S3olte, uberaK bon ber (SeiftUd^Ieit, t)on
neuen Seibtragen^en unb bem ®elfiute ber ®loden empfangen.
Sie erfte fHai)t blieb bie Seiche in ^aüt. ^n ber ©afriftei bec
Siebfrauentirdb^ ^^^"^^ fi^ ^^n S3ürgern bemac^t. 9n ber (Srenje
bed fd(^fif<i^en (gebietet, in iBitterfelb, empfingen turfürftUi^ S3e^
amte ben traurigen 3ug. ^an l^tte bie Seije^ung für ben 21.
in 8uifi(^t genommen. Cer weite ffleg mar aber nid^t fo fc^neO
Surudjulegen. dxft am 22. tam ber Sei(^enjug oon Stemberg aus,
»0 man bie le^te 9iac^t geraftet ^tte, gegen 9 U^r nac^ Sßitten=
berg. UniDerfttfit unb S3urgerf(^aft erwarteten biefelbe t)ox bem
Slftertl^ore, um fie nad^ furfürftli(^er ä3eftimmung burc^ bie ®tabt
jur ©(^logtird^e ju begleiten. S3oran ritten je^t bie beiben ®rafen
Don StanSfelb mit il^rem befolge unb bie ttbgeorbneten beS Shir=
furften, etma 65 $ferbe. {hinter bem Seic^enmagen ful^r in einem
r.ffiäglein" grau äätl^e, bie i§ren (Satten nur menige 3a§re uber=
lebte (t 1552), mit einigen befreunbeten grauen. 3]^r folgten
ßutl^er« Söl^ne, fein ©ruber ^atoi au5 SRanSfelb unb anberc
SSermanbte. C)inter il^nen fc^ritt ber Stettor ber Uniberfität mit
ben ®rafen unb Sbeln, bie an ber Uniberfität ftubierten, gefolgt
oon bem ftanjier Srud unb ber gefamten Unioerfit&t, ber fic^
bann ber Slat ber Stabt unb bie ganje SRcnge be§ SSoUe^ an=
fc^lofe.
Sutl^et« 8egta6ni9. 668
3n bcT ©c^Iofefitd^c prcbigtc ctft Sugcn^agcn »ic friil^cr 3ona5
übet i.2§cff. 4, 13 ff. ©ann nal^m SKeland^t^on ba« SBort, um in
latcinifd^ct ©prad^c im SRamcn bct Uniöcrfität bcm Slcfotmator
ein ^bfd^ieb^iooTt nad^jurufen. @d mar mcl^t als ein gewSl^nlic^et
^aneflJjrifuS, eine feinfinnige ©atftcüung bet öeöeutung ßut^erS
für bie Deformation bcr ftird^e nad& il^ren »ic^tigften SRomenten
iinb juglcic^ eine Uebeüoße, Don Srauer burd^jogenc 3cid§nung öon
ISutl^erS eigenartiger ^erfönlid^teit. S)abei nal^m er leinen Snftanb,
aud^ üon ßut^erö üiel getabelter C>^ftigfeit ju reben, bie boc^ nur
im Äampfe um bie SBal^rl^eit l^eröorgetreten, — ein fc^arfer ärjt,
tpie il^n ®ott nad§ bem üuSfprud^e beS (SraSmu^ megen ber äRenge
ier Rranfl^eiten biefer legten 3<^it gegeben §abe, unb ber boc^
n)ieberum aflem felbftfuc^tigen Äämpfen fo entfd^ieben entgegen=
getreten fei, er felbft bor allem immer feine 3«flud^t jum ®ebete
itel^menb, fid^erlic^ ber SRann, beu ®ott atö fein SBerfjeug jur
^neuerung feiner Stird^e au^gem&l^lt §abe. S)arauf forberte er
auf jum ©ante gegen ®ott, aber aud^ ju ernftem gleife in ber
Heiligung unb jum gefl^alten an bem SBorte ®otte^. Sinige
^agifler trugen hierauf ben ©arg ju feiner legten Äu^eftätte, un=
toeit ber Stanjel ^at mau i§n beigefe^t.
äRit groger ©c^nedigfeit berbreitete ftc^ bie Stunbe Don Sutl^erd
2obe. ©er (SinbrudC, ben fie ma<^te, mar natürtid^ ein fe§r ber^
fc^iebener. S)a| eS unter ben 9idmern folc^e gab, »eld^e über ben
2ob be^ C^fireftard^en jubelten, unb meil il^nen fein ©terben }u
fromm mar, ba^felbe ju befd^impfen fuc^ten, tann nid^t SBunber
nel^men. ©c^on im 3R&xi verbreiteten SRönc^e in C^aQe, baft
Sutl^erd Seid[)e bom 2:eufel gel^ott morben fei, unb man einen leeren
©arg in bie ©tabt gebrad^t l^abe, anbere mußten anbere Sfigen }u
erjfi^len, um ba3 3(nbenten beS 9leformator^ 5u fc^änben unb unter
ben t^rommen ba^ (Srufeln oor bem gefürc^teten Vianne ju ermedCen.
Sßo ieboc^ bie ebangelifc^e Se^re SBurjel gefaxt ^tte, ba enegte
bie Xrauemac^rid^t gro^e S3etrubnid unb laute ftlage, aber, mte
6M »04 eut^ S:ob^
und bie Dielen Sriefc namentUd^ fürftlid^ S^^S^noffen belichten,
aui) f4»ete 6orge. Ser Zob beS gemaltigen Steformatord fc^ien
neue f<^mete (foeigniffe an)utunbigen. Sei ber Ifingft l^f^enben
))olitif<^n ®))annung ging ed »ie eine ^il^nung burc^ bie iSenräter,
baft man f4)limmen S^ten entgegengel^ unb bafa bted ber Hnfang
fei. Sie SBugen^gen an ben ftönig Don ^nematt fci^rieb, fagte
ein großer gütft na(^ Sutl^etd Zobe: „ffiir §aben bisher ^toei
grojte Kegenten gelabt, an toelc^en »ic mußten billig innel^lten,
im geiftlid^ 9tegiment ben fiutl^, im »eltli^en ben ftaifer. (Sk|t
nun bec ftaifet au(^ ab, fo gnabe und (Bott!''
3n einzelnen (Begenben, befonbetd im ^et^ogtum ^reu^,
»oKte man ]e^t na4) &ut^etd Zobe ben gewaltigen ^o^enftaufen,
Saifer ^nebtid^ IL, an beffen fortleben man nod^ immer im
Volte glaubte, gefe^n l^ben. Caiuber entftanb gro^e Stufregung.
Unb bad gefutd^tete Unl^eil brac^ nur 5U balb l^erein. S&enige
SRonate nad^ Sut^d 2obe tarn ed jum Si^maltalbtfd^en Snegc
Sann et^ob [\i), »ie Sutl^ ed ooraudgefagt, langiä^riget @tteit
im eigenen Saget, für bie ®egnec mie no<^ l^eute ber angebliche
Seweid für ben Unbeftanb eDangelif(!^en ftird^entumS, für bie toiü-
lid^ eoangeli{(^en Sl^riften bei ader Zrauer barüber mi^ Sutl^d Sct=
bilb bod^ aud^ ein 3^(^en bed mal^rl^ften Seft^ed bed Soangelium^:
„^tnn bad Sßort (Botted muft 5U gelbe liegen unb (fimpfen."
S)aruber finb ^a^rl^unberte üetgangen, aber bad S3ilb Sutl^erd lebt
im JBemugtfein feined 93ol(ed nod^ ganj fo »ie cJ^ebem', ald be§
SRanned, ber il^m bad (Soangelium gebrad^t unb ber feinem S)eutf(|=
lanb bie JBcge geroiefcn »ic feiner früher ober fpfiter, unb felbjt
ber blinbe ^a% feiner heutigen (Begner mug miber S&illen feine
unoergänglic^e (Bröfee ücrtunbcn.
Jlnmerftttngen nnb ^etoexfe*).
S. Sf. ffiartburgtcbcn: be ffi. II, Iff.; in gum Steil \i^x tocrbeffertet
2)ati€rung bei (£ üb et« III, 146. — 3agb: be ffi. II, 41.
e, 4. be m. n, 1. 4. 50.
g, 5, be ffi. n, 16. — 68. ipfalm: (g. %. 39, 178. ffi. «. 8, Iff. —
$on ber »ei^te: be S. II, 6. 9. 13, 41. C. B. I, 444 (in biefe9 Sal^v
gehörig), e. a. 27, 352. 358. 367. 374 (bie ber ©^tift angehängte (Stllä*
rung be« 119. «ßf. (S. SJ. 41, 92 f.). ©. «. 8, 129. (»egen bie bort an-
genommene 92eil^enfolge ber SSartburgf^riften meine ^nStaflungen in ®ött.
®el. «njeigen 1891. ^x. 22, @. 882 f.
@« 6. ©egen ben Slaufgtoang Dgl. au^ f)>5ter be SS. II, 57. —
äRagntficat: t>g(. ob. I, 318. €. S. 45, 211 ff. 250 (ogl. baju au« iener
Seit über bie unbeftedte (Sm^f&ngni« (5. I[.' 15, 57 ff. 3ur (Sntflebung be
SB. n, 6. Anal. 33 [ügl. bagu 8 eng, SWarb. 2utl^er^)rogr., e.37]). e eibe-
mann, (Srlfiutemngen 30. — Oegen fiatomu«: Op. v. a. V. 395 ff. 505.
520f. be SB. II, 16f. ©eibemann, (grlaut. 30. ©riefe 42. C. R. I,
445. SB. a. 8, 36. e)>äter ertlärte Sutl^r Satomu« al« ben bebeutenbflen
Gegner, ber h)enigflen« bie ©^rift ri^tig bel^anbk. !ßreger, 2:if4reben
Sttt^er« (i^m 1888), @. 115.
@« 7. Operationes in Ps.: op. exeg. XIII— XVI; im Komment, gum
29. $f., ber im ©ommer 1521 gef^rieben, rei^e ^oUmil; ogl. XVI, p. 307 ff.
»gl be SB. n, 6, 41. ©eibemann, (Sri., ©. 30. — SB. «. «b. V. —
*) gür bie SJblürgungen i|l bie 83orbemerfung im 1. ©b., ©. 358 gu ogt.
Serner: SB. S(. = SBeimarer Sutl^au9gabe. $erau«gegeben Don ^naafe k.
SBeimarl883. (Snber« = Snt^er« 26riefn)e4fe(. $erau«gegeben)>onS.(Snber«.
grantfnrt a. ^. 1884, bi« jie^t fünf S35nbe. 3ona«br. = ber iBriefwed^fet
be« Suftu« 3ona« ®ef. )>on &. ftauerau. ^He 1884. (S« iß mir \t-
t)6äf ni(!(t immer mögli^ gewefen, bie gunborte bei (Snbec«, ben i^ bei ber
9tt«arbeitnng nod^ nicj^t benn^en tonnte, nad^gutragen.
666 Inmcttttttgen nnb tSmdfc
$efKllc: 3n nU(t gcf^itftct Oi^crgok Ott tl. Iff., ta)it Ue C^int fiicr
b. Cntfh^. Sinter 2cii|» 9»dt., €. Slff. jr0|IUn I, «mn. g. e. 486*.
Anal. Lnth. 38. du bcn Commct foflen bann no^ bte im £q^ m^t ct'
ipl^ntcn Mtiftcn: «nfUflnng b. 86. $f. be ». U, 60ff.; t>gt 6, 635,
nnb als Qorf^mad b. €onimcrtriI6 ber folHflc b. (Stoongcltuni Don ba
)c(n «nSflftigcn. t>gl «. «.' 14, 42 bc ». II, 54ff. 90. 3n lod^c Bot
ge^tt ab« S. «.' 16, 291 (f.?
e. 8. 9ian(e U, 8. «. 8aur, S)aitf4(anb in b. Sal^t. 1517-25
(1872), e. 124. — «3)€t gefhvfft eäßoiüa eanx" (1521).
e. •. Snt^ ^fllon bei e 4 Ab e, eatittn unb ^«quUIc U, 109 ff. -
Sun) nnb grit ebb. 115 ff. Bnr ^tiemng ^oranift, fbtoldttt 151 (Sien.
ei^ungSbet. 1878, 8b. 80). — 9{ei» JTatfl^ng bei ec^abe II, 1 ff., e. 37.
3)et Okbanle an 3il(a ifl ^ntten entUlftnt; ^t e^abe II, 284. (@oOte
ber «ntot nic^t bo<( «ntten fetbfi fein?), e. 40 f.
C. 1«. be ». II, 9. 13.
0. 11. ®eibemann, <Srlfittt. 31 (r»gl. ou^lteim, 9lcformationli(.
bet 9{ei49fl. (Sfitingai» G- 7). C. B. I, 447. — ec^toeiicr: »nccr an
Oeatug set^onng. 6. befi. eriefiMi^fel ed. ^otamit» nnb ^artfelbet,
e. 281. - Uniperfltat: 3ona6biiefe I, 48 ff., 63 ff.
S. 12. SReUn^tlfton: bg(. !^e Loci Gommiuies $(tti^ iReCant«
t^oni in i^rer UrgeflaU in gtDeiter Vnfl., ton neuem l^onggegeben nnb er«
Ifiutett ton X^. ftolbe, (5r(. u. fiei^). 1890.
8. IS. gelbtircben: e^KUaHn bei gR enden II, 607. «nna(en, e. 36.
C. R. I, 421ff. eeibemann, (SrlSnternngen 12. 32. 83. — (Satlflabt:
3iger a. a. C, e. 93ff.
e. 15 f. «uguflinertDngreg. e. 866 ff. be ffi. II, 40. 3titf4r. f. St.'9.
VIII, ®. 283 ff., too)n ic^ bemeth, bag» toenn id^ ancb bnt<!^g niibt in
allen \pun(ten ben 2)arlegungen 2>iettic^ ed^fer« (Bettffbr. f. JT.^^®., 13b. xm,
e. 311 ff.) beifHmme, i(b bo4 nad^ (SinbUd in bai Original ber in SBeimai
liegenben, @. 316 bef))ro(benen Qtllimng, nnnmel^r babon übergeitgt bis,
bag Carlftobt in 2)5neniaTt gett)efen ifl. 2)ie9 mng aber fo tnqe ^cit dcttefen,
baß i(b eine bebentfame X^tigteit bedfelben bafelbfl für nnmSglidb ^te. 2)tc
e^rift ton «Uen ifi mir leiber unm^nbtic^. — SSger (Earl^obt, e. 176ff.
Jtato eräug Einleitung gnr (S^tift de Yotis O. «., 93b. 8, @. 313, mb
meine (5r0rtemngen in ben <90tt. <9e(. Su). 1891, 9^r. 22, e. 885 ff. 3111
2)ig))ntation G. B. 1 , 445. 9Rit epistola ifl bie ffiibmung ou fßa^ ge-
meint. 2)ie 2)ig))ntation felbfl fanb aber erfl am 28. flatt. 9riefn>. beS
8eatug 9{^nanug @. 280.
e. 17. Anal. Luth. 34. be <B. U, 40. 42. 51. — llkgen QEarlflttbt
e. 53. - SRel. be. ffi. U, 45. 52.
e. 18. be ffi. II, 45. - aber bie SRSgUc^teit eineg c^rip(. «lopedebenl
audft no(!( fp5ter III, 285. Themata de votiB be SB. II, 48. Op. ▼. a
IV, 544 ff. 3)a6 biefelben in fßittenberg mirftii^ )tt öffentliche iBer^Umig
Slnmertungen unb 26etoetfe. 567
tarnen, l^alte i^ für fel^r untoal^rfci^einU4 bod^ tt>erben fte 9Ritte Oftober 6e-
i:eit9 al9 edita beidd^net toon ^etmann in @tnb. u. ^rit. 1885, (S. 183 f.
SeitWr. f. «.-®. V, 326. - ©. «. 8, 312. %^. «olbe, ®8tt. öeJ.
«ng. 1891, iRr. 22, @. 886 ff., 3eitf*r. f. «ird^enflefdj. XL, 457 ff.
S« 19. De Yotis iDonasticis: Op. v. arg. VI, 235. ^mt\6it fßib»
tnung: be S. II, 100 (übrigens erft na(^ ber @4rift de abroganda missa
flef^rieben tgl. Op. v. a. VI, 200. (5. «. 28, 127. be ©. II, 95). ®e-
brudt (Snbe gebr. ; t>gt. Corp. R I, 563. denno excadi jnssimns II, 211. —
«5. 8, 564. Sfiger a. a. £)., @. 202. «uguflinerfongregation, @. 369.
@. SO. be SB. II, 36. 9$on ber 9lbenbmal^(«feier SRel« unter beiberlei
'©efiatt am Snid^aeliStage beridf^tet ol^ne 3^<if<l f<tlf4 $elmann in @tub.
u. Ärit. 1885, @. 185, ber and^ fonfl ungenau i|i. ©urrer, ögt. äeitf^r. f.
St.^(3. V, 326, am (Snbe miberfprid^t bemf. fafi au9brü(tli4. (Sbenfo UtSceniuS
Bei SSger, @. 508 f. )&gl. ferner ®8ttinger ®el. anzeigen 1891 a. a. O.,
@. 888, aud^ über ben l^ierber gehörigen 93rief G. B. I, 894, ber nid^t ton
$3ugenl^agen, aber aud^ nid^t ton SD^elanc^t^on ^errül^rt. ~ C. R.
I, 459 f.
S. Sl. augttftinerlongreg. @. 372 ff.
®. 22. 3. 16 ton unten muß e« feigen: 8 Oft. — Seitfd^r. f. Ä.-©.
Y, 326. 2)ag man fidft »irtlid^ auf Sutl^er« S^fen berief, gel^t au« ben
aJHtteitnngen $e(b9 über bie $rebigten im ^iofitt l^ertor, »orin fid^ Sutl^
f(nft(^ten nur terjerrt n)iberf)>iege(u. G. R. I, 483. @ie fd^einen bei ^et-
mann, @tnb. n. Strit 1885, @. 164 bereit« gebrudtt.
S. 29. Som a^igbraudb ber aReffe: (S. Sl. 27, 28. De abroganda
Mißsa privata: Op. v. a. VI, 115, an @|)alatin gefanbt am 11. Sfiotbr.
«ß. «. 8, 477.
S. 24 ff. Ibgott )u ^He: SolterS, 2)er Slbgott gu $alle. Sonn
1877 (in ber SWotitier. unrid^tig). ©aju ©rieger in Z^l Sitteraturjtg.
1878, ^. 287. SBie man bie @ad(e auSwSrtS ouffagte: ©ucer an 9tl^enannS
bei S^. ftolbe, Beitfd^r. f. ft.-®. V, 327. 2)od^ tteig Snt)^ ton ber
^S^fltt^en ©nUe (Lad ewig, Reliqu. Manosc. XI, 422 ff.) »ie auS ber bid-
l^er nid^t l^rangegogenen ©teSe in ber @4rift tom Snigbraud^ ber SReffe G.
9r. 28, 113 )n erfel^en ifi, unb gegen fie toirb au4 Carlflabtd Angriff
gegangen fein, »enn bie iT^otig bei 3 5g er, (Sariftabt, @. 172, ridbtig ifl.
(SarlftabtS Hoffnungen bei 35ger, 235. G. R. I, 486. ®loffe: tgl. ©eibe-
mann in @dbnorr« «r^it IV (1875), e. 529. Carito in «Wittenberg am
30. @ept. ttie mtl G. R. V, 489 notiert, bal^er aud^ II, 463 frül^ an-
iufeten. S^eol. @tub. u. ftrit. 1885 @. 136. 2)er baf. eütSl^nte ©rief SRelandt-
tbon« an «llbr. ifl nnbefannt. ©aum, Carito, @. 64ff. be CB. V, 59.
94, voraus be« Äurfütflen toie be« Carito (nimio civiliter prudentes) ©e-
banten l^orUudtten (tgl. ie«t auc^ «über« III, 238). G. R. I, 477.
be ». U, 112 (tgt G. R. I, 492). «brecht« ©rief: S^ald» XIX, 661.
©gt be <B. II, 110. Carito bei Jtraf ft, 2)0€., 35ff. ((Suber« lU, 259).
568 tnmertungen unb 9eȊfe.
b€ ». U, e. 124. 128. 129 ff. 135. — 0. E. I, ©. 515. SonMm
1, 81 f.
e. 88. «ut^erlnßUteob.: eeibemanii, a>i«<)nt..e. 100. etrobel
flIHicell. 5, 119. b€ ». IL 109 (DgL C. E. I, 487 c. 6. 2)ej.?} 117.
«.8». öif. SJfaffenftftnner: «aiiH)f*uttcU, 117. Ätanfc, $ffiu6
1, 830 ff. 2)egca€ii ip it^t itt wralcii^tn bic taj»if*en crfc^icncnc twÄ»
li^e «tbcit mh Ö. Oetget, «nttfige jur <»«f*i*t€ be« (grfattcr $omo.
ni«mn«. aRittdL b. «er. f. b. <»«f*. ii. tUtettam«!. »on erfurt, C^cft XV
(6c»)0Tatabbr., e. 86 ff.). »Utcnbaratr Unnil^: C. R. I, 489 ff. 50i
et tobet, 5Wi«cea. V, 119 f. SÄger, Catlflabt, 253. Äiirfütfi: C. B.
I, 507. «ang: «lebetet, S«a*tl*teii I, 254.
e, S*. be ©. II, 109 («nf. 2)ej.). Xteue »etmal^ uung k. 61
22, 43. Äatfl^on«, @. 45. 3tttümtt* btlngt «5flUn I, 510 fck
6*rift in «erblnbung wlt ben »organgen bom 3. a)ej., »on benea «ut^
auf bem Hinwege tio« til*« gel^ött ^oben lonnte, et f*teibt: in occmsnm
radinm illoram et insulBoram nostri uominis jactatoram, b e Iß. II, 111. -
Ä^nli« 91. «« üUet in ffi. «. 8, 670ff. ©gl. baju Wtt. ®eL «uj. 1891,©.89ü.
e. »8. Übet bie JBetbteltung bet »otlut^. »ibel tgl. Z^. Äolbcm
ben Wtt. öel. «nj. 1887, @. 16ff. Sang: «lebetet, 9ia*tidtten 1, 252.
3figet, Catlflabt, 108. SWel.: be ©. n, 51 f. 53-115 ff. 123.
e. S4. ©ttobel, SRltott. 5, 119ff. C. R. 1, 512. 3eiti*t. pT
«.-ö. V, 330 f. Sfiget, 254. ©lefe iReuetungen »utbtn in bet ©W-
!it*e, nl*t In bet *fattlit*e («ante U, 13) tootgcnommen. »ctl&eitatung-
Äattetau, 3ona«btlcfe I, 83. — (BUenbutg: ©eibemon», (gtlfintenrnBcu
35ff. X^. Äolbe, 3cltf*t. f. Ä.*ö. V, 325ff. Spal. Ann. bei SRendca
II, Ö09. 2)aju (3)M¥ Sorban): «n« «et. eine« 8eU)slget «ei^«tag«mitsL
(2el^)jlg 1869) 5. 10.
0. 35. Ihignfttnettongt., @. 375 ff.
8. »7. 3tltf*. f. Ä.-©. V, 331. C. R. I, 541. ©ilbetfiutm: «6t.
552. 557 f. Sut^et« »ebenten an b. ©Ittenbetget: be SB. II, 119.
e. 88 f. a)ct anfangt). (SattpabW neuet n«?filf*et$etiobe, unb afle«ba8,
toa« gtöf *el («om «pricflettum 1565, abgebt, gottgef. ©amnit. 1731) übet \^
unb aWote etjSJlt, !ann etfl in bic Seit na* bem 15. gebtnat fatten, tm
nut fo ettlStt e« fi*, baß ble «tiefe unb attenflüde ou« bet Seit »or^
un« nl*t« barübet mitteilen unb Satipabt plöfell* feine ^teblgttl^tigfelt m*
giebt. a)amlt jllmmt au*, »a« gtöf*cl berietet, baß (Sattflabt „in seinen
Lectionibus" — alfo nl*t In bet ^tebigt gegen ble @*ulen aufgetteten ijt
3)en ttbetgang ma*te feine Heine @*tlft: Predig oder Homilien | vber
den Propheten Mala- | chiam genant J Andres Boden, von Carolstat In
der I Christlichen stat Wittemberg. || — 3»l(!. ^ro^eten: 3cltf*t. f. Ä.'®-
V, 324, ögl. mit @t tobet a. a. £>., @. 26 ff. 2)ann C. ß. I, 513 ff. 533ii-
(füt l^te f)>Stete ®ef*t*te ble n>ettt>oaen 92otl}en bei ^att>etau, 3:^-
. Sltt.-3. 1880, @.559ff). (Seibemann, S^.SWünjet. a)te«b. xt.^i 1842.
Snmettungen unb Setoeife. 569
3« 40. mtl. u. ^tSbefltnation: G. R. I, 538. (^onß.: 3eitf4r. f. je.«(9.
V, 330. be ®. II, 124 ff.
6« 41. ^ag ber itutfürj) ben ^ro^l^eten ben $ro)eg mad^en tcoütt,
toxt mtl C. R. II, 17 crjS^It, tolrb but* C. R. I, 537 iclbcrtegt. — be ©.
II, 35. - Rr8f*et in gortgcf. @amtnt. 1731, 189 ff. 3«tf«T. f. Ä.-®.
V, 331 f.
e« 43. be S. II, 138. 165. mn\ toon Sittenberg: be m II. 142.
O. R. I, 565 f. ^ro^ljetentnra: (5. «. 28, 212. 214. be SB. II, 139. 157.
3>ann gegen ©einrieb VIII. — «n ben Äntf. be SB. II, 136.
e« 44. S3rief te8 tntf. (ügt. a^^ßUn I, 805, 9(nm. 2 ^n @. 529) nic^t
eri^alten, abet na(( be SB. II, 137 jiemttc^ gleiten Snl^alt« n>ie bie Sn-
fhmhion C. R. I, 560, n?enn biefetbe nid^t mit bem gefnd^ten Briefe über-
5ant)t ibentif* i«l. S5gt. je^jt bie SHtenpüde au* bei (gnber« III, 292 ff.
S. 45. iRümberg: 9lot^>, «eformation«gef*idJte, @. 95. Xi^.Äolbe,
griebr. b. SB., @. 31 f. Sorban @. 6. 11. SWanbate ber gürflen: SRenden
II, 611 f. ^jog ®eorg: «uger bei 3orban »gl. @edenborf I, 217 f.
©etbemann, (Sri., @. 5 ff. unb bie getröl^ntid^ überfel^ene ftorref^onbeni
be9 $er)0g8 mit bem 9leid^9regiment im ^^otisenMatt jum Krd^it ffir Bflerr.
®ef*idjt«funbe 1852, @. 21ff. ©al* XV, 2616.
e. 4«. Jlegler, @abbata, @t. ®aVitn 1870, 1, 145ff.
e. 47. be SB. II, 137ff. ©aumgarten, Äarl V. II, 1, 227.
e. 48. be SB. II,. 152. 153 f. 157 f.
S. 49 f. 9(4t ^rebigten: teine ber beiben 9le)enfionen (S. 9. 28, 202 ff.
211. 238ff. 252ff. rübrt in ber toorttegenben gorm toon Sutljer ber, belbe
bürften tielme^r auf 9{ad(f(]^riften beml^en. 2)ie grBgere 2)erb$eit in einzelnen
®te0en in ber ffirjeren, ). S3. @. 272, bfltfte für gr9gere ©enauigteit f^retien.
e. 52. 3eitf*r. für Ä.-®. V, 333. Saripabt: be ©. II, 150. 156.
176. 183 ff. 3ttiaing: be SB. II, 156. mt: C. R. I, 607. 5)euteron.:
S9ud^n>a(b, 9[nbr. $oad(9 ^anbfd^r.-^amml. 1, 1. XVI. Op. ex. XIII. be SB.
II, 160. 177. 180. S3on beiber ®eflaU: (S. % 28, 285 f. (tranfenfonraiU'-
nion, @. 308). ®t^x ba(b ausgegangen. Süm 20. Süprit n>urbe aRü]^I))fort
in 3toi(tau mai^rfc^einUd^ mit ber 9eltfire ferHg; fein dt- (<StI. 8ibt.) tr5gt
auf ber Äüdfeite ben SSermerf Anno 1522, am Oflerabenb. — be SB.
160 f. gKet. an ©cg: C. R. I, 566.
S. 6S. SBie n>i(4tig aud( ber Gebaute an bie batbige SBiebertunft (Sl^rifli
für Sut^r9 (Snttoidelung unb feine Stimmung im einzelnen mar, fo fann
i(^ au« il^m bo4 nid^t, »ie KdlKin I, 546, fc^on für biefe 3eit (für bie
fitere 3eit togl. oben II, 550) ba9 mangeinbe 8ebürfni9, tir^Iic^e Organi«
fationen )u entmerfen, ableiten.
«. 54. ®otte«bifnp: gr3f*el in gortgef. @amml. 1731, 690f. —
^toSixmtt: 3ufammenfunft mit 9ut$er bet(Samerariu9, VitaMel. praef.
Neander p. 28, befl5tigt unb ergSugt burd( (Sorbatud Xagebüc^r m. Sntl^er.
ed. SBram|>eIme|^er. ^olle 1885. (S. 27, unb burd^ Sutltier« S3erid^t Op. exeg.
670 ftnmettttngen unb 8eioeife.
XIII, 256. be ». II, 179. 181. 190. etor« unb Seßerbutd be S. n,
245. eteit, flb^. ). grantfurt« SteformationSgef«- (Wn^to Sb. V, 6ff.).
jt rafft, 9nefe unb l^otumente, 84 ff.
e. 66« 8if4efli4c Sifitatton: gj}r|leiiianii, 9^. Utf., e. 19f. -
enrl^arbt, @. 46. Vrebiflten in 8onia: (S. 9. '15, 320 ff. fOtenbntg:
8tttf^atbt, e. 46f. be 2». II, 18dff. 191f. 194. 199. 201. ©ecfen«
bOTf I, 213. — eint: VugufHnettonflreg., @. 384. iBenbi^en, 3dtf4t. ffir
tit4(. »ifl. VIII, 1887. ». 9teinben, ». Stnr, 1. ^. 1892 (no«
nid^t benutt). — Smictau: Xengel ^ijl. «n. U, 264. beS». U, 190. 0.9.
e^mibt, 9lk. Sandmann, £ei)))ig 1860.
0* M. 8on SRenff^nle^re )u meibcn: G. X. 28, 318 f. SBtber bcs
foIf4 genannten geiflU^eu etanb: Q. 9. 28, 141 (t>g(. be SS. II, 216l
235). 3uT «ntfle^ungggefd^. e. 183. 190. 194. @onfi 148 (178) 200.
0. 67. (Srfuit: l^ampfctnUe, ber im einzelnen übertreibt, ober t>o^
im ganzen ein gicmtic^ ri<btige9 8i(b bon bem unreifen 96erfal^ren ber neani
Vrebiger glebt, II, 191 ff. be ©. II, 115. 175.
e. 68. be m. II, 180. 203. — «nffinbigung: be SB. II, 175. Uftngen:
204 «ugttftinertongreg. 894 ^enbbrief : be IB. II, 220. — Sßalbenfcr II, 208f.
e. 69. $rebigten bon SBeimar ed. ^M, iBerltn 1846 (barau« (S. %.'
16, 420). a^elanc^tlfton« banadb )n beri^tigenter 9teifeberi4t C B. I, 577 ff.
@. M. Assertio septem sacramentormn adversus Martin. Lnthernm,
aedita ab inuictissimo Angliae et Franciae rege et do. Hybemiae Hen-
rico eins nominis octavo 8. 1. A. (anbere ausgaben in Op. y. arg. VI,
382), )uerp erafi^nt 26. 9ßai 1522. be m. U, 213, cf. 216. iBonebe
tom 15. 3nli. Um 26. 3uU (@. 235 in regem Angliae nihil ero blao-
dior.) nocb nicbt an9gegeben. 9[m 6. Sngufl loerfenbete fle aber f^on ^tc^
(Skorg an ba9 9tei4dregiment (92oti}enblatt )um %x6f. f. öflerr. ®t\ä}i6ft»*
!unbe 1852, @. 24), unb jroar entgegen ber l^rft^enben Snnal^me (^ dpiin
I, 675), bie beutf(!be 0(l^rift, n>e((^e, ohmci^i gemeinfam mit ber anbeni
gefd^rieben ((S. 9. 28, 345), bocb n>enigften9 mehrere So(^n t>or ber latet*
nifd^en ausging, benn erft am 3. iRot>. berfenbet <S^eorg bie (ateinifcibe (^^oti^enbl
ebb. e. 54. «g(. au* StoingU, Opp, VII, 241). Op. v. arg. VI, 382.
S)eutf(b Q^. ^. 28, 343 f., t>gl. 386. »nfeinbungen be^l^alb be 9B. U, 242.
244. 252.
®. 6S. «Statt $. Suft 3. 6 t>. unten mug e9 l^eigen: 9Hel(^ior Sott^.
Genauer 92eubrud ber ^e^temberbtbel, in beutft^en 2)ru(!en alt. 3eit. Sb. I.
©erUn 1883.
e. 64. $reid: Aoal. Lnth. 41.
@. 66. (So4teu9, f. 55. — V\tt\6), Wl. Sutl^er unb bie l^od^beutff^e
e*riftfpra(*c. ©re«tou 1883, @. 50 ff.
®. 66. ^ibetberbot in @aäf\tn unb (Smfer: tgl. <Seibemantt, (Srl&it
e. 51. i6ranbenburg: 9b. iD^^üUer, ®ef((. b. 9lef. in i^ranbenb. f&tAm
1839, @. 128. (Sbitt bom Saläre 1524, meldte« aber f^on anf ein frftl^
^nmertungen unb ^ctDeife. 571
aurüdmcip. 3u ömfer t>gt no(( %^. Äolbe, (Sott, öet «ns. 1887, 9lx. 1.
(Smferö SSetUget: ^tetf(^ o. a. O., @. 56.
®. 67. »Ott töetttt^er Obrigttit: ^. «. 22, 59. «gl. @. 68. 82. 85.
90. 93. 89. @4on im @e^rtcmbet 1522 bcabf. »gl. be ©. II, 249, ferner
jur (gntpcl^ung II, 254. ©n ©ibetterbot in »a|?em ip für jene 3eit ul*t
na*tt>ci«bar, t>gT. über jene Seit «. t. 2)ruf f el, 2>ie Ut^x. ^ot im »eginne
bcr «efonnation«geit. «b^. b. aWündJ. «f. III. Äl., XVII. ©b., 3. Slbt. (1885).
®. 68 f. ®eorg ton @a(^fen: @eibemann, (grl. 59 ff. a)ajtt bie
(gröSniungen: X^> ÄoCbe, grlebri* b. S., @. 50ff. be S. II, 285 f.
300. 305. 308. 315ff. C. R. I, 604.
@. 70. Bulla coenae domini: (g. ST. 24, 164 ff. geitf^r. f. Ä.-®. V,
833, aber fd^on gratiam oovitatis amisit.
®. 71. «> öfter, Slbrian VI., ®ien 1880. Über ben «blaß @. 235.
«or atten aber SWaurenbre^er, Äatb- 9lef. I, 202ff. «uf bie «eform-
)»erfu4e 9brian9 im £e^t einzugeben, trSre imecHod gemefen, ba fte für bie
iSntkoidetung 2utberd uno feiner @a((e gänjlic^ belangtod gemefen flnb. —
«ante II, 29 f. »aumgarten II, 1. 228.
®. 78. Trüffel, 2)ie bai^rifc^e $oIitif im »eginne ber dteformationd"
seit («bb. b. bai?r. «fab. III. Ät., XVII. »b., 3. %ht.l
@. 74 ff. eidingen: Utmann, gr. t. @i(fingen, e. 229 ff. 263 ff.
Plante II, 71 ff. @trau«, Ulr.ö.^utten, 410.455ff. Oefolara^ab: ^oro-
tt)i4 unb ^artfetber, »riefm. bed »eat. Wf. 308. »ucer: »aum 142.
@. 76 f. ^lani^: bei SRa^ 3orban, 9ud »er. eine« 9ei)>}. 9leid^9tag9«
mitgt. (1869) 23ff. Ulmann, @. 262. SKet: C. R. D, 597. a)a« ifl bie na*
2) r 0 V f e n , $reug. $ol. II ^, 107, angeblich bei @^alat. ^6f flnbenbe ängernng,
metcbe Ulmann a. a. O. @. 262 nicbt finben tonnte. 2:rier über Sntber unb
eidingen: 3orban25. 9teid&dtag: 91 ante 11,30. 0.9lebli(b, 2)er dteicbd-
tag t>. mmh. 1522 — 1523. 8ei^j. 1887 2)iff. — ftrantf. 8lei(b«tog«alten bei
Sannff en II, 259. — Über bie 3oa- u. a«ono^)Olfrage Sl. Älndljobn, in
abb. aum anbenten an ®. Saife (1886), @. 677 ff., t>gl. au* ^irtbeimer an
(§ra9mu8 in €^trobel9 »ermif*te »eiträge, @. 163ff.
®. 78. »aumgarten, Äarl V. II, 231f. 235f. 3orban a. a.O.
Sut]^er9 ^nttoort an ^lanitj: be SB. U, 306. %^, jlolbe, 2)a9 smeite
»rebe 9lbrian9, in ^ir*engef*. ©tubien ^. 9{euter getoibmet, Sei^^ig 1888,
@. 215, unb bie bort @. 210 ff. abgebrühten ^lani^briefe.
®. 79. $irf^eimer bei ^trobel, »erm. »eitrSge, 0. 163. @oben
»eitr., ®. 152 ff. »aumgarten a. a. O., @. 237. SRummenlJof inSKlt-
tdl. be9 »erein« f. b. ®ef(bi*te 9{ümberg9, 1886. 2)er Segat an ^ße bei
Morsolin, Francesco Chiericati (Dagli Atti dell Academia Olimpica di
Vicenza) 1873, p. .111 sq. Über Ofianber au* 9Rel. in C. R. I, 605 f.
9{ot]^, 9teformation in 92ümberg, Sür;|burg 1885.
e. 81. »aumgarten, @. 246ff. — SBiber bie »ertelftrer tc beXB.
II, 311. 335. 357. 367ff. Übrigen« in ben 3uli }u fe^n, ba ber JlurffiYjl
572 VnmcTfuiigen nnb Qctodfe.
|U f^on Vnfang Xngit|l fcimt, lofi. C. Ret I, 631, geiiaitet Xtifatts Svü
n. %. XU, 60.
C 8t. t>o% 3cfn« dn gcemiier 3ttbe fei 6. V. 29, 46.
e. 8S. Sil eicfingen: be O. n, 265. 840. {e\Attx mtf et t^n mit
€ott|tabt unb 9Rftn)ct tnfammcn III, 474.) 9Ret : C. R. I, 598.
e. 84. etettin: be O. 11, 297.
C 85. mmptUd^n Biotinen: be Q. II, 318 ff. 321. 3dO. Snt 2oflc ha
Jtteflet: II, 195. 334. l>at 2ton^ Stüppt (Otfurt. SRatr. II, 149) mit
^nt^t befannt, ia bog fetterer um ben 8efTdung9toetfiul( bedfeTben genrnit,
f(^nt mir na4 bem Cenbf^reiben anger afler %xagt. tSgl. fonfl Anal. L
442, too 11. %px\i flau 4. itt lefen ifl.
0. 8C. ftatoerau, Caf^r OfiUet, ^fle 1882. ©Hefel: itein,
SleformationSbUtter bon QfftiitAen 1860.
e. 87. (Sberlin i». (9ftnsburg: 9tiggeubad(, n. to. Ü.. 2:ftbtnseB
1874. 9(abnofer, 96. «. i$. mMl 1887. STettenba«: bei ITeim, 9tef. m
lUm. etttttgart 1851, 43 ff. 67 ff. unb bei ^er^og SteatencvR. sub voce. @4^
nieten: Anff die ?nderricbt des- / bocbgelertcn Docto/ris, Em Hieroniiny
tnog^rsz-heim, von Ocbsenfart Col/ligat ynd prediger zn / leyptzick / Aotb-
worth / Georgen Scboniche / czn Eylembagk /MD xiiij Jar / (iu meiiiet
«ibl.) t>dl. Weigel, Thes. 2406. CX^fenfa^rt« «ntn>ort: Weigel, Thes.
Nr. 2643. — ©eb. Jotjet: 2)i>bel, TOemmingen I,29.33ff.47. 71. 72ff.-
Ziegler, Ain knrtz Register, vnd anszzng der Bibel in wölchem man
findet, was Abgötterey sey vnnd wo man yedes sncben soll. Colliglert dorch
Clement ziegler Gärtner zn Straszbnrg. 1524 ((8rl. U.-8iM.). S>erf. f^tof fi
^pmttt ben XSttferu an. t>gt. CorneUnS, (9ef((. b. 9)i{finjl. 9nfru]^r9 II, 267 ff.
0. 88. Utf. ©eibin: Wyder das vncbristlich schreyben vnd Lester-
bnch des Apts Simon zn Pegan vnnd seiyner Brüder. Durch Ursula
Weydin Scbösserin zn Eyssenbergk etc. 1524. (Steine Oibt.) ^trgnla
D. <9mmbac!(: $rantl, (9ef((. b. UniMtfitSt aRfind^en I, 150 ff., mo ait4
bte altere Sittcratur t>er)eid(net ifl. i». ^ruffet, 2)ie bo^tifd^e ^olttit im
^ginne ber 9l(fonnation9ieit. m^. b. bot^r. 9[tab. b. SBtff., III. ftfolfe,
XVII. ©b., 3. «bt , @. 650 ff. C«ne eingeljenbe, unbefangene 3)arfle!Iim8
bei &t\äf. ^eel^ofer« unb Srguta toon (9rumbad(9 fel^tt noc^^. -— ©^o^gei:
t>. !3)ruffel, 2)er bat^rifc^ SD^inorit bet Obfertoan) taf^ar @4a(^er nnb
feine ©c^riften au9 ben ©itungdber. ber p^ilof. tc. l^ißor. IMaffe ber baiyr.
«tab. b. ©iff. 1890, ©b. II, Mt III. 3>ietenberger: ©ebemer, 30*.
Tietenberger. ^^reiburg 1888. ^aju Z"^. Jlotbe in (^ttinger (Mt^xtt
«n^eigen 1889, ißr. 1, — 3um ©utbgetoerbe u. a. aud^ 9WeI., C. R. 1,912.
8. 89. 2ui^ in ©d^toeinitj: <Spa(atin — lOr^enden II, 631.
S. 90 f. potent}: Xfd^actert, (5. te. potent} in jlird^en^ifl. etubien
1888. SKbrecbt ton Preußen: be ®. II, 266 f. 526. «ante, a)eulf(*e
Qbt^6f\6ftt II, 328 ff. ^. (Srbmann, 9ut$er unb bte ^ol^soCenr. tSreStoa
1883, @. 166 ff. 467 ff, «n b. ©erm bentf(*en Orbeu« w. S. «. 29, 16.
SCnmetfungen unb 9ttotx\t. 578
%ihxtt!it &>al^tf((etnU(4 im Oft. 1523 in Sßittenberg. @pdatin-3)^enden U,
GBO, ein s»>ette9 ^al va eod^au 9nf. äJ^ai, ebb. p. 635. 3n)mifd^en ^t
^akoerau in 2)eut[(!^e Stttetatut)eitung 189i, ^x. U, @. 491, bann S$.
%. 288 ff. na(4gett>iefen, bag {i(4 ba9 trabitioneOe 2)atnm 28. äJ^Srg in (einem
Ortgittatbruc! finbet, fonbem erfl in ber Senaer 9u9gabe, nnb bog bie (^d^rift
Sutl^et9 er|i na(4 ber SBetbnng be9 bertranten UaM Oeben (Snfimttton
be«f. öom U. 3nni 1523, abgebtudt bei 2: f(!^ ädert, 3eitt(*r. f. Ä.*®.XI,
279) unb mä^ ber )}erfönUc(en Snmefen^eit be9 äl^artgrafen getriffermagen
al9 beflellte Arbeit, olfo gegen meine im Steirt audgef^roc^e ^nnal^me toal^r«
f(!^einU4 erfl Snbe be9 3al^re9 1523 ausgegangen ifl. 3um ®an)en iß ie^t
au^ in Dergleid^en: X\6fadtxt, $reug. 9leformationdgefc(. in bedf. Ur«
tunbenbuci^ }nr 9leformationdgef(^i(4te ^reugenS, Sb. I, Sei^jig 1890. @^e«
ratu9: 2:f(!^a(tert, $. @p. herein für 9{eformatiodgef((. $eft33, eaael891.
®. 9S. 9{iebetanbe: 2:1^. ^otbe, ^uguftinertongr. 388. Anal.Lnth. 49.
3len, «einri* t. 3üt^l^n. ©atte 1886.
@« 93« iRa(!^)utragen ifl jn Lambert 2:i^orn folgenbe biSl^er unbeachtete
(Stelle au9 Sutl^erd 1523 gefc^riebenen Sibmung ber defensio Johannis
Apelli etc. E. A. opp. v. arg. VII, 500. SB. «. XII, 70. Exnsti sunt
iam dno fratres Bruxelae, tertins simnl (ut vocant) degradatns, nescitur
in Assyrios aut Babylonios per Sophistas translatns sit. SBie Jl rafft
S3anb IX be0 toiffenfc^aftti^en ^rebigerberein« ber 8«^ein^roöinj @. 95
angiebt, »urbe er am 15. @e^t. 1528 ^ingeriiijtet. — a)er Sitel be« @enb-
brief« (be S. II, 362 ff.) ent^ri^t nic^t ber Originalou«gabe; bgt. S. a.
XII, 74f. — Sieb: Sadernagel, 2)a9 beutf^e ^irc^enlieb III, dff.
@« 95. be S. U, 474. f^erbinanb bei Balan, monumenta refor-
mationis 1884, p. 311. ^(ani^: (Sgell^aaf, S)eutf(l^e ®t\^. I, 487.
e. 96. Sb. ^olbe, Stiebri(^ ber Steife, @. 3.
@. 97 f. 9ean!eII,96. ©aumgartenll, 335f. 3ttr ©eurteilung be«
@bi(td, ebb. @. 339 f. 9nber9 ISge bie @a(^e, menn bie9^a(^ri4t bei(So(^Uu9,
ber zugegen mar, bag bie Semerfung bejflgUcib be9 Sormfer Q^bi(t9 auf $an«
nartd bringenbe9 Serlangen ^injugefe^t »orben fei, rit^tig toäxt: Additom est
in decreto. Cochleos, Acta 90. — be S. II, 473. 486. 490. 509. (9tei49«
tag«abfd^ieb u. a., aber ungenau bei SBalt!^ XV, 2678). — ©gl. femer (im
Xejt no« niiijt benutzt) «. «i* ter , 3)er Üiei*«. j. ^lüxnh. 1524 (8ei»)j. 1888).
@. 99. „3ö>ei taiferli^e jc." e. «.»24, 220 f. 2)ag Sut^er gerabe
bad äRanbat in feiner Ausfertigung au bie (trafen )u ^Tlandfelb abbrudte,
n>a9 f^on (So(!^leu9 93 befonberd ertoSl^nt, ifl »o^l nur barau9 }u ertlSren,
bag er bon bortl^, bieüeid^t bon bem au9 92ürnberg jurüdreifenben (trafen
Slbred^t ober aud^ in (Srmiberung auf bie Sßibmung t>ou „(Sin ®t\6f\äft, tsie
®ott einer el^rbaren ^lofteriungfrauen auSgel^olfen l^at" (bgl. be 9B. II, 495),
suerfl eine Slbfd^rift erl^alten ^at.
e. 101. »al an, 832 ff. 339 ff. 347 f. 349. »ea(4ten9tt>ert ftub übri-
gend bie fel^r merfioürbigen ©(^reiben be9 $a^fle9 an (Sampeggi, p. 327
Stent, 8uti^. n. 37
674 tbtnetfttngen nnb Oetodfe.
n. 328, na4 betten ber ^^ft einem oonventus Gennaniae generalis ad le-
fonnandos mores cleri bnti!(au9 nid^t abgeneigt toar. 2)ie Xbnetgnng M
^aten nnb bie anbete Stellung, bie ber $a^ß gn bent beabftti^tigten Sage
bon epdtt annal^m, erftSrt fiät bann fe^r einfad^ borond, bag man bort
eben übet gan| anbete 2)inge Det^nbeln u>olIte. „^eie ©tSbte" ebb. e. 336.
C. IM. ftaifett Mag: IBal^ Xy,2705. ^^artitnlatttformationen'
9a(an 827. 9tegen9bntg: 9lan(e II, 108ff. getb. Ott Clement: 8a(an
857. Stwci an getbinanb: ebb. 390. SRU Unted^t büben bana(^ b. 2)rnffe(
a.a.O. 666 nnb Qanmgatten II, 391 eine fttgening über bie ^mi-
bntget ftbmat^ungen iMtmigt. 3)etfe(be Brief i»om 31. Ott 1524 je^t <mäi
and einet ftbfcbtift im Galjbntget jtonfiflotiatanbit) bei 2)atterer, SD^at«
t^n« 8ang. (Srt X\f[. 1892, @. LX. — 8g(. übrigens femer (im SQt
nocb nid^t benu^t) 3. GeinfStfer, 2)er 8erfn(4 eine« 9tattonalton}t» io
6^er. amtt b. 8erl. «tab. b. S^ff. 1889.
e« 106. ,,^a6 eine c^rißl. Serfammtnng'': ®. X. 22, 140.
C IOC. De institaendis etc. opp. y. arg. VI, 494. SB. 9. Xu,
160; bgl. and» früher be O. II, 192.
0. 107. ^aientoal^t in QS^men: C^^atatin, 621. fftat u. ^emeinbe:
be ffi. n, 160. — @im. Wttfe: gtJfW in g. ©am. 1731, @. 695. Übet
bie Ikrl^anbtungen toegen ber Vfamoal^l Seim. Std^., Dg(. je^t ant^ gering,
8ugen]^agen,@.21.>-Orbnnngbe«Ootte9bienfle9: 6.91.22, 152. SB. «.XU,
31. 2)ie fd^riftU^e iRod) in bem bafetbfl an erfier SteSe ermai^nten 2)tii(!
giebt todf fein 9led(^t, bie ©t^rift erfk $fingPen erfd^ienen fein )u (äffen (^Sftlin
I, 561). @ie mitb i»or ber (Sinfül^mng erfd^ienen fein, bafür fprid^t ant^ bte
<9rünbonnet9tag))tebigt , n>ei)( fonfl eine 8emetfnng über ba9 Xbenbma^I
^äf tt>o^( barin fSnbe. 9$gt. (8ött. ®e(. «ng. 1892, @. 575. ~ (Sinfül^mng:
e^alatin, 621.
S. 108. «benbma]^t9t>erl^dt: (Srt. 11, 199f.; 17, 40 nnb ierieger in
ber 3eitf(^r. f. Ä.-®. IV, 584 f. gür bie ©nfüljtnng: be SB. n, 428 nab
in b. Form, missa op. y. arg. VII, 13.
S. 109. £auf6üd((eitt: (S. %. 22, 157. S^. 9(. XU, 38. „fBüt man
ted^t tc": (S. 9. 22, 166 ifi, toie in^mifdften jlametan, Sttnrgifd^ etnbiat
an entleer« 2anf6üd^Iein V, 3eitf*r. f. firdjl. ©iff. X, 1889, @. 695 nnb
©. «. xn, 48f. bargetljan, nic^t ton ßntber. - be SB. II, 422.
S. 110. Form, missae, op. y. arg. VII, 3. 2)a}n je^t mit tot«
)üglic(er ^ommentation l^ameraud in S3. ^. XII, 197 ff. $an9mann:
be ©. II, 428. 429f. 439ff. «gl. O. @. ©djmibt, iRif. *au«mann.
Sei^jig 1860.
®. Ulf. be S. II, 590 (fdjon im Sannar), i>gL «ieberer, (Sinf. b.
beutf(b. Äird^engef., @. 95ff. SB a der na gel, ®efdj. b. Äird^enftebe«, 3. «b.
Hd^elid, (Sntfleiungdaeit ton 2üt^tx9 geiflUd^en liebem (SJ^arburg 1883 $t.)
nnb bie treffUii^e Arbeit ton SSac^mann, 3ttr (Sntfie]^nng9gef(^. ber geipL
Sieber Sntl&er«. 3eitf*t. f. lird^l. ©iffenfdj. 1884, @. 150 f. 294 ff. 2)0«
Wnmetfitugen unb SetDeife. 675
Xd^ttiebetbttc^ bfitfte lieber in Wittenberg erfcl^ienen fein, ogt. @))aMn an
$irt]^etmer, bei Henmann, doc. 235.
0. 113* aßelobie: d. b. SBinterfelb, 2)er eb. Sit(4engef. 1843, 1
143. 160. 2)ie S^elobie be9 Credo nac^ $. fl, mjßn (Sutl^er ald ber Sater be9
eb. jeir(bengefange9, Sei^jig 1881, e. 22) ni(4t bonSut^er. («nber9 3. Jtöfi:»
Un, gütiger I, 577.) — ffiie Wneß fiäf bie Sieber einbürgerten, jeigt @»)a-
tatinö ©efc^rctbung ber ©eerbigung griebri*« b. SB. Baläf XVI, 221 ff.
@. 114, @tift8fir«e: C. R. U, 609ff. XIJ. Äolbe, griebri* b.©.
34f. 65. be W. H, 271. 283. (etnbenten: @pal., Ann. 618.) @e(ten-
borf I, 618. be ffi. U, 308. 314 ff. (©nrfb. 55) 354.
S. 115. ©tiftdtird^: SBnrt^arbt, 62. «nc^matb, 2:i^eot ©tub.
n. ftrit. 1884, 562ff. be ©. H, 389. Äatoeran, 3ona«br. I, 88ff.
C. R. I, 640. «eflStigttng ber SJoml^emn (gegen Äöfttin, @tub. n. Ärit.
1884, 672): ©urfl^arbt, 73. be SB. II, 436. 503. C. R. I, 662. beS.
II, 530 ff.
e. 11«. @aft9fir(^e: be S. n,565. 5£]^. «olbe, griebrid» b. SB., 67.
beSB. 11,568. ©urtl^arbt, 76.
@. 117. ^rebigt: (5. «. '17, 107 f. 115. Oreuel ber ©tittmefie: (f.
SC. 29, 113. be ©. n, 177: Nam haec ego quaesieram hactenns, nt
conscientiae ab istis contrariis faciebus liberarentur et res ipsa per sese
rueret communi consensn. — SBald^ XIX, 1453 ff.; togl 2^eot @tnb. n.
^rit a. a. O.
e. 118. Äurf. n. 3ol^. b. ©at^fen: 2:^. Äolbe, griebri*. b. SB., 51.
58ff. Q^bertin: 9tiggenba4r 3o]^. (&. b. ©flngbnrg. 2:ab. 1870. ^abU
tofer, (Sberlin b. ©ün^burg, iRSrbUngen 1887.
e. 119. Strang: ©trobet, SRifcea. lU, Iff. ©(^mtbt, (Sif.
SleaIgi?nraafiaI<)rogr.l863. 3eitf4r. f. l^ifl. Sljeol. 1865. ©atbtter,gerbinanb.
Seitfd^r., 3. gotge, 26. ^ft. Melanchthon, Loci com., ed. S;]^. ^olbe.
(Errangen nnb 2ei^jig 1890, @. 219 (ögL 153) 222. C. R. I, 639. 655.
661. be ffi. n, 427. 489. 519 (an ^erjog Sojann bgt ©urfljarbt, 72),
@oitfl über @trang U, 602. 504; TI, 43; U, 585-643. — Snt^r fpäter
über ba9 mofaifd^e ©efefe an ben 9tat }u 2)an)tg: be SB. n, 657 ff.
S. 130. Jlanfdl^anblung: (S. Sl. 22, 199ff.
e 131. «lofier: be SB. U, 187. 195. ^nrtjarbt, 56. be ©.
331. 424. 431. ^er^berg: »nrtjarbt, 47. Z^, Stoibt, SCugnfHner-*
fongr. 383. — be S. n, 205. 276.
e. ISS. Seignider ^afienorbnung: be ©. II, 252. 8nr(Jarbt,
53. 9ti(^ter, JT.-O. U, 484. ftatoeran, 92. fix6f. f. fS# ©ef«. IH,
78 f. be SB. U, 382. 3nr 2)atiemng: (S.S1. 22, 106, 9h:. 1 ((j^em^lar ber
(Shtanger iSibliotl^t). S^t nac^tragUd^ nodj ftatoerau in ©. Sl. XII, Iff.
S. lS6f. XUemann ®<Jnabe(: be ©.11, 567. Stngnfinertongr., 400 f.
2)erf. mx nnr 2)iatonn9, cf. jeameran ©. S(. XU, 7 — banadj ber 2:qct au
berbeffem. — (Sra9nm9: Anal. Lnth. 38. 2)ie tt)id^tigflen etellen an« (SraS«
37*
676 ftnmettimgen unb Qoocife.
nm« «riefen n. <t bei 9(itt, 3<itf4r. f. tnt^. SM- 1B66, 507 ff., io
eti^art, etäf^va, 2)tutitinonb k. {^t oben I, 373). be SB. 11, 196. 200.
352. 411. !£iefer (c^te fUber nUbt an 9Htot<ux9 Sandmann geriilbtete «rief
»itb bd 8 a( an 308 Conrado gngefcbtieben, er toirb an QEonrab ^icann«
gerietet fein; i»gl. 3tt)ingli, ep. I, 193. — AnaL Luth. öSff.
e. 126« Snt^ an (8ra«mn«: be G. II, 498 (bie ^ttoB^nVvStt 8^
nrteilung be9f. tonn id( nid^t teilen). Sra9nui9 barfiber: ^irdl^etnier, opp.
278. eeine Xnttoort: 80 ding II, 409. (^a9nm« unb (Seorg o. @a4fen:
^orattit, Erasmiana, Giener @itung9ber., 8b. 90, 1878, e. 397ff.
0. 1S7. Sraemn9 Senoerfnng «)on 2nt^tt9 Seigre «H)ni nnfreten WM
)nerft in einem 8ricfe an 3t»ingli, 31. Xug. 1523 (3tt>ingfi, opp. I, 203).
^rnmmonb II, 203. Sut^er9 Asaertio omniom artic: Opp. v. a. Y,
225 f. 239.
e. 188* aWeL: C. R. I, 672. 674 f.
S. 130 ff. De serro arbitrio: opp. v. arg. VII, 113. be SB. U,
561 ff. 616. 626. ^tragburger: Stapp, Stldat 9laäfU\t II, 691. 9Rd:
C. R. I, 691. 734.
S. 1S4. IBie Snt^ fpStet «)ot ^rSbefUnation^forgen matnte, fle^ n. a.
be G. lU^ 354 (nac^ 1533 gef (^rieben, benn (Emciger mirb al9 Dr. begcic^
net). 2)ann ba9 fc^Bne 8eben(en V, 40ff.
S. 185. Gäulen: ^ie 2)arflellung be9 3c^<^ ^ ©(i^ulmefend bnit^
bie 9teformation bei ^anlfen, <9efd^. b. gel. Unterri(4t9. 1885 ifl eine ten-
benjiSfe SntßeHung im ®inne 3anflen9. Über Erfurt gon) bef. ftranfe,
Eob. Hessns, 373. 375 ff. öltL: C. R. I, 662 ff. Stttl^r: be «B. U,313.
e. 18«. ^nbif4e SeMon: be G. U, 491.
S. 187. ^n bie 9tat91^erren: (S. S. 22, 168 ff.
®. 140f. be ©. n, 150. 156. 177. 183; togt C. R. I, 570. 571.
Sol^r 3Sger, (Sartflabt, e.298, xo(x% bag ba9 unterbrüdte 2\Jb€ä eigent-
Ud^ gegen (Smfer ^tdäfttt mar, ifl mir nii^t befannt.
e. 14S. Sanbgnt: Stdfc^et, Unfd». iRa^rid^t 1731, @. 694. 2)aS
(Sartßabt iebenfatid fd^on 1522 @egrena befag unb M^oXb aud( bie <£r}5]^Inng
Sröft^el9 in biefe 3eit fallen toirb, ergiebt, bag nad^ (Sarlfiabtö 8rief an
^ünitt (@ eibemann, 128) ba9 novam hospitiam nal^e bei SBittenbeig
gemefen fein mug. (Sarlftabt in Orlamünbe fiel^ (S. $afe in 'SRittöl b.
<9efd^id^t9- unb mtertumdforfd^enben (SefeQfd^aft be9 Ofierlanbe9, lY. 8t).
mtenburg 1858.
S. 148. 2)ru(terei: be SB. II, 458. 461. — ^oli^gamie: ebb. 459. —
«einl^arb: 8gt. meine iRotiien in 3titfd^r. f. Ä.-®. VIII, 284, bann in
jeird^engef(^id^t(. @tnbien, it\pm l^^i @- 229. (Sarlflabt in Orlamünbe
bei 35g er, e. 425 ff. 2)anad^ l^aben feine Umtriebe bieüeid^t txt Oßens
1524 begonnen. — be «B.U, 488 ff. 507. 521 (öom 18. 3uni »gl. @eibe-
mann, ^O'^ünjer, 41, Ü6rigen9 nid^t an ben jturfürfien, fonbem an $er}og
3o^. grtebr. gerid^tet). SUttmort: Sa(d^ X,398. (Sarlflobtö ©mubbeft« in
^(mnetfungcn ttnb SBetDetfe. 577
Dtlamünbc: fieljc ©tief be« «at« an ^rjog 3olJann In ^Urfad^en bcrljalbcn
^nbre9 (Sarotpatt ang ben tanben )u @adbfen bertriefien."
8. 144. 9Rfin}er: @ eibemann, Xf^. 9R. 1841. gBtflentann,
5Rene« Urfnnbenbnc*, @. 228 ff. 232. 245. 246 ff. 2)aju bie fel^r toi^tigen
Stflfinjungen in iWeue iWitt. au8 b. ©eb.ljifl. antiq. gor^. XII, 150 ff. —
3n)tt)ifc(en erfii^ien, (onnte aber nic^t ntel^r benn^t werben: O. äßer^, X^o*
wa« aWünjer unb ©einrieb «Pfeiffer 1523—1525, 1. 21. ©öttinger 2)iff. 1889.
®. 145. ©rief an SKcland^tl^on : «inbfeil, 21ff. (©trobel, 2^.
SWünjer, iRümberg unb «(tborf 1795, 6. 173). 2nt^er: be ©. II, 379.
531. iWan«felb: g5rflemann, Urfunbenb. I, 232. ©c^öffer Beiß jc.
5«eue Sl^itt. XII, 153ff. (Äa»)»), Ä(. iRactlcf. II, 613).
@. 14«. ©angerl^anfen: ebb., e. 170. ffii<jleben: ebb., @. 171.180.
©enbbrief: be SB. II, 538, erfc^ienen bor bem 3. 9(ngnfl, ba SD^ünjer
(görjleraann, Urf. I, 248 f.) pc6 bereit« barauf bejiel^t, aber nat!^ bem
13. SnU, ba Sut^^er f*on (<S. 542) SW.« nnter biefem 2)atum an ©erjog
Sol^ann gerid^teten ©rief m. iWitt. XII, 169; ©ed enborf I, 305) tennt.
@. 149. (Saripabt nnb äJ^flnser: bg(. feine (Sntfc^ntbignng hd @tei6,
SBeflerburg. Slbl^anblnngen jn granffurter ®ef*. 1872, @. 23. — SSger,
Cartflabt, e. 429 f. 439. 442. — (Sine S^ronologie ber ©(^riften Cartpabt«
über ba« $(benbmabt im Saläre 1524 I5gt fi4 mit eiii^erl^eit ft^merliii^ fefl-
flellen. ^u9 ber ©ejugnal^me ber einzelnen ©(Triften aufeinanber ()ogt. SSger,
429) tSgt ^6t im bepen gaKe nur bie Speisenfolge ber ^faffung ber attem
^nf(4ein nac!^ unmittelbar nad^einanber, t>ielleic(t fogar nebeneinanber ge«
fc^riebenen Srattate entnel^men, no4 ni(4t bie Steil^enfolge in ber 2)md«
Ugnng. ©eac^len^toert ift, bag (Sarifi. in ber bom 6. 9{ot>. 1524 batierten
@(^rift: „Urfa(4en berl^atben 9nbre9 (Sarolßatt aug ben (anben in ©ac^fen
Dertri^ben", angiebt, er "^ht t>om ©atrament „syben büchlin gemacht, die
DU gar nah alle gedruckt". $((« bie brei fünfte, in benen Sutl^er gegen
il^n unb bie SBa^r^eit fei, giebt er an: „einer ist von dem Sacrament, der
ander von der Tanff, der dritt von der lebendigen stjmm gottes". 2)a^
für, bag aud^ bie Saufe fd^on einen ©treit^unCt abgab, ifl bie8 unb 3^i<id^t#
opp. VII, 469 bie einjige ©ett>ei«fleae. 2)odi togt. ben ©erid^t 3lgricota8(?) bei
©red^er, i«. ©eitr. in3citf(^r. f. W- ^^ 1872, @.406. ©n „®ef»)redJbücWein''
barüber »ar bamald unter ber treffe. (Sd i|t mir nid^t betannt geworben.
S. 150. ©rief b. Ortamünber bei (S. ^afe a. a. O., @. 114.
e. 151. ©. @tein: ©urtl^arbt, @. 73. ®at* X, 398. Siein-
l^arb fie^e 9(nm. ju @. 143. Acta Jenensia et Orl. (S. ^. 64, 384. 3um
a)rucf: be ffi. U, 652. ©ajmann, Äreigig ©riefe, in Seitfc^r. für SijL
S^eol. 1861, @. 618. be ©. II, 557.
®. 153. ^a^ta: 9)^at(efiu9 fünfte ^rebigt. Über bie $rebtgt bafelbfi
(8. ^afe a. a. £>., @. 121.
e. 158. Orlamünbe: (S. 31. 64, 395. 2)a)U Sut^ ®. S. 29, 159.
2)ie ©d^riftflene, totl6)t ber @(^ufler bunlel im @inne l^tte unb bie Sutl^er
678 tbtmetfttngeii imb ecndfc
ni^t auffittbeit tomtte, ift toleUci^t ^t^- 39, 16. — beS3.II,
650 f.
e. 164. (S. «afe a. a. O., e. 122 ff. 92eue 9Rttt xn, 198ff.
eteit, Ckr^. föc^utg. IB^. )tt Stanffnrt9 Xefotmatton9gef(^. 1872
(«r*. für gtantf. QM4. «nb «unfl, V. ©b), @. 25 ff. bc ©. H, 556 ff.
8 n r r ]^ a t b t , 76. b e SB. II, 658 f. 571. (Sartßabt in Xot]^6utg n. f. ».
sag er, 490 ff. Äclm, S^eot Saljrb. 1854, Xm, 546 ff. gila^iutragm ift
bag Cartpabt aii4 na^ 3üti4 ^mU4 tarn nnb etabt mib Scmb mit feinen
Xrattaten fiberfd^fittetc: 3toittgß, opp. III, sao.
®. 166 ff. Swtnflti: 2)a9 8cpe fiber St^ingti« (Snttvidelung ber treffe
tt^c tlrtitel Don 9t. ^tai^elin in ber protefiantifi!^ 9teaUiic)^r(o)>., SBb.l7,
bo4 gtonbe id^ no4 entf^iebenn ben (Sinfing be« (Sra9nm9 betonen %n mfiffen,
tDOd na(ttr5gtid( ond^ Ufieri, Btolngtt nnb (Sra9mu9, Bürid^ 1885, gegen
feine frfll^re Hnffaffnng bo(( nU^t in gleichem Umfange ai» i4 anettannt
^t Hngerbem )n t>erg(ci4en bie groge Arbeit bon $(. iBaur, 3toingüf
Xl^Iogie. «aOe 1885-1889, 2. 8be.
e. 167. fß%l 3»tngU, opp. III, 831. ^oniu«: bgt S. ^d^ul^e, €b.
Äirdjenjtg. 1881, 451. be ©oo^ ©djeffer, ®efd^. b. »lef. in ben «Rieba*
tanben 1886, @. 85. «. ©anr, Cft). Xl^eol. I, 431ff.; H, 279ff.
®. 158. gred^t: Äeim, Xl^eot. Saljrb. 1854, @. 547. — 3eUe 10
t)on unten im £qrt ift natürtit^ i^S^eift^" flatt ^Sßorf' sn lefen. 9(u|e:«
bemifi^a^att^Sn^" flatt „(Sra9mnr' fütttni )u tefen.
S. 159. ©tragburger: fta^p, ^t iRad^lefe U, 644 f.
S. 1«1. ©enbbrief: be SB. n, 573 ff. togt. 613.
e. 16S. Sutl^er unb bie U^m. Gräber: be m VI, 33; II, 208 ff.
217. 428. 433. Sudfül^rlit^ barfiber ftSflUn I, 655ff. Born Sbibetcn
be« @atrament9: (S. $(. 28, 388.
e. 168. Siber bie ^immtifc^ ^ro^l^eten: (S. «. 29, 136. 2)em
©. 165 ertoS^nte 2)ietrid( ü. 8ita in Soac^im^tl^at loibmete (Sartfiobt feine
@<(rift ^$on ben {toei ^dc^flen Geboten", be m. II, 611. 612 (ber
3tt>eite 2:eU @nbe Sannar fertig) 618. ^m 26. gebr. in (Sar(fiabt9 ^Snben:
«ieberer, «6^. 497, SRr. 82. - Ärant^t: be ©. 11, 612.614. 616. -
«ritte II, 624.
®. 164. fßgi. }tt biefer Sudfül^rnng über 8Uber unb ®efe^ bie fta^
legung be« 2)euteronomium Opp. ex. XIII, 155 ff.
e. 166. (g. a. 29, 205 f. 216. 221. 243. 246. 267.
@. 168. Caripabt unb 2ut^cr: be 2B. II, 586. ©urtl^arbt, 79.
Äolbe, Anal. Luth. 59 ff., in Sittenberg am 2. SWfirj: Corp. Eefl I,
727. bc ©. II, 628 toom 4. SWfirj. (©urlljarbt, 80ff.) 629.636. Oefo-
iampob unb ^Jettican 613. 616 f. 619. 621. 3»ingli an Sltberu«: Opp. m,
589f. Rotenburg: be ©. II, 617. ©al(^ XVI, 181 ff.
@. 16». Orlamünbe: be ©. II, 624 «Rümberg u. 2)enl: ^. Äolbe
in Äird^engefd^. @tub., ^erra. SRcuter gettibmct, 2ei^)5ig 1887, @, 228 ff.
^nmerfungen unb lOemeife. 579
@. 170. SBibct ©cnno: (g. a. 24, 235. ©r. U, 507 wm 4.-5. Sftjt.
C^eibcmann VI, 612). ffitbet ba« blinb tott »erbammni«: (g.«.29, 75.
eccl&ofcr : ^rantt, Unib, SKün^en 1, 150ff. b. 2)ruffct, S)ic bair. ^olitif
im ©cginti b. SÄef. SlblJ. bct bair. atab. IIL Ät, XVU. SBb., 3. «btl.
1883, @. 695 (51) ff. 3)c8 ?Japfi« Slcmcn« bc8 flcbcntcn jtoo «utten: @. «.
29, 297.
@. 171. @tau^i6: £§. Äolbc, «uguliincrcongt., @. 328 ff.
@. 172. (S. a. 29, 316. — Sauber: be SB. II, 561. 563; m, 66*
Spal. Annal. beulenden n, 637. @. «. «26, 403. Äinf, ®cf(*. bcr
Unltoctf. SBien 1854 I. 2, 133. SBicbematin, <»cf(^. b. Deformation unb
Gegenreformation I, 39 f.
@. 178. ©. b. 3üt<)]&en: Anal. Luth. 49. «ugujiincrlongr. @. 390.
Stcn, ©. b. 3. ^atte 1886. (S. «. «26. 400. - SÄiga: bc ©. U,515.
^i^et erß gegen (Snbe 1524 gebmdt.
®. 175. ©eibemann, iWünjer, 48. @trobel, 162. ©oljljaufen,
$einti4 Pfeifer unb ^oma9 WlfXnitx in anül^Il^aufen, in Mg. 3ettf(^r. f.
<Sef4. IV, 365 ff. O. iDler^, 2:^oma9 ST^ünjer unb $einri(i( Pfeiffer. ®^tt.
1889 (no(iJ ni(^t benufet). ^litt, (Sinl. in bie Slugöb. Äonf. I, 404.
®. 176. QEorneUud, ®efd^. M iD?ünflerif(^en ^ufcu]^r9 U, 18f.
21 ff. 2)ann bie biel 3u toenig geioflrbigten borjügtiii^en arbeiten bon (S. @gti,
3)ie 3üridjer ©iebertSufer jur 9leformation«jeit. 3üri(^ 1878. 2) er fei be:
2)ie @t. ®atter XSufcr. 3üri(^ 1887.
@. 177. ©rief an SWünjer: (Sornetiu« II, 240f.
@. 178. ©auerufrieg: «. 3 8 11 n er, «orgefdj. be« «auemlriege«.
3)re8ben 1872. ©abriet 53iel baf. @. 106. »ogt, SB., IBorgefd^i^te be«
S5auernlriege«. ©aße 1887.
@. 180. „3tt2rö|lung"K.:SBeigel,The8.Nr.2600. SÄel : Corp. Ref.
I, 738. XI, 95. üf^and^e toic^tige 9loti}en, bie freilid^ bielfac!^ ju einem un«
rid^tigen 9Ube bertnü|)ft toerben, bei 3. S^t^^^^^» Sfirotogie unb dtefor»
tnation. aßümi^en 1864.
0. 181. ^. ^artf eiber, 3ur ($ef(^i(4te be« «ouemtriege« in @fib-
tt>eflbeutfc(lanb. Stuttgart 1884. (Sarlfiabt: Naumann« Duellen in Sitt
S^erein iRr. 139. @. 599. 2)ie 12 9rt. u. a. bei Oed^fle, «eitrige aur
®ef^. be« ©auemiriege«, ^eilbr. 1830, e. 246 ff. 2)ie ßitteratur über bie
grage bon ber ^erfafferf(4aft fotoie bie (Sntfiel^nng«gefc(i4te bei dtabltof er,
(gberlin, ^Rörblingen 1887, @. 310 ff. 2)er «3etter' u. anbere bei Cor-
nelitt«, 3ur ®t^ä)iä^tt be« »auemfriege«. 9lb$. b. m&a6f. Stab. ^ifi. ^l.,
IX. »b. 1886, (^. 186. pr bie lofale S^erfc^iebenartigleit ber gorberungen
namentlich iutereffant bie berf(!^iebenen Urtitel in ben Sll^einlanben, bei^rau«,
S3eitrSge jur ®t\ä). be« beutfii^en Sauerntriege« in ^nnalen b. iBerein« für
92afTauif4e mtertum«tunbe 12. «b. 1873, @. 65 ff.
®. 182. «elfe na* ©«leben: C. R. I, 738 f. be SB. n, 646.
Äatoerau, Slgricola, 49. ^Äöfltin 'I, 136.
680 Vnmeifttngen nnb Oooeife.
0« 18S« Grma^mtng |um grieboi: Q. IL '24, 269.
e« 18«. 9teife in X^firlngen: Seitf^t. bcS ^qberdnS XYII, 1601
197 f.
e. 187. Staute II, 127 ff. 142ff. Sgl. ba)ii ai»!( (im 2:q:t no^ ni^t
BenntO X. STtittf^ol^n, Über bof Vtoiclt bcS »a]tetiM)aT(aineitt9 gn ^'
Bronn sc. 9{a4ri(^ten b. Okfeflf^aft b. ffiiffenf^aften )u O^dttingen 1893,
9lx. 7. Oed^fte, Qcitr. i <9ef4. b. ^ancrnfriegeS, ^dlbronn 1830. Bor
Sorgcf^i^te, namcntti^ für ben Umfang b. b&tert 8cbrü(fnng SB. Sogt,
8otgejc!(. b. eancrntticg9. ^ofle 1887. ^eibemann, Oettr. gnr <Sef4
b. 9anem(ncgc9 in X^ftvingen, in gorf^nngen gnt b. ®ef(^., Sb. XI, 1871,
6. 377ff. gStfiemann, Uttnnbenbnt^ I, 275ff. Srantfnrt: ftriegt
grantfutter 8firgeritoifte 1862, e. 187. ©teife, Se^erBnrg (Xr^f. für
granlf. (Skfd». V. ©b.), ®. 70 ff.
0. 188. ^iog 3o^n: gdtflemann I, 275ff. C^rfnrt: ftam^«
fd^utte II, 208f. 9tiggen6a(^, (Sberlin, 232. Stabttofer, 519. Snt^
nnb (Srfurt: S9r|temann, 281ff. 2)tntf(^ SReffe in So<i^n: ©^olatiii'
aP^ enden n, 642. 3nm Zobe be9 Jturffirfien: @^(atin9 92a(!6(aB (ei
iReubeder, 63ff.
e. 189. eei^enrebe: 6. «. M7, 181. «n« ein)e(nen ©teilen @.18i.
190. 195. 223 (ogl. and^ Q. «. 30, 423) gel^t ^ttoor, tt>ie SntBet betont^
bag er bei fänem (5nbe )ur (^tenntnid be9 Ch>angetinm« gefommen t|k,
namentlich e. 184. 3ur Beurteilung aud^ äJ^etanc^t^ond 9iebe O. B. XI, 90.
unb bef. @. 93. Beitfd^r. f. ^.-<8. IV, 330. ^ientad^ berichtigt fid^ mm
«uffaffung in „griebr. berffieife'', ort. 1881, @. 37. — Xroflfi^r.: be ö.
II, 661 ff. — a«an«felb: ebb. 653 ff.
®. 190. mUx b. mdrberifd^en ic: (S. 9. '24, 300. Skgen ber io-
BattUdf^en ÜbereinfHmmung mit bem SBriefe Dom 4. Tlai an ^t&'fyti (be B. ü,
652) toal^rfc^einlid^ um biefe S^t fd^on )>eTfagt nnb nid^t, toie e9 nad^ ber
Suf)5l^lung im 8rief aRfi^t))fort9 (Aoal. Luth. 64 f.) erfd^einen tonnte, etft
nad^ ber 9)eröffent(td(ung ber Briefe ^ihtiM.
S. 191. Sran!enl^aufen: Berid^t b. ^anbgrafen: jtraud, Bettr. gm
iSefd). b. Banemtriege«. Snnol. b. Ber. fflr 9{a{f. 9D[tertnm9t. 1873, XII,
62. Salten^einer, W^. b. ®r. im Bauemtr., äßarb. 1887, @. 51 ff. 2>aia
3Ä. 8enj, Sur @*tad^tbei granlenljaufen, ©iji. 3«tt*r. SR.g.XXXni, 193 ff.
S. 198. Briefe 9Rün)er9: ,,(5ine fd^redtlid^e ®ef<iid(t nnb ^eri^t @ottc9
über Xl^oma« iWünjer". (g. «. 65, 12. be ffi. U, 666. — «tbrec^t:
be SB. n, 668. m^ti an Sntl^r, 21. SRai 1525: Bmd^pde bei Seiten-
borf n,20. 3.iWai?, «Kbr. öon SKainj I, 651. be SB. If, 669ff. 673ff.
aibr. D.^reugen: be ©. n, 668. 669. 671; 111,1. 10 ff. SÄÜl&lpfort: Anal.
Lnth.69ff. Bucer: C. B. II, 21. Brenj: Von Miltening der Püreten
gegendieaofrürischen Bauern: 1525. 9nber9 3.$oUanber, Einyrtayl..
vber das hart Büchlein / Doctor Martinus Luthers wider die anffirum der
Pauren etc. 1524. $au9mann: SBeHer, ^UeS unb Sfltat^ I, 166.
^(nnterfttngen ttnb Semeife. 681
@. 194. ©enWricf: be S. HI, 14. (2. «.«24, 309. Sanbfitaf:
«ommcr, W^^P *>• M«tt n, 83. 2)cr ^ap|t an il^n ebb. III, 224.
@. 195. ieanemtrieg mt Stnxtxd\t: Wtl in C. B. I, 752. — be SB.
m, 550.
®. 196. ^rebigt «)om el^et. 9e5en: €!. 31. n6, 508 ff. Slndtegung b(9
7. Äa^iteW on bic Äorintljcr: (g. «. 51, 1 ©. «. XII, 88 ff. Inno-
centins III de contemptn nmndi.
@. 197« Angnstinns de bono codj. c. 17. Innocenz III Cap. Gaudeamus
de divortiis, bei Migne, Tom. 216, 1279; »gl. 3fcio!!e, ©ie bibt. grauen,
grciburg 1882, @. 59. — be S. II, 459. — gaflen: Soa. 3, 182.
^eibentann, 3eitf(iftr. f. l^ifl. "S^tol 1874, 561 f. passim. — ©emanb
nnb Seben: $gt. ben ^txxöft be9 3ol^. 2)antt9cu8 bei ^i))Ut, molau9
Stoptmim nnb ßntljer, «taunöberg 1868, @. 73.
S. 198. (Sra«mn9: ©d^legel, vita Spalatini 211. 214. 3<fetfamet:
3figet, Satipabt, @. 484. «rguta: be ©. II, 540.
S. 199. ^atl^atina n. 9lm9borf bei @cuttetu9, Anuales eyangelii
I, 274. «idjtig i|l, »orauf ftBfllitt 1,763 ^intoeift, baßSntlJer ben «mSbotf
im WtRxi 1525 etfuc^te, )um ^rofle in feinet ^(nfed^tung )u il^m naci^ fBit-
tenberg jn tommen. be SB. II, 634. SBenn 9[m9botf ber Stnfforbernng
golge leitete, tonnte bamatö ba9 ®efptSd^ mit Statut fiattgel^abt l^aben.
S(ber bie gan^e (Sr^&l^lung, befonber9 bie ^ngemng ^atl^arina9 l^at bo(!b t>tele9
Unmal^rfd^inUcifte, meSl^alb \(St fit bei ber geringen ^ejengnng nur mit bem
im Seite gemad^ten S^orbel^tt aufnel^men }u bürfen glaubte. 2)afür, baß
Sttt^d bamalige Slnfed^tung mit ber grage nac^ ber (§^t gufammenl^ing,
fel^lt ieber SBen>ei9. 2)er Umßanb, bag 9nt$er ben SRetfc^ »ier 3a]^re fester jiem«
lid^ bentli(( bor ben ©efal^ren be9 3unggefellentum9 mamte (be SB. III,
535), fann bod( ni((t, toie JtSfllin meint, 9etoei9 bafür fein, bag bie il^m
unb Sut^er gemeinfamen Snfed^tungen bamal9 ^6f barauf belogen. Slnlag
gu Slnfed^tungen boten bie S3erl^<niffe genug. — (Srtl. be9 127. $f.: beSB.
II, 595. gemer H, 637 tgL 614. ©ie ton Äöftlin 6. «. »17, 116 be-
fonberd betonte, angeblid^ am 15. 3annar 1525 gel^altene (Sl^eprebigt,
rül^rt fii^toerlid^ in biefer gorm toon Sntl^er ^er, |ie ift tielmel^r gufammen«
gearbeitet; bgl. bie »Srtlic^e Übereinflimmnng ganger ^bfd^nitte mit ber $re«
bigt bom el^eli^en 2thm bom 3a^re 1522; tgl. a. a. O., ®, 225 mit 16,
531, @. 135 mit 16, 533, @. 139 mit 16, 528. «n e^alatin be®. II, 643.
S. SOO. (Sltem: III, 2. 13. S^erlaffene: II, 337. $>immel«)ei(^en :
be 3®. IL 641. «n «ü^el: 655. 2lm«borf: 671. «Ibred^t: 673ff. —
Orbination: fie)^ S3ud^ttalb, 9L $oa((9 ]^anbf(!^xiftl. Sammlung unge«
brudter ^rebigten D. Wl, Sut^ere I, 1. XXII.
®. 301 f. Über bie S^orgSnge am 13. Sunt: 3ona9, bei Gatter an I, 94.
@patatin« äsenden n, 645. SRelanatbon« S^rief ed. SB. mttftx in
@it3ung«ber. b. »)]Jüof.*p^ilol. Älaffe, ©b. I, ^ft. 5, 1876. @onfl bie ©riefe
be SB. m, Iff.
682 Vmncrtimgat uiib ^aoetfe.
e. 2Mf. bc ». m, 1. 14. Xifc^r. lY, 41 f. ÖConom. Scr^^rUmfje:
eeibemann, 8nt^ Qnmbbefit. 3At\dfx, f. ^xfL X^oL 1860, 476ff.
C. SMf. 9rieben9bitts, S^tr Sotgeft^. ber <9ot(a-£in:gaitif(^
efinbnilTe, SRatburg 1884, e. 7 ff. 112 ff. be SB. UI, 13. 21.
e. 211. epoktin: £1^. $tol\>t, 9ritbti6 b. «3dfe, e. 68. 3nm
tbt«btu(t ^(SkMr i»dt «oudmann« ®nta4ten, 3<itf4t. f. W- ^^l- 1852,
e. 875. — UniMtfltSt: be SB. II, 646. 664ff.; lU, 27. 29. lOurtl^arbt,
85. 88. Seiltet U, 362ff. eetfenborf U, 23. C. R I, 758.
e. 212. «of : be e. lU, 20. 32. 50. 53. «aerl^ifleit^ft: 9»itt^er,
3eitf(4t. f. (i|l. X^eol 1860. ftatoerau, 3ona«br. I, 95. X^, Stolht,
Stiebt, b. SBeife» e. 67. 70; Dgl an^ 6^tt>eu(felb, Epistolar U, 2, 33.
be G. III, 34. (Snbe 1527 ^iett niait no4 bie ^oren im etift C. B. I,
904.
e. 21S. «ngräfen ber Obrigfeit: X^. StolU, griebtic^ ber Sdfe,
®. 72. be ®. m, 50. 89f. e))alatin-9R enden II, 648. 91<l^ dtantt
II, 162 fd^on im tlttgnft. €$tra6bnrger IKrc^enorbnung : oben @. 160.
IRfimb.: £(. ^o(be in X^. @tnb. n.Mt.l883, ®. 602ff. ~ be ». II,
620 ff. 635. ^u9mann: be SB. U, 563 (VI, 54).
e. 216. S)entf4c a»effe: (S. 9(. 22, 226 ff. 2)a« bentfd^ Agnus $
nid^t, toie Aöftlin II, 20 meint, ba9 fe^r i»ie( fp5tere Sieb be9 2>eciitf.
Bn Sut^erg ©tnnbfS^ «)g(. <mäf feinen iBrief bom 14. SD>25r) 1528. 2)afcI6{t
an4 über ben bamaligen ®otte9bien|t: Sic et missam in solitis veBübuset
ritibuB celebramuB, nisi qnod vemaculae cantiones qnaedam miscentnr.
be ®. III, 294. — Galtet: $. ^olflein, S)et Siebet- unb 2:onbi((ter
3o^. ©alter, im «t*. füt Sittetatutgeft!^. XU, 1889, @. 185 ff.
e. 218. $tebigt: (S. «. 11, 205. SB. «. 12, 484 f. SDajn 2:^
^olbe, Sntl^etd (Sebanten i»on bet eocleslola in ecclesia. ^dt^d^x, f. ^.«d.
Xni, 552. — I(ate4i9mu9: be SB. U, 621. 635; HI, 88. Cameras,
9gricola, 41 ff. jlurf. SD>2anbat: SRenden n, 642.
e. 219. be SB. lU, 39. Xl^. JTolbe, griebri« b. Skife, <@. 71ff.
Sol^ann griebr.: SBald^ X, 398. ^ndmann: iOurcfl^atbt, ®t\ä^. ber
\m ftit*en. unb ©(jjnlöifltat, 8ei<)jig 1879, @. 4ff. ^teilet, 3eitf*r.
für l^ifi. Zfftol 1852, e. 356 f.
@. 220. »ifltat: be SB. IH, 39f. ©nrfljarbt, 33.
g. 221. grieben«bnrg a. a. O., 98. 99. — @<)at bei ffllenden
II, 652.
®. 222. anainjer 9latf(i(lag: (S. ^. 65, 22 (eeibemann, 3eitf4r.
für W' 2:^eol. 1847, @. 663). — 3et(e 4 ton nnten mug e« l^igen: 1526.
S. 228. 2)er Auftrag an Sntl^er: SB. griebensburg, 138. S3rief-
toe^fel mit ©cinriiij u. ®corg: be SB. II, 664; lü, 12. 23 f. (©uttl&arbt,
89) 55ff. ffial* XIX, 613ff. be ffi. III, 77. 87. ©gl. Sauterba*,
69. 180.
®. 225. @. «nm. ju @. 222. - be SB. III, 98. 105. 121. «nrtl^., 104.
^nmetfungen unb I6en>eife. 588
@. SSO* Ärieg8au8fl(!&tett jc: bc SB. III, 100. 115. 125 f. gricbcnö-
bürg, ®ct 9lc^8tag ju @^cicr, ©ctlin 1887, @. 82 f., 266.
@. SS7— 80. @^cict: gticbenSBurg a. a. O., passim. $fatjgtaf
gticbti*: eBb. @. 504 ff. — (£o(!^lcu«: Acta et scripta, @. 147 f. ©on
ber 3ctprung Scrufalem«: (g. 21.' 13, 312. 3ut ©eurtcttung bc« «B-
f*tcbe8: Älud^ol^n, ©ifl. 3ettf*r. i«.g. 20, 217 ff. gricbcnöBurg, 481.
^(üßft unb Äaifcr: ©aumgattcn II,562ff. grlcbcnöB. 478 f.
@. S81. (3efanbtf(!^aft: ^ixd, ^oUtif^e ^orrefponbenj ©tragBurg«
I, 275, 9h:. 48.
@. S8S. Sut)^. üBer bcn ©feieret 9lci*8tag: bc SB. IH, 125 f. («u«
btcfcr Seit finb f!(!^cr matui^c Slnttoottcn an @)>aktin Verloren gegangen.)
<g. «. 31, 14. 22. 24. cf. aWcl.: C. E. I, 1040. iRa« 9lontntcl, W^-
I, 145, ber ^df auf Saujc« d^xonit Beruft, toütbc Wti^)^« Äanjtcr gdge
f!d^ fd^on auf bem ^ombctgcr jlontcnt auf bcn ©feieret 9lei((8tag9Befd^lug
bcrufm l^aBcn. SSgt au(!^ ^affencam^ 1,85. dagegen 2KBre(5t ö. aJiainj,
Bei ^it^l^off, (Bt\6t. ber Ätr^enteformation In 5«af|au - ffieilBurg (©ellB.
1832), @. 31. — grau unb Äinbet: be ©. IH, 115 ff. 117. 125. ©gt.
148—127. 110 (19. @e^t.) Sttoflf^rift: S. «. 38, 369.
@. 888. ^tebigten: ÄöjlUn I, 614 ff. Latomus op. v. a. V, 456.
^runbt, 28. Uttette üBet f. l&eBt. Äenntniffe. Sal^teSBer. b. Sauf. ¥teb.-
®ef. 5U Setps. 13. Ml (1887). Anal. Lnth. 40. be SB. II, 260 ff. 338
{um biefe ßctt). C. E. II, 600. «gt au* ÄSiUln I, 607.
@. SS5. S^orlefungen: @pal äRenden 11, 639f. Job. Fabritins
Litbopolitanus ad Vadiannm 4. non. Jan. 1525. Martinus prelegit minores
propbetas {^xä^. }u @. ©aO.): be SB. III, 161, baBei tfi e8 attetbing« fragli*,
dB ^ier no(!^ t)on bet S^otlefung üBer (Ba^arta bte 9lebe ifi. 2)aneBen üBer
ben „^tebiget", guerjl ertoSl^nt, III, 128 cf. Bei extäftx, S^ieue «eittfige,
@. 368f. — OB ÄriegSleute: (g. 2L 22, 244f. be SB. III, 130. 2lm
I. San. betfanbt, 148. 176. «f[a ö. Äram jlatB f«on 1528 in (5^ut in
ber ©d^toeig. be SB. ÜI, 402. ÜBer i^n au* d. % 39, 322.
®. S87. «urll^arbt, ©iptat, lOff. Äurf. an ben abeJ: ©edenb.
n, 48.
@. S88. be SB. HI, 136 («urflj. 114). 147. 154 f.
e. S8»f. M' Ä..Orb.: mä>Ux, Äir*.-0. 1, 56ff. ©eppe, Äir*en-
gef*. ö. Men I, 148 ff. be SB. VI, 80. »iflt: $t^Ux, 3eltf*r. f.
l^ifl. 21^. 1867, @. 244. ©on toem ijl ba« ebenba @. 223 ff. aBgebrudte ®ut-
a(iten? S^iicBt tieflei^t bo* ton «ucer?
6« S41. ©ifitation: 2)ie Don ©urtl^arbt, ©if. @.17, ol^ne i^elege
Bel^au^tete ©ifltation mü.9 im ßurtreife im geBr. 1527, bie au* jtijfilin
II, 29 annimmt, ifl unertoei^U*. 3)^etan*t]^on8 i^riefe f^re*en e^er ba-
gegen. 3n bem ©riefe Dom 26. geBr. (C. R. I, 858) f*reiBt er öon ber
©erufung an ben $of: Ad indicinm qnoddam. ©iettei*t Ij^at e8 fi* ba«
Bei um bie ©ifitation gel^anbelt. ^nx ©omal^me einer fot*en fam e8 aBer
&84 flmnetfnngen ititb Setodfe.
bamaU iti^t. SntinttHoii: Stifter I, 77. {^9maira: 3^tfci^r. ffir #
2:^oL 1852, e. 867.
e. S4S. 3nfk5nbe bei CM{t(. n. ®emeinben: Sttrfl^aTbt, Sifttotios,
e. 20f. d9ff.48ff. n. 9[t. Xen«e(, snppl. bist. 6oth.m, 804. eti^mibt,
Snflc« SRenin« I, 88.
e. 84». SWel. a. b. eonbgr.: C. B. I, 818 f. Über f. erfahr. 918ff.
e. 844. be «B. III, 204. 211. 215.
S. 846. IgiicoCa: jlatoeran, 3o^ Igrtcola, Berlin 1881, e. 14a
SReLS eigene (SttlSrung feiner flnffaffnng C. B. I, 904 ff. Über 9[gttco(o,
I, 903.
e« 846. älnbemngenK.: C.B. 1,919. 922. be S. HI, 258. SgL
femer be 19. VI, 87. i^nrtl^arbt 127. 3nm 2)nt(f: be SS. III, 252.
264. 279. 280. — «i*ter, «bnjenorbttnngen I, 77. C. B. XXV, 2f.
S. 847. 3ol^. gabri: Christenliche Tnder:/riehtimg Doctor Johann
Fabri vber / ettlicbe Punkten der Visitation / szo im Chnrfürstentimib
Sachs: / sen gehalten /vnd dnrch Lnther beschriben /Welche antznnehmen/
ynd zn verwerffen seyend. / 9m @4btS: Gedruckt zn Dreszden dnieh
Wolfgang Stöckel/24. 6ept. Anno 1528. — C. B. I, 998.
e. 849. i^nrtl^arbt, Sifltationen, e. 21. ftrant^eit: C. R 1, 801
(9ia)eberger, e. 61 beiiel^t fl^ f4t»erU(!( l^ieronf). ftaueran, 3ona9fit
I, 104ff. O. Sogt, lengen^gen« lOrieftt). e. 64f. äBaI4, XXI. Sn^
158 ff. be SB. III, 189. 190 ff. 194 ff.
e. 851. ftefer. grü^ eine Bett lang in Sittenberg, be Sette
n, 616. 628.; III, 179. 209. i^gen bie ee^an^tnng, bog er ^iebertfinfti
getoefen fei, jlöfllin I, 643. eobann SureL e^mib in Beitf(brift für
oHg. ©eft*. 1887, @. 308ff. — ?efl: be ffi. 189 ff. 191. 193. 200. 205.
213 u. passim 204. l^nrt]^. 119.
S. 853. OB man k>or bem sterben fliegen möge: (S. %. 22, 318.
iRa^rebe: t>g(. ®eorg Sicel, 9$on ben 2:oten t)nb ^l^rem ^grebmi9,
M. D. XXXVI.
e. 858. «rief öoml.iRoö. 1527: beffi.m, 217. ©nfejleöurg: 2)k
im Xe^te al9 allenfalls mSgtic^ bejei^nete Sermntnng ifi bie Don Sc^neiber
(2«. gcijlt. lieber, 2. «ufl. 1856, @. XXXVIII) juerjl vorgetragene, bann
toon Änaale in 3citf*r. für 4rijll. ®if|. 1881, @. 39 ff., bibüogra^)^«*
begrünbete. Äöfllin n«, 182, »gl. 650, ijl \^x Beigetreten. a)agegen na-
mentU4 Jl. Sil^, 3nr bentf^en (Bpraä^t nnb Sitteratur, $otSbam 1888,
@. 161 ff.
6* 864. lOeforgnie ber grennbe: 9)^et. f(!^reiBt an (£amerartn9: Ad
haec, iacet ille deformatus omnino scriptis qnae qnibnsdam non videntor
€vxaTa(fQwijTa etc. C. B. I, 920. 922. SonaSBr. 1, 109. (& \ft anffatab,
tt>ie tt>enig ton ber ^orref)>onbens Sutl^er9 nnb ST^elan^tl^ond au9 biefer Sät
erl^alten ip.) — 9lci(!^«tag ju 9lcgeneBnrg: be SB. III, 284. 287 ff. {^anlt
m, 102 f.)
^nmetfungen unb iSemetfe. 585
®« 355. i^ugenl^agen: gering a. a. O. 47 ff. be SB. III, 298.
301. S3utf J. 138. - bc ffi. m, 388. 391. 398 (3ona«Bricfe I, 120).
400.408. ©tttt^., «if. 29ff. 39ff. «ut!^., «ticfO). 159. Äaojctau,
3ona8bc. II, 121. Änaßc, 2)ie 2:otflattcr S3ijltation8orbnung ö. 1529. Zox^
gau. ^rogr. 1881. Sutl^er ifi atterbingS ntd^t bie ganje 3^t ba6ei geioefen.
»gt bic «tiefe be«felBen an 3ona8 III, 450ff. — ©toßmann, 3)ie
»ifitation^atten bcr 2)i8jcfe ©rimma. 1. ©ft. Sci^j. 1873. @. 82. 123 f.
134 u. ö. — Sut^ct« Ätonl^cit: be 2B. m, 420. 442 ff. 447. 451. ?5rebigtcn:
a. ?5oa*8, @ommlung ed. «u^malb I, Iff. abenbm. 65 ff.
@. 356. be S. m, 423. 430. 452.
@. 357. $ artmann, tltefle late^etif^e 2)en!male. ©tuttg. 1844.
^atDCtau, 3oi 3(gricola, @. 70 ff. ^erf., 3met altefle ^ate^tönten. $alle
1891. 9lcnbru(fc, ^. 92. @*neiber, Sntljer« tt. Äate^Um. ©crlin 1853.
3R8n<febetg, 8. Stattd). $amB. 1852. SlJ. ©arnad, 2). II. ÄateciJ.
©tuttg. 1856. t). 2)ommet, 2)ie Stteflen 2)ru(te and iDlarbntg in Reffen.
aWarburg 1892, i«r. 22. 28. 29. — be SB. III, 414. — Spuren bet «e-
nut^ung in bet Otbnung für ba8 ^lofler 9i^mptf(Ben am 26. 9)>{ai (nid^t
15. 3ttni): Bei (Stoßmann, «if.*«!t. a.a.O., @. 78. ÄöjlUn' n, 53ff.
<S* 360 f. 2:tattBü4lein: (S. %. 23, 208. tarnet an, Sutl^et unb b.
(gl^eft^Ueßung. S^eot. @tub. n. Ätititen 1874. — Stauteben: 3eitf(!&t. f.
tix*l. 3Bif|enf(*. 1885, @. 581. (g. «.' 20, 2, 363ff. - be SB. IV, 21.
@. 364. «eint. ö. (gngt.: SBal* XIX, 471. be SB. UI, 58 (1526).
158. 161. 163. 3u (gmfet: 9liebetet, iRa^tit^tcn U, 85. Suf b. Äönigö
). (Sngl. SSfietfd^r.: (Stl. 9. 30, 1. (Soc^lSn« üBetfef^te biefe @4tift in9
Sat. (nictit bie be« Königs. ®eg. ^ö fit in II, 145) cf. Acta et scripta, 156. ~
«otteben jc. ©ielje Ä3flUn 11,150. 2dpi. 3Äagiflet: @eibemann, (gtt.
148 ff. «eitt. 1, 105, bajn Äöfllin n, 152 u. 647. be SB. lU, 299, beffen
2)atnm fl^ ni(!^t au9 bet «ettoet^felnng bet Anastasii etllStt (fo ^öfilin),
ifi jebenfafl« naci^ bem 21. Slngnfl gef^tieBen, benn nntet ben „^ntfütfl-
liäfta ju S3tanbenBnrg ©efanbten", mit beuen Sutl^et Belaben getoefen (@.
K. 64, 339), ifi lebenfaOd «at. ®taf, bet in ©aci^en «otnunge in SBitten»
Betg mat, ju toetfiel^en. «gl. AnaL Lutherana 108 ff. unb 3tit\äix, füt
\^xtü% ®t\6i. n. 2anbe«tunbe 1883, @. 330 ff. — 2)e« «if*of« SWanbat:
@enff, ^itc^en-9lef. unb 3uBe(geft(. toon ©tolpen 1719, @. 379. «e«
titjt an einen guten gteunb: e. «. 30, 373, in b. «tief. UI, 430. (13.
Tläxi 1529) M novissimus über Be^eid^net. «gl. fetnet @eibemann,
®ö)tnt, <S. 94, bafelBfi anc^ ton ben ©egenfci^tiften. — 3mei @etmone übet
b. 15. u. 16. Stop, bet «poflctgef *. : (5. «. 19, 180.
6. 366. @tadmu9 an ßutf.: «uttl^atbt in Sut^atbt« 3eitf((r.
1883, @. 8 (2)entf* fc^on ©eibemonn, 9lef. I, 204). iRatütli* !ann
Sut^et« «tief an (St., bet Bei biefem ben 11. «ptü (Er. opp. UI, 926, op.
epist., @. 828) einttaf, nid^t bie 9(ntioott auf beffen ©ci^teiBen an ben ßutf.
t>om 13. Wl^xi fein, mie «utt^. Be^au))tet. 2)a et na(!^ bet Eingabe be9 (Sr.
086 ftimertiuigeii nnb Oa»d|t.
mf^tet eintraf, uriTb er (s flUiiter 3elt mit ber @<(rtft abgegangen fem
(gegen itSflUtt U, 142). be IB. lU, 106. 109. 125. G. K I, 78a 793.
796. — @)MUiiett: Sannigarten 11,2, 631. Brief be9 CkUttnara ebb. 715.
e. 269. «ine ^iflel ang bem ^to|>^ Seremia: Q. «. 41, 186. (ISgL
8n4»)alb: Inbreag 9oa(^ k. 1, l, XXYl). — $ofitiIen4>rebigt: & 9.
II, 52 ff. Bnr Seit ber «nggabe 8b. 7, 6. XH. — Son bcr ffiiebertonfe:
Q. t. 26, 254. be fö. III, 250. 252. 253. 263. 279.
e. 271. SOCT. )nr 64r. b. 3ttfk. SReniuB: (S. «. 63, 290.
e. 272. Sarlfkabt: b. b. 2it(, CrUnt. ber »ef. @. 126. «enfea,
8anemrrieg, 6. 523 f. C. B. I, 751. 760. 762. be IB. lU, 28. »arf^.
88. be fB. lU, 95. 120. 127. 8nrt]^. 113. itrafft, »riefe n. 2)ol
54. gelbarbeit: SSger 478 f. 492.
S. 27Sf. Cat>ito über Sncer I, 9annar 1525. Btoingti YU, 875.
Sntl^ llnt»ort loitb erfl crtoartet: Bievi nimtiiim recipiemns, @. 376.
8ran)0fen in etra|bnrg, e. 439. garet 463. Btvingtt an etragburg m,
615. Ck>mm. de vera et falsa religione, Opp. III, 147 f., namentß^ 228-31
n. 239—272. Sabridinm, ebb. e. 327. 3nni (Skullen 9[. 8anr, BioingüS
£^1 1, 422 ff. Oegen bie UbiqnitSt toenbet fl(!b Bn>* «icibt erß in sal»idiiun
toie Oanr I, 486 angiebt, fonbem fcibon im Srief an bie ©tragburger opp.
III, 625. 2)ie Chronologie ber Bn>ttt8W4cn Triften iß no<!ft fel^r nnftor;
bie 9lbfaffung beg snbBidium fe^^ aR9rifofer, S^vaifi II, 1% Snbe
9ttni, a. leanr II, 312 in ben H^ril. 2>ie IBibmnng ifl batiett 17. Ssg.
1525. ^anbelt e9 fi^ in bem Briefe be9 Oetolanu>ab bei B^ingli o^».
YU, 409 um biefe @(brift Bu'tngti^r bann fannte B^ingti bie @4nft
Oefolam^abg, anf bie er bedvieg, no(!b ni^t. Über bief. ^er^og, Odol
I, 322 ff. — Idolnm sazonicnm: B^^d^i opP* 1^> ^^' S^^^il^ ^
8afcl: YII, 389 ff., fonfi b. «riefioecbfel Bt»tnglig.
e. 270. ®erbel: Anal. Luth. 61 ff. n. öfter«, be IB. HI, 32. 36.
8fi(!ble, 92. 0^., 2)nrla(b 1886 $rogr. lOngenl^agen: IBalti(^ XX, @. 641.
Sntl^er barttber Anal. Lntb. 74. B»)ingli opp. YU, 403. 407. 409. 417;
ni, 1. p. 605ff. Bu ^«et ^l iteim, Sal^rb. f. bentfi^e S^tot 1856.
e. 277. Snggbnrg: 9totb, Snggbnrgg 9teformatiouggef(^., ^Mnäta
1881, @. 156 ff. 92ümberg: 9t ot)^, 2)ie (Sinffi^mng ber Deformation is
9Uimb. SBürjb. 1885, e. 226 ff., ber aOerbingg in einigen ^utdtm nament-
li(!b l^infi^tU^ 3o^. 2)entg k. )n beri^tigen ift Btt>uiglig Sfi^er in 9Ulni'
berg: »gl. äff. Bu der, Ulbr. 3)ürer, (grl. 1886, @. 26. »erbot berf.
f))5te|!eng ©ept.: Herminjard, correspondance I, 387. Elegantes Nnin-
bergenses, 667, opp. YII, 403. Aber bie im Sqct ni(!^t enoSl^nte ge^be
)n>if4en prd^imer nnb Ott. f. 2)retDg, IB. $irQ., Sei^^ig 1887, e.89f.
S. 278. ©^ngramm: 2)entf(!^ beilBal^ XX. — »gl. Hartmans
n. 3Sger, 3ol^. »renj I, 140ff. ©trobel, aRigeeS. in, 157. ea))ito
an B^ingli: opp. YII, 437 f. yQa<poTijQtewo&, @. 439 cf. 454. granjofeB:
^ierrc Xonffln an garcl bei Herminjard I, 387 f.
Slnmertungen unb ^eemetfe. 687
6« 379. @enbang (£afel9: AnaL Lnth. 68f. 9$ogt, iSitgenl^agenS
»rief»., ^t. 15. 16. 17. @. 32. Herminjard I, 293. b€ ffi. III, 41 ff.
Sl^tifiologie unb (SrBfünbe: $ogt a. a. D,, @. 53. be n. III, 42.
SioingU opp., VII, 445. 454. (Safel in 9{finiBetg nur »anm, (So^ito, 837.
Epistola Hiob. Gast ad Jobannem Stigleriam, snper controversia rei Sa-
cramentariae. / Item. / Eesponsio D. Martini Lytheri / ad ministros nerbi
dei apnd ArgentinS,/per G. Caselinm Legata,/de neiv/bis coenae
dominicae. / — Norimbergae. F. Peipus. 1527. 8. (cf. W e i g e 1 , Thes. 3335).
@* 280. ßrontmalb u. @4tDen{feIb: be Sß. III, 59. 98. ^öftomU
felb« Epist. II, 2, 24 ff. — ©eltentoefen: be SB. 111,61. ^Icutlingen: ebb.
@. 78 ff. Anal. 79 ff. be 2ß. HI, 87. Sttingft Vü, 476.
@. 381. ©ttaßbnrg, 3». VH, 516. Slntif^ngr. 476. Älare Untetr.:
opp. II, 1, 421 f. (VII, 479). a.«anr 11,332. «ncet: Äatoerau, »gti-
cola 88 f. 3tt>ingtt VII, 521. 543. 567. be ffi. m, 201 (öon 1526). ©ol*
XVII, 1267. OctotonH)ob« Ungebnlb: 3tt)ingli VH, 490. -- 519.
@. 383. l93orr. g. fd^tt). ©^ngtamm: S. 9. 65,179. 3m gebr. melbet S.
an ^Igricola, bag b. ©^ngr. t)on neuem in fBittenB. gebtutft tt>etbe. 2)a9 ifl
aber nic^t bie flberfe^ung (be 93. III, 93. 95. 98.). Slnfang 9pril »eig
man in «afel, bag fintljer eine ©onebe f^reiben voxtL, Swlngli VII, 490.
9[nfang 3nni ifl bet Snl^U in ©tragbnrg betannt, man l^at aber no4 lein
(S^emplar, »eil ber 2)m<fer ba9 »u4 bis gur 9)^effe gurüd ^iett, @. 517, am
9. 3nU l^at man bereite bie Snt»ort barouf, €>.522. 523. 2)agegen l^at 3tDingtt
f^on frül^r (@. 518) Sutl^erS libellns, »ornnter nur b. ®ermon Dom
@alr. (@. a. 29, 328) toerflanben »erben lann, befeffen. 2)erfe(be »irb
ibentif4 fein mit ben bei )eu(!^»alb, $oa48-@amm(. I, 1. XXIV, )nm
28. u. 29. SRSr) berjei^neten ^rebigten. Sutl^er er»^nt il^n nirgenbS.
a3gt ie^t aud^ bajn S:^ itolbe, Bnr (Sl^ronologie Sutl^erf^er @(!^riften im
2lbenbmaW«flr. 3eitf*r. f. Ä.-©. XI, 472 ff.
S. 38S. OetolanM>ab bei ^ergog n, 112. be m, lU, 128. So>iagii
opp. VII, 527. a)a6 biefe ©orte: C. «. 30, Uff. — be ffi. HI, 125.
130 f. 161. 165. Ober Sntl^er« ©«»eigen 3»ingli9 iSriefe an9 iener Beit.
gürflen: 3»ingtt Vni, 11. 27. 31. 35. 43. 9Hlmberg: VII, 575. vm, 33.
«uferpel^nngeieib unb 3ren5n9: S. 9(. 30, 103. 116. 118. 135.
@. 386. 3»ingn9 Amica Exegesis: Opp. HI, 1,459. 3nr (Snt-
Pel^ung unb jnm Snl^alt Dgt 9. iSanr II, 444 ff. nnb bie treffß^en ^ax*
legnngen bei 3. ÄöfHin II, 95ff. (©ucer: 3». VII, 523.) 3». an fint^
Anal. Lnth. 447. 3». VIH, 38.
S. 387. <@treit in b. (Skmeinbe ). iS. in iSoburg: G. B. 1, 909. 3»ingU
opp. vni, 70. 3»ingli8 »ergttnH)fnttg: opp. 2i> 6ff. „a)a6 biefe ©orte":
2»^ 16 ff. — atoingtt o« Oflanber: VIH, 59 (Dgt C. «. 30, 241).
e. 388. 8e(cnntni«: (S. «. 30, 152. be ©. UI, 190ff. 220 (na«
bem 11. iRoD., t>gt. Q. S. 30, 152). Sarlfi.: be ©. HI, 214. 230-40.
©ajtt ©ilgenfeW 3eitf«r. 1864, @. 98 ff.
688 Snmettnngen mtb 8eu)ctf^
e. SM. Sobec in (g^nfHiSftx Unbbeni^tmig k. 1528 (@. Im j. t
247). G. I.
S. SM. 8orgef((i4te be« Colloqttiisiite. 3ona8 bom 23 (ni^t 24.)
bei itan>etatt I, 99. »gl 3»te9U opp. VU, 521. «oncr: e6b. VH, 540
Inm. mti«: VU, d60f. (»gl gdTjleinaitn, 9^. Utbtsbenbn« h^-
225). 2)ag £nt^r, »og matt big^t fiberfel^, f^on 1527 eine Stnlabong
ablehnte, bcweijl Copitod Qtief on 3>»ingU toom 21. &tpt 1527: Colloquinm
refogit (VIII, 94), t)gl mit Sntl^ älngernng: ante daog annoe denegaiam
^ebio'« in Itinerarinm (Beitf^r. für Jt.-O. lY, 420). 2)a)n 9Rd(m4*
tl^on C. B. 1, 1065:. JB^o feine gttrflL Knaben b^ren mürben, bag D. SRor^
tinng abermalg bie Untenebe abgefcblagen.''
e. S»S. «oüe: grante, «oüefcbe Seeform. 1841, 0. 80f. beS.
UI, 182. 196. 198. AnaL Lnth. 90. (S. «. 22, 294. (Snbe @e^t.
e. SM. Ößeneicb. SRonbat bei IBalcb XYI, 433f. »gt bajuiinb
für b. golgenbe W-^^^aHf W^^P ^* ^«^ unb bie ^dfd^n iM,
Sei)>)ig 1884, »o bag gef. Dueüenmaterial be^onbelt mirb. SronboiN:
$. 3immetntann, 2)et etteit SBolf ^omungg, B^tfcbt. f. pteng.<9e|i
n. Sanbegf., 20. dal^rg. 1883, 310 ff. ftoCbe, Anal. Lntherana, @. Ulf
2)ürftig ^eibemann, Sieformation in ber äßart !6ranbenbnrg 133.
160 ff.
e. S94. Serbanbt. mit Snt^: Onrfl^arbt, Beitfcbr. f. fl. ®ts«
f^aft 1882, @. 585 (Anal. Lnth. 100), aber Dor bem 26. WlSx^ W ^^
filbtoetlifb etmaS ba)9on gemnfit.
. e. S96. Snt^ übet bie (S^tl^t: be SB. m, 339 ff. 351.
8. S96. «ornung: Anal. 92 f. 98 f. 106 ff. 108. $. 3 immer*
mann a. a. O., @. 310f. 2). öff. ©enbfd^r.: be ©. HI, 381. g. ®eB
in 3eit|*r. für Ä.^O^. XUI, 119.
«. S»7f. Urf. t). SWÜnflerberg: Crmif*, ^. «ri^. für fa*f.@«f<v
«b. m, 290. — gebbe mit ®eorg: be ©. III, 341. (@eibemann, ^rt
131.) 397. 405. 409f. 417. 418. 422f. 426. «nrl^. 145. 151f. 156.
Bttingli VIII, 136. »on l^eimtt^en nnb gcfl. «rief.: (5. «. 31, 1. H
ö. ©oben, «eitrfige, 309ff. ©edenborf II, 148, ju (So^tfiu«- 8- ®«6r
(Eo^I&ng, @. 34ff.
®. 39». 3onag: (g. «. 41, 324. ©ereitg im 3[prü überf. be S. VI, 77.
©abafut: C. «. 42, 1. be ©. lU, 114. ©a^aria: (S. «. 42, 108. be ffi. K
130. 148. (1527 gegen ©eibemann VI, 623) 161. 199. 255. Sefaia: ®)rr.
a. a. 63, 52. be ®. III, 389. ©efter: III, 171ff. ögt aber a»(4J«
«cmerfung: (g. 31. 65, 115. »leö. b. 9i. Xefl.: C. R. I, 1074 f. -^
«ibel: Sßal* XIV, 1376. «gl. ^ipltx, Äo^ernilnS, «ronnSb. 1868,
©. 73 f. C. ß. I, 833. be 2Ö. m, 632. Psalterium nnb OctoDariM*
«eefenmc^cr, Äir^enp. 2(t*. 1826, 348. be Sß. UI, 210.
@. 800. «om Äriege »ib. b. £ürf.: (g. «. 31, 31. be S. UI, 423.
426. 430.
Snmertungen itttb ^etoeife. 589
@. 302-304. ^antt m, 103. i6ef. aber ^t\^, <^f^. b. 9iet<]^t
BU @<>eier, 1879 (au* SWUt b. l^ifl. ». b. $f. 1879). JDaju »itd, ?ol.
^orrefp. ©trafibutg«, @. 319 ff. 3» ga^er ebb. o. C. R. I, 1041 ff. 1060.
Vertrag mit Sucern: 92e9 52. iD^elon^tl^oit: C. B. I, 1059. mmh, cm
^eorg t)on iStanbenb.: iRe^, @. 298.
®. 305. ÜÄet. u. Cef.: ©inbfeil, @. 35. C. R. I, 1048. Sur
»erantoffung »gL Oefor. an 3»lngft in beffen opp. VUI, 273. «ber
tt>a9 flnb ba9 fttr legati qui hac ad Imperatorem contendnnt ? — iteim,
@4tD. 9iefotmation9geft(., 115. ©ttagBuvger (SrHSrung: fßxxd a. a. O.
I, 349 anm.
® . 306. Jtrantl^eit : b e S. ÜI, 460 ff. — Set^l^t ©olomonie : (S. S.
63, 93. -^ be ffi. m, 446.
®. 307 ff. be S. III, 435. 449. 454. 465. )6urt^. 159., $fingfl^r.:
$oa(^8 @ammt bei Sitd^toatb I, 1, 161. ^^eilbronn 2C.: fteim, @4u>.
9{ef.==®ef(!b. 100. — ^ox bem äTlarburget ®t\}?tlSi6t, aRelancibt]^.: C.
B. I, 1064 f., namcntl. an (Sant. 1067. !3)ann bei jteim, @(!^tD. 9{eforma«
tu>n9gef^v@*290ff. Über bie@(bulb am 9lei^9tag9bef(!b(ug 1069. 75. mxnh.
1071. (Unri^tig fvt^t SR. Senj, SrieftDe^fd «ucet« I, 11 barin ba9
etreben nad^ einer 9[n9f0l^nnng mit ben ^o^ifien.) — be SB. III, 501.
a)ie Sufammenflettung t>, ©riefen bei Seng I, 8 ff. 2)ajtt I. 1073: Mirum
silentinm est de conventn. Sutl^erS flntmort unb ber jtnrfttrfl t>gt
ben ni^t obgef^idten ©rief bei be SBette III, 473, too »om jtnrf. ni^t
bie 92ebe ifi nnb iRenbeder, Urtnnben, @. 93. Ob bie ^Briefe Dom Snni
fc^on bnrt^ bteSlntDefenl^eit ht» $ofe9 beeinflußt mürben (Seng 14), ifl
StDeifed^aft ; 2utf^ berid^tet ton bem Stb^ng beS ^ofe« erfl am 10. SuK (be SB.
III, 479. — 491. C. R. I, 994, geljört in« 3a^r 1529. be ffi. lU, 501).
®. 310. 3tt>ingU: 9. (Sf ^er, 2)ie ®lanben9^arteien in b. (Slbgenoffen-
f4aft, Srauenf. 1882, @. 73 ff. S. an Sinf: be SB. in, 488. ©^engter:
aßa^er, Spengleriana 69.
<S. Sil. (Sarlfiabt: 3Sger a. a. a, 499ff. etrobet, Oeitr&ge
II, 305ff. iReubeder, Urfunben 130f. Xf^. Äolbe, Anal. Luth. 118.
C. R. I, 1095. 3»ingti8 9leife: 3»w opp. VIU, 353. 366f. Senj,
«riefwe^fct I, 17 ff. 3)erf., 3eitf*r. für Ä.-®. III, 28 f.
@. 313ff. Über ba« ©ef^rfi* 3ona«: C. R. 1, 1095. «renj, Anek-
dote Brentiana 63. Oflanber: «ieberer, S^iadbr. II, 110. ^ebio: 3eitf*r.
f. ^.-®. IV, 414. (Sottin (ber 9ieifegef%te 3n>ingU9): Hospinian, bist,
sacram. II, 123. — 2)aun lenOinger« iSeri^t in feiner 9ieformation9gef^.
II, 223 ff. n. 3»ingli8 opp. Vin, 44. Rhapsodia coli., 3eitf(br. für ^iflor.
Sbeot. 1874, 117. — @(!^irrma*er, «riefe n. Elften, Ootj^a 1876, @. 3f.
(ögl. «rieger, 3eitf(!^r. f. Ä.-®. I, 628. Äolbe, Analecte. Luth. 117).
2)a3u bie «riefe 2üt^tx9 n. ÜRelanc^t^one an« biefer 3eit. SotalitSt: ^tppt
in ^reng. Sabrb. 1874, 508. Gemeint tann nur ein ixtmXxäf groger 9laum fein
(nat^ «renj »aren et»a 50—60 ^erfonen jngegen) neben bem ©d^tafjimmer
ftolbe, gut^ct. n. 38
690 Stunettniigcii nnb 8e»ttf^
M Sfitftat. BttT ^cfnng „hypoeansto" % parte. t>gl. be f&tttt XU, 21,
wonach man bamal0 uittit hypocaiutnni »ol^l xAdfiZ anbetet bct^onb aI9
edfiaigtma^ , Kämmet. — 2>a6 £nt^ (uetfl im ^iSafll^nS sum eSxm'*
A^efHegai, bernl^t fibrigcn^ Ublglii^ auf Xrabttion.
e. S16. 3n 2utlM 9euTtd(nng ber e((»et)er t>gL au(( be fß. IV, 9a
e. S17. %xAid: «e)>)>e, 2). 15. aRatb. «rtifet, jtaffel 1854. Ußeti,
etiib. nnb jtrit 1883, e. 400 ff. Sonbgraf $]^Ui)>^: 9tommel, 9^lq>^
II, 225. ent^ ü6cT 9Rat(nrg: be SB. III, 512ff. 516. 518. — Bioingli:
opp. YIII, 369. eibgen(ff. Zm-, @. 417 (bei 2tni, Seitf^r. f. ft.-d.,
m, 220 annt). 8ncer: BeUfd^t. f. it.-9. IV, 611. Bnm 2)ni(f bet Sit.
Ojianber bei ^angborff, SebenSbef^r. epenglerg, &. 275. Sgl. mit
9lieberer, ^{ad^ti^ten II, 121.
e. $18. ^rebigt in SRatb. ni^t am 3. (JtSjllin I, 136), fonbent
am 6.: Oui^matb, Beitf^r. f. tir^t IBiffenf^. 1884, e. 271. ^L ^.
«.' 14, 206. — ecbMb. «tt: be ®. III, 312. ©nrt^. 165. (€. I.*
24, 334f.). C. R. XXVI, 151. 9eante III, 126. Äeim, @*to. Jlcf. 127.
2>aB Sut^ bie «rtifet ni^t aflein berfagt, giebt er felbfi an. (S. %* 24,
337. — Übrigeng tfl mebet ber itnrf&tfi no(^ Sut^er toittti^ in
6(iUi) gemefen, nne i^ benrnSi^jl befonberg bartl^un tt>erbe.
e. 319. «eer^rebigt: (St(. «. 31, 809 (be ». UI, 516ff.). 2)a9
e^emplat bet (Erlanget 8iM. ttSgt ben fßttmat: 14 d. prid. Kaien Jan.
M. D. XXX. — «nf. 1530, jweite «uggabe III, 539. — De ritu et moribns.
Op. V. arg. VII, 514. be©. III, 539. »onebe gut «»>ot.: ©. «. 63, 15S.
be IB. IIJ, 539. 553.
0. 320. SDaniel: S. «. 41, 232. be SB. III, 533. 555. «atfer:
III, 524. 527. ©ttaßb. IV, 221 (1530).
0. 381. ^ornung: be IB. III, 542ff. Bimmetmann a. a. O. —
SRetf«: be S. III, 536. äbet b. t^d^tift be« SRenin«: 0^. S. ^äfmxhtr
3. aW. I, 86 ff. Äirc^enju^t: III, 538 u. öfter.
0. 822. i^eimlic^ ^elöbniffe: DgL €^(^eutl, !S)a9 gemeine bentft^
^^tä^t, CtL 1882, @. 48. 62ff. Äatoetau, Sntl^et n. b. (g^f^liegnng.
2^01. @tub. n. Ätit. 1874. Bon (g^efaii^en: (g. «. 23, 91. be ®. ÜI,
151. 539. Sutiilen: C. R. I, 1113. ©ifltation: «url^arbt 168ff.
3. 323. (Sam^anug: G. R. II, 13.
e. 324. Sut^ ®uta4ten: be ©. III, 560.
8. 325. Si^vfiemann, Urtunbenb. I, 2f. 24. 2)erf., «r^ib^ ^\äf. b.
9teid^«tagg )u Sluggb., e. 11, 15. Srfid: gSrflemann, Urt. I, 39. Bnm
Gangen Krieger, ^Die 2:org. 9[rtife( in ßir^engef(!^id(|t(. ©tnbien. 8et|)3tg
1888, @. 268 ff.
@. 320. !S)er ^aifer alg mäftt bgl. be IB. III, 540. 542. Sebe«
toer, 3o^. 2)ietenberger, greib. 1888, @. 124 f.
3. 327. ^rBnung: 9iante III, 158. Mf. ^tHne: $ird, etragb.
Äorref}>onbenj I, 430, gUr. 706, tgt. S^lr. 708. iRümberg: »ird, @. 433.
^nmetlungen uitb $ett>eife. 691
Corp. Eef. II, 20ff. 22. SSgt. «Kaiser, SpengL 72. — Ulm: Äcim,
Ulm 177 ff. mxd, @. 443. C. R. II, 68. 86 f. «cutfingen: C. R
ir, 57. .
@. 838. ©otbctettungen: götjlemann I, 134ff. $rebigt: 8ut*-
roalb, Ungebrudtc ^tcbtgten gutl^ct« auf b. (Sobutg gehalten, gtoicfau 1884,
®. 6 f. 9lciferome: görflemattu I, 25. 33. 35ff. 3onaeBt. I, 145. be
©cttc III, 569; IV, Iff. Slbenbmal^l: @(!^irrmad^er, «riefe u. «ften,
©. 372. Ojlet^)rebtgt: @. «.^ 17, 338 (323 geljött gegen «u*toalb @. 9
ni^t na* Coburg, ijl feine Oflerfam^tag«*, fonbcm eine $afflon8^tebtgt). —
Sf^ütnberg: 2^. Äolbe, SfJütnberg unb Sut^er tor bcm 9leid^8tage ju Augs-
burg In Äir(!^cngcf(?|. ©tubten 251 f.
@. 83». auf ber Coburg: bc S. IV, 2ff.; ^nm ©atum Äöfllin
II, 652. pfeife: görflemann I, 156. 158. «ogt, «nteil ber "Sidäf^-
flabt Sßeißenb., (Sri. 1874, @. 25. (5. Äanfmann: be SB. IV, 8. 15. 121.
139. be SB. VI, 123.
®. 880. äfop: be SB. IV, 2. 12. SÄatl^ef. IX. Sut^erö gabeln
ed. 2:biete: ^xtmtpix^ Sleubrude, ^. 76. (gje^iet: S. 3[. 41. 220. ©r.
IV, 15. «ermal^nung: (g. «.* 24, 356. 3)af. über bie (Sntfle^ung. —
2anb«fne*te: ©r. IV, 10 öon ÄöflUn II, 200 mißberflanben.
® . 883. Ulmer : ÜRaud^ bei S$ e e f e n m e 9 e r , J^Ceine S3eitrage 41. $g(.
Analecta 131 f. Ärant^t: C. R. K, 40. 60. be S. IV, 10. 12. 15
et passim. 2)ietri(!^8 )6rief an ^ricola bei ^aioerau, 3^tft(^* f- ^td^l*
SBifi. 1880, @. 51 f.
®. 884. ^faUer: be SB. IV, 12. ». JDietri*: Opp. exeg. XVII,
ögl. baju Äöftütt II, @. 656, «nm. 3 ju @. 225. — 118. ?f.: (g. Sl.
41, If. be SB. IV, 41. 51 {m^M ©anbft^rlft in 9loflo(f). »et«: 9lftte-
berger, @. 19. Opp exeg. XVII, @. 304. 117 ^f.: (g. a. 40, 280,
mal^rfd^einU* f((on (Snbe 3uni begonnen; Dgt bie Aate(!^i9mu9fleae bei be
Sette IV, 46 mit (5. 21. 40, 287. be SBette IV, 121. 151; VI, 122.
Stof b. „@(!^reien": (g. 21.' 21, 334 (3n ber (ginteitung öon (gnberö mau*e
Unri^tigteiten). SBim))ina9 ®ä^xx\t ebb. 345; in SBtm^ina unb äRenfing
togl. .^atoerau, 3ona9br. I, 178.
®. 885. @(f: ?litt, (ginl. in b. Slug. I, 526ff. Confessio: C. R.
II, 45. 47. be SB. IV, 17. 3eitf*t. f. Ä..©. VI, 624 f. tnberungen:
C. R. II, 60 u. öfter.
@. 880. $ir<f, ©tragb. ))otit. ftorref^. I, 444. 446. 457 f. Anal.
Luth. 129. C. R. n, 50. 51. 59. 96.
@. 887. Sutl^ an ben Sanbgrafen: be SB. IV, 23 (bom 20. 3uni),
t)g(. 45. S3etenntni9: S3rieger a. a. O., @. 312; ba^u B^ingU,
opp. vm, 462. SJird I, 446f. @alramentlerer : gör^emann I, 233.
@. 888. ^rebigtberbot: C. R. II, 43. Tltl: 45 f. Sutl^er: be Sß.
IV, 18. Oattinara: C. R. Il) 57 ff. 60. 70. fiutljer an b. Äurf.: be SSB.
IV, 20. Xeuemng: »ircf, @. 443. C. R. II, 90f. a)obeJ,
38*
M2 ftomcrtengeit nnb fötand^t.
IV, 26. ^noM 9ccttm: cSb. IV» 26. gSrfleiitaitn, Sn^« 20. Se«
fi^oetbe: G. R. II, 70. 84 f. 87 f.
e. SS9. tugeeiirft: C. B. II, 87 f. 89 f. — ^t etieffrage: be 8.
IV, 34 ff.; »gl «atDCtan, 3ona«6r. I, 161. ftBfkltn n, 654. 8efit4e.
bc IB. IV, 30. 32. Zob bcS «aterg: ebb. in, 560; lY, 33. 35. ^reger,
Xif^tcbcn, 52. VtutUx: be CB. 111,256. 8gt. an(( itttttnl^aar, Sn^
«atet^an« is SRongftib. 2. tit|I., (BÜIebcn 1859. e. 20 ff. «riefe an
itSt^e: be f». IV, 131. 182; VI, 121; IV, 173. »ef orgimgeii : IV, 51.
ffieOer: be 19. IV, 39. 130. 186 (ang bem 6oinmer).
e. S41. In icaa Sntl^: be «B. IV, 41.
e. S4S. ^ttinaro: be ». I, 27. Anal. Lnth., 128. 136. C. B.
II, 91. 118. e^itrma^et, e. 394. 8ogt in VdiM. beS fBem»
fttt (»ef«. b. €itabt 9lfimberg IV (1882), @.ll. (Sinsngsc.: C.B. n, 106.
115 (»0 ber ^ihfk oon InlMt ni^t ttnSfysit toitb). gSrßem., St^., 28.
(@4irtma4et, 58.) Anal. Lnth., 136. 138. gBrflemann I, 267.
Sroinlei^nom: C. R. II, 106. ©^ittma^er, 306. IBatii^ Xyi,872.
Z. S4S. $rebigmrbot: bie 8ebenfen gdrfiemann I, 274ff. SRe«
Uin^t^on, 293; bojn i»gl. 294. e^irrma^er, 67ff. 87ff.; DgL os^
and.« Urteil Aber ben itom))ronti6 0. B. II, 118. Staxi an feine ®ema^.
bei «eine, «riefe an k<vd V., 6. 11.
0. S44. fßtd. mit ben taiferf. ®etret5ren: Unri(!^tig bie gon^e ^S>ox*
fleOnng bei 9)^anrenbre^er, ftatf^l Sleformation, ^, 287, toonoäf bie
SnitiatiiK i9on ber gegnerifd^n @eite onggegangen toSr^ 2)a9 Stii^tige fd^s
bei 8ir(f, Iftelan^tl^ong ^olitifc!^ eteOnng tt, ßeitfd^. f. £.-<i. IX, 92,
ein «nffat», ber freili^ mon^ f ^ie fe UrteU entl^t, and^ ber Xragtodte btf
fragtif^n «erl^tenB SRelon^tl^ong ni^t gerecl^t toirb. 3(!^ t)er)ei4ne bie
eingelnen äRomente: 8ereit9 am 18. Snni berid^tet 3onag bon ber Unterrebnsg
mit &9tp\^, Anal. Lntli. 136 (140). 2)ag bie ^Inn&l^ng an SBoIbe) ms
SDlelani^t^on angging, giebt er fdbfl an: Ego pertentavi, C. R. U, 118 mib
Nactns sun Hispannm, ebb. 119. @amgtag b. 18. fanb nad^ bem «erii^te
ber iRümberger, C. R. II, 122, fd^on bie stoeite Unterrebung fiatt, na^bem
ffialbej turj borljer (©ald^ XVI, 913; ©^irrmad^er, 71) mit bem
«aifer unb bem Legaten (C. B. II, 123) fonferiert l^att^ eo erflSrt ^,
xoa9 bie 9{üni6erger am 19. jur «egrUnbnng bafür, bag ber «efAtng an
ber Shigttfiana nüäf nici^t gemalt ifl, angeben: „^enn xoxt fid^ ^Ui4))>nfi
äRelanci^t^on bemel^men ISgt, tt)irb Dietteicj^t bie Bad^t in fetner fo wü'
ISuftigen «anbtnng gelangen, fonbem noä^ enger eingebogen nnb fihrser ge«
fa|t unb gel^anbdt »erben." S)amit Dergleid^e man bag „taifert. Sege^ren"
auf @. 123. iD'^eran^tl^on glaubte alfo in ber X^at am 19. 3nni ton bct
Übergabe beg 8etenntntffeg gan) abfel^ )u !5nnen. 2)aranf ^iett er c8
bo4 für angemeffen, mit lOrüd unb anberen ©ete^rten bie fünfte ya beraten,
n>a9 am SHengtag, ben 21. dnni, gefd^al^. S>er (Stfcilg n>ar eine ftblel^mms,
tDie bag ^adftooxt be9 betreffenben iSriefe« ber i^fimberger (C. R. n, 124)
Httmettungen un^ Soreife. 598
ttttnnta lägt. WlJigHif, bag {i^ bet ^ur))¥itt) boBei befonbetS l^rtoort^at
imb ))on gel^eimen iBetl^ttblungen mit bon itaifer nid^tS loiffen toottte (bg(.
9)>2e(. an Sntl^er: Caesar satis benigne salntat nostrom Principem: ac
relim vicissim nostros erga ipsnm oMciosiores esse. Ea de re ntinam
inniorem Principem nostmm literis admoneres C. B. II, 125). $ie ^itU
lung ber 92üntberger bei S3ogt, aRittettnngm be9 Mmb. ^^i4t9bmin9
IV, 18. 2>ag bie iBeti4tetflattung be9 Legaten na^ 9tom (SSnttner,
Monnmenta vaticana, 431) bot tDeiterot S^^S^utg ber^inbette (Sird a. a. D.,
93. aRaurenbteti^er a.a.O., 287), tfl unrid^tig. 2He S^cil^anblsngen toateit
bamit su (Snbe, bag bie ©täube bie öff entließe Übergabe be9 ]@eteiintnif[e9
Dorjogett, obiDOl^l Wlüanäitfyon bie <^^e nid^t fo auffaßte, fonbetn fte aI9«
batb na(^ ber Übergabe fortsuffi^ren bef^Iog. — Se^te iSeratitng C. B. II,
127. Sif4. 3uri9bittion, 140; bagegen mäf 3ona9, 156. Sanbgraf:
126. 142. 155. ©tragbitrger, 155. ^xd, $o(it. ^orref)>., 458f.
9[nbere Kuffaffung be9 Sefenntniffe9 bei (S^inger in ^ohtl, SD^emmingen
IV, 32.
e. S45. maCbti: C. B. II, 140. 141. Wldanift^on9 ©timmung:
125. 126. $a^^m: Anal. Lnth., 297.
e. 346. )93erl^anMungen nnb Übergabe b. jtonf.: C. B. U, 128. 142.
154. Cl^inger bei 2)obel, SWemmingen IV, 31ff. ©^irrma^er, 87f.
401 ff. gSrfiemann, flr^ii» 52ff. (Sinbrud ber angnfiana: G. E. U,
142 f. 145. 150. 154. @(*Iafen be8 Äaifer«: ebb. 245. 3) ob et IV, 33. 40.
görjlemann, «r*. 59. @<)ataän in 2. ffi. Stttenb. V, 156.
6. 347. ^ate^i^mnS: be S. IV, 46 (k>om 30.3uni). 9^1 baju (S.
21. 40, 287. Oebet: C. B. II, 159. gemer bie «riefe bom 27. 3nni an.
e. 348. Sutl^ über b. «efenntni«: be ffi. IV, 68. 71. 83. 85. 96.
3ttm aWotto t)gL C. B. XXVI, 222.
6. 34». ©ibermf b. gegefener: (g. a. 31, 185. be S. IV, 57.104.
©enbbrief an «Ibre^t: be ffi. IV, 72; tgl. 70. 86. 104. «m 22. 3uft in
9lttg9bttrg: @palatin6 »nnalen, 148. G. R. II, 240 f.
e. 361. SDag «an foOe jtinber gnr ed^nle l^alten: (&, %, '17, 377;
))gl. bef. 390. 395. 415. 420. be S. IV, 69. 116 (SOI a^ er, Spengleriana,
73). SBa)>))en: be SB. IV, 79 (togl. SSeif fenborn, «tten b. Unit). Chfurt,
®. 317, bana^ xoax bantal9 bie (^mnbfarbe anber9). Anaate, 2nt^%
Sa|>)>en. 3eitf4r. f. tirc^l m% 1881, e. 52ff.
@. 358. 9argef4. ber Confniatio: i^rieger, 'ätxt\äfx. f. jt.-®. XII,
123 ff., nnb bie treffüii^e «rbeit bon 3. gi(f er, 2)ie jtonfntation be9 9ng6«
burger «elenntniffe«, fiei^gig 1891, 6. XVff.
6. 353. 9lnf4btg ber etSbte: SgL ba^n bie »riefe be9 @eba^an
^agelßnn, ed. «B^ftetter, in 3a]^re9ber. be9 i^ifi. »er. f. ^JUttelfranten,
SRr. 37, 1869 tt. 1870, @. 82. — Tetrapolitana: »ird, ^ottt. Äomfponb.,
461. 463. 465. Übergabe am 9. 3nU, 469. 2)obe(, a^lemmingen IV, 32.
36f. 40-43. C. B. H, 164. ©d^irrmacjjer, 103.
6M InmtKtnngen unb Qetoeife.
e. 854. 9Rctaii(»t]»on: C. B. II, 149. 153. 155. 170 (ba« gtotite
eä^tdtat bom 6. Suli [171] im Alanen ber %Sa9m ift t>oiit (2ätbe Suti
t>gL @((itrina((et, 511). 9tt. 768 ifi, »enn ou^ getoig Mit äRtiUm^*
t^on, ni<(t an (Som^fli getU^tct (8it(t o. o. £)., 97, fogt ^}itr SRtt-
teUnng an bot Legaten be^ntmt", aber xoo\tx toiffen mix bad?). 174f.
%idtx, jtottftttatton XYIL Dflanbcr: C. B. U, 163. iStntoiTfmig onf bic
@t5bte: 2)obc(, SRemmingcn IV, d5ff. ^itd a. a. O. 2>te Bettete ber
9^ni5erger Oefanbten unb fttim, 6(i»&6if((e 9lefotniatu)n9gef(^., 184
e. S55. 6)^aUUitt: be IB. IV, 101. 3mn folgenben SntVei« »riefe,
83 ff. paBsim. Bnt C^tonot unb fiberb. Traditiones bg(. JtBßUit I, Warn. 1,
)u e. 233.
e. S57. X^tn: Opp. v. arg. IV, 373. 2)eutf4 (^ier 40 @2[^)
(5. 9. 31, 122. 2)a ®|)alatin, ünnol. 148, aber toon 40 Utetuif^en
@5^ fprid^t, i|l c9 fragß^ ob bet erfle ^md ni^t aud( 40 gqS^lt l^t
be ö. IV, 113.
e. S58. 8on bot @((tfif[efo: (S. «. 31, 126. (EanM>eggi: 153 f. (Srji
au9 biefereemertnng bcS Campcggi (»gt C. B. II, 174) fd^nt flcift mir bie (Sut*
ße^nng ber @4rift )u ertdren. «kfen beS ee^tf4lüf[e(9, 173. be SB. IV, 122.
S. 359 f. Confutatio: 3- gi(ter, !^ie jtonfntation beS 9btg96urger
eelenntnif[e«, eei^)ig 1891. Über bie eteOung be9 ^aifer«, e. LI ff. gemer
gStflemann II, 95. 113 ff @el^r intercffant an4 toegen ber Urteile über
bie 9nguflana nnb ben SDlartgrafen <9eorg, ebb. e. 101. Urteile über bie
Jtonf.: e^irrma^er, 418. £(. jtolbe, Anal., 144ff. {KigeCfiein in
37. 3a$re«ber. be9 l^ifi. Xkrein« für SRittelfranten, e. 88. Sgl. ftatDerao
in ©»tt. ®et. «nj. 1891, iRr. 22, @. 901 f. «renj: C. B. II, 245. 261.
a^et: 249. 252ff. 260. Aber bie »erl^nbl: »rieger, St^x. f. ^..@.
XU, 156 ff.
Z. SOI. ai'^elancbtl^on nnb (Sampeggi: bei ßird a. a. O., @. 300.
2)er «rief an ©tabion ü, 274 bei 3tt«>ffr @tabion (Sürici^ 1799), Dom
10. 9ug. — abitns Landgravii — — adversarios nostros tractabiliores
reddidit Sren) in C. B. H, 277. WttL über bie gürflen: II, 270.
S. 302 f. audf^ngüerl^anblnngen: @)^alatin9 ünnal. 152 ff. C. B. ü,
275ff. »ergU(^ne Urtitel: SSrflemann II, 230. @el^r lel^rreiti» iß ber
8erglei4 mit ber fatl^oüfd^ (tat) gaffung biefer $nnlte, ebb. II, 233.
IBeitere »orf^Iage: n, 250 ff. 256 ff. aReffe ic.: @»)aL «nnat 179. 3«
ben Skr^anblungen: 0. B. II, 301ff. 305. ©e^ter, 295. 299. Sirtf,
Äonef^. I, 491. SWel.: C. B. U, 313.
@. 304. 3ona9: C. B. II, 314 (ni^t an« bem 3uli, gegen ®(ff\xx-
mati^er, @. 187 nnb jtan^erau, Oriefwe^fel IV, 197, tt>ie an9 bem
$inu)et9 onf ben mdgU^en S3ergUi^ mit iSncer l^rtorgel^t). Sutl^er: beS.
IV, 113. 124. 133. 138. 140 ff. (VI, 118).
e. 305. Oefferer: Anal. Lutb., 148. leefle^nng: C. B. U, 333.
Üanbgraf: ebb., 324-327.
ttomertuttgm unb Setoetfe. 595
e. 306 f. ©cj^ne^f: C. B. II, 331. Wlü. übet bie duriebtftion: C. B.
II, 328. 334. 336. 341. 360. be ffi. IV, 155. 158; VI, 124. «Reu*
b eder, Urfnnben, 154 (j)om 29. «ug.) bc ®. VI, 124. «rücf : ebb. IV, 126.
«eri*te b. SRütnb. ®ef. passim. bef. C. B. II, 363. mm. ÄSnig: C. B.
II, 293f. 319. götliematitt n, 306f. mantt m, 203. götjle'
mann II, 392. @^englet: G.B.II, 363ff. @ eibe mann, £1^1 @tttb.
u. Stnt 1878, 314. ^aufiborff , ^ptn^itt, fßürnberg 1740, e. 78.
e. 368. be m, 166 ff. 174. jtur^rtn): gBr bemann U, 450.
be SB. IV, 165. i^ttcer: äßein %xütd föittenb. jtonforbie in bet $rot.
9lcatoc!^no^5bie XVII, 224ff. flbf^ieb: SianlelU, 205. gSrflentann,
Url. n, 473 ff. 2) er f., «r*. 193 ff. «^otogte: »ogt, «Rürnb. «eri^te,
34. C. B. II, 289. 383. götflemann, Url. II, 481 ff. »inbfell in
C. B. 27, 244. $litt, Sft>otogie, @. 86ff. gider, Confutatio XCf.
ii3ermal^nnng gnm @arrament: (S. 91. 23, 162. Som Opfer: 185 ff. be®.
VI, 123.
e. 370f. Som SDoImetfd^n: (S. «.65, 102f. (togl. gider, Confat.,
69). 3nr (Sntjlel^ttng beS gtoeiten^itö bon ber^eiligentoerel^mngbgtgStp er-
mann II, 232. be ffi. IV, 164. ©ag bie ^rebigt bon ben (öigetn ((5. «.* 18,
62ff.) ins 3a6r 1530 gei^^Brt, l^at ^enc^n^atb, Ungebr. $rebigten auf (Sobnrg
geilten, @. 28, ri^tig ettonnt, ni(^t aber, bag n)ir barin ben (S. 9. 65,
119 angelünbigten @ermon t>on ben (Sngeln sn fnd^en l^ben; bgt an^ (S.
Sl. »18, 72. — ^Jrebigt bom 2. Oft: »ucjjtoajb, ebb. @. 29. be ffi.
IV, 178. aeeife: ®<>at «nnaL, 199. gor^^cim, 30. @ept. greitog« nad^
a^ii^etie. Srief bon bort im Sflüxnh. ^xd^. ^^anad^ f)^5te{ten9 am 4., toenn
ni^t f^on am 3. anf (Sobnrg. %^, Stolbt, Anal. Lnth., 155. 2)ie Be*
fHmmte Angabe 8albnin6 mirb gegen 8n4n)a(b a. a. O., 35, fe{l)ul^alten
lein, ^rebigt, ebb. 36. «riefe: be ®. IV, 178 ff.; VI, 123. 129.
Z. 375. Sabed: gering, «ngenl^agen. 9kr. für 9{ef.-®efd^., 9h. 22,
e. 82ff. be ©. IV, 163» Äranfl^t: ©. 185. 189. 192. 195. 213 f. 230.
C. B. U, 490. 493ff. SWaJ^er, Spengl. 78. 3töidaner: be ffi. IV, 227ff.
Anal. Lnth., 167. Kredit) für fS^flf^e Gef^i^te 1884, @. 338 f. Srbeit9«
lafl K.: be ©. IV, 192 f. 194. 199.
e. 376. 111. $f.: (S. 9. 40, 192 f. be SB. IV, 194. äberf^toem"
mnng k.: be SB. IV, 199. 200. g. @ammt. 1744, 465. «bfd^ieb: 9lante
III, 207ff. SWanrenbrecJ^er, @. 311.
e. 377. Sanbgraf: 9lommet III, 42. Morgan: be S. IV, 221
(183). ytotXDt^x: 213. 221 ff. 233; VI, 129. SRa^er, Spengleriana,
@. 79 f. it8nig9»al^l: be S. IV, 201 f.
e. 378. „©amnng": (B. «.«25, Iff. be ffi. VI, 126.
e. 379. «toffe: Q. «.' 25, 49. 2)ie« n>o]^l He )toeite ed^rift. Vkm
2ut^ ben 2)md beeKbfd^ebS abgekartet l^at (G. B. II, 486), wa immer«
l^in fragttd^ iß, bann ifl bei bem «ü^lein „de comitiis^ totHSftü 6pengUr
(a^a^er, e. 80) fd^on am 3. gebmar entartet, iebenfaS« an bie f^*
5M tnmecbuigcit uiib Qeoeife.
iMi^imtig 1« bcnta. 8dbt fiiib BmH9 am 13. Whci Mcaint (Btiht^
ntann, MttSgc I, 908). !Dt9V^ lantt bie Kfaffirag ut^t cifl ia bat
Wtti folleii.
e. SSO. 9cocg: Ceibemann, 8eittlge I, 207f. eurfl^aibt,
eticf»c4fc(, 190. be IB. IT, 218. 252. «nbm »ansnng: C?. «. '96,9.
»ibcr b. 9Rat(»(cr: 6. 1. '25, 108 dum tugbrud e. 99. u. 137). 2)eS
{>cr)Ogg Innoort ^b., @. 129. be SB. IV, 276. eedenborf III, 16.
«oOe: Stande, Oef((. bct «aOef^en 9lef ., «afle 1841, @. 10@ff. {»et«'
betg, (Sef<». t>. «ofle U («ofle 1891), 87 ff. C. B. U, 493. 495.
e. 381« ütkiten: C. R. n, 488. ^faltet: 6. «. 87, 104 (Dgl.
ba)n ftSfkUn I, 251 n. 658); be SB. lY, 214f. etf^ienen bteSci^t im
SRoi; i»gl. SRa^et, Spengleriana, 89. ®ummanen: (S. 9. 87, 250.
G. B. II, 501. Spengl. 91. 102. Anal. Lnth., 182. ^. etfd^tenes C.B.
II, 628. SRatt^. X. $teb. iß offenbat l^tet gan) niiiitDetUlffig. ^hro)>]^etai:
be SB. lY, 810. 812. 841. Ctuciget tc: C. B. XI, 886. Sorrebe: S.«.
63, e.42. 2:itel: bei 8ittbfeil, Sct)ei^iiig b. Ottginalongg., @. 5.
e. S8S. H^oUgie: C. B. U, 494 n. 501. 2)a6 Sutl^ nid^t an eine
fibetfe«nng bo^te, toie €^^eng(et (SRa^et o. a. O., @. 85) auf $Stcn«
fagcn l^tn betmntete, etgiebt f^on bag nunc a. a. O., fetnet be SB. lY,
310. — 147. ^f.: (B. «. 41, 151 ff. be ®. lY, 821. Anal. Lnth., 174.
€^on Anfang 1582 rtf^ienen. Sogt, Sngenl^geng Stiefto., @. 123. — Boa
bet ing dal^t 1581 (t>gL JtB^tin UI, 661) in fe^jenben @<i^ft Ezemplom
theologiae et doctrinae papistieae tül^tt tod^l nnt bic Sott, bon 2nt^
^et. Opp. ▼. arg. YII, 20.
e. S8S. $teu6en: Anal. Lnth., 175 f. 187 f. 3eitf4 f. JT.«-®. XI,
284. 8on b. ^^tdä^ttn k.: (S. 91. 81, 214, ctf^ien Inf. Sannat. Bogt,
Bngenl^geng S9tiefn>ed(fel, 128. (Sbttf^. d. b. ^nn: Setic^t tom 25. 9h>t).
1531 (enoSl^nt bei (Sotneling, fBtebett&ifet II, 57). Ot. Skim. St^it)
Beg. B., p. 498, 9h. 2 n. 6, cntl^(t n. a. fel^t inteteffante :93etenntniffe
t>on 9ReI((iot 9tinr.
e. 384. a»e«f4: »nttl^atbt, 192ff. $teget, £tf(i^teben, 105.
gfit ba« @^tcte ßöfinn II, 448. Gel^aU: SBeim.at«. Beg. 0., p. 115.
B. B. 1. — a:enetttng: be SB. IV, 251. 298. 320. 432. »oigt, »rief*
me^fel Betül^nttet GeUl^tten, 168. — Sßattin: be SB. lY, 820. ©ein $ate
9UebefeI: 419. 3nm 2)atnni: ©eibemann, @tfle $falment>otlefnng I,
Xn. — ?kinl: be 2B. lY, 436.
e. 385. «angmnflf : be S. lY. 862. 477. 535. Sifc^teben ang iener
3eit toon (Sotbatng, ed. SBtam^etmet^et, ^atte 1885; bon ^laginl^ffen,
ed. ?teget, ?ei<)5ig 1888. — gteibetg: ^teget, @. 26, «t. 87.
6. 38((. 3ti)i<fan, «angmann, Sotbatng: befö. YI, 437; lY, 227 ff.
241ff. 250f. 260. 264ff. 274. 287ff. 312. 817. 843. X^. Äolbe, AnaL
Lnih., 167 ff. «t^. f. ffi^f (»ef*.1884, @. 838. — gamntu«: be ®.IV,
348. - Äloflet: «ntf^atbt, 202; tgl. be SB. Y, 449.
Sbtmerlnngen unb Semeife. 597
6. S87. ittttfiitfl unb eigne jtranfl^it: be£3.d41. 347. 856. C. B. II,
563. 2)e9 fttttfüt^en iBedt&bni« : e^xUotm bei SR e n de n II, 1129 unb bei mtl
II, 607 im «nf^lag fftr bie ^tnbenten b. 19. tlug. dagegen C. B.
II, 608, ber 18. CBabrfd^einfi« Mt ber 19. ber bafüt befümmte %a^,
ober bie 9eerbigung mutbe (nulla mora erat, qxda corpus iam foetorem
oontrazerat, Spal., t>gt Z\]6it. IV, 229) befd^leunigt. @palatin tt)at ni^t
zugegen. Dioden: $ reg er, Xx\^x,, 119. 2>ie Seid^^rebigten, iwn benen
eine 2)ietn4, bie )n>eUe (Sructger nad^gef^rieben l^e (Anal. Lutb., 182).
(S. ^.' 18, 189. Gebiet unb ^Seflament: aAenden U, 1130.
®« S88. ^tnU lU, 229ff. «ucer: %^, StoXU, fixt, föittenberger
leouforbie bei ^ergog, 9tealenc9t(o)>5bie 'XVII, 222 ff.
@. 390. 3mingli9 24>b: (Sfd^er, ^lauben9^arteien in ber @4n)ei^
Shranenfelb 1882. (S.(Sgn, @4la4t bei leo^pel 1873. ©t&l^eHn in feinem
treffCii^en «rtitel „S^ingix'', bei ©erjog, ffttaimctfti. '. d. «egolb, «efor-
mation9gef4., 2>, 633 ff.
5. 391« (Sri(l(ffon, 3mingli9 Zot unb bcffen lOeurteilung burd^ bie
3eitgenof[en, ^tragburg 1883 (mit bielen falfd^en Urteilen ht» S^faffer9),
ebb. e. 24, ünm. über ben 2:obe9tag OerolanM>ab9. be &. IV, 326. 329.
348. Anal^Luth., 187; t)gl. 3ätf*r. f. Ä.-®. XI, 284, aber »enn, toie
fanm <mber9 bentbar, S^tofU^ene^, Anal. 202, Don ienem ^nbbrief f^reibt,
utügte berfetbe biel früher gefcbrieben fein unb flc^ mit bem lOdef be9 giirßen
(Anal. 175) geheni^t l^aben. iRur fo ertlärt ftd(> anc^ Sut^er9 (Sntf^ulbignng
tt>egen feines @Sumen8. 3ebenfan9 l^at SUbre^t me^rfad^ eine InSIegung
ton 3oi^. 6 erbeten unb fle in be IB. 348 ff. ni^t gefe^en.
6. 392 ff. $oL Btt^. nomentlid^ )>. Segolb, 92eformation«gef4td^te,
@. 641ff. «anle III, 295ff. SWaurenbrecber, 335ff. 3. gider,
^tten^de )u ben 9leUgii>n9i»er]^bIungen be9 9(ei(b9tag9 i^n 9{egen9bnrg
1532. 3eitf*r. f. Ä.-®. XII, 583; IJier, @. 595, bie flarjle 3«fa«tmen-
fieHung ber ^rotefiantifd^en gotberungen. lipologie: ©polatin berietet über bie
@d^tt>einfurter Ikrl^bluugen (Sdm. %xäf,, Beg: 0. f. 22 AA., p. 103 ff.),
bag bie <ä^ner anfangt dise wort gebraucht ynser Confession vnd asser-
tion vnd das wort Apologia lang nicht leiden noch dulden wollen. —
O. SBindelmann, 2)er f^moltolbif^e iSunb 1530—1532 unb ber mtü*
berger 9icligion9friebe, ©tragburg 1892, ionnte nidbt mel^r benn^t »erben,
gütiger: be ffi. IV, 281 (©url^., 196) 335; VI, 134; IV, 366f. 369
(©nrf^., 205) 372. 380 (öurflj., 206) 382ff. Sanbgraf: $reger, 72.
©apem: be «B. IV, 371 f.
e* 396 ff« «einri« vm.: 8ufd^, $a @tur) be9 Jtarb. »olfei^ k.,
«>ifl.2af*enb.6.8.K,41ff. 8rof«, öef^.b, (gngl, n.©b.l890,@.210ff.
6* 396. 8on ben beiben entarten: be SB. IV, 295, ergiebt fii^ fi^n
n>egen be9 me^r )>erf 9n(id^en (Ei^orotterS ba8 )n>eite M ba9 urf)>rfinglid^e, UHie
buri!^ ?ettj in Seitfd^r. f. Ä.-®. FV, 137, unb «ogt, I^eot @tub. unb
Stnt 1885, @. 725, befifitigt n)trb. 8ea(^ten8n)ert ifi, bag bie ©ugenl^genf((e
5W Hnmettttttgen nnb ISeiodfe.
%h\ÖfAU bcn bd be IB. in B. fc^totben ^ffit9 über tie ^ot^flomk ^t
(ebb. 6. 731). Za SRdon^t^oiie tetaibteit (C. R. II, 520) bom Sng.,
2ttt^ bom 8. etj^t batUrt (ebb.), ivitb man ni^t, toie ilSßltn H, 263,
fagen bftrfen: SRdanibt^n toagte biefen (Manien (^ntl^t«) ong^nfil^tes.
fBManöft^ ifl bietmc^r bet Uii^cber ber gonien S^tie. Sg(. and^ nidse
tttgfft^ntngen in 3eitf4r. f. «.-«. XIU, 576f. - ¥rtger, %i^^., 118.
C. S»7. be ». IV, 627.
C M8. Ontt^arbt, Mfitat, 119. Snflnitt: Stifter, iltr^cnoibn.
I, 226. eer^fli^tttng: tnaf^p, Or. d. J. Jona, p. 17. C. B. Xn, 6f.
9atn(t5tg^atttten: Lib. dec 152. 158. Otebnrtgtag: be 9S. lY, 414
ttanfU^teit: ebb. 401. Anal. Luth. 184f.; IV, 448. 8strflftarbt, 213.
Spengkriana, 99. 113.
C SMf. tirc^orbnnng: IBittenberget bei gSrfitmann, 92enegUr«
rnnbenbn<!( I, 880. be IB. IV, 476. <fikgen bag S)ttt(fen bet ttnteii»
orbnnngen: IV, 525. -Oann: belB. IV, 887.462; Dg(. C. B. II, 656; ba»
felbfl )n Icfen: oerte politica eicommonicatio tentanda (nid^t mntanda),
bgt dtommel, 9^Ui4>p bon «effen II, 116. be ». IV, 497. 9lftni(etg
nnb Otanbenbntg: X^. tolbe, Orieftoe^fd }»if^ 9eorg «>on ^ranbenl.
nnb 8ut^er. 3eltWr. f. «.-«., Xm, 818. be ©. IV, 307. 387. 401.
445. 455. 465. 470. 480 ff. (cf. Spengleriana, 125). C. B. II, 648. 670.
Anal. Lnth., 179. 185. 190. 195. 196. Vlatftx, SpengL, 112. 119.121?.
125f. IdOf. eeibemann, in £^l. f^tub. u. ftcit 1878, e. 320. Bor
&üäft no(b WlHiUx, Ofianbet, 176 ff.
S. 401. «nl^U: be ». IV, d90f. 402. 481. 489 ff. 460. 488. 504.
525. 529. 531. 587. 539 (VI, 149) 540 f. 543 (öttT». 223) 563. 574 tc;
VI, 150 f. 153 u. öfter. Anal. Lnth., 194. 199. 201. Sonagbr: 1, 186f.
204. 219. 218. 220.
S. 408 f. ^r)og (S^eorg u. 8nt^: Bum Ganzen @ ei bensann, Od«
trage I,128ff. Seitf*. f. Wor.XM- 1874, 120ff. be ffi. VI, 135; IV,
443 (VI, 141); VI, 148; IV, 476. ©urf^arbt, 212. 214.— ^.«.31,
227f. Sm 3uli erf^ienen be S». IV, 471; Dgl. ©nrt^arbt, 214f. 477.
S. 404. ftlcine Xntmort: (S. S. 81, 269. eeibemann, t3eitr. I,
149. be Iß. IV, 578 ff. »urt^arbt, 225ff. eetfenborff III, 60. 2)ie
^däft ging aber noÄ toeiter. S)er ©rief t>om 80. ä^ai 1585 abfd^riftTit
im Srd^ii» }u ÜRarbnrg. ^r t>on ©eibentann, ^ntl^rbriefe, 48, itnb ton
©urt^arbt, 246, aufgenommene ©rief an ®eorg xoifl gar nid^t t>on?nt^
gefd^rieben fein.
8. 405. <Srotng: be SB. IV, 811. ^rafft, ©riefe nnb 2>otnmente,
@. 71. 3. ©oigt, ©rief»e(«fel ber berü^eßen (Büt^xttü 1841, @. 161 ff.
@itrau6, U. t). ^ntten, 2. Xnfl., €}. 564; t>g(. 8ntber« ©orrd)en |n bes
^rebigten b. 91. (S^rofner, (S. 91. 68, 800. itam^fd^ulte, de Croto etc.,
©onn 1862, @. 17.
S. 406. ©d^urt: ©rief5n(!^ 11, 175ff. S^ai^er, Spengleriana, 127.
S(nmertnngen itnb Setoeife. 599
142. ffiicd: ftatocratt bei ©erjog, «calencvH. 17, 241ff. be SB. IV,
311. 385. 488. Anal. Luth., 183. C. R. U, 678.
@. 407. SBintetmeffe: (S. ^. 31, 307, ed. ftattxtau, 92eubnt(fe,
9lx. 50. ftametau l^at bie S3e)ie^ung auf Sicel fd^on rtd^tig erfanntr be«
fct^rSntt fte ober u>o^( unrid^tig auf SBicel« Kntritt9))rebigt. 2)ett ^d^lfiffd
giebt btclmel^T <@. 71. 2)ana4 tt>ttb man too^t me^r an ben €^ttcit über bie
Stirbt unb \\itixtfi an SBiceM „IkYtlSTung be9 9. Aa^itel9 unfere9 l^igen
Glauben«'' 1533 benten muffen, obtool^l Sntl^et augiebt, teine @ette bon il^m
getefen in l^ben (be SB. IV, 508), unb erf! auf 9lm9borf9 Seranlaffuug
eine befonbere ^rift bon ber tird^ in feinem ^9riefe bon ber SBintelmeffe'',
(S. H. 31, 388, antünbigt. — Anal. Luth., 198. be fö. IV, 498 ff. 3ona0-
briefe I, 204.
@. 409. (Sohlen«: bei itatoetau, föintelmeffe, e. 71. «rief bonber
SBintetmefle: befö. IV, 534.535. 9Re)^eT,Spengleriana,151. (S. $[. 31, 379.
@. 409f. (Sra«mu0 k., S(m9borf: SBitteub. 8u«g. II, 527 (föald^
XVH, 9(n^. 2505). 9{eue9 Sefiament: «of ßebe be (S^toot, Sl^eot @tub.
u. Ärit 1884, 325 ff. *an«: be ffi. IV, 497. SReL: C. R. II, 617.
^t^, (Sra9mu« 11,432. (SotbinuS: Opp. v. arg. VII, 1528. ürafft,
I9riefe u. 2)ot, 73. be fö. IV, 508 (Carpensis ille, @. 514. Albertna Pins,
Graf )). datpx cf. ^eg, (Sra9mu0 I, 482), gef^r. iRSr) 1534: C. B. II,
709. be ©. III, 568 (1584). ffiicel, Epist. IV, fc^reibt an 3o^. ^aner
am 28. SDlSrs, bag i^m t)or 6 SSagen Sut^rQ ©d^rift }u (^efid^t getommen
fei. (Sra^mu«' Kntu>ort: Opp. X, 1538. be SB. IV, 545. 3taL (S^egner:
(Sruritt« cf. $e6, (Sra8mu9 II, 456. 2:ob: ft rafft, 75ff. Sauterbad^,
Stifd^r., 114 u. oft
e. 411. S3üiter onberer: be SB. IV, 587.
e. 412. «audpofHOe: (S. 9(.' 1-6. Sgl. barüber Anal. Luth., 387.
Slößlin II, 273. 301. Sorlef.: ebb. 272*, gegen beffen Smial^me einer
itt)eiten Sorlefung über bie Keinen ^xop^ttm itoffmane, in Sut^ IB.
ffi. a. ö. 13, XXX IT. ©alaterbr: 9lene SWitteU. VII, 3. W-, @. W.
(Sern, im @a(.: ((S. a.) 8b. I U. — $eter »arbter: (5. %. 28, 214. be S.
I, 63. eeibemann, ^eip). 2)i8)>., ®. 100. Anal. Luth., 209. be Iß.
IV, 666; V, 101. C. R. II, 794.896. C. «. 52, 358. Sanier badj,
129. 3ona9br. 1, 280. 402. $eter (ieg mit bem gamiliennamen 9e9tenborff,
fo @d^leu9ner, Sntl^S 2)id(tnngen, Wittenberg 1892, @. 68, aber
mit fatff^ 3a]^re9angabe.
@. 41S. 101. $falm: (S. «. 39, 265 f.
S. 414. eibelübierf.: be SB. IV, 518. 2)er 2)mdt »urbe »al^rf ^einli^i
fel^r befd^Iennigt; bgt IV, 539. 541. 548. (Snbe 92obember fd^on an«gegeben.
ftrafft, Briefen. !3)o{. 72.--'Apott^p^: SB.(S^rimm, 2:ieo(. @tnb. nnb
Ärit. 1883, @. 376 ff. 3) er f., Seitfcbr. f. SBiff. 2:^1. 1872, @. 021.
iRaver, Spengleriana, 164. (Cod^Iend: An expediat laicis legere nori
testamenü libros lingua vemacnla. 1533; B. 4.
€00 Ismcrtnngca imb QeiDdfc
C* 41ft. Zfltfmhieg: ». 9e}0tb a. a. O., 648{f. OfirttemBctg: ^.
e 666ff. 3. «BUle, $^. b. Qh»6m. sc Xfib. 1882. Snt^: iOnt!-
(atbt, 221. be ». IV, 55L eetfenborf in, 74.
e. 41t. iloban: IBiUe a. o. O., @. 205. ffiiitdelmaitii, IM
Scmfigc »on toben nnb Wen. 3eitf4r. f. t.'9. XI, 212 ff. 2)cr £Qt
crgiibt, tvie »dt i4 tB. bdfHmmc. SRon mixb batin, bag S^btnasib ge^
inrnngen mntbc, anf eine mtt bebtngte Xnettouiititg ber ÜSniggtoüibc cuis«
ge^tt, bo4 (inen großen poltttfiien <8tfolg fe^ mflffen , locnn bcifdbe mSi
nur ein ongenMifttic^ toax, 9t. ». ^iUencron, ^^ ^oltgtkber IV, «9.
Ottttemb.: «offert, QfiTttemberg u. Sonffen. 8er. f. 9tef.«<». V, VI.
8gL an4 bie treiffenben 8enierhtngen bei ». 9e)olb a. o. O., 660.
e. 417. tSiccI: Epist. üb. III, 24. Sng. 1&34. Senebig: 9hmtiataT«
beriete ong 2)eutf4(anb, 9ot^ 1892, ed. griebenSbnrg I, 260f.
0. 418. Bn ^offmonn tigL 9nm. in e. 311, too ^^ffmann" ßott
^ofmonn su Ufen ip.
e. 41». Stiefel: IV, 463. 474. 490.598. Anal. Laib., 197. «nre-
^arbt, 216. ec^r» Orlcfb. U, 178. C. R. H, 790. tarne ran, bei
«er)og XIV, 708.
e. 420 f. XSufer: (Corneling, Okfd^ beS äRünfierifd^en fbiftn^,
II. 8b. S. telUr, ^fd^. ber &icbert8nfer. iRünper 1880. Sonbgtaf:
». »egolb, «ef., @. 703. miit a, a. O., ©. 20öff. ©afe, Slaie
^p]^ten. 2. H., Scip)ig 1861. dtottmonn: 9. tnaafe, mtmüta\^
92enbm(fc, 77. 8b4n.
«. 481 f. ?utl^r «. b. Xtofer. be Ö. IV, 547. 563; VI, 152.
C. R. U, 997; 111, 12 ff. 14 f. 28 ff. «otwben: (S. «. 63, 331 ff. Oa^
loterbrief, @. 8ff. XcnfelS (»rogmntter: bei ^afe, yitnt $rop]^ten, 145.
5. 4St. 3u ben (Sintrad^t8t)er^blnngett @. 423—433 fie^ bie Be-
lege in meinem anSfü^rUd^en Strtilel „SSittenberger (Soncorbie" in bei
X^I. «eolenci^nopabte', 8b. 17, 223 ff. gcantfurt: (S. «. '26, 370.
Spengleriana, 166. ÜBjItin II, 323. 9ReL über ba9 Slbenbmal^l in Ur
atten ftir^e u. q.: C. R. II, 687.
0. 424. Kommentar jum <2^alaterbrief II, 334.
e. 485. ^t^i be SB. IV, 611 ff.
e. 486. «ät^c: 620 ff. passim. «ibedefen: 645. 649.
6. 488. Ulbrc^t: 21. San. 1535, etaatSan^it) in 2)regben. SBicd:
EpistoL, p. üb. qiib. 2)a9 ton Strobet, 8eitr5ge )nr ^teratnr
I, 347 ff. abgebmdte $a9qmll »o^l enttt)eber i9on iQBicel felbff, ober »oo
^fenberg. S)afür fprec^ einige 8e)iel^nngen in bem angefül^rten Briefe.
e. 484. ©efanbtf^aft: Raynaldas Ann. ad 1533, §7.8. Sa(<(
XVI, 2284 f. Sßerbung b. ®ef.: ebb. 2261 (8onebe, »ie fibon ^naafe,
Seitf^r. f. Intl^ Zf^tol 1876, e. 360, ri^ttg bcmerft, ni((t Don £nt^).
3um 2)ru(i: Sergeiio bei ^riebengbnrg, IRnntiatnrberu^te ang 2)entf(^
lanb, ©ot^a 1892, 1. «b. I, 118.
Slnmetfungen unb Setoeife. 601
®* 485> bc ©. IV, 292. 454. (bgt «urf^arbt, 214) 458. C R.n,
655. 661. — 9lm9borf: ©elbemanit, »eitt. I, 168. 9ü(g(, O^ef«.
ber ^n^brudertunjl in ÜRagbebutg, @. 183. Sntto. b. @t5nbe: 0Sat4
XVI, 2281 f[. Sgl. au4 9»autenbre4(t, «atl». 9lef., (S. 365. ^ie
ttod^ t>on ^Sptin II, 369 für e^t angefe^ene ©d^ttft: ,,$(u8f(I^Tet6uug eutee
l^eUtdext, freien, «rißUd^en (Soncitiumd 1535'' {d, ^. 31, 411), beren Original-
rejenfion ber jebenfalld bor bem £obe be9 (SlemenS gefd^riebene lateinifd^e
2:qct ifl, ifi nid^t bon Sntl^er. — @corg: (9eg, 2)ie ftlofiert>ifttationen be9
^rjog« ®. ö. @., 8ei^)5ig 1888, @. 48ff.
®. 486. 2)er toon »rieger, 3ettf(!^r. für ^.*(S. V, 619 mitgeteilte
iQ3eri(!6t avA fpSterer 3eit, auf ben bergen rötl^er, JtongiUengefd^id^te IX,
827 fi4 beruft, giebt tänedtt>eg9 bie allgemeine Stimmung bei f. Sal^l toieber,
t>gt bie tnteref[anten Urteile be9 3ol^. t>. (Sampen au9 ben Greifen be9
^eanber unb 9leginalb $olu9 bei g. $i)>ler, SeitrSge jur ®ef4. ber ^t-
naiffonce u. M ^umani9mu9 k. in 3eitf4^- für bie ©efd^. u. ^tertnm9«
funbc (grmlanb« 1890, @. 517, unb grieben^burg, in iRuntiatnrberidJte
1, 57 ff. @. 324 ff. 3u «ergerio unb $aul ni. bie treffli(^e (Sinleitnng
Srieben^burg^ in 9htntiaturber. , 1. 8b. dlnglanb: $urf(arbt,
»ricf».,232. beffi,IV,630.632. «ur!l^arbt,242f. be» IV, 662. 668 f.
670f. 683. 688. Jutl^ flcttt ^\tn gegen bie «ßribotmeffe, todl bie (Sng-
lättber an berfelben feß^alten »ollen. C. B. lU, 12; t)gl. be SB. III, 645.
670. — C. B. III, 26 ff. passim. 49 ff. passim. Sut^erS Qrief an Srom-
n^ell: Anal. Lnth., 213.
S. 437* £)penei(l^: grieben^burg a. a. O., @. 61 f. i9.)@egolb,
664. SWeland^t^on: C. R. II, 907 ff.
®« 43Sf* Soa^im IL: griebenSburg I, 465. 9krgerio9 Sendet:
ebb. I, 539 f. 2)ap Bai 4 XVI, 2293. (^egen feinen »erid^t, tt>onad^
9Re6fd^ Sutl^er eingelaben, beflStigt Sergerio bie eigene (Sinlabung ebb. 2302.
9luf ben 8eri4t bei @arpi, hist. trid. I, 574 ifl {eine Stüdfid^t au nel^men.
SBenn Sergerio »irtlid^ Sut^er eine berartige 9lebe gel^alten, bann toaxt fein
eigener «erid^t böttig untoa^r. be ©. IV, 648. 655. C. K. n, 782. 896.
973. 979 ff. 990. 991 ff. 3» «nglanb bgl. «um. gu @. 436 ff.
S. 440f. SBiener Skrl^anblung: ffiintelmann in 3eitfd^r. f. je.-<$.
XI, 231 ff. !3)ie Begleitungen auf ben bamaligcn Vertrag: C. B. III, 99.
«Prag: grieben«burg, »hintiaturber. I, 553. C. R. II, 979f. 992. 1018.
@d(malfolben : 9aumgarten III, 271.
0. 443. 3n ben Serl^anblungen* über ba8 ^onnl ^gt meinen 9lrt.
^©djmalfalbifdje Krtilel'' in ber proteft Siealenc^flopäbie' 13, 591 ff.
e. 44* f. Äranf^eit: be ffi. V, 7. 27. iRümberg: be ©. VI, 176.
C. R. lU, 173. 190ff. Anal. Luth., 272. Suriflen: be SB. V, 26. Über
SReland^tl^onS Begiel^nngen gn ben ))olnifd(en 8ifdb9fen toerbe id( auf (^mnb
ungebructten iRaterialS an anbcrer ©teile berid^ten. (Corbatud: C. B. II,
159ff.l79ff.l98ff. 203 ff. 206 ic. Anal. Lnth., 264. 268 ff. 277. ©ram-
602 Xnmettttngcn tmb OciDctfc.
ptlmt^tx, Xogc&n^ flkr 2vt^ gef. t>. (Cotbatn«, ^aSe 1885. 3n bcn
9)0Dembet 1&36 ge^Stt toal^tf^cinttd^ ber fel^r ait9gef4iitfi(fte Sett^t üt
Oo^^oUetf SRfIr. bei eeibemann, «x«. f. f5i»f. <8ef(». 1876, e. 193 jn
Ongoi^eiie Vttbigt, bmn 3n^t ftdtt4 gani anter9 (atttelc; AnaL Luth.,
270. Bnm 9etfl4t »on SRdan^t^on« Sln^tgebanten; t>g(. C. R. III, 193.
9. 444. 9oi!^)tit: Ir^ii» )it (Co6itrg. 9Re(. Loci; 3ona9 ^tte t§m
bie baitf4< Überfctung übetgeben, bie ber Shttfürfl übertefen, ber ben Xr-
tild wm eattomtat nttb 3ufKfitattott in für) be^nbelt fanb, toedl^ er
bnrd^ 9rfi(t Sut^ attffotbern ISgt, b«9 ^entf(^ nnb ^atctnifd^ batoufi^m
)ii )»erglci4eii, ^ba e9 üt Latein ttmA gebcffert'', er fei berietet, „ho» in
latc^niM efeßd^ Wengel fein fotb". Mont. Dionysii 1536, fßtxm. 9r4.
Reg. N. pag. 408, No.l99. 7. Uttgencme^ 9legefi bei enrtl^arbt, 267.
e. 447. «S^^latin« 8emerfungctt: C. B. III, 236.
6. 448. ^nto^tett: be 9B. V, 51 f. iBerbanbtnngen : Anal. Lnth., 2%.
etra6b. )>of. ^orrefp. II, 414. SRct. u. 9^mp)>: ebb., 430.
e. 449. ^oIiafcH: «aumgarten,itar( V.,111, 283f. 291 ff. ^rf.,
Seitf^r. f. (S^ef(bi4t8iDiff. VI, 281 ff. 3utit Otonjen meinen fixtM in
IJrotep. «ealencvn. » 13, 591 ff.
6. 450. (Soncorbie : SR ein 91rt. in ^roteil. dteolenc^K. 17, 222. 9hinmt
man bie 3Ritteilnng 2)ietri4« (C. R. Ill, 371) snfammen mit ber 9n^
laffnng ber C^tragbnrger (bei Sird), fo »irb ni^t p sn>c{fetn fein, bag bie
(Soncorbie für abgcfd^loffen galt. $rebtgt t>om 8. gebr. : be fö. V, 49, Dom 11.
(8. «. 23, 239, t)om 18. (ö. ««rer rebigiert C. R. lU, 355). iS. «. ^ 19, 260.
e. 451. Ärant^t: be ®. V, 49.57 ff.; VI, 184. AnaLLnth., 297-301.
©urt^arbt, 3eitf*. f. fir*l. ffiiff. 1882, @.353. C. R. IV, 268 ff. 271.
291 f. 296 f. 299 ff. 308. 313. 325 ff. 329 ff.
e. 458. ^reb.: C. R. III, 356. 513. Anal, 308 f. (g. «. 40, 38 ff.
«nrtl^arbt, 311. 2)a9 (Stnjetne bei ^dfltin II, 435. — Vicenza: Gae-
tano Capasso, I Legati al concilio di Vicenza del 1538, Venezia 1892.
Donatio Const.: (S. 9.' 25, 206. 9{cformation9t>orf4lag {„^at^öfiaq" k.)
ebb., @. 249. (3ur (Sntfiel^ung überaU bie (Sinleitnng )»on (SnberS ^u
t>erg(ei(ben.) e^maltatb. %xt,: ebb. 163. 2)rei «Si^mboU: iS. 9. 23, 257.
Weitere ©d^riften, bie für bie (Snttt)i(fe(ung ol^ne Gelang |inb, bei ASßlin
II, 405 ff. »on ben Äonjitien: (5. Il.*25, 278. (gnber«* ©nt. ebb., baju
Santerbadft« Sagebu^, 17. 3ona0br. I, 312. 315.
6. 460. (£orbatu9: C. III, 341 ff. 2)i9)>ntation : ftnaafe, Beitf^r.
f. tnt^. Xljeol. 1876, @. 364. C. R. III, 385. 594 f. 602. 634. AnaL
332.
6. 461f. @4enf: ^eibemanng Oac. @(l^., 2f^pm 1^75, @. 23f.)
^eurteilnng be8 beginn« be9 @treite8 ifl eine unrtd^tige, für ^ifynt Dor«
eingenommene. (59 ifl übrigeng la UaäfUn, bag ber fturfürfl f^n am
5. äRai (C. R. III, 366), alfo t>or bem «riefmetbfel @<^(9 mit ^üan6f<
ti^on, bie t)on te^terem t>ertretene ^nfi^t über baS 9ibenbma^t at9 eine in
9nmet!ungen unb 8etodfe. 603
SEßittenberg torfommenbe besei^net (ballet tDOl^l ba9 nngeted^tfertigte et*
benten 51 0 |l ( i n 0 II, 675, %ma. in 460, bet ttu (5. ol^ne ®runb bie dufd^rif t an
SQx&d mit bem Briefe b(9fcl5en tom 16. @e)>t. in iBetbinbnng bringt, benn
btr »rief »rüd«, C. B. III, 427, be^ic^t fid^ nnr auf bie ©d^ntfd^ %n^
geUgenl^it). & [it^t fo au9, al8 babe ©^enf, ber ÜReland^t^on« 9ln|i(^t
)»te]Iet^t f^on tonnte, biefem eine gaQe |leQen tDOlIen. —
6* 468. SJteland^tl^on: C. B. III, 390. 396. ywaixorvQawig, 398
ton ftd|llin II, 675, Unm. in @. 468, ri^tig auf iD^etand^t^ond grau
gebeutet, ^ielleid^t entfprid^t bie (Sl^arafterifierung berfelben bei Semniu^,
)>gl. j^atoeran, Sgricola, @. 125, bag |ie |i4 überall ^urüdgefe^t ffi^tte,
ber ^irtlid^feit (übrigen« i^ bie Slutorf^aft bed Semniu« fragU^. 2^ie o. a. O.
@. 127 citierte 2:ifd^rebenflel][e bejiel^t fi^ auf bie, ^atoerau mie fd^eint
nid^t betannte, Monachopomomachia). — 398. 427. (Dorau9gegangen
xoaren Ser^nbütngen im 9lngu{i; Anal. Lnth., 308) 439. — 2)a6 Sutber
nid^t meiter mit ä)>{eIand(t^on terbanbeln iDoUte, gel^t barau9 l^ert^or, bag
et nid^t fo traut n>ar, um mit flgricola nad^ ber Slbreife be8 Ihirffirften in
Wl^anbeto. 3<itf*r. f. Ä.-®. IV, 306.
5. 466. Kgricola« ^t\tn: Op. v. arg. IV, 420f. (togl. görflemann,
91. Urt, 313ff.), bann jum Oanjen ®. Äametau, Seitfdjt. f. Ä.-©. IV,
1880, @. 299 ff. u. 437 ff., unb be«f. 3. «gricota, «erttn 1881. 3) er f.,
(£. ®fittel, $aae 1882, e. 72 ff. 3m %ti^ nid^t befonberd ermäl^nte ^anpu
fdjriften: ©iber bie «nrtnomer: (S. %. 32,1. be ©. V, 147 ff., i>gT. 3eitf(^r.
f. St.'®. 1880, @. 312 ff. ©eric^t i)on ©«leben« falf^er Se^re (1540):
iS, 9. 32, 64; beffer görfiemaun a. a. O., @. 321.
e. 468. ®rei«: be ©. V, 105. fianterbad^, 70.
6. 469. $aile: graute, ®efd^. ber ^aQifi^en 9lcf ormation , ^aüe
1841, @. 112ff. «>erftberg, ®efd>. ber @tabt «atte, «>aae 1891. U,93ff.
2)er im Zti^t tttoä^ntt, h\9^x nugebrud te ©rief Sutl^r« n>irb bemnSd^jl t>on
mir in ber Beitfd^r. f. $t,'®. t>erSffentUd^t »erben.
@. 470. @4(ini6: $ülge, ftarbinat mbt. unb $. @d^ent, in ÜRagbe«
bnrger ®efd^i(^t«bl., 24. ©b. 1889, übrigen« mit ber entft^iebenen 2:enbeni,
W>xtdit )U rechtfertigen, unter mand^en fd^iefen Urteilen. — be ®. IV, 614;
)nr Beurteilung 9tabe« ^ülge, @. 21. %. @45ni« iD^itte 3an. 1536 in
ffiittenberg: Äateeran, 3ona«br. I, 234. be ©. IV, 676 (ögl. VI, 548.
C. B. III, 42. 3)anad( jebenfatt« fc^on au« bem 3anuar. 2)ie ©ebenten
«>ülge«, @. 61, unbegrünbet). ©eiter barüber be ©. VI, 166. 170 ff.
174; V, 21.; VI, 175; V, 34. ©urtljarbt 264. 3ona«br. I, 247f.
250. 255 ff. 260 ff. 265 ff. 273. 277. 8auterba#« Sageb. 15. 31. 95. 100.
©ote: 134.
0. 472. Semniu«: @trobeI, Seben unb €^(^nften @im. ^emnii.
mxnh. u. mtenb. 1792 (audj S». öeitr. III, 1). Anal. Luth., 311. 318. 321.
326. 327. (grnfirung: be ©. VI, 199. ©urtbarbt, 300ff. fiauter-
haäf, 137. C. B. 543ff. 549 ff. 557. 572. 593. 595. 597. 3otta«br.,
604 Xnmetfittiiten nnb Qcioeife.
I, 294. Monachopornomachia in einem 9lenVtn(i ®rfif[der SiBIioj^l^iUn!
8imoniB Lemnii Latratos poetiei Cosmopoli 1866. 2)tt ^n^fil^rift beS
toinitt9 (ot Dor tox^m (C. )». ^Sfler an9 ber Stttenbcrget ^anbfi^
in bcn 6itnn996ert4ten ber t9nigL eB^ta. (iefettf^aft ber SBiffotfd^. 1892
mit ebenfo Diel Unfenutni9 ber t]^tf54li4en 8er^tniffe otö Qe^ft^
gegen 8nt^ ^onSgegeben. ^ (EricinS: Andreae Cridi carmina, ed. Gas.
Morawski (Corp. antiqniss. Poetamm Poloniae Latinor. toL tertiiun) Gra-
coviae 1888.
e. 473. 9l(r. t>on ^renfien: X\äfadtxt, Urfnnbenbut^ II, 372if.
be S. V, 124. iRaTtgraf Qkorg: 9ln9b<utet 9tc{igiott9atten T. XL It^.
sn 9UknibeTg. Snt^ Stront^ u. f. ».: be fö. V, 123 128. 136. Sanier^
bad», 24. 29. 51. 96. 103. 105. 108 f. 120.
e. 474. {^an«mann« Sob: Sauterba«, 158. be SB. Y, 126.139.
Anal.Lath.,300ff. C.B.UI,606f. O.@4mibt,«an0mann,e.74ff. beS.
Y, 119. Anal. Lnth., 336. — «Biber SUbrec^t : (S. % 32, 14 ff. (}u ^t^r M 96*
flanb Verfolgter »fite aud^ feine für bte ®efamtenttt)i(teluns nntoid^tige nnb
bamm im Xqrt übergangene 9e}ie^nng )U ibl^ll^afe gn ertoal^nen, t>9l
be S. IV, 567; V, 168. 170f. öurt^arbt, 328. 3)er löon »ntl-
l^arbt, Xtx l^ifior. 9an9 ftol^l^afe, Setp)ig 1864, @. 50, nod^ für too^f
fi^einlid^ l^iflorif« gel^altene »efnd» bei 8nt^ ijl, »ie ^Sfllin H, 454 bot«
getl^n, unbe^engt nnb in ba8 9lci4 ber Sutl^legenbe )u t>ertt)eifen.)
S. 475. Senfnr: @e(fenborf III, 251. <C^iOg Sllbred^t: bd
Xfiadert, Urtnnben II, 371, 9lx. 1135.
e. 476. ©anmgarten, Carl V., m, 307ff. 314ff. 350ff.
®. 477 ff. «anfe IV, 82. 86. be SB. V, 169f., i>gl. 117. 3oa*ijn:
nanU IV, 105. 3ur «eurteilung: a)roJ?fen, Oef*. ber ^reufi. ^oM
II, 2, 258. 266. i)eibemann, aicf. in ber SRarf «ranbenbnrg, »erfm
1889. be ®. V, 235 ff., t)gl. C. R. HI, 843. 1083 ff. 1091.
8. 480. @a*fen: «ante IV, 98ff. Äöpiin II, 422ff. gnt^
über Oeorg« 2ob: Xifc^reben IV, 188 ff. 83f*e, Anal. Luth. 1892, @. 57.
®. 481 ff. fieipjig: S^. Äolbe, Anal., 339. (g. «.«20, 242.
©edenbor f III, 218. g. ©eifert, «ef. in 8. 1883. gering, ®n-
fü^mng ber «cf. in iWcigen, 1839, «S. 66. 71. 75. C. R. IH, 726. 728.
744. 754. 3onaÖbr. I, 330—366. 393. be SB. V, 229. 273. 274. -
SWcdlenbnrg: ebb. 181. ©urfl^arbt, 314. ©raunf d^n).*€alenberg : (Srb*
mann, «ef. ton (Söttingen, Oöttingen 1888. ©aljrbt, Äef. Don ^*
noöer, ^ann. 1891.
8. 484 ff. ««ebenere: be SB. H, 458, abertoom27.: Snber« IV, 283.
(Stttac^ten für (gnglanb: be SB. IV, 295. C. R. II, 576. 85gl. bojn S*.
ftolbe, 3eitf(^r. f. Ä. XIII, 576. ^pi^«. ©cmfung baranf in f. Snfhnttioo
füröucer: C. R.III, 854. »gl. baju 8enj, »riefroe^fel 1,352 f. unb ben
ganzen (S^fnr« ton Sen^. 3ur S^orgef4i(3^te an4 jn bead^ten ba9 ^uto^tat
(Smciger« C. R III, 26. Cajetan: Ä3filin, Jut^er nnb 3anf[en, @. 53.
Snmetbtngett unb Setoeife. 605
9ea(!^ten9mett ifl, bag ber Sanbgraf auf ba8 6d i^öflUn a. a. O. aus
3o]^. ©erwarb cittcttc S)c!rct ^a^p ©tegor« III. an «ouifartu« (Jaffe,
Bibl. remm germ. III, 89) fld(f toirtlici berufen l^at; bg(. ^affentamp,
^«itd^cngefd^. Reffen« I, 477 ff. 2enj I, 506. — ©utac^ten: be SB. VI, 238.
3um »etftSnbnt« Sauterbac^« Sagcbuc^, 196. be ©.VI, 251. C. R.
III, 1079. 8ena, ©rief». I, 159. 176. 207. Unrid^tig: «nonjjrau«, Sutljer
unb bie »igamie. ^o(. (Stub. u. ^rit. 1891, e. 564 ff. «tüd übet
SSucet: C. R, III, 795. Argumenta Buceri pro et contra, ed. v. L(öwen-
stein), Äaffcl 1878.
8. 487, engknb: be 3B. V 213 ff. 217. ©gl. au(* Sut^et« Sonebe
iiim ©etenntni« be« ©amc«. (g. H. 63, 397 f.
®. 490, Senj, «rief». I, 393f.
®. 491. be ©. V, 256. Oefanbtf^aft : C. R. m, 397.
6, 493, 3ona«br. I, 393 f. C. R. UI, 1041 ff. bi« 1054. 1062; togt.
«engl, 174ff.
®. 493. aWeland^tlJon« Äranfl^eit: be SB. V, 282 (öom 10. Sunt,
©urfl&arbt, 354). 293ff. 679. Anal., 351. C. R. III, 1045. ~ be 2B.
V, 297. ©urtl^arbt, 498; 356. be SB. VI, 269. C. R. HI, 1060.
1077. 1081.
6. 494. Über Sutl^er« ©ttmmung nac^ beut erften Sefanntmerben au(^
jn bergleid^en bie Xifd^reben bei ©trobel, ©eitrSge jur Sitteratur, @.416.
SKit ben bem ©eraußgeber toie e« fd^eiut unbefannten „severus" @. 419
u. 421 ift natürü^ SBolfgang @4iefec gemeint. 2)afelbfi aud^ anbere gur
i@a(te toid^tige ^[ftenpde. 3" ^ut^erS meiterem iBerl^alten in ber @a(^e
?J^ili^^)«: be ©. VI, 262. 267. 272ff. Senj I, 359ff. X^, Äotbe,
Anal. Luth., 348-366. C. R. III, 1055. «urf^arbt, 352. 361.
®. 495. be S. V, 298 ff. Anal. Lnth. 355. beSB. VI, 275. ©ucer
über Sut^er: 8enj I, 208. 3WeI.: C. R. III, 1080ff.
6. 496. Oflanber k.: Senj I, 373. — ^ofHtte: SBie toeit ^utl^er« «e-
teUigung ge^t, bie Hauptarbeit bürfte bon (Sruciger l^errü^ren, iß ^tneifeH^aft.
@. «über« 5Jonebe |u (g. «.» 7. C. R. IV, 112. — ©ibetüberf.: be SB.
V, 205. Anal. Luth. 355; be SB. V, 318. 323. C. R. IV, 112. 3eitf(^r. f.
Ä. SBiff. 1880, @. 51. aWattlJefluö XII. ?r.
®. 498. Sormfer (Sef^)rSc*: C. R. m, 1122ff. be S. V, 312-323.
327. aiante IV, 137 ff. ^^\i\pp: ^affenfam^, Äirijengefd^. M«»« I.
490 ff. (ein tiel ju »enig bead^tete« ©udj). Senj I, 490ff. Anal., 370 ff.
Sonadbr. I. 405 ff. 411 ff. 415 ff. ®ro)>)>er: Krieger 9 %xtxltl bei (Srfd^
unb ©ruber. S3g(. über i^n an^ ba9 feine Urteil (SalbinS C. R. 39, 203 f.
(gbift: be SB. 317. 322. 3ona8br. I, 412. 8euj I, 223. C. R. IV, 91.
be SB. VI, 281.
S. 499. {>. t). «raunfd^meig: grünere äugerungen Anal. 133. 137.
147. SWorbbrenner: be SB. V, 271. 309. C. R. m, 1093. Äo(be»eJ?,
Hein} )). Solfenbfittel, $aae 1883. $. f. 9t.«@., ^x, 2. SBiber Hau« SBotfl;
Äolbe, ?ut^er. ii. 39
4NN> XttineTtuttgeii nnb 8eiodfe.
9K<mc^rf(l^ 9{ettbni(fe 92t. 28. (S. 9. 26, 1. 3ur (Sat^l^ung an^ 3<maS6r.
I, 418. 421. 3itr ecurtdlnng C. R. 39, 208. An&L, 377. — 2ut^
Stxwf^t: b( ». V» 32a 336. 340. Anal., 374. Bartl^atbt, 372.
e. 600. 3oa4im: C. B. lY, 93f.; bgl. 2cs) I, 311. 529ff. bcSB.
VI, 280 ff.; bgl. Sett) II, 15, 21. 24. Soad^. in SSUtenberg: btf&.Y, 335.
338; »gt. C. R. IV, 140.
e. 501. Sanbgraf: be e. T, 339; t)gl. 337; tgL C. R. III, lOSOff.
n. 1090; IV, 116 f. »ontm ^Mt e9 M ctgentü«? — C. R. IV,
123-131.
e. 608. «eiiWtog: C. R. IV, 122 ff. C. R. 39, 195. 200. 202.
Herminjard, CorrespoDdanoe des Reformatears Vn, 88 sqq. 8g(.
Aatn)>f(l^uU(, (SaMn, 328. Senj, Ottcfmc^fet HL SRanfe IV, 148ff.
Setter, 2)ie StetigionSiBecl^nbdmgeit auf bem 9tet((9tage )u 9t., 3ena 1889.
Sontatini: Spante, ^o^fUI, lö3ff. »rieger, Sotttarint tc, ®i>t^al870.
Vaflor in «ifl. 3a^rb. b. Wrredgefeafd^. I, 321. 2)ittrii3ft, gr., 9le-
gcften nnb Ortcfe be9 ftarb. (S^aS^ro (Sontarinl, 8rann96. 1881. 2) et f.,
<9a9)>ato (Sontatini, ebb. 1885. Cochlens, de vera ehristi ecdeda.
Qnaestio necessaria saper Septimo Confessionis Angnstanae arlicnlo ftd
Caesaream Majestäten), nt Ratisponae in Connentn Imperiali discntiatni.
Mognntiae 1541.
6. SOS. De jnstif.: C. R. IV, 198. 2)a}n bte nrf)>rüngUd&e gaffimg
Sen), 9riefn)e4fe( III, 41. Sgl. X^, Stieget, de fonnnlae coneordiae
Ratisb. orig.atqne indole, Halls 1870, bem id^ nut in bem im Sej^t an»
gegebenen ®inne beifümmen tann. (Salt)ln« Utteit: Herminjard VU, 111.
mtl.: C. R. IV, 407. 2)ittri*. (Jontatini, ©. 651. — ©urfljatbt,
380. be ®. V, 353; ögl. 338 (au« ben etffen SKaitagen). C. R IV, 306.
346. 348. — Ätanf^eit: be ©. V, 344. 346. 348. 350 ff. 353. 374. C. R
IV, 172. 559. ftawetau, Seitfd^. f. $tU ®i|I. 1880, e. 51. ©efanbt-
f^aft: C. R. IV, 379. 386. 394. 400. 406. 407. be SB. V, 365 ff. (ögL
Sutfl^atbt, 385. 371 ff.). @^alatin« «nnaten, 618.
®. 506. ©aDe: C. R. IV, 173 (©etftbetg, ®ef*. b. @tabt ^e
1891, IJ, 160, ^at bie Flotte, bie 3o^. ^xkMäf babei gef)>ie(t, nic^t beai^tet).
be S. V, 346. 347f. 352. 360. ftatijetan, 3ona«6t. II, 1—40.
®. 507. a)ietti*, (Sontatini, 701f. Settet, 151f. «blaß: Her-
minjard, Correspondance VII, 158. be 2B. V, 370. 383. 391. (5jf|>ef*
tauten: be ffi. V, 420; tjgt Äatt>etan, ®üttel, 68.
®. 508. Setttag b. Sanbgtofen: i^en} III, 91 ff. SKotift ö. ©a#:
®. Soigt, 2». t). @Q(!^fen, Seip^. 1876, @. 17. Soac^im: 9liebel, Cod.
diplom. II, 6, 48.
8. 509. Sütfenjug: SR ante IV, 166. ö. Sejotb 739. ^tma^
nung: (g. «. 32, 75. ©ntf^rbt 393. be 3B. V, 470. 471 ff. («ntto. auf
einen tocttoten gegangenen ©rief be8 Äutf.: Dgl. C. R. IV, 818. 821). 479.
503. Sßiberlegung be« Motan«: (g. a. 65, 186. Sg(. C. R. IV, 807. -
Snmerfungen unb Semeife. 607
be SB. V, 534. 539. 545. Anal. 383. — 2csiu«, Sutljcr« ©tcOang jur
türlifc^cn 2BeUma(i&t. ©am^e SKonaW^rift, ©b. 38, $ft 4 (mit t)icten
fc^iefen Urteilen). — ga|lna(j^t«friele: C. R. IV, 780. — Stoxcm: ©agcn-
Ba4, Sutl^r n. bet ftoran k. in ©ettr. jut »aterl. ®€f(]^. ^crau«g. toon ber
Wox. ©efettWaft in «afet, 53b. 9, @. 293. a)ajtt bic toid^tigcn (SrgSn-
jungen Bei ßenj, ©tteftoe^fel IJ, 91 ff. 99. cf. C. R. IV, 910. be «B.
V, 42. 45.
®, 510. SWainj: Äatoetan, Sonaöbt. II, 31ff. 41ff. ,,««ene Sei-
tung": be 2B. VI, 319 ff.
@. 512 ff. »ntf^arbt, 367. be SB. V, 330f. 3ona8br. 417 f.
C. R. IV, 685. 697. 775. »rüd: SRanfe IV, 194. Äalfet: ©ed enborf
m, 389. Aufenthalt in i»aumburg u. ®otte8bienfl: SfJcue äRitteiL II, 2, 90.
@<)atatin« Slnnaten 658 ff. (be S. VI, 298). (sicem^el u.f. ».: (g. a. 26,
76ff. be ©. V, 434 (5. TOrj, ©urt^. 408). ©utfljatbt 407. be SB.
V, 451. Huf. april au^gegeb., ögt ÄSfltin II, 682.; Wm, gu ®. 567.
«Reue SWitteit. II, 1, 90. — «p. 3«ifef«!e, SWatt. 8ut^r, i»aumbutg unb
bie Sieformatton, iRaumb. 1885. — be ©. V, 531.
®. 514. Sursen: C. R. IV, 795. 800ff. be S. V, 4ö5f. ©urfl^.
410. be m. VI, 304ff.-312 (ögt 3eitf«r. für Ä.-®. IV, 146). 313f.;
V, 461 f. 464f. mtl ruft ben Sanbgr. na* einer toic^tigen auÄfü^rt. Sifd^*
rebe in WlürKif. (Eamer.'©ammt. V, 147ff. ©urtl^arbt, a)te SBurjencr
ge^be. ard^ii» für f5*f. ®ef*ic*te IV, 57. ®. 83oigt, 2R. t. @., 8ei^)jig
1876, 17—36. i«ur einmal fc^eint STOorifc aber fidler im eigenen 9ntereffe,
auf einen SBunfcl^ 8.« eingegangen ju fein, in ber ©ac^e aibred^t« ». a»an8-
felb. be 2B. VI, 346. «gl. Senj, ©riefmed^fel n, 164. — a)eutf (]^lanb :
be SB. V, 440 ff. 451. — SonaSbr. K, 102.
@. 515. ©raunfd^m.: g. ©run9, S)ie Vertreibung ^erjog $einrid^8,
aWarb. 1889. 9iantc IV, 199. ÄolbetoeJ?, ©. t). SBolfenb. S5. f. 91.-®.
ißr. 2. 2) er f., 2)ie mi be« ^erjogtum« ©r. in 3eitf(^r. b. ^ift. ©erf. f.
giiieberfa^f. 1868, 243 ff. Senj H u. III passim. be SB. V, 484. 493 f.
495. C. R. IV, 872. Anal. Luth. 385. ©ogt, ©rieftoe^fel ©ugen^agen«,
(Stettin 1888, @. 241 ff. — ©(^»einfurt: ^tnt TOtt. U, 2, 101. ©. (5. ©ed ,
©utcttiu«, SflMl 1842. — aiegenSburg: SWebicu«, ®ef*. ber eb. Äird^e in
©at?em 403 f. 5Weue aWitt. II, 2, 98. — ©enneberg: iReue ÜÄitt. n, 2, 105.
©edenborf III, 457. — *falj: 9^eue SKitt. II, 2, 93. Anal Luth. 385.
3R9ller, Ofianber 247. ©rod, 2)ie eD.-lutl^. ^ird^e u. el^al. ^falggraf-
fibaft i^euburg, iR3rblingen 1847 (ungenügenb). — ©enebig: ©urll^arbt
418. be SB. V, 564. Anal. Lnth. 390. 3ona«br. H, 101. — SRefe:
be SB. V, 508. C. R. IV, 892. Seng II, 82 ff. u. öfter. — ©iebenbürgen :
C. R. V, 166. — iKerfeburg: grauftabt, a)ie Sinfül^mng ber »Deformation
im $o*|iifte SWerfeburg, Seipgig 1843. ©oigt, SRori^j ^. ©., ©. 12 ff.
6* 516. $t'6ln: fßaxxtnixapp, ^ermann ton SBieb, 8ei()gig 1878.
SWünjlcr: 2enj n, 94. 115 ff. u. öfter. Äongil: iReue SWitt. n, 2, 96.
39*
M6 Snmettungen unb Qooetfe.
5. ftl7. Sgl. )uiit (S^anscn bic f4^9tte 2)atftelltmg hditifilxn il,
9»ot0Cttanba4t: 6. «.' 17, 364. ^anterba« 44f. 82.
e. 518. 9RatfgT5fin Otifobct^: be ». V, 187; VI, 444. »urflftarbt
285. 289 ff. 293. AnalccU Luth. 310. 3ona8br. I, 260. 263. ^eibemaitii
0. 0. a, 184. - (gngttnber: be ©. IV, 402. C. R IV, 661. 696. -
^: be S. V, 219. «urt^arbt 334. C. R. 802f. 820. Oeorg t>. «n-
^t: Anal. Loth. 378.
Z. 519. 9o4seit^ef4. : be ®. V, 570. — «an^t^or: V, 229. »ob : 401.
:2)icnfiboten: be S. V, 395. 625. Snt]^9 j^roitf]^: Anal Luth. 347.
3onaö6r. I, 382. be S. V, 270 f. 273. C. R. lU, 947 ff. — »cnniJgeii«*
toer^.: ^urt^atbt 402.409. 463, tt. ). <Ban)ett ©eibemann, Snt^
«rnnbbefit in Beitf^r. f. m* Xf^l 1860, @. 475 ff.
6. 520. $a4tung: Ourtl^atbt 319. — 3utöborf: be SS. V, 300. -
be ©. V, 318. 359. 482; VI, 318; V, 605. 809; V, 397. SBaiWbotf:
Anal. Luth. 423.
®. 521. eeebctgcr: be S3. VI, 153. Über i^n be SB. I, 53. (Snber«
1, 95, na4 8uT(^atbt 201 itnb 494 (©cibemann im 9tcgtfler mtter
©tod^rn Skn)e8(au9) ibentif(^ mit ©todt^m, toa9 fc^ott be8^(6 ikDäfd«
]^ft ifl, toeil Sut)^ i^n fc^on 1529 einen guten alten 9Raun nennt (be SS.
VI, 101), bann aber an^ toegen bee bcflimmten (Sintrag« ber beiben ISrfibec
unter bem «Seeburger (Sllbum 59), t>on benen ^aul 1517 (^5 fit in, Socca«
laurei I, 20) gratis jum 9acca(auren9 ))roniot)ierte. (Snttoeber l^at Sut^
nod^ einen 2)iener IBotf ©todl^im gel^abt, ober bte VI, 101 ertt}&^nte Baäft
Uixt^t fl4 auf eine bem $aufe Sut^er« ni^t angel^Srtge $erfon. Über Btt»
berger no4 Surt^arbt 357.
e. 523. Seftament: V, 423. SDolefd^all, Sutl^. Ze^am. 1887. -
*au«U5rer : C. R. lU, 642. 3«tf*t. f. Ä.-O. UI, 327. be ®. V, 350. -
9»6um 199. ftöftün, 2)ie »accakurei, 1890, <B. 6.
2. 528. Morgan: be 2B. V, 422. 492. 520; V, 46 (»ol^r au« bem
3a^re 1543). 3eitf4r. f. St.-®. II, 146. eonfl über bte ^nber: S^ic^ter,
Genealogia Lutherorum, SSerttn u. Sci^jig 1733. iRobbe, @tttmmbaina
ber gamilte gütiger, 1856. SWagbalene: be ®. V, 497. 499. 502. 509.
öurt^arbt 470. C. R. IV, 870. 882.
®. 524. 3(* lebe k.: (g. 21.« 19, 80. ©gl Äö^ler in „(Sermania*,
»ierteljabrSf^rift t)on Pfeiffer VI, 368. — be ö. V, 544. Zi\äfxtbtn
IV, 258. 260 ff.
6. 525. iRac^trul^e: Sauterbad^ 24. — sermo de ebrietate: belB.
V, 701. ©oc^jeit: be ffi. VI, 217. - Süberbogter: ebb. - »eltlincr: C. R.
V, 901. be ®. granfenmein: be ffi. V, 108. — ^. ©ietrid^ IV, 681. »elmc
unb @^)rüd^e, gefammelt u. a. bei @d^ten«ner, fiut^erö 3)id^tungen, ffiitt
1892. Über ben @^)m*: „©er ni^t Uebt ©ein, ©eib unb ©efang" ic,
ber nid^t öou ßut^er l^errül^rt, 2. @(^ulje in 3citf(!^r. für Rrdf^L ©iff.,
1886, V, (g. 256. — @d^auf^)iet: ^olfiein, ®ic 9leformatiott im ^pit^tU
Sdimetfungen unb Seweife. 609
btlbe ber bramattfd^n ülittetatur, ^aQe 1886, @. 18. Snfbtge eine« eigen«
tümtid^en 9}2i6t>etpänbntf[e9 giebt ^olfletn an, bag Sutl^er nnt bad ^afftonS«
\pkl auSfd^Iog nnb mad^t fein Urteil für baS 9lttf]^9ren in ben etangelift^^en
©egenben loerantmortUd^, aber Sutl^er f)>ri^t an ber betreffenben ©teile (S.
$(. 11, 151) gar nid^t ton ben $af{ton8fpielen, fonbent t>on ber toefentlici
tM>n ben Sran^idtanem ge))flegten Serfentung in bad Seiben (S^rifii. — Sil«*
benbe ftün|ie: Sel^felbt, Sutl^er« S^erl^ltni« }n ftnnfl n. Mnfllem, Berlin,
1892 (ent^Slt aEerbing9 mand^e 9)f2igt>erflSnbniffe).
®. 537. grau 2»n|lta: (g. «. 56, 295. be S. IV, 180. «rafft in
Sn^ol. arb. II, 99ff. %xdf. für Sitteratnrgef*. XII, 204ff. ©• «• Äöfllin,
Sutl^er atö 9ater be« eb. Jeird^engef., Seip). 1881, @. 16. Santerbad^ 5.
@. 538. @<)rüc^». «gritola: Äameran, 3- Hgricola, @. 104. —
^i^fllin II, 673; 9nm. }u (g. 444. 2)ie in (Snglanb toieber aufgefnnbene
^anbfd^rift foE in ber Weimarer 91u9gabe }nm Slbbruct tommen. — Aliqaot
nomina propria Germanomm ad priscam etymologiam restitnta per quen-
dam antiqnitatis stndiosnm. Yitemb. 1537. Sald^ 14, 1284. 2)ie
(S^t^eit, tüti^t 9t. b. 9tanmer, ®ef4. ber gemtanif d^en ^^ilologie 1870,
@. 37 in Slbrebe fieHte, bürfte fd^on eine S^ergteid^nng mit ben bentf^en
Flamen in ber snppntatio ergeben, «öfllin (II, 674 91nm. gn @. 445)
em>S]^nt nnter Berufung auf «naafe al0 erfie fluSgabe mit Sntl^erd ^amen
eine 1559 „ürsellis" erfd^ienene. (g« ejifHert aber fdjon eine Sßittenberger
t)om 3a]Jre 1554 (Sri. ©ibl).
®. 530. Snppntatio annonim mundi 1541, k>gl. bagu Anal. Lnth.
375. — ^aggai: ©eim. Hn^g. XIII, 5ff. (Sarion: ©. ©rettfdjneiber,
ay^el. als ^i^orifer. Snflerburg 1880. Siegele, (»efd^i^te ber beutfd^en
$ifioriogra^]^ie 1885, @. 191 ff., ber Sutl^er« Snppntatio ni^t )u fennen
fd^eint. gür iff^eland^tl^ond grogen 9(nteil an ber (Sarionfd^en (S^ronif t)gl.
Sutl^erd UnSbrud in ber ^orrebe )n Snpp.: Chronicon CharionlB Philip-
picnm. — ÄSfilin, Xfteol. @tub. n. ftrit. 1878, ©. 125 ff. Sabclnbe Ur-
teile: C. R. IV, 654. — ©riefe: tgl. be SB. VI, 416. ®ef. Sert: @. 21.
63,327. beSB. m, 166. fiauterbadj 49, 137. Anal. Lnth. 232 ff.
397 ff. (g. «. 63, 401 f. C. R. VI, 155. »oigt, Seitfd^r. für Ä.-(S.
1, 157 ff. Über ben a)md ber Senenfer «u«gabe bgl. ©nrt^arbt, Beitfd^r.
f. l^ifi. Sl^eol. 1862, @. 456. — ©ugenljagen« «rieftoed^fel , ©tettin 1888,
©. 349 f.
8. 581. ©üttel: ®. tan? er an, (S. Büttel, $atte 1882, @. 69.
6. 538 ff. (S9 ift bi0]^r ben Sutl^erforfd^em n>ie ben iübifd^ ®efd^id(t9-
fd^reibern entgangen, bag, »ie offenbar, ber 3ube 3efel (»al^rfdjeinlid^ S)m(l-
fe^er für 3ofel), an ben Sut^cr V, 79, tgl. VI, 515 nnb Anal. Lnth. 304
f treibt, fein (Geringerer ifi, als ber bamalige gül^rer ber beutfd^en 3uben«
fd^ft, 3ofe^lft ©en <^on SoanS (genannt 3offel bon 9{og^eim im (Slfag), geb.
c. 1480, geft. c. 1555. Über i^n einige« SSenige bei 3ofl, ©efd^id^te be«
3ubentum« unb feiner ®eften, Sei^stg 1859, III, 210 f. ®r5^, ©ef^id^te
610 Vnmnhtngm unb 8ctDdft
bet dnbcn IX, 259. (Kalbern t4 biefe ^cobad^tnng gemacht, erl^dt i4
auf todtttt Xnftoge bnnt btc Mtc t)Oit 9. (Zeiget in ^ctTm bot fe^
»cttMlIcit tttffat t)Oii 9. SretlaUf 91tn9 ©ttagbnrgcr 3nbeitattest, 3ät^
f(^ft f. Okfi». bcS 3uboitttm0, 5. 8b. 1892, @. d09ff. 330, ber bajn
loUfttige Qrglniuiigcn gkbt 9gt. cm^ ^- ^tiget, 2)i( Snben in ber beutf^
Sitterotnr in bnf. deitfd^r. II, 808 ff. a^eine Sto^forfiltnn^en im Sßdn.
Xm^D na4 ber Utfod^ bet f54fif4kn Snbenongtieibnng im Salute 1537
finb toergebli^ geioefen). — ^en unb granlen: Seni, SdefiDec^fel I, 55.
^tppt, iKtniiengerd^. ^enS 1, 160. 9. Sang, Okf^- ^on «ai^reatl^ (1801)
II, 110. — eenbbrief: «. «. 31, 416. be ö. V, 104. 2)ie @abba*
tarier enofi^nt Snt^ f^on im Itotnmentat snt <2knefi9 V, 227; X, aS.
Santerba«, 37. 9laä^ fDlatt%t\im XIV l^tte er bie ftunbe m^l m
bem bö^mif(^ (trafen ^M, ber il^m an4 bie jübifd^e ©d^ft gngefmibt
^tte. SonoSbr. I, 322. 8on ben 3nben k.: (S. 9. 32, 99. 156. 182.
23L 233. 237. I^ie «emettnng fiber bie j^aifcrjuben bitett auf ^feffettom
fufienb, 241. be &. V, 517. C. B. V, 21. 3onag beforgte eine latds.
fiberfe^nng, bie in groget Xnflage im Sluglanbe betbreitet »erben (oute.
Sonogbr. II, 98. — ®4em^am))^orag: (S. S. 32, 275. be SB. V, 548.
C. R. V, 76. — 8on ben legten ©orten a)ftt)ibg: (g. «. 37,1,
»urbe im 3nni 1543 ertoartet; 91. lÄitteil. n, 2. 99. C. R. V, 164. -
flugträbung ber Suben au« 89^men: ®rS« a. a. O. IX, 329. m
bort in dtoeifel gezogene daljir 1543 beft&tigt bur^ Sutl^er in (S. «. 32,
231. @4Uflen unb 92eumar{: 92. äRitteit. II, 2, 99. — Ofianber: S. feiger
a. 0. O., e. 328. 3)asn (Cruciger an Seit 2)ietri4, 23. H^ril 1545. dm.*
@amml. VU, 88 (8ibl. gn 9Rün^). ffiiebemann, 3o^. dd, @. 636.
9nttinger: Seu), Sricftoe^fel II, 224. — 2. toamt Soaä^m t>on eraQ))en'
bürg oor ben 3nben: be ©. V, 725. — (gigleben: be ffi. V, 784. Äur*
fürfl: Xr^ti» )u SBeimar.
e. 585f. Staute IV, 204 f. be Soor, «eitrSge )ur ©efd^id^te be9
@<)eierer 8leicä^«tage«, ©traßburg 1878. «ucer: 8ena II, 230. 235ff. Ä5(n:
SJarrentra^)^, ^ermann t>on Sieb, 26pm 1878, @. 153. 176ff. 207.
)). 2)ruffel, ftarl V. unb bie röm. fturie. W>Jf, ber l^tfi. Stt b. mün^-
«!ab. XIII, I. «bt. 1877. SKel.: C. R. V, 312. 511. 517. 524. 2ttt|n:
be ©. V, 630. 644.
e. 587. ^rcbigt in @<)eier: o. ©ruffet a. a. O. I, 164.
e. 588. ffiittenberger Deformation: C. R. V, 461 ff. 533. 574. 578.
643. 653. 657 f. 661. «gl. 3otta«br. II, 142. © u r ! IJ ar b t , 450 f. 2)ajtt 8 tn j
II, 274 ff. passim. 337 f. — ©ret>e: C. R. V, 514. 547. 554. 655. be E
V,729. (1.3att.)713; t>gl. SDruffel, Äarl V. u. bie röra. Äurie 1, 229t. 2)ie
a^einung, bag ©ranteHa ba« 9ret»e ben ¥rote|ianten in bie ^Snbe ge^
f)>ielt (ebb. @. 231 f.), ifi angefi^tg ber no4 na^meigbaren ^rfunft ber bdbat
na^ ©a^fen getommenen «bfcbriften (t>gl. anä^ 2en3, «ucer II, 286) fc^t
untoal^rfc^tnlit^. itatoerau, 3ona9br. II, 144.
Slnmettungen nnb Qe»dfe. 611
e* 589. «om $a^ptom k.: (g. «. 26, 108. C. R. V, 655. 662 f.
(Son^öfiHn 11, 612 unb anbeten i{i Srfid^ ©^reiben bal^in mtgbettlanben
tvotben, bag er überl^au))t jebe ^nttoort i^etfc^oben toiffen toxü, toS^tenb bie9
nur k>on ber ^eanUoortung ber ^onjUeanlünbignng gilt. 2)ie @(!(rift gegen
bad ®cet)e n>ünf(^t er ^.fSrberlid^'' unb bittet bedl^olb nnt einen Sreben)-
brief. — 3ur gertigjteanng Senj II, 286. 331; J^gt be ©. VI, 373;
V, 727f. 743. 759. 3ona«6r., U, 186. \>, 2)ruffet a. a. O., @. 226ff.
2)afelbß auäf über bte @(^rift (Sa(t>in9 gegen ho» extu.
e. 540. Sügenfd^rift: (S. K. 32, 426. Siommet, $^i(i))^ t. ^en
m, 308. be ®. VI, 373. Sen) II, 332. 2)ana4 Mt t» am 29.äR5r3
f(!^on gebrndt. ®e(f enborf III, 580. 2)a)u Xl^. tolbe, Snt^er9 ©elbfl«
morb, 3. «ufl. 1890, @. 20ff. — Ärant^eit: be ffl. V, 737. 742ff. —
^o^jltreu: e. «. 32, 359. — ©ilber: be SB. V, 739 f. 742 ff. €.
SBenbeler im «rd^iö für Sitteratnrgeft]^. 14 (1886), 0. 17 ff.
@. 54S-54«. «benbma^t: be SB. V, 133. 3üri(i^ «rebiger: Anal.
Luth., 344. @tubenten: ebb. 382. SS^mif^e S3rüber: itSfilin U, 366.
588. »enetianer: ©edenborf III, 401f. C. R. V, 23. 62. — be SB. V,
565. C. R. V, 208. grof^oner: be ©. V, 587. C. R. V, 218. — (Ke-
toarton: ebb. IV, 735. 841. be SB. V, 478. 504. 507. 528. «urf^arbt,
420. be SB. V, 541. 550ff. 553. C, R. V, 20; 42. 72. 420. S3lnbfeil,
190. ©elbemann, fiutberbriefe, 76f. Seng, «riefn)c*fet II, 83; Dgl.
aud^ bie Xtrd^rebeubemerfnng bei tößtin II, 683, ^nm. in ®. 589. —
ed^toentfelb: Sfl, iRitteil. II, 2, 100. Anal. Luth., 393. SSarrentra^)),
gorf*. 8. beutf(^. Oef(^. 16, 1876, @. 12. be SB. V, 614. - Ungarn:
be SB. V, 643. Xl^eot. @tub. u. Ärit. 1885, 138. — S3enetianer: 3ettf*r.
für Ä..®. n. 156. ~ «Bin: be S. V, 708 (7. Suft); V, 460. Senj
II, 263 f. 343. - S3e!enntni« »om «benbma^t: (g. «. 32, 396 ff. C. R.
V, 464 — 473. 474 f. 477. 482. 488. 492. 497. 498 f. 502. 522 ff. Anal.
Luth, 402ff. ^nmmel, Epist. n, 30. Anal. Hassiaca X, 428. —
(Süvibemng b. 3ürt(i^: $ejlalo))i, S9nainger 235. (Salt>in barfiber 1. 2
bei S3inbfeit, 211. C. R. V, 734. S3ucer: fieng II, 344. 349. (Sabin:
be SB. V, 211. C. R. 38, 402, ebb. 40, 7. ÄBjIdn in Jl^eot. @tnb. «.
Ärit. 1886, @. 385. «natljematiamen: Anal. Luth., 413. be SB. V, 695.
743. C. R. V, 743. 746f. SÖlnbfeit, 220ff. fienj ü, 349.
@. 547. 3um ^anbel über ben 2)ialog be9 9{eoboto8 gngnnflen ber
S9igamie unb SutlM beab|i(^tigter ©egenfd^rift (gragment (5. 9(. 65, 603)
t>gl be SB. V, 426. «nrt^arbt, 407. be SB. VI, 313. 3ona«br. I,
398. C. R. IV, 755. 762. 770. 798 ff. SB in b feit, @nj)^L, @. 194.
^affenlara^), ^eff. Äird^eng. I, 477 ff. S5arrentra<)^, gorfc^. g. beutfdj.
Öef*. 1876, 16. S3b., @. 16ff. 2ens, «rief». II, 59. 74ff. Äolbeioev,
@tnb. u. Arit. 1884, @. 553. — @(^urff: mnt^tx, 91tt9 bem UniDerfttSt«-
leben, (Sri. 1866, @. 178. 203 ff. 3n Sntl^9 fiterer 2)ifferen} mit i^m
trug «»ieaei^t auij^ bie bisher nii^t beachtete X^tfa^e bei, bag ©d^urff ^
(12 Xnmettimg« «tb Scioeife.
Mtt tatbUial «(btt^t am 28. ee^t. 1534 gegen eine iSi^tCvitt ^fotbnng
all Kat unb SDiener t»ett>fli4ten tte6 unb eine Stode im ^TOjeg be9 ^im!^
f)>ieUe. 8gL ^fllfie in Okfti^id^ttbl&tter ffir etabt nnb Sonb äRagbebnr^
1889, 24. 3a^rg., e. 31. 43ff. — SReJet, 3nm ftim^ente^t be« «ftox*
mation^ial^Tl^nnbert«, ^nnotsei 1891. 3ii)äte9ete^ti4ung: (9. ftatoerau,
de digamiA Episcopomm, SM 1889. ^tieflertinber k.: be Iß. V, 25. C.
R. III, 366. £anterba4. ®* 12. 3ona«br. I, 313. Q. 9. 62,245
(ni^t 1548, Beitf^r. ffir ft.-(S^. lY, 294) unb läufig fiber bie Smipot
in ben Xif^reben. 8gl. Iftiec on^ bie tteffli^e 2)arpeanng bei tspiin
II, 476 ff. — ftonfiflorien: 3nt Sorgefd^id^te on^ Analecta 309, bannSnt!*
l^arbt 813. be fö. V, 329. 3ona«br. I, 424. C. B. Y, 195. äRejet
a. a. C, e. Iff. Sauterba4 168.
e. 549. ©dmL »erWbniffe: C. R. Y, 286ff. be ®. V, 615ff. 626.
669. 676. C. R. V, 298. 310. 3eitf*r. f. ^ijl. 2:^1. 1860, 6. 461.
be S. Y, 715. 724. aRejer a. a. C, @* 64 ff.
e. 550. 3etemonien unb jHt(^)nd^t: be S. Y, 279. 539. 668.701.
762; YI, 378. Sauterba*, 21. 42.
e. 551. fßiber ben SBn^et: (S. t. 23, 283. 3m 2)es. 1539 erf dienen.
C. R. III, 866. Oe^auMung ber ©nd^eter: (8. «. 23, 344. — Xencnuifi:
be ffl. Y, 174. 176. — «ema^nnng: ebb. YI, 302.
e. 553. «breife nnb «nfent^t in 9Rerfe6utg: be SB. Y, 753 (£(.
@tub. u. Ärit. 1876, @. 556). C. R. Y, 794. 798. 800. 815 f. 830.
Anal. Lnth. 416. ©utt^atbt, 476; YI, 381. 3ono«br. 165. (£.«.'20,
2, 363ff. - Sötten: be ©. V, 736. 758. Sfieubeder, aWerte. mtaß^t,
450. Seng, Stiefw. II, 348. Sogt, Sngenl^agen« ®rieftte((fel, 350.
C. R. Y, 752. 768. 848. Sonaöbr. H, 161. (g. «. 65, 169. Opp. v. a.
lY, 322. — «poUtifc^e«: be ©. Y, 741. 744. 756. 750. 764. Pannen*
gieger, 2)er Stei^Stag )n SBormd bom 3a]^re 1545, ©tragburg 1891.
®. 554, a»an«fclb: be ©. Y, 437. 446ff. 512; YI, 346. mhxtm
®efangennal^me butd^ Wloxi^ 1543: Seu), Srief». II, 164. ^ruml^aai,
®raff(^aft SWan«fetb, ©«leben 1855, @. 269. aidfe; be S. V, 760. Anal.
Lnth. 418. C. R. Y, 860 ff. 865. — «rannf^tteig: Y, 763 ff. 765 f. 769;
YI, 385ff. «urtljarbt 480. Anal. Lnth., 419 — 424. ö. ©ruffei,
Übet Snt^et« @(^rtft an ben ^urffirfkn 3o^. Snebrid^, in ©i^nngdber. tei
aWüncbner atab. rtU.-^ifi. Älaffe (1888) II, 2.
®. 555. ©eburtftag: C. R Y, 887. «otlefung: be ®. V, 714.
Op. XI, 325. ©efolb bei Äöf^Un II, 687, «nm. jn @. 624. - 3»»«^^^
«eife: be SB. Y, 770. 759 (»on ©ei^na^ten togt C. R. Y, 909 ff.), fn-
blgt: (S. «.»20, 455.
®. 556* an $robfl: be ©. Y, 738-778. — 2)titte Sleife: C. R. VI,
19 ff. be SB. Y, 780 ff. S^gl. ancb ben boSl^aft gefSrbten, ttal^tf d^nli^ »o"
SBicel (togt. X ^. ft o t b e , iRo^ einmal 2vii^, ©elbfhnorb, ® . 26 %rm, 1) l^eranS'
gegeben, Serid^t eine« iD^an^felber ißfirgec« om ©d^lug ber f)>Steren «tt^gobett
Snmetfungen unb ^ttm\t 615
toott (So^UttS, Historia de actis et scriptis Lutheri (). $. Goloniae 1568,
m. 337 ff.), gür ba« SBcitcrc blc ©tiefe bei be SB. V, 785 ff.
6. 557 ff. 3nben: be SB. V, 784. «ufentl^aU in ßiöleben: Ätöm-
IJaar, Oraf^aft SKanSfelb, @. 271 ff. Orößter, 3«tf(^t. be« ©arjöerein«
XIV, 86. be SB. V, 789 ff. ^rebigt: (g. H. * 20, 2, 501 ff. Über bie U^itn
£agc unb Sob: Äatoerau, 3ona8br. II, 177 ff. 2)erf., günf «riefe au«
ben Sagen be« ZoM 2nt^tx9, Sl^eot. @tub. u. Ätit. 1881, @. 160. 2)ann
bie t)ielen ^Itenfiüde in gSrflemann, 2)enfntate beut D. Ttaxiln 2ut^tt
»on ber ©od^a^tung w. crriiä^tet, S^orbl^aufen 1846. Oegen bie ©d^mSl^ungen
äRaiunle« unb anbetet X^. ßolbe, Sutl^tS ©etbfimotb, S.finfi., (Stiangen
unb 8ei^)jtg 1890. 2) et f., iRod^ einmal Sut^er« ©etbjlinotb, ebb. 1890. —
Se^te Sufjeid^nungen: be SB. VI, 414. 3u bem eigentfimUd^en Siudbtud:
»etet füt unfetn ©enn ®ott »gl be 2B. VI, 270. ,,©ittet abet mit gleiß
toie 3^t fd^ulbig feib füt unfetn ©enn (S^tifium, bet ijl füt un« atte, bie
an i^n glauben, toibet ben @d^tt)atm bet Teufel". — „SBibet ba« ?Ja|)Ptum":
3ona«bt. U, 186.
e. 563. Witt: C. R. VI, 57 ff. 3ona8bt. II, 182. 8ei*entebe:
C. R. XI, 726.
6. 563. anSn^e t)on $a1Ie: 3ona9bt. U, 186 unb Z\f, ^olbe,
Sut^et« ©elbpmotb, 3. «ufl. 1890, @. 19 ff. «ugenljagen: S^ogt, S3tief-
»e*fe(, 356. gtiebtiiä^ II. bei götflemann a. a. O., @. 157.
gegiftet.
(2)ie fettgebtudtc Biffer 2 Ubtattt bot stoeiten I3aitb.
««
211. 234. 281.
«brlan VI. 347; 2, 70. 71. 72.
90. 95. 156. 170.
tl^ricoU (3o^anne9 @<(iielber)
au9 (SUIeben 95; 2, 5. 59. 182.
218. 228. 244 f. 257. 282. 302.
329. 336. 447. 463-468. 473.
518. 528.
— , «ttb. 116.
9[IbQ, $er)Ofl ton 322.
^iUx{u9), aWattlJ. 2, 158. 168.
273. 281. 430.
Sllbre^t, $an9 2, 557.
^leanber, $teronvmu9 285. 286.
287. 289. 290. 291. 292. 293.
294. 295. 296. 297. 298. 299.
300. 301. 302. 303. 304. 305.
306. 307. 310. 311. 312. 313.
319. 322. 323. 327. 328. 329.
331. 385. 340. 342. 343. 344.
345. 346. 351. 353. 354. 355.
356. 357; 2, 8. 48.
ateflö« 2, 504.
atejanbet VI., 46. 49. 79.
SIfe(b,Su8ufKnatt9 250. 251.254.
«It^ammer, 2, 257.
«m9borf , 9MoUitt9 ton 70. 105f.
202. 257. 321. 343. 351 ff.; 2,5.
28. 33. 37. 107. 114. 194. 199.
202. 212. 227. 253. 409. 411.
426. 431. 447. 502. 512 f. 544.
551 f.
Sn^alt, Sbolf ton 74.
—, 3oa<(im ton 2, 401. 402.
— , ®<ora ton, 2, 401. 511. 516.
518, 550. 552.
— , Sol^tt ton, 2, 82. 401. 524.
— , SBit^elm ton 35.
— , ffioHflang ton, 2, 69. 226. 302.
342. 401. 469. 557. 559. 561.
^ptl 2, 201
«rmjlorff, ^anl ton 326.
Srnolbi % 380.
Kneibad^, Dr. in Sei^jig, % 481.
Sng9burg, «ifd^of ton 340.
«urif aber, 30^.2, 385. 556.560 ff.
anrogaUtt« 2, 12. 42. 233. 381.
Sarne«, Stöbert 2, 395.
Barnim, ^erjog ton $ommern
202. 205.
«anmgartner, ©ler. 2, 199. 371.
©avern, <^a8ge t. 2, 170. 228.
388. 393 f. 476.
— , Sil^tfm, ©erjog ton % 346.
»ebet, *. 21. 116.
9tegi(ler.
615
»el^aim, »art^ct 2, 169.
-. @ebatb 2, 169.
9enno, i^if^of t)on ao^eigett % 170.
©larcr, Slmbropu« 2, 416. 423.
»cffcter 2, 365.
»cßlau % 116.
26ei^er, Dr. QE^rifHan 2, 38. 346.
— , Scon^atb 153. 171. 180.
©ibra, Sorcnj öon, ©if^of öon
ffiürjbttrg 152.
©icr, ©abrtel 55. 60; 2, 78.
«ilticanu«, 2:iJcobatb 153. 168.
»Ian!cnfelb 2, 293.
«crU^3f*, b. % 3. 62.
9 od, 3o$ann t)., au8 ^tragburg
340.
^odelfon, 3o$attn 2, 421.
SBSl^eim, ^anS 8f.
laolei^tt, ^nna 2, 395.
«Ottlfajiuö Vm. 3. 115.
©ora, gtorian ö. 2, 523.
— , Äatl^arina ö., ftcljc Sutl^cr.
i^tanbenburg, Sdbred^t üon, (St)«
bif(^of k}Ott a»atni 132. 138f. 146f.
160. 166. 186. 230. 242. 283.
287. 296. 339 f.; 2, 24 f. 27. 192.
209. 292. 349. 357. 360. 380.
402. 433. 445. 468-476. 485.
496. 506. 510f.
—, S(tbre<i>t t)on, $erjog öon Preußen
2, 90 f. 192 f. 383. 391. 472.475.
— , (Slifabetl^, ©cmal^lin 3oa<i>im I.
% 293. 296. 478. 518.
—, Ocorg, SRarfgraf t). 2, 90. 302.
304. 318. 342 t. 360. 378. 399 f.
431. 473. 504. 525.
— , Soac^im I., Äurfütfl ö. 132. 301 f.
310. 340. 342f. 355; 2, 45. 65.
76. 78 f. 209. 228. 293. 296.
321. 334. 336. 360. 415. 438. 478.
— 3oa*im ü. öon % 471 f. 477 f.
479 f. 498. 500. 504. 508 ff. 536.
$9tanbenbttrg,3o]^annbon2,478.
©raun, 36. 65. 72.
©rattnf*tt)cig*(5atcnbcrq, @(ifa*
Ui^, ^erjogm Don % 483.
— , (grid^ öon 339; 2, 209. 476.
— *8iliieburg, ernjl, ^erjog öoti 2,
226. 302.
— — , grons bon % 226. 302.
— , ©einriß, ©erjog bo« 2, 45. 209.
222. 226. 228. 254. 346. 476.
498. 515. 535. 554.
— - ©rubcn^gen, ^Wlipp bon 2, 226.
«tcttj, Sol^anncß 153; 2, 182. 193.
257. 259. 277. 309. 337. 348.
360. 400. 425. 496.
SB riedmann % 92. 309.
©ridger % 204.
© r ü (f , Dr. Oregoriu« 94. 303. 307 ff.
324. 326 ; % 20. 11 9. 238. 308. 325.
336. 346. 353. 360. 362. 366.
367. 369. 379. 405. 442. 457.
461. 462. 471. 484. 486. 501.
511. 513. 538. 544ff. 552. 554.
562.
«runfcl« 2. 83. 181.
$ucer, ai^^artin, aud @4(ettflabt
154. 327; 2, 74 f. 83. 159. 193.
273. 281. 286. 291. 292. 306.
309. 312. 315. 316. 317. 353.
368. 369. 388. 389. 391. 423.
424. 425. 427. 428. 429. 430.
431. 432. 450. 462. 486 f. 489 f.
491 f. 493. 496. 497 f. 500. 502.
535f. 543f. 546.
©ut^^olger, $ro)}fl % 479.
«ugenl^agcn 2, 12. 53. 107 f. 114,
201 f. 212. 233 f. 244. 249. 250f.
253. 254. 255. 276. 279. 281.
311. 325. 375. 417. 430. 439.
444. 447. 448. 450. 452. 46L
472. 563 f.
©utUngcr, ©eint. 2, 427. 533.
(Saeliu9 ((£oeliu9), anid^ael % 340.
560 f. 562.
(Saietan (S^omad ©io be ®aeta)
115. 160. 166 t. 172-180. 182.
185 f. 189. 194. 226; 2, 485.
€alötn, 30^. 2, 12. 502. 546.
(Sanierartu9 2. 203. 369. 493. 553.
(Sampanu9 2, 323. 406.
Cam^cggi, 8egat 2, 95. 102. 325.
344. 352. 354. 858. 361.
OEabiflrano 5. 9.
(Sa)}ito, SBoltgang 170; 2, 25f.
28. 159. 273. 278 t. 291. 353.
425. 427-430. 432. 532.
«t6
9tedi|iet.
CarocctoU 226. 285f. 289 f. 292R.
312. 323. 828 f. 336. 357.
CotiOtt 2, 529.
Cariflabt, SntreaS Oobenftein toon
71.82.89. 104ff. 145. 152. 191 ff.
196 f. 199. 201 f. 204. 208 f. 215.
281. 290; 2, 13. 14. 15. 16. 17.
19. 20. 21. 25. 32. 34. 37. 38.
41. 51. 52. 53. 118. 122. 135.
140. 141. 142. 143. 144. 149.
150. 151. 152. 158. 154. 158.
159. 160. 161. 162. 163. 164.
165. 166. 167. 168. 169. 177.
180. 181. 197. 198. 253. 272
273. 275. 276. 277. 288. 308.
310f. 335. 484. 543. 545.
Safel, ®eorfl % 279. 280.
(SalteUcrget 2, 176.
(SeUariu« 2, 54.
(Seite«, ^onrab 21. 116.
(E^tetigati 2, 76.
<I^iit)tc9, SRinifter ten 298. 299.
313.
«lernen« VI. 4. 25. 174.
— VIT. 2, 95. 101. 170. 395.434.
436.
aittt, $er}og Don 2, 508. 536.
SoAUn«. Solenn 343f.; 2, 65.
87 f. 97. 102 f. 125. 194. 228.
264. 266. 298. 353. 359. 404|.
409. 414f. 502.
Coeltn« fitfft (Eaelin«.
(Seiet 119.
(Sonrab, 8kni>anbta))on2ut^65.
(Sontarini, ®a«)>aro 2, 437. 501
m 503. 506.
SoTbatu«, Stonxah 2, 293. 386.
443. 444. 460.
Sorbit«, Q^urici'n« 230. 235. 322.
(Sortinu«, tint. 2, 410.
(Sotta, ftonrab 35.
— , Urfttla 35.
(Srana<( fie^e 5^rana4.
(Srictit«, anbrea« «>. ^otttoi^ 2,472.
(Etobel, SWatcu« 2, 522.543.
Srotu«, Siubeanu« 41. 236. 237.
238. 239. 245. 247. 248. 321;
2, 405. 468.
(Srnclget, Caf^Hit 2, 311. 381.
385. 444. 460. 461. 463. 481.
496. 500. 502. 530. 544. 551.
Curio, 3nttfl 2, 512.
(Sufa, iRitolau« boit 5.
(£u«)}iniQn 331.
2).
2)al6eTg 116.
2)5nemaTt, (S^rifHan ton 2, 89.
223. 236.
— . griebri* HI. öon 2, 519. 564.
25ene, Silo 2, 252.
Xtni, 3o^. 2, 169. 277. 299. 335.
a^ietenberger 2, 88. 125.
3)tetenl^ofen, SBinanb üon 52.
2>Htxi(i), »eit 2, 311. 328. 329.
334. 347 f. 351. 461. 519.526.
530.
2) Ol) ig, $an« «>on 2, 202. 337.
a>ra*flebt, Dr. 2, 557.
2)rato, 30^. 2, 237.
2)üngeT«^eiin, ^ieront^muS m
O^fenfart^ 196 f.; 2, 55.266.
3)ürer, aibre*t 354; 2, 169.
aUxhadf, $eter 41.
(Sberlin »on ©ünjburg 2, 87. 118.
(Sd, Sol^ann au« 3ngolflabt 151.
159. 190 ff. 196. 200 ff. 204—213.
223. 234f. 237. 245. 248. 277.
280 ff. 292. 297. 342; 2, 14.102.
126. 286. 331. 335. 353. 359.
362. 365. 502 f. 507.
— , 30^. öon, OfPuial ton Xxitx 329
bi« 332. 335 f. 343 f. 347.
(Sbenberger, ^, Sufa« 2, 430.
©granu«, 3o^anne« 277. 281; 2,38.
(Smfer, ^ieron^mir« 41. 210. 211-
240. 273. 283. 297; 2, 85f. 88.
125. 170. 194. 263. 298.
(gnglanb, tlrt^ur öon, *tub<r
^cinri*« vm. % 395.
— , ^cinrl* vm. »on 339; % ^
223. 224. 263. 282f. 395. 436.
485. 487.
9lcflitlcr.
617
^ngtanb, Jtat^arina, (Btma^ün
^\xvdäi9 Vm. 2, 395.
— , SRarte, Xo6^ttx ^mxx6f9 Vm.
2, 395.
app, ©igißmunb 70.
(gffcn ((SW), 30^. öcn 2, 93.
@ra«mu« ö. SRottcrbam 117—122.
126 ff. 168. 191. 200f. 229-282.
234 f. 291 f. 307. 309; 2, 8. 25.
33. 60. 70. 79. 89. 125-132.
134 f. 155. 157. 159. 162. 169.
194. 198. 266 f. 273. 275 f. 279.
409 ff. 459. 563.
^^
gaber, Soljann 2, 102. 125. 228.
247. 265. 286. 290. 303. 353.
359. 437.
gabri, ißttoIau9 52.
gatcl, mmol 2, 272. 279.
garncfe, Äarbinot 2, 553.
getUtf4, gabian bon 186.
— , ^^itipp öon 171. 328. 341.
geige, Äansler 2, 313.
gclbfir*cn, ©ernl^atb 281. 351;
2, 13. 20.
gerbinanb öon Ojletrei<i> 247.
253; 2. 76. 79. 80. 82. 88. 95.
97. 99. 101—103. 220 ff. 229.
231. 293f. 301. 303 ff. 342. 377.
388. 392f. 415f. 436. 440. 476.
478. 553.
gerbinanb ber ftatl^oUfd^e 2, 71.
görjler, SolJ. 2, 233. 381.
granj I. t)on granfrcic^ 224 ff. 286;
2, 75. 415. 435. 437. 477.
gre*t, aWartin 2, 158. 427.
groben 121. 231; 2, 127.
grof4, Sodann 171.
grof(^auer 2, 543.
grunböberg, ®eorg wn 331.
gngger 132f. 191. 201.
gnlba, 9bt t)on 303.
©attinara, aWercurinn« 296.299.
310. 312; 2, 267. 338. 342.
®eiUr t)on ßaifer9berg 101.
Oerbel, g^ttolan« 2,275.276.279.
©l^inucci, ^ieron^muS, i^ift^of üon
«Scott 162.
Olapio, Sodann 296. 299. 307 ff.
319f. 326 ff. 328. 331.
(S>U^ 2, 199.
®8be, ^nninq 37. 71; 2, 12.412.
©ranbeUa % 497.
©rebel 2, 176 f.
Tregor VH. 5; 2, 170.
(Srcifenpein, 3o^. ». 39.
(^reiffenllau, 9{i(^arb ton, (Sr)*
bif*of öon Xricr 187. 189. 212.
329. 340f. 343. 345ff.; 2, 73.
(Sropper, So^. 2, 498.
®tüneberger, 92ttolan9 83.
©üttel, Äaf^r 232; 2, 86. 406.
531.
®nrf, 9Jaimunb ton 19. 40. 50.
135.
§*
$abrian VI. fh^e abrla».
^aferi« 2, 146.
©aner, Soijann 2, 291.
«)anoIb, ^eter 2, 338.
^aubi^, 9ldmn9 t)on 2, 242.
$au9niann, 9lttoku8 2, 39. 48.
55. 109 f. 163. 193. 214. 219.
241. 257f. 260. 323. 386. 398.
401. 435. 474. 530.
$C(fcr, ©erljarb 162. 178.
©ebio, Äafpar 2, 312.
^eer»agcn 2, 286.
^eitingcr 2, 523.
©einfe, ©imon, au8 «rüd 94;
2, 107.
©flb, Äonrab 2, 20.
-, Dr., »ijefattiler 2, 448. 449.
457. 476.
«18
^erSfetb, X6t ))en 352.
*e§, 3o^. 247; 2. 251. 276.
«cffcn, $pp)> \>en 339; 2, 92.
177. 191. 195. 210. 221. 227.
240. 243. 292—295. 297. 305.
309. 327. 336. 342 ff. 361. 365 f.
378. 391. 393f. 415f. 421. 423ff.
432. 452. 478. 485-495. 497 f.
499 f. 501. 504. 508. 514. 533.
540. 544. 547. 554.
— , «latMoÄr ©cmaWitt Wl^)p« 2,
4H4.
«ef f u9, Qofxmn9 22. 41. 116. 322;
2. 136.
heftet 2, 276. 299.
^ieron^muB Don $rag 264. 304.
325.
, «irf^fclb, ^on9 d. 328.
«oen (^onitt«) 2, 157. 162.
I ^ofmann, ^tläfiox 2, 311. 419.
I 420.
^oogfltatctt, 3a!oS 123. 208.
^ornnng, ftat^arina 2. 293.
— ©Dlf 2, 293. 296. 320.
^ubcrinud, da^pax 2, 425f.
^nbmaver, 8aUl^. 2, 269. 335.
^n«, gojann 39. 50. 206. 207.
240. 241. 246. 264. 295. 301
305. 335. 342. 347; 2. 216.
Butten, Utri* ö. 227—230. 246ff.
253. 255. 266. 284. 287. 297 f.
301. 320. 323. 325 f. 340. 357;
2, 46. 73f. 76. 83. 125f.
3*
Sdclfamer 2, 198.
3nnoccnj UI., 114; 2, 196.
— vm., 17. 49.
3ago», SDlatl^. d. 2, 479.
3ona«, 3uftu« 235, 322. 328;
2, 12. 20. 22. 34. 37. 130. 201 f.
212. 218. 249. 254f. 272. 291.
301. 325. 328. 339. 841. 347.
352. 364. 368. 385. 407. 441.
452. 460. 468. 481. 506. 510.
522. 553. 556. 560—563.
Söffet t). «o6^im 2, 532. 534.
3üter6oflt, 3afob d. 39.
SuÜtt« n., 79. 112f. 228. 281;
2, 396.
ftäfer (^Qifer), Seon^atb 2, 251.
356.
ftaUofen, :£)ietri(b 52.
Äaxt ber Äü^ne 6; 2, 76.
Äaxl V., 294. 295. 296. 297.299.
301. 302. 303. 304. 305. 306.
307. 308. 309. 310. 311. 312.
313. 314. 319. 320. 321. 323.
324. 325. 326. 327. 329. 330.
331. 332. 334. 335. 336. 338.
339. 340. 343. 344. 345. 346.
347. 351. 353. 354. 355. 356.
357; 2, 12. 71. 230. 325. 331.
335. 342. 344 f. 354 f. 357. 360.
367. 369. 376 f. 391. 415. 434.
441. 476 ff. 490. 501 ff. 507 ff.
509. 515. 536 f. 553.
^at^arinuS, SmbrofiuS 319. 321.
Äaufmann, (5»?riacu« 2, 329.
jtauf mann, Sene unb (Stfe, 9Hdftten.
Sutbcr«, 2, 517.
SttiUx, 9»i4ael 2, 277. 336.
j^empten, 91bt t>on 2, 181.
«eßtcr 2, 46.
J(etten6a4, t., ^inn^ 2, 87.
Äling, mmox % 548.
Äödcrift % 376.
Äötterifef*, ö. 2, 123.
Äolb, «ern^. 2, 276.
Äoppc, 8conl^. 2, 86. 202.
Ar am, »ffa ». 2, 235.
Ärana*r Snca« 32. 351: 2, 28.
198. 201. 526. 541.
Äranttoatb, ©atentln 2, 280. 310.
J^Tonberg, ^artmutb d. 2, 68.
74. 76.
Äropp 2, 140.
Jtnn^eim, t>. % 523.
Sitfli^t.
619
8-
Saafpljc, go^anu ». 65.
8a4mann 2, 257. 259.
8a ng, Soljann 41. 89. 90. 91. 92.
105. 126. 127. 146. 152. 154. 162.
202. 211. 235. 245. 265; 2, 30.
32 f. 57. 239.272.
Sangen 116.
Sangemantel, Äanonifuö 171. 180.
Satomud % 6. 233.
Sauterba*, anton 2, 509.
Seiftfan, $ro^3p ö. 79. 100.
Semnin«, ©imon % 471—473.
Sebne, äßnljime in Sutl^er9 ^u9,
% 517.
Sel^nin, «bt ö. 150.
8eo X., 113f. 131. 133. 149. 155f.
158. 160. 162. 165ff. 174. 177.
181. 186. 224ff. 229. 235. 245.
277. 282. 286 f. 296. 299. 302,
304. 306 f. 311. 313—315. 325.
338. 346; 2, 60. 70-72.
8int, ©enjcSlau« 81 f. 154. 163.
171. 173. 178. 195. 231. 277;
2, 8. 35 f. 48. 55. 86. 107. 205.
254. 297. 310. 367—69. 400. 555.
n\tx, ©an« 2, 382. 384.
Sombarbttö, ^ettnö 73. 103.
Sott^et, ^tWtix 202.
So^er, @eb. 2, 87.
2 ü n e b u r g , (Stnfl, ^r}Og t)on 2, 342.
389. 481.
— f Stanj, ©erjog t)on 2, 481.
Sütti*, «if*of wn 285.
Snbmig, tönifl oon Ungarn, 2, 231.
Snfft, ©and % 62.
Snpinn«, "^ttxvi^ 104. 215.
Sntl^tr, (gtiiabetl^, 2:o(!^ter be« 9icf.
2, 253. 306.
— , ©an«, SSater be« 9?cf., 31.33.
40. 44. 45. 54. 65. 66; 2, 340.
— , ©cinj, ©emanbter be« 9lef. 353.
— , Satob, 53rabet be« Seefotni. 34;
2 474. 562.
- , 3oianne«, @olJn be« 5Ref., 2, 232.
253. 340 f. 371. 409. 522 f.
— , Äatljarina (»on ©ora) 2, 85.
189. 198. 199—202. 212. 232.
250. 253. 371. 384. 386 f. 426.
451 f. 463. 474. 519 f. 522. 557.
562 f.
~, SWagbalene 2, 306. 523.
— , aWargarcte, iWntter be« 9icf., 31.
33. 44; 2, 340.
— , aWargarcta, Xod^tct be« ^Reform.,
2, 402. 473. 523.
— a«art., @o^n be«9lef., 2,384. 523.
-, ?aul, @ol^n be« 9lef., 78; 2, 384.
523.
sK*
ilRains, ©ettbolb t)on 24.
SWan«fetb, (Sraf t)on 32; 2, 192.
329.
— , Ktbre^t, ®taf öon 162; 2, 7.
69. 188 f. 202. 220. 226. 293.
368. 464. 553 f 556. 560—562.
— , ömfl t)on 2, 146.
— , ®cb^rb öon 2, 202.
— , ©an« ®eorg Don 2, 561 f.
— , ©oi?cr öon 2, 406.
aWantct, 3o^. 2, 86. 181.
aWanj, $etcr 2, 176.
3)latie, Königin bon Ungarn 2,
232.
aWargaretc, Xante Äarl« V. 2, 92.
aWarf^atl, «Rifotau« 39. 41. 70.
aWatt^efiu«, So^. 2, 202.
SRattl^iefen, San % 420. 421.
SKajimiltan. Äaifer 24. 25. 69.
111. 112. 118. 165. 166. 167.
172. 193. 223. 224. 225. 226.
228. 257; 2, 235.
SKeblev, 9^ic. % 512.
SWct^ctn, 3o5ann ». 75.
a^^edtenburg; ü)f{agnu9, ©er^og t)on
2, 302. 483.
— aibre*t t)on % 535.
— ©einrieb, ©erjog öon 2, 226. 483.
aKcißen, 53if*of t)on 234. 241 f.
244; 2, 264.
üßetanc^tbon 32. 36. 41. 55. 56.
58. 168. 169. 172. 194. 201. 202.
209. 215. 216. 220. 230. 231.
234. 242. 247. 274. 279. 290, 325.
«M
Stegiflcr.
9RcIan4t^oit, 2, 4. 5. 8. lOff.
17. 20 f. 26. 28. 32 f. 37 ff. 41 f.
52. 59. 60f. 76. 83. 92. 119.
128. 130. 135 f. 139. 153. 157.
170. 180. 182. 189. 202 f. 212.
233. 242 — 245. 247. 254 f. 256.
258. 266. 272. 277. 298 f. 304-309.
311 ff. 315. 317. 325. 328 f. 333 6i«
338. 340f.343f|. 347 f. 353—356.
358 f. 361-369. 382. 385. 387.
389. 392. 395 f. 30S. 406. 410.
413. 421. 423-430. 434. 437.
439. 443 f. 447 ff. 452f. 460-464.
471. 485. 487. 490. 492f. 495f.
502. 504 f. 509. 514. 522 f|. 527 ff.
531. 536ff.542f. 544 ff. 546.549.
552 f. 555. 557. 562. 568.
SRelanbet, 2)ion9flu8 2, 423.492.
aRctiiu9, Sufin« 2, 271. 311. 321.
407. 427 f.
flRenfing 2, 266.
ÜÄerf cburg, «bolf, ©ift^of öon 202.
242.
S«e^f'*, ©an« % 255. 321. 384.
425. 438. 471.
Sltever, ^ürgermcifler üon Safel,
2, 450.
SÄiltift, Äati t>. 185ff. 189. 192.
212f. 277. 279. 340.
SRod^an, Xuna i». % 34.
— , SJlargaret]^ *>. % 253.
ai^ore, <^ra % 41.
SDiotone, )}a)>fUt(^ (Skfanbtet am
ffiiener ©ofe, 2, 497.
SRofeUan, ^etct 203. 204. 205.
209.
Dtü^Ipf otbt, etabtDogt in 3tot(ta&
277; % 193.
aRüKer, ^afpar % 194.
üi^ünper, 8if((of üon % 516.
IRünlleTberg, Urfula, ©enoain t>ott
2 297.
aWünjer, X^oma« 2, 39. 144. 146.
148 f. 153. 169. 175—178. 180ff.
191, 194. 224 f. 286. 308. 391.
418.
aWutttcr, X^oma« 297; 2, 97.
286.
aif^udcttttt«, Soifg. % 427.
aRtttianu«, Äonrab 41. 89. 117.
127. 235.
aWt^conlu«, gricbr. 2, 237. 311.
427 f. 452.
iRotin, Sodann 52. 55. 57.
iRaumburg, »ift^of t)oii 187.
9^cfcn, ffiiUfcIm 325.
«.
«Rcul^cUer, 3- (iReoboto«) 2, 432.
9iifolau8 V. 3f.
0.
Oifcnfort^, f. 2)üngcr%tm.
OefoUmpabiuö, 234; 2, 74f.
126. 168. 275—279. 281 ff. 285 f.
291 f. 305 f. 308 f. 311 ff. 315.
388. 391. 423. 427 f. 542.
Demi er, 9^lfolau8 34.
O^30rinu8, 2)ru(!er in ©afcl % 509.
Orfini, (grjbif^of 226.
Ofianbcr, «nbrca« 2, 78. 82. 90.
97. 182. 287. 309 f. 316 f. 354.
399 ff. 425. 427. 431. 442. 496.
515. 518. 533.
¥acf, Otto b. 2, 293 ff.
^aji^, 3o]^ann toon 25. 49. 52. 55.
58. 131.
^ap^)en^cim, Utri* t. 328f.
?Jarentc, SBotf 325.
^aul in. 2, 436. 448. 507. 517.
537f.
?auli, ©cncbift 2, 404.
$cni, ®eorg % 169.
^ettifanu«, Äonrab 2, 126. 168.
9tegt|ler.
621
?ctcr, »atBter % 412f.
^ebenfletner 321. 352f.
«ctnfco, a«ario 161.
^cutlttgcr, Dr. Äonrab 171. 178.
230. 331. 344f.
$fals, Äurfütjl »Ott ber 2, 438.
^-Pfatjötaf gricbrl* 2, 227.302.
— Ottljeinti* 2, 515.
— $]^tlt)}p, i6if(ioft)oniRQumburg
unb greifing 2, 511.«
— SBoIfgang 154. 310. 355.
?5fcffcrIorn, Sol^im 123; 2,533.
^fcffinger, 2)cgcn]^arb 185f.
Pfeiffer, ^dnri* 2, 175. 177.
$flug, 301 b. 2,502. 511.
^irfl^elmer, ffiiüibatb 211. 235.
281; 2, 79.
$ifiOTi9, 9Ratemu9 38. 39.
— , Dr. @lmott 203.
?Jijlorlu«, 3o^f. % 502.
?Jin« IL 281.
^lanift, 30^. ö. b. 2, 45. 76. 78.
80. 95 f. 242.
^olcnj, ®eorg bon 2, 90.
^olUA, aWortitt 69. 70.
Kölner, ©an« 2, 517.
^rS^30fitu8 (?5ro^3fi), 3alob 232;
2, 20. 59. 86. 92. 197. 473. 556.
^ricriaö (^btt>ejlcr SWajjottni)
160—164. 167. 169. 186. 194.
254.
$T0le9, Snbrea9 47. 50. 60.
^robfi (^xopfi) üe)^ $r5^orttu9.
Ouciß, Srl^arb ton % 90.
m*
9tabe, 2ubn>ig, 9{at91^(n bon ©aOe
2, 470.
9iangone, ^f((of bon S^eggio 2,
434.
9iei<(enba4 2, 198.
aicinede, 3olJann 34; 2, 473.
»etnl^arb, a^attin % 143. 151.
154. 169.
8«en*lln, 3olJann 41. 122—125.
161. 168. 200f. 228. 230. 234.
246 f.; 2, 135.
9ei^egiu«, Urban 2, 158. 425.
9i]^enanu9, «eatn« 231.
»l^fobin«, SolJ. 2, 157.
9lobett bon ber ^att 313.
9^04 U^, ©er^ogin Don (©^loefler
^l^ilipp« bon Reffen, ed^toieger-
to<bter Georgs bonea^fen) 2, 486.
492.
9iörer, Ocorg 2, 200. 234. 254.
412. 530.
mot^, @te^§. % 531.
9tottmann, eeml^arbt 2, 420. 421.
9{ubfelbt, Smbr. 556.
Slü^cl, 3olJ. 171; 2, 192. 200f.
205.
9tupf, jtonrab 2, 215.
@ad^fcn, «ugnjl, ©erjog t>on
2, 515. 552.
— , (gtnjl t)on, ötub«: be9 Äurf.
3olJ. gticbri* 2, 512.
—f (Seorg, ©erjog ton 22. 200.
201. 202. 207. 208. 2ü9. 210.
240. 242. 321. 323. 340. 342.
351; 2, 10. 12. 28.41. 45. 47 f.
61. 65. 68. 72. 95. 127. 129.
170, 177. 191. 209 f. 222-226.
Stelht, int^. n.
228. 263 f. 266. 293. 295. 297 f.
336. 379. 380 f. 402—405. 409.
433. 435. 476 f. 480. 482.
@a(4fen, ©einriß, ©etjog ton
2, 297. 327. 480-482. 492.
— , gricbri(i, Änrfütjl »on 68f.
71. 82. 105. 112. 133. 147. 148.
149. 152. 154. 155. 165. 166.
167. 171. 172. 174. 178. 182.
183. 184. 185. 195. 197. 212.
40
«22
213. 214. 221. 224. 225. 230.
239. 240. 242. 243. 248. 256.
274. 277. 283. 290. 291. 292.
293. 294. 295. 296. :K)0. 301.
3aS. 307. 309. 310. 313. 314.
31«. 318. 323. 327. 387. 340. 350.
:tö3. 355; L, 9. 24. 45. 72. 76.
78. 95 f. 103. 146. 200. 205. 210.
213. 219. 239.
ead>fcn« 3o^ann, Xurffitfl toott
195. 249. 301. 350. 351 ; 2, 59.
62. 66. 69. 96. 118ff. 148f. 151.
188f. 191. 205. 210f. 213. 219f.
238. 21^. 298. 318. 325f. 328.
338. 342. 346. 354. 360. 365.
368. 371. 375. 377. 379. 387.
393 f. 397.
(»torg« % 480.
— , 3oJann griebri*, Äurfürjl
toon 318. 321: 2, 151. 219. 320.
368. 377. 397 f. 403. 405. 415 f.
432. 434 f. 437 f. 440 ff. 444.
447 f|. 451 ff. 457. 461—465.
469ff. 475. 481. 489. 491 f. 493 f.
499. 500-503. 505f. 508. 511 ff.
514. 518 ff. 522. 530. 532. 534.
538ff. 546. 548. 552. 554f. 562.
— , jtat^tina, ©emal^Iin ^er^og
^finridt^« ))on ^<^fen % 461. 480f.
— , aWori^ wn % 508. 514 f. 536.
552.
@ale, aWorgarctc öon bet % 486.
490.
ealjburg, (Sr)6if<!bof ton 170. 187.
312. 314; % 476.
@*at}gcr, Äaf<>ar 2, 88. 126.
@(!|^auinburg, <8vlteflet ))on 253.
255.
@*ettf, Dr. Safob 2, 461. 462.
463. 467. 468.
@*e^3^3cr, Corncliu« % 343.
©(^eucrl, CJtiflop^ 71. 106. 185f.
196; 2, 297. 406.
e^irUnft 2, 471.
S(!^Uin]^auffen, Sodann 2, 452.
(Sdt^nabel, $:iletnann % 86. 125.
@(bncpf, (Srjatb 154; 2, 336.363.
366. 416. 423. 496.
@*önfetb, Don 2, 85.
@*öni*cn, Sorge 2, 35. 87.
ec^önit}, ^QttS toon 2, 469 f. 475.
-, anton öon 2, 470f. 474 f.
e<^|Ott, ton 328.
@(bn>ar)bttrg, (draf k>on % ^7.
561.
@cb»entfe(b, itafpar % 280.310.
543. 545.
ed^nrf, Sagnfliii % 252.
@6uTf, ^teronpmu« 70. 145.314.
330. 343f.; 2, 46. 48. 242. 548.
@crtptortd, $aul 60.
(beultet u9» i6if(^of t>oii S3ranbfn«
bürg 80. 139. 147. 155.200.212.
340.
@eccriu0 % 286.
ecc^ofer. arfaciu« 2, 170.
©cnfet, l»abtt)ig 2, 371. 512. 526.
ecvler, ®mott 2, 363. 425f.
486 f.
©lebtrger ob. ©cebcrgcr, fflo%,
?ut]^r« aHencr 2, 521.
©idingen, gratij toon 226. 228.
246f. 253. 284. 287f. 300. 325f.
340; 2, 6. 9. 68. 73—76.83.96.
180. 308.
@igl«inunb, Äaifer 295. 305f.
347.
— , Äönig bon $oIcn, 2, 478.
eijtu« VI. 7. 20. 158. 174.
^^patatin (®eorg Sutfl^arbt au8
©patt) 32. 41. 93. 105. 126.127.
149. 150. 152, 165. 167. 168.
179. 180. 181. 183. 189. 193.
194. 195. 197. 203. 209. 213.
221. 239. 240. 241. 242. 243.
244. .249. 254. 257. 277. 281.
288. 289. 294. 295. 314. 318.
320. 324. 327. 337. 346. 351.
352; 2, 4. 11. 16f. 19. 26. 28.
54. 56. 59. 62. 74. 85. 98, 112.
114. 116. 128. 143. 146. 172.
188. 199. 202. 204— 211 ff. 221.
223. 225. 228. 232. 234. 237.
244. 248f. 277. 328. 355. 363.
382. 447 f. 452. 481. 520. 530 f.
©pangenbetg, 3o^anne8 81.
©pcngler, Saüaruö 232f. 281. 301.
307; 2, 310. 327. 351. 366 ff.
399.
©pcratu«, ¥aut % 91. 112. 162.
©tauffeii'^rumba^^, Srguk ton
2, 88. 170. 198.
©taupil}, ©untrer ton 2, 121.
— , 3o^. ton 20. 48. 59. 60. 61.
62. 63. 64. 65. 69. 70. 71. 73.
74. 75. 81. 82. 83. 85. 91. 94.
106. 152. 154. 155. 156. 162.
Stegißer.
628
169. 170. 175. 176. 178. 179.
183. 187. 194. 214. 231. 232.
240. 256. 277. 297. 314. 315;
L, 85. 171. 172.
©tein, SSolfgang % 151.
etiefeU ÜRii^Qel % 86. 181. 232.
293. 418 ff.
@tor4, Sfiifoiau« 2, 38. 39. 40.
41. 54.
©tabion, (S^rtpo^^ k>on, 9if(^of
t)on tlugSburg % 340. 346. 357.
©tonn, Äafpar 321. 324. 328. 351.
352.
@trau6, ^una, 9{^te Sut^erS 517.
etrouß, Satob 2, 118. 119. 120.
134. 153. 171. 181 f. 219. 283.
@tflbner (S^artud St^omä) % 38.
40f. 54.
<StuttH3f, ©irnon 2, 176.
©türm, 3afob 2, 305. 312. 315.
336. 448. 537.
©tur), Dr. ®eorg, qu9 (Stfurt
2, 451. 452.
©uUtman 2, 231. 415.
©ummenl^att, Äcnrab 60.
@ufo, ©cmri(!(^ 2, 39.
©waDen, $ctcr 321.
a;-
Zauber, Äafpar 2, 172.
^auben^eim, ^onS Don 2, 35.
Saurer, Sodann 92ff.; 2, 39.
3:c^el, Sodann 133ff. 137ff. 141.
147-151. 158 f. 161. 186.
2^ann, (gber^iarb b. b. 2, 311. 383.
516.
Xl^omaB bon ^quino 2, 60.
K^orn, Sambcrt 2, 93.
2^ür, SoJ. 2, 183.
3:^un, gricbri* »on 328. 335. 351.
SrebontuS, 3o^. 36.
Srutbcttcr, 3obocu8 37. 39. 41.
71. 81. 103. 154. 235.
j£ube9co, 9{iCo(au9 t>on 176.
U.
U trieb, ^r}og bon Württemberg
% 283. 291 f. 312. 415 f. 423. 448.
Urban VI. 4.
Uriel, (Srjbif^of ton ÜRain} 124.
U fingen, 8artl^o(omSu9 Slrnolbi
öon 37. 51. 55. 57. 103. 154.
235; 2, 58.
»•
«alla, Saurentiud 119. 229. 246.
^«ai^, be 2, 544.
«ergerio 2, 436. 437. 438. 439.
440. 441. 478.
^ebud, Dr. ^ieront^muS 240ff.
344 f.
93eUn>i(f % 498.
Senetu9, Gabriel 160. 162.
Ißiterbo, Sgibiu« bon 114; 2, 71.
iBoed, $einr. 2, 93.
i^oUant, Kmbroriu9 70.
»orft, $eter Don ber, ©if^of bou
»qui 2, 449.
n.
Salbe}, »Ifonfo be 2, 343. 344.
SB a 1 1 e r , $ieront^mu9, ^ürgermeißer
öon Seipjig 2, 469.
— , 30^. % 113. 215. 527.
©eibin, Urfuta 2, 88. 89.
SBeinmann, ©ebafüan 43.
Weiler, $)ieront^mu9 2, 340.
-, ^ter 2, 340.
Wert^eim, ®eorg ton 340.
Wefel, So^nn Don 39. 143.
tM
Stcgi|Ut.
Ocflcrintg, OctVirb % 64. 151.
154.
Ocltcrmantt 2» 140.
mxctU Oeorg 2, 406f. 409. 417.
433. 448. 464.
IBicfUf 207. 804. 885.
IBieb, ^ermann Mn, Qt)6if4ef i»Ott
«Mn 497. 516. 536.
tBilb, ettpt^n, au« 3»ufau 2, 453.
Oiiii«>feti]id, 3Qto5 116. 122
257.
fBin^tna, jronrab 148; %\
335.
fBinfter, ^org % 292. 470.
IBitel fic^ SiccL
f&it^ithtn, griebr. t». % 147.
IBolf^arbt ^A ^7.
f&ol\tp 2. 71. 101.
Simene« % 71-
3»
BaAarifi, 3o(aiiiicS 50.
Bod, 3e(. 210.
Beil 2, 146.
Bell, iRatt^. % 182.
Beffün, t>. 2, 85.
Biegtet, 8<ni^tb 2, 233.
— , SUmen« 2^ 87.
3i«ta 2, 10. 74. 180.
3üt|>(cn, «dnrii^ bon % 20. 86.
92. 173.
BiotUing, Oa5rid[ % 19. 34.
52. 55 f. 86.
Btolngli. mn*231; 2, 154.15
160. 168. 176 f. 182. 267. \
bi« 283. 285—292. 303. 30
311—315. 317. 335 If. 353. 3
390f. 427 f. 432. 542. 545.
2)tn« von ffricM^ «nbceaa ißcvt^ in 9of^,
^nf^att
©eite
Stritte» IBn«.
jiiif htx 39ati0ittg unb in 3l>itteii6et(| 0ii» ittm jim^fioiifi
be5 SSaitettift¥ie(|$«
(SrßeS ^ aaltet. 2)te SBartburgrul^e unb ber <Sturm in SBittenberg. 3
3toeite9 j^apitel. Sut^erS ^{üdte^r unb bie ^nfänqe bc9 eban«
gettf^cn Äird&cn©efcn^ 43
2)ritte9 j^apttet. Sut^er unb bie öffentlichen ©etoolten .... 70
193ierte9 ^a^pitel. 2)ie KnfSnge be9 neuen ebanc^elifc^en Seben9.
3)ic ge^be mit (gtatou« 105
günfted Kapitel. 2)er Stampf mit ben ed^iDSrmern .... 140
^ed^fie^ ßaipitel. Sut^ei: im 8auemtrieg unb feine 93er]^eiratung . 175
901» Stanrtnfttiefi 6i$ )U( SlMfte^t V9m Stei^^iafi )ii jiiig$0ti((|.
C2t|le9 ^apitet. '3la6f bem i^auemtrieg bis pm ^eid^dtag t)on
@peier 209
3&>eitedJta:t>iteI. 2)ie ißifttation unb bie ^ated^i^men .... 237
2)ritted Kapitel 2)er $am^f mit ben S^dmem unb ^totxitxn,
1526-1529 263
)6iette9 jiapitel. 2)er 9{ei49tag in @^er unb bai$ SD^arburger
®ef^3rä* 301
günfte« Äa^)itet. 2)er «ei*«tag ju «nggburg 324
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